Amputiert von kleines-sama (CrocodileXDoflamingo) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Es half Crocodile ein wenig aus seiner Niedergeschlagenheit und seinen deprimierenden Gedanken heraus, dass Doflamingo wieder deutlich mehr Zeit mit ihm verbrachte. Der Shichibuaki bemühte sich darum, seine Pflichten und vor allem seine Herumtelefoniererei so weit einzuschränken wie nur irgendwie möglich, damit sie mehr Zeit gemeinsam verbringen konnten. Doflamingo leistete ihm Gesellschaft bei jeder Mahlzeit (das hieß, er fütterte ihn jedes Mal) und saß am Nachmittag häufig mit ihm im Garten der Villa. Sie unterhielten sich über alle möglichen Themen; Doflamingo erzählte vor allen Dingen gerne von seiner Piratencrew und brachte immer wieder neue und lustige Geschichten zutage. Crocodile, der seine Zeit ja entweder mit Doflamingo oder allein in seinem Krankenzimmer zubrachte, konnte bei solchen spannenden Geschichten nicht mithalten. Stattdessen sprach er häufig über Romane, die er gelesen hatte. Crocodile konnte sich zwar nicht vorstellen, dass Doflamingo sich sonderlich für Bücher interessierte, doch er war höflich und rücksichtsvoll genug, sich dies nicht im Mindesten anmerken zu lassen. Er hörte stets aufmerksam zu, wenn Crocodile irgendetwas von einem Buch berichtete, das er interessant fand, und stellte gelegentlich auch Fragen dazu. Das einzige Thema, bei dem sie beide gut mitreden konnten, war Politik. Sowohl Crocodile als auch Doflamingo lasen regelmäßig Zeitung und wussten recht gut über das aktuelle Weltgeschehen bescheid. Sie diskutierten über bestimmte Themen und tauschten Meinungen untereinander aus. Außerdem fragte Crocodile häufig, ob Doflamingo irgendwelche Informationen über die Mugiwara- oder Kid-Piratenbande hätte; doch zu seinem Leidwesen verneinte sein Partner diese Frage meistens oder aber er wiederholte nur noch einmal die Nachrichten, die bereits in der Zeitung gestanden hatten. Dieses Verhalten frustrierte Crocodile ein wenig. Er war sich absolut sicher, dass Doflamingo in seiner Position als Shichibukai eine Menge Informationen sowohl über Mugiwara als auch über Eustass Kid besaß, und diese einfach bloß vor ihm verheimlichte. Crocodiles Frust verwandelte sich irgendwann in Aggression. Er verstand nicht, warum sein Partner ihn anlog. Gerade bei diesen wenigen Dingen, die ihn wirklich am Herzen lagen und interessierten. Doch was hätte es genutzt, diese Aggression zu äußern? Wenn Doflamingo entschieden hatte, ihm diese Informationen -aus welchem Grund auch immer- nicht zukommen zu lassen, dann konnte Crocodile dagegen nichts ausrichten. Was wollte er schon tun? Doflamingo drohen oder ihn sogar zum Kampf herausfordern? Selbst Crocodile in seinem Stolz kam diese Vorstellung lächerlich vor. Er konnte kaum eine längere Strecke laufen ohne zusammenzubrechen. Ganz zu schweigen von seinen verlorenen Teufelskräften und seinem Goldhaken. Wie sollte er da kämpfen können? Es war zum Verzweifeln. Ähnlich zum Verzweifeln brachte Crocodile ein anderes Paradoxon in Doflamingos Verhalten: Auch wenn er fremdgegangen war und Crocodile glaubte, dass er wohl nichts mehr für ihn empfand, setzte Doflamingo seine Liebkosungen fort. Crocodile wurde häufig geküsst, ihm wurde über das Haar -das inzwischen bis zu den Schultern reichte- gestrichen und gelegentlich schob Doflamingo sogar sein Hemd hoch und kraulte oder massierte seinen Rücken ein wenig. Crocodile quittierte diese Berührungen allesamt mit wohligen Geräuschen und deutete sehr stark an, dass er einer intimieren Fortsetzung durchaus nicht abgeneigt war. Doch jedes Mal, wenn Doflamingo diesen Drang bei ihm spürte, schien er die körperlichen Berührungen zu reduzieren oder