Secret Pleasure von Aoneal (Katz und Maus, doch wer fängt hier wen?) ================================================================================ Kapitel 2: Kummerkasten oder auch: Kindliche, unschuldige, aber heiße Liebe --------------------------------------------------------------------------- Kummerkasten oder auch: Kindliche, unschuldige, aber heiße Liebe       Seto stand vor dem Spiegel und stählte sich für die nächste Runde in diesem kleinen Spielchen. Er hatte gestern durch das Telefonat gelernt, dass er auf diese Situation vorbereitet sein musste. Kasai-ju war ein Musiker, er scherte sich nicht um Konventionen, noch weniger um das, was Kaiba dachte. Er war von sich und der Band überzeugt, und hatte damit nicht ganz unrecht. Diesmal konnte Kaiba sich keine Pause und unkeuschen Gedanken leisten, sie würden sich erneut gegenüber stehen und die Hände schütteln. Mai hatte die Verträge noch mal durchgesehen und war einverstanden gewesen. Der Manager hatte zwar was von ‚zu lasch’ gefaselt, aber Seto war kein Sklaventreiber, war er nie gewesen und wenn es dem arroganten Arschloch nicht passte, wie er die Verträge machte, konnte er gerne gehen, es gab sicher genug andere, die den Job machen wollten und konnten. Noch einmal wiederholte er die Atemübung und rief sich innerlich zur Ruhe. Das tat er immer dann, wenn er längere Zeit nicht am Bleistift kauen konnte, gestern Abend hatte er schon Angst gehabt, einen aufzuessen, die Splitter im Magen wären sicherlich unangenehm. Als er innerlich ruhig genug war, richtete er noch mal die Sachen und sah sich erneut an. „Du kannst das, du kannst alles.“, raunte er sich zu und verließ dann selbstbewusst das Badezimmer. Unten wartete bereits der Wagen, sie würden pünktlich sein. Und natürlich war er der Erste, die Verträge waren schon ausgedruckt und seine Unterschrift war ebenso darauf. Zufrieden mit der Vorbereitung seiner Leute, sah er auf die Uhr und ließ sich noch einen Kaffee bringen. Was auch immer passieren würde, er war vorbereitet. Gelassen trank er und sah aus dem Fenster, als die Limousine anrollte, staunte er nicht schlecht, aber was hatte er von einer Selbstdarstellerin, wie Mai, erwartet? War er nicht selbst auch so veranlagt? Um nicht einen irritierenden Blick auf Kasai-ju zu erhaschen, wendete er sich wieder ab, gerade ging die Tür auf und Ryou Hirai, der Manager stand darin. Er hatte eine Mappe unter dem Arm. Anscheinend hatte er sich schon Gedanken gemacht. Er galt als unkonventionell, aber trotzdem ergebnisorientiert, das gefiel Kaiba an ihm. „Kaiba-san?“, fragte er und legte seine Mappe auf den Tisch. „Hirai-san.“ Kaiba neigte nur kurz den Kopf. Die beiden redeten nicht mehr über Vertragsbedingungen, Hirai hatte also begriffen, wer der Boss war, hoffentlich begriff die Band das auch.   Mai hatte angeordnet passend gekleidet zu sein, man würde Fotos machen, aber was man als passend für eine Rockband empfand, war fraglich. Joey jedenfalls, würde nie in Anzug kommen, auch, wenn er überzeugt war, dass es ihm stand. Wieder mit ihrer Tarnung bewaffnet und in Schale geschmissen, machten sie sich zum Studio. Tristan hatte ein offenes Hemd und ein einfaches schwarzes Sakko über gezogen und man konnte kaum glauben, dass es noch derselbe war. In der Schule wurde er, genau wie Joey, im Allgemeinen gemieden, doch er wusste von seinem Kumpel, dass er sich durchaus herausputzen konnte und verdammt gut damit aussah. Als Makai war er wild, sexy und draufgängerisch. Zumal er es mochte, wenn er seine Brustmuskeln spielen lassen konnte. Als Drummer stand er wirklich gut im Training. Duke hatte ein schwarzes Netzshirt gewählt und dazu sexy schwarze Lederhosen. Seine Augen funkelten katzenhaft und seine betonten Lippen verzogen sich schelmisch. Er war schon immer ein Hingucker gewesen, doch jetzt riss er so manche Dame vom Stuhl. Keck saß eine runde Sonnenbrille auf seiner Nase. Joey hatte wieder rote Haare und einfach ein schwarzes seidenes Hemd an. Er ließ bewusst die ersten Knöpfe offen, um einen Vorgeschmack auf seinen gutgebauten Körper zu geben. Darüber hatte er sich eine Lederjacke gezogen und trug ebenso eine Lederhose, die an der Seite zu schnüren war. Aber Mai haute sie alle aus den Socken. Sie hatte ihre wilden Haare in einen Pferdeschwanz gezwängt, war dunkel geschminkt, sodass ihre leuchtenden blauen Augen nur noch mehr hervorstachen. Sie hatte ein zweiteiliges Kleid an, welches sich an ihre fraulichen Kurven schmiegte. Das Unterkleid war schneeweiß, darüber verführerisch rot. Belustigt bemerkte Joey die fast geschockten Blicke seiner Freunde. Mai hatte eine Limousine geordert, sodass sie stilecht auftreten konnten. Zudem hatte sie noch ein paar Songs rausgesucht, die sie für das erste Album am geeignetsten fand. Die junge Frau klopfte an die Tür und mit einem 'Herein' trat sie ein. Sie wusste, sie sah gut aus, genoss es, sich so herrichten zu können, aber machte daraus keinen großen Auftritt. „Meine Herren.“, grüßte sie und ließ die Anderen hinter sich treten. Lächelnd machte sie es sich ungefragt auf dem Sofa bequem und musterte den ihr unbekannten Mann. Kaiba hingegen lächelte kühl. „Mai, immer wieder eine Freude und ein reizender Anblick.