Dark City von DCMarvelFan (Das Dämonen Tor) ================================================================================ Kapitel 11: ------------ Ich saß an meinem Schreibtisch, versuchte, meine Gedanken zu ordnen. In den guten alten Zeiten war ich immer die Planerin und logisch Denkende von uns gewesen. Molly war eher die mitfühlende und Eliza die Temperamentvolle. In ihrer Familie war das Wolfsblut stärker als bei anderen Werwölfen, was kein Wunder war. Immerhin stammten sie vom legendären Helden der Werwölfe ab, der sein Volk in die Freiheit führte und letztlich dafür starb. Ich wischte jeglichen Gedanken an Eliza zur Seite und schaute, was ich auf den Zettel geschrieben hatte. Als erstes stand da ganz oben ‚Daniel Davis‘, darunter in Klammern ‚Mordopfer‘. Dann zeichnetet ich einen Pfeil rechts nach unten, wo ich ‚Tatwaffe‘ hingeschrieben hatte, und wieder in Klammern ‚durch schwarze Magie hergestellte Klinge‘. Wieder zog ich einen Pfeil von Daniels Namen nach unten, dieses Mal auf der rechten Seite. Ich schrieb dort ‚Verbindung zu den Vampiren‘. Ich glaubte zwar nicht, dass die Vampire für Daniels Tod verantwortlich waren, aber wie ein berühmter Detektiv sagte: „Man muss das Unmögliche ausschließen, dann muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein.“ Eine Art Bestätigung zu erhalten, wäre schon etwas. Ein weiterer Pfeil von dem Wort „Tatwaffe“ runter, dort machte ich dann ein Fragezeichen. Grims Aussage, dass das Messer durch Dunkelmagie entstanden war, ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich griff nach dem Telefon und rief Eckard an. „Haben Sie was herausgefunden?“, fragte er, als ich ihn am Telefon hatte. „Ich bin da an was dran“, sagte ich kühl, „können Sie was für mich überprüfen?“ „Sicher, um was geht es?“, fragte Eckard. „Können Sie mir ein paar Vermisstenmeldungen und ungeklärte Morde heraus suchen?“ „Wir reden hier von einer Stadt, die noch größer ist als New York, geht es genauer?“, fragte er nach. Ich biss mir auf die Lippe. Nach was suchte ich eigentlich? Ich strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann sagte ich: „Sehen sie nach, ob es in letzter Zeit so etwas wie Ritualmorde in der Stadt geben hat.“ „Was, hat das mit unserem Mordfall zu tun?“, fragte der Detektiv. „Ist nur so ein Gefühl von mir“, erwiderte ich. „Na, da werde ich mal Ihrem Gefühl vertrauen. Ich melde mich, wenn ich was gefunden habe“, sagte Eckart und legte auf. Tja, blieb nur die noch die Frage, wie ich an Stoker ran kam. Auf offiziellen Wegen würde es Monate dauern, ein Gespräch mit ihm zu bekommen. Da fiel mein Blick auf die Zeitung, die von dem morgigen Ball in Stockers Haus berichtete. Das war die beste Möglichkeit, an Stocker heran zu kommen oder zumindest, sich in seinem Haus umzusehen. Rein zufällig kannte ich jemanden, der dorthin eingeladen worden war. Frage war, ob Charles mich mitnehmen würde? Es war nach dem Abendessen, nachdem Angie im Bett war und wir unten beim Fernsehen saßen, als ich meinen Versuch startete, Charles zu überreden, dass ich zum Ball mitkam. „Ähm, Charles?“, sagte ich vorsichtig. „Ja?“ „Kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte ich weiter. „Nein“, erwiderte er knapp. „Du weißt ja noch gar nicht, was ich will!“, konterte ich. „Du willst mich in einer deiner Fälle mit reinziehen.“ ‚Oh, das fängt ja gut an, wenn er so reagiert. ‘ Charles war aufgesprungen; lief aufgeregt herum. „Ach komm schon, ich will doch nur, dass du mich in Stokers Villa schmuggelst als deine... Party Begleiterin.“ Um den heißen Brei herum zu reden half nicht, also die Wahrheit. „Hör zu, ich möchte nur, dass du mich da rein bringst, damit ich mit Stocker reden kann, mehr nicht.“ „Wieso?“, fragte Charles, der sich etwas beruhigt hatte. „Weil ich ein Versprechen gegeben habe. Ich habe der Schwester des Opfers von dem Fall, an dem ich arbeite, versprochen, die Wahrheit über ihren Bruder heraus zu finden. Charles, ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre.“ Charles seufzte, „Also gut, aber du tust, was ich dir sage.“ „Geht klar!“, sagte ich euphorisch „Und du wirst keine Waffen tragen und ein Kleid“, fuhr er bestimmend fort. Ich konnte im Hintergrund sehen, wie Molly uns die ganze Zeit beobachtete und amüsiert grinste. Das konnte ja heiter werden. Ich war nie ein Fan von Make-Up und stylischen Klamotten gewesen, eine Dusche und frische Klamotten reichten mir völlig. Aber manchmal musste man, insbesondere bei meinem Job, sich ab und zu mal schick machen. Ich saß, nur bekleidet mit schwarzer Unterwäsche, in meinem Schlafzimmer auf dem Bett und zog mir einen schwarzen Lidstrich. Ich war bereits geduscht, auch sonst fertig. Es fehlten nur noch die letzten Feinheiten und aus der Vampirin wurde eine richtige Lady. Die passende Garderobe hatte ich auch schon heraus gesucht: Ein blutrotes Kleid. Wann immer Molly, Eliza und ich verdeckt arbeiteten, war ich immer die, die in das Kleid schlüpfen musste. Während Eliza und Molly eher die Rolle von Kellnern übernahmen, oder so was. Molly war für so etwas zu unbeholfen und schüchtern, sie hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, was wahrscheinlich an ihrer Mutter lag. Eliza war zu temperamentvoll; ein Wort zur falschen Zeit am falschen Ort und es geschah ein Unglück. Allerdings wünschte ich mir, dass jetzt mehrere Leute bei mir wären, um mir den Rücken zu stärken. Leider war das nicht so, also musste ich mich auf Charles verlassen. Ich zog mir das Kleid über und danach die schwarzen, kniehohen Stiefel an und ließ den roten Lippenstift über meine Lippen gleiten. Dann sah ich mich im großen Spiegel an. ‚Na, wann das nicht elegant ist, dann weiß ich auch nicht.‘ Als ich die Treppe runter kam, wartete alle drei auf mich. Charles stand am Fuß der Treppe in einem schwarzen Smoking. Er erinnerte mich irgendwie an eine Kopie von James Bond. „Wow, wer bist du und was hast mit meiner knallharten, motorradfahrenden Vampirfreundin gemacht?“, sagte Molly, als sie mich sah. Den Spruch brachte sie jedes Mal, wenn ich ein Kleid anzog. „Witzig“, machte ich trocken. „Du siehst sehr hübsch aus, Tante Kate“, meinte Angie. „Du hast die Mehrheit gehört“, sagte Molly. „Sind wir jetzt fertig mit Witze machen?“, fragte Charles schließlich. Seine Körpersprache verriet mir, dass er nervös war. War er nervös, weil er auf einen Ball voller Vampire ging, oder lag es an mir? Das Stoker Anwesen war ein Schloss von gewaltiger Größe. Angeblich hatte Stoker das Schloss von England per Flugzeug Stück für Stück abbauen lassen, nur um es hier in den Staaten wieder aufbauen zu lassen. Das Ganze musste Unsummen an Geld gekostet haben. Naja, wenn man ein untoter Vampir war, hatte man das nötige Kleingeld. Um das Schloss herum war eine gewaltige Parkanlage aufgebaut worden. Als wir in Charles‘ Van auf den großen Parkplatz vorfuhren, war er schon voller schwarzer Limousinen. Die oberen Zehntausend von Dark City gaben sich hier wirklich die Ehre. Als der Wagen hielt, stiegen wir beide aus. „Hör zu, diplomatisch gesehen betreten wir gerade ein Minenfeld, versuch dich bitte zurück zuhalten“, schärfte mir Charles noch einmal ein. „Hey, ich kann sehr diplomatisch sein, wenn ich will“, erwiderte ich. „Ja, wenn du willst“, betätigte Charles trocken. Missmutig bot er mir seinen Arm an, in den ich mich einhakte. Wir sahen aus wie ein richtiges Liebespaar. Wir schritten die gewaltige Treppe des Anwesens herauf, betraten den gewaltigen Empfangssaal. Ein großer Raum mit einem Parkettboden, auf dem sich ein großer, roter Teppich befand. Über der Decke hing ein prachtvoller Kronleuchter. In der Mitte des Saales befand sich eine gewaltige Treppe, die nach oben führte. Der Saal war gefüllt mit Menschen, Vampiren und Hexen, alle friedlich miteinander umgehend. Ein Orchester spielte klassische Musik. „Siehst du“, sagte ich zu Charles. „Keine Spur von aufgerissen Hexenkehlen oder rumfliegenden Zauberern, alles ganz friedlich.