Gut ist nur ein Wort von Die_Katzenhai (wenn Welten sich kreuzen) ================================================================================ Kapitel 21: Blut ---------------- „Ihr Schwert ist interessant“, sagte Feline und betrachtete das Katana, das der Mann gezogen hatte. Griff und Scheide waren schwarz, die Klinge schimmerte im Licht des Mondes bläulich. Der Besitzer, ein großer Mann Anfang fünfzig, Ryuu, nickte zufrieden auf die Aussage. „Aoihi* ist eine besondere Waffe.“ Und damit hatte Feline gerechnet. Sie hatte ihn nicht nur angesprochen, weil der die einzige Person war, die eine gut sichtbare Waffe trug. Es war das Schwert selbst gewesen. Etwas zog sie an, aber sie konnte nicht beschreiben, was es war. Feline wusste, dass sie Informationen sammeln musste, würde das nicht aus den Augen lassen, aber vorerst wollte sie mehr über das Schwert wissen. „Erzählen Sie mir mehr.“, sagte sie, beobachte Ryuu dabei. „Hat es erst mal seinen Meister erwählt, bleibt es ihm treu. Bis zum Tod.“ Feline legte den Kopf leicht schief. Das war interessant. „Und Sie sind ihm auch treu.“ Es klang eher wie eine Feststellung, aber sie wusste es nicht, es war mehr eine Ahnung, ein dumpfes Gefühl, dass sie nicht los ließ. Es erschien ihr logisch, wie ein Naturgesetz. Ryuu lächelte. Sehr gut. Wenn er sie mochte – oder zumindest nicht unsympathisch fand – würde er ihr mehr erzählen. Und wenn er das Gefühl hatte, sie würde ihn verstehen (und das tat sie in gewisser Weise seltsamerweise auch), würde er sie schneller sympathisch finden. Das war zumindest der Plan. „Genau so ist es.“, sagte er und ließ das Schwert zurück in die Hülle fahren. „Ist man einmal verbunden, kann nur noch der Tod einen von Aoihi trennen.“ Noch bevor Feline etwas sagen konnte, fuhr er fort. Nun grinste er währenddessen. „Natürlich trugen nicht alle seine Besitzer es immer bei sich, aber ich bin stolz darauf. Es ist schwer, es zu erlangen, müssen Sie wissen. Es war recht mühselig, seinen vorherigen Besitze zu töten.“ Erst war Feline überrascht, doch wurde ihr klar, dass Ryuu genau das mit dem Tod gemeint hatte. Das war noch interessanter. Allerdings gefiel es ihr nicht, dass er offen darüber sprach. Entweder sah er keine Gefahr in ihr, weil er sie unterschätzte – da würde sie sich beleidigt fühlen – oder, und das war wahrscheinlicher, weil er verdammt stark war – das wäre gefährlich. „Wenn Sie so eine Leistung vollbracht haben“, fing sie vorsichtig an, „dann sind Sie viel herum gekommen, nicht wahr?“ Vielleicht konnte sie jetzt ein wenig über die Geschehnisse in der Umgebung erfahren. „Das kann man so sagen. Wieso? Gibt es etwas, dass Sie wissen wollen?“ Feline nickte und spürte, wie ihr Herz aufgeregt schneller schlug. Irgendwie hatte Ryuus Stimme einen bedrohlichen Unterton angenommen. Egal, sie musste das jetzt durchziehen. Sie hatte jetzt täglich mit Akatsuki Kontakt, da würde sie sich nicht von irgendeinem Kerl einschüchtern lassen! „Ja. Ich habe vorhin von einigen seltsamen Ereignissen in der Umgebung gehört, kann mir aber nichts Genaueres darunter vorstellen.“ Sie wusste nur von seltsamen Viechern, die Ziegen und andere Tiere aussagten und schwarzes Blut hatten. Vollkommen normal! „Und wo haben Sie das gehört?“ Oh oh. Klang nicht gut. Er war misstrauisch. Jetzt bloß nichts verraten, brav lächeln – und nicht die Zähne zeigen! - und sich elegant heraus reden. Konnte nicht sonderlich schwer sein. „Zwei Männer haben sich am Buffet darüber unterhalten, während ich auch dort war.“ Klang das überzeugend? Hoffentlich. „Verstehe.“ Ryuu musterte sie interessiert. „Vielleicht sage ich Ihnen noch mehr.