“, der ihn allerdings kalt lies. Ja, sie war eine attraktive Frau mit unglaublicher Stimme, die wusste, wie sie aussah und wie sie wirkte, doch das war er selbst auch. Den Anderen nickte er nur kurz zu. „Hirai-san, möchten Sie sich auch setzen? Jetzt, wo wir alle da sind, möchte ich euch erst mal etwas zutrinken anbieten.“ Wie auf Knopfdruck kam eine junge Dame herein, die einen Block in der Hand hatte. Kaiba nahm sich erstmals die Zeit seine Gäste zu mustern, begonnen bei Mai, die tatsächlich ein umwerfendes Outfit trug, das Rot stand ihr ganz ausgezeichnet. Sie hatte durchaus Geschmack und Stil, dann wandte er sich Makai zu, zuletzt Akuma, Kasai-ju ließ er bewusst aus, schließlich wollte er sich ja nicht selbst quälen, zumindest noch nicht. „Ich bekomme noch einen Kaffee.“, sagte er, als seine Assistentin durch war und wandte sich dann wieder dem Geschäft zu. „Darf euch dann einander bekannt machen? Hirai-san, das sind Mai Valentine, Makai, Akuma und Kasai-ju.“ Natürlich hatte er sich die Namen und das Aussehen der Jungs gemerkt und selbst so gestylt erkannte er sie wieder. „Hirai wird euch managen, oder eher coachen. Ihr habt einen großen eigenen Spielraum, allerdings hat Hirai auch viel Erfahrung. Wenn er etwas sagt, solltet ihr das also bitte beherzigen und umsetzen.“ Nacheinander gab man sich die Hände, bis letztendlich sich, bis auf Joey, jeder setzte. Er war zu nervös und kannte seinen Tick, mit den Füssen zu wippen. Daher zog er es vor, an der Wand zu lehnen und den, ihm ausgehändigten Vertrag, genau zu lesen. Schließlich stimmten alle zu, auch, wenn sie noch immer unsicher waren, ob das mit den Identitäten gut gehen würde. Aber sie mussten auf Hirai vertrauen und hoffen, dass er nicht gleich danach zu seinem Chef lief und petzte. Es war ein seltsames Gefühl, nur mit den Künstlernamen zu unterschreiben, aber da dieser genauso bindend war, musste es reichen. Danach stellte Mai die Songs vor, an die sie gedacht hatte und bald darauf entbrannte eine hitzige Diskussion darüber, ob sie richtig gewählt hatten, in welcher Reinfolge sie auf die CD kommen sollten und vieles mehr. Auch Joey beteiligte sich rege, warf Ideen in den Raum, Vorschläge wurden verworfen und mit Elan stürzte er sich darauf, seine Songs zu verteidigen, als Hirai es wagte, seine Worte zu beschimpfen. Seto sah sich das Ganze an und musste doch etwas schmunzeln, nach gut zwei Stunden schien es dann an der Zeit zu sein, einzugreifen. Er stieß sich von der Wand ab und tat es so wie immer. Mit einem lauten Knall, den er durch seine Faust auf dem Tisch auslöste, sicherte er sich erst mal die Aufmerksamkeit aller Beteiligten. „Verzeiht, dass ich euer kleines Intermezzo störe, anscheinend passt Hirai ja ganz gut zu euch, aber ich hätte da noch ein, zwei Dinge, die ich gerne los werden würde.“ Seto würde sich niemals herablassen, seine Stimme zu erheben und zu schreien, das hatte etwas mit Schwäche zu tun. „Ich muss gleich gehen, danach könnt ihr euch nach Herzenslust weiterzanken.“ Er richtete sich herrisch auf. „Ich möchte, nein, ich verlange, das ihr alle noch mal Musikstunden nehmt.“, ließ Seto die Bombe platzen. Hirai sah ihn etwas verwirrt an. „Ich habe einen Bekannten, der hat in eure Stücke reingehört und dieser hat zwar neidlos anerkannt, dass ihr gut spielt und zwei gute Sänger habt, aber euch fehlt professionelles Training. Das ist Stimme schonend und grade bei Live-Auftritten hilft es, Nervosität abzubauen, wenn man weiß, was man tut.“ Zuerst starrten sie ihn geschockt an, bis Mai seufzte. Sie wusste, was gleich kommen würde und sie wurde auch nicht enttäuscht. „Und dann steckst du uns in Camps, damit wir zum Singen auch noch Fußball spielen können, oder was?“ Joey vergaß völlig, dass er ihn duzte. Wütend funkelte er ihn aus seinen roten Augen an, die dabei noch feuriger wirkten. „Wir hatten bereits Auftritte, wir werden schon nicht hinter der Bühne in Ohnmacht fallen.“ „Ich erwarte von euch genauso viel Professionalität, wie von jedem anderen Mitarbeiter.“, sagte der junge Firmeninhaber kühl und sah jeden Einzelnen an, ohne sich provozieren zu lassen. „Natürlich ist mir durchaus bewusst, dass ihr auch andere Verpflichtungen habt, aber, wenn ihr von eurer Musik leben wollt, werdet ihr wohl ein Wochenende und danach jede Woche zwei bis drei Stunden Unterricht über euch ergehen lassen müssen.“ Sein Entschluss stand fest. „Und bringt mich nicht auf dumme Gedanken mit dem Sport, meine Büroangestellten müssen dreimal die Woche vor der Arbeit antanzen. Das könnt ihr auch gerne haben.“ Dann musste er fast lachen. „Und wer soll das bitte bezahlen?“, fragte nun Tristan und schaute ernst über den Rand seiner Sonnenbrille hinweg. „Außerdem haben wir noch andere Verpflichtungen.“ „Bezahlen? Ich bitte euch? Als, wenn mich so ein bisschen Gesangsunterricht arm macht. Oder glaubt ihr, ihr müsstet das selbst bezahlen? So was nennt man Fortbildung und die bezahlt der Arbeitgeber.