Gut ist nur ein Wort von Die_Katzenhai (wenn Welten sich kreuzen) ================================================================================ Kapitel 20: Chaos ----------------- Nervös strich sich Ava über den dunkelblauen Stoff ihres Kleides. Für ihre Verhältnisse war es eigentlich viel zu kurz, aber für die Mission war es das Richtige. Leider. Oh Mann! Das konnte was werden. In der Liste der Top Zehn Dinge, die sie nicht konnte, stand Small Talk auf Platz 1. Direkt neben dem Schulsport aus der achten Klasse. Die Peinlichkeit, wie ein Sack voller unförmiger und schwitzender Kartoffeln am Barren zu hängen würde sie ihr Leben lang verfolgen. In dieser Welt und in der, aus der sie stammte, erst recht. Sie seufzte leise, betrachtete sich noch einmal im Spiegel und stellte fest, dass sie gar nicht so schlecht aus. Dezent geschminkt, die blonden Haare zu einem eleganten Knoten im Nacken geschlungen (es hatte Ewigkeiten gebraucht, damit sie richtig lagen). Ja, so konnte sie gehen, was jedoch nichts daran änderte, dass nichts glatt laufen würde. Garantiert nicht. Mal ehrlich: Wer von ihnen würde das hinbekommen? Sie selbst? Keine Chance! Sunny? Charmant war sie, als Model, aber viel zu naiv. Ruri? Sie sprach nicht mal mit Feline viel, dann gleich mit irgendwelchen Fremden? Nie im Leben! Feline? Sie hätte die besten Chancen, doch befürchtete Ava, dass sie irgendwem an die Kehle gehen würde. Scheiße. Das waren echt tolle Aussichten. Sie würden versagen, alle vier. So viel war da schon mal sicher. Und ein Blick auf die anderen, die vor dem Ryokan standen, bestätigte Ava in dem Gefühl. Feline, die ein enges, knappes Kleid in Schwarz trug und es tatsächlich geschafft hatte, ihre sonst wild abstehenden Haare zu bändigen, hatte die Arme vor der Brust verschränkt und den Blick in Richtung Kawagakure gerichtet. Sunny hingegen, in einem – wie Ava nicht anders erwartet hatte – pinken, irgendwie flauschigem Kleid, wirkte fröhlich und grinste zu ihr herüber. Ava quittierte das mit dem Verdrehen ihrer Augen. Das musste wirklich nicht sein. Stattdessen sah sie zu Ruri. Ihr Kleid war goldbraun, vorne recht kurz, hinten länger werden und besaß keine Träger. Sie sah wunderschön aus, aber irgendwie … Ava konnte es selbst nicht beschreiben. Es war nicht so, dass es nicht zu Ruri passte – im Gegenteil, die junge Japanerin schien für solche Kleider perfekt geschaffen zu sein – aber es war nicht richtig. Sie sah furchtbar verloren aus, dass sie Ava schon fast leid tat, doch dafür war jetzt einfach keine Zeit. Bevor noch irgendwer etwas sagen konnte, ging die Tür hinter Ava auf und Hidan trat grinsend heraus. „Siehst heiß aus, Ruri.“ Genau das musste jetzt sein. Ruri reagierte nicht, oder ließ sich zumindest nichts davon anmerken. Ava hätte auch nicht gewusst, wie sie auf ein solch direktes Kompliment eines psychopathischen Massenmörders hätte reagieren sollen. Vermutlich gar nicht. Zumal sie sich verarscht vorkommen würde. Hidan wirkte nicht so, als ob er es ehrlich meinte. Viel eher, als würde er sich über sie lustig machen. „Was willst du hier draußen?“ Feline hatte den Mut zu sprechen, klang dabei sogar genervt. Doch Hidan schien das nicht zu stören. Stattdessen grinste er einfach nur weiter, ging auf sie zu und legte seine Arme um Feline und Ruri. „Ich wollte euch Hübschen nur noch einmal sehen.“ Sahen sie wirklich so dermaßen scheiße aus? Er schien sie echt fertig zu machen wollen. Machte ja echt Laune. War ja nicht so, dass sie alle schon nervös genug waren. Nein. Überhaupt nicht. Es war alles vollkommen in Ordnung. Merkte man, dass sie nervös war? Feline nahm Hidans Hand mit beiden Händen und hob seinen Arm weg. „Ich bin zwar äußerst geschmeichelt, aber meine Frage wurde damit nicht geklärt.