Der Kampf um die Digiwelt (Teil 2) von FudoKajimoto (Rückkehr) ================================================================================ Kapitel 4: Verschwunden ----------------------- 1. August, reale Welt, Deutschland, kurz nach drei Uhr morgens In einem Zimmer, das nur von einer Nachttischlampe erhellt wurde, saßen zwei Menschen und blickten unruhig an die Wand, während sie zu akzeptieren versuchten, was ihnen gerade klar geworden war. "Es hat begonnen", sagte einer der beiden, ein Jugendlicher, sechzehn Jahre alt, den die meisten als Stefan kannten. "Du hattest Recht, Sarah", meinte er zu seiner älteren Schwester, die neben ihm saß. Sie blickten unruhig auf ihren Arm, an welchem sich jeweils ein Digivice befand, dann erhob sich der Junge und ging zum Schreibtisch. Er öffnete die oberste Schublade, nahm ein kleines Kästchen heraus und legte die Kette um, an welcher sich ein Amulett befand. Seine Schwester besaß ein ähnliches, welches sie die ganze Zeit trug. Die Visionen, die sie durch ihre Wappen manchmal bekamen, erreichten sie auch, wenn sie ihre Amulette nicht bei sich trugen, doch jetzt würden sie sie brauchen. "Diese Vision ist also auch wahr geworden", flüsterte die achzehnjährige beunruhigt. "Wir müssen uns beeilen. Wenn wir zu spät kommen und die Digiritterin des Lichts gefangengenommen wird, dann ist vielleicht schon alles verloren", fuhr sie fort. Sie begann, eine kleine Befehlssequenz auf ihrem Digivice, welches eine erschreckende Ähnlichkeit mit dem von Christian und Thomas hatte, zu tippen, dann öffnete sich vor den beiden Menschen ein Tor. "Ich weiß, was du meinst", antwortete Stefan, während er sich an die Vision erinnerte, die Sarahs Wappen ihr gezeigt hatte. Einige Stunden zuvor Sarah lag auf ihrem Bett und dachte nach. In ihrer linken Hand hielt sie das Amulett mit dem Wappen, welches sie vor drei Jahren bekommen hatte, welches aus dem Nichts erschienen war. Inzwischen hatten sie und die beiden anderen Digiritter erfahren, warum dies geschehen war und welche Kräfte ihre Wappen besaßen, doch noch immer war es für die drei ein wenig irreal. Sie waren in diesen drei Jahren nur sehr selten in der Digiwelt gewesen, und wenn, dann nur in entlegenen und unbewohnten Gegenden. Während sie noch darüber nachdachte, warum sie, ihr Bruder und ein alter Freund der beiden zu Digirittern geworden waren, erstrahlte ihr Wappen und sie wurde ohnmächtig. Als sie ihre Augen öffnete, befand sie sich auf einer trostlosen grauen Ebene, die sich in alle Richtungen bis zum Horizont erstreckte. Kein Baum, kein Strauch, nicht einmal ein Kieselstein störte die perfekte Ebene. Dann sah sie vor sich eine Gruppe Wesen, die einen Halbkreis gebildet hatten. Die Masse der Wesen kniete, während vier Gestalten im Zentrum des Halbkreises standen, auf einer kleinen Erhöhung, wie es schien. Langsam schlich Sarah näher, um herauszufinden, wen sie dort entdeckt hatte. Als sie sich näherte, erkannte sie zwei Digimon, bei deren Anblick ihr die Luft wegblieb. Es waren ein Black Leomon und ein Devimon, welche hinter zwei in dunkle Kapuzenmäntel gehüllten Personen standen. Die Gesichter der beiden lagen in tiefem Schatten, doch Sarah ahnte, wer es war. Als eine der Personen zu sprechen begann, wurde ihre Vermutung bestätigt. "Es ist soweit", sagte Christian ruhig, während er seine Kapuze abstreifte und über die Digimon hinwegblickte. 'Was soll das hier?', dachte Sarah, während sie näher heranschlich. Dann stolperte sie über ihren eigenen Fuß, weil sie sich zu sehr auf die beiden dunklen Digiritter konzentriert hatte, und fiel direkt in eines der Digimon. Und sie fiel hindurch zu Boden. 'Eine Vision', stellte sie für sich selbst fest, dann erhob sie sich und verfolgte weiter, was geschah. "Bald schon wird sich die Prophezeihung erfüllen", fuhr Thomas fort, welcher ebenfalls die Kapuze abgestreift hatte. 'Christian und Thomas', dachte Sarah. 