Was ihr wollt von Ana-Vi ================================================================================ Kapitel 1: Act 1 ---------------- Ich finde Shakespeare ist ein unglaublicher Meister seiner Kunst. Und ich liebe seine Geschichten, die Tragödien wie auch die Komödien. Die Idee zu dieser Geschichte stammt aus einer seiner Komödien. Ich habe sie nicht gelesen und trotzdem ist es einer meiner liebsten Werke von ihm. Und obwohl die Idee die Gleiche ist, werde ich es nach meinen Vorstellungen zu Ende bringen. Außerdem spielt es in der heutigen Zeit, was der größte Unterschied ist. Ich wünsche euch viel Spaß hiermit. Was ihr wollt Act1 Lilly rannte aufgeregt durch ihr Zimmer. Immer wieder sammelte sie irgendwelche Kleinigkeiten und packte sie in ihren Koffer hinein. Vor nicht einmal einer Woche hatte sie endlich die Schule beendet und hatte jetzt glücklich und zufrieden ihr Abitur in der Tasche. Und jetzt konnte sie sich endlich ihren lang erwünschten Traum erfüllen: Eine Kreuzfahrt. Nur es gab bei dem ganzen Unternehmen immer noch etwas, was ihr nicht so passte. Ja sie wollte auf eine Kreuzfahrt gehen, aber nicht in Begleitung eines Hündchen, dass ihr gar keine Freiheiten erlaubte. "Lilly wo steckst du den, komm her, du musst dir was ansehen." Ja genau diese männliche Stimme war es, die sie nicht so mochte. "Sebastian lass mich in Ruhe, wenigstens das Packen möchte ich ohne irgendwelche Störungen von dir durchführen." Lilly wusste ganz genau das sie alles umsonst gesagt hatte, denn wie sie ihren Zwillingsbruder kannte, würde er in wenigen Minuten in ihrem Zimmer stehen und sie herauszerren, damit sie nur Nocheinmahl eine dieser Reportagen sich ansieht. Sebastian stand schnaubend an der Tür und blickte seine kleine Schwester an. Sie war so süß und unschuldig und er war nicht bereit sie der Welt zu übergeben. Obwohl sie genau wie er zwanzig war, sah sie nicht älter aus als sechzehn. Beide hatten blonde Haare und braune Augen und sahen sich wirklich sehr ähnlich. Sebastian selbst hatte eher eine zierliche Figur, die ihn wie ein Mädchen aussehen lasen konnte, wenn er nur längere Haare hätte. Und bei Lilly war es ähnlich, würde sie sich ihre schönen langen Haare abschneiden, würde jeder denken sie wäre ein Junge, na ja ein ziemlich feminin geratener Junge. Ihre braunen Mandelaugen blickten böse zu ihrem Bruder rüber, der sich immer noch nicht von seinem Platz an der Tür wegbewegte. "Um was geht es den diesmal?" Fragte sie stattdessen. "Es ist eine Reportage darüber wie leicht junge Mädchen heutzutage von Männern überfallen, ausgenutzt und, na ja du weißt was dir noch passieren kann, wenn ich nicht mitkomme und auf dich aufpasse." "Du meinst irgendein böser Bube könnte mich überwältigen und mich ver..." "Ja, ja das meine ich, na los komm sieh es dir an." Sebastian war wie immer, fand Lilly. Und sie konnte tun und lassen was sie wollte, die Meinung ihres Bruders würde sie nicht ändern können. Er wollte sie vor dem ganzen Bösen auf der großen weiten Welt beschützen, und wenn er das sagte so würde er es auch tun. Es schmeichelte ihr ein wenig, aber es zeigte ihr auch das sie selten die Freiheit genießen würde, die andere Jungendliche in ihrem Alter hatten, die aber keinen solchen anhänglichen Bruder hatten. "Ich gebe auf, okay ich habe es verstanden, muss ich mir trotzdem diese Reportage im Fernsehen ansehen." "Ja, denn ich glaube dir nicht." Sebastian lächelte hinterlistig und zog sanft seine Schwester ins Wohnzimmer. Dort platzierte er sie auf Sofa und setzte sich neben sie. Die übrigen zwei Stunden dürfte sie sich nicht wegbewegen und musste sich alles ansehen und anhören, was er ihr zu zeigen hatte. Irgendwann fing sie selber an zu glauben, dass die Welt ungeheuer brutal und unsicher war. Und das war es auch was Sebastian erreichen wollte und immer erreichte, wenn er seinen Kopf durchsetzen wollte. Am nächsten Tag standen sie schon um fünf am Flughafen und wurden von ihren Eltern verabschiedet. Lilly hatte es nicht geschafft, dass Sebastian nicht mitkam. Deswegen atmete sie einmal tief ein und aus, und versuchte daran zu denken, das die Kreuzfahrt vielleicht doch nicht so schlimm werden würde, wie sie es sich gedacht hatte. Nach fünf Stunden Flug erreichten sie endlich ihr Ziel. Das Wetter war wundervoll, die Sonne schien hell und strahlend am Himmel. Am Flughafen erwartete sie ein Bus, der sie zu dem kleinen Hafen brachte wo das Schiff vor Anker lag. Die "Sweet Voice" war ein kleineres Segelschiff und konnte nur etwa hundert Passagiere aufnehmen. Und es war genau das was Lilly immer mal unternehmen wollte, auf einem Segelschiff das Meer zu bereisen. Es war keine große Kreuzfahrt, da sie zwei Wochen dauerte und das Schiff das Mittelmeer nicht verließ, aber dennoch würde es ein unvergessliches Erlebnis werden, wenn sie es schaffte Sebastian zu entkommen. Etwa eine Stunde später erreichten sie auch ihr Ziel. Hier herrschte aber ein etwa raueres Klima, denn trotz des strahlenden Sonnenscheins, wehte ein heftiger Wind vom Land auf das Meer hinaus. Lilly blickte enttäuscht zum Hafen, sie konnte nirgendwo das große und majestätisch Schiff erblicken. "Wo ist das Schiff?" Nur ein kleines Boot und eine Aufschrift zeugten davon, dass sich die "Sweet Voice" hier befinden sollte. "Da schau mal Schwesterchen." Sebastian zeigte auf das Meer hinaus. Lilly erblickte als erstes unzählige von kleineren Inseln, und ganz weit draußen zwischen zwei größeren war ein großes Segelschiff, die "Sweet Voice". "Oh, die sind doch nicht ohne uns weggefahren?" "Nein Miss, aber es bahnt sich ein großer Sturm an, und da die Küste hier sehr Riff und Felsenreich ist, musste das Schiff sich in Sicherheit bringen. Wenn sie jetzt einsteigen, wir bringen sie rüber, noch bevor das Wetter schlimmer wird." Lilly erfuhr das sie und noch eine Familie, die aber noch nicht da war, die letzten noch fehlenden Passagiere waren. Nachdem Sebastian ihre Koffer auf das kleine Boot verfrachtet hatte, ging auch Lilly an Bord. Der Wind wurde immer stärker und ihr mulmiges Gefühl ließ sie nicht los. Noch zu allem Überfluss hatte sie das Gefühl, ihr drehte sich der Magen um. Das Schnellboot hatte ein ziemliches Tempo drauf, als es in Richtung des großen Segelschiffes fuhr. Zu dem starken Wind gesellte sich jetzt auch noch der Regen hinzu. Das nächste was Lilly hörte, bevor sie den Boden unter ihren Füßen verlor, war ein heftiges Donnerkrachen und das Zersplittern von Holz. Das Wasser in das sie fiel, fühlte sich sehr hart an. Und ihre Lungen drohten zu zerplatzen, während sie laut den Namen ihres Bruders rief. "Sebastian! Seabstian!" Kapitel 2: Act 2 ---------------- Act 2 Sie fühlte die Hitze so stark auf ihrer Haut, aber wiederum war ihr auch kalt, denn ihre Füße umspülte ein merkwürdig kühles Nass. Diese Abwechslung war ungewöhnlich und jagte ihr Schauer ein. Lilly schrak auf, sie hatte gedacht sie würde all das nur träumen. Doch sie saß tatsächlich an einem Strand. Ihre Beine waren noch im Meer und wurden sanft von den Wellen umspült. Und der Oberkörper der sich so warm anfühlte, lag frei in der Sonne. Sie strich sich ihr Haar nach hinten und befühlte auf ihrem Kopf in dem Moment eine große Beule. Ein heftiger Schmerz durchzuckte sie. Allmählich kamen auch ihre Erinnerungen an das was geschehen war zurück. Mit allen Mittel versuchte sie sich jetzt zu erheben um den Strand nach Menschen zu durchsuchen. Vor allem eine Person brauchte sie dringend in diesem Moment. "Sebastian?" Doch von ihrem Bruder war nirgendwo eine Spur. Auch die Tränen die ihr jetzt die Wangen herunter liefen, erschwerten ihre Sicht nur unnötig. Sie beschleunigte ihre Schritte als sie dachte sie würde etwas entdecken. Aber an der Stelle angekommen, fand sie nur einen Koffer, einen Koffer der ihrem Bruder gehörte. Lilly saß noch einige Minuten neben dem Koffer und weinte stärker als zuvor. Was war nur geschehen, fragte sie sich immer wieder. Sie wusste das das Boot gekentert war und das sie dabei ins Wasser fiel, aber alles weitere wusste sie nicht. Sie wusste nicht wo sie war, und sie wusste nicht wo ihr Bruder war. Und gerade jetzt fielen ihr die Worte ihres Bruders, die sie immer so sehr genervt hatten. Ich lasse meine kleine Schwester niemals allein, nur ich kann sie vor der bösen großen Welt da draußen beschützen. Und wo war er um sie jetzt zu beschützen, Lilly wusste es nicht. An den Gedanken das er vielleicht sogar tot war, wollte sie nicht glauben und auch nicht denken. Langsam machte sie seinen Koffer auf und ganz hoch oben erblickte sie ein Basecap. Sie nahm es in ihre Hand und strich erst mal sanft drüber, bevor sie es sich auf den Kopf setzte. Dabei versteckte sie geschickt ihre langen blonden Haare darunter. Außerdem nahm sie aus dem Koffer noch eine Hose und ein langes Hemd heraus. Ein Blick gegen den Himmel bestätigte ihr das es bald dunkel werden würde. Nachdem sie fertig angezogen war, stand sie wieder auf, nahm den Koffer in die Hand und sah sich zum ersten Mal richtig um. Draußen weit auf dem Meer sah sie nur Inseln, unzählige Inseln. Ihr bot sich der gleiche Ausblick an wie bei ihrer Ankunft in dem kleinen Hafen von wo sie abgefahren waren. Nein diese Richtung ihrer Gedanken gefiel ihr ganz und gar nicht. Nun drehte sie sich endlich um und entdeckte hinter sich einen großen Hang. Ihr Blick ging nach oben. Dunkler und kalter Fels der jetzt in der allmählich immer näher kommenden Abenddämmerung sehr viel bedrohlicher wirkte. Plötzlich hielt sie inne. Hoch oben auf der höchsten Stelle dieses Bergs, da ragte ein Haus. Und jetzt endlich bemerkte sie auch die künstlich in den Fels gehauene Treppe die nach oben führte. Lilly beschloss sich nach oben zu begeben, denn wo ein Haus war, musste es auch Menschen geben. Und das würde ihr wiederum helfen so schnell wie möglich ihren Bruder wiederzufinden. Die Nacht hatte sich still und heimlich über den Inselarchipel gelegt und umhüllte alles in einem dunkelblauen Licht. Der Himmel wies nur noch vereinzelt ein paar Wolken und man hörte das Rauschen des Meeres und das Zirpen der Grillen deutlicher als zuvor. Für Lilly wirkte die Umgebung unheimlich, aber das Licht das sie in nur hundert Meter vor sich sah, hielt sie noch aufwärts. Sie war hungrig und hatte angst. Ihr war der Aufstieg vom Strand aus nicht so weit vorgekommen, aber ihre Beine fühlten sich dennoch wie Blei an und der Koffer den sie bei sich hatte, trug nicht dazu bei, dass sie sich leichter fühlte. Aber sie betrachtete ihn als einen Trostpflaster, denn so hatte sie wenigstens das Gefühl als ob jemand bei ihr wäre und diese unheimliche Dunkelheit vertreiben würde. Ihr Bruder kam ihr immer wieder zu Bewusstsein und gerade jetzt, wo er nicht da war, benötigte sie ihn mehr als zuvor. Das Haus das sie jetzt vor sich erblickte war eigentlich ein kleines Schloss. Kalter grauer Gestein umgab die große Eingangstür. Über diese prangte eine unheimliche Gestalt aus Stein, mit langen Hörnern und fledermausähnlichen Flügeln. Lilly sah noch einmal nach hinten, aber ihre Hoffnung zerstarb im Nichts. Nur hier leuchtete ein Licht und nur hier hatte sie die Möglichkeit vielleicht doch noch einen Weg nach Hause zu finden. Also nahm sie jetzt ihren ganzen Mut zusammen und klopfte einmal kräftig mit dem schweren Ring gegen die hölzerne Tür. Fast hatte sie das Gefühl, als ob die Grillen und das Meer genau wie sie den Atem anhalten würden und auf irgendein Geräusch aus dem Inneren mit ihr lauschten. Erst hörte sie gar nicht, aber bald darauf vernahm sie