Entscheidung von Daedun ================================================================================ Kapitel 5: Aufbruch ------------------- „Waaaaassss???!!“ die Stimme von Enrico Maxwell überschlug sich „Sie hat waaas getan? Das darf doch nicht wahr sein!!!“ Der unglückliche Pater, der das Pech hatte ihm diese Hiobsbotschaft übermitteln zu müssen, versuchte so schnell wie möglich das Weite zu suchen, während Enrico in seinem Büro zu wüten anfing. Erst nach dem ein Kristallaschenbecher und diverse Briefbeschwerer mit lautem Knall an der Wand zerschellt waren, sah er sich in der Lage, nach dem Telefonhörer zu greifen. „Vermittlung? Ich will den Premierminister sprechen sofort!“ Kein halbe Stunde später stampften er und Pater Renaldo in das Büro des mächtigsten Mannes von England, doch dieser war nicht allein. Neben ihm stand ein kleiner untersetzter Mann mit buschigem, schwarzem Schnurrbart in einem viel zu kleinen Anzug, der zudem furchtbar nach Mottenkugel roch und am Fenster, ihm den Rücken zu gekehrt, Integra. „Was für eine freudige Überraschung“ Doch sie schenkte seiner sarkastischen Begrüßung keine Beachtung. Dafür ergriff der Minister jetzt das Wort. „Es trifft sich wirklich hervorragend, dass sie mich selbst sprechen wollten, wo es darum ging auch sie über die Angelegenheit zu verständigen.“ Er wandte sich Integra zu „Wobei es in erster Linie die Hellsing Organisation betrifft.“ „Dann sollten sie uns vielleicht jetzt endlich mal erklären worum es geht.“ Forderte sie ihn auf „Gewiss, das hier ist Dr. Grigruresco, Professor an der Universität von Bukarest . Zur Zeit bekleidet er eine Stelle als Gastdozent in Oxford und..“ als der Name fiel drehte sich Intgera verwirrt um. Grigruresco? Der Name war ihr schon einmal untergekommen, sie wusste nur nicht wo. Der Professor nickte schüchtern, bevor er anfing zu sprechen. Schon nach dem ersten Sätzen war klar, dass es die Stimme von heute Morgen war. „Chchuten Tag Lady Integra Wingates Hellsing und auch ihnen eure Exzellenz. Entschuldigen sie meinen aufgebrachten Anruf , aber ich wende mich an sie, weil ich mit ihrem Vater einst in Budapest zusammen gearbeitet habe.“ Intgera hörte wie Maxwell nach Luft schnappte. Der kleine Mann ließ sich nicht ablenken, sondern fuhr mit schwerem Akzent weiter fort. „Ja ich kenne ihren Vater und seine,“ er zögerte mit einem kurzen Seitenblick auf Enrico, „Experimente sehr gut. Wir haben einmal gemeinsam daran gearbeitet“ Wie aufs Stichwort materialisierte sich Alucard plötzlich neben Integra. Dem Premierminister klappte die Kinnlade herunter. Der Vampir hingegen schien hoch erfreut „Na so was! Wer hätte das gedacht. Der gute alte Nikolai höchstpersönlich.“ Der angesprochene lächelte mit gesenktem Blick „Fi întâmpinați principe al Transilvaniei” Alucards Grinsen unter dem Hut wurde noch eine Spur breiter „Semnat mine pentru o lungă perioadă de timp nimeni nu a sunat” „Sie haben also mitgeholfen dieses Monster zu erschaffen“ knurrte Maxwell mit verschränkten Armen. Bevor er weiter reden konnte fuhr Integra dazwischen „Könnten wir zum Punkt dieser Unterhaltung zurück kommen?“ Der Professor nahm wieder Haltung an „Gewiss, entschuldigen sie, aber es ist so lange her und dennoch, wenn ich ihn jetzt ansehe, scheint seit unserer letzten Begegnung kein einziger Tag vergangen zu sein.