'Sie sind doch seit drei Jahren verschwunden. Seit sie versucht hatten, die Digiwelt zu übernehmen!' Sie blickte zu den beiden dunklen Digirittern, deren Gesichter sie nur zu gut kannte, auch wenn sie älter geworden waren. "Ein Hoch auf unsere Meister", rief eines der versammelten Digimon. Die Menge begann zu jubeln. Jetzt konnte Sarah auch erkennen, worauf die beiden Digiritter und ihre Partner standen. Es war eine Steintafel, in die etwas in einer sonderbaren Schrift eingemeißelt war. Sarah war sich sicher, dass es die Sprache der Digiwelt war, doch sie konnte die Schrift nicht lesen. "Das einzige, was sich im Raum hinter dem Himmelstor befand", fuhr Christian fort. Sarah erinnerte sich noch gut daran, als Christian und Thomas gute Freunde von ihr gewesen waren. Schon damals hatten sie sich einen Spaß daraus gemacht, abwechselnd zu sprechen. Sie waren gut darin, genau zu wissen, was der andere sagen würde und nutzten dies oft zu ihrem Vorteil. "Erst durch euch ist uns klar geworden, was die Prophezeihung bedeutet", meinte das Digimon, welches zuvor schon die Menge angeheizt hatte. Es war ein Piedmon, soweit Sarah das sagen konnte. Sie hatte schon von diesem Digimon gehört, doch noch keines wirklich gesehen. "Aber ohne dich hätten wir sie nicht verstanden", entgegnete Christian, als er von der Tafel heruntersprang und sich zu dem eingravierten Text umwandte. "Dunkelheit einst fast die Welt beherrschte, durch dunkle Macht sie verschwand." Thomas sprang neben Christian zu Boden und wandte sich ebenfalls der Steintafel zu, so dass die gesamten Digimon sich in ihrem Rücken befanden. "Wenn das Licht erlischt, wird sie wiederkehren und verschlingen Meer und Land", beendete der jüngere der beiden dunklen Digiritter den Text. "Unsere Vorbereitungen sind getroffen, ihr treuen Diener der Dunkelheit. Bald werdet ihr mit uns zusammen in die Digiwelt zurückkehren und diese Prophezeihung erfüllen. Wir werden die Digiwelt mit Dunkelheit überziehen und herrschen!" Die dunklen Digiritter begannen zu lachen und die Masse der Digimon stimmte in das Lachen ein. Sarah wurde schon bei diesem Geräusch mulmig zumute. Erst jetzt realisierte sie wirklich, wie viele Digimon sich um die beiden versammelt hatten. Es waren sicherlich mehrere tausend. "Was meinten sie mit wenn das Licht erlischt", sagte sie zu sich selbst, als sich auf der Steinplatte ein Tor zu öffnen begann. "Es ist geschafft", rief Christian mit einer Stimme, die selbst Magma gefroren hätte. Sarah trat unwillkürlich zwei Schritte zurück. "Das Licht ist erloschen. Jetzt kehren wir in die Welt zurück, die schon vor drei Jahren uns hätte gehören sollen!" Der dunkle Digiritter trat, gefolgt von seinem Partner, durch das Tor. Thomas und Black Leomon folgten sofort, dann strömten die anderen Digimon hinterher. Sarah erwachte schweißgebadet. Sie wusste, wenn die beiden mit dieser Armee bösartiger Digimon zurückkehren würden, wäre ein Sieg über sie fast unmöglich. Die Digiritterin erhob sich, griff zu ihrem Handy und drückte eine Schnellwahltaste, während sie zum Zimmer ihres Bruders eilte. "Dass die beiden wirklich zu so etwas fähig sind, kann ich immer noch nicht glauben", meinte Sarah, während sie daran dachte, wie sie, ihr Bruder, Christian und Thomas damals waren. Zusammen mit ihrem alten Freund Raphael waren die fünf eine untrennbare Gruppe gewesen, die alles gemeinsam gemacht hatte. "Sie hatten sich geändert, das haben wir gemerkt. Aber ich weiß, was du meinst, Sarah", entgegnete ihr Bruder, während er den Rucksack nahm, den sie schon vorbereitet hatten. "Raphael geht nicht ran", meinte die Digiritterin, während sie erneut versuchte, den dritten in ihrer Gruppe zu erreichen. "Vielleicht ist er schon los. Wenn sein Wappen ihm etwas ähnliches gezeigt hat wie meines, dann ist er auf jeden Fall schon los." Stefan nickte wissend. Dann trat er zusammen mit seiner Schwester durch das Tor, welches sich hinter ihnen schloss. Das Zimmer war verlassen, doch noch immer wurde es von der Nachttischlampe erhellt, welche unheimliche Schatten an die Wände warf. 1. August, reale Welt, Japan Birdramon und Kabuterimon kreisten gemeinsam am Himmel, während unter ihnen Vademon und Datamon gemeinsam versuchten, die beiden Championdigimon aus der Luft zu holen. Vademons Attacke, die mit riesigen Gesteinsbrocken funktionierte, hatte dabei eine höhere Chance als Datamons Bomben, doch keines der Digimon schaffte es, Birdramon und Kabuterimon zu treffen. "So kommen wir nicht weiter", stellte Koushiro nüchtern fest, während er gemeinsam mit Sora den Kampf beobachtete. "Sie sind nicht stark genug, um gegen zwei Ultralevel zu gewinnen." Sora nickte mit sorgenvoller Miene, während Koushiro auf ihrer Brust das Wappen der Liebe erkennen konnte. 