Entscheidung von Daedun ================================================================================ Kapitel 19: Hells Kitchen ------------------------- Walter hatte nach dem er alleine zurückgeblieben war weiterhin versucht andere Mitglieder des Roundtables zu erreichen, um weitere Informationen über das Schicksal der Familie Island zu erfahren, doch außer bei Sir Brown erreichte er niemanden und auch da hatte er nur mit dem Butler des Hauses sprechen können, der ihm sagte das sein Herr zu einem dringenden Termin nach Italien gerufen wurde. Ein unerwarteter Streikaufruf der Gewerkschaft in einer seiner Textilfabriken. Es stand noch nicht fest wann er zurück kehren würde. Nachdenklich und mit wachsener Unruhe hatte Walter das Gespräch beendet. Irgendwas gefiel ihm nicht an der Sache. Erst der Brand und dann war niemand der Herren zu sprechen. Er wollte gerade wieder zum Telefonhörer greifen, als das Handy in seiner Hosentasche vibrierte. Das Display meldete eine SMS „Das Haus wird von Andersons Leuten überwacht. Ich bin gerade dabei rauszufinden wo sie ihre Basis haben. Melde mich dann noch mal Seras“ Walter schnappte empört nach Luft. Das konnte nur auf dem Mist von Enrico Maxwell gewachsen sein! So eine Unverschämtheit und im Falle von Lady Integras fataler Entscheidung ein durchaus ernstzunehmendes Problem. Wenn diese Spitzel heraus bekamen was seit zwei Nächten in diesem Hause vorging, dann konnten sie sich auf was gefasst machen. Er sah bereits den Pater mit gezückten Klingen durch die Eingangstüre stürmen. Das musste unbedingt verhindert werden. Entschlossenen Schrittes machte er sich auf den Weg zur Waffenkammer. Die Fahrt unter dem Lieferwagen führte wieder zurück ins Zentrum der Stadt. Seras konnte neben sich die silbrige Fläche der Themse vorbeihuschen sehen, als das Auto plötzlich langsamer wurde und in eine Einfahrt abbog. Als der Motor verstummt war und die Männer ausgestiegen und sich entfernt hatten, wagte Seras es, ihr Versteck zu verlassen und sich umzuschauen. Grob geschlagene Steine pflasterten einen geräumigen Innenhof in dessen Mitte eine Säule in den Himmel ragte. Auf ihrer Spitze thronte ein Pferd mit zwei Reitern. Dahinter konnte die kleine Vampirin ein, rundes altertümliches Gebäude ausmachen, dessen mit Zinnen versehende Kuppel sie an den Turm der alten Festung in Rumänien erinnerte. Neugierig schlich sie sich näher heran. Als sie die langgezogenen, mit bunten Glasbildern versehenden Fenster erblickte, erkannte sie vor was sie stand. Eine Kirche. Obwohl ihre innere Stimme sie davor warnte es nicht zu tun, trugen sie ihre Beine zu der kleinen Holztür hinüber. Das alte schon sehr rostige Schloss zerfiel fast unter dem beherzten Griff ihrer Finger. Sie biss sich auf die Unterlippe. An ihrer Taktik Räume und Gebäude zu betreten, ohne Spuren zu hinterlassen, musste sie dringend noch mal arbeiten. Doch jetzt war der Weg erst mal frei und nach einem kurzen Blick über die Schulter schlüpfte sie hinein. Das spärliche Licht, das durch die Fenster eindrang, reichte gerade dafür aus, um die Figuren zu beleuchten, die vor ihr auf dem Boden lagen. Mit offenem Mund bestaunte Seras die aus Steingehauen Männer, die mit gekreuzten Beinen, Schildern und Schwertern in ihren Händen zur Kuppelförmigen Decke starrten. Was für eine merkwürdige Art Menschen zu bestatten, dachte sie noch, als sie aus dem vorderen Teil der Kirche plötzlich leise Stimmen hörte. Gerade noch rechtzeitig versteckte sie sich hinter einer Säule, als die Stimmen lauter wurden. „Nun mein Sohn, ich hoffe das die Umstände es nun zulassen werden, dass ihr eure Bestimmung erfüllen könnt.“ Die Antwort und dessen Urheber ließ Seras vor Schreck die Luft anhalten. „Gewiss mein Edler. Dank der Unterstützung unserer Brüder wird es mir gelingen den fauligen Stachel der satanischen Brut aus unserem Fleisch herauszureißen.“ Die Überzeugung mit der Pater Anderson diese Worte sprach ließ wirklich keinen Zweifel daran aufkommen. Sein Gesprächspartner sah das wohl genauso. „Da bin ich mir sicher. Bis her ist ja alles so verlaufen, wie es sich Monseniore Maxwell vorgestellt hatte.“ „So ist es. Auch wenn es eine klitzekleine Planänderung geben musste, wird dennoch alles so kommen wie es der Herr vorgesehen hat.