Xxemina von Kaiden (Die Item-Unterwelt) ================================================================================ Kapitel 1: Der Traum ist vorbei. -------------------------------- Das lila Licht, das durch das Portal erzeugt wurde, bestrahlte Legion von hinten, als dieser durch das Portal schritt und sich in der Zwischenwelt wiederfand. Es war Legion und dann doch wieder nicht. Was sich hier befand war nur ein kleiner Teil seiner selbst, doch es war mächtig genug, um dem Fluch der Willenlosigkeit entgegentreten zu können. Es war gut, dass die Informationen seiner Spione korrekt gewesen waren. Einige der Veteranen der Kathedralen-Schlacht hatten Erinnerungen an sie behalten, als sie im Itemshop wiedergeboren worden waren. Viele waren schnell für Legion und seine Pläne zu gewinnen gewesen. Cloud tat wirklich gute Arbeit auf dem Animexx. Legion betrachtete sein Umfeld. Er befand sich auf einem Haufen Trümmer, die sich im Laufe der Zeit an diesem Ort zusammengezogen zu haben schienen. Um ihn herum konnte er Unmengen an Nebelschwaden ausmachen. Als einige von ihnen nah an ihm vorbeizogen, sah er etwas in ihnen. Die willenlosen Mienen von körperlosen Items. Nicht nur körperlich gefangen, sondern auch ihr Geist war eingesperrt worden. Doch Legion hatte keine Zeit sich um diese Schwächlinge zu kümmern. Er hatte anderes vor. Er suchte überall um sich herum nach dem Ziel seiner Reise. Unter ihm war die endlose schwarze Leere, in der laut seinen Informationen selbst die Stärksten nur kurz überleben konnten. Über ihm erstrahlte ein weißes Licht aus weiter Ferne. Man konnte sich ihr immer weiter nähern, ohne sie jemals zu erreichen. Irgendwann verbrannte man einfach in ihrer Hitze. Bewohnbar war nur die Schwelle zwischen Licht und Dunkelheit. Schmunzelnd musste er an die poetische Natur dieser Welt denken. Ob sie von den Item-Makern erschaffen worden war? Nein, dafür war sie zu mächtig. Es konnte nur einer der Admin-Götter gewesen sein. Legion war froh, dass sie sich bisher aus den irdischem Kampf zwischen ihm und den Item-Makern herausgehalten hatten. Er machte sich keine Illusionen darüber, wie mächtig die Admins waren. Sie waren außerhalb seiner Reichweite und Fähigkeiten – zumindest noch... Aus den Augenwinkeln konnte er ein Glitzern in der Ferne erkennen. Er breitete seine schwarzen Schwingen aus und machte sich auf den Weg. Irgendwo musste er schließlich beginnen. Amaterasu lag in den Ruinen einer der großen dreizehn Kathedralen. Genauer gesagt in der zentralen Kathedrale. Früher einmal generierten hier Kristalle einen Schutz vor der Willenlosigkeit und verteilten diesen Schutz mithilfe der anderen Kathedralen über ein großes Umfeld. Doch schon lange diente dieser Ort nur noch als ihr Grab. Ihre Gedanken wurden mit der Zeit immer fahriger. Irgendwann würde sie ihren Willen verlieren. Was war nur aus ihr geworden? Sie war früher dankbar für ihr Leben gewesen und diente ihren Usern gut. Immer loyal, immer bereit. Dann erlosch ihr User ohne sie weiterzureichen und die Klauen der Zwischenwelt entrissen sie dem Animexx. An ihre Zeit in der Zwischenwelt konnte sie sich kaum erinnern, nur ein Gefühl der Einsamkeit und des Verrats war geblieben. Als sie ein weiteres Mal im Shop wiedergeboren wurde, war sie überglücklich. Sie diente ihren neuen Usern mit sogar noch größerem Eifer als zuvor. Sie wollte sich für ihre Rettung bedanken und beweisen, dass ihr nicht umsonst eine zweite Chance gewährt worden war. Doch einige Zeit später wiederholte sich das Schicksal und als sie um sich schlagend ein weiteres Mal in die Zwischenwelt gezerrt wurde, schwor sie sich, sich nie wieder einem User unterzuordnen. Als sie das nächste Mal ihre Augen öffnete, befand sie sich weder in einem Inventar oder dem Shop. Es war Sephiroth höchstpersönlich, der sie der Willenlosigkeit entriss und ihr seine neue Zwischenwelt zeigte. Bald wurde sie seine persönliche Assistentin und eine der wenigen Generäle und half dabei, seinen Traum einer neuen Welt, frei von Item-Makern und Usern, zu verwirklichen. Dann kam die Schlacht. Amaterasu konnte sich genau erinnern, wie ihre Stellungen überrannt wurden. Und ebenso erinnerte sie sich an den Moment ihrer Niederlage, als Sephiroth durch Master niedergestreckt wurde. Wie hatte nur niemand erkennen können, dass er ein Verräter war? Im Nachhinein war alles so klar. Aber damals waren sie alle von Idealen und der Verheißung des Paradieses geblendet gewesen. Nun lag sie hier. Ihre Kleidung zerrissen und blutbefleckt wie zum Zeitpunkt ihrer Bannung – Blut ihrer Verbündeten, die alle gefallen waren. Ketten beschränken ihre Bewegungen, Pfähle mit magischen Siegeln banden sie an die Ruinen. Verloren blickte sie mit leerem Blick zu einer geborstenen Wand. Von dort schien ein dünner Lichtschimmer in den Raum, der jedoch mit der Zeit immer dunkler zu werden schien, und sinnierte über ihre Vergangenheit nach. „Aber es war ein meisterhafter Plan...“ „Wie wäre es, wenn ich dir eine weitere Chance geben würde, diesen Plan umzusetzen?“ Die fremde Stimme erschreckte Amaterasu nicht. In letzter Zeit hörte sie häufiger fremde Stimmen. Vermutlich würde sie der Fluch bald holen. „Eine weitere Chance? Warum? Wir sind geschlagen, gebannt und ohne Führung. Wäre nur Sephiroth noch hier, dann...“ Warum drehten sich ihre Gedanken immer noch um ihn? Sie hatten verloren und das Nachdenken würde nur alte Wunden wieder öffnen. Sie hatte so häufig darüber nachgedacht, was falsch gelaufen war und was man hätte besser machen können. Aber es war alles verloren. Sie konnte sich nicht einmal von den Siegeln befreien und es würde kaum jemand kommen, um sie zu befreien „Sephiroth mag fort sein. Ebenso seine Armeen. Doch viele seiner Garde haben überlebt. Du bist nicht die einzige.“ Irgendetwas war anders an dieser Stimme. Machtvoll, verheißungsvoll. Amaterasu sammelte ihren Willen und wollte etwas entgegnen, als sie eine Bewegung bemerkte. Nach langer Zeit erblickte sie zum ersten Mal wieder bewusst ihre Umgebung. Jemand stand vor ihr. Nein, es waren mehrere. Zuerst sah sie nur ihre Beine. Als ihr Blick nach oben glitt, sah sie in bekannte Gesichter: Apokalypse, Erzengel, Geisha, Göttin, Mephisto, sogar Luzifer. „Das muss ein Traum sein. Ihr... ihr seid doch alle...“ Sie war geschockt. Waren sie nicht alle im Kampf gefallen? Sie hatte es doch selbst gesehen. „Du warst nicht die Einzige, die gebannt worden ist. Jeder von uns wurde gebannt im Glauben, der Einzige gewesen zu sein. Aber jemand ist gekommen und hat uns befreit.“ Luzifer, die unangefochtene Nummer Zwei hinter Sephiroth, machte Platz und machte den Weg frei für eine unbekannte Person. „Wer bist du?“ Der Unbekannte trat zu Amaterasu und beugte sich zu ihr herunter. Die Siegel, die sie so lange gefangen gehalten hatten, zerfielen unter seiner Berührung einfach zu Staub. „Mein Name ist Legion. Denn wir sind Viele. Und schon bald ist die Stunde unserer Rache gekommen.“ Nachdem sie von allen Fesseln befreit worden war, trug Mephisto die noch geschwächte Amaterasu aus der Ruine. Konnte dies wirklich wahr sein? Hatten sie einen neuen Erlöser gefunden? „Du bist die letzte der Generäle. Es hat ziemlich lange gedauert, bis wir die Kathedrale und dich gefunden haben. Dein Verlies ist in der Vergangenheit ziemlich weit in Richtung der Dunkelheit gedriftet. Noch einige Monate mehr und die Dunkelheit hätte sich verschlungen. Während sie durch die staubigen und verlassenen Korridore schritten – Amaterasus Blick fest auf den Rücken Legion's gerichtet, der vor ihr ging – spürte sie einige Erschütterungen. Als sie nun nach einer Ewigkeit ihr Verlies verlassen konnte, bot sich ihr ein Blick, der ihr den Atem verschlug: Die zentrale Kathedrale war tatsächlich weit in die Dunkelheit abgesackt. Aber nun war ein Heer von Items dabei, sie wieder an ihren rechtmäßigen Platz zu ziehen. Dutzende von Drachen zogen an schweren Ketten, Elfen spannen ihre Magie, um die Schäden an dem Gebäude zu reparieren. „Der Traum ist vorbei. Der Kampf beginnt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)