“ Integra erkannte welch tiefer Stolz aber auch Respekt in seiner Stimme lag „Und genau deshalb bin ich auch hier. Ihr Vater hat mir einst versprochen, wenn ich einmal seine Hilfe benötigen würde, könnte ich mich jederzeit an ihn wenden. Ich weiß, dass er nicht mehr unter uns weilt, aber dennoch befürchte, ich sie nun bitten zu müssen.“ Er räusperte sich. „Mein Sohn Dimri ist katholischer Priester in einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Pitesti, Ein unbedeutendes, ruhiges Fleckchen Erde am südlichen Zipfel der Karpaten, aber seit gestern Nacht geschehen dort merkwürdige Dinge. Er hat mir heute Morgen per Handy dieses Video geschickt.“ Er zog den quadratischen Apparat aus der Hosentasche und legte ihn auf den Tisch, so dass alle im Raum sehen konnten, was der kleine Bildschirm zeigte. Zu erst konnte man nur unscharfe, verwackelte Aufnahmen erkennen, scheinbar zitterte die Hand, die das Handy hielt wie Espenlaub, dann aber fokussierte sich der Film auf eine halbnackte Gestalt, die sich auf einem Bett wie eine Schlange hin und her zu winden schien und dabei fremdartige gurgelnde Laute ausstieß. Eine junge Frau, fast noch ein Kind, aus deren weit geöffneten Mund blutiger Schaum drang, versuchte sich gegen irgendwas oder irgendwen zu wehren, der außerhalb des Objektivs stand. Man konnte nur ein undeutliches Murmeln vernehmen, das mal lauter und mal leiser anschwoll. Die Worte allein schienen dem armen Ding allerdings furchtbare Schmerzen zu zufügen. „Was ist das?“ fragte der Minister stammeln. Er war kalkweiß im Gesicht geworden „Der Versuch einer Dämonenaustreibung“ flüsterte Maxwell leise. „Das bringt nichts“ kommentierte Alucard trocken. „Das verzögert es höchstens noch um ein paar Stunden“ Er legte den Kopf schief und beleckte die Eckzähne „Er oder sie hat noch nicht genug von ihr getrunken um sie entweder zu töten oder wenn sie eine..“ Schon gut!“ Integra hob, in Anbetracht des schon schwer angeschlagenen Ministers abwehrend die Hand „Wir wissen schon.“ Sie sah ihren Diener an „Das klingt durch aus nach einem Job für dich“ „O neeeeeeein!“ schrie Seras als Alucard ihr nach der Rückkehr ins Hellsing Anwesen vor Walter erklärte worin ihre neue Aufgabe bestand. Ihre ohne hin schon großen, roten Augen, hatten jetzt die Ausmaße von Scheinwerfern angenommen. „ Die schicken uns mit Anderson nach Transsylvanien?!“ Der schwarzhaarige Vampir zuckte nur gelangweilt mit den Schultern, bevor er Walter seine Waffen reichte. „Randvoll zurück bitte“ „Sehr wohl und wenn mir die Bemerkung gestattet ist, ich finde das auch nicht gerade eine glückliche Fügung:“ Alucard ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Sei nicht so ein Feigling Seras! Die dreizehnte Abteilung hat darauf bestanden dabei zu sein. Sehen wir das ganze einfach praktisch. Auf diesem Wege können wir diese primitive Mutation vielleicht endlich mal los werden.“ Er kicherte in sich hinein„ Ich habe schließlich Heimvorteil“ Seras verdrehte hinter ihrem Meister die Augen „Das habe ich gesehen“ „Aber Meister, dieser Priester wird alles daran setzten uns bei der Arbeit zu stören und damit meine ich: Er wird pausenlos versuchen uns umzubringen!“ Plötzlich wirbelte Alucard herum und packte Seras unsanft am Kragen „Und wenn schon! Er ist nur ein Mensch Fräulein Polizistin! Ein ziemlich zäher, das gebe ich zu, aber eben doch nur ein erbärmlicher Mensch! Der uns ein wenig auf den Keks geht!