“ Zweifelnd sah die Band den Jungunternehmer an. Joey rechnete sich aus, wie er Zeit hatte und kam zu dem Entschluss, dass es wirklich knapp werden könnte. Er arbeitete am Wochenende meistens in einem Club als Kellner, wo sie auch ab und zu auftraten. Da sein Vater arbeitsunfähig war, brauchten sie das Geld. Auch, wenn sie einen Hit als Secret Pleasure landen würden, würde das Geld nicht sofort kommen, aber er brauchte es monatlich. Er sah zu Mai, die unauffällig seine Hand drückte. Mit einem Seufzen gab er sich vorerst geschlagen. Würde er halt den Drahtseilakt machen müssen. „Wenn’s ums Tanzen gehen würde, wäre es kein Problem.“, grinste er dann provozierend. Wahrscheinlich wusste das Kaiba nicht, aber sie alle waren darin sehr gut, da Tea, die ja einen Profitanzkurs mitmachte, ihre Freunde zwang, mit ihr zu üben. Daraus resultierte, dass sie alle mehr, als nur die Standarttänze konnten. „Aber wir entscheiden, wann die Stunden sind.“ Duke warf ihrem neuen Manager einen Blick zu. Schließlich mussten sie ihn noch einweihen. Tanzen? Mit Kasai-ju? Rrrrrumba .... in dem Teil seines Hirns, das für sexuelle Aktivitäten zuständig war, von dem er gehofft hatte, es abgeschaltet zu haben, zumindest lange genug, um Kasai-ju nicht zu verfallen, schnurrte es jetzt. Wenn er seine ... warte, stopp, jetzt nicht. „Wenn es euch was nützt.“, sagte er gefasst, aber durchaus nicht so kalt wie gewollt. „Darum geht es aber auch nicht. Ich hab das hier nicht angefangen um mich, oder euch, an die Wand zu fahren und um erfolgreich zu sein, muss man eben bereit sein, auch mal mehr zu geben, als man hat.“ Er selbst war schließlich im Schnitt auch 29 Stunden auf den Beinen und sein Wochenende hatte er hierfür auch geopfert. „Ich bin kein Diplomat, also gewöhnt euch dran, es gibt nun mal Dinge, die ich verlange, aber das ist nichts, was ich nicht selbst bereit wäre, zu tun.“ Seto sah Kasai-ju noch mal an. „Ihr könnt den Zeitpunkt selbst entscheiden, aber es sollte zeitnahe sein. Vielleicht nächste Woche, da haben wir einen Feiertag und die meisten Schulen haben langes Wochenende.“ Ihm war schon klar, warum die Jungs nicht erkannt werden wollten. „Gut. Ich hab jetzt einen Termin, wir reden später, Mai. Bitte macht euch bewusst, dass das wichtig ist und das ihr euch da reinhängen müsst.“ Mai stand auf und lächelte. „Wir wissen, worum es geht und sind auch bereit Einiges zu geben, aber, noch ist das alles ein Traum, der sich erst noch erfüllen muss.“ Sie reichte ihm die Hand, welche er auch ergriff. Ihr Händedruck war fest und kurz schaute sie ihm prüfend in die Augen. Seto Kaiba war immer noch gefährlich für sie, auch, wenn sie jetzt einen Vertrag hatten. Nacheinander gaben sie sich die Hände, bis Seto bei Joey ankam. Es war ihm zwar nicht geheuer, de, Anderen gegenüber zu stehen, schließlich bestand immer die Gefahr, erkannt zu werden. Dennoch musste er es aus Höflichkeit tun. Mit festem Griff ergriff Joey die ihm dargebotene Hand, spürte die leichte Kälte. „Du wirst nicht bei den Stunden dabei sein, nehme ich an?“, fragte er, während Seto´s Hand noch immer in seiner lag. War da was in seinen Augen? Er wirkte so anders hier, als in der Schule und ihm, Joey, gegenüber. Seto hatte einen Moment gezögert, doch dann gab er ihm die Hand, Kasai-ju hatte einen warmen festen Händedruck. „Bei den Tanz-, oder bei den Gesangsstunden?“, fragte er schelmisch. Was hatte er getan? Er hatte… oh man, Hirn bitte funktioniere doch nur noch ein paar Sekunden. „Nur, wenn es nötig wäre, mich von eurem Willen zu überzeugen, doch das wird es wohl nicht sein.“ Gut gerettet. Sehr gut, Seto. Es war eindeutig, dass er ihn nicht erkannte, so fühlte sich Joey gleich viel sicherer. Er begann zu grinsen und fuhr, wie durch Zufall, mit dem rauen Daumen über die weiche Haut in seiner Hand, bevor er den Händedruck auflöste. „Ich bin generell willig zu tanzen und zu singen.“ Wenn Kaiba schelmisch sein konnte, konnte er es erst recht. Aber, es war ein wirklich großer Unterschied zwischen dem Schul-Kaiba und dem Berufs-Kaiba. Oder war das hier noch ein anderer Kaiba? Nicht rot werden, nicht rot werden, warte noch einen Moment bitte, bitte warte, Kaiba. Seto´s Büro war nur einen Stock höher, einen Stock und er war in Sicherheit. „Bei so großen Tönen werde ich mich wohl doch mal davon überzeugen müssen.“, sagte er wieder kühler, aber mit ganz leicht rauem Unterton, hatte seine Stimme vibriert? Seit wann vibrierte seine Stimme, das durfte doch nicht wahr sein. Er sah auf die Uhr. „Tut mir leid, ich muss jetzt wirklich, bitte setzt mich darüber in Kenntnis, wann ihr bereit seid.“ Damit wandte er sich um und nahm seine Unterlagen. „Ihr habt sicher noch etwas zu besprechen, der Raum steht euch zur Verfügung.“ Dann schlug er die Tür zu und machte sich auf den Weg zum Aufzug. Als sich die Aufzugtüren hinter ihm schlossen, schlug seine Stirn gegen das kühle Metall.   Nach dem fast fluchtartigen Abgang Kaiba´s, schaute Mai zu ihrem neuen Manager und zog ebenfalls einen Vertrag aus ihrer Tasche. „Wenn Sie den bitte unterschreiben würden? Damit verpflichten Sie sich, die Identitäten meiner Bandmitglieder unter Verschluss zu halten, auch vor Kaiba.