Just Another Day at the Tower von Morwen (Steve/Tony) ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- „Wir haben ein Problem“, sagte Hank eines Vormittags. „Wasislos...?“, nuschelte Tony verschlafen und hob den Kopf von der Tischplatte. Da er erst vor wenigen Minuten aus dem Bett gestiegen war, standen seine Haare in alle Richtungen ab, und er trug lediglich einen Morgenmantel. In den Händen hielt er eine Kaffeetasse, die er besitzergreifend an sich drückte, als der andere die Küche betrat. Hank hob eine Braue. „Nimm es ihm nicht übel“, meinte Clint, der Tony gegenübersaß und außergewöhnlich guter Laune war. „Es ist erst seine zweite Tasse. Vor drei Tassen fängt sein Spatzenhirn nicht an zu arbeiten.“ „Pah...!“, machte Tony mit gekränkter Miene, ließ dann aber wieder den Kopf auf den Tisch sinken, wobei er ein Geräusch von sich gab, das dem eines sterbenden Wales nicht unähnlich war. Steve, der auf dem Sitz neben ihm saß, musste schmunzeln, dann wandte er seine Aufmerksamkeit seinem Teamkollegen zu, der mitten im Raum stand und sehr nervös aussah. „Was gibt es, Ha-?“ Weiter kam er nicht, denn auf einmal fegte ein heftiger Wind durch die Küche, der die Papiere auf dem Tisch durch die Luft wirbelte und das Geschirr in den Schränken und das Besteck in seinen Fächern klappern ließ. Er rüttelte an den Stühlen und ließ die Lampen an der Decke flackern, und dann manifestierte sich plötzlich ein silberhaariger, junger Mann vor dem Kühlschrank. Als wäre es das Normalste auf der Welt öffnete er seelenruhig die Tür und inspizierte den Inhalt, während der Rest der Anwesenden ihn aus großen Augen anstarrte. „Ah!“, machte der junge Mann nach einem kurzen Moment und lächelte zufrieden, dann bückte er sich, um nach etwas zu greifen, und schloss die Kühlschranktür wieder. Anschließend wandte er sich zu den anderen herum. „Tut mir leid für die Unterbrechung“, entschuldigte er sich und hielt das Glas in seiner Hand hoch. „Es gibt einfach keine vernünftige Salsa-Soße in Venedig. – Bye!“ Und damit verschwand er mit dem gleichen Wirbelsturm, in dem er zuvor gekommen war. Obwohl der ganze Vorgang nicht länger als zehn Sekunden gedauert haben konnte, sah der Raum so aus, als wäre ein Tornado hindurchgezogen. Während Steve sich die Haare wieder glatt strich, die nach dem kurzen Zwischenfall völlig zerzaust waren, sah Clint missmutig das Papierchaos auf dem Boden an. „Ich hasse es, wenn er das tut“, meinte er. Tony starrte nur konsterniert in seine Kaffeetasse, die jetzt nur noch halb so voll war, wie zuvor. Die andere Hälfte ihres Inhalts befand sich auf seinem Morgenmantel. „Das“, klagte er und wrang einen nassen Ärmel aus, „war eine absolut unnötige Verschwendung von gutem Kaffee.“ Steve machte ein finsteres Gesicht. „Ich habe Pietro schon mehrfach gesagt, dass er das innerhalb des Towers lassen soll“, sagte er. „Es ist gefährlich und unverantwortlich von ihm, hier drin seine Kräfte einzusetzen!“ „Und er hinterlässt dabei jedes Mal nur Chaos“, fügte Clint hinzu. Dann runzelte er die Stirn. „Wie kann es überhaupt sein, dass er hier ist? Ich dachte, er und seine Schwester machen gerade Urlaub in Italien.“ „Ich schätze, da ist Wanda im Moment auch noch“, spekulierte Tony. „Pietro ist nur mal kurz vor die Tür gegangen, um Vorräte zu besorgen, wie es scheint.“ „Aber Venedig ist auf der anderen Seite des Planeten!“ „Er ist halt sehr schnell.“ Tony zuckte mit den Schultern. „Andere Leute gehen jeden Tag im Park joggen. Pietro läuft in der Zwischenzeit einmal um den Globus. – Und ganz ehrlich, Barton? Du hast schon seltsamere Dinge gesehen.“ Clint schüttelte nur den Kopf. „Darum muss ich mich aber nicht auch an sie gewöhnen“, murmelte er, bevor er aufstand, um die heruntergefallenen Papiere wieder aufzusammeln. Tony und Steve sahen sich an. ‚Später‘, schien Steves Blick sagen zu wollen. ‚Wir werden später noch über Pietro reden. Ein solches Verhalten bleibt nicht ohne Konsequenzen!