hörte sogar gänzlich damit auf. Für Crocodile ergab das nur sehr wenig Sinn. Auf der anderen Seite allerdings scheute er sich auch davor, Doflamingo darauf anzusprechen. Dass Doflamingo ihm fremdgegangen war und ihn sexuell zurückwies, schmerzte schon genug; er wollte eine klare, wörtliche Zurückweisung nicht auch noch ertragen. Doch trotz dieser einzelnen Rückschläge tat Crocodile die gemeinsame Zeit mit Doflamingo sehr gut. Er war wieder häufiger an der frischen Luft, was sowohl seiner Laune als auch seiner Gesundheit zugute kam. Seine bleiche Haut gewann sogar wieder ein klein wenig an Farbe. Außerdem hatte er wieder mehr Appetit und schlief bei Nacht besser. Er lachte öfter. Seine Genesung machte in dieser Zeit so große Fortschritte, dass der Arzt sogar beschloss, die Menge seiner Medikamente deutlich herunterzuschrauben. Crocodile fühlte sich deutlich gesünder und körperlich fitter. Bereits zwei Wochen nach der Reduzierung seiner Medikamente konnte er relativ problemlos etwa vierzig Minuten am Stück gehen; das war ein neuer Rekord. Und mit zunehmenden Genesung spürte er sehr deutlich, dass auch andere Triebe wieder stärker wurden. Crocodile war niemals jemand gewesen, der von sich behauptete, dass er täglich Sex bräuchte. Als Pirat mit einer ausschließlich oder fast ausschließlich männlichen Crew musste man sich, wenn man auf hoher See war, manchmal wochen- oder solange monatelang zurückhalten. Ein Umstand, der Crocodile immer recht wenig ausgemacht hatte und mit dem Alter noch ein wenig weiter abnahm. Auf der anderen Seite allerdings hatte er auch gewusst, dass er nicht schlecht aussah. Seine helle Haut, seine dunklen Haaren und seine seltene Augenfarbe hatten bereits auf viele Menschen, sowohl Männer als auch Frauen, Eindruck gemacht und es hatte ihn nie an Angeboten gemangelt. Wenn er wirklich Sex haben wollte, dann hatte er ihn bisher ausnahmslos immer bekommen. Noch verstärkt wurde dieser Effekt natürlich, wenn er seine Zeit mit Doflamingo verbrachte. Sein Partner liebte Sex und war außergewöhnlich gut im Bett. Ständig hatte er ihn versucht dazu zu bewegen, mit ihm zu schlafen. Zu jedem erdenklichen Zeitpunkt, an jedem erdenklichen Ort, auf jede erdenkliche Art und Weise. Und häufig hatte Crocodile eingewilligt und es hinterher nicht bereut, selbst wenn sein Unterleib bestialisch geschmerzt hatte. Ein Stück weit hatte es ihn natürlich auch geschmeichelt, dass Doflamingo so besessen von ihm und seinem Körper war. Und nun fand Crocodile sich plötzlich in der völlig umgekehrten Situation wieder: Zum ersten Mal in seinem Leben lechzte er mit jeder Faser seines Körpers nach Sex und Erregung, und nun war es Doflamingo, der ihn ablehnte. Es war zum Verrücktwerden. Auch wenn Doflamingo ihn ablehnte, achtete Crocodile weiterhin auf die Pflege seines Körpers. Er badete regelmäßig. Und nach wie vor wuschen ein paar hübsche Sklavenmädchen sein Haar, wachsten einige Körperstellen, zupften seine Augenbrauen und machten eine gute Pediküre. Gerade saß Crocodile mit geschlossenen Augen in der Badewanne und genoss es, wie ein Mädchen mit sehr zarten Fingern Shampoo in sein Haar einmassierte, während ein anderes seinen rechten Fuß knetete. Ohne einen besonderen Grund öffnete er irgendwann seine Augen wieder - und sah nicht weit von sich entfernt das überaus üppige Dekolleté eines der beiden Sklavenmädchen vor sich. Automatisch spürte Crocodile, wie sich Wärme in seinem Unterleib sammelte und sein Glied sich ein klein wenig aufstellte. Im selben Moment spürte er, wie er errötete und kniff augenblicklich seine Augen wieder zusammen. Es war viele Jahre her, seitdem er das letzte Mal mit einer Frau geschlafen hatte und eigentlich spürte er