I was born to serve you, Arthur! von DoctorMcCoy (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 9: Augen verschließen ----------------------------- Blitzschnell zog Arthur sein Schwert aus dem Körper des Banditen heraus, drehte sich in der Bewegung gleichzeitig um, erhob seine Waffe und parierte somit die Attacke des anderen Angreifers, der sich von hinten genähert hatte. Die Wucht des Schlages ließ ihn ein wenig in die Knie gehen, aber Arthur hatte sich schnell wieder gefangen, seine Kraft gebündelt und drückte nun seinen Feind von sich weg. Mit einem kräftigen Ruck stieß er dessen Schwert weg, brachte seinen Gegner damit ins Straucheln und schaffte es somit die Oberhand zu gewinnen. Zwar parierte der Bandit noch jeden Schlag, den Arthur ansetzte, allerdings wurde er immer weiter zurückgedrängt und hatte nicht die Chance einen einzigen Gegenangriff zu starten. Trotzdem musste Arthur es ihm hoch anrechnen, dass er solange durchhielt und noch nicht tot war, auch wenn es den Prinzen nicht gerade gefiel. Schließlich war dies nicht der letzte Bandit, der hier auf der Lichtung war. Es war mal wieder ein ganz normaler Morgen, wie es nicht anders zu erwarten gewesen war. Irgendwie passierte immer irgendetwas, wenn Arthur mit Merlin auf der Jagd war. Ob es nun Banditen oder Banditen waren, sie gerieten irgendwie immer in Ärger. Nun kümmerte sich der Prinz um diese Unannehmlichkeit und Merlin hatte sich sicherlich wieder hinter irgendeinen Baumstamm versteckt und wartete ängstlich darauf, dass sein Herr und Meister die Arbeit erledigte. Manchmal konnte Arthur über seinen Diener nur den Kopf schütteln. Wie feige konnte man eigentlich sein? Merlin war immer der Erste, der verschwunden war, wenn nur schon eine Möglichkeit zur Gefahr bestand. Auch jetzt konnte Arthur seinen Diener nirgendwo ausfindig machen, aber wenn man mal ehrlich war, hatte der Prinz auch Besseres zu tun, als nach Merlin Ausschau zu halten, schließlich musste er das Leben von Beiden retten. Wenn der Junge sich schon nicht dazu anschickte, ihm zu helfen, musste er es halt selber in die Hand nehmen. Zwei Banditen lagen schon tot auf dem Boden, bei dem Dritten würde es auch nicht mehr lange dauern. Leider hatte Arthur überhaupt keine Übersicht darüber, wie viele es eigentlich waren. Der Prinz konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt, schließlich wollte er noch nicht sterben. Noch zwei Schläge, dann hätte er auch diesen hier erledigt. Und genau so war es auch. Bevor sich der Bandit versehen konnte, steckt schon das Schwert des Prinzen in seinem Körper. Ein kurzes triumphierendes Lächeln umspielte Arthurs Lippen, bevor er wieder ernst wurde und sich umschaute. Das konnten doch noch nicht alle gewesen sein. Leider hatte er damit Recht. Schon kam der Nächste auf ihn zugerannt. Gekonnt wehrte er die Attacke ab und trat ihn von sich weg. Der Angreifer verlor sein Gleichgewicht und landete auf seinen Rücken. Mit einer gekonnten Bewegung wechselte Arthur den Griff seines Schwertes, stellte sich über den Bandit und holte aus, um es seinem Gegner in die Brust zu rammen. „Arthur!“ Die Angst und Sorge in der Stimme waren nicht zu überhören. Für Arthur ein deutliches Warnzeichen. Jedoch konnte er in seiner Bewegung nicht mehr stoppen und versenkte sein Schwert in der Brust des auf den Boden liegenden Banditen. Als dies passierte rechnete er schon fast damit nun auch ein Schwert in den Körper gerammt zu bekommen. Jedoch blieb dies aus. Er hatte sogar noch die Zeit, seine Waffe wieder herauszuziehen und sich umzudrehen. In dem Moment stellte er fest, dass er sich gar nicht so hätte beeilen müssen. Der Gegner, der hinter ihm gestanden hatte, lag bereits auf den Boden, von einem großen abgebrochenen Ast niedergestreckt. Ungläubig schaute er zu dem Baum hinauf, der sein Leben gerettet hatte. Er sah weder alt noch morsch aus. Eine gesunde, große Pflanze und dennoch lag ein Ast von ihm genau vor seinen Füßen, unter ihm ein Mann begraben, als ob der Baum es gewusst hätte. „Das habt Ihr gut gemacht, Sire!“, ertönte plötzlich die Stimme seines Dieners, der anscheinend wieder aus seinem Versteck gekrochen kam, nun da die Gefahr vorbei schien. „Ja“, sagte Arthur abwesend, immer noch zu dem gewaltigen Baum hochschauend. Dann fiel sein Blick auf Merlin. Dieser grinste übers ganze Gesicht und schien mehr als zufrieden zu sein. „Grins nicht so dämlich, du hast nicht viel dazu beigetragen!“ „Ich habe Euch mental unterstützt, Mylord, und Euch gewarnt.“ „Ja, vor einem Banditen, der von einem Baum niedergestreckt wurde, Merlin. Diese sind sogar nützlicher als du es bist, was mich nicht sehr wundert.“ Merlin stellte sich bei seinen Aufgaben schon nicht sehr geschickt an, aber hier draußen bewies er immer wieder aufs Neue, dass er nicht der geborene Kämpfer war und wohl auch nie sein würde. Arthur würde sich auch nicht die Mühe machen, ihn irgendetwas beizubringen. So wie er mit allen möglichen Dingen tollpatschig um sich warf, sollte man ihm gewiss kein Schwert in die Hand geben. Davon war Arthur bisher mehr als nur überzeugt gewesen, aber es schlichen sich kleine Zweifel in diese Gedanken, als Merlin nur mit den Schultern zuckte. „Manchmal muss man auch mal Glück haben.“ Bei diesem Satz fiel Arthur auf, dass er häufiger Glück hatte. Es war nicht zum ersten Mal vorgekommen, dass sich ein Ast selbstständig gemacht hatte. Außerdem stolperten seine Gegner in den passendsten Gelegenheiten, kurz bevor sie ihn mit ihren Schwertern erwischt hatten. Es kam auch schon einmal vor, dass einer einfach seine Waffe aus der Hand gefallen war. Viele Dinge, die erfahrenen Kämpfern eigentlich nicht passierten. Keinem Krieger fiel sein Schwert einfach so aus der Hand, wenn es nicht einmal berührt wurde. Arthur wusste dies, da es eine seiner ersten Lektionen gewesen war. Verliere nie deine Waffe! Sie war wie ein verlängerter Arm und diesen wollte man schließlich auch nicht verlieren. Es war mehr als merkwürdig und noch eigenartiger war, dass es nicht nur einmal passiert war. Um ihn herum schienen mehrere unnatürliche Dinge vor sich zu gehen. Skeptisch fiel sein Blick auf Merlin. Er war die einzige Konstante, die diese Vorfälle in irgendeine Verbindung bringen konnte. Außer ihm und natürlich er selber war nichts, dass bei allen Kämpfen gleich war. Aber konnte das wirklich möglich sein? „Arthur“, drang plötzlich die Stimme von Merlin an sein Ohr. Er klang mehr als genervt, wie es meist der Fall war. „Können wir jetzt?“ So wie er es aussprach hatte er es wohl schon einige Male davor gefragt, was gut möglich war, denn Arthur war tief in Gedanken gewesen. Dieser nickte nur abwesend, steckte sein Schwert wieder ein und machte sich auf den Weg zurück nach Camelot, mit seinen Diener immer ein paar Schritte hinter ihm. Wenn die Vorfälle wirklich etwas mit Merlin zu tun hatten, gab es nur eine Erklärung, auch wenn Arthur das nicht so recht glauben wollte. Es gab keine Möglichkeit, dass Merlin ein Zauberer war, dafür war er einfach zu dumm und einfach zu sehr … Merlin. Außerdem wäre er nicht so zurückgeblieben als Zauberer in den Diensten des Prinzen zu arbeiten, der Sohn des Mannes, der jedes Anzeichen von Magie direkt mit dem Tode bestrafte. Bei den Gedanken daran, dass sein Vater Merlin irgendwann hinrichten konnte, zog sich sein Magen unangenehm zusammen. Nein, das würde nicht passieren, schließlich war Merlin ja kein Zauberer. Das war vollkommen ausgeschlossen. Als ob sein Verstand ihn das Gegenteil beweisen wollte, schoss ihm plötzlich ein Satz durch seinen Kopf, den Merlin einmal gesagt hatte. „Gwen ist nicht der Zauberer. Ich bin es.“ Merlin hatte in dem Moment so ernst geklungen, dass jeder es geglaubt hatte, sogar Arthur in diesem Augenblick. Das war auch der Grund gewesen, dass er es schnell als dümmliche Verliebtheit abgetan hatte. War da vielleicht doch mehr dahinter gewesen? Arthur konnte nicht vermeiden, dass er kurz einen Blick nach hinten zu Merlin warf und kurz darauf fassungslos seinen Kopf schüttelte. Merlin sah alles andere als gefährlich aus, eher würde er ihn als harmlos bezeichnen. Dass so eine Person Magie besaß, war einfach undenkbar. „Ist etwas nicht in Ordnung, Sire?“, fragte sein Diener plötzlich, der anscheinend das merkwürdige Verhalten seines Herrn bemerkt hatte. „Ich habe mich nur gewundert, dass du noch über keinen Grashalm gestolpert bist. Das muss wohl ein neuer Rekord sein.“ „Ich bin nicht so tollpatschig und nutzlos wie Ihr vielleicht denken mögt, Arthur“, verteidigte sich Merlin in einem beleidigten Tonfall und verschränkte die Arme vor der Brust. Arthur schluckte schwer bei den Worten. Seinen Blick richtete er wieder starr nach vorne. Genau davor fürchtete er sich. Was war, wenn Merlin wirklich mehr war, als es den Anschein hatte? So wie er sprach, deutete alles darauf hin und dennoch konnte Arthur es nicht glauben. Auch aus dem Grund, weil er es nicht wollte. Wenn er es tat, müsste er es seinem Vater berichten und an die Konsequenzen wollte er gar nicht denken. Jedoch hatte er bis jetzt nur eine Vermutung. Genau genommen hatte Arthur nie etwas gesehen. Er hatte nie direkt wahrgenommen, dass Merlin etwas getan hatte und wieso könnte es auch nicht weiterhin der Fall sein? Was man nicht sah oder bemerkte, war auch nicht da. So einfach war das. Und was nicht da war, konnte man auch nicht dem König erzählen. Glücklich über seine Entscheidung blieb er stehen und drehte sich halb nach hinten um. „Merlin? Ich –“, fing er an, wurde aber abrupt unterbrochen, als der Angesprochene genau in ihn herein lief. Arthur verdrehte nur genervt die Augen. „Ich würde sagen, du bist genau so tollpatschig und nutzlos, wie ich denke, Merlin.“ Merlin grinste unschuldig. „Vielleicht habt ihr Recht, Sire. Aber dann seid Ihr auch so ein großes Arschloch, wie ich schon immer behauptet habe.“ „Merlin!“ Schon fast automatisch bewegte sich Arthurs Arm und er schlug seinem Diener erst einmal kräftig auf den Kopf. Das sollte ihm ein wenig Verstand einbläuen. Dieser rieb sich daraufhin mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Schädel, dass Arthur wieder triumphierend lächeln ließ. So gefiel ihm das doch. Und so sollte es auch immer sein. Merlin war nur sein Diener, kein versteckter Zauberer, nicht solange Arthur nichts dergleichen sehen würde und das würde er nicht. Bei einem Kampf war es so leicht einfach in die andere Richtung zu schauen und nicht zuzuhören. Man musste sich auf andere Dinge konzentrieren und keiner würde ihm Vorwürfe machen, wenn er etwas verpasste. Fragen stellen war auch nicht Arthurs Art und so wäre es ein Leichtes, es so weiter zu führen, wie es schon immer gewesen war. Arthur würde seine Augen verschließen für Dinge, die nicht wichtig waren. Er würde es erst sehen, wenn Merlin wollte, dass Arthur es sah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)