‘ Tony verzog nur den Mund zu einem schiefen Lächeln und stand dann auf, um sich neuen Kaffee zu holen. Erst jetzt schien Steve wieder einzufallen, dass Hank noch immer mitten im Raum stand und gerade dabei gewesen war, ihnen etwas mitzuteilen. „Tut mir leid, Hank“, sagte er zu dem Wissenschaftler und schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. „Was wolltest du sagen?“ „Ich, uhm...“ Pym kratzte sich am Kinn und suchte vorsichtig nach den richtigen Worten. „Ich vermisse eines meiner... wie soll ich es sagen... Versuchsobjekte.“ Es wurde plötzlich sehr still im Raum. „Definiere Versuchsobjekt“, sagte Steve nach einer Weile. „Definiere vermissen“, fügte Clint hinzu, der sich gerade nach einem Blatt gebückt hatte und mitten in der Bewegung erstarrt war. Tony sah nur wortlos in seine Kaffeetasse, während neben ihm die Espressomaschine summend zum Leben erwachte. Pym atmete tief durch. „Wie ihr wisst, erforsche und beobachte ich in meinem Labor verschiedene Insektenarten“, erklärte er dann. „Wie sie untereinander agieren, wie sie miteinander kommunizieren... Mein Ziel ist es dabei, einen Weg zu finden, mit ihnen zu kommunizieren, ähnlich, wie es mir schon mit den Ameisen gelungen ist. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren nach und nach zu immer höheren Lebensformen vorgearbeitet...“ „Mir gefällt die Richtung nicht, in die dieses Gespräch geht...“, murmelte Clint. „... und bin mittlerweile bei den Arachniden angelangt“, fuhr Hank fort. „Japp. Definitiv keine Richtung, die mir gefällt“, wiederholte der Bogenschütze. Steve runzelte die Stirn und warf Clint einen Blick zu, der den anderen verstummen ließ. „Arachnida“, sagte Tony auf einmal, der die Augen noch immer auf seine Kaffeetasse gerichtet hatte. „Spinnentiere. Auf der ganzen Welt verbreitet, in unseren Breitengraden jedoch größtenteils harmlos.“ Er hob den Kopf und sah Hank aus dunklen Augen an. „Lass mich raten – es sind keine von der harmlosen Sorte, die du in deinem Labor untersuchst...?“ Pym räusperte sich. „Ich... nun ja... ... nein“, entgegnete er niedergeschlagen. „Großartig“, meinte Clint mit wenig Begeisterung. „Wir finden sie schon wieder“, sagte Steve ruhig. „Wie sieht sie aus?“ „Wie eine Spinne?“, mutmaßte Clint trocken. „Du weißt schon – acht Beine, haarig, hungriger Blick...?“ „Höre ich da etwa Angst in deiner Stimme?“, stichelte Tony. „Respekt, Stark. Lediglich Respekt. Glaub mir, nachdem du mal ein paar Tage im australischen Outback verbracht hast, hättest du den auch“, entgegnete der andere Mann finster. „Ruhe, ihr zwei“, unterbrach sie Steve streng, bevor er Hank mit einem Nicken zum Weitersprechen aufforderte. „Die Spinne, die wir suchen, ist etwa so groß...“ Pym legte seine Hände aneinander. Clint gab im Hintergrund ein leises Stöhnen von sich. „... schwarz und am ganzen Körper behaart. Sie bewegt sich sehr schnell.“ Er überlegte kurz. „Und sie kann springen.“ „Ist sie giftig?“, fragte Steve. „Tödlich sogar“, entgegnete Hank und Tony lächelte humorlos. „Aber sie verfügt über eine Art primitiven... Verstand, könnte man fast schon sagen. Sie hat Instinkte. Sie beißt nur, wenn sie bedroht wird, ist ansonsten aber friedlich.“ „Wie beruhigend“, murmelte Clint. „Wie konnte sie überhaupt entkommen?“, fragte Tony und Hank senkte den Blick, offensichtlich über sich selbst verärgert. „Ich habe keine Ahnung“, gestand er. „Wenn ich nicht persönlich im Labor bin, ist es für gewöhnlich verschlossen, damit Unfälle wie diese nicht passieren können. Letzte Nacht konnte ich es jedoch leider nicht abschließen, da ich meine Schlüsselkarte gestern verlegt habe, und als ich heute Morgen meine Versuche fortsetzen wollte, war die Spinne nicht mehr da...“ „Du hast deine Schlüsselkarte verloren?