Secret Pleasure von Aoneal (Katz und Maus, doch wer fängt hier wen?) ================================================================================ Kapitel 1: Feindliche Übernahme ------------------------------- Feindliche Übernahme Es war bereits spät. Müde warf Seto den Schlüssel auf die Kommode und sah auf die Uhr. Mokuba schlief sicherlich schon. Er rieb sich die Augen und ließ die Tasche achtlos auf den Boden fallen. In letzter Zeit fühlte sich Seto so leer, mehr noch wie eine Maschine, als er es sonst auch tat. Er zog die Schuhe aus und hängte die Jacke über den Stuhl. Da war Nichts, was ihm noch etwas bedeutete. Mokuba wurde langsam älter, die Bande um Yugi und Wheeler gingen ihre eigenen Wege, selbst das Spiel war nicht mehr das, was es einmal war, alles schien grau und trostlos. Müde schlich er in die Küche und machte sich einen Kaffee, er musste noch Hausaufgaben machen und für die Arbeit morgen, etwas vorbereiten. Nichts Großartiges, aber manchmal musste sogar er in die Bücher gucken. Geschichte, wer brauchte den Scheiß? Er nicht. Er könnte bereits Raketenwissenschaftler sein. Wozu musste er Geschichte lernen? Seufzend trank er einen Schluck seines schwarzen Lebenselixiers und schloss einen Moment die Augen, dann machte er sich auf den Weg in sein Büro. Oben lagen bereits die Geschichtsbücher. Roland, irgendwie war er ja eine Nervensäge, aber eine verdammt kompetente Nervensäge. Lächelnd stellte er fest, dass alle wichtigen Sätze angestrichen waren. Ob er Musik anmachen sollte? Mokuba hatte ihm eine neue CD gegeben. Sie war gebrannt. Seto hatte ihn dafür getadelt, sie waren reich genug, da mussten sie sich nicht gebrannte CDs machen, so was tat man nicht, doch Mokuba hatte ihm versichert, dass diese CDs überall ausverkauft waren. Er setzte sich, nahm noch einen Schluck und las das Cover. Es war schlecht gedruckt, doch man konnte erkennen, dass es zusammengebundene Hände darstellte. Sie waren so angeordnet, dass sie mit ihrem Schatten einen Vogel warfen. „Secret Pleasure...“, er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. Was für ein Name? Er drehte die Hülle um und las auf der Rückseite die Namen der Songs. Er hatte noch nie was von der Band gehört und die sollten laut Mokuba so erfolgreich sein? Einmal reinzuhören, konnte ja nicht schaden. Er legte die CD ein und setzte sich, versuchte zu lesen. Die Musik gefiel ihm sehr gut, sodass er bald mit dem Fuß mitwippte und dann langsam die Augen schloss. Es war, als wenn die Musik einfach in ihn eindrang, die Sängerin hatte eine dunkle rauchige Stimme, heiß und wild, und dann waren da diese unglaublichen Gitarrensolos, die ihn einfach mitrissen, aber dann, dann sang er. Er war nur die zweite Stimme. Seto öffnete die Augen, sein Körper kribbelte vor Aufregung und eine Gänsehaut bildete sich auf seinem Körper. Wer war dieser unglaubliche Sänger, der ihm diese Schübe durch den Körper jagte. Sofort setzte er sich auf und machte den Laptop an. Wer war diese Band, und warum hatte er noch nie etwas von ihr gehört? Seine Finger glitten geradezu über die Tastatur und suchten nach allen Informationen, die er bekommen konnte. Er nannte sich Kasai-ju, hatte feuerrote Haare und flammende Augen, die einen zu verbrennen drohten. Die Band gehörte einem kleinen Plattenstudio, ein Indi-Studio, das kleinen Bands verhalf, ihre ersten Platten zu machen, doch bisher hatten sie wohl abgelehnt, von einer größeren Firma verlegt zu werden, doch das hieß, dass sie weniger einnahmen. Vor seinen Augen setzte sich ein Bild zusammen. Er musste diese Band besitzen, er wollte ihn besitzen. Schon zum dritten Mal sah er sich das Live-Video an und jedes Mal, wenn er sein Solo begann, schien der Saal zu kochen und in Seto stieg eine ungewohnte Hitze auf, die seinen Körper und ihn zu verschlingen drohte. Er griff zum Telefon und klingelte seine Anwälte aus den Betten, sie wurden schließlich sehr gut bezahlt! ~~~ Seufzend sah Joey auf das leere Stück Papier vor sich. Er hatte genau im Kopf, was er schreiben wollte, aber die genauen Worte wollten einfach nicht hinaus. Als er noch einmal seufzte, erntete er nur ein höhnisches Schnauben von Kaiba und einen genervten Blick seines Lehrers. Schuldbewusst zog der Blonde seinen Kopf ein und widmete sich wieder der Englischaufgabe. Gedankenverloren kritzelte er die Antworten ins Heft, war er doch mit etwas ganz Anderem in seinem Inneren beschäftigt. Als die Stunde endete, hatte er alles notdürftig notiert und gab es ab, auch wenn das andere Blatt auf seinem Platz leer war. Erleichtert ging er mit seinen Freunden auf den Hof, er genoss die spärlichen Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolkendecke kämpften und unterhielt sich mit ihnen über das TV-Programm vom vorigen Abend. Als sein Handy eine SMS ankündigte, nahm er es verwirrt aus der Hosentasche. Wer das wohl sein konnte, schließlich waren seine Freunde doch alle hier. Doch als er die SMS las, wurden die Augen mit jedem Wort größer. Ruckartig sah er auf und starrte Tristan und Duke an, die ebenfalls ihr Telefon in der Hand hielten. Ganz langsam breitete sich ein Grinsen auf den Gesichtern der 3 Jungen aus, war die Nachricht doch von Mai gekommen. Hey, Jungs, ich hab eine gute Nachricht! Wir haben einen Interessenten, der uns verlegen will! Wir sollen heute unbedingt alle ins Studio kommen!!< Joeys Herz begann zu hämmern und er musste sich zwingen, keine Luftsprünge zu machen. Das war echt der Hammer! Endlich! Das würde ihr Durchbruch werden! Doch als die 2. SMS eintrudelte, fühlte der Blonde, wie er leichenblass wurde. Tristan runzelte die Stirn und Duke zog zischend die Luft ein. Das konnte doch nicht sein! >Und eine schlechte Nachricht. Die Firma, die uns vermarkten will, ist keine andere, als die Kaiba Corp.!