“ Sie zog eine Augenbraue hoch. Was würde jetzt kommen? Dass er von Kakuzu sagen sollte, sie sollten mit den Kleidern vorsichtig umgehen, damit sie sie noch zurückgeben konnten? Auch wenn er für die Finanzen Akatsukis zuständig war und ihr schon geizig vorkam, glaubte sie nicht, dass es so extrem war und es wurde schon oft genug bewiesen, dass sie hier in keiner schlechten Fanfiction steckten, die jedes Klischee erfüllte, sondern in der Realität. „Euch sagen, dass ihr es nicht versauen sollt.“ Nun wirkte Hidan ernst. Das hatte Ava befürchtet und es klang auch viel mehr nach Akatsuki. Wie toll. Und so motivierend. „Werden wir nicht“, sagte Feline kühl, drehte sich um und lief langsam los. Die Schuhe, ebenfalls schwarz und mit mörderischen Absatz in der Hand haltend. „Ihr müsst euch keine Sorgen machen“, warf Sunny ein und Ava hätte sich am liebsten die Hand gegen die Stirn geschlagen. Das war peinlich. „Wir werden das Schiff schon schaukeln.“ Hidan lachte nur. „Genau, das werdet ihr tun.“ Auch er wandte sich zum Gehen. „Es ist eine Warnung, wenn ihr es versaut, wird euch das nicht gut tun.“ Das hatte Ava allzu deutlich verstanden. Sie warf den anderen beiden Frauen – gut, in Sunnys Fall wohl eher Mädchen – einen Blick zu und folgte Feline. Ebenfalls die Schuhe nicht an den Füßen tragend, das wäre bei dem Weg, der größtenteils durch den Wald und bergab ging, zum Dorf zu hinderlich. Gerade bei ihrem Geschick, wenn es um solche Absätze ging. Es würde keiner mehr heraus kommen, immerhin war schon alles besprochen, was diesen Auftrag anging und sie vermutete, dass Hidan das nur getan hatte, um sich ein wenig zu amüsieren, wenn man das so bezeichnen konnte. „Was sollen die ernsten Gesichter?“, fragte Sunny nachdem sie eine Weile gelaufen waren. „So schlimm kann das doch nicht werden, oder?“ Die drei anderen blieben stehen. Feline und Ava warfen sich vielsagende Blicke zu, während Ruri sich nicht einmal umdrehte. „Wie oft noch, Sunny? Es ist kein Spiel, das ist hier ist eine Mission“, sagte Ava, sichtlich bemüht ruhig zu bleiben. „Das weiß ich ja, aber wenn ihr mit so einer Einstellung daran geht wird das doch nie etwas werden. Die Informationen werden wir sicher leicht bekommen.“ Sie grinste nur wenige Augenblicke. Es passierte verdammt schnell. So verdammt schnell, dass Ava erst nicht mitbekam, was genau geschehen war. Sie sah nur Feline vor Sunny stehen, eine Hand um deren Kehle gelegt. Die Krallen ausgefahren und über die Halsschlagader gelegt. In diesen Moment wäre es ein Leichtes für Feline, Sunny umzubringen. „Sunny, jetzt noch mal zum Mitschreiben. Mission. Gefährlich. Du reißt dich jetzt gefälligst zusammen und bleibst verdammte Scheiße noch mal ernst.“ Feline stieß ein leises Fauchen aus und sah Sunny aus gefährlich blitzenden Augen direkt an. „Und wenn du dich nicht zusammenreißt, werde ich dir beweisen, wie ernst die Lage ist.“ Grob schubste sie sie weg und Sunny taumelte einige Schritte zurück, fasste sich an ihren Hals und hatte Tränen in den Augen. Zum ersten Mal, seit dem Ava sie kennen gelernt hatte, tat ihr Sunny richtig leid. Das hatte sie jetzt auch nicht verdient. Doch hütete sie sich davor, das jetzt Feline, die mit wütenden Blick weiter lief, zu sagen. Das würde sicher nicht gut enden. Überhaupt nicht. Auch Ruri wirkte ein wenig geschockt, zwar wussten sie, dass Feline gefährlich sein konnte – immerhin blieb der Kampf gegen Amaro im Gedächtnis – doch damit hatten sie nicht gerechnet. Nicht gegen Sunny. Das konnte ja heiter werden. Die Mission würde sich ein grandioser Erfolg werden. Sie standen vor einen dem großen Haus – wobei, das Wort Villa traf es eher, das Ding war riesig – und Ava kam sich seltsam verloren vor. Die Musik und Geräusche der Party, wenn man es als solche bezeichnen konnte, drangen bis hier hin hervor. „Da wären wir also“, murmelte Ava, strich sich noch einmal das Kleid glatt und zog sich die Schuhe an. „Ihr wisst noch, was besprochen wurde?