“ Irgendetwas in seiner Stimme hatte sich geändert. Da war etwas, was ihr nicht gefiel. Ihr Instinkt verriet es ihr. „Vielleicht?“ Feline ahnte nichts Gutes. „Sie sind sehr exotisch.“ Er musterte sie. „Bitte was?“ Entgeistert starrte sie ihn an. Was sollte das jetzt? Leise fauchend entblößte sie ihre Zähne. Was sollte diese Scheiße? Er kam einen Schritt auf sie zu und Feline wich einen Schritt zurück. Fuck! Das lief nicht nach Plan. So eine Scheiße. „Frauen wie Sie sieht man nicht oft.“ Er musterte sie. Was für ein nettes Kompliment. Darüber freute sich Feline jetzt total. „Das würde mich auch wundern.“ Immerhin hatte sie Reißzähne, dreifarbiges Haar und graue Haut. Zu erkennen, dass das eine Seltenheit war, war keine Leistung, die einem Nobelpreis würdig war. Ganz sicher nicht. Ryuu antwortete ihr nicht mehr, ging weiter auf sie zu. Feline fauchte noch einmal. Dieses Mal sogar lauter. Bedrohlich. „Abstand halten.“ So was konnte sie ja sowas von nicht leiden. Sie musste nicht gleich mit jeden Menschen, der ihr über den Weg lief, kuscheln. Das war überhaupt nicht ihr Ding. Ihr Gegenüber kam immer näher. „Wieso sollte ich? Sie wollen Informationen haben und ich will dafür bezahlt werden.“ Okay. Das war krank. Davor hatte der Typ doch – zumindest einigermaßen – normal gewirkt. Aber das hier jetzt? Kranker Scheiß. „Vergessen Sie es.“ Sie wollte wieder gehen, darauf musste sie sich ganz gewiss nicht einlassen. Doch dieser Kerl hielt sie tatsächlich fest und drückte sie auch noch gegen die Wand. Bastard. Aber plötzlich wurde Feline erstaunlich ruhig. Das Schwert gehorchte also nur dem, der den vorherigen Besitzer getötet hatte? Interessant... „Eigentlich dürfte ich gar nichts erzählen“, sagte Ryuu, „aber für Sie würde ich eine Ausnahme machen.“ Feline wurde schlecht. Das war widerlich! Aber sie war auch wütend, dieser beschissene Wichser. Was glaubte der eigentlich, was er da gerade machte? Als ob sie sich so einfach... Arschloch! Ryuu beugte sich vor, gab seinen Hals preis und auf Felines Gesicht breitete sich plötzlich ein Grinsen aus. Wenn er meinte, sie würde jetzt nichts machen, hatte er ganz falsche Vorstellungen von ihr. Er packte ihr an die Hüfte. Kam ihr noch näher. Er sah nicht, wie Feline ihre Zähne entblößte... Blut. Sie schmeckte Blut und Ryuu taumelte einige Schritte zurück, fasste sich an den blutenden Hals. An den zerfetzen Hals. Feline wischte sich das Blut von den Lippen, ging einen Schritt auf den Mann zu. Dieser zog doch tatsächlich Aoihi. Als ob ihm das noch etwas bringen würde. Sie hatte ihm die Halsschlagader durchgebissen. Überleben so gut wie unmöglich. Gleich würde er bewusstlos werden, wenige Minuten später wären jegliche Rettungsversuche umsonst. Das Gehirn würde nicht mehr mit Blut, und somit mit Sauerstoff, versorgt werden. Sie grinste, als Ryuu auf die Knie fiel, den Mund noch einmal öffnete, um etwas zu sagen und schließlich vornüber kippte. Feline griff nach dem Schwert, sie spürte, dass es sich noch wehrte. Dass da noch etwas war, das sich gegen sie stellte. Es war wirklich ein bemerkenswertes Schwert. Sie wusste, dass Ryuus Herz noch schlug, also hob sie Aoihi, beobachte fasziniert die Klinge und stach ihm in den Rücken. Sofort änderte sich das Gefühl, dass das Schwert aussendete. Es war absolut seltsam, stark, lebendig. Feline grinste. Auch dann noch, als ihr endlich bewusst wurde, was sie getan hatte. Sie hatte einen Menschen getötet. Und es hatte ihr Spaß gemacht. Feline stand einige Zeit über der Leiche, das Schwert in der Hand und mit bluttriefendem Mund. Etwas