Mein Licht in deiner Dunkelheit von Erenya (Deemons Rache ~~ Wichtel-FF für Chocolate Chip~) ================================================================================ Prolog: Rückkehr zum Meer der Dunkelheit ---------------------------------------- Wütend stampfte Mephistomon durch den Wald und schlug gegen einen Getränkeautomaten, der ihm im Weg stand. „Diese verdammten Plagen! Diese Welt war so perfekt, bevor sie meinten, uns die Macht zu entreißen.“ Nichts, nicht einmal seine Flüche, konnten ihn besänftigen. Er kochte vor Wut, die von seinem blanken Hass gegen die Digiritter genährt wurde. Selbst jetzt, wo diese Kinder davon ausgehen mussten, dass diese Welt sicher war, standen sie ihm im Weg und hinderten ihn und andere Virus-Digimon daran, diese Welt wieder ins Chaos zu stürzen. „Was bilden sie sich ein? Glauben sie etwa sie seien Götter?“ Geblendet von seinen negativen Emotionen griff Mephistomon zu einem Baum und zog ihn mitsamt seiner Wurzeln aus der Erde, um ihn achtlos in die Ecke zu werfen. Ihm war egal, was er zerstörte. Er wollte seiner Wut einfach nur freien Lauf lassen. „Gibt es denn niemanden, der sie an ihrer blöden DNA-Digitation hindern kann?“ Viel war ihm schon von den Digirittern zu Ohren gekommen. Genauso wie von ihren Taten. Und scheinbar gab es nichts, was sie aufhalten konnte oder sie schwächte. Kein Trick, der je versucht wurde, hatte auf Dauer funktioniert. Einen letzten Schritt machte Mephistomon, als er sich wieder für seine Umgebung interessierte. Anders als gewohnt, fand er sich an einem dunklen Meer wieder. Doch nicht nur jenes war eingehüllt in Dunkelheit. Ein finsteres Schwarz-Weiß machte die Klippen, an die der ruhige Ozean stieß, noch dunkler als die Nacht. Stumm war das Rauschen des Meeres und ließ einen kalten Schauer über Mephistomons Rücken kriechen. „Wo bin ich? Was ist das für ein Ort? Ist das noch die Digiwelt?“ Mephistomon wusste, dass er seine Lippen bewegte, doch er hatte das Gefühl, dass seine Stimme von der Dunkelheit verschluckt wurde. „Deemon-sama, ich spüre eine große dunkle Macht. Vielleicht kann sie uns helfen, unsere Pläne zu verwirklichen.“ Klar und deutlich vernahm das Virus-Digimon die weibliche, giftige Stimme eines Wesens, das sich ihm scheinbar nicht offenbaren wollte. Doch anhand ihrer Worte ahnte er, dass man von ihm sprach. „Ich werde sicher niemandem helfen, der zu feige ist, sich mir zu zeigen! Außerdem habe ich genug eigene Probleme!“ Mephistomon war sich sicher, dass er unter keinen Umständen einem fremden Wesen helfen würde, wenn es nicht einmal genug Mut hatte, sich ihm zu offenbaren. Wenn jemand schon seine Kraft benutzen wollte, dann sollte er ihm das von Angesicht in Angesicht sagen. Vorsichtig suchend sah sich das Digimon um, doch außer dem dummen, dunklen Meer sah er nichts. „Du wirst uns helfen! Ich sehe in deinem Herzen, dass wir dasselbe Ziel haben.“ Erneut ertönte eine Stimme, doch dieses Mal kam sie nicht von einem weiblichen Wesen. Die Stimme war tiefer und eindeutig männlich. Doch noch immer sah er niemanden. Nirgends war auch nur etwas außer dieser verdammten Dunkelheit zu sehen. „Kommt endlich raus und zeigt euch. Spielt keine Spiele mit mir, sonst wird es euch übel bekommen!!“ Mephistomon hasste das Gefühl, wenn man mit ihm spielte, denn bisher war immer er es gewesen, der seine Opfer benutzte und sie zu seinem Spielball machte. „Du bist wahrlich ein ungeduldiges Digimon.“ Mephistomon hatte sich genau auf die Stimme konzentriert und versuchte, sie zu lokalisieren. Und schließlich, noch bevor die letzte Silbe verklungen war, wusste er, wo er suchen musste. Blitzschnell wandte er sich in die Richtung der linken Klippe, wo er ein Digimon in einem zerfetzten Umhang sah. Es starrte stur geradeaus aufs Meer, als hoffte es, ein Schiff in der Ferne zu erblicken. Mephistomon wusste nun, wo er war und wer dieses Digimon war. Viele Geschichten hatte er von ihm gehört. Von Deemon, dem Digimon, gegen das die Digiritter keinen perfekten Sieg errungen hatten. „Die Gerüchte stimmen also. Du lebst noch, Deemon.“ Nur wenige Digimon hatten das Meer der Dunkelheit zu Gesicht bekommen und das überlebt. Doch überall in der Digiwelt geisterten Gerüchte herum, dass Deemon noch lebte und auf Rache sann. Und nun, wo es vor ihm stand, konnte er diesen Gerüchten glauben. „Wer stark ist, muss selbst am Meer der Dunkelheit nichts befürchten, auch wenn man dazu verdammt ist, auf ewig hier zu bleiben.“ Mit keinem Wort hätte das Ultra-Digimon dem Deemon widersprochen, denn er spürte schon von dieser Entfernung die starke, dunkle Energie, die von ihm ausging. „Also, Mephistomon. Ich will Rache an jemanden nehmen. An jenem Jungen, der mich hier her verbannt hat. Wirst du mir helfen? Jetzt, wo du mich gesehen hast?“ Nun verstand das Virus-Digimon, was sein Gegenüber gemeint hatte. Sie verfolgten in der Tat dasselbe Ziel. „Gern helfe ich dir. Aber nur, wenn ich die anderen Digiritter persönlich in Stücke reißen darf.“ Eigentlich war es nicht Mephistomons Stil, mit jemandem zusammenzuarbeiten, doch um sein Ziel zu erreichen, würde er sogar einen Pakt mit dem Teufel eingehen. „Dann sind wir uns ja einig.“ Langsam drehte sich Deemon zu dem Ultra-Digimon um und fixierte es mit seinen roten Augen. Sein Plan konnte nun endlich Form annehmen. Jetzt, wo er die letzte Schachfigur auf dem Spielfeld platziert hatte. Kapitel 1: Verschluckt von der Dunkelheit ----------------------------------------- Der Wecker, den Ken heute eigentlich nicht nötig hatte weil heute ein besonderer Tag war, klingelte am frühen Morgen. Der Beginn der Sommerferien. Sieben Wochen lang keine Schule, nur Spaß und Freude und... „Fußball“, wisperte er leise und lächelte in sich hinein. Heute Abend würden er und Daisuke mit ihren Fußballteams in ein Trainingslager in den nahe gelegenen Bergen fahren. Ken wusste nicht, worauf er sich mehr freute, auf das Trainingslager, oder auf Daisuke, mit dem er sich ein Zimmer teilen wollte. Doch zuvor mussten sie noch ein paar Dinge erledigen. „Ken-chan... du musst aufstehen... Um Zehn geht Takerus und Hikaris Flieger.“ Mit einem Lächeln erhob sich Ken und sah zu Wormmon, das bereits mühsam versuchte seine Tasche aus der Ecke zu ziehen. Immer wieder fragte er sich, wie er dieses treue Digimon nur verdient hatte und wie es ihn so sehr lieben konnte, denn es gab da diese Zeit, als er unter dem Einfluss der Saat der Finsternis so viele schlechte Dinge getan hatte. Nur dank Daisuke und den anderen konnte er diese Zeit nun als Erinnerung zurück lassen. Vorsichtig entstieg Ken seinem Bett und lief zu Wormmon, um es vorsichtig auf den Arm zu nehmen und über seinen glatten Kopf zu streicheln. „Schon verstanden, Wormmon. Ich beeile mich.“ Mit dem Digimon auf dem Arm lief Ken zur Tür und öffnete diese. Schon im Flur roch er die frischen Brötchen, die seine Mutter beim Bäcker gekauft hatte und die er so mochte. Ihm wurde wieder, wie an jedem Morgen bewusst, dass seine Eltern ihn liebten und dass sie alles für ihn taten. Und dafür musste er nicht einmal so klug sein wie sein verstorbener Bruder. Sie liebten ihn dafür, wie er als Individuum war. Und er liebte sie, weil sie seine Eltern waren. Unwillkürlich zuckte Daisukes Mutter zusammen, als sie lautes Gepolter und Geschrei aus dem Zimmer ihres Sohnes hörte. Sie war verwundert, denn ein Blick auf ihren Wecker verriet ihr, dass es erst halb neun war. Viel zu früh für ihren Sohn, um den ersten Ferientag zu beginnen. „Ich komm zu spät!!! Warum hat mich niemand geweckt???“ Wie ein Blitz schoss Daisuke aus seinem Zimmer ins Bad und sorgte bei seiner Mutter für noch größere Verwirrung. „Zu spät? Er fährt doch erst heute Abend ins Trainingslager.“ Fragend sah sie ihre Tochter an, die vollkommen ruhig an ihrem Saft nippte. Sie hoffte, dass June mehr wusste. „Hikari fliegt heute mit ihrem Freund Takeru und ihrem Bruder nach Amerika. Sie wollten sich wohl am Flughafen verabschieden.“ Daisukes Mutter entging nicht das Knurren, das von June kam, als diese Yamato erwähnte. Dem Mädchen lag es, trotz neuer Verliebtheit, immer noch schwer im Magen, dass der Blonde sich für Sora und nicht für sie entschieden hatte, auch wenn es aus Yamatos Sicht nie so etwas wie eine Entscheidung gegeben hatte. Eigentlich hatte sie bis vor kurzem auch vorgehabt zum Flughafen zu fahren, doch als Daisuke erwähnt hatte, dass Sora mit flog, hatte sie diesen Plan verworfen und schmollte stumm vor sich hin. „Takeru ist nicht Hikaris Freund, er ist EIN Freund, aber nicht ihrer.“ June interessierte nicht, was Daisuke diesbezüglich meinte, er war immerhin ein Junge. Somit war es auch selbstverständlich, dass er nicht die Zeichen verstand, die Hikari an Takeru sandte. Dennoch es machte Spaß ihren hoffnungslos verliebten Bruder damit aufzuziehen. „Ach und weil es nur EIN Freund ist, fliegen sie zusammen nach Amerika...“, antwortete sie ihm, während sie von ihrem Brot abbiss. „Er fliegt nur wegen Yamato mit!“ Seufzend sah Daisukes Mutter zu ihren Kindern, deren Triezerein nun in einen ihrer gewohnten Streiterein mündete. Sie schafften es immer wieder, sich von einer Sekunde zur anderen hochzuschaukeln. „Das ist so lecker!!!“ Blinzelnd sah sie zu Demiveemon, das an seinem gewohnten Platz auf dem Tisch saß und genüsslich ein Stück Brot nach dem anderen aß. Obwohl dies nun ein gewohnter Alltag und Demiveemon ein Teil der Familie war, tat sie sich schwer damit, sich an das kleine sprechende Wesen zu gewöhnen. „Hey, das war mein Brot!!!“ Erneut seufzte Daisukes Mutter, denn nun brannte, wie an jedem Morgen ein Streit zwischen Daisuke und seinem Digimon auf. Doch während sie die Szenerie beobachtete, entwich ihr ein Lächeln, denn insgeheim genoss sie diese Momente, die ihr sagten, dass sich trotz der ganzen Ereignisse nicht viel geändert hatte. „Kommt Daisuke doch nicht?“ Ein wenig enttäuscht stand Hikari mit Gatomon in der Halle und sah zu Ken, der pünktlich zum Abschied gekommen war. Sie hatte sich darauf gefreut den jungen Fußballspieler noch einmal zu sehen, denn dies würde sie nun zwei lange Wochen nicht können. „Du kennst doch Daisuke. Wahrscheinlich hat er verschlafen.“ Breit lächelte Takeru seine langjährige Freundin an, die nicht anders konnte, als ihm zu glauben. Wahrscheinlich hatte er Recht. „Pass auf, gleich kommt er angerannt, entschuldigt sich und wird dir sagen, dass er es wegen irgendeinem Fußballspiel, das gestern Abend lief, verschlafen hat. Nicht wahr, Ken?“ Leicht zuckte Ken zusammen, als Takeru ihn ansprach, doch er nickte nur stumm. Dennoch dachte er darüber nach, ob gestern wirklich ein Spiel gelaufen war, spontan fiel ihm aber keines ein. „Hikari!!!“ So wie es Takeru vorhergesagt hatte, kam Daisuke schon angerannt und zauberte Hikari mit seiner Ankunft ein Lächeln auf die Lippen. „Tut mir leid... Ich habe beinahe verschlafen“, gestand Daisuke keuchend, als er zum stillstand kam. „Daisuke hat den Wecker nicht gehört“, erzählte Demiveemon sofort, das sich für diese Antwort eine Kopfnuss einfing. „Wie mir scheint, sind endlich alle da.“ Vorsichtig lugte Daisuke hinter Hikari und Takeru hervor und erblickte schon seinen Senpai, Sora und Yamato. „Alle?“, fragte er und sah sich um. Von allen konnte nicht die Reden sein, denn es fehlten Iori und Miyako. „Iori ist mit seinem Großvater gestern Abend nach Kyoto gefahren. Und Miyako muss im Laden ihrer Eltern aushelfen.“ Schweigend sah Daisuke zu Hikari, die erklärte, wo der Rest von ihnen abgeblieben war. Demnach waren sie wirklich vollständig. „Wir sollten langsam los, sonst hebt das Flugzeug ohne uns ab.“ Hikari und Takeru nickten auf Taichis Worte. Es war nun Zeit für den Abschied. „Pass bloß gut auf Hikari auf“, flüsterte Daisuke, als er und Takeru sich die Hand zum Abschied reichten und sich wie alte Rivalen voneinander verabschiedeten. „Keine Sorge“, versicherte der Blondschopf lächelnd. Er wusste von Daisukes Gefühlen für Hikari, genauso, wie er ahnte zu wissen, wie Hikari für sein Gegenüber empfand. „Sie ist bei mir in guten Händen.“ „Bis dann, Ken-kun. Pass gut auf Daisuke auf und sorge dafür, dass er im Trainingslager nicht zu viel Unsinn anstellt.“ Lächelnd nickte Ken und löste seine Hand von Hikari, die sich nun Daisuke zuwandt und ihn fest umarmte. Er wusste nicht warum, aber zu sehen, wie Daisuke von dem Mädchen umarmt wurde, war ein Anblick, den er nicht zu oft ertragen wollte. Ein bisschen wehmütig sahen Daisuke und Ken dem Flieger nach, der soeben vom Boden abgehoben hatte und nun nach Amerika flog. „Jetzt sind nur noch wir übrig...“, wisperte Daisuke, gedankenverloren in den Himmel starrend. Kurz dachte Ken darüber nach und bemerkte, dass sein Freund fast Recht hatte. Neben jenen, die abgereist waren, gab es nur noch Izumi und Jou. Doch auch die beiden waren verhindert. Jou hatte mit seinem Studium alle Hände voll zu tun, und Izumi war in Osaka, um sich bei einer Firma für Computersoftware zu bewerben. „Meinst du, es ist okay, wenn wir gehen? Was wir aus der Digiwelt? Miyako kann sich nicht alleine darum kümmern.“ Fragend sah Daisuke zu Ken, der diesen Vorwand vorgebracht hatte. Obwohl Myotismon besiegt war, schien seine Sorge bezüglich der Digiwelt nicht zu schwinden. „Keine Sorge. Agumon und die anderen beschützen die Digiwelt vor allem Schlechten. Und wenn es wirklich große Probleme gibt, können wir auch von dort aus noch in die Digiwelt gehen.“ Lächelnd sah Daisuke seinen Partner an. Er wusste, dass egal was passierte, sie immer einen Weg finden würden, um die Digiwelt und auch ihre eigene zu retten. Es war diese Zuversicht, die Ken beruhigte und ihm nun auch ein Lächeln entlockte. „Ich habe den Durchgang geschaffen. Nun geh endlich, LadyDevimon.“ Lachend ertönte die schrille, weibliche Stimme des Digimons, das so böse war, dass es selbst Mephistomon das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Bring mir diese Plagen...“, murrte Mephistomon, der zwar den Plan von Deemon vernommen hatte, aber nicht plante, diesen einzuhalten. Seine eigene Rache war ihm viel wichtiger und solange er Deemon nicht zu nahe kam, konnte dieser ihm auch nichts tun. „Vergiss nicht... der Träger der Samen gehört Deemon-sama“, zischte die Virendame und ging durch das Portal, das Mephistomon geöffnet hatte. Sie traute ihrem neuen Partner nicht. Wie könnte sie auch, sie war immerhin selbst ein Digimon von seinem Typus und wusste, wie Wesen wie er tickten. Dennoch, sie musste mit ihm zusammenarbeiten. Ihr Meister, Deemon, wollte das so. „Bring mir einfach diese Kinder...“, maulte Mephistomon und schloss das Tor hinter der Lady. „... und stirb...“, wisperte er, denn eigentlich hatte er die Hoffnung, dass die Lady versagte und von den Digirittern besiegt werden würde. Nachdenklich stand Daisuke vor einem Regal mit Keksen und anderen Knabbereien. Es fiel ihm schwer zu entscheiden, was von der riesigen Auswahl er kaufen sollte. „Ken, was meinst du? Tiercracker oder Monstercracker?