schlürfende Schritte und dann das Klirren der Schlüssel. Die Tür quietschte dann an allen möglichen Stellen als sie nur einen Spalt breit aufgemacht wurde. "Ja, wer ist da?" Eine alte Frau steckte ihren Kopf seitlich heraus und blickte Lilly an. "Guten Abend mein Name ist..." "Was willst du?" "Ich bin auf einem Boot gewesen und das ist gekentert und jetzt, ich würde gerne telefonieren?" "Komm herein." Lilly zögerte ein wenig, tat aber dann doch was die alte Frau gesagt hatte. Sie trat herein. Innen drinnen herrschte ein schummriges Licht, aber dennoch konnte sie jetzt die Gestalt, die ihr gegenüber stand, gut erkennen. Sie hatte etwas unheimliches aber auch etwas groteskes an sich. Ihre grauen Haare waren lang und geflochten, mehrere dünne Zöpfe fielen seitlich ab und verliehen ihr ein narrenhaftes Aussehen, vor allem da ihre Augen förmlich im Vergleich zu ihrem Äußeren als einzige zu leuchten schienen. Lilly ließ die Musterung dieser Person ruhig über sich ergehen. "Ich bin Adea, die Haushälterin in diesem Haus. Und ich kann dir nicht helfen, am besten solltest du sofort wieder von hier verschwinden, wir haben kein Telefon." "Aber..." "Wer ist da Adea?" Eine Stimme aus einem seitlichen Zimmer rief ungeduldig und ärgerlich. "Nur ein junger Bursche, mein Herr." "Wenn er Arbeit sucht, dann kann er hier bleiben, wir haben sowieso nicht genügend Leute." Adea blickte wieder Lilly an und musterte sie ein zweites mal vorsichtig. "Das Schiff kommt alle zwei Wochen zur Insel, es gibt keine andere Möglichkeit von hier wegzugehen. Du kannst hier bleiben so lange, aber hier gibt es nichts umsonst. Und merke dir noch etwas, der Herr verabscheut Frauen. Aber das wirst du noch früh genug selbst erfahren." "Wann genau kommt das Schiff wieder." Stellte Lilly resigniert die Frage. "Wie gesagt in zwei Wochen, den von heute hast du verpasst." Adea drehte sich um und schlug den Weg ins Obergeschoss. Lilly seufzte einmal tief und folgte ihr, momentan blieb ihr aber auch nichts anderes übrig. Nur eine Sache geisterte jetzt in ihrem Kopf herum, hatte Adea gesagt der Herr hast Frauen, sollte das etwa eine Warnung an sie sein. Dennoch, sie konnte nichts daran ändern das sie eine Frau war. Kapitel 3: Act 3 ---------------- Act 3 Die kleine Kammer in der sie am Morgen aufgewacht war, war dunkel und staubig. Man könnte sagen, sie wirkte auch ein wenig unheimlich. Im Vergleich zu dem Rest des Hauses war das hier tatsächlich nur ein Dienstbotenzimmer. Lilly fühlte sich wie in einem schlechten Film. Sie hoffte nur das das hier nicht eine Irrenanstalt war und das sie hier bis zu ihrem Ende als eine Gefangene leben musste. Die alte Frau hatte fast so etwas wie das Aussehen einer strengen Aufseherin die zu lange an einem Ort war, wo man Verrückte hütete, dass sie selbst allmählich auch eine von ihnen wurde. Dennoch war es an der Zeit für sie aufzustehen und sich hier etwas umzusehen. Es konnte nicht sein das man hier nicht einmal ein Handy hatte, wo doch jedes Kind so etwas besaß. Ihr Blick schweifte zum Koffer ihres Bruders und sie trat einen Schritt drauf zu. Lilly war sich sicher das er nichts dagegen haben würde, wenn sie sich bediente. Kurz nachdem sie eine leichte Sommerhose und ein T-Shirt ihres Bruders übergezogen hatte, klopfte es an der Tür. "Herein!" "Gut das du wach bist, der Herr möchte dich sehen, nur..." Adea betrachtete missbilligend Lilly. Obwohl es in der Kammer ziemlich dunkel war, konnte Lilly endlich die Haushälterin richtig betrachten. Ihr Eindruck hatte sie nicht getrübt, die Alte sah wirklich zum Fürchten aus. Und andererseits hatte man den Wunsch, wenn man ihre zerzausten Haare und ihre Clownsnase sah, in lautes Gelächter zu fallen. "Stimmt etwas nicht?" Die Stille die sich jetzt bildete, wurde allmählich unheimlich. "Du bist zu hübsch, das wird nicht gut gehen. Pack deine Sachen und verlasse dieses Haus. Habe ich dir nicht gesagt das du hier nur Unglück finden wirst, der Herr hasst Frauen." "Halt, das könnt ihr nicht tun. Ich brauche Hilfe, wie soll ich den sonst nach Hause kommen." Adea betrachtete und hörte Lilly nicht mehr zu. Statt dessen drehte sie sich um mit der festen Absicht das Zimmer zu verlassen. Dieses Mädchen bedeutete für sie Probleme und nicht nur für sie, auch für ihren jungen Herrn. Doch ein lautes Gebrüll, verschreckte die Haushälterin jetzt so sehr, dass sie wieder zu Lilly ins Zimmer stürmte. "Adea, wo steckst du? Ich will endlich den jungen Mann sehen, irgendjemand muss doch die Nachricht überbringen und du weigerst dich leider." Nach Lillys Meinung gehörte diese Stimme eindeutig zu einem Mann, einem Mann der sich immer näher ihrem kleinen Zimmer näherte. Mit einer Erwiderung auf der Zunge und der Wut die sich jetzt in ihrem Inneren angesammelt hatte, wollte Lilly zuerst die alte Frau anschnauzen und dann nach draußen gehen um mit diesem Mann zureden. Irgendeiner müsste doch hier klar bei Verstand sein und ihr helfen. "Schnell beeil dich." Die kalte Angst in den Augen der alten Frau, und ihre jetzt zitternden Hände ließen sie aber noch mal ihren Plan überdenken. Grundlos hatte Adea schließlich nicht angst vor jemandem, dass hatte kein Mensch. Deswegen erwiderte sie auch nichts, als Adea ihr Basekap nahm und ihre blonden Haare schnellstens darunter versteckte. Außerdem holte sie das viel zu lange T-Shirt, dass sich Lilly deswegen in die Hose gestopft hatte, heraus, so dass man jetzt ihre Hüpften nicht sah. Und dies alles geschah keine Sekunde zu spät, denn nur wenige Minuten danach wurde die Tür ihrer Kammer wieder aufgemacht und ein Mann trat hinein. Lilly schnappte nach Luft als sie ihn erblickte, doch der strenge Blick von Adea veranlasste sie wieder auf den Boden zu blicken. "Ist das der Bursche?" "Ja das ist er." Beantwortete Adea seine Frage. "Ein bisschen schwächlich." "Wie alle Einheimischen." Offensichtlich lag Adea viel daran das ihr Vorgesetzter nichts davon erfuhr das Lilly ein Mädchen war, weswegen sie jetzt auch noch neben ihr stand, und sie stumm ermahnte ruhig zu sein. "Mir ist es egal wie er gebaut ist, solange er in der Lage ist zu ihr zu gehen, und ihr diesen Brief bringen kann." Er überreichte Adea einen Brief und wandte sich um, um das Zimmer zu verlassen. Aber an der Tür blieb er noch mal stehen um eine Frage zu stellen. "Wie heißt du?" Diesmal war seine Frage an Lilly gerichtet. "Sebastian." "Gut Sebastian, mache dich auf den Weg, ich will die Antwort schnellst möglich haben. Und wehe du kehrst ohne eine zurück." Als er jetzt endgültig das Zimmer verließ, spürte Lilly wie ihr Herz auch langsamer zu schlagen anfing. Sie war froh das er ihr ihre tiefe Stimme abgekauft hatte. Irgendwie hatte sie geahnt das ihr einmal all ihre Schauspielkurse doch vom großem Nutzen sein würden. Doch das es so schnell kam, hätte sie nicht gedacht. Warum sie jetzt endlich doch ihre Klappe behalten hatte und nicht darüber verraten hatte das sie kein Mann war, wusste sie nicht genau. Doch eine Sache hatte sie in den Augen dieses Mannes gelesen, und das war Verzweiflung und Wut. Ihn zu beschreiben, fiel ihr schwer. Er war merkwürdig blass gewesen, so das seine eigentlich von der Sonne gebräunte Haut aschfahl wirkte. Lilly schätzte ihn auf Mitte zwanzig, also noch sehr jung. Hätte er nicht so krank und ausgelaugt auf sie gewirkt so hätte sie sogar gesagt das er ein ausgesprochen attraktiver Mann war. Sein kurzes schwarzes Haar wurde offensichtlich lange nicht mehr geschnitten und saß ziemlich durcheinander auf seinem Kopf. Seine Gesichtszüge waren durch den Mangel an Schlaf ziemlich verzerrt gewesen, aber sie hatte dennoch nicht umhin können seine braunen Augen zu sehen, die wahrscheinlich sehr warm einen anblicken konnten. Und auch seine Lippen, die so perfekt geformt waren, das man glaubte sie wären geschaffen zum Küssen. Insgesamt hatte ihr kurzer Eindruck von ihm ziemlich überwältigend auf sie gewirkt. Und das nicht nur im negativen, sondern im positivem Sinne auch. Sie fragte sich jetzt, warum ein Mann wie er solch einen leidenden Gesichtsausdruck mit sich trug, weswegen sie jetzt fragend Adea anblickte. "Dieser Mann war der Herzog Arlington. Geht jetzt und überbringt den Brief, am anderen Ende der Insel, ihr könnt es nicht verfehlen steht ein Haus, bringt den Brief der Lady die dort wohnt." "Sagt mir weswegen ich nicht preisgeben darf, dass ich eine Frau bin?" "Das ist etwas, was ihr bald erfahren werdet. Offensichtlich habt ihr die erste Hürde gut überstanden. Wenn ihr die nächsten Tage auch still hält, wird vielleicht alles doch noch gut werden." Adea verließ jetzt, nachdem sie Lilly den Brief in die Hand gedrückt hat, das Zimmer. Die alte Frau schien etwas ruhiger zu sein, da Lilly nicht aufgedeckt wurde. Lilly stattdessen blickte immer wieder auf den Brief in ihrer Hand. Die Handschrift war kraftvoll und vollkommen männlich, genau passend für einen Mann wie diesen Grafen. Dennoch konnte sie nicht aufhören das Geschriebene immer wieder vorzulesen: Für meine geliebte Nicole. Jetzt glaubte sie tatsächlich endgültig sich in einem schlechten Film zu befinden. Denn hatte sie nicht selbst ihre wahre Natur gerade eben versteckt, und dennoch war dieser Brief an eine Frau adressiert. Das kleine Büro der Küstenwache sah eher wie eine Müllhalde, als das Büro einer hart arbeitenden Gruppe von Männern die Leben von Menschen retten sollte. Und auch der Mann der an dem überdimensional wirkenden Tisch saß, wirkte wie eine Figur aus einem alten Kriminalroman. Der Mann war etwa fünfzig Jahre alt, hatte die Figur eines überdimensionalen Fasses, und sein Ordnungssinn gleichte nicht mal dem eines Schweins. Jedenfalls war das der Eindruck den er auf Sebastian ausübte, während er mit einer Decke um seine Schultern hier saß und auf eine Nachricht von dem Verbleib seiner Schwester wartete. "Ich bin untröstlich, aber die Suche wird sich sehr verzögern, hier gibt es viele Inseln und na ja..." Sebastian hörte ihm nicht mehr zu. Er konnte auch so in dessen Augen lesen, was er dachte. Für ihn galt es als beschlossene Sache, das Lilly tot war. Aber er wusste es besser, schließlich waren sie beide Zwillinge und in seinem Inneren wusste er immer noch das Lilly am Leben war. "Suchen sie weiter." Sebastians kalte Stimme ließ den Mann in seiner Rede innehalten. Er nickte nur und kümmerte sich wieder um seine eigenen Sachen. Doch das nützte Sebastian wenig, weswegen er sich jetzt erhob und das Büro verließ. Unnötig herumsitzen war nie seine Stärke gewesen und deswegen wollte er sich jetzt selbst auf die Suche nach Lilly machen. Ihre Eltern waren informiert, also konnten sie, wenn sie hier ankamen bei diesem Mann sitzen und warten. Er aber würde etwa unternehmen, wenn er dazu sogar jede einzelne von diesen tausend Inseln auf den Kopf stellen müsste. Lilly war am Leben und er würde nicht eher ruhen, bis er sie fand. Bemerkung des Autors: So als erstes möchte ich mich bei allen die meine Geschichten lesen ganz herzlich bedanken. Und nicht nur das, ich müsste lügen, wenn mir nicht alle Kommentare ganz doll gefallen würden. Und jetzt möchte ich mich auch entschuldigen, und euch ebenfalls für eure Geduld danken. Ich hasse meinen Computer, wenn er mal wieder herumspinnt, aber vor ein paar Wochen habe ich gedacht er würde tatsächlich seinen Geist aufgeben und mich total im Stich lassen. Zum Glück ist alles wieder gut geworden und ich kann meine geliebten Geschichten weiterschreiben. Das ist aber nur einer der Gründe warum es so lange gedauert hat mit der Fortsetzung. Mein Studienfach nimmt