“ Tony starrte ihn fassungslos an. „Und du teilst uns das jetzt erst mit?“ Auch Steve schüttelte den Kopf. „Wir sollten uns dringend noch mal über die Sicherheitsstandards in den Laboren unterhalten...“ „Moment“, unterbrach ihn Tony an diesem Punkt. „‚Laboren‘? Wieso Plural? In meinem Labor ist es immer sicher!“ Die drei anderen Männer sahen ihn wortlos an. Tony warf die Arme in die Luft. „Okay, okay... meistens jedenfalls!“ „‚Meistens‘ ist nicht gut genug“, erwiderte Steve nur. „Ein ‚immer‘ wäre mir sehr viel lieber.“ Er sah Tony und Hank scharf an. „Und was ich gesagt habe, habe ich ernst gemeint – wir werden noch mal auf dieses Thema zu sprechen kommen.“ Er stand auf. „Aber nicht jetzt. Jetzt gibt es Wichtigeres zu tun. Wir müssen diese Spinne wiederfinden. – JARVIS?“ „Sir?“, ertönte die Stimme der künstlichen Intelligenz. „Aktiviere Notfallprotokoll 3“, sagte Steve. „Fenster und Türen bleiben geschlossen, und niemand geht in den Turm rein oder raus, bevor die Spinne wieder im Labor ist. Verstanden?“ „Jawohl, Sir.“ Ein lautes Rumpeln ertönte und es wurde plötzlich dunkler im Raum, als sich von außen schwere Metallgitter vor die Fenster und die Außenwände des Towers senkten. Anschließend schob sich eine mehrere Zentimeter dicke Schicht aus Stahlschienen darüber, wie ein Vorhang aus Metall, der keinen einzigen Lichtstrahl durchließ. Kurz darauf war die gesamte Fensterfront versiegelt, und nach nur einer Minute hatte sich das ganze Gebäude gegen die Außenwelt abgeschottet und die letzten Gitter senkten sich mit einem endgültig klingenden „Klank“. Einen Augenblick lang saßen sie in totaler Finsternis, bevor das Gebäude auf Notstrom schaltete und die Lampen über ihren Köpfen flackernd wieder zum Leben erwachten. „Okay“, sagte Steve und warf den anderen einen unsicheren Blick zu. „Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber... ich habe doch Notfallprotokoll 3 gesagt, nicht Notfallprotokoll 1. Oder?“ „Jepp“, meinte Clint, der sich misstrauisch umsah. „Klar und deutlich.“ „Was bedeutet Notfallprotokoll 1?“, fragte Hank. „Totale Abriegelung des Gebäudes“, erklärte Tony und fuhr sich nervös durch die Haare. „Notfallprotokoll 1 tritt nur dann in Kraft, wenn New York eine Gefahr droht, die so groß ist, dass nicht mal die Avengers sie abwenden können.“ „Was für eine Gefahr?“, wollte Hank wissen. „Uh, keine Ahnung.“ Tony zuckte mit den Schultern. „Ein Meteor? Ein nuklearer Angriff...?“ „Soll das etwa heißen...“ Clint riss die Augen auf. „Oh mein Gott – Tasha!“ „Und Janet!“ Hank war nicht minder verzweifelt. „Sie und Natasha wollten heute eine Ausstellung besuchen...!“ Doch bevor die beiden Männer aus dem Raum stürmen konnten, sprang Steve auf und stellte sich ihnen in den Weg. „Agent Barton! Doktor Pym!“, sagte er mit strenger Stimme und der befehlende Tonfall ließ die beiden automatisch innehalten. „Jetzt bloß nicht den Kopf verlieren! Wir wissen nicht, was passiert ist – oder ob überhaupt etwas passiert ist! Wir sollten zuerst die Lage erkunden! Soweit ich weiß, könnte die ganze Sache auch nur ein Systemfehler sein.“ Er sah zur Decke empor. „JARVIS!“, rief er, doch der Computer antwortete nicht. „Notfallprotokoll 1 deaktiviert automatisch die KI“, teilte Tony ihm mit. „JARVIS läuft jetzt nur noch im Keller, wo sich die Backup-Server befinden.“ „Können wir ihn von dort aus wieder im ganzen Gebäude zum Laufen bringen?“, fragte Steve. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier immer noch zusammen mit einer hochgiftigen Spinne eingesperrt sind, die wir als erstes finden müssen – und dafür brauchen wir die Hilfe von JARVIS.“ Tony dachte einen Moment lang nach, dann nickte er schließlich. „Ich denke, das sollte ich hinkriegen, ja.“ „Gut.“ Mit entschlossener Miene sah Steve sie an. „Ich glaube, es ist an der Zeit, die anderen zu wecken.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)