auch kein besonderes Bedürfnis danach. Quoll er nun schon so weit über vor sexueller Lust, dass er auch mit jemandem verkehren würde, der normalerweise gar nicht in sein Beuteschema passte? Crocodile schämte sich dafür, dass er sich nur noch so wenig unter Kontrolle hatte und hoffte darauf, dass seine halbe Erketion schnell wieder verschwinden würde. Und als wäre die Situation nicht schon peinlich genug gewesen, platzte nun auch noch Doflamingo ins Badezimmer hinein. Er kündigte sich nicht an, er klopfte nicht, sondern war mit einem Mal einfach da. Crocodile war so völlig verdattert und überrascht, dass er im ersten Moment glaubte, er wäre beim Baden eingeschlafen und träumte nun. Nein, allem Anschein nach war dies hier kein Traum. Die beiden Sklavenmädchen hatten ihn losgelassen; alle Sklaven -abgesehen von seinem Arzt- stellten jede Berührungen zu ihm ein, wenn Doflamingo in der Nähe war, weil ihr Herr es nicht gerne sah, wenn irgendjemand seinen Partner "antatschte", wie er es nannte. "W-was machst du denn hier?" "Ich hab ein paar neue Infos von meinen Wissenschaftlern wegen deiner Prothese bekommen und wollte die dir sofort mitteilen, fufufu!" Doflamingo schien bester Laune zu sein, was sehr selten vorkam in letzter Zeit. In großen, o-beinigen Schritten kam er auf die Badewanne zu, in der Crocodile noch immer saß, und dirigierte die beiden Sklavenmädchen mit einer einfachen Kopfbewegung nach draußen. Doflamingo ließ sich -wahrscheinlich ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen- gleich neben Crocodile auf den mit Marmorfliesen ausgelegten Fußboden nieder. "Ich habe heute mal wieder mit meinem dafür zuständigen Team herumtelefoniert und es wurde mir eben mitgeteilt, dass deine Prothese schon in etwa drei bis vier Monaten soweit fertig sein wird, dass du sie verwenden kannst. Und jetzt kommt das Allerbeste: Es wurden schon große Fortschritte gemacht, was die Leitfähigkeit deiner Logiakraft durch die Prothese angeht! Laut den Voraussagen meiner Wissenschaftler wird es zusätzlich nur etwa weitere drei Monate dauern, bis du dann endlich wieder deine Teufelskräfte einsetzen kannst! Insgegesamt bedeutet das, dass du in etwas mehr als einem halben Jahr wieder ganz der Alte sein wirst!" "Ähm... wow, das ist super." Crocodiles Stimme klang deutlich weniger enthusiastisch, als sie bei diesem Anlass eigentlich hätte klingen müssen. Mit einer seltsamen Deutlichkeit wurde ihm bewusst, dass er komplett splitternackt war und seine Erektion sich noch immer nicht verflüchtigt hatte, sondern eher noch größer geworden war. Und nur wenige Zentimeter von ihm entfernt saß sein Partner und bot ihm durch sein nicht zugeknöpftes Hemd einen überaus freizügigen Blick auf dessen nackten Oberkörper. Es war eine sehr komische Situation. Vor allen Dingen, weil Doflamingo diese Umstände in seinem Eifer wohl überhaupt nicht bemerkte. Stattdessen schob er die Unterlippe nach vorne und musterte ihn mit einem überaus enttäuschten Blick. "Du freust dich ja gar nicht? Ich dachte, du würdest dich freuen, und bin deswegen sofort zu dir gekommen." "Ich, ähm, doch, ich freue mich sehr. Wirklich, Doflamingo." Crocodile fühlte sich überfordert. Er hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass der Shichibukai so völlig unangekündigt in sein Bad hineinplatzen würde. (Auch wenn die Villa ihm gehörte und er damit prinzipiell das Recht dazu hatte, in jedem Raum hineinzuplatzen, in den er hineinplatzen wollte.) "Es ist nur, ähm..." Crocodile spürte wie seine Wangen sich rosa zu färben begannen und senkte den Blick. Lust hin oder her, er war noch immer ein unglaublich schamhafter Mensch. Nun schien auch endlich Doflamingo zu verstehen, worauf er