leider sehr viel meiner Zeit in Anspruch (heutzutage frage ich mich manchmal ob mich jemand in dem Moment mit einer Pistole bedroht hatte, als ich mich eingeschrieben habe, aber trotz allem liebe ich mein Fach.), und vor ein paar Tagen waren auch Prüfungen. Aber da ich die jetzt hinter mir habe, mein Computer endlich seine Tage gut überstanden hatte (meine Freundin meint Computer sind weiblich, kann sein, genau einmal im Monat verhält er sich ziemlich zickig), ist endlich wieder alles in Ordnung. Ivy Kapitel 4: Act 4 ---------------- Act 4 Strahlender Sonnenschein erhellte jetzt die Insel, als Lilly aus dem Haus trat. Keine einzige Wolke war am Firmament zu sehen, nur blau, wohin das Auge blickte. Das Schloss, welches am gestrigen Abend einen sehr gruseligen Eindruck auf Lilly ausgeübt hatte, hatte etwas von seiner Ausstrahlung verloren. Dennoch wirkte es nicht gerade deswegen freundlich. Lilly versuchte von hier aus zum Land hinüber zu blicken, aber das funktionierte nicht, jedenfalls sah sie nur lauter kleine Inseln. Auf der einen konnte sie sogar ein Haus erkennen, mehr aber auch nicht. Kein Boot war and einem so schönen Tag unterwegs, und so war auch ihre Hoffnung kleiner geworden, dass sie schnellstmöglich wieder zum Festland zurückkehrte oder etwas darüber erfuhr, ob ihr Bruder noch am Leben war. Wie Adea es ihr beschrieben hatte, führte ein Weg vom Schloss weg. Er war klein und ziemlich zugewachsen, aber sie erinnerte sich wage daran, dass sie den gleichen Weg genommen hatte, als sie am Abend hierher angekommen war. Jetzt aber ging sie in die andere Richtung. Etwa fünfzehn Minuten später mündete der kleine Weg in einen großen, der auch noch asphaltiert war. Hier konnten Autos ohne Mühe fahren. Und als sie jetzt ihren Kopf in beide Richtungen drehte um herauszufinden, wohin sie als nächstes hingehen sollte, sah sie es. Links von ihr, den Berg hinauf stand dieses traumhaft schöne Haus. Es war wie in einer fremden Welt, einer zivilisierten Welt. Ein kleiner, aus weißem Stein gebauter Zaun umschloss diese traumhafte Villa die ebenfalls aus dem gleichen weißen Stein gebaut war. Als Lilly das Tor passierte und zum Eingang herüberging, bemerkte sie nicht das sie beobachtet wurde. "Was kann ich für sie tun, Sir?" Ein älterer Mann stand plötzlich hinter ihr in einem dunklen Livree gekleidet. "Oh, sie haben mich aber erschreckt." Brachte Lilly jetzt etwas außer Atem hervor. Der ältere Mann blickte sie immer noch fragend an, kein Lächeln war in seinem Gesicht zu sehen. "Ich bin hier, weil ich einen Brief von dem Grafen übergeben soll." "Miss Nicole ist am Pool, sie müssen um das Haus herum gehen." Sagte der Mann und entfernte sich. Lilly folgte den Anweisungen und ging um das Haus herum. Und wie der Mann es ihr gesagt hatte, sah sie jetzt ein großes Schwimmbecken vor sich. Eine junge Frau stand daneben und betrachtete eine andere die im Pool langsam ihre Runden zog. Offensichtlich war dieses ein Dienstmädchen, denn sie hielt in ihrer einen Hand ein großes Handtuch und bewegte sich nicht von der Stelle. "Guten Tag, verzeihen sie, aber ich bin hier, weil ich einen Brief übergeben soll." "Schon wieder und ich hab tatsächlich gedacht er hätte endlich aufgegeben, da er sich einen Tag lang nicht gemeldet hatte. Aber wie ich sehe fehlen die Pralinen und die Blumen." Lilly verstand nicht ganz, was diese Worte zu bedeuten hatten, und die junge Frau schien das verstanden zu haben. "Du bist wahrscheinlich neu hier." Lilly nickte nur. " Na dann hör mir genau zu, es wird sowieso noch etwas dauern bis die junge Lady ihre fünfzig Runden beendet hat." Nach einer kurzen Pause und nachdem die Frau bemerkt hatte das sie nun Lillys ganze Aufmerksamkeit hatte, fuhr sie fort. "Der Graf ist ungeheuer verknallt in Miss Nicole, und er himmelt sie gerade zu an. Ich wäre sehr geehrt, wenn mich so ein Mann wie er so anschauen würde, aber nein. Deswegen nimm ihn dir als Vorbild, denn jede Frau liebt so etwas, auch Miss Nicole. Nur hat die Miss eine heftige Abneigung gegen den Grafen." Lilly realisierte das sie immer noch für einen Jungen gehalten wurde, dennoch wollte sie jetzt nicht alles richtig stellen, zuerst wollte sie die Wahrheit erfahren. "Aber man hat mir gesagt der Graf hasse die Frauen, wie kann das sein?" "Das also ist eine der vielen Ideen meiner Herrin. Du hast bestimmt bemerkt das der Graf göttlich aussieht, und jede Frau ist verrückt nach ihm, aber das kannst du ja nicht verstehen. Und nun hat Miss Nicole ihm gesagt das sie sich seinen Antrag gut überlegen würde, wenn er einen Monat lang um sie ehrlich werben würde, ohne das eine hübsche junge Frau in seiner Nähe ist." "Es reicht Marina behellige unseren Gast nicht mit dieser Geschichte. Geh und hole uns was zu trinken." Die Stimme die jetzt überraschend hinter ihr erklungen war, gehörte einer jungen Frau die ihrem Aussehen nach sogar noch jünger als Lilly sein konnte. Und endlich konnte Lilly auch verstehen warum der Graf verrückt nach dieser Nicole war. Ihre Haut war unglaublich hell, wie die einer Porzellanpupe strahlte es und zeigte keine Tönung trotz der prallen Sonne. Das dunkelrote Haar das sie jetzt aus ihrem Zopf löste, fiel in leichten Wellen auf ihre zarten Schultern herab. Ihr Gesicht wirkte etwas kindlich aber auch ungeheuer warm mit dem Lächeln das sie Lilly gerade schenkte. Sie war wunderschön und eindeutig der Traum eines jeden Mannes. "Kommt, setzt euch neben mich und erzählt mir wie es Josh geht." Nicoles Stimme passte perfekt zu ihr, bemerkte Lilly. "Josh?" "Ja, dem Grafen. Hoffe doch er grämt sich nicht zu sehr." Lilly befolgte Nicoles Anweisung und setzte sich neben sie auf einen der zwei Liegestühle. "Er sieht nicht gut aus, und er hat mich gebeten ihnen diesen Brief zu überreichen." "Oh, und dabei habe ich gedacht er hätte endlich aufgegeben. Das er doch ohne jegliche Verbindung zum Festland leben könnte, war für mich sehr zweifelhaft. Aber wenn er mir einen Brief schickt, dann hat er noch nicht aufgegeben." "Verzeihung, aber ich weiß nicht viel darüber. Ich bin bei einem Schiffsunglück an die Küste gespült worden und ich wünsche mir eigentlich nicht anderes als nach Hause zu kommen. Oben im Schloss gab es kein Telefon, haben sie nicht zufällig eines, oder vielleicht ein Handy?" Nicole nahm jetzt ihre Sonnenbrille ab und blickte wieder diesen Burschen der vor ihr saß an. Er war süß und wirkte eher wie ein Mädchen. Kein kraftstrotzender Mann, aber deswegen sehr süß. "Wie alt bist du." Stellte sie jetzt die Frage, die ihr auf der Zunge lag. "Neunzehn." Lilly verstand nicht ganz, dennoch beantwortete sie alles, schließlich brauchte sie Hilfe. "Mein Name ist Nicole Collins. Freut mich dich kennen zu lernen..." "Sebastian." Okay Lilly fand jetzt endgültig das sie verrückt war, denn warum hatte sie gelogen? "Ich bin achtzehn Sebastian und ich würde mich sehr freuen, wenn du mir Gesellschaft leisten würdest, während wir hier gemeinsam unsere Tage verbringen. Ich selbst habe auch kein Telefon, wir sind ganz vom Festland abgeschnitten." Nur Nicole wusste das das eine Lüge war, denn sie wäre nie ohne ihr Handy weggefahren, aber dieser junge Mann gefiel ihr, und sie wollte nichts unversucht lassen ihre Tage hier etwas aufzupäppeln. "Das Boot kommt alle zwei Wochen zur Insel und bringt frische Vorräte, ich selbst habe vor, wenn er in zwei Wochen wieder da ist, diese Insel zu verlassen, aber bis dahin sitzen wir leider im selben Boot." Lilly wurde das untrügliche Gefühl nicht los das diese Person hier mit ihr flirtete. Ihr Augenaufschlag und ihre Hand die sie jetzt zufällig auf ihren Oberschenkel legte, ging doch etwas zu weit. "Ich langweile mich hier und Josh kann so lange wie er will das Dasein eines Mönches führen, dass wird meine Meinung über ihn nicht ändern. Ich werde ihn nicht heiraten, denn dazu habe ich viel zu viel angst vor ihm. Und seine Geschenke kann er auch wieder haben." Nicole nahm den ihr gegebenen Brief und zerriss ihn in der Luft, sie machte sich nicht mal die Mühe ihn vorher zu lesen. Jetzt sprang sie auf, zog Lilly mit sich und machte sich auf den Weg ins Haus hinein. "Moment mal..." "Kommt mit Sebastian, ich möchte euch diese wunderschöne Villa zeigen und euch auch um einen weiteren Gefallen bitten. Der Grund weswegen Josh nicht selbst hierher kommt, ist deswegen, weil er denkt ich wäre sehr krank und hätte Asthma. Ihr aber dürft ihm keinen Grund liefern das nicht zu glauben, versteht ihr mich." Lilly nickte nur und folgte Nicole weiter. Für sie war Nicole keineswegs krank, denn jedes Mal, wenn sie sich aus ihrer Umklammerung zu lösen begann, hielt diese sie nur noch fester an sich gedrückt. Jetzt war es endlich für sie offensichtlich das diese Person irgendetwas von ihr wollte, etwas das sie ihr als Frau nicht geben konnte. Das Verwirrspiel das zu Anfang begonnen hatte, wurde jetzt nur noch schlimmer, aber eine unsichtbare Macht hinderte Lilly daran jetzt alles auszuplaudern. Sie beschloss fürs erste ruhig zu bleiben und bei dieser Maskerade mitzuspielen. Es waren nur noch dreizehn Tage bis zu dem Tag an dem ein Schiff zu dieser Insel kam und sie endlich in die Zivilisation kam, weit weg aus diesem Irrenhaus. Kapitel 5: Act 5 ---------------- Act 5 Nicole Collins beobachtete wie Sebastian den Weg in Richtung des alten Klosters unternahm. Über eine Stunde war er bei ihr gewesen und hatte sich mit ihr unterhalten. Er gefiel ihr von Minute zu Minute immer mehr. Für sie war es kein Geheimnis das sie wunderschön war, und bislang war ihr auch kein Mann begegnet der ihr wiederstehen konnte. Und deswegen sah sie in Sebastian eine Herausforderung. Als er sie das erste Mal gesehen hatte, hatte er sie nur verwundert angesehen. Aber da war kein Feuer in seinen Augen, der ihr sagte, dass er sie wollte. Bei Josh war das anders, in seinen Augen sah sie immer dieses Verliebstein und sogar eine gewisse Besessenheit. Josh war ihr bis zu den Zehenspitzen verfallen, aber Sebastian dagegen schien sich gar nicht für sie zu interessieren. Ihre Augen begannen immer mehr zu leuchten, wenn sie an morgen dachte. Und sie war sich auch hundertprozentig sicher, dass er sie zu ihr kommen würde. Schließlich hatte sie ihm einen guten Grund geliefert, weswegen sie den Brief nicht heute beantwortet hatte. Lilly wusste von sich aus das sie beobachtet wurde. Nicole ließ sie nicht los, sondern starrte ihr mit diesem ungewöhnlichen Lächeln nach, als ob sie gerade eine Beute gefunden hätte. Und sie als Frau wusste ganz genau, was dieser Blick zu bedeute hatte. Trotz ihrer Flehversuche hatte Nicole ihr keine Antwort mitgegeben. Schon jetzt gruselte sie sich vor der Auseinandersetzung mit Josh. Moment mal. Sie wurde sich plötzlich bewusst das sie den Grafen mit seinen Vornamen bezeichnet hatte. Wann diese Wandlung gekommen war, wusste sie nicht. Aber er tat ihr irgendwie leid. Nicole spielte mit ihm und seiner Liebe zu ihr. Dabei war sie sich nicht sicher ob sie selbst nicht genauso gehandelt hätte. Je näher sie jetzt dem Schloss kam, von dem ihr Nicole erzählt hatte, dass es früher ein Kloster war, desto näher wurde diese fröhliche Aura die sie in der Villa gespürt hatte, von einem Gefühl der Angst übermannt. Ein Schuss, und ein zweiter, erschreckten sie jetzt als sie im Hof stand zu Tode. Sie bückte sich hastig nach unten um nur darauf ein Gelächter zu hören. Adea stand am Hauseingang und lachte so laut sie konnte. Und Lilly wusste auch das sie der Grund ihrer Belustigung war. "Er will das du sofort zu ihm kommst, wenn du wieder da bist. Er