< Noch immer war Joey fassungslos, als er wieder zum Klassenraum zurückging. Kaiba wollte sie vermarkten? Wie kam er dazu? Der hatte doch eine Spielfirma! Zumal gerade dieser nicht erfahren sollte, wer wirklich hinter Secret Pleasure steckte. Das waren nämlich keine anderen als Mai, die Leadsängerin, er, der Gitarrist und Zweitstimme, Tristan, am Bass und Drummer und Duke Keyboarder und zweite Gitarre. Die Schule erlaubte keine 'Nebentätigkeiten', worunter Showbusiness wohl auch zählte. Es war ein Mädchen beim modeln erwischt worden und war kurzerhand der Schule verwiesen worden. Joey und seine Freunde hatten nun wirklich keine Lust, es ihr nach zu tun. Deswegen übernahm Mai auch alle Interviews und die Jungen erzählten kaum was über sich. Zumal sie sich ‚tarnen mussten’. Bei Tristan reichte es völlig, dass er seine Haare mal nicht gelte und dazu eine kleine runde Sonnenbrille trug. Duke musste schon etwas mehr Aufwand betreiben. Er bändigte seine Haare immer im Nacken, ließ sein Kopfband weg und schminkte sich so, dass seine funkelnden Katzenaugen einfach das ganze Gesicht einnahmen und niemand mehr auf was anderes achtete. Joey selbst trug Kontaktlinsen, die seine Augen rötlicher wirken ließen und tönte sich die Haare flammend Rot, die er dann zu einem kleinen Zopf zwängte, wobei er sehr viel Überredung brauchte, in Form von Haarklammern, die auch seinen typischen Pony verschwinden ließ. Was tat man nicht alles für die Kunst? Aber immer noch blieb die Frage, warum Kaiba? Er stieß ein unwilliges Knurren aus. Aus einem Grund, der nur ihm selbst bekannt war, war Seto heute außerordentlich gut gelaunt. Wenn man das so nennen konnte. Selbst der Köter konnte ihn nur mäßig aus dem Konzept bringen. Soeben hatten seine Anwälte ihm geschrieben, dass, wenn heute Nachmittag mit der Band alles glatt ging, das kleine Studio ihm gehörte. Dann lernte er auch endlich diesen Kasai-ju kennen. Ganz entgegen seiner Art machte er heute mal was außergewöhnliches, er setzte sich in der Pause mit seinem Laptop ans Fenster! Es war ein schöner Tag, warm, die Sonne schien, und die Vögel zwitscherten leise. Verstohlen sah er sich um und öffnete noch Mal das Interview mit der Band. Leider gaben sie nicht viele Informationen raus. Was ihn ein bisschen ernüchterte. Besonders Kasai war sehr spärlich mit Informationen über sich selbst. Hauptsächlich ging es um seine Musik, was er damit ausdrücken wollte und die Musik wichtiger war, als die Person dahinter. Er sah sich das Foto der Band an und seufzte leise. Er schien ein ziemlich leidenschaftlicher Mensch zu sein. Leider hatte Seto nicht so viel Menschenkenntnis, aber er fühlte das irgendwie. Vielleicht bildete er sich das auch nur ein, so, hatte er schon ein bisschen Angst vor einer Enttäuschung. Was, wenn die Band anders war, als er sich das vorstellte, wenn diese Gänsehaut nur auf CD gepresst war? Unruhig klappte er den Laptop zu. Er brauchte was Kaltes zu trinken, also stand er auf und sah in sein Portemonnaie. Er hatte noch ein bisschen Kleingeld, das war gut. Zufrieden verließ er den Klassenraum und ging nach unten auf den Hof, der Automat hatte sicherlich noch irgendwas und wenn es nur eine kalte Flasche Wasser war, er musste sich abkühlen. Seto hatte Glück, er hatte noch eine Flasche Limonade bekommen. Was war das nur für ein guter Tag? Sonst hatte er nie so viel Glück, wenn er zur Schule ging. Entweder Yugi, oder der Köter kreuzten seinen Weg und nervten ihn mit ihrem Kinderkram. Er nahm einen großen Schluck und machte sich wieder auf den Weg in den Klassenraum. Da er nicht viel zu tun hatte, ließ er sich etwas Zeit, als er plötzlich ein Knurren hinter sich vernahm. „Du machst es mir immer wieder leicht, dich mit einem Köter zu verwechseln. Wenn wir nicht im Schulgebäude wären, hätte ich dich kaum von einem unterscheiden können.“ Es musste Wheeler sein, er konnte niemanden, nicht mal Mokuba so gut am Gang und an dem klassischen Knurren erkennen, wie Wheeler. Warum er mal wieder eine Provokation gestartet hatte, war ihm selber nicht klar, aber irgendwie, war es immer wieder erheiternd, den Blonden erneut zu demütigen, egal, auf welche Weise. Joey verlangsamte seine Schritte und seine Augen sprühten Feuer. Am liebsten hätte er wirklich gerne Kontra gegeben, ihm so einige Sachen an den Kopf geknallt, aber er schluckte es runter. Schließlich erwartete jeder von ihm etwas Dummes. Na gut, Tristan und Duke kannten ihn mittlerweile auch anders, aber dennoch befand er sich in der Schule. „Ich bin kein Hund, Arsch!“ fauchte er daher nur und stampfte an seinen Gewiss-Nicht!-Chef vorbei. Niemals wird er sich an diesen Kerl verkaufen! So viel konnte der gar nicht zahlen. Und sie würden es auch ohne der Kaiba Corp. schaffen, da war er sich sicher. Tristan und Duke, die dem Blonden gefolgt waren, warfen sich Blicke zu und fühlten sich unwohl. Wie alle aus der Band, hofften sie auf den Durchbruch, doch sie kannten auch ihren Freund. Seto nahm einen weiteren Schluck und sah dem Blonden nach. War Joey heute anders als sonst? Normalerweise endete so was doch immer in einer gepflegten Konversation, die er gewann. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Es musste wohl dran liegen, dass er selbst gute Laune hatte. Langsam folgte er in die Klasse und nahm seinen Laptop an sich. „Duke, ich muss gehen, ich hab gleich einen wichtigen Geschäftstermin.