“ Joey setzte sich nun wesentlich entspannter hin und schob alle Gedanken über Kaiba´s seltsames Verhalten bei Seite. Der war doch eh nicht normal. Hirai sah zuerst etwas skeptisch auf die Unterlagen. „Kaiba-san hat mich bereits informiert darüber.“ „Dann haben Sie ja nichts zu befürchten.“ Mit einem Seufzen unterschrieb er und kurz danach wusste er auch, warum er das hatte tun müssen. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Kaiba´s eigene Klassenkameraden die Band waren? Das könnte durchaus etwas kompliziert werden. „Warum sagen Sie es ihm nicht? Er hat Sie ja wegen ihres Talents genommen.“ „Ganz einfach.“ Joey beugte sich vor und musterte den Manager. „Weder Duke, Tristan, noch ich, verstehen uns mit Kaiba, in der Schule.“ Ihr neuer Manager runzelte die Stirn. „Das sah aber eben ganz anders aus.“ „Eben, darum. Er würde sich anders verhalten, wenn er uns erkennen würde.“   ~~~   In Seto´s Kopf drehte sich alles, sein Magen schien in tausende Teile zu zerfallen und in seinen Gedanken tanzte er mit Kasai-ju Rumba, immer wieder schmiegten sie sich aneinander, verheißungsvoll fuhren seine Hände über Seto´s Körper, bis sie sich wieder trennten. Ihm wurde heiß und kalt, und in seinen Lenden sammelte sich alles. Es war eindeutig, Seto wollte Kasai-ju, oder viel mehr wollte er, dass Kasai-ju ihn wollte, doch wie stellte er das jetzt an. Leise keuchend versuchte er seinen Körper, der gerade seine Pubertät nachholte, wieder zu beruhigen. Er war aber nie besonders gut darin, andere dazu zu bringen, ihn zu mögen. Außerdem, das war doch peinlich. Er konnte sich doch nicht in so einen dahergelaufenen Straßenmusiker verlieben, er kannte den ja noch gar nicht, sie hatten gerade mal drei Worte miteinander gewechselt. Am liebsten hätte er jetzt Kasai-ju´s Stimme gehört, sich in seiner Musik verloren, vielleicht half ihm das ja. Er holte den MP3-Player heraus und machte ihn an. Leise seufzend versuchte er sich zu entspannen, nichts an sich heran zu lassen, als dieses zufriedene Gefühl. Er schloss die Augen und ließ Kasai-ju´s schmelzende Stimme über seinen Körper gleiten. „Kasai-ju...“, raunte er leise und spürte, wie er sich langsam beruhigte. Der Rest des Tages war mit jeder Menge Arbeit gefüllt, da er sich für Secret Pleasure immer sehr viel Zeit nahm, musste er das aufholen. Als er das nächste mal auf die Uhr sah, war es 22 Uhr, für einen Sonntag schon verdammt spät. Er sammelte seine Sachen zusammen und machte Schluss für heute. Er ließ sich nach Hause fahren und ging schnurstracks in sein Bett. Was für ein Tag, so erschöpft war er schon lange nicht mehr.   Joey warf einen prüfenden Blick auf Kaiba, als dieser zu Beginn des nächsten Tages ins Klassenzimmer kam. Keine Reaktion. Gut. Er wandte sich wieder zu seinen Freunden und machte irgendwas Albernes, damit Yugi ihn nicht weiterfragte, warum er am Sonntag einfach nicht zu erreichen gewesen war. Er mochte es nicht, seinen besten Freund zu belügen, aber dieser konnte einfach kein Geheimnis bei sich behalten. Sie bekamen heute auch den Englischtest zurück und seufzend schaute er auf das D. Wenn er wollte, konnte er hier auf A stehen, aber das wäre mit einem Mal auffällig. Aber er hatte begonnen, sich langsam hoch zu arbeiten. Seto war unterdessen deprimiert, müde und mitten in einer spätpubertären Phase, was sollte er tun? Es musste doch eine Möglichkeit geben, sich Kasai-ju zu nähern, ohne dabei gleich alle Karten offen zu legen. Er sah sich in der Klasse um, konnte ihm denn niemand helfen? Einen Moment stockte er, war er denn schon so verzweifelt? Das Flattern in seinem Magen sagte eindeutig ja. Wer konnte ihm also helfen. Er sah auf Duke, den mochten alle nur, weil er gut aussah, außerdem kannte er ihn nicht gut genug, als, dass er etwas so Brisantes mit ihm besprechen wollte. Tristan, den mochte sowieso keiner, wenn nicht Yugi um ihn rum war und dann, ja dann war da noch Aschenputtel. Wheeler, der vom Rowdy zum Sonnyboy Aufgestiegene. Vielleicht war Wheeler der Richtige. Aber, wie kam er auf solche Ideen, er musste schon ziemlich verzweifelt sein. Unwirsch schob er den Gedanken zur Seite, bis, ja, bis es zur Mittagspause läutete. Innerlich leise fluchend stand er auf und stellte sich dem Kindergarten in den Weg, als sie auf den Hof wollten. „Wheeler, wir müssen uns unterhalten.“, sagte er lässig scharf. „Kaiba, kannst du...“ Er hielt Yugi mit einer Geste vom Reden ab. „Keine Sorge, du bekommst deinen Schoßhund schon wieder, ich hab heute schon mit drei Vorstandsmitgliedern gesprochen, mein Bedarf daran Schwächere zu verprügeln ist gedeckt.“   Einzig Joey´s kurz panisch geweitete Augen ließen erkennen, dass er innerlich einen kleinen Herzinfarkt erlitt. Hatte Kaiba sie schon so schnell durchschaut? Sichtlich irritiert warf er einen Blick auf Duke und Tristan, die ebenfalls so aussahen, als würden sie gleich tot umfallen. Wenn er es aber herausgefunden hätte, dann würde er nicht nur mit Joey, sondern auch mit den Anderen reden wollen. Sich derartig beruhigend stand Joey auf und folgte Kaiba widerwillig. „Was willst du, Kühlschrank?