ist im Garten und übt sich ein wenig bei Tontaubenschießen." Lilly antwortete nicht, diese Frau war ihre ein Rätsel, vor allem warum sie hier war und bei dem ganzen dummen Spiel mitmachte, verstand sie überhaupt nicht. "Ich wette sie ist mal wieder krank. Oh nein ich meine sie tut nur so. Oh Gott, ich wünsche dir viel Spaß bei der Überbringung deiner schlechten Nachricht." Lilly war wütend, weswegen sie jetzt wieder zu Adea hinüberblickte. Auf dem Gesicht der alten Frau lag immer noch ein Lächeln, und als sie jetzt Lilly anblickte, begann sie von neuem laut zu Lachen. Doch bevor Lilly etwas erwidern konnte, wurde sie von ihr unterbrochen. "Ich habe dich gewarnt, du hättest besser nicht herkommen sollen." Adea verschwand immer noch lachend im Haus, aber Lillys Wut steigerte sich deswegen ins Unermessliche. Wie oft musste sie noch sagen, dass sie einen Unfall hatte. Hätte jemand sie freiwillig eingeladen herzukommen, dann hätte sie es nie und nimmer getan. Josh stand im hinteren Garten und hielt sein Gewähr fest in der Hand. Jetzt als er die Schritte hinter ihm hörte, drehte er sich schnell um. Und wie erwartet stand vor ihm der neue Diener, Sebastian, wenn er sich nicht irrte. "Und, hat sie endlich geantwortet. Willigt sie ein oder nicht." Lilly war traurig als sie jetzt das Gesicht von Josh erblickte. Er wirkte wie ein kleiner Junge der kurz davor stand sein lang erträumtes Weihnachtsgeschenk zu bekommen. Sie verstand jetzt warum das Mädchen das sie bei Nicole getroffen hatte, zu ihm gesagt hatte, dass sich jede Frau über die Aufmerksamkeit von Josh freuen würde. Ja auch sie empfand das dieser Mann ungeheuer attraktiv wirkte, vor allem da er sich anscheinend rasiert und frisch umgezogen hatte. Das weiße Hemd spannte um seine breiten Schultern, genau wie die beigefarbene Hose sich perfekt an seine Schenkel schmiegte. Lilly schüttelte mehrmals ihren Kopf, schließlich wartete er immer noch auf eine Antwort von ihr. "Nein!" Josh klang wütend, offensichtlich hatte er ihr Kopfschütteln als eine Antwort missverstanden, kein Wunder, wenn sie ihn so lange anstarrte ohne etwas zu sagen. "Nein, entschuldigt ich habe meinen Kopf nur so geschüttelt. Miss Nicole hat ihnen noch keine Antwort geben können." "Ich verstehe nicht." Offensichtlich hatte sie ihn nur ganz leicht beruhigen können. "Ihr geht es nicht gut, ihre Krankheit..." Lilly hasste es zu lügen, alle diese Worte kamen ihr ungeheuer falsch, dennoch fuhr sie fort. "...hat sich verschlimmert und sie war heute einfach nicht in der Lage zu schreiben, aber sie wollte das ich morgen noch einmal vorbei komme um zu sehen ob es ihr besser ging oder nicht." Sein Gesicht hellte sich zuerst auf, wurde aber dann sehr besorgt. "Steht es wirklich so schlimm um meine Liebste, wenn ja dann sollte ich sie besuchen." "Nein!" "Nein?" "Ich meine, habt ihr euere Abmachung vergessen, sie wäre bestimmt wütend, wenn ihr sie brechen würdet." War sie den vollkommen verrückt geworden? Offensichtlich schon, denn warum deckte sie Nicole sonst? "Ihr habt recht, komm Sebastian, hilf mir. Ich will wunderschöne Blumen für die schönste Frau auf der ganzen Welt pflücken." Lilly konnte sich nicht von der Stelle rühren. Dieses Lächeln von ihm, das aus seinem Innersten zu kommen schien, dass seine Augen zu leuchten begannen so golden als ob sie nie braun gewesen waren. Das alle berührte sie selbst tief in ihrem Inneren, das sie spürte wie sich ihr Herzschlag und ihre Atmung beschleunigten. Sie war auf dem besten Wege sich in ihn zu verlieben. Die Gefährlichkeit dieser Lage war ihr vollkommen bewusst, aber dennoch sollte sie nicht dran denken. Ihr vorderstes Ziel war es von hier weg zu kommen. Ihren Bruder zu finden und wieder nach Hause zurück zu kehren, und wenn sie das tat dann würde sie Josh Arlington nie wieder sehen. Warum nur tat ihr das Herz so weh, das es drohte aus ihrer Brust herauszuspringen. "Kommt Sebastian, ich kann die Blumen doch nicht alleine pflücken, helft mir." Seine warme Stimme riss sie aus ihrer Erstarrung heraus. Lilly verdrängte fürs erste ihre Gedanken tief in ihr Innerstes, später, wenn sie wieder alleine war, wollte sie noch mal über alles nachdenken, jetzt war es ihre Aufgabe Josh zu helfen. Adea betrachte aus einem der Fenster Josh und Lilly, wie sie auf der Wiese Blumen pflückten. Ihre Gedanken überschlugen sich, je mehr sie die beiden ansah. Das hier könnte noch sehr interessant werden. Ein äußerst merkwürdiges Lächeln war jetzt auf ihrem Gesicht erschienen. Das Spiel hatte gerade angefangen und es blieb noch sehr viel Zeit um es zu beenden. Kapitel 6: Act 6 ---------------- Act 6 "Siehst du diese weiße und diese rote Rose, wie sie so friedlich nebeneinander leben?" "Ja." "Und jetzt sage mir bitte Sebastian, welche von ihnen du für die Königin der Blumen hältst, ist es die rote oder die weiße?" Lilly beobachtete ruhig Nicole, wie sie sich elegant durch die Rosenbüsche bewegte und irgendwie jede einzelne der Rosenblüten zu streicheln schien. Sie war an diesem Tag aufgebrochen um endlich vernünftig mit Nicole reden zu können, sie wenigstens darum zu bitten, das Spielen mit Josh einzustellen. Und dann hatte sie sich am Ende doch dazu verleiten lassen ihr in den Garten zu folgen um sich die Rosen anzusehen. "Ich war immer der Meinung das die Rose für sich die Königin der Blumen ist, aber das es auch noch eine Rangordnung untern den Rosen selbst gibt, das wusste ich nicht." Nicoles rote Haare schienen neben den weißen Rosen hell zu strahlen, und da sie dazu auch noch ein grünes Kleid angezogen hatte, erschien sie selbst in diesem Meer aus weißen Rosen, wie eine einzige rote Rose von unglaublicher Schönheit. Lilly konnte wieder ganz genau verstehen, warum Josh sich in diese Person verliebt hatte. "Vielleicht ist die einzige Frage die wir uns hier stellen sollten, welche dieser beiden Rosen zuerst auf der Welt erschien." Nicole war nicht nur schön, sie hatte auch eine angenehme Stimme. Sie passte perfekt in das Bild eines wohlgehüteten und gut erzogenen Mädchens. "Autsch, ich habe wohl ganz vergessen das sie nicht nur schön, sondern auch noch Dornen hat um diese Schönheit zu schützen." Lilly wusste ganz genau was sie für eine Rolle hier spielte. Nicole flirtete ungeniert mit ihr, und jetzt als sie sich ihren Zeigefinger langsam in den Mund schob um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, wäre Lilly am liebsten von hier geflohen. Nur das ihr in diesen Momenten immer ihre hoffnungslose Lage sehr deutlich vor die Augen trat. "Zeigen sie mir bitte ihren Finger Miss Nicole." Eigentlich hatte sie keine Lust ihr zu helfen, aber Nicole weckte wahrscheinlich in jedem Beschützerinstinkte, und da sie noch kleiner als Lilly war, kam sie ihr auch wie eine jüngere Schwester die sie nie gehabt hatte. Deswegen zog sie jetzt ein Taschentuch und umwickelte den Finger von Nicole, der nur einen ganz kleinen Stich hatte, und wo das Blut eigentlich auch nicht mehr floss. Nicole erschien dieser junge Mann wie ein Traumbild auf das sie nie gehofft hatte es zu sehen. Als sie jetzt nach oben zu ihm blickte, war sein Gesichtsausdruck sehr ernst, während er ihren Finger mit dem Taschentuch verband. Seine Haut war zart, fast wie die eines Mädchens, und er hatte unglaublich lange Wimpern, wieder eine Verschwendung an einen Mann. Was ihr am Anfang wie ein Spiel vorgekommen war, änderte sich heute sehr schnell, als sie ihren überstürzten Herzschlag spürte. "Miss Nicole, Josh, ich meine der Graf macht sich große Sorgen um eure Gesundheit. Er würde euch sehr gerne besuchen, und dann..." "Nein, es ist besser so. Ich wünsche ihn nicht hier zu sehen." Nicole ärgerte sich darüber das Sebastian diese romantische Stimmung unterbrochen hatte. Sie hatte sich einfach zu sehr von seiner Schönheit einnehmen lassen, dabei hätte es ihr klar sein müssen das er nicht Josh war. Sie musste erst mal Sebastian für sich gewinnen. "Ich empfinde nichts für ihn, das habe ich ihm schon einmal gesagt, aber er hört nicht auf mich. Und da er nicht vernünftig sein will, will ich es auch nicht sein." Dieser zweite Tag an dem sie mit den Blumen von Josh zu Nicole aufgebrochen war, sollte endlich Klarheit in dieses Verwirrspiel bringen. Jedenfalls hatte Lilly es sich so vorgenommen. Der Morgen war wieder wunderschön gewesen und sie war in der besten Laune um mit Nicole von Frau zu Frau zureden. Dumm nur das sie vollkommen vergessen hatte, dass Nicole sie für einen Mann hielt, Josh überhaupt nicht ausstehen konnte und plus dazu offensichtlich sich jetzt an sie heran machte. Das heißt sie hatte den ganzen Morgen damit zugebracht irgendwie den Attacken von Nicole aus dem Weg zu gehen und am Ende wieder ohne eine Antwort zurück zu kehren. Na ja eine Antwort hatte sie schon, der wunderschöne Blumenstrauß den Josh und sie am Tag zuvor gepflückt hatten, lag jetzt in ihrer Hand und verwelkte langsam bei der glühenden Hitze der Sonne. Sie konnte ihn wegwerfen, und dann Josh die Nachricht überbringen, dass Nicole ihn gern angenommen hatte. Aber sie wollte das nicht, und deswegen trug sie ihn immer noch, als sie in den Hof des Schlosses ankam. Irgendjemand musste Josh die Augen öffnen, und wenn sie die Person war, dann war sie es eben. "Sebastian, ihr seid wieder da. Wie geht es Nicole, ist sie..." Offensichtlich hatte Josh sehnsüchtig auf eine Antwort von Nicole gewartet, denn er war sofort aus der Tür herausgestürmt, als Lilly den Hof betreten hatte. Aber ebenso schnell war er auch wieder verstummt, als er den Blumenstrauß in ihren Händen gesehen hatte. "Sie hat ihn nicht angenommen?" "Nein." "Oh ich verstehe, wahrscheinlich wegen ihrem Asthma, ich hätte daran denken können." Er wartete, er wartete das sie es ihm bestätigen sollte, das sie ihm nur durch ein einfaches Kopfnicken sagen sollte, dass er recht hatte. Doch das weckte in ihr nur ihren Trotz, ihm doch endlich den Kopf zu waschen, damit er vernünftig wurde. "Kann sein." Sprach sie deswegen leise aus und drückte ihm den Blumenstrauß in die Hand. Josh aber stand immer noch starr da und starrte auf die verwelkten Blumen. Er reagierte nicht, und Lilly hatte schon fast Gewissensbisse, das sie nicht gelogen hatte. Denn als sie es am gestrigen Tag getan hatte, da war er so fröhlich gewesen. Aber sie sah ein das sie heute eines seiner wunderschönen Lächeln nicht sehen würde. Vor allem jetzt war sie davon überzeugt, als er den Blumenstrauß auf den Boden warf und zurück ins Haus stürmte. "Dumm, sehr dumm, das hättest du besser nicht getan. Du wirst heute abend schon sehen was du davon hast." Die spöttische Stimme der alten Adea weckte Lilly aus ihrer Trance. Diese Frau war die letzte die sie jetzt sehen oder hören wollte, aber leider tauchte sie immer dann auf, wenn sie unerwünscht war. "Irgendjemand muss ihm aber die Augen öffnen." "Und du glaubst du könntest das tun, du dummes Mädchen." "Ja warum nicht. Ich werde es wenigstes versuchen." Eigentlich hatte sie das nicht sagen wollen, aber Adea zu widersprechen, dieser Zwang genau das zu sagen, war ungeheuer groß. "Dann wünsche ich dir heute abend viel Spaß, ich jedenfalls werde nicht in seine Nähe kommen, denn ich habe ihm das nicht eingebrockt. Du wirst heute auf ihn aufpassen." "Aufpassen?" "Du wirst schon sehen was du davon hast. Das nächste Mal wirst du auf den Rat einer alten Frau hören und dich vom solchen Orten fernhalten wie dem hier. Dann hättest du dich nie unglücklich verliebt, wie du es jetzt getan hast." "Was!" Lilly erhielt keine Antwort mehr von Adea. Die alte Frau war