'Natürlich, sie können ja inzwischen wieder auf das Ultralevel digitieren', dachte er sich, dann wandte er sich wieder dem Kampf zu. Auch auf seiner Brust erstrahlte das Wappen. Birdramon und Kabuterimon leuchteten in der Luft auf und digitierten zu Atlurkabuteriom und Garudamon, welche sofort die beiden bösartigen Digimon angriffen. "Wir schulden den heiligen Digimon noch mehr", meinte Sora, während sie sah, wie Datamon und Vademon alles aus sich herausholten, um nicht von den Attacken der beiden Ultra-Level getroffen zu werden. Jyou hatte sich hinter Ikkakumon in Sicherheit gebracht, welches mit seinen Harpunen die Angriffe des Waruseadramon abfing. "Beeil dich, Ikkakumon", rief Jyou gestresst. "Sie sind hinter Hikari her. Wir müssen sie finden!" Ikkakumon begann aufzuleuchten und digitierte zu Zudomon, während auf Jyous Brust das Wappen der Zuverlässigkeit zu sehen war. Das Ultralevel packte seinen Hammer und ging zum Angriff über. "Ich werde nicht zulassen, dass ihr uns dazwischenfunkt", fluchte Waruseadramon und ließ Zudomon eine weitere Attacke entgegenfliegen, doch das Ultra hob einfach den Hammer und schlug sie zur Seite. "Es ist getan, zieht euch zurück", hallte plötzlich eine Stimme über den Park und durch die Häuserschluchten daneben. Waruseadramon stockte kurz, dann öffnete sich vor ihm ein Portal. "Es ist noch nicht vorbei, Digiritter. Es beginnt erst", meinte es, dann durchquerte es das Portal und war verschwunden. "Schnell, zu den anderen, Zudomon", meinte Jyou, während er auf seinen Partner kletterte. Das Ultralevel begann loszurennen, in die Richtung, aus der gerade eben noch Kampfgeräusche gekommen waren. Als er die anderen Digiritter erreicht hatte, konnte er bereits sehen, dass er zu spät kam. Es waren alle Digiritter anwesend, bis auf Hikari. Gatomon war jedoch ebenfalls bei ihnen, und das verhieß nichts Gutes. Gerade in diesem Augenblick trafen auch Daisuke und die anderen neuen Digiritter ein. Sie hatten die Atmosphäre der Gruppe schon bemerkt und auch die ganzen Ultralevel-Digimon sprachen Bände, was hier gerade passiert war. "Was ist passiert?", sprach Ichijouji die Frage aus, die sie alle belastete. Gatomon blickte traurig in die Runde. "Es war LadyDevimon. Es hat Hikari entführt. Ich... ich kam zu... zu spät...", wimmerte es. Die Digiritter sahen sich bestürzt an. "Wir sind zu spät", meinte Sarah, welche in einer Astgabel unweit der Digiritter saß. "Ich hatte irgendwie schon vermutet, dass wir zu spät kommen würden. Wir reden hier schließlich von Christian. Er hat immer alles gut geplant!" Stefan, welcher auf einem Ast unter ihr saß, nickte. "Diese Ogremon haben uns daran gehindert, Kontakt mit den Digirittern aufzunehmen und sie zu warnen. Warum konnten wir die Zukunft nicht verhindern, Sarah?" Seine Schwester schüttelte traurig den Kopf. Sie ahnten, was nun geschehen würde. Doch solange sie ihre Partner nicht wiedergefunden hatten, konnten sie nicht viel dagegen tun. "Meinst du, wir hätten es verhindern können, wenn wir früher gekommen wären?", fragte die Digiritterin ihren jüngeren Bruder. Dieser schüttelte nur den Kopf und blickte zu Boden. Dort, unter dem Baum, hatten sich bis gerade eben noch drei Ogremon befunden und sie daran gehindert, sich den Digirittern zu nähern. Als der Schrei erklungen war, hatten sie, so unglaublich es auch schien, ein Tor in die Digiwelt geöffnet und waren verschwunden. Seine Gedanken wurden vom Piepsen seines Digivice unterbrochen. Er blickte auf das Display und war nicht erstaunt, eine Nachricht von Raphael vorzufinden. "Ich bin schon in der Digiwelt. Ihr solltet auch kommen. Eure Partner warten schon auf euch", las der Digiritter vor. Dann begann er, in einer Nachricht schnell zu erklären was passiert war und dass sie keine Zeit zu verlieren hätten. "Hoffentlich wendet sich dennoch alles zum Guten", flüsterte Sarah, während sie vom Baum kletterte. Stefan hatte gerade die Nachricht versendet, als sie das Tor in die Digiwelt öffnete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)