“ Er musste sich noch vorbereiten. Mit Musik hatte er bisher nicht viel zu tun und daher wollte er sich noch ein bisschen Fachwissen aneignen, um zu beeindrucken. Es war ihm schließlich wichtig, dass seine Untergebenen sich auf ihn und sein Gespür verlassen konnten. Auf dem Weg nach draußen holte er sein Handy heraus und bestellte den Wagen. Zudem wollte er noch ein paar Stücke hören, um sich auch dahingehend zu profilieren und die Vorfreude ein bisschen erträglicher zu machen. Wieder kam dieses Kribbeln in seinem Körper auf, wenn er die ersten Töne hörte und dann diese unglaubliche Stimme, die ihm fast weiche Knie verschaffte. Doch das würde er nie zugeben, das konnte er nicht zugeben. Trotzdem, was könnte grade er für einen Grund haben, jetzt plötzlich ins Musik Geschäft einzusteigen. Da war eine Frage, die bestimmt kommen würde. Überlegend stieg er in den Wagen ein und las noch einige Unterlagen durch. Verwirrt blinzelte der Schwarzhaarige unterdessen hinter Kaiba her, zuckte aber mit den Schultern. Besser für sie. Dann konnten sie beratschlagen. Noch waren sie alleine im Klassenzimmer und Tristan stand bereits bei Joey. Langsam schlenderte er näher und sah die braunen Augen des Blonden aufblitzen. Na, das konnte was werden. „Niemals!“ hörte er ihn auch schon mit Nachdruck sagen. „Mensch, Joey! Das ist die Chance!“ „Du willst dich doch nicht an Kaiba verkaufen?!“ fragte der Gitarrist ungläubig. „Wir verkaufen uns nicht. Wir verkaufen nur unsere Musik.“ mischte sich nun Duke ein. Joey wirbelte zu ihm herum. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass Kaiba auch nur ein gutes Haar an uns lässt. Zumal der eh keine Ahnung von Musik hat!“ Es war zum Haare raufen. Endlich war da jemand, der ihre Musik bekannt machen konnte und dann musste es ausgerechnet der Arsch vom Dienst sein! „Er darf ja nicht mal erfahren, wer wir sind. Der verpfeift uns an der Schule!“ „Da könntest du recht haben, das wird schwierig werden.“ stimmte Duke zu und seufzte. „Warten wir ab, was Mai sagt. Sie ist Diejenige, die das ganze angeleiert hat.“ Die drei mussten noch den Rest der Schule hinter sich bringen und trafen sich dann bei Duke, wo er Joey half, die Haare zu tönen und zu bändigen. In Nu verwandelte sich der blonde allseits bekannte Draufgänger in den feurigen und coolen Kasai-ju. Noch immer hatte er etwas Probleme mit den Kontaktlinsen, brannten sie doch die erste halbe Stunde. Er hätte sie gerne weggelassen, aber Duke versicherte ihm, dass es besser sei. Seine Augen wären zu auffällig. Das sagte gerade der Richtige. Sie zogen sich um, schnappten sich ihr Equipment und machten sich auf den Weg ins Studio. Mai würde bestimmt einen oder mehre Songs zur Probe anbieten. Es war gewiss nicht die erste Firma, die sich für sie interessierte, aber ständig versuchte man die Band übers Ohr zu hauen, dachten sie doch, eine Frau könnte keine Verträge lesen oder anderen war sie zu jung. Zum Glück hielten sie immer ihre Identitäten geheim, nicht auszudenken, wenn es öffentlich werden würde. Doch, wenn Kaiba ihr Chef werden würde, brauchte er alle Personalien. No Way! Joey war entschlossen, alles in seiner Macht stehende zu tun, um das zu verhindern. Kaiba würde nur seinen Einzigen realisierbaren Traum zerstören. Mai lächelte ihn beruhigend an, als sie seine säuerliche Miene bemerkte und hauchte jedem von ihnen, einen Kuss auf die Wange. „Nun, mach nicht so ein Gesicht, Kleiner.“, meinte sie zwinkernd. „Das schaffen wir schon.“ Duke zuckte mit den Schultern, er vertraute der Blonden, kannte sie sich doch mit geldgierigen Leuten aus. Doch Kaiba war eine ganz andere Klasse. „Mai, meinst du das wirklich ernst?“ fragte Joey noch mal nach, seufzte aber ergeben, als sie nickte. Sie ordnete den Jungs an, sich schon mal im Aufnahmeraum aufzustellen. Sie würde das erste Gespräch führen. Da Joey sich unwohl fühlte, holte er ihre Sonnenbrillen heraus und setzte seine auf, die die Form einer Schielbrille hatte. Das passte besser zu seinem coolen Image. Man musste ja nicht gleich alles offensichtlich machen. ~~~ Es war nicht einfach für Seto, diese ganzen Dinge in seinen Kopf zu bekommen, er wusste wirklich nicht viel über dieses Geschäft, aber so anders, als das, was er jeden Tag machte, konnte das doch gar nicht sein. Müde rieb er sich über die Augen. Nur noch zwei Stunden, sollte er so ehrlich sein, wie immer? Es hatte viele Situationen gegeben, in die er hatte hineinwachsen müssen und er hatte es bisher immer geschafft. Wenn die Band gut war, konnte doch nichts schief gehen. Laut vieler Zeitschriften, auch Fachzeitschriften, hatten sie eine reelle Chance, warum hatte sie dann noch niemand unter Vertrag genommen? Er überlegte und rief einen Bekannten an, der sich da besser auskannte, er erzählte ihm von Knebelverträgen und unfairen Entlohnungen. Er wiegte den Kopf, war es das? Hatten sie schon Verträge aus diesem Grund abgelehnt? Viele Musiker machten das. Vielleicht konnte er nicht mit unglaublichem Wissen Punkten, aber Seto Kaiba war Geschäftsmann und das, was er an seinen Arbeitern schätzte, musste doch auch bei dieser Band zu finden sein. Faire Verträge und sie konnten sich im Bereich des Budgets selbst organisieren? War das nicht ein fast schlagendes Argument, zusammen mit der Möglichkeit seine Marketing Agentur zu nutzen, musste er sie doch überzeugen können. Wie immer, wenn er intensiv nachdachte, kaute er an einem Bleistift. Seto war nervös und angespannt, man hatte ihn gewarnt, dass Musiker anders tickten, aber bei seinen Verträgen konnten sie nicht ablehnen. Er hatte genug, hatte Seto sowieso keine Wahl, die Verträge waren geschrieben und das Treffen arrangiert. Vor dem Studio blieb er noch Mal stehen und sah sich alles genau an. Das war etwas Neues für ihn, etwas komplett Neues. Noch nie hatte er etwas aus eigenem Verlangen heraus gekauft, zumindest keine Firma, doch diesmal war es ihm einfach wichtig, deshalb hatte er auch keinen Plan B, er wollte die Band ja nicht verärgern, sonst hatte er immer Berechnungen und schon fast pervers ehrliche Berichte dabei, die offenlegten, warum der Gegner keine andere Wahl hatte, aber diesmal blieb ihm keine Wahl, als darauf zu verzichten. Schnell zog er noch mal seine Kleidung zurecht und straffte seinen Körper. Er war Seto Kaiba, nichts machte ihn nervös und es gab Nichts, was ihm nicht gelang. Tief einatmend betrat er mit der Aktentasche die Lobby, natürlich wusste er in welches Stockwerk er musste, doch er musste sich noch unten anmelden. „Kaiba, Seto Kaiba, ich will zu der Band ‚Secret Pleasure’.