sofort im Schloss verschwunden. Und für Lilly gab es nur eine Meinung die sie von ihr hatte und das war die, dass sie verrückt war. Sie hatte sich nicht in Josh verliebt. Es war die volle Wahrheit das er super aussah, aber das war immer noch nicht ein Grund das sie sich deswegen in ihn verlieben sollte. Grübelnd und immer noch in der prallen Sonne stehend, merkte Lilly, dass es nichts nützte über die Worte dieser alten Schnepfe nachzudenken. Es war besser sich in das kühle Innere des Hauses zu begeben, um der Hitze zu entfliehen. Alles weiteer würde schon irgendwie kommen, genau wie diese zwei Wochen irgendwann endlich ihr Ende haben würden und sie wieder zu Hause sein könnte. Kapitel 7: Act 7 ---------------- Act 7 Zehn Inseln, zehn verdammte unglaubliche Inseln hatte er schon abgeklappert, aber nirgendwo hatte er auch nur eine Spur seiner Schwester gefunden. Er hasste die Reise die sie unternehmen wollte und er hasste die Müdigkeit die ihn immer wieder überfiel, weswegen er von Zeit zur Zeit eine Pause einlegen musste. Sebastian blickte sich um, egal wohin er seinen Blick schweifen ließ, er sah nichts weiter als Inseln und blaues, tief dunkles Meer. Die Sonne strahlte jetzt hell, nicht eine kleine Wolke war am Himmel zu sehen. Die Hitze machte es ihm nicht gerade leicht weiter zu machen, aber er tat es doch. Man konnte ihm erzählen was man wollte, in seinem Innerem wusste er das Lilly noch am Leben war. Sie beide waren Zwillinge und Zwillinge verband ein besonderes Band. Und wäre ihr was passiert, so hätte er es längst gespürt. Davon war er felsenfest überzeugt. Dennoch, es überraschte ihn schon ein wenig, dass sie sich nicht meldete, wenn sie am Leben war. Fast jede dieser Inseln hatte ein Haus oder etwas ähnliches auf sich. Und da sie sich nicht meldete, musste sie auf einer Insel sein, wo es keine Möglichkeit gab über Funk oder Telefon mitzuteilen, dass sie noch am Leben war. Mit einem plötzlichen Entschluss entschied er sich fürs erste seine Suche auf die unbewohnten Inseln auszudehnen. Ob er Erfolg haben würde, wusste er nicht, aber für seine Schwester würde er sogar bis zu seinem Lebensende nach ihr suchen. Nur wenn sie bis dahin in Sicherheit war. Lilly hasste es, wenn die alte Adea recht hatte, aber offensichtlich war diese die Einzige die in diesem Irrenhaus die Übersicht behielt. Aber ebenso hatte Adea ihr Wort gehalten, hier an diesem Abend wo sie sie brauchte, war sie nicht da. Sie war verschwunden und hatte Lilly alleine gelassen um das auszubaden, was sie am Tag verursacht hatte. Das ganze hatte etwa gegen siebzehn Uhr angefangen. Da hatte Josh nach einer Flasche Wein verlangt. Lilly hatte sich nichts dabei gedacht, als Adea sie zu sich gerufen und ihr die Flasche in die Hand gedrückt hatte. Dabei hätte es ihr ganz klar sein müssen, als sie den gehässigen Blick von der alten Frau gesehen hatte. Nach der einen Flasche hatte er auch eine zweite verlangt und nach der dritten, war Adea nicht mehr da und Lilly musste ihn ganz alleine bedienen. Eigentlich hatte sie ihm die vierte verbieten wollen, indem sie ihm sagte das keine mehr da war, aber dann war er aufgestanden und hatte sie sich selbst geholt. Und jetzt, ja jetzt war genau das eingetreten was geschah, wenn man zuviel Alkohol trank, Josh war betrunken. Sogar mehr als nur betrunken, er war stürzbetrunken. Überall in der kleinen Burg hörte man sein Gesang, überall hörte man zerbrochenes Glas und seine wütende Stimme, wenn er mal wieder eine Flasche geleert hatte. Lilly saß momentan in ihrem Zimmer und hörte sich das alles an, ohne zu wissen was sie eigentlich tun sollte. Als aber nichts mehr zu hören war, schlich sie sich leise hinaus. Die Stille die nach dem Lärm eingetreten war, war einfach zu verdächtig gewesen. In den meisten Räumen war das Licht schon aus, so dass sie sich durch dunkle Flure bewegen musste. "Josh?" Ihre Stimme klang krächzend und unheimlich hohl in den leeren Fluren, aber sie gab ihr eine gewisse Sicherheit ihre Angst zu überwinden. Und sie hatte angst, sogar sehr große angst. Mitten in einem gemütlichen Wohnzimmer fand sie ihn schließlich. Er lag auf einem der Sofas, und schien zu schlafen. Das schummrige Licht der Nachttischlampe flackerte ungewöhnlich, so als ob die Glühbirne ihre letzte Atemzüge verrichten würde. Zögernd trat sie hinein, denn was wäre, wenn auch Josh nicht mehr atmen würde. Seine blasse Haut wirkte fast durchsichtig und seine rechte Hand war mit einem Tuch umwickelt, der vollkommen blutdurchtränkt war. "Josh?" Er reagierte auf ihr Rufen nicht, so dass Lilly sich überwinden musste und ihren sicheren Platz an der Tür verließ um zu ihm zu gehen. Ihr langes blondes Haar lag ihr locker um ihre Schultern, und es wurde ihr erst jetzt bewusst das sie ihr Basekap vergessen hatte. Aber als Josh sich unruhig hin und her zu bewegen begann, vergaß sie alle Vorsicht und ging zu ihm. Lilly sammelte die leeren Flaschen und trug sie weg. Josh war am Leben, was ihr einen Teil ihrer angst nahm. Seine Hand war nicht sehr schwer verletzt, sondern nur leicht geschnitten. Wahrscheinlich an eine der Glasscherben, die sie in der Küche von einem kaputten Glas gesehen hatte. Dennoch nahm sie ein neues Tuch und verband seine Hand erneut. Während dieser Zeit wachte er nicht einmal auf, sondern schlief mit einem ruhigen und sehr leisen Atem. Er wirkte entspannt, fast wie ein kleines Kind. Es war merkwürdig einen Menschen beim Schlafen zu beobachten, in dem Moment wenn man alle Schutzschilde von sich fallen ließ. Auch sie hatte jetzt alle ihre Vorsichtsmaßnahmen fallen gelassen, als sie jetzt so nah an ihn herantrat um ihn bei der schlechten Beleuchtung besser sehen zu können. Joshs braune Augen waren jetzt geschlossen und sie konnte weder den Schalk noch die Wut in ihnen lesen, die sie manchmal zu sehen bekam. Sein Gesicht hatte etwas an Blässe abgenommen, aber wirkte jetzt um seine Wangen rötlich von dem übermäßigen Alkoholverzehr. Schöne feingeschwungene Augenbrauen in der gleichen Farbe wie sein dunkles Haar rahmten seine Augen vortrefflich ein. Und erst die Lippen, sie waren voll und geschmeidig. Es nahm sie vollständig in seinen Bann und das Gefühl in ihrem Magen, verstärkte sich noch mehr. Lilly war so sehr abgelenkt worden, das sie ihre Musterung ungerührt fortsetzte. So war es auch nicht verwunderlich das sie einen großen Schrecken kriegte, als Josh seine Hand hob und nach ihrem Haar fasste. "Was... was bist du?" Fragte er etwas außer Atem und deutlich verwirrt. Er war wach und er beobachtete sie neugierig wie ein kleiner Junge. "Goldenes Haar und goldene Augen. Du bist wunderschön." Es war nicht nötig das Lilly irgendetwas sagte oder verneinte, denn Josh verfiel im nächsten Moment wieder in seinen Schlaf. Ohne sich mehr um ihn zu kümmern verließ Lilly das Zimmer und eilte in ihr eigenes. Angst treib sie an sich nicht umzudrehen bevor sie ihre Tür erreichte und diese fest zwei Mal hinter sich verschloss. Erst jetzt wurde ihr über deutlich bewusst was passiert war. Die Warnung von Adea spukte ihr immer mehr im Kopf herum und auch Joshs Abmachung mit Nicole fiel ihr wieder ein. Sie hatte beides missachtet und hatte beides außer acht gelassen. Aber das war es nicht, was ihr so große angst einjagte in diesem Moment. Es war viel mehr die Tatsache das sie entdeckt hatte das Adea wieder mal recht hatte. Sie empfand etwas für Josh. Ob es Liebe war, wusste sie nicht, aber es ging schon sehr tief, und es bestand doch noch die Möglichkeit das sie sich in ihn verlieben könnte. Etwas was ihr vollkommen absurd aber auch sehr klar vorkam. Sie wollte von hier weg, wieder nach Hause und in ihr geregeltes Leben hinein. Allmählich wurde ihr das alles zuviel, vor allem da sie überhaupt keine Ahnung hatte, was sie als nächstes tun sollte. Kapitel 8: Act 8 ---------------- Act 8 Nicole konnte nicht schlafen. Die Hitze machte es einem unerträglich sich sanft einzukuscheln und einzuschlafen. Aber die Nacht war wundeschön und überhaupt nicht geeignet zum Schlafen, weswegen sie sich jetzt erhob und hinaus auf die große Terrasse schritt. Der Mond stand hoch am Himmel und bestrahlte die See die unheimlich ruhig war, so ruhig, als ob sie bald einen Sturm ankündigen würde. Wie unzählige Male zuvor wanderten ihre Gedanken auch jetzt zu Sebastian. Er war ein unglaublicher junger Mann und der erste der ihre Aufmerksamkeit so sehr erregt hatte wie kein anderer. Noch nie hatte sie sich so leicht gespürt wie in seiner Gegenwart, und noch nie hatte sie solch eine Vorfreude verspürt, wenn sie wusste das er doch bald kommen sollte. Leider war Sebastian immer noch ein wenig blind ihren Gefühlen gegenüber. Eine Entscheidung musste her, und jetzt als Nicole die kühle Brise spürte, wusste sie instinktiv das sie richtig lag. Noch ein kurzer Blick zum Meer hinaus, wo sich plötzlich dunkle Wolken innerhalb von Sekunden gebildet hatten und dann begab sie sich in das Innere ihres Zimmers. "Bald wirst du deine Selbstsucht aufgeben und entdecken wie falsch und hinterhältig du doch bist. Mein Plan ist perfekt und er wird aufgehen, ich hoffe das er dich dann vollkommen von hier verjagt und dir das gibt was dir auch zusteht." Marina lächelte ruhig vor sich hin, während sie ihre Herrin Nicole auf der großen Terrasse beobachtete. Nicole war schön, ja, aber nur sie Marina wusste es, dass sie auch gemein und unausstehlich war, vor allem wenn es um den Grafen ging. Dabei war Josh Arlington der perfekte Mann, vor allem in ihren Augen. Er war vermögend und vergötterte Nicole viel zu sehr. Dabei war es für sie klar das diese hinterhältige Schlange das nicht verdiente, nicht im geringsten. Und dieser junge Mann Sebastian würde genau die richtige Person sein um ihr bei ihrem Plan zu helfen. Es war unglaublich, wie er genau im perfekten Augenblick hier erschien. Marina umklammerte noch einmal fest den Brief in ihrer Hand, und nach einem kurzen und sanften Kuss auf das weiße Umschlagspapier, ging sie auch in das Innere des Hauses. Ihr war es, genau wie Nicole, nicht entgangen, dass ein unglaublicher Sturm auf die Insel zuraste. Sehr früh an diesem neuen Tag war ein heftiger Sturm über der Insel aufgetaucht. Die Bäume bogen sich heftig gegen den Wind und das Meer spielte unruhig umher. Hohe Wellen türmten sich immer wieder auf, bevor sie in sich zusammenfielen, verschwanden um bald darauf neue an ihre Stelle treten zu lassen. Und jetzt wo der Morgen schon etwas vorangeschritten war, stürmte es immer noch. In einem immerwährenden Rhythmus wehte der Wind draußen und ließ kein Anzeichen fallen, dass es ruhiger werden würde. Genau das falsche Wetter, wie Lilly feststellen musste. Heute an diesem Tag, heute nach der letzten Nacht, war es das letzte was sie noch tun wollte, als den ganzen Tag im Haus zu verbringen, so nah bei Josh. Wegen ihm und ihrer Dummheit hatte sie die ganze Nacht nicht mehr schlafen können. Es war zehn Uhr und ihr Magen machte sich langsam bemerkbar. Lilly hatte gewaltigen Hunger, doch bekämpfte sie diesen. Jetzt konnte sie sich nicht überwinden nach draußen zu gehen und sich etwas zu essen zu holen. Sie wusste nicht vor was sie angst hatte, aber sie hatte angst. Der Sturm heulte immer noch in der gleichen Stärke und die sommerliche Hitze die vorher den Tagesablauf bestimmt hatte, wich jetzt einer merkwürdigen Kälte. Im Schloss war es still, kein Mucks war zu hören, und jetzt als sich Lilly noch heftiger in ihre Decke kuschelte, forderte endlich die Nacht ihren Tribut. Sie schlief ein. Josh spürte heftige Kopfschmerzen, und auch