hinauswollte. "Oh." Es war einer der komischten Momente, die Crocodile jemals mit Doflamingo erlebt hatte. Auf der einen Seite spürten sie beide eine seltsame Art von Scham und Unwohlsein und auf der anderen Seite ... eine sonderbare Art von Erotik. Crocodile fühlte, wie eine neue Welle heißer Lust durch seinen Körper fuhr und seine Erektion immer drängender zu werden begann. Und als er aus den Augenwinkeln heraus einen kurzen Blick auf Doflamingos Schritt wagte, sah er, dass auch sein Partner inzwischen sehr erregt war. Vielleicht sollte ich ihn einfach darum bitten, zu mir in die Badewanne zu steigen, schoss es Crocodile durch den Kopf. Hoffnung breitete sich in seinem Körper aus. Dass auch Doflamingo eine Erektion hatte, bewies, dass er ihn zumindest nicht völlig unattraktiv fand. Das hier war seine Chance und er musste sie ergreifen! Crocodile konnte fast schon spüren, wie die Luft in dem Badezimmer heißer und dicker zu werden begann. "Willst du nicht vielleicht..." Doch ehe er auch nur zu Ende sprechen konnte, hatte Doflamingo sich bereits hastig erhoben. "Ich wollte dich nicht stören", ratterte er schnell herunter, "tut mir leid! Ich rufe die beiden Sklavinnen sofort wieder rein!" Und mit diesen Worten war er so schnell wieder aus dem Badezimmer verschwinden, dass Crocodile noch nicht einmal Zeit dazu hatte, ihm irgendeine Gemeinheit hinterherzurufen. Crocodile blieb genauso verdattert in der Badewanne zurück, wie Doflamingo ihn dort aufgefunden hatte. Die beiden Sklavenmädchen, die vor die Türe geschickt worden waren, betraten wieder den Raum und fuhren mit ihrer Arbeit fort, als hätte es niemals irgendeine Unterbrechung gegeben. Ein paar Minuten später, als der erste Schock verarbeitet war und Crocodile wieder klar denken konnte, übermannte ihn eine schreckliche Wut, die sowohl gegen Doflamingo als auch gegen ihn selbst gerichtet war. Er spürte, wie seine Augen heiß und schwer wurden, doch er unterdrückte die Tränen. Sir Crocodile heulte nicht; nicht einmal dann, wenn nur zwei dumme Sklavenmädchen anwesend waren. Wie konnte Doflamingo ihn nur so grausam zurückweisen? Er hatte doch gesehen, dass auch sein Partner erregt gewesen war! Oder hatte er sich das bloß eingebildet, weil er so benebelt gewesen war vom Dampf des Badewassers? Hatte Doflamingo aus bloßem Ekel heraus die Flucht ergriffen? Flucht. Das Wort klang ernüchternd, doch im Prinzip war es genau richtig, um Doflamingos Verhalten zu beschreiben. Er war vor ihm geflüchtet. Scham und Selbstekel krochen Crocodile den Hals hinauf. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, ihn zu einem gemeinsamen Bad einzuladen? Inzwischen war es später Abend geworden und wie üblich hielt Crocodile sich in seinem Krankenzimmer auf. Ein Buch lag aufgeschlagen auf seinen Oberschenkeln, doch er las nicht darin, stattdessen sah er aus dem großen Erkerfenster. Der Himmel war mit dichten und grauen Wolken verhangen; es würde nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es zu regnen begann. Das Wetter spiegelt genau meine Stimmung wieder, dachte er deprimiert und schloss seine Augen. Und plötzlich war wieder dieser Gedanke da. Was hält mich eigentlich noch davon ab, mich umzubringen?, dachte Sir Crocodile. Er öffnete seine Augen wieder und hörte beinahe im selben Augenblick, wie es draußen heftig zu regnen begann. Vielleicht zog ein Gewitter auf. Doch wie sollte man sich ohne beide Hände selbst umbringen? Crocodile zog die Augenbrauen zusammen. Er konnte sich nicht die Pulsadern aufschneiden, weil er kein Messer festhalten konnte. Erhängen konnte er sich auch nicht, denn ohne Hände konnte er keinen Knoten für ein Seil knüpfen. Tabletten schlucken war auch unmöglich, weil