Abenteuer auf den Pharos Inseln von Peacer ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel V -------------------- Lachend krallte sich Ruffy in der Mähne seines brandneuen Reitlöwen fest, der wütend knurrend durch den Dschungel raste und sich periodisch schüttelte, um seinen ungewollten Reiter wieder loszuwerden. Dieser allerdings hatte nicht vor, diesen jetzt schon wieder gehen zu lassen, wo er ihn doch gerade erst gezähmt hatte, wie ein paar dicke Beulen auf der Stirn des Raubtieres bezeugen konnten. Wirkliche Kontrolle hatte der Kapitän der Strohhüte zwar noch nicht wirklich über sein tolles Reittier, aber zumindest versuchte dieses mittlerweile nicht mehr, sich mit ihm auf dem Rücken über den Boden zu rollen. Und er war schnell. Der Wind hatte ihm längst seinen Strohhut vom Kopf geblasen, welcher nun dank seiner Schnur um seinen Hals hinter ihm herwehte. Die Richtung kümmerte Ruffy sowieso eher weniger. Ob er nun zu Fuß durch die Gegend irrte oder auf seinem Löwen war seiner Meinung nach schließlich dasselbe. Und das hier machte eindeutig mehr Spaß. Nicht einmal der tief hängende Ast, auf den sie jetzt zurasten, konnte da seine Meinung ändern, auch wenn ihm kurz die Luft wegblieb, als er darin hängen blieb. Der Löwe jaulte schon triumphierend, aber Ruffy hatte nicht vor, diesen loszulassen. Stattdessen streckte sich sein Hals immer weiter, während er seine Arme ein paar Mal um den Löwen wickelte, dem es immer schwerer fiel, gegen den größer werdenden Widerstand anzulaufen, bis es schließlich nicht mehr weiterging. Ruffys Dehnbarkeit hatte sein Limit erreicht und lachend begann er nun den Rückflug, samt diesmal verängstigt jaulendem Löwen. Ruffy war schon gespannt, wo er diesmal landen würde. Sanji war alles andere als zufrieden mit dem Verlauf des bisherigen Kampfes, wenn man das ständige Ausweichen diversen Grünzeugs überhaupt so nennen konnte. Anstatt sich ihnen offen zu stellen, bevorzugte ihre Gegnerin es, ihnen mit Ranken, Brennnesseln und dornigen Büschen zuzusetzen, während sie selbst in den Schatten des Waldes verborgen blieb. Und auch wenn Sanji ein Herz für schüchterne Frauen hatte, neigte seine Geduld sich langsam dem Ende zu, was wohl vor allem daran lag, dass seine Nami-chan ebenfalls unter den Angriffen litt, auch wenn sie sich tapfer verteidigte. In einer kleinen Verschnaufpause zwischen den Angriffswellen standen Nami und Sanji Rücken an Rücken, Klima-Taktstock fest umklammert und Bein zum Angriff gehoben. „Wir müssen sie aus der Reserve locken“, meinte Sanji und kickte ein paar Farne zur Seite, die ihm etwas zu nah gekommen waren. Nami lächelte hinterlistig. „Überlass das mir. Versuch du, ihre Aufmerksamkeit auf dich zu lenken.“ Sanji nickte enthusiastisch. Die Aufmerksamkeit von Frauen zu gewinnen war schließlich so etwas wie sein Spezialgebiet. Aber zuerst packte er Nami und sprang mit ihr aus der Flugbahn einiger Blätter, die wie Shuriken auf sie zugeflogen kamen und sich in den Baum bohrten, vor dem sie gerade noch gestanden hatten. Der Koch setzte sie wieder ab und sie nickten sich entschlossen zu, ehe Sanji ihr den Rücken zukehrte, ein schmales Lächeln im Gesicht. Zeit für eine Ablenkung. Mit hoher Geschwindigkeit drehte er sich um sich selbst, bis sein rechtes Bein zu glühen begann. „Diable Jambe!“ Dagegen hatte das Grünzeug nicht den Hauch einer Chance. Nami grinste, als sie aus den Augenwinkeln sah, wie Sanji seine stärkste Attacke vorbereitete, ehe sie ihren Klima-Taktstock herumwirbeln und einen Cool Ball an dessen Spitze erscheinen ließ. Mit diesem erzeugte sie schließlich eine kühle Fahne, welche sie mit einer schwungvollen Bewegung um ihren Körper zog. „Cool Charge: Mirage Tempo!“ Gut verborgen, wie sie nun war, galt es jetzt nur noch, ihre Gegnerin zu finden. Sanji hatte da seine ganz eigene Methode, wie sie deren Standpunkt feststellen konnten. „Holde Maid, beglücke mich mit deinem Antlitz und zeige dich!“ Nami stöhnte genervt. So würde das doch nie klappen. Dieser liebestolle Dummkopf! „Aaah, bleib mir vom Leib!