sein Magen fing an zu rebellieren. Aber der schlimmste Schmerz, war immer noch in seiner rechten Hand. Die Bewegungen seiner Finger fielen ihm nicht leicht, so das er es nach ersten Versuchen vollkommen aufgab. "Seid ihr endlich wach, es ist schon zwölf und ihr schläft immer noch hier im Wohnzimmer. Geht in euer Zimmer und schlaft den Rausch den ihr euch letzte Nacht angetrunken habt dort aus. Heute ist das Wetter sowieso nicht das Beste, also keine Chance für euch irgendwo hin zu gehen." Das helle Tageslicht bereitete ihm große Kopfschmerzen, aber auch ohne seine Augen zu öffnen wusste Josh wer da neben ihm stand. Nur wenn Adea nicht so laut schreien würde, wäre alles viel einfacher. Langsam nur Stück für Stück sammelte sich seine Erinnerung von gestern an. Er hatte getrunken, ja sehr viel. Josh erhob sich, noch immer wackelig auf den Beinen saß er einige Minuten auf dem Sofa um seine Schwindelgefühle unter Kontrolle zu bekommen. Um ihn herum sah er keine Glasflaschen, aber er nahm an das Adea sie weggeräumt hatte. Ein Blick auf seine Hand bestätigte ihm das seine Erinnerung richtig war, er hatte sich heftig an einer der zerbrochenen Glasflaschen geschnitten. Aber der Verband der um seine Hand lag war ein anderer. Er war kein einfaches Handtuch, sondern richtiges Verbandszeug das sicher und fest an seiner Hand saß. "Was ist passiert?" Fragte er sich leise, doch Adea hörte es. "Oh, ihr habt schon wieder wegen diesem Weib alles vergessen. Wann werdet ihr endlich erwachsen und kommt zur Vernunft?" "Wahrscheinlich nie." Josh lächelte die alte Frau freundlich an, denn sie war die einzige die wusste, wie sehr er unter der Liebe zu Nicole litt. Schnell wie der Blitz der plötzlich in der Nähe draußen einschlug, so schnell kam auch Josh die Erinnerung wieder an etwas, was er in der letzten Nacht gesehen, oder vielleicht doch geträumt hatte. Bisher hatte immer ein wunderschönes rothaariges Geschöpf all seine Träume beherrscht, aber in dieser Nacht, ja da war ihm eine Göttin mit langem blonden Haar und den unglaublichsten goldenen Augen erschienen. Sie war wie eine Fee, schwebte über ihm und er hatte auch ihr seidiges Haar zwischen seinen Fingerspitzen gespürt. Moment mal, endlich kam ihm in den Bewusstsein das das alles vielleicht doch nicht nur ein Traum gewesen war. Und diese Augen, sie kamen ihm so bekannt vor. "Adea?" "Ja?" Die alte Frau, die gerade das Zimmer verlassen wollte, kehrte noch einmal hinein. "Warst du gestern hier?" "Nein, ich war gestern wieder im Haus von Miss Nicole, ihr wisst doch das ich einmal in der Woche Karten mit Claudius spiele. Aber der Junge, Sebastian, war gestern hier." "Ja, natürlich das mir das nicht früher eingefallen ist." "Was den?" "Geh, und hole ihn her, ich muss sofort mit ihm reden. Beeil dich, er muss mir ein paar Fragen beantworten." "Fragen?" "Ja Fragen, frag nicht so dumm. Nur er kann das Geheimnis des blonden Mädchens mit den goldenen Augen wissen." Adea beeilte sich ihren Auftrag auszuführen, doch das seltsame Lächeln das sie jetzt auf ihren Lippen hatte, das so hässlich ihr Gesicht verzerrte, verließ sie die ganze Zeit nicht. Für sie war das Spiel endlich in vollem Gange, und nur sie wusste wie es ausgehen würde. Wenn die anderen es auch wissen würde, würden sie bestimmt über ihre Dummheit lachen. Dabei war alles so einfach, jedenfalls in ihren Augen. Kapitel 9: Act 9 ---------------- Act 9 "Der Sturm letzte Nacht war ziemlich heftig, wie geht es dir mein Freund. Ist deine Kopfverletzung in Ordnung?" "Ja, die Kopfschmerzen lassen langsam nach." Sebastian lag in der kleinen Kajüte auf einer Pritsche. Bei dem Sturm, der so plötzlich aus dem nichts aufgetaucht war, und ihn überrascht hatte, hatte er sich in seiner Unwissenheit, wie er sich verhalten sollte, den Kopf angestoßen. Dabei hatte er Glück gehabt das er vor zwei Tagen Alessandro getroffen hatte. "Alessandro, das riecht mal wieder fabelhaft." Der alte Mann der von Beruf Koch war, lächelte froh, während er weiterhin das Essen zubereitete. "Nicht aufgeben mein Freund, wir werden deine Schwester bestimmt bald finden." "Nein ich würde niemals aufgeben, sie ist ein Teil von mir. Und ich bin dir unendlich dankbar das du dich bereit erklärt hast mir zu helfen. Deine Hilfe ist mir sehr wichtig." Alessandro nickte nur verständnisvoll, er konnte sich gut vorstellen wie schwer es der junge Mann hatte jemanden zu finden, den schon alle für tot erklärt hatten. "Ich werde sie finden." Sebastian blickte fest zu Alessandro rüber, und las in dem Blick des alten Mannes, das was er schon vor zwei Tagen gesehen hatte. Er hatte in dieser Person einen guten Freund gefunden, einen Freund der ihm so lange helfen würde, bis er auch an seinem Ziel angekommen war. "Also, was ist, antworte mir endlich, ja oder nein?" "Nein." "Bist du dir da auch ganz sicher." "Ja, ich habe keinen Menschen gestern abend in die Burg hereingelassen und es war auch keiner an der Tür den ich abgewiesen habe." Lilly stand im Wohnzimmer vor Josh und blickte ihm fest in die Augen. Sie hatte ihm die Wahrheit sagen wollen, als Adea sie gerufen hatte um zu ihm zu gehen. Und die ganze Zeit hatte sie auch geglaubt er hätte sie entdeckt, aber dem war nicht so. Josh glaubte offensichtlich das jemand in die Burg hereingekommen war und das sie diese Person hereingelassen hatte. "Aber da war jemand gestern hier, ich weiß es genau! Diese Augen, sie kommen mir so bekannt vor..." Behauptete Josh nun schon zum zehnten Mal, wobei er den letzten Satz eher im Flüsterton hervorbrachte. "Ihr seid wahrscheinlich nur einer Illusion erlegen, vergesst nicht wie betrunken ihr wart." "Nein, das kann ich nicht glauben." "Adea was denkt ihr, ihr seid doch auch der Meinung das es nur Einbildung war?" "Das die Wahrheit meistens vor einem selbst steht, erkennt man wahrlich schwer. Aber es ist schon möglich das ihr nur fantasiert habt, mein Herr." Lilly hätte die alte Frau in diesem Moment umbringen könne, da bat man sie um Hilfe und sie tat ihr so etwas an. "Adea hat recht, ihr wart zu betrunken gestern abend." "Schon möglich." Lilly atmete langsam aus, nur Glück das Josh die Worte von Adea nicht verstanden hatte. Die nächsten zwei Minuten herrschte Stille im Wohnzimmer, Lilly wagte nichts zu sagen und Adea stand locker neben der Tür und beobachtete die ganze Situation. "Dennoch, ich werde später noch einmal darauf zurückkommen, jetzt bin ich wirklich nicht in der Lage klar zu denken." Ein langer Seufzer entschwand von Lillys Lippen, nachdem Josh das Zimmer verlassen hatte. Fürs Erste war sie gerettet. Wütend und enttäuscht von der alten Frau, drehte sie sich um, um ihr eine Standpauke zu halten, doch diese war nicht mehr da. Auch Adea hatte das Zimmer verlassen. Entschlossen alles dafür zu tun um nicht mehr hier zu bleiben, begab Lilly sich zur Tür. Ihr Weg führte sie zu Nicole, ob und wie ihr diese helfen konnte wusste sie nicht, aber da der Sturm abgenommen hatte und sie eine Abkühlung benötigte, würde sie genug Zeit haben um über alles nachzudenken. "Bitte Adea, tut mir den Gefallen, ich weiß das ihr meine Herrin auch nicht mögt." "Doch dass heißt, das ich meinen Herrn verraten muss und ihm so unglaubliche Schmerzen bereiten werde. Zu so etwas zwingen, könnt ihr mich nicht." "Dennoch, ich habe nichts davon gesagt das es ihm Schmerzen bereiten wird, es wird ihn nur aufwecken. Ich wünscht es doch auch?" "Nein, ich bin dagegen." "Seht mal, ihr wisst doch nicht was in dem Brief steht, außerdem ist er direkt an den Grafen adressiert. Sagt das ihr ihn vor der Tür gefunden habt, dann werdet ihr niemandem schaden, den ihr habt nichts getan, außer euren Dienst auszuüben." Marina hatte lange gekämpft, aber endlich schien die alte Frau nachzugeben und ihr ihren Wunsch erfüllen zu wollen. "Lasst den Brief auf der Fensterbank und verschwindet, mehr kann ich euch nicht versprechen Marina." Das war für Marina ausschlaggebend, sie wusste das Adea den Brief überbringen würde. Mit einem geheimnisvollen Lächeln ließ sie den weißen Umschlag auf dem besagten Fensterbrett liegen und ging ihren Weg zurück woher sie auch gekommen war. "Was ist mit dieser Insel dort mein Freund, ich sehe da auf der größten Anhöhe eine Art Schloss?" "Es ist ein altes Kloster, dass vor Jahren in den Besitz der adeligen Familie Arlington überging. Zur Zeit verbringt der Sohn des alten Grafen dort seine Ferien. Auf der anderen Seite gibt es noch eine große Villa." Sebastian und Alessandro standen auf der Brücke des kleinen Hausbootes und blickten zu einer Insel rüber. "Es ist überraschend wie viel ihr über diese Insel wisst Alessandro." "Vor wenigen Tagen habe ich selbst dort gearbeitet, musste aber versprechen nicht wieder zu kommen." "Habt ihr was angestellt?" Sebastian blickte besorgt seinen Freund an. "Nein, es war nur ein Versprechen den mein Herr der junge Graf sich auferlegt hat, und um ihn zu erfüllen musste ich ihn alleine lassen. Aber ich werde für euch gerne gegen den Befehl handeln und die Insel betreten, nur das ihr wissen müsst das ich mich im Hintergrund halten muss." " Ihr müsst nicht mitkommen, aber irgendwann müssen wir die Insel auch durchsuchen." "Keine Sorge, ich werde euch begleiten egal wann ihr euch entscheidet dort hinzugehen junger Bursche." Sebastians Blick schweifte noch einmal die merkwürdige Insel, bevor er seinen Blick abwandte. Ein seltsames Gefühl bewegte ihn aber noch einmal in die Richtung zu blicken. Er machte sich sorgen um Alessandro, konnte aber dennoch nicht wiederstehen auf die Insel zu gehen. Deswegen traf er den Plan die Insel am nächsten Morgen selbst zu erkunden. Alessandro konnte ja während dieser Zeit auf dem Boot bleiben, und würde so keine Probleme bekommen. Hat lange gedauert bis ich diesen Teil fertig hatte, aber bin zur Zeit auch sehr damit beschäftigt meinen Computer in Ordnung zu bringen, weil er ziemlich rumspinnt. Vor wenigen Tagen konnte ich nicht mal irgendeine Worddatei öffnen (hab schon angst gehabt alle meine Geschichten verloren zu haben), aber langsam pendelt es sich wieder ein. Nur noch etwas für alle, wenn es euch interessiert: Shakespeare in Love kommt am 23. 11 im Fernsehen. Ivy Kapitel 10: Act 10 ------------------ Act 10 Immer wieder sah er sie, wie ein Engel schwebte sie über ihm mit diesem zauberhaften Lächeln. Wer war sie? Diese Gedanken schwirrten ihm immer wieder durch den Kopf. Jedenfalls so lange, bis er ein Klopfgeräusch hörte das immer lauter wurde. Josh war endlich wach, und das Klopfgeräusch kam von seiner Schlafzimmertür durch die jetzt Adea herein trat. "Tut mir leid, aber ich habe geklopft, und als sie nicht reagiert haben, habe ich gedacht sie wären gar nicht hier." "Wie spät ist es?" Seine Kopfschmerzen waren verschwunden und er fühlte sich allmählich besser. "Es ist elf Uhr morgens, sie haben den ganzen gestrigen Tag und die ganze Nacht geschlafen." Jetzt, als Adea die langen Vorhänge zur Seite schob, konnte er auch den strahlenden Sonnenschein sehen. "Wo ist Sebastian?" "Bei Nicole, er ist gestern spät von ihr zurück gekehrt und heute sehr früh wieder zu ihr gegangen." "Weswegen?" "Keine Ahnung, ich kann nur Vermutungen anstellen. Aber, das will ich nicht, denn sonst könnte ich wieder etwas falsches sagen, und dann..." Adea begann wie ein kleines Mädchen zu kichern. "Bitte verschone mich mit deinen Rätseln. Ich habe Hunger, könntest du etwas zubereiten, ich bin gleich unten." "Natürlich, ach und hier ist ein Brief den ich vor der Tür gefunden habe." Immer noch in sich kichernd, jetzt nur noch ein wenig lauer, verließ Adea das Zimmer, und Josh nahm lustlos den Brief von Tisch, nachdem er sich angezogen hatte. Auch jetzt sah er immer noch das Bild dieser blonden Frau, das schon nach der ersten Zeile dieses Liebesbriefes allmählich verschwand. Noch einmal las er das gerade eben gelesene durch und er konnte es fast gar nicht glauben. Tatsächlich war dieser Brief ein Bekenntnis der großen Liebe von Nicole für ihn, etwas was er seit einiger Zeit gar nicht mehr richtig zu hoffen gewagt hatte, aber dennoch dafür gekämpft hatte. Und jetzt wo er diese zärtlichen Worte sah, da erst fühlte er sich großartig, bestärkt darin das er die ganze Zeit über genau das Richtige getan hatte. ""Deine Liebe habe ich nie richtig gespürt, warum lässt du mich nur so lange darauf warten...Dir gegenüber bin ich stumm, traue mich nicht dir die Wahrheit zu sagen...Deine Nicole"" Wie von eine Tarantel gestochen, rannte Josh zur Tür und verließ sein Zimmer in Richtung eines ganz bestimmten Zieles. "Ihr habt mir gestern gesagt das ich heute wieder ganz früh zu euch kommen soll, weil ihr eine Gelegenheit gefunden habt wie ich die Insel verlasen kann, und jetzt sitze ich hier über eine halbe Stunde und ihr habt mir immer noch nicht geantwortet. Bitte sagt mir ob es eine Möglichkeit gibt heute die Insel zu verlassen, ihr seid meine letzte Hoffung Miss Nicole." "Bin ich denn so schrecklich, dass ihr meine Gesellschaft nicht mehr ertragt, seit gestern versuche ich euch etwas mitzuteilen und ihr hört mir nicht zu!" Beleidigt wandte sich Nicole von Lilly ab und sprang von dem Frühstückstisch auf. Lilly verlor allmählich all ihre Geduld. Seid gestern saß sie neben Nicole und hörte ihr zu, gehorchte ihr und versuchte sich ihren Avancen zu entziehen, nur weil sie den Wunsch verspürte Josh nie wieder zu sehen. Natürlich wusste sie was Nicole von ihr wollte, aber das konnte sie ihr nicht geben, denn schließlich war sie nicht das, was sich Nicole wünschte. "Es tut mir leid, aber ihr könnt euch sicher sein das meine Familie sich bestimmt große Sorgen um mich macht." Lilly versuchte es ein letztes Mal. "Mir tut es auch leid euch sagen zu müssen das ich keinen Erfolg hatte, was das Boot betrifft." Irgendwie hätte Lilly es wissen müssen, als sie am Morgen hier aufgetaucht war. Nicole war in einem geblümten Seidenkleid vor ihr erschienen, schöner als je, von ihr eine Antwort erwartend die sie ihr gestellt hatte und nicht darum bemüht ihr zu helfen wieder nach Hause zu kommen. "Ich habe gestern nicht gelogen, als ich sagte ich liebe euch, dass war die Wahrheit. Bitte sagt mir Sebastian das ihr das gleiche für mich fühlt." "Was ist mit Josh?" "Er? Ihn habe ich nie geliebt, aber euch dagegen liebe ich vom ganzen Herzen. Bitte nehmt den Ring an den ich euch schenken will und erklärt mir so auch das ihr mich liebt." "Wie könnte ich euch lieben, wenn mein Herz einer Person gehört die euch immer lieben wird." Traurig verließ Lilly Nicole. Sie hatte die Tränen in den Augen dieser gesehen, aber sie sah auch keinen Ausweg wie sie ihr helfen konnte das sie nicht traurig war. Und das Einzige wäre ihr die Wahrheit zu sagen, etwas was sie nicht tun wollte. Ihre angst zurück zum Schloss, zurück zu Josh zu gehen verstärkte sich jetzt noch mehr, je näher sie ihrem Ziel kam. Sie hatte in Nicole den Weg gesehen von hier zu entkommen, und dennoch hatte sie es nicht erreicht das ihr Wunsch sich erfüllte. Stattdessen hatte sie eine Liebeserklärung von einer Frau bekommen und musste sich noch ein paar Tage mit dem Misstrauen von Josh und der nervigen Adea herumschlagen. Wenigsten schien heute die Sonne wieder strahlend und hell, so das der Himmel wenigstens nicht so trüb wie ihre Gedanken war. "Sebastian, endlich seid ihr da, ich habe extra auf euch gewartet!" Und da war er schon, kam ihr entgegen, die Liebe ihres Lebens die immer eine andere Frau lieben wird. Je näher Josh sich Lilly näherte, je mehr spürte sie wie stark sie sich doch in ihn verliebt hatte. Jemand der wie er so lange und so stark lieben konnte, dass er sogar auf das dumme Spiel von Nicole einging, konnte kein schlechter Mensch sein. "Was kann ich für euch tun." Joshs Lächeln war einfach entwaffnend, dass sie nichts anderes tun konnte als auch zurück zu lächeln. Seine braunen Augen strahlten wieder die ganze Stärke, die sie schon einmal gesehen hatte als er mit ihr zusammen auf der großen Wiese Blumen gepflückt hatte. "Ich will das ihr mich begleitet, ich will das ihr mit mir kommt, wenn ich dem wichtigsten Menschen in meinem Leben meine Liebe gestehe." "Ach ja." "Ja, wir gehen sofort zu Nicole, ich habe lange genug gewartet und mich von ihr ferngehalten. Jetzt gehe ich zu ihr und sage ihr offen und ehrlich was ich empfinde." "Aber,..." "Keine Wiederrede Sebastian, ich will das du als mein Zeuge fungierst. Ich bin es leid hier fest zu sitzen und Nicole wahrscheinlich, nein sicherlich, schon längst." Traurig und sehr enttäuscht folgte Lilly Josh. Immer schwerer spürte sie ihre Schritte, ihre Beine fühlten sich wie Blei an. Als ob er sie zu ihrer eigenen Beerdigung führte, folgte sie ihm wiederwillig und dennoch gehorsam. Sie schwor sich auch diese Situation meisterlich zu bestehen, wenigstens war sie sich sicher, dass sie danach nach Hause kommen würde. Denn hatte Josh nicht gesagt das er es leid sei hier auf der Insel fest zu sitzen? Adea beobachtete die bedien, sie sah auch den Gesichtsausdruck auf Lillys Gesicht. Glücklich und in einiger Entfernung folgte sie ihnen. Auf keinen Fall wollte sie den Höhepunkt der sich immer mehr seinem Ende näherte verpassen. Lächelnd reimte sie sich ihren Teil zusammen und passte immer wieder auf bloß nicht von den beiden erwischt zu werden. Kapitel 11: Act 11 ------------------ Act 11 Sebastian hatte das kleine Gummischlauchboot genommen und war so lange um die Insel herumgefahren, bis er den Steg entdeckt hatte, dort wo die steilen Klippen nicht mehr zu sehen waren. Es war, als ob die Insel zwei Gesichter hätte, das eine düster und unüberwindbar und das andere hell und einladend. Nach dem er sein Boot festgebunden hatte, folgte er dem kleinen Pfad der in Richtung einer großen Villa führte, ganz genau so wie Alessandro es ihm erzählt hatte. Etwas ratlos vor dem Eingang stehend, der nach mehrmaligen Klingeln immer noch verschlossen blieb, ging er um das Haus herum, bis er einen großen Pool erblickte. "Sebastian, oh Sebastian du bist zurück gekommen." Traurig und mit dicken Tränen im Gesicht stand rechts von ihm die schönste Frau die er je in seinem Leben gesehen hatte. Nicole hatte fast aufgeben wollen, aber Sebastian war zu ihr zurückgekehrt, etwas was ihr jetzt wie ein Gottessegen vorkam. Am Abend zuvor hatte sie ihm eher nur durch Zufall gesagt das sie ihn liebt, aber erst heute als er ihr gesagt hatte, dass er ihre Gefühle nicht erwidern kann, erst da war sie sich hundertprozentig sicher, dass sie sich in ihn wirklich verliebt hatte. Ihre Tränen konnte sie nicht mehr stoppen, weswegen sie jetzt ohne darüber nachzudenken zu Sebastian hinrannte und sich an ihn schmiegte. Etwas irritiert, vor allem davon das dieses Mädchen ihn offensichtlich zu kennen schien, wusste Sebastian nicht was er tun sollte. Nahm doch aber nach einiger Zeit seine Arme hoch und umschloss sie um diese zerbrechliche Gestallt, der er jeden Wunsch erfüllt hätte nur damit sie nicht so traurig war. "Weswegen seid ihr so traurig?" Versuchte er vorsichtig zu fragen. "Ihr habt gesagt das ihr mich nicht lieben könnt, weil ihr jemanden anderen liebt. Ich dachte ich hätte euch für immer verloren, bitte sagt mir doch wenigstens, dass ihr mich ein wenig gern habt. Für den Anfang würde mir das vollkommen genügen. Ich habe mich noch nie so schwach gefüllt wie jetzt." "Aber wer würde euch denn nicht lieben können, ihr seid wunderschön." Sebastian schob sie etwas von sich um ihr in die Augen blicken zu können. Es war ihm egal ob sie ihn verwechselte oder nicht, aber er konnte es nicht zulassen das sie weinte. Nein er sah es als seine Pflicht sie von nun an vor allem Übel auf der ganzen Welt zu beschützen. "Dann nehmt diesen Ring und schwört mir das ihr meine Liebe erwidern werdet." Nicole entfernte sich etwas von Sebastian und reichte ihm den Ring, den sie ihm schon einmal angeboten hatte. "Alles was ihr wollt, meine Schöne." War die Antwort die sie bekam, bevor sie sich erneut in seine Arme warf. Summend, pfeifend, lächelnd, irgendwie war das zuviel für Lilly. Die gute Laune von Josh ging ihr noch mehr auf die Nerven je näher sie dem Haus von Nicole kamen. "Sebastian, Sebastian, wartet doch auf mich." Ein älterer Mann kam schwer atmend angerannt und umfasste fest Lillys Schultern. "Ihr hättet doch nicht ohne mich gehen müssen, habe ich euch nicht gesagt das ich euch begleiten würde." Lilly war etwas irritiert, was wollte denn dieser Mann von ihr und warum kannte er ihren Namen. Ein kleiner Lichtblitz durchdrang ihre Gedanken aber sie wagte es nicht zu hoffen, dass er sie vielleicht mit ihrem Bruder verwechselt hatte. "Alessandro, was tut ihr hier, solltet ihr euch nicht von der Insel fernhalten bis zu dem Augenblick, wenn Miss Nicole und ich abgereist wären." "Ja ich weiß das Herr, aber ich habe diesem jungen Burschen hier meine Hilfe angeboten und sein Anliegen ist etwas wichtiger als eures." "Aber ich kenne euch nicht. Ich habe euch in meinem ganzen Leben noch nie gesehen." Sagte Lilly. "Ihr enttäuscht mich Alessandro, wenn es euch so wichtig war wieder hier zu wohnen, dann hättet ihr euch doch nicht einer Lüge bemächtigen müssen. Doch ich habe jetzt keine Zeit um mit euch euer Vergehen zu besprechen, geht zur Burg, ich werde bald zurück sein, dann können wir alles regeln." "Sagt ihm die Wahrheit Sebastian, sind wir nicht tagelang unterwegs gewesen auf der Suche nach eurer..." "Ich habe gesagt es reicht, verderbt mir nicht den Tag Alessandro, sonst könnte ich euch für immer von hier vertreiben." Alessandro gab nach, als Josh jetzt Lilly nach vorne schob, und mit ihr weiter ging. Schwermütig beobachtete er, wie sich der junge Mann mit dem er sehr lange zusammen gewesen war entfernte. Er konnte es einfach nicht glauben, dass er sich in der Ehrlichkeit dieses Menschen geirrt haben konnte. Und doch musste er es wohl oder über tun, denn hatte er nicht gerade den Beweis bekommen das es so war? "Alessandro, was tut ihr hier, hat euch der Graf nicht verboten zurück zu kommen." "Oh Adea, du wirst es nicht glauben was mir passiert ist." Alessandro verlor keine Zeit und schilderte alles, was er bis jetzt erlebt hatte Adea. "Kommt mit Alessandro, ich will euch die Wahrheit zeigen, denn wenn ihr sie nicht seht, dann werdet ihr es nicht glauben können, genau wie manche andere Gestallten auch." Schwere Koffer wurden vor die Tür geschleppt und unter den Bediensteten herrschte große Betriebsamkeit. Schon von weitem konnte man erkennen das Nicole das Haus verlassen wollte. Josh und Lilly standen stumm daneben und beobachteten nur. Lilly hatte angst etwas zu sagen und Josh war viel zu ratlos um zu verstehen was hier vor sich ging. Er konnte es nicht glauben das Nicole ohne ihm vorher Bescheid zu sagen abreisen wollte. "Sebastian mein Liebling, da bist du ja. Ich habe dich die ganze Zeit gesucht." Nicole kam aus dem Haus, ergriff Lillys Arm und wollte sie mit sich ziehen. "Du musst mir sagen ob wir heute alles mitnehmen können, ich weiß ja nicht wie viel Platz wir auf dem Boot haben werden..." Josh traute seinen Augen nicht, und irgendwie verstand er auch nicht was hier vor sich ging. "Sebastian, was