Flammenlied von Naenia (Marco x Ace) ================================================================================ Kapitel 2: Blaues Feuer ----------------------- Der Tag verlor sich in endlos warmem Licht und leichter Brise. Die Moby Dick schwankte gemütlich unter seinen Füßen und ließ Marco ihre harmonischen Bewegungen kaum spüren. In der Luft lag der Geruch von Sake und Rum, Meersalz und Wasser und in ihm breitete sich ein Gefühl der Ruhe aus, das man nur in der Heimat empfand. Weit über dem Gelächter und den Gesprächen seiner Kameraden thronte Whitebeards väterlicher Blick und Marco spürte die vertraute Sicherheit der Familie, die ihn umgab. Es waren diese Momente, für die er lebte und in welchen er eine ganze Ewigkeit verbringen konnte, ohne an Schätze und Abenteuer zu denken. Der Kampf war ihm nicht fremd und er war ganz sicher kein Feigling, doch zählte er genug Jahre, um zu wissen, wo seine Prioritäten lagen. Er war nicht mehr jung, auch wenn sein Äußeres das wahre Alter niemals verraten würde. Ace schien das manchmal zu vergessen und Marco wollte sich manchmal selbst von dessen leichtsinnigem Idealismus und der Liebe zum Risiko anstecken lassen. • Ace erzählte von seinem kleinen Bruder und lachte und Marco betrachtete die Sonnenstrahlen, die sich in seinem schwarzen Haar verfingen. • Gestohlene Küsse in unbeobachteten Momenten und hektische Zusammentreffen zwischen staubigen Kisten im Lagerraum waren das, was ihre Beziehung während der Zeit auf der Moby Dick ausmachte. Alles war neu und aufregend und es war ganz leicht zu denken, dass es immer so sein würde. Leider waren die wenigstens Dinge für die Ewigkeit gemacht, Ace hatte das schon in jungen Jahren erfahren, aber es kam Marco jedes Mal vor, als würde das nichts an seiner Einstellung dieser Sache gegenüber ändern. • Unruhig lag die See unter ihnen. Die schwüle Hitze der letzten Tage hatte die Luft um sie herum mit einer Spannung aufgeladen, die sich bald in einem heftigen Sturm entladen würde. Auf dem Schiff und in ihren Gemütern tobte es bereits. Es fiel Marco schwer, die gleichmütige Maske aufrecht zu erhalten, die sein Gesicht war. Blaue Flammen züngelten immer wieder um die ansonsten blasse Haut seines Körpers und verrieten die innere Unruhe, den Zorn und die Wut. Er war kein aufbrausender Mann, aber die Ereignisse der letzten Tage hatten eine Grenze überschritten, von der er nicht gedacht hätte, dass sie so nah an der Oberfläche lag. Bevor er wusste, was er tat, stürmte er hinaus, weg von der Gruppe und der hitzigen Diskussion, weg von der dröhnenden Stimme seines Vaters und Aces sturem Gerede von Stolz, Verantwortung, Vergeltung und Rache und all diesen lächerlichen Idealen, die immer nur die besten Männer auf See das Leben kosteten. • „Ich werde gehen.“ Die Worte klangen seltsam leer in Marcos Ohren. Er war zu müde und zu alt, um sich wie ein kleiner, dickköpfiger Junge zu streiten. Er hatte alles gesagt, was zu sagen war, und Ace wollte nichts davon hören, sprach nur immer wieder von Ehre, Verantwortung und Pflicht, von Gerechtigkeit und Vergeltung. Marco schwieg und wandte seinen Blick nicht von der untergehenden Sonne ab, die glühend wie rotes Gold im Meer versank. Er konnte Aces Bewegungen nicht sehen, doch spürte er sie deutlich neben sich: Mit einem Seufzen stützte der Schwarzhaarige die muskulösen Unterarme auf die Rehling, lehnte sich nach vorn und war Marco plötzlich so nah, dass er seine Hitze auf der blassen Haut spüren konnte. „Könntest du mir wirklich sagen, dass du an meiner Stelle nicht die gleiche Entscheidung treffen würdest?“ Das Zwielicht der nahenden Dämmerung breitete sich stetig um sie aus und hüllte sie in einen brennenden Schleier von Rot und Gold, den Marco zuvor noch weit entfernt am Horizont bewundert hatte. Schwarze Wolken durchzogen den Himmel und bald würden sie alles Licht verschlucken. Natürlich konnte er das nicht. Hätte Teach mit seinen dreckigen Verräter-Fingern Hand an Aces Leben gelegt, würde Marco nicht ruhen, bis der Mistkerl dafür bezahlt hatte. Er würde ihn bis ans Ende der Welt und, wenn nötig, auch darüber hinaus verfolgen. Aber das war etwas anderes. Er war schon lange kein Kind mehr und wusste, was er tat und dass er von dieser Jagd vielleicht nicht in sein altes Leben würde zurückkehren können. Ace wusste das nicht. Zumindest wirkte es für Marco nicht so, als wäre er sich der Gefahr bewusst. Es war immer das gleiche mit der Jugend und mit Idealen und mit der Liebe, denn letztere war es wohl, die Marco zu einem egoistischen Idioten gemacht hatte. Er verfluchte sich selbst dafür und doch wähnte er sich gleichzeitig mehr denn je im Recht, als er es ein letztes Mal versuchen wollte. Er atmete tief ein, richtete sich auf und war bereit Ace wieder in die Augen zu sehen. „Du musst-…“ Die Worte verloren ihren Zweck, noch bevor er den ersten Satz zu Ende sprechen konnte, denn Ace war nicht mehr neben ihm und als Marco ein leises, resigniertes „Geh nicht“ in die klare, kühle Nachtluft hauchte, hatte er plötzlich das Gefühl, Ace niemals wiederzusehen. Ihm war nicht einmal aufgefallen, wie schnell die Dunkelheit das Dämmerlicht abgelöst hatte. • Die Nacht war kalt und klar. Thatch war tot, Ace fort und der Rum bitterer als sonst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)