sein Leibarzt alle Medikamente in kleinen Dosen aufbewahrte und die konnte er nicht aufdrehen. Crocodile drehte sich auf die Seite. Das Buch, das auf seinen Oberschenkeln gelegen hatte, fiel auf mit einem dumpfen Geräusch auf den Fußboden, doch diesen Umstand bemerkte er nicht einmal. Er könnte in den Pool springen, der im Innenhof der Villa ausgehoben war. Allerdings schwirrten Tag und Nacht so viele Sklaven überall herum, dass dieser Selbstmordversuch wahrscheinlich bemerkt werden würde. Und ehe er ertrunken war, war längst ein Sklave hineingesprungen, um ihn wieder herauszufischen. Crocodile fiel plötzlich wieder ein, dass Doflamingo ihn mittels einer Giftspritze hatte umbringen wollen, während er noch im Koma gelegen hatte. Doch auch diese Methode kam für ihn nicht infrage, denn er konnte keine Spritze drücken. Dasselbe galt für eine Pistole. Er seufzte. Das war ja schwieriger als gedacht. Crocodile zerbrach sich noch sehr lange den Kopf über eine geeignete Methode, um sich selbst umzubringen. Nach einer Weile kam er dann auf die einzige Lösung, die womöglich für ihn infrage kam: Er sprang vom Dach der Villa. Allerdings war auch hier die Wahrscheinlichkeit, dass er bemerkt werden würde, nicht gering. Außerdem war die Villa nur drei Stockwerke hoch. Womöglich würde ihn ein Sprung gar nicht töten, sondern nur beide Beine brechen. Ein verzweifeltes Grinsen schlich sich auf Crocodiles Lippen bei dem Gedanken daran, weder seine verstümmelten Arme noch seine gebrochenen Beine bewegen zu können. Das wäre einfach der absolute Horror! Als Crocodile aus dem Fenster sah, bemerkte er ein paar Sonnenstrahlen, die durch die dunkle Wolkendecke brachen. Inzwischen regnete es auch nicht mehr. Crocodiles Grinsen wurde breiter. Hatte er nun tatsächlich die ganze Nacht damit verbracht, zu überlegen, welche Selbstmordmethode die beste für ihn wäre? Ich bin wirklich ein Schwächling, dachte Crocodile. Ich bin jämmerlich geworden. Ein paar Tage später saß er wieder mit Doflamingo im Garten der Villa. Es hatte in letzter Zeit sehr viel geregnet. Die Erde war weich, von den Bäumen tropfte es und in der Luft lag der Duft von süßen Blumen und Rinde. Crocodile versuchte so viel wie möglich von diesem Geruch einzuatmen. Weder er noch Doflamingo hatten den peinlichen Vorfall im Badezimmer angesprochen. Sie übergingen ihn einfach, als wäre er niemals geschehen. Stattdessen sprachen sie wieder über irgendwelche aktuellen Themen, die in der Zeitung gestanden hatten. Nach einer Weile fragte Crocodile beiläufig: "Sag mal, Doflamingo, was hast du eigentlich mit meinem Goldhaken gemacht?" Doflamingos Grinsen auf seinen Lippen gefror für eine Sekunde, ehe er -ohne zu antworten- entgegnete: "Warum interessiert dich das denn auf einmal?" Crocodile zuckte mit den Schultern und atmete ganz ruhig den Geruch, der nass in der Luft hing, ein: "Ach, es war nur so ein Gedanke von mir. Ich bin es einfach gewohnt, meinen Goldhaken immer bei mir zu haben. Ohne ihn fühle ich mich irgendwie seltsam schutzlos. Vor allen Dingen jetzt, wo ich meine Teufelskräfte nicht einsetzen kann." "Nun, ähm, während deines Komas haben wir ihn dir abgenommen und an einem sicheren Ort verstaut. Du brauchst ihn hier doch nicht." Crocodile fiel auf, dass Doflamingo geschickt um die Antwort, die er hören wollte, herumbalancierte. Warum er ihm den Aufenthaltsort seines Goldhakens wohl verschwieg? Ahnte er etwas? Dabei hatte Crocodile doch eigentlich geglaubt, ganz gut schauspielern zu können! "Das sagst du so leicht! Du bist ja auch nicht in einer so völlig schutzlosen Position wie ich! In meinem Zustand reichen schon ein paar einfältige Marinesoldaten aus, um mich umzubringen." Doflamingo zog eine