Forgiveness von abgemeldet (The Hobbit- An unexpected Journey) ================================================================================ Kapitel 2: Those Women! ----------------------- Die Gemeinschaft führte ihre Reise weiter fort und dachte, sie würde heute zumindest über die Hälfte der großen Oststraße schaffen, doch wie immer, wenn man sich etwas vornahm, kam irgendetwas unerwartetes dazwischen. Im Falle von Thorin und Co. ertönte ein Hilferuf, kurz bevor sie den Wald verlassen konnten. Es war der Schrei einer Frau und sie hielten kurz an. „Was ist das?“, wollte Bilbo wissen und sah sich beunruhigt um. Gandalf beobachtete ebenfalls die Umgebung. „Was soll es denn sein? Da ruft eine Frau um Hilfe. Wir sollten vielleicht nachsehen...“, warf Dori ein und die Anderen nickten zustimmend, nur Thorin war dagegen. „Nein, wir haben keine Zeit dafür. Wir müssen heute soweit wie möglich vorankommen.“, erinnerte er die Truppe an ihr Ziel. „Aber, Thorin. Es ist eine Frau. Eine hilflose Frau! Was ist, wenn sie in großer Gefahr schwebt? Es wäre nicht gerade sehr ehrenhaft, wenn wir einfach weiterritten, ohne wenigstens nachgesehen zu haben, was ihr fehlt.“, entgegnete Fili und Kili nickte bestätigend. „Ja, ich dachte es zähle zu den Aufgaben eines Mannes eine Frau zu beschützen.“, fügte der Brünette hinzu und die Anderen unterstützen die Jungspunde solange bis Thorin sich erweichen ließ und sie den Rufen folgten. Sie entdeckten eine riesige, alte Buche von deren dicken Ästen ein Käfig herunterhing, in dem eine kleine Gestalt saß. Eine junge, hübsche Frau, die verzweifelt versuchte sich aus ihrem Gefängnis zu befreien. Als sie die dreizehn Zwerge erblickte, seufzte sie, aber nicht vor Erleichterung. Sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass Menschen aus Bree oder irgendeiner umliegenden Stadt sie hören würden. Vielleicht ein Jäger, der eine Chance gegen die Orks hätte und nicht ein Haufen Zwerge. Zwerge? Konnte das etwa Thorins Gemeinschaft sein? Argwöhnisch musterte sie die Männer, ob sie jemanden von ihnen erkannte, doch keines der Gesichter sagte ihr etwas. Ein junger Zwerg sah zu ihr hinauf. „Was macht Ihr da oben? Wer hat Euch dort eingesperrt?“, erkundigte er sich und sie fuchtelte aufgebracht mit den Armen. „Verschwindet schnell wieder! Ich komm schon allein klar...“, forderte sie die Truppe auf, als plötzlich ein Reiter auf einem Pferd neben den Zwergen auftauchte. Sein grauer Spitzhut bedeckte sein Gesicht etwas, sodass sie ihn nicht sofort erkannte. „Das sieht man, Ríeth.“, begrüßte er sie und sie starrte ihn aus überraschten Augen an. „Gandalf? Was macht Ihr hier?“, plapperte sie drauf los, doch der Zauberer unterbrach sie, um von seinem Pferd zu steigen, das langsam unruhig wurde. „Das erkläre ich dir, wenn wir mit diesen Orks fertig sind.“, versprach er und schon tauchten die beiden Orks auf, um die Gruppe anzugreifen. Vollkommen wehrlos musste Ríeth beobachten, wie der Zwergenhaufen zusammen mit dem Zauberer gegen die Angreifer antrat. Sie musterte interessiert einen schwarzhaarigen Zwergenmann, der gekonnt sein Schwert schwang und den Schädel eines Orks in zwei Hälften zu spalten. Na, der hatte ja wirklich so einiges drauf. Das gefiel ihr. Plötzlich sprang der andere Ork an ihren Käfig, der mit ihr als Inhalt zu Boden krachte und aufsprang, sodass sie sich befreien konnte. Schnell hatte sie ihr Schwert zur Hand, um die widerliche Brut abzuwehren, doch der Ork traf sie so heftig, dass sie herumgeschleudert wurde und mit dem Kopf gegen den harten Stamm der Buche prallte, zu Boden ging und das Bewusstsein verlor. Der Ork, der bemerkte, dass er wohl keine Chance gegen die Überzahl an Gegnern haben würde, floh mit kreischenden Lauten und verschwand hinterm Horizont. Alle standen nun ratlos um die bewusstlose Frau herum und betrachteten sie. „Ist sie tot?“, fragte Bilbo, der nur das Blut an ihrer Schläfe sah und wegsehen musste, damit ihm nicht übel wurde. Gandalf kniete sich neben sie und legte eine Hand auf die Stirn der Frau, wobei er eine Zauberformel murmelte. Es dauerte nicht lange, da öffneten sich ihre Augen wieder und die Zwerge stürzten sich mit besorgten Fragen auf sie. „Nun tretet doch zur Seite. Sie hat ja kaum Luft zum Atmen.“, maßregelte er die Zwerge und den Halbling. Ríeth rieb sich ihren schmerzenden Kopf und bemerkte ebenfalls das Blut. „Wie geht es dir, Kind?“, hörte sie Gandalfs Stimme neben sich und lächelte ihn freudig an. Er reichte ihr etwas Wasser und sie nahm einen kräftigen Schluck. „Mein Kopf dröhnt als hätte ich zwei Fässer Wein allein getrunken.“, stellte sie fest, was nicht nur Gandalf zum Lachen brachte. Doch dann wurde der alte Zauberer wieder ernst. „Was machst du so weit weg von Bruchtal?“, fragte er und sie erhob sich langsam, wobei er ihr helfend eine Hand reichte. „Der Wind hat mir geflüstert, er sei wieder zurück, Gandalf. Ist das wahr?“, brabbelte sie und er wusste genau, wen sie damit meinte. „Ja, das ist es.“, bestätigte er und sie sah ihn eindringlich an. „Wo ist er?“, kam direkt die nächste Frage und der Magier machte einen Schritt zur Seite und sie erblickte den interessanten dunkelhaarigen Zwerg, der vielleicht fünfzehn Jahre älter war, als sie. Ihre Augen weiteten sich. Er war wirklich noch viel schöner als sie sich vorgestellt hatte. Ihr Großvater hatte ihn ihr zwar oft beschrieben, aber wo sie nun vor ihm stand, konnte sie die Überwältigung nicht zurückhalten. „Gamanu sanu yenet... Thanu men.“, begrüßte sie ihren König und ging vor ihm auf die Knie, um seine Hand zu nehmen und seinen Ring zu küssen. „Du sprichst Khuzdul?“, kam es von einem der Zwerge und alle, bis auf Gandalf, sahen sie verwundert an. „Ist sie etwa eine von uns?“, fragte einer der Jüngeren. Thorin bat sie sich zu erheben und begutachtete sie. „Nein, seht sie euch an. Sie sieht aus wie eine Elbin von der Größe eines Hobbits.“, merkte er verächtlich an, was nicht nur Ríeth, sondern auch Bilbo empörte. Von wegen Hobbit! „Mein Vater war ein Zwerg Erebors, meine Mutter eine Elbin Bruchtals. Deswegen sehe ich nicht so aus, wie die Zwergenfrauen, die Ihr vielleicht gewohnt seid.“, murrte sie und blickte ihm beleidigt an. „Aber warum bist du dann so klein wie ein Zwerg, wenn du überhaupt nicht so aussiehst?“, stellte einer der Jüngeren eine wirklich dumme Frage. Ríeth verdrehte die Augen. Was war denn daran so schwer zu verstehen? Aber sie ging nur auf den Jungspund zu und lehnte sich etwas zu ihm vor, um ihren verführerischen Augenaufschlag einzusetzen. „Würdest du es lieber andersherum haben?“, erkundigte sie sich und der dunkelhaarige, recht attraktive, Zwerg schüttelte heftig mit dem Kopf. Eine bärtige Zwergenfrau von der Größe einer Elbin? Nein, danke! Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich noch gar nicht vorgestellt hatte. „Oh, verzeiht mir bitte meine Unhöfflichkeit. Mein Name ist Ríeth.“, verriet sie und erfuhr die Namen der anderen ebenfalls. Wobei sie sofort bemerkte, dass Bilbo ein Hobbit war, was unschwer zu erkennen war. Kein Wunder bei den Füßen! Sie berichtete der Gruppe von ihrem Aufbruch von Bruchtal und ihrer bisherigen Reise, die sie ganz allein hinter sich gebracht hatte. „Ich wollte mich unbedingt dem legendären Thorin Eichenschild und seiner Gemeinschaft anschließen, als ich davon erfuhr, dass Ihr Euch aufmacht, um den Erebor vom schrecklichen Smaug zu befreien. Es war der Wunsch meines Großvaters und meines Vaters, mögen sie friedlich Ruhen, dass meine Familie irgendwann wieder zurückkehren könnte.“, beendete sie ihre Geschichte und Thorin erhob sich. „Pah, ich glaube nicht, dass es klug wäre, wenn du mit uns kommen würdest. Du bist eine Frau und hast auf so einer Reise nichts zu suchen. Du würdest uns nur zur Last fallen. Außerdem ist es eine halbe Elbin nicht wert ins Königreich der Zwerge zurückzukehren.“, zerstörte er ihr Vorhaben. Die Anderen sahen ihn leicht schockiert an. Warum war er denn bloß so ungehobelt und beleidigend ihr gegenüber? Sie wollte doch einfach nur mit ihnen mitkommen. „Ich kann genauso gut kämpfen wie ein Mann und bin mutig genug, um mich einem Ork zu stellen. Und ich fühlte mich schon immer Durins Volk näher als dem der Elben.“, holte sie ihm von seinem hohen Ross, doch das schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. „Morgen früh trennen sich unsere Wege. Dass das klar ist.“, stellte er klar und duldete keine Widerworte ihrerseits. Balin mischte sich in das Gespräch ein. „Aber, Thorin... Ich denke, dass es für uns nur vom Vorteil wäre sie mitzunehmen, falls wir auf Elben stoßen. Sie ist sicherlich dem Sindarin mächtig.“, lenkte er ein und Ríeth unterstützte ihn mit einem raschen Nicken. „Balin hat Recht. Und außerdem können wir sie doch nicht einfach so allein lassen. Sie ist immer noch eine Frau.“, kam auch Bofur ihr zur Hilfe. Aber niemand konnte den Anführer umstimmen. „Hobbingen und Bree sind nicht weit von hier. Dort kann sie sicher unterkommen. Dann haben wir sie wenigstens nicht am Hals.“, nörgelte er und schenkte der Halbzwergin einen finsteren Blick. Ríeth platzte so langsam der Kragen. Das konnte doch nicht wahr sein! „Wisst Ihr, ich hätte wirklich nicht gedacht, dass der rechtmäßige König unter dem Berg so ein arroganter, griesgrämiger Arsch ist!“, fluchte sie über ihn und wandte sich ab, um sich von der Truppe zu entfernen. Thorin blickte ihr fassungslos hinterher. Wie hatte sie ihn gerade genannt? „Oho! Die Kleine hat echt Temperament. Thorin, Ihr solltet sie auf der Stelle heiraten. Solche Frauen versüßen einen nicht nur die Tage. Glaubt mir, ich spreche aus Erfahrung.“, neckte Glóin den jungen Prinzen, der nur beschämt errötete, während die Anderen in Gelächter ausbrachen. „Solche Frauen bringen nur Unglück.“, protestierte er und verließ ebenfalls die Gruppe, um allein zu sein. „Er meint es nicht so...“, raunte Gandalf ihr zu und reichte ihr seine Pfeife, damit sie einen Zug von dem Kraut nehmen konnte. Der Zauberer hatte sich zu ihr gesetzt und sah ihr dabei zu, wie sie sich um ihr Pony kümmerte. „Wer?“, wollte sie wissen und er sah sie auffordernd an, da er genau wusste, dass sie wusste, wem er meinte. Sie seufzte und setzte sich zu ihm. „Oh, doch das tut er! Großvater Alrik sprach immer nur davon, wie nobel und tapfer Thorin sei. Dass er ein frauenfeindlicher Sturkopf ist, hat er mir verschwiegen. Ich dachte, ich könnte mich ihm anschließen, um Großvater und Vater Frieden zu bringen. Aber Thorin hasst mich!“, platzte es verletzt aus ihr heraus und der Zauberer konnte nicht anders, als darüber zu lachen. „Ríeth. Er hasst dich doch nicht...“, versuchte Gandalf sie zu beschwichtigen, doch er hatte keine Chance. „Aber die Elbin in mir!“, warf sie ein und verschränkte die Arme vor der Brust. Gandalfs amüsiertes Kichern machte sie nur wütender. „Er denkt, er müsste ganz allein den Erebor zurückerobern und Smaug bezwingen, um seiner Familie Ehre zu erweisen. Und er hasst wirklich nicht dich, sondern die Elben... Dafür, dass sie den Zwergen damals nicht geholfen haben, als der Drache sie angriff.“, bedachte der Alte und stieß einen Ring aus Rauch aus. Ríeth entwich ein gereiztes Seufzen. „Gut... Aber wie kann ich ihn überzeugen, dass ich nicht wie Thranduil bin? Er will mir einfach nicht zuhören und lässt sich bestimmt nicht so leicht umstimmen... Er ist ja sturer als ein alter Esel!“, murrte sie. Wissend lächelte Gandalf. Thorin war nicht der einzige sture Esel. „Da kenne ich noch so jemanden... Vergiss nicht, dass das Blut deines Großvaters in dir fließt, Ríeth.“, half er ihr auf die Sprünge und sie sah ihn verdutzt an. Ohne, dass er noch weiteres sagen musste, erhob sie sich und ging zu Thorin rüber, der immer noch allein dastand und nachdenklich wirkte. Sie biss sich etwas unsicher auf die Unterlippe. Wie sollte sie bloß mit so jemanden auf einen Nenner kommen? Der Typ hielt sich für den Besten und wollte immer Recht haben und seinen Willen durchsetzen. Sollte sie sich wirklich der Gefolgschaft anschließen? Nein, wie konnte sie nur zweifeln? Sie hatte schon immer davon geträumt und jetzt durfte sie das Alles nicht einfach über Bord werfen. Und schon gar nicht wegen dieser Sturkopfes! „Mein König...“, sprach sie ihn an und er drehte sich etwas unvorbereitet zu ihr um, doch sein Blick war immer noch kalt. „Nenn mich nicht so... Ich bin kein König.“, murrte er genervt und drehte sich wieder von ihr ab. Doch so schnell würde er sie nicht loswerden. „Dann eben Thorin...“, begann sie erneut und verdrehte die Augen. „Verdammter Mistkerl!“, rutschte es ihr flüsternd heraus, was er anscheinend doch gehört hatte, seinem Zucken nach zu urteilen. Sie ging zielstrebig um ihn herum, um ihn in die Augen sehen zu können. „Ich wollte Euch noch einmal sprechen, um Euch zu sagen, dass ich Euch um jeden Preis begleiten werde. Es ist mir egal, ob es Euch passt oder nicht.“, machte sie ihm unmissverständlich klar. Sein Blick wurde erboster. Woher nahm sie diese Dreistigkeit, so mit ihm zu sprechen? Dann blickte er auf sie herab, die Arme vor der Brust verschränkt und eine Augenbraue hochgezogen. „Ach, wirklich? Auf dem Weg zum Erebor kann es sehr gefährlich werden... Hunger und Witterung sind da unser kleinstes Problem. Uns werden Orks und Warge begegnen. Vielleicht noch ganz andere Kreaturen. Von Smaug wollen wir erst gar nicht sprechen. Das ist gewiss nichts für eine Frau. Du würdest es keinen Tag überleben.“, vertrat er seine Meinung, dass sie nach Hause gehen sollte. Sie blickte ihn aus geschmälerten Augen an. Was sollte das denn bitte? Sie würde keinen Tag überleben? Hatte sie es nicht von Bruchtal bis hierher auch vollkommen alleine überlebt? Das war lächerlich! „Ach, wirklich nicht? Ich habe keine Angst vor diesen Drachen und ich hätte die Orks auch ohne euer eingreifen erledigen können.“, gab sie ihm Konter und er musste darüber schmunzeln, was ihn, wie sie zugeben musste, wirklich unglaublich sexy wirken ließ. „Unbewaffnet und in einem Käfig aufgehangen? Du magst vielleicht eine ganz passable Kämpferin sein, aber das ist dann wohl ein bisschen zu selbstsicher. Sie hätten dich zerfetzt, Kleine.“, verspottete er sie förmlich und sie war gewollt ihn anzuspringen und zu schlagen. „Passabel?“, beschwerte sie sich, denn ihre Kampfkünste waren weit mehr als passabel. Doch ihr fiel etwas besseres ein, als nun die ganze Zeit mit ihm weiterzustreiten. „Nun, Frauen haben doch noch ganz andere Waffen, Thorin. List und Reiz wären nur zwei davon. Denkt Ihr nicht, dass auch Orks so etwas wie Triebe verspüren?“, brachte sie ihm zum Nachdenken und kam ihm etwas näher. Ihren Busen streckte sie dabei extra heraus und ihre Hand legte sich zärtlich auf seinen Arm. Thorin wirkte sofort nervöser und seine hellblauen Augen konnten sich gar nicht von ihrem Ausschnitt lösen, sondern verweilten lüstern auf der nackten Haut, die sich ihm darbot. Sie hatte Recht, sie hatte wirklich noch ein paar effektive Waffen zubieten. Doch er durfte jetzt nicht weich werden. „Orks kennen nur zwei Gelüste... Töten und Fressen. Du denkst doch nicht, dass nackte Haut sie irgendwie ablenken könnte.“, klärte er sie abweisend auf und hatte alles erwartet, aber kein Lächeln. „Dann sind sie vielleicht stärker als man denkt. Aber ich hätte sie ja auch hinterlisten können, mir wäre schon was eingefallen. Doch nun von Zwergin zu Zwerg... Ich würde Euch sicherlich nicht zur Last fallen, Thorin.“, murmelte sie und sah ihn dabei so hypnotisierend an, dass er merkte, wie seine Beine schwächelten. Sie hatte wirklich wunderschöne, lange schwarze Locken und atemberaubend tiefblaue Augen, in denen er glaubte zu versinken. Ihre Haut war blass und eben und sie erinnerte nicht im Geringsten an die Zwergenfrauen, denen er bis jetzt begegnet war. „Mein Entschluss steht fest. Außerdem bist du keine Zwergin. Elben sind bald schlimmer als diese widerwärtigen Orks. Du kannst auf dieser Reise nichts vollbringen, was uns zugute kommen würde. Außerdem könnte ich es nicht ertragen, einer wie dir Tag ein Tag aus zuzuhören mit ihren naiven Geschwätz...“, versuchte er sich von ihr zu lösen, was ihm gelang. Er hatte sich schon zum Gehen umgedreht, da platzte ihr der Kragen und zwar entgültig. „Nicht nur Ihr habt Eure Familie durch die Orks verloren, Thorin! Sie schlachteten meinen Vater und meine Mutter bei Esgaroth ab. Also sagt mir nicht, was ich kann und was nicht!“, schleuderte sie ihm die Worte hinterher. „Mein König...“, säuselte sie ironisch und machte einen Knicks und nun war es auch ihm zuviel. In der Drehung griff er nach ihrem Handgelenk und zog sie zu sich, wobei er so fest zudrückte, dass es ihr schon wehtat, was sie sich allerdings nicht anmerken ließ. „Dann komm halt mit! Aber erwarte keine Hilfe von mir, solltest du noch einmal in Gefahr geraten!“, knurrte er sie zornig an und sie erwiderte seinen wütenden Blick. „Das hatte ich auch nicht vor!“, zischte sie und Schweigen folgte ihrem Gezanke. Er hatte sie immer noch fest ihm Griff und sie waren sich wirklich nahe gekommen, sodass sie sogar seinen heißen Atem auf ihrer Wange spüren konnte. Sie blickten sich tief in die Augen und wussten nicht, was sie sagen sollten. Ríeth fand ihn wirklich unwahrscheinlich anziehend und auch er bemerkte, dass es zwischen ihnen knisterte. Er kam ihrem Gesicht mit seinem noch etwas näher und senkte verführerisch die Lider. Sie leckte sich über die Lippen. „Was ist denn auf einmal? Warum starrt Ihr so? Ich dachte, Ihr ertragt den Anblick von Elben nicht...“, hauchte sie ihm zu und sein Blick rutschte von ihren Augen in ihren Ausschnitt. „Du bist diejenige die starrt. Und ja, mir wird schon ganz schlecht...“, spielte er ihr den Angewiderten vor. Schmunzelnd legte sie ihre Hände auf seine breite Brust und rieb über das Samt seines blauen Mantels. Schnaufend erschauderte er etwas. „Und warum zittert Ihr dann so aufgeregt, Thorin?“, wollte sie neckisch wissen, was ihm Schamröte in die Wangen trieb. Schnell ließ er von ihr ab. „Bilde dir bloß nichts ein!“, grummelte er und sie lächelte ihm noch einmal zu, bevor sie ihn stehen ließ und zu den anderen rüberging. Erleichtert ausatmend, schüttelte er mit dem Kopf. Was für ein nervtötendes Weib! Sie setzten ihren Weg fort und Ríeth wurde von den restlichen Zwergen sofort gut aufgenommen. Trotzdem wurmte Thorins Verhalten sie ungemein. Dabei hatte sie immer so von ihm geschwärmt! „Ich weiß gar nicht, wie ihr es mit diesem Knöterich als Anführer aushalten könnt. Ihr habt vielleicht nerven.“, bewunderte sie die Anderen für ihre Geduld und deutete nach vorne auf Thorin, der sie so gut es ging ignorierte. „Ach, der... Der ist nur angespannt, weil es um seine Familie und Ehre geht. Mach dir nichts draus, Ríeth.“, ermutigte Bofur sie und entlockte ihr ein kleines Lächeln. „Kommt mir eher so vor, als hätte er was gegen mich persönlich.“, bedachte sie das Alles, doch Bofur winkte ab. „Unsinn! Gegen dich kann er ja gar nichts haben. Er kennt dich ja nicht mal richtig.“, argumentierte er, worauf sie nichts mehr erwidern konnte. „Er hat Recht, Kleine. Thorin ist eigentlich nicht so voreingenommen. Lass ihm Zeit und er wird einsehen, dass deine Gesellschaft ziemlich erquickend ist, wie ich finde.“, lenkte Balin ein und zwinkerte ihr zu. „Genau, mein Onkel ist doch bloß sauer, weil wir noch nicht so weit gekommen sind, wie er es gerne gehabt hätte. Morgen früh wird er merken, dass es doch angenehm sein kann eine so hübsche Zwergin wie dich dabei zu haben.“, mischte sich Fili ein und der Blonde zwinkerte ihr flirtend zu, wofür sie ihm mit einem dankbaren Lächeln beglückte. „Das ist wirklich süß von dir, Fili. Du bist viel charmanter als dein Onkel.“, lobte sie ihn und lehnte sich im Sattel zu ihm rüber. Er tat dasselbe und so konnte sie ihm einen Kuss auf die Wange drücken. Er griff sich augenblicklich an die Brust und tat so, als würde er einen Herzinfarkt bekommen, was alle amüsiert auflachen ließ. Kili kam ebenfalls hinzu und wollte seinem älteren Bruder in nichts nachstehen. „Ganz genau! Und wenn Thorin sich nicht ändern sollte, bin immer noch ich da. Ich könnte bestimmt nie sauer auf dich sein. Und wenn doch, darfst du mich gerne übers Knie legen.“, trällerte er und sie griff zu ihm rüber, um ihm am Kragen zu packen und zu sich rüberzuziehen. „Du kleiner Schelm.“, schallte sie ihn und drückte ihm einen langen Kuss auf die Wange, was dazu führte, dass sein Kopf roter als eine Tomate anlief und er drohte von seinem Pony zu fallen. Die Älteren, die das mitbekommen hatten, schüttelten über die jungen Lausbuben bloß die Köpfe. Bei Einbruch der Nacht suchten sie sich ein Plätzchen zum Ausruhen. Thorin hatte nichts mehr darüber gesagt, dass sie immer noch die Gruppe begleitete. Sie saß unweit von Kili und Fili auf einem Felsbrocken und schärfte ihr feines, glänzendes Schwert. Silber rieb ihren Kopf an der Schulter ihrer Herrin und wieherte ab und an leise. Ríeths Aufmerksamkeit wurde auf Bilbo gelenkt, der gerade noch geschlafen hatte, nun jedoch wieder aufgewacht war und sich zu seinem Pony bewegte. Er holte einen Apfel heraus und reichte ihn der braunen Stute, die ihn gierig verspeiste. „Aber das bleibt unser kleines Geheimnis, Mörtel.“, wisperte er dem Tier zu und erblickte dann die junge Halbzwergin. Sie lächelten sich zu. „Du scheinst Heimweh zu haben...“, bemerkte sie, als sie sah, wie er in die Ferne blickte. Er nickte. „Ja, tut mir leid. Ich bin es nicht gewohnt so weit von Zuhause weg zu sein und auf dem Boden zu übernachten und...“, bemängelte er den Komfort dieser Reise, doch Ríeth erkannte, dass es ihm um etwas ganz anderes ging. „Wie heißt sie?“, erkundigte sie sich vorsichtig und Bilbo zuckte sichtlich zusammen und errötete. „Lili...“, antwortete er ihr schüchtern und innerlich grinste die Zwergin triumphal. Die weibliche Intuition hatte zugeschlagen. Ríeth legte ihr Schwert zur Seite. „Sie muss wunderschön sein, wenn du so oft an sie denken musst...“, munkelte die Halbzwergin und Bilbo wurde nur noch roter. Er vermisste sie wirklich. Seine gute Freundin. „J... Ja... Mehr als das. Aber sie wird schon bald heiraten.“, bedauerte er und damit war das Gespräch beendet. Sie fand den Hobbit wirklich sympathisch für einen Halbling, auch wenn sie noch nicht viele von ihnen getroffen hatte. Auf einmal hallte ein gellender Schrei durch die Dunkelheit und Bilbo zuckte erschrocken zusammen. „W... Was war das?“, stammelte er ängstlich und Ríeth schenkte ihren Schwert wieder ihre Aufmerksamkeit. „Orks.“, beantwortete sie seine Frage, was ihn schlucken ließ. Seine erste Begegnung mit diesen ekligen Kreaturen hatte ihm schon nicht gefallen und er hatte sich die ganze Zeit über versteckt, während die Zwerge gekämpft hatten. Fili und Kili bemerkten natürlich sofort, dass sie den Hobbit damit aufziehen konnten. „Halsschlitzer... Dutzende da draußen. Widerliche Kreaturen.“, fügte Fili ihrer Antwort hinzu und deutete die Bewegung an, die man machte, wenn man jemanden die Kehle durchtrennte. Kili setzte natürlich noch einen oben drauf. „Ja. Sie kommen bei Nacht in die Dörfer und schleichen sich an ihre schlafenden Opfer ran, um ihnen die Kehlen aufzuschlitzen. Es gibt keine Schreie... Nur das ganze Blut.“, raunte er dem Halbling zu, dem man ansah, dass ihm mulmig wurde. Ríeth konnte das weder länger mit ansehen, noch anhören. „Jungs... Hört schon auf damit. Macht ihm doch keine Angst.“, mahnte sie die Jünglinge, die nur amüsiert lachten, was Bilbo allerdings gar nicht lustig fand. Nun kam auch Thorin hinzu, der gerade noch irgendwo abseits gesessen hatte. „Ríeth hat Recht. Findet ihr zwei das etwa lustig? Haltet ihr einen Orkangriff bei Nacht etwa für einen Scherz?“, wies er seine Neffen zurecht, die zerknirscht zu Boden starrten. „Tut uns leid, Thorin. Wir haben uns nichts dabei gedacht.“, entschuldigte Fili sich, als vernünftiger älterer Bruder. Doch Thorin ließ sich nicht so leicht besänftigen. „Ja, genau das ist es nämlich. Ihr denkt überhaupt nie nach.“, tönte er. Ríeth erhob sich. „Thorin... Sie sind noch jung. Sie wissen es doch nicht anders.“, verteidigte sie die Beiden und zog damit den Zorn des Prinzen auf sich. „Richtig. Sie wissen nichts von dieser Welt.“, maulte er weiter und ging zu den Ponies rüber, um von dem Hügel aus ins Tal zu blicken, obwohl Ríeth bezweifelte, dass er irgendetwas in der Dunkelheit erkennen konnte. Sie folgte ihm mit den Augen. „Nehmt es ihm nicht übel. Thorin hat mehr als die Meisten Grund die Orks zu hassen.“, erklang Balins Stimme neben ihnen und er erzählte ihnen die Geschichte von der Schlacht um Moria, zu einer Zeit als Fili und Kili noch gar nicht geboren waren. Ríeth kannte die Geschichte nur zu gut, doch die beiden jungen Zwerge und der Hobbit lauschten gebannt auf die Erzählung des Alten. „Azog wollte die Linie der Durins erlischen lassen, doch an diesem Tag bekam er zu spüren, dass ein Durin nicht so leicht zu bezwingen ist...“, hörte sie ihn sagen und seufzte. Sie wusste, wie er sich fühlte und in diesem Moment bedauerte sie ihn. Er musste sich sehr allein fühlen, da war sie sich ziemlich sicher. „Nicht nur er hat Grund zu hassen.“, wisperte sie, was der Alte scheinbar hatte aufschnappen können. „Ich weiß, Ríeth... Alrik und Fimbur waren auch meine Freunde.“, teilte er ihr sein Mitgefühl mit und sie lächelte dankbar dafür. Dann erhob sie sich und ging zu Thorin rüber, der immer noch dort stand und sich nicht rührte. „Was willst du, Weib?“, fragte er, als er sie neben sich bemerkte. „Ich dachte, Ihr könntet etwas Gesellschaft gebrauchen.“, erklärte sie ihm ihr Anliegen und sah ihm in die Augen. Aber er tat immer noch unnahbar. „Nein, ich will allein sein.“, machte er klar und entlockte ihr ein genervtes Seufzen. Dieser Kerl war einfach unerträglich! Doch dann musste sie grinsen. „Gut, dann kann ich mich wenigstens daran erfreuen, dass ich Euch auf den Geist gehe.“, witzelte sie und sie sahen sich an, um schließlich beide zu schmunzeln. „Balin hat wohl wieder die Geschichte von der Schlacht um Moria erzählt.“, brummte er und sie nickte bestätigend. „Ja, Eure Neffen kannten sie wohl noch nicht.“, ließ sie anmerken und er lächelte bitter. „Weißt du, ich bin nicht gerade Stolz auf diesen Tag. Deshalb habe ich sie ihnen nie erzählt.“, gab er zu und sie sah ihn verblüfft an. Wie konnte er nur so etwas sagen? „Aber warum denn nicht, Thorin? Ihr könnt doch durchaus stolz auf das sein, was Ihr an diesen Tag geleistet habt.“, bedachte sie, was nun ihn verwirrte. Wieso sollte er stolz auf seine Leistung sein? Er hatte an diesem Tag die Schlacht und seinen Großvater verloren. Sein Vater hatte die Trauer so mitgenommen, dass er einfach verschwand und ihn allein ließ. Womöglich war er schon längst tot. „Mein Großvater, der König, fiel in dieser Schlacht. Es war mehr verloren als gewonnen.“, warf er ein, doch sie schüttelte den Kopf. „Ihr habt Widerstand geleistet und Eurem Volk gezeigt, dass Ihr sie anführen könnt. Eure beiden Neffen bewundern Euch dafür.“, gestand sie ihm und er sah sie fasziniert und auch etwas schockiert an. Sie konnte diesen Verlusten noch etwas Gutes abringen? „Ich hätte die Beiden nicht mitnehmen dürfen auf diese Reise. Sie sind zu jung und unerfahren. Meine Schwester... Dís würde es nicht verkraften, wenn den beiden etwas zustoßen würde.“, teilte er ihr seine Sorgen mit und sie griff urplötzlich und vollkommen unerwartet seine Hand, um sie zu drücken. Er erschrak etwas, als er ihre Wärme spürte. „Nicht, Thorin... Eure Stärke, macht ihnen Mut...“, munterte sie ihn auf und lehnte sich dann zu seinem Ohr vor. „Und Ihr macht mir Mut...“, offenbarte sie ihm und er schloss die Augen, um ihre Worte in seinem Kopf immer wieder zu wiederholen. Dann starrte er schüchtern auf ihre Hand und dann wieder in ihr schönes Gesicht. Nun errötete auch sie und ließ ihn los. „Entschuldigt.“, murmelte sie beschämt und er wollte noch etwas zu ihr sagen, da hörte man Bilbo hinter ihnen. „Was ist mit Azog geschehen?“, erkundigte er sich neugierig und Thorin wandte sich ihm zu. „Er ist in das Loch zurückgekrochen aus dem er gekommen war und ist an seinen Wunden verreckt.“, zischte er und entfernte sich noch weiter von der Gruppe. Ríeths trauriger, bedauernder Blick verfolgte ihn dabei. Sie brachte es nicht übers Herz ihm zu sagen, dass Azog nicht wirklich tot war, sondern immer noch lebte und Jagd auf ihn machte. Was keiner mitbekam, war, dass Gandalf und Balin sich vielsagende Blicke zuwarfen, so als würden auch sie wissen, was wirklich mit dem bleichen Ork passiert war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)