“ Seras hatte versucht hinter ihrer Säule immer kleiner zu werden, doch wenn die Männer nicht von ihrer Marschroute abwichen, würden sie dennoch bald entdecken. Sie waren nur noch ein paar Schritte entfernt und sie hatte nicht die kleinste Waffe um sich gegen Anderson zu wehr zu setzten. Plötzlich wurde es still und Seras Nackenhaare richten sich auf, als sie hörte wie Anderson die Luft wie ein Hund beim wittern durch die Nase sog. „Riechen sie das auch Edler?“ „Nein was meinen sie?“ Wieder ein Moment voller unerträglicher Stille, dann „ Es riecht nach untoten Fleisch und nach Verdammnis“ Ohne auch nur noch eine Sekunde länger abzuwarten sprang Seras hinter der Säule hervor. In die sich im nächsten Moment auch schon eine silberne Klinge bohrte. Alucard ließ nur wiederwillig von seiner Tätigkeit ab und auch Integras Gesichtsausdruck verriet, dass ihr die Unterbrechung nicht gefiel. „Was ist los?“ Er blinzelte „Ich befürchte wir müssen unsere Zweisamkeit noch ein wenig verschieben.“ Sein Arm umfasste sie noch immer. „Ich bringe dich zurück zu Walter. Tu mir bitte den Gefallen und verlasse unter keinen Umständen das Haus bis ich wieder da bin.“ „Aber wieso?“ „Später. Jetzt muss ich mich ein wenig beeilen.“ Ohne eine weitere Erklärung rauschte er mit ihr durch Raum und Zeit. Integra staunte nicht schlecht, als sie bei ihrer Rückkehr den totbringenden Walter dabei vorfand, wie er die stählernen Seiten in seinen Fingerkuppen auswechselte. „Was hat das zu bedeuten Walter?“ „Ich bereite mich darauf vor diesen Haus und wenn nötig auch ihr Leben zu verteidigen Lady Hellsing.“ In diesem Moment läutete das Telefon. Integra und Walter wechselten einen kurzen Blick, dann griff Integra entschlossen zum Hörer. „Guten Abend hier spricht Integra Wingates Hellsing.“ In der Leitung blieb es für ein paar Sekunden ruhig, dann ertönte ein Schnauben. „Ah wie schön, die Lady selbst gibt sich die Ehre.“ Integras Augen verengten sich „Was willst du Maxwell?“ „Was ich will?“ kam es entrüstet zurück. „Hast du etwa noch keine Nachrichten gesehen?“ „Natürlich wenn du das schreckliche Feuer auf dem Anwesen von Lord Island meinst.“ Sie hielt es für besser ihn nicht weiter darüber in Kenntnis zu setzten, dass sie sich bereits ein Bild vom Ort des Unglücks gemacht hatte. Maxwell seinerseits schien selbst auch ein wenig zu zögern, als er schließlich doch fortfuhr. „Wirklich ein Drama. Ich hoffe dieses Unglück kann rasch aufgeklärt werden.“ „Das hoffe ich auch.“ „Nichts desto trotz müssen die Dinge weiter ihren Lauf nehmen.“ Der Klang seiner Stimme änderte sich plötzlich „Auch wenn dieser kleine Zwischenfall in Rumänien dir ein wenig Zeit verschafft hat, bin ich und der Vatikan immer noch davon überzeugt, dass dir und deiner gottlosen Dienerschaft endgültig das Handwerk gelegt werden muss!“ Die letzten Worte hatte er mehr gebellt als gesprochen. Integra zitterte bereits vor Wut, doch sie zwang sich dazu einigermaßen eisig zu klingen. „Das hast du allein nicht zu bestimmen Maxwell und das weißt du auch. Einmal mag es dir fast gelungen sein den Roundtable gegen mich auszuspielen. Ein zweites mal wird das nicht passieren.“ Zu ihrer Überraschung lachte er jetzt. Es klang wie das gemeine Jaulen einer Hyäne. „ Dir mag das vielleicht noch nicht klar sein meine Liebe, aber ich brauche dafür keinen Roundtable mehr.“ Nach diesem Satz war die Leitung tot. Integra starrte fassungslos in den Hörer. Was hatte er damit gemeint?“ Seras Hechtsprung hatte sie zischen zwei Grabplatten landen lassen. Sie blickte auf und erkannte unmittelbar die Tür vor sich wieder, durch die sie hereingekommen war, doch als sie versuchte nach der Klinke zu greifen prallte sie wie von einer glühenden Peitsche getroffen zurück. „Geb dir keine Mühe!“ Seras erkannte mit schmerzverzehrtem Gesicht das Pergament mit den verhängnisvollen Zeichen, dass jetzt über dem Rundbogen flatterte. Dieser Weg war unüberwindbar versperrt. Sie versuchte auf die andere Seite der Kirche zu gelangen, aber der Priester war ihr unmittelbar auf den Fersen. Der surrende Ton zerschnittener Luft verriet ihr, dass er bereits zum Wurf ausholte. Mehr aus Instinkt als aus wirklicher Überlegung heraus machte sie einen beherzten Satz zur Seite, bei dem sie die Säule neben sich als Zwischenlandeplatz und zum Abfedern gebrauchte. Die nächste Klinge verfehlte sie damit nur um Haaresbreite. Doch der Schwung hatte sie, durch das Portal der Kirchentür, in den Kreuzgang dahinter befördert. Anderson stieß ein wütendes Knurren aus. „Jetzt wirst du langsam genauso widerspenstig wie der alte rote Drecksack! Na warte du kleine Missgeburt!