Augenbraue hoch. "Wir sind hier auf meinem privaten Gelände und ich bin ein Shichibukai. Hier gibt es keine Marinesoldaten, die dir gefährlich werden könnten." Das stimmte allerdings. Die Shichibukai besaßen Immunität gegenüber der Marine. Crocodile unterdrückte ein Seufzen. Da war er aber in ein ziemliches Fettnäpfchen getreten. "Und was ist mit deiner Crew? Deinen Erzählungen nach scheinen die ja alle nicht gerade schwach zu sein. Was ist, wenn nun einer von denen durchdreht und mich angreift?" "Das werden sie nicht tun. Ich habe jedem Menschen auf dieser Insel befohlen, dich in keiner Weise zu verletzen. Zuwiderhandlungen werden mit dem Tod bestraft. Außerdem ist meine Crew absolut gehorsam!" "Du sagst das alles so leicht!" Crocodile erhob seine Stimme ein wenig und verschränkte die Arme vor der Brust. "Du kannst dich in jeder erdenklichen Situation verteidigen mit deinen Teufelskräften! Das kann ich nicht! Stell du dir nur mal vor, du könntest deine blöden Fäden nicht mehr einsetzen, weil dir beide Hände fehlen, wie würde dir das gefallen? Wie würdest du dich dann fühlen, hm?!" Doflamingo hob beschwichtigend die Hände. "Jetzt bleib doch mal ganz ruhig, Crocodile, ja? Ich kann verstehen, dass du dich ein wenig schutzlos fühlst in deiner Situation. Aber das ist gar nicht nötig. Und dass du deinen Goldhaken wiederbekommst, ist auch überhaupt nicht nötig. Es gibt hier keine Marine! Meine Crew tut dir nichts! Und außerdem beschütze ich dich, egal was passiert. Und jetzt beruhige dich wieder, ja?" "Das ist überhaupt nicht deine Entscheidung, ob ich meinen Goldhaken wiederbekomme oder nicht, du verdammter Bastard! Hör auf mich andauernd zu bevormunden! Das ist mein Goldhaken, er gehört mir, und ich allein entscheide, wann ich ihn wiederbekomme! Verstanden?!" Eigentlich hatte Crocodile ganz anders vorgehen wollen in diesem Gespräch, doch plötzlich hatte ihn seine Wut so heftig übermannt, dass er gar nicht anders konnte, als seine Gedanken laut auszusprechen. Und er bereute es kein bisschen! Doflamingo sollte ruhig spüren, dass er nicht alles mit sich machen ließ, so wie es dem Shichibukai gefiel! "Nenn mich nicht Bastard!" Crocodile konnte sehen, dass nun auch Doflamingo die Zähne fletschte und eine Wutader an seiner Stirn pulsierte. "Dann hör du damit auf, mich zu bevormunden!" "Ich bevormunde dich nicht, ich mache mir nur Sorgen um dich!" "Das ist mir egal! Ich will meinen Goldhaken wiederhaben! Du hast kein Recht dazu, ihn mir vozuenthalten!" "Natürlich habe ich das Recht dazu! Ich bin der Stärkere von uns beiden, also entscheide ich, was Recht und Unrecht sind! Du kannst überhaupt gar nichts gegen mich ausrichten! Und wenn ich der Meinung bin, dass du deinen Goldhaken nicht wiederbekommen sollst, dann gilt das! Wenn ich wollte, könnte ich auch ganz einfach die Arbeiten an deiner Prothese einstellen lassen. Und du kannst nichts dagegen tun! Kapiert?!" Crocodile spürte, dass Wut und Hass wie heiße Lava durch seinen Körper flossen. Wie konnte Doflamingo es wagen, ihn so sehr zu verletzen? Wie konnte er ihn nur so sehr bevormunden! Wie konnte er ihm nur so schrecklich drohen? Er war kein kleines Kind, das man vor sich selbst beschützen musste! Wenn er noch eine Hand gehabt hätte, dann hätte er Doflamingo jetzt geohrfeigt. Doch -ob er es zugeben wollte oder nicht- Doflamingo hatte Recht: Er konnte rein gar nichts gegen ihn ausrichten. Zumindest nicht körperlich. Crocodile fühlte sich geschlagen und gedemütigt. Also tat er das einzige, was ihm übrig blieb: Er stand von seinem Stuhl auf, drehte sich zu Doflamingo um und sagte "Ich hasse dich!", ehe er ihn allein zurückließ. bye sb Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)