“, fragte Feline in die Runde. Sie nickte alle. Natürlich hatten sie das. So leicht war das nicht zu vergessen, nicht, wenn Pain das mit einer nur-ein-kleiner-Fehler-und-ihr-seid-tot-Stimme gesagt hatte. Es war nicht erwähnenswert, dass dies keine von ihnen sonderlich ermutigt hatte, oder? „Ich bin scheiße nervös“, murmelte sie dann, biss sich auf die Unterlippe und blickte zu den anderen. „Ich auch“, gab Feline zu und seufzte lautlos, „aber wenn wir uns konzentrieren, werden wir das schon schaffen.“ Sie machte eine Pause, sah zu dem Gebäude und dann wieder zu ihnen. „Naja, das hoffe ich zumindest.“ Wie motivierend. Feline hatte es echt drauf. „Dann los?“ Ava massierte sich einmal kurz die Schläfen, bevor sie fragend zu ihnen blickte. „Dann los“, bestätigte Feline. Die anderen beiden nickten. Noch ahnte niemand, was auf sie zukam. Sunny trat hervor, atmete tief durch und klopfte gegen die Tür. Sie mussten nicht lange warten, da trat ein großer Mann mit hellblonden, beinahe weißen, Haaren an die Tür und lächelte sie an. Die stahlgrauen Augen musterten jede einzelne von ihnen. Sunny wurde das Gefühl nicht los, dass er sehen konnte, was sie vorhatten. Wie gruselig. „Wer seid ihr?“, wollte er mit strenger Stimme wissen. Sie war genauso kalt wie sein Blick. „Wir haben von dem Treffen gehört und wollten dabei sein. Wenn wir dürfen.“ Sie warf ihm ein Model-Lächeln zu. Dann stellte sie sich selbst und die anderen drei vor. „Freut mich, euch kennen zu lernen.“, sagte der Mann, „Ich bin Akiyama.“ Er verneigte sich leicht und sie taten es ihm gleich, allerdings stärker. Diese ganzen japanischen Gepflogenheiten waren Sunny noch nicht ganz ins Blut übergangen, es fühlte sich ziemlich seltsam an. Es war anders als in den USA. Schwieriger. Aber sie wurden tatsächlich rein gelassen und sogar Sunny, die zwar alles andere als arm gewesen war, war ein wenig überfordert. Es brauchte einige Zeit, bis sie sich zu Recht gefunden hatte. Ein Blick zurück zeigte ihr, dass es ihren Begleiterinnen nicht anders ging. Feline erinnerte sie zum ersten Mal seit langem nicht mehr an ein Raubtier, sondern an die Katze ihrer Nachbarin, die sich immer unter dem Sofa versteckt hatte. Den Kopf schief gelegt, ein wenig tapsig und einen Mundwinkel hochgezogen. Hätte sie sie nicht erst vor gut einer halben Stunde bedroht, hätte Sunny das ja wirklich niedlich gefunden, aber jetzt ging es einfach nicht. Nach wie vor hatte sie Angst vor ihr. Ava knickte sogar einmal mit ihren Schuhen ein, strich sich nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht und blickte sich in Raum um. Und Ruri sah sie erstmal nicht und Sunny schämte sich schon fast dafür, aber sie war einfach in der Masse an Leuten untergegangen. Als sie sie dann schließlich sah, fiel ihr auf, wie unsicher Ruri wirkte. Beinahe könnte man glauben, sie würde sich jetzt am liebsten unsichtbar machen. Irgendwie verschwinden. Sie war überfordert. Scheiß auf die Mission, dafür hatte sie noch genug Zeit. Jetzt wollte sie einfach zu ihr. Gut, Ruri war drei Jahre älter als sie, aber trotzdem weckte sie in Sunny gerade den Beschützerinstinkt. Es dauerte ein wenig, bis sie sich zu ihr durchgekämpft hatte und Sunny konnte schwören, dass ein paar Ellenbogen ihr mit Absicht … an gewisse Körperstellen gedrängt wurden. Sehr toll. Das machte doch Laune. Dennoch lächelte sie weiter. Bloß nicht anmerken lassen, dass sie es gar nicht so toll fand auf diese Art angestarrt zu werden. „Ruri“, sagte sie sobald sie sie erreicht hatte, „alles in Ordnung?