“ Fragend sah der junge Digiritter zu dem Schwarzhaarigen, der selbst nur eine Packung mit fettarmen Chips in der Hand hielt und Daisuke damit noch jetzt in Erstaunen versetzte. Er selbst hatte immerhin fast vier Mal soviel auf dem Arm und zweifelte, ob das für das Trainingslager reichte. „Nimm die Monstercracker, Daisuke!!!“, schrie Demiveemon und sprang auf Daisukes Kopf auf und ab. „Ich hab Ken gefragt, nicht dich! Du isst sowieso zu viel.“ Fast schon peinlich berührt, sah sich Ken im Laden um, als Demiveemon und Daisuke einen ihrer gewöhnlichen Fressstreits ausfochten. Auch wenn beide wirklich gute Freunde und ein spitzen Team waren, endete beim Essen diese Freundschaft. Manchmal fragte Ken sich, warum das wohl so war, doch dank genauer Beobachtungen, hatte er festgestellt, dass das Digimon die Eigenschaften seines Partners adaptierte. Wormmon und er bildeten da keine Ausnahme. „Also gut, ich kaufe zwei Packungen, zufrieden?“ Wie gewohnt zeigte sich Daisuke Kompromissbereit, auch wenn er das eher widerwillig tat. „Du solltest langsam aufpassen, wenn du weiter soviel isst, wirst du noch dick!“ Und wie immer endete der Kompromiss mit derselben Warnung, die einen erneuten Streit entfachte. Irgendwie war alles wie immer, selbst wenn die anderen nicht hier waren. 'Ein Grund mehr seinen Worten zu glauben', dachte Ken mit einem Lächeln und legte, ohne es selbst zu merken eine Hand auf sein Herz, das sich langsam beruhigte und einen langsamen, zufriedenen Rhythmus annahm. „Komm, Ken, wir gehen bezahlen!“ Ken hatte nicht bemerkt, wie der Disput der beiden Partner geendet hatte. Da aber sowohl Tier- als auch Monstercracker im Korb waren, konnte er es sich denken. Wahrscheinlich war zwischen drin noch die Taschengelddebatte losgegangen, die Demiveemon immer gewann und wodurch es auch meist bekam, was es wollte. Irgendwie war es wirklich sehr beruhigend, dass er diesen Punkt nicht wahrgenommen hatte. Schweigend liefen Daisuke und Ken mit ihren Einkäufen nebeneinander her. Es waren noch sechs Stunden bis zur Abfahrt und sie wussten nicht, was sie tun sollten, um die Zeit totzuschlagen. „Demiveemon schnarcht übrigens.“ Vollkommen aus der Luft gegriffen, setzte Daisuke zu einem Gesprächsthema an, was seinem Partner ein empörtes „Oi!!!“ entlockte. „Du schnarchst schlimmer und lauter. So laut, dass du dich selbst im Schlaf schnarchen hörst!“, verteidigte sich das Digimon. Es konnte die Behauptung seines Partners nicht einfach so auf sich sitzen lassen, wo dieser doch ebenfalls in der Nacht schnarchte. Doch das ahnte Ken bereits, denn immerhin adaptierte ein Digimon wirklich die Eigenschaften seines Partners. Damit war auch klar, dass ihm und Wormmon die ein oder andere schlaflose Nacht bevorstehen würden. „Ken hat manchmal Alpträume!“ Laut genug sprach Wormmon seine Worte aus, so dass die Flamme eines erneut aufflammenden Streits im Keim erstickt wurde. „Wormmon...“, murrte nun Ken, doch er war nicht böse auf seinen Partner, der es nur gut meinte. „Alpträume? Wovon? Von seinem Bruder?“ Dass Daisuke sich nun Sorgen machte, war dem Schwarzhaarigen klar gewesen. Genau aus diesem Grund hatte er das Thema nicht ansprechen wollen. Doch nun hatte er keine andere Wahl. „Nicht nur... Manchmal träume ich vom Meer der Dunkelheit...“ Leicht verzog Ken das Gesicht, denn die Erinnerung an das Meer der Dunkelheit, dem Ort, wo er sich die Samen der Dunkelheit eingefangen hatte, schmerzten ihn. Obwohl soviel Zeit verstrichen war, hatte er noch immer Angst, dieser Dunkelheit wieder nachzugeben. Und noch immer machte er sich Vorwürfe für die schlimmen Dinge, die geschehen waren. Doch darüber sprach er nicht. Er musste es auch nicht, denn seit ihrer ersten DNA-Digitation schien Daisuke seine Gedanken zu lesen oder zumindest seine Gefühle spüren zu können. „Du musst aufhören daran zu denken. Wir sind alle bei dir. Noch einmal wird dich die Dunkelheit nicht kontrollieren können.“ Sanft legte Daisuke seine Hand auf Kens Schulter. Obwohl sein Körper verdeckt war, spürte er die Wärme, die Daisuke ausstrahlte. Und irgendwie gelang es dieser Wärme in sein Herz zu dringen und es schneller und lebensfroher schlagen zu lassen. „Danke“, flüstere Ken und legte seine Hand vorsichtig auf die seines Freundes. „Gefunden!“ Erschrocken sahen Daisuke und Ken zu dem Haus hoch, auf dem sie LadyDevimon erblickten, die sie bösartig mit ihren roten Augen fixierte. Synchron und wie einstudiert, zogen beide Jungs ihr D3-Digivice und machten sich für den Kampf bereit. „Ex-Veemon!“ „Stingmon!“ „Jogress Shinka.... Paildramon!“ Unbeeindruckt sah LadyDevimon zu dem Digimon, das schon so vielen guten Virusdigimon den Gar ausgemacht hatte. „Was willst du hier?“ Bedrohlich baute sich das Digimon der lästigen Digiritter vor ihr auf, doch noch immer hatte sie keine Angst. Stumm, wie eine ferngesteuerte Puppe, hob die Lady ihren linken Arm mit den bedrohlichen roten Nägeln. „Wir wollen euch!“ Verwirrt folgte Paildramon dem Fingerzeig des weiblichen Digimons, das diese Gelegenheit nutzte und auf die zwei Digiritter zu stürmte. „Ken! Daisuke!“ Sofort reagierte Paildramon und breitete seine Arme aus, woraufhin seine Krallen auf LadyDevimon zuschossen und sich um ihre Taille wickelten. Weniger überrascht sah das weibliche Digimon zu seinem Bauch, wo sich eiserne Krallen um sie rankten und gegen ihr graues, bedecktes Fleisch drückten. „Ich stehe nicht auf anhängliche Männer!“, fauchte sie und legte beide Hände an eine der Ketten. Mit ganzer Kraft zog sie an der Kette, an dessen Ende sie nur zu deutlich das Gewicht ihres Gegner spürte. „Verschwinde!“ Mit einem Schwung hob sie das andere Digimon an und schleuderte ihn auf eine Hauswand zu. Wenn er nicht wollte, dass dieses Gebäude zu schaden kam, musste er sie loslassen, denn im Gegensatz zu ihr waren ihm die Menschen nicht egal. Paildramon hatte nicht damit gerechnet, dass LadyDevimon seinen Angriff gegen ihn richten würde. Resignierend zog er seine Krallen ein, denn er musste dafür sorgen, dass er nicht gegen die Wand prallte und die Fassade zerstörte. Kaum, dass er seine Krallen wieder an seinen Händen hatte, wandte er sich um und rammte diese in die Fassade der Wand, um sich in seinen Flug zu stoppen. Einen Schaden konnte er nicht vermeiden, aber er konnte ihn so gering wie möglich halten. Mit Erleichterung sah Paildramon, dass der Beton der Wand nicht bröckelte und auf die Straße mit ihren Bewohnern fiel. Kurz sah das Digimon nach unten, zu der bewegten Menschenmasse, die nun stillstand und das Geschehen beobachtete. „Schaut mal! Digimon!!!“ Obwohl es nicht das erste Mal war, dass die Menschen hier Digimon zu Gesicht bekamen, war es für sie ein spektakulärer Anblick. Doch anders als damals, gerieten sie nicht in Panik, denn sie wussten nun, dass es irgendwo hier Kinder gab, die mit ihren Partnern den Tag retten würden. „Ken! Pass auf!“ Erst als Paildramon Daisukes Stimme vernahm, wandte er sich zu seinem Partner und sah, dass LadyDevimon seine Unaufmerksamkeit nutzte, um sich um Ken und Daisuke zu kümmern. Und scheinbar war es Ken, den sie als erstes beseitigen wollte, weswegen Daisuke diesen aus ihrer Schusslinie stieß und dabei selbst von der großen roten Pranke getroffen wurde. „Daisuke!!!“ Blitzschnell reagierte Paildramon, denn er musste schnell einen größeren Abstand zwischen seinen Freunden und dem Gegner bekommen. „Desperado Raketen!“ Gezielt stürmten Paildramons Geschosse auf LadyDevimon, die seine Worte vernahm und so noch eine Chance bekam, dem auszuweichen. So wie Paildramon es geplant hatte, musste sie dafür von Daisuke ablassen und sich von den beiden Digirittern entfernen. „Daisuke, ist alles in Ordnung?“ Besorgt flog das Digimon auf seinen Partner zu, der sich wieder vom Boden erhob und zu Ken sah, der sich ebenfalls aufgerappelt hatte. „Paildramon, du musst digitieren!“ Selbst wenn Ken nicht mehr das große Genie von vor wenigen Monaten war, hatte er bemerkt, dass sie das Ganze schnell zu Ende bringen mussten, und Imperialdramons Fighter Mode am besten dafür geeignet war. „Das lasse ich niemals zu! Dunkelheit!“ LadyDevimon erkannte, dass sie nur noch eine Chance hatte um zu gewinnen und ihren Auftrag zu erfüllen. Sie musste mindestens einen der Digiritter in die Welt der Dunkelheit befördern, doch dass konnte ihr nur gelingen, wenn sie Paildramon ablenkte, in dem sie ihn mit einer dunklen Welle blendete. Wild schlug Paildramon um sich und versuchte die Fledermäuse abzuschütteln. Er merkte nicht, dass LadyDevimon ein Tor öffnete und ihren finsteren Plan ein Stück mehr vollendete. Seit ihrem Sieg über Malomyotismon, war dies nun auch kein Problem, denn es gab keine Grenzen mehr, die nur die Erwählten Kinder überschreiten konnten. „Paildramon! Vorsicht! Sie greift wieder an!“ Deutlich genug vernahm das Digimon den synchronen Ruf seiner Partner, doch noch immer konnte er nichts sehen und dem Angriff der Lady etwas entgegensetzen. „Betäubende Peitsche!“ Erst als Paildramon den betäubenden Schmerz von LadyDevimons Angriff spürte, kam seine Sicht wieder, doch er hatte keine Kraft mehr, um irgendwas zu tun. Wie ein Stein fiel das Digimon zu Boden und löste seine digitierte Form in Veemon und Wormmon auf. „Das wäre geregelt und nun zu euch.“ Da Paildramon nun aus dem Weg war und zwei geschwächte Rookie Digimon keine Chance gegen sie hatte, konnten sich LadyDevimon um die Digiritter kümmern, die ihr eigentliches Ziel waren. Schnell bemerkte Ken diesen Plan und sah das Virusdigimon an, das seinen Freund angriff. Ohne an seine eigene Lage zu denken, packte er Daisuke am Arm und zog ihn aus dem Angriffsfeld. „Dann eben du!!“ Erneut holte LadyDevimon aus, als sie merkte, dass ihr eigentliches Ziel entkommen war und visierte Ken an, der niemanden mehr hatte, der ihn in irgendeiner Weise beschützen konnte. Denn Daisuke, sein Freund, blieb wie paralysiert an Ort und Stelle stehen und sah mit an, wie LadyDevimon seinen Freund ergriff und durch das geöffnete Tor schleuderte. „Ken-chan!“ Ein letztes Mal sammelte Wormmon seine Kraft und sprang durch das Tor hinter Ken her, denn es ahnte, dass sein Partner ihn noch brauchen würde. „Ken! Wormmon!“ Fassungslos starrte Daisuke zu dem Tor, unschlüssig, was er nun tun sollte. „Nun kann Deemon-sama seine Rache bekommen!“, lachte LadyDevimon, die bemerkte, dass der zweite Digiritter keine Bedrohung für sie war. Langsam lief sie ebenfalls auf das Tor zu, denn sie wollte sichergehen, dass ihr neuer Gefährte wirklich ihren Plan befolgte und sich nicht vollständig quer stellte. „Daisuke, tu was! Komm zu dir!“ Erst als Daisuke Veemons Stimme vernahm, wusste er, dass er etwas tun musste und erwachte aus seiner Paralyse. Sofort griff er zu seinem D3-Digivice und richtete es auf das Tor, dem LadyDevimon schon so nahe war. 'Ich darf nicht zulassen, dass sie zu Ken kommt', dachte er und wartete noch einige Sekunden ab. „Tor zur Digiwelt, öffne dich!“ Erst als LadyDevimon kurz davor war, das Tor zu durchschreiten, öffnete er darin das Tor zur Digiwelt, was LadyDevimon wegen ihrem hysterischen Lachen nicht bemerkte und einfach darin verschwand, bevor sich das Tor schloss. „Ken-chan... Ken-chan, wach auf...“ Leise aber immer lauter werdend, drang Wormmons Stimme zu Ken vor, der langsam wieder zu Bewusstsein kam, aber immer noch leicht desorientiert war. „Wo... sind wir, Wormmon?“, fragte er, als er sich aufsetzte und sich in der grauen, finsteren Ödnis umsah. Er wusste, wo sie waren, aber die Angst vor dieser Erkenntnis hinderte ihn daran, diesen Gedanken laut auszusprechen. „Die Welt der Dunkelheit...“, wisperte Wormmon und jagte Ken damit einen kalten Schauer über den Rücken. Erneut hatte ihn die Dunkelheit eingeholt, doch dieses Mal war keiner seiner Freunde hier, um ihm Kraft und Mut zu geben. Er war mit Wormmon alleine hier und alles in seinem Inneren schrie danach wegzukommen und das Licht wiederzusehen. „Verdammt!!!“ Wütend schlug Daisuke die Faust gegen die Wand und murrte. Der Schmerz, der sich durch seine Faust zog, verstummte binnen weniger Sekunden, anders als das Gefühl versagt zu haben. „Beruhige dich, Daisuke!“, wisperte Veemon seinem Partner zu. „Wormmon ist bei Ken. Wir müssen uns keine Sorgen machen, beiden geht es sicher gut“, erklärte er noch und fixierte Daisuke, der sich wütend auf die Unterlippe biss. Er wusste, dass Veemon recht hatte, doch er wollte sich nicht auf Wormmon verlassen, denn trotz seiner Starre hatte er bemerkt, welchen Namen LadyDevimon fallen gelassen hatte und nur zu gut erinnerte er sich daran, dass sie schon zusammen chancenlos gegen Deemon gewesen waren. Alleine hatte Ken keine Chance. „Lass uns gehen, Veemon. Wir müssen Ken und Wormmon helfen.“ Ernst sah Daisuke auf sein D3-Digivice. Er war bereit hier und jetzt den ersten Schritt zu Kens Rettung zu wagen. „Aber wohin?“, fragte Veemon und beobachtete wie Daisuke ein Tor zur Digiwelt öffnete. „In die Digiwelt und dann zum Meer der Dunkelheit.“ Kapitel 2: Alleine in die Digiwelt ---------------------------------- Forsch und schnell lief Daisuke durch den digitalen Dschungel. So schnell es ging wollte er die Grenze zur Welt der Dunkelheit finden und dann zum Meer laufen, wo er Ken, Wormmon und auch Deemon vermutete. „Warte, Daisuke! Hältst du es wirklich für klug, wenn wir alleine hier her gehen? Wir hätten den anderen wenigstens Bescheid geben und auf ihre Hilfe warten sollen. Sie können doch von überall herkommen.“ Mühsam stapfte Veemon hinter seinem Partner her, der Hals über Kopf losgestürmt war. „Noch dazu ist LadyDevimon hier. Weder in meiner Amordigitation, noch im Championlevel bin ich ihr gewachsen:“ Veemon kannte genug Gründe, warum diese Mission eine Kamikazeaktion war. Und das Daisuke dies wusste, erkannte das Digimon ganz genau, denn dieser ballte erzürnt die Faust und blieb stehen. „Daisuke, wir rufen einfach die anderen und warten hier“, wisperte das Digimon und sah hoch zu seinen Partner, der mit geneigten Kopf dastand und auf dessen Wange er eine Träne entlanglaufen sah. „Daisuke...“ „Sei ruhig, Veemon! Wir haben keine Zeit um zu warten! Ken ist irgendwo am Meer der Dunkelheit, alleine mit Wormmon. Wahrscheinlich ist er irritiert und verängstigt. Wer weiß, was Deemon mit ihm macht, immerhin war Ken es, der das Tor zum Meer geöffnet hatte!“ Klar und deutlich machte Daisuke seinen Ärger Luft, indem er Veemon seine Gedanken und Befürchtungen entgegen schrie, was er keinen Augenschlag später bereute. Nur dank Veemons Augen erkannte er aber, dass er seinen Partner nicht allzu sehr verärgert hatte. Im Gegenteil, dieser schien zu verstehen was er fühlte. „Außerdem ist es meine Schuld... Ich muss also etwas tun. Jetzt und nicht später.