between the lines von KakashiH (words are not enough) ================================================================================ 06 again escape --------------- ―—————————————————————————―—————————————————————————   06 again escape   ―—————————————————————————―————————————————————————— In dem Augenblick, in dem Naruto sich in seinem alten Zimmer auf sein altes Bett nieder ließ, fiel all die Anspannung von ihm ab, die er bis zu dem Zeitpunkt noch empfunden hatte. Er hatte es geschafft, er war wirklich bei Sasuke ausgezogen und hatte sich bei Kakashi eingenistet, ohne dass dieser ihm Fragen gestellt hätte. Eine leichte Bewegung mit dem Arm und ein „Du weißt ja wo alles ist“, war alles was er bekommen hatte. Zumindest von Kakashis Seite aus. Eine wahre Wohltat nach den anstrengenden Stunden in dem Haus des Uchihas.   Womit er erneut bei der Wurzel seiner Misere war. Sasuke! Warum er hergekommen war, anstatt sich gleich einen Flug zurück zu buchen, war ihm ein ziemliches Rätsel, auch wenn die Begegnung mit Sasuke vor kurzem irgendwie… gruselig gewesen war. Naruto kannte diesen Mann nahezu genauso gut wie sich selbst, wenn Sasuke wütend war, reagierte er nahezu immer gleich. In seinem Fall indem er mit verletzenden Worten um sich warf. Aber als er da aus dem Zimmer gekommen war und Sasuke direkt in die Arme gelaufen war, war die Reaktion ganz anders ausgefallen.   Mit einem leichten Schaudern erinnerte er sich an Sasukes verdutzten Blick, dem musternden Augen, die letzten Endes an seiner gepackten Tasche hängen geblieben waren, die Gesichtszüge die sich verhärtet hatten und dem Schnauben, ehe Sasuke wortlos an ihm vorbei gegangen war. Wortlos! Das war so ziemlich das schlechteste Omen, was passieren konnte. Wenn Sasuke Uchiha bei ihm keinen Spruch auf den Lippen hatte, keine vertraute Beleidigung, dann war er wirklich wütend. In ihrer Jugend hatte es nur eine Situation gegeben, in der Sasuke auf diese Art reagiert hatte und damals hatte er für Monate kein Wort mehr mit ihm gesprochen oder ihm sonst irgendwie Aufmerksamkeit geschenkt.   Aber wollte er das nicht? Wollte er nicht endlich sich lösen und auf diese Art Frieden finden? Ein Teil von ihm war eindeutig geneigt dem zu zustimmen. Wäre da nur nicht das was er für diesen Kerl empfand. Diese Gefühle wollten eindeutig, dass Sasuke, trotz der ausweglosen Gefühle von Narutos Seite aus, weiterhin immer da war. Weiter sich meldete und damit versuchte die alte Freundschaft aufrecht zu halten. Naruto wusste, dass er egoistisch war und er wusste, dass er sich selbst nur immer weiter damit selbst verletzte. Ihm war klar, dass ein kompletter Bruch vermutlich für sie beide das Beste wäre. Aber er konnte einfach nicht.   Seufzend rollte er sich in seinem Bett auf die Seite und schloss die Augen. Er musste wirklich eine zerstörerische Ader haben, die er durchaus gerne abstellen wollte. Wenn es nur ein Patentrezept geben würde, um dieses auch zu gewährleisten. So aber tat er sich selbst immer wieder weh. Wobei ihm einfiel, dass er auf jeden Fall verhindern sollte, dass er neben sich selbst und Sasuke auch noch andere verletzte. Das war schließlich absolut nicht in seinem Interesse, grundsätzlich wollte er eigentlich niemanden verletzen.   Deswegen richtete er sich erneut auf, verließ das vertraute Bett und suchte in seiner Tasche nach seinem Handy, um schnell eine Nachricht an seine Freunde zu schicken. Wenn Sasuke wütend war, konnte man von ihm nicht unbedingt erhoffen, dass er nicht einfach allen sagte, dass er abgehauen war, ohne zu erwähnen, dass er nicht das Land, sondern nur Sasukes Haus verlassen hatte. Obwohl Naruto sich nicht sicher war, ob Sasuke sich dessen überhaupt bewusst war. Gesagt hatte er es ihm nicht, der Bastard war aber nicht umsonst so intelligent, als dass er sich nicht denken konnte, dass er kaum sich ein drittes Ticket kaufen würde um ihm zu entkommen. Sein Rückflug war schließlich bereits bezahlt.   Nachdem er die Nachricht gesendet hatte, schnappte er sich seine Tasche erneut und verstaute zumindest die wichtigsten Dinge. Seine Waschsachen landeten in dem sauberen Badezimmer und sein Laptop bekam den Platz auf dem Schreibtisch, an dem er in seiner Jugend zumindest hin und wieder versucht hatte seine Hausaufgaben zu erledigen. Nachdem er in den letzten Stunden eher kein Verlangen gehabt hatte weiter zu schreiben, war er sich ziemlich sicher, dass es an diesem Abend anders aussehen würde. Sofern er nicht gerade blockiert war und keinen anständigen Satz fertig brachte, auch wenn die Idee ihn regelrecht zu überschwemmen schienen, schrieb Naruto schließlich täglich.   Zufrieden mit der derzeitigen Wohnsituation verließ er das Zimmer schließlich, um sich in der Küche umzusehen. Er hatte Hunger und wenn er mit Kakashi zusammen lebte, wollte er auf jeden Fall seinen Teil dazu beitragen. Seine Kochkünste waren zwar grausam, aber einige Kleinigkeiten konnte auch er hinbekommen. Es galt, den Inhalt des Kühlschranks zu inspizieren!     ***     Bis zum Nachmittag hatte Naruto seine Ruhe, erst dann begann der Stress, den er sich gerne erspart hatte. Sein Gewissen war eine Sache für sich, sein zweites Gewissen – in Form von Sakura – war hingegen weniger zu ignorieren. Zuerst war er davon ausgegangen, dass man seinen Auszug einfach so hinnahm. Hinata und Ino zumindest hatten nichts weiter ihm zukommen lassen, außer dass sie dieses zur Kenntnis genommen hatten. Shikamaru hatte gar nicht reagiert und Kiba hatte nur kurz durchgerufen und ihn gefragt, wieso er es für nötig hält ihm so etwas derartig unwichtiges mitzuteilen. Alles war also beim Alten.   Dann allerdings hatte es an der Tür geklingelt. Narutos erster Instinkt war es eindeutig, dieses Zeichen zu ignorieren. Wer auch immer dort vor der Tür stand, Kakashi war nicht zuhause und er selbst lebte offiziell nicht mehr in diesem Haus. Aber schon nach wenigen Sekunden hatte es begonnen immer wieder zu klingeln, bis Naruto genervt die Hände über den Kopf zusammengeschlagen hatte und mit dem Entschluss den Störenfried einzulassen, sich auf den Weg zur Tür begeben hatte. Ein Fehler, wie sich herausgestellt hatte, denn natürlich konnte es nur Sakura sein, die so vehement sich weigerte hinzunehmen, dass man ihr die Tür nicht öffnen wollte. Und Naruto wusste, dass da noch mehr kommen würde.   Doch Sakura sagte nichts, zumindest nichts, was nicht als normale Begrüßung gelten würde, gespickt mit einer leichten Umarmung und einem gehauchten Kuss auf die Wange. „Was machst du gerade?“, fragte sie nach, kaum dass die Tür hinter ihr wieder ins Schloss gefallen war. Naruto zuckte leicht mit den Schultern. „Wollte irgendwas zu Essen machen, aber keine Ahnung was. Der Kühlschrank gibt nicht viel her.“, gestand er. Was er ausließ, Naruto hatte gerade auch ein eher geringes Verlangen danach, sich noch einmal nach draußen zu bewegen, um den Kühlschrank aufzufüllen. Er würde es eh machen müssen, falls Kakashi nicht daran dachte den Umstand zu verändern, dass nur für ihn Nahrung vorhanden war. Nahrung, die nicht unbedingt auf Narutos Topliste stand. Kakashi war ja eher auf seine Gesundheit bedacht, während Naruto lieber genoss und Dinge wie Gemüse und Obst ruhig fehlen konnten.     Der Blick den Sakura ihm schenkte sprach ebenfalls Bände. Wie alle Freunde wusste natürlich auch sie, dass Narutos starken Seiten gewiss nicht in der Küche lagen. Das war eher Sasukes Bereich gewesen… und Chojis, was aber kaum verwunderlich war, so gerne dieser Nahrung hatte. Naruto zog es aber vor nicht auf den Blick einzugehen. Er hatte keine Lust jetzt mit ihr darüber zu diskutieren, ob er in der Küche eine wandelnde Katastrophe war oder nicht. Vor allem weil Naruto die Meinung vertrat, dass er es könnte, wenn er nur wollen würde. Aber das tat er eben nicht. Kochen war langweilig, wozu gab es den Lieferservice, der hatte Spaß daran und Naruto zahlte gerne dafür.   „Zieh dich an, wir gehen einkaufen. Ich wette Kakashi hat nicht genug für euch beide im Haus!“, bestimmte sie schließlich. Naruto fügte sich. Sich gegen Sakura aufzulehnen war nie eine sonderlich gute Idee, wie er aus leidvoller Erfahrung wusste. Natürlich liebte er diese Frau sehr, aber so gerne er sie zur Freundin hatte, er wusste auch, dass mit ihr nicht gut Kirschen zu essen war, wenn man sie wütend machte. Sakura war so ziemlich alles, aber nicht das schwache Geschlecht.   Keine 20 Minuten später standen sie zusammen in dem kleinen Laden, in dem Naruto auch als Kind immer einkaufen gewesen war. Naruto stand, während Sakura sich daran machte, einen Korb mit Dingen zu füllen, von denen Naruto sich kaum vorstellen konnte, dass daraus etwas leckeres werden konnte. Allerdings hütete er sich, diese Gedanken auch auszusprechen. Erst als sie alles hatten, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zurück, wo Sakura sich gleich in die Küche begab um anzufangen.   Für einige Minuten hielt Naruto noch stand, dann brachen all seine Mauern regelrecht in sich zusammen. Dass seine Freundin so gar nichts zu ihm sagte war irritierend. „Rück schon raus damit, du bist sicher nicht gekommen um Kakashi und mir ein warmes Essen zu machen!“, forderte er und schob die Unterlippe schmollend leicht nach vorne. Sakura gluckste leise. „Du siehst aus wie früher. Wie alt warst du da? Zehn oder elf?“, neckte sie ihn, aber Naruto entging auch nicht die Wärme, die in ihrer Stimme lag. Sie waren wirklich schon eine halbe Ewigkeit befreundet. Nahezu ihr ganzes Leben.   „Im Grunde muss ich doch gar nichts sagen, oder? Du weißt verdammt genau warum ich hier bin!“, sagte sie schließlich leise, während sie weiter das Fleisch in dünne Streifen schnitt. Naruto seufzte leise. „Bitte, Sakura! Ich hab echt die Nase voll von diesem Thema!“, gestand er dann, zuckte aber etwas zurück, als sich der wütende Blick seiner Freundin in seine Richtung bewegte. „Du hast genug? Naruto, du hast die freie Wahl, wir sind es die nur annehmen können!“, erklärte sie und ließ das Messer auf die Unterlage sinken. „Ich will doch nur verstehen was los ist. Warum machst du es uns so unendlich schwer? Nein, warte, ich bin jetzt dran!“, redete sie weiter und hob abwehrend die Hände, als Naruto protestieren wollte.   „Ich habe dir gesagt, dass ich dich nicht drängen will, aber so geht es eben auch nicht weiter. Ich begreife, dass es was mit Sasuke zu tun hat. Mit uns anderen kommst du klar, solange wir nicht zu sehr nachbohren. Aber bei Sasuke eben nicht. Sicher fragt er nach, aber ihn interessiert es genauso wie uns. Hier geht es aber weniger um dein wegrennen, sondern eher darum, was jetzt geschehen ist, dass du Kakashi seine freie Zeit stehlen willst, nur um bei Sasuke raus zu kommen!“   Noch immer musterte sie ihn aufmerksam und Naruto konnte sehen, dass diese ganze Angelegenheit sie scheinbar ebenfalls sehr belastete. Naruto nagte leicht an der Lippe, ehe er ergeben seufzte. „Es hängt einfach damit zusammen, warum ich damals weggegangen bin. Sasuke und ich… wir kommen nicht mehr klar. Wir sind vollkommen unterschiedlich und streiten uns nur noch. Aus verschiedenen Gründen. Ich hab ihm heute ein Buch mitgebracht, damit er mit seinen Kindern klar kommt!“, gab er zu, vermied es aber den Blick zu heben, um Sakura direkt anzusehen. „Er fand es nicht so lustig!“, fügte er noch leise hinzu.   „Ein Buch… über Erziehung?“, fragte sie nach, wobei eine ihrer Augenbrauen sich leicht nach oben zog. „Naruto, warum tust du das immer wieder? Du kennst ihn doch, klar regt er sich auf, wenn du ihm durch die Blume sagst, dass er es nicht richtig macht. Obwohl, vergiss was ich gesagt hab. In diesem Fall hast du den wohl dicksten Balken genommen den du finden konntest um ihm diesen um die Ohren zu hauen!“, regte sie sich auf und stemmte die Hände in die Hüfte. Naruto schüttelte energisch den Kopf.   „Du siehst sie nicht. Er geht schrecklich mit ihnen um. Welcher Idiot lässt seine kleinen Kinder die tote Mutter sehen? Er redet nicht, die Kleine fühlt sich einsam und sein Sohn ist schon jetzt das Ebenbild seines Vaters. Sasuke bricht die Beiden wenn er so weiter macht und es interessiert ihn kein Stück.“ Naruto regte das extrem auf. So unangenehm es für Sasuke auch sein mochte, er musste doch sehen, was er falsch machte. Er musste es lernen, sonst würde er irgendwann nichts mehr retten können.   Dass Sakuras Blick weicher wurde, nahm ihm aber klar den Wind aus den Segeln. Er wehrte sich auch nicht als sie auf ihn zu kam und ihm leicht die Hand auf die Wange legte. „Oh Naruto. Du bist ein Idiot. Du kennst ihn doch, er zeigt Gefühle nie… aber du weißt genauso, dass er da anders ist, wenn er sich sicher fühlt. Wie mit dir damals. Bei dir konnte er sich öffnen und ausgerechnet du machst ihm nun Vorwürfe!“, erklärte sie. Naruto blinzelte irritiert. „Was willst du mir damit sagen?“, hakte er schließlich nach. „Ganz einfach. Wenn er sich unbeobachtet fühlt, zeigte er Interesse. Er ist offen, er nimmt sie in den Arm, auch wenn er im Gegensatz zu dir keine überschwänglichen Gefühle zeigen kann, sind sie dennoch da. Weißt du, warum er nie aufgegeben hat? Warum er immer geschrieben hat und warum er unbedingt wollte, dass du herkommst, auch wenn ihm klar war, dass du nicht willst?“, fragte sie besorgt nach und ließ die Hand wieder fallen, so dass sie locker runter hing. Naruto schüttelte den Kopf.   „Er hat gesagt, nur du verstehst ihn ohne Worte. Denke einmal darüber nach, was das bedeutet und vergesse dabei nicht, was er gerade erlebt hat!“ Mit diesen Worten wendete sie sich ab, um sich weiter um das Essen zu kümmern, ohne noch einmal sich zu Naruto umzuschauen, der mittlerweile aussah wie ein begossener Pudel.   Naruto konnte die Informationen nicht wirklich verarbeiten, die er gerade bekommen hatte. Wenn Sakura Recht hatte, warum hatte Sasuke in seiner Gegenwart sich nichts anmerken lassen? Im gleichen Augenblick wo er diese Frage sich gestellt hatte, war ihm klar, dass die Antwort ebenfalls in ihm lag. Es war zu lange her. Sie hatten sich zwangsläufig voneinander entfernt und Sasuke war nicht der Typ, der leicht auf andere zu ging, nicht mal auf jene, die er eigentlich gut kannte. Er brauchte immer etwas Zeit.   Naruto wurde regelrecht übel, als er sich bewusst machte, dass er von allen Sasuke wohl am Meisten verletzt hatte. Seine eigenen Gefühle rechtfertigten keinesfalls, dass er sich so benahm, auch wenn ein Teil von ihm diesem widersprechen musste. Irgendwie musste ja auch er seine geistige Gesundheit schützen und dieser Ausflug war wirklich etwas, was ihn an den Rand dessen brachte, was er aushalten konnte.   Überfordert mit den neuen Erkenntnissen wendete er sich schließlich ab. „Ich gehe ein wenig schreiben!“, erklärte er nahezu tonlos und machte sich auf den Weg in sein Zimmer, ohne dass Sakura ihn aufhielt. Plötzlich war es sogar recht verlocken, endlich allen zu sagen was los war. Einfach nur, damit man ihn etwas besser verstehen konnte und ihn nun nicht für sein Handeln verabscheute. Wäre da nicht Sasukes negative Reaktion – damit rechnete er auf jeden Fall – wenn er es erfuhr, hätte er sich jetzt vermutlich wirklich etwas geöffnet. So aber zog er es vor sich an den Laptop zu setzen, um ein wenig an seinem Buch weiter zu arbeiten und auf die Art seine negativen Gefühle abzuarbeiten.     * *** *     Die Wochen vergingen wie im Fluge, was auch daran lag, dass kein Stress herrschte. Ganz im Gegenteil. Namaki hatte das Gefühl, immer besser mit Saiha zurecht zu kommen und auch ihre beiden Drachen schienen ein Band geknüpft zu haben, welches stark werden würde und auf diese Art eher schwer zu zerreißen sein würde.   An diesem Morgen stand der junge Kurier in dem Verschlag ihrer Drachen und schob die Hinterlassenschaften dieser in die Richtung einer Schubkarre, um sie dort mit einer Schaufel aufzusammeln. Die beiden Drachen waren auf der Jagd und irgendwie hatte Namaki das Gefühl, dass diese immer länger wurde. Obwohl die beiden immer informiert wurden, wenn sie einen Auftrag zu erledigen hatten, verging mittlerweile kein Tag, an dem er und Saiha nicht auf die Beiden warten mussten.   Anfangs hatte er sich durchaus noch Gedanken gemacht, woran das lag, mittlerweile hatte er es aber hingenommen und fragte seinen Drachen auch nicht mehr wo er so lange abgeblieben war. Die eher ausweichenden Antworten gaben ihm eh keinen wirklichen Hinweis darauf, was dort vor sich ging. Solange sie nicht zu spät kamen und damit den Zeitraum in dem sie ihren Auftrag zu erledigen hatten gefährdeten, war es eigentlich auch kein wirkliches Problem.   Als der Verschlag endlich sauber war, verteilte er noch eine dicke Schicht Stroh, um den beiden ein angenehmes Lager zu zaubern, bevor er sich wieder zu ihrer Baracke begab. „Sind sie noch nicht zurück?“, war das erste, was Saiha zu ihm sagte, als er die Tür hinter sich zu zog und aus seinen schmutzigen Stiefeln stieg. „Nein, wundert es dich?“, fragte er nach und lief auf verschwitzen Socken in Richtung des Badezimmers, wo er sich aus seinen stinkenden Sachen schälte und kurz darauf unter dem heißen Strahl der Dusche verschwand.   Eine gute halbe Stunde später tauchte er erneut auf. Die langen Haare noch immer feucht und nur eine Hose am Leib tragend, während er mit einem Handtuch versuchte die langen Strähnen wenigstens ein wenig zu trocknen. „Die beiden werden eben reif!“, nahm die junge Frau das Gespräch wieder auf, während sie Kaffee in eine Tasse goss und diesen Namaki reichte. Dieser runzelte leicht die Stirn, was Saiha zum Lachen brachte.   „Ach komm, ist dir das nicht aufgefallen? Tilarodon benimmt sich wie ein Gockel, streckt die Brust raus und macht sich groß!“, erwiderte sie und schüttelte dabei leicht den Kopf. Namaki musste zugeben, dass die Dynamik zwischen den beiden Drachen sich verändert hatte, nun wo er genauer darüber nachdachte, wurde ihm auch bewusst, dass die beiden Drachen sich eigentlich immer zurückzogen, wenn sie irgendwo campieren mussten. Das war nicht immer so gewesen, eigentlich hatten die beiden am Anfang ihrer Zusammenarbeit ihre Seite kaum verlassen, nur um ein wenig jagen zu gehen, was aber selten sehr lange gedauert hatte.   „Willst du mir damit sagen, dass die beiden sich als Paarungspartner ansehen?“, fragte er deswegen vorsichtshalber nach. Das war nichts Gutes. Drachen durften nicht wild sich vermehren, wenn Tilarodon Nachkommen zeugen wollte, musste er ins Zuchtprogramm überwechseln. Das Gleiche galt natürlich für Jinalatira. In der Regel nahm man es auch nicht einfach hin, wenn zwei Drachen sich gut verstanden, die Drachenzucht war eben darauf ausgerichtet, möglichst starke Nachkommen zu züchten, die gut eingesetzt werden konnten für ihre Zwecke.   „Vermutlich!“, antwortete Saiha und zuckte Gleichgültig mit ihren schmalen Schultern. „Ach komm, schau nicht so schockiert, gegen die Natur kann der Mensch nichts machen und das sollte er auch gar nicht!“ Namaki konnte das nur bedingt unterstützen. „Trotzdem sollten wir dagegen vorgehen, wenn sie sich paaren wird man ihnen das Ei wegnehmen und vermutlich es abtöten. Ich bezweifle, dass ihnen das gut tun wird!“, fasste er seine Befürchtungen in Worte.   Angespannt ließ er sich auf einen der Stühle sinken und nippte an seinem Kaffee, während Saiha ihn aufmerksam musterte. „Bist du damit einverstanden?“, fragte sie nach, gab ihrem Kameraden aber keine wirkliche Chance darauf zu antworten. „Wir Menschen mischen uns schon genug in Dinge ein, die uns nichts angehen. Fehlt nur noch, dass man dir verbietet mich attraktiv zu finden, weil wir Kameraden sind!“   Namaki konnte gar nicht anders, als sich an dem heißen Gebräu zu verschlucken. Sofort schoss ihm die Hitze ins Gesicht und er konnte fühlen, wie seine Wangen sich unangenehm erhitzen. Natürlich hatte Saiha Recht, er fand die Frau attraktiv und seit sie nicht mehr so extrem gegen ihn wetterte, war seine kleine Zuneigung deutlich gewachsen. Dass sie es aber mitbekommen hatte, davon hatte er nichts geahnt.   „Verschluck dich nicht, großer Mann.“, neckte sie ihn lachend, während sie zu der Tür der Küche ging. „Sieh zu, dass du dir was anständiges anziehst, ich denke die Beiden sind bald wieder da. Und dann wird es eindeutig Zeit aufzubrechen. Was ihre Instinkte angeht, misch dich bitte nicht ein. Von mir aus schieb mir den schwarzen Peter zu!“, erklärte sie ruhig, ehe sie verschwand und kurz darauf ihre Zimmertür zu hören war.   Wie versteinert blieb Namaki zurück, unfähig sich zu rühren. Das gerade war seltsam gewesen. Er hatte angenommen, dass die junge Frau ihm regelrecht den Kopf abreißen würde, wenn sie davon erfuhr, dass er ihr gegenüber nicht abgeneigt war. Was ihn aber noch viel mehr verwunderte, war die Tatsache, dass sie es offensichtlich darauf anlegen wollte, dass ihre Drachen sich aneinander banden und Nachwuchs zeugten. Ob das wirklich so eine gute Idee war, bezweifelte Namaki ganz eindeutig.     ***     Als sie an dem Abend in die Lüfte flogen, tat Namaki es eindeutig mit einem unguten Gefühl. Saihas Worte gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf und er kam nicht umhin, sich zu fragen, was für Konsequenzen es haben würde, wenn sie diese Sache einfach so laufen lassen würden. Nicht nur die Drachen hatten schließlich Ärger zu erwarten, sondern sie als ihre Reiter ebenfalls. Immerhin kannten sie ihre Partner am besten und müssten entsprechend sehen, wenn sich so etwas anbahnte.   Sie flogen für Stunden. Die Landschaft flog unter ihnen hinweg, aber dieses Mal hatte Namaki kein Auge dafür. Dazu war er einfach zu abgelenkt. Als sie ihr Ziel erreichten, legte er dieses Mal auch eine deutlich unsanfte Landung hin, was ihm ein spöttisches Kopfschütteln von Saiha einbrachte.   „Lass uns die Fracht abgeben und dann nach Osten fliegen. Dort ist ein Waldstück, wo wir gewiss für die Nacht ein Lager aufschlagen können!“, schlug sie vor. Namaki nickte leicht. Er hatte früh gelernt, dass Saiha eher ungern in den Orten blieb, wo sie einen Auftrag zu erledigen hatten. Er fragte auch nicht weiter nach warum das so war. Namaki mochte ihre Baracke, aber er mochte oft nicht die Unterkünfte, die Reitern wie ihnen zugewiesen wurden, wenn sie fern von dem Stützpunkt waren. Zurück würden sie es jedenfalls nicht schaffen, so viel war einfach klar.   Mit einem letzten Blick auf die beiden Drachen folgte er der Frau durch die Straßen. Ihr Ziel zu finden war nicht sonderlich schwer, das Gebäude stach einfach heraus und so steuerten sie es direkt an und betraten es kurz darauf. Die Person die sie treffen sollten wartete bereits auf sie und auf diese Art konnten sie das kleine Paket schnell loswerden und sich ein weiteres Mal auf den Weg machen.     ***     Gut eine Stunde nachdem sie ihre Fracht abgeliefert hatten, waren sie bereits in dem Waldstück, das Saiha für die Nacht ausgewählt hatte. Sie ließen die Drachen frei laufen, damit sie sich ihr Essen jagen konnten, während sie selbst Holz sammelten und ein kleines Lager errichteten. Saiha war es, die dieses Mal ganz ohne Theater sich an das Essen machte, während Namaki zu einem in der Nähe liegendem Bach lief und dort ihr Wasser auffüllte und sich grob wusch. Das Wasser hatte eine angenehme Temperatur und er nahm sich vor, es später für eine ausgiebige Wäsche zu nutzen, wenn die Drachen zurück waren. Falls sie denn einigermaßen rechtzeitig zurück kamen. So sicher konnte Namaki sich dabei nicht mehr sein.   Zurück im Camp reichte er der Frau ihre Flasche und nahm im Gegenzug eine Schale mit dem dampfenden Eintopf entgegen, den sie erwärmt hatte. Schweigend saßen sie anschließend beieinander und genossen die gemeinsame Mahlzeit. „Du bist auffallend ruhig!“, sagte Saiha schließlich, als er seine Schale zur Seite stellte und ein wenig Wasser aus der Feldflasche trank. Namaki seufzte leise. „Bin in Gedanken. Wegen dem was du gesagt hast!“, gab er ehrlich zu und zuckte etwas hilflos mit seinen Schultern.   „Ich meine, wenn du Recht hast, geht es uns eigentlich nichts an. Drachen sind keine Tiere in dem Sinne, sie haben eigene Gedanken und Gefühle und wenn die beiden sich paaren wollen, sollte der Mensch sich nicht einmischen. Von der Seite aus verstehe ich es. Aber ich kenne eben auch die Regeln, wie du auch. Entsprechend bin ich unsicher, was ich nun machen soll!“   Er schraubte die Feldflasche wieder zu und legte sie neben sich. „Du sollst gar nichts machen.“, erwiderte sie ruhig und erhob sich dann. „Bleib hier, ich werde mich waschen gehen!“, bestimmte sie anschließend und machte sich auf den Weg zum Bach. Namaki konnte nur leicht stöhnen. Er konnte sich vorstellen, wie die Frau sich in dem Wasser aalte und den Schweiß und den Dreck des Tages davon abwusch. Ein Bild, welches er gewiss nicht haben wollte. Dass er dabei war richtig scharf auf sie zu werden, hatte er immerhin verstanden.   Als Saiha allerdings keine fünf Minuten später wieder kam und eilig das Feuer löschte, wusste er, dass sie ganz gewiss nicht getan hatte, weswegen sie losgegangen war. Die Zeit war dafür einfach zu knapp gewesen, schon um sich aus ihren hautengen Kleidern zu schälen, brauchte sie vermutlich weitaus mehr Zeit.  „Komm mit!“, war alles, was sie leise zu ihm sagte, während sie mit einer Geste ihm bedeutete, sich ebenfalls leise zu verhalten.   Saiha führte ihn anschließend zu dem Bach, allerdings ein gutes Stück weiter Stromaufwärts, wie Namaki gewesen war, um die Flaschen aufzufüllen. Warum er still sein sollte, verstand er auch sofort. Sie waren in diesem Wald nicht alleine und von dem was er sehen konnte, war es nicht angebracht, zu zeigen, dass sie da waren. Zumindest nicht, wenn sie am Ende heile entkommen wollten.   Auf der anderen Seite des Baches konnten sie ein recht großes Camp sehen. Das für sich war nicht so interessant, weitaus interessanter war es, dass in der Mitte des Camps gut ein Dutzend Dracheneier aufgereiht standen. Mit Stroh gesichert, damit sie ihre Wärme nicht verloren. Namaki brauchte keinen zweiten Blick um zu erkennen, warum Saiha ihn hergeführt hatte.   Die Eier waren einfach zu markant. Ihre nahezu blutrote Schale, die mit leichten, bläulich schimmernden, dünnen Streifen durchzogen war, hatte er in seinen Studien oft auf Bildern gesehen. Eier von Drachen, die durchaus leicht zu zähmen waren, aber auch unglaublich gefährlich waren. In den Kolonien die mit Drachen arbeiteten, waren sie verboten, entsprechend hoch war der Preis auf dem Schwarzmarkt für so ein Ei. So viele auf einen Haufen zu sehen war entsprechend ungewöhnlich und ließ keinen Zweifel daran, was mit ihnen geschehen sollte.   Als sie sich etwas näher schlichen und versuchten das Camp zu umrunden, fanden sie auch den Grund für diese Eier. Die Drachen die schlüpften hatten eine ähnliche Farbe wie die Eier selbst und im hinteren Teil des Camps war eine Art Paddock, in dem sie fünf weibliche Drachen dieser Art entdecken konnten. Ein einziger männlicher war dabei, welcher eindeutig Interesse an einem der Weibchen zeigte und offensichtlich kurz davor war, mit dieser ein weiteres Ei zu zeugen.   Leise zogen sie sich wieder zurück und schlichen in das eigene Camp, wo sie schweigend ihre Karte hervorholten und die Stelle markierten, wo sie dieses Camp gesichtet hatten. Sie sprachen kein einziges Wort, als ihre Drachen schließlich zurück kamen und sie erneut in die Lüfte stiegen, um einen sichereren Platz für die Nacht zu finden. Erst als sie ihn gefunden hatten und sich einigermaßen hergerichtet hatten, fiel die Anspannung von ihnen ab.   „Diese Drachen werden gezüchtet, um sie auf Menschen los zu lassen. Sie sind klein, viel zu klein um erwachsene auf ihnen reiten zu lassen, aber unglaublich gefährlich, wenn sie nicht artgerecht gehalten werden!“, platze es aus Namaki heraus. Saiha nickte leicht. Es war klar, dass die diese Information ebenfalls hatte und deswegen ihn geholt hatte. Genauso klar war, dass sie am Morgen früh los mussten, um ihre Entdeckung zu melden.   „Diese Eier sind nicht die einzige Sorge!“, erzählte sie dann und fuhr sich durch ihr langes Haar. „Ich wette sie haben noch andere Rassen, die verboten sind. Die Frage ist eher, an wen sie diese Eier verkaufen. Hier in der Gegend ist vermutlich niemand an ihnen interessiert. Wenn sie ins Ausland gehen… na, du kannst es dir vorstellen!“   Das konnte Namaki wirklich. Zwei richtige Eier, die von jedem Geschlecht eines hervorbrachte reichten doch schon aus, um eine halbe Armee dieser Drachen zu züchten. Wenn Namaki sich recht erinnerte, formten die wenigsten Drachen so etwas wie feste Bindungen. Meistens ging es nur um die Weitergabe der Gene und da war den Männchen jedes Weibchen recht. Vor allem wenn sie in Gefangenschaft lebten, schien das eine Tatsache zu sein. Nicht umsonst gab es das Zuchtprogramm, es würde unter anderen Umständen sonst auch kaum einen Erfolg aufweisen können.   „Seltsam ist es aber auch, dass sie uns nicht bemerkt haben!“, gab Saiha zu bedenken. „Vielleicht dachten sie, unser Feuer würde zu ihnen gehören. Wer weiß wie weit sie sich ausgebreitet haben, erst Recht wenn deine Vermutung stimmt und sie weitere Drachen nachzüchten, die auf der schwarzen Liste stehen!“ Namaki konnte da auch nur Vermutungen anstellen. Es war aber wohl gut gewesen, dass man sie nicht entdeckt hatte. Schmuggler gingen selten zimperlich mit Menschen um, die ihr Geheimnis herausgefunden hatten.   Sich nun weitere Gedanken zu machen brachte allerdings wenig. Schweigend legten sie ihre Schlafsäcke aus und krochen schließlich herein. Beide hingen in der Nacht noch eine Weile ihren Gedanken nach, ehe sie doch die Müdigkeit packte und sie endlich einschliefen.     ***     Als der nächste Morgen endlich anbrach, arbeiteten beide Menschen schweigend, um das Camp abzubauen und sich anschließend auf den Weg zu machen. Sie wählten extra eine etwas andere Route, damit sie das entdeckte Camp möglichst weitläufig umflogen. Etwas, was sie eindeutig Zeit kostete. Entsprechend war es wohl auch nicht verwunderlich, dass sie bereits aufgeregt erwartet wurden. Ihr Auftrag war simpel gewesen, ein verspätetes Ankommen entsprechend nicht erwartet.   Kaum waren sie gelandet, stiegen sie von ihren Drachen und entgegen ihrer sonstigen Art, baten sie erst die Pfleger, die beiden zu versorgen, während sie selbst sich auf den Weg machten, um mit ihrem Vorgesetzten zu reden. Das konnte einfach nicht warten!     * *** *     Wie viel Zeit vergangen war, konnte Naruto nicht sagen, als er sein Dokument abspeicherte und die Kopfhörer absetzte, die er während des Schreibens benutzt hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm allerdings, dass Kakashi bereits zurück sein musste. Was den jungen Autor doch verwunderte. Er hatte erwartet, dass Sakura ihm nicht lange Ruhe gönnen würde, jetzt aber war es wahrscheinlich, dass sie bereits wieder gegangen war. Wie falsch er damit lag, erkannte er aber, als er sein Zimmer verließ und seine Freundin zusammen mit seinem Ziehvater im Wohnzimmer vorfand.   Kakashi hatte nie Probleme mit seinen Freunden gehabt, oft genug hatte er sich einfach zu ihnen gesellt und so eher die Rolle eines etwas älteren Freundes eingenommen, wie die eines erwachsenen Mannes. Naruto hatte es genauso wenig gestört wie seine Freunde. Kakashi war eben cool, locker und man konnte Spaß mit ihm haben. Viele hatten ihn um diesen Vormund beneidet, wenn sie ihn mit den eigenen, oft recht strengen Eltern verglichen hatten.   Eben jenen Ziehvater nun aber zu sehen, wie er herzhaft über etwas lachte, was Sakura offensichtlich vor wenigen Sekunden gesagt hatte, ließ in ihm doch ein eher seltsames Gefühl zurück. Sie waren keine Kinder mehr, keine Jugendlichen und es war einfach befremdlich, den Mann mit einem seiner Freunde so vertraut zu erleben. Er konnte sich auch nicht vorstellen, wann in den letzten Jahren sie eine Freundschaft aufgebaut hatten, dennoch wirkte es nicht so, als wenn sie nach langer Zeit das erste Mal wieder miteinander etwas zu tun hatten.   „Ah, Naruto! Dein Essen steht in der Küche!“, begrüßte ihn die junge Frau mit einem amüsierten Blick und deutete in die Richtung, in die er gehen musste. Als wenn er nicht wüsste, wo hier die Küche war. „Sie kann echt gut kochen, lade sie ruhig häufiger ein!“, warf Kakashi ein, was Naruto doch ein Schnauben entlockte. „Ich habe sie nicht eingeladen. Sie hat sich wie so oft einfach selbst eingeladen!“, kommentierte er herausfordernd, was ihm einen strengen Blick der Freundin einbrachte. „Na wenn du Sasuke nicht immer zur Weißglut treiben würdest, müsste ich nicht hinter dir her rennen um deinen Kopf gerade zu rücken!“, protestierte sie nicht ganz ernst gemeint.   Diese Art von Neckereien hatte Naruto ehrlich vermisst, deswegen war es kaum verwunderlich, dass er bellend lachte und in Sakuras Richtung eine angedeutete Verbeugung zeigte, um ihr zu signalisieren, dass dieser Punkt eindeutig an sie ging. Damit verschwand er aber eilig in die Küche, um zu sehen, wie viel die Beiden ihm übrig gelassen hatten. Irgendwie hatte er jetzt wirklich richtig Kohldampf.   Wenig später gesellte er sich zu den anderen, einen dicken Teller voll Essen in den Händen, den er sofort begann zu verschlingen. Es schmeckte wirklich ausgezeichnet. Scheinbar lag es Sakura sich in der Küche nützlich zu machen. Wer auch immer diese Frau irgendwann abbekam konnte sich jedenfalls nicht über schlechtes Essen beschweren.   „Was machst du eigentlich noch hier?“, fragte er zwischen zwei Bissen. Sakura schnaubte leise und verpasste ihm eine sanfte Kopfnuss. „Ganz falsch waren meine Worte gerade nicht, Naruto und das weißt du auch!“ Der blonde junge Mann spürte deutlich Kakashis Blick auf sich, ignorierte diesen aber. Ihm war klar, dass wohl beide wissen wollten was genau geschehen war, dass er erneut vor Sasuke weggelaufen war. Naruto würde es auch kaum verwundern, wenn den beiden klar war, dass sein erstes Weggehen ebenfalls etwas mit dem Uchiha zu tun hatte.   „Lasst es!“, meinte er schließlich warnend. „Ich habe nichts falsch gemacht. Sasuke behandelt seine Kinder falsch und ich schaue nicht einfach weg, wie andere es tun. Ihr kennt mich, wann hätte ich je die Klappe gehalten, wenn Sasuke sich wie ein Vollidiot verhalten hat?“, fragte er nach, ehe er weiteres Essen zwischen seine Lippen wandern ließ.   Naruto war schließlich nicht erst neuerdings so offen und auf Konfrontation aus. Seine Freundschaft zu Sasuke war doch oft ein hin und her gewesen, eben weil er selbst nicht nach dem Mund des Uchihas geredet hatte, was diesem oft genug nicht gepasst hatte, auch wenn Naruto noch so im Recht gewesen war. Er plante auch nicht, sein Verhalten in dieser Hinsicht zu ändern. Sasuke hatte genug Zeit gehabt sich an seine Eigenarten zu gewöhnen und sein lautes Mundwerk war eben eines von ihnen.   „Seit wann interessierst du dich eigentlich für Kinder, Naruto?“, hakte Kakashi nach. Doch Sakura war es, die eine Antwort darauf gab. „Vermutlich seit es Sasukes Kinder sind!“, erwiderte sie und warf Naruto einen derartig stechenden Blick zu, dass diesem ganz anders wurde. „Schwachsinn!“, erwiderte er selbst, zog es aber vor, sich wieder mehr auf seine Mahlzeit zu konzentrieren.   Es stimmte aber auch. Er mochte Kinder, auch wenn er keine eigenen hatte und diese auch nie bekommen würde, hatte er eindeutig einen Draht zu ihnen. Wenn sie in Irland die Mittsommernachtswende feierten, an der alle Nachbarn sich zusammen fanden, war er eigentlich immer von den Kindern umringt und er hatte eindeutig Spaß dabei. Kinder waren unschuldig und unkompliziert. Zumindest in den meisten Fällen. Sasukes Kinder stellten da keine Ausnahme dar und er kümmerte sich um sie, weil er die beiden mochte.   „Hmm, vielleicht wird aus dir irgendwann einmal ein guter Vater… falls du endlich daran denken solltest dich auf jemanden einzulassen!“, sagte Sakura schließlich, was Naruto nur mit einem leichten Schulterzucken kommentierte. Das würde wohl kaum passieren, allerdings war er nicht gewillt der Frau dieses auch auf die Nase zu binden. Grundsätzlich ging sein Privatleben niemanden etwas an, erst Recht nicht dieser Teil davon. Da war es wirklich besser zu schweigen.   Die nächsten beiden Stunden hatten die drei dann einen durchaus angenehmen Abend. Nachdem Sakura es aufgegeben hatte Naruto zu löchern, waren sie dazu übergegangen, sich an lustige Anekdoten aus der Vergangenheit zu erinnern und dabei wurde wirklich niemand ausgelassen. Naruto entspannte sich immer mehr und so lachte er bereits nach kurzer Zeit herzhaft, wenn sie sich an Dinge erinnerten, die eindeutig in den Hintergrund gerückt waren.   Entsprechend erstaunt war er dann auch, als Kakashi verkündete, dass es wirklich an der Zeit war diesen Tag zu beenden. Er hatte nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit vergangen war. Ehe er die Chance bekam Sakura zur Tür zu bringen, schickte Kakashi ihn aber los, um das benutzte Geschirr der letzten Stunden in die Küche zu bringen. Die fadenscheinige Ausrede, dass er eh die Fronttür abschließen musste, kommentierte er erst gar nicht. So alleine musste er sich aber doch eingestehen, dass das Verhältnis der beiden irgendwie seltsam war. Wirklich Lust hatte er an diesem Abend aber auch nicht mehr, sich mit solchen Dingen zu befassen, entsprechend schob er alle Gedanken beiseite und verließ schließlich die Küche erneut.   „Mach heute nicht mehr zu lange, ja?“, sagte Kakashi, als auch er zurück in das Wohnzimmer kam. Der Mann wusste, dass Naruto teilweise die Nächte durch schrieb, aber mehr wie leicht mit den Schultern zu zucken, konnte der junge Autor nicht. „Ich bin ziemlich müde!“, gestand er. Was aber nicht unbedingt ein Hindernis darstellte, wie sie beide wussten. „Deine Sache. Sakura sagt, dass sie morgen Vormittag dich abholen will!“, erwiderte Kakashi, ehe er sich abwendete und Richtung Schlafzimmer verschwand. Naruto seufzte leise und nahm sich auf seinem Weg in sein altes Zimmer vor, wirklich sofort schlafen zu gehen. Er hatte wenig Interesse daran, am nächsten Tag von Sakura aus den Federn geklingelt zu werden. Diese Frau ließ sich eben nicht abwimmeln. Er wollte auch gar nicht wirklich darüber nachdenken, warum sie überhaupt ihn abholen wollte.     ***     Naruto erwachte am nächsten Morgen, weil Kakashi die Tür hinter sich zu gezogen hatte. Der Mann stand immer so unglaublich früh auf, kam aber dennoch meistens nicht pünktlich dort an, wo er sein sollte. Herzhaft gähnte Naruto und streckte sich ausgiebig in seinem alten Bett. Er hatte gut geschlafen, viel besser wie er in der vergangenen Zeit geschlafen hatte. Woran das lag, war zumindest ihm absolut klar. Er war ein weiteres Mal in einer Umgebung, in der er sich absolut wohl fühlte und er hatte nicht den Druck, als erstes Sasuke über den Weg zu laufen, wie es in den letzten Tagen gelaufen war. Ein wirklicher Vorteil und eindeutig entspannend nach den letzten Tagen.   Für eine ganze Weile blieb er noch liegen, die Arme unter den Kopf gelegt und starrte an die Decke seines Zimmers. Nun wo er einigermaßen ausgeschlafen und auch entspannt war, ließen ihn Sakuras Worte nicht wirklich zur Ruhe kommen. Ein Teil von ihm – ein verdammt großer – war nach wie vor der Meinung, dass er bei Sasuke absolut im Recht war. Ein anderer Teil hingegen wusste, dass er wie ein verwundetes Wildtier um sich gebissen hatte. Dennoch, sein Wunsch war klar, dass Sasuke nicht eines Tages auf das blicken musste, was ihm eigentlich viel bedeutete, was er in seiner Art aber verloren hatte.   Nun wo er ruhiger war, fragte er sich auch, was eigentlich passiert war in den letzten Jahren. Sasuke war am Anfang ziemlich wütend gewesen, dass er ohne ein Wort verschwunden war, doch irgendwann hatte sich etwas verändert und die zuerst bitteren Mails hatten sich gewandelt. Ähnlich verhielt es sich jetzt klar mit den beiden Kindern. Anfangs hatte er da viel Zuneigung erkennen können, was er aber zuletzt gesehen hatte konnte er kaum einordnen. Dieses ganze Durcheinander verwirrte Naruto einfach nur, dabei wusste er genau, dass er verstehen wollte, was vor sich ging.   Seufzend rollte er sich zur Seite und verließ dann das bequeme Bett, um in dem Bad zu verschwinden und die Dusche anzustellen. Das heiße Wasser, welches kurz darauf über seinen Körper rann war unglaublich entspannend. So entspannend, dass Naruto sich fragte, ob es nicht wirklich an der Zeit war, mit offenen Karten zu spielen. Ein Gefühl sagte ihm auch, dass Itachi nicht die einzige Person war, die ihn da durchschaut hatte. Sakura verhielt sich ja auch irgendwie seltsam. Und er wusste, dass er wirklich jemanden brauchte, mit dem er sich unterhalten konnte. So etwas so lange in sich zu behalten war durchaus eine ziemlich belastende Angelegenheit, vor allem wenn er bedachte, dass seine Gefühle sich kein bisschen gelegt hatten. Wie so etwas möglich war, verstand er nicht einmal. Normalerweise hieß es doch, dass Zeit alle Wunden heilte, aber seine Gefühle für Sasuke schienen sich für die Ewigkeit bei ihm eingenistet zu haben. Selbst in seinen Geschichten gab es so etwas wie jahrelange, unerwiderte Liebe nicht. Es fühlte sich einfach nicht realistisch an, gerade weil Menschen ständigem Wandel ausgesetzt waren. Alle entwickelten sich im Laufe der Zeit, ob sie es wollten oder nicht.   Nachdem er geduscht hatte, zog er sich an und setzte sich dann an seinen Laptop. Er öffnete sein Dokument, entschied sich dann aber, an einer Szene zu schreiben, die er irgendwann einmal benutzen wollte. Manchmal tat er das, einfach weil er nicht in der Stimmung war, an der aktuellen Stelle weiter zu schreiben. Und mit diesen Gefühlen machte er sich daran, den ersten Kuss seiner beiden Protagonisten zu beschreiben. Eine Szene, die wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen würde, denn dass die beiden zusammen kamen, war für Naruto von Anfang an klar gewesen. Wenn er schon unglücklich verliebt war, sollten wenigstens seine Figuren bekommen wonach sie sich sehnten.     ***     Wie angekündigt, ließ Sakura nicht lange auf sich warten. Als es klingelte, stand Naruto auf und ließ die gut gelaunte Freundin eintreten, ging dann aber zurück in sein Zimmer, um das Dokument zu speichern, nachdem er den Satz vervollständigt hatte, an dem er gerade gearbeitet hatte. „Oh, ist das dein neues Buch, an dem du arbeitest?“, riss Sakura ihn schließlich aus seinen Gedanken. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass sie ihm bis in sein Zimmer gefolgt war und dann über seine Schulter hinweg gelesen hatte, was er so schrieb.   „Hm, ein wenig vorgegriffen. Hatte Lust darauf so etwas zu schreiben!“, gestand er und schloss endlich das Dokument. „Lust von einem Kuss zu schreiben?“, fragte sie keck nach, trat aber gleichzeitig einige Schritte zurück, damit er wieder aufstehen konnte. „Wir sind schon gespannt was du dieses Mal wieder zusammen dichtest!“, erklärte sie dann und blickte sich in dem Raum um, den sie aus ihrer Jugend noch gut kannte. Geändert hatte sich hier nahezu gar nichts.   „Ehh??“, fragte Naruto und blickte seine langjährige Freundin etwas perplex an. Dass seine Freunde seine Bücher lasen, war ihm absolut nicht bewusst gewesen. Fantasy war ja auch nicht wirklich jedermanns Sache.  „Ach komm, dir ist doch klar, dass wir alle wissen wollen was du so treibst. Wir alle haben dein Buch gelesen!“, erklärte die junge Frau und nickte Richtung Tür. „Na komm, ich hab echt Hunger. Lass uns in die Stadt gehen und gemütlich frühstücken. Nur wir beide!“, schlug sie vor, griff nach Narutos Hand und zog diesen mit sich mit. Seufzend ergab er sich und folgte ihr, nachdem er sich seine Schuhe angezogen hatte.   Der Tag schien viel versprechend zu werden. Das Wetter war angenehm und Naruto fühlte sich durchaus wohl in seiner Haut. „Ihr habt es wirklich gelesen?“, fragte er nach, diese Information ließ ihn nicht mehr wirklich los. Er hatte es wirklich nicht gewusst. Sakura nickte leicht. „Dass Sasuke es gelesen hat, weißt du sicher. Aber wir andere wollten auch wissen, was du dir ausgedacht hast. Es ist gut, Naruto! Nur Shikamaru mochte es gar nicht. Aber du kennst ihn ja, viel zu anstrengend für ihn!“, erklärte sie und lachte belustigt auf.   Ja, Naruto kannte den Nara. Für ihn war nahezu alles viel zu anstrengend. Selbst bloßes rum liegen schien ihn manchmal zu nerven. Vermutlich lag es daran, dass der Typ unglaublich intelligent war, womit viele Dinge, die für sie normal waren, vermutlich pure Langeweile bei ihm auslösten. Naruto verstand das nur bedingt. Man konnte wohl behaupten, dass er eher das komplette Gegenteil von Shikamaru war.   „Der zweite Band macht mir etwas zu schaffen! Irgendwie bin ich nicht wirklich in der richtigen Stimmung für ihn!“, gab Naruto zu und steuerte zusammen mit Sakura ein kleines Café an, wo sie sich an einen der freien Tische nieder ließen. „Wie kommt’s? Früher hast du doch nur so vor Ideen gesprüht. Es ist kein Tag vergangen, an dem du uns nicht eine kleine Geschichte erzählt hast!“, fragte sie deutlich interessiert nach. Naruto zuckte leicht mit den Schultern.   Bevor er antworten konnte, kam eine Bedienung und fragte, was sie haben wollten. Sie bestellten und er antwortete, als sie wieder alleine waren. „Vielleicht hängt es mit meinem Besuch hier ab. Ich meine, ich hab durchaus Ideen wo das ganze hingehen soll, aber wenn ich mich ran setzte, habe ich manchmal das Gefühl, als wenn ich keine Kontrolle über meine Figuren habe. Was ich dann schreibe, gefällt mir nicht! Es ist unglaublich frustrierend, gerade wenn es in Bereich geht, die mit Realismus meines Universums nicht vereinbar sind“   Verstehend nickte Sakura. „Blockiert? Du stehst ziemlich unter Spannung, seit du hier bist!“, meinte sie und legte sanft eine Hand auf Narutos Arm. „Du weißt, wir hören zu, oder?“, wiederholte sie noch einmal. Wie oft er es gehört hatte, seit er wieder da war, wusste er nicht, langsam aber sicher machte ihm dieses Angebot aber zu schaffen. „Ich weiß!“, antwortete er deswegen etwas steif und ließ dann den Blick schweifen.   Hier waren sie früher auch das eine oder andere Mal gewesen. Verändert hatte sich fast nichts, außer, dass die Wand wohl einen neuen Anstrich bekommen hatte. Aber die Möbel waren noch gleich und auch die Bilder an der Wand waren ihm unglaublich vertraut.   Die Bedienung kam nach einer Weile zurück und brachte ihr Frühstück. Sakura war für ihre Verhältnisse ziemlich ruhig, was Naruto aber klar irritierte, war die Tatsache, dass sie ihm immer wieder musternde Blicke zu warf. Er kannte das von ihr gar nicht, zumindest nicht so intensiv, wie es jetzt geschah. Diese Blicke waren ihm eindeutig unangenehm, er konnte sie einfach nicht deuten. Soweit er wusste, hatte er nichts getan, was sie verärgern würde. Andere Momente kannte er schließlich nicht, wo diese junge Frau so auf ihn fixiert war. Aber er schwieg.   Wie lange sie sich angeschwiegen hatten, konnte Naruto nicht einmal sagen. Es war eine unangenehme Stimmung zwischen ihnen. Ihm wollte aber auch kein unverfängliches Thema einfallen, worüber sie sich unterhalten konnten. Erst als Sakura ihr Essen nicht mehr anrührte und ein tiefes Seufzen hören ließ, blickte er wieder auf. „Vertraust du mir nicht mehr?“, fragte sie endlich leise und schaute ihm dabei direkt in die Augen. Naruto schluckte schwer.   „Natürlich vertraue ich dir, wie kommst du jetzt darauf?“, fragte er nach, aber schon im nächsten Moment wünschte er sich, dass er doch sofort zurück gereist wäre, als er sich bei Kakashi eingenistet hatte. Sakura schüttelte den Kopf. „Naruto, wir fragen uns seit fast einem Jahrzehnt was los ist mit dir und auch wenn ich mittlerweile weiß warum du weg gegangen bist und warum es ausgerechnet mit Sasuke so schwer ist, vertraust du dich mir nicht an!“   Ihre Worte waren sanft und leise gewesen, aber für Naruto fühlte es sich an, als wenn sie ihm gerade eine verpasst hätte. Der Appetit war ihm eindeutig vergangen und etwas machte sich in ihm breit, was schon fast wie eine Panik gedeutet werden konnte. Es war nicht so lange her, wo er sich gefragt hatte, ob nur der ältere Uchiha einfach eine gute Auffassungsgabe hatte, oder ob er so offensichtlich war. Wenn selbst Sakura es wusste – und daran zweifelte er nicht, auch wenn sie es nicht offen ausgesprochen hatte – musste er mehr als offensichtlich sein.   „Ich hab keine Ahnung wovon du sprichst!“, meinte er schließlich schleppend, den Blick deutlich vermeidend, der ihn doch noch verraten konnte. Vielleicht irrte er sich auch, vielleicht sah Sakura etwas, was nichts mit den wahren Gründen zu tun hatte. „Naruto. Erinnerst du dich, als wir gechattet haben? Du hast gerade erfahren, dass Sasuke seine Frau verlieren wird und meintest, dass es Momente gibt, wo du dir wünschst, dass sie nie aufgetaucht wäre. Ich war etwas verwundert, so kenne ich dich nicht. Seit du hier bist, ist mir aber klar, was du unausgesprochen gemeint hast!“, erklärte sie ruhig und erneut fühlte er ihre Hand auf seinen Arm.   „Ich habe niemanden etwas gesagt, aber bei dir kann ich nicht schweigen. Ich sehe doch, dass es dich belastet. Ich möchte dir helfen, verstehst du?“, redete sie eindringlich auf ihn ein. Wenn Naruto sie ansah, wusste er, dass sie die Wahrheit sprach. In ihrem Gesicht spiegelte sich unglaublich viel Sorge wieder. Zu lügen kam jetzt nicht in Frage. Er war eh mies darin und er hasste es, wenn man nicht die Wahrheit sprach. Entsprechend machte er nicht einmal bei sich eine Ausnahme und wenn doch, ging es ihm in der Regel nicht sehr gut damit.   „Was hat mich verraten?“, fragte er schließlich leise und senkte den Blick erneut, um auf die Reste seines Essens zu blicken. „Wie du Sasuke anschaust. Ich weiß nicht, es hat da einfach Sinn ergeben!“, erwiderte sie und schwieg dann einen Moment. „Du siehst verletzt aus, wenn du ihn anschaust. Ich kann sehen, dass du dich quälst, deswegen biete ich dir so oft an, mit mir zu reden. Die anderen haben nichts mitbekommen und Sasuke ist ebenfalls blind, Naruto!“, versuchte sie ihn wenigstens ein wenig zu beruhigen. Naruto nickte leicht. „Kommen wir hier raus gehen? Ich fürchte, dass ich das Frühstück sonst nicht in mir behalten werden!“, bat er schließlich.   Sakura hatte nichts dagegen. Eilig rief sie die Bedienung zu sich und bezahlte für sie beide, ehe sie aufstanden und gemeinsam das Café verließen. Wie automatisch schlugen sie die Richtung ein, die zum Wald führte. Klar war einfach, dass wenn er reden wollte, er sicher niemanden haben wollte, der ihr Gespräch überhören konnte. Auch das war wohl ein Grund, warum Naruto vorerst schwieg. Dieses Mal drängte die junge Frau ihn auch nicht, sondern lief schweigend neben ihm her.   Bis sie den Wald erreichten, hatte Naruto kein Wort gesprochen, doch kaum durchbrachen sie die erste Reihe an Bäume, blickte er auf. „Enttäuscht?“, fragte Naruto schließlich. Er hatte die Hände in die Taschen seiner Hose gestopft. Verkrampft waren sie zu Fäusten geballt. Sakura starrte ihren Freund an, als wenn sie ihn nie zuvor gesehen hätte.  „Enttäuscht? Ehrlich gesagt, ja, ein bisschen schon!“, gab sie zu, realisierte an der Haltung des Freundes aber auch, dass sie scheinbar etwas anderes dabei im Sinn hatten. „Weil du Baka nichts gesagt hast. Was geht dir denn durch den Kopf, dass du aussiehst, als wenn ich dir gerade ein Grab geschaufelt hätte?“ Sakura verstand den jungen Mann nicht mehr. So kannte sie Naruto nicht. Dieser entspannte sich aber wenigstens ein wenig.   „Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich offensichtlich schwul bin. Oder weil ich meinen besten Freund ausgesucht hab, oder weiß der Kuckuck warum!“, verteidigte Naruto sich, lachte am Ende aber dennoch leise und gelöst. Sakura schüttelte leicht den Kopf und hakte sich kurzerhand bei ihrem Freund ein. „Du bist wirklich ein Idiot, Naruto!“, neckte sie ihn sanft.   „Es spielt doch keine Rolle, ob du schwul bist oder hetero. Du hast dich dadurch nicht wirklich verändert. Du bist noch immer der Naruto, den ich seit vielen Jahren kenne!“, widerlegte sie dann seine Argumente. „Und was Sasuke angeht. Kann man sich das aussuchen? Wenn ja, will ich das Rezept haben!“, sprach sie weiter und seufzte tief. Das lenkte Narutos Aufmerksamkeit eindeutig auf sie. Und auch ohne Worte verstand er, dass sie da etwas teilten. „So viel dazu, nichts zu sagen!“, spottete er leise und schüttelte leicht den Kopf. Da hielt sie ihm Vorwürfe, weil er so lange nicht mit der Wahrheit herausgerückt war und letzten Endes erfuhr er bei dieser Gelegenheit auch, dass sie sich im Grunde nicht anders verhielt und ebenfalls etwas vor ihm verschwieg.   Für eine ganze Weile schwiegen sie dann, während sie dem schmalen Pfand zwischen den Bäumen hindurch folgten. Es war ruhig, kein anderer Mensch war um diese Zeit in diesem Teil unterwegs. „Kenne ich ihn?“, fragte er schließlich doch leise. Er musste Sakura nicht ansehen, um die Bewegung, die von ihr ausging, als ein Nicken zu erkennen. Weiter fragte er aber nicht nach. Er wusste schließlich wie es war, wenn man nicht darüber reden wollte. Vielleicht brauchte auch sie einfach etwas Zeit.   „Wenn ich darüber nachdenke, bist du komisch geworden, als Hikari aufgetaucht ist. Deswegen bist du weg, oder?“, fragte Sakura nach einer Weile nach. Naruto seufzte leise. „Es war das Beste. Ich hab es einfach nicht ertragen die beiden zusammen zu sehen. Auch heute komme ich noch nicht damit zurecht. Ich habe Gedanken, die gar nicht nett sind und ich kann mich dafür selbst nicht leiden!“, gab er bedrückt zu.   Sakura blieb stehen und damit musste auch Naruto innehalten. „Es geht schon Jahre so. Irgendwie verstehe ich es, aber ich muss auch zugeben, dass ich gut finde, dass du dir bewusst bist, dass dein Denken falsch ist!“, erklärte sie dann und lächelte den Freund aufmunternd an. „Ich wünschte nur, dass du eher etwas gesagt hättest. Du weißt, wie verknallt ich damals in Sasuke gewesen bin, mir vorzustellen, dass es so lange gegangen wäre, wie bei dir, bricht mir irgendwie das Herz!“, äußerte sie ihre Gedanken, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte und Naruto so mit sich mit zog.   Naruto erinnerte sich an diese Zeit sehr gut. Damals waren fast alle Mädchen hinter dem Uchiha her gewesen, aber Sakura und Ino hatte es wohl am schlimmsten getroffen. Beide hatten unglaublich viel versucht, um die Aufmerksamkeit des Bastards auf sich zu lenken, dieser hatte allerdings niemanden wirklich Aufmerksamkeit geschenkt. Naruto war damals erleichtert gewesen, als die Schwärmereien nachgelassen hatten. Die Mädchen waren ziemlich nervig gewesen.   „Es war meine Entscheidung, Sakura! Ich hab es hier nicht mehr ausgehalten und trotz des Hintergrunds habe ich einen Ort gefunden, an dem ich wirklich glücklich bin. Irland ist toll, bei deinem nächsten Urlaub solltest du mich besuchen kommen!“, schlug er dann etwas gelöster vor. Das war vermutlich ein deutliches Zeichen, dass er den Kontakt wieder aufleben lassen wollte. Bisher hatte er niemanden wirklich verraten wo er genau lebte. Es gab wenig Leute, die wussten, dass es Irland war, aber niemand kannte seine genaue Adresse.   Sakura lachte leise.  „Welche Ehre, der große Schriftsteller Naruto Uzumaki lädt mich zu sich ein. Ich hoffe, du hast gelernt dein Umfeld sauber zu halten!“, erwiderte sie und zog herausfordernd eine ihrer Augenbrauen nach oben. Naruto musste dabei schallend Lachen. „Stell dir vor, auch ich bin erwachsen geworden!“, konterte er und lachte nur noch härter, als Sakura zur Antwort nur schnaubte. Auch das verstand er ja, er war ein Chaot gewesen.   Zusammen liefen sie weiter. „Versprich mir nur eines, Naruto! Wenn du jemanden brauchst, komm zu mir, okay? Ich möchte dich nicht noch einmal so sehen. Egal was ist, du kannst über alles mit mir reden!“ Als Naruto etwas erwidern wollte, schüttelte sie energisch den Kopf. „Keine Ausreden, ich werde nie anders von dir denken. Ich möchte, dass du mir dieses Versprechen gibst, sonst sorge ich mich nur wieder um dich!“, erklärte sie energisch.   Naruto nickte leicht. „Einverstanden!“, erklärte er dann. Wie er empfinden sollte, wusste er aber dennoch nicht. Dieser Trip in die Vergangenheit hatte ihm gezeigt, dass zu viele Leute in der Lage waren, seine aufgebauten Mauern zu überwinden und damit hatten sie die Chance, die Wahrheit zu sehen, die er so vehement versucht hatte zu verstecken. Er wollte nicht eines Tages vor Sasuke stehen und sich dessen Urteil ausliefern müssen. Dass Sakura schwieg, wusste er ja, dennoch sorgte es ihn einfach, dass zwei Personen ihn durchschaut hatten.   Den restlichen Weg unterhielten sie sich dann über Belanglosigkeiten und als sie schließlich wieder zusammen vor Kakashis Haus standen, musste Naruto seiner Freundin versprechen, dass er am kommenden Abend mit allen mitkommen würde. Sie wollten einen Abend zusammen verbringen, ehe er wieder zurück musste. Naruto konnte es kaum noch erwarten, erneut in den Flieger zu steigen und seiner Vergangenheit zu entkommen. Aber er wusste auch, dass er diesen einen Abend überstehen würde. Außerdem war er nicht scharf darauf, Sakura herauszufordern. Irgendwie würde er das wirklich schaffen.     ***     Als Naruto am nächsten Abend bei Sakura klingelte, hatte er seine Gefühle weitestgehend wieder unter Kontrolle bekommen. Am Abend zuvor hatte er viel Zeit darauf verbracht, an einem Text zu schreiben, welcher ihm dabei helfen sollte, sich zu beruhigen. Andere etwas erleben zu lassen, was einen bewegte war ein recht gutes Mittel, um Spannungen abzubauen. So hatte ihn Kakashi dann auch vorgefunden und ihn erst einmal in Ruhe gelassen, bis er zum Abendessen einigermaßen entspannt aber auch erschöpft aufgetaucht war. Sie hatten sich ein wenig unterhalten, was die letzten Spannungen vertrieben hatte.   Kurz nachdem er geklingelt hatte, öffnete sich die Tür und Musik schlug ihm entgegen. „Hey, da bist du ja endlich!“, begrüßte die junge Frau ihn und griff nach seiner Hand, um ihn ins Innere ihrer Wohnung zu ziehen. „Na komm schon, heute Abend ist es hier absolut angenehm!“, meinte sie dabei und zwinkerte ihm zu. Naruto verstand die Andeutung und es nahm ihm das Unbehagen.   Am Tag zuvor hatte er nicht gefragt, aber als er am Morgen wach geworden war, war ihm bewusst gewesen, dass Sasuke vermutlich auch da sein würde. Ob er das allerdings aushalten würde, bezweifelte er ziemlich stark. Seine Nerven lagen bereits blank und es war an der Zeit, wieder Abstand zwischen sie zu bringen. Wenn er nun nicht da war, konnte er auf jeden Fall den Abend genießen.   Zuvor war er nie in Sakuras Wohnung gewesen, weswegen er sich nun interessiert umsah. Wie zu erwarten war es sauber und nett eingerichtet. Sie folgten einem Flur, ehe sie links in das Wohnzimmer abbogen. Auf einem Tisch konnte Naruto jede Menge Verpflegung sehen, nicht nur fester Natur, auch Getränke standen dabei. Die Freunde selbst hatten es sich auf Kissen rund um einen niedrigen Tisch gemütlich gemacht und unterhielten sich angeregt. Als Kiba ihn entdeckte, grölte er zur Begrüßung und machte für ihn Platz. Naruto ließ sich gerne dort nieder und nahm auch das angebotene Getränk entgegen.   Wenn er nun in die Runde schaute, musste er eindeutig zugeben, dass es eine gute Idee gewesen war, doch noch herzukommen. Alle blickten ihn offen an und an diesem Abend schien niemand darüber reden zu wollen, warum er einfach gegangen war. Und mit dieser Erkenntnis konnte auch Naruto sich deutlich entspannen. Es war viel zu lange her, dass er einen tollen Abend mit seinen Freunden verbracht hatte und Freunde waren das, was er hier vor sich hatte. Menschen die ihn nicht aufgaben sondern an seiner Seite standen, selbst wenn sie Jahre nicht miteinander Kontakt hatten.   Mit dieser Erkenntnis würde er eindeutig entspannt am nächsten Tag zurück fliegen können! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)