“, erklang es rechts von ihr aus den Baumwipfeln und Nami nahm ihre gedachte Beschimpfung zurück. Vielleicht war der Koch doch nicht so dumm, wie sie gedacht hatte. Oder seine Liebesbekundung hatte einfach unbeabsichtigt geholfen. Nami schlüpfte durch die Lücke zwischen ein paar Hecken und sah sich um. Ein paar Bäume von ihr entfernt erklang ein Rascheln und sie glaubte, den Schatten einer Frau zwischen den Blättern erkennen zu können. Lächelnd bahnte sie sich ihren Weg zu eben jenem Baum, ehe sie ihren Stock unter ihren Gürtel klemmte und den Anstieg begann, darauf bedacht, so leise wie möglich zu sein. Sie mochte im Augenblick hinter ihrer Lichtspiegelung nicht zu sehen sein, aber hören konnte man sie immer noch, auch wenn sie sich mit den lautstarken Liebesbekundungen seitens Sanji nicht wirklich darum sorgen musste. Endlich zog sich die Navigatorin auf einen Ast hinter den, auf dem ihre Gegnerin saß, deren Konzentration voll und ganz auf Sanji lag, und zog langsam ihren Klima-Taktstock. Die würde noch ihr blaues Wunder erleben, dachte Nami mit einem finsteren Lächeln, ehe sie ausholte und der nichtsahnenden Frau eins über die Rübe zog, woraufhin sie schreiend aus ihrem Baum fiel. Zufrieden sprang Nami ihr hinterher und landete leichtfüßig neben ihr, ihren Stock fest im Griff, und einen Augenblick später trat Sanji an ihre Seite und zündete sich eine neue Zigarette an. Diese fiel ihm allerdings beinahe aus dem Mund, als sich ihre Gegnerin stöhnend aufsetzte und sich den Kopf rieb, und er so endlich einen guten Blick auf die wunderschöne Frau vor sich hatte. Hellgrünes, mit Blättern verziertes Haar umrahmte ihr feines Gesicht und fiel ihr bis in den Schoß, während eine geflochtene Ranke als Art Haarband diente und die vereinzelten Strähnen davon abhielt, ihr in die Augen zu fallen. Beinahe Nasenbluten bereitete ihm allerdings ihr doch sehr eigenwilliges Outfit. Nur ein Paar Blätter bedeckten ihre Brüste und überließen somit nicht mehr viel Sanjis eh schon überaktiver Fantasie, und um ihre Hüften trug sie einen Rock aus Farnen und Moos, der leider nicht so durchsichtig war, wie Sanji es sich gewünscht hätte. Der pflanzliche Look wurde von einem Schal aus Efeu vervollständigt, der um ihre schmalen Schultern lag. Ein verschnörkelter, silberner Armreif mit einem kleinen Smaragd war der einzige Schmuck, den sie trug, und abgesehen davon zierte nur das ihm schon von den anderen Piraten bekannte Kringeltattoo ihr zierliches Fußgelenk. Zumindest erklärte das viele Grün, wieso sie so schwer aufzuspüren gewesen war. Sanji war hin und weg. Mit Herzchen in den Augen tänzelte er einmal um sie herum, ehe er sich an seine Manieren erinnerte, und der auf dem Boden sitzenden Lady galant seine Hand anbot. „Erlaube mir, dir aufzuhelfen“, säuselte er und vollführte eine elegante Verbeugung. Nicht einmal die Kopfnuss seitens Nami konnte ihn davon überzeugen, seinen Blick von der hilfsbedürftigen Frau vor sich abzuwenden. Diese hob abrupt den Kopf und sah sie mit großen, grünen Augen an, als ob sie kurzfristig vergessen hätte, dass sie da waren. Nun, möglicherweise war Namis Schlag doch kräftiger gewesen, als sie gedacht hatte. Sanji lächelte sie beruhigend an – dass sie noch vor kurzem versucht hatte, ihn mit Ranken zu erwürgen, war schnell vergessen - aber die Pflanzenfrau erstarrte abrupt und ein panischer Ausdruck trat in ihre Augen, ehe sie die Hände hochriss. Namis Griff um ihren Klima-Taktstock verstärkte sich, während sie kampfbereit in die Knie ging, in Erwartung einer Attacke. Zu ihrem Erstaunen blieb diese allerdings aus und ihr Gegenüber schlang lediglich die Arme um ihren Kopf. „Seht mich nicht an!“, quietschte diese panisch und die Strohhüte blinzelten. Huh? Frankys enthusiastische Anfeuerungsrufe tat Zorro mit einem Augenrollen ab und fixierte seinen Gegner, der weiterhin seelenruhig seinen Joint paffte und keine Anstalten machte, dem angreifenden Schwertkämpfer auszuweichen, oder auch nur eine defensive Haltung anzunehmen. Zorro verengte seine Augen zu Schlitzen. Entweder war dieser Guy zu high, um die ihm drohende Gefahr zu erkennen, oder er hatte noch ein Ass im Ärmel. Er vermutete letzteres, denn ansonsten hätte er kaum lange genug überlebt, um nun zusammen mit nur vier anderen eine Inselgruppe zu unterjochen. Er hatte also keinen Grund, seinen Gegner zu schonen. Er kräuselte die Nase, als die süßliche Rauchwolke ihm entgegenwehte. Dann kreuzte er seine Arme und hielt seine Schwerter senkrecht in die Höhe. „Drei Schwerter Stil“, begann er, ehe er sich kraftvoll vom Boden abstieß und auf den Hippie zuflog, nur um einen Augenblick später hinter diesem zu landen, Arme mit Schwertern zur Seite gestreckt. „Monster Strike“, beendete er seine Attacke und richtete sich auf, während hinter ihm Guy überrascht aufkeuchte, als auf seiner Brust drei tiefe Schnitte erschienen. „Das war suuuper, Bro-san“, jubelte Franky und Zorro steckte seufzend seine Schwerter zurück in ihre Scheiden, bevor er sich umdrehte. Das war enttäuschend einfach gewesen. Dann blinzelte er, als sein Gegner keine Anstalten machte, in die Knie zu gehen und stattdessen scheinbar interessiert seine Wunden musterte, die, wie Zorro mit einem Stirnrunzeln feststellte, nicht bluteten. Schließlich pfiff Guy anerkennend. „Wow, damit hatte ich nicht gerechnet“, meinte er und fuhr sich fasziniert über die drei Schnitte, bevor diese spurlos verschwanden. „Es ist schon lange her, dass mich irgendjemand schneiden konnte, Respekt, Alter, echt coole Aktion.