“ Leise seufzte Veemon, doch obwohl sein Seufzen nichts Gutes verhieß, lächelte er. Wenn er seinen Partner nicht verstand, wer sollte es dann tun, außer Ken? „Okay, holen wir Ken und Wormmon da raus.“ Kaum, dass Veemon das gesagt hatte, verrauchte Daisukes Wut. Denn er wusste, egal wie oft sie stritten oder sich untereinander auf die Nerven gingen, sie waren Freunde und konnten im Fall der Fälle aufeinander vertrauen. Wütend zog sich LadyDevimon ein Blatt nach dem anderen aus dem Haar. Sie konnte immer noch nicht verstehen, wie sie hier gelandet war, denn sie hatte nicht bemerkt, wie Daisuke sein Digivice gezogen und das Tor geöffnet hatte. „Diese Verdammten...“ Kochend vor Wut zerdrückte sie einen Ast in ihrer Hand und schmiss ihn achtlos zu Boden. Von hier aus konnte sie kein Tor zur Welt der Dunkelheit öffnen, denn die Digiwelt und die Welt der Dunkelheit gingen fast nahtlos ineinander über. Sie musste nun also so schnell wie möglich den Übergang finden, bevor Mephistomon den Digiritter mit dem schwarzen Digivice fand. Sie wollte sicher gehen, dass die Rache ihres Meisters an oberster Stelle stand. Obwohl ihre Wut nicht verrauchte, war LadyDevimon klar genug bei Verstand. Sie erinnerte sich daran, dass sie einst über einen Wald in die Welt der Dunkelheit gekommen war. Vorsichtig sah sie sich in der Umgebung um. Sie wusste wo sie war. In einem Dschungel, der recht harmlos schien. Das einzig Tückische hier waren die exotischen Pflanzen, die einen schnell mal als Hauptspeise betrachteten. Damals als sie noch ein Devimon gewesen war, und nach ihrer Schwester LadyDevimon, die auch schon in Deemons Reihen gedient hatte, gesucht hatte, hatte sie Bekanntschaft mit diesen Pflanzen gemacht. Nur mit Müh und Not war ihr die Flucht aus dem Dschungel in den Wald gelungen. Und von dort hatte sie sich geschwächt bis zum Meer der Dunkelheit geschleppt, wo Deemon sie entdeckt und versorgt hatte. Nur dank ihm war es ihr möglich gewesen, auf das Ultralevel zu digitieren. Und nur dank ihm hatte sie erfahren, dass diese verdammten Digiritter ihre Schwester ausgelöscht hatten. Damals hatte sie Rache geschworen und Deemon das Versprechen abgenommen, dass sie diese auch bekommen würde, wenn sie ihm treu diente und bei seinen Plänen half. Seitdem war sie nicht mehr von seiner Seite gewichen und hatte Schritt für Schritt seine Pläne vorangetrieben. Und in all dieser Zeit, hatte sie auch mehr über Deemon gelernt. Der Gedanke ihrer Rache verschwand und das Einzige, was ihr wichtiger wurde als sie selbst, waren Deemon und seine Pläne. Deemon, ihr Beschützer, ihr Retter, ihr geliebter Meister. „Pass auf, Daisuke! V-Kopfnuss!“ Erschrocken sah LadyDevimon auf und suchte nach der bekannten Stimme, die sie aus ihrer Melancholie herausgerissen hatte. Vorsichtig lugte sie hinter einem buschähnlichen Gestrüpp hervor und sah das blaue Digimon, dass seinen Partner vor einer fleischfressenden Pflanze beschützte. Ein leises knurren entwich ihr, denn sie wusste, was dieses Szenario bedeutete. Dieser Digimonritter war hergekommen, um den Übergang zur Welt der Dunkelheit zu finden und seinen Freund zu retten. 'Nur über meine kalte Leiche!', grummelte sie in Gedanken und machte sich bereit, diese Störfaktoren für Deemon zu beseitigen. Erleichtert sah Daisuke wie die fleischfressende Pflanze sich durch Veemons Eingreifen zurück zog und es aufgab ihn fressen zu wollen. „Danke, Veemon.“ Mit einem Lächeln sah Veemon zu Daisuke und nickte. Es war selbstverständlich, dass er seinen Partner beschützte, denn nur mit seiner Hilfe konnte er digitieren oder die Kraft finden jeden Kampf zu bestehen. „Wir sollten schnell weiter, bevor es sich die Pflanze anders überlegt“, verkündete Daisuke und lief bereits weiter. Obwohl der Schock noch in seinen Gliedern saß, wollte er keine Zeit verlieren. Immerhin war Zeit Mangelware. Dennoch hatte er auf Veemons Empfehlung seine Freunde noch im Nachhinein informiert und verkündet, dass er schon einmal vorgehen und Ken retten würde. Daisuke hatte beschlossen, dass er die anderen noch informieren würde, wenn er den Übergang gefunden hatte. Immerhin musste er einsehen, dass Veemon Recht hatte. Alleine hatte er keine Chance gegen Deemon. „Was meinst du, wo der Übergang ist?“ Nachdenklich sah Daisuke zu Veemon, dass neben ihm hertapperte und sich umsah, um den nächsten Überraschungsangriff zu vermeiden. „Keine Ahnung. Aber wir müssen ihn finden...“, murmelte Daisuke und lief weiter, den Blick immer streng nach vorne gerichtet. Vergessen war der Angriff von eben, oder die Tatsache, dass sich auch LadyDevimon hier in der Digiwelt befand. 'Ken, ich komme. Halte einfach durch.' Momentan war Ken das Einzige, woran er denken konnte und das lag nicht nur daran, weil sie nur zusammen gegen ihre mächtigen Gegner kämpfen konnten. Ken war sein Freund. Sein bester Freund. Gemeinsam hatten sie soviel durchgemacht, sie trainierten manchmal zusammen und vor den meisten Prüfungen hatte Ken ihm geholfen. Beide verband viel mehr, als ihr Schicksal oder die DNA-Digitation. „Was bringt es dir dieses Samengefäß zu beschützen? Glaubst du wirklich so sehr an diese Illusion namens Freundschaft?“ Daisuke lief es kalt den Rücken hinunter, als er die boshaft kalte Stimme LadyDevimons hinter sich vernahm. Langsam, fast wie in Zeitlupe wandten sich Daisuke und Veemon zu dem Virusdigimon um, dass sich so bedrohlich aufbaute, als würde es sie beide mit einem Schlag vernichten. Doch es war nicht das weibliche Digimon, das sie auf einen Schlag so in Angst und Schrecken versetzte. „Ja, erzittert vor meiner Macht!“ Hysterisch lachte sie aus, als sie die angsterfüllten Gesichter ihrer Gegner sah. „Veemon...“, flüsterte Daisuke leise und wich langsam einen Schritt nach dem anderen zurück, was sein Partner ihm gleich tat. „Dagegen hilft keine Kopfnuss der Welt, oder?“ Es war so, als hätte das blaue Digimon verstanden, was Daisuke fragen wollte, weswegen sein Partner die Frage nicht aussprechen musste. „Dann... gibt es nur eine Lösung für diese Situation.“ Veemon nickte, den Worten seines Partners zustimmend. Es gab in der Tat nur eine einzige Lösung. Ohne LadyDevimon weiter große Beachtung zu schenken, wandten sich beide um und liefen so schnell sie konnten weg. Verwirrt sah LadyDevimon dem Digiritter und seinem Partner nach. Sie hatte eigentlich auf einen Kampf gehofft, denn die Digiritter waren bekannt dafür, dass sie keinem Kampf, egal wie mächtig ihr Gegner war, aus dem Weg gingen. Noch immer verwundert und wie versteinert blieb LadyDevimon stehen und sah ihrem Gegner nach. Erst als etwas Feuchtes auf ihre Wange tropfte, erwachte sie aus ihrem Tranceähnlichen zustand und hob den Kopf, wo sie in das riesige Maul einer rosafarbenen fleischfressenden Pflanze blickte. „Was zum...?“ Sie konnte den Gedanken nicht mehr zu Ende führen, denn das Maul schnappte zu, sich sicher, dass dieses Digimon gut verdaulich war. Erst als Daisuke und Veemon den Dschungel hinter sich gelassen hatten und sich im Wald befanden, von dem sie wussten dass fleischfressende Pflanzen hier keinen guten Nährboden hatten, blieben beide stehen und holten erleichtert tief Luft. „Das war knapp...“, keuchte Daisuke, die Hände auf seine Knie gestützt. „Das war es...“, stimmte Veemon seinem Partner zu, dieselbe Haltung wie Daisuke einnehmend. „Sag mal, Veemon... War das nicht eben LadyDevimon?“ Fragend sah Daisuke zu dem blauen Monster, dass den Kopf hob und ihn ansah. Deutlich sah er, wie es im Kopf seines Freundes ratterte. Er versuchte sich die Situation, vor der sie eben weggelaufen waren, zurück in Erinnerung zu rufen. Doch außer an die fünf rosafarbenen Pflanzen, die sie heißhungrig fixiert hatten, konnte er sich nicht mehr erinnern. Ein lauter Knall halte durch den Dschungel, als eine Reihe rosafarbener Pflanzen in grüne und rosa Fetzen flog. „Dieses verdammte Unkraut! Dieser alte Knacker Genai sollte wirklich einen Gärtner für diesen Dschungel engagieren.“ Erzürnt schüttelte sich die Virus-Dame den Schleim vom Körper und strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Angewidert sah sie zu den Pflanzenresten, die einst gefährlicher waren als jetzt. „Wegen diesem Unkraut habe ich den Digiritter verloren...“, murmelte sie und wandte sich in die Richtung, in die sie gelaufen waren. Sie sind in Richtung Wald gelaufen...“ Kurz dachte die Diabolische nach, ehe sich ein hämisches Grinsen auf ihre Lippen schlich. 'Weit werden sie nicht kommen.' Zufrieden lachte LadyDevimon auf und breitete ihre Schwingen aus. Fliegend war es ein leichtes die Störfaktoren einzuholen und auszuschalten. 'Sie haben keine Chance gegen mich!' Lachend erhob sie sich etwas vom Boden, doch sie kam nicht weit, denn schnell spürte sie den Widerstand einer grünen Ranke, die an ihr zog und sie so zu einer blauen Blume mit roten Punkten zerrte. „Nicht schon wieder!!!“, kreischte sie und machte sich bereit auch dieses Unkraut zu beseitigen. „Veemon shinka Ex-Veemon!“ Bedrohlich baute sich Ex-Veemon vor einem umgestürzten Baum auf und umgriff diesen mit seinen großen, kräftigen Armen. „Los Ex-Veemon! Du schaffst das!“ Daisuke wusste, dass dies der einzige Weg war, den sie gehen konnten, zumindest war der Trampelpfad der einzig sichere. Mit Mühe hob Ex-Veemon den vollständig entwurzelten Baum vom Boden auf und trug ihn an den Rand, wo er ihn absetzte, so dass niemand sich mehr daran stören konnte. „Danke!“, rief Daisuke seinem Partner zu und lief weiter. Doch hielt ihm die Pranke seines Partners mit sanfter Gewalt zurück. „Dieser Baum wurde vollständig entwurzelt. Das Digimon, dass das getan hat, muss sehr stark sein. Was, wenn wir geradewegs in es hineinlaufen?“ Kurz hielt Daisuke inne und sah zu dem entwurzelten Baum am Rand. Mit dem Digimon, dass dies getan hatte, konnte man sicher nicht reden. Andererseits mussten sie weiter zum Meer der Dunkelheit, zu Ken. Die Frage war nur, was sie tun sollten, wenn sie nun auf ein Digimon trafen, dass scheinbar ohne Problem einen ausgewachsenen Baum entwurzeln konnte. Ex-Veemon hatte immerhin schon Probleme diesen aus dem Weg zu räumen. „Wir müssen weiter. Im Prinzip haben wir keine andere Wahl“, erklärte Daisuke und sah zu Ex-Veemon, das ihn ernst fixierte. „Ken würde auch keine Schwierigkeiten scheuen um uns zu helfen“, setzte Daisuke noch nach und entlockte Ex-Veemon ein seufzen. Sein Partner hatte Recht. Egal wie aussichtslos die Lage sein würde, Ken und Wormmon würden zu ihrer Rettung herbeieilen. Vorsichtig ließ Ex-Veemon seine Pranke sinken und nickte. Er verstand, dass es falsch wäre Daisuke noch länger zurückzuhalten. Immerhin war Ken ein sehr wichtiger Freund und im Gegensatz zu den anderen war Daisuke auch der Erste gewesen, der ihm vertraut und eine zweite Chance gegeben hatte. „Ken bedeutet dir viel, oder Daisuke?“, fragte Ex-Veemon schließlich, als sie ihren Weg fortsetzten. Er sah zu seinem Partner, auf dessen Wangen sich ein Hauch von Rosa legte, auch wenn sein Blick sich nicht veränderte. „Sehr viel... Manchmal... selbst wenn wir nicht zusammen sind und du und Wormmon nicht zu Paildramon digitieren könnt, habe ich das Gefühl Kens Herzschlag zu spüren. Manchmal wenn es mir nicht gut geht, sehe ich sein Lächeln und höre seine Stimme, die mir sagt, dass wir alles schaffen können. Ab und zu habe ich sogar das Gefühl seinen Duft wahrzunehmen. In diesen Momenten wünsche ich mir dann, dass es ihm genauso geht wie mir.“ Schweigend lauschte Ex-Veemon den Worten von Daisuke. Er wusste, dass die DNA-Digitation eine starke Bindung zwischen zwei Digirittern hervorbringen konnte. Von den alten Generationen waren es nur Taichi und Yamato gewesen, die dieses Gefühl kennengelernt und so das stärkste Band geknüpft hatten. In der neuen Generation hatten alle Digiritter dieses Band miteinander geknüpft, doch niemand außer Ken und Daisuke hatte diese Verbindung noch stärker vertieft. Daisuke war der Einzige, neben Wormmon, der Ken stumm verstand und wusste, was dieser brauchen würde wenn er sich wieder von der Dunkelheit bedroht fühlte. Daisuke war Kens Licht und Ken war für Daisuke die Kraft, die er zum Erstrahlen brauchte. „Dann beeilen wir uns“, hauchte Ex-Veemon und stürmte nach vorne, um alles zu dem Weg zu räumen, was ihnen in diesem stand. „Hab ich euch endlich gefunden!“ Unter lauten Knacksen und Grummeln stürzten Äste vom Himmel, direkt auf Daisuke zu. Blitzschnell reagierte Ex-Veemon und beseitigte sie mit seinem Vee-Laser. Ernst sahen beide gen Himmel, wo LadyDevimon in der Luft schwebte und sie mit ihren blutroten Augen fixierte. „Ich lasse nicht zu, dass ihr euch auch nur einen Schritt dem Übergang nähert und Meister Deemon stört!“ Mit erhobener Krallte raste das Virusdigimon auf den Digiritter und seinen Partner zu. Schützend stellte sich Ex-Veemon vor Daisuke, bereit den Angriff der Diabolischen abzuwehren. Schwungvoll ließ LadyDevimon ihre roten Krallen auf das Champion-Digimon niedersausen, doch noch hatte Ex-Veemon Kraft, so dass er ihren Arm mit beiden Pranken packte und sich dagegen stemmte. „Du erbärmlicher Narr! Glaubst du wirklich, dass du mit deinem Level gegen mich gewinnen kannst?“ Laut schallend lachte LadyDevimon los und übte noch mehr Druck gegen Ex-Veemons Griff aus, wodurch dieser etwas zurück rutschte. „Man kann es ja versuchen... Denn es bedeutet nicht, dass wir unterlegen sind...“, keuchte das blaue Digimon, das sich noch mehr gegen seinen Gegner stemmte. Er durfte nicht aufgeben, denn wenn er unterlag war Daisuke in Gefahr. Dennoch war es nicht leicht, denn er spürte, dass er immer weniger Halt unter den Füßen hatte, wodurch er auch Kraft darin aufwenden musste, diesen nicht zu verlieren. „Gib es auf! Rette dein eigenes erbärmliches Leben und lass diesen Menschen verrecken!“ Obwohl LadyDevimon nicht vor hatte Ex-Veemon zu verschonen, unterbreitete sie ihm dieses Angebot in der Hoffnung, den Störenfried loszuwerden, denn sie war einzig und allein an dem Digiritter interessiert. „Niemals!“ LadyDevimon spürte wie sich der Druck gegen ihren Arm erhöhte, was die Worte ihres Gegners nur mehr unterstrich, selbst wenn er immer mehr an Halt verlor. „Dummes Digimon!“, murrte sie und holte nun mir der zweiten Hand aus. Sie wollte Ex-Veemons Lage ausnutzen um ihn mit diesem Schlag das Licht auszuschalten. LadyDevimons Augen weiteten sich, als sie sah, dass Ex-Veemon eine seiner Pranken von ihren Krallen gelöst hatte, um ihren zweiten Arm abzufangen. Sie konnte nicht verstehen, wie dieses mickrige Digimon das riskieren konnte, wo es doch kaum Kraft besaß festen Halt unter den Füßen zu bewahren. Doch nur allmählich dämmerte ihr auch, dass dieses Digimon vor ihr nicht länger rutschte. Keinen Millimeter wich es mehr zurück, obwohl sie nun doppelt soviel Druck wie zuvor ausübte. „Wie...?