“ Die Angesprochene sah sie an, seufzte und schüttelte ihren Kopf, dass die kastanienbraunen Locken ihr ins Gesicht fielen. „Nein.“ Eine schlichte Antworte, aber Sunny hatte auch nichts anderes erwartet. Nicht von Ruri zumindest, sie war eben sehr schweigsam. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, bot sie ihr an. Sie wollte wirklich irgendetwas für sie tun. „Ich glaube nicht. Ich meine, wir müssen jetzt hier durch, oder?“ Sunny seufzte. „Ja. So sieht es wohl aus. Aber wenn irgendetwas ist, ich bi-“ „Entschuldigen Sie?“ Eine tiefe, schmierige Männerstimme erklang hinter ihr. Sunny drehte sich irritiert um und blickte in zwei dunkelgraue Augen, eines Mannes, der nicht sehr viel größer als sie war. „Was gibt es?“ Sunny war ihm ein Lächeln zu. „Ich wollte Sie auf ein wenig Wein einladen, meine Liebe.“, sagte der Mann „Ein kleines Gespräch unter zwei Augen vielleicht?“ Sogar sie ahnte, dass sicher mehr dahinter steckte, aber wenn er so auf sie abfuhr war es – hoffentlich! – einen Versuch wert. „Ja, natürlich. Nur einen kleinen Moment, in Ordnung?“ „Für Sie nehme ich mir auch zwei Momente Zeit.“ Schleimer. „Ruri, wenn etwas ist, such mich, ja? Wir sehen uns später.“ Doch das würden sie nicht. Ruri nickte nur knapp, drehte sich dann um und verschwand in der Menschenmenge. Sunny sah ihr kurz nach, bevor sie wieder zu dem Mann sah. „Ich bin soweit.“ Keine zehn Minuten später stand Sunny mit dem Mann auf einem Balkon. Die Nachtluft war kühl und von einem Gefühl erfüllt, dass sie nicht zu ordnen konnte. Etwas Unheilvolles. Gefährliches. Aber das merkte sie nicht. Sie blickte wieder zu diesem Mann, dessen Name sie noch immer nicht kannte. Sie hatte natürlich danach gefragt, aber er hatte immer wieder abgeblockt. Ganz toll, aber gut, das würde sie schon irgendwie schaffen. Einfach weiter lächeln und hoffen, dass er ihr irgendetwas über diese seltsamen Ereignisse verraten konnte. „Also, woher kommen Sie?“, fragte der Mann nach, ließ sie dabei kein Stück aus den Augen. Sunny machte das nervös, aber was sollte sie tun? Sie konnte ihm schlecht sagen, dass er das lassen sollte, wenn sie irgendetwas aus ihm heraus bekommen wollte. „Ein wenig weiter entfernt“, wich sie der Frage auf. New York würde ihm wohl kaum etwas sagen. „Und das wäre?“ „Konahagakure.“ Das war das erste, was ihr einfiel. Nicht unbedingt das Klügste, was ihr eingefallen war, aber hoffentlich merkte er es nicht. Außerdem kannte sie sich ja, dank des Animes, zumindest ein wenig dort aus. Genug, damit es nicht auffiel. „Interessant“, sagte der Mann, „mein Onkel lebt dort. Vielleicht kennen Sie ihn ja.“ „Ehm, das kann sein. Wie heißt er denn?“ „Akio Inzuka.“ Naja. Den Clan kannte sie zumindest, aber nicht mehr. War aber doch besser, als nichts, oder?“ „Ich kenne die Inzukas“, fing sie an, „aber ihn leider nicht. Aber wenn ich zurück bin, kann ich mich ja nach ihm umsehen. Wie heißen Sie denn? Dann kann ich von Ihnen Grüßen ausrichten kann.“ „Grüßen Sie ihn einfach von dem verschollenen Neffen.“ Ganz toll. „Das werde ich tun.“ Was blieb ihr auch anderes übrig, als das zu sagen? Scheiße. „Sie kommen viel herum, nehme ich an?“ „So kann man das sagen.“ Seine Augen blitzen auf. Scheiße. Irgendwie machte sie das total nervös. Dieser Kerl war seltsam. Verdammt seltsam. „Dann haben Sie auch viel gesehen.“ Oh Mann. So schwer konnte es doch nicht sein Informationen aus ihm heraus zu bekommen! „Auch das darf man behaupten.