“ Er ließ sie wieder los und als ob ihm sein Ausbruch schon leid tat, strich er ihre Uniform wieder glatt „Du bist schon mit ganz anderen Gegnern fertig geworden“ murmelte er leise. „Vergiss das nicht immer“ Sie senkte beschämt den Kopf. „Wann geht’s los?“ Er wandte sich an Walter „Wann immer die Maschine bereit ist abzuheben. Zwei Tage später ließ Integra Peter Fargason noch ein letztes mal zu sich ins Büro zitieren, bevor die Mannschaft zum Flughafen aufbrach. Der alte Kommandant salutierte vor der blonden Lady und hörte sich dann ihre Anweisungen an. „Sie und die Männer werden sich nach der Ankunft in das Basislager begeben. Alucard und Seras bilden die Vorhut.“ Er nickte „Jawohl Lady Integra“ „Alles weitere wird sich vor Ort ergeben.“ Als wenig Stunden danach, die Militärmaschine in Richtung Osten abhob, starrten die Kämpfer der Hellsing Organisation auf zwei matt glänzende Särge, die zwischen ihre Füße und der Ausrüstung geschoben worden waren. Noch weit entfernt, regte sich ein Schatten in der Schwärze der Kanalisation von Pitesti. Wie lange hatte er geschlafen? Wie lange in diesem dunklen Grab gelegen? In diesem Gefängnis aus Stein. Unfähig es zu verlassen, bis das Siegel zerbrochen wurde? Er wusste es noch immer nicht. Die Welt war nicht mehr die, auf der er einst gewandelt war. Zwar erkannte er die Berge und Täler, doch was war aus all dem geworden? Graue Steinmassen bedeckten die Wege, auf denen statt Pferde riesige metallende Ungeheuer her andonnerten und die Nacht war so laut geworden. Das Blut der Männer hatte es ihm letzten Endes verraten, was hinter all diesen neuen Dingen steckte. Doch sein Verstand, hatte anscheinend lange geruht und tat sich schwer all die Informationen zu verarbeiten. Nur langsam fand er zu sich und den Erinnerungen vergangener Tage zurück, aber ein Gefühl beherrschte ihn schon seit er in der Lage gewesen war zu entkommen. Rache! Rache für das was man ihm angetan hatte! Sein Geist hatte begonnen die Dunkelheit zu durchstreifen, hatte die Gerüche absorbiert, ihren Wert geprüft, bis er endlich das gefunden hatte was er suchte. Sein Körper verlangte nach dem reinsten Nektar, den die sterbliche Welt zu bieten hatte. Machtvoller, als das verwässerte Nass, dass er bereits wie ein Schwamm aufsog. Sein Instinkt führte ihn zu der Quelle, mit deren Kraft er schneller regenerieren konnte. Sie hatten schon auf ihn gewartet und sich ihm ohne Gegenwehr dargeboten. Die Quellen würden allerdings schon bald versiegen, aber er hatte vorgesorgt und dann würde er sich auf die Suche machen….. Integra saß rauchend am Schreibtisch und starrte auf die leere Sitzgruppe vor sich. Genauso würde es sich auch anfühlen, dachte sie. Genauso. Dann stand sie auf um in die Bibliothek ihres Vaters zu gehen. Dieser Zwischenfall in Rumänien hatte ihnen Zeit verschafft, die sie nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte. Endlose Regale voller unschätzbarer Werte ragten in dem hellen Raum über ihr auf. Doch es war nicht die klassische Weltliteratur die sie suchte. Mit gerunzelter Stirn schob sie ein paar Bücher achtlos zur Seite, bis hinter ihnen ein verstecktes Fach zum Vorschein kam. Sie wollte schon hineingreifen, als die Stimme von Walter sie herum fahren ließ. „Verzeihung Lady Integra, aber ich habe mir erlaubt, ein paar der gewünschten Werke schon für sie auf den Tisch zu legen.