“ Sie wollte gerade zu ihrer Frage ansetzen, als sie Daisukes Körper bemerkte, der sich gegen Ex-Veemon stemmt und ihn so den nötigen Halt gab. Es war ein lächerliches, aber doch effektives Bild. „Du Mensch scheinst nicht zu wissen, wo dein Platz ist!“, grollte LadyDevimon und erhöhte ein weiteres Mal den Druck, denn sie war nicht diejenige, die nachgeben wollte. „Doch, mein Platz ist an der Seite von Ken und Ex-Veemon! Nirgendwo anders!“ Angetrieben von Daisukes Worten mobilisierte Ex-Veemon alle Kräfte, die er noch aufbringen konnte und stieß seinen Gegner weit zurück. Obwohl es LadyDevimon zuwider war, musste sie sich eingestehen, dass die Verbindung zwischen Mensch und Digimon eine starke war. Dennoch war sie nicht stark genug. Das sah sie nur zu deutlich, denn Ex-Veemon keuchte atemlos. „Ihr habt tapfer durchgehalten. Respekt. Aber nun hat eure Rettungsaktion ein Ende.“ Siegessicher hob LadyDevimon ihre Krallenhand und schleuderte einen dunklen Angriff auf das Digimon, das diesem nicht ausweichen konnte. Entkräftet wurde das blaue Monster mitsamt Daisuke zurückgeschleudert. Mit allem, was Ex-Veemon noch an Kraft aufbringen konnte, drehte es sich und nahm seinen Partner schützend in die Arme, so dass er dessen Aufprall abbremsen konnte. Erschrocken sah Daisuke wie Ex-Veemon die volle Kraft des Aufpralls auf sich nahm und sich zu Veemon zurück entwickelte. „Veemon! Veemon, hey, ist alles okay?“ Nur zu deutlich sah Daisuke die Schürfwunden seines Partners, der schwach lächelnd die Augen öffnete. „Ein Glück, dir geht es gut, Daisuke... Tut mir leid... dass ich nicht stärker bin...“, wisperte Veemon. Fest drückte Daisuke das blaue Digimon an sich, die Tränen ignorierend, die sich über seine Wange stahlen. „Du warst großartig... Jetzt werde ich dich beschützen.“ Behutsam hob Daisuke seinen Partner an. Sie mussten weg, denn sonst würden sie hier sterben. „Lass mich hier, ich bin zu schwer...“, wisperte Veemon, seinen Blick zu LadyDevimon gewandt, die einen neuen Angriff vorbereitete. „Niemals... Außerdem wärst du nicht so schwer, wenn du weniger essen würdest!“, keuchte Daisuke, dessen Beine wegen Veemons Last zitterten. „Wenn wir das hier schaffen, setz ich dich auf Diät“, murrte Daisuke und entlockte seinem Partner ein Lächeln. „Dunkler Speer!“ Daisukes Augen weiteten sich, als er den Angriff des Virusdigimons sah, der unaufhaltsam auf sie zuraste. Seufzend wandte er diesem den Rücken zu, um zu vermeiden, dass Veemon noch mehr Schaden zugefügt wurde. Ein stechender Schmerz zog sich über Daisukes kompletten Rücken. Er sah nichts mehr, außer Dunkelheit, weswegen er sich fragte, ob er vielleicht nun tot war. Doch er hoffte, dass Veemon überlebt hatte. 'Nun können Ken und ich doch nicht mehr ins Trainingslager. Wir können nicht mehr zusammen spielen oder die Tierkekse essen.' Ein leichtes Lächeln legte sich auf Daisukes Gesicht, wegen dieser lächerlich absurden Gedanken, kurz vor seinem Ende. „DAISUKE!!!“ Verwundert blickte der junge Fußballer in die Dunkelheit, wo er Kens schemenhafte Gestalt sah. Das junge Ex-Genie sah ihn ernst an. „Gib nicht auf! Bitte! Ich brauche dich! Bitte, kämpfe weiter, du weißt doch, ein Spiel ist erst vorbei, wenn der Schlusspfiff ertönt.“ Langsam hob Ken seinen Arm, ohne Daisuke auch nur aus den Augen zu lassen. „Ich geb dir und Veemon etwas von meiner Kraft!“ Wie von selbst hob Daisuke seine Hand und streckte sie nach Kens aus. Als sie unter seiner war, öffnete Ken die Faust und ließ das Wappen der Freundlichkeit in Daisukes Hand gleiten. Kaum, dass dieses die Hand des Fußballspielers berührte, leuchtete es in einem warmen Licht auf und erfüllte Daisuke mit neuer Kraft. Wie so oft spürte er Kens Herzschlag und es war wieder so, als seien sie Eins. Er wusste, dass er nicht verlieren konnte, denn gerade waren er und Ken vereint und zusammen konnte sie kein Gegner in die Knie zwingen. Alles was er tun musste, war aufzustehen und das Spiel zu gewinnen. „Veemon shinka Ex-Veemon to-shinka Aeroveedramon!“ LadyDevimon hatte sich gerade von dem Digiritter und seinem Partner abgewandt, als sich Veemon erhob und vom Licht der Digitation umhüllt wurde. Wie versteinert blieb sie stehen, denn sie konnte nicht verstehen, wie beide das überlebt hatten. Langsam drehte sie sich um und erkannte das Ultradigimon des Typs Serum. „Ich... habe euch besiegt“, flüsterte sie fassungslos und setzte zum Angriff an. Dieses Mal wollte sie es endgültig beenden. „Niemals... Wir lassen uns niemals besiegen, denn als Digiritter und Partner kämpft man niemals alleine!“ Mühsam richtete sich Daisuke auf und drehte sich zu LadyDevimon, die immer bleicher wurde. Sie waren so schwach und doch spürte sie diese unbekannte Kraft, von der sie wusste, dass sie ihr nichts entgegensetzten konnte. „Dunkelheit!“ Ein letztes Mal begehrte sie auf und versuchte ihre Gegner zu beseitigen, doch als wäre es kein Problem, wehrte Aeroveedramon den Angriff ab. „Das reicht nun... Geh uns aus dem Weg!“ Schnell stieß sich das Serumdigimon vom Boden ab und raste auf LadyDevimon zu. „V-Flügel Klingen!“ Immer größer wurden LadyDevimons Augen. Sie war vollkommen Bewegungsunfähig, als der Angriff sich in ihren Körper bohrte und diesen zerriss. 'Hat sich meine Schwester auch so gefühlt? War ihr letzter Gedanke auch Deemon-sama?' Schwach sah LadyDevimon in den Himmel. Sie sah das Licht und wusste, dass sie in der Stadt des ewigen Anfangs wieder erwachen würde, zusammen mit ihrer Schwester. Erleichtert ließen sich Veemon und Daisuke synchron zu Boden fallen, als LadyDevimon sich komplett aufgelöst hatte. Beide spürten die Schmerzen der Anstrengung und atmeten schwer ein und aus. Sie hatten es geschafft. „Können wir uns kurz ausruhen?“, fragte Veemon leise, denn es wusste, wie eilig es Daisuke hatte seinen Freund Ken zu finden. „Nur ein paar Minuten.“ Erleichtert nickte Veemon und schloss die Augen. Es war müde, aber noch durfte es nicht schlafen. „Können wir Deemon besiegen?“, fragte Veemon schließlich und drehte seinen Kopf zu Daisuke, der es ihm gleich tat. „Wenn wir bei Ken und Wormmon sind, können wir alles. Das Spiel ist erst vorbei, wenn der Schlusspfiff ertönt.“ Lächelnd drehte Veemon seinen Kopf wieder zurück. Dieser Optimismus war vielleicht verrückt, aber er war das Beste, was sie haben konnten. „Dann besiegen wir Deemon“, stimmte das blaue Digimon zu und schloss erneut die Augen um leicht einzuschlummern. Kapitel 3: Stingmons Licht -------------------------- Langsam und vorsichtig lief Ken, mit Wormmon auf dem Arm, durch die stille, graue Ödnis, ohne überhaupt zu wissen, ob es der richtige Weg aus dieser Hölle war. Er hatte Angst und mit jedem Schritt wurde die Angst schlimmer. „Ken-chan, ist alles in Ordnung?“ Wie schon die ganze Zeit über zuckte Ken zusammen, als er Wormmons Stimme hörte. Jeder Laut, jedes Pfeifen ließ ihn zusammen zucken und machte ihm deutlich, wie groß seine Angst in Wahrheit war. „Ich will hier nur weg“, flüsterte Ken leise und sah zu Wormmon, das ihn mit seinen großen runden Augen ansah. „Versuch es mit deinem D3-Digivice, Ken-chan.“ Verwundert blieb Ken stehen und starrte seinen Partner stumm an. Er fragte sich, warum er nicht selbst darauf gekommen war, denn schließlich war sein Digivice das naheliegendste gewesen. Er war immerhin auch der Einzige der Gruppe, der das Tor zum Meer der Dunkelheit öffnen konnte. Vielleicht konnte er auch ein Tor zur Menschenwelt öffnen. Vorsichtig setzte er seinen grünen Partner auf dem trockenen Boden ab und zog sein Digivice aus der gefütterten Tasche seiner Freizeithose. Fest und voller Hoffnung umklammerte er das Gerät, das ihn vielleicht von seiner Angst erlösen und hier herausbringen konnte. Mit zitternder Hand hob er das schwarze Digivice mit dem Display ins Leere gerichtet und betete innerlich, dass ein Licht in dieser Dunkelheit erstrahlen und sich ein Tor öffnen würde. Doch es funktionierte nicht. Ken verschlug es den Atem, denn nun war auch der letzte Funken Hoffnung erloschen und er stand allein in der kalten Dunkelheit. „Ich bin gefangen...“ Leise flüsterte er den Gedanken, dessen Bedeutung er sich bewusst wurde, als er seine eigene Stimme in seinen Ohren widerhallen hörte. 'Gefangen...', wiederholte er seine Worte in Gedanken, worauf seine Knie nachgaben und er schwach zusammenbrach. „Ken-chan...“ Wormmon war beunruhigt, als es die Tränen sah, die Ken über die Wangen liefen und auf den trockenen Boden tropften. Sie mussten weiter gehen wenn sie hier weg wollten, denn wer wusste schon, was sie hier erwartete. „Ken-chan, wir müssen weiter. Daisuke und Veemon suchen sicher schon nach uns.“ Bemüht sprach Wormmon immer wieder ermutigend auf Ken ein, nicht wissend, ob seine Worte ihn wirklich erreichten. Doch Ken blieb regungslos am Boden hocken. Wormmons Worte drangen nicht zu ihm vor, denn er hatte sich zu sehr in die eigene Welt der Verzweiflung zurückgezogen. Mit lautem Grummeln zog Mephistomon durch dunklen, öden Wald, in dem sich nun auch ein oder zwei Digiritter befinden sollten. Doch nirgends sah er die Plagen, die LadyDevimon hier in der Nähe durch ein Tor geschickt hatte. Er hatte einige Zeit gebraucht, um den Weg zu finden, doch so weit konnte ein schwacher Mensch nicht kommen. „Wo seid ihr kleinen Maden? Ich finde euch doch sowieso!“ Mephistomon hatte keine Lust länger zu suchen, denn er glaubte, dass sich die Digiritter irgendwo hier versteckten. Er musste sie nur aufschrecken. Mit voller Kraft stampfte das Digimon auf den Boden und ließ alles in unmittelbarer Nähe erzittern. Kurz wartete er, ehe er entnervt aufstampfte und erneut ein Erdbeben erzeugte. Doch wie schon beim ersten Mal lockte er nichts aus einem Versteck hervor. Er wusste nicht, was ihn mehr störte, dass er mit Muskelkraft nichts erreichte, oder dass die Digiritter sich nicht aus der Reserve locken ließen. „Todeswolke!“ Schnell hatte sich Mephistomon auf eine neue Strategie geeinigt. Er wollte die kleine Ratte ausräuchern, weswegen er seine dunkle Wolke auf die Umgebung losließ und jeden Winkel beweihräucherte. Irgendwas musste funktionieren und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Digiritter zeigen würden und er diese vernichten konnte, bevor sie Deemon in die Hände bekam. Erschrocken zuckte Wormmon zusammen, als die Erde unter ihm zum ersten Mal leicht vibrierte. Es wusste, dass etwas vor sich ging, als die Erde zum zweiten Mal bebte. Doch Wormmon nahm auch wahr, dass dies keine normalen Erdbeben waren. Irgendwas bedrohliches befand sich ganz in ihrer Nähe. Sie mussten weg von hier und zwar schnell. „Ken-chan! Komm, wir müssen weg. Es ist gefährlich hier!“ Voller Angst um seinen Partner, packte das grüne Digimon Ken an der Hand, der, kaum dass die weiche Haut des Digimons ihn berührte, zusammen zuckte. „Ken-chan!“ Verzweifelt rief Wormmon den Namen seines Partners, der langsam wieder zur Besinnung kam und realisierte, dass er nicht alleine war. Wenn er jetzt aufgab, das war ihm klar, würde auch Wormmon darunter leiden müssen. 'Wormmon darf nichts passieren.' Es war der einzige Gedanke, der Ken durchzog und seine Angst augenblicklich in die Schranken wies. Fest packte Ken seinen Partner und erhob sich, wie der Phönix aus der Asche, vom Boden und setzte sich mit zittrigen Beinen in Bewegung. 'Weg hier... Wormmon beschützen...' Wormmon war nun der einzige Antrieb, den er hatte. Ohne seinen Partner hatte er nicht einmal mehr die Kraft zum Weglaufen. „Ken-chan...“, flüsterte das Digimon und sah hoch zu Ken, in dessen Augen er die Sorgen und die nackte Angst sehen konnte. 'Daisuke... Veemon... beeilt euch bitte.' Flehend sah Wormmon in die Richtung, in die sie liefen. Es machte sich Sorgen, denn selbst im Championlevel konnte es nicht für die Sicherheit eines wertvollen Partners garantieren. Denn es wusste nicht, was genau dieses Erdbeben verursacht hatte. Genervt bemerkte Mephistomon, dass keine seiner Strategien wirklich Erfolg hatte. Auch weiterhin blieben die Digiritter verschwunden. Nur ab und zu, wenn ein verirrter Luftzug durch das Buschwerk fuhr, zuckte er hoffnungsvoll zusammen. Und jedes mal wurde seine Hoffnung aufs Neue zerstört. „Diese Verdammten... Wo seid ihr Digiritter?“ So langsam deprimierte es Mephistomon, denn selbst wenn er Deemons Plan hätte befolgen wollen, wäre das bis jetzt unmöglich gewesen. „Wo steckt ihr Ratten?“ Lauthals brüllte Mephistomon seinen Frust heraus, denn scheinbar hatte LadyDevimon zwar das Tor geöffnet, aber dennoch versagt. „Ich hätte doch statt dem Weib gehen sollen. Es war von vornherein klar, dass sie versagen würde!“, grummelte er und lief weiter, immer noch eine Todeswolke nach der anderen ausstoßend. Er wollte einfach sicher gehen, dass er nicht doch seine Chance auf Rache verspielte. 'Ich werde siegen, wo Piedmon und die anderen gescheitert sind. Das ist meine Bestimmung.' Jetzt wo Mephistomon so nahe dran war die Feinde der Virusdigimon zu vernichten wollte er nicht scheitern, denn seit er Denken konnte, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht das zu schaffen, wo andere versagt hatten. Und dafür war ihm einfach jedes Mittel recht, selbst wenn er das furchterregendste aller Digimon, Deemon, dafür verraten und sein Leben aufs Spiel setzen musste. „Ken-chan!“ Erschrocken zuckte er zusammen, als er den Aufschrei einer fiepsigen Stimme vernahm. Nur langsam dämmerte ihm, dass LadyDevimon wohl doch nicht versagt hatte und jetzt musste er nur noch dieser Stimme folgen. Fast schon panisch krabbelte Wormmon auf seinen Partner zu, der über einen Stein gestolpert und zu Boden gefallen war. Zitternd lag der Schwarzhaarige am Boden und grub seine Finger in die graue, schmutzige Erde. „Ken-chan! Ist alles in Ordnung?“ Besorgt sah Wormmon zu dem Jungen, der leicht nickte und sich vorsichtig vom Boden aufrappelte. „Viel wichtiger ist, ob es dir gut geht, Wormmon“, flüsterte er und griff nach dem Digimon, das ihm soviel bedeutete. Vorsichtig drückte er den weichen Körper seines Partners an sich. Er wollte die Wärme spüren, die das Digimon ausstrahlte, denn nur so konnte er sich sicher sein, dass Wormmon wirklich noch lebte. Noch einmal wollte er seinen treuen Partner nicht verlieren. „Ken-chan, du erdrückst mich fast...“, wisperte Wormmon leise und drückte sich etwas weg. „Wir müssen hier weg, Ken-chan... Da hinten... kommt etwas auf uns zu.“ Erst als sein Partner das sagte, nahm Ken die stampfenden Geräusche hinter sich wahr. Etwas kam auf sie zu und er war sich sicher, dass dieses Etwas nicht freundlich gesinnt war. Ohne lange zu zögern lief Ken hinter die Büsche, die sich in der Nähe von ihnen befanden und Schutz vor den Blicken eines Feindes bringen konnte. „Keine Sorge, hier sind wir sicher, Wormmon“, flüsterte er leise und drückte sich in das graue weiche Gras. So schnell er gekonnt hatte, war Mephistomon durch das Dickicht dahin gestürmt, wo er die Stimmen gehört hatte. Doch nun war sein Opfer wieder einmal verschwunden. 