“ sagte er zu der Dame am Empfang, die ihn oben anmeldete. „Man erwartet sie bereits, Zi...“ „Ich weiß, wohin ich muss.“ sagte er nur und stieg in den Fahrstuhl. Oben angekommen stieg er aus und klopfte. So höflich war er dann noch. Ein melodisches „Herein!“ erklang und er öffnete die Tür. Mai musterte Kaiba offen und trug ihr Geschäftslächeln. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er durchaus ein Schlitzohr war. Und er kannte sie, waren sie sich doch schon als Kinder vorgestellt worden und verkehrten in den gleichen Kreisen, auch, wenn sie sich kaum begegneten. „Hallo, Kaiba.“, begrüßte sie ihn freundlich. Zu freundlich nach Joeys Geschmack, der sich hinter seiner Gitarre verschanzte und die Brille etwas höher schob. „Hallo, Mai.“, antwortete Kaiba, kühl, aber nicht unfreundlich. Das hier war ein Geschäft, und kein Kaffeekränzchen. „Ich nehme an, du führst die Verhandlungen.“ Er sah sich um, die drei saßen wie Hühner auf der Stange. Waren sie nervös? Er schloss die Augen und richtete seinen Blick auf seine Kontrahentin. Schön und tückisch wie eine Schlange, sie hatte die Beine nicht übereinander geschlagen, sondern sie nur zusammen gelegt. Ihre Hände lagen locker neben ihr, also kein Anzeichen von Nervosität, dann glitt sein Blick zu den Anderen, obwohl sie relativ locker waren, saßen sie doch leicht angespannt, fast versteckt, hinter ihren Instrumenten. Nun gut. „Willst du mir deine Schützlinge erst mal vorstellen, oder kommen wir erst zum geschäftlichen Teil?“ Auch er war entspannt und setzte sich, ohne weiter zu fragen, zu Mai auf das Sofa. Sie neigte den Kopf und lächelte. „Wie ich dich kenne, hast du doch schon die meisten Informationen. Aber wollen wir mal höflich bleiben.“ Mai drehte sich um und zwinkerte, was Joey ein flaues Gefühl in den Magen trieb. „Dann stellt euch mal vor.“ Hatte er es doch geahnt. Duke machte den Anfang, wusste er doch, dass das Tonstudio seine Stimme etwas veränderte. „Hi, ich bin Akuma.“ Tristan nickte nur. „Hakai.“ stellte auch er sich mit seinem Künstlernamen vor. Joey warf der Blonden einen giftigen Blick hinter den getönten Gläsern zu, von denen er wusste, dass es sie nicht interessierte. Er musste ruhig und cool bleiben. Er war gerade nicht Joey sondern... „Kasai-ju. Ich hoffe, Sie haben Einiges zu bieten.“ Er ließ seine Stimme etwas vibrieren, kannte er doch die Wirkung, die er dabei ausübte. Er war cool und feurig gleichzeitig! Und er ließ sich bestimmt nicht auf der Nase rumtanzen. Vor allem nicht von Kaiba! Okay, Kaiba blieb ruhig, er war der kalte Geschäftsmann, vor dem jeder Respekt hatte, er konnte jetzt keine weichen Knie bekommen. Aber allein seine Stimme machte ihn wahnsinnig. „Sympathische Namen“ sagte er mit einem kühnen Lächeln. Natürlich hatte er das Wichtigste schon gewusst, unter anderem die Namen, aber Seto war eben doch höflich, auch wenn manch einer das nicht glauben mochte. So verneigte er sich knapp. „Kaiba, Seto Kaiba, angenehm ihre Bekanntschaft zu machen.“ Dann sah der junge Geschäftsmann wieder Mai an. „Ich habe einen Vertrag aufgesetzt.“ begann er dann und holte die Papiere heraus. Seto versuchte ihn nicht zu beachten, was dank der Sonnenrille doch einfacher war, als er befürchtet hatte. „Willst du ihn erst mit deinen Bandkollegen durchlesen? Ich habe etwas Zeit eingeplant, normalerweise mache ich das nicht so, aber da das hier recht kurzfristig ist, würde ich euch die Gelegenheit geben, das erst durch zu sprechen.“ Seto Kaiba war knall hart und gefürchtet, aber niemals unfair, vor allem bei Verträgen. Er ließ sich nicht gerne nachsagen, jemanden übers Ohr gehauen zu haben. Natürlich verhandelte er immer hart an der Grenze, aber Seto wäre heute nicht hier, wenn er das nicht täte. Joey war doch etwas verwundert, doch Mai nickte nur und bedankte sich. Damit verließ sie Kaiba und trat zu der Band, vorher regelte sie aber die Lautstärke herunter, sodass Seto nichts hören konnte. Duke nahm als erstes eine Kopie und studierte das Geschriebene. Auch er kannte sich aus, genau wie Tristan, der seinem Vater oft in der Werkstatt aushalf und auch mal an den Schreibtisch musste. Einzig der augenblickliche Rothaarige hatte nicht wirklich Ahnung von dem Metier, aber ließ es sich nicht anmerken. Er schob seine Sonnebrille ins Haar und nagte konzentriert an der Unterlippe. Wie aber nicht anders zu erwarten war, wollte er persönliche Daten haben. Da würde er bestimmt nicht so schnell drum rum kommen. Normal hätte es ihn nicht gestört, aber es handelte sich ja dabei um Kaiba. Noch mal musterte er den Bandübernahmevertrag und schluckte unwillkürlich. Waren Übernahmen nicht immer negativ? Eine Übernahme der Kaiba Corp? Kurz warf er einen Blick auf den jungen Unternehmer, dann richtet sich seine Aufmerksamkeit wieder auf den Vertrag. Würden sie einen Manager bekommen? Na, wenigstens konnten sie die Musik machen, die sie wollten. Duke seufzte und zeigte auf eine Klausel. „Da, Seite 3. Wir müssen ihm zur Verfügung stehen, wenn irgendwelche Termine sind. Das könnte ein Problem mit der Schule geben.“ Mai nickte und markierte sich die Stelle. „Würde es gehen, wenn wir verlangen, dass er sich nach uns richtet?“ „Viel wichtiger finde ich das mit den Daten. Verdammt, es ist Kaiba, der darf nicht wissen, dass wir es sind.“ wandte Tristan ein und Joey pflichtete ihm, aus vollem Herzen, zu. „Mal sehen, was ich da drehen kann.“ „Nichts da. Ich will, dass wir nur die Künstlernamen behalten.“ begehrte Joey auf. „Du weißt, das ist unrealistisch.“ Duke schob seine Sonnebrille weiter auf die Nase und linste seinen Kumpel an. „Wie willst du das denn anstellen?“ „Was weiß ich.