“ Okay. Und nun? Sie hatte eigentlich keine Probleme mit Small Talk, aber hier war das doch etwas anderes. Es ging nicht um einen Modeljob sondern um etwas Wichtigeres. Ganz so einfach wie gedacht war es wirklich nicht. Scheiße! „Ich habe vorhin von irgendwelchen seltsamen Ereignissen hier gehört. Ein Mann hat darüber gesprochen. Wissen Sie etwas darüber?“ Vielleicht konnte sie so etwas reißen. „Ach?“ „Ja. Das habe ich gehört.“ „Interessant.“ Er schwieg eine Weile. Super. Nach dem Sunny einige Zeit – ihr kam es verdammt lange vor, aber wahrscheinlich waren es nur einige Minuten – geschwiegen hatte, wurde es ihr doch ein wenig zu blöd. „Und?“ „Und was?“ „Haben sie davon etwas mitbekommen?“ „Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Das werden wir sehen.“ „Und das heißt?“ Er antwortete ihr nicht, sondern drehte sich um und lief an den Rand des Balkons, blickte in den Himmel. „Die Sterne leuchten diese Nacht schön, nicht wahr?“ Wie bitte? Sunny blinzelte. Das brachte doch nichts! Dieser Kerl war gruselig und verrückt, da konnte sie auch gehen. „Entschuldigen Sie mich. Meine Freundinnen suchen sicher nach mir.“ Mit diesen Worten verschwand Sunny durch die Glastür zurück ins Innere des Gebäudes. Brachte doch alles nichts. Was für eine Zeitverschwendung! Hätte sie doch gleich wissen können, dass bei so einem Schleimer nichts herum konnte! „Ich glaube nicht, dass Sie gehen sollten.“ Sunny zuckte zusammen und wirbelte herum. Sie war keine zehn Meter weit gekommen und der Mann stand in der Tür, sah sie mit gefährlichem Blick an. „Und ich glaube, dass ich das selbst entscheiden kann.“ Stolz reckte sie Kinn in die Höhe, drehte sich wieder um. Sie ließ sich nicht von einem Kerl befehlen, was sie zu tun oder zu lassen hatte. Garantiert nicht. „Das Chaos zu verärgern ist eine schlechte Idee, Sunny.“ Das Chaos? Von was redete er da? Meinte er damit die Anomalien? Das konnte eigentlich ganz gut passen. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren, vielleicht konnte sie ja jetzt noch etwas erfahren. „Was ist das Chaos?“, fragte sie mit fester Stimme nach. Der Mann lachte auf. Trocken. Kalt. „Das braucht dich nicht mehr zu interessieren.“ Er stürmte vor und Sunny keuchte erschrocken auf, wich aus und rannte los. Während sie um eine Ecke bog, zog sie ihr Kleid ein Stück hoch und griff in die Tasche, die sie sich um den Oberschenkel geschnallt hatte. Ein Kunai. Nicht mehr, aber vielleicht konnte sie das zumindest ein wenig beschützen. Bis sie die anderen traf. Scheiße! Die anderen? Was war mit ihnen? Was, wenn sie auch angegriffen wurden? Sie musste sofort zu ihnen, auf der Stelle. Ruri konnte gar nicht kämpfen und Ava war auch nicht so geschickt, was das betraf. Sunny beschleunigte ihre Schritte. Zum Glück lief sie oft genug mit solchen hohen Schuhen, das war jetzt ein Vorteil. Sie musste nicht stehen bleiben, um sie auszuziehen, sie konnte weiter rennen. Ihr Atem beschleunigte sich, ihr Herz schlug beinahe schon schmerzhaft schnell, aber darauf achtete Sunny jetzt nicht. Es gab wichtigeres, als ein bisschen Seitenstechen oder Atemprobleme. Sie konnte nicht zulassen, dass den anderen etwas geschah. Sie hörte die Schritte des Mannes hinter sich, es hörte sich nicht mal so an, als würde er sich beeilen, als würde er nur mit ihr spielen. Wie eine Katze mit einer Maus. Vor ihr gabelte sich der Flur und Sunny entschied sich, für die linke Seite. Zum Glück. Denn sie erkannte dort Ava, die genau in diesem Moment aus einer Tür stürmte. „Ava, wir müssen sofort hie-“ Sunny kam nicht weiter. Noch bevor sie realisieren konnte, was gerade geschah, war sie tot. 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