Flammenlied von Naenia (Marco x Ace) ================================================================================ Kapitel 5: Weiße Federn ----------------------- Marcos Welt hatte sich verändert, die Gräber auf dieser Insel bezeugten eine Ära, die einst seine gewesen und nun nicht mehr als ein Scherbenhaufen war. Wie gern hätte er Ace wenigstens noch einmal geküsst, ihn noch einmal in den Armen gehalten und seinen Namen geflüstert, wenn sie sich liebten. • Mittlerweile müsste die Zeit alle seine Wunden geheilt haben, doch der Verlust tat auch zwei Jahre danach noch so weh, wie am ersten Tag. • Es verging keine Nacht, in der Marco nicht wieder auf dem Schlachtfeld von Marineford stand und dann versagte er nicht. Jedes Mal rettete er Aces Leben. Jedes Mal gab es ein weniger trauriges Ende als das, was die Realität ihnen geschenkt hatte. Die gefallenen Kameraden sind eine schwere Last und die Schuld will ihm nicht von den Schultern weichen. • Sie ankerten vor der Insel auf der die Gefallenen des großen Krieges beerdigt waren, und gedachten ihrer auf eine Art, die Whitebeard und den anderen sicher gefallen hätte: Mit Fässern voller Rum und heißem Sake. Sie erinnerten sich an Geschichten der Vergangenheit, an riskante Abenteuer und gefährliche Schlachten, an Whitebeards Kampf mit Gol D. Roger, an Ace erste Tage auf der Moby Dick, an Little Oz’ Tapferkeit und an den Mut und die tiefe der Freundschaft, die ihn selbst mehr tot als lebendig noch weiterkämpfen ließ und an tausende von gemeinsamen Stunden, die sie als Familie verbracht hatten. Es war traurig, doch auch seltsam befreiend über diese Zeit zu reden und ihrer zu gedenken. Marco stand abseits, allein mit seinen düsteren Gedanken und einer Flasche Rum in der Hand. Auf jedem der Gräber ihrer ehemaligen Kameraden stand ebenfalls etwas zu trinken, denn sie tranken an diesem Abend gemeinsam auf alte Zeiten und er versuchte dabei mehr denn je, die Last der ungewissen Zukunft wenigstens für ein paar Stunden zu verdrängen. „Es ist auch meine Schuld“, hörte Marco eine Stimme neben sich sagen, die er seit ziemlich genau zwei Jahren nicht mehr gehört hatte. „Wenn ich Whitebeard damals überzeugt hätte, Ace zurückzurufen. Wenn ich nur etwas früher in Marineford gewesen wäre. Wenn ich den Kampf mit Kaido schneller hätte beenden können. Wenn Kaido gar nicht erst auf die Idee gekommen wäre, die Lage ausnutzen zu wollen. Wenn statt Akainu Kizaru oder Aokiji Ace und Ruffy verfolgt hätte. Wenn Ruffy nur ein bisschen früher in Impel Down eingefallen wäre. Wenn Ace nicht stehen geblieben wäre… Wenn du bei ihm gewesen wärst…“ Marco wusste, dass diese Liste kein Ende hatte. Es war nun zwei Jahre her und es gab immer noch Momente, in denen ihm neue Ideen, die einen anderen Ausgang des Kampfes gefordert hätten, in den Sinn kamen. „Vielleicht hätte irgendetwas davon die Geschichte verändert.“ „Vielleicht aber auch nicht.“ Marco wusste, dass Shanks Recht hatte und dass sein Selbstmitleid niemandem half, am wenigsten ihm selbst. Doch das ständige was-wäre-wenn war zu einem festen Bestandteil seines Denkens geworden und in einigen Nächten war das alles, was er hatte. „Wenn er nur mit seinem Bruder weitergelaufen wäre...“, antwortete Marco und klang dabei noch viel älter, als er eigentlich war. „Kannst du wirklich sagen, dass du an seiner Stelle, nicht genau die gleiche Entscheidung getroffen hättest? Wärst du in diesem Moment nicht stehen geblieben, um Whitebeard zu verteidigen?“ Marco schnaubte, lächelte dann und setzte die Flasche an die Lippen. Er nahm einen langen Zug und der Rum brannte sich langsam seinen Hals hinunter und wärmte sein Inneres. Es war nicht der Alkohol, der ihm die Tränen in die Augen treiben wollte, es war der Moment, in dem es sich anfühlte, als stünde er wieder auf der Moby Dick, die Arme auf der Rehling und Ace stand neben ihm, kurz bevor er verschwand. „Ich hätte nichts anders gemacht.“ Das hätte er schon damals sagen sollen. • „Die Narben, die dieser Mann uns allen zugefügt hat, werden niemals verblassen. Sie werden immer schmerzen und auch Vergeltung wird das nicht ändern können.“ „Aber es würde sich besser anfühlen.“ „Ach, Marco. Ist es nicht der Phönix, der auch aus der Asche immer wieder aufersteht? Du bist nun nicht mehr nur Kommandant der ersten Division, sondern Kapitän der ehemaligen Whitebeard-Piratenbande. Jetzt willst du vermutlich erst Recht nicht mehr bei mir anfangen, oder?“ Das Lächeln war seltsam ansteckend und Marco erinnerte sich daran, wie er diese scherzhafte Frage damals zu schroff und viel zu ernsthaft abgelehnt hatte. Natürlich würde er seine Crew nicht verlassen und Shanks wusste das damals wie heute. Aber gegen einen Verbündeten und einen Freund war nichts einzuwenden. Unter dem eisernen Blick Ben Beckmanns der etwas abseits stand, teilte der die Flasche Rum mit Shanks und sah dabei Aces Lächeln, wenn er nur die Augen schloss. Die Narben würden nicht verblassen, aber wichtiger waren die Erinnerungen, die er niemals vergessen würde: Das Feuer auf seiner Haut, eine warme Hand, die seine fest umschlossen hielt und Finger, die ihm sanft durchs Haar strichen, endlose Nächte und unvergessliche Momente, in denen Ace wundervolle Lippen auf seinen lagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)