LovePotion von irish_shamrock (Liebesleid und Liebesfreud.) ================================================================================ Kapitel 3: 3 ------------ LovePotion Liebesleid und Liebesfreud. 3 Lautlos glitt ihr Leib an der Wand hinab. Seine Worte, jene Zauberformel, hatte die junge Frau in einen Zustand des Schocks versetzt, der jede ihrer Bewegungen sichtlich verlangsamte. Für den Hauch einer Sekunde dachte er daran, das Mädchen einfach in dem Gang zurückzulassen. Doch die gestrenge Erziehung, zwang ihn, sich ihrer anzunehmen. Ehe Daphne den Boden berühren konnte, hatte er bereits seine Hände stützend um ihren Körper geschlungen und so einen Aufprall mit dem kalten, harten Untergrund vermieden. Schlaff, wie ein triefend nasses Hemd, hing sie in seinen Armen, doch viel an Gewicht schien dem jungen Ding nicht anzuhaften. Dürr, spindeldürr und die wenigen Kurven in einem Korsett verschnürt. »Oh, mon dieu!« Ein gellender, spitzer Schrei ließ Terence herumfahren. Hinter ihm, und der entkräfteten Daphne, trat die Gestalt Madame Garmounts in den Schein der Leuchter, deren schwaches Licht seine ursprüngliche Absicht zu seinem Vorteil verzerrten. Die Gastgeberin hielt sich mit schreckgeweiteten Augen die Hände vor den Mund, ehe sie zaghaft auf das Fräulein deutete. »Madame Garmount«, begann Terence beruhigend auf die Herrin des Hauses einzureden, »ihr ist nur ein wenig schwindelig vom Elfenwein. Besäßen Sie die Güte, nein, wären Sie so gnädig, der jungen Miss Greengrass einen Ort zur Verfügung zu stellen, an dem sie sich ein wenig ausruhen könnte?« Hastig nickte Yvette Garmount und gebot ihm, ihr zu folgen. Dass das Bündel in seinen Armen beinahe nichts wog, überraschte Terence kaum. Schlank und rank mussten die Mädchen sein, wenn es galt, sich in der Welt der Herrlichkeit den Besten und Vermögendsten unter ihnen herauszupicken. Die Hausherrin lotste den jungen Mann durch eine Schar Flure, ehe sie an einer Tür zum Stehen kam und ihm bedeutete, dass dies ein angemessener Platz sei, um der Hexe die nötige Ruhe zu gönnen. Sowie er das Zimmer betrat, das dem Anschein nach nur den erlesensten Gästen als Schlafstätte diente, schloss Madame Garmount die Tür und ließ Terence mit dem Weib des Leibhaftigen allein. Ein Grinsen legte sich auf seine Züge, als er seinen Gedanken erneut erlaubte, sich weitere Beschreibungen für dieses Mädchen auszuspinnen. Hexe, im wahrsten Sinne des Wortes, genügte für diese Art von Frau nicht. Er hatte sie auf das große und einladend wirkende Bett verfrachtet. Er sollte gehen, riet er sich, doch wieder hielt ihn etwas zurück. Seine Wut über ihre Dreistigkeit, ihn vergiften zu wollen, wog noch immer durch seine Adern. Rache käme seinem Gefühl von Genugtuung bereits sehr nahe, doch das, was er wollte, war etwas anderes. Sie sollte leiden. Daphne Greengrass würde Buße tun, leiden und das so sehr, dass sie sich wünschte, ihn nie für sich auserkoren zu haben. Sie würde ihren Willen bekommen, doch hatte er ihr bereits mit den Folgen dieser Tat gedroht. Und die Konsequenzen würden verheerend sein. Der Überraschung über den Zauber, der von seinen Lippen gewichen war, schien sie mit einem Ohnmachtsanfall entgegenzuwirken. Eine Schutzreaktion von Körper und Geist, um etwaigen Schaden zu mindern. Zu ihrem Glück war sie noch zu benommen, als dass Daphne zu bemerken schien, wie der Urheber ihres momentanen Gemütszustandes ruhelos in dem Raum umher ging. Die Hände hatte Terence hinter seinem Rücken verschränkt, dennoch war sein Blick bei jedem Schritt auf die junge Frau geheftet. Flüsternd verließen rohe und unfeine Flüche seinen Mund. Das junge Fräulein lag kaum vier Schritte von ihm entfernt in einem Traum aus Seide und Satin, bediente sich einem engelsgleichen Äußeren, dennoch glich ihr Innenleben einem schwarzen Loch, dessen Tiefe unmessbar schien. Vielleicht mochte ihre Zuneigung von tieferen Gefühlen herrühren, doch ihr Vorhaben, ihn für sich zu gewinnen, indem sie ihn mit vergifteten Süßigkeiten in Versuchung führte, konnte er nicht billigen. Den Bann hatte er längst von ihr genommen, als sie sich regte. Dass er ihrem Zauber widerstand, schien nur langsam in ihren vernebelten Verstand vorzudringen, dass er sie jedoch außer Gefecht setzte, kam einem Hammerschlag gleich. Daphne fuhr auf, mit geradem, durchgestreckten Rücken. In ihren weit aufgerissenen Augen vermochte Terence ganz deutlich Vorsicht und Verwirrung zu erkennen. Schneller noch, als er ausmachen konnte, war sie an das Kopfende des Bettes gerutscht und schlang die bleichen Arme um die Knie. Der junge Mann schwieg. Verharrte an dem Punkt, wo er stehen geblieben war, und betrachtete das Mädchen, dessen Mut es soeben verlassen hatte. Er wusste nicht warum, denn eine einzelne Träne rollte die blutleere Wange hinab. Wut und Empörung flackerten in ihm auf, denn ihm müsste doch zum Heulen sein, nicht ihr. Doch Terence zügelte sich in seinem Zorn. Würde er mit brachialen Worten eine Schneise schlagen, so geriet sein Plan ins Wanken, wenn nicht sogar in Gefahr. Bei diesem einfältigen Exemplar Frau musste er raffinierter vorgehen. Ihm war nie daran gelegen, Angst und Schrecken zu verbreiten, doch so, wie Daphne auf dem Polster hockte und ihr Körper von einem Beben erschüttert wurde, regte sich ein Gefühl von Bedauern in ihm. Allzu lang gestatte er sich jedoch nicht, in Mitleid für sie zu schwelgen. »Ich wollte dich nicht erschrecken«, gestand er, doch seine Worte ließen keinen Liebreiz erkennen. »Hast du aber«, brach es trotzig, wenngleich auch brüchig, aus ihrer Kehle hervor. Zufrieden stellte der junge Mann fest, dass das Mädchen es vermied, ihn anzusehen. Was auch immer in diesem Augenblick in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging, wollte er nicht ergründen. Er wollte fort, weg von ihr. Ihren Fängen entschwinden und im Stillen über einem Plan brüten, der sie das Fürchten lehrte und dazu trieb, nie wieder auf diese schändliche Art und Weise nach der Liebe eines Mannes zu trachten. »Meine Liebe«, erhob er seine dunkle, rauchige Stimme. Jede ihrer Regungen nahm er mit Genugtuung hin. Sobald ihm die ersten Silben über die Lippen kamen, bemerkte er das erneute Zittern ihres Körpers. Terence sprach nicht drohend, er bediente sich einem schmeichelnden, das junge Fräulein in Sicherheit wiegenden, Ton. Sein Vorhaben verfehlte seine Wirkung kaum. Blut färbte dem liebreizenden Geschöpf die Wangen, kroch vom Halse aufwärts und malte eine bezaubernde Röte auf das hinreißende Gesicht. Vorsichtig neigte Daphne den Kopf in seine Richtung und erschrak, da er bereits die Distanz zu ihr überwand. Kniend ließ er sich auf dem weichen Polster nieder, griff behutsam nach jenem ihrer Beine, das ihm am Nächsten war, und fuhr beruhigend mit dem Daumen über den zarten, milchigweißen Knöchel. Verblüffung zierte ihre Miene, als es sich Daphne erlaubte, ihn näher zu betrachten. Doch noch immer war sie auf der Hut. Zaghaft musterte sie den leichten Bartschatten auf seinem schönen Gesicht, das wohl jede griechischen Marmorstatue vor Neid erblassen ließe. Das Blau seiner Augen so vertraut und weit, dass sie drohte, beinahe drin zu versinken. Viel mehr aber konzentrierte sie sich auf die sanften Berührungen seiner Finger. Wenn das beruhigende Streichen seines Daumens schon eine solche Wirkung offenbarte, wie musste es erst sein, ganz und gar von ihm gehalten zu werden? »Wie fühlst du dich?« Beinahe hätte sie geschnaubt, doch es ziemte sich nicht. Stattdessen versuchte die junge Frau die wild umher schwirrenden Gedanken zu ordnen, um ihm eine angemessene Erwiderung entgegenzubringen. Eine tiefe Furche bildete sich zwischen den dünngezupften Augenbrauen, eine Reaktion, die ihm nicht entging. Offenbar musste diese Hexe erst einmal ihre Gedanken und Gefühle in Einklang bringen, ausloten, bis sie sich ihm anvertraute. »Wie ... wie geht es dir?«, zögernd und zaghaft holperten jene Worte über ihre bemalten Lippen. Ein Lächeln, ein Grinsen gar, ließ ihn seine Mundwinkel heben. »Daphne, meine Liebe, es geht mir vortrefflich«, spie er aus. »Jetzt, wo ich dich endlich Mein nennen darf.« Kurz öffnete sie die Lippen, nur um jene dann sofort wieder zu schließen. Ihr Blick jedoch entschädigte ihn beinahe für die Gräueltaten dieses Weibes. Sehr musste er sich zügeln, nicht hier und jetzt in schallendes Gelächter auszubrechen, denn die Augen der jungen Dame waren vor Überraschung und Euphorie groß und offen, als glaube sie beinahe, ihr verteufelter Plan habe keinerlei Fehlschläge erlitten. Terence Higgs jedoch würde gewiefter, ausgefuchster zu Werke gehen müssen, wenn er dieser Frau beikommen wollte. Er wusste um den Irrtum ihrer Absicht, doch würde sie sich jenen Fauxpas eingestehen – oder dort fortfahren, wo sie begonnen hatte? Von ihrer Reaktion hing es ab, ob er ihrem Spiel gerecht werden würde. Sein Schleier würde fallen, sollte sie sich ihrem Verhalten gewiss sein. Bliebe Daphne jedoch bei ihrer Wahrheit, so wäre er ihr mit Freuden dabei behilflich, sie, mit ihrer blauäugigen Arroganz und Dummheit, in den Abgrund zu stoßen. Die junge Hexe schluckte. Die Härchen auf ihren Armen richteten sich auf. Das Klopfen ihres Herzen erschien ihr plötzlich ohrenbetäubend laut. Hämmernd und fordernd pochte es in ihrer Kehle. Der Puls raste, während Daphne nach den richtigen, wohlüberlegten Worten zu haschen versuchte. »Darling?« Der Liebreiz in seiner Stimme ließ sie stolpern. »Stimmt etwas nicht?« Ihre Lippen blieben versiegelt. Nicht ein Laut entwich ihrem Halse. Noch immer schien sie nicht überzeugt. Seine Darbietung musste energischer, enthusiastischer sein! Er wollte den Spieß umdrehen. Ihre Benommenheit und Verwirrung für sich nutzen. Das beruhigende Streicheln seiner Finger verebbte. So schnell, wie sie jenes willkommene Gefühl verließ, rückte Terence näher zu ihr auf. Sein Atem strich, ebenso wie die langen, geschmeidigen Glieder seiner Hände, über ihr Gesicht, liebkosten die erhitzen Wangen. »Komm«, raunte er und bemerkte das ergebene Zucken ihres Körpers, »ich bringe dich nach Hause.« »Nach Hogwarts?«, entrann es bebend ihrer Kehle. »Wohin du willst«, schmeichelte er mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Wer mit dem Feuer spielte, riskierte nicht selten sich dabei zu verbrennen. 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