Entscheidung von Daedun ================================================================================ Kapitel 7: Storm ---------------- Fargason sammelte seine Mannschaft ein und verschaffte sich mit Seras einen Überblick darüber welche Verluste sie erlitten hatten. „Das war eine ganz schöne Horde“ murmelte der Kommandant, als er vorsichtig mit dem Fuß in einen Aschehaufen herumstocherte. „Anscheinend war die Dame bei ihren Opfern nicht besonders wählerisch.“ Er zog mit der Sohle ein Stück Plastik in Licht seiner Taschenlampe. Seras beugte sich über seine Schulter „Sieht aus wie von einer Sicherheitsweste.“ Sechs Soldaten die das Camp noch einmal absichern sollten unterbrachen ihre Unterhaltung. „Keine weiteren verdächtigen Objekte gesichtet Sir, auch Alucard hat nichts weiter finden können.“ Fargason nickte. „Dann war es das hoffentlich heute Nacht. Wo ist Alucard jetzt?“ Die beiden Männer sahen sich ratlos an „Keine Ahnung Sir! Er murmelte was von Kantine aufsuchen oder so etwas Ähnliches“ Seras seufzte, dann wusste sie, wo sie ihn finden würde und tatsächlich saß ihr Meister nachdenklich mit angewinkeltem Knie auf seinem Sarg. In der einen Hand einen halbvollen Blutbeutel, vor seinen Stiefeln bereits zwei leere, zusammengeknüllte Plastikhüllen. Er hob den Kopf als sie den Raum betrat. Man hatte sie beide in einem unterirdischen, ehemaligen Vorratsbunker untergebracht. „Trink! Du musst hungrig sein.“ Er hielt ihr auffordernd den Beutel entgegen. Zögern griff sie zu. Immer noch war da eine kleine Spur von Ekel, dennoch begann sie brav den Inhalt aus der kleinen Öffnung zu ziehen. Ihr Meister schmunzelte „Kalt ist es wirklich kein großer Genuss. Vielleicht überzeugt dich wirklich erst das warme sprudelnde Nass einer Hauptschlagader.“ Entsetzt starrte sie ihn an „Iiiccch habe nicht vor einen Menschen zu töten!“ Er zwinkerte „Wer weiß das schon so genau.“ Seras beschloss das Thema zu wechseln. „Die Frau die ihr erschossen habt, meint ihr sie allein hat das Mädchen überfallen und all diese Goule erschaffen?“ Alucard war ihr einen schwer zu deutenden Blick zu „Was meinst du?“ Die kleine Vampirin zog die Stirn kraus. „Ich weiß auch nicht aber mein Gefühl sagt mir, nein, obwohl sie ein Nativ gewesen ist.“ „O ja das war sie ohne Zweifel, aber du hast vollkommen Recht. Sie hatte eindeutig das gleiche Problem wie du.“ Sie sah ihn fragend an und er grinste „Einen Meister der ihr befahl was sie zu tun und zu lassen hatte.“ Nicht weit von ihnen entfernt raste ein alter Lieferwagen durch die Nacht, auf dessen Ladefläche schwere Holzkisten knarrend aneinander stießen. Aus einem der Kisten glitzerten rote Augen in die Dunkelheit hinaus. Er musste so schnell wie möglich handeln. Er durfte keine Zeit mehr verlieren. Seine Kinder mussten dafür Sorgen, dass sie alle zusammen weiterhin ahnungslos blieben, bis er erreicht hatte was er wollte. Zu stark war die Macht die seinen Feind umgab. Sie galt es zu brechen und jetzt wo er wusste, wo der Ursprung dieser Macht lag musste er so schnell wie möglich zu ihr gelangen. „Vino la mine și sunt servitorii mei umili”! (Kommt zu mir und seid meine Diener) Und seine Brut gehorchte seinem Ruf. Sie würden an der Küste auf ihn warten. „Ich brauche ein Schiff, besorgt mir ein Schiff!” Die Nacht neigte sich dem Ende und der Morgen brach an, als Integra und Walter mit steifen Gliedern stöhnen ihr unbequemes Nachtlager verließen. Walter war verschwunden, um das Frühstück zu organisieren, während Integra sich weiter durch die Regale arbeitete. Sie hielt ein riesiges in schwerem Leder eingeschlagenes Buch in den Händen, dessen Seiten kaum noch zu entziffern waren. Da es sich zu dem auch noch um eine fremde Sprache handelte, wollte sie es schon zu den anderen aussortierten Bänden legen, als ihr Blick an einer Zeichnung hängen blieb. Ein Mann hoch gewachsen und in eine rot schimmernde Rüstung gehüllt, stand in siegreicher Pose auf einem Felsvorsprung. Unter dem einen Arm seinen Helm geklemmt, im anderen ein Speer mit dem er einen türkischen Soldaten durchbohrt hatte. Der Maler hatte ihm das schwarze Haar aus dem Gesicht wehen lassen, dessen Züge ihr mehr als bekannt vorkamen, obwohl der Künstler mehr Wert auf den Ausdruck des Gesamtbildes gelegt hatte, als auf die Person im einzelnen. Unter dem Bild stand Vladislav III Draculea. Sie betrachtete es noch eine Zeit lang und fragte sich dabei, wie es ihm in seiner alten Heimat wohl ergehen mochte. Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken und die Stimme am anderen Ende der Leitung ließ ihre Laune wieder auf den Nullpunkt sinken. „Was willst du Maxwell?“ Der Bischof klang genauso wenig erfreut wie sie. Anscheinend hatte er nicht ganz freiwillig zum Hörer gegriffen. „Liebe Integra Wingates Hellsing. Es ist mir eine Freude dich darüber in Kenntnis zu setzten, dass du heute Nachmittag das Vergnügen haben wirst mit mir und dem Bischof von Canterbury den Nachmittagstee einzunehmen.“ Das klang mehr nach einem Befehl als nach einer Einladung. Sie kniff die Augen zusammen „Wie kommst du darauf, dass ich dieser Aufforderung nach kommen werde?“ „Weil diese Einladung nicht von mir, sondern von oberster Stelle kommt. Von ganz oben, wenn du verstehst was ich meine.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause, anscheinend hielt er ihre Auffassungsgabe für ziemlich beschränkt. „Verstehe“ presste sie mühsam beherrscht durch die Zähne. Maxwell fuhr fort „Anscheinend möchte sie das wir uns näher kommen, wobei ich dir gleich sagen kann, dass ich nicht daran denke von meiner Meinung bezüglich deiner Arbeitsmethoden im Kampf gegen gottloses Leben abzurücken. Dennoch möchte ich natürlich meinen Guten Willen gegenüber deiner Königin zeigen.“ Alter, katholischer Schleimbrocken, dachte Integra laut sagte sie „Wenn das so ist; wird es mir ein Vergnügen sein, dem Wunsch ihrer Majestät nachzukommen.“ Hoffentlich verstand dieser Idiot Ironie. „Sehr schön, dann also um siebzehn Uhr und sei pünktlich.“ Damit legten beide ohne weiteren Gruß auf. Einige hundert Kilometer weit vor der englischen Küste durchbrach der Buck eines heruntergekommenen Frachtschiffs die aufbrausende Gischt. Ein Sturm tobte übers Meer. In seinen schwarzen Wolken zuckten mächtige Blitze über den Horizont in deren Mitte das alte Boot wie eine Nussschalte hin her geworfen wurde. Die rostigen Blanken kreischten bei jeder Böe, die über sie hinweg brach, doch sie hielten stand. Trotzten den Wellen, die sie auseinander zu reißen versuchte. Donner grollte wütend, aber das Schiff war unbeirrbar auf seinem Kurs. Ein leises Geräusch holte ihn dem Schlaf. Die wohlige Wärme einer Decke ließ ihn stutzig blinzeln und feststellen, dass er in einem Bett lag. Er riss die Augen vollends auf. Nicht in irgendeinem Bett! Er lag in seinem Bett! Um ihn herum hingen die alten vertrauten Wandteppiche mit seinem eingestickten Wappen und zwischen den mit Holzklappen verriegelten Fenstern funkelten einzelne Sonnenstrahlen auf den mit kunstvoll gegerbten Fellen ausgelegten Boden. Immer noch verwirrt betrachtete er alles um sich herum. Er hatte das Gefühl aus einem langen schweren Alptraum erwacht zu sein. Auf einmal spürte er die Anwesenheit einer weiteren Person neben sich und ihm stockte für ein Moment der Atem, als er sich herumdrehte und unter den dünnen Laken ihren Körper entdeckte. Ihr nackter Rücken, an dem das lange hellblonde Haar, wie flüssiges Gold herunter fiel, hob und senkte sich. Wieder blinzelte er. Dann war es vielleicht doch nur ein Traum? Doch das Bild vor ihm blieb bestehen. Vorsichtig streckte er die Hand nach ihr aus. Voller Furcht, sie könnte vor ihm wie eine Seifenblase zerplatzen, wenn er es wagen würde sie zu berühren. Doch auch dieses mal löste sie sich nicht auf, auch als er ihre Schulter umfasste, sich an sie heranzog und den Kopf an ihrem Hals versenkte. Der Geruch und die Wärme ihrer Haut ließ in schwindelig werden. Sie stöhnte leise als er sich weiter an sie schmiegte “In cazul in care ai fost atata timp cat domnul meu” fragte sie verschlafen „Ich habe dich gesucht“ antwortete er leise „und endlich gefunden.“ Ein Knall zerriss das Zimmer und alles andere um ihn herum. Bevor er wusste wo er war, hörte er einen weiteren Knall, einen Schuss. Rasend vor Zorn schleuderte Alucard den Deckel seines Sargs zur Seite, der poltern gegen die Wand krachte. „Was zur Hölle soll das?!!!“ „Ich sage ihnen das jetzt zum letzten mal Hochwürden. Nosferatu Alucard ist erst nach Sonnenuntergang zu sprechen auch für sie! Außerdem können sie hier nicht so einfach rein marschieren und meine Männer nieder schlagen.“ Peter Fargason hielt seine Waffe direkt auf Anderson gerichtet, der nur müde lächelte. „Von Leuten, die mit Blutsaugern verkehren lasse ich mir generell keine Anweisungen geben und außerdem, da ist er doch der alte Fangzahn!“ Er deutete über Fargasons Schulter, auf Alucard, der knurrend im Schatten des Türrahmens stand. „Was willst du elendiger Bastard?!“ Anderson lachte meckernd, anscheinend fand er den Anblick des Vampirs der vor Wut fast aus der haut fuhr, höhst amüsant „Ich habe Neuigkeiten und außerdem“ Er sah zur tiefstehenden Sonne hinüber „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ Der Zeiger ihrer Armbanduhr stand auf kurz vor Fünf. Integra nahm einen letzten Zug, bevor sie den Stummel des Zigarillos austrat und den Eingang der Anlage betrat. Der Pförtner nahm mit missbilligender Miene den schwarzen Aschefleck auf dem alten Pflasterstein zur Kenntnis, doch Integra schenkte ihm keine weitere Beachtung sondern setzte ihre Schritte in Richtung Hauptgebäude fort. Über ihrem Kopf türmten sich dunkle, schwarze Wolken auf und ein heftiger Wind zerrte an ihrem Mantel. Anscheinend braute sich da über dem Meer ein Sturm zusammen. Frösteln beeilte sie sich ins Haus zu gelangen, als die ersten Blitze über den Himmel zuckten. „Hat der nach dem Aufstehen immer so schlechte Laune?“ fragte Anderson immer noch grinsend, als er mit Fargason und Seras eine Lagerhalle betrat, die der Kommandant in ein provisorisches Büro umfunktioniert hatte. „Nur wenn man ihn zu früh weckt.“ Murmelte die Vampirin und linste dabei verstohlen zu ihrem Meister hinüber, der Aussah, als hätte man ihm böse den Spaß verdorben. „Was willst du jetzt eigentlich hier?“ „Also zunächst einmal für die unglücklichen Seelen beten, die gestern Nacht hier den Tod fanden und dann wollte ich euch das hier zeigen.“ Er schleuderte eine Zeitung auf den Tisch, auf dessen Titelseite ein schwer übergewichtiger Mann im Nadelstreifenanzug abgebildet war. Alucard zog das Papier zu sich herüber und überflog die Zeilen.“ Diebstahl in der Rederei von Navodavi! Russisches Frachtschiff seit heute früh spurlos verschwunden.“ Er sah Anderson über den Rand seiner Sonnenbrille herausfordern an „Seit wann kannst du den rumänisch?“ „Kann ich nicht aber Pater Grigruresco und diese Schlagzeile hat ihn deshalb stutzig gemacht, weil sein Vater ihm mal erzählt hat, das Untote den Seeweg vorziehen, wenn es darauf ankommt abzuhauen. Das deckt sich übrigens auch mit meinen Erfahrungen.“ „Tatsächlich?“ „Ja, vielleicht ist das ja eine erste Spur“ Der schwarzhaarige Vampir schürzte die Lippen „Vielleicht, aber bevor wir uns zur Küste aufmachen, sollten wir vielleicht erst mal,“ „Meister!“ Seras, die während der Unterhaltung auch einen Blick auf das Titelblatt geworfen hatte, deutete mit dem Finger auf einen kleinen Artikel in der Ecke unter dem ein Bauarbeiter abgebildet war. „Worum geht es denn in hierbei?“ Alucard übersetzte laut „Sabotage in Polenari, Unternehmen vermutet Umweltaktivisten hinter dem Anschlag auf die Baustelle am Fuße des Argis.“ Er blickte sie an „Warum fragst du?“ Die kleine Vampirin kratzte sich verlegen am Kopf „Weil, ist nur so ne Idee, aber einige der Ghoule hatten solche Sicherheitswesten an, vielleicht kamen sie ja von da?“ Für einen Moment sahen die beiden Männer Seras stumm an, dann zog Anderson anerkennend die Augenbrauen hoch „ Alle Achtung, die Kleine ist ja doch nicht auf den Kopf gefallen.“ Seras konnte nicht verleugnen das sie sich über das Kompliment freute, trotzdem musste sie dem Priester dafür einen mitgeben. „Ich bin tot Hochwürden, aber nicht blöd.“ Hosted by Animexx e.V. 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