“ Zornig funkelte Joey in die Runde. „Aber ich will keinen Kaiba in meinen persönlichen Unterlagen. Das ist, als würde er über mein Grab stiefeln!“ „Ich glaub, ich hab ´ne Idee.“, mischte sich nun Tristan ein und alle sahen ihn erwartungsvoll an. „Wir bekommen ja einen Manager.“ Er klopfte auf den Absatz. „Verlangen wir, dass nur er über uns bescheid weiß und lassen ihn das auch unterschreiben.“ „Hm, gar nicht mal so schlecht.“ gab Mai zu und überdachte die Idee. „Und du meinst, der würde dicht halten?“ fragte Joey zweifelnd. „Mit einer Unterschrift kann man Vieles bewirken.“ Duke grinste und blätterte weiter. Überrascht stieß er einen Pfiff aus. „Kaiba ist aber wirklich großzügig. Wir kriegen seine PR-Abteilung, Provision von den Auftritten und dann halt Lizenzanteile.“ „Kaiba ist fair, hart aber fair.“ Mai lächelte. „Und das Angebot ist echt gut, weitaus besser, als die ganzen Künstlerverträge, die sie uns aufdrücken wollten.“ Widerwillig nickte Joey. Sie hatte recht, der Vertrag war gut, wenn man da die eine oder andere Stelle ausbesserte. „Also, noch Einwände?“ „Klär´ das mit der Schule und dem Manager, dann sehen wir weiter.“ bestimmte Duke und die anderen Beiden nickten. Seto war nervös, so nervös, wie noch nie, bei einem Vertragsabschluss, doch das ließ er sich nicht anmerken. Locker saß er auf dem Sofa, nur die Beine hatte er der Gemütlichkeit halber übereinander geschlagen. Auf dem Schoß lag der Laptop und am Ohr hatte er das Handy. Er versuchte nicht rüber zu sehen, das tat man nicht, das würde ihn schwach aussehen lassen, doch einen kurzen Blick haschte er doch hinüber. Zum Glück sah das Keiner. Am Telefon besprach er grade einige Details. Er suchte schon nach einem geeigneten Manager, es war immer gut, zu zeigen, dass man sich sicher war. Als die Tür aufging sah er auf. „Ich mach Schluss, wie war der Name noch mal? Danke.“ Dann klappte er den Laptop zu und setzte sich auf. „Und?“ War das ein wenig vorschnell? Was wünschte er sich grade einen Bleistift, den er abkauen konnte, doch so was tat er nur, wenn er sich sicher war, ganz allein zu sein, nicht einmal Mokuba kannte diesen Tick von ihm. Mai lächelte gewinnbringend, als wäre sie die Lottofee. „Nicht schlecht, aber es gibt da ein paar Punkte.“ Sie setzte sich und tippte auf die erste und wahrscheinlich wichtigste Stelle. „Unsere Bedingungen sind, dass die Jungs ihre Künstlernamen beibehalten und nur der Manager, ich betone noch mal, nur der Manager ihre wahren Identitäten weiß.“ Das war sicherlich ein harter Brocken. Eigentlich brauchte sie den zweiten Punk nicht ansprechen, da er daraus resultieren würde, aber sie machte es dennoch. „Zum Anderen können sie aufgrund anderweitiger Verantwortung nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen.“ Abwartend lehnte sie sich zurück. Seto ließ sich einen Moment, um das sacken zu lassen. Das waren zwei wichtige Punkte. Eigentlich zu wichtig. „Ich brauche deine Unterlagen, Mai. Daran kommen wir nicht vorbei, bei den Jungs kann ich aus gegeben Gründen eine Ausnahme machen. Aber bei einem Folgevertrag muss ich die Daten haben. Du wirst sicher verstehen, dass ich Sicherheiten brauche, ich bin kein Träumer.“ betonte er besonders. Dann kamen sie zum zweiten Punkt. „Ich brauche eine garantierte Zeit in der Woche von zwei bis drei Stunden, am Wochenende verlange ich, dass mindestens ein Auftritt, gegebenenfalls zwei Auftritte drin sein müssen.“ Das würde ich natürlich nicht ausreizen, aber ich brauchte die Versicherung dazu. „Darüber lässt sich verhandeln.“ Sie neigte den Kopf bedächtig und warf Joey einen nachdenklichen Blick zu. Sie wusste Einiges mehr, als die Anderen, über den nun Rothaarigen. Einiges würde sich mit diesem Vertrag erleichtern, was sie persönlich erleichterte. Wie oft hatte sie ihm Unterstützung angeboten und eben so oft hatte er abgelehnt. „Ich denke, wenn du mit unseren Bedingungen einverstanden bist, wirst du die Unterschriften bekommen, sobald du es geändert hast.“ Plötzlich grinste sie. „Und als Sahnehäubchen obendrauf, kannst du dir nun einen Titel aussuchen, den wir als erste Single auskoppeln sollen. Ich nehme doch an, du kennst unsere Songs?“ Seto war erleichtert und lächelte sogar zufrieden. „Gut, ich ändere das direkt heute Abend noch und schicke dir per Boten die Verträge zu.“ sagte er zufrieden und überlegte einen Moment. Welchen Song sollte er denn nehmen? Klar hätte er gern einen in dem Kasai-ju auch Text hatte, aber so rein nach Gefühl war ‚Unspoken’ wohl der Song seiner Wahl. Trotzdem, vielleicht sollte er sich noch etwas Zeit lassen. „Wir sollten uns das gut überlegen, so aus dem Bauch heraus, kann ich das nicht entscheiden.“ wich er etwas aus. „Hattet ihr noch vor, zu proben? Ich würde gerne mal ein, zwei Songs live hören. Oder stört euch das?“ „Keineswegs.“ Sie stand auf und zwinkerte den Jungs zu, die erleichtert ausatmeten. Joey grinste provokativ. „Ich hoffe, Sie sind mit Ihrem Einkauf zufrieden.“ meinte er und schob seine Brille wieder vor die rötlichen Augen. Mai kam zu ihnen und kurz unterhielten sie sich über die Probe. Man entschied, ein Lied nur von Mai gesungen und eines nur von Joey vorgetragen, zu nehmen. Da der Rothaarige zwar sehr sicher mit der Gitarre war, aber das Singen doch mehr von ihm abverlangte, übte er manchmal, bis er heiser war. Stimmungsvoll begannen sie, blendeten alles aus. Mai erhob ihre Stimme und begeistert machten die Anderen mit. „Everything is different today I like it, like it I feel very different today I like it, like it I'm not gonna be in your parade 'cause I don't like it You think I'm a dirty little game You think I like it You made up this fantasy with me But I don't like it I want you to get away from me That's how I like it How do you like it? Today I'm gonna fly There's nothing that can keep me on the ground Touch the sky I'm free inside You think you're the master, I'm the slave You