'So weit kann er nicht sein!' Innerlich knurrte er, denn wenn es nach ihm ginge, würde der Digiritter vor Ort sein und sich einfach kampflos ergeben. Zumindest würde ihm das einiges erleichtern. „Komm raus, Digiritter! Ich weiß, dass du hier bist!“, brüllte er laut und ließ das Geäst zittern. Wütend sah sich Mephistomon um und bemerkte schließlich, dass Blut auf dem Boden war. Langsam stapfte er auf die Stelle zu und bückte sich um seine pelzigen Arme auf den Fleck zuzubewegen. Vorsichtig berührte er das Rot auf dem Gras und stellte zufrieden fest, dass es noch frisch war. „Du willst also Verstecken spielen? Dann lass uns Spaß haben!“ Dieses Mal wusste Mephistomon, dass er nicht versagen würde. Es roch förmlich die Angst von dem jungen Digiritter, der sich hier irgendwo verkroch. „Todeswolke!!!“ Wie schon zuvor entließ Mephistomon eine Wolke aus dunkler Energie, die den Digiritter aus seinem Versteck locken sollte. Von seinem Versteck aus sah Ken, wie Mephistomon seine gefährliche Energie ausströmen ließ. Er verstand schnell, dass er davor nicht fliehen könnte ohne entdeckt zu werden. Doch wenn er hier blieb, würden Wormmon und er sterben. Nur einer von ihnen, oder keiner, konnte überleben und Ken hatte schnell entschieden, wer dieser Überlebende sein sollte. „Ken-chan, was hast du vor?“, wisperte Wormmon, als er merkte, wie sein Partner ihn unter sein Oberteil schob und ihn vorsichtig an sich drückte. „Pst... Keine Sorge, Wormmon. Wir schaffen das schon irgendwie“, flüsterte der Schwarzhaarige leise und sah hoch, wo er die lilafarbenen Wolken um sich herum wahrnahm. 'Wormmon ist sicher.' Ein Lächeln huschte über Kens Gesicht, als er sich sicher sein konnte, dass sein Partner diesem Dunst nicht ausgesetzt war. Nun musste er nur noch ruhig bleiben und hoffen, dass Mephistomon sie nicht bemerkte. 'Durchhalten... Ich muss nur durchhalten...' Sanft drückte Ken seinen Partner weiter an sich, damit dieser nicht aus seinem Oberteil purzelte. Selbst inhalierte er genug von der Energie der dunklen Wolke, wodurch seine Sinne immer mehr vernebelten und seine Sicht Stück für Stück verschwamm, bis er schließlich im Geiste in die Dunkelheit fiel. „Ken-chan!“ Verängstigt kroch Wormmon aus dem Oberteil seines Partners, als die Todeswolke verschwunden war und Ken erschöpft zusammenbrach. Vergessen war der Feind, der in der Nähe war und sie hören konnte. Denn Ken war gerade wichtiger. „Hab ich euch gefunden!“ Lauthals lachte Mephistomon los, als er Ken und Wormmon hinter den Büschen entdeckte. Das war nun seine Gelegenheit. Auch wenn er nur einen Digiritter vor sich hatte, es würde einen Teil seiner Rache bekommen. „Du wirst Ken-chan nichts tun!“ Mutig stellte sich Wormmon schützend vor Ken und fixierte das Virusdigimon, das zu allem bereit war. „Es ist so dunkel hier...“ Verunsichert sah sich Ken in der Dunkelheit um. Er konnte nichts sehen, er konnte nichts hören. Einige Sekunden verstrichen in denen er rekapitulierte, was genau geschehen war. „Wormmon!!!“ Entsetzt tastete Ken an seinem Oberkörper, doch er spürte nicht mehr den warmen weichen Körper seines Partners, der eigentlich unter seinem Oberteil stecken sollte. Langsam schlich sich die Erkenntnis ein, dass er alleine hier war. Weder Daisuke noch Wormmon konnten ihm nun noch vor der Dunkelheit beschützen. „Alleine... Ich bin wieder alleine...“ Wie ein verängstigtes Tier sah sich der Junge um und versuchte etwas zu erkennen, was ihm die Angst nahm, oder wenigstens Hoffnung gab. „Es funktioniert nicht!“ Erschrocken zuckte Ken zusammen, als er die vertraute Stimme seines verstorbenen Bruders hörte. „Wieso funktioniert es nicht? Ich bin klüger als jeder andere Auserwählte. Warum wurde es mir geschickt, wenn es nicht funktioniert?“ Schwach tauchte ein Bild vor Kens Augen auf. Er kannte die Szene, die sich ihm zeigte, nur die Worte, die eindeutig von Osamu kamen, waren ihm fremd. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass dieser sie geäußert hatte, als das Digivice erschienen war und sein großer Bruder es in der Hand gehalten hatte. „Sind das... deine Gedanken?“ Ken ahnte, dass es nur so sein konnte, denn er war dabei gewesen, als das Digivice in ihr Leben getreten war. Und hätte Osamu nicht vor ihm das Gerät in die Hand genommen, hätte sich vielleicht früher offenbart, dass das Digivice für ihn bestimmt war und nicht für seinen perfekten großen Bruder. „Schön, wenn ich seiner nicht würdig bin, dann wird es auch kein anderer sein.“ Genau wie in seinen Erinnerungen verstaute Osamu das Digivice in seiner Schublade, wo er es bis zu diesem einen Tag verwahrt hatte. Doch das war nichts, was Ken jetzt noch schockierte. Viel mehr war es die Tatsache, dass Osamu, wie er einst als Digimonkaiser, genug Arroganz besessen hatte, um nicht einmal seinen eigenen Bruder als Träger des Gerätes in Betracht zu ziehen. Stumm sah Ken zu wie das Bild seiner Vergangenheit verschwand und durch ein Neues ersetzt wurde. Auch dieses kannte er, denn es zeigte Osamu, der gerade ihr Zimmer betrat, woraufhin sein jüngeres Ich aus der Digiwelt zurückkam. „Er war... Ken war...“ Erneut erklangen Osamus Gedanken, als würde er sie aussprechen. Zum Ersten mal, hörte Ken was sein Bruder wirklich empfunden oder gedacht hatte. „Das Gerät... Er kann es nutzen? Mein kleiner gewöhnlicher Bruder?“ Ken wusste nicht, wie er die Gedanken seines Bruders deuten sollte. Sie klangen so hasserfüllt. Doch wen hasste er? Seinen kleinen Bruder, der ein Digiritter war, oder sich selbst, der trotz seiner Intelligenz wohl nie einer werden würde. „Nein! Das ist ein Irrtum! Er kann es nicht nutzen, er hatte nur Glück!!!“ Wütend stapfte der Osamu seiner Erinnerung auf sein kleines Ich zu und riss ihm das Digivice aus der Hand. Wie schon damals zerriss es Ken das Herz, denn erneut hatte er das Gefühl, dass Osamu ihm einen Teil von sich genommen hatte. Das Digivice war immerhin sein Eigentum gewesen nicht das seines Bruders, so wie dieser es immer behauptet hatte. „Ich hasse ihn!!!“ Wie ein Schlag in die Magengegend trafen Ken die weiteren Gedanken seines Bruders. 'Er hat mich gehasst... Genauso... wie ich ihn gehasst habe. Aber warum?' Ken konnte nicht verstehen, wieso sein Bruder, der gute Noten, viel Lob und die Aufmerksamkeit ihrer Eltern besessen hatte, ihn hassen sollte. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass es nur wegen eines Digivices so war. „Ich habe dich gehasst, weil du die Freiheit besessen hast in eine andere Welt fliehen zu können. Ich habe dich gehasst, weil du etwas besonderes warst.“ Erschrocken drehte sich Ken um, als die Erinnerung verschwand und er Osamus Stimme deutlich hinter sich vernahm. Langsam, als fürchte er sich zu sehen wer dort war, drehte sich Ken um und sah seinem verstorbenen Bruder in die Augen. „Als du aus dieser Welt wiederkamst verstand ich, dass dieses Ding dir gehörte. Was ich aber nicht verstand war, warum du es sein solltest. Mir war es egal, ob du mich hassen würdest, wenn ich es dir wegnahm. Du hättest sowieso nichts dagegen tun können, denn unsere Eltern standen auf meiner Seite.“ Langsam kam Osamu näher auf Ken zu, der binnen weniger Sekunden auf die Größe seiner Kindheit geschrumpft war. Wild schlug sein Herz gegen seine Brust, denn er wusste nicht, wie er diesen kalten Blick in Osamus Augen deuten sollte. Unsicher wich er deswegen Schritt um Schritt vor seinem großen Bruder zurück. „Tag für Tag hatte ich darüber nachgedacht, wie ich das Ding zum funktionieren bekommen sollte. Ich wollte diese andere Welt sehen, die auch schon die anderen gesehen hatten. Ich wollte sie erobern. Doch dann bin ich gestorben und du hast meinen Platz eingenommen. Du hast mich in jeglicher Hinsicht ersetzt... Aber...“ Osamu blieb stehen, als Ken nicht mehr zurück weichen konnte und ging vor ihm auf die Knie. „Du könntest mich nie vollständig ersetzen, Ken. Im Gegensatz zu mir, hast du deine Fehler eingesehen und bist auf den richtigen Weg gekommen.“ Sanft legte Osamu seine Hand auf Kens Schulter und zog ihn vorsichtig in seine Arme. „Ich hätte meinen Kriegszug weiter geführt. Denn mir wäre egal gewesen, wer stirbt. Die Saat der Finsternis hätte bei mir auch weiterhin einen guten Nährboden gefunden. Nicht aber bei dir. Du hast dein Herz verloren und es in der Not wieder gefunden. Und dein Herz hat dich zu dem Licht geführt, das dich von der Angst vor der Dunkelheit befreite.“ Ken spürte, wie die Tränen über seine Wangen liefen. Noch nie hatte er sich seinem Bruder so nahe gefühlt wie jetzt in diesem Moment, auch wenn Osamu mit seinen Worten angedeutet hatte, dass er auch fast zu einem Digimonkaiser herangewachsen wäre. „Mein Herz...“, flüsterte Ken und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken weg. „Dein Herz... dein Partner... Öffne einfach die Augen und sieh, zu welchem Licht es dich führt.“ Stück für Stück verschwanden Osamu und die Dunkelheit. Und im selben Augenblick erkannte er wieder Landschaft und Stingmon, das sich tapfer gegen ein Ultradigimon bewährte. „Schwarzer Ruhetag!“ Mephistomon ging der Kampf gegen dieses schwache Digimon schon viel zu lange. Er wollte das Spielchen nun beenden, um sich in aller Ruhe um den Digiritter kümmern zu können. Ohne Skrupel entließ er einen gewaltigen Energiestrom aus seinem Körper und sandte diesen zu Stingmon, der versuchte dem auszuweichen. Doch im Gegensatz zu Mephistomon neigten sich seine Kräfte dem Ende zu. Nur der eiserne Wille seinen Partner Ken zu beschützen, gab ihm immer wieder ein paar Kraftschübe. Aber dieses Mal versagte dieser Will im Angesicht von Mephistomons unbändiger Kraft. Obwohl er versucht hatte dem Angriff auszuweichen, erwischte ihn der Energiestrom und schickte ihn schmerzhaft zu Boden. „Ken-chan...“, flüsterte er, als er versuchte sich aufzurichten, doch seine Kräfte versagten. Erschöpft sank er wieder zurück zu Boden und keuchte. Ein letztes Mal sammelte Stingmon seine Kraft, um dem sich nähernden Mephistomon eine kleine Überraschung zu bereiten. „Du hattest von Anfang an keine Chance. Wie konnte so ein kleiner Wurm wie du denken, dass du auch nur einen Treffer bei mir landen könntest? Gegen mich, der davor steht sein Megalevel zu erreichen.“ Als Stingmon zur Seite sah, bemerkte er die grauen Hufen Mephistomons, der neben ihm zum stehen gekommen war. „Sag gute Nacht!“ Zu allem entschlossen hob Mephistomon seinen linken Huf und ließ diesen über Stingmon in der Luft schweben. Er wollte noch etwas warten, denn er genoss es, seine Gegner um Gnade flehen zu hören. Doch Stingmon schwieg. Es war bereit zu sterben, auch wenn das bedeutete, dass er versagt hatte seinen Partner Ken zu beschützen. Im Himmel wollte er ihn um Verzeihung bitten. „Das lasse ich nicht zu!“ Verwundert hielt Mephistomon, der seinen Huf auf Stingmon niedersausen ließ, inne und sah zu Ken auf, der sich vom Boden erhoben hatte und ihn nun mit strengen Blick fixierte. Doch kaum, dass er verstand wer ihn daran hindern wollte, lachte er auf, denn wenn Stingmon ihm schon nichts anhaben konnte, wie sollte es dann ein einfacher, lächerlicher Mensch schaffen? „Und wie willst du Zwerg mich daran hindern?“ Weiterhin lachte Mephistomon und ließ von seinem Opfer ab, denn er drohte vor Lachen umzufallen, wenn er seinen zweiten Huf nicht auf festen Boden setzte. „Mit meinem Herzen, das mich zum Licht führen wird!“ Entschlossen hob Ken sein Digivice und präsentierte es Mephistomon, der kurz darauf noch mehr in schadenfrohem Gelächter ausbrach. „Dein Partner kann nicht mehr digitieren. Euch fehlt zum einen euer Digitationspartner und zum anderen ist dieser Wurm vollkommen entkräftet!“ Für Mephistomon waren die Worte des Digiritters ein guter Scherz. Selbst wenn der Zwerg ihn noch so ernst ansah, er würde mit hohlen Worten nicht gewinnen können. „Ich habe noch genug Kraft, um Ken-chan den Weg zum Licht zu zeigen!“, keuchte Stingmon, als er sich vom Boden erhob und sich in ein sanftes rosafarbenes Licht hüllte. Nun verging Mephistomon das Lachen, denn als er zu Ken sah, bemerkte er dasselbe Licht, das von seinem Digivice ausging und Stingmon definitiv die Kraft zu digitieren geben konnte. „Stingmon to-shinka Sandiramon!“ Geblendet von dem Licht wandte sich Mephistomon von seinem Gegner ab, der es irgendwie geschafft hatte ohne dieses Ex-Veemon auf ein anderes Ultralevel zu digitieren. Die Frage war nun, zu was Stingmon, nun Sandiramon, in diesem Level fähig war. Als das Licht erlosch, nahm Mephistomon die Arme runter und sah zu der weißen Schlange, die ein heiliges Tierdigimon war und von vielen Digimon in der Digiwelt verehrt wurde. „Sa-Sandiramon...“, stotterte Mephistomon, denn er kannte die Geschichten von diesen Digimon, die so kaltblütig töteten. Nicht einmal vor ihrem eigenen Typus machten sie in ihrer Mordlust halt. Einen Moment lang ließ sich Mephistomon davon in Angst und Schrecken versetzten, doch schnell fing er sich wieder. Er hatte hier schließlich das Digimon eines Digiritters vor sich. So kaltblütig konnte es da also nicht sein. Erleichtert, mit einem Grinsen, sah er zu Ken, der ihn eiskalt fixierte. Und erneut fuhr ihm ein Schauer der Angst durch den Körper. Vor ihm stand nicht mehr der verängstigte Junge, der auch nach anderen Wegen suchte um einen Kampf ohne Tote zu beenden. Vor ihm stand der wiedergeborene Digimonkaiser, der zu allem fähig war. „Sandiramon...“ Mit festen Blick sah Ken zu der weißen Schlange, die ihn auch ohne viele Worte verstand und nickte. „Giftbeil!!!“ Mit Schwung holte Sandiramon mit seinem Speer aus, der rosa aufleuchtete und nun auf Mephistomon zielte, der seiner Angst fast vollständig unterlegen war. Erst als er realisierte, dass er angegriffen wurde, wich er aus und vergaß die Angst, die ihn Sandiramon und der wiederauferstandene Digimonkaiser bereiteten. „Ken-chan, jetzt!!“ So wie Ken und Sandiramon es stumm geplant hatten, war Mephistomon nun abgelenkt. Schnell schlängelte das heilige Tierdigimon auf seinen Partner zu und senkte den Kopf, damit Ken auf diesen springen konnte. Wie versteinert blieb Mephistomon stehen, als er verstand, dass er dem famosen Schauspiel der beiden geglaubt und sich in Angst versetzen lassen hatte. Er hatte ihnen so die Chance zur Flucht gegeben und obwohl Sandiramon eine gigantische Schlange war, konnte es sich schnell durch das Geäst bewegen. Einen Moment lang wollte Mephistomon ihnen hinterher eilen, doch als er sich bewusst wurde, in welche Richtung sie flohen, ließ er von dem Gedanken ab und ließ sein diabolisches Lächeln aufblitzen. „Fliehen könnt ihr nicht...