Phönixfeuer Part I von KimRay (Erkenntnis aus der Dunkelheit *komplett*) ================================================================================ Kapitel 30: ------------ So! Das war's dann! Hier ist es, das letzte Kapitel! Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schreck ohne Ende, oder? Blöder Spruch, ich weiß! Letzten Endes ging es schneller, als erwartet! Bin von mir selbst überrascht! Hab mich zwar zwischendurch mal in die Konzeption von HdZ geflüchtet, aber irgendwann ging es nicht mehr und ich hab bi früh um drei den Schluss geschrieben! Wo ist der Knüppel zum schlagen? Wie kann man so was machen, wenn man um halb sieben aufstehen muss? Nun ja! Letztendlich ist es egal! Lest es und grämt Euch! Bei VS wird es wohl nicht so schnell weitergehen! *ggggggggrrrrrrrrrrrrrrrrrr* *knuddelt euch alle, weil ihr meine furchtbaren Storys lest* Kommi nicht vergessen! // 30 // Harry warf den Feuerblitz auf sein Bett und ließ die Schutzausrüstung folgen. Er war verdammt spät dran und beschloss das Abendessen ausfallen zu lassen. Sie wollten sich heute wieder auf dem Nordturm treffen. Noch war das Wetter akzeptabel und er würde sich früh genug wieder in die Kerker schleichen müssen. Sie hatten zwar schon darüber gesprochen, sich einen anderen Platz zu suchen, doch irgendwie war dieses Zimmer da unten zur Selbstverständlichkeit geworden und weder ihm noch Draco war etwas Besseres eingefallen. Harry mochte es zwar nicht, sich in Snapes Hoheitsgebiet herum zu treiben, doch er hatte auch keine Schwierigkeiten damit. Nach dem Duschen machte er sich wie üblich mit dem Tarnumhang bewaffnet auf den Weg. Es dauerte eine Weile, bis ihm auffiel, dass es ungewöhnlich ruhig im Schloss war. Nur sehr wenige Schüler waren in den Gängen unterwegs, obwohl es noch nicht 22 Uhr war. Erst danach war es den Schülern untersagt, sich im Schloss herum zu treiben. Harry machte sich jedoch nicht ernsthaft Gedanken darüber, auch wenn es ihn ein wenig wunderte. Gedanken machte er sich erst, als es schon fast Mitternacht war und Draco sich noch immer nicht blicken lassen hatte. Er hatte schon mehrfach versucht, ihn mit dem Pergament zu erreichen, doch auch da bekam er keine Reaktion. Inzwischen machte ihn das ein wenig nervös. Was konnte Draco aufgehalten haben? Beunruhigt warf er sich den Tarnumhang um die Schultern und machte sich auf den Weg zurück in den Gryffindorturm. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er jetzt noch kommen würde und musste wissen, wo er steckte. Die Karte des Rumtreibers lag oben in seinem Nachttisch und nur damit war es möglich, heraus zu bekommen, wo Draco war. Harry wusste, dass es immer mal Gründe geben konnte, die es unmöglich machten, sich davon zu schleichen, doch es war nicht Dracos Art, ihm dass nicht wenigstens mitzuteilen. Er wollte nicht glauben, dass Draco ihn absichtlich ignorierte. Eine Viertelstunde später krabbelte er durchs Portraitloch und fand den Gryffindorgemeinschaftsraum vollkommen verlassen vor. Nicht einmal Hermione war noch wach, obwohl sie sonst immer bis weit in die Nacht hinein an einem der Tische hockte und lernte. Es wurde immer befremdlicher. Harry hastete die Treppe zum Schlafsaal hinauf. Etwas ging hier vor und er spürte, dass sich in seinem Magen langsam ein kalter Klumpen bildete. Neben seinem Bett begann er die oberste Schublade seines Nachtschrankes zu durchwühlen. Er war noch immer mit dem Silentium-Zauber getarnt und wusste, dass er keinen stören würde. Einen Augenblick später hatte er die Karte gefunden. Er zog die Vorhänge seines Bettes zu, warf sich bäuchlings auf die Decken und aktivierte den Zauber. Sollte Malfoy es tatsächlich wagen, in seinem Bett zu liegen und zu schlafen, konnte er etwas erleben. Immerhin hatte er noch den Verbindungszauber zu seinem Pergament. Doch Draco war nicht in seinem Bett. Er war in dem Raum, in dem sie sich immer getroffen hatten. Harry runzelte die Stirn und fragte sich, ob er etwas falsch verstanden hatte, bevor ihm einen Augenblick später klar wurde, dass in allen Zimmern im Gästetrakt kleine, beschriftete Punkte zu finden waren, jeder einzelne davon ein Schüler aus Slytherin, soweit er das beurteilen konnte. Fast alle bewegten sich. Manche gingen auf und ab, andere schienen im Kreis zu laufen. Manche bewegten sich ruckartig, und wanderten immer wieder von einem Punkt zum anderen, als hielten sie es nicht lange am selben Fleck aus. Draco lag auf dem Bett. Das wusste Harry, und er rührte sich nicht. Er spürte Panik aufsteigen. Was war hier los? Hastig suchte er nach seinem Pergament und fegte achtlos die Karte des Rumtreibers vom Bett. Mit zitternden Fingern begann er zu schreiben. >> Draco, was geht hier vor? Antworte mir!<< Warten. Doch auch nach fünf Minuten hatte er noch keine Antwort. Harry begann weiter zu schreiben. Er achtete nicht mehr darauf, was er schrieb. Es ging ihm nur noch darum. Draco zu einer Reaktion zu zwingen, denn er wusste, dass er das Kribbeln in seiner Hand mindestens genauso hasste, wie Hagrids knallrümpfige Kröter. Draco sprang auf und ballte seine Linke zur Faust. Es war unerträglich. Harry hörte nicht mehr auf und er brauchte sich nicht zu fragen warum. Nachdem jetzt fast eine Stunde Ruhe gewesen war, hatte er gehofft, dass er es aufgegeben hatte, egal, aus welchem Grund. Es hatte ihn zwar ein wenig überrascht, doch er hatte es verdrängt. Was er jetzt machte, war schon typischer für Harry. Draco schlug die Faust gegen die Wand. Das Kribbeln in seinen Fingerspitzen trieb ihn in den Wahnsinn. Einen Moment später lehnte er jedoch verzweifelt die Stirn gegen die Wand und verschränkte die Arme über dem Kopf. Er konnte es nicht mehr ertragen. Er wollte nicht mehr daran denken - er wollte Ruhe, nicht mehr denken, schlafen, doch er konnte nicht. Seit Stunden quälte er sich jetzt mit der Tatsache herum, was diese Anweisung des Ministeriums für Harry und ihn bedeutete. Sie hatten keine Zukunft mehr und würden sich vermutlich nie mehr wieder sehen. Nachdem Snape ihn hier her gebracht hatte, war er erst einmal wie erstarrt gewesen, doch irgendwann hatte diese Erstarrung nachgelassen und die Gedanken in seinem Kopf wurden wieder greifbarer. Er hatte sofort begriffen, dass es vorbei war - sicher, doch nur langsam war es ihm bewusst geworden, was das bedeutete. Er würde Harry verlieren, absolut und unabänderlich, denn er war der Junge, der lebt. Sobald er wieder in den Händen seines Vaters war und den Weg gehen musste, den dieser ihm aufzwang, wurde es für Harry lebensgefährlich, auch nur in seine Nähe zu kommen, und Draco wusste, dass sein Vater ihm nicht die Chance auf Widerstand geben würde. Das schlimme daran war jedoch, dass Harry das nicht einsehen würde. Draco kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er wahrscheinlich selbst auf das Risiko hin, dabei drauf zu gehen, versuchen würde, ihn wieder zu finden, sobald er die Möglichkeit hatte. Ein Dreivierteljahr noch und er würde seinen Abschluss machen. Spätestens dann gab es nicht mehr viel, was ihn aufhalten würde. Draco wusste, was die logische Konsequenz war, doch es gab nichts, was er so sehr fürchtete. Wie in aller Welt sollte es ihm gelingen, Harry weis zu machen, dass all das nur ein Spiel gewesen war? Wie sollte er ihn davon überzeugen, dass ihm nichts von dem, was er gesagt und getan hatte ernst gewesen war? Es war unmöglich, doch wie sonst sollte er Harry dann davon abhalten, ihm zu folgen - und dabei sein Leben aufs Spiel zu setzen? Es ließ ihm keine Ruhe. Gnadenlos peinigten ihn dieser Gedanke und das Bewusstsein, dass er ihm dann wehtun würde, mehr als je zuvor. Schon die Idee, Harry so sehr zu verletzen, zerriss ihm die Seele und etwas anderes drängte sich in den Vordergrund. Wie konnte es sein, dass ihm schon die Vorstellung Harry zu verletzen, so sehr weh tat, dass er nicht einmal darüber nachdenken wollte? Draco wusste es. Er wusste es schon lange, doch hier, jetzt, allein und sich vollkommen bewusst, dass es vorbei war, hier konnte er es sich ein gestehen. Er liebte Harry. Er liebte ihn so sehr, dass er jedes Risiko für ihn eingehen würde und er liebte ihn genug, um ihn vor sich selbst zu schützen. Wenn das hieß, ihm weh zu tun, dann würde er das tun. Mit einem Ruck löste Draco sich von der Wand und ging zum Tisch. Als Harry das erste Mal versucht hatte ihn zu erreichen, war ihm nichts anderes mehr eingefallen, als das verdammte Pergament in einem schweren Zauberspruchbuch auf dem Tisch einzusperren, obwohl er wusste, dass das nichts helfen würde. Es dauerte nur einen Augenblick, bis er es fand und einen Moment lang gedankenverloren anstarrte. Noch immer erschienen ständig neue Worte darauf. Draco riss sich zusammen. Er nahm das Pergament heraus, ging zum Kamin und warf es ins Feuer. Harry, inzwischen ans Kopfende seines Bettes gekauert mit dem Pergament auf den Knien, gab ein entsetztes Keuchen von sich und machte einen Satz aus dem Bett, als das kleine Stück Papier aufglühte und zu Asche zerfiel. Fassungslos stand er minutenlang nur da und starrte die schwarzen Aschefetzen an, die durch seine hastige Reaktion über das ganze Bett verteilt worden waren. Spätestens jetzt wurde ihm klar, dass Draco offenbar jeden Kontakt abbrechen wollte und das hinterließ das blanke Chaos in seiner Seele. Vor den Ferien wäre er möglicherweise noch davon ausgegangen, das Draco Malfoy doch ein hässliches Spiel mit ihm getrieben hatte, doch heute würde ihn davon nichts mehr überzeugen. Draco hatte zuviel von sich preisgegeben. Was also sollte das jetzt bedeuten? Ohne nachzudenken warf er sich den Tarnumhang um die Schultern und rannte aus dem Schlafsaal. Was auch immer Draco vorhatte, er sollte ja nicht glauben, dass er einfach so einen Schlussstrich ziehen konnte. Augenblicke später stürzte er fast durchs Portraitloch, doch kaum, dass er draußen war, erstarrte er in der Bewegung und war froh, unter seinem Tarnumhang zu stecken. Er war nicht der einzige auf dem Gang vor dem Portrait der fetten Dame. Professor McGonagall hatte offenbar gerade Ginny abgefangen. "Miss Weasley! Wie können sie es wagen, sich um diese Zeit auf den Gängen herum zu treiben? Sie, als Vertrauensschülerin! Das hätte ich von ihnen nicht erwartet!" Ginny stand wie erstarrt nicht weit von ihm entfernt und sah sich mit der zweifellos verärgerten Lehrerin konfrontiert. Selbst die Vertrauensschüler hatten um diese Zeit auf den Gängen nichts mehr zu suchen. Professor McGonagall trug ihren üblichen Schulumhang und sah nicht so aus, als habe sie heute schon mal ein Bett gesehen, obwohl es weit nach Mitternacht war. Im Gegenteil hatte er eher den Eindruck, als sähe sie müder aus, als er sie je erlebt hatte. Ginny inzwischen stand mit zu Fäusten geballten Händen und gesenkten Kopf vor ihrer Hauslehrerin. "Professor McGonagall...ich...es tut mir leid!", ihre Stimme war zittrig und leise. Es fehlte nicht viel und Harry hätte sich zu ihr gesellt, nur um ich beizustehen, doch dann würde auch er in den Turm zurück geschickt und hatte keine Chance mehr in die Kerker zu kommen. Warum wirkte Ginny so verzweifelt? Die Sache mit Steven Rogers von den Ravenclaws hatte sich doch eingerenkt. "Professor McGonagall....bitte sagen sie mir, was los ist...Bitte! Warum fehlen so viele Schüler?" Harry erstarrte. Ganz offensichtlich hatte er etwas nicht mitbekommen. McGonagall atmete tief durch, bevor sie sprach und Harry ließ sie nicht aus den Augen. Er sah, wie ihre Hauslehrerin müde die Schultern hängen ließ und den Kopf senkte. "Es tut mir leid, Miss Weasley!", sie wusste, dass Ginny mit einem Jungen aus Ravenclaw befreundet war und sie wusste auch, dass dieser Junge zu denen zählte, die die Schule verlassen mussten. "Ich kann es ihnen nicht sagen! Professor Dumbledore wird beim Frühstück eine Erklärung abgeben. Es sind Umstände eingetreten, mit denen auch er nicht gerechnet hat! Er hat darum gebeten, die Situation selbst darlegen zu können! Das bedeutet für uns Stillschweigen!" "Aber...aber ich will doch nur wissen...", sie wurde von einem Schluchzen geschüttelt, "...wissen, warum Steven nicht...nicht zum Abendessen gekommen ist!...Bitte... irgendetwas stimmt doch nicht...Wird er heute wieder da sein?" Entgegen all ihren Gewohnheiten hob Professor McGonagall die Hand und legte sie Ginny auf die Schulter. Sie wusste, dass seit dem Abendessen die Gerüchteküche brodelte, jedoch keiner genau wusste, was los war. Schockiert begriff Harry inzwischen, dass die Lehrerin versuchte, Ginny zu trösten, denn Rons kleine Schwester weinte leise und offenbar gab es nichts, was ihr Professor McGonagall sagen konnte, um sie zu beruhigen. "Es tut mir leid, Miss Weasley! Ich kann es ihnen nicht sagen! Professor Dumbledore hat darauf bestanden!...Es tut mir so furchtbar leid!...Gehen sie jetzt in ihr Bett zurück! Sie brauchen Schlaf!...Und bitte...bitte machen sie keinen weiteren Versuch, sich aus dem Gemeinschaftsraum zu schleichen!...Alle Häuser sind mit Warnzaubern gesichert!...Es sollte heute Nacht niemand unterwegs sein, nicht, dass das sonst anders wäre, doch Professor Dumbledore will ihnen erst...erklären, welche Maßnahmen nötig geworden sind, um Hogwarts zu schützen!...Niemand kann die Gemeinschaftsräume heute Nacht unbemerkt verlassen!...Gehen sie jetzt wieder zu Bett!... Ich sehe auf Grund der besonderen Umstände von einer Strafe ab!...Gehen sie zu Bett!...Alle wird wieder gut!...Glauben sie mir!...Gute Nacht, Miss Weasley!" Sie hatte nichts gesagt. Gar nichts. Nur eins war klar. Es gab Tatsachen, die schwerwiegend genug waren, um Dumbledore persönlich auf eine Erklärung bestehen zu lassen und zu verhindern, dass die Schüler ohne Erlaubnis ihre Häuser verließen. Der Klumpen in Harrys Magen war zu einem Eisklotz geworden. Ginny, inzwischen kam auf das Portrait zu. Harry konnte sehen, dass sie sich nur mühsam zusammenriss. Ihre Unterlippe war fast weiß, so fest biss sie darauf. Harry drückte sich neben dem Portrait an die Wand, um ihr wieder in den Gemeinschaftsraum folgen zu können. Wenn es einen Warnzauber gab, hatte er auch im Tarnumhang keine Chance, doch das war es nicht, was ihm keine Ruhe ließ. Was auch immer geschehen war, etwas sagte ihm, dass auch Dracos Verhalten damit zusammen hing. Ginny, direkt vor ihm nannte das Passwort und die fette Dame sah sie mitleidig an, als sie bei Seite schwang. Harry folgte ihr hastig durch das Loch in der Wand, doch einmal drin, wäre er fast über sie drüber gefallen. Ginny war hinter dem Portrait zusammengebrochen, hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und schluchzte herzzerreißend. Harry ließ den Tarnumhang von seinen Schultern gleiten, ging neben ihr in die Hocke und zog sie in seine Arme. Ginny schrak einen Augenblick zusammen, doch als sie ihn erkannte schlang sie ihm die Arme um die Schultern, klammerte sich an ihn und begann noch heftiger zu weinen. Harry hielt sie einfach nur fest. Eigentlich hatte er sie fragen wollen, was los war, doch Ginny war nicht in der Lage sich auf den Beinen zu halten, geschweige denn, ihm eine vernünftige Erklärung zu geben. Er ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand sinken, um es sich ein wenig bequemer zu machen. Es sah nicht so aus, als würde Ginny so schnell zur Ruhe kommen und er war froh, bei ihr zu sein. Ginny war Rons kleine Schwester und sie brauchte jemanden, der für sie da war. Ganz tief in sich drin ahnte Harry jedoch, dass er selber wohl genauso viele Gründe hatte, sich Sorgen zu machen, wie Ginny und es für ihn auch erst mal von Vorteil war, sich auf etwas anderes konzentrieren zu können. Irgendwann ließ das Schluchzen nach, bis es dann ganz aufhörte. Harry spürte, wie sich die Anspannung in Ginnys Körper langsam löste. Er senkte den Kopf, den er inzwischen ebenfalls an die Wand gelehnt hatte, um in ihr blasses, schmales Gesicht sehen zu können. Sie war eingeschlafen. Zärtlich strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. Sie war schön und liebenswert und sie war so verliebt in Steven Rogers. Ein trauriges Lächeln schlich sich in sein Gesicht, bei dem Gedanken, wie verliebt sie mal in ihn gewesen war und wie sehr sie sich damit herum gequält hatte. Niemals hätte er sich auf etwas mit Rons kleiner Schwester eingelassen, selbst dann nicht, wenn er mit Mädchen etwas hätte anfangen können. Die Gefahr, dass es seine Freundschaft mit Ron zerstörte war ihm zu groß, denn er wusste, wie sehr Ron seine Kleine liebte, ganz gleich, wie ruppig er sich ihr gegenüber benahm. Es war schon ein wenig makaber, dass er sich jetzt auf eine Beziehung eingelassen hatte, die diese Freundschaft genauso zerstören konnte. Vor zwei Jahren war Harry wirklich froh gewesen, als Ginny ihre Verliebtheit endlich überwunden und sich mit anderen Jungs verabredet hatte. Und nun war sie so unglücklich. Er hoffte nichts mehr, als dass Professor McGonagall die Wahrheit gesagt hatte und alles wieder gut werden würde. Harry sah sich im Gemeinschaftraum um. Er musste sich etwas einfallen lassen, um Ginny ins Bett zu bringen und es war unmöglich, dabei einfach so in ihren Schlafsaal zu marschieren. Auf dem Sofa wollte er sie jedoch auch nicht schlafen lassen, so verweint, wie sie war. Von seinem Platz aus war es ziemlich schwierig einen Überblick zu kriegen, denn die wuchtigen Sessel versperrten ihm die Sicht, doch er war sich relativ sicher, vorhin, als er herunter gekommen war, Hermiones roten Kater auf einem der Sessel gesehen zu haben "Krummbein?!", es war fast ein Flüstern, denn er wollte Ginny nicht wecken, "Krummbein?...Komm her zu mir!...Hab dich nicht so!" Es gab vermutlich keinen eigensinnigeren Kater, als Hermiones Krummbein, doch mit hoher Wahrscheinlichkeit gab es auch nicht viele, die so klug waren. Harry würde nie vergessen, wie Krummbein in ihrem dritten Jahr Sirius unterstützt hatte, obwohl er wirklich nur eine Katze war. "Krummbein!!!", seine Stimme war nun honigsüß und bettelnd. Mit Sicherheit hatte Krummbein nicht vergessen, dass er ihn gestern Abend von seinem Lieblingsplatz gejagt hatte, weil er mit Hermione reden musste. Es brauchte trotzdem noch ein paar Versuche, bis der Kater sich dazu herab ließ, vom Sessel zu springen und zu ihm zu kommen. Harry konnte hören, wie er fast geräuschlos mit seinen krummen Beinen über den weichen Teppich tapste. Einmal in Sicht betrachtete er sie mit seinen großen gelben Augen und irgendwie hatte Harry den Eindruck, dass er sich über den seltsamen Anblick wunderte, den er mit Ginny in den Armen bieten musste. "Hol Hermione, ja! Sei so lieb! Ich will sie nicht noch mal aufwecken und kann auch nicht einfach in den Schlafsaal der Mädchen marschieren, um sie ins Bett zu bringen!" Der Kater legte den Kopf auf die Seite und ließ ihn nicht aus den Augen. Harry schwieg. Er wusste, Krummbein hatte ganz genau verstanden, was er von ihm wollte. Einen Augenblick später, wandte der Kater sich um und lief davon. Die Richtung stimmte und Harry ging davon aus, dass er tat, was er wollte. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Krummbein mit Hermione im Schlepptau zurückkam. Der Kater machte einen Satz auf den am nächsten stehenden Sessel und tauchte einen Moment später auf dessen Lehne auf. Offensichtlich wollte er nichts verpassen. Hermione jedenfalls machte der Anblick, der sich ihr bot sprachlos und ihre Augen wurden groß. "Harry...wa...wa...was hat das denn zu bedeuten?" Harry wollte ein schiefes Lächeln aufsetzen, stellte jedoch fest, dass es ihm nicht gelang. Auch wenn er es im Moment verdrängt hatte, die Tatsache, dass Draco ihn nicht an sich heran ließ zu, setzte ihm massiv zu. Er war zwar im Augenblick auf etwas anderes konzentriert, doch der Eisklumpen in seinem Magen blieb. "Sie hat versucht sich raus zu schleichen, ist aber von McGonagall abgefangen worden. Kaum wieder hier drin, ist sie weinend zusammengeklappt...Hermione, was ist hier los?" Harry ließ Hermione nicht aus den Augen, als er die Arme unter Ginnys Kniekehlen und ihren Schultern positionierte und langsam mit ihr aufstand. Es fiel ihm ein wenig schwer, denn inzwischen tat ihm alles weh, so unbequem hatte er gesessen. "Du hast also noch gar nichts mitbekommen, oder?...Wie auch...zum Abendessen bist du ja nicht gewesen!" Harry war nicht anzusehen, was in ihm vorging, doch auf Hermione wirkte er erstarrt. Sie fragte sich, ob er seinen Freund hatte treffen können, oder ob er wie so viele andere umsonst gewartet hatte. Als spüre er ihre unausgesprochene Frage, wich er nun ihrem Blick aus. "Wir müssen dafür sorgen, dass Ginny ins Bett kommt! Ich kann nicht allein in ihren Schlafsaal!... dazu brauche ich deine Hilfe!" Harry sah sie wieder an und etwas in ihrem Blick sagte ihm, dass sie sich große Sorgen machte. "Lass uns Ginny ins Bett bringen...und dann sagst du mir, was hier abgeht, ja!" Hermione senkte den Blick und nickte, bevor sie sich umwandte und voraus ging. Im Schlafsaal der Mädchen aus der sechsten Klasse war nur das leise Atmen von Ginnys Klassenkameradinnen zu hören. Harry legte Ginny hastig auf ihr Bett, nachdem Hermione die Decke zurück geschlagen hatte und machte sich davon so schnell es ging. Hermione wechselte mit Magie Ginnys Kleider und deckte sie zu. Sie wollte schon gehen, doch dann hielt sie inne und starrte einen Moment lang in Ginnys blasses, hübsches Gesicht, bevor sie sich einem Impuls folgend zu ihr beugte und ihr sanft über die Wange streichelte. Es war nicht zu übersehen, dass Ginny geweint hatte und Hermione verpasste ihr einen Zauber, der ihr einen erholsamen Schlaf verschaffen würde. Alles war heute außer Kontrolle geraten, als sie beim Abendessen festgestellt hatten, dass ein Viertel der Schüler fehlte. Ginny hatte schon den ganzen Abend völlig neben sich gestanden und Ron war es nicht gelungen sie zu beruhigen. Hätte Hermione geahnt, dass sie versuchen würde, sich raus zu schleichen, hätte sie ihr gesagt, dass das heute Nacht unmöglich war. Professor Lupin hatte Justin und sie über die Warnzauber informiert, die in dieser Nacht über den Zugängen zu den Häusern lagen. Harry konnte wahrscheinlich von Glück reden, dass Ginny vor ihm in McGonagall gerannt war. Er wäre sicher weniger glimpflich davon gekommen. Hermione zögerte, als sie langsam zum Gemeinschaftsraum zurückging. Alles in ihr weigerte sich diejenige zu sein, die Harry sagen musste, was bisher vorgefallen war, denn sie ahnte, dass es auch ihn betraf. Harry saß mit angezogenen Knien auf dem Teppich vorm Kamin. Irritiert sah Hermione, dass Krummbein sich zu seiner linken niedergelassen und an ihn geschmiegt hatte, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Es war nicht so, dass Krummbein Harry und Ron nicht leiden konnte, doch es war auch nicht seine Art, sich ihnen aufzudrängen. Verschmust war er nur bei ihr und etwas sagte ihr in diesem Moment auch, dass Krummbein nicht einfach nur schmuste. Harry hob den Kopf und sah ihr entgegen, als er sie kommen hörte. Er war blass und seinen Augen wirkten ungewohnt dunkel. Hätte Hermione es nicht besser gewusst, hätte sie behauptet, es sei Angst, die sie da in seinen Blick sah. Sie konnte nicht wissen, wie nah sie der Wahrheit war. "Schläft Ginny?" Hermione nickte und setzte sich mit dem Rücken an einen Sessel gelehnt neben ihn auf den Boden. "Weißt du, dass es Zeiten gegeben hat, in denen sich Ron nichts mehr gewünscht hat, als dass du mit seiner kleinen Schwester befreundet sein würdest?" Harry Blick sagte ihr, dass er es nicht gewusst hatte. Sie lachte leise. "Ihr zwei seid schon ein ganz besonderer Fall!...Es gibt Sachen, über die redet ihr einfach nicht miteinander!...Sie war so unglücklich, Harry, und er hat sie so lieb! Er wollte, dass sie glücklich ist!" "Das hat er dir gesagt?" "Hm!" "Ich hatte immer nur Angst, dass es irgendwann unsere Freundschaft kaputt machen würde!" Hermione lächelte nur. "Ich weiß! Und du hast Recht damit!..." "Was ist hier los, Hermione?" Harrys Blick wanderte wieder zum Feuer und seine Stimme klang seltsam dumpf und ausdruckslos. "Beim Abendessen haben etwa ein Viertel der Schüler gefehlt, Harry! Steve Rogers ist auch dabei! Darum ist Ginny so fertig!...Offenbar sind sie zu Professor Dumbledore bestellt worden. Danach sind sie nicht mehr zurückgekommen! Dumbledore war nicht beim Abendessen und die anderen Lehrer haben alle Fragen abgewimmelt...Harry...auch Seamus und Lavender sind nicht zurück gekommen und noch vierzehn andere Gryffindorschüler aus den unteren Jahrgängen!...hast du...hast du ihn heute Abend gesehen, Harry?" Harry sah sie nicht an, doch die Anspannung in seinen Schultern hatte noch mehr zugenommen und Hermione hatte es gesehen. "Warum?", seine Stimme war nur noch ein Flüstern. Zu mehr war er nicht ihm Stande, ohne dass seine Stimme zitterte. Jeder Gedanke, jedes Gefühl in seinem Körper war gerade erloschen, denn er wusste, dass es noch etwas gab, was sie sagen konnte, auch wenn ihnen niemand wirklich Auskunft gegeben hatte. "Harry?" Sie klang besorgt, doch Harry war im Moment nicht in der Lage, dass zu bemerken. Hermione wünschte sich, nichts weiter zu wissen, doch es war nicht so. Es gab noch etwas, was sie wusste und sie wusste auch, was es wahrscheinlich bedeutete. Seit es ihr klar geworden war, ging ihr die Frage nach dem WARUM nicht mehr aus dem Kopf, doch im Moment hatte sie ein anderes Problem. Es gab nicht viel, wovor Hermione sich fürchtete, doch Harrys Reaktion auf die Wahrheit gehörte dazu. Warum nur war sie Krummbein gefolgt, als er sie holen kam? Krummbein, der neben Harry lag und ihn nicht aus den Augen ließ, weil er den Aufruhr in seiner Seele spüren konnte. "Sag es mir!" So leise seine Stimme war, so befehlend war sie auch. Egal, was es bedeutete, er würde nicht vor der Wahrheit davon laufen. Er hatte eh keine Wahl. Hermione musste schlucken und spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen. Sie versuchte sie weg zu blinzeln, doch es gelang ihr nicht und gleich darauf rollte eine davon über ihre blassen Wangen. "Die persönlichen Sachen der Schüler, die bei Dumbledore waren, sind nicht mehr da!...Die Betten, Nachtkästen und Schränke sind leer...und die Truhen weg..." Harrys Augen fielen zu. Hermione streckte die Hand nach ihm aus und hatte das seltsame Gefühl, dabei die Unendlichkeit zu überwinden. Es war, als könne sie Harry nicht mehr erreichen, obwohl er sich einen Augenblick lang sogar in ihre Berührung lehnte. Voller Verzweiflung streckte sie auch noch den zweiten Arm aus und wollte ihn an sich ziehen, doch Harry ließ es nicht zu. Er drückte nur kurz ihre Hand und sie konnte spüren, wie eiskalt er war. Dann öffnete er die Augen und der Augenblick war vorbei. "Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, Hermione!...Geh wieder schlafen!" Harrys Stimme klang nun völlig normal, doch er sah sie nicht an bei diesen Worten und Hermione spürte, wie es ihr die Luft abschnürte. Sie brachte kein Wort heraus und unaufhörlich flossen nun Tränen über ihre Wangen. Harry streckte den Arm nach ihr aus und sie fiel in seine Umarmung, jetzt haltlos schluchzend und sich an ihn klammernd. Immer hatte sie ihn beschützen wollen, vom ersten Tag an seit sie Freunde waren, doch sie konnte es nicht. Am Ende war immer er es, der alle anderen beschützte. Immer hatte er ganz allein stark sein müssen und niemals, nicht einmal, hatte sie den Eindruck gehabt, dass er es nicht schaffte. Bis heute. Hermione umklammerte ihn fester und spürte seine Arme um ihre Schultern. Sie wurde vom Weinen geschüttelt, doch das war egal. Es waren Harrys Tränen, die Tränen, die sie gesehen hatte in dem Sekundenbruchteil, bevor er seine Augen geschlossen hatte, um seine Seele zu verbergen, Tränen, die er nicht weinen konnte. Und so saß Harry zum zweiten Mal in dieser Nacht im Gemeinschaftsraum und hielt ein weinendes Mädchen im Arm, doch nichts war mehr so, wie zuvor. Gar nichts. Die Erkenntnis, was Hermiones Worte bedeuteten, war wie ein Schock, so als stürze er in eisiges Wasser und schaffte es nicht mehr, wieder an die Oberfläche zu schwimmen. Er sank immer tiefer und konnte sich nicht wehren. Nichts konnte ihn in diesem Moment erreichen, auch Hermione nicht, obwohl er spürte, dass sie es versuchte und ihr entgegenkam. Sie erreichte ihn nicht, doch sie erreichte, dass er seine Schutzwälle augenblicklich wieder aufbauen konnte, auch wenn er ahnte, dass er Hermione nichts mehr vormachen konnte und so nahm er sie einfach in die Arme, als sie zu weinen begann, ohne zu denken, ohne zu fühlen, sich jedoch voll und ganz bewusst, dass damit wenigstens ihr geholfen war. Ihm war kalt, eisig kalt und die Tiefe verschlang ihn ohne jegliche Gegenwehr. Alles, was in den letzten Monaten zwischen ihm und Draco passiert war, begann sich in seinem Kopf abzuspulen, immer und immer wieder und es blieb immer wieder an derselben Stelle hängen. Das Bild, das er vor sich sah, war so klar, als würde es gerade erst geschehen. Harry konnte es nicht aus seinem Kopf ausschließen und hörte die Worte immer wieder: Draco auf dem Nordturm, warm und lebendig gegen ihn gelehnt: "Ich hab dich vermisst, Harry!" Oh Gott, wie sollten sie das überstehen? Wie konnten sie dass schaffen? Was würde passieren, wenn Draco Hogwarts wirklich verlassen musste? Er kannte die Antwort und die Verzweiflung schlug über ihm zusammen, wie eisiges, dunkles Wasser. Das durfte nicht sein. Das konnte er nicht zulassen und er begann dagegen anzukämpfen, drängte seine Angst, seine Verzweiflung und seinen Schmerz zurück, unterwarf sie mit aller Kraft, die er hatte. Nur so würde er es schaffen. Nur so konnte er weiter machen. Hermione, verzweifelt an ihn geklammert, konnte es spüren. Sie spürte, wie sich der Kokon, in dem Harry sich seit Monaten einspann, endgültig schloss, wie er seine Gedanken und Gefühle vor seiner Umwelt verschloss, wie er den Schmerz verbarg, der ihn zerriss und, erneut wurde sie vom Weinen geschüttelt. Niemand konnte so stark sein, niemand durfte so stark sein, dass er all seine Emotionen verbarg, egal, wie schlecht er sich fühlte. Nie und nimmer konnte das gut gehen. "Hör auf damit, Harry!", schluchzte Hermione leise, " Bitte! Bitte hör auf, uns auszuschließen!" Sie spürte, wie Harrys Finger sich ein wenig fester in ihre Schulter krallten und wusste, dass er sie ganz genau verstanden hatte. "Was auch immer geschieht!...Ich bin da!...Wir sind da!...Wir sind deine Freunde und wir sind dazu da dir zu helfen!...Bitte, bitte, bitte hör auf damit!...Bitte, Harry!" "Mach dir keine Gedanken, Hermione!...Es ist alles okay!" Harrys Stimme klang fast normal, so als sei richtig, was er sagte, doch eben nur fast und für Hermione klangen seine Worte wie Hohn. Nichts war okay und sie schaffte es nicht, gegen ihre Verzweiflung über seine Sturheit anzukämpfen. Ihre Finger gruben sich in seine Schultern und schoben ihn auf Armlänge von sich. "Du sollst aufhören!...Du sollst verdammt noch mal aufhören!...Seit Monaten frisst du all deine Sorgen und deine Probleme in dich hinein!... und wir stehen da und müssen zu sehen, wie du dich fertig machst!...Harry! Wir sind deine Freunde!...Es ist egal, was es ist, du kannst mit uns darüber reden!" Ihre Stimme war ungewohnt laut geworden und Fluchen war ganz und gar gegen ihre Gewohnheiten, doch als sie Harry ins Gesicht sah, hatte sie das Bedürfnis zu schreien. Er schien äußerlich ganz ruhig, dennoch konnte er Hermione nichts mehr vormachen. Sie versuchte sich zusammen zu nehmen. Harry anzuschreien brachte nichts. Er würde erst Recht auf stur schalten. "Es ist keine Schande, Gefühle zu zeigen Harry! Es ist dein Recht, Angst zu haben! Es ist nicht schlimm, das zu zeigen!...Ich weiß, wie stark du bist! Ich weiß, dass du glaubst alles allein zu schaffen, aber ich ...es tut mir leid...aber ich...ich...auf die Art machst du dich fertig!...Das macht dich kaputt, Harry!...ich kann da nicht zusehen, bitte rede mit mir!" Harry sah in Hermiones vom Weinen geröteten Augen und verspürte plötzlich nichts anderes, als das Bedürfnis, ihr ihre Angst zu nehmen. Entgegen ihres Widerstandes zog er sie wieder in seine Arme, obwohl er aus dem Augenwinkel gesehen hatte, dass Ron auf der Treppe zu ihrem Schlafsaal stand. Es gab keine Missverständnisse mehr zwischen ihnen und er wusste, Ron würde es als das ansehen, was es war - ein Versuch, sie zu beruhigen. Hermiones Widerstand brach zusammen und sie klammerte sich erneut an ihn, den Kopf auf seiner Schulter. "Jetzt hör mir mal zu, Hermione!" Harrys Blick traf Rons und ließ ihn nicht mehr los, denn was er sagte, galt für sie beide. "Ihr beide, du und Ron, ihr seid meine Freunde!...Meine besten Freunde und ich weiß, dass ihr nichts anderes wollt, als mich so glücklich zu sehen, wie ihr es seid! Dafür bin ich euch dankbar, denn es gibt nicht viele Menschen in meinem Leben, die sich das so sehr wünschen!...aber...aber es gibt Sachen, mit denen muss ich allein fertig werden...jeder muss damit allein fertig werden, denk nur an Ginny! Auch sie muss ganz allein mit ihrer Angst umgehen, ich konnte ihr vielleicht ein bisschen helfen...aber klar kommen muss sie damit allein!... Hermione, ich weiß, dass du immer da bist, wenn ich jemanden brauche!...Ich weiß das! Ich weiß es wirklich...aber, damit kann ich nur allein fertig werden...das ist meine Angst...nur ich kann sie...überwinden!...Niemand kann mir dabei helfen!...Es ist mir schon genug, dass ich weiß...ich habe jemanden, der da ist, wenn ich es will...das ist mir wichtig!...Das hilft mir, Hermione...und ihr tut schon genug!... Doch du musste akzeptieren, dass es meine Entscheidung ist!...Es ist meine Entscheidung um Hilfe zu bitten...und mir reichst es schon zu wissen, dass ihr da seid, wenn ich euch brauche!...Danke!" Hermione hatte sich schon während er sprach aufgerichtet und sah ihn an. Sein Blick war dunkel und müde und immer noch seltsam erstarrt. Noch immer wusste sie, dass nichts okay war, dass es nicht gut war, was er tat, dass er sich auf diese Art kaputt machte und noch immer wollte sie ihn nur in die Arme nehmen und beschützen, trösten, ihm alle Last von den Schultern nehmen, doch eins hatte sie begriffen - Harry ließ es nicht zu. Es war sein Schmerz, seine Qual, seine Hölle und er war entschlossen, das allein durchzustehen. Seine Worte baten sie und Ron um Verzeihung, sagten ihnen, dass sie sich nicht verletzt und ausgeschlossen vorkommen sollten, wenn er ihre Hilfe zurück wies, zogen die Grenze - die Grenze zwischen seiner Freundschaft und seiner Liebe, dass es Liebe war, konnte Hermione nicht mehr bezweifeln. Nie hatte sie erlebt, dass ihm etwas wichtiger gewesen war, als seine Freunde. Wer auch immer das Glück hatte, von Harry geliebt zu werden, war wirklich zu beneiden. "Oh, Harry!" Es war, als hätte er gerade wenigstens eine Sorge hinter sich gelassen, denn ein winziger Teil der Anspannung wich aus seinen Zügen, als sie das sagte und damit zeigte, dass sie es begriffen hatte. "Tut mir leid, Hermione!" "Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst aufhören, ihn zu bemuttern!" Ron gab Hermione einen sanften Klaps auf den Hinterkopf und sie sah ihn schockiert an, denn sie hatte noch nicht bemerkt gehabt, dass auch er da war. Ron ließ sich neben ihnen vorm Kamin nieder und starrte ins Feuer. "Du bist wach?" "Bei dem Krach, den du machst!" Hermione wurde sofort kleinlaut. "Oh...das tut mir leid! Ich werd leise sein!" Ron stützte das Kinn auf seine aufgestützten Knie. "Bringt nichts mehr!...Schau mal aus dem Fenster!" Ihr Kopf flog herum und ihre Augen wurden groß, als ihr klar wurde, was er meinte. Draußen graute der Morgen. "Diese scheiß Nacht ist vorbei!" Sein Blick wanderte von Hermione zu Harry, der ebenfalls aus dem Fenster zu sehen schien. Ron wusste es besser. Harry sah nichts mehr, nichts, außer der Katastrophe, die ihn erwartete. Was auch immer er sagte, Ron wusste nicht, ob er damit wirklich fertig wurde. Er hatte dem Mörder seiner Eltern in die Augen gesehen, er war Voldemorts Gewalt ausgeliefert gewesen und er hatte dem Tod mehr als einmal wehrlos gegenüber gestanden, ohne unterzugehen - doch was er jetzt erwartete, schien ihn mehr zu ängstigen, als jemals etwas zuvor - und das war etwas, dass Ron wirklich Angst machte, Angst, dass er es diesmal nicht schaffen könnte. * * * Niemals zuvor hatte in der Großen Halle und nie zuvor hatte in der Großen Halle so eine seltsame Stimmung geherrscht, wie an diesem Morgen. Ron, Harry, Hermione und Ginny kamen ziemlich spät zu Frühstück, doch niemand hätte sagen können, ob sie die letzten waren, oder nicht, denn zu viele Plätze waren frei. Für Ron, Hermione und Ginny war dieser Anblick nichts Neues mehr, doch für Harry war es ein Schock. Bis jetzt hatte er nicht weiter darüber nachdenken können, was vor sich ging, denn sie waren im Morgengrauen vorm Kamin sitzen geblieben, bis es lebendig wurde im Gemeinschaftsraum und die nun belangslosen Wortwechsel hatten ihn daran gehindert in seinen Gedanken zu versinken. Beim dem Anblick, der sich ihm bot, wurde ihm jedoch die Tragweite der Situation unweigerlich klar und er begriff, warum Ginny so fertig war. Die leeren Plätze waren wie eine Drohung und er hielt seinen Blick stur auf den Lehrertisch gerichtet. Er wollte nicht zum Tisch der Slytherins hinüber schauen, wo die meisten leeren Plätze zu sehen waren. Er wollte nicht zu Dracos leerem Platz schauen. Nachdem, was Hermione ihm in der Nacht gesagt hatte, war es ihm unmöglich noch darauf zu hoffen, dass heute alles wieder in Ordnung kam. An allen Tischen saßen Mädchen und jüngere Schüler, die leise weinten. Harry sah mehr als einen Jungen, der mit versteinertem Gesicht auf seinem Platz saß, weil er vermutlich nicht wusste, was seiner Freundin zugestoßen war. Auch Ginny stiegen wieder die Tränen in die Augen, als sie sich auf ihren Platz setzte und von ihrer Freundin in den Arm genommen wurde. Harry fühlte noch immer nichts. Sein Verstand funktionierte wieder, doch seine Gefühle waren noch immer verschwunden und er wusste, dass das gut so war. Er setzte sich auf seinen Platz neben Ron und wartete, genau wie alle anderen. Dumbledore war noch nicht zum Frühstück erschienen und das Essen stand auf den Tischen, doch Harry, darin vertieft seine Umgebung zu beobachten, sah, das niemand aß. Fast alle ließen den Tisch der Lehrer nicht aus den Augen und die Anspannung war unerträglich. Sein Blick wanderte zu der Tür, aus der Dumbledore normaler Weise kam. Harry sehnte den Moment herbei. Er konnte die Ungewissheit nicht mehr ertragen und wollte endlich wissen, was Draco und die anderen von ihren Plätzen fern hielt. Die Anspannung war unerträglich. Sie mussten jedoch nicht mehr lange warten. Nur wenig später kam der Schulleiter durch die bewusste Tür und ging zu seinem Platz. Harry hatte keine Zweifel mehr daran, dass sie die letzten Schüler waren, die noch gefehlt hatten und Dumbledore nur gewartet hatte, bis alle da waren. Sein Blick blieb am Gesicht des Direktors hängen. Was auch immer er sagen würde, Harry konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas Gutes war. Albus Dumbledore überblickte die Schar seiner verbliebenen Schüler. Die Lücken waren nicht zu übersehen und der Anblick war unerträglich. Harry anzusehen wagte er nicht, obwohl er deutlich spürte, dass dieser ihn wie alle anderen nicht aus den Augen ließ. Er atmete tief durch und versuchte, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, die er zu erledigen hatte, doch der Anblick verweinter Gesichter an allen Tischen, machte das nicht leicht. "Wie sie...sicherlich bemerkt haben...gibt es seit gestern an unseren Tischen eine nicht geringe Anzahl...leer gebliebener Plätze!...Das Lehrerkollegium hat mir mitgeteilt, dass es deswegen schon gestern Abend eine Menge Fragen gab, doch leider hat es mir meine Zeit gestern Abend nicht erlaubt, ihnen Rede und Antwort zu stehen!...Ich muss und will ihnen diese Nachrichten selber überbringen!...Es ist meine Pflicht als Leiter dieser Schule und darum gab es die offizielle Anweisung, dass niemand eine Information über den Verbleib dieser Schüler heraus gibt!...Ich habe gestern Morgen eine von unserem Zaubereiminister Cornelius Fudge persönlich unterzeichnete Anweisung erhalten, die ich ihnen verlesen werde, denn anders, weiß ich leider nicht auszudrücken, was vor sich geht!" Harrys Blick ging ins Leere. Wenn das Ministerium etwas mit dieser Sache zu tun hatte, gab es keinen Ausweg mehr. Das wusste er, und es überraschte ihn, dass er nichts spürte bei dieser Erkenntnis. Dumbledore begann die Anweisung des Ministeriums wörtlich vor zu lesen: >> Sehr geehrter Professor Dumbledore! Ausführliche Nachforschungen unserer Mitarbeiter haben zu der Erkenntnis geführt, dass es unmöglich ist, die Anwesenheit von Schülern, in deren direkter Verwandtschaft Todesser vermutet werden, in Hogwarts weiterhin zu tolerieren. Es besteht der dringende Verdacht, dass von Außerhalb Einfluss auf die Vorgänge in der Schule genommen werden soll und ernst zu nehmende Gefahr für das Leben der Schüler besteht! Deshalb ist es notwendig die betreffenden Schüler von der Schule zu entfernen, um diese Gefährdung auszuschließen. Anbei finden sie eine Liste der Schüler, die von Hogwarts zu verweisen sind. Jedwede Missachtung dieser Anweisung hat Ihre sofortige Suspendierung als Schulleiter von Hogwarts zur Folge. Ich erwarte, dass Sie sich dieser Konsequenz bewusst sind! Mit freundlichem Gruß, Ihr Cornelius Fudge, Minister für Zauberei << Auch nachdem Dumbledore verstummt war, herrschte absolute Stille. Der Schulleiter starrte auch noch auf das Schreiben, als er einige Augenblicke später weiter sprach. "Die Schüler, die jetzt fehlen, werden Hogwarts heute Abend verlassen! Die Anweisung des Ministeriums lässt keinen Raum für Interpretationen!... Ich habe persönlich mit Minister Fudge gesprochen! Er hat triftige Gründe für diese Anweisung und erlaubt es mir nicht andere Gegenmaßnahmen zu treffen. An dem Beschluss ist nichts mehr zu ändern, auch wenn ich es nicht gut heiße. Man hat mir nicht die Wahl gelassen!...Es tut mir leid!...Es ist ihnen natürlich erlaubt, sich von ihren Kameraden zu verabschieden. Sie dürfen sich auch wieder frei in der Schule bewegen...doch ..." Sie würden nie erfahren, was Dumbledore noch sagen wollte, denn er verstummte und schüttelte nur den Kopf. Noch immer herrschte Totenstille. Niemand gab einen Ton von sich. Selbst das Schluchzen der Weinenden war verstummt. Erst nach und nach wurde den Schülern klar, was Dumbledores Worte bedeuteten und je mehr diese Erkenntnis durchsickerte um so lauter wurde das Murren, bis es zu einem ausgemachten Tumult anschwoll und alle durcheinander zu reden begannen, während ein Teil der Schüler, vor allem Mädchen und jüngere Schüler, die Gesichter in den Händen verbargen und erneut zu weinen begannen. Harry saß auf seinem Platz und starrte ins Leere. Er hatte jedes Wort von dem, was Dumbledore gesagt hatte verstanden und er wusste, was es bedeutete. Draco musste Hogwarts verlassen. Sie alle mussten Hogwarts verlassen. Dumbledore warf sie Voldemort zum Fraß vor. Er schloss die Augen, als dieser Gedanke in seinem Kopf Gestalt annahm. Dumbledore warf ein Viertel seiner Schüler von der Schule, weil sie Todesser in der Verwandtschaft hatten, ohne Abschluss, ohne Chance, ohne Wahl. Harry wusste nicht, was das für Seamus und Lavender, oder die von den Ravenclaws und Hufflepuffs bedeutete, doch er wusste, was es für Draco bedeutete. Es bedeutete, dass er seinem Vater ausgeliefert wurde und dieser ihm aufzwingen konnte, was er wollte und etwas sagte ihm, dass es vielen anderen auch so ging. Er spürte, wie ein Damm in ihm brach und all seine Gefühle mit aller Macht wieder auf ihn einströmten - Angst - Angst Draco zu verlieren - Sorge - Sorge, was mit all diesen Schülern passieren würde, wenn sie die Sicherheit von Hogwarts verlassen mussten - Verzweiflung - Verzweiflung darüber, dass sie alle keine Wahl mehr hatten - Schmerz - Schmerz über das Bewusstsein, was sie alle verloren, was er verlor und Wut - grenzenlose Wut, auf die wie immer offensichtliche Engstirnigkeit des Ministeriums - Wut, die innerhalb von Sekundenbruchteilen in blanken Hass umschlug. Hass, wie er ihn nie zuvor empfunden hatte. Hass - der ihm die Kraft gab aufzustehen. Das durfte einfach nicht sein! Wie konnte Dumbledore das zu lassen? Harry interessierte nicht mehr, was um ihn herum geschah. Er war verzweifelt, denn er wusste, dass er Draco verlieren würde, wenn nicht ein Wunder geschah und er würde nicht zusehen, wie eine engstirnige Maßnahme alles zerstörte, was ihm wichtig war. Er merkte nicht, dass Hermione und Ron ihn besorgt beobachteten. Er wusste nur ganz genau, dass er das nicht zulassen konnte. Harry wusste nicht, dass ihm die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben stand, als er aufstand, erst auf die Bank und dann auf den Tisch stieg und er wusste nicht, dass das niemand, außer seinen Freunden sah. Sie sahen nur ihn, sahen, wie er aufstand und sich weigerte, dass einfach zu akzeptieren. Jeder, der es mitbekam verfiel in schweigen und sah ihn an, sah das, was alle sehen wollte, den Jungen der lebt und der nicht einfach akzeptieren würde, dass man seine Kameraden von der Schule warf. Seine Verzweiflung sah keiner. Nur Entschlossenheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Entschlossenheit, die er nicht empfand, doch Harry könnte niemals damit leben, es nicht wenigstens versucht zu haben. Albus Dumbledore hatte sich gerade zum gehen gewandt, als Harrys Stimme den noch immer herrschenden Tumult in der Großen Halle übertönte und niemals zuvor hatte seine Stimme so hart geklungen: "Und sie meinen, dass ist der richtige Weg!..." Augenblicklich waren alle Augen auf Harry gerichtet, doch er, der sonst nichts mehr hasste, als im Mittelpunkt zu stehen, reagierte gar nicht darauf. Hermione spürte einen Kloß im Hals, als sie ihn da oben stehen sah. Er hatte sich vollkommen unter Kontrolle, als er weiter sprach. "Die, die vielleicht noch nicht einmal wollen in Voldemorts Arme zu treiben?" "Mister Potter!", kam es empört und zittrig von Professor McGonagall und auch von vielen anderen war ein verschrecktes Keuchen zu hören, als er Voldemorts Namen nannte, doch Harry interessierte das nicht. "Voldemort...Ja, verdammt, Voldemort! Das ist der Name, den das Gesicht der Angst trägt!...Ich werde es noch hundert Mal sagen, wenn es sein muss...ich hoffe sie hören es auch...Die, die heute rausgeworfen werden haben auch Angst!" Minerva McGonagall schaffte es nicht etwas darauf zu sagen, doch Snape blaffte: "Steigen sie sofort vom Tisch, Potter!" Der Lehrer für Zaubertränke hatte sich erhoben und kam um den Tisch herum. Harry sah ihm kalt entgegen und in diesem Moment war kein Unterschied mehr in ihren Blicken. "Was...was wenn nicht? Fliege ich dann auch von der Schule?...Sie! Gerade sie müssten doch wissen, was es heißt, Voldemort in die Hände getrieben zu werden!" Er hatte Snape fixiert und Snape ging darauf ein. "Das liegt nicht in ihrem Ermessen, Potter!...Steigen sie vom Tisch!" "Finden sie es richtig, dass man die Hälfte der Schüler ihres Hauses der Schule verweist?" "Wenn sie eine Gefahr für diese Schule sind, ist es die einzige Lösung und immerhin sind sie nicht nur für Hogwarts eine Gefahr, sondern vor allem...!" "Severus!" Dumbledore fiel Snape ins Wort, doch Harry wusste auch so, was sein Zaubertränkelehrer hatte sagen wollen. Wenn diese Schüler für Hogwarts eine Gefahr waren, dann waren sie auch eine Gefahr für ihn. Er dachte nicht daran, Snape aus der Verantwortung zu lassen. "Sagen sie es! Sagen sie die Wahrheit! Sagen sie, dass diese Schüler nicht nur eine Gefahr für Hogwarts sind! Sagen sie uns, dass sie auch eine Gefahr für mich sind!...Sagen sie, dass auch ich ein Grund dafür bin, dass sie gehen müssen!...Wo bleibt ihre Courage, Professor Snape!" Snape verschlug es die Sprache und Harry zerriss es das Herz. Es war richtig. Mochte sein, dass es nicht in diesem Schreiben stand, doch aus seinen Erfahrungen der letzten Jahre wusste er, dass sein Leben eine gewisse Bedeutung hatte, wenn auch vielleicht nicht genug, um solch eine Anweisung zu veranlassen. Sein Blick ging wieder zu Albus Dumbledore, denn er wusste, das Snape geschlagen war. "Professor Dumbledore...antworten sie mir! Ist es richtig, die Schüler, die keine Todesser in der Verwandtschaft haben zu schützen, in dem man die, die welche haben hinauswirft?...Hinauswirft und ihren Familien überlässt, obwohl sie vielleicht eine andere Wahl getroffen haben?" Dumbledore versuchte Harrys Blick zu treffen und sah die nur mühsam unterdrückte Verzweiflung darin. Verzweiflung über das, was ihm angetan wurde und Verzweiflung darüber, was die Politik seinen Mitschülern antat. Er wünschte, es nicht sehen zu müssen. Er wünschte, ihm nur eigennützige Motive unterstellen zu können, doch das war nicht möglich. Nicht bei Harry. Ganz gleich wie verzweifelt er war, wenn er glaubte nur für sich selbst sprechen zu können, würde er schweigen, doch er sprach für alle - für jeden einzelnen hier, der ihm zuhörte und zu ihm aufsah. "Das liegt nicht in meinem Ermessen, Harry! Es tut mir leid! Sie kennen die Gründe nicht!" Das war leider die absolute Wahrheit, doch Harry reichte die Wahrheit nicht. Das war schon immer so gewesen. "Ach so, dass heißt dann, verkaufen wir lieber ein paar unschuldige Seelen und retten damit die, von denen wir glauben, dass sie es Wert sind?!...Hoffen wir halt, dass die Angst nie so mächtig wird, um auch die zur Flucht in die Finsternis zu verführen, die wir gerettet haben!" Er malte ein fruchtbar düsteres Bild, doch Hermione und einigen anderen wurde klar, dass richtig war, was er sagte. Niemand konnte für die garantieren, die jetzt an der Schule blieben. Macht war verführerisch und Angst ein schlechter Berater. Sie fragte sich, wo er diese Kraft hernahm. Er war vollkommen am Ende, am Boden zerstört und verzweifelt und doch stand er auf und focht einen aussichtslosen Kampf. Niemand in der Großen Halle war sich wohl so genau wie er bewusst, dass es keinen anderen Weg mehr gab, doch er stand trotzdem auf. Hermiones Hände ballten sich zu Fäusten. "Mister Potter...es reicht jetzt!...Steigen sie sofort vom Tisch! Sie bekommen Strafarbeit!" Das war wieder McGonagall. Harry starrte sie an. Vergessen war, wie müde und alt sie in der Nacht ausgesehen hatte, wie sie versucht hatte, Ginny wenigstens einen Hauch Trost zu vermitteln. "Meinetwegen!...Gleich für den Rest des Schuljahres! Vielleicht könnte ich die Türen zumauern, dass auch ja keiner reinkommt, der eine Gefahr sein könnte!" McGonagalls Mund klappte auf und Hände klopften auf den Tischen. Fassungslos sahen sich die Lehrer dem offensichtlich meuternden Rest gegenüber. Es war Lupins Stimme, die den erneuten Lärm übertönte. "Harry, seien sie vernünftig und steigen sie vom Tisch. Jeder hier teilt ihren Unmut, doch es gibt Dinge, die sie nicht einschätzen können!" Harry funkelte auch ihn furchtlos an. Es war alles was ihm noch blieb. Wenn er jetzt aufhörte, würde er zusammenbrechen. "Es reicht mir zu sehen, dass hier meine Freunde und Kameraden geopfert werden, um uns zu schützen!...Wer hier will, dass er auf die Art geschützt wird?...Ich will es nicht!" Und plötzlich herrschte wieder Stille. Lupin stand auf und kam ebenfalls um den Tisch herum. "Harry, ich muss sie jetzt bitten vom Tisch zu steigen. Solches Benehmen kann niemand hier tolerieren, egal, wie berechtig ihre Verärgerung ist." Er drückte sich dezent aus, denn Harry kochte ohne jeden Zweifel vor Wut. Nie zuvor hatte er ihn an Lilly erinnert, dazu war er James viel zu ähnlich, doch heute, gerade eben, tat er es. James war ein tapferer Kerl gewesen, clever und fruchtlos, doch Lilly war es gewesen, die ohne lange nachzudenken für die Gerechtigkeit eingetreten war, wenn sie es für nötig hielt, egal, wie die Chancen standen. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass sie genau dasselbe getan hätte. Harry schwieg und rührte sich nicht von der Stelle. Es war ihm gleich, was mit ihm geschehen würde. Seinetwegen konnten sie seine Koffer auch gleich noch packen. Der Gedanke war verführerisch, auch wenn er dann wohl verloren war, doch das war er eh. In diesem Moment stand Hermione auf, stieg erst auf die Bank und dann auf den Tisch. Unglaube machte sich auf McGonagalls Gesicht breit, als ihre Schulsprecherin sich Harrys rebellischem Verhalten anschloss, doch es blieb nicht bei Hermione. Justin Finch-Fletchley von den Hufflepuffs folgte ihrem Beispiel und nur wenige Minuten später standen alle Schüler, die heute zum Frühstück erschienen waren auf den Tischen. Ohne Zweifel hatte Harry zum Ausdruck gebracht, was sie alle dachten, wenn auch mit sehr heftigen Worten. Harry schwieg. Er brachte keinen Ton mehr heraus. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Der Gedanke daran, dass Draco gehen musste, kehrte mit aller Macht zurück und drückte ihm die Luft ab. Nur noch mühsam gelang es ihm seine Wut und damit seine Fassung aufrecht zu erhalten, doch das war jetzt nicht mehr wichtig. Er war nicht mehr allein. Hermione und Ron standen neben ihm. Alle standen hinter dem, was er gesagt hatte und das gab ihm wenigstens das Gefühl, nicht egoistisch gehandelt zu haben. Fassungslosigkeit zeichnete sich inzwischen auf den Gesichtern der Lehrer ab und Dumbledore hätte nicht ausdrücken können, wie Stolz er auf seine Schüler war, doch er wusste, dass er ihnen klar machen musste, dass diese Revolte nichts bringen würde. Noch einmal wandte er sich an seine Schüler, die ihm sein Leben lang wichtiger gewesen waren, als alles andere. "Ich kann jeden einzelnen von ihnen verstehen!...Jeden! Auch bei mir löst diese Maßnahme des Ministerium Unverständnis aus!...Doch ich musste eine Entscheidung treffen!...Ich musste entscheiden, ob ich mich weigere diese Maßnahme durchzuführen und meines Amtes enthoben werde, oder ob ich sie durchziehe und wenigstens die beschütze, die mir bleiben!...Ich kann ihnen sagen, dass mir das nicht leicht gefallen ist!...Aber ich kann Hogwarts und seine Schüler nicht im Stich lassen!...Nicht in diesen Zeiten...Deshalb konnte ich keine andere Entscheidung treffen!...Das Ministerium hat sich nicht umstimmen lassen, obwohl die Argumente, die Mister Potter angebracht hat, schlagkräftig sind! Wir wissen nicht wen wir schützen! Wer weiß schon, wie verführerisch die Aussicht auf Macht ist!...Ich hoffe nur...dass ich mich in keinem von ihnen täusche und ich hoffe, dass die, die gehen müssen, die richtige Entscheidung für ihr Leben treffen!...Das ist alles, was mir bleibt!...Es tut mir leid!...Ich bitte sie alle, gehen sie jetzt in ihre Unterrichtsräume und nehmen wie immer am Unterricht teil! Bitte!" Mit mehr Hast, als nötig wandte er sich ab und ging in Richtung der Seitentür davon. Für einen Sekundenbruchteil konnte er Harrys Gesicht in der Menge sehen, bleich und ausdruckslos. Darüber, was diese Entscheidung für ihn bedeutete, wollte er nicht einmal nachdenken, doch Dumbledore befürchtete das schlimmste, als die Tür hinter ihm zuviel. Sein Handeln hatte gezeigt, dass seine Welt aus den Fugen ging, denn Harry war nicht derjenige, der vor allen anderen auf die Barrikaden ging. Wie auch immer, diesen Kampf führte er für umsonst. Es gab kein zurück mehr. Jedes einzelne Wort Dumbledores war nur ein Funke, der Harrys Hass anfachte. Der Schulleiter begründete sein Handeln mit ihrem Schutz. Es mochte sein, dass andere das akzeptieren konnten. Er konnte es nicht. Die Vorstallung, dass Draco gehen musste, um seine Sicherheit zu gewähren, trieb ihn in den Wahnsinn. All das klang in Harrys Ohren, wie Hohn. Er wusste, dass Draco keine Wahl mehr haben würde, wenn er Hogwarts ohne Abschluss verließ. Er würde der Willkür seines Vaters ausgeliefert sein und was das bedeutete, hatten ihm die Ferien gezeigt. Und Draco war mit Sicherheit nicht der einzige, dem es so ging. Es war Lupin, der das Chaos in seinem Kopf unterbrach. "Sie haben gehört, was Professor Dumbledore gesagt hat!...Bitte gehen sie in ihre Klassenzimmer!" Der Lehrer versuchte es erneut und stand nun neben Snape und McGonagall, die blass und sprachlos schien. Zur allgemeinen Überraschung war es Severus Snape, der sich als erster abwandte und die Große Halle verließ. Lupins Blick schweifte wieder über die Tische und ein trauriges Lächeln stahl sich auf seine Lippen. "Lassen wir ihnen diesen Sieg! Sie werden noch früh genug begreifen, dass es alles ist, was wir ihnen anbieten können!" Sein Blick traf Minerva McGonagalls und er sah dasselbe müde Lächeln in ihren Augen, als sie unmerklich nickte. Es war nicht Recht, dass sie die Schüler für etwas verurteilten, wo es ihnen allen doch in der Nacht zuvor ähnlich gegangen war. Das Lehrerkollegium war von dieser Anweisung genauso entsetzt gewesen, wie die Schüler und wenn Harry wüsste, dass er heute morgen hier genau dasselbe gesagt hatte, wie Severus Snape in der Nacht zuvor in der Lehrerversammlung, würde ihm wahrscheinlich sehr unwohl sein. Sie wandte sich um und wartete, bis Lupin neben ihr war. Gemeinsam verließen sie gefolgt von allen anderen Lehren die Große Halle, denn niemand erwartete wirklich, dass einer der Schüler sich heute auf den Weg zu seinem Unterricht machen würde. Als ein ziemlich unbeholfener Hagrid als letzter durch den Seitenausgang verschwunden war, herrschte noch immer Totenstille in der Großem Halle. * * * "Harry?" Hermione sah ihn an, als erwarte sie von ihm, dass er ihr sagte, wie es weiterging. Unwillkürlich projizierte sich sein hoffnungsloser Hass auf sie und er hatte Mühe, es zu kontrollieren. Hermione konnte nichts dafür. Der einzige, der für die momentane Situation Verantwortung trug war Dumbledore, Dumbledore, der seine Ideale verriet. "Harry, bist du okay?" Sie machte sich Sorgen, so wie schon die ganze Nacht, doch es besänftigte ihn nicht. Nur seine Ungeduld wurde angestachelt. Inzwischen gab es wieder Gespräche in der Großen Halle. Sie diskutierten, was man tun konnte. Harry wusste, dass es nichts mehr zu tun gab. Die Entscheidung war gefallen. Für ihn gab es nur noch eins zu tun. Er musste Draco sehen und am einfachsten würde das sein, wenn er Hermione vorgaukelte, alles sei in Ordnung. "Ich bin in Ordnung!...Sicher!" Er war schneller vom Tisch, als sie ihm folgen konnte. "Macht euch keine Gedanken, Hermione!...Hört auf euch Gedanken zu machen!...Hört endlich auf damit! Das ist mein Leben!" Harry wandte sich um und lief aus der Halle. Er wollte Draco sehen, alles andere war bedeutungslos. Hermione wollte ihm nach, doch Ron hielt sie auf. "Lass ihn!...Es ist alles, was ihm bleibt!...Harry kann diesen Krieg nicht führen!...Ich denke, er kann froh sein, wenn er ihn überlebt!" Es war Verzweiflung, die sich in Hermiones Blick breit machte. Das wusste Ron, doch es war die Wahrheit, ganz gleich, wie weh es tat. Und zum ersten Mal begriff Hermione, dass es wirklich niemanden gab, der Harry so gut kannte, wie Ron. Genau das war der Grund, dass seine Worte ihr so furchtbare Angst machten. * * * Harry hetzte durch die Gänge. Er war sie schon sooft gegangen, doch niemals waren sie so verlassen und still gewesen, wie heute Morgen. Wäre das Leben noch, was es mal gewesen war, würden sie sich jetzt mir Zaubertränken rumschlagen und er hätte die seltene Gelegenheit, Draco nah zu sein, ohne dass sich jemand Gedanken darüber machen konnte. Warum Snape sie nach den Ferien nicht getrennt hatte würde er nie begreifen, denn für Harry gab es keine Zweifel, dass der der Lehrer für Zaubertränke durchschaut hatte, was zwischen ihm und Draco lief. Er passierte die Rüstungen, an denen Draco vor den Ferien auf ihn gewartet hatte. Jeder Gedanke daran versetzte ihm nun einen schmerzhaften Stich. Alles war plötzlich so fragile und Harry wusste, dass es nichts gab, was den Bruch noch verhindern konnte, Seit er wusste, dass das Ministerium mit dieser Sache zu tun hatte, wusste er auch, dass es kein zurück mehr gab. Fudges Reaktion nach dem Trimagischen Turnier stand ihm noch überdeutlich vor Augen. Der Zaubereiminister hatte sich geweigert, die Tatsachen zu akzeptieren und Harry zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass das heute noch genauso war. Er würde dasselbe jederzeit wieder tun und selbst, wenn Dumbledore ihm eine brauchbare Lösung auf dem Silbertablett servieren würde, akzeptierte der Zaubereiminister keine anderen Auswege mehr. Er fragte sich nur, wie er das seinem treuen Gefolgsmann Lucius Malfoy erklären würde. Oder war es schon so weit, dass auch Lucius Malfoy nicht mehr das Prädikat ,besonders vertrauenswürdig' besaß. Immerhin flog sein Sohn ja offensichtlich auch von der Schule. Ohne Abschluss! Ohne Wahl! Harry war vor der Tür des Slytheringemeinschaftsraumes angekommen. Bis gestern hatte er das Passwort noch gekannt und er fragte sich, ob Snape es inzwischen geändert hatte. "fovea serpentis!" Wohl nicht, denn der ansonsten unsichtbare Eingang zu den Gemeinschaftsräumen der Slytherins öffnete sich und Harry warf sich den Tarnumhang um die Schultern, den er wie üblich geschrumpft in der Umhangtasche gehabt hatte. Es interessierte ihn nicht, ob sich jemand darüber wunderte, als sich die Tür öffnete, ohne, dass jemand erschien und seine Sorge wäre auch unbegründet gewesen. Der Slytheringemeinschaftsraum war leer. Niemand war hier und hatte Zeit sich zu wundern. Ohne noch einen Augenblick zu zögern machte er sich auf den Weg zum Gästetrakt. Harry zweifelte nicht daran, das Draco noch genau da war, wo er ihn zuletzt auf der Karte des Rumtreibers gesehen hatte. Für ihn gab es keinen Grund dieses Zimmer vor heute Abend zu verlassen, denn immerhin hatte er ja auch nicht die Absicht, ihn noch mal zu sehen. Gleich darauf stand er vor der Tür zu diesem Zimmer und einen Augenblick lang geisterten ihm all die Gefühle durch den Kopf, die er vor dieser Tür schon durchgemacht hatte. Zu Anfang Verzweiflung und Angst, irgendwann Akzeptanz und dann Glück, Freude, Glaube und Hoffnung. Heute war er wieder am Anfang angelangt und der Kreis schloss sich. Angst und Verzweiflung beherrschten sein ganzes Bewusstsein. Heftiger als geplant flog die Tür auf, als er dagegen schlug. Sie war nicht versiegelt gewesen. Warum auch? Es gab nichts mehr zu verstecken. Draco schrak zusammen und fragte sich einen Moment, wo er war. Irgendwann war er in eine Art Schlaf hinübergedämmert, wach und doch nicht wach, aber wenigstens von seinen Gedanken erlöst. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass Harry in der Tür stand, den Tarnumhang nur unzureichend über den Schultern und für jeden erkennbar, doch das war es nicht, was ihn fesselte. Es war sein Blick. Niemals zuvor hatte Draco Harry so gesehen. Er war blass, blasser noch, als damals auf den Nordturm, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Die schwarzen Haarsträhnen hingen ihm tief in die Stirn und warfen düstere Schatten auf seine blassen Züge, doch das alles nahm Draco nur am Rande wahr. Harrys smaragdgrüne Augen funkelten eisig und etwas war darin zu sehen, dass Draco von ihm als allerletztes erwartet hatte. Es war Hass, grenzenloser, abgrundtiefer Hass, nicht zu vergleichen mit dem, was ihm auf dem Astronomieturm entgegengeschlagen war, als ihm klar geworden war, dass Draco sich auch mit Colin Creevy getroffen hatte. Draco verbarrikadierte sich. Er wusste, was seine Aufgabe war und ihm konnte nichts Besseres passieren, als dass Harry ihn hasste. Das machte es leicht, viel leichter als erwartet. Er kam nicht einmal auf die Idee, dass dieser Hass nichts mit ihm zu tun hatte. Draco ging davon aus, dass wenigstens Harry wusste, worum es ging, dass Dumbledore ihm gesagt hatte, warum die Schüler mit Todessern in der Blutsverwandtschaft Hogwarts verlassen musste. Es dürfte dem Schulleiter nicht schwer gefallen sein, Harry klar zu machen, wie tödlich Draco für ihn war. Erst nachdem er das Pergament verbrannt hatte, war ihm bewusst geworden, was für ein Buch es war, in das er es zuvor verbannt hatte. Er war keines seiner Bücher gewesen. Es war die lateinische Übersetzung eines uralten keltischen Buches und Draco zweifelte nicht daran, dass es eine Mahnung an ihn war. Er hatte den Fluch gefunden, der ihn aus Hogwarts vertrieb und er hatte ihm eindeutig klar gemacht, dass er für Harry den Tod brachte, solange sein Vater am Leben war, denn solange konnte Lucius ihn erreichen - solange würde das Blutband, dass ihn mit seinem Vater vereinigte, wirken. Es gab nichts gegen den congredior per vinculum sanguis parentium. Solange sein Vater dem schwarzen Lord diente, konnte seine Nähe Harry das Leben kosten und Draco war sicher, dass genau dies auch der Grund war, dass Lucius ihn nach Hogwarts zurück geschickt hatte. Der Lord hatte wohl gehofft, dass ihm die Kinder seiner Anhänger die Tür öffnen würden. Es mochte sein, wie es wollte - Draco verstand, dass man sie hier nicht lassen konnte, wenn man die Schule schützen wollte. Er stand betont lässig auf und ließ Harry nicht aus den Augen, spöttisch, kalt, emotionslos, so wie es sich für Draco Malfoy gehörte. "Dass du noch mal hier auftauchen würdest, hätte ich wahrhaftig nicht erwartet!" "Nein, sicher! Warum auch? Was soll ich hier?...Es gibt für mich schließlich keinen Grund hier zu sein!" < Himmel noch mal, was rede ich hier? > Harrys Stimme war mindestens ebenso eisig, wie Dracos und sie klirrte vor Anspannung, das wusste er, doch Dracos Reaktion hatte ihn schockiert. Draco verbarg seine eigene Überraschung erfolgreich. "Korrekt!" "Korrekt?...KORREKT?" War Harrys Hass bisher unkonkret gewesen, so schaffte es Draco tatsächlich im Moment, ihn auf sich zu ziehen. Harry war jedoch nicht mehr in der Stimmung, sich manipulieren zu lassen, auch wenn er das klar als Dracos Ziel erkannt hatte. Die Tür flog krachend hinter ihm zu und er ging mehrere Schritte auf Draco zu, während er den Tarnumhang von den Schultern zerrte und auf den Sessel warf. "Es ist also korrekt, dass ich keinen Grund habe, hier zu sein?...Das ist deine Meinung?" Draco widerstand dem Drang, zurück zu weichen, als Harry auf ihn zukam. Er wusste nicht, was dann passieren würde und er konnte sich keine Blöße geben. Harry hatte zweifellos nicht die Absicht, es einfach dabei zu belassen. "Schwer von Begriff, was?...Für dich noch mal Klartext, Potter!...Korrekt - es gibt für dich keinen Grund hier zu sein! Und ich will dich hier nicht haben!...Hast du es jetzt kapiert?" Harry wollte etwas entgegnen, doch Draco schnitt ihm das Wort ab. "Weißt du, Potter, dass du so pervers bist, hätte ich dann doch nicht erwartet!...Es ist ja schon krank, sich mit jemandem einzulassen, von dem man ganz genau weiß, dass er einen nur benutzt, aber dass du so fertig bist, selbst jetzt noch hier aufzutauchen, wo dir klar sein müsste, warum ich noch in Hogwarts bist, das schockiert mich wirklich!...Das du nicht viel Rückrat hast, weiß ich ja inzwischen, aber so unterwürfig kannst doch nicht mal du sein, oder? Das wäre enttäuschend!" Harry schwieg. Was Draco da sagte traf und traf doch nicht. Er begriff nicht, wie er es schaffte, solche Worte so emotionslos zu ertragen. Jedes Wort war eine Waffe, ein Dolch, der seine Seele zerfetzte, und er nahm es als gegeben hin. Er sah Draco, wie er in den Dreck zog, was sie gehabt hatte, hörte ihn spotten über Gefühle, die ihm wertvoller waren, als sein Leben, musste zusehen, wie er alles, was er gezeigt hatte verleugnete, doch das einzige, was er wirklich spürte, war Verzweiflung. Harrys Schweigen machte Draco sicher. Es machte es nicht leichter, doch er gab ihm die Überzeugung etwas zu erreichen. Er wusste, dass keines seiner Worte sein Ziel verfehlte. "Oder hast du etwa erwartet, ist sitze hier und hadere mit dem Schicksal? Es war praktisch, dir was vor zu machen, aber jetzt ist es überflüssig! Sorry, damit kann ich nicht mehr dienen! Selbst dir nicht...gerade dir nicht, denn du nützt mir nichts mehr...Was ist jetzt?...Verschwindest du endlich?" Inzwischen stand er selbst dicht vor Harry, ohne es zu wollen war er ihm immer näher gekommen und er starrte ihm in die grünen Augen, sah jede Reaktion darin. Was er sah trug nicht zu seinem Seelenfrieden bei. Harrys Blick war überschattet von Konfusion und Qual - kein Schmerz - Qual. Doch er war Draco Malfoy und er war schon immer erstklassig darin gewesen, Harry Potter zu quälen. Es durfte ihm nichts ausmachen, denn nie war es so wichtig gewesen, wie heute und so setzte er eines seiner fiesen, kleinen Grinsen auf. "Oder gibt es doch einen bestimmten Grund, dass du hier bist?...Etwas, dass du möglicherweise nur von mir bekommen kannst?...Schätze mal, Colin wird keine allzu guten Chancen mehr haben, bei dir zu landen, oder?...Lust auf eine kleine Abschiedvorstellung, was?...Oh man, du musst es wirklich dringend nötig haben!" Das Grinsen wurde noch ein wenig hässlicher und etwas veränderte sich in Harrys Blick. Dracos einzige Hoffnung war, dass er es endlich akzeptierte. < Geh, geh verdammt!...Geh Harry...ich kann nicht mehr... geh! Wie viel brauchst du noch...was muss ich noch tun?...Geh doch endlich und lass mich allein! Wie sehr soll ich dir noch weh tun?...Bitte geh! > Es war ein Alptraum, ein Alptraum, den er kaum noch ertragen konnte. Das einzige, was er wollte, war Harry in seine Arme zu nehmen und zu vergessen - zu vergessen, was Realität war. In Harrys Blick dämmerte eine Erkenntnis - die Erkenntnis, warum Draco tat, was er tat und sie ließ ihn wünschen, ihm das ersparen zu können, ließ ihn wünschen, gehen zu können und ihm weis zu machen, dass er ihm glaubte. Er wusste, dass es der beste Weg wäre, sich gegenseitig vor zu machen, das der andere nicht wirklich ernst genommen hatte, was zwischen ihnen gewesen war, egal, was es bedeutete. Draco tat es und er war ihm schuldig, dass er es wenigstens versuchte. ,Ich hab dich vermisst, Harry!' schallte es in seinem Kopf, doch er verdrängte es energisch. Harry wusste, dass er nur eine Wahl hatte. Er musste sich auf diese Lüge einlassen - um Dracos Willen, um seinetwillen, um ihnen beiden alles weitere zu ersparen, doch noch immer konnte er den Blick nicht von Draco wenden, der ihm so nah war und doch so fern, wie wohl nie zuvor. Er wollte nicht loslassen. Er konnte nicht, denn Draco war alles, was für ihn noch zählte und Draco wurde klar, dass es noch nicht reichte. "Aber vielleicht solltest du doch lieber Creevy in Betracht ziehen!...Wenn er erst mal begriffen hat, wer das Kommando hat, ist er ganz brauchbar...Er ist sicher ganz scharf drauf, dir das zu beweisen!...Schließlich bleibt er ja jetzt auch einsam zurück!" Harry wandte sich ab und ging zur Tür. Er wusste nicht genau, warum. Vielleicht waren es Dracos letzte Worte, aber vielleicht war es auch ganz einfach nur die Einsicht, dass er es beenden musste. Ihm war gleich, was er hörte, doch er konnte nicht sehen, wie Draco sich weiter erniedrigte - es musste ein Ende haben. Er musste akzeptieren, dass es kein Morgen mehr gab, dass es kein Wir mehr gab, dass es vorbei war und die harte Tour der beste Weg war. Er sah sich die Hand nach dem Türknauf ausstrecken in Akzeptanz dessen, was Draco wollte, doch nur einen Moment später lehnte er die Stirn gegen das glatte Holz der Tür und die Finger seiner Rechten umklammerten das kalte Metall des Türknaufs, während die der Linken sich zur Faust ballten und schmerzhaft gegen die Türrahmen schlugen. "Ich kann nicht...ich kann nicht...ich kann einfach nicht!...Ich wünsche mir nichts so sehr, als dir diesen einen letzten Gefallen zu tun, aber ich kann nicht, Draco....ich schaff das nicht!...Ich schaff es einfach nicht!...Ich..." Seine Stimme versagte und er brachte nichts mehr heraus. Dracos Atem ging plötzlich schwer. Sein Blick hing an Harrys Rücken, wie er da stand, gebeugt, zitternd, geschlagen. Nichts hatte er geglaubt, kein Wort, keine Beleidigung, keine Demütigung, nichts. Nichts schaffte es, ihn zweifeln zu lassen. "Geh...bitte geh einfach!...Geh durch diese Tür und sieh nie mehr zurück...ich bitte dich!...Geh, Harry!" Nackte Verzweiflung! Draco wusste, dass es das war, was sich in seinem Tonfall spiegelte. Seine Fassade brach zusammen. Harry schwieg, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Die Verzweiflung war es, die ihn erreichte, die ihn mehr traf als alles andere. Niemals hatte er Draco verzweifelt erlebt - wütend und trotzig, ärgerlich und kindisch, vielleicht manchmal, aber niemals abgrundtief verzweifelt. "Harry?!?!...Bitte." Dracos Widerstand löste sich in Luft auf. Er war endgültig am Ende. Harry richtete sich auf und er ließ den Türknauf los. Er würde nicht gehen. Niemals! Langsam wandte er Draco den Blick zu, off-guarded, unverhüllt, ganz gleich, ob Draco ihm bis in die Seele sah - es gab nichts, was er vor ihm verbergen musste. Draco versank in seinem Blick. Harry ließ ihm keine Zweifel, konfrontierte ihn gnadenlos mit der Wahrheit, mit dem, was er fühlte. Es war alles, was er wollte, doch es ging nicht. Es war unmöglich, auch wenn Harry sich weigerte, das zu begreifen. "Schick mich nicht weg...nicht hier, nicht jetzt, nicht heute...ich will bei dir sein...ich will bei dir sein, Draco!" Er machte den ersten Schritt auf ihn zu und das riss Draco aus seiner Erstarrung. "NEIN!...Hör auf, bleib, wo du bist...komm mir nicht zu nahe!" Diesmal war es seine Stimme, die klirrte. Wie konnte man so stur sein? Wieso gab er nicht auf? Er musste doch wissen, dass es kein zurück mehr gab. Harry blieb stehen, doch Draco konnte sehen, dass er nicht nachgeben würde. "Du begreifst es nicht, oder?...Du begreifst es wirklich nicht?" Draco ging zum Tisch, nahm das Buch und knallte es Harry vor die Füße, doch er sah ihn noch immer verständnislos an. "Das da...das ist eine Mahnung, eine Mahnung an mich...Eine Mahnung unseres geschätzten Direktors, die Verantwortung zu übernehmen, die er nicht tragen kann!...Er hat es dir nicht gesagt, oder?...Ich hätte erwartet, dass er es wenigstens dir sagt, unser allwissender Albus Dumbledore!... congredior per vinculum sanguis parentium, Harry! Es ist bedeutungslos, für was ich mich entscheide! Es interessiert keinen, was ich will, oder was du willst!...Es gibt nichts gegen diesen Bannzauber! Egal, was wir tun, egal, wo wir sind - solange mein Vater lebt, kann er mich finden ... und er wird mich finden, nicht um meinetwillen...aber um mich zu bestrafen und wenn er begreift, dass du der Grund für meinen Ungehorsam bist, wird er es um deinetwillen tun...um dich an seinen Herrn zu übergeben. Was auch immer geschieht...für dich und mich gibt es keine Zukunft, solange mein Vater am Leben ist...ICH BIN DEIN TOD, Harry...Ich bin dein Tod!" Dracos Stimme versagte. Er brachte kein weiteres Wort heraus. Wenn er es jetzt nicht begriff würde er es nie begreifen und etwas in Harrys Blick sagte ihm, dass genau das der Fall war. Harry sah ihn an und Anspannung und Verzweiflung waren aus seinem Gesicht verschwunden. Ohne auch nur noch einen Augenblick zu zögern, kam er auf ihn zu, einmal bei ihm lehnte er die Stirn gegen seine Schulter. Dracos Augen fielen zu. Er hatte keine Kraft mehr. "Hörst du mir denn nicht zu, Harry? Ich bin dein Tod! Wenn ich bei dir bleibe, wird dich das irgendwann umbringen!" "Dann lass mich sterben, wenn ich nur bei dir sein kann!" Es war Wahnsinn, das wusste Harry, es war unsinnig, lebensmüde und aussichtslos, sie würden ihn nicht gehen lassen, doch er war sich nicht sicher, ob ihn das noch interessierte. Zu viele Illusionen waren zerbrochen. Dracos Arme schlangen sich um Harrys Schultern und zogen ihn schmerzhaft fest an sich. "Oh Harry, was tust du? Was machst du nur mit mir?...Oh mein Gott!" Er spürte, wie Harrys Arme fast seine Taille umklammerten und verbarg sein Gesicht an seiner Schulter. Sicherheit, Geborgenheit, Wärme - Illusionen, alles, was er noch hatte und nun wollte Harry ihm auch noch die Hoffnung nehmen. "Schwöre mir, keinen Blödsinn zu machen!" Harry wusste ganz genau, was er meinte. "Das kann ich nicht!" "Du kannst...und du musst!...Du bist nur hier sicher!...Er wird niemals aufhören, dich zu jagen Harry!...Wenn du hier bist, weiß ich, dass du sicher bist....und...und das ist mir sehr wichtig!...Niemals sechs Fuß unter der Erde!...Du nicht... und wenn es sein muss, werde ich derjenige sein, der dich liebt! Du darfst nicht sterben, Harry! Das könnte ich nicht ertragen!" Draco spürte die Tränen und kniff die Augen zu, um sie zurück zu zwingen. Warum riss Harry all seine Barrikaden nieder, als seien sie aus Pergament? Warum hatte er nur solche Sehnsucht nach ihm? Wie sollte er ihm klar machen, dass es keine Zukunft gab, wenn er nichts mehr wollte, als bei ihm zu sein? Draco ließ sich fallen und ergab sich der Sicherheit, die nur noch eine Illusion war. Harrys Arme umklammerten seine Taille fester - und er schwieg. * * * Harry starrte an die Decke. Er wusste nicht, wie lange er jetzt schon hier lag, Draco umklammerte und ins Leere starrte, denn das, was ihn umgab, sah er schon lange nicht mehr. Eine einzige, grausame Vision beherrschte seinen Verstand und ließ ihn nicht mehr los: Draco musste Hogwarts verlassen und er blieb allein zurück. Er schaffte es nicht, diesen Gedanken zu ertragen, weigerte sich, es zu akzeptieren. Harry war klar, was Draco ihm hatte sagen wollen. Ihm war klar, dass dieser Fluch sein Todesurteil sein konnte und es jeder Vernunft widersprach, wenn sie zusammen blieben, doch all das interessierte ihn nicht. Es war ihm gleich, wenn er sterben musste für diese Liebe - diese Liebe, die sein Leben verändert hatte, die ihm klar gemacht hatte, wofür er lebte. Hart gruben sich seine Finger in Dracos Schultern und er kniff die Augen zu, denn die Tränen, die darin brannten, wollten sich nicht mehr aufhalten lassen, doch es war sinnlos. Erneut schlug die Verzweiflung über ihm zusammen und er gab es auf. Seit er vor Stunden begriffen hatte, das etwas ganz und gar nicht stimmte, riss er sich zusammen und er konnte nicht mehr. Er konnte die Tränen, die über seine Wangen strömten nicht mehr aufhalten. Verzweifelt umklammerte er den, den er liebte noch ein wenig fester und das Bewusstsein, dass er ihn nicht festhalten konnte, zerfetzte seine Seele. Draco sah seine Verzweiflung nicht. Das war sein einziger Trost. Er war so erschöpft, dass er nicht spürte, wie Harrys Finger blaue Flecken auf seiner blassen Haut hinterließen, wie seine Tränen in seinem seidigen, silberblonden Haar vergingen und das Verlangen, ihn zu beschützen wurde übermächtig. Er konnte nicht zulassen, dass Draco seinem Vater ausgeliefert wurde. Draco hatte sich dagegen entschieden. Niemals konnte er zulassen, dass ihm diese Wahl genommen wurde. Es musste einen Weg geben. Es gab immer einen Weg. Es mochte sein, dass sie nicht zusammen bleiben konnten, doch Harry wollte Sicherheit für Draco, Sicherheit und die Chance, selbst zu entscheiden, was er tat. Für diesen Preis konnte er sogar auf ihn verzichten. Zärtlich strichen seine Finger durch Dracos Haar. Ein paar Strähnen, ein wenig feucht von seinen Tränen, klebten an seiner Schläfe. Harry liebte Dracos seidiges Haar, er liebte alles an ihm, jeden arroganten Zug, jede kleine Macke, jeden Inch seiner blassen Haut und das silberne Grau seiner Augen, die schmalen, eleganten Hände, alles, und er konnte den Gedanken, ihn zu verlieren nicht ertragen, doch er konnte damit leben, wenn er wusste, dass Draco sicher war. Noch ein wenig zärtlicher küsste er Dracos Schläfe. "Ich liebe dich!...Ich würde alles für dich tun!...Und ich werde dich beschützen!...Das schwöre ich dir, mein Drache!" Er wusste, das Draco ihn nicht hören konnte, und er wusste auch, dass er das niemals gesagt hätte, wenn es anders wäre. Hatte er schon zuvor nie den Mut gehabt, Draco seine Gefühle einzugestehen, so war es jetzt unmöglich. Es würde alles nur noch schwerer machen. Harry verdrängte diese Gedanken. Er musste Draco beschützen. Sanft, aber entschlossen, befreite er sich aus Dracos Umklammerung und stand auf. Es war eine Sache von Augenblicken, seine Sachen zusammen zu suchen und sich anzuziehen. Dracos Schulsachen waren in der Tasche neben seiner Truhe und er hinterließ ihm eine kurze Nachricht, ihn um drei Uhr auf dem Nordturm zu treffen. Es musste einen Weg geben, Dumbledore zu überzeugen und Harry würde ihn finden. Als er den Tarnumhang nahm und sich der Tür zuwandte, bewegte sich Draco im Bett und Harry sah sich noch einmal nach ihm um. Aus einem Gefühl heraus belegte er ihn mit allen Aufmunterungszaubern, die ihm einfielen und beobachte, wie er das Kissen umklammerte. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen bei diesem Anblick. Es musste einen Weg geben. Es musste einfach. * * * "Mister Potter?...Sie hier zu sehen, hätte ich jetzt doch nicht erwartet!" Minerva McGonagall war es, die die Tür des Lehrerzimmers auf sein energisches Klopfen hin öffnete. Harry konnte sehen, dass alle Lehrer der Schule dort versammelt waren, bevor sie die Tür wieder anlehnte. An Unterricht war heute zweifellos nicht zu denken. "Ich muss Professor Dumbledore sprechen!" Professor McGonagalls Blick wurde ein wenig milder. "Nun, sie haben ja auch allen Grund, sich bei unserem Schulleiter zu entschuldigen!...Einen Moment! Ich werde nachfragen, ob er gewillt ist, sie zu treffen!" Sie verschwand wieder im Lehrerzimmer und schlug ihm die Tür vor der Nase zu. Harry hielt es für besser, ihr erstmal nicht zu sagen, dass er ganz bestimmt nicht die Absicht hatte, sich zu entschuldigen. Es dauerte nur einen Augenblick und Professor McGonagall erschien wieder in der Tür. Diesmal schloss sie sie nicht hinter sich und Harry konnte Professor Lupin hinter ihr sehen, der ihn nicht aus den Augen ließ. Er wirkte besorgt, sehr besorgt, doch Harry interessierte es nicht und er konzentrierte sich auf Professor McGonagall. "Der Schulleiter ist gewillt, sie zu treffen, Mister Potter!...Er hält es offenbar für notwendig, ihnen die Lage noch einmal persönlich zu erläutern und hätte sie spätestens Morgen zu sich gebeten!...Das einmalige Passwort lautet Sahnekaramell! Sie wissen ja, was sie zu tun haben!" Professor McGonagall bedachte ihn mit einem ihrer seltenen wohlwollenden Lächeln, doch nie zuvor hatte es so müde gewirkt. "Es ist eine sehr schwierige Situation, in der wir uns befinden!...Keinem von uns fällt das leicht, doch wir müssen die Entscheidung des Ministeriums akzeptieren! Auch sie, Mister Potter!...Ich bin sehr erfreut, dass sie vernünftig genug sind, ihre Differenzen mit Professor Dumbledore beizulegen!" "Ich werde nichts dergleichen tun!...Ich werde niemals akzeptieren, was hier passiert!", schnappte Harry. Er wartete Professor McGonagalls Antwort nicht ab und verpasste, wie ihr die Kinnlade herunter klappte, als er davon stürmte. Die Hauslehrerin von Gryffindor war sprachlos vor Schreck und brauchte einen Moment, sich zu fassen. Als sie wieder etwas heraus brachte, war Harry schon verschwunden. "D...d...das kann...ja...ja wohl nicht...wahr sein?" Empört sah sie Professor Lupin an, der nun neben ihr stand, doch der Lehrer starrte noch immer den Gang hinunter. Ihn hatte Harrys Reaktion nicht wirklich überrascht. Es wäre eher eine Überraschung gewesen, wenn er sich wirklich hätte entschuldigen wollen. Harry hatte niemals losgelassen, wenn er sich erst einmal auf etwas eingeschossen hatte und im Moment sah es ganz danach aus, als sei das der Fall. Remus Lupin hoffte nur, dass er es wirklich schaffte, diese Niederlage zu akzeptieren, denn seine feinen Instinkte sagten ihm, dass für Harry mehr daran hing, als er zeigte. Gedankenversunken, versuchte er die noch immer konsternierte Minerva McGonagall zu beruhigen. "Lassen sie ihn! Erst wenn er begreift, dass er wirklich nichts tun kann, schafft er es vielleicht, es zu akzeptieren!...Und ich hoffe wirklich, dass das so ist!" Die Empörung verschwand aus Minerva McGonagalls Gesicht und Traurigkeit zeichnete sich darauf ab. Was erwartete sie von Harry? Von Harry Potter, Ungerechtigkeiten niemals akzeptiert hatte? Remus Lupin hatte Recht. Sie konnten froh sein, wenn er es schaffte, zu begreifen, dass er diesmal keine Chance hatte. * * * Albus Dumbledore saß in seinem bequemen Ohrensessel, als Harry die Tür zu seinem Büro aufstieß, ohne anzuklopfen. Er konnte von sich behaupten, jeder Situation gewachsen zu sein, doch dieser Konfrontation mit Harry wäre er lieber aus dem Weg gegangen. Der Schulleiter ging nicht davon aus, dass Harry gekommen war, um Konversation zu machen und ihn zu seiner brillanten Entscheidung zu beglückwünschen. Ein Blick in sein blasses Gesicht ließ Albus Dumbledore keine Zweifel, dass es eine harte Auseinandersetzung werden würde. Doch Harrys Entschlossenheit wurde kurzerhand erst einmal von Fawkes im Keim erstickt, denn der Phönix war mit einem einzigen Flügelschlag auf der Lehne des Stuhles, der Dumbledores Sessel gegenüber stand. Er brachte Harry aus dem Konzept und dieser schaffte es nicht, dem Reflex zu widerstehen, die Hand zu heben und Fawkes über sein weiches Gefieder zu streichen. Die Harmonie zwischen seinem Phönix und diesem Jungen überraschte Dumbledore immer wieder von neuem. "Ich vermute, es gibt einen bestimmten Grund, dass du mich sprechen willst, Harry!" Harry sah auf und Dumbledore konnte sehen, dass sich der Aufruhr in ihm ein wenig gelegt hatte. Fawkes flatterte auf seine Stange zurück und Harry setzte sich. "Ich kann nicht verstehen, wie sie diese Entscheidung des Ministeriums billigen und auch noch durchziehen können, Professor Dumbledore! Es ist absurd!...Vollkommen absurd! Diese Entscheidung wirft meine Freunde und Kameraden Voldemort zum Fraß vor! Sie zwingen sie in die Hände derer zurück, die ihnen zum Vorwurf gemacht werden!...Sie überlassen sie der Gewalt ihrer Familien, Familien, die verdächtigst sind dem Willen des Lords zu dienen!...Was glauben sie, was mit ihnen geschieht?...Glauben sie wirklich, dass auch nur ein einziger noch eine Wahl hat? Ohne Abschluss? Ohne die Chance, sich zu wehren?" Dumbledores Blick war ins Leere gegangen, kaum, dass Harry angefangen hatte zu reden und es dauerte eine Ewigkeit, bis er Harry antwortete. "Nein!" Harrys Argumente lösten sich in Luft auf, jedes einzelne. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit, dass Dumbledore einfach so die Wahrheit eingestehen würde. Er war hier her gekommen mit einem Bauch voller Wut und Hass. Fawkes hatte ihm diese Wut und diesen Hass genommen und ihn dazu gebracht, vernünftig zu argumentieren. Und nun saß Albus Dumbledore da und gab ihm Recht. Kälte machte sich von neuen im ihm breit und er konnte Fawkes leise gurren hören. Der Schulleiter sprach weiter. "Nein!...Ich glaube nicht, dass einer von ihnen eine Wahl hat!...Ich weiß, wovon du sprichst, Harry!... Und ich weiß, dass ich diese Schüler in Voldemorts Arme schicke!" Harrys Stimme war ein Flüstern und sein Blick voller Verzweiflung und Qual. "Warum dann?" Albus Dumbledore stand auf und ging zum Fenster. Er konnte Harry so nicht sehen. Er war nicht mehr er selbst in seinen Augen, obwohl er vielleicht mehr er selbst war, als je zuvor. Niemand konnte immer nur stark sein. "Es gibt Momente im Leben, da muss man entscheiden! Was einem wichtiger ist!...Manchmal ist es nicht schlimm, manchmal, wie diesmal, ist es unerträglich! Doch leider ist alles, was ich heute Morgen schon gesagt habe, unabänderlich!...Ich habe keine Wahl in dieser Angelegenheit, Harry!...Das Ministerium hat mich vor vollendete Tatsachen gestellt! Entweder entferne ich die betroffenen Schüler von Hogwarts, oder ich werde meines Postens enthoben!...Und ich musste mich entscheiden! Wenn ich versuchte, diese Schüler zu retten, würde ich rausgeworfen und der nächste Schulleiter würde sie trotzdem wegschicken, oder ich selbst schicke sie weg und kann den Rest beschützen!...Das war die Wahl, die ich treffen musste. Ich würde gern sagen, dass es mir leicht gefallen ist, denn es gibt nur eine Entscheidung, doch es war die schwerste Entscheidung, die ich jemals treffen musste! Denn diese Schüler konnte ich nicht retten! Egal, was ich tat!... Es gibt kein Zurück, Harry! Du musst das akzeptieren!...Die Gründe sind zu schwerwiegend, zu gefährlich...Ich weiß, was du denkst!...Ich weiß, wie du dich fühlst!...Aber..." "Sie wissen gar nichts!" Jede Emotion war aus Harrys Stimme verschwunden. Er sprach leise, rau, fast unhörbar und starrte mit gesenktem Blick ins Leere. "Sicher...Du hast wohl recht!...ich kann nicht wissen, wie du dich fühlst!...Das kann niemand! Und niemand kann dir da helfen!...Ich vermute, du weißt, warum das Ministerium diese Entscheidung gefällt hat?" Harry schwieg und das war Dumbledore Antwort genug. Er hatte mit Draco Malfoy gesprochen. Der Schulleiter hatte nichts anderes erwartet. Weniger sicher war er sich der Reaktionen des jungen Malfoy gewesen, doch auch dieser hatte endgültig bewiesen, was ihm wirklich wichtig war. "Es gibt für dich keine Alternativen, Harry! Diesmal nicht!...Ich zerbreche mir schon den Kopf, seit ich weiß, worum es geht, doch gegen einen Blutsbande-Fluch gibt es nichts!...Gar nichts!...Ein Kind ist untrennbar mit seinen Eltern, seiner Familie, verbunden!...Nichts, keine Macht der Welt kann dieses Band trennen, außer dem Tod!" "Sie können sie nicht um unsertwillen verkaufen!...Wie sollen wir rechtfertigen, dass wir geschützt werden, indem andere für uns geopfert werden?...Wie? Sagen sie mir das, Professor!...Sagen sie es mir!" "Ihr müsst euch dafür nicht rechtfertigen!...Das Ministerium muss das...und ich muss das!...Euch lässt man keine Wahl! Ihr habt keinen Einfluss auf diese Entscheidung!" Harry schnaubte spöttisch. "Nein! Wir müssen nur mit der Gewissheit leben, dass ein Teil unserer Kameraden für uns ihre Seele verliert!...Sie verraten ihre Ideale, Professor Dumbledore!...Sie verraten ihre Ideale!" Dumbledore senkte den Kopf und die Augen fielen ihm zu. Brauchte er wirklich einen siebzehnjährigen Jungen, um sich das sagen zu lassen? Wusste er das nicht selber? Was blieb, wenn man sich selbst verriet, egal aus welchen Gründen? Nichts! Nichts als die Wahl wenigstens für das zu kämpfen, wofür man sich verraten hatte. "Helfen sie Draco!...Schützen sie ihn vor seinem Vater!... Bitte!" Und er war nicht der einzige, der seine Ideale verriet! "Das kann ich nicht!...Es gibt keine Möglichkeit, ihn der Fürsorge seiner Eltern zu entziehen!...Er ist minderjährig! Und selbst mit dem begründeten Verdacht, dass Lucius Malfoy ein Anhänger Voldemorts ist, gibt es keine Rechtsgrundlage, das zu tun! Nicht nach dem die Sache mit dem Congredior aufgekommen ist!" "Es muss einen Weg geben! Es muss doch eine Möglichkeit geben! Irgendeine! Es kann doch nicht sein...das so ein verdammter Zauber all diese Existenzen zerstört! All diese Seelen!...Sie sind unschuldig!...Sie haben nichts getan und sie haben ihr Leben noch vor sich!...Was für ein Leben, wenn sie sie wegschicken?...Eins als Lakaien der Finsternis!...Als herzlose Krieger, die irgendwann kommen werden und diese Schule zerstören! Diese Schule, die sie verraten hat!" Harry war aufgestanden und seine Fäuste waren auf die Platte des Schreibtisches gestemmt, die Knöchel seiner Finger weiß vor Anspannung. Tod flackerte vor seinen Augen! Sterbende Menschen!...Sterbende Zauberer! Zauberer, die andere Zauberer töteten. Harry schloss die Augen um diese Bilder zu verjagen, doch sie wurden nur noch klarer! Ein Leichenfeld! Brutale Mörder! Mörder, die Spaß am Töten hatten! Die Leben auslöschten, als seien es Kerzenflammen! Er schüttelte den Kopf und wollte nichts, als diese Gedanken loszuwerden. Silbernes Licht gleißte über den Köpfen der jammernden Opfer. Licht, das Leben auslöschte, als sei es nichts! Immer und immer wieder. Erst Fawkes Schrei durchdrang sein Bewusstsein wieder und verjagte die Bilder. Harry fiel auf den Stuhl zurück. Das Herz hämmerte in seiner Brust. Der Phönix saß wieder auf der Armlehne neben ihm. Harry würde diese Vision vergessen, so wie fast alles, was in den nächsten Wochen geschah. Er würde es ausschließen, so wie er alles aus seinem bisherigen Leben ausschließen würde. "Ich habe keine Wahl, Harry!...Es tut mir leid!...Ich kann Draco nicht helfen!...Ich kann keinem dieser Schüler helfen!...Es liegt nicht in meiner Macht!" Dumbledore hatte sich wieder zu ihm umgewandt, kam zum Schreibtisch zurück und setzte sich wieder, Harry nicht aus den Augen lassend. Harry sah ihn nicht an. Er sprach noch immer sehr leise. "Das darf nicht sein!...Das ist falsch! Vollkommen falsch!" Es klang, als spreche er mit sich selbst. Er wollte ganz einfach nicht akzeptieren, dass er nichts tun konnte. "Harry! Du musst akzeptieren, dass es vorbei ist!...Du hast keine Wahl!...Sonst kostet es dich dein Leben!" "Was für ein Leben?" Erneut war Harry aufgesprungen und diesmal hatte er mit den Fäusten auf den Tisch geschlagen. Unwillkürlich lehnte Albus Dumbledore sich etwas zurück. "Ein Leben, das erkauft wurde? Mit den Seelen anderer? ..Nein!...Nein, verdammt noch mal!...Ich kann das nicht!...Wie...wie soll ich so leben?" Dumbledore antwortete nicht. Stumm und resigniert sah er den Jungen vor sich an. Es gab nichts mehr, was er sagen konnte. Es gab nichts, was Harry zur Einsicht zwingen konnte. Das wurde ihm klar. Er konnte diesen Gedanken nicht ertragen und die Konsequenzen für ihn waren zu tragisch. Was Gefühle doch mit einem Menschen anstellen konnten? Bedauern trat in seinen Blick. Warum nur musste Harry alles, was ihm lieb und teuer war verlieren? Harry sah das Bedauern in Albus Dumbledores Augen und etwas brach in ihm. Er wusste nicht, was es war. Er würde es niemals begreifen! Es war nicht fassbar, nicht zu verstehen. Sein Leben lang, seit er in die Welt der Magie eingetreten war, hatte er geglaubt, Dumbledore könne alles richten und, heute, in diesem Augenblick begriff er, dass der allmächtige Schulleiter von Hogwarts auch nur ein Mensch war. Und dass er allein war. Und dass er Draco nicht retten konnte. Fawkes machte einen Satz auf seine Schulter und flötete ihm leise ins Ohr, doch in diesem Moment hasste Harry die ganze Welt. Der Hass in ihm war so übermächtig, dass er nicht einmal den Phönix mit all seiner liebe und seiner Hoffnung ertragen konnte und mit einer heftigen Geste stieß er ihn von sich. Nichts konnte heilen, was in ihm zerbrach, auch das Lied der Hoffnung nicht. Fawkes Ruf wurde Schriller, als er vor Harry auf dem Tisch landete, seine schwarzen Perlaugen auf den Jungen gerichtet, der aufhörte ein Junge zu sein. Protestierend kreischte er, auf eine Art, die auch Dumbledores Aufmerksamkeit erregte, doch es war nicht Fawkes, an dem sein Blick hängen blieb. Es war Harry, Harry, dessen Gesicht so blass, wie nie zuvor war, dessen gründe Augen dunkel waren, wie die Nacht, dunkel und voller Hass. Harry, der wusste, dass er verlor, was ihm am wichtigsten war. "Ich wünschte, ich könnte ihnen etwas anderes sagen, Harry!...Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, dieses Schicksal abzuwenden! Es ist der bitterste Handel, den ich je geschlossen haben...und ich weiß, dass jedes ihrer Worte richtig ist, dass es falsch ist, Voldemort noch schutzlose Opfer zu schicken, doch ich habe keine Wahl. Ich habe keine Wahl...und sie haben auch keine Wahl. Es gibt keinen anderen Weg!" Dumbledore hatte keine Ahnung, warum er der Jungen vor sich plötzlich mit ,sie' ansprach, doch diese Veränderung ging automatisch von statten, so all sei er sich bewusst, dass der Junge vor ihm nicht mehr derselbe war. Das Verhältnis hatte sich verschoben. Harry merkte es gar nicht. Er wandte sich ab. So abrupt, dass es Dumbledore überraschte und mit wenigen Schritten war er an der Tür, doch zu Albus Dumbledores grenzenloser Verblüffung konnte er sie nicht öffnen. Harry riss an dem Türknauf, als könne er damit etwas ändern, doch er konnte es nicht und das wusste er. Voller Wut schoss er erneut herum, doch es war nicht Albus Dumbledore, den er fixierte. Es war der Phönix. Der Phönix, der ihm die einzige Wahl verweigerte, die er hatte. In dem Moment, in dem der Schulleiter gesagt hatte, dass es keinen anderen Weg gab, war ihm klar geworden, dass das falsch war. Er hatte noch ein Möglichkeit, eine einzige, und er wusste, dass es ihm gleich war, was diese eine Möglichkeit ihn kosten konnte. Doch der Phönix verweigerte ihm diese Wahl. Fassungslos beobachtete Albus Dumbledore das stumme Blickduell, dass sich sein Phönix Fawkes mit Harry Potter lieferte. Es war nicht zu übersehen, dass zwischen den beiden etwas geschah und er konnte sich der Faszination dessen nicht entziehen. Nie hatte er Fawkes so erlebt. Er wusste, das Fawkes ein Faible für Harry hatte, schon von Anfang an, doch so intensiv wie heute, war es nie zuvor gewesen, selbst dann nicht, wenn der Phönix Harry Leben gerettet hatte. Es war, als verband sich die magische Kraft des Phönix mit Harrys, als lieferten sie sich ein stummes Duell. Erneute wandte Harry sich ab und Fawkes ließ wieder einen schrillen Schrei hören, doch Harry riss nur wiederum am Türkauf und nichts geschah. Offensichtlich war es Fawkes, der ihn nicht gehen ließ und abermals fuhr Harry zu ihm herum. Die Wut in seinem Blick war nun grenzenlos, doch Fawkes starrte ihn nur stumm an und Professor Dumbledore fragte sich, was zwischen den beiden vor sich ging. Langsam begann ihn das zu irritieren. Irgendwann änderte sich der Ausdruck in Harrys Augen. Er wurde sanfter, nachgiebiger und etwas geschah, was Dumbledore nicht mehr erwartet hatte. Der Hass, der von Harry ausstrahlte, wurde weniger und dann ging die Tür auf und er verschwand. Müde sah der Schulleiter ihm nach. Es war der Nerven aufreibendste Kampf dieses Tages gewesen. Sie alle hatten mit dieser Entscheidung gefochten und er setzte sich schon seit letzter Nacht mit dem Unverständnis für diese Entscheidung auseinander, doch nichts wahr ihm so nahe gegangen, wie das was Harry gesagt hatte, nicht, weil er die Wahrheit gesagt hatte, nein. Es war die Tatsache, dass er für Draco gebeten hatte und es war offensichtlich gewesen, dass es der einzige Wunsch war, den er noch hatte. Er wollte Sicherheit für Draco Malfoy und Dumbledore konnte nicht mehr daran zweifeln, dass Draco im Moment das wichtigste in Harrys Leben war. Er wusste nicht, was diese unabänderliche Katastrophe wirklich für Harry bedeuten würde. Er und Draco Malfoy waren vermutlich die tragischsten Opfer dieser Entwicklung, denn Harry hatte etwas erreicht, das unmöglich erschienen war. Er hatte Draco Malfoy von seinem Weg abgebracht und er würde seinem Vater vermutlich nie wieder so blind folgen, wie er es sein Leben lang getan hatte. Langsam ging er um seinen Schreibtisch herum und wollte Fawkes, der noch immer vor dem anderen Stuhl saß, übers Gefieder streichen, doch der Phönix floh vor seiner Berührung. Mit einem heftigen Flügelschlag war er auf seine Stange entschwunden und wandte ihm den Rücken zu. Noch ein wenig müder folgte er ihm mit den Augen. "Ich weiß, das du nicht gut heißt, was ich tue!...Ich weiß es...aber was soll ich tun?...Mir bleibt keine Wahl!...Ich kann nur hoffen,...hoffen!" Fawkes blieb stumm, weigerte sich, ihm Hoffnung zu geben, weigerte sich wie ein stures Kind, wie Harry. * * * Harry hetzte die verzauberte Treppe vor Dumbledores Büro hinunter, ohne ab zu warten, bis ihn die langsame Drehbewegung auf den Gang brachte. Er wollte weg, nur noch weg. Die Auseinandersetzung mit dem Schulleiter und seinem Phönix hatte ihn die letzten Kraftreserven gekostet. Er musste Draco treffen, zum letzten Mal. Das war ihn unabänderlich bewusst geworden. Es gab keinen Ausweg. Er war machtlos und er verdrängte es, und er hatte einen Schwur getan. Einen Schwur, für den er sich hasste. Jetzt darüber nachdenken zu müssen, würde ihn an seine Grenzen bringen und so rannte er weiter, stellte alle Gedanken ab. Weiter in Richtung Nordturm, wo Draco wartete. Drei Uhr war schon lange vorbei, Fawkes hatte ihn viel zu lange aufgehalten, doch das war gleich. Alles, was zählte, war, das Draco wartete und dass er auf dem Weg war, Lebwohl zu sagen. Es gab kein zurück mehr. Unnatürlich Stille herrschte in den Gängen der Schule, in der es bisher immer Leben gegeben hatte. Harry merkte es nicht. Er hatte keine Ahnung, dass die ganze Eingangshalle voller Schüler war, die sich entschlossen hatten, ihren Kameraden das letzte Geleit zu geben. All das wusste er nicht. Ohne zu denken und ohne zu sehen hetzte er vorwärts und mit jedem Schritt zerbrach er ein bisschen mehr. Er wusste, dass er das Draco niemals zeigen durfte, denn es würde es noch schwerer machen, noch schwerer. Er hatte diesen einen, einzig wichtigen Kampf verloren. Alles andere, was er je erreicht hatte, war bedeutungslos für ihn geworden. Er hatte Draco nicht beschützen können, Draco den er mehr liebte, als sein Leben, Draco der einen anderen Weg gegangen wäre, wenn er die Wahl gehabt hätte. Grenzenlose Wut staute sich erneut in ihm auf und rettete ihn zumindest für den Augenblick über seine Verzweiflung hinweg. Als er die Falltür zum Nordturm erreicht, schleuderte er sie so heftig auf, dass es laut krachte. Er war viel zu spät, doch das war gleich. Sie hatten verloren und Harry wusste, dass es keine Hoffnung mehr für sie gab, als er in den strahlenden Glanz der untergehenden Sonne hinaustrat, um sich von seinem Engel zu verabschieden. Fortsetzung folgt in Verkaufte Seelen Und hier nun die offizielle Danksagung an alle, die es geschafft haben, diese Geschichte bis zum Ende zu lesen! ( Falls das jetzt noch jemanden interessiert!^^°) Ja!!!! Ich bin froh, wenn es Euch gefallen hat! Ehrlich! Und ganz besonders möchte ich mich natürlich bei meinen fleißigen kommischreibern bedanken, bei denen, die nicht müde geworden sind, immer ihre meinung zu sagen und auch bei denen, denen meine Story erst bei den letzten updates aufgefallen ist und die wären ( hoffe ich hab alle erwischt! Ansonsten Protestschreiben per ENS!!!!) : KazumiHidaka, Ginny, Siri, Avril, LaRabiata, Yvymaus, Basilisk, fireang 1234, Willowbuffy, Samantha W., Bubelgumm, Darkangel15, Haruka89, Ralna, Anime_Angel, michi14, Laila22, SpikeKTenoh, Eli-chan, DarkSaharu, Tolotos, Jeanca, Viebie, Herminthebest, shadow-girl, Dax, Devil_SSJPan, Suzakugrly, sunnie, mel2, Mizury, teufelchen_netty Einen riesen herzlichen Dank! Ich hoffe Ihr bleibt meinen anderen FF's treu und ich höre weiter von Euch! Vergesst das Kommi schreiben nicht! Also dann, das wars für Erkenntnis aus der Dunkelheit! Bye, bis zur nächsten Story, Eure KimRay PS: Hab's nicht ganz geschafft mit den 20000 Wörtern! ^^° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)