“ Ohne sich weiter um seine Beschimpfungen zu kümmern spurtete Seras jetzt, wie ein gehetztes Kaninchen, durch die Gänge. Sie hatte keine Ahnung wohin sie eigentlich flüchtete, noch wie sie die unsichtbaren Barrieren durchbrechen sollte, als sie schon gegen die nächste stieß. Vollkommen unerwartet hatten zwei Bannblätter sich in ihrer Abwehrlage über den Gang überschnitten. Seras, die mit übernatürlicher Geschwindigkeit unterwegs war, wurde mit voller Wucht von den Füssen gerissen. Mit einem lauten Schmerzensschrei knallte sie ungebremst auf die steinigen Boden. Der brennende Schmerz der Bannsiegel machte ihren Körper taub, so dass sie kaum mitbekam wie sich Andersons riesige Gestalt drohend über sie aufbaute. „Gleich ist es vollbracht.“ Hörte sie ihn wie aus weiter Ferne murmeln, immer noch unfähig auch nur einen Finger zu rühren und damit sicher ihrem Schicksal nicht mehr zu entgehen. Walter hatte dank Maxwells Lautstärke den letzten Satz deutlich mit angehört „Glauben sie Enrico Maxwell hat was mit dem Brand zu tun?“ Integra nickte wütend „Darauf können sie Gift nehmen!“ „Dann ist die Abwesenheit der übrigen Mitglieder wohl auch kein Zufall.“ „Welche Abwesenheit?“ Walter berichtete in wenigen Worten über die Erkenntnisse der letzten Stunde auch über Seras Entdeckung. „Dieser verdammte Scheißkerl“ entfuhr es darauf hin Integras Lippen. Dieser Mann ging eindeutig methodisch vor, fragte sich nur wie sein nächster Schritt aussehen mochte. Alexander Anderson hatte beschlossen diesen Moment wirklich zu genießen. Darum holte er auch ganz langsam aus um den kleinen blonden Strubbelkopf vor sich von den Schultern ab zu schlagen. Die Klinge hatte gerade den höchsten Punkt erreicht, als ein Schuss sie in tausend Scherben zerspringen ließ. Nur mit äußerster Mühe konnte er einen gotteslästerlichen Fluch unterdrücken. „Warum musst du ausgerechnet immer dann stören, wenn es gerade am schönsten ist?“ Zischte er in Richtung Alucard der vor den Bannsiegeln auf einem Fenstersims kauerte. Die immer noch rauchende Casull im Anschlag. „Nun das mag vielleicht daran liegen, dass du dir immer ausgerechnet meine Schülerin als potentielle Opfer aussuchst.“ Er deutete mit dem Lauf zu den Pergamenten die ihm den Eintritt verwehrten. „Was ist Hochwürden lässt du mich mitspielen oder muss ich dir von draußen den Kopf wegblasen?“ Statt einer Antwort zerschnitt Anderson die Blätter mit einem Hieb und der Vampir entblößte mit einem breiten Lächeln seine ausgefahrenen Fangzähne. „Na also, dann kann der Spaß ja endlich los gehen.“ Geschmeidig wie eine Katze stieß er sich von der Fensterbank ab und landete vor Seras, die dabei war, stöhnend auf die Füße zu kommen. Er musterte sie besorgt „Bist du verletzt?“ Sie schüttelte nur kurz den Kopf. „Nur mein Stolz“ Er lachte „Mach dir nichts draus diese Siegel stellen für jeden Vampir ein ernsthaftes Hindernis da.“ Dann fügte er noch anerkennend hinzu „du hast es wenigstens geschafft ihn ein wenig aus der Puste zu bringen.“ Sie grinste gequält „Wenigstens etwas.“ Alexander Anderson hatte ihren Dialog mit verschränkten Armen und ausdruckloser Miene verfolgt. Jetzt begann er sich zu regen. „Wenn ich dann bitten dürfte Herrschaften.“ Er sah plötzlich sehr zufrieden aus. „ Eigentlich hatte ich mir die ganze Sache anders vorgestellt, aber nun da der Berg zum Propheten gekommen ist, will ich den Willen des Herren nicht in Frage stellen.“ Er wetzte in freudiger Erwartung die Messer. Alucard sah ihn amüsiert an „Was meinst du damit?“ Jetzt war es der Priester der breit grinste „Ich meine damit das ich heute Abend eh vorgehabt hatte euch zu besuchen.“ Ein plötzlich aufkommendes Geräusch unterbrach ihn kurz. Es klang als wenn jemand rannte. Sowohl der Vampir als auch Seras legten lauschend den Kopf schief, bis Anderson fortfuhr. „Es wird Zeit dass du meine Brüder kennenlernst Dämon und ich verspreche dir jeder von ihnen brennt bis in die kleinster Faser seines Körpers darauf dich und deines Gleichen mit Stil und Stumpf auszulöschen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)