“, lachte er leise und wandte sich von der Richtung ab, in die der Digiritter und sein Partner geflohen waren. Wenn er diesen Wurm nicht bekommen konnte, dann wartete er hier lieber auf einen anderen, denn sicher waren seine Freunde schon auf dem Weg um ihn zu retten und dann würde er sie Willkommen heißen. Kapitel 4: Flucht ans Meer -------------------------- Kurz nachdem Daisuke und Veemon sich erhoben hatten um weiter nach dem Übergang zu suchen, hatte sie diesen auch schon gefunden. So wie Daisuke es versprochen hatte, hatten sie auch schon ihre Freunde über den genauen Standpunkt informiert und einen kurzen Lagebericht verfasst. „Was meinst du wo Ken langgelaufen ist?“, fragte Veemon, der gut erholt neben Daisuke her tappte. Es fragte sich die ganze Zeit, wie sie den Schwarzhaarigen finden sollten, wenn sie nicht den Hauch einer Spur über seine Richtung fanden. Kurz blieb Daisuke stehen und sah sich um, als würde er irgendeinen Hinweis auf Kens Richtung suchen. Er wusste, dass Veemon Recht hatte, doch während er sich umsah, hätte er schwören können ein rosafarbenes Licht in der Ferne zu erspähen. 'Ken!' Es war der erste Gedanke, der seinen Geist durchzog und er wollte diesem folgen. „Da lang!“, verkündete er schließlich und wies in die Richtung, in der er das Licht gesehen hatte. Zweifelnd folgte Veemon dem Fingerzeig, doch er sah nichts außer grauer trister Ödnis. „Was macht dich da so sicher?“ Es konnte nicht anders als zu fragen, denn es war sich selbst gar nicht sicher, ob dies der richtige Weg war. „Es ist einfach so ein sicheres Gefühl“, erklärte Daisuke und lief auch schon in diese Richtung, ohne zu wissen was ihn dort erwartete. Unsicher sah Ken zurück um sicherzugehen, ob Mephistomon sie noch verfolgte, doch scheinbar hatten sie diesen abgehängt, weswegen er sanft über Sandiramons Kopf strich. „Es ist genug, Sandiramon. Du kannst nun deine Kräfte schonen.“ Kaum, dass Ken das gesagt hatte, stoppte das Ultradigimon und neigte seinen Kopf, damit Ken absteigen konnte. Vorsichtig kletterte Ken von dem heiligen Tierdigimon und strich ihm sanft über den Kopf, um diesem zu danken. Erst als er seine Hand wegzog, verwandelte sich das Digimon in seine Rookiegestalt zurück. „Geht es dir gut, Ken-chan?“, besorgt sah Wormmon seinen Partner an, der vor wenigen Minuten noch bewusstlos am Boden gelegen hatte. „Keine Sorge. Mir geht es gut. Aber was ist mit dir?“ Vorsichtig hob Ken seinen Partner auf die Arme und zog ein Taschentuch aus der Hosentasche, mit dem er vorsichtig den Dreck von Wormmons Wange wischte. „Mir geht es gut, Ken-chan. Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.“ Mit Tränen in den Augen sah Wormmon seinen Partner an, der sanft über seinen Kopf strich. Es bemerkte erst jetzt, dass Ken wieder der Alte war und sich scheinbar von seiner Angst befreit hatte. „Lass uns weiter gehen, bevor Mephistomon uns einholt“, erklärte Ken schließlich und lief, mit Wormmon auf dem Arm, weiter. Doch seine Schritte führten nicht weit, denn als der letzte Baum hinter ihnen lag, erkannte er das düstere Meer, das sich vor ihnen erstreckte. „Das Meer der Dunkelheit...“, wisperte Ken leise. Es hatte ihn erneut eingeholt. Dieses verfluchte Meer hatte ihn wieder einmal gerufen, doch anders als die letzten Male, erstarrte Ken nicht vor Angst. Ihn erfüllte viel mehr ein mulmiges Gefühl, denn er wusste nun, wer für all das wohl verantwortlich war. So schnell er konnte, war Daisuke in die Richtung gelaufen, in der er Ken vermutete. Noch immer sah er das freundliche rosafarbene Licht, was ihn glauben ließ, dass er sich immer mehr seinem Freund näherte. „Daisuke!!! Nicht so schnell!!!“, flehte Veemon, das mit seinen kurzen Beinen nur schwer mithalten konnte. „Wir haben keine Zeit.“ Wie schon so oft in den letzten Stunden machte Daisuke deutlich, dass sie keine Sekunde verschwenden durften. „Ich komme aber nicht hinterher!“, protestierte Veemon und blieb atemlos stehen. Daisuke hielt inne und sah zu seinem Partner, der wirklich etwas weiter hinter ihm war. Vor lauter Sorge um Ken hatte er das nicht einmal bemerkt. „Komm her...“ Langsam ging Daisuke zu Veemon und kniete sich vor diesem hin. Er wollte seinen Digimonpartner Huckepack tragen, denn er hoffte, dass sie so doch schneller waren, als wenn er sich einfach nur Veemons Schritten anpasste. Veemon verstand diesen Gedanken, doch es zweifelte daran, dass sie dann wirklich schneller waren, denn es musste zugeben, dass es nicht gerade ein Fliegengewicht war. „Aber Daisuke... Ich...“, wisperte es und wollte gerade etwas erwidern, als Daisuke ihm ins Wort fiel. „Keine Widerrede! Mach dir mal um mich keine Sorgen. Das ist ein gutes Beintraining“, erklärte er und lächelte, so wie es Veemon gewohnt war. Zu widersprechen war wohl wirklich sinnlos, weswegen das blaue Digimon nur nachgeben und auf Daisukes Rücken klettern konnte. Kaum, dass Daisuke seinen Partner nun sicher auf dem Rücken trug, erhob er sich und lief in die Richtung weiter, in der er das Licht sah, ohne zu wissen, dass er bereits sehnsüchtig erwartet wurde. Grummelnd wartete Mephistomon auf seine neuen Opfer. Ken und sein Sandiramon waren nun schon einige Minuten verschwunden, doch noch immer zeigte sich keiner seiner Freunde. Dass seine Freunde erst Stunden später losgegangen waren, bedachte er nicht. Kurzum, Mephistomon wurde dank seines kurzen Geduldsfadens immer ungeduldiger. „Wo bleiben sie? Bedeutet ihnen ihr Freund gar nichts?“ Mit jeder Sekunde die verstrich, bröckelte Mephistomons Idealbild von den Digirittern. Es war immer davon ausgegangen, dass sie sofort losstürmten, um ihre Freunde zu retten, dem war aber scheinbar nicht so. „Warum brauchen sie so lange?“ Ungeduldig wippte Mephistomon mit seinem Huf und sah sich um, wobei er mit seinem Blick in der Richtung verweilte, in die der letzte Digiritter geflohen war. 'Ob ich ihm nicht doch folgen sollte?' Einen Moment keimte der Gedanke auf dem schwarzhaarigen Schlangenbändiger zu folgen, doch er verwarf ihn wieder, denn die Chance auf Deemon zu treffen, während er dem Jungen das Licht ausknipste, war zu groß. So suizidgefährdet war der große Ziegenbock noch nicht. Ihm blieb also nichts anderes übrig als zu warten und die Geduld aufzubringen, die er eigentlich nicht besaß. Langsam und vorsichtig lief Ken mit Wormmon am Wasser entlang und sah sich um. Kein Digimon, keine Menschenseele war hier zu sehen und doch war dem Schwarzhaarigen klar, dass Deemon irgendwo auf sie wartete. „Ken-chan...“ Wormmon machte sich Sorgen um seinen Partner, denn er wusste, dass sich Ken vor diesem Ort fürchtete und bisher war Daisuke der Einzige gewesen, der ihm diese Angst hatte nehmen können. „Keine Sorge... Ich bin nicht mehr wie damals. Mit dir und Daisuke an meiner Seite bin ich gewachsen und habe gelernt mich dieser Angst zu stellen.“ Freundlich lächelte Ken Wormmon an und gab ihm zu verstehen, dass er sich wirklich vor nichts mehr fürchtete. Er war nicht mehr der Digimonkaiser und er würde es auch nie wieder werden, denn er war dem Einfluss der Saat der Finsternis entwachsen. Sich dessen bewusst, griff Ken zu seinem Nacken, wo einst der Strichcode für die Saat gewesen war. Es war fast so, als wollte er sich versichern, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen und als ob der verschwundene Strichcode, den er nicht einmal gespürt hätte wenn er noch dagewesen wäre, dies beweisen könnte. „Daisuke und Veemon suchen sicher nach uns. Sollten wir nicht zurückgehen? Ich habe wieder genug Kraft um gegen Mephistomon zu kämpfen.“ Wormmon sah zu Ken, der scheinbar immer weiter laufen wollte, auch wenn ihm klar war, dass dies der falsche Weg war. Es wusste nicht, was der Junge vor hatte und warum dieser nicht vor dem Meer zurückschreckte. „Vielleicht hast du Recht...“, flüsterte Ken geistesabwesend und blieb stehen. Sein Blick war auf das Wasser gerichtet, das noch genauso dunkel und leblos wie bei seiner ersten Ankunft war. Damals hatte dieses Wasser sein Digivice verändert. 'Habe ich mir so die Saat der Finsternis eingefangen?' Fragend zog Ken sein Digivice heraus und betrachtete es von allen Seiten. Hatte es sich wirklich nur wegen der Saat der Finsternis verwandelt? Irgendetwas in Ken begehrte gegen diesen Gedanken auf, er hatte das Gefühl, dass noch viel mehr dahinter steckte. „Wir warten hier auf Daisuke“, entschied Ken schließlich. Er hoffte, entgegen der Angst auf Deemon zu treffen, doch noch die verborgene Wahrheit zu erkennen. Denn es musste noch einen anderen Grund geben, warum sein Digivice sich verändert hatte und als einziges fähig war ein Tor zum Meer der Dunkelheit zu öffnen. Erschöpft keuchte Daisuke, denn er trug Veemon, das von Sekunde zu Sekunde schwerer zu werden schien, schon seit geraumer Zeit. „Daisuke... Lass mich runter...“, flüsterte Veemon, als es bemerkte, dass seinem Partner die Kräfte schwanden. „Ich habe dir gesagt... Wir müssen uns beeilen!“, keuchte Daisuke, der keine Anstalten machte seinen Partner runterzulassen. Doch dieses Mal ließ Veemon seinen Partner nicht seinen Willen und löste sich von seinem schwächer werdenden Griff. „Nein...! Jetzt hör doch mal zu! Wir müssen vorsichtiger sein! Schau dich doch mal um!“ Da Veemon keine Anstalten machte weiterzugehen und seine Beine sicher auch bald nachgaben, ließ Daisuke seinen Blick schweifen und bemerkte erst jetzt, dass hier wohl ein Kampf stattgefunden hatte. 'Ken!' Sofort schoss dem jungen Fußballer sein Freund wieder durch den Kopf. Er bekam Angst um ihn, denn bei diesem Bild was sich hier bot, war er sich nicht sicher, ob Stingmon Ken wirklich hatte beschützen können. „Keine Sorge. Sie haben es sicher geschafft. Vielleicht waren sie davon auch gar nicht betroffen“, erklärte Veemon um Daisukes aufkeimende Ängste zu zerstreuen. „Wir sollten aber vorsichtig sein, nicht dass wir diesem Etwas zum Opfer fallen.“ Ernst sah Daisuke seinen Partner an und seufzte. Er musste gestehen, dass Veemon Recht hatte, denn sie konnten nicht sicher sein, ob die Wesen, die dieses Schlachtfeld hinterlassen hatten, nicht doch noch ganz in ihrer Nähe waren. „Wappnen wir uns dafür!“ Schnell zog Daisuke sein Digivice und verdeutlichte dem blauen Digimon damit, was es zu tun hatte. „Veemon shinka Ex-Veemon!“ Amüsiert sah Mephistomon auf, als er die Stimme zweier Personen hörte. Ohne sie gesehen zu haben, wusste er wer es war. Das Warten hatte sich also gelohnt. Langsam, Schritt für Schritt setzte sich Mephistomon in Bewegung und lief näher auf das Schlachtfeld zu, das er und Stingmon hinterlassen hatten. Nun wollte er die Neuankömmlinge gebührend empfangen und ihnen zeigen, in was für eine Lage sie sich gebracht hatten. „Ihr Digiritter seid also doch noch gekommen, um euren Freund zu retten. Wie schön, ich hab euch nämlich schon erwartet.“ Schon von weitem sah Mephistomon den Digiritter und seinen Partner. Sein Blick schweifte umher, doch dieser Junge schien der Einzige von den Plagen zu sein. „Wo ist der Rest von euch?“, fragte Mephistomon ein wenig enttäuscht, denn eigentlich hatte er gehofft, alle auf einmal beseitigen zu können. „Also... Die sind nicht da... aber die kommen nach, wenn sie Zeit haben.“ Ernst fixierte Daisuke Kens alten Gegner und machte sich bereit, zusammen mit Ex-Veemon gegen ihn zu kämpfen. „Sag uns lieber wo Ken ist!“, murrte Daisuke und entlockte Mephistomon ein Lachen. Wie üblich waren die Digiritter vorlaut, selbst wenn ihre Lage alles andere als gut aussah. Doch er wollte mal nicht so sein und dem Digiritter und seinem Partner die Richtung zeigen, in die ihr Freund geflohen war. „Er ist in die Richtung zum Meer der Dunkelheit gelaufen.“ Deutlich genug hatte Mephistomon die Worte ausgesprochen, so dass Ex-Veemon verstand, was zu tun war. Ohne zu zögern, verwandelte es sich zurück in Veemon und sah zu Daisuke, der nur nickte. „Wie? Ihr gebt auf? Ich hatte mich so auf einen Kampf gefreut. Aber schön, wie ihr wollt.“ Lachend hob Mephistomon seinen Arm und machte sich bereit den Digiritter, der nach dieser Information scheinbar aufgegeben hatte, zu beseitigen. „Digimental Up!!!“ Blinzelnd sah Mephistomon zu dem Jungen und seinen Partner, die nun scheinbar die Strategie gewechselt hatten. „Veemon Armor-shinka Raidramon!“ Mephistomon verstand nun gar nicht mehr, was der Digiritter und sein Partner vorhatten. Zumal der Mensch nun auf den Rücken seines Partners stieg und dieser loslief. „Ihr habt es so eilig zu sterben?“ Lachend streckte Mephistomon seine Hand aus und zielte auf Raidramon, das ihm immer näher kam. „Todeswo-“ Gerade als Mephistomon angreifen wollte, stieß sich das Digimon vom Boden ab und sprang über es hinweg. Hinter ihm kam es wieder auf die Beine und setzte seinen Weg fort, als sei nichts passiert. Noch etwas ungläubig drehte sich Mephistomon zu Daisuke und Raidramon um, die blitzschnell aus seinem Sichtfeld verschwanden. „Nicht schon wieder!“, knurrte er, denn erneut war ihm einer der Digiritter durch die Lappen gegangen. Doch dieses Mal wollte er nicht warten, auch wenn es bedeutete, dass er sich Deemon zum Feind machte. Schnell wie der Blitz lief Raidramon in die Richtung, in die Mephistomon gezeigt hatte. Die Tatsache, dass es Ken gelungen war zum Meer zu fliehen konnte nur bedeuten, dass es dem Jungen und Stingmon gut ging. 'Ken, halte durch. Gleich sind wir bei dir!' Fest klammerte sich Daisuke an seinem Partner fest, als dieser immer schneller lief. Ihm kam gar nicht die Idee, dass sie dies vielleicht schon eher hätten tun können und wenn sie ihm gekommen wäre, hätte er sich dafür ohrfeigen können. Immer mehr lichtete sich der düstere Wald und schließlich konnte Daisuke das dunkle Glitzern des Meeres erkennen. Sie hatten es geschafft, sie hatten das Meer erreicht und nun mussten sie nur noch Ken finden. „Schwarzer Ruhetag!“ Wie in Trance sah Daisuke zurück, als er Mephistomons Stimme hörte. Doch statt das Digimon zu sehen, wurden er und Raidramon vom Energiestrom gepackt und über die steile Felsenklippe in den grauen Sand geworfen. Wie ein stechender Schmerz durchzog es Ken ganz plötzlich und er konnte nicht einmal sagen was es war, das ihn auf einmal so beunruhigte. Doch neben dem Schmerz schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. „Daisuke...“, flüsterte er leise und sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Ken-chan, ist alles okay?“, fragte Wormmon, dem nicht verborgen geblieben war, dass Ken zusammen gezuckt war und nun in die Richtung des dunklen Waldes sah. „Schnell, Wormmon! Wir müssen zu Daisuke und Veemon.“ Wie Ken, nahm nun auch Wormmon wahr, dass etwas in dieser Richtung lag. Sein Herz klopfte wild vor Aufregung, was es meist nur tat, wenn er mit Ex-Veemon digitierte. Es gab ihm die Gewissheit, dass ihre Partner dahinten waren. „Wir müssen ihnen helfen“, wisperte das grüne Digimon und sprang, eingehüllt in ein rosafarbenes Licht von Kens Armen. Langsam rappelte sich Daisuke vom Boden auf und sah zu Veemon, das zurück digitiert war und es ihm gleich tat. „Bist du bereit, Veemon?