“ Seto hatte zufrieden den panischen Blick in Wheeler´s Augen bemerkt. „Keine Sorge, Wheeler, wie gesagt, ich habe kein Interesse daran, dir etwas zu tun, ich will lediglich etwas mit dir bereden.“ Auf dem Dach angekommen, wurde das Ganze schon etwas schwieriger. Wo war ein Bleistift, wenn man ihn brauchte? „Setz dich, Wheeler.“, zischte er im Befehlston, aber eher, weil er so nervös war. Etwas unruhig ging er auf und ab, und überlegte, wie er seinem neuen „Freund“ beibringen konnte, was er von ihm wollte? Aber er war Seto Kaiba, da musste er jetzt einfach durch und das ohne zu stottern oder so was. „Ich…“ Komm schon, Seto, so schwer konnte das doch nicht sein. „Ich...“ Mach schon. Kaiba schloss ein bisschen gequält die Augen. „Ich brauche deine Hilfe, Wheeler.“ So schwer war das doch gar nicht. Ob Wheeler schon ohnmächtig war? Er guckte leicht in die Richtung des Blonden. Jetzt fragte sich Joey, welches der größere Schock war. Dass Kaiba nicht wusste, was er sagen wollte oder dass er seine Hilfe brauchte. „Ähm, ...“ Erst mal musste er wieder klar denken. „Bist du dir sicher, dass du mich fragen willst?“ Irgendwie war das doch unheimlich. DER Seto Kaiba fragte JOEY nach Hilfe. Oder drehte er jetzt durch? „Ich befürchte, ja.“, seufzte er erleichtert. War der Ruf erst ruiniert ... „Ich denke, du bist der Einzige, der genug weiß und durchgemacht hat, um mir zu helfen. Zumindest in dem Bereich.“ Seto fühlte sich so hilflos, so gedemütigt und verwirrt. Sein Kopf schwirrte und sein Herz klopfte, sein Magen war mindestens mit einer Milliarde Schmetterlingen gefüllt und nun stand er hier und klagte ausgerechnet dem Köter sein Leid. „Aber ich schwöre dir, solltest du auch nur irgendjemandem einen Ton, von dem sagen, was wir hier besprechen, Köter, wirst du dir wünschen, dass du niemals gelebt hast, ist das klar?“, zischte er dann drohend. Warum tat er das nur immer, er wollte doch, ach ... Er war einfach verzweifelt und wusste doch selbst nicht, was er tun sollte. Joey blinzelte kurz. „Wer bist du und was hast du mit Kaiba gemacht?“ Hatte er gerade eine Begegnung der dritten Art? „Und, bei was soll ich dir denn helfen können?“ Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Vergessen war die Band, dass sie beide sich eigentlich nicht ausstehen konnten. Er war einfach nur verwirrt, besorgt und auch neugierig. „Das möchte ich auch wissen.“, zischte Seto. „Oder vielmehr, ich weiß es, aber ... aber das ist nicht so einfach.“ Was war er denn so aufgebracht, das war doch gar nicht seine Art. Beruhige dich wieder. Seto versuchte sich wieder zur Ordnung zu rufen. „Ich bin ... Ich mein …“ Alles, was sich in seinem Kopf abspielte, war so kompliziert, was sich in seinem Körper abspielte, dass er es nicht zu analysieren vermochte. Er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt, wie jetzt. „Ich bin verliebt.“, brachte er leise nuschelnd heraus und wäre fast im Boden versunken vor Scham. Wenn Wheeler jetzt lachen würde, wusste er nicht, ob er ihn verprügeln würde oder in Tränen ausbrach, er wusste plötzlich gar nichts mehr. Joey dachte im ersten Augenblick, er hätte sich verhört. Kaiba war verliebt? DER Kaiba? Ungläubig schüttelte er den Kopf und seufzte dann. Es musste wirklich was Ernstes sein, wenn er damit zu ihm kam. Und ein Joey Wheeler wies niemanden ab, auch, wenn er Seto Kaiba hieß. „Du willst also wissen, wie du dich verhalten sollst, oder was?“ Ob er ihm da wirklich weiter helfen konnte, war fraglich. Gut, er selbst hatte mal ein wenig für Mai geschwärmt, aber hatte danach auch lange gehalten, aber er hatte sich immer gut in Menschen versetzen können. „Ich ... Hört sich lächerlich an, was?“ Fast war es Ironie. Seto Kaiba fragte Joey Wheeler, wie er sich verhalten sollte. Unglaublich. „Aber, naja, ich glaube, niemand weiß besser als du, dass ich recht wenig mit Anderen Menschen anfangen kann und ich hab gedacht, du ... du warst doch auch mal ein Schläger, oder zumindest so was Ähnliches. Ich will unter keinen Umständen so werden wie du, aber vielleicht.“ Ach, was redete er denn da jetzt. Erschöpft setzte er sich und ließ sich leicht hängen. Warum passierte ihm das? Sein ganzes bisheriges Leben war er doch ohne Pubertät ausgekommen und jetzt? Jetzt zerschoss sie ihm das Gehirn und er war doch so stolz darauf gewesen... Okay, Joey war nun eindeutig überfordert. Was hatte sein altes Image mit Kaiba´s Verliebtsein zu tun? Nachdem er die Worte Stück für Stück auseinander genommen hatte und wieder zusammensetzte, begriff er, was der Andere eigentlich meinte. Joey hatte sich verändert und Kaiba wollte wissen, wie er das geschafft hatte. Oder so ähnlich. Doch, als er das Häufchen Elend dort sah, dass eigentlich ein Paradox in sich selbst war, wurde er weich. „Naja, machst ja schon mal einen guten Anfang.“, versuchte er ihn irgendwie aufzubauen. „Dass du verliebt bist, bedeutet, dass du auch nur ein Mensch bist.“ Gut, das war jetzt nicht so aufbauend, aber er war doch etwas überfordert. „Und das musst du auch zeigen.“ „Stell dir vor, danke auch Kö...Wheeler.