von dieser roten Flüssigkeit lief ihr über das Gesicht, tropfte auf ihr Dekolleté. Ihr Atem ging schwer, verwirrt. Scheiße. Sie hatte gerade einen Menschen getötet! Mit Freude! Dann ging ein plötzlicher Ruck durch ihren Körper, sie trat weiter nach vorne, zog sich im Lauf die Schuhe aus, sie störten jetzt nur und zog Ryuu die Schwertscheide vom Rücken, schnallte sie sich selbst um. Und jetzt? Scheiße. Wie sollte sie seine Leiche verstecken? Das ganze Blut an ihrem Mund? So einfach konnte sie das doch nicht verstecken, oder? Fuck! Und jetzt hörte sie auch noch Schritte. Ganz toll. Und was sollte sie jetzt tun? Noch bevor irgendwer den Raum erreichen konnte, tat Feline das einzige, was ihr in diesem Moment einfiel. Sie schnappte sich ihre Schuhe, hastete zum Fenster, öffnete es und kletterte hinaus. Seit dem sie hier in dieser Welt gelandet war, war das für sie kein Problem. Es ging erstaunlich gut und das rettete ihr jetzt wahrscheinlich auch den Arsch. Scheiße. Das war wirklich nicht sonderlich klug gewesen, den Kerl jetzt die Kehle durchzubeißen. Oder irgendwann anders. Aber gut, noch war die Mission ja nicht vorbei. Außerdem sagte ihr irgendetwas, das hier etwas nicht stimmte. Alleine, wie seltsam dieser Typ gewesen war... Es musste ja einen Grund haben, dass dieser Kerl gesagt hatte, dass er keine Informationen preis geben durfte, oder? Oh Scheiße! Während Feline durch das Fenster auf das Dach kletterte, nur, um wieder durch ein anderes in das Gebäude einzusteigen, hatte Ruri mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Sie wusste natürlich, dass es ihre Aufgabe war, Informationen zu sammeln, aber sie war froh, dass sie niemand beachtete, dass sie in der Masse unterging und sie nicht angesprochen wurde. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte, falls jemand mit ihr ein Gespräch hatte anfangen wollen. Menschlich gesehen war sie eine Niete, sie kam mit anderen Menschen nicht klar. Sie verstand sie nicht, ihre Späße und Witze, sie kam nicht dahinter, wie sie etwas meinten oder nicht meinten. Doch war das Glück an diesem Tag wohl nicht an ihrer Seite, überhaupt nicht. Denn kaum war sie an ein Fenster getreten, um hinaus zu schauen, da ertönte auf einmal eine Männerstimme hinter ihr. „Gute Abend.“ Die Stimme war angenehm tief und melodisch. „Gelangweilt von dem Fest?“ Ruri, die nicht damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden, zuckte zusammen und drehte sich zu schnell um, als das sie hätte unauffällig wirken können. Es wirkte sogar so, als sei sie ertappt worden. Bei was auch immer. Der Mann, zu dem die Stimme gehörte, war ein gutes Stück größer als sie, hatte dunkle Haare und Augen und ein freundliches Lächeln. Irgendetwas störte sie an ihm, aber sie konnte nicht sagen, was es war. Sie schob es auf ihre fehlende Erfahrung mit anderen Menschen. Sicher war es nur Einbildung. Hoffentlich... „Verzeihung“, sagte der Mann ruhig, „ich wollte Sie nicht erschrecken. Sie waren abgelenkt, nehme ich an.“ Ruri nickte. Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. „Ich bin Takeo Tamura. Darf ich nach Ihrem Namen fragen?“ Er lächelte immer noch, kam ihr jedoch nicht näher oder machte irgendetwas. Eigentlich hatte er das schon getan, aber gut, Ruri nickte erneut. „Ruri Hagino.“ Sie sprach leise, sah ihn nicht direkt an, sondern wieder aus dem Fenster. Er folgte ihrem Blick neugierig. „Es freut mich, Sie kennen zu lernen. Darf ich Sie Ruri nennen?