Mamá von Ajaka ================================================================================ Kapitel 7: Fotos ---------------- Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. An einem Freitag fuhr ausnahmsweise Feliciano Gilbert nach Hause, da Matthias nun endgültig die Lust am Taxi spielen verloren hatte. „Tonia! Feli hat etwas für dich!“, rief Gilbert, als er mit seinem italienischen Kumpel ins Haus kam. Das war der zweite Grund, warum Feliciano ihn gefahren hatte. Neugierig streckte Antonia ihren Kopf aus der Küche. „So?“, fragte sie lächelnd. „Ve~ Es ist nur eine Kleinigkeit, Frau Carriedo!“ Feli kramte in seiner Tasche und gab Gils Mutter ein kleines, abgewetztes Büchlein. „Das wurde mir geschickt. Aber da ich alle Rezepte, die ich brauche, im Kopf habe und Sie eine gute Köchin sind, dachte ich, Sie freuen sich über das Rezeptbuch meiner Großmutter!“ Lächelnd nahm Antonia das Kochbüchlein entgegen. Falls sie sich nun wegen Felicianos Halbbruder Sorgen macht, dachte Gilbert, dann versteckt sie es verdammt gut! „Danke, Feliciano. Sehr nett von dir.“, bedankte sich die Spanierin. „Wie wärs, wenn du zum Abendessen bleibst und ich versuch mich an einem Rezept?“ Der Italiener strahlte und verschwand mit Gilbert in dessen Zimmer. Während seine Mutter einkaufen fuhr, quetschte der Albino Feli ein wenig aus. „Wie läufts mit Ludwig?!“, war gleich die erste Frage. „Sehr gut, sehr gut!“, meinte Feliciano freudestrahlend. „Er ist einfach niedlich, so schüchtern…“ „Was, was, was? Ludwig, unser muskelbepackter blonder Deutscher ist SCHÜCHTERN?!“ Das haute ihn um. „Das glaube ich dir nicht, Feli!“ Der kicherte. „Doch, doch! Er traut sich nicht mal, mich von sich aus mit Zunge zu küssen! Würde er nicht so verklemmt sein, hätte ich ihn schon längst…“ „Jaja, schon okay. Keine weiteren Details bitte!“, unterbrach Gilbert ihn. Er akzeptiere Schwule und Lesben ohne Vorenthalt. Aber so wirklich was von ihren privaten Sachen wollte er dann doch nicht wissen, es ging ihn ja einfach nichts an. Kurz legte er nachdenklich den Kopf schief. „Wie… ist das eigentlich? So mit einem Mann?“, fragte der Albino dann leise. Das hatte er sich schon öfters gefragt, wie das denn war, mit einem Mann zu schlafen. „Fehlt da nicht etwas?“ Mit seinen Händen formte er zwei übertrieben große Brüste. „Nicht, dass ich schwul wäre oder so… Dennoch… wie fühlt sich das an…?“ Sein Blick huschte zur Tür. Sie war verschlossen und seine Mutter war eh nicht da. Konnte schon mal keiner reinplatzen und sein Gelaber mitbekommen und falsch deuten. Breit grinste ihn sein naiver Kumpel an. Doch irgendwie wirkte es gar nicht so naiv wie sonst, vor allem, als er langsam näher kam. „Willst es wohl testen, ve~?“ „Ähm, n-naja…“ Mit einem selbstsicheren Grinsen, welches seine plötzliche Unsicherheit verstecken sollte, rutschte Gilbert auf seinem Bett so weit zurück, bis er an der Wand lehnte. Und der Italiener kam ihm nach! „D-du hast doch Ludwig! Der wird mich umbringen, wenn er rausfindet, dass du nun mit mir rummachst!“, meinte er, als Feliciano ihm immer näher kam. Nein, nein! Dieses Grinsen konnte nichts Gutes bedeuten!! Einen kleinen Augenblick, bevor Gilbert die Lippen des Italieners auf seinen Lippen fühlen konnte, schallte Antonias Stimme durch das Haus. „Bin wieder da, Jungs! Wollt ihr mir nicht ein wenig helfen?