“ So schien es zumindest. Auf der einen Seite des Saales war ein langer Tisch aufgebaut, an dem Kleinigkeiten zu Essen angeboten wurden. Auf der anderen Seite befand sich ein etwas kleinerer Tisch, wo ein großes Buch lang. Darin konnten die Gäste ihre Spenden eintragen. Überall wuselten Kellner und Kellnerinnen herum, mit Gläsern voller Sekt, Champagner und Blut. Als einer der Kellner vorbei kam, nahm ich mir ein Glas Blut, während Charles ein Glas Sekt nahm. „Charles!“, sagte eine schneidende Stimme hinter uns und wir drehten uns um. Ein kleiner Mann kam auf uns zu. Der blassen Hautfarbe nach zu urteilen, war er ein Vampir: „Was für eine Freude, Sie wieder zu sehen.“ Seine Augen waren braun, seine Haare ebenfalls und zudem lang; sie gingen ihm bis zu den Schultern. Er hatte etwas Aalglattes, Schmieriges an sich, seine Augen strahlten eine scharfe Intelligenz aus. Er trug wie Charles einen schwarzen Smoking, an dessen Kragen ein goldener Anstecker steckte. „Nikolaj“, sagte Charles freundlich. Dann sah er mich an: „Ich hatte damit gerechnet, Ihre reizende Frau kennenzulernen.“ „Nun, sie ist zu Hause, schließlich haben wir eine kleine Tochter“, erklärte Charles. „Deswegen begleitet mich eine Freundin der Familie.“ „Ach, so nennt das also“, sagte der Mann mit dem Namen Nikolaj. ‚Oh Gott, der Kerl dachte, ich und Charles...‘ „Ich bin wirklich eine Freundin der Familie“, sagte ich, „Ich bin vom anderen Ufer, Sie verstehen…“ „Ah“, machte Nikolaj, der nun verstand. „Ich glaube, ich habe noch gar nicht Ihren Namen gehört, Miss...“ „Raider. Kate Raider“, stellte ich mich vor. Ein verschlagenes Grinsen umspielte sein Gesicht und ließ seine Fangzähne aufblitzen. „Nun“, sagte Nikolaj. „Ich hoffe, Sie werden diesen Ball genießen, Miss Raider.“ Dann ging er ohne was zu sagen an uns vorbei. Charles atmete tief durch vor Erleichterung. „Ist dir klar, wer das gerade war?“, fragte er. „Wer?“ „Das war Nikolaj Carlyle, der Chef des VSD“, sagte er. Ich musste schlucken. VSD war die Abkürzung für Vampirsicherheitsdienst. Er sorgte dafür, dass die Gesetze des Blutmeisters und des Vampirrates eingehalten wurden. Er wurde zu Beginn des neuen Zeitalters gegründet, um den Frieden zwischen den Menschen und Vampiren zu festigen. Wenn zum Beispiel ein Vampir Kinder beißen würde, wäre der VSD dafür zuständig, dass dieser die Höchststrafe bekam. Das war die offizielle Version, die man der Öffentlichkeit verkaufte. Inoffiziell gab es den VSD schon viel länger, er sorgte dafür, dass alle Vampirhäuser, die großen und die kleinen, in Reih und Glied standen und sich nicht gegen den Blutmeister und seine rechten Hand verschwören konnten, indem sie Häuser gegen einander ausspielten oder aufhetzten. Es hieß, kein Vampir könnte irgendwo hingehen, ohne dass der VSD es wusste. Und seine Spitzel waren überall. Ich hatte bis jetzt das Glück, dem VSD aus dem Weg gehen zu können, aber das könnte sich ab jetzt ändern. Wie gut sie waren, zeigte sich dadurch, dass Stoker seit fünfhundert Jahren an der Macht war. Der Abend zog sich nur so dahin. Während Charles ganz in seinem Element war, langweilte ich mich. Man gebe mir eine Tüte Chips, Cola und einen guten Actionfilm und ich war zufrieden. Aber das hier war wirklich nichts für mich - es war pure Folter. Doch dann wurde der Abend doch noch interessant: Als Josh Lancer die ersten Stufen der große Treppe erklomm. „Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?“, fragte er laut, während er gegen sein Sektglas klopfte. „Ich danke Ihnen, dass sie alle gekommen sind, und dass Sie uns bei unserem Anitkrebsprojekt mit Ihren Spenden unterstützen wollen. Unser Dank gilt besonders dem Amt für Diplomatie und natürlich unseren Freunden vom Hexenzirkel. Und nun möchte ich den Mann vorstellen, unter dessen Dach wir dies hier veranstalten dürfen. Ladys und Gentleman, ich präsentiere Ihnen den Vereiniger der Vampire, Errichter des Blutthrones, Vorsitzender des Vampirrats, Blutmeister der Stadt, und Oberhaupt des Hauses Stoker! Seine Lordschaft Christopher Stoker!