Sorry, gay, I'm not perfect... von RosePerSomnium (oder Wie Mann Sasuke Uchiha für sich gewinnt) ================================================================================ Kapitel 5: Höhepunkte --------------------- 5. Höhepunkte Katsuya hatte Sasuke Uchiha noch nie leiden können. Nicht als bester Freund des Ninja, den er für seinen Mut und sein Durchhaltevermögen bewunderte, während Uchiha so schwach war, das Dorf für mehr Macht zu verlassen und erst mit Narutos Hilfe den Weg zurück ins Licht fand. Und nun, nachdem er ihn als den Typen kennengelernt hatte, der dauernd versuchte, ihm den Ninja, in den er sich verliebt hatte, streitig zu machen, mochte er ihn erst recht nicht.   Er wusste, dass er sich mehr Mühe geben sollte. Es grenzte schon an ein Wunder, dass der unglaubliche Naruto Uzumaki sich für ihn interessierte, da sollte er sich nicht noch selbst seine Chancen verschlechtern, nur weil er mit dessen bestem Freund nicht klarkam. – Auch wenn er bis heute nicht wusste, wie gerade dieser arrogante Eisklotz -.   Er verstand ihn nicht. Er kannte ja seine Vorgeschichte und seine eigene Schwester legte nur zu gerne dieselbe kalte, gleichgültige Art an den Tag, aber er verstand nicht, wie man so sein konnte, wenn ein Mann wie Naruto Uzumaki einen liebte.   Er konnte es einfach nicht nachvollziehen und das war wohl der Hauptgrund, warum er Sasuke verabscheute, ja, geradezu hasste und warum er sich nicht überwinden konnte, wenigstens zu versuchen, netter zu ihm zu sein.   Er hatte Narutos Erzählung seiner unglücklichen Liebe gehört, hatte gehört, wie sehr der Blonde in den letzten Wochen gelitten hatte – und wie wenig es den Uchiha gekümmert hatte.   Nein, ein Kerl, der von so einer Liebe unberührt blieb, musste einfach ein schlechter Mensch sein, und er hoffte bloß, dass Naruto das bald einsehen und in ihm, Katsuya, seinen neuen Lebensmittelpunkt finden würde…   ***   „Lass mich raten: Du überlegst mal wieder, wie du Sasuke am besten aus dem Weg räumen kannst.“   Der junge Mann fiel fast von seinem Fensterbrett, wo er die letzte Stunde gesessen und tatsächlich darüber nachgedacht hatte.   „Kaori! Mann, erschreck mich doch nicht immer so! Im Schleichen machst du den Ninja echt nichts vor…“   Mit diesem Blick stellte sie ihm einen Teller mit liebevoll angerichtetem Abendessen auf den Schreibtisch. Er wusste ganz genau, was der Blick sagte, hatte er ihn doch schon so oft und in den letzten Wochen sogar mehrmals täglich gesehen: „Denkst du eigentlich auch noch an was anderes als ‚Ninja‘?“   „Hier, Mama sagt du sollst wenigstens essen, wenn du schon nicht runter kommen willst.“   „Ich hab keinen Hunger…“   Mit einem seltenen warmen Lächeln setzte sie sich auf seinen Schreibtischstuhl.   „Du bist nicht der Einzige, der dieses Gefühl kennt, weißt du? Vielleicht solltest du mal selbst drüber reden, wie du’s uns Club-Leuten immer rätst.“   Er grinste verlegen.   „Wär nicht schlecht, meine eigenen Tipps zu befolgen, was? … Maaan, ich hab so oft von euch gehört, wie sich das anfühlt, unglücklich verliebt zu sein, aber jetzt… Und dabei müsste ich nicht mal unglücklich sein, immerhin interessiert er sich wenigstens auch für mich. Wenn da bloß nicht dieser Blödarsch von Sasuke wäre…“   Kaori seufzte. „Du bist ein Idiot, Katsuya. Echt, ich weiß nicht, wie du den Club gründen und deinen Freunden sogar helfen konntest, wo du dich jetzt selber so dämlich benimmst.“   „Vergiss nicht, dass ich auch dir geholfen habe!“, entrüstete er sich schmollend. Pah, so was brauchte er sich von der gar nicht anhören!   „Danke für den Hinweis, aber ich erinnere mich noch sehr gut daran“, antwortete sie scharf und für einige Sekunden starrten sich die Geschwister streitlustig in die Augen, bevor er den Blick senkte.   „Tut mir Leid…“   Die Wärme kehrte in ihre Stimme zurück. „Katsuya. Ich will nicht mit dir streiten und ich will dir keine Vorwürfe machen. Ich versuche nur, dir zu helfen. Und dazu gehört eben auch, dass du mal deine rosarote Brille abnehmen und dir deine eigenen Fehler eingestehen musst. Sonst verlierst du ihn.“   „Tu ich das nicht sowieso? …“   Als sie ihren kleinen Bruder wie ein Häufchen Elend da sitzen sah, bekam Kaori Mitleid mit ihm. Er war zwar ein Idiot – wie ihrer Meinung nach eigentlich jeder Kerl – aber er war ihr Bruder und sie würde alles in ihrer Macht stehende tun, um ihm zu helfen. Auch wenn das hieß, dass sie ihm die Augen öffnen und selber für seine Wut, die eigentlich Sasuke galt, herhalten musste.   „Was sind das denn für neue Töne? Hey, du bist der größte Optimist, den ich kenne, da wirst du doch wegen ein paar Startschwierigkeiten nicht gleich in Selbstmitleid versinken?“   Er grinste sie halbherzig an. „Ziemlich erbärmlich nicht? Was die erste Liebe so alles mit einem macht…“ Dann seufzte er, hüpfte vom Fensterbrett und ließ sich stattdessen auf sein Bett fallen. „Dann erzähl mal, große Meisterin, was mach ich denn alles falsch?“   Grinsend machte sie es sich auf dem Stuhl bequem, die Beine elegant überschlagen und genoss, es, dass ihr Idiot von Bruder tatsächlich mal aufmerksam zuhörte.   „Also zuallererst solltest du unbedingt aufhören, dich wie ein liebeskrankes, eifersüchtiges Mädchen aufzuführen. Das kommt nicht gut.“   „…!“ Er starrte sie einige Sekunden fassungslos an, bevor er seine Empörung in Worte fassen konnte. „Spinnst du?! Ich benehm mich doch nicht wie ein Mädchen!!!“   Kaori hörte die Spitze gegen alles Weibliche natürlich nur allzu deutlich – ihre Ohren waren durch jahrelange Streitigkeiten zwischen ihnen bestens darauf geschult – aber dieses eine Mal ließ sie es unkommentiert.   „Ach nein? Du verhältst dich, als würde Naruto dir gehören, wo er gerade mal Interesse an dir zeigt, du keifst in einer Tour seinen besten Freund an und versuchst, ihn schlecht dastehen zu lassen, ja, du verlangst sogar von Naruto, sich auf deine Seite und gegen Sasuke zu stellen. Und jetzt hast du auch noch angefangen, an Naruto selbst rumzunörgeln und ihm zu verbieten, in deiner Gegenwart über Sasuke zu sprechen. Du solltest dich lieber mal erinnern, dass du nur davon träumen konntest, ihn überhaupt vielleicht irgendwann mal persönlich kennenzulernen, bevor er nur wegen Sasuke zum Club gekommen ist.“   Sie machte ihm keine Vorwürfe, sondern zählte seine Fehler einfach nur in spöttisch-sachlichem Tonfall auf, wie es nun mal ihre Art war. Vorwürfe waren was für Mädchen. Also Mädchen Mädchen.   Jammernd zog sich Katsuya sein Kissen über den Kopf.   „Warum hast du mir das denn nicht früher gesagt?!“, drang seine Stimme gedämpft darunter hervor, in einer Mischung aus Anklage und Wehklagen. „Mann, ich bin ja richtig ätzend! Das wird er mir doch niiieeemals verzeihen!“   Als er auch noch anfing, herzzerreißend zu seufzen und Selbstvorwürfe vor sich hinzujammern, erhob sie sich mit einem Augenrollen.   „Ich sag’s ja: Du bist ein Idiot. Aber Naruto ist ja auch nur ein Kerl. Vielleicht vergibt er dir ja, wenn du einfach mal ehrlich mit ihm redest.“   Damit wandte sie sich zur Tür.   „Du gehst?!“, fragte er entsetzt, nun halb aufgerichtet und mit dem Kissen an die Brust gepresst. „Du kannst doch jetzt nicht gehen!“   Sie rieb sich mit den Fingerspitzen über ihre linke Schläfe. „Du nervst. Aber einen letzten Tipp geb ich dir noch: Du solltest deine Stimmungsschwankungen wirklich in den Griff bekommen, bevor du mit ihm sprichst. Davon kriegt man ja Kopfschmerzen.“   Kopfschüttelnd öffnete sie die Tür und trat hinaus auf den Flur.   Der 17-Jährige konnte sie noch weiter murmeln hören – „Wenn ich nicht selbst wüsste, dass du weder deine Tage haben, noch schwanger sein kannst…“ – bevor seine Zimmertür ins Schloss klickte und er mit seinen wirren Gedanken wieder allein war.   ***   Man sah Sasuke Uchiha deutlich an, dass er absolut zufrieden war. Nicht glücklich, dafür war sein Gesichtsausdruck zu überheblich, aber höchst selbstzufrieden, wie er da mit Naruto Uzumaki durch die Straßen Konohas stolzierte. Nicht wenige Passanten drehten sich verwundert blinzelnd nach dem Schwarzhaarigen um, weil das schon ein sehr ungewöhnlicher Anblick war. Normalerweise kannte man ja nur sein kaltes, gleichgültiges Auftreten.   Sasuke merkte davon nichts. Oder besser gesagt: er registrierte es natürlich, ignorierte es jedoch gekonnt. Seine Mitmenschen waren ihm egal. Es zählte nur einer: Naruto.   Und genau dieser war auch für seine überaus gute Laune verantwortlich, denn er hatte ihn am Dorfeingang erwartet, als er von seinem einwöchigen Auftrag zurückgekehrt war. Wieder einmal, doch heute hatte es eine besondere Bedeutung: heute war Mittwoch, Club-Tag, und dennoch hatte der Blonde ihn abgeholt. Wenn das kein eindeutiges Zeichen war, dass sein dämlicher Ersatz endlich abgeschrieben war!   Da konnte er gar nicht anders, als mit geschwellter Brust und dieser offensichtlichen Selbstzufriedenheit neben Naruto zu sich nach Hause zu gehen. Nur die Blicke der Leute nervten. Allerdings waren sie nicht die einzigen, die ihn immer wieder überrascht musterten: auch Narutos azurblaue Augen streiften ihn regelmäßig mit einem verwirrten Ausdruck.   „Mit dem Typen ist wohl endlich Schluss?“, brach Sasuke irgendwann beinahe fröhlich das Schweigen. Er brauchte einfach nur noch die Bestätigung und schon wäre sein Tag perfekt!   Naruto runzelte die Stirn. „Wie kommst du denn darauf? Wir haben uns zwar gestritten, aber ich hab vor, das heute beim Club-Treffen zu klären.“   Augenblicklich fiel Sasukes zufriedene Miene in sich zusammen wie ein Kartenhaus und ließ einen äußerst missgestimmten Uchiha zurück. „Ich dachte, dass du mich abgeholt hast, bedeutet, dass wir den Abend zusammen verbringen.“   „Du weiß doch, dass heute Club-Tag ist“, antwortete der Blonde in dem Tonfall, in dem man einem Kleinkind zum hundertsten Mal erklärt, dass es nach dem Zähneputzen keine Süßigkeiten mehr gibt. „Aber wir können uns morgen treffen, wenn du willst.“   „Hmpf.“   Naruto presste die Lippen zusammen. Er hatte sich darauf gefreut, Sasuke nach der Woche zu empfangen, bevor er zum Club-Treffen ging. Warum musste der sich jetzt auch wieder mal so aufführen?   „Was ist eigentlich los mit dir?!“, platzte er heraus.   Sasuke hob fragend eine Augenbraue. „Was meinst du?“   „Dein ganzes dämliches Verhalten mein ich! Denkst du, ich merk nicht, wie du dauernd versuchst, Katsuya schlecht zu machen? Du willst, dass ich dich vergesse, und gleichzeitig soll ich immer noch dein bester Freund sein und dir anscheinend meine ganze Aufmerksamkeit schenken. So funktioniert das aber nicht! Und wenn mal was nicht nach deinem Plan läuft, machst du gleich wieder dicht! Dein ganzes Hin und Her nervt, echt jetzt! Du könntest mir auch mal ein bisschen entgegenkommen, weißt du?!“   „Wenn du vergisst, wo dein Platz ist, bleibt mir ja wohl nichts anders übrig.“   Er sah ganz genau, wie Sasuke seine alte, kalte, gleichgültige Maske aufsetzte. Das war doch kein Weg, verdammt noch mal!   „Ach ja? Und wo bitteschön soll das sein?“   „An meiner Seite, natürlich. Als mein bester Freund.“ Sasukes Stimme klang gekränkt, dass Naruto überhaupt hatte nachfragen müssen.   Der Uzumaki warf in einer hilflosen Geste die Hände in die Luft. „Ich bin doch hier!“   Er suchte den Blick der schwarzen Augen.   „Ich bin hier, Sasuke! Bei dir. Und nur, weil ich versuche, einen Partner zu finden, heißt das nicht, dass ich weniger für dich da bin. Okay?“   Der Schwarzhaarige wandte sich ab und vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Aber nicht der!“   „Was hast du eigentlich gegen Katsuya?!“   Damit schien er endlich die richtige Frage gestellt zu haben, denn er hörte an Sasukes Tonfall, dass er diesmal mit seinem Herzen sprach und nicht mit seiner dämlichen Maske.   „Er ist ein Ersatz für mich und du scheinst es nicht mal zu bemerken. So sehr er dir auch von der Art her ähneln mag, er sieht mir ähnlich und jeder merkt, dass du damit nicht klarkommst. Ich muss gar nichts tun, um ihn ‚schlecht zu machen‘, das machst du ganz von allein, weil er im Vergleich mit mir einfach verlieren muss.“   Aus den Augenwinkeln sah er, wie Naruto betroffen und nachdenklich zu Boden sah, und entschloss sich, noch eins draufzusetzen. Anscheinend war es ja gerade sehr hilfreich, einfach seine wahren Gefühle preiszugeben. Und wenn er Naruto sein Herz offenbaren musste, um ihn zu halten, dann würde er es eben machen. Er würde jeden Preis zahlen.   „Ich werde den Typen niemals an deiner Seite dulden“, sagte er mit einer grimmigen Bestimmtheit, die Naruto abrupt den Kopf heben und ihn anstarren ließ.   „Du… du wirst ihn ‚nicht an meiner Seite dulden‘?! Bist du mein Vormund, oder was? Ich kann sehr gut selbst auswählen, mit wem ich ausgehen will, weißt du?“   Sasuke lächelte ihn an, aber es war kein nettes Lächeln, sondern eines von der Sorte „Jetzt zeig ich dir, dass ich in deinem eigenen Spiel besser bin als du“. „Wir sind doch Familie füreinander, nicht? Ich sorge mich eben um dich und dieser Typ ist deiner definitiv nicht würdig. Beende es eben selbst oder ich helf dir dabei.“   Naruto suchte ein wenig geschockt nach einem Anzeichen, dass sein Freund scherzte, fand aber keines.   „…“   Schweigend liefen sie weiter, sich nun unangenehm der neugierigen Blicke der Passanten bewusst.   Der Uchiha nutzte die Pause für Gedanken darüber, ob das wohl schon ausgereicht hatte, oder er noch deutlicher werden musste. Bei seinem Zusammenbruch an Itachis Geburtstag hatte er ganz automatisch seine wahren Gefühle offenbart und es hatte sich richtig so angefühlt, aber hier auf offener Straße und am helllichten Tag Sätze wie „Ich brauche dich“ zu sagen, wäre ihm echt zu peinlich. Und eigentlich reichte es ihm langsam auch mal wieder mit dem ‚aus dem Herzen reden‘. Das wurde mit der Zeit nämlich wirklich unangenehm, selbst wenn es nur Naruto war.   Bei Narutos Überraschungsninja-Art nutzte es sowieso selten etwas, vorher Pläne zu schieden. Er musste einfach spontan darauf reagieren, wie auch immer Naruto als nächstes agieren würde.   Ob er wieder wütend wäre und ihm Vorwürfe machen oder ob er ihm wie damals im Juni gut zureden und ihm seine Freundschaft und Liebe versprechen würde. Oder vielleicht würde er die Diskussion auch erst mal auf sich beruhen lassen, weil es eigentlich auch nichts mehr zu sagen gab.   Aber als sie schließlich am Uchiha-Anwesen ankamen, musste Sasuke erkennen, dass er immer noch nicht gelernt hatte, Narutos unberechenbare Art vorherzusehen. Oder es nach den Jahren der Trennung wieder verlernt hatte. Wie auch immer.   Naruto blieb vor dem Grundstück stehen statt der einladenden Geste zu folgen und sah seinen besten Freund ernst an.   „Ich kann nicht viel mehr machen, als dir immer wieder zu sagen, dass du keinen Grund hast, eifersüchtig zu sein. Kein Außenstehender wird jemals irgendwas zwischen uns ändern. Und es tut mir Leid, wenn du das Gefühl hattest, ersetzt zu werden, aber wie du ja schon selbst gesagt hast: Katsuya kann nur gegen dich verlieren, also musst du dir auch keine Sorgen machen.“   Er schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch.   „Ich kann dir auch schlecht verbieten, eifersüchtig zu sein, aber ich bitte dich darum, es mir nicht mehr zu sagen oder zu zeigen.“   Dann lächelte er ihn ein wenig hölzern an und machte sich mit einem Gruß auf den Weg zu seiner Verabredung.   Sasuke blinzelte ihm überrascht hinterher.   Er sollte eifersüchtig sein? Auf wenn denn bitteschön? Auf diesen Typen, weil es ihm alles so leicht fiel? Sich mit Freunden treffen und Spaß haben, einen tollen, jungen Mann kennenlernen und ihm seine Zuneigung gestehen.   Und wenn schon, dann war er eben eifersüchtig.   Schulterzuckend ging er zu dem Haus rüber, in dem er seit seiner Geburt wohnte, und suchte seinen Schlüssel.   War ja wohl sein gutes Recht. Immerhin war ihm nur allzu klar, dass der Typ sehr wohl Narutos Herz erobern könnte, wenn Sasuke nicht stets in Sichtweite bleiben und als Konkurrent auftreten würde.   Er konnte schließlich nicht zulassen, dass Naruto sich mit einem Ersatz zufrieden gab. Er konnte nicht zulassen, dass ein anderer Kerl seinen Naruto bekam und er konnte es nicht zulassen, dass -.   Eine Gänsehaut überkam ihm bei dem Gedanken, während ihm furchtbar kalt wurde. Irgendwas in seinem Innern tat verdammt weh und er musste sich zwingen, ruhig ein- und auszuatmen. Erst einige endlose Sekunden später schaffte er es, die Haustür mit zitternder Hand aufzuschließen.   Achtlos ließ er Rucksack und Schlüssel zu Boden fallen, schlüpfte aus seinen Schuhen und lief ins Wohnzimmer.   Naruto hatte es so dargestellt, als würde er es ihm absichtlich so schwer machen, als würde er aus Boshaftigkeit und unbegründeter Eifersucht versuchen, ihn ganz für sich allein zu behalten. Das tat er, keine Frage, und er wusste, dass es egoistisch von ihm war, den Blonden davon abzuhalten, mit jemand anderem glücklich zu werden, wo er selbst ihn doch abgewiesen hatte. Aber was Naruto nicht verstand, war, dass er nicht anders konnte!   Allein der Gedanke, Naruto zu verlieren, brachte ihn langsam aber sicher um.   Er hatte nur noch ihn, er hatte nur ihn und er brauchte ihn, war abhängig von ihm, konnte die Vorstellung nicht ertragen, einfach nur noch „der beste Freund“ zu sein.   Er konnte es nicht, aber gleichzeitig spürte er, dass er selbst für all die Spannungen zwischen ihnen verantwortlich war. Er selbst hielt Naruto mit seinen Worten und Taten auf Abstand und trieb ihn in die Arme eines anderen, während er in seinen geheimsten Gedanken einfach nur wollte, dass alles wie vorher wäre.   Er war nicht wie normale Jugendliche, er war nicht wie der Typ. Er konnte sich nicht einfach mit Freunden verabreden, quatschen, sich amüsieren, flirten, mit jemandem ausgehen. Er konnte es einfach nicht mehr und vermisste es eigentlich auch nicht – nur, wenn er wieder einmal sah, dass es das war, was Naruto suchte.   Der Blonde brauchte keinen kaputten, launischen Freund, er brauchte jemanden, der mit sich im Reinen war, der ganz war. Vielleicht jemanden wie Katsuya.   Der Schmerz in seine Innern kehrte zurück und er krümmte sich auf seinem Lieblingssessel.   Naruto brauchte ihn nicht. Er war an seine Gesellschaft gewöhnt, er war daran gewöhnt, um ihn zu kämpfen und er liebte ihn als Freund, aber er brauchte ihn nicht so, wie Sasuke ihn brauchte. Deswegen erreichte ihn Sasukes verzweifelte Sehnsucht nicht, sondern schreckte ihn nur immer weiter ab.   Bis er irgendwann doch ganz allein wäre.   Sasuke wünschte sich, Naruto wäre nicht gegangen.   Aber das war nur eine der vielen Dinge, für die es jetzt zu spät war.   ***   „Naruto!“ „Hey, wir haben dich vermisst, letzte Woche!“ „Alles okay bei dir?“ „Na, wie geht’s?“ „Los, komm rein, wir wollten gerade anfangen.“   Naruto ließ die überschwänglichen Begrüßungen der Club-Leute grinsend über sich ergehen, umarmte die Mädchen und schlug mit den Jungs ein, dann sah er sich suchend um.   Katsuya sah von seinem üblichen Sitzplatz unsicher zu ihm auf und schien erleichtert, als der Blonde ihn leicht anlächelte und fragte: „Können wir reden?“   Er stand auf und wollte den anderen in sein Zimmer führen, aber als er an ihm vorbeiging, hielt Naruto seine Hand fest.   Fragend sah er in die azurblauen Augen.   „Krieg ich heute keine Begrüßung?“, neckte der Uzumaki, umarmte ihn und stupste Katsuyas Nase mit seiner eigenen an.   Katsuya lächelte. Wenn Naruto ihn immer noch auf diese Weise begrüßte, konnte es wohl gar nicht so schlimm sein. Er nahm Narutos Hand und führte ihn endlich hoch in sein Zimmer – was natürlich nicht unbemerkt blieb.   Und auch wenn seine Freunde ganz genau wussten, dass sie beide eine Aussprache vor sich hatten, konnten sie es sich nicht verkneifen, ihnen anzüglich hinterher zu pfeifen und jemand wünschte ihnen sogar „Viel Spaß beim Versöhnungssex!“   Katsuya wurde schlagartig rot, immerhin hatten sie sich noch nicht mal richtig geküsst, aber Naruto gluckste nur an seiner Seite und drückte seine Hand, als sie die Treppe hochstiegen.   Im Zimmer des Jugendlichen setzten sie sich nebeneinander aufs Bett, ohne sich zu berühren, aber doch so nah, dass der Schwarzhaarige die Wärme des anderen spüren konnte.   Er wusste, dass er anfangen sollte, sich zu entschuldigen, aber er zögerte.   Reiß dich zusammen, Mann! Keine Anfeindungen gegen Sasuke, keine Vorwürfe und unterdrück die dämlichen Stimmungsschwankungen! Benimm dich einfach mal wie ein 17-Jähriger und nicht wie ein verliebtes Mädchen!   Wie so oft in den letzten Tagen betete er, dass sie sich nicht hier in seinem Zimmer noch einmal streiten würden, dann würde er sich nur immer daran erinnern, wo sie doch so viel schönere Erfahrungen teilen könnten…   Nervös leckte er sich über die Lippen und fand, zu Boden sehend, endlich einen Anfang.   „Ich… Es tut mir leid, wie ich mich aufgeführt hab. Mir war das selbst nicht bewusst. Du bist der Erste… f-für den ich… Gefühle hab und ich weiß nicht wirklich, wie ich damit umgehen soll, wo da ja noch Sasuke ist… Du sagst immer, dass ihr nur Freunde seid und alles, aber wir sehen uns nun mal sehr ähnlich und ich hab das Gefühl, dass ich nur… ein Ersatz bin und da hilft es auch nicht, dass er anscheinend genauso eifersüchtig auf mich ist, wie ich auf ihn… … Auf alle Fälle tut’s mir leid. Ich werd mich bessern, versprochen. … Also… wenn du mir noch eine Chance gibst.“   Energisch legte Naruto ihm eine Hand auf sein linkes Bein.   „Das macht mich total kirre, echt jetzt.“   Erst jetzt fiel Katsuya auf, dass er die ganze nervös mit seinem Bein gewackelt hatte und er zwang sich, den Tick jetzt zu unterdrücken – und nicht einfach mit dem rechten Bein weiterzumachen.   „Sorry.“ Da er immer noch zu Boden blickte, konnte er Narutos Gesichtsausdruck nicht sehen, aber er hörte das Lächeln aus seiner Stimme heraus.   „Du hast keinen Grund, nervös zu sein, Katsuya. Ich bin dir nicht böse. Ich war es, aber eigentlich kann ich dir keinen Vorwurf machen. Ich hab mich mindestens genauso dämlich verhalten, als ich damals dachte, Sasuke und ich wären zusammen. Das ist wohl normal beim ersten Mal.“   Eigentlich hatte er den Schwarzhaarigen mit diesen Worten beruhigen wollen, aber seltsamerweise sah der nur noch angespannter aus. Naruto runzelte die Stirn. „Katsuya?“   Angesprochener nahm mit zitterndem, leicht verschwitztem Griff Narutos Hand von seinem Oberschenkel und wurde rot. „Das lenkt ab“, nuschelte er verlegen.   Der Blonde lachte. „Du bist echt zu süß.“   Er legte dem Älteren eine Hand auf die Wange und brachte ihn mit leichtem Druck dazu, ihn endlich anzusehen, dann küsste er ihn sanft.   Mit einem süßen Seufzen schloss Katsuya die Augen. Naruto genoss das aufgeregte Kribbeln in seinem Bauch.   Genau so war es richtig. Katsuya hatte doch außer dem Aussehen nichts mit Sasuke gemein. Im Gegenteil, sie waren grundverschieden und so war es auch gut. Sasuke war einfach nur sein bester Freund und „schwarzhaarig und gutaussehend“ war eben genau Narutos Typ. Ende der Geschichte.   Bei dem Gedanken an Sasuke, löste er den Kuss, auch wenn ihm Katsuyas Gesichtsausdruck und das unleidliche Grummeln ganz eindeutig dazu animieren sollten, weiterzumachen.   Aber erst mal sollten sie wohl wirklich alles klären, um den nächsten Streit so lange wie möglich aufzuhalten.   „Ähm… Wo waren wir stehen geblieben…?“   Fieberhaft versuchte er sich zurückzuerinnern und musste diesmal seinerseits den Blick abwenden, um bei der Sache zu bleiben.   „Ah, ja, Sasuke… Ich hab vorhin mit ihm gesprochen und er hat das auch angesprochen mit dem ‚Ersatz sein‘…“   Katsuya verzog das Gesicht. Da kann ich mir nur allzu gut vorstellen, was er dazu zu sagen hatte…   „Dafür muss ich mich entschuldigen“, fuhr der Uzumaki mit fester Stimme fort. „Ich hab das selber nicht gemerkt und ich wollte dir nie das Gefühl geben, dass du nur als Ersatz herhalten sollst.“   Er sah seinem Freund fest in die Augen, um seine Worte zu unterstreichen – und um sich nicht doch von den verführerischen Lippen ablenken zu lassen.   „Du bist du und er ist er, da ist keine Verwechslung oder Vermischung möglich. Jetzt im Nachhinein ist mir auch klar, dass es so ausgesehn haben muss, als würde ich ihn dir immer wieder vorziehen, aber so war das nicht.“   Er zuckte hilflos mit den Schultern.   „Sasuke ist nun mal einzigartig. Früher hab ich ihn dauernd herausgefordert, weil ich neidisch war, aber jetzt bewundere ich ihn eben dafür. Das hat nichts mit irgendwelchen Gefühlen zu tun, sondern ist wohl so'n Kämpferding: Entweder man ärgert sich darüber, dass ein anderer besser ist, als man selbst, oder man akzeptiert eben die Tatsachen und respektiert den anderen für seine Fähigkeiten.“   Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ich kann das nicht gut erklären.“   Aber Katsuya nickte widerwillig. „Ich versteh schon, was du meinst. Selbst ich merke, dass er besonders ist.“ Dabei zog er so eine leidende Miene, dass Naruto wieder lachen musste.   Kumpelhaft stupste er ihn mit der Schulter an. „Mach dir nichts draus. Das ist eben Sasukes Stärke. Du hast andere Qualitäten.“   Katsuya grinste. „Ach ja, welche denn?“   Fast gab sich Naruto der Versuchung hin, wieder ins Flirten abzugleiten und ins Knutschen und -, aber dann erinnerte er sich, dass er erst alles klären wollte.   „Eine Sache noch.“   Der Schwarzhaarige seufzte bei seinem ernsten Tonfall. Aber gut, dann eben noch eine letzte Sache, bevor er Naruto seinen besten Freund hoffentlich für den Rest des Abends vergessen ließ.   „Ja?“   „Du musst verstehen, dass Sasuke meine Familie ist. Egal, was ich bei den Club-Treffen über ihn gesagt hab – und ich hab wohl manchmal ziemlich übertrieben, wenn ich mal wieder wütend war – ich liebe ihn und ich werde ihn immer lieben. Als meinen besten Freund und als den Bruder, den ich nie hatte. Ich würde ihn für niemanden aufgeben und durch niemanden ersetzen. Wenn du das so nicht akzeptieren kannst, sollten wir das zwischen uns gleich beenden.“   Eindringlich sah er Katsuya an und der unruhige Blick der braunen Augen verriet ihm, dass der andere seine Antwort ganz genau abwog.   Dann nickte der Schwarzhaarige.   „Damit kann ich leben. Solange ihr nur beste Freunde seid und er dich nicht nochmal küsst!“   Naruto rollte mit den Augen. „Du weißt doch-“   „-dass er damals eine schwierige Zeit hatte. Ja, ich weiß.“   Entschlossen packte er Naruto am Shirt, um ihn endlich in eine leidenschaftliche Knutscherei zu verwickeln.   Seiner Meinung nach hatten sie heute schon viel zu viel von Sasuke Uchiha gesprochen – und sie waren doch beide gesunde, junge Männer, die sich gegenseitig sehr sympathisch waren…   ***   Nach all dem Streit, den unterschwelligen Flirtereien und Konkurrenzkämpfen hatten weder die Club-Leute noch die Ninja-Freunde Narutos und Sasukes erwartet, dass sie noch irgendetwas überraschen könnte, aber siehe da: Es war wieder einmal Wochenende, Naruto hatte wieder einmal Sasuke und Katsuya zusammengebracht – und es gab zur Abwechslung mal keine Anfeindungen.   Natürlich war die Spannung zwischen den beiden Schwarzhaarigen nicht ganz verschwunden, doch zum ersten Mal war sie nur so latent spürbar, dass es ein ruhiger, spaßiger Nachmittag zu werden versprach.   Spaßig…   Nun ja, zumindest für die Mädels und Shoppingfreunde unter ihnen. Als Naruto am Mittwoch nämlich erzählt hatte, dass die junge Ninjageneration in zwei Wochen ein Sommerfest veranstalten würde, zu dem auch Nicht-Ninja eingeladen waren, machten sie es sich gleich zur Aufgabe, für jeden Einzelnen des buntgemischten Freundeskreises das perfekte Outfit zu finden.   Und als der Uzumaki sie auch noch bat, ihm zu helfen, Sasukes Kleiderschrank mal etwas aufzuheitern, waren sie erst Recht Feuer und Flamme.   Man kann sich die Freude des Uchihas vorstellen.   Sasuke versuchte, seine Laune vom Kellerboden zu kratzen, aber es mochte ihm nicht so recht gelingen. Könnte vielleicht  daran liegen, dass Naruto eine Horde experimentierfreudiger Mädchen auf ihn losgelassen hatte. Ganz ehrlich, der Blonde wollte, dass er sozialer und freundlicher wurde und dann brachte er so was?!   „Nein, danke.“ Mit zusammengebissenen Zähnen lehnte er zum gefühlten tausendsten Mal die unmögliche Auswahl eines der Club-Mädels ab.   Was, verdammt noch mal, verstanden die an „Ich mag keine hellen, knalligen Farben“ nicht?!   Grinsend trat Naruto neben ihn und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.   „Wie wär’s, wenn wir uns aufteilen?“, schlug er der Gruppe vor.   Schien keine schlechte Idee zu sein, angesichts der Tatsache, dass sie bis jetzt zu siebzehnt durch die Geschäfte gezogen waren.   Sasuke atmete hörbar auf, als er eine zehnminütige Diskussion später nur noch mit der Gesellschaft fünf anderer gestraft war.   „Also, kümmern wir uns zuerst um Sasuke?“, fragte ein Club-Mädchen, dessen Name er nicht kannte. Vergessen hatte. Der ihn nicht interessierte. Wie auch immer.   Sakura nickte zustimmend. „Wird das Beste sein. Katsuya und Kaori haben ja ganz offensichtlich keine Hilfe nötig. Naruto, willst du auch was Neues? Du hast dich ja eigentlich erst neu eingekleidet und…“   Genervt lehnte Sasuke sich gegen ein Regal und schloss für einen Moment die Augen.   Er hatte keine Lust auf den Mist. Er wollte keine neue Kleidung und er hatte nicht die Absicht, „seinen Stil zu ändern“. Ihm gefielen eben die dunklen Farben. Und zur Aufhellung hatte er immerhin auch ein paar weiße Shirts und Hosen. Das sollte ja wohl reichen.   Tat es für die anderen aber leider nicht.   Missmutig beobachtete er, wie die beiden Mädchen eifrig von Ständer zu Ständer liefen und sich immer mehr Klamotten über die Arme warfen. Na super. Das würde wohl ein langer Nachmittag werden.   Gelangweilt ließ er seinen Blick durch den Laden wandern und blieb an Naruto und Katsuya hängen, die gemeinsam durch die Reihen schlenderten. Händchenhaltend.   Verdammt.   Da hatte er mit seiner Aktion am Mittwoch wohl genau das Gegenteil von dem erreicht, was er geplant hatte. Sah ganz so aus, als wär Naruto jetzt wirklich mit dem Typen zusammen. So richtig.   Wahrscheinlich war er deswegen doch nicht am Donnerstag vorbeigekommen, wie er es vorgeschlagen hatte.   Verdammt, verdammt, verdammt!   Bei der Meinung, die der Typ von ihm hatte, wäre er wohl schneller abgeschrieben, als er noch irgendwelche Gegenmaßnahmen starten könnte.   Also doch wieder die Eifersuchtsschiene fahren? Aber Naruto hatte ihn gebeten, es sein zu lassen…   Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen. Seine Eifersucht konnte er sich jetzt sowieso abschminken, wo er doch dabei war, Naruto zu verlieren. Aber gegen ein bisschen egoistisches Arschloch war ja wohl nichts einzuwenden. Naruto wollte doch, dass er wieder wie früher wurde, nicht?   „Hey, Sakura!“   „Ja?“   „Ihr sagt doch immer alle, dass der Typ und ich uns so ähnlich sehen…“   ***   Kaori hatte Sasuke Uchiha beobachtet. Sie hatte nicht vor, zu dem Ninja-Sommerfest zu gehen und brauchte auch sonst keine neue Kleidung, also ließ sie ihren Bruder mit seinem Liebsten allein und widmete sich stattdessen dem einzigen Hindernis zwischen Katsuya und seinem Glück.   Er war äußerst gutaussehend, keine Frage. Mit Sicherheit hätten sich auch einige Mädels vom Club nur allzu gerne auf mindestens einen Flirt mit ihm eingelassen – wäre da nicht die ungeschriebene Regel, dass die unerwiderten Lieben der Club-Mitglieder tabu waren.   Aber er hatte etwas an sich… Sie konnte es nicht benennen. Irgendwas an seiner Ausstrahlung war… verzweifelt, als hätte er nichts mehr zu verlieren.   Als Mann war er ihr egal, aber diese Art faszinierte sie.   Bei Club-Gesprächen kam er nie gut weg, galt immer als das „egoistische, gefühllose Arschloch“, als der „Vollidiot, mit dem Naruto aus unerfindlichem Grund befreundet war“, als derjenige, der ihrem „süßen Katsuya das Leben schwermachte“, doch sie hatte das Gefühl, dass da mehr war.   Sasuke Uchiha schien einsam und verzweifelt. Und je länger das zwischen Katsuya und Naruto lief, desto schlimmer wurde es mit ihm.   Sie glaubte nicht, dass es jemand anders sah. Vielleicht sah sie es nur, weil sie selber einmal an diesem Abgrund gestanden hatte. Aber sie hatte ihre Familie gehabt, ihre Freunde und vor allem ihren Bruder.   Nun den tollen Sasuke Uchiha in der gleichen Situation zu sehen, wirkte unleugbar anziehend auf sie. Er war ein Arsch und er hielt Naruto davon ab, voll und ganz zu Katsuya zu stehen. Sie hatte kein Mitleid mit ihm. Eher ein fast sadistisches Vergnügen daran, seinem Verfall aus nächster Nächste beizuwohnen.   Sie fragte sich, ob er wohl noch in letzter Sekunde einen Ausweg finden… oder fallen würde. Aber so wie das sah, könnte nur Naruto ihn retten und der war glücklicherweise endlich mal voll und ganz mit Katsuya beschäftigt.   Apropos: Ihr gefiel der Blick nicht, mit dem Sasuke die beiden beobachtet hatte, bevor er zu Sakura gegangen war. Nein, ganz und gar nicht. Der plante doch ganz offensichtlich irgendwas…   Jetzt schlenderte er – eindeutig zu lässig – zu den Umkleidekabinen rüber, wo Katsuya gerade Outfits für das Sommerfest anprobierte.   Sie folgte ihm unauffällig.   Der Uchiha zog sich sein T-Shirt über den Kopf, warf es achtlos in eine freie Kabine neben den zwei anderen und lehnte sich an die Trennwand.   „Ihr zwei seid jetzt wohl… ein Paar?“ In das letzte Wort legte er so viel Abscheu, dass Naruto sich automatisch halb vor Katsuya stellte.   Sasuke hob spöttisch eine Augenbraue. Da muss wohl jeder vor dem bösen Ninja beschützt werden…   „Ja, sind wir. Was dagegen?!“, schoss der Blonde zurück und rollte mit den Augen über den Aufzug des Schwarzhaarigen. „Gott, Sasuke, zieh dir was an!“   „Ich warte nur darauf, dass mir Sakura die Sachen bringt, die ich mir ausgesucht habe. … Und wenn ich mich recht erinnere, fandst du den Anblick vor nicht allzu langer Zeit noch… gut.“   Naruto schnaubte bei der himmelweiten Untertreibung. Gut war gar kein Ausdruck…   Er versuchte, seinen Blick unter Kontrolle zu halten, aber der ging immer wieder auf Wanderschaft über diesen absolut anbetungswürdigen Oberkörper, den flachen Bauch und folgte der Spur dunkler Härchen vom Bauchnabel abwärts…   Gott, er liebte ihn… Alles an ihm. Seine Stimme, seinen Körper, selbst seine Arschloch-Art wirkte verdammt anziehend auf ihn. Wenn sie nur nicht gerade gegen seinen festen Freund zielen würde.   Apropos… Aus dem Augenwinkel sah er vorsichtig zu Katsuya hinter sich, in der Hoffnung, dass er es nicht gesehen hatte… Hatte er aber.   Verdammt, Naruto, jetzt reiß dich zusammen!   Ein selbstzufriedenes Grinsen umspielte Sasukes Lippen. „Offensichtlich hast du dich gar nicht so sehr verändert, wie es den Anschein hat…“   Der Blonde hörte, wie Katsuya ein leises Grollen von sich gab, fast wie ein knurrender Hund, der sein Revier beschützen wollte.   Lächelnd drehte er sich um. „Beachte ihn einfach nicht. … Hey, ich find das Outfit echt gut. Steht dir.“   Zweifelnd betrachtete sich der 17-Jährige im Spiegel. „Echt? Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Das Shirt ist ja okay, aber die Hose ist zu eng, denkst du nicht?“   Unsicher zupfte er an der anliegenden schwarzen Jeans herum. An sich fand er die gut, aber er wusste nicht, ob er mit so etwas bei dem Sommerfest auftauchen durfte – und ob es Naruto wirklich gefiel. Er wollte ja nicht zu anzüglich aussehen, zu sehr nach „von mir aus können wir gerne mehr als Küssen machen“…   Aber der Blonde sah sich nur kurz um, lehnte sich zu ihm und raunte: „Glaub mir, du siehst absolut -“   „Das ist heißßß...!“   Beide Jungen zuckten auseinander und wandten sich zu ihren Freunden um.   Naruto bemerkte nur nebenbei, wie Katsuya schlagartig weiß im Gesicht wurde, während er selbst das Gefühl hatte, sein Unterkiefer würde auf dem Boden landen. Er schluckte trocken.   „S-Sasuke…!“   Er hörte selbst, wie rau seine Stimme klang und räusperte sich vernehmlich. „Spinnst du? Ich meine… du kannst doch nicht…“ Die Vorwürfe klangen leer, als er sie reflexartig hervorbrachte, ohne die Wut dahinter zu fühlen.   Sasuke stand mit gelangweiltem Gesichtsausdruck vor seiner Kabine, während er von jedem in Sichtweite angestarrt wurde. Sakuras Ausruf hatte nur dazu beigetragen, dass sich alle Blicke ihm zuwandten. Und er sah unleugbar wirklich einfach heiß aus in dem dunkelgrünen Muskelshirt und der hautengen, schwarzen Hüftjeans – den gleichen Klamotten, die auch Katsuya anhatte.   Aber der war eben ein ganz normaler junger Mann, während Sasuke vom jahrelangen Training kein Gramm Fett zu viel am Körper hatte.   Überrascht, fast unschuldig sah er seinen besten Freund jetzt an. „Ihr sagt doch immer, dass er und ich uns so ähnlich sähen, da dachte ich, ich vertrau seinen Geschmack mal…“   „Das ist ja wohl das Letzte!“ Kaoris angewiderter Ausruf brachte Naruto endlich wieder zur Gesinnung und er fasste nach Katsuyas kalter Hand, der immer noch mit weißem Gesicht neben ihm stand und den Blick nicht von dem Uchiha nehmen konnte.   Sasuke zuckte nur mit den Schultern. „Euren Reaktionen nach zu urteilen, sieht’s doch gut aus, nicht? Außerdem muss ihn doch jemand davon abhalten, das Outfit zu kaufen. Ganz ehrlich, ein Muskelshirt ohne Muskeln zu tragen…“   „Sasuke!“ Naruto funkelte ihn ungläubig an. Er hatte wirklich gedacht, dass er sich nach ihrem Gespräch am Mittwoch heute mehr Mühe geben würde. Stattdessen benahm er sich nur noch schlimmer.   Der Uchiha maß Katsuya mit einem arroganten, abschätzenden Blick. „Hmpf. Du musst es ja echt nötig haben, wenn du schon versuchst, Naruto mit so ‘nem Outfit rumzukriegen…“   Entschlossen trat Kaori an die Seite ihres erstarrten Bruders. „Du bist ein Arsch! Nur weil du nichts von Gefühlen verstehst, musst du nicht gle-“   „Halt du doch die Klappe“, unterbrach Sasuke sie verächtlich. „Dein Bruderkomplex nervt.“ Herausfordernd nickte er Katsuya zu. „Was ist? Versteckst du dich weiter feige hinter deinem Freund und einem Mädchen? Und du willst ‘n Kerl sein?“ Er lachte spöttisch.   „Es reicht!“   Mit einer energischen Handbewegung trat Naruto zwischen die beiden Schwarzhaarigen und unterbrach somit den Blickkontakt. Sofort richtete sich Sasukes eisiger Blick auf ihn. Er erwiderte ihn mit seiner eigenen kalten Wut.   „Du gehst jetzt besser.“   Sasuke schnaubte nur, das spöttische Lächeln immer noch auf den Lippen, und begann an Ort und Stelle, sich auszuziehen.   Naruto wandte den Blick ab.   Warum hast du das gemacht?!, schrie er ihn gedanklich an. Warum machst du das, Vollidiot?! Warum machst du alles kaputt? Und siehst dabei so verletzt aus, als hätte ich dich verraten. Dabei bist du es, der mal wieder Scheiße baut, hörst du?! Du, nicht ich! Ich hab kein Mitleid mit dir! Nein…   Wenige Minuten später warf Sasuke die anprobierten Sachen mit einem abfälligen „Nicht mein Stil“ auf den Kleiderständer für das Zeug, das man nicht wollte und verließ das verstummte Geschäft.   Sobald er aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden war, löste Katsuya sich mit einem Blinzeln aus seiner Starre, ging in seine Kabine und ließ sich schwer auf den Hocker darin sinken.   Ich kann nicht gegen ihn gewinnen, schoss es ihm durch den Kopf. Und er wird mich niemals akzeptieren. Solange sich Naruto nicht zwischen uns entscheidet, wird das ewig so weitergehen… Bis er genug hat. Von mir…   „Was hab ich ihm eigentlich getan?“, fragte er leise, resigniert.   „Nichts.“ Kopfschüttelnd hockte sich Naruto vor ihn und suchte seinen Blick. „Ich hab keine Ahnung, was mit ihm los ist, aber du hast nichts falsch gemacht. Eigentlich dachte ich, er wär eifersüchtig auf dich, weil er sich vernachlässigt vorkommt, aber dafür war die Aktion grad wohl ein bisschen krass…“   Er runzelte nachdenklich und verwirrt die Stirn. Was ist eigentlich mit dir los?   Der 17-Jährige lächelte schwach. „Aber Recht hat er, nicht? Ich hab mich nicht verteidigt…“   Naruto sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. „Warum eigentlich nicht? Sonst warst du nie um einen Spruch verlegen…?“   Zögerlich hob Katsuya eine Hand und strich vorsichtig mit den Fingerspitzen über Narutos Wange. „Ich hab dir doch versprochen, mich mit ihm zu arrangieren…“   Bei dem ernsten, unsicheren, verletzlichen Gesichtsausdruck seines Freundes lächelte Naruto warm. Er stützte sich auf Katsuyas Oberschenkeln ab, lehnte sich vor und küsste ihn sanft.   „Ich red mit ihm, versprochen. Und jetzt lassen wir uns von ihm nicht den Tag versauen, ja? Wollen wir mal schauen, wie weit die anderen sind?“   Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Hab keine Lust mehr, ich geh nach Hause. Das Fest ist ja schließlich erst in zwei Wochen. Kaori?“   Mit dem Ansprechen schien er seine Schwester aus tiefen Gedanken gerissen haben, denn sie zuckte leicht zusammen. „Hm?“   „Kommst du mit nach Hause?“   Sie sah kurz zwischen den beiden jungen Männern hin und her, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich bleib noch. Geht ihr mal allein.“   Naruto hielt ihm eine Hand hin und zog ihn hoch, dann verzog er das Gesicht. „Mensch, so niedergeschlagen kenn ich dich ja gar nicht. Jetzt lach doch mal für mich.“   Katsuya zwang seine Mundwinkel nach oben, brachte aber nicht viel mehr als eine leidende Grimasse zustande.   Mit den Augen rollend drückte Naruto ihm einen Kuss auf. Und noch einen und noch einen. Schmatz, schmatz, schmatz, immer wieder, bis der andere ihn endlich grinsend im Nacken packte und zu einem richtigen Kuss näher zog.   Halb amüsiert, halb amüsiert beobachtete Kaori, wie die beiden Turteltauben sich schließlich händchenhaltend auf den Nachhauseweg machten.   Auch sie selbst verließ das Geschäft und begab sich auf die Suche nach einer der anderen Gruppen. Aber in Gedanken war sie ganz woanders. In Gedanken rekapitulierte sie immer wieder Sasukes provozierendes Verhalten und kam jedes Mal zu dem gleichen Schluss.   Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut. Zumindest nicht für Katsuya. Aber bis jetzt hatte er noch nichts verstanden, genauso wenig wie Naruto. Und auch Sasuke schien es noch nicht zu wissen, obwohl es doch um seine eigenen Gefühle ging.   Doch irgendwann würde die Erkenntnis kommen und sie war sich nicht sicher, ob sie lieber auf ein „früher“ oder „später“ hoffen sollte. Oder ob sie etwas sagen sollte.   ***   Der Samstag ging zu Ende, das Wochenende verstrich, Montag, Dienstag… Kein Anzeichen von Naruto, keine Nachricht, kein Anruf. Nichts. Das bedeutete auch: keine Vorwürfe, kein neuer Streit… So hätte Sasuke vielleicht gedacht, wenn er optimistischer gestimmt wäre, aber das war er nicht.   Ganz und gar nicht. Er stand kurz vorm Abgrund zum freien Fall, am Rande des Wahnsinns. Schon wieder.   Und diesmal wusste er nicht mal, warum. Er war eine tickende Zeitbombe, ständig gereizt, ständig auf der Hut – vor was eigentlich?   Naruto war nicht hier, hatte sich nicht gemeldet…   Er hatte ihm versprochen, ihn niemals allein zu lassen, aber das war vorher gewesen. Bevor er ihn daran erinnert hatte, was für ein Arsch er sein konnte. Bevor er ihm gezeigt hatte, dass er alles tun würde, um ihn zu behalten – ohne selbst etwas zurückzugeben.   Schnaufend atmete er aus und ließ den Kopf zurück auf die Lehne seines Sessels fallen.   Warum hatte er sich am Samstag so aufgeführt? Weil er Angst hatte. Und bevor es jemand merkte, spielte er lieber das arrogante, gefühllose Arschloch von früher. Angst – wovor? Naruto zu verlieren?   Das war doch vollkommen verquer. Naruto versprach ihm am laufenden Band, ihn nicht zu verlassen! Und er glaubte ihm ja auch. Er glaubte ihm, dass er es nicht absichtlich tun würde. Aber das reichte nicht.   Er wollte, dass Naruto bei ihm war. Er wollte, dass er ihn liebte. Immer. Er sollte keinen anderen Kerl ansehen, kein Mädchen, es sollte nur ihn geben.   Das war natürlich Schwachsinn. Diese ganze Situation war purer Schwachsinn!   Er spürte seine Hände zittern und stieß ein leicht hysterisches Lachen aus. Verdammt, er fühlte sich, als wäre er auf Entzug. Dabei hatte er nie Drogen genommen. Schade eigentlich. Dann wüsste er wenigstens, was er tun müsste, um sich besser zu fühlen.   Wie auf Entzug…   „Naruto-süchtig… Huh… Verdammt…“   Er sah immer noch sein Gesicht vor sich, die verschiedenen Ausdrücke vom Samstag.   Verlangen. Schock. Wut. Enttäuschung.   So unterschiedlich, größtenteils negativ – aber leidenschaftlich. Das war das Einzige, was ihn interessierte. Solange Naruto ihn noch so ansah, konnte er sich zusammenreißen. Solange Naruto seine stärksten Emotionen noch für ihn aufhob…   Er schloss die Augen und sah es vor sich…   Den Hunger in Narutos Augen. Er wollte ihn und sie beide wussten es. Aber er würde ihn nicht bekommen und vielleicht war es gerade das, was den Blonden noch bei ihm hielt.   Das Wechselspiel aus Hoffnung und Enttäuschung, die Liebe, die auf der falschen Ebene erwidert wurde, das unbefriedigte Verlangen…   Erst als er mit automatisierten Bewegungen seine Hose aufknöpfte, fiel ihm auf, dass er hart geworden war. Er legte eine Hand fest auf die Beule in seinen Shorts und bewegte sein Becken dagegen.   Naruto… Du willst mich haben, aber kannst es nicht. Ich will dich halten… und kann es nicht.   Denkst du noch an mich, wenn du dich selbst berührst? Woran denkst du? Was… mach ich mit dir?   Er biss sich auf die Unterlippe, um ein Stöhnen zu unterdrücken und umfasste endlich seine Erektion, dann hielt er inne.   … Was mach ich mit dir? Lässt du mich dir einen runterholen?   Langsam bewegte er seine Hand auf und ab.   Magst du das so? Langsam oder schnell? Sanft? Hart?   Keuchend ließ er seine Gedanken seine Hand dirigieren. Aber es war nicht mehr sein eigenes Glied, das er verwöhnte. Er stand wieder mit Naruto vor seinem Haus, wo er ihn erst vor einigen Tagen geküsst hatte, aber diesmal löste er den Kuss nicht.   Naruto war vor Überraschung erstarrt; er konnte machen, was er wollte. Was wollte er?   Mit der linken Hand fuhr er über seine eigene Brust – Narutos Brust – unter sein Shirt und streichelte sanft seinen Bauch, während die rechte damit fortfuhr, Narutos harten Schwanz zu verwöhnen.   „Mh…“   Die Erinnerungen vermischten sich: Naruto, vor seiner Tür, mit den Emotionen vom Samstag…   Warum bist du geschockt? Du hättest wohl nicht gedacht, dass ich das bei ‘nem anderen Kerl machen würde? Ich auch nicht. Aber du bist die Ausnahme. Immer.   Warum bist du wütend? Ich nutze dich nicht aus; wir nutzen einander aus. Die Welt ist kein Geben und Nehmen. Nur ein Nehmen. Nimm, was du kriegen kannst, nimm es jetzt. Morgen überleg ich’s mir vielleicht schon wieder anders.   Naruto zuckte ungeduldig mit dem Becken und er wurde schneller. Härter. Er intensivierte den Kuss, Keuchen erfüllte die Luft, ihr Atem vermischte sich.   Du weißt, was ich will. Gib es mir. Los, schau mich an. Mit diesem Blick…   Naruto öffnete die Augen und sah ihn mit dem hungrigen Verlangen vom Samstag an. Sasuke stöhnte laut.   Jaaa, genau so. Du willst mich. Du kannst nicht mehr ohne mich sein…   Sei nicht wütend, mein Sonnenschein, sei nicht enttäuscht. Du kannst mich haben. In meinen Träumen… Und jetzt… komm für mich.   Naruto gehorchte.   Als er das warme, zähflüssige Sperma an seinen Fingern spürte, riss Sasuke die Augen auf.   „Scheiße!“   Ich hab mir grad nicht echt vorgestellt, Naruto einen runterzuholen?! ‚Du weißt, was ich will‘? ‚Du kannst mich haben‘?! Bin ich jetzt vollkommen verrückt geworden?!   Es klingelte.   Sofort schoss sein Blick Richtung Eingangstür und er hörte seinen Puls in seinen Ohren rasen.   Beruhig dich, Mann! Wer auch immer da gerade stört, kann ja wohl kaum wissen, was du grad getan hast. Kann eigentlich nur Naruto sein... Perfektes Timing!   Drrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrring! Abermals schallte die Klingel durchs Haus, diesmal länger.   Er räusperte sich.   „Ich komme gleich!“   Er spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss.   Super Wortwahl, Sasuke, echt super. Und außerdem bist du schon gekommen… Ja…   Wie zur Bestätigung zog er seine Hand aus der Hose und starrte sie an, bevor er sich daran erinnerte, dass jemand – Naruto? – darauf wartete, dass er öffnete, dann sprang er auf, lief ins Bad, wusch sich die Hände und schloss die Hose.   Na wenigstens war das meiste Zeug in seiner Hand gelandet und kein Fleck auf der Kleidung würde ihn verraten. Gegen die geröteten Wangen konnte er jetzt auch nichts mehr machen.   Auf dem Weg zur Haustür atmete er tief durch, um seinen Herzschlag zu beruhigen, dann öffnete er.   ***   Verwundert blinzelte Naruto seinen besten Freund an.   Eine leichte Röte zierte dessen Wangen, die schwarzen Haare waren etwas durcheinander und er blickte leicht verlegen drein, als hätte er ihn bei etwas Verbotenem erwischt. – Er sah einfach zum Anbeißen aus, die Verlockung pur! Eine perfekte, anziehende Mischung aus Verwegenheit und Unschuld…   Ruckartig senkte er den Kopf und ging an Sasuke vorbei, der ihn schweigend, aber irritiert einließ.   Was mach ich hier überhaupt?, fragte sich der Blonde, als er sich die Schuhe auszog und ins Wohnzimmer ging. Ich sollte bei meinem Freund sein, beim Club-Treffen oder wenigstens bei mir Zuhause, aber nicht hier!   Seufzend lief er sich auf das Sofa fallen. Ich sollte nicht hier sein. Besonders nicht nach dem Gespräch gerade. … Ich sollte wirklich nicht hier sein! Es war wie ein Mantra in seinem Kopf, seine Stimme der Vernunft, die ihn davon abholten wollte, einen Fehler zu begehen, den er im Nachhinein bereuen würde, aber er konnte sich nicht aufraffen, jetzt wieder zu gehen.   Er war so müde, erschöpft und das Sofa war so gemütlich… Hier drin war es angenehm kühl im Vergleich zur Sommerhitze draußen und es war einfach – Zuhause, in gewissem Sinne.   „Willst du was trinken?“ Er schüttelte den Kopf. Die linke Augenbraue des Schwarzhaarigen wanderte nach oben.   „Was essen?“ Erneutes Kopfschütteln. Die rechte folgte und Sasuke verschwand mit einem ungläubigen Blick in Richtung Küche.   Naruto verzog das Gesicht. Er wusste schon, was dieser Blick zu bedeuten hatte: „Aber du hast immer Hunger!“ Tja, heute war eben mal die berühmte Ausnahme.   Er hatte wirklich mal einfach keinen Hunger, dafür Kopfscherzen und das Gefühl, sein Kopf würde gleich zerbersten, wenn er das Gedankenchaos darin nicht irgendwie ordnen und besänftigen konnte.   „Du solltest dir schleunigst darüber klar werden, was oder wen du eigentlich willst!“, hallte Kaoris Stimme in seinem Kopf nach und er vergrub sein Gesicht aufstöhnend in den Kissen.   Das durfte doch alles nicht wahr sein! Wieso konnte nicht einfach mal alles so gut sein, wie es war?   Er war unglücklich in Sasuke verliebt – und alles war doof. Er versuchte einen Partner zu finden – Sasuke kam sich vernachlässigt vor und wieder war alles doof. Er versprach Sasuke, ihn nicht zu verlassen, fand einen Partner und alles sollte wunderbar sein – und trotzdem war immer noch alles doof!   Der Hausbesitzer kam zurück ins Zimmer und stellte ein Glas Wasser sowie einen Obstteller vor Naruto auf den flachen Wohnzimmertisch.   Der Blonde schob das Geschirr von sich.   „Ich hab doch gesagt, ich hab keinen Hunger“, sagte er missmutig.   „Was ist los?“, fragte Sasuke neutral, aber trotzdem brachte Naruto die Frage auf hundertachtzig.   „Nichts!“, fauchte er zurück. „Ich will einfach nur meine Ruhe haben, okay?!“   In einer spöttischen Geste verschränkte der Uchiha die Arme und setzte sich. „Es ist Mittwoch und du schwänzt dein geliebtes Club-Treffen, um auf meiner Couch deine Ruhe zu haben – aber es ist nichts los. Na klar…“   „Ich will einfach nur nachdenken und  meine Füße haben mich eben hierhergeführt! Wenn’s dir nicht passt, geh ich wieder!“ Schon schwang der Blonde seine Füße wieder auf den Boden und stützte sich mit den Händen auf der Sitzfläche ab, bereit, jeden Moment aufzuspringen und zu verschwinden. Er spürte die Aggressivität wild durch seine Adern peitschen und biss die Zähne zusammen, um nichts zu sagen, was er nicht zurücknehmen könnte.   Was gäbe er jetzt darum, Sasuke einfach mit seinen Vorwürfen überhäufen und anschreien zu können, bis sie beide fuchsteufelswild wären und einfach mal wieder ordentlich gegeneinander kämpfen könnten, um Dampf abzulassen? – Aber Pustekuchen.   Nach Kaoris messerscharfen Worten wagte er es nicht mehr, irgendjemandem Vorwürfe zu machen, solange er mit sich selbst nicht wieder im Reinen war. Immerhin hatte sie Recht und er hatte endlich einsehen müssen, dass Sasuke sich natürlich total übertrieben und wie der letzte Arsch benahm, aber er, Naruto, dennoch die Hauptschuld an der komplizierten Dreiecksbeziehung trug.   Er selbst verunsicherte die beiden Schwarzhaarigen mit seinem wechselhaften Verhalten und ließ ihnen den Spielraum für die ganzen Konkurrenzkämpfe, weil er keine eindeutigen Grenzen zog.   Abwehrend hob Sasuke die Arme. „Komm mal wieder runter. Man wird sich ja wohl noch Sorgen machen dürfen.“   Nein, darfst du nicht! Sasuke Uchiha macht sich verdammt noch mal keine Sorgen!, dachte Naruto grimmig, sagte aber nichts.   „Bleib hier, solange du willst und… denk nach…“ Der spöttische Unterton war in Sasukes Stimme zurückgekehrt und Naruto legte sich abrupt wieder hin – diesmal mit dem Gesicht zur Rückenlehne des Sofas, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen.   Am liebsten wäre er allein gewesen, aber er konnte dem Uchiha ja wohl kaum verbieten, in seinem eigenen Wohnzimmer zu sitzen.   Er schloss die Augen und atmete bewusst tief ein und doppelt solange wieder aus. Sasuke hatte Recht, er musste sich beruhigen. Das war kein Problem, das er mit seinen Gefühlen lösen sollte, zumindest nicht ausschließlich. Es war wohl wirklich an der Zeit, seine Gefühle mal mit seinem Verstand zu betrachten, um nicht einfach immer sprunghaft nach seiner derzeitigen Stimmung zu handeln, sondern sich einfach mal zu entscheiden, welchen Weg er gehen wollte.   Okay. Katsuya. Supersüß, supernett, er ist alles, was Sasuke nicht ist. Er kann einfach Spaß haben, über seine Gefühle sprechen und wenn ihm was nicht gefällt, sagt er’s frei heraus. Ich mag ihn. Sehr sogar. Ich bin gerne mit ihm zusammen und ich küsse ihn gerne und – er ist nicht Sasuke…   Ich liebe Sasuke. Ich mache mir nur selbst was vor, wenn ich behaupte, über ihn hinweg zu sein. Es ist schön mit Katsuya, aber mehr auch nicht. Ich will nur einen und das verdammt noch mal leider Sasuke Blödarsch Uchiha. Das ist doch scheiße, Mann…   Diese Diskussion hatte er schon so oft mit sich selbst geführt und es kam doch immer wieder auf das Gleiche hinaus: Er würde Sasuke jederzeit jeder anderen Person vorziehen – aber das änderte nichts, weil der Uchiha nichts für ihn fühlte, nicht auf der Ebene, die über Freundschaft hinausging.   Es war zum Verrücktwerden! Wo war denn nun der verdammte Fehler? Sollte er Katsuya eine Abfuhr erteilen, weil er immer hinter Sasuke zurückstehen würde? Sollte so sein restliches Leben ablaufen? Wenn Sasuke jemanden nicht mochte, durfte er ihn auch nicht mögen?   Das war doch Blödsinn. Es war sein Leben und er selbst wählte, mit wem er zusammen sein wollte! Und so wie er Sasuke kannte, würde der wirklich niemanden zulassen, den er nur als Ersatz ansah, sprich: jeden, der ihm nicht mindestens ebenbürtig war. Klasse. Weil es ja auch so viele Menschen auf der Welt gab, die es mit Sasuke Uchiha aufnehmen konnten…   Was sonst? Sollte er Sasuke etwa von sich stoßen, nur weil er selbst nicht damit klarkam, dass dessen Liebe und Eifersucht nur auf der verdammten freundschaftlichen Basis lag?   „Argh!“ Frustriert schlug Naruto auf das Sofa ein.   „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mein Eigentum unbeschadet lassen würdest“; hörte er Sasuke sagen und mit einem gänzlich unmännlichen, jammernden Laut rollte er sich zusammen, als ihm bewusst wurde, dass Sasuke nichts gesagt hatte. Es war sein eigner verdammter Kopf, der ihm schon selbst vormachte, was Sasuke wohl zu sagen hätte.   Maaann, Kaori! Du hast mir deine Vorwürfe an den Kopf geknallt, als würde ich absichtlich  mit den Gefühlen der beiden spielen, aber ich mach doch gar nichts! Ich kann nichts dafür; Sasuke gehört einfach zu mir! Erst ist ein Teil von mir! Sogar mein verdammtes Gewissen klingt wie er!   Halb unzufrieden mit sich selbst, halb schmollend schnappte er sich ein Kissen und drückte es sich an die Brust. Scheiß doch drauf, dass selbst das nach Sasuke zu riechen schien (klar, war ja auch aus seinem Haus) – er brauchte jetzt was zum Kuscheln!   Das war heute aber auch absolut dämlicher Tag, als wäre er mit dem falschen Fuß aufgestanden… Wäre er mal lieber im Bett geblieben oder einfach nicht zum Club-Treffen gegangen, aber dann hätte Katsuya wieder falsche Schlüsse daraus gezogen und gedacht, er wäre bei Sasuke…   Bist du ja auch, Idiot! Was machst du hier eigentlich – außer in Selbstmitleid zu versinken, hä?   Entgegen Sasukes Annahme war er nämlich sehr wohl vorhin zu Katsuyas Haus gegangen – wenn auch nur, um ihm zu sagen, dass er heute keinen Nerv für ein Club-Treffen hatte.   Der Ältere war zwar enttäuscht gewesen, dass er nicht mal bleiben wollte, um den Abend zu zweit zu verbringen, aber er verstand auch, dass Naruto nach dem Wochenende keine Lust hatte, über Sasuke zu reden – und für die empörten Club-Mädels würde es wohl kaum ein anderes Thema geben.   Dafür ließ er sich mit einem süßen Kuss und der Einladung zu Sasukes Überraschungs-Geburtstagsparty am Freitag besänftigen, hieß das doch, dass Naruto wirklich zu ihm stand. Der Uchiha würde sicher nicht begeistert sein, Katsuya an seinem Ehrentag ertragen zu müssen, aber irgendwann musste er ihn ja mal an Narutos Seite akzeptieren – war zumindest die Meinung des Blonden. Katsuya war nicht ganz so zuversichtlich, freute sich aber dennoch und verabschiedete seinen Freund mit einem weiteren Kuss bis in zwei Tagen, wenn er ihn abholen würde, da er ja den Weg zum Uchiha-Anwesen nicht kannte.   Damit hatte der Uzumaki seinen Teil als erledigt angesehen und wollte einfach nur noch nach Hause, was Leckeres kochen, vielleicht überlegen wie er seine zwei Schwarzhaarigen am Freitag miteinander versöhnen könnte, sich Gedanken machen, was er Sasuke schenken sollte… da rief Kaori hinter ihm her und bat ihn um ein Gespräch.   Na ja, das war wohl übertrieben. Ihre eigentlichen Worte waren gewesen „Ich hab dir was zu sagen und ich erwarte, dass du mir gut zuhörst“ und das in einem Tonfall, der Sasukes Eiseskälte um nichts nachstand, wenn er mal wirklich zornig war. Naruto wusste nicht, wie die beiden es schafften, so ruhig zu bleiben, wenn sie wütend waren, hieß das doch für ihn immer, fuchsteufelswild rumzubrüllen und rot anzulaufen, aber es war nicht zu leugnen, dass der eisige, schneidende Zorn Sasukes und Kaoris um einiges furchteinflößender war.   „O-okay. Hab ich was falsch gemacht?“   Sie hatte die Haustür hinter sich zugezogen und war mit ihm ein Stück die Straße herunter gegangen, damit Katsuya sie nicht zufällig hören konnte, bevor sie ihm die Moralpredigt seines Lebens hielt. Klar, als Waisenkind wurde man auch nicht oft gescholten.   „Ich war nicht gerade begeistert davon, als du zu uns gestoßen bist, wie du ja sicher gemerkt hast, aber ich hab meine Meinung über dich geändert. Du lässt dich von Katsuyas Bewunderung nicht auf irgendeinen Sockel stellen, sondern bleibst immer du selbst und du tust ihm gut – zumindest solange du nicht an Sasuke denkst.“   Naruto schluckte, hatte er doch endlich eine Vorahnung, worauf das „Gespräch“ hinauslaufen sollte, und wollte etwas sagen, aber die junge Frau hob eine Hand, um ihn davon abzuhalten.   „Ich war selbst schon unglücklich verliebt, Naruto, ich weiß, wie sich das anfühlt, und ich weiß, dass man sich an jeden Hoffnungsschimmer klammert, dem anderen doch etwas zu bedeuten. Bei dir muss das noch extremer sein, weil er dein bester Freund ist und du ihn verständlicherweise nicht verlieren willst. Aber das ist kein Grund, mit meinem Bruder zu spielen.“ „I-ich spiel doch überhaupt nicht mit Katsuya!“, protestierte er, doch Kaoris kalter Blick brachte ihn zum Schweigen.   „Genau das mein ich“, fuhr sie fort. „Du merkst es nicht mal. Du genießt die Aufmerksamkeit, beschwerst dich bei Gelegenheit über die Konkurrenzkämpfe der beiden – aber du tust nichts! Katsuya vor ihm zu beschützen, ein ‚Es reicht‘ und ‚Du gehst jetzt besser‘ – das ist nicht genug, Naruto! Du traust dich nicht, Sasuke mal richtig in seine Schranken zu verweisen, weil du Angst hast, dass er sich dann von dir abwendet, aber wenn dem wirklich  so wäre, dann überlebt eure Freundschaft das sowieso nicht! Willst du immer erst Sasukes Meinung einholen? Wenn ihm dein Flirtpartner nicht gefällt, wird er eben abgeschoben? Denkst du, er wird überhaupt jemals irgendjemanden an deiner Seite akzeptieren?“   Verwirrt runzelte der Blonde die Stirn. „Natürlich wird er das. Muss er doch! … Muss er doch…“   Ein leichtes, ironisches Lächeln umspielte die Lippen der Schwarzhaarigen. „Müsste er ja, aber das heißt nicht, dass er es auch tun wird. Die anderen meinen, er wäre einfach ein eifersüchtiger Egoist, aber ich denke, du weißt genauso gut wie ich, dass er kaputt ist, nicht? Er denkt und handelt nicht rational und er wird dich niemals freigeben, weil er in stetiger Angst darum lebt, dass du ihn verlässt.“   „Aber er weiß doch, dass ich das niemals machen würde…! Er ist mein bester Freund und ich liebe ihn und -“   „Und was ist mit Katsuya? Doch nur ein Zeitvertreib für zwischendurch?“   „Nein! Ich mag Katsuya! Sonst würde ich ihn ja auch kaum gegen Sasuke verteidigen…“   „Wie ich gesagt habe: Du tust gar nichts!“ Die Schärfe war in Kaoris Stimme zurückgekehrt und dem armen Naruto wurde immer unwohler, weil er nicht wirklich verstand, wovon sie eigentlich redete.   „Du hältst sie beide im Ungewissen und keiner weiß wirklich, woran er ist! Und dann wunderst du dich, warum die zwei nicht miteinander auskommen. Du solltest dir schleunigst darüber klar werden, was oder wen du eigentlich willst! Entweder du akzeptierst, dass Sasuke nur noch dein bester Freund ist und dass er auch mal allein mit seinen Problemen klarkommen muss oder du beendest das mit Katsuya, bevor du ihn noch mehr verletzt!“   Getroffen sah Naruto zu Boden. „Zwing mich nicht, mich zwischen den beiden zu entscheiden“, sagte er leise.   Kaori verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Genau darauf läuft es aber hinaus, Naruto, wenigstens auf der Gefühlsebene! Du kannst nicht mit Katsuya zusammen sein und Sasuke lieben! Ich hab eine Frage an dich und ich möchte, dass du sie wenigstens dir selbst ehrlich beantwortest: Wenn Sasuke Gefühle für dich entwickeln würde, würdest du dann trotzdem bei Katsuya bleiben?“   Der Uzumaki spürte, wie irgendwas in ihn eiskalt wurde. Kaori hatte nicht das Recht, so etwas zu sagen, nicht mal als „Was wäre wenn“-Situation! Sie wusste ganz genau, dass das keine Wahl war!   Er hörte, wie sie die Luft ausstieß, ein lautloses Seufzen, als er nicht antwortete.   „Es ist nicht fair, Naruto. Nicht dir gegenüber, aber auch nicht Sasuke und erst recht nicht Katsuya gegenüber. Ich bitte dich nur, ehrlich zu meinem Bruder zu sein. Ich denke, das hat er verdient.“   Er hob den Kopf, als er hörte, wie Kaori sich in Richtung ihres Hauses entfernte.   „Das wird aber niemals passieren!“, rief er ihr hinterher und war selbst von dem Schmerz in seiner Stimme überrascht. Er hatte wirklich gedacht, er hätte das Schlimmste hinter sich, doch selbst der Gedanke, Sasuke könnte… vielleicht… irgendwann…!   Die junge Frau wandte sich nochmal zu ihm um. „Das ändert nichts daran, dass jeder andere immer nur die zweite Wahl für dich sein wird.“ Aber ihr Blick sagte etwas anderes.   Ihr Blick war ihrem Bruder nicht verpflichtet, ihr Blick war frei, sich auf die Seite der Liebe zu stellen. Ihr Blick sagte: „Gib nicht auf. Wenn du ihn wirklich liebst, dann gib die Hoffnung nicht auf. Dann sei seine Rettung.“   Wahrscheinlich hatte er einfach zu viel in diesen Blick hineininterpretiert. Nach ihren harten, ehrlichen Worten, nach dem Kommentar, dass Sasuke ‚kaputt‘ sei, nach der Frage, was wäre, wenn er seine Liebe erwidern würde, war es wohl normal, dass er einfach emotional aufgewühlt war.   War es wohl normal, dass er hoffen wollte. War es wohl normal, dass seine Gedanken immer mehr vom Thema abkamen, umso schläfriger er wurde…   Katsuya? Wer war Katsuya? War auch egal. Für ihn gab es nur einen. Den Einen und Einzigen. Schon immer. Für immer…   ***   Seit über einer Stunde saß Sasuke in seinem Lieblingssessel und beobachtete Naruto.   Der Blonde schien heute genauso wenig er selbst zu sein, wie Sasuke es war. Er hatte kaum mit ihm gesprochen und wenn, dann hatte er ihn nur gereizt angezickt. Er wolle seine Ruhe haben, hatte er gesagt…   Sasuke hatte Angst. Ja, verdammt, Angst!   So kannte er seinen besten Freund nicht und nachdem ihm einmal der Gedanke gekommen war, dass Naruto sich da vielleicht gerade im Stillen von ihm verabschiedete, konnte er an nichts anderes mehr denken.   Selbst die – unleugbar berechtigten – Vorwürfe für sein Verhalten am vergangenen Samstag wären ihm jetzt lieber. Aber sie blieben unausgesprochen.   Naruto hatte noch nie etwas einfach hingenommen, das ihm ganz offensichtlich gegen den Strich ging! Er trug immer sein Herz auf der Zunge! Aber vielleicht hatte er es diesmal schlicht und ergreifend wirklich versaut.   Narutos Körpersprache ließ leider auch keine positiveren Gedanken zu. Die meiste Zeit lag er ihm abgewandt auf der Couch, irgendwann hatte er sich zusammengerollt, als würde er über irgendetwas schmerzvolles nachdenken, hatte sich an ein Kissen gekuschelt, wortlos gejammert, einmal auf seine Couch eingeschlagen…   Dachte er darüber nach, seinen besten Freund endgültig allein zu lassen? Fiel es ihm schwer, doch er ließ sich nicht davon abbringen? Da Sasuke ihm ja doch keine andere Wahl gelassen hatte?   Vor circa zehn Minuten war er dann eingeschlafen. Der Uchiha hatte ganz genau gesehen, wie sich der ihm so vertraute Körper langsam entspannte, der feste Griff um das Kissen sich lockerte, wie die Atmung des Blonden tiefer wurde.   Leise, vorsichtig erhob Sasuke sich von seinem Sitzplatz und ließ sich stattdessen neben Narutos Kopf nieder und sah auf ihn hinab.   Narutos Mund war leicht geöffnet; ein Spuckfaden lief ihm übers Kinn und hinterließ einen feuchten Fleck auf dem Kissen, an das der Uzumaki sich gekuschelt hatte.   Sasuke starrte das Kissen an, die Art, wie es sich an Narutos Brust und Gesicht schmiegte, die Art, wie Naruto es umarmte, der größer werdende Spuckefleck auf dem dunklen Bezug…   Na wenigstens ist er jetzt nicht bei dem Typen und umarmt den so… Aber auch nicht mich, obwohl er hier ist…   Er blinzelte, als seine Augen vom Starren zu tränen begannen und musste unwillkürlich über sich selbst schmunzeln.   Eifersüchtig auf ein Kissen, Sasuke? Eifersüchtig drauf, nicht selbst angesabbert zu werden? Echt jetzt?   Das Lächeln erfror auf seinen Lippen und verschwand.   Echt jetzt.   Narutos Markenspruch. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er das von ihm übernommen hatte. Aber so was kam wohl vor, wenn man jahrelang so dick befreundet war wie sie beide… Gerade in dem vergangenen Jahr…   Vorsichtig hob er eine Hand und fing an, mit den Fingerspitzen durch das blonde Haar zu streichen.   Naruto… Ich hab mich nie bei dir bedankt. Warum eigentlich nicht? Weil ich zu stolz war. Weil ich nicht wusste, ob ich dir überhaupt dankbar sein sollte, mich zurückgebracht zu haben. Weil ich dachte, dass du es auch so weißt.   Weißt du es? Weißt du, dass ich dir dankbar bin? Dass ich dich auch immer lieben werde? Ich hab mich in diesem Jahr immer nur von dir aufmuntern lassen, aber ich hab nie gefragt, wie es dir eigentlich geht…   Hättest du auch mal eine Schulter zum Anlehnen gebraucht? Hast du auch Tage oder Momente, die dich an geliebte, verlorene Menschen erinnern? Hättest du auch gern ein „Ich liebe dich“ gehört – nur ein freundschaftliches?   Es tut mir leid, Naruto. Das alles. Der ganze Mist, den ich verzapft habe.   Dass ich so ein schlechter bester Freund war. Dass ich nie „Danke“ gesagt hab. Nie „Ich hab dich lieb“. Nie „Ich liebe dich“… Dass ich dich so sehr verletzt habe.   Und es tut mir leid, dass ich mich nie entschuldigt habe… … Jetzt ist es selbst dafür zu spät, nicht?   Ich hab alles kaputt gemacht…   Hör sich das mal einer an…   Er schnaubte verächtlich.   Erbärmlich.   Verstohlen wischte er sich über die Augen. Fehlte gerade noch, dass er hier losheulte wie ein Mädchen!   Er war ein Mann, verdammt! Er war Sasuke Uchiha! Der heulte nicht und versank nicht in Selbstmitleid, sondern handelte!   Eine Hand schon an der Schulter des Uzumaki stockte er.   Handeln? Was willst du denn machen? … Na auf alle Fälle erst mal ins Bett gehen, ist schon viel zu spät für in der Woche.   „Hey, Naruto, aufwachen!“   Er rüttelte ihn sacht und der Blonde bewegte sich grummelnd. So tief konnte er wohl nicht geschlafen haben.   „Komm, lass uns ins Bett gehen. Hier unten schläft sich’s nicht gut.“   Er war selbst von der Wärme und Sanftheit in seiner Stimme überrascht, aber schlaftrunken wie Naruto noch war, schien er sie nicht zu bemerken.   Gähnend richtete er sich auf.   „Nee, lass mal, ich geh nach Hause.“   „Es ist mitten in der Nacht, blieb doch einfach -“   Die azurblauen Augen sahen ihn an. Traurig, enttäuscht, erinnerungsgetränkt.   Er konnte sich schon denken, woran er den Blonden mit seiner unbedachten Bemerkung mal wieder erinnert hatte: Wie er selbst immer versucht hatte, ihn über Nacht loszuwerden, damals in ihrer „Alibi-Beziehung“…   Er senkte den Blick und ließ Naruto gehen.   Ja. Eindeutig zu spät, sich zu entschuldigen. … Verdammt, Naruto…   ***   Siebzehn Jahre… Es hatte Zeiten gegeben, da hatte Sasuke nicht daran geglaubt, dieses Alter zu erreichen. Es hatte Zeiten gegeben, zu denen er damit gerechnet hatte, bei dem Versuch, Rache zu nehmen, zu sterben. Mit Itachi zu sterben. Spätestens im finalen Kampf gegen Naruto, weil er niemals zurück nach Konoha kehren würde.   Tja, hier war er nun. Siebzehn Jahre alt… jung… Wie auch immer. Und manchmal war er sich immer noch nicht sicher, ob er sich darüber freuen sollte, noch am Leben zu sein. Er hatte kein Ziel mehr, keinen Plan, keinen Durchblick. Keinen besten Freund.   Mit einem tiefen Seufzen machte er sich vom Verwaltungsgebäude aus auf den Heimweg. Wäre er mehr wie die anderen Jugendlichen würde jetzt sicher ‘ne Riesenparty steigen.   Siebzehn Jahre, das war doch ein Grund zum Feiern! Egal, ob man immer noch keine Freundin gefunden hatte, immer noch Jungfrau war, sich mit seinem Kindheitsfreund zerstritten hatte – siebzehn Jahre, Mann! Da lässt man doch ordentlich die Sau raus!   Er schnaubte verächtlich bei dem Gedanken. Nein, danke, nie im Leben. Kein Bedarf.   Aber einfach nur ein netter Abend mit Naruto – und ihren „gemeinsamen“ Freunden, wenn es denn sein musste – das wäre schon ganz nett.   Aber dafür sollte man sich wohl nicht wie der letzte Arsch aufführen. Tja, Pech gehabt.   Dann würde er sich wohl einfach in seinen Garten setzen und das Lagerfeuer genießen.   Heute Morgen war er nämlich nicht aus seiner Haustür gekommen, weil der gesamte Eingang mit sorgfältig über- und nebeneinander gestapelten Geschenken zugebaut war. Was für eine nette, überflüssige Erinnerung, dass sein Fanclub ihn noch nicht vergessen hatte.   Nachdem er das Haus durchs Küchenfenster verlassen hatte, hatte er den Turm kurzerhand als Pyramide in den Garten verlagert, mit dem Plan, sie heute Abend ganz gemütlich abzufackeln – vielleicht bei einem Schlückchen Sake zur Feier des Tages…   Er runzelte die Stirn bei dem Gedanken. Womöglich sollte er die Idee noch mal überdenken.   Das ganze Plastikzeug würde sicherlich furchtbar stinken und wäre wohl nicht gerade zuträglich für die Vegetation seines Gartens. Und was sollte er stattdessen mit einem Haufen nutzloser Gaben machen, mit denen er nichts anfangen konnte?   In seinem See versenken ja wohl ganz sicher nicht…   Doch als er schließlich das Anwesen betrat, wartete schon eine Überraschung auf ihn: Er hörte teils vergnügte, teils wütende Stimmen aus seinem Garten schallen, ging ihnen nach und siehe da – Kiba und Naruto wühlten sich soeben mit Feuereifer durch den Geschenkehaufen und hatten ganz offensichtlichen ihren Spaß dabei.   „Hey, schau mal, Naruto, das Shirt ist eigentlich gar nicht so schlecht, findste nicht? Aber die Geburtstagskarte dazu ist total ätzend. Hier – ‚Natürlich siehst du in allem gut aus, was du trägst, und erst recht, wenn du nichts trägst, aber ich-‚“   „Gib das sofort her! Das ist nicht für dich bestimmt, Kiba, sondern für Sasuke!“   „Du hast das für Sasuke gekauft, Sakura?!“   „Na ja, du wolltest doch, dass wir seinen Kleiderschrank aufpeppen und da er ja letzte Woche einfach verschwunden ist…“   „… dachtest du, ich hätte meine Abneigung gegen knallige Farben inzwischen vielleicht überwunden, schon klar. Du kannst es behalten, Kiba.“   „Sasuke!“   Sakura lief sofort rot an, als Sasuke sie spöttisch angrinste.   „Abend. Was macht ihr hier?“   „Na was wohl, Alter? Feiern natürlich!“, rief der Hundejunge aus, kam zu ihm rüber und schlug ihm auf die Schulter, als Sasuke sich weigerte, einzuschlagen. „Siebzehn wird man nur einmal im Leben! Und ich darf das echt behalten? Da gab’s noch ‘n paar Sachen…“   Grinsend winkte Sasuke ab. „Nehm euch, was ihr haben wollt. Damit tut ihr mir nur einen Gefallen. Ist doch auch mal nett, auf einer Geburtstagsparty Geschenke zu bekommen, nicht?“   Kopfschüttelnd kam Naruto auf ihn zu. „Du kriegst natürlich auch was Ordentliches, Sasuke, keine Sorge.“   Der Uchiha grinste ihn fröhlich an. „Wer macht sich hier denn Sorgen?“   „Da hat aber jemand gute Laune.“   „Hm.“   Mit einem warmen Lächeln umarmte Naruto ihn.   „Happy Birthday, Sasuke.“   ***   Katsuya hatte sich Sorgen gemacht. Da waren sie gerade mal eine Woche zusammen und schon benahm Naruto sich total komisch, hatte keine Lust auf ein Club-Treffen oder selbst einen gemütlichen Abend zu zweit…   Umso froher war er, jetzt mit Naruto hier zu sein, auf Sasukes Geburtstagsparty, mit Kaori als „Begleitschutz“, weil sie ihn unter keinen Umständen allein mit Sasuke und Naruto lassen wollte. Was auch immer den Uzumaki vor zwei Tagen so beschäftigt hatte, heute war er wieder ganz der Alte.   Er machte Scherze mit seinen Freunden, neckte die Mädchen, quatschte mit Sasuke, kam ab und zu rüber, um ihm einen schmatzenden Kuss zu geben… Ja, Naruto schien heute wirklich gut drauf zu sein.   Und selbst Sasuke, der unterkühlte, gleichgültige Sasuke, war gelöster als Katsuya ihn je erlebt hatte. Er grinste viel – und mal nicht nur spöttisch – lachte mit seinen Freunden und sogar die Anwesenheit der zwei Nicht-Ninja, hatte er mit einem Schulterzucken unkommentiert hingenommen.   Ja, eigentlich war es wirklich ein beinahe perfekter Tag. Doch natürlich musste es wie immer mit den perfekten Tagen kommen: Irgendjemand machte einem immer einen Strich durch die Rechnung. Diesmal waren es die Mädchen.   Sie hatten in einer lockeren Runde auf das Geburtstags“kind“ angestoßen und jeder ein Stück des leckeren Schokoladenkuchens, den Naruto mit Hilfe seiner Freundinnen gebacken hatte, gegessen. Nun – fast jeder. Sasuke mochte, wie seine Freunde ganz genau wussten, keine Schokolade, also versuchten sie zu fünft, irgendwie ein Stückchen in seinen Mund zu bekommen, was aber nur in Lachanfällen endete und schließlich gaben sie auf. Wobei Naruto natürlich zutiefst beleidigt war, woraufhin Sasuke ein winziges Stück des dunklen Teiges probierte und sofort das Gesicht verzog. – Erneute Lacher waren vorprogrammiert und so war es ein äußerst vergnüglicher Abend.   Währenddessen wurden mit der Zeit alle Fangirl-Geschenke geöffnet und der Inhalt an den jeweils am lautesten grölenden Jungen versteigert – oder er landete im Müllsack, weil nun wirklich niemand Gefallen an der schrecklichen Auswahl finden konnte.   Doch schließlich war der ganze Haufen verteilt, der Müllsack rappelvoll und Sasuke ganz eindeutig erleichtert darüber, den Mist los zu sein.   Jetzt warteten nur noch ein paar kleine Geschenke von seinen Freunden darauf, endlich Beachtung geschenkt zu bekommen.   Skeptische betrachtete Sasuke den Stapel. „Ich glaub, ihr habt eins vergessen“, merkte er an und hielt mit spitzen Fingern ein Paket mit pinkfarbenem Geschenkpapier hoch.   Sakura wurde rot. „Das ist von mir… Ich hatte nur das eine Papier…“   „War nicht schon Kibas Shirt von dir?“ Fragend nickte Shikamaru zu dem Hundejungen rüber, dessen Anblick man nur schwer ertragen konnte, seit er sich das knallrote Shirt übergezogen hatte.   „Dann hab ich eben zwei Geschenke für ihn, na und? Ein als Fangirl und ein als seine Freundin!!“   Katsuya sah, wie Shikamaru sich zu seiner blonden Freundin rüberlehnte und ihr etwas ins Ohr flüsterte. So wie sie ihn lachend in die Seite piekte und nach Narutos Erzählungen über Inos Schwärmerei für den Uchiha, war es wohl etwas der Art gewesen, dass er froh war, kein Geschenk seiner Freundin auf dem Fangirl-Haufen gesehen zu haben…   Sasuke grinste seine ehemalige Teamkameradin leicht spöttisch an, aber es war kein verletzender, sondern eher ein neckender Spott.   „Dann sehen wir doch mal, ob du als Freundin mehr Geschmack hast…“   Sie streckte ihm nur die Zunge raus und alle lachten.   „Warte, Sasuke!“   Ino hatte sich aus der lockeren Umarmung ihres Freundes gelöst und trat nun an die Seite des Schwarzhaarigen.   „Worauf?“   „Wir hatten da so ‘ne Idee…“   Sasuke verzog in böser Vorahnung das Gesicht. „Ich glaub nicht, dass mir die gefallen wird…“   „Jetzt hör doch erst mal, was es ist.“ Sakura stellte sich an seine andere Seite und grinste ihn kess an.   „Also, wir finden, du solltest endlich mal ordentlich geküsst werden!“   „B-Bitte was?!“   Katsuya konnte ein feixendes Grinsen nicht unterdrücken. Ha, der Arsch kann also doch aus dem Konzept gebracht werden…!   „17 Jahre… fast erwachsen, das muss doch gebührend gefeiert werden! Wir haben überlegt, ob dich vielleicht einfach mal jeder Gast küssen sollte, damit du gleich mal einen Überblick bekommst…“ Glücklicherweise schienen die drei Mädels – Sakura, Ino und Tenten – die Einzigen zu sein, die von ihrer Idee begeistert waren, denn alle Jungs verzogen das Gesicht und machten abwehrende Handbewegungen (auch wenn er mit einem Stich bemerkte, dass Naruto leider überhaupt nicht angeekelt aussah), wobei Neji gleich besitzergreifend einen Arm um seine Freundin legte und Shikamaru die seine entschlossen wieder zu sich zog. Blieben Tenten und Sakura. Und Naruto. Aber der würde ja Sasuke nicht küssen. Nicht wieder. Nicht vor allen, wo er doch mit seinem festen Freund hier war… Sasuke verzog ebenso das Gesicht wie die anderen Jungs. „Danke, aber nein, danke. Außerdem kommt ihr damit sowieso zu spät oder habt ihr vergessen, dass er das schon an dem Tag übernommen hat, als wir zu Team 7 zusammengestellt wurden?“ Spöttisch grinsend nickte er Richtung Naruto. „Das… Das zählt doch nicht! Ich wollte das gar nicht!“, begehrte der Blonde sofort auf, der sich unter den überraschten, sich erinnernden und eifersüchtigen Blicken der Mädels mehr als unwohl fühlte, doch sein bester Freund überging ihn einfach und fügte hinzu: „Und erst vor einigen Wochen haben wir uns schließlich vor dem ganzen Dorf geküsst, das reicht ja wohl.“ Die Mädels schüttelten nur amüsiert  die Köpfe. „Das war doch kein richtiger Kuss: nur, um deine Fangirls loszuwerden, ohne Zunge und mit einem andere Jungen, obwohl du gar nicht schwul bist.“ Sasuke schnaubte. „Dann ist euer toller Einfall wohl hiermit gestorben. Ich würde von den hier Anwesenden niemanden außer Naruto küssen und das hab ich schon, also kann ich ja jetzt wohl anfangen mit auspacken.“   Während die drei Kunoichi einen wissenden Blick austauschten, sahen die Jungen genauso verwundert drein, wie Katsuya sich fühlte. Nur Naruto? Spinnt der?!   Mit einem leichten Kopfschütteln widmete sich Sasuke wieder seinen Geschenken, hielt aber inne, als Naruto überrascht fragte: „Nur… mich?“ Positiv überrascht, stellte Katsuya eifersüchtig fest. Vorfreudig überrascht. Verdammt, das war wohl hoffentlich nur ein schlechter Scherz! Sasuke hat das Thema doch schon beendet! Warum lässt du ihn nicht einfach?   Sasuke schien genauso überrascht von der Frage zu sein wie Naruto von seiner Aussage. „Natürlich dich. Wir haben uns doch schon öfter geküsst, ist doch nichts dabei.“ Katsuya sah ganz genau, wie Naruto unruhig schluckte und sich auf die Unterlippe biss. „Das waren ja gar keine richtigen Küsse“, murmelte er leise. Das darf doch nicht -! Er sah ganz genau, wie Sasukes Blick kurz zu ihm rüber huschte und wie dieser Arsch ihn triumphierend angrinste, bevor er näher zu Naruto ging. „Dann solltest du mich wohl besser aufklären, wie sich ein ‚richtiger Kuss‘ anfühlt…“, sagte er, halb einschmeichelnd, halb herausfordernd. Und Naruto tat es. Einfach. So. Trat dicht an ihn, legte ihm eine Hand in den Nacken und küsste ihn. Zärtlich, voller Gefühl, mit Zunge… Katsuya konnte nicht länger hinsehen und wandte sich ab. Erst als er den Uchiha verlegen sagen hörte: „Ähm… Ich… Das-“, sah er wieder auf und sah es. Nicht Sasukes offensichtliche Erregung, die nun wirklich jedem auffallen musste, sondern das, was er schon so lange befürchtet hatte: Sasuke liebte Naruto, es stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Irgendwo in ihm drin hatte er das Gefühl, etwas würde zerbrechen und für einen Moment fragte er sich, ob das sprichwörtlich „gebrochene Herz“ eigentlich ernst gemeint war. Dann verschwand Sasuke eiligen Schrittes in Richtung seines Hauses, das große Getuschel ging los und er stand da immer noch wie festgefroren, spürte seine Schwester an seiner Seite und sah, wie Naruto sich zu ihnen umdrehte. „Oh. … Oh!“ Er lief knallrot an und sah gleichzeitig unglaublich schuldig aus. „… K-Katsuya, ich-“ „Hab ich dich nicht gebeten, mit ihm zu reden?“, fragte Kaori kalt und Katsuya sah überrascht zu ihr. „Worüber sollte er mit mir reden?“ Sie machte nur eine Kopfbewegung zu Naruto hin, der nun wie ein Häufchen Elend mit hängenden Schultern dastand. „Es tut mir leid. … Ich… Ich wollte dich nicht verletzen. Ich hab dich wirklich gern und ich wollte, dass es klappt und -. Ich liebe ihn. Ich krieg das Gefühl einfach nicht weg und -. Es tut mir leid…“ Katsuya musste sich selbst daran erinnern zu atmen. Auch wenn es so verdammt wehtat. Es zu wissen, war schlimm, aber es ausgesprochen zu hören… „Katsuya…“ Er konnte ihm nicht in die Augen sehen. Er starrte zu Boden und versuchte, etwas zu sagen, aber er konnte nicht, er konnte nicht und da spürte er Kaoris Hand Beistand spendend auf seiner Schulter.   Er fühlte sich wie der letzte Idiot. Kaori hatte ihn so oft gewarnt, sich nicht mit Naruto einzulassen, der doch aus einer ganz anderen Welt kam, aber er hatte nicht auf sie gehört. Tja, dafür hatte er nun gezahlt.   Das war ein Freundeskreis, der über Jahre fest zusammengewachsen war. Sie kannten sich nicht einfach nur aus der Schule und verbrachten mal ihre Freizeit zusammen, nein, sie hatten Seite an Seite gekämpft. Um ihre Leben, um ihre Freunde.   Sie kannten einander wohl in- und auswendig. Und sie hatten garantiert gewusst, dass Sasuke Naruto wählen würden. Hatten vielleicht sogar gewusst, dass er in ihn verliebt war. Vielleicht hatten sie hinter seinem Rücken heimlich darüber gelacht, dass er ernsthaft versuchte, sich mit Sasuke Uchiha anzulegen…   Nein, er passte nicht dazu und er hatte verloren. Haushoch.   Schweigend und weiterhin zu Boden sehend ließ er sich von seiner Schwester fortführen. Aber als an dem Haus vorbeigingen, in dem Sasuke wohnte, blieb er stehen.   „Warte. Ich muss noch… was sagen.“ Sie musterte ihn besorgt, ließ ihn aber gewähren. Seite an Seite standen sie da, bis Sasuke endlich wieder aus dem Haus kam. Er hatte schon gedacht, er hätte vielleicht einen Hinterausgang zum Garten benutzt. Als er die Geschwister allein vor seinem Haus stehen sah, blieb er selbst in Habachtstellung stehen. Für einen kurzen Augenblick wunderte sich Katsuya, wo der ganze Hass hin war, aber dann erinnerte er sich, dass es ihm egal sein sollte und sah das Geburtstagskind direkt an. „Da hast du deine zweite Chance. Nutze sie diesmal auch.“ Der Uchiha runzelte verwirrt die Stirn. „Ich weiß nicht, was du-“ Katsuya stieß ein freudloses Lachen aus. „Du liebst ihn und weißt es nicht mal…! Du liebst ihn, hörst du? Ich weiß es und Kaori weiß es und bestimmt auch deine Freunde. Nur Naruto nicht und trotzdem hat er dich mir vorgezogen. Also mach ihn verdammt noch mal auch endlich glücklich!“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ließ einen erstarrten Sasuke Uchiha auf dessen Türschwelle zurück. Na geht doch. Endlich mal ein Punkt für mich. Dann musste er über den Gedanken lachen, immer noch Punkte zu zählen, obwohl er doch gerade seine Niederlage eingestanden hatte. Und dann musste er weinen.   ***   „Du liebst ihn, hörst du?“   Seit gefühlten Stunden starrte Sasuke die Fotocollage an Zig Bilder von Naruto. Grinsend, wütend, traurig, nachdenklich, verlegen. Die vielen Gesichter des Naruto Uzumaki.   Das war verrückt. Naruto war sein bester Freund. Er war nicht in ihn verliebt! War er?   Nachdem der Typ ihm seine angeblichen Gefühle an den Kopf geknallt hatte, hatte er wie erstarrt auf seiner Türschwelle gestanden, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.   Da waren immer nur diese drei Worte: „Du liebst ihn.“   Dann kam Naruto schnellen Schrittes aus dem Garten gelaufen und war dabei, das Anwesen zu verlassen. Er sah sich nicht um, sah ihn nicht und Sasuke hielt ihn nicht auf.   Er hätte nicht gewusst, was er hätte sagen sollen.   Es war ein verdammtes Spiel gewesen, ein Spaß, um dem Typen an seinem Ehrentag mal wieder eine reinzuwürgen. Einfach so.   Er war einfach so glücklich gewesen, dass Naruto da war, dass seine Sorgen und seine Angst wohl unbegründet gewesen waren… Für ihn war es einfach nur das gewesen, doch anscheinend bedeutete es im Großen Ganzen viel mehr.   Huh. Wer hätte das gedacht? Er musste Naruto einfach nur vor dem Typen küssen und schon war dieses Problem gelöst.   … Ja. Und jetzt?   Er war zurück ins Haus gegangen, wollte seinen Gästen nicht wieder gegenübertreten. Glücklicherweise schien aber die gesamte Stimmung schon im Eimer zu sein, denn er hörte, wie sie sich draußen mit gedämpften Stimmen voneinander verabschiedeten und gingen.   Endlich allein.   Irgendwann war er wieder raus gegangen und hatte sich Narutos Geschenk geholt. Nur seins, die anderen blieben unbeachtet im Gras liegen.   Jetzt lag er hier auf seinem Bett, die Collage in beiden Händen und studierte die Bilder.   Warm lächelnd fuhr er die Konturen eines fuchsteufelswilden Narutos entlang. Das war noch zu Team 7 – Zeiten gewesen, als er beim Training mal wieder schlechter abgeschnitten hatte als Sasuke.   Und hier, das breite glückliche Grinsen, als Kakashi sie nach einem gelungenen Auftrag zum Ramen einlud…   Und auf dem…   ***   „Ha! Nimm das! … Und eins und zwei… Gleich nochmal!“   Morgens kurz vor sechs in Konoha, kein Mensch war auf den Straßen, alles schlief in seliger sonntäglicher Ruhe, nur ein blonder, junger Mann trainierte verbissen auf einem alten Trainingsplatz, der längst schon einem neuen Team zugeteilt worden war.   „Du! Bist! Ein! Idiot!“   Mit jedem Schlag spürte er, wie sich der Knoten in seiner Brust etwas löste und er endlich wieder freier atmen konnte.   Seufzend stützte er sich an dem Holzpfahl ab und lehnte die Stirn dagegen.   „Du bist ein Idiot, Naruto. Ein dämlicher Vollidiot, so, wie’s dir schon immer gesagt wurde. Maan, wie konnte ich Sasuke nur küssen, während Katsuya danebenstand?! … Nein, ganz falsch, wie konnte ich ihn überhaupt küssen?! Du bist ein ganz mieser Betrüger bist du!“   Zur Bekräftigung schlug er seinen Kopf mehrmals gegen das Holz, aber mehr als noch stärkere Kopfschmerzen brachte ihm das auch nicht ein.   „Verdammt, Sasuke, warum hast du mich dazu gebracht, dich zu küssen? Du willst doch gar nichts von mir… Hör doch endlich auf, mit mir zu spielen, verdammt…“   ***   Es war verrückt…   Er konnte sich nicht in Naruto verliebt haben. Er war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, ihn von dem Typen fernzuhalten, ihn zu behalten. Hm. Das klang doch irgendwie verdächtig nach zu vielen Gefühlen für den Blonden. Warum war ihm das nicht früher aufgefallen? Warum hatte er sich seine Gefühle von dem Typen sagen lassen müssen? Es war verrückt. Es war doch immer noch Naruto, nicht? Er sollte kein Herzklopfen bekommen, nur weil er dicht neben ihm im Theater saß, er sollte nicht eifersüchtig sein, wenn er sich mit anderen traf und er sollte – verdammt noch mal – nicht von einem Kuss erregt werden! Das war falsch, absolut -.   Er hatte Naruto so oft abgewiesen und verletzt und jetzt sollte er sich in ihn verliebt haben? Das ging nicht! Naruto würde ihm gar nicht verzeihen können, er – er hatte ihm verziehen, nicht? Hatte er ihm selbst gesagt. Mehr oder weniger. Er würde ihn immer lieben.   Sasuke hörte auf, in seinem Wohnzimmer auf und ab zu laufen und setzte sich stattdessen in einen Sessel.   Er hat mir verziehen. Er liebt mich. Ich bin derjenige, der wieder mal im Weg steht. Weil ich so ein Arsch war. Weil ich meinen Clan wiederaufbauen will. Einen Clan, der Konoha nichts als Schmerz und Kummer gebracht hat.   Er stieß ein spöttisches Lachen aus.   Kann es so einfach sein? Einfach dieses Ziel aufgeben und – lieben?   Naruto… und ich. Zusammen. Als Paar. … Naruto und Sasuke – wie klingt das? Naruto und Sasuke. Naruto und Sasuke.   „Naruto und Sasuke. …“   Es klingt… richtig. Und… nach Zuhause. …   ***   Naruto war wütend. Auf sich selber, weil er sich wie ein Arsch benommen hatte, auf Sasuke, weil der ein Arsch war, auf den blöden „Club der Unglücklich Verliebten“, weil er jetzt nicht mehr hingehen und sich über ihn auslassen konnte, auf Katsuya, weil der nicht stark und interessant genug gewesen war, um ihn von Sasuke fernzuhalten. Eigentlich war er auf alles wütend.   Warum konnte nicht einfach mal etwas gut gehen? Warum konnte er nicht einfach mal glücklich sein?!   Aber nein, da gab es diesen supersüßen, supernetten Typen und er schoss ihn in den Wind, weil er immer noch in Sasuke verliebt war.   Sasuke!   Verdammt, warum hatte er ihn damals vor seiner Tür küssen müssen und dann, an seinem Geburtstag war die Versuchung einfach zu groß gewesen, es noch einmal zu tun…   Verdammt, warum konnte Sasuke nicht selbst damit aufhören, ihm immer wieder Hoffnungen zu machen?!   Er wollte doch nichts von ihm, er wollte nichts, warum konnte er dann nicht einfach aufhören, so verdammt anziehend auf ihn zu wirken?!   „Naruto? Bist du da?“   Er blinzelte verwirrt an seine Zimmerdecke.   Hatte er jetzt so sehr an Sasuke gedacht, dass er sich schon dessen Stimme einbildete?   „Naruto?“   Als es erneut an seiner Tür klopfte, stand er wie automatisch auf und öffnete.   „Naru-! Oh, da bist du ja.“   Sasuke schien selbst ein bisschen überrascht, dabei war er ja schließlich zu ihm gekommen.   Stumm sahen sie sich an.   „Ähhh…“   Naruto spürte, wie sein altbekanntes Lausbubengrinsen zu ihm zurückkehrte, bei dem Anblick eines sprachlosen Sasuke Uchiha vor seiner Tür. „Hab ich dir die Sprache verschlagen?“, fragte er kichernd. „Los, komm rein.“   Sasuke musterte ihn. „Hey, du bist ja noch gar nicht fertig.“   Der Uzumaki sah an sich runter. Schlabbriges Shirt, alte, zerrissene Hose, eben die Sachen von früher. Reichte ja, wenn er allein zu Hause war.   „‘Fertig‘? Wofür?“   „Das Sommerfest! Schon vergessen?“ Sasuke schnipste ihm leicht gegen die Stirn. „Los, zieh dich an. Ich warte.“   Der Blonde runzelte verwirrt die Stirn, ließ seinen Freund aber rein und ging zum Kleiderschrank. „Das ist schon heute?“, fragte er und wühlte sich durch die Klamotten. Irgendwo musste doch das Outfit sein, das er für den Anlass ausgewählt hatte… „Wie die Zeit verfliegt. Kommt mir vor, als wäre erst gestern – … dein Geburtstag gewesen.“   Die gefundenen Sachen in der Hand sah er auf und begegnete Sasukes Blick. Der… irgendwie seltsam war. Nicht spöttisch, nicht gelangweilt, nicht kalt, nicht Sasuke. Er trieb seinen Herzschlag sofort in die Höhe, aber er konnte ihn nicht deuten.   Sollst du auch nicht, Idiot!, schalt er sich selbst und suchte auch noch frische Unterwäsche raus. Hör endlich auf, immer gleich fröhlich und glücklich zu sein, nur weil Sasuke da ist. Du bist wütend auf ihn, erinnerst du dich?   Immer noch spürte er den Blick der schwarzen Augen auf sich ruhen, griff sich fahrig alles, was er brauchte, und verbarrikadierte sich im Bad. Ähm… ging ins Bad, um sich fertig zu machen.   ***   Sasuke sah auf die Badezimmertür, hinter der Naruto soeben verschwunden war, hinter der er sich jetzt ausziehen würde und -.   Konzentration! Da hast du grad mal mitbekommen und einigermaßen akzeptiert, dass du dich in einen Kerl verliebt haben sollst, und schon willst du über ihn herfallen? Halt deine Hormone unter Kontrolle, Sasuke! Erst mal muss Naruto merken, dass es mir dieses Mal ernst ist. Also: Benimm dich wie ein Gentleman, keine dummen Sprüche, sei kein Arschloch und zeig ihm einfach, was du… was du fühlst. Einfach ganz nach Plan: Das wird heute unser erstes Date und dann gesteh ich ihm meine… … Gefühle.   Sich vorzunehmen, sich ordentlich zu benehmen, war relativ schwer gewesen, immerhin konnte er nicht einfach so aus seiner Haut raus, aber als Naruto zehn Minuten später wieder aus dem Bad kam, war es so einfach!   Ihm stockte der Atem, sein Kopf war wie leergefegt, er wollte sein Geständnis einfach nur hinter sich bringen, um Naruto wieder küssen zu können…   „… Du siehst… gut aus.“   Gut? Gut, Sasuke?!   „A-Also, ich mein-“   Der Blonde sah ihn ein wenig irritiert an und winkte ab. „Schon klar, was du meinst: Nicht so schlecht wie sonst. Na ja, neben dir wird’s sowieso niemandem auffallen. Kann ich übrigens zurückgeben, das Kompliment. Hast dich ja richtig rausgeputzt. Du hast wohl große Pläne für den Abend?“   „M-hm.“   Naruto versuchte, den Stich der Eifersucht in seiner Brust zu ignorieren.   War ja klar. Ich helf dir, wieder Spaß haben zu können, versprech dir, dich nie zu verlassen und sobald du mich dann endlich ganz für dich allein hast, ziehst du los, um dir ‘ne Freundin zu suchen. Klasse.   „Wollen wir dann los?“, fragte er betont unbekümmert. „Klar.“   Schweigend gingen sie nebeneinander die Treppe hinunter und machten sich auf den Weg.   Sasuke überlegte fieberhaft, was er sagen sollte, aber er hatte einfach keinen Plan. Was sagte man denn beim ersten Date? Na ja, eigentlich lernte man sich wohl kennen, was sie zwei sich ja schenken konnten… Und sonst? Komplimente… Äh, ja, das mit dem ‚gut aussehen‘ musste vorerst reichen, alles andere war echt zu peinlich, immerhin waren sie beide Kerle!   Wie funktionierte das überhaupt mit zwei Typen? Spielte dann einer die ‚Frau‘?! … Das konnte ja wohl mal schön Naruto übernehmen, es kam gar nicht in Frage, dass er selbst -.   „Hey, wie kommt’s eigentlich, dass du mich abgeholt hast? Das Fest findet doch ganz in deiner Nähe statt?“ Fragend sah der Uzumaki ihn an und stupste ihm mit dem Ellenbogen in die Seite, als er nicht antwortete. „Bist du in Gedanken schon bei den süßen Mädels, oder was?“   „Was? N-nein. Ich… Ich war einfach grad in der Nähe und dachte, ich schau mal, ob du schon losgegangen bist.“   „Hmpf.“   Sasuke konnte es leugnen, so viel er wollte, der Rotschimmer auf seinen Wangen verriet ihn! Apropos: Seit wann war Sasuke Uchiha denn etwas peinlich genug, um rot zu werden? Was auch immer es war, es hing ja ganz offensichtlich mit seinen Plänen für den heutigen Abend zusammen und allein dadurch zog es Narutos Laune schon gewaltig in den Keller…   So brachten sie den restlichen Weg schweigend hinter sich. Sasuke war befangen, wie er mit jemandem umgehen sollte, in den er verliebt war, selbst wenn sie sich schon seit Jahren kannten und Naruto versuchte seine Eifersucht beiseite zu schieben, um sich nicht gleich den ganzen Abend versauen zu lassen.   Natürlich hätten sie auch einfach miteinander reden können, aber dafür war ja eigentlich gerade gar keine Zeit und es stand viel zu viel zwischen ihnen und, und – das war unmännlich! Genau, das musste es gewesen sein…   ***   Missmutig drückte Sasuke sich in einer dunkle Ecke der großen Halle rum und beobachtete Naruto. Irgendwie hatte er sich das doch anders vorgestellt. Mehr so, dass Naruto bei ihm wäre, statt die ganze Zeit auf der Tanzfläche zu verbringen.   Er selbst hatte keine Lust zum Tanzen oder besser gesagt: er hasste es, weil er dabei doch wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand. Und wie als Unterstreichung von Narutos Worten, er hätte sich ja heute ‚rausgeputzt‘, schien es, als könnten die Mädchen heute ganz besonders schlecht die Augen von ihm lassen.   Deswegen stand er jetzt hier im Halbdunkeln und grummelte nur unleidlich vor sich hin, so dass selbst seine ‚Freunde‘ inzwischen einen Bogen um ihn machten. Nachdem er mit einem geradezu glücklichen Gesichtsausdruck mit Naruto hergekommen war, hatten sie zwar eigentlich erwartet, dass die zwei sich ausgesprochen und mit dem Uchiha mal gut Kirschen essen wäre, aber so konnte man sich eben täuschen.   Wo auch immer der Haussegen mal wieder schief hing: Sasuke hatte ganz offensichtlich schlechte Laune und Naruto ignorierte ihn sowie besorgte Nachfragen gekonnt.   Eifersüchtig erdolchte Sasuke jeden mit Blicken, der seinem Naruto zu nahe kam – und das waren aufgrund der vollen Tanzfläche leider viel zu viele! So war das nicht geplant gewesen!   Doch anscheinend fühlte der Blonde sich neben ihm wirklich wie der größte Verlierer, wie er es in seiner Wohnung angedeutet hatte.   Dafür gibt es doch überhaupt keinen Grund, Idiot! Du siehst – wie habt ihr mich noch gleich betitelt? – heiß aus! Ich will auch mit dir tanzen! Meine Hände über deinen Körper wandern lassen, dich küssen… Aber nicht hier! Aber okay, wenn du dich so unwohl neben mir fühlst, mach ich’s dir eben leichter – und danach lass uns verschwinden, ja? Wir haben alle Zeit der Welt, uns der Öffentlichkeit als Paar zu präsentieren…   ***   Naruto wunderte sich ein wenig, dass Sasuke sich nicht gleich ins Getümmel stürzte oder sich wenigstens an die Bar stellte, wo er doch jemanden kennenlernen wollte. Stattdessen stand er wie üblich mit verschränkten Armen in einer dunklen Ecke und strahlte eine Kälte aus, dass man sich gar nicht traute, sich ihm zu nähern.   War ihm auch recht. So musste er ihm wenigstens nicht beim Flirten zusehen.   Umso überraschter war er, als besagter Uchiha in einer Tanzpause plötzlich als Gaara verwandelt neben ihm an der Bar auftauchte.   Er beachtete ihn trotzdem nicht. Heute Abend wollte er einfach mal Spaß haben. Ohne an Sasuke zu denken, ohne sich zu ärgern, ohne wieder mal verletzt zu werden.   Das Fest war ihm schon genug dadurch versaut worden, dass er hier nicht wie geplant mit seinem festen Freund auftauchen konnte, sondern immer noch, wieder mal allein war und sich wohl doch irgendwann im Laufe des Abends miterleben musste, wie Sasuke Uchiha ‚endlich‘ Interesse an der Frauenwelt zeigte. Da hatte er jetzt ja wohl ein bisschen Ruhe verdient.   Hätte er Sasuke vielleicht vorher sagen sollen, denn der quatschte ihn nun munter von der Seite an. „Du sprichst ja heute gar nicht mit mir, dabei bin ich extra aus Suna angereist…“   Damit handelte er sich nur einen seltenen skeptisch-genervten Seitenblick ein. „Du hältst mich echt für total bescheuert, was? Ich hab dir damals vorgeschlagen, dass du dich in Gaara verwandeln solltest, wenn dir die Mädels zu sehr aufn Keks gehen.“   „Wenigstens redest du jetzt mit mir.“ Und der Rothaarige schenkte ihm ein typisches Sasuke-Lächeln in seiner Mischung aus Triumph und spöttischer Neckerei. Klar, Gaara war im Laufe der Zeit wirklich menschlicher geworden, aber das? – Nee. Naruto wandte sich ab. Das konnte man sich ja nicht antun. Ob er damit nun einen lächelnden Gaara oder Sasuke meinte, wusste er selber nicht so genau. Wahrscheinlich einfach beide.   „Hey, was ist denn los?“, fragte der 17-Jährige in einem sanft-besorgten Tonfall, der Narutos Herz gleich ein paar Takte höher schlagen ließ.   Wenn Sasuke es doch nur mal so meinen würde, wie er es mit seinen verdammten, dämlichen Gefühlen immer missinterpretierte…   „Nichts“, antwortete er kurz einsilbig. Und dann „Du nervst.“   Er musste lachen, als Gaara – Sasuke – ihn geradezu geschockt ansah. „Ich – nerve?“   Grinsend klopfte er ihm auf die Schulter. „Kommt vor, Kumpel. Mach dir nichts draus. So, ich werd dann mal wieder…“   „Ihr seid euch sicher, dass er da drin ist?“ „Ja, doch! Schon seit mindestens zehn Minuten!“ „Vielleicht ist ihm schlecht geworden?“ „Oder er ist ohnmächtig?“ „Vielleicht ist er durchs Fenster geflohen…?“ „Was erlaubst du dir?! Sasuke-kun würde doch niemals einfach so gehen!“ „Genau, er hat doch noch gar nicht mit uns getanzt und wir konnten bis jetzt kaum einen Blick auf ihn erhaschen und -“ „Da drüben sitzt Naruto, fragen wir den doch einfach mal.“   „Naruto!“   Auf einmal sah der Blonde sich von mindestens einem Dutzend Mädchen umzingelt. „Äh… ‘n Abend, die Damen. Wie kann ich helfen?“   „Sasuke-kun ist…“ „… los mit euch beiden?“ „Du musst unbedingt…“ „… große Sorgen…“   Überfordert hob er die Hände. „Jetzt redet mal nicht alle durcheinander, ich versteh ja gar nichts!“    „Sasuke-kun“, sagte eines der Mädchen, das sich kurzerhand als Sprecherin aufschwang, „ist in der Herrentoilette. Schon seit Ewigkeiten. Wir machen uns Sorgen, dass ihm was passiert sein könnte.“   „Ach soo.“ Er verschränkte grinsend die Hände hinter seinem Kopf. „Gebt ihm einfach noch ein paar Minuten. Vielleicht hat er Dünnschiss oder so.“   Er hörte, wie Gaara schräg hinter ihm seinen Drink über die halbe Theke spuckte und dann röchelnd nach Luft rang. Feixend sah er zurück, aber als sein bester Freund ihn mit hochrotem Gesicht – in herrlicher Dissonanz zu den derzeit roten Haaren – entsetzt anstarrte, bekam er Mitleid und gab ihm einen Schubs Richtung Herrentoilette.   „Los, Gaara, schau doch mal, wo er bleibt.“   Nicht ohne ihm einen letzten vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen, machte der sich auf den Weg und die Mädchenschar folgte ihm aufgeregt.   Seufzend bestellte Naruto sich ein neues Getränk. Wann ist es eigentlich so weit gekommen, dass es nicht mal mehr Spaß macht, ihn zu ärgern? … Ist doch echt ein beschissener Abend.   Aber der süße, fruchtige Drink machte gute Laune, Sasuke war aus seinem Gesichtsfeld verschwunden und seine Freunde winkten ihm, zurück auf die Tanzfläche zu kommen und so schlürfte er den letzten Schluck lautstark durch den Strohhalm und stürzte sich wieder ins Vergnügen. – Doch irgendetwas fehlte.   „Was drängeln sich die ganzen Fangirls eigentlich um die Tür zum Männerklo?“, fragte Ino neugierig und reckte den Hals. „Gibt’s da irgendwas Spannendes zu sehen?“   Naruto grinste breit. „Nur einen Sasuke Uchiha mit vermeintlichem Durchfall.“   „Hä? Wie jetzt?!“   Er winkte ab. „Da muss ich ihn wohl retten gehen… Bin gleich wieder da.“   Aber er kam nicht zurück. Denn als er die Herrentoilette betrat, war der zurückverwandelte Sasuke tatsächlich gerade damit beschäftigt, aus dem Fenster zu klettern, wie ein Mädchen vermutet hatte.   Mit hochgezogenen Augenbrauen besah der Blonde sich die Fluchtaktion. „Was wird das denn, wenn’s fertig ist?“   „Sieht man doch, oder? Ich hau ab. Hab keinen Bock mehr auf den Mist.“ Naruto war erstaunt über die Aggressivität in Sasukes Stimme. Den kleinen Scherz eben konnte er ihm doch wohl kaum so übel nehmen?   „Was ist dir eigentlich für ‘ne Laus über die Leber gelaufen? Ich dachte, du wolltest heute Abend Spaß haben?“   „Wollte ich ja auch!“ Sasuke hielt inne und wandte sich zu ihm um. „Mit dir!“   „Mit -… Wie soll ich das denn jetzt verstehn?“   „Na genauso wie ich’s gesagt hab, Idiot! Ich wollte einfach einen schönen Abend mit dir verbringen, so als erstes Date und danach hätten wir zu mir gehen könn -“   „Mooment mal! ‚Erstes Date‘?! Bist du mit dem Kopf irgendwo gegengeknallt, oder was? Seit wann willst du denn bitteschön -“   „Naruto.“ Sasuke sah ihn… irgendwie traurig an. „Ich will nicht mit dir streiten. Nicht schon wieder. Lass mich einfach gehen und wir sprechen morgen oder so, ja?“ Damit sprang er aus dem Fenster.   Naruto zögerte keine Sekunde. Er durchmaß den Raum mit langen Schritten und sprang hinterher.   „Sasuke, du Vollidiot! Renn gefälligst nicht weg! Ich will das jetzt klären!“   Er folgte der dunklen Gestalt, die schon den Weg in Richtung des Uchiha-Anwesens eingeschlagen hatte, das nur ein paar Blöcke entfernt lag.   „Bleib stehen, Mistkerl!“, brüllte er ihm hinterher. „Ich hab deine Faxen dicke, ein für alle Mal! Macht dir das Spaß, mir dauernd falsche Hoffnungen zu machen? Hä? Macht es Spaß mit meinen Gefühlen zu spielen? An einem Tag regst du dich drüber auf, dass ich dachte, dass wir ein Date haben, weil ich dich eingeladen hab und am nächsten faselst du selbst von einem bescheuerten Date, nur weil du mich abgeholt hast?! Wie war das von wegen ‚Ich steh nicht auf Kerle und ganz bestimmt nicht auf dich‘? Bist du jetzt schon so verdammt eifersüchtig, dass du mich lieber mit kleinen Häppchen am Ball hältst, weil du eine beschissene  Angst hast, mich zu verlieren?!“ Er schnappte nach Luft. „ Antworte mir!“   Aber Sasuke sagte nichts und blieb auch nicht stehen; er zeigte überhaupt keine Reaktion, dass er Naruto überhaupt zuhörte. Inzwischen waren sie beinahe am Uchiha-Anwesen angekommen und der Blonde beschleunigte seine Schritte.   Oh nein, Sasuke, diesmal kommst du mir nicht so einfach davon! Diesmal nicht!   „Seit wann bist du so ein beschissener Feigling?! Komm schon, sag’s mir!“   Er rannte auf den Uchiha zu, wirbelte ihn an der Schulter herum und packte ihn am Schlafittchen   „Sag mir, dass ich nur dein dämliches Spielzeug sein soll, du Arsch! Sag mir, dass dich selbst der Gedanke an zwei Kerle anekelt und leb mit den beschissenen Konsequ-mhmm!“   Sein Geschrei wurde von den Lippen des Schwarzhaarigen unterdrückt, die sich gierig auf seine pressten.   Er versuchte, den Größeren von sich zu schieben, aber der hatte seinen Körper wie ein Schraubstock umfasst, er versuchte, das Gesicht abzuwenden und schon hielt ihn eine Hand am Kinn fest. Er biss Sasuke fest auf die Unterlippe, bis er den metallischen Geschmack von Blut im Mund hatte, doch die einzige Reaktion die er dafür erhielt, war ein erregtes Stöhnen.   Ein Stöhnen von Sasuke Sexy Uchiha, während der mit ihm, Naruto, rumknutschte!   Das ließ Narutos letzten Widerstand dahinschmelzen und er nutzte Sasukes geöffneten Mund aus, um frech mit seiner Zunge hineinzuschlüpfen und ihn in einen heißen Zungenkuss zu verwickeln. Schon an Sasuke Geburtstag hatte ein weniger leidenschaftlicher Kuss diesen erregt, wär doch gelacht, wenn er das nicht noch mal schaffte und dieses Mal würde er den Uchiha nicht einfach abhauen lassen!   Probeweise drückte er seinen Unterleib an Sasuke und musste seinerseits stöhnen, als er dessen Härte spürte.   Schwer atmend löste Sasuke den Kuss und sah seinem besten Freund in die azurblauen Augen.   „Lass uns… reingehn.“ Seine Stimme klang rau, voller Verlangen und Naruto folgte ihm beinahe anstandslos.   „Aber Sasuke… Das waren total ernste Vorwürfe, echt jetzt, die kannst du nicht einfach -“   Schon wurde er mit diesem anbetungswürdigen Körper an die Haustür gepresst und im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand geküsst.   Sasuke erwiderte die unwillkürlichen Bewegungen seines Beckens mit seinem eigenen, dann beugte er sich vor, um ihm ins Ohr zu flüstern: „Denkst du… wir schaffen’s jetzt… ohne Vorwürfe in mein… Zimmer?“   Naruto nickte und zog ihn gleichzeitig am Nacken zu sich runter, um ihn abermals zu küssen.   Irgendwann schafften sie es dann aber doch, soweit die Finger voneinander zu lassen, dass Sasuke die Tür aufschließen und sie hastig aus ihren Schuhen schlüpfen konnten – und den Weg ins Schlafzimmer fanden sie auch, ohne hinsehen zu müssen.   Dann standen sie endlich dort, wo Sasuke ihn schon den ganzen Abend haben wollte, vor seinem Bett – und er wurde plötzlich unsicher. Eigentlich müsste er sich wohl nun erklären, müsste… sagen, dass sich seine Gefühle geändert oder besser gesagt: er sich ihrer bewusst geworden war, aber das würde doch garantiert die Stimmung versauen, wenn Naruto überhaupt die Geduld aufbringen würde, zuzuhören… Und auf der anderen Seite hatte er doch keinen Plan, wie das mit einem anderen Mann funktionierte und er wollte nichts falsch machen, Naruto nicht weder verschrecken -.   Der Blonde hatte ganz offenbar keine solchen Hemmungen, denn er schubste ihn mit einer Hand aufs Bett und kniete sich dann triumphierend grinsend über ihn. „Du hast keine Ahnung, wie sehr mich das anmacht, dich endlich unter mir zu haben…“   Sasuke schluckte trocken. Er hätte nie gedacht, mal so über einen anderen Typen zu denken, aber Naruto war verflucht sexy! Und er wollte ihn…   „Und was willst du jetzt mit mir machen?“ Langsam hob er eine Hand, schob sie unter Narutos T-Shirt und fing an, mit sanften Bewegungen dessen Bauch und Brust zu streicheln.   Der Uzumaki stieß eine Mischung aus Stöhnen und Knurren aus und beugte sich endlich runter, um ihn wieder zu küssen, sein Kinn zu küssen, seinen Hals… Ungeduldig schob Sasuke Narutos Knie weg, denn Küssen war ihm schon viel zu wenig. Er wollte ihn spüren, verdammt!   Naruto verstand den Wink und legte sich vorsichtig auf ihn. Beide stöhnten ungehemmt, als sich ihre Erektionen wieder berührten, aber da war immer noch zu viel Stoff im Weg, viel zu viel…   Entschlossen schob Sasuke Narutos Shirt hoch und der löste sich kurz von dem verführerischen Hals des Schwarzhaarigen, um es sich über den Kopf zu ziehen.   Ein wenig nervös und ein wenig stolz auf seine Wirkung auf den Uchiha bemerkte er dessen Blick, der hungrig über seinen nackten Oberkörper wanderte. „Gefällt dir, was du siehst?“, fragte er leise und biss sich auf die Unterlippe.   „Mh.“ Sasuke stützte sich mit den Armen auf und bedeckte seine Brust mit federleichten Küssen. Naruto seufzte süß und schloss die Augen.   So lange hatte er sich das schon gewünscht. Und auch wenn er nicht verstand, wie es jetzt wirklich geschehen konnte, auch wenn es morgen nur noch schmerzvoller sein würde, in der Realität aufzuwachen, wollte er das um keinen Preis abbrechen.   Der Uchiha nutzte seine offensichtliche geistige Abwesenheit dazu aus, ihre Positionen zu wechseln. Frech grinste er auf seinen Freund hinab. „Jetzt versteh ich, was du meinst.“   Naruto drückte sein Becken hoch, um mehr Kontakt zu bekommen, mehr Reibung, aber es war zu wenig. Zu wenig!   „Zu viel Kleidung“, beschwerte er sich halbherzig, unterbrach seine Bewegung jedoch nicht und zupfte auffordernd an Sasukes Oberteil. Damit erreichte er jedoch so ziemlich das Gegenteil von dem, was er wollte, denn der Schwarzhaarige stand plötzlich auf.   Verunsichert richtete der Blonde sich ein Stück auf, da nestelte Sasuke schon an seiner Hose herum und zog sie ihm im nächsten Moment von den Beinen. Naruto wurde rot, als er ganz automatisch seine Boxer festhielt. Sasuke grinste nur und begann, sich selbst auszuziehen.   Schade eigentlich, dass er nicht helfen durfte, aber dazu würde es ja hoffentlich noch mehr Gelegenheiten – nein, würde es nicht, aber das war nichts, von dem er sich gerade jetzt ablenken lassen wollte.   Geschwind nutzte er den Moment, um sich auch noch die Socken auszuziehen, weil er gehört hatte, dass die abtörnend  sein sollten. Wer hatte das noch gleich gesagt? Ach, auch egal, als Sasuke dann wieder über ihm war, warm und schwer, weil er nicht zuließ, dass der Uchiha sich nicht mit dem ganzen Gewicht auf ihn legte – er wollte ihn spüren, verdammt!   Und es fühlte sich so verdammt gut an, die nackte Haut endlich auf seiner zu spüren und sich gegeneinander zu bewegen, keinen gemeinsamen Rhythmus findend, weil er keiner von ihnen sich anpassen wollte und das sanfte, unsichere Streicheln an seiner Hüfte und knapp unter dem Bund seiner Boxer brachte ihn fast um den Verstand…   Sasuke wusste nicht, was er sich eigentlich vorgestellt hatte, aber bestimmt nicht, dass es so ungezügelt sein wurde, so gänzlich von Trieben geleitet, so einfach. Er musste einfach nur seinen Verstand abschalten und fühlen.   … Naruto knetete fest seinen Hintern und er wollte etwas dagegen sagen, aber es fühlte sich so verdammt gut an und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und-.   Schließlich lagen sie schwer atmend sie da, Naruto hatte den Kopf in den Nacken gelegt und die Augen geschlossen. Glücklich hätte Sasuke den Gesichtsausdruck wohl genannt, wenn er nicht gewusst hätte, dass es ‚befriedigt‘ war.   Unsicher sah er auf den Jüngeren hinab und verlagerte sein Gewicht, um ihm nicht zu schwer zu werden. Jetzt war es eigentlich an der Zeit, mal was zu sagen, nicht? Aber nach dem… nach dem gerade, würde es doch vollkommen falsch rüberkommen, jetzt von Gefühlen zu reden, oder?   „Naruto… Ich…“   Die azurblauen Augen öffneten sich langsam und sahen ihn so liebevoll, glücklich – befriedigt! – an und er verlor den Mut.   „Ich… bin mal eben im Bad.“   Geradezu panisch sprang er auf und eilte aus dem Raum. Wie bei einer kaputten Schalplatte, gab es in seinem Kopf immer nur den einen Gedanken und allein dabei fing sein Herz schon zu rasen an.   Sag es ihm. Sag es ihm! Sag ihm, dass du ihn liebst!   Notdürftig säuberte er sich mit einem nassen Lappen und versuchte, sich zu beruhigen.   Okay. … Okay, ich mach’s. Echt jetzt!   Da schlich sich schon wieder ein kleines Lächeln auf sein Gesicht und er konnte wieder normal atmen. Es war schließlich nur Naruto, nicht? Einfach nur Naruto, den er seit Ewigkeiten kannte, sein bester Freund. Eigentlich konnte doch gar nichts schiefgehen.   Also ging er mit neuer Entschlossenheit zurück in sein Zimmer – und blieb verdutzt im Türrahmen stehen. „Eingeschlafen… Tss, typisch.“   Dann sag ich’s ihm eben morgen. Bei einem gemeinsamen Frühstück, nachdem wir duschen waren… hm… ob einzeln oder zu zweit kommt wohl auf meinen Mut an… … Naruto, was machst du nur aus mir?   Zufrieden mit diesem Kompromiss legte er sich zu seinem Liebsten, zog die Decke über sie beide und kuschelte sich an ihn.   Und auch wenn es total kitschig und einfach un-Sasukeartig war, konnte er nicht widerstehen, die drei Worte in die Finsternis zu flüstern.   „Ich liebe dich.“   Auf dass sie Naruto auch im Schlaf noch erreichen mochten.   Dann schloss er zufrieden die Augen und folgte ihm ins Land der rosaroten Träume…   ~*~Flashback Ende ~*~   Jetzt lag er hier, mit dem Kissen über seinem Gesicht und sich selbst verfluchend. Vor einigen Minuten war er davon geweckt wurden, dass seine Haustür zugeknallt worden war und er hatte gespürt, wie Narutos Chakra sich in rasenden Geschwindigkeit von seinem Grundstück entfernt hatte.   Verdammt!   Verdammt, verdammt, warum, verdammt noch mal, hatte er nichts gesagt?!   Warum machte er immer alles falsch und warum ging immer alles schief, wenn es am schönsten war und – „Verdammt!“   Er musste mit Naruto reden. Ihm sagen, dass -. Ihm… Ihm sagen, dass er ihm wichtig war, ihm sagen, dass das kein Spiel für ihn gewesen war, ihm sagen -.   Er konnte nur hoffen, dass Naruto ihm nach dem Abend und den vielen Vorwürfen, auf die er nicht eingegangen war,  auch zuhören würde.   Ich… Wir haben jetzt so viel zusammen durchgemacht, du kannst mich jetzt nicht abweisen! Naruto, bitte nicht! Ich… brauche dich. … Ich liebe dich… … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)