think I like it You don't even know me anyway That's how I like it I'm getting ready to move on But you don't like it You can kiss your fairy tale away I like it, like it How do you like it? Today I'm gonna fly There's nothing that can keep me on the ground Touch the sky I'm free inside Today I'm gonna fly There's nothing that can keep me on the ground Touch the sky I'm free inside I'm free to do what I like I'm celebrating my life I'm free to be what I like I'm celebrating my life I'm gonna get what I like I'm gonna celebrate 'till I die I'm celebrating my life Today I'm gonna fly There's nothing that can keep me on the ground Touch the sky I'm free inside Today I'm gonna fly There's nothing that can keep me on the ground Touch the sky I'm free inside“ Joey spürte die Nachwirkung des Songs, vibrierte innerlich, wollte es ihr gleich tun. Wenn Mai nur wüsste, wie zufrieden Seto war. Dennoch gab er nur ein überhebliches Lächeln weiter. „Schwer zu sagen, jetzt müsst ihr beweisen, dass ihr euer Geld wert seid.“ Seto war sich nicht sicher, ob das Ganze wirklich eine gute Idee gewesen war, zumindest das mit der Probe, was ... was wenn Kasai-ju sang? Live und nur für ... Oh je, sein Herz fing an etwas zu flimmern, schnell goss er sich ein Glas ein und verschränkte leicht die Arme. Mai war eine großartige Sängerin. Ihre Stimme ging ihm unter die Haut und der Text war wirklich gut. Dennoch erlaubte er sich nicht, das zu zeigen. Ein Kaiba ließ sich nie in die Karten sehen, schon gar nicht, in so einem Moment. Die Band ließ den Song noch ausklingen, danach stand der Rothaarige auf, rückte sich das Mikro zurecht und schloss die Augen. Kurz atmete er tief ein, dann begann er zu singen, riss alle mit. „Give me the right to be heard, To be seen, to be loved, to be free, To be everyting… I need to be me, To be safe To believe… In something I have a right to be heard To be seen, to be loved, to be free To be everything… I need to be me, To be safe To believe… In something Father, there's a little flower Beautiful and different All alone… all alone Is it so, Dad? I'm not supposed to Make the world anew, and be like you? Am I you? Give me the gift to be heard To be seen, to be loved, to be free To be everything… I need to be me To be safe, to believe In something I have a right to be heard To be seen, to be loved, to be free To be everything… I need to be me, To be safe To believe… In something Right to be heard To be seen, to be loved, to be me You made it clear right From the start I am to take your sour Heart within, one sad day But I will never teach my son Embittered history, tried And true, cause I'm not you I have a right to be heard To be seen, to be loved, to be free To be everything… I need to be me, To be safe To believe… In something I have a right to be heard To be seen, to be loved, to be free To have every gift… I need to be me, To be safe To believe… In something Give me the eyes so I see, Give me ears so I hear, Give me love so I know what love is, Give me the freedom to think To believe… in something I have a right to be heard To be seen, to be loved, to be free To be everything… I need to be me, To be safe To believe… In something I have a special right to grow up, And to develop physically and spiritually in a healthy and normal way” Das war so unglaublich. Seto musste hart bleiben, musste sich konzentrieren, doch diese Stimme, sie schmolz dahin und floss immer wieder in ihn hinein. Gänsehaut voller Wonne bildete sich auf seiner Haut und er war versucht die Augen zu schließen und sich diesem Kribbeln hinzugeben. Diesem angenehmen Gefühl, was in seiner Brust entstand und hinauf schwoll um Tränen zu bilden. „Free, and with dignity I have the right to love, and understanding My parents have special responsabilities for my education and guidance I should be taught peace Understanding, tollerance, and friendship among all people. So give me the gift to hear, to see, The love, the freedom to choose the things I feel, To be right for the world you'll leave me Give something! Give me the right to be heard To be seen, to be loved, to be free To be everything… I need to be me To be safe, To believe... In something I have a right to be heard To be seen, to be loved, to be free To be everything… I need to be me, To be safe To believe… In something Give me the right to be heard To be seen, to be loved, to be free To be everything… I need to be me To be safe, To believe... In something Right to be heard To be seen, to be loved, to be free To be everything… I need to be heard“ Joey spürte ein leichtes Zittern, welches ihn immer ergriff, die darauffolgende Aufregung versetzte ihn unter Strom. Dieses Lied war ihm sehr wichtig. Er kehrte sein Innerstes nach außen, zeigte alles, ohne viel preiszugeben. Langsam öffnete er die Augen und starrte direkt in Blaue. Seto kannte dieses Lied noch nicht, deshalb traf es ihn mit ganzer Härte und als Kasai-ju dann noch die Augen genau auf seine richtete, war er für Sekunden einfach nur starr. In seinen Augen spiegelte sich Bewunderung, und da war noch was in ihm, was er nicht greifen konnte, bis der junge Firmenchef den Blick abwandte und dann doch aufstand. Joey war ein wenig irritiert davon, schob es aber beiseite. Er hatte sich sicherlich geirrt. „Das ist doch ein Anfang.“ sagte er kühl und nahm die Tasche unter den Arm. „Allerdings sind beide Lieder für eine Single wohl nicht geeignet. Ich bin für etwas, was ihr vielleicht im Duett singt? Damit man beide Stimmen hören kann.“ Dann wandte er sich an Mai, wenn er Kasai-ju noch mal ansah, war er sich nicht sicher, ob er dieses Kribbeln im Magen noch aushielt. „Schreibt ihr eure Texte eigentlich selbst?“ fragte er, wie nebenbei, und holte schon mal das Telefon heraus, um den Wagen zu rufen. Er musste weg. „Haben wir noch in der Schublade, müssen wir erst einstudieren.