“ Wieder ein Nicken, dieses Mal ohne etwas zu sagen. Sollte er es eben tun, war ihr egal. War ja schließlich auch ihr Name. Es war nicht unbedingt gewöhnlich für Japan, aber das interessierte Ruri nicht im Geringsten. „Nun, Ruri-san, dürfte ich Sie dann darum bitten, ein wenig mit mir Spazieren zu gehen? Mir ist nach ein wenig frischer Luft und ich bin mir sicher, dass man sich mit Ihnen gut unterhalten kann.“ Ruri starrte ihn für einen Moment an. Mit ihr gut reden? „Woher nehmen Sie diesen Glauben?“ Genau das interessierte sie jetzt. Er lachte leise auf. Es war kein unfreundliches Lachen, eher freundlich, soweit Ruri das zumindest einschätzen konnte. „Sie scheinen diese Fest ebenso wie ich langweilig zu finden, das ist mehr Gemeinsamkeit, als mit anderen Leuten hier und Menschen, mit denen man Gemeinsamkeiten teilt, sind gute Gesprächspartner.“ Gut, das klang sogar logisch. Aber trotzdem. Sie war nicht gut in Gesprächen, aber was sollte sie sonst tun? Irgendwie musste sie ja auch etwas für die Mission tun. Alle anderen waren weg, eine ganze Weile schon, also... „In Ordnung. Ich komme mit.“ Kaum waren sie draußen, fing er wieder an, zu sprechen. Genau zu diesem Zeitpunkt überschlugen sich die Ereignisse im Inneren des Gebäudes, doch das ahnte sie noch nicht. „Woher kommen Sie eigentlich? Ich habe Sie noch nie in Kawa gesehen.“ Scheiße. Und jetzt? Was sollte nun darauf antworten? „Ich war auch vorher nie in Kawa“, fing sie unsicher an, „aber meine Heimat wird Ihnen nichts sagen. Sie ist sehr weit weg von hier.“ Doch ließ sich Takeo nicht davon abhalten, weiter zu fragen. Natürlich nicht. Damit hätte selbst sie rechnen können. „Erzählen Sie davon, ich reise viel herum, vielleicht kenne ich den Ort ja doch.“ Mist. Sie musste sich irgendetwas einfallen lassen. „Osaka.“ Sie konnte es eben nicht tun, einfach irgendwie etwas erfinden, lügen. Und das dürfte sie ja auch nicht verraten. Takeos Gesicht verzog sich im Licht des Mondes. „Ach“, sagte er mit einer Stimme, die Ruri nicht einordnen konnte. Es war reiner Zufall – oder doch Instinkt – dass Feline sich dazu entschieden hatte, ausgerechnet durch dieses Fenster wieder in das Gebäude zu steigen. Denn das, was sie mitbekam, war ausgesprochen interessant und noch ahnte sie nicht einmal, dass Ava ebenfalls mithörte. „Wir haben keine Rückmeldung von Ryuu.“ „Müsste er nicht eigentlich schon Erfolg vorweisen dürfen?“ Ava, die sich gegen die Tür am angrenzenden Bad drückte, war verwirrt. Um was zum Teufel ging es da? Sie hatte sich von der Feier abgesetzt, um das Gebäude abzusuchen, vielleicht – so dachte sie - fand sie ja auch so Informationen, während die anderen damit beschäftigt waren, mit irgendwelchen Kerlen zu sprechen. Sie war gerade in dem Zimmer, das an dieses Bad anschloss, getreten, als drei Männer dort hineinkamen. Ihre einzige Fluchtmöglichkeit war das Bad gewesen. Die nächste Tür, auch wenn sie wahrscheinlich besser gewesen wäre (und, aber das konnte sie ja nicht wissen, Feline dort war), war zu weit entfernt gewesen. Nun war sie zwischen einem Waschbecken, einem Klo und einer Badewanne eingesperrt. Großartig, aber zumindest war das, was sie hörte ziemlich interessant. „Sie haben sich klüger angestellt als gedacht.“ Sie versuchte die Stimmen zuzuordnen, aber sie kannte sie nicht, hatte sie auch nicht gehört, während sie in dem Festsaal gewesen war. „Aber nicht klug genug.“ Einer der Männer lachte sogar. „Aber nicht klug genug. Wir können euer Chakra spüren. Kommt raus. Oh ... Scheiße. Das war jetzt eher unpraktisch. Eigentlich total beschissen. „Wir können euch auch raus holen, aber wenn ihr freiwillig kommt, sind wir vielleicht ein wenig netter.