soll das alles bedeuten?" Doch bevor Lilly ihm eine Antwort geben konnte, wurde sie von Nicole unterbrochen. "Bitte Josh misch dich nicht ein, wir beide lieben uns und das wirst auch du nicht verhindern können." "Ihr beide liebt euch, aber...?" "Ich habe dir schon hundert mal gesagt das ich nichts für dich empfinde, aber du wolltest nicht auf mich hören. Der Urlaub hier war schön, aber jetzt wünsche ich mir wieder nach Hause zurück zu gehen." "Sebastian?" Wütend wandte sich Josh an Lilly. "Ich weiß auch nicht was hier vor sich geht, und woher sie denkt ich würde sie lieben, aber ich habe ihr nie so etwas gesagt. Bitte Nicole lasst mich los, ich habe euch doch heute morgen versichert das ich euch nicht lieben würde." "Wie bitte, ihr wollt alles verleugnen was zwischen uns gewesen ist, wie könnt ihr nur so ein Schuft sein!" "Lasst es gut sein Sebastian." Josh blickte die beiden resigniert an. "Ich bin sehr von euch enttäuscht, aber wenn dem so ist, so wünsche ich euch viel Glück mit ihr. Ich hoffe ihr werdet Nicole gut behandeln." Lilly konnte einfach nicht glauben was hier geschah. Wie sollte sie Josh erklären das das alles doch nicht der Wahrheit entsprach und sie eigentlich ihn liebte und niemals Nicole lieben könnte. In dem Versuch Josh aufzuhalten, drehte sie sich noch einmal zu Nicole um und erblickte hinter ihr die Person die ihr genaues Spiegelbild war. "Sebastian?" Hauchte sie leise mit ihrer wahren Stimme. "Lilly?" Mit der Sicherheit endlich ihren Bruder gefunden zu haben, rannte sie an Nicole vorbei und warf sich Sebastian in die Arme. Ihr Mütze fiel ihr dabei vom Kopf und ihr Zopf mit dem sie ihre langen blonden Haare zusammengebunden hatte, wurde sichtbar. "Oh Gott, ich habe fast die Hoffung aufgegeben dich jemals wieder zu finden." Beide waren in ihrem Glück über das Wiedersehen so sehr versunken, das sie die anderen Menschen um sie herum nicht betrachteten. In diesem Augenblick zählten nur sie beide Kapitel 12: Act 12 ------------------ Act 12 Nicole kuschelte sich sehr fest an Sebastian, besitzergreifend hielt sie seinen Arm und betrachtete Lilly und Josh, die vor ihr saßen. Die ganze Gruppe hatte sich nach der überschwänglichen Begrüßung der beiden Geschwister dazu entschlossen sich erst mal hinzusetzen und sich alles anzuhören. Nur irgendwie schien es nicht zu funktionieren, denn während Lilly alles erzählt hatte und auch Sebastian seinen Bericht von seiner langen Suche vorbrachte, schien Josh nicht zuzuhören. Er blickte ständig auf das Meer hinaus und sah nicht einmal Lilly oder Sebastian an. Nicole selbst war zuerst sehr überrascht gewesen, fast hatte sie schreien wollen, weil sie sich betrogen gefühlt hatte. Aber irgendwann hatte sie sich dann doch beruhigt, vor allem dann als der echte Sebastian sie ganz zart geküsst hatte. Es war vielleicht wahr das sie sich in Lilly als Sebastian verliebt hatte, aber das Original war dann doch besser. "Wir sollten gehen, ich vermute mal das Alessandro bis jetzt das Boot zum Steg gebracht hat." "Ja." Nicole war glücklich, für sie gab es ein gutes Ende aber was war mit Lilly und Josh. Offensichtlich hatte Josh sehr schnell nachgegeben und sie freigelassen. Einer Ahnung folgend, zog sie Sebastian mit sich Richtung Bootssteg und ließ so Josh und Lilly alleine. "Josh?" "Warum?" Immer noch konnte er ihr nicht in die Augen sehen, das sah Lilly deutlich. Und es tat weh, aber er hatte recht, sie hatte ihn belogen und er sollte die Wahrheit erfahren. "Ich weiß, ich habe dumm gehandelt, aber ich hatte angst, zuerst mein Bruder der mich vor allem gewarnt hat und dann Adea, die gesagt hat ich solle die Wahrheit für mich behalten." "Wegen der dummen Abmachung, das wäre nicht nötig gewesen, außerdem hättest du alles Nicole verraten können, sie hat doch ein Handy, sie hätte dir ohne Probleme helfen können." "Ich habe ihr gesagt das ich gerne nach Hause möchte, aber sie meinte sie hätte kein Telefon." "Kein Wunder, wie sie sich an deinen Bruder klammert, offensichtlich hat es sie endlich richtig erwischt." "Ja sieht so aus." Bitte sieh mich an, Lilly flehte im Stillen das er sich endlich zu ihr umdrehen sollte, doch sie sprach weiter nur mit seinem Rücken. "Ich muss gehen, Nicole ruft." "Schöne Reise." "Es tut mir leid Josh, ich wollte nicht das es so endet." "Ja, sicher." Warum musste er bloß so stur bleiben, so blieb ihr keine Wahl als ihm die Wahrheit zu sagen, denn zeigen konnte sie es ihm nicht. "Josh?" "Ja?" "Ich liebe dich." Doch nachdem er immer noch nicht reagierte, zog sie sich bedrückt aus ihrem Stuhl hoch und ging zu ihrem Bruder. Die Abfahrt dauerte nicht lange. Adea blieb genau wie Josh noch auf der Insel. Aber im Gegensatz zu Josh war Adea gekommen und hatte sich von Lilly verabschiedet. Trotz der Probleme die sie durch die alte Frau bekommen hatte, konnte Lilly nicht anders als Lächeln. Und dennoch war ihr Lächeln traurig, obwohl sie sich bemühte glücklich zu sein. Sie würde endlich nach Hause kommen, ihre Eltern und ihre ganze Familie sehen, was wollte sie mehr. Doch jetzt als das Boot sich immer weiter von der Küste entfernte, wusste sie das sie Josh wollte. Und die Tatsache das er sich nicht von ihr verabschiedet und nicht auf ihre Liebeserklärung reagiert hatte, entfachte einen tiefen Schmerz in ihrer Brust. "Bald sind wir Zuhause Schwesterchen, ich habe immer gewusst das du noch am Leben bist." "Ja, und ich bin sehr froh darüber." Lillys Bruder hatte sich endlich von Nicole lösen können und stand jetzt neben seiner Schwester, die ihren Blick unaufhörlich auf die Insel hielt, auf der sie die ganzen letzten Tage gewesen war. "Nicole sagte das er ein Graf ist." "Ja, nicht zu glauben, wenn man ihn sieht." "Und er sieht gut aus." "Ja..., aber sag mal Sebastian auf was willst du hinaus?" "Nichts, ach wirklich nichts." Lilly kannte dieses Lächeln ihres Bruders, deswegen umarmte sie ihn jetzt fest und ließ ihren Tränen freien Lauf. "Du verstehst mich immer ohne Worte. Danke Brüderchen." "Gern geschehen." Lilly stupste Sebastian an. "Ach du, typisch Mann." "So bin ich nun mal." Die Küste von der Insel war längst verschwunden und die vom Festland wurde endlich sichtbar. Lilly war nun etwas fröhlicher durch die Hilfe von Sebastian, sie wusste das es nicht einfach werden würde zu vergessen, aber sie hatte ja leider keine andere Wahl. Doch die Fahrt nach Hause erwies sich schwieriger als erhofft. Ein fetter Polizist bestand darauf das unzählige Formulare ausgefüllt werden sollten. Und dann plusterte er sich noch auf, als ob er derjenige gewesen wäre der Lilly gefunden hatte. Dabei wusste sie ganz genau von Sebastian das er sie schon längst aufgegeben hatte. Nicole machte in dem ganzen Wirrwarr den einzigen vernünftigen Vorschlag. Sie mietete in dem nächstbesten Hotel drei Zimmer für sie, wo sie die Nacht noch verbringen wollten, da Nicoles Flug erst am nächsten Morgen ging und Lillys Eltern sie und Sebastian selbst abholen wollten. "Ich werde euch besuchen kommen, aber vorher muss ich nach Hause. Ich muss einiges klären." Nicole saß neben Lilly in dem kleinen Polizeigebäude, wo sie zusammen noch auf Sebastian warteten. "Schön. Es tut mir leid Nicole, für alles." "Nein mir sollte es leid tun, ich war diejenige die sich geweigert hat dir zu helfen und das alles für ein Spiel hielt." "Es ist ja alles gut geworden, das ist das wichtigste." "Ist es das?" Zum Glück musste Lilly nicht mehr auf die Frage von Nicole antworten, denn genau in dem Augenblick kam Sebastian heraus und sie konnten endlich zu ihrem Hotel gehen. Draußen war es schon dunkel geworden, was ihnen nur bewies, wie lange sie bei der Polizei gewesen waren. Während Lily im Zimmer verschwand, brauchten Nicole und Sebastian etwas länger um sich voneinander zu trennen. "Ihr habt aber lange gebraucht." Erschrocken drehte sich Lilly um, als sie die ihr bekannte Stimme vernahm. "Josh?" "Ja?" "Was machst du hier?" Lilly konnte es nicht glauben, aber Josh saß tatsächlich vor ihr in einem Sessel mit übereinander geschlagenen Beinen und sprach mit ihr. "Ich habe gedacht ich frage meinen blonden Engel ob sie Lust hat auf einer zauberhaften Insel mit mir die Ferien zu verbringen, wenn ich mich nicht irre dauern deine Ferien noch ein paar Wochen?" "Aber... ich dachte...du, Josh warum bist du wirklich zurückgekommen." "Ich habe nachgedacht." Josh stand auf und ging auf Lilly zu. "Lilly ich mag dich, sogar sehr, ich konnte an nichts anderes denken als an dich, seit du weggegangen bist. Du hast mir gefehlt, mehr als mir lieb war." "Josh." "Psst, sag nichts, bitte komm mit und gib mir eine zweite Chance Lilly?" "Nichts lieber als das." Mehr brauchte Lilly nicht zu wissen, sie liebte ihn und er hatte gesagt das er sie mochte. Eine Chance konnte sie ihm geben, das war nicht schwierig. Und jetzt als er sie sich zu ihr beugte und sie sanft küsste, da verschwand all ihre Vernunft und nur noch ihre Liebe gegenüber diesem Mann blieb. "Ich glaube, ich verliebe mich zum zweiten Mal." Flüsterte Josh in ihr Ohr. "Ich hoffe dieses Mal ist es die Richtige?" "Oh, ganz bestimmt." Josh umarmte noch einmal Lilly und gab ihr einen erneuten Kuss. Danach verließ er mit ihr zusammen das Hotel um zurück auf die Insel zu gehen. "Was soll das heißen, Lilly ist nicht da?" "Sehen sie, es ist so, sie ist wieder zurück auf die Insel gegangen." "Auf die Insel auf der sie die ganze Zeit über gewesen war?" "Ja." Nicole und Sebastian versuchten verzweifelt Sebastians Eltern zu erklären das Lilly nicht mehr da war. Beide hatten an diesem Morgen erst aus einem Brief erfahren das sie mit Josh zusammen zurückgegangen war. "Keine Sorge, ihr geht es gut, sie will sich nur von den Strapazen erholen." "Ja und vielleicht auch noch die Liebe finden." "Vielleicht." Nicole war glücklich. Doch die Eltern von Lilly schienen immer noch nicht zu verstehen, deswegen überließ sie es Sebastian alles andere zu erklären. Für sie klang aber alles ziemlich verständlich. Die Person die Lilly liebte war eindeutig Josh, und für sie beide gab es bestimmt eine glückliche Zukunft, genau wie für sie und Sebastian. Nie hatte sie erwartet das dieses so kindische Spiel, das sie mit Josh angefangen hatte zu spielen, letztendlich doch so ein wundervolles Ende für sie haben würde. Sie warf einen erneuten Blick zu Sebastian, der immer noch mit seinen Eltern zu kämpfen schien. Langsam löste sie sich von dem Anblick der aufgehenden Sonne und ging rüber um ihm zu helfen. Ein neuer Tag war angebrochen und es gab viele Überraschungen die noch auf sie warteten, doch das Schönste war, dass sie diese zusammen mit Sebastian erleben konnte. Ende Jaaa, endlich beendet. So jetzt kann ich mich neuen Geschichten widmen. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht "Was ihr Wollt" zu schreiben, aber wenn man eine Geschichte dann letztendlich beendet, ist das Gefühl noch schöner. Manche werden das Ende nicht mögen, eigentlich hatte ich selbst den Wunsch verspürt es spektakulärer zu machen, aber mir fiel einfach nichts ein. Und irgendwann hatte ich dann doch eine Idee, die mir eigentlich besonders gut gefiel, und ich habe sie dann einfach niedergeschrieben. Jetzt kann ich nur sagen, dass ich allen die bis jetzt diese Geschichte gelesen haben und denen es einigermaßen gefallen hat von Herzen danke. Ihre Kommentare und somit ihre Unterstützung hat mir sehr viel gebracht und mich vorangetrieben, nicht einfach nur faul rumzusitzen, sondern mich doch noch hinzusetzen und zu schreiben. IHEAGDL Ivy Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)