“ Seto lehnte sich zurück und ließ die Sonne auf sein Gesicht scheinen. „Ich kann nicht einfach so zu Jemandem gehen und sagen, dass ich verliebt bin. Ich hab das jetzt nur geschafft, weil ich verzweifelt bin, wirklich verzweifelt. Außerdem hab ich einen Ruf zu verlieren, als, wie hast du es eben genannt? Kühlschrank. Es würde nur als schwach gelten, Jemandem meine Gefühle zu gestehen.“ Er musste zumindest wissen, ob Kasai-ju irgendwie Interesse hatte. „Es muss doch einen Weg geben herauszufinden, ob der, in den man verliebt ist, zumindest Sympathie für mich empfindet?“ Soweit man die für ihn empfinden konnte. Seto Kaiba versuchte es wirklich, ‚erstaunlich’, sinnierte Joey. „Hm, ... Zuerst sollte man mit etwas Einfachem anfangen, wie Pralinen oder Blumen. Man kann sich in jedem Geschäft über die Blumensprache beraten lassen. Das ist eigentlich schon recht eindeutig.“ Er zuckte mit den Schultern. „Vielleicht mit einem Kärtchen dazu. Oder halt ein Brief, auf die ganz altmodische Art, aber ich glaube kaum, dass das was für dich ist.“ Nachdenklich zogen sich seine Augenbrauen zusammen. „Ich würde sie zum Kaffee oder so einladen oder ein unverfängliches Gespräch anfangen.“ So langsam erwärmte sich der Blonde für das Thema, war es doch das Hauptthema im Musikgeschäft. Das mit den Blumen schien Kaiba gar nicht so abwegig, aber ob er das schaffen konnte. „Genau, ich versuch´s mal mit Smalltalk, da bin ich so ein Held drin.“ Warum sah er bitte so schwarz. „Würdest du, also, wenn du, … wenn du jetzt meine Wahl wärst? Mal angenommen, und du wüsstest das nicht, was würdest du denken, wenn ausgerechnet ich dich zum Kaffee einlade?“ Kasai-ju würde wahrscheinlich auch ablehnen. Den Gedanken konnte er gar nicht ertragen. Vielleicht gab es ja auch keine Hoffnung für ihn. „Sag mal, wie lange dauert die Pubertät eigentlich an, du hast die ja schon hinter dir, oder?“, fragte er ernst. Vielleicht ging das ja auch wieder vorbei. „Und, was ist das beste Mittel gegen dieses Kribbeln am und vor allem im ganzen Körper?“ „Kaiba, du bist echt ein Unikat.“ lachte Joey nun, der gar keine Zeit hatte, auf die ganzen Fragen gleich zu antworten, und schüttelte den Kopf. „Ich würde glauben, dass du mich vergiften willst.“, grinste er. „Oder verarschen. Und die Pubertät setzt bei Einigen früher und bei Anderen später ein.“ Wieder zuckte er mit den Schultern. „Ich kenn Einige, da hat’s erst mit 21 angefangen und Andere waren mit 15 schon raus.“ Er stand nun vor Kaiba und musterte ihn, dann tippe er mit dem Zeigefinger an dessen Stirn, sodass er ihn ansehen musste. Seine blauen Augen sahen tatsächlich verzweifelt aus. War das noch immer derselbe Mann, mit dem er gestern erst gesprochen hatte? „Und das Kribbeln geht nicht weg, es wird sogar stärker. Gewöhn dich lieber dran.“ Kaiba sah sich selbst in Joey´s Augen, jämmerlich und das nur, weil in ihm die Hormone verrückt spielten, Lambada oder Rumba tanzten. Leise seufzte er und stand auf. „Gewöhne dich nicht an den Anblick, Wheeler.“ sagte er kühl und schluckte all die Gefühle runter, die ihn beutelten, sodass nichts mehr davon übrig war. „Wenn du jemandem davon erzählst, sorge ich dafür, dass du sehr leidest, mehr noch, als sowieso schon.“ Es war ihm unglaublich peinlich, dass er seine Gefühle offengelegt hatte. „Geh besser zu deinem Kindergarten zurück, Yugi macht sich bestimmt schon Sorgen um seine Promenadenmischung.“ Damit war er auch verschwunden. Wheeler sollte gar nicht erst denken, dass sie Freunde waren. Noch mehr ungelenkte Gefühle für Andere, konnte Kaiba sich nicht leisten, das eine war ja schon fast zu viel, bei Zweien würde er wahrscheinlich kollabieren. Eigentlich wollte er gehen, doch, dann würde er, vor Wheeler, wie ein Idiot wirken. Jemand, der davon lief, wenn es schwierig wurde, aber das würde er nicht tun, er würde hierbleiben. Er holte sich in der Cafeteria etwas zu essen und zu trinken, entschied dann, dass er vielleicht doch minimale Dankbarkeit zeigen sollte und kaufte auch Wheeler etwas, schließlich war Kaiba immer gut zu seinen Haus ... nein, nein, Wheeler war allenfalls ein Nutztier ... Ein Wachhund, der bei schlechtem Wetter auch mal im Stall schlafen durfte, genau, nicht mehr und nicht weniger. Er brauchte keine Haustiere, wenn, dann hielt er sich Nutztiere. Als keiner hinsah, platzierte er die Dose und das Päckchen auf Wheelers Tisch und kümmerte sich dann um die Arbeit.   Das war ja so typisch, dass Joey einfach nur grinsen musste. Selbst, wenn er es seinen Freunden erzählen würde, würden sie ihm nicht glauben. Es würde ihn ja schon interessieren, wer es schaffte, Kaiba den Kopf zu verdrehen. Welche Art von Frau musste das wohl sein? Selbst, wenn er es wollte, konnte er es sich nicht vorstellen. Es war, als würde sein Kopf ‚Error’ ausspucken, sobald er darüber nachdachte. Er würde aber sicherlich bald erfahren, wer es war, wenn er brauchbare Tipps geben sollte. Sein Grinsen wurde breiter. Joey Wheeler gab Seto Kaiba Tipps in Liebesdingen. Na, wenn das mal kein Tag war, den man sich rot im Kalender anstreichen musste, welcher dann? Er ging zu seinen Freunden zurück, die ihn erwartungsvoll anschauten und schnell erfand er eine lahme Ausrede, die sich so unwahrscheinlich anhörte, dass sie wahr sein konnte. Unwahrscheinlicher als das, was eben passiert war. „Kaiba hat wohl wieder irgendein Turnier geplant und hat mich darauf hinweisen wollen, dass er mich rauswirft, sobald er mich dort sieht.“, grinste er zwinkernd. Natürlich nahm es Yugi an, Duke und Tristan hingegen sahen ihn so ernst an, dass er andeutete, später mit ihnen zu reden. Als die Pause vorbei war, befand sich überraschender Weise etwas auf seinem Tisch. Kaiba musste wirklich durch den Wind sein, wenn er so was tat. Und er musste wirklich dringend Hilfe brauchen. Neugierig schielte Yugi auf die Sachen. „Wer hat denn das gemacht?“ Joey grinste. „Vielleicht sind das Geschenke an den großen Joey Wheeler, weil er einfach nur cool ist.“ Lachend steckte er die Sachen weg und nahm sich vor, sich ernsthaft mit dem Thema Kaiba und Liebe auseinander zu setzen. Kaiba hatte es sich unterdessen wieder in seiner Haut bequem gemacht, Arbeit war wohl das Einzige, was ihn wirklich ablenken konnte. Als Wheeler eintrat und er diesen Spruch hörte, schnaubte er nur. „Da muss jemand deinen Sitz wohl mit der Box für das Tierheim verwechselt haben.“, sagte er grimmig. Als, wenn er so was auf sich sitzen ließ, der Köter kam sich ja toll vor, nichts da, der musste seinen Platz kennen! Der Blonde wollte zur Erwiderung ansetzen, doch als der Lehrer mit der Stunde begann, war er gezwungen aufzupassen. Bald würden die Prüfungen anfangen und Joey hatte keineswegs vor, alles hinzuschmeißen, nur weil sie endlich unter Vertrag standen. Wer wusste schon, wie lange das anhielt?   Nach dem Unterricht streifte Kaiba durch die Stadt. Es war voll und er fühlte sich unwohl, normalerweise ging er nie in die Stadt, er suchte immer andere Wege, um etwas zu besorgen, aber hier ging es ja um ... um etwas Persönliches. Selbst für Mokuba ging er nur einmal im Jahr selbst einkaufen, zu dessen Geburtstag, zu Weihnachten musste das Internet herhalten. An vielen Blumenläden blieb er stehen, doch so wirklich mochte ihm der Gedanke nicht gefallen, war das nicht zu ... naja, Kasai-ju war ein Mann. Was würde Kasai-ju wohl mögen? Seto wusste ja nicht mal selber, was er mochte, also blieb ihm nur Wheelers Idee. Er trat also in den letzten Blumenladen, den er finden konnte und sah sich um. Es gab viele geschmackvolle Sträuße, die hatte er aber auch überall schon gesehen. Da viel sein Blick auf einen der Gänseblümchen beinhaltete, oder so was Ähnliches. Er kannte sich damit doch gar nicht aus. Aber die kleinen weißen Blümchen gefielen ihm sehr und der Rest war auch sehr schön arrangiert, ohne dabei kitschig zu wirken. Er nahm den Strauß und bezahlte ihn. „Haben Sie einen Bringservice?“, fragte er und füllte schon mal ein Kärtchen aus. Zu seinem Glück hatten sie tatsächlich einen und er machte aus, dass sie den Strauß in den Bandraum liefern sollten, doch seinen Namen konnte er nicht darunter setzen, das brachte er einfach nicht über sich.   ~~~   Seufzend rubbelte Joey sich die Haare trocken. Sein Handtuch hatte mittlerweile eine undefinierbar rötliche Farbe und er befürchtete, dass ihm irgendwann die Haare ausfallen würden, wenn er sie ständig tönte und dann wieder auswusch. Normal, wenn er üben musste, brauchte er sich nicht umstylen, aber sie taten es im Studio und die Wahrscheinlichkeit, dass Kaiba auftauchen würde, um seinen neuen Besitz zu begutachten, war doch recht hoch. Wieder musste er Grinsen. Kaiba war verliebt. Das war, als würde man den Weltuntergang bestätigen. Aber ihm sollte es recht sein, dadurch wurde der Eisberg mal endlich etwas wärmer. Es war ja schon fast niedlich gewesen, wie er versucht hatte, damit fertig zu werden. Seto Kaiba war wohl eine dieser berühmten Tsundre. Er machte sich fertig, überprüfte noch sein Aussehen und verlies als Kasai-ju seine Wohnung. Noch war es kein Problem, da sie keiner erkannte, aber er fragte sich, was später sein würde. Hoffentlich kam Hirai nicht auf die Idee, dass sie alle zusammenziehen sollten. Dann könnten sie sich gleich bei Duke einquartieren, dort hatten sie bisher immer geübt. Vielleicht sollte Joey vorschlagen, die Stunden dorthin zu verlegen. Damit wäre er vor Überraschungsbesuchen von Kaiba geschützt und kannte die Umgebung. „Hey!“ begrüßte er die Anderen und staunte mal wieder, wie sehr sich ein Mensch nur mit anderen Haaren und Kleidung doch verändern konnte. Hirai stellte den Gesangslehrer Kito vor und nicht nur Mai und Joey mussten singen, sondern Tristan und Duke ebenfalls. Beide hatten schöne Stimmen, besonders Duke, seine war sanft, aber er hatte immer Probleme gehabt, die Töne zu halten. Tristan´s wirkte eher, als würde sie direkt aus der Hölle kommen, dunkel, tief und erschütternd. Danach mussten sie Atemübungen machen und tatsächlich nur ‚Lalala’ trällern.   Nicht weit entfernt in seinem Büro, konnte ein ganz bestimmter Firmenchef nicht wirklich arbeiten. Ob die Blumen ankamen? Seto war sichtlich nervös, sollte er ins Studio gehen? So wirklich traute er sich nicht, aber er wollte ja sehen, ob Kasai-ju die Blumen gefielen, andererseits hatte er auch ein bisschen Angst davor, wenn nicht. Er hatte Angst? War er denn wirklich schon so tief gesunken? Er dachte an die Pause, er war so tief gesunken. Unruhig lief er in seinem Büro auf und ab, so konnte er sowieso nicht arbeiten, außerdem waren heute die ersten Gesangsstunden. Nun gut.   In der Zwischenzeit klopfte der Blumenbote an der Tür des Studios. Er sollte die Blumen nur abgeben, dafür bekam man doch kein Trinkgeld, etwas mürrisch und ungeduldig tapste er mit dem Fuß auf. Hoffentlich war das nicht so ein arroganter Schnösel, mit Musikern hatte er keine guten Erfahrungen gemacht. Stirnrunzelnd ging Hirai zur Tür und öffnete unwirsch. Er mochte es nicht, wenn sie gestört wurden, auch, wenn er zugeben musste, dass die Band wirklich gut war. Damit ließ sich hervorragend arbeiten. Er entdeckte vor der Tür einen schlaksigen sommersprossigen Jungen, der ihm einen Strauß fast ins Gesicht hielt und irgendwas von Bringservice und Eilzustellung faselte. Irritiert nahm dieser die Blumen ab und schloss die Tür wieder. Er entdeckte ein Kärtchen und fischte es heraus. „Hey, Kasai-ju, Blumen für dich.“ Irritiert schaute dieser auf. Blumen? Wer schickte einem Mann Blumen? Er ging zu ihrem Manager, verfolgt von neugierigen Blicken, nahm den Strauß entgegen und betrachtete das Kärtchen in dem nur fein säuberlich ‚Kasai-ju’ stand. Neugierig betrachtete er die einzelnen Blumen und war noch verwirrter als vorher. Er wusste ein wenig was über Blumen, liebte seine Schwester sie doch über alles, aber das hier war mehr als seltsam. Rote Rosen kannte jeder, 'Ich liebe dich über alles', aber Gänseblümchen? ‚Kindliche Unschuld’? Fast hätte er gezweifelt, dass die für ihn wären, aber da stand eindeutig sein Name drauf. „Du hast da aber einen sehr verliebten Verehrer.“, grinste Duke und Joey neigte den Kopf zur Seite.   Als Seto aus dem Auto stieg, sah er einen Jungen aus dem Gebäude laufen, das war bestimmt der Bote. Kasai-ju hatte die Blumen schon, dann würde er sicherlich sehen, ob dem Rothaarigen die Blumen gefielen oder nicht. Und wieder setzte dieses aufgeregte Kribbeln ein, zunächst auf der Haut und dann schlich es sich wieder unter die Haut, da, wo Seto es am besten gebrauchen konnte ... Seine Schritte waren mal eilig mal langsam, er wusste nicht, ob er wirklich wissen wollte, ob Kasai-ju die Blumen gefallen hatten. Im Takt, zu seinen Zweifeln, begann sein Herz mal schneller, mal langsamer zu schlagen, mal war es, als würde es im Hochgefühl ausgedehnt, dann zog es sich schmerzhaft wieder zusammen und das alles auf diesem kurzen Weg. Vor der Tür blieb er stehen, man hörte natürlich keine Stimmen, denn der Raum war schalldicht abgeriegelt. Jetzt oder nie. Seto war sich nicht sicher, seine Hand stärkte sich zum Klopfen aus, doch dann packten ihn Zweifel. Er war nicht vorbereitet, was, wenn er etwas Dummes tat, oder sich blamierte, was, wenn Kasai-ju die Blumen weggeworfen hatte, weil er dachte sie seien von einem Groupie, waren sie ja auch, aber... Er konnte es nicht. Feige geschlagen von den eigenen Hormonen in die Enge gedrängt und umstellt. Seto konnte es sich nicht leisten Schwäche zu zeigen, nicht mal vor Kasai-ju. Er ließ die Hand sinken. Vielleicht gab es wirklich keine Hoffnung für ihn, vielleicht hatte er das alles auch gar nicht verdient. Ohne zu Klopfen, besiegt und geschlagen, zog er sich wieder zurück. Im Auto lag er mehr, als, dass er saß, er würde Mokuba noch antreffen, vielleicht heiterte der Kleine ihn ja wieder etwas auf. Müde kam er Zuhause an, ließ die Sachen achtlos auf die Kommode fallen und trat zu Mokuba, der machte seine Hausaufgaben und strahlte Seto wieder an. „Du bist Zuhause!“ Seto lächelte schwach und knuddelte seinen Bruder. „Lass uns Eis essen und dann einen Film gucken.“ „Aber, ich muss noch Hausaufgaben machen.“ Seto sah ihn an und auf sein Arbeitsblatt, eigentlich sollte er das nicht machen, aber, er brauchte seinen kleinen Bruder jetzt. Er gab ihm die Antworten vor. Die Lehrerin würde ausrasten, wenn Mokuba ihn verpetzte, das war beim letzten Mal schon so gewesen, aber das war es ihm wert. Der Abend flog nur so dahin und abends rollte er sich wieder zusammen und schlief mit dem Kopf voller Gefühle ein.   „Ich werd´ mal gucken, ob ich irgendwo ´ne Vase finde.“, meinte Joey dann, nachdem er die Blumen erhalten hatte, und verließ das Studio. Kurz hatte er das Gefühl, als wäre jemand um die Ecke gegangen, aber er zuckte nur mit den Schultern und wandte sich in die entgegengesetzte Richtung. In der kleinen Küche durchforstete er die Schränke und fand schließlich ein großes Glas, in das er dann die Blumen stellte. Er nahm sich den letzten Schluck Kaffee, setzte neuen auf und betrachtete nachdenklich die Blumen. „Kindliche, unschuldige, aber heiße Liebe?“, fragte er mehr zu sich selbst und stupste ein Gänseblümchen an, das wie bestätigend mit dem Köpfchen wippte. Es war vielleicht nicht das erste Groupie-Geschenk, aber das, was ihn am meisten aufwühlte. Was für ein Tag.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)