“, fragte Daisuke und richtete sich die Fliegerbrille, die er von Taichi vererbt bekommen hatte. Mit einem süffisanten Grinsen nickte Veemon. Es fürchtete sich nicht vor Mephistomon, selbst wenn es ein Ultralevel-Digimon war. Am Ende entschied schließlich nicht das Level, sondern das bessere Team und das waren eindeutig er und Daisuke. „Veemon shinka Ex-Veemon!“ Kaum, dass Ex-Veemon seine Form gefunden hatte, raste er auf Mephistomon zu, das immer noch auf der Klippe stand und sich für einen weiteren Angriff bereit machte. Aus seiner Sicht war es lächerlich, wie dieser Mensch und sein Partner gegen ihn aufbegehrten und glaubten, dass sie auch nur den Funken einer Chance hatten. Es würde schon mehr außer ein lausiges Championlevel-Digimon brauchen um ihn zu besiegen. „Macht euch nicht lächerlich!“ Mit einem Schwung seiner Arme schlug Mephistomon Ex-Veemon zurück und hob seinen Arm. „Lernt, wie sinnlos euer aufbegehren ist! Todeswolke! Wie schon so oft entsandte Mephistomon seine dunkle Wolke auf ein Digimon und gab ihm damit eine Kostprobe seiner Kraft. „Ex-Veemon!!!“ Machtlos sah Daisuke mit an, wie sein Partner von der Wolke verschlungen wurde und ihm schmerzerfüllte Schreie entlockte. „Bleib zurück, Daisuke!“ Der Digiritter hatte gerade einen Schritt auf die Wolke zumachen wollen, um seinen Partner herauszuziehen, doch dieser machte mehr als deutlich, dass sein eingreifen nicht nötig war. Und wirklich, auch ohne Daisukes Hilfe gelang es Ex-Veemon sich aus der Wolke zu befreien, doch Daisuke sah nur zu deutlich zu welchem Preis, denn sein Partner war so entkräftet, dass er tief ein und ausatmete. „Ex-Veemon, ist alles okay?“ Besorgt um seinen blauen Partner, sah Daisuke zu dem Drachen, der aus dem Augenwinkel heraus zu ihm blickte und mit einem Daumen nach oben ein „Okay“ signalisierte. Doch Daisuke merkte, dass nichts okay war. Und dennoch wagte sein Partner erneut einen Angriff, der von Mephistomon wieder zurückgeschlagen wurde. „Gib es auf, Wurm...“, knurrte Mephistomon und packte das blaue Drachendigimon am Hals. „Du bist Jahre zu früh dran, wenn du mich besiegen willst! Das wirst du bereuen!“ Fester drückte Mephistomon zu und sah in Ex-Veemons schmerzverzerrtes Gesicht. Er liebte diesen Ausdruck und wollte ihn noch etwas länger genießen, zumal er hoffte noch was schöneres zu sehen. „Ex-Veemon!“ Erneut wollte Daisuke vorstürmen und seinem Partner helfen, doch anders als beim ersten Mal, wurde er nicht von seinem Digimon, sondern von einer warmen Hand mit sanfter Gewalt zurückgehalten. „Überlasse das mir und Sandiramon, Daisuke!“ Erleichtert begann Daisukes Herz zu schlagen, als er Kens vertraute, freundliche Stimme hörte. Er war froh, dass Ken nun wieder bei ihm war, weswegen er sich vorsichtig von Kens Griff befreite und stattdessen seine Hand mit der eigenen umgriff. „Ein Glück, dir geht es gut“, flüsterte er leise und kämpfte gegen die Tränen der Erleichterung an. „Lass uns zusammen zurückgehen. Aber vorher...“ Ohne Ken anzusehen, wusste oder besser spürte Daisuke, wie dieser Mephistomon, der immer noch Ex-Veemon im Würgegriff hatte, fixierte. Das Virusdigimon bemerkte nicht einmal, dass Verstärkung gekommen war und sah deswegen überrascht an sich herab, als sich Sandiramons Körper um ihn schlang und fest zudrückte. „Nargh... Ich dachte Deemon... Argh...“ Fester und fester schlang sich der weiße Körper des heiligen Tierdigimons um ihn. Und mit jedem Quäntchen mehr Druck verließ ihn auch die Kraft Ex-Veemon weiter festzuhalten. Schließlich versagte die Hand ihm den Dienst und er sah nur noch, wie das Digimon in den Sand fiel. „Sandiramon! Bring es zu Ende!“ Laut und deutlich gab Ken seinem Partner zu verstehen, dass es an der Zeit war, Mephistomon für seine Taten büßen zu lassen. Die weiße Schlange nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte und holte mit ihrem Speer aus, der rosa aufleuchtete. Da es Mephistomon fest im Griff hatte, konnte dieses nicht mehr fliehen und brüllte laut auf, als der Speer es durchbohrte und es sich auflöste, um in der Stadt des ewigen Anfangs von vorne zu beginnen. Als sich der letzte Datenfunken von Mephistomon aufgelöst hatte, verwandelte sich Sandiramon zu Stingmon und flog zu dem blauen Drachendigimon, das sich wieder vom Boden erhob. „Alles okay, Ex-Veemon?“, fragte der grüne Käfer und reichte dem Drachen hilfsbereit die Hand. „Dank dir und Ken schon.“ Die Fratze des Drachens verzog sich zu einem Lächeln als er zu Daisuke und Ken sah, die einander immer noch an der Hand hielten. „Wir sollten langsam nach Hause.“ Zum ersten Mal seit ihrer Wiedervereinigung, sah Daisuke zu Ken, der seinen Blick lächelnd erwiderte und nickte. „Ich werde das Tor öffnen“, versicherte Ken, sich dieses Mal sicher, dass es klappen würde und hob seine Hand mit seinem D3-Digivice. Langsam richtete sich die Hand mit Kens Digivice gen Himmel, doch Daisuke hielt ihn plötzlich mit einem ernsten Gesichtsausdruck zurück. „Nicht! Schau!“ Verwundert über das Verhalten seines Freundes, folgte Ken seinem Blick und sah nun, was Daisuke schon viel früher bemerkt hatte. „Deemon...“ Mit zittriger Stimme kam ihm der Name des Digimons über die Lippen, das er und die anderen Digiritter an Dragomons Meer verbannt hatten. „Zu schade, dass ihr mich doch noch bemerkt habt. Wie gerne wäre ich euch in die reale Welt gefolgt und hätte euch Digiritter ein für alle mal vernichtet!“ Ken und Daisuke konnten ohne Zweifel sagen, dass sich Deemon kaum verändert hatte. Das einzige was anders war, war die dunkle Aura des Digimons, die noch furchteinflößender als in der Vergangenheit war. Wie paralysiert ließ Ken seinen Arm sinken und sah zu Daisuke als wollte er fragen, was sie jetzt tun sollten. „Dann gebe ich mich eben nur mit euch zufrieden. Dieses Mal ist euer Ende gekommen.“ Fester umklammerte Daisuke Kens Hand. Das Worst Case Szenario war eingetreten, doch er war bei Ken und somit konnten sie selbst den stärksten Feind besiegen. Kapitel 5: In seiner Dunkelheit ------------------------------- Bedrohlich baute sich Deemon vor seinen Gegnern auf, die einander immer noch fest an der Hand hielten. Wieder einmal hatten die Digiritter seine Lakaien vernichtet und drohten seine Pläne zu gefährden. Zumindest fast. Denn wenn er die Situation genau bedachte, lief alles wie geplant. Vor ihm standen zwei Digiritter und unter ihnen war der ehemalige Träger der Saat der Finsternis. „Ich habe lange überlegt, wie ich wieder frei komme. Und erst dank LadyDevimons Ankunft wusste ich, wie ich euch besiegen kann.“ Deemon lachte lauthals auf, als er über seine gefallene Untergebene sprach. Ihm war bewusst, dass sie ihn bis zu ihrem letzten Atemzug geliebt hatte. Doch ihre Gefühle waren ihm egal. Sie war nur ein Werkzeug für seine Rache gewesen. Und sie hatte ausgedient, als sie gegen die Digiritter versagt hatte. „Nun, dann wollen wir es doch mal beenden.“ Siegessicher formte Deemon mit seinen Händen eine Halbkugel und richtete sie auf die Digiritter, die sich immer noch an der Hand hielten, als würden sie zeigen wollen, dass sie nicht trennen könnte. „Ex-Veemon!“ „Stingmon!“ Obwohl die Flammen bereits in seinen Händen aufleuchteten, sah Deemon die Entschlossenheit in den Gesichtern der Digiritter. Ihr Blick war so anders als damals, wo sie ihn hier her verbannt hatten. Eigentlich hatte er gehofft sie vor Angst erzittern zu sehen. Doch es war kein Fünkchen von dieser Angst zu sehen. 'Wie können sie mir mit so einen Entschlossenheit entgegentreten?' Deemon verstand es nicht, denn schon beim letzten Mal hatten sie doch bemerkt, dass sie ihm nicht gewachsen waren. „Flammeninferno! Es dauerte einige Sekunden, ehe Deemon sich gefragt hatte und entschied, dass die Digiritter auch heute nichts gegen ihn unternehmen konnten. Sie waren noch genauso schwach wie damals. „warp-shinka Imperialdramon!“ Schützend platzierte sich das Megadigimon der Jungs vor seine Partner und blockte so Deemons Flammenmeer ab. Es war alles wie zu ihrer ersten Begegnung und selbst als Imperialdramon nach seinen Angriff in den Fighter Mode wechselte, spürte Deemon das Dejavû aus seiner Vergangenheit. Doch dieses Mal, dass wusste er, konnte man ihn nirgendwohin verbannen. „Dieses Mal... Wird es nicht so enden!“, grollte Deemon und griff einen Zipfel seiner Kutte. Er wollte einfach sicher gehen, dass er nicht noch einmal diese Maden unterschätzte. Dafür würde er alles tun, selbst wenn er ihnen sein hässliches Gesicht offenbaren musste. Mit einem grazilen Schwung, warf sich Deemon seinen Umhang ab und ließ die Digiritter erstarren, als sie in seine dämonische Fratze sahen. „Ist das...“, flüsterte Daisuke leise, als ihm der erste Anblick des Gehörnten einen Schauer über den Rücken gejagt hatte. „Seine wahre Gestalt...“ Ken wusste, was sein Partner fragen wollte und beendete dessen Satz, denn er hatte denselben Gedanken gedacht. „Lassen wir uns davon beeindrucken?“, fragte Imperialdramon und sah zu seinen Partnern, die sich kaum, dass er die Worte ausgesprochen hatte, wieder fingen. „Niemals!“ Synchron und mit dem gewohnten Kampfgeist antworteten Daisuke und Ken und fixierten Deemon. „Wir müssen vorsichtig sein... Wer weiß, was er in dieser Form bezwecken kann.“ Ernst nickte Daisuke. Auch ihm war klar, dass sie diesem unmenschlichen Dämon alles zutrauen konnten. „Imperialdramon, pass auf!“ Kaum, dass Imperialdramon zu seinem Angriff angesetzt hatte, stürmte Deemon auf es zu und schickte eine Energieladung auf den Kämpfer. Nur dank Kens schnellen Ruf gelang es dem Serumdigimon aufzuweichen. „Er ist wirklich schnell...“, kommentierte es diesen Angriff und ging erneut in Angriffsposition. Doch wie schon zuvor nutzte Deemon diesen Moment und stürzte auf seinen Gegner zu. Und auch dieses Mal gelang es Imperialdramon auszuweichen. „Imperialdramon! Konzentrier dich auf deine Verteidigung! Deemon nutzt den Moment, wo du angreifen willst zu deinem Nachteil!“ Schnell hatte Ken die Lage erkannt und seine Beobachtung seinem Partner mitgeteilt. Es wusste, dass es Ken vertrauen konnte und dieser zusammen mit Daisuke an einem Schlachtplan feilen würde. Solange musste er ausharren. Deemon hörte wie das Saatgefäß seinem Partner anriet sich zu verteidigen und musste lachen. Der Junge war wirklich gescheit, aber am Ende würde es ihnen nichts bringen, denn er selbst hatte keine Schwäche. Er war nicht ohne Grund ein göttliches Dämonendigimon. Und Götter unterlagen keinen einfachen Sterblichen. „Wie wollt ihr mich besiegen, wenn ihr nur auf Verteidigung spielt?“ Unbeeindruckt von dem Strategiewechsel seiner Gegner, griff er wieder an, Er hatte genug Kraft, um seine Verteidigung zu durchbrechen. Doch erst wollte er diesem dreisten menschlichen Digimon seine Grenzen zeigen. Wie ein Geschoss flog Deemon auf Imperialdramon zu und schlug mit seinen Krallen auf dieses ein. Schützend hob er beide Arme und versuchte der Angriffswelle standzuhalten. Selbst als Deemon mit seinen Beinen zu trat, wehrte Imperialdramon ab, versuchend seine Deckung zu halten. „Gib es auf! Du besitzt gar nicht soviel Puste wie ich Kraft.“ Weiter und weiter schlug und trat Deemon auf Imperialdramon ein und druchbrach schließlich dessen Deckung. Mit voller Wucht versetzte Deemon seinem Gegner einen Schlag ins Gesicht und schickte ihn gen Boden. Schützend hielten sich Daisuke und Ken die Arme vor die Augen, als Imperialdramon unmittelbar neben ihnen auf dem Boden aufkam und den tristen, trockenen Sand aufwirbelte. „Imperialdramon! Ist alles okay?“ Besorgt um seinen Partner, lief Daisuke zum Aufschlagort und wedelte mit seiner Hand, als könnte er den Sandstaub zur Seite schieben. „Alles okay...“, keuchte das Digimon und erhob sich wieder vom Boden. „Ken... was sollen wir tun?“, fragend wandte sich Daisuke seinem Freund zu, der nachdenklich zu Boden sah. Er wusste, warum der Rotbraunhaarige ihn dabei fragte, denn er selbst war zu unplanmäßig bei so etwas. Vor allem jetzt, wo weder die Offensive funktionierte, noch die Defensive auf lange Zeit aufrechterhalten werden konnte. „Wären die anderen nur hier... Dann könnten wir Deemon ablenken und dann angreifen...“, gab Ken zu Bedenken und sah zu ihrem Gegner, der immer noch selbstgefällig in der Luft schwebte. „Und wenn Imperialdramon es im Dragon Mode versucht?“ Daisuke dachte nun ebenfalls nach und spielte alle Möglichkeiten durch, die sie hatten. Auch Ken hatte an diese Möglichkeit gedacht, doch er schüttelte den Kopf. Deemon war einfach zu schnell und konnte so jedem Angriff ausweichen, egal ob dieser vom Boden oder von der Luft aus ausgeführt wurde. „Was redet ihr soviel? Ihr könnt mich nicht besiegen!“ Erneut wollte Deemon beweisen, dass seine Worte der Wahrheit entsprachen, weswegen er seine Energieladung auf die Gruppe schoss. So schnell Imperialdramon konnte, wälzte es sich schützend über Ken und Daisuke und ließ den stechenden Schmerz, der durch den Angriff kam, über sich ergehen. Erst als der Schmerz nachließ, wusste er, dass es vorbei war und erhob sich geschwächt, aber dennoch bereit für den Kampf. „Keine Sorge, ich kann noch kämpfen...“, wisperte das Digimon, als es den Blick seiner Partner sah. „Wir brauchen einen Vorteil, oder eine Möglichkeit, die wir zu unserem Vorteil machen können...“, stellte Daisuke fest, als sich Imperialdramon vom sandigen Boden erhob, um sich Deemon wieder zu stellen. „Dann...“ Wie ein Geistesblitz durchzog es Ken, als er sich die Umgebung ansah. Es gab nur eine Möglichkeit, einen Ort, an dem beide Digimon die gleichen Chancen hatten. „Imperialdramon! Ins Meer!“ So laut er konnte, rief Ken seinen Plan zu seinem Partner, der sofort runter in das dunkle schwarze Nass sah. Sein zweite Blick führte zu Ken, in dessen Augen er die Entschlossenheit sah und die ihm scheinbar stumm seine Strategie offenbarten. „Verstanden!“ Es verging nur ein Augenschlag, als sich Imperialdramon von Deemon abwandte und sich in die ruhigen schwarzen Fluten stürzte. Verständnislos sah Deemon von den Digirittern zu Imperialdramon, das immer tiefer ins Wasser tauchte, bis er es schließlich nicht mehr sehen konnte. Das Dämonendigimon wusste nicht, wie es die Handlung seiner Gegner deuten sollte, denn aus seiner Sicht war das ganze absolut nutzlos. „Tch... Irgendwann geht ihm die Luft aus. Ich muss also nur warten, bis er wieder auftaucht.“ Lauthals lachte Deemon über diesen verzweifelten Versuch, den Sieg für sich zu gewinnen, auf. Noch dazu wusste er um die Gefahren im Meer. Sie hatten also auch mit ihrem Strategiewechsel keine Chance. „Laserfinger!“ Wie aus dem Nichts ertönte Imperialsdramons Stimme hinter Deemon, das sich umdrehte und auch schon von einem Energiestrahl seines Gegners getroffen wurde. Von dem Frontalangriff überrascht, wich Deemon etwas zurück, fing sich aber schnell wieder und sah in die Richtung, aus welcher der Strahl gekommen war. Doch dort, wo Imperialdramon sein sollte, war nichts. „Wo um Teufels Willen...