“ Alles blickte zur Treppe hinauf, und da stand er. Mit einer Größe von 1,96 Meter war Christopher Stoker eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Er wirkte wie ein Mann von 85 Jahren. Aber er war natürlich weit älter, soweit ich wusste, wurde er während des Untergangs des römischen Reiches geboren und gehörte zum engsten Kreis von Karl dem Großen, der Legende nach. Stoker trug eine feierliche Tunika, die mit Gold bestickt war. Er hatte aristokratische Gesichtszüge, silberiges Haar und einen sorgfältig gestutzten Vollbart. Seine buschigen, sich schräg nach oben ziehenden Brauen ließen ihn aussehen wie einen Bühnenzauberer. Und obwohl er so etwas nicht brauchte, trug er einen Spazierstock mit Silbergriff bei sich. Bestimmend schritt er die Treppe hinunter und als er an Lance vorbei kam, fiel dieser auf die Knie. Stoker beachtete ihn nicht weiter, die Geste hatte bereits in der Mitte des Saales eine Schneise gebildet. Und als Stocker endgültig hinab gestiegen war, sanken alle Vampire auf die Knie, nur die Hexenvertreter, Menschen und Kellner taten es nicht. Stoker betrachtete die knienden Vampire mit seinen dunklen Augen. Er genoss es, dass er sie alle im Griff hatte. „Knie dich hin“, flüsterte Charles. Ich sah ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte. „Knie dich hin, oder willst du auffallen?“, sagte er nachdrücklicher. Es widerstrebte mir, es zu tun, aber Charles hatte Recht. Ich musste es tun. Ich tat es, wobei meine rebellische Seite mir ins Ohr schrie, es nicht zu tun. Dann machte Stoker eine beiläufige, aber auffordernde Handbewegung, die signalisierte, dass wir alle stehen sollten. Stoker begann, die Reihen von Gästen abzuschreiten. Ein Mann trat hervor, er war auch ein Vampir, sah aus wie ein Mann Anfang sechzig. Die blonden Haare und sein Bart zeigen erste Ansätze von Grauweiß. Er hatte wie Stoker aristokratische Gesichtszüge, allerdings war sein Gesichtsausdruck hart und seine Augen strahlten eine rationale Kälte aus. Er trug eine schwarze Ledertunika, Stoffhose und Stiefel, die über die Knie gingen. Auch ihn erkannte ich; der Name dieses Vampires lautete Victor Crovin, Oberhaupt des Hauses Corvinus und die rechte Hand des Blutmeisters; das war übrigens der Name des Amtes. Das Amt der Hand war das zweitmächtigste Amt bei den Vampiren. Er war der wichtigste Berater des Blutmeisters, er verwaltete die Angelegenheiten innerhalb der Vampirhäuser und unterzeichnete Gesetze und Urteile. Die Hand sprach mit der Stimme des Blutmeisters und die Hand zu beleidigen war so, als ob man den Blutmeister beleidigen würde. Zusätzlich war die Hand im Falle eines Krieges der Befehlshaber der Armee. Und fähig war Crovin allemal, der den Aufstand der Werwölfe blutig niedergeschlagen hatte. Als Amtszeichen trug er eine Brosche in Form einer Goldhand, die einen Pflock hielt. Er verneigte sich vor dem Blutmeister, redete kurz leise mit Stoker und zog sich dann zurück. Stoker wandte sich wieder den Gästen zu, begann, sie nacheinander zu begrüßen. Das war die Gelegenheit, sich ein wenig an diesem Ort um zuschauen. „Charles?“, flüsterte ich. „Was ist?“ „Kannst du für mich Schmiere stehen?“ „Was?!“, rief er, immer noch im Flüsterton. „Ach, komm schon, du sollst du doch nur mein Alibi sein.“ Ich begann, mich leise von ihm wegzubewegen. „Und was soll ich sagen, wo du bist?“, flüsterte Charles. Ich überlegte kurz: „Sag einfach, dass ich mir die Nase pudern gegangen bin.