“ antwortete Mai und betrachtete Kaiba etwas nachdenklich. Sie kannte ihn nicht so gut, aber sie hatte ihn beobachtet, als Joey gesungen hatte. Wurden sie erkannt oder war die Singstimme so anders, dass man sie einfach nicht dem blonden Draufgänger zuordnen konnte? Na, dann hatte sie auch die nächste Überraschung für ihn. „Kasai-ju schreibt alles alleine. Jeder Song von uns kommt aus seiner Feder.“ Er, der die meisten Erfahrungen gemacht hatte. Wie süß war doch die Qual, die man sich selbst auferlegte. „Beeindruckend, wirklich.“ sagte Seto und wandte sich noch mal um. „Ich werde, wie gesagt, für morgen den Vertrag neu anordnen, euer Manager ist schon ausgesucht, allerdings wird er ein paar Tage brauchen.“ sagte er dann und nahm eine Karte, die auf dem Tisch lag. „Die nehme ich mit, damit ich euch erreichen kann. Es kann sein, dass ich euch schon am Wochenende brauche, aber das klären wir erst ab, wenn wir die Verträge abgeheftet haben.“ Kasai-ju würdigte Seto keines Blickes mehr, zu sehr quälte ihn dieses Gefühl. „Mai, alles weitere überlasse ich erst mal dir, leider habe ich noch eine Besprechung, sonst würde ich bleiben.“ Dann verneigte er sich noch mal leicht und ging. Alle atmeten erleichtert aus, als die Tür hinter dem Geschäftsmann ins Schloss fiel, schauten sich an und begannen zu grinsen. „Wir haben ´nen Vertrag!!“ rief Joey lachend und fiel Duke um den Hals. Auch der strahlte übers ganze Gesicht und drückte Tristan an sich. „Verdammte Scheiße!“ lachte dieser. Mai schaute sich, ihre Jungs an, die sich so richtig freuten und gab sich einen Ruck und schloss sich ihnen an. Manchmal, aber nur manchmal, fühlte sie sich ausgeschlossen. Diesen Abend feierten sie ausgelassen, genossen diesen Sieg und spontan legten sie in dem Club, in dem sie sich befanden, eine Jamsession ein. ~~~ Erst, als er im Auto war, schien Seto auszuatmen, hatte er tatsächlich bis jetzt die Luft angehalten. Alles kribbelte, besonders in seinem Magen. Dabei hatte Kasai-ju ihn nicht mal wirklich angesehen. Ob er überhaupt zu ihm gesehen hatte? Seto war deprimiert, jetzt hatte er nur mit Mai gesprochen. „Wohin, Kaiba-sama?“ fragte sein Fahrer. Eigentlich wollte er noch in die Firma, ein paar Sachen erledigen, aber war er dazu jetzt noch in der Lage? „Nach Hause.“ meinte Seto einfach und schloss die Augen. Dann musste er eben von Zuhause aus arbeiten, das würde auch gehen. Daheim legte er erst mal seine Sachen ab, es war noch früh. Mokubas Stimme hörte er aus der Küche, sein Bruder redete grade mit der Köchin. Leise klopfte er an und sah seinen Bruder nach langen Mal über beide Ohren strahlen. „SETO!“ schrie er fast vor Freude und sprang auf. Seto lächelte sanft. „Mokuba, mach doch nicht so einen Aufstand.“ Er nahm den Jüngeren auf den Arm und drückte ihn erst mal. „Leider muss ich gleich noch zuhause arbeiten, aber was hältst du davon, wenn ich dir erlaube, bei mir im Zimmer ein bisschen Videospiele zu spielen?“ Der Junge nickte enthusiastisch. Seto setzte sich und bekam auch einen Teller Eintopf. Nachdem sie gegessen hatten, redete Mokuba noch eine ganze Weile. Seto hörte nur zu, er hörte immer nur zu, aber anscheinend schien Mokuba das zu reichen, denn er beschwerte sich nicht darüber. Seto wusste gern, wie es im Leben seines kleinen Bruders aussah, es war irgendwie so viel aufregender, als sein Eigenes. Als er allerdings nicht mehr mitkam, stand er auf und strich seinem Bruder über das Haar. „Komm jetzt. Ich hab noch viel zu tun.“ Fast klammerte Mokuba sich an ihn und redete unentwegt weiter, bis sie am Arbeitszimmer ankamen, dort schloss Mokuba die Konsole an und warf ein Spiel ein, während Seto sich an seinen PC setzte. Die Arbeit und Mokuba hatten ihn erfolgreich von seinem kribbelnden Magen abgelenkt, der ihm erst dann wieder Probleme bereitete, als das Hausmädchen Mokuba zum Schlafengehen abholte. Er würde nachher noch mal nach dem Kleinen sehen, aber, wenn sie ihn schlafenlegte, duldete sie keinen Seto. Er war einfach zu weich, von ihm aus konnte Mokuba die ganze Nacht aufbleiben. Nun da Mokuba weg war, machte er wieder die CD an, die beiden Lieder waren gar nicht drauf, er sollte Mai fragen, ob er die Aufnahmen haben konnte. Nach einigen Stunden harter Arbeit strich er sich über die Augen. Vier Uhr, viel zu spät. Müde schleppte er sich ins Bett und schlief, wie ein Stein, ein. Als um 6 Uhr schon wieder der Wecker klingelte, schälte sich Seto aus dem Bett. Zuerst brauchte er Kaffee. Mehr Mumie, als Geschäftsmann, schleppte er sich in die Küche und machte sich einen heißen Kaffee mit viel Zucker, dadurch gestärkt, ging er duschen. Nachdem diese beiden Morgenrituale abgeschlossen waren, klappte er das Telefon auf und suchte seine Emails durch, den Vertrag hatte er schon fertig und schickte ihn an Mai, damit sie ihn nochmals durchsehen konnte. Zu seiner Freude hatte der Manager sich schon gemeldet, Morgen konnten sie ein Treffen vereinbaren. Nach einem kurzen Telefonat, hatten sie sich auf den nächsten Tag um 18 Uhr geeinigt. Enthusiastisch wählte er Mais Nummer von der Karte. ~~~ Den nächsten Tag begann die Band mit einem Kater, aber keinen scherte das wirklich. Etwas desorientiert erwachte Joey auf dem Sofa von Duke, da sie später noch über dessen Bar hergefallen waren. Tristan lag, alle Viere von sich gestreckt, auf dem weichen Teppich. Seufzend stand er auf und machte sich auf den Weg ins Bad. Er wollte endlich die Farbe vom Kopf bekommen, damit es nicht mehr so juckte. Jedes Mal, wenn er sie länger drin behielt, hatte er den Wunsch, den Kopf kahl zu rasieren. Im Vorbeigehen stellte er die Kaffeemaschine an, um die restlichen Leichen zum Leben zu erwecken. Nach der erfrischenden Dusche wurde er auch schon mit dem Duft von frischen Brötchen begrüßt, aber die Bandmitglieder sahen immer noch aus, als wären sie tot. Joey musste grinsen. Er hatte keine Probleme mit Kopfschmerzen, konnte er sie gut aushalten. Außerdem war das ein wirklich guter Grund für einen Kater. Als Mais Handy klingelte, angelte Duke umständlich danach und wollte es ihr reichen, doch sie wehrte ab. „Ich könnte wetten, es ist Kaiba.