“, zischte das Digimon und sah sich um. „Laserfinger!“ Erneut ertönte Imperialdramons Stimme hinter ihm und erneut wandte sich Deemon um. Doch wieder spürte er nur den Energiestrahl, der ihn traf und aus dem Gleichgewicht brachte. Erzürnt darüber, sah Deemon nun zum Meer. Es ahnte, wie Imperialdramon ihn austricksen konnte. Das Wasser war dunkel genug, so dass er nicht einmal die Sillhouette seines Gegners erkennen konnte. „Laserfinger!“ Zum dritten Mal schon war Imperialdramon wieder aufgetaucht und nutzte die Chance für einen Überraschungsangriff. Kens Plan ging auf. Dadurch dass Deemon nicht in der Lage war seinen Gegner zu sehen, war dieser auch seinen Angriffen ausgeliefert, ohne sich vernünftig wehren oder verteidigen zu können. „Das Spiel kann man auch zu zweit spielen!“ Wütend darüber, dass diese zwei Menschen und ihr Partner ihn so vorführten, vergaß das Virusdigimon seine Vorsicht und sank nun selbst ins Meer. Und endlich, nach kurzer Zeit, sah er seinen Gegner wieder. Gezielt holte er aus und jagte einen Energiestrahl auf Imperialdramon, doch dieses wich aus, indem es wieder an die Wasseroberfläche schwamm und aus dem kühlen Nass auftauchte. Mit Erleichterung sah Ken, dass sein Plan aufging und die Provokation an Deemon so erfolgreich gelungen war. Es fehlte nun nicht mehr viel und sie hatten das gegnerische Digimon vielleicht besiegt. Und tatsächlich, so wie er es sich gedacht hatte, leuchtete auch Deemon wieder aus dem Meer auf. Darauf hatte Imperialdramon gewartet, der bereits die Kanone und seinen Finger auf die Wasseroberfläche gerichtet hatte. Kaum, dass er den Kopf des göttlichen Digimons erblickte, feuert er alles ab, was er hatte. Da Deemon selbst nicht darauf gefasst war und sich noch im Wasser befand, war seine Reaktionszeit verlangsamt. Zu spät hob es seine Arme und bekam dennoch die volle Kraft des Strahls ab, so dass er zurück ins Wasser gedrückt wurde und wieder im Meer versank. Einige Sekunden lang hielten Daisuke und Ken den Atem an und sahen zu der Stelle, an der Deemon wieder unter Wasser gegangen war. Auch Imperialdramon zielte mit seinem Finger und der Kanone noch auf die Stelle, löste seine Haltung aber, als Deemon nicht mehr auftauchte. „Wir... haben es geschafft...“ Fast schon ungläubig sprach Daisuke die Worte aus. Obwohl er bis zum Schluss alles für einen Sieg gegeben hätte, fühlte sich dieser Moment so unwirklich an. „Gewonnen...“, flüsterte Ken, dessen Herz förmlich bis zum Hals schlug. Fast wie von selbst tastete sich Kens Hand zu Daisuke vor. Er wollte sie berühren und einfach spüren, dass dies kein Traum war. Denn das Ganze fühlte sich so unwirklich an. Auch Daisuke suchte nach Kens wärmender Hand, so dass sie nicht lange brauchten um einander zu finden und sich fest zu halten. „Gehen wir nach Hause, Ken...“, flüsterte Daisuke und sah zu dem Schwarzhaarigen, der es ihm gleich tat. Jetzt, wo Deemon besiegt war, konnten sie wirklich nach Hause und mussten nichts mehr fürchten. Tiefer und tiefer sank Deemon auf den Grund von Dragomons Meer. Es spürte, wie es sich langsam auflöste und verfluchte seine Unachtsamkeit, die an dieser Niederlage schuld war. Wütend öffnete er seine hasserfüllten Augen, denn es wollte den Ort sehen, an dem es sterben würde. „Verfluchte Digiritter...“, keuchte es und blinzelte ein paar Mal, um klarer in der Dunkelheit des Meeres sehen zu können. Kein Fisch kreuzte seinen Weg. Kein Geräusch drang zu seinen Ohren. Er war verdammt in Einsamkeit zwischen einem Meer aus dunklen Blumen zu sterben. 'Blumen... Sie sehen aus wie jene... die aus der Saat der Finsternis wachsen...“, dachte er und spürte, wie die zarten Blütenblätter seinen Körper streichelten. Soviel Liebe und Zärtlichkeit hatte er bisher von niemanden erfahren. Es wärmte ihn und linderte seine Schmerzen, die bis zu diesem Moment schier unerträglich waren. So konnte er wohl doch noch mit dem Gefühl, geliebt zu werden, sterben. 'Seltsam... Warum fühle ich mich auf einmal so stark, obwohl ich sterbe?' Deemon war verwundert, denn sterben hatte er sich anders vorgestellt, weswegen er nun genauer hinsah. Erst jetzt fiel ihm auf, wie sein Körper die Blumen wie ein Schwamm aufsog und diese ihn mit Kraft erfüllten. Endlich, nach so langer Zeit, spürte er die Kraft, nach der er sich solange gesehnt hatte. Endlich hatte er die Saat der Finsternis gefunden. 'Ja... Diese Kraft! Das ist sie! Nun kann mich nichts mehr aufhalten!' Blume um Blume absorbierte Deemon, bis er schließlich das ganze Blumenmeer in sich aufgezogen hatte. Nun konnte er sich retten und diese Digiritter in ihre Schranken weisen. Mit voller Kraft stieß sich Deemon vom Meeresboden ab und schoss gen Wasseroberfläche, während sich sein Körper veränderte und jedem demonstrierte, dass er seine ultimative Form erreicht hatte. „Vorsicht!“ Aus dem Augenwinkel heraus sah Imperialdramon, wie sich ein dunkles Leuchten immer mehr der Wasseroberfläche näherte. Obwohl er weit genug davon entfernt war, spürte er die unbändige dunkle Energie, die ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Erschrocken wegen Imperialdramons Ruf, wandten sich Daisuke und Ken um und sahen, wie eine schwarze Wasserfontäne gen Himmel schoss. Selbst die Jungs spürten die dunkle Energie und wichen zurück vor dem, was sich Stück für Stück offenbarte. „D-Deemon? Ich dachte wir hätten ihn... besiegt“, wisperte Ken und umklammerte fast schon panisch Daisukes Hand. Auch wenn Deemon nun vollkommen anders aussah, erkannten Daisuke und Ken, dass es kein anderes Digimon sein konnte. „Ja, erzittert! Erzittert vor meiner Macht! Endlich, endlich kann mir niemand mehr was anhaben. Nicht einmal Dragomon selbst!“ Deemon brach in hysterischem Gelächter aus, als er auf seine Hände sah und begriff, dass er dank der finsteren Blumen digitiert war. „Die Digiwelt, die Welt der Finsternis, Dragomons Meer und die reale Welt... Das alles... Das alles gehört nun mir!!!“ Je mehr sich Deemon seiner neuen Kraft bewusst wurde, desto größer und wahnsinniger wurden seine Pläne für die Zukunft. „Er dreht durch...“, wisperte Daisuke und sah zu Ken, der diesen Werdegang nur zu gut kannte. Das Ex-Genie wusste, was Deemon widerfahren war und er fürchtete seine Gewissenslosigkeit nun noch mehr. „Werdet Zeuge meines Triumphs!“ Siegessicher sammelte Deemon seine Kraft in einem Feuerball und schleuderte diesen auf Imperialdramon, das auf ihn zustürzte. „Algols Flamme!“ Alles ging so schnell, dass das Serumdigimon nicht einmal verstand, was genau ihn da erwischt hatte. Es spürte nur die Finsternis, die seinen Körper zu durchbohren schien und ihm jeglichen Halt nahm auch weiterhin in der Luft zu bleiben. Schwer wie ein Stein sank Imperialdramon ins Meer und ließ sich vom schwarzen Nass verschlucken. „Nein! Imperialdramon!“ Erstarrt sahen Daisuke und Ken, wie ihr Partner im Meer verschwand und auch nicht wieder auftauchte, als die letzten Luftbläschen zerplatzten. Deemon hatte gar nicht damit gerechnet, dass seine neuen Kräfte so einen durchschlagenden Erfolg haben würden. Es spürte, dass es nun endlich die Kraft hatte zu einem wahren Gott der Dunkelheit zu werden. Ein wahrer Gott... Damit erfüllten sich alle seine Wünsche und Träume. Nur noch diese schwachen Digiritter standen ihm im Weg. „Nun zu euch...“, hauchte Deemon diabolisch und schlug kräftig mit seinen Flügeln, wodurch ein Windstoß auf die Jungs zuraste und sie von ihren Füßen riss. Mit voller Wucht prallten Daisuke und Ken synchron gegen die kantige Felswand und gen Boden. „K-Ken...“, keuchte Daisuke, der noch bei Bewusstsein war und versuchte Kens Hand zu greifen. „Tut mir leid, Daisuke... Ich... war nicht stark genug...“ Fragend sah Daisuke in das Gesicht seines Freundes, über dessen Wangen heiße Tränen liefen. Er verstand nicht, wieso Ken sich entschuldigte und vor allem wofür, weswegen er Ken weiterhin unablässig ansah. „Was meinst du?“, fragte er leise und sah Ken weiterhin an. „Ich war nicht stark genug... um mit dir zusammen Deemon zu besiegen.“ Erst als Daisuke hörte, was Ken meinte, verstand er und lächelte. Schwach hob er seine Hand und streckte sie weiter Ken entgegen. „Gib mir deine Hand... Wir sind noch nicht besiegt. Der Schlusspfiff ist noch nicht ertönt. Also hör auf so schwarz zu sehen.“ Zweifelnd sah Ken zu Daisuke. Imperialdramon lag nun sicher auf dem Grund des Bodens und sie selbst hatten kaum noch Kraft überhaupt aufzustehen. Wir konnte Daisuke da noch lächeln? „Wieso?“, fragte Ken, wissend, dass sein Freund ihn verstand. „Weil ich bei dir bin. Und solange wir zusammen sind, sind wir unschlagbar.“ Ken fand es unglaublich, was für ein starkes Vertrauen Daisuke in sie und ihren Partner hatte. Er war so beeindruckt von dessen Zuversicht, dass er nicht länger zögerte und seine Hand hob um sie Daisuke zu reichen. Von weitem sah Deemon, dass die Digiritter immer noch nicht genug hatten und nun scheinbar auch noch das letzte Fünkchen Kraft benutzen wollten, um sich gegen ihn aufzulehnen. Das durfte und konnte er nicht zulassen. Er musste auch diesen Funken im Keim ersticken. „Dark Spreader!“ Mit seiner ganzen Kraft erzeugte Deemon eine Gaswolke, die sich im Null-Komma Nichts über dem Meer ausbreitete und jedem lebenden Wesen auch noch das letzte Licht stahl. Dunkelheit hatte sich niedergelegt. Eine giftige, schwächende Dunkelheit, die ihren Weg zur Welt der Dunkelheit fand und sogar über die Grenzen in die Digiwelt schlich. Nur Deemons siegessicheres, hysterisches Lachen hallte in dem Nichts, welches das Ende war, wider. Angsterfüllt sah sich Ken in der Dunkelheit um. Er hatte gerade nach Daisukes Hand greifen wollen, als sich alles verfinstert hatte. „Daisuke!“ So laut er konnte, rief er nach seinem Freund, doch er merkte, wie die Dunkelheit seinen Ruf verschluckte. „Daisuke!“ Erneut rief er den Namen seines Partners, doch wieder verstummte sie ohne Schall und Echo. Alles, was ihm seine Rufe brachten, war seine trocken werdende Kehle. Unkontrolliert hustete er auf, als das Kratzen immer schlimmer wurde. Doch nicht einmal der Husten half. Im Gegenteil, je mehr Luft er holte, desto schwächer und schwächer wurde er. „Daisuke...“, krächzte er und hustete immer heftiger. 'Das ist das Ende...' Ken konnte nicht anders als negativ zu denken, denn ohne Wormmon fand er nicht die Kraft nach seinem Licht, nach Daisuke, zu suchen. „Kleiner Bruder...“ Ken zuckte zusammen, als er Osamus Stimme hörte und unterdrückte den nächsten Hustenreiz, um aufzusehen, wo er den Geist seines Bruders sah. Ernst fixierte er den Schwarzhaarigen und zeigte in eine Richtung, in der, just in diesem Moment, ein warmes Licht erstrahlte. „Nun geh zu ihm. Und gib nicht auf. Ihr seid das Licht in Deemons Dunkelheit.“ Stück für Stück schwand der Hustenreiz und Kens Kraft kehrte zurück. Er musste zu ihm, zu Daisuke. Sofort, ohne zu zögern oder nachzudenken lief Ken in die Richtung, in der das Licht erstrahlte und es dauerte auch nicht lange, bis er Daisuke erreicht hatte. Hustend sah Daisuke auf, als er die Stimme Kens vernahm und dessen gerötetes Gesicht sich immer mehr näherte. Er war froh, dass Ken ihn gefunden hatte und breitete schwach die Arme aus. „Ken...“, wisperte er, einen Hustenreiz unterdrückend. Als er schließlich Kens warmen Körper an seinem spürte, beruhigte er sich. Der Husten schwand und die Kraft von Ken durchströmte seinen Körper. „Ken...“, erneut flüsterte er seinen Namen und drückte sich fester an seinen Partner, dessen Herzschlag er nur zu deutlich hörte. „Geht es, Daisuke?“, fragte Ken sanft und löste sich etwas um seinem Freund in die Augen sehen zu können. Dieser nickte stumm und griff nun, so wie er es vor Deemons Angriff vorgehabt hatte, Kens Hand. „Zeit für das entscheidende Tor!“ Synchron äußerten Daisuke und Ken diesen Gedanken, als wären sie eine gut eingespielte Einheit. Fest umklammerten sie einander die Hand und wandten sich mit einem entschlossenen Blick dahin, wo ein dunkler Schein herkam. Sie wussten, dass dort Deemon war und es war nun an der Zeit, ihn mit einem letzten, entscheidenden Schlag zu vernichten. Fassungslos sah Deemon zu den Digirittern, die strahlend hell aufleuchteten und seine Dunkelheit in wenigen Sekunden auflösten. „Wie...“ Er fand keine Worte für das, was geschehen war, weswegen er die beiden wie paralysiert anstarrte. Es war schließlich ein Ding der Unmöglichkeit, dass man ihm und seiner Macht widerstehen konnte. „Imperialdramon!“ Im Chor riefen die Jungs den Namen ihres Partners, der auf dem dunklen Grund des Meeres ruhte. Doch Deemon war sich da nun nicht mehr so sicher und sah zu dem dunklen Nass unter sich, dass mit einem Mal im hellen Licht erstrahlte. Riesige Wasserfontänen erhoben sich gen Himmel und als diese sich wieder ins dunkle Meer ergaben, stand Imperialdramon im Paladin Mode, in weiß goldener Rüstung, vor ihm. „Niemals! Algols Flamme!!!“ Schon einmal hatte dieser Angriff Imperialdramon Schach Matt gesetzt und Deemon hoffte einfach, dass es nochmal funktionierte. Doch der weiße Paladin ließ ein Schwert in seiner Hand erscheinen und wehrte geschickt den Angriff ab. „Omni-Schwert!!!“ Keinen Moment zögerte Imperialdramon und raste auf Deemon zu, der wie gelähmt war und erst reagierte, als die Klinge seinen Körper durchbohrte. Zitternd sah er zu dem Schwert, das sich in seinen Körper gerammt hatte und wo er anfing sich langsam aufzulösen. „Gut gekämpft...“, gestand es dem Team zu, bevor es sich endgültig aufgelöst hatte. Epilog: Das Licht im Dunkeln ---------------------------- Kaum, dass Imperialdramon redigitiert war, brach der dunkle Wolkenhimmel über dem Meer der Dunkelheit auf und hüllte es in ein helles, noch nie gesehenes Licht. „Es ist vorbei...“, flüsterte Ken und drückte sanft Daisukes Hand. „Nach so einem Kampf ist selbst hier ein kleiner Lichtstrahl wunderschön.“ Mit einem Lächeln sah Daisuke gen Himmel, der langsam wieder dunkler wurde. Ken merkte, was Daisuke meinte und nickte. Dieses nie gesehene Licht am Meer der Dunkelheit war wirklich wunderschön. Fast genauso schön wie Daisuke in der Dunkelheit erstrahlte. „Daisuke! Ken-kun!“ Verwundert drehten sich die Jungs um und sahen zu ihren Freunden, die mit einem erleichterten Lächeln auf sie zugelaufen kamen. Kaum, dass Daisuke Hikari sah, lief er zu der Brünetten, um ihr von seiner Heldentat zu berichten. Ken hingegen blieb stehen und sah seinem Freund nach, der selbst jetzt noch heller erstrahlte als die anderen. Er war sein Licht im Dunkeln, seine Hoffnung. „Ken! Komm endlich. Sonst kommen wir zu spät nach Hause!“ Lächelnd winkte der Junge mit der Fliegerbrille ihm zu. Es war eines dieser Lächeln, von denen Ken wusste, dass es nur ihm gehörte und niemandem sonst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)