Sowas wie Liebe: Neji von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 12: Teil 2 - Unfreiwillige Pause und klärende Gespräche --------------------------------------------------------------- „Neji, was sollen wir machen?“ Mit geschlossenen Augen versuche ich, die beste Möglichkeit herauszufinden. Doch irgendwie ist es schwer nachzudenken. Mit langsamen Schritten verlasse ich das Gasthaus und trete hinaus an die frische Luft. Sofort atme ich ein und ich merke, wie mein Kopf wieder klarer wird. Also doch, in diesem Gebäude ist immer noch das in der Luft, was uns vorher unser Bewusstsein geraubt hat. Und auch wenn es nun nicht mehr so stark vorhanden ist, merkt man es doch noch nach einer Weile... Okay, einmal zusammengefasst. Wir sind auf dem Weg nach Kurigakure, um unsere Auftraggeberin mit dem Friedensabkommen zu eskortieren. Das Bündnis ist zerstört und mit dem Zeichen von Kirigakure gekennzeichnet. Die sind aber eigentlich mit uns verbündet. Dennoch haben uns Ninja aus Kirigakure angegriffen. Wenn diese Info die Runde macht, dann wird das Abkommen zwischen Kiri und Konoha angezweifelt und wenn die Sache intern zwischen den Kage nicht geklärt werden kann, wird es zu einem Kampf kommen, bei dem jeder seine Verbündeten und damit die Feinde des jeweils anderen um Hilfe bitten wird. Soweit darf es nicht kommen. Ich hebe meine Hand und lege die Fingerspitzen gegen meine Stirn, während ich die Augen schließe und den Kopf senke. Wir sollten nicht die Nerven verlieren und uns erstmal auf das Wesentliche konzentrieren. Und das Wesentliche ist, dass wir Hoshimi-sama finden. Ich höre Schritte hinter mir und realisiere, dass die anderen mir nach draußen gefolgt sind. „Neji?“ Das ist TenTens Stimme. „Was machen wir jetzt?“, fragt nun Lee und wiederholt damit die Frage, vor der ich drinnen geflüchtet bin. Ich drehe mich nicht zu meinem Team um. „Wir werden Hoshimi-sama suchen und sie zu diesem Zwischenfall befragen. Sie muss zweifellos etwas darüber wissen. Nur sie hatte das Abkommen bei sich.“ „Nii-san... Was denkst du?“ Nun drehe ich mich zu meinem Team um und schaue es an. Mein Blick ist entschlossen und mir ist diese ganze Sache mehr als ernst. „Entweder konnte sie fliehen oder sie gehört zu unseren Feinden. Eines von beiden ist es.“ Ich sehe die anderen nicken. „Was schlägst du vor?“, fragt TenTen mit ebenso ernster Stimme. „Wir werden uns wie geplant auf den Weg nach Kurigakure machen. Auch wenn wir Hoshimi-sama nicht finden sollten die Bewohner doch wissen, was vorgefallen ist.“ Wieder nicken. Ich wende mich an Hinata-sama. „Du weißt, was du zu tun hast?“ Hinata-sama setzt einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf. Da ist keine Unsicherheit zu sehen, keine Angst. Nur feste, tiefe Entschlossenheit. „Du kannst auf mich zählen, Nii-san.“ Ich nicke kurz zur Bestätigung, dann gebe ich das Zeichen zum Aufbruch. Sofort aktiviert Hinata-sama ihr Byakugan und schaut währenddessen nach Hoshimi-sama. Wir nehmen den direkten Weg an die Küste Hi no Kunis und dort passieren wir die Brücke, die uns direkt nach Tsuri no Kuni bringt. Es ist eine lange Brücke und der meiste Teil davon ist in Nebel gehüllt und macht das Vorwärts kommen schwer. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit sehen wir in Nebel gehüllt die ersten Berge aus dem Wasser empor steigen. „Ich kann Land sehen!“, jubelt Lee, als auch er die Felsspitzen erkennen kann. „Dann lass und noch ein bisschen Gas geben!“, motiviert TenTen sich und ihn nun und gemeinsam sprinten die beiden voraus. Normalerweise wäre ich mit ihnen gelaufen, doch ich bleibe hinten bei Hinata-sama und beobachte sie heimlich. Sie hatte den ganzen Weg über ihr Byakugan aktiviert. Zudem ist sie am Kopf verletzt und auch wenn die Blutung aufgehört hat sind die Wunden nicht ohne und müssen das Aufrechterhalten des Jutsus zusätzlich erschweren. Sie muss erschöpft sein. Nicht einmal ich hätte solange die Kunst halten können, ohne auch nur die Anzeichen von Erschöpfung deutlich zu zeigen. „Hinata-sama, mach eine Pause. Schone deine Augen“, rate ich ihr, doch sie schüttelt den Kopf. „Nein, Nii-san. Es geht mir gut. Außerdem darf ich dich nicht... enttäuschen...“ Ihr Blick ist weiterhin starr nach vorne gerichtet. „Hinata-sama...“ Doch plötzlich fängst sie an zu schwanken, stolpert dann über ihre eigenen Füße und fällt zu Boden. Sofort stoppe ich und kehre um, mache direkt neben ihr Halt und geh auf die Knie. „Hinata-sama!“Mühsam versucht sie, sich wieder aufzurichten. Ihre Arme zittern und Schweiß tropft ihr vom Gesicht. Langsam zieht sie ein Bein nach vorne, im Begriff sich jeden Moment darauf hoch zu drücken. Doch noch eh sie etwas machen kann packe ich ihre Arme, lege sie über meine Schultern und hