Dem Kater sei Dank von Morathi ================================================================================ Kapitel 3: ----------- 3. Kater sein ist doof, ganz ehrlich. Gut, es hat auch seine Vorteile, immerhin wird man gefüttert und gepflegt und wenn man wollen würde, so wie Hank, dann würde man auch gestreichelt werden. Aber Charles will nicht gestreichelt werden und er will mit Sicherheit nicht Cloud genannt werden! Ehrlich, der Name ist so typisch Tier, das es schon peinlich ist. Vor allem für ihn, einen erwachsenen Mann. Dann doch lieber Professor X. Eriks Miene, als er den Namen gehört hat, hat ihn schon fast wieder sympathisch gemacht, aber eben nur fast. Denn auch weiterhin kocht die Wut in Charles hoch sobald er diesen Mann sieht. Bei Raven ebenso, aber verspürt er auch die Trauer und Enttäuschung, dass er selber als Bruder versagt hat. Erik hat er immer für einen Freund gehalten, meinte ihn zu kennen, aber wie es scheint, hat er sich nur selber getäuscht. Und jetzt, jetzt ist er seine Katze und von ihm abhängig! Gut, prinzipiell hat Erik nicht viel zu sagen, wenn es um ihn und Hank geht und da dieser ihn beschützt, wird er auch nicht in seine Nähe kommen können. Trotzdem hat er das Sagen und beeinflusst seine Anhänger. Ihm die Krallen in den Arm zu jagen bringt wenigstens ein kleines bisschen Genugtuung. Es tut auch gut ihm den Platz streitig zu machen und ihn mit Fauchen zu irritieren. So sehr ihm seine Gefolgschaft auch glaubt und vertraut, so sehr misstrauen sie ihm wenn es um die Kater geht. Sie werden ihn wohl nie deswegen verlassen, aber es ist schön ein bisschen Zwietracht in die Bruderschaft zu sähen. Charles geht Raven aus dem Weg. Also gehen ist gut gesagt, er ignoriert sie weitesgehend im Liegen und Sitzen. Emma hasst er abgrundtief, so sehr Charles eben im Stande ist zu hassen, denn sie war zum Einen immer noch die Verbündete von Shaw und zum Anderen ist sie sein Ersatz an Eriks Seite. Es ist ihm, als wäre es seinem ehemaligen Freund so leicht gefallen sie auszutauschen, als würde er einfach nur die Hemden wechseln. Wobei Charles nun wirklich nicht über Eriks Stil nachdenken will. Immerhin trägt er dieses furchtbare Cape nicht andauernd in der Wohnung. Das müsste Charles, oder wahlweise Hank ihm dann leider auseinander reißen. „Professor? Ihr Blick ist zum Fürchten. Wen soll ich beißen?“ Hach, Charles liebt Hank. Also auf eine nicht-körperliche, geistige Art und Weise. „Niemand, Hank. Noch nicht jedenfalls. Mir fällt aber sicher noch ein guter Grund ein.“ „Solange es nicht Raven ist, ist mir das egal.“ „Keine Sorge, ich möchte ihr nichts tun.“ Beinahe so etwas wie zufrieden liegen sie nebeneinander auf dem Sofa auf ein paar Kissen, die Pfoten von sich gestreckt. Hank fängt nach der kurzen Unterbrechung gleich wieder das Schnurren an, denn er wird von Janos gestreichelt, der die Kater weiterhin mit glänzenden Augen ansieht. Charles ist sich sicher, dass er den Kerl auf seine Seite hätte ziehen können, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Aber stattdessen darf er sich jetzt von ihm versorgen lassen. Wenigstens macht Janos das mit Spaß, im Gegensatz zu Erik. Dieser steht gerade wild gestikulierend mit Raven in der Küche. Scheinbar geht es mal wieder um die Mittel. Ja, so eine Bruderschaft zum Kampf gegen die Menschen kostet eben Geld. Menschliches Geld. Charles erinnert sich wieder daran, wie Erik in die Wohnung gestürmt kam, nachdem er erfahren hatte, dass Ravens Konten nicht gesperrt worden waren. Ehrlich gesagt hatte Charles das tatsächlich anfangs vergessen. Er lag schließlich im Krankenhaus, gelähmt und geschockt. Er hat alles automatisch gemacht. Automatisch gesprochen, automatisch gegessen und geschlafen, sich bewegt. Niemand hat Verdacht geschöpft und selbst Hank, Alex und Sean waren sich nicht sicher, ob sie sich die Lethargie des Professors nur einbilden. Charles wusste, dass sie ihn brauchen, also hat er sich alle Mühe gegeben der Alte zu werden, aber das war unmöglich. Er schaffte es zwar seinen Optimismus und sein Vertrauen in die Menschen wieder aufzubauen, aber es würde nie wieder so grenzenlos und hoffnungsvoll sein wie zuvor. Andererseits war er gar nicht von den Menschen so schmerzvoll verraten und überrascht worden, sondern von den Mutanten, seiner eigenen Art. Nur ein einziges Mal ließ er jemanden so nahe an sich heran und dann passierte dieser Mist. Nein, Charles wird wohl noch eine Weile brauchen, bis er die Geschehnisse verarbeitet hat. Auf alle Fälle hatte er nicht daran gedacht, irgendwelche Konten zu sperren und als er endlich aus seiner Lethargie erwacht war und es ihm in den Sinn kam, seiner Schwester die Mittel zu verweigern, da wollte er es nicht einmal. Es war ihr Geld und er hatte kein Recht dazu, es ihr wegzunehmen. Und ehrlich gesagt wollte er auch ein bisschen für sie sorgen, ihr auf diese Art vielleicht sagen, dass er sie immer noch liebte. War wahrscheinlich vergebene Liebesmüh, denkt er sich jetzt, aber was soll es. Immerhin hat es Erik einen Schrecken eingejagt diese Tatsache zu erfahren und das war es wert. Dass er auch noch paranoid geworden ist und Charles verdächtigt sie zu verfolgen, hätte er zwar nicht gedacht, aber andererseits enthält seine Vermutung ja sogar einen Funken Wahrheit. Wieder muss Charles grinsen und zieht dabei seine Lefzen über die spitzen Eckzähne. Und ja, vielleicht wirkt es ein klein wenig furchteinflößend, aber er findet, dass er das Recht hat sauer zu sein und ein einziges Mal nicht der Gute zu sein. Also faucht er Janos einfach mal aus Prinzip an und rollt sich so gut es geht ein. „Beiß jeden, der versucht mich anzufassen!“ „Mit Vergnügen.“ _____________________ Charles mag Tierärzte nicht. Die Warteräume sind komplett überfüllt und stinken, vor allem nach Hund und Kaninchen. Man selber sitzt in einem kleinen, finsteren Käfig und darf darauf warten, dass man von groben Händen auf einen Seziertisch oder so, gepresst wird und einem dann noch ein Thermometer in den Hintern geschoben wird. Wer wundert sich da denn noch, dass er sich wehrt? Und dabei kann er sich ja nicht einmal groß bewegen. Immerhin wird Charles diesmal das Korsett abgenommen und von dem was der Arzt zu Raven sagt, kann er heraushören, dass er es wohl bald nicht mehr braucht. Das aber wiederum heißt, dass er das verdammte Teil wieder angezogen bekommt und weiterhin tragen muss. Na klasse! Trotzdem kann Charles sich nicht komplett gegen den Funken Hoffnung wehren, der in ihm entsteht. Denn so wie es aussieht wird er gesund. Er ist ja schon froh, dass er seine Beine wieder spüren kann, aber allein die Vorstellung wieder alleine laufen zu können, ob jetzt auf zwei Beinen oder auf vieren, löst ein überwältigendes Gefühl in ihm aus. Beinahe ist er der Mutantin Myria dankbar für das, was sie getan hat. Aber nur beinahe, denn so wirklich hat er ihre Tat noch nicht durchschaut. Will sie, dass Erik und Charles sich wieder vertragen? Oder will sie Charles einfach loswerden? Wie auch immer, das ist eine sehr ungewöhnliche Lösung, deren Ausgang noch niemand erahnen kann. Auf alle Fälle haben Hank und Charles sich dazu entschlossen abzuwarten bis es Charles besser geht. Erst dann wollen sie die Mission „Zurückverwandlung“ in Angriff nehmen. Und wer weiß, vielleicht werden sie bis dahin auch von dem Rest ihrer Gruppe gefunden. Obwohl auch Sean und Alex losgezogen sind, um Mutanten zu suchen, werden sie doch bald merken, dass etwas nicht stimmt. Sie haben sich versprochen, dass sie sich in jeder neuen Stadt melden, mindestens einmal pro Woche und bei einer möglichen Gefahr sofort. Nur dass sie keine Chance hatten sich noch einmal zu melden, ehe sie verwandelt wurden. Da sie nun bereits seit zwei Wochen bei der Bruderschaft sind, sollte den Jungs langsam klar sein, dass etwas passiert ist. Glücklicher- oder unglücklicherweise hat Charles das Gedächtnis von Moira inzwischen längst gelöscht. Hätte er es nicht getan, so hätte man sie vielleicht schneller finden können. Andererseits hätte das einen riesigen Aufstand gegeben und Charles will nicht noch mehr Öl in das Feuer schütten, als das es nicht sowieso von allen Seiten passiert. Jedenfalls sind sie auf sich gestellt und deshalb wird eine Rettungsaktion sowieso weitaus länger dauern, als gedacht. Da sie nicht ihre übliche Gestalt besitzen, wird sie das nur noch mehr Zeit kosten. Mit einem letzten Fauchen verabschiedet Charles sich von dem Tierarzt, eher er, zugegebenermaßen sanft, in den Korb zurück bugsiert wird. Auf dem Rückweg ist er zu beschäftigt sich die Menschen um sie herum anzugucken um sich weiter zu beschweren und Raven lobt ihn mit ihrer Kinderstimme für das wunderbare Verhalten. Vielleicht hätte er ihr in ihrer Kindheit doch ein Haustier kaufen sollen. Oder aber mehr mit ihr kuscheln, wer weiß das schon? „Na braves Miezekätzchen. So ists fein, ganz fein. Ja, wer läuft denn da? Ganz viele interessante Menschen, nicht wahr, Wölkchen?“ Woah! Na dann bitte doch lieber „Cloud“, das klingt nicht ganz so extrem nach einem Pudding, aber wirklich. Fauchen scheint Raven aber nicht wirklich zu beeindrucken. Ob er die Karte schon ausgespielt hat durch diese dauernde Benutzung? Oder aber sie verbringt zu viel Zeit mit Erik. Wahrscheinlich beides. ________________ So langsam traut Emma sich auch an sie heran. Mit misstrauischer Miene beobachtet Charles, wie ihre Hand sich ihm nähert, kurz zögert und dann immer größer wird. Im nächsten Moment jedoch zieht sie ihre Hand schnell zurück und Charles wundert sich, denn noch hat er seine Krallen nicht erhoben. Aber dann taucht Hank auf seiner Seite auf und blickt die Frau mit aufgestelltem Fell an, als wäre sie ein Hund, oder so. Ein schadenfreudiges Grinsen breitet sich auf Charles Katzenmiene aus und es muss gruselig aussehen, denn Emma blickt ihn nur mit großen Augen leicht ungläubig an, ehe sie den Rückzug antritt. „Manchmal wüsste ich wirklich gerne, was so in euren Köpfen vorgeht.“, murmelt sie vor sich hin. „Versuch es erst gar nicht.“, ertönt Eriks Stimme aus dem Flur, „Ihr ganzes Verhalten macht keinen Sinn, also werden ihre Gedanken auch keine machen.“ Wenn du nur wüsstest, denkt Charles sich, aber er bleibt still, sein Blick weiterhin fest auf Emma gerichtet, welche leicht irritiert ist. „Ist schon okay, ich tu dir nichts, versprochen.“ „Du hast bereits zu viel getan!“, flucht Charles. Gut, er versucht es, aber alles was dabei herauskommt ist ein Fauchen und ein kurzes „Meow!“ Genervt dreht er sich weg. ____________ Charles weiß, dass er sich verändert hat und dass er Gefühlen, die er sonst immer unterdrückt hat, als Kater freien Lauf lässt. Jedenfalls mehr als zuvor, aber das ist unwichtig. Hank ist hin und wieder leicht erschrocken, wenn aus Charles die Wut und der Sarkasmus hervorbricht. Auch er ist ein kleines bisschen zynischer geworden, vielleicht auch selbstsicherer. Und vielleicht gefällt ihm die Rolle als Kater auch ein wenig, denn es ist das erste Mal, dass ihn niemand komisch anguckt, dafür dass er Fell hat. Nein, stattdessen wird sein blau-schwarzes Fell tatsächlich bewundert und liebend gerne angefasst. Vielleicht genießt er es sogar. Charles ist immer noch der Gute, will immer noch Frieden und empfindet Krieg zwischen zwei Arten auch weiterhin nicht als Lösung. Genauso wenig wie er das Ausnutzen der eigenen Fähigkeiten oder ihr leugnen als den einen Weg anerkennt. Aber er weiß, und das ist das Schlimme, dass diese abstrusen Ideen für manche genau die richtige Lösung sind. Und das furchtbare daran ist, dass er diese Mutanten einmal geschätzt hat, manche sogar geliebt. Aber das ist ja jetzt vorbei, denkt er sich. Oder redet es sich ein, wer weiß das schon? _____________ Charles weiß wie Eriks Blut schmeckt. Nicht, dass er auf diese Erfahrung besonders erpicht gewesen wäre, aber man soll ja mitnehmen, was man kriegt. Vor allem, wenn man vom Sofa vertrieben werden soll muss man sich wehren. Das ist doch verständlich, oder? Fluchend zieht Erik die Hand zurück und starrt Charles wütend an. „Bist du noch ganz dicht? So ein Krüppel und dann so eine Kraft, das ist unglaublich!“ Ein Kloß setzt sich in Charles Hals fest, als Erik ihn beschimpft. Krüppel? Ja, das ist er und der Fakt, dass Erik das nicht einmal weiß, versetzt ihm einen mentalen Tiefschlag. Er möchte Erik beschimpfen, ihm noch einmal die Krallen in den Arm schlagen, aber er kann sich einfach nicht bewegen, ist an den Platz gefesselt, an dem er abgelegt wurde. Stattdessen muss er also zusehen, wie Erik wie ein Teufel auf ihn zu läuft, langsam und gefährlich. Doch gerade als er vor ihm steht, um einen weiteren Angriff zu starten, da klingelt es an der Tür. Sowohl Erik als auch Charles erstarren, denn es wird niemand erwartet und es ist sicher niemand der Bruderschaft, denn die Tür kann mit einer Zahlenkombination geöffnet werden. „Wir setzen unsere kleine Diskussion später fort.“, flüstert Erik Charles zu, der natürlich nicht allzu erpicht auf das „später“ ist, aber soll er es doch nur versuchen! Augenscheinlich entspannt geht Erik zur Eingangstür und öffnet nach kurzem Zögern. Nach einem Moment Stille erklingt seine Stimme, spiegelt Überraschung wieder. „Ms. Cee? Was machen Sie hier?“ Charles Herz macht einen Sprung, als hätte man es getreten. Myria Cee? Die Myria Cee, die sie verwandelt hat? Was macht sie hier? Am liebsten würde er aufspringen und sie in die Mangel nehmen, aber beide Tätigkeiten bilden keine Option, als ruft er mit einem lauten aber kläglich klingenden „Meeeeeow“ nach Hank. Dieser kommt im nächsten Augenblick angerannt, ahnt dass etwas passiert ist und gerade erinnert er Charles an einen Prinzen aus einem Märchen. Mit etwas mehr Charakter und ohne romantische Gefühle, aber bereit alles zu tun, um die holde Maid, in diesem Fall er selber, zu retten. „Sie haben Katzen?“, erklingt es von der Tür her und Charles möchte nichts anderes, als sie zu zwingen ihr Geheimnis zu verraten und sie zurück zu verwandeln. „Ja, und?“ „Ich liebe Katzen.“ „Was interessiert es mich überhaupt, ob Sie die Viecher mögen oder nicht?“ „Nichts. Ich wollte nur ein wenig Smalltalk halten.“ „Wie nett. Was wollen Sie hier? Sie haben uns unmissverständlich gesagt, dass Sie mit so einer Organisation wie unserer nichts zu tun haben wollen.“ Hank steht im Flur, den Blick starr auf den Eingang gerichtet. Ebenso wie Charles weiß er scheinbar nicht, was er machen soll. Angreifen, oder fliehen? „Ich habe meine Meinung geändert.“ Was? Charles miaut vor lauter Frust. Was plant diese Frau? „Also wollen Sie bei uns mitmachen?“ „Nicht ganz. Ich möchte weder Ihnen noch Professor Xavier folgen, aber ich würde mich anbieten zwischen Ihnen zu vermitteln.“ Charles ist sicher nicht der Einzige, der irritiert ist. Wieso will diese Frau zwischen ihnen vermitteln? Macht sie sich etwa langsam Sorgen, was mit ihm und Hank passiert sein könnte? Oder aber will sie einfach nur einen tieferen Einblick gewinnen? Beast springt zu Charles auf das Sofa, sein schneller Herzschlag wie ein Trommelwirbel in die geschockte Stille hinein. „Was sollen wir machen?“ Große, blaue Augen starren Charles an. „Abwarten.“, ist alles, was dieser erwidern kann. Gespannt starren sie auf die Szene, die sich ihnen bietet. „Sie wollen zwischen uns vermitteln? Wie kommen Sie auf so einen Unsinn? Zwischen mir und Charles gibt es nichts zu vermitteln.“ Was ist das für ein stechender Schmerz, der durch Charles fährt? Wut breitet sich in ihm aus, ebenso eine Trauer, die er selber nicht ganz verstehen kann. Sie waren sich so nah und dann sagt Erik diese Distanz, die er aufgebaut hat, wäre unüberwindbar? Na wunderbar! Ein Fauchen bahnt sich den Weg nach draußen, doch er kann es gerade noch so aufhalten. „Bei allem, was ich von Ihnen und ihm erfahren habe, würde Ihnen ein wenig Vermittlung ganz gut tun.“ Myria Cee redet, als wäre sie eine Mutter, die ihre Kinder rügt: „Seid brav und streitet euch nicht.“ „Moment!“ Eriks Stimme hört sich hoch an, kaum noch unter Kontrolle. „Sie wollen damit andeuten, dass Sie Charles getroffen haben?“ „Natürlich habe ich das. Er hat mich kurz nach Ihnen gefunden und versucht mich zu rekrutieren. Sie sollten aufpassen, denn seine Argumente sind gut. Vor allem die gegen Sie.“ Ein Schnauben entkommt Erik und Charles gleichzeitig, doch der Kater ignoriert das gekonnt. Wenn er solche wunderbaren Argumente hat, warum hat sie sie dann in Kater verwandelt? „Charles hängt seinen Idealen hinterher und ist blind gegenüber der Realität.“ Charles möchte seinen Krallen in irgendwas schlagen. Am Besten in Eriks Arm. Oder dorthin, wo es noch viel mehr weh tut. „Aber viel wichtiger als das, er ist in der Nähe?“ Man kann Myrias Grinsen beinahe bis in das Wohnzimmer sehen. Hören auf alle Fälle. „Oh ja, er ist Ihnen sehr nahe, glaube ich.“ Stille. Schlucken. Stille. Und dann ein Räuspern. „Vielen Dank für die Information. Aber ich denke wir brauchen Sie nicht weiter. Denn egal wie nah Charles ist, wir werden nie wieder einer Meinung sein, oder gar zusammenarbeiten.“ Man hört ein längeres Rascheln, wahrscheinlich durchsucht sie ihre Handtasche. „Hier meine Telefonnummer. Falls Sie doch mal mit dem Professor reden wollen, dann melden Sie sich am besten über diese.“ „Hm.“ Es scheint als wäre Eriks Artikulationsfähigkeit stark eingeschränkt. „Auf Wiedersehen.“ „Hm.“ Während sie das Zuschlagen einer Tür und Schritte vernehmen, fragt Charles sich, warum Erik eigentlich nicht gefragt hat, wie sie die Bruderschaft gefunden hat. Oder aber versucht hat sie doch zu überzeugen dazu bleiben und an ihrer Seite zu kämpfen. Aber wie es scheint, waren momentan andere Aspekte in ihrer Nachricht weitaus wichtiger. Mit einem abwesenden Blick kommt Erik zurück, den Zettel mit ihrer Adresse immer noch in den Händen. Hank und Charles machen ihm sogar Platz, als er sich auf das Sofa fallen lässt. Wobei Charles eher wegrobbt, als geht, aber das scheint den Mann nicht zu interessieren. „Charles ist hier.“ Wie ein Mantra wiederholt Erik diesen Satz immer wieder leise, scheint sich kaum seiner Umwelt bewusst zu sein. Fasziniert beobachten ihn die beiden Kater, nur Zentimeter von ihm entfernt und doch komplett vergessen. Mit einem Mal schreit Erik los, Hank und Charles zucken zusammen und starren hoch in Eriks Gesicht. „Raven! Komm her, Raven!“ Kurze Zeit später erscheint Mystique verwirrt im Wohnzimmer. „Wieso nennst du mich Raven? Wir haben doch die alten Namen abgelegt.“ Doch Erik, Erik ignoriert ihre Worte total. „Charles ist da! Er muss hier irgendwo in der Nähe sein. Wahrscheinlich beobachtet er uns schon die ganze Zeit.“ Auf Ravens verwirrte Miene hin erklärt Erik erst einmal, was passiert ist. Sie sieht in ungläubig an. „Ob er uns wohl folgt?“ Ein Schnurren ertönt, das eigentlich ein Lachen sein sollte. Sie wissen ja gar nicht wie nahe Charles ihnen tatsächlich schon ist. Ob Janos peinlich berührt wäre, wenn er wüsste, wen er nächtelang in sein Bett gelassen hat? „Ich glaube kaum, dass Charles uns folgen würde. Aber wenn er selber Mutanten rekrutiert, dann kann es gut sein, dass er auch diese Route gewählt hat.“, kommt es scheinbar vernünftig von Mystique. „Wie auch immer!“ Erik stellt sich abrupt hin. „Wie es scheint müssen wir wohl ein weiteres Mal die Stadt wechseln, was? Ich möchte Charles sicher nicht im Nacken sitzen haben.“ „Aber ...“ „Nein, Mystique. Du hast dich auch von Charles abgewandt. Meinst du wirklich, er wird sich freuen, wenn ihr euch wiederseht?“ Raven weiß das und doch scheint es sie zu schmerzen. Dabei hat sie sich selber dazu entschieden wegzugehen. Und genau dieser Gedanke wirbelt durch Charles’ Kopf wie ein Ohrwurm. Sie darf nicht traurig sein, denn sie hat sich selber für dieses Leben entschieden, hat ihn zurückgelassen. Ja, er hat sie dazu gedrängt, aber nur weil er dachte, dass es das Richtige für sie wäre. Und vielleicht auch weil er gehofft hat, dass sie doch bei ihm bleibt. „Nein, aber wir können nicht ewig davon laufen.“ Eriks Blick ist zum Fürchten, so voller Anklagen und Wut. „Wir laufen nicht weg, wir gehen nur dem Gegner aus dem Weg.“ „Und was ist, wenn er uns gar nicht verfolgt, sondern nur zufällig in der Gegend ist?“ „Das ist egal. So wie die Dinge stehen möchte ich ihm wirklich nicht über den Weg laufen.“ „Es würde wohl eher ein Kriechen werden.“, maunzt Charles trocken. Still denkt er sich: „Dass Erik mir nicht mehr in die Augen sehen kann, ist verständlich, aber ich hätte es trotzdem nicht erwartet.“ „Also umziehen?“ Raven seufzt ergeben. „Umziehen.“, stimmt Erik zu, „Aber diesmal so weit weg wie möglich.“ Groovy, das klingt nach einem weiteren Umzug in kleinen Kisten mit noch kleineren Luftschlitzen. Sie haben aber auch ein Glück! Ob Myria noch einmal wiederkommt? Was hat sie überhaupt geplant, wenn er doch hier ist und nicht in menschlicher Form Kilometer weit entfernt. Leider sieht es so aus, als müssten sie wohl abwarten. Hilflos sieht Hank ihn an, doch Charles kann nur mit den Schultern zucken, so weit das möglich ist. „Abwarten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)