“ Warum eigentlich 'euch'? Wer war denn noch hier? Aber Ava kam zu dem Entschluss, dass sie keine andere Wahl hatte. Sie seufzte leise, griff nach einem Kunai, immerhin besser als nichts, und öffnete die Tür. Drei Männer, alle davon deutlich größer und stärker als sie, grinsten sie an. Ganz toll. So eine verdammte Scheiße! Und sie hatte nur ein lächerliches, kleines Kunai. Ein kleines, süßes Messer. Ganz toll. Aber das hatte sie wohl schon mal gedacht. Die andere Tür flog auf und Ava wusste nicht so ganz, ob sie froh darüber sein sollte oder nicht. Feline stand dort. Blutverschmiert. Im Gesicht! Allerdings war sie wohl jetzt ihre einzige Rettung, sie konnte immerhin gut kämpfen, im Gegensatz zu ihr. Also beschloss sie, ruhig zu werden, nickte Feline kurz zu, dann sah sie, wie sie ein Schwert zog – wo zum Teufel hatte sie das jetzt her? - und die Männer angrinste. Es war kein nettes Grinsen. Eher furchteinflößend. „Sieh an, sieh an.“, sagte einer der Männer, „Die Mädchen wollen spielen.“ Feline reagierte mit einem Fauchen. Konnte Ava durchaus verstehen, was für Arschlöcher waren das denn? „Wer seid ihr und über was habt ihr geredet?“, wollte Feline wissen, doch natürlich antworten sie nicht, griffen stattdessen an. Fuck! Ava wich zurück, stolperte wegen den verflixt hohen Schuhen und konnte gerade noch so einem Shuriken ausweichen. Mist! Und jetzt? Ein widerliches Geräusch ertönte und einer der Männer sackte zu Boden, was Ava allerdings nur durch den dumpfen Aufschlag hörte. Scheiße. Feline hatte ihm das Schwert in den Hals gerammt – naja- eher schnitt sie in etwa bis zur Halswirbelsäule hinein und zog es dann wieder heraus. Oh Gott, Ava wollte gar nicht genauer hinsehen, aber sie konnte auch nicht anders. Da war gerade ein Mensch gestorben und das nicht einfach so, sondern weil in einem Hals nun ein tiefes Loch klaffte, als Schnitt konnte man ja kaum mehr bezeichnen! Und diese Starre führte dazu, dass Ava zu spät merkte, dass einer der Männer auf sie zu kam und... „Fuck.“ Sie taumelte zurück, fasste sich an ihren Bauch. Er hatte ihr ein Kunai dort hinein gerammt. Scheiße. Das tat weh! „Ava, raus hier“, wies Feline sie an und sie gehorchte, natürlich, sie stand gerade auch eher im Weg, als dass sie eine Hilfe war. Sie riss die Tür auf, stolperte hinaus sah Sunny sterben und einen Mann auf sie zukommen. Sunny war tot. Für einige Momente blickte Ava nur auf die tote Jugendliche, ihre Haare hatten sich teilweise gelöst, lagen um ihren Kopf herum und das Messer in ihren Rücken, kein Kunai, sondern ein viel größeres, steckte in ihrem Rücken. Hatte wohl von hinten ihr Herz durchbohrt. Oh Gott! Oh Scheiße! Geschockt, vollkommen blass und zitternd schlug Ava die Tür wieder zu, schloss sie ab - Gott sei Dank steckte der Schlüssel noch – und sah Feline an. „Sunny ist tot.“ „Was?“ Nun war es Feline, die zu abgelenkt war um zu reagieren, allerdings wich sie noch rechtzeitig aus, tötete dafür sogar ihren Angreifer mit einem Klauenschlag direkt in den Hals. Blut spritze und Ava, die gerade von eben jener Flüssigkeit zu viel verlor, wurde schlecht. Was war hier nur los? Ein lautes Pochen an der Tür. „Macht auf!“ Ein dumpfer Schlag. Der letzte der Angreifer hier drinnen tot. Ava wich von der Tür zurück, wäre dabei beinahe über eine der Leichen gestolpert. Plötzlich drückte Feline ihr etwas in die Hand. Eine Schriftrolle. „Ich habe sie überflogen, ich glaube, das sind Informationen.“ Sie wirkte selbst total überfordert, sprach lauter, um das Pochen zu übertönen. „Scheiße, ich hoffe das war das alles wert.“ Sie fuhr sich durch die Haare. „Und warum ist Sunny tot?