“ Erleichtert beobachtete Gil, wie Feli wieder der Alte wurde, von ihm abrückte und nach unten huschte. Etwas verwirrt fasste er sich an die Lippen. Wahrscheinlich hätte er es zugelassen, dass Feliciano ihm ein wenig von seiner Welt zeigte… Wenn der nicht vergeben wäre. Und nicht von einer Sekunde auf die andere so seltsam geworden wäre… Langsam ging auch Gilbert in die Küche. Bereits wieder grinsend sah er seiner Mutter und seinem Kumpel beim Kochen zu. Schwarze Spaghetti mit Scampisugo sollte es geben. Für Gilbert schien es ewig zu dauern, bis die beiden fertig waren. Erst, als Feliciano sein Smartphone aus der Tasche zog, von der Pasta und ihnen drei ein Foto machte, bemerkte Gil, dass das Essen fertig war. „Ve~ Eine schöne Erinnerung!“ Nachdem Feli ein wenig herum getippt hatte, packte er sein Smartphone auch schon wieder weg und sie fingen an, zu essen. Der Albino war auch sehr erleichtert, dass sein Kumpel wieder freundlich und naiv war. Von dem seltsamen Verhalten vorhin war nichts mehr übrig. Ein paar Minuten, nachdem Feliciano sein Handy weggepackt hatte, gab ein anderes Smartphone in Italien ein leises Geräusch von sich, welches erstmals mit einem abwertenden Blick abgetan wurde. „Also, habt ihr ihn?“ Böse Blicke wurden zwei Männern in schwarzen Sakkos und mit dunkeln Sonnenbrillen zugeworfen. „Nun, Signor Vargas. Nicht direkt ihn. Aber seine ältere Schwester und seinen Neffen. Seine Eltern sind ja schon längst tot.“, bestattete einer von ihnen, ein etwas korpulenter, kleiner Mann, Bericht. Vargas zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ältere Schwester? Neffe?“ „Sí.“, meinte der zweite Mann, der schlanker und größer als sein Kollege war. Er reichte seinem Chef eine dünne, braungelbe Mappe. „Sie waren als Kinder unzertrennlich.“ Kindheitsfotos eines braungebrannten Geschwisterpaares, die dieselben smaragdgrünen Augen besaßen, gab die Mappe preis. Den Jungen erkannte der Chef der Mafiosos sofort. „Das ist er! Das ist Antonio!“, meinte er. Aber von dem Mädchen hatte er noch nie etwas gehört. „Wo wohnt sie, wie heißt sie, wie alt ist sie?“ „Sie heißt Antonia Fernandez Carriedo, Chef. Sie ist 24. Jahre alt, also 2 Jahre älter als ihr Bruder. Wo sie wohnt haben wir noch nicht herausgefunden. Aber es ist sicher, dass sie in Spanien wohnt.“ „Idioti!“ Wütend sprang der Italiener auf. „Und da wagt ihr es, mir unter die Augen zu kommen! Verpisst euch!“ Die Mappe wurde ihren Besitzern nachgeworfen, die regelrecht aus dem Büro ihres Chefs rannten. Schnaubend ließ sich Vargas wieder auf seinen Stuhl sinken und holte sein Smartphone hervor. >Feliciano hat ein Foto auf seine Pinnwand gepostet< zeigte es an. Gelangweilt sah er sich die Bilder seines Halbbruders halt mal an. So ein Idiot. Postete Bilder von Pasta. Und von einem Kumpel und dessen Mutter… Stutzig sah er auf das Display. Vargas nahm das Bild von Antonio und seiner Schwester, was auf seinem Schreibtisch zurück geblieben war, und hielt es neben die Spanierin mit den smaragdgrünen Augen. Ein fieses, breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich glaube, ich sollte meinen lieben Halbbruder mal wieder besuchen und mich bei ihm bedanken…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)