I was born to serve you, Arthur! von DoctorMcCoy (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 11: Über Wasser halten ------------------------------ Als Arthur kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, schreckte er auf. Sofort schaute er sich panisch um – er kannte die Umgebung nicht. Die kalte Flüssigkeit kam von oben, es schien jedoch kein Regen zu sein. Über ein Holzrohr wurde es in die Grube geschüttet, in der der König festsaß. All das realisierte Arthur in wenigen Sekunden und wusste sofort, dass er in Schwierigkeiten steckte. Und genau im selben Moment bemerkte er auch die Gestalt auf dem Boden einige Schritte neben ihm, die schon halb im Wasser lag, da dieses stetig stieg. Mit einem Ruck richtete er Merlin auf und weckte ihn damit gleichzeitig auf. „Arthur…“, kam es leise über die Lippen seines Dieners. „Merlin? Alles in Ordnung?“ Arthur konnte sich noch gut daran erinnern, wie Merlin am Bein getroffen worden war. Der Ritter war deswegen in diesem Augenblick abgelenkt gewesen und nach einem Seitenhieb seines Gegners offenbar bewusstlos geworden. Der Diener nickte schwach. „Was ist passiert? Wo sind wir hier?“ „Es war eine Falle. Du hattest Recht“, meinte Arthur und ärgerte sich über sich selbst. Er sollte anfangen, seinem Diener zuzuhören. Merlin hatte meist Recht, wenn er ihn warnte. „Der Brief war eine Fälschung und wir wurden an der Brücke überfallen.“ „Es regnet“, murmelte Merlin vor sich hin. Sofort schüttelte Arthur den Kopf. „Das ist kein Regen, Merlin. Vielmehr ist es eine gemeine Falle. Ich würde sagen, wir sitzen in einem alten Brunnen fest, der mit einem Eisengitter verschlossen ist. Und das Wasser wird hineingeschüttet.“ Der König wartete auf eine Reaktion seitens seines Dieners, aber diese blieb aus. Merlin wirkte abwesend und sah blass aus. In diesem Moment bemerkte Arthur auch dessen Kopfwunde. „Geht es dir wirklich gut, Merlin?“ Die Sorge in seiner Stimme war nicht zu überhören. Wieder einmal nickte der Diener. „Es könnte nicht besser gehen.“ Arthur glaubte ihm nicht, wollte aber auch nicht weiter diskutieren. Sie mussten einen Weg hier rausfinden, sonst würden sie elendig ertrinken. Wieder einmal legte er seinen Kopf in den Nacken, als ob dort oben die Antwort lag. „Dürfte ich einen Vorschlag machen, Sire?“ Etwas überrascht schaute Arthur seinen Diener an. Meist fragte er nicht um Erlaubnis, sondern fing einfach an, draufloszuplappern. Das war nicht Merlin, wie er ihn kannte, was ihn überaus beunruhigte. „Lasst mich hier. Dann könnt Ihr klettern.“ Das hingegen war wieder sehr typisch für Merlin. „Kommt nicht in Frage. Ich lasse meine Männer nicht zurück und dich erst recht nicht.“ „Mit dem Bein werde ich nicht klettern können. Ich bezweifle sogar, dass ich mich über Wasser halten könnte, wenn es steigt.“ Arthur schüttelte widerstrebend den Kopf. „Dann werde ich dir eben helfen. Die Ritter müssten schon nach uns suchen. Es dürfte nicht zu lange dauern, bis sie kommen. Solange müssen wir durchhalten.“ „Arthur, es ist fast zehn Meter hoch. Das werdet Ihr nicht schaffen.“ Merlin war ein Realist und ihm war klar, dass es unmöglich zu schaffen war, selbst wenn der König wild entschlossen war. Es war schon anstrengend genug, sich alleine über einen langen Zeitraum über Wasser zu halten. „Ich bin der König von Camelot. Ich schaffe das“, erklärte Arthur in seinem arrogantesten Ton, während er sich an den Lederriemen an seinen Armen zu schaffen machte. Mit der Rüstung würde er schneller untergehen, als ihm lieb war. Dies war allerdings gar nicht so einfach, wenn man die Tatsache bedachte, dass er sich sitzend bereits bis zur Brust unter Wasser befand. So kam ihm Merlin direkt zur Hilfe, als er bemerkte, was sein Herr vorhatte. „Ihr seid wohl wild entschlossen“, sagte der Schwarzhaarige leise. „Ich habe auch einen guten Grund“, erwiderte Arthur und streifte seine Rüstung ab, die schwerfällig zu Boden sank. Daraufhin packte er Merlins Arm und zog ihn auf die Beine. Der Diener stöhnte schmerzvoll auf, als sein Bein bewegt wurde. „Tut mir leid.“ Merlin allerdings lächelte. „Den Tag sollte ich mir im Kalender anstreichen. Ihr entschuldigt Euch?“ „Halt die Klappe, Merlin!“ Auch wenn Merlin gerne weitergeredet hätte, um seine Angst zu überspielen, blieb er still. Sein Bein schmerzte höllisch und auch sein Kopf machte ihm zu Schaffen. Er hatte bereits versucht mit einem stummen Zauber das Gitter zu sprengen, aber es war ihm nicht gelungen. Er konnte sich nicht richtig konzentrieren. So blieb ihm wohl nichts Anderes übrig, als dafür zu sorgen, dass Arthur durchhielt, bis dieser oben war. Die Minuten rasten dahin und schon bald konnten sie nicht mehr stehen. „Halt dich an mir fest“, befahl Arthur. „Ich werde uns über Wasser halten!“ Merlin gefiel der Gedanke nicht, seinen König auch mit seinem Gewicht zu belasten, aber Arthur hatte schon nach ihm gegriffen. Er würde ihn nicht loslassen, also konnte der Schwarzhaarige sich auch an seinem Freund festhalten. Nach etwa zehn Minuten hatte Merlin das Schweigen satt. Sie waren schon mehrere Zentimeter nach oben getrieben worden und da der Zauberer so gut half, wie es ihm ging, fühlte er, wie er immer schwächer wurde. „Zumindest kann es jetzt nicht mehr schlimmer werden“, scherzte er halb lachend. Genau in diesem Moment fing es an zu regnen. Arthur seufzte. „Kannst du nicht einmal den Mund halten, Merlin?“ „Ich werde mir Mühe geben, Sire.“ Ab da an war Merlin ruhig, denn er musste sich mit aller Macht auf seine letzten Kraftreserven konzentrieren. Jede Bewegung fiel ihm schwerer und er fühlte, dass es Arthur neben ihm ähnlich erging. Außerdem war ihm unglaublich kalt. Die Nässe hatte sich schon bis in seine Knochen durchgefressen und mit jeder Minute wurde es schlimmer. Er nahm es zitternd hin und versuchte durchzuhalten, sie waren jedoch nicht einmal bei der Hälfte der Höhe angekommen, als Merlin seine Grenzen spürte. Er würde nicht mehr helfen können, sondern nur noch wie ein nasser Sack in Arthurs Armen hängen und ihn somit ebenfalls runterziehen. „Lasst mich los“, stammelte er noch, bevor seine Sicht verschwamm. „Merlin?“ Panik lag in der Stimme des Königs, während er seinen Freund etwas rüttelte. Sein Diener gab keinen Ton von sich. „Merlin? Komm schon, sprich mit mir.“ „Ihr solltet Euch langsam mal entscheiden. Erst soll ich den Mund halten und dann soll ich reden.“ „Halt einfach durch“, flehte Arthur leise und verstärkte den Griff um Merlins Brust, damit er ihm nicht durch die Finger glitt. Sekunden kamen ihm wie Minuten vor und Minuten wie Stunden. Quälend langsam wurden sie nach oben geschoben. Merlin hatte keinen Ton mehr von sich gegeben, aber Arthur konnte dessen Atmung deutlich spüren. Er war noch am Leben und Arthur würde dafür sorgen, dass es auch dabei blieb. Als sie nur noch etwas mehr als eine Armlänge von dem Eisengitter entfernt waren, betete Arthur für ein Wunder. Selbst wenn er noch bis oben durchhalten würde, an dem Gitter kämen sie nicht vorbei. Genau in dem Moment hörte er Stimmen. „Mach das verdammte Licht aus . Die Ritter sind in der Nähe und dürfen uns nicht finden“, kam ein leise geraunter Befehl. Seine Ritter waren hier! Endlich ein wenig Hoffnung. „Halt noch etwas durch, Merlin“, flüsterte er und meinte diesen Satz gleichzeitig zu sich selber. Er war am Ende seiner Kräfte. Es fiel ihm immer schwerer, sich über Wasser zu halten, geschweige denn Merlin im Griff zu behalten. „Ihr aber auch“, kam es plötzlich von seinem Diener und Arthur zuckte erschrocken zusammen. „Du bist wieder wach?“ „Ich habe nur genossen, mich von Euch tragen zu lassen“, kam es in seinem gewohnt schelmischen Ton. „Habe ich richtig gehört? Kommt Hilfe?“ Arthur nickte und hörte genau in diesem Moment den Lärm eines Kampfes. „Hier sind wir!“, machte er auf sich aufmerksam und stieß kurz daraufhin einen Schmerzenslaut aus. Arthur und Merlin gingen gleichzeitig unter, bis Arthur sich wieder gefangen hatte und durch die Oberfläche brach. Ein stechender Schmerz hatte sein Bein durchzogen. Er war immer noch vorhanden, aber das war nebensächlich. Er hatte Merlin losgelassen. Er schrie seinen Namen und wollte gerade abtauchen, als über ihm das Eisengitter geöffnet wurde. Gwaine sprang ins Wasser und Leon griff nach seinem König und zog ihn hinaus. „Merlin!“, rief er und versuchte sich gegen den Griff seines Ritters zu wehren. „Gwaine holt ihn. Geht es Euch gut, Sire?“ Arthur nickte hastig und richtete seinen Oberkörper auf. Percival kniete an dem Abgrund zur Grube und hatte sich halb hineingelehnt. „Komm schon“, betete der König im Stillen, als Percival endlich eine Gestalt nach oben zog. Leblos blieb Merlin auf dem Boden liegen. Für einen Augenblick setzte Arthurs Herzschlag aus, bis sein Diener anfing zu husten und zu spucken. Völlig erleichtert brach Arthur in hysterisches Gelächter aus, kroch zu seinem Freund hinüber und zog ihn in seine Arme. „Es tut mir leid“, entschuldigte er sich dafür, dass er ihn losgelassen hatte. Zwischen klappernden Zähnen bildete sich ein Grinsen. „Schon das zweite Mal heute. Ein wirklich besonderer Tag.“ Arthur lachte, herzhaft, erleichtert und überaus glücklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)