“ „Der wird doch nicht schon den Vertrag fertig haben?“ meinte Duke zweifelnd, doch sie zuckte nur mit den Schultern und murmelte was von 'Workaholic'. Da der Schwarzhaarige auch keine Lust hatte, ans Telefon zu gehen, schmiss er es kurzerhand Joey zu, der ihm einen bösen Blick zuwarf, aber abnahm. „Ja?“ K.A.S.A.I.-J.U. Es vergingen mindestens zwanzig Sekunden in denen Seto sich zwingen musste, weder das Handy zuzuklappen, noch erfreut los zu sprechen. „Kaiba, hier.“ sagte er dann kühl und atmete wieder aus, das er immer so lange die Luft anhalten konnte. Einfach cool bleiben! „Wen von euch hab ich denn da am Telefon? Akuma?“ Sehr gut, erst gar nicht die Illusion aufkommen lassen, er könnte die Jungs auseinander halten! Sehr, sehr gut, Seto klopfte sich in Gedanken selbst auf die Schulter. „Ist auch eigentlich egal. Ich wollte euch nur in Kenntnis setzen, das euer Manager früher als erwartet Zeit hatte, morgen um 18 Uhr treffen wir uns und unterzeichnen die Verträge.“ Es erleichterte Joey ungemein, dass er nicht erkannt wurde. Und er konnte von Glück reden, dass er bisher auch noch nie mit seinem Klassenkameraden über Telefon hatte reden müssen. Vielleicht hätte er ihn dann erkannt. Kurz warf er einen Blick auf die Uhr, zuckte dann aber mit den Schultern. „Morgen, Kasai-ju hier. Das ging ja wirklich schnell. Dann scheinen Sie ja sehr ...“ Kurz suchte Joey nach Worten und grinste. Ja. Er war gerade der coole und heiße Kasai-ju. „... von uns angetan zu sein, dass Sie sich solch Mühe geben.“ Auch Duke begann zu grinsen, seine Augen funkelten schelmisch. Joey gefiel gerade die Rolle, die er spielte, so kostete er sie noch etwas aus. „Ich freue mich schon auf unseren Manager und bin überzeugt, die Verträge werden für beide Seiten befriedigend sein.“ Tristan wackelte mit den Augenbrauen, Mai unterdrückte ein Lachen und vergrub den Kopf an Dukes Schulter, um nicht laut zu werden. Seto war einen Moment wie versteinert, hin und her gerissen von seinen Gefühlen. Was erlaubte dieser Bengel sich und andererseits kribbelte es wieder unglaublich in seinem Magen, besonders wenn Kasai befriedigt sagte. Am liebsten hätte er „sag das noch mal“ gesäuselt, aber er war Kaiba. Und ein Kaiba säuselte nicht verliebt ins Telefon! Verliebt? Nein, nein, ganz eindeutig nicht! Bewegt, vielleicht ein bisschen beeindruckt, aber nicht verliebt. „Kasai-ju, ich bin immer überzeugt von dem, was ich kaufe, wäre ich das nicht, wärt ihr nicht auf meinem Index gelandet, allerdings solltet ihr mir schon mehr bieten können, als die kleine Hörprobe von gestern.“ sagte er kühl und legte eine arrogante Note darunter. Wenn er glaubte, dass Kaiba sich in irgendeiner Weise in die Karten sehen ließ, hatte Kasai-ju sich geschnitten, egal wie cool er war. Kaiba hatte das Wort erfunden! Innerlich war er natürlich außerordentlich aufgewühlt und angespannt. „Sie haben vielleicht unsere Musik gekauft, aber weder mich noch sonst wen.“ Kurz musste sich Joey beruhigen, dann gewann er seine Fassung zurück. Schließlich war das Kaiba, was hatte er erwartet? „Das könnten selbst Sie sich nicht leisten. Ich bin sehr kostspielig.“ Mai biss nun in die Schulter des Schwarzhaarigen, der wiederum übers ganze Gesicht lachte und Tristan hätte sich fast an seinem Kaffee verschluckt. „Und was die Hörprobe anbelangt, Sie können so viel von mir bekommen, wie Sie wollen, wenn wir uns einig sind.“ Setos Herz setzte einen Moment aus und er war sich sicher, dass er gleich in Ohnmacht fallen würde. Sein Herz flatterte vor Aufregung und vor seinen Augen bildete sich ein eindeutiges Bild. Reiß dich zusammen, rief er sich dann zur Ordnung. Das hier war nur ein Telefonat und eine Frechheit oben drein, dennoch schluckte er, so wie immer bei einem Geschäftstelefonat, seinen Kommentar herunter. „Dich würde ich auch gar nicht kaufen wollen, Menschenhandel ist auch verboten.“ gab er knapp zurück. Zwar würden sie ihn jetzt für prüde halten, aber allemal besser, als die Alternativen. „Ich muss jetzt auflegen, seid pünktlich.“ Damit schloss er das Handy. Heiß und kalt durchfloss es seinen Körper und an der Wand gelehnt, erlaubte er seinem Kopf einen Moment, in dem dieses Angebot ernst gemeint war. Er dachte an Sex mit einem Gitarristen. Er kam sich vor, wie so ein billiges Flittchen von Millionärstochter, aber Kasai-ju war ihm unter die Haut gegangen und jetzt war es zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Jetzt musste er das auch durchziehen, was immer es ihn auch kosten würde. Als Joey schließlich das Telefon sinken ließ, er hatte nicht mal die Chance bekommen, sich zu verabschieden, war es wie ein Startschuss. Mai sackte zusammen, hielt sich den Bauch, Duke schmiss den Kopf in den Nacken und grölte regelrecht, während Tristan fast auf dem Tisch lag und lachend und kichernd darauf einschlug. Auch der Blonde konnte nicht mehr an sich halten. Allein die Vorstellung, was er eben alles zu Kaiba gesagt hatte und dieser es schluckte, war köstlich. Vielleicht würde es doch Spaß machen, ihm ein wenig auf der Nase rumzutanzen. In der Schule hielt er sich nie zurück, aber da es hier ums Geschäft ging, konnte er wohl auch ganz anders. Schelmisch funkelten Joeys Augen. Er würde seine Rolle bis zum Ende auskosten, waren Künstler nicht eh ein unberechenbares Völkchen? Er würde beweisen, wie unberechenbar! ~~~ Die Lieder sind einmal von der Band 'Lacuna Ciol' und 'Sonata Artica'! Wir fanden sie sehr passend. Wir hoffen, dass ihr neugierig geworden seit und weiter lest! Dat Aoni und dat Fussel! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)