“ Er deutete auf einen kleinen Beistelltisch auf dem ein sich einige Folianten stapelten. Für einen Moment sah sie ihn sprachlos an. „Können sie jetzt auch schon Gedanken lesen Walter?“ Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Nein, tut mir leid, aber in Anbetracht, der Tatsache, dass es die gesamte Familie betrifft dachte ich… Bei seinen Worten wurde Integra klar, dass sie mit ihren Sorgen und Ängsten nicht alleine war und das dieser Mann auch weit mehr war, als nur ihr Butler. „Glauben sie wir kriegen das hin?“ Er straffte die Schultern „Es gibt nichts, was diese Organisation unter ihrer Leitung nicht hinbekommen würde.“ Die Lastwägen rumpelten schon seit einigen Stunden quietschend auf den schmalen, löchrigen Dorfstraßen in Richtung Pitesti, als die Sonne anfing langsam am Horizont unter zu gehen. Fargason, der selbst hinter dem Lenkrad saß und den Tross anführte, nahm mit verkniffener Miene die Sonnenbrille von den Augen. Sie würden in ca. zwanzig Minuten das Lager erreichen. Eine alte Militärbasis, aus den Zeiten des vergangenen, totalitären Regimes, die man ihnen überlassen hatte. Der Kommandeur schaltete einen Gang zurück, als der Lastwagen eine Anhöhe hinauf rollte. Er dachte dran, dass diese Gebäude schon lange leer stehen mussten. Hoffentlich funktionierten die sanitären Anlagen noch einigermaßen. Hinter der Fahrerkabine lag der Sarg von Alucard, in dem der Vampir der Ankunft entgegenfieberte. Noch bevor der Sarg aus dem Flugzeug gehoben wurde hatte er sie gespürt. Die Kraft war mit jedem Kilometer den er dem Boden näher kam gewachsen und als sie die Reise auf der Straße fortsetzten, spürte er sie so deutlich wie einen warmen Wind. Die Magie der Heimat umfing ihn, legte sich auf alte Wunden und heilte sie. Auf seinen entspannten Gesichtszügen spiegelte sich tiefste Zufriedenheit. Er würde heute stärker erwachen als je zuvor. Die letzten Strahlen versanken hinter den Bergen, als der Konvoi sein Ziel erreichte. Leicht müde, aber mit der von ihm erwarteten Professionalität gab Fargason seinen Männern Anweisung. Seras die schon im Laster aus ihrem Sarg gekrabbelt war, half mit ihren übernatürlichen Kräften wo sie konnte, als ihr Meister sie zu sich rief. Er stand mit wehendem Mantel vor dem Eingang der Anlage und schaute zu den Gebirgsketten hinüber, deren schneebedeckten Spitzen im Lichte es vollen Mondes zu glitzern. Seras trat näher. „Hier bin ich, was kann ich für euch tun?“ Seine schlanke, lange Gestalt verharrte so regungslos als sei sie aus Stein gemeißelt „Sind sie nicht wunderschön?“ fragt er leise. Seras war sich nicht ganz sicher was er meinte „Die Berge?“ Sie betrachtete sie ebenfalls einen momentlang. „Ja sicher“ Er lachte leise „Bei Tag sind sie noch viel eindrucksvoller. Schluchten so tief wie das Meer, Täler so grün, dass du dich daran nicht satt sehen kannst und Wälder, deren Laub im Herbst so rot gefärbt sind, das es so aussieht als würde die Erde bluten.“ Seine Stimme hatte einen fast schon zärtlichen Klang, der Seras innehalten ließ. Sie konnte es vor sich sehen, seine Worte erzeugte so deutliche Bilder in ihrem Kopf, dass sie das Gefühl hatte es seien ihre eigenen Erinnerungen. Dann riss er sich plötzlich von dem Anblick los. „Lass uns gehen Fräulein Polizistin, da draußen wartet ein Untoter darauf, dass wir ihn zur Hölle schicken.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)