“ Noch bevor er etwas dagegen sagen konnte, verschwand ich schon durch eine der Seitentüren. Ich fand mich in einem kleinen Flur wieder, auch hier gab es einen Holzparkettboden. Selbst der Flur war teuer eingerichtet. Was mir allerdings auffiel, war, dass es hier keine Sicherheitsmänner gab. Die, die ich gesehen hatte, befanden sich alle in der Lobby. Aber warum nicht hier? Mein Herz pochte, während ich mich durch den Flur schlich. Wenn man mich hier erwischte, würde ich einiges zu erklären haben. Ich kam an einem Ölgemälde vorbei, es zeigte Stoker in einer prachtvollen schwarzen Rüstung, der mit souveränem Blick eine Landschaft überblickte, während im Hintergrund zwei gewaltige Armeen aufeinander zu stürmten. Ziemlich eingebildet. Untote Vampire ließen sich gerne porträtieren, da man sie auf normalen Fotos nicht sehen konnte. Leider zeigten solche Dinge nicht, was danach passiert war. Als der Aufstand der Werwölfe niedergeschlagen war und Stoker die Vampirhäuser vereinigt hatte, weigerte sich das Haus Caligula, sich Stoker anzuschließen. Daraufhin waren Stoker und Corvin zusammen gegen das Hause Caligula marschiert, machten die Burg der Caligulas dem Erdboden gleich, löschten das gesamte Haus aus. Als das neue Zeitalter begann, die Menschen Zugriff zu den Vampirgeschichten erlangten, stellten die Vampirhäuser diese Tat als notwendig dar. Weil das Haus Caligula sich ‚furchtbaren Verbrechen an Menschen vergangen hatte‘ - und die Menschen schluckten es. Zumindest die meisten, allerdings sind Historiker längst dahinter gekommen, das hinter dieser Tat nichts Gerechtes stand, sondern es nur um Macht ging. Und das war einer der Gründe, warum ich um meine Artgenossen immer einen großen Bogen machte. Und jetzt stand ich hier, mitten in der sprichwörtlichen Höhle des Löwen, schlich dort herum. Echt Klasse. Ich kam an einer Tür vorbei, aus der lautes Gestöhne zu hören war. Es war auf den Fall eine Frau dabei. Ja, ja es gab keine Vampirparty, ohne das nicht irgendwer in einem Hinterzimmer mit irgendwem Sex hatte. Ich schlich den Korridor entlang zu einer Tür am anderen Ende. Noch einmal schaute ich mich um, dann schlüpfte ich durch die Tür. Der Raum, in dem ich mich befand, war ein großer Raum, der gemütlich eingerichtet war. An den Wänden standen bis zur Decke Holzregale voller Bücher, ich war offensichtlich in der Bibliothek des Hauses gelandet. Vor dem großen Kamin, in dem ein Feuer brannte, standen zwei große Ohrensessel aus Leder. Zwischen ihnen war ein kleiner Tisch zu sehen, auf dem ein Schachbrett stand. Hinter den Sesseln standen ein kunstvoll gearbeiteter Schreibtisch und ein ebenso kunstvoller Stuhl, der etwas von einem Thron hatte. In einer Ecke stand ein kleiner Tisch mit zwei Karaffen, eine mit Rotwein und die andere mit Blut. Schwere, dicke Vorhänge bedeckten die großen Fenster, ließen am Tag wahrscheinlich keinen einzigen Sonnenstrahl hindurch. Ich näherte mich dem Schreibtisch. Er war sehr aufgeräumt, Briefpapier war schön säuberlich auf ein anderes gestapelt. Federkiele aus Fasanfedern und von andern Vögeln waren in Halterungen angebracht. Ich schob den Stuhl nach hinten und öffnete eine der Schreibtischschubladen. Dort lag unter anderem ein ordentlich zusammengefaltetes Stück Papier. Neugierig entfaltete ich es, es war eine Karte von unserem Kanalsystem, allerdings waren da nicht nur Einstige eingezeichnet, sondern es ging weiter über die Normalen von Abwassersystemen hinaus, direkt in die Katakomben und so weiter. Die Katakomben waren unter anderem die Reste der alten Stadt San Francisco, die nach dem großen Beben vom Erdboden verschlungen worden waren. Es war ein gefährlicher Ort, ein Irrgarten aus Stahl und Beton, an dem es keine Gesetze gab. Dort lebten Goblins, Werwesen, die ihrem Tier in sich nachgegeben hatten, und Ghule. Aber warum hatte Stoker als einziger eine Karte davon? Ich schaute mich weiter in der Schublade um und entdeckte einen Umschlag, der geöffnet war. Fand dort Fotos von mir. Wie ich den Eingang von Daniels Haus betrat, und wie ich es verließ. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“, sagte plötzlich eine tiefe Stimme. Ich schaute überrascht auf. Stoker stand in der Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)