“ „Ich weiß nicht genau. Sie... ist geflohen, vor dem Kerl vor der Tür, glaube ich, und dann...“ Sie hatte Sunny nie wirklich gemocht, aber das hatte sie nicht verdient. Schon gar nicht so jung. Der Mann vor der Tür war plötzlich verstummt, eine grausame Stille trat ein. Die beiden Frauen wechselten verwirrte, vielleicht sogar verschreckte Blicke. Dann öffnete sich die Tür, sie machten sich kampfbereit. „Ihr müsst mich nicht angreifen“, sagte die junge Frau, die dort in der Tür stand. Sie hatte blonde Haare und trug rein weiße Kleidung. „Ich komme in Frieden.“ Sie kicherte ein wenig. Feline stellte die Frage, die sich auf Ava stellte. „Warum sollten wir dir trauen?“ Takeo lächelte noch immer und langsam wurde Ruri das unheimlich. Es war irgendwie seltsam, dass er das so oft tat. Vor allem wie er es tat. Sie konnte es nicht beschreiben, wirklich nicht, egal sie sehr sie es versuchte, aber es kam ihr so vor, als würde er mehr wissen. „Ach?“, wiederholte sie schließlich, konnte ihre Nervosität nicht vollkommen verbergen. Das war jetzt auch ziemlich schwer. Sie vertraute diesem Kerl nicht, auch wenn sie nicht wusste, wieso. „Ach.“ Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. Oh... und jetzt? „Ich habe schon davon gehört. Osaka liegt weit weg von hier, das stimmt.“ Woher wusste er davon? Oder gab es hier auch ein Osaka? Immerhin wusste man ja nicht so viel von dieser Welt. Nein, das konnte doch nicht sein. Das wäre doch ein verdammt großer Zufall, oder? Plötzlich wurde Ruri bewusst, wie wenig Ahnung sie von all dem hier hatte. Vielleicht sollte sie... nein, das war keine gute Idee. Hidan würde auf so eine Frage sicher nicht sonderlich gut reagieren. Das war nicht schwer zu erahnen. „Eine interessante Stadt, wie ich finde.“ Scheiße. Was sollte sie nur darauf antworten? Warum war sie überhaupt mit nach draußen gegangen? Das war eine verdammt dumme Idee gewesen! Eine ganz dumme sogar! Sie hätte sich auf gar keinen Fall darauf einlassen sollen, aber dafür war es jetzt zu spät. Sie sah, wie Takeo ein Messer zog und wich zurück. Das war nicht gut. „Was wird das?“, fragte sie beherrscht, naja, zumindest wollte sie so klingen. Eigentlich hatte sie gerade einfach nur Angst. „Wir spielen nur ein kleines Spiel, Ruri.“ Er kicherte unheimlich. „Du hast es nicht so mit den Lügen, was? Aber mit dem Schweigen ...“ Was hatte er vor? Sie ahnte Schreckliches, wollte es aber nicht wahrhaben. Nein! Das konnte doch nicht wahr sein. „Komm her und erzähl mir ein wenig.“ Ruri begann zu zittern, überlegte, ob sie fliehen sollte, aber sie wusste, wie klein ihre Chancen waren zu entkommen. Doch dann fasste sie neuen Mut. Es überraschte Ruri selbst, dass sie auf einmal so selbstsicher war, aber was für eine Wahl blieb ihr auch schon? Entweder sie riss sich jetzt zusammen, oder sie würde getötet werden ... oder schlimmeres. Ein Schauer jagte ihr über den Rücken, aber sie reckte ihr Kinn, stand gerade da. „Ich werde dir gar nichts erzählen“, zischte sie ihn an. Sie würde schweigen, egal, was ihr geschehen würde. „Das sagen sie alle.“ Takeo ging weiter auf sie zu. Das Messer glänzte silbern. Nein. Nein! Hilfesuchend sah sich Ruri um, überlegte, ob sie nach Hilfe rufen sollte, aber es würde sie hier keiner hören. Sie war verloren. „Erzähl den lieben Takeo doch ei-“ Eine Klinge steckte in seiner Brust und Ruri gab einen erstickten Schrei von sich, stolperte einige Schritte zurück. Mit einem Ruck zog sich das Schwert aus Takeo zurück und nun konnte sie sehen, wer ihn umgebracht hatte. Feline. Feline die blutüberströmt war. „Oh Gott“, murmelte sie. „Du hast ... er ist … tot.“ Auch nach der ganzen Zeit bei Akatsuki konnte sie nicht anders, als darüber geschockt sein. Sie hatte schon wieder einen Menschen sterben sehen. Sie wollte das nicht. Nicht noch einmal! „Tut mir leid, Ruri, aber wir müssen sofort hier weg.“ Feline ließ das Katana in ihrer einen Hand, fasste mit der anderen um Ruris Handgelenk und zog sie mit. Sie ließ sich mitziehen, was blieb ihr denn auch noch anderes übrig? Sie war unfähig, sich zu bewegen. Sie hatte einen Menschen sterben stehen ... schon wieder! „Zieh deine Schuhe aus.“ Ruri gehorchte Feline, ohne irgendetwas zu sagen. Natürlich war man barfuß schneller, als in diesen hochhackigen Schuhen, aber daran gedacht hätte sie jetzt nicht. Konnte sie nun einfach nicht. Denken erschien ihr unmöglich. Sie rannten über den perfekt gemähten Rasen, über einen Kiesweg und verschwanden über den Zaun vom Gelände der Villa. Ruri fragte nicht nach, was passiert war, eigentlich wollte sie das auch gar nicht so genau wissen, aber Feline klärte sie auf. „Wir sind aufgeflogen. Irgendwer wusste Bescheid.“ Sie schwieg kurz, warf einen Blick über die Schulter. „Ava wurde verletzt, sie wartet am Waldrand auf uns. Oh Scheiße, hoffentlich war das eine gute Entscheidung.“ Man sah Feline an, dass sie sich sorgte, gleichzeitig aber erstaunlich ruhig war. Wie ein Raubtier bei der Jagd. Was für ein gruseliger Vergleich. „Was ist mit Sunny?“ Feline antwortete ihr nicht, zog sie schneller weiter. Also wiederholte Ruri ihre Frage. „Was ist mit Sunny?“ Feline seufzte leise. „Sie ist tot.“ „Nein.“ „Doch und nun komm bitte einfach mit. Wir haben zu viel Aufsehen erregt, sie werden uns sicher verfolgen.“ Ihr blieb auch keine andere Wahl, als ihr zu folgen. Bald schon erkannte sie zwei Gestalten am Waldrand stehen, wovon die eine jedoch, dank der weißen Kleidung, viel eher zu erkennen war. Die andere, Ava, lief ein wenig gekrümmt. Natürlich, sie war verletzt worden. „Und jetzt sag mir, wer du bist.“ Feline ging auf die Person, eine junge Frau, zu, die Ruri nicht kannte. „Nenne mir deinen Namen.“ Diese kicherte nur. „Arisu Kohara. Nun kennst du mich, was?“ Feline fauchte und Arisu wurde ernster. „Ich bin auf eurer Seite.“ Sie blickte Feline direkt in die Augen. Für einige Momente herrschte Schweigen. „Wie müssen los.“ Es war Ava, die die Stille brach. „Sonst hatte unsere Flucht gar keinen Sinn.“ Arisu grinste, lief los. Sie schien den Weg zum Ryokan zu kennen. „Ich frage dich nicht noch ein Mal: wieso sollte ich dir trauen?“ Felines Stimme war ein Stück tiefer geworden, fauchender und eindeutig bedrohlich. „Wenn ich dir sage, dass ich unter anderem für Akatsuki arbeite, traust du mir dann? Sie sind wirklich lieb, veranstalten alle zwei Wochen eine Feier.“ Sie grinste und sah in Richtung Dorf. „Würde ich euch schaden wollen, hätte ich das schon längst getan und nicht eure Angreifer vorher getötet. Mir ist heute sowieso nicht nach kämpfen.“ Sie machte eine kurze Pause. „Wage es nicht, das Schwert weg zustecken, ich werde nur eingreifen, wenn es sich nicht vermeiden lässt.“ Ein weiteres Fauchen von Feline. Wie eine letzte Warnung. „Das hatte nicht vor.“ Arisu drehte sich noch einmal zu ihnen um. „Das ist nicht dumm von dir.“ Ein erneutes Schweigen, ruhig und unpassend für so eine Situation. „Genauso wie es nicht dumm von mir ist, dich nicht weiter zu provozieren. Den Zehn sollte man Respekt zollen.“ Mit einer plötzlichen Bewegung lief Feline los, hatte Ruri immer noch am Handgelenk gepackt. Sie ahnten ja noch nicht, was sie am Ryokan erwartete. * laienhaft übersetzt: blaue Flamme Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)