“ Bei der Erwähnung von „Alter“ zuckte Zorros Auge gefährlich und er musterte seinen Gegner grimmig. „Logia, nehme ich an?“ Guy nickte vergnügt, steckte sich seinen Joint zwischen die Lippen und verwandelte seine Arme in Steine. „Typ Stein. Cool, nicht?“ Mit einem schmalen Lächeln löste Zorro sein Bandana von seinem Arm und band es sich sorgfältig um seinen Kopf, ehe er seine Schwerter erneut zog. Der Kampf war soeben interessant geworden. Seine Katanas nach vorne gestreckt, sprintete er erneut auf Guy zu, aber diesmal war dieser bereit und erwartete ihn mit zwei zu Steinsäulen geformten Armen. Aber wenn dieser dachte, Zorro so leicht abwehren zu können, hatte er sich gewaltig geschnitten. Er trainierte nicht umsonst jeden Tag, um der weltbeste Schwertkämpfer zu werden. Mit Leichtigkeit duckte er sich unter der viel zu langsamen Attacke seines Gegners hinweg, ehe er mit seinem rechten Schwert weit ausholte und diesem die Spitze mit solcher Wucht in die Brust rammte, dass er einige Meter zurückgeschleudert wurde und erst der Fels, an dem er vorhin noch so locker gelehnt hatte, ihn stoppte. Grummelnd rappelte sich Guy wieder auf und rückte seinen Zylinder zurecht, während das Loch in seiner Brust sich wie erwartet wie ein Mosaik wieder zusammensetzte. Was allerdings unerwartet war, war der plötzlich zornige Gesichtsausdruck Guys, der bisher immer cool gewesen war, während er auf etwas zu seinen Füßen hinabblickte, was Zorro nach ein paar Sekunden als die Überreste seiner Wasserpfeife erkannte. Ups. „Oh oh, das war keine gute Idee, Bro-san“, kommentierte Franky, der es sich in sicherer Entfernung auf einem flachen Stein gemütlich gemacht hatte und den Kampf interessiert beobachtete, während er gut gelaunt Popcorn mampfte. Zorro blieb keine Zeit sich darüber zu wundern, wo der Cyborg dieses her hatte, als auch schon ein Rumpeln seine Aufmerksamkeit zurück auf seinen Gegner lenkte. Was er allerdings sah, war gar nicht gut. Guy schien mit dem Felsen hinter sich zu verschmelzen und sich polternd neu zu formen. Als seine Transformation schließlich beendet war und er als fünf Meter hoher und drei Meter breiter Steinriese einen knirschenden Schritt nach vorne machte und dabei die Überreste seiner Shisha zu Staub zermalmte, packte Zorro automatisch seine Schwerter etwas fester und nahm eine defensive Haltung an. Der Steinriese formte eine große, plumpe Keule und ließ sie sogleich auf Zorro niedersausen, welcher aber mit Leichtigkeit auswich. Sein Gegner mochte an Größe gewonnen haben, aber das machte ihn nicht schneller. Im Gegenteil, er schien noch etwas langsamer geworden zu sein. Nach ein paar weiteren fehlgeschlagenen Attacken kam Guy offensichtlich zu demselben Schluss und schmiss seine Keule irritiert nach dem flinken Schwertkämpfer, der wieder problemlos auswich. „Bleib doch mal stehen“, beschwerte er sich und warf mit einem Stein nach Zorro, der diesen lässig durchschnitt. Guy schnaubte. „Lange Kämpfe sind voll uncool.“ „Du könntest auch einfach aufgeben“, schlug Franky von der Seitenlinie vor, und Guy, der gerade dabei gewesen war, ein paar Steinkugeln zu formen, drehte sich zu dem Cyborg um. „Boss würde mich killen“, antwortete er unmotiviert und wandte sich zurück an Zorro. Dann stutzte er und wirbelte herum, wo er mit einem großen, steinigen Finger auf Franky zeigte. Innerlich fluchend sprintete Zorro schon los, um mit einer Attacke die Aufmerksamkeit des Steinriesen wieder zurück auf sich zu lenken, geriet aber bei dessen nächsten Worten beinahe ins Stolpern. „Ist das Popcorn?“, fragte dieser neugierig und Zorro blieb seufzend stehen. Anscheinend hatte dieser Guy in etwa eine so lange Aufmerksamkeitsspanne wie Ruffy. Womit hatte er das nur verdient? „Yo, das passt am besten zu Cola“, antwortete Franky ernst, ehe der Schwertkämpfer mit einem Räuspern auf sich aufmerksam machte. „Können wir hier weitermachen?“, brummte er und Guy nickte bedächtig, als er sich wieder zu ihm zurückdrehte. „Ähm, wo waren wir?“ Nachdenklich legte der Steinriese den Kopf schief, ehe es ihm wieder einfiel und er seine Steingeschosse zu Ende formte. „Stimmt ja. Nimm das!“ Damit schnipste er erstaunlich schnell ein dutzend Kugeln in Zorros Richtung, aber im Gegensatz zu seinem Gegner war der Schwertkämpfer allzeit bereit. Anstatt den Geschossen auszuweichen, sprintete er ihnen entgegen und zersäbelte diese mit seiner Rabenjagd-Attacke, so dass sie harmlos rechts und links von ihm zu Boden fielen. Ohne abzubremsen sprintete er weiter auf seinen Gegner zu, während er seine zwei Schwerter parallel zueinander über seine linke Schulter senkrecht nach unten hielt. „Drei Schwerter Stil“, begann er, sprang hoch und ließ seine Schwerter auf Guy zuschnellen, ehe er erneut hinter ihm landete. „Tigerjagd.“ Franky jubelte, als der Arm des Steinriesen sauber abgetrennt wurde und polternd zu Boden fiel, aber die Freude währte nur kurz, denn sogleich formte sich ein neuer Arm. Zorro verengte die Augen zu Schlitzen, als er endlich einsehen musste, dass sie so nicht weiterkamen. Er konnte dem Stein-Logia keinen dauerhaften Schaden zufügen, während dieser um einiges zu langsam war, um ihn auch nur zu treffen. So würde der Kampf ewig dauern. Ein neuer Plan musste her. Lysop sprang kreischend in Deckung, als Blake mit seinen gefährlichen Doppelklingen-Dolchen auf ihn zu gesprintet kam, aber Brook stellte sich tapfer dem furchteinflößenden Gegner. Blitzschnell zog er sein Shikomizue und blockte dessen Angriff, bevor beide zurücksprangen und sich langsam umkreisten, ihren Gegner dabei misstrauisch im Auge behaltend. Zumindest metaphorisch gesehen, denn Lysop konnte beim besten Willen nicht verstehen, wie dieser Blake das mit seinem Augenbandana tat. Immerhin konnte er damit nichts sehen, und trotzdem schien er ganz genau zu wissen, wo sich Brook zu jedem Zeitpunkt befand. Die Antwort auf die Frage zu finden, wie das Skelett sah, hatten die Strohhüte längst aufgegeben. „Gavotte Bond Avant!“ Damit sprang der Musiker mit einem kräftigen Satz auf Blake zu und stieß sein Schwert nach vorne, aber der Zoan schaffte er gerade noch, den Angriff mit zwei überkreuzten Dolchen zu blocken und Brook davonzustoßen, ehe er nachsetzte und mit einer Reihe schneller Hiebe das Skelett in die Defensive zwang. Hinter seinem Fels beobachtete Lysop den Schlagabtausch nervös und dachte fieberhaft darüber nach, wie sie wieder heil aus dieser Situation herauskommen sollten. Wo war ihr Kämpfertrio, wenn man es einmal brauchte? Er schüttelte den Kopf und packte sein Kabuto fester. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um ihr Unglück zu lamentieren. Er, Kapitän Lysop, berüchtigter Pirat der sieben Weltmeere, würde sich nicht von einem großen, überstarken und äußerst flinken Gegner mit einem Paar sehr scharfen Dolchen einschüchtern lassen! Mit leicht zittrigen Fingern kramte er nach einer kleinen Feuerkugel und lud sein Kabuto, ehe er mit nun völlig ruhigen Händen zielte und auf eine Gelegenheit wartete, seinen Angriff zu starten. Diese kam ein paar Sekunden später, als Blake nach hinten sprang, um einer Reihe blitzschneller Angriffe von Brook auszuweichen. „Nimm das!“, rief Lysop und ließ seine Kugel trotz des herrschenden Zwielichtes zielgenau auf Blakes Kopf zufliegen, welcher die Gefahr zu spät bemerkte und in eine kleine Feuerexplosion eingehüllt wurde. „Ein meisterhafter Schuss, yohoho“, komplementierte Brook den stolzen Schützen, welcher mit hocherhobenem Kopf auf den Felsen geklettert war, hinter dem er sich eben noch versteckt hatte. „Niemand legt sich ungestraft mit dem großen Kapitän Lysop an!“, deklarierte er feierlich, sah mit erhobener, langer Nase auf seinen gefallenen Feind hinab - und erstarrte, als dieser sich knurrend sein brennendes Bandana von den Augen riss und zu Boden schmiss. Nur, dass da keine Augen waren, zumindest nicht mehr, sondern nur eine lange, waagerechte Narbe, die auf Augenhöhe über das gesamte Gesicht verlief und richtig gruselig aussah. Lysop schauderte. Insgeheim hatte er ja gedacht, dass dieser das Augenbandana nur trug, um seine Gegner zu verunsichern, aber jetzt stellte sich heraus, dass dieser wirklich nichts sehen konnte. „Woher weißt du, wo wir sind?“, sprach Brook nun die Frage aus, die auch Lysop auf der Zunge brannte. Blake ließ seine Dolche zurück in ihre Scheiden gleiten, ehe er antwortete. „Ich brauche keine Augen, um euch zu sehen“, meinte er und Brook nickte verstehend. Immerhin sah er auch ganz ohne Augen. „Ich kann euch hören“, fuhr er fort und fixierte Lysop, der nervös schluckte, „eure Angst riechen“, prompt versuchte der Schütze, sein Zittern zu unterdrücken, „ und eure Bewegungen fühlen.“ Lysop blinzelte. Huh? Bevor er sich aber einen Reim darauf machen konnte, begann sich der Zoan zu verwandeln. Seine Ohren wurden größer und runder, sein Umhang schien mit seinen Armen zu verschmelzen um weite Flügel zu formen und sein Oberkörper wurde entblößt, der von einem dunklem Flaum bedeckt war und den neben zahlreichen Narben auch ein gekringeltes Tattoo zierte. Seine schwarze Hose blieb, während seine schweren Stiefel von großen Füßen mit langen, gefährlich aussehenden Krallen ersetzt wurden. „Und jetzt kann ich euch sehen“, knurrte Blake mit einer wesentlich tieferen Stimme und Lysops Augen weiteten sich vor Schreck, als er lange, spitze Zähne aufblitzen sah. Dann hob die menschliche Fledermaus mit einem kräftigen Flügelschlag ab und flog auf Lysop zu, der kreischend zurück hinter seinen Felsen sprang. Der Schütze spürte den Luftzug, als Blake nur ein paar Zentimeter über ihn hinwegschoss und in der Dunkelheit jenseits des Zwielichts verschwand. Zögernd lugte Lysop hinter seinem Felsen hervor. „Vielleicht hat er gemerkt, dass wir zu stark sind und aufgegeben?“, spekulierte der Schütze hoffnungsvoll, während Brook nachdenklich vor sich hinsummte. Ein Flügelschlag war zu hören, dann erschien ein Schatten und der Musiker der Strohhüte wurde von großen Krallen gepackt und gegen die Höhlenwand geschleudert. Ehe Lysop auch nur einen Schuss abgeben konnte, verschwand die Fledermaus auch schon wieder in der Dunkelheit. Mit einem nervösen Blick über seine Schulter sprintete Lysop zu dem gefallenen Skelett rüber und half diesem wieder auf die Beine. „Es scheint, als würde er nicht so leicht aufgeben“, meinte Brook und hob seinen Gehstock wieder auf. Lysop verzog das Gesicht. Wäre ja auch zu schön gewesen. Sobald der Pfeilhagel nachließ, sprang Chopper sofort auf die Beine, um in den Wald zu laufen und die Bogenschützen außer Gefecht zu setzten, bevor diese noch mehr Schaden anrichten konnten. Erst wenn sie wirklich in Sicherheit waren, würde er sich um Robin kümmern können. Sehr weit kam er allerdings nicht, denn ehe er sich auch nur mehr als drei Schritte von Robin entfernen konnte, brachen Raubtiere aus den Hecken auf die Lichtung. Tiger, Löwen, Bären und… waren das Velociraptoren? Choppers Augen leuchteten begeistert, ehe er den Kopf schüttelte und eine Abwehrhaltung annahm. Er musste sich konzentrieren und Robin verteidigen, bis er wusste, ob es sich um Illusionen handelte oder nicht (insgeheim hoffte er allerdings, dass die Dinosaurier echt waren). „Doce Fleurs“, hörte Chopper Robin hinter sich murmeln und ein kurzer, besorgter Blick hinter sich bestätigte ihm, dass die Archäologin trotz ihrer Verletzung die Arme erneut vor der Brust gekreuzt hatte, das sonst so ruhige Gesicht vor Konzentration und Schmerzen zu einer Grimasse verzogen. Zeit zum Protestieren blieb ihm allerdings keine, denn schon schnappte der erste Löwe nach seinem Kopf. Allerdings schien er nicht damit gerechnet zu haben, dass Chopper sich ducken und dann seine Menschenform annehmen würde, denn er sah etwas verdutzt aus. Dann holte Chopper aus und schlug ihm kräftig genug auf die Schnauze, um ihn gegen drei andere Raubtiere fliegen zu lassen, die sich daraufhin auflösten. Zu seiner Enttäuschung war auch ein Dinosaurier darunter. „Twist!“, rief Robin hinter ihr und Chopper zuckte mitleidig zusammen, als lautes Knacken und dann Schreie aus dem Wald ertönten, als Robin den Bogenschützen skrupellos die Schulter auskugelte. Aber zumindest konnte er sich jetzt unbesorgt auf seinen eigenen Kampf konzentrieren. Hoffnungsvoll wandte er sich zu dem Velociraptor, der gerade auf ihn zugelaufen kam, und nahm seine Rentierform an, um ihn mit seinem Geweih abzuwehren, aber auch dieser löste sich in Luft aus und Chopper gestand sie enttäuscht ein, dass wohl auch die restlichen Dinosaurier dann nicht echt waren und konzentrierte sich auf die Tiger, Löwen und Bären. Zumindest sieben davon waren echt, hatten Chopper aber wenig entgegen zu setzen und bald war er sich sicher, alle realen Gefahren beseitigt zu haben und drehte sich um, um wieder an Robins Seite zurückzukehren und sie endlich zu behandeln. Und erstarrte. Denn plötzlich war er von lauter Robins umgeben, stehende, liegende, aber alle identisch, mit einem gruselig aussehenden Pfeil in der Seite. Verwirrt sah er von einer zur anderen, dann zu der Stelle, wo er Robin zurückgelassen zu haben glaubte, war sich aber vor lauter Robins nicht sicher, ob er sich nicht vielleicht irrte, und verwandelte sich vor Schreck in seine kleine Hybridform zurück. „Robin?“, fragte er verunsichert, trat einen Schritt nach vorne, dann wieder drei Schritte zurück, als er alle Aufmerksamkeit der vielen Archäologinnen auf sich spürte, und widerstand nur knapp dem Drang, sich hinter einem Baum zu verstecken. Nur sein Doktoreid hielt ihn davon ab, konnte er schlecht die schlimme Verletzung ignorieren, die ihm direkt mehrfach ins Auge stach. Eine davon war schließlich real, und vor allem war sein Nakama davon betroffen, und das war viel wichtiger als jede Schüchternheit. Entschlossen trat er wieder einen Schritt nach vorne. „Robin? Wo bist du?“ Seine Stimme zitterte nicht mehr. Die Robins lächelten. „Hier“, antworteten sie zusammen, ehe sie die Stirn runzelten und sich gegenseitig finstere Blicke zuwarfen. „So viele Illusionen. Aber ich bin die Richtige!“, erklang der Chor und dröhnte in Choppers Ohren, während seine Augen zwischen den Illusionen umherhuschten und ein Detail zu entdecken versuchten, welches diese als Fälschung enttarnte. Die Robins zeigten anklagend auf ein paar andere. „Das sind Illusionen, greif sie an!“ Chopper schielte, verwirrt, ehe er entschieden den Kopf schüttelte, die Augen schloss und sich die Ohren zuhielt, um in Ruhe nachzudenken. Mit der Verletzung würde Robin sicher nicht stehen, überlegte sich das Rentier, und schloss damit schon einmal viele Illusionen aus. Aber es gab trotzdem noch genügende, die genau wie das Original am Boden lagen. Sollte er diese vielleicht alle einzeln befragen? Aber das würde zu lange dauern. Robin brauchte so schnell wie möglich seine Hilfe. Dann aber fiel ihm eine seiner Sinne ein, die Chopper nicht ausgeschaltet hatte und der nun, da die anderen nicht mehr von ihm ablenkten, auf sich aufmerksam machte: sein Geruchssinn. Und dieser teilte ihm mit, dass die Illusionen anscheinend nur Augen und Ohren täuschen konnten, nicht aber seine Nase, denn sie rochen weder nach Robin, noch nach Blut. Sie rochen nach gar nichts. Beflügelt von dieser Erkenntnis nahm er wieder seine Rentierform an und streckte seine empfindliche Nase in die Luft, Augen nach wie vor geschlossen. Die Worte der falschen Robins ignorierend bahnte er sich langsam einen Weg zu der echten, welche einen unverkennbaren Geruch hatte, eine Mischung aus alten Büchern, mildem Parfüm und dem neuen, schrecklichen, starken Geruch nach Blut. Den anderen, echten und nach Angst riechenden Körpern, die ebenfalls am Boden lagen, wich er dabei zielsicher aus. „Dummer Elch!“, zischten die Illusionen um ihn herum und Chopper machte schon dicke Wangen, um sie lauthals zu korrigieren, als ihm eine leise, aber bestimmte und wundervolle Stimme zuvor kam. „Doktor-san ist ein Rentier“, murmelte die echte Robin und als Chopper die Augen endlich wieder öffnete, lächelte sie ihn an und er freute sich, ehe er besorgt in seine Hybridform wechselte und neben der blassen und schweißbedeckten Archäologin niederkniete. Die Illusionen lösten sich auf, als der Drahtzieher endlich einsah, dass er diese Runde verloren hatte, nicht aber, ohne noch ein paar für Robin ganz untypische Drohungen und Flüche loszuwerden, welche der Arzt zugunsten seiner Patientin aber geflissentlich ignorierte. Er hatte zu tun. Zunächst untersuchte er die Wunde genau, ganz in seinem Arztmodus, ehe er ein erleichtertes Seufzen ausstieß. Der Pfeil war von einer Rippe gebremst worden, was zwar sehr schmerzhaft war, aber wesentlich besser, als wenn er eine lebenswichtige Arterie oder ein Organ durchbohrt hätte. „Alles wird wieder gut“, murmelte er also beruhigend, genau so viel für sich selbst als für Robin, die ohnehin ruhig blieb, und packte Bandagen, Handschuhe, Desinfektionsmittel, Tupfer, Pinzetten, eine Spritze, Schmerzmittel und eine Nadel mit Faden aus seinem kleinen erste Hilfe Rucksack. Er zögerte kurz, dann stand er auf und sah sich um, ehe er einen der umherliegenden Pfeile hochhob und untersuchte. Zum Glück war die Spitze ziemlich schmal, so dass sie nicht allzu viel Schaden anrichten konnte, sobald er sie hinauszog. Er nickte zufrieden und kehrte an Robins Seite zurück und zückte die Spritze, in die er konzentriert das Schmerzmittel einfüllte. „Das piekst jetzt kurz“, warnte er Robin ironischerweise, die eine Augenbraue hob, aber sich ausnahmsweise jeglichen Kommentar verkniff. Dann spritzte Chopper auch schon das Schmerzmittel rund um die Wunde ein. Während er wartete, dass es seine Wirkung entfaltete, zog er seine Handschuhe an, legte sich sein Material bereit und tupfte vorsichtig um die Wunde herum. Als er sicher war, dass Robin nichts mehr spürte, zog er ohne Vorwarnung den Pfeil hinaus und machte sich sogleich an die Behandlung der Wunde, ehe sich die Archäologin von dem Schreck erholen konnte. Fünf Minuten später war die Wunde desinfiziert, vernäht und sorgfältig verbunden und Chopper, in seiner Menschenform, half Robin schmollend auf die Beine, als sie ablehnte, von ihm getragen zu werden. „Du solltest dich nicht überanstrengen“, ermahnte er sie trotzdem, schließlich war er der Schiffsarzt, aber diese lächelte nur beruhigend und meinte: „So lange Doktor-san ein Auge auf mich behält, mache ich mir keine Sorgen.“ Das Kompliment lenkte Chopper erfolgreich ab und durch seinen glücklichen Tanz hätte er beinahe Robin fallen gelassen. „Ähm, Entschuldigung?“ Erschrocken drehten sich das Rentier samt Archäologin um - und sah sich ihren ehemaligen Gegnern gegenüber, welche absolut keine Ähnlichkeit mehr mit den schwer bewaffneten, aggressiven Kriegern hatten, sondern ganz normale, etwas angeschlagen aussehende Männer in verschiedenen Altern waren. Trotzdem beäugte Chopper diese misstrauisch, was bei seiner Menschenform ziemlich bedrohlich aussah und seine Gegenüber eindeutig nervös machte. Aber immerhin hatten diese sie auch noch vorhin angegriffen und Robin verletzt. Das war nicht so leicht vergessen. „Bitte, wir wurden von den Piraten dazu gezwungen!“, meinte ein Junge von vielleicht dreizehn, welche mit seinen großen, braunen Rehaugen verzweifelt zu dem Rentier aufsah und sein Misstrauen augenblicklich zum Schmelzen brachte. Es war allerdings Robin, die die Situation sogleich richtig interpretierte und zu ihrem Vorteil wendete. „Wir sind hier, um diese aufzuhalten“, meinte sie ernst und so überzeugend, dass selbst Chopper ihr nicht widersprach. Wenn sie die Insel wieder verlassen wollten, mussten sie das in der Tat. Die Augen des Jungen funkelten daraufhin voller Hoffnung, aber ein älterer Mann, dessen schwarzes Haar schon weiße Strähnen durchzogen, schüttelte nur den Kopf. „Das haben schon viele behauptet und niemanden ist es gelungen.“ Er musterte sie kurz von oben bis unten, ehe sein skeptischer Blick auf Robins verletzter Seite hängen blieb. „Ihr solltet sehen, dass ihr von ihr wegkommt, ehe die anderen vier euch in die Finger bekommen.“ Robin lächelte, nach wie vor die Ruhe selbst. „Dazu brauchen wir einen Eternal-Port.“ Sie legte den Kopf schief. „Und jemanden, der den Weg in die Hauptstadt kennt.“ Der Mann aber runzelte die Stirn und antwortete knapp. „Wir können nicht helfen, tut mir Leid.“ „Ihr meint, ihr wollt nicht helfen“, erwiderte Robin trocken und musterte die Einwohner der Reihe nach, die sofort den Blick senkten. „Wenn die Piraten davon Wind bekommen würden…“, meinte ein junger Mann teils zerknirscht, aber zum größten Teil ängstlich und Chopper empfand nur Mitleid für die armen Männer, die unter der Herrschaft dieser Piraten so litten. Robin aber blieb rational. „Ihr habt bereits versagt. Einen großen Unterschied wird das wohl nicht machen.“ Sie lächelte über die schockierten Gesichter, die aber sogleich die Wahrheit hinter ihren Worten erkannten. „Wenn ihr uns aber helft, können wir die Piraten besiegen. Was habt ihr also zu verlieren?“ „Unser Leben“, antwortete der ältere Mann genauso trocken wie Robin zuvor. Aber deren Worte hatten offenbar Wirkung gezeigt und ein anderer Mann, dessen viele Sorgenfalten seine ausgeprägteste Charakteristik waren, murmelte: „Welches Leben?“ Ein paar andere nickten, düster. Der Junge mit den Rehaugen sah die beiden Strohhüte hoffnungsvoll an. „Ihr könnt sie wirklich besiegen?“ Chopper grinste, was in seiner Menschenform etwas furchteinflößend aussah. „Natürlich. Ruffy ist der Stärkste!“ Ihrem Kämpertrio war niemand gewachsen, sie hatten einen Cyborg (und ein Skelett) auf ihrer Seite und Lysop konnte eh niemand besiegen. Er nickte überzeugt. „Wir werden sie bestimmt aufhalten!“ Robin nickte ebenfalls und lächelte die ängstlichen, aber nunmehr entschlossenen Einwohner beruhigend an. Chopper war zufrieden. Nun hatten sie zumindest jemanden, der sie zur Hauptstadt führen konnte und damit, wenn Robin mit ihrer Vermutung recht behielt, direkt zu dem Verantwortlichen der Illusionen. Serafina starrte den blonden Mann mit der komisch gedrehten Augenbraue und seine aggressive Freundin mit dem langen Stab panisch zwischen ihren Fingern hindurch an und fühlte, wie ihr Herz schnell und beinahe schon schmerzhaft gegen ihren Brustkorb hämmerte. Sie sahen sie noch immer an! Ihre Gedanken rasten, während sie verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, dieser verzwickten Lage zu entkommen, aber ihr fiel beim besten Willen nichts ein. Weder konnte sie sich bewegen, noch ihre Teufelskräfte einsetzten, um sich den bohrenden und furchteinflößenden Blicken der zwei Menschen vor sich zu entziehen, und selbst ihre Stimme versagte ihr mittlerweile den Dienst. Sie war ihnen hilflos ausgeliefert, denn sie konnte wohl kaum darauf hoffen, dass sie ihr freiwillig den Rücken zukehren, den Blick von ihr abwenden würden, und so lange diese bösen Augen auf sie gerichtet waren, waren ihr die Hände gebunden, und das wortwörtlich. Ihre Scopophobie war ihre größte Schwäche. Wenn Tim erfuhr, dass sie so leicht besiegt wurde, nur weil man sie angesehen hatte, würde er austicken. „Alles in Ordnung?“ Die besorgte Stimme des Mannes riss sie aus ihren deprimierenden Gedanken, und sie stellte fest, dass sie mittlerweile am ganzen Leib zitterte und ihr Atem immer flacher wurde. Ihr Mund fühlte sich staubtrocken an, während ihr unkontrolliert Tränen in die Augen traten, woraufhin der Mann sofort einen Schritt zurück trat und entschuldigend die Hände hob. „Neeein, ich habe sie zum Weinen gebracht“, klagte er und seine Freundin rollte die Augen und murmelte „Idiot“, aber Serafina ignorierte beide und schloss die Augen, während sie verzweifelt versuchte, ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen, genauso, wie sie es mit Blake geübt hatte. Der Gedanke an die übergroße Fledermaus riss sie allerdings aus ihrer ohnehin bröckligen Konzentration. Wo war er, wenn man ihn brauchte? Immerhin war sie nur wegen ihm in dieser blöden Situation gelandet, da war es ja wohl ihr gutes Recht, auch von ihm gerettet zu werden. Aber wahrscheinlich war er ebenso wie sie abkommandiert worden, um sich um die streunenden Piraten zu kümmern. Sie war also auf sich allein gestellt. Gut. Das war sie früher auch. Sie war weder schwach noch hilflos. Sie würde ihre Phobie bezwingen. Die Lippen fest zusammengekniffen öffnete Serafina die Augen, fest entschlossen, ihren beiden Gegner eine ordentliche Ladung Brennnesseln auf den Hals zu hetzen – und erstarrte erneut, als sie in große, braune Augen blickte, die viel zu nahe waren. Sie schluckte schwer. Möglicherweise brauchte sie doch Hilfe. Tim kam zu demselben Schluss, als er sich den Bericht von Willi anhörte, der mit seinen Illusionen sämtliche Kämpfe im Auge behielt. Er schnaubte verächtlich. „Erbärmlich. Wenn ihre Teufelsfrucht nicht so stark wäre, hätte ich sie längst abgeschoben.“ Willi nickte heftig. „Ja, ihre Phobie ist wirklich eine gravierende Schwäche“, stimmte er seinem Anführer eilig zu, der nachdenklich auf seine Hand hinabblickte, wo er wie üblich seine Silbermünze über seine Finger rollen ließ. Wie konnte er Serafina aus ihrer Schockstarre befreien? Willi seufzte. „Schade, dass Blake gerade mit den zwei anderen Piraten beschäftigt ist. Er schafft es immer irgendwie, sie zu mobilisieren.“ Tim grinste. Genau das war die Lösung. „Dann musst du sie dieses Mal halt überzeugen.“ Willi blinzelte überrascht und deutete mit dem Finger auf sich. „Ich? Auf mich hört sie doch niemals.“ Tim rollte die Augen. Manchmal wunderte er sich wirklich, wie er es mit dieser Bande an dummen, ängstlichen und faulen Piraten überhaupt zu irgendetwas gebracht hatte. „Schick ihr eine Illusion von Blake“, erklärte er und Willis Augen weiteten sich, als auch er endlich den Plan verstand. „Oh, ich verstehe. Das ist genial, Kapitän-sama.“ Dieser winkte ab. Das wusste er bereits. „Wie sieht es bei den anderen aus?“ Willi konzentrierte sich kurz. „Blake hat alles im Griff“, fuhr er mit seinem Bericht fort, und Tim nickte zufrieden. Er hatte nichts anderes von seinem zuverlässigsten Kämpfer erwartet. „Guy…ähm.“ Tim hob eine Augenbraue, und Willi schluckte schwer, bevor er fortfuhr. „Er scheint keine Lust mehr zu haben und macht eine Pause.“ Tim seufzte. Es war immer dasselbe mit dem kiffenden Stein-Logia. Dabei hatte dieser, neben ihm natürlich, wohl die stärkste Teufelsfruchtfähigkeit. Immerhin war er praktisch unverwundbar, wenn man ihn nicht gerade ins Meer schubste. Aber anstatt zu trainieren, faulenzte er lieber den ganzen Tag, und nicht einmal ein Kampf schien ihn davon abhalten zu können. Zum Glück gab es eine sichere Methode, ihn zu motivieren. „Sag ihm, dass ich weiß, wo er seinen Tabakvorrat versteckt und nicht davor scheuen werde, diesen zu vernichten, wenn er den Kampf nicht sofort wieder aufnimmt.“ Willi nickte, und biss sich dann auf die Unterlippe, als er zu seinem Bericht kam. „Meine Illusionen konnten die Frau und das Rentier nicht aufhalten“, gestand er zerknirscht. „Sie sind jetzt kurz vor der Stadt, und es wäre vielleicht besser, wenn ich untertauche-“ Tim unterbrach ihn. „Das wird nicht nötig sein. In der Stadt leben fast dreitausend Menschen, da werden sie dich nie aufspüren.“ Willi sah nicht wirklich überzeugt aus, wagte es aber nicht, seinem Kapitän zu widersprechen. Die Angst vor diesem war eindeutig noch immer größer als die Angst vor einer Entdeckung. „Und was Serafina angeht“, meinte Tim langsam, ehe ein böses Lächeln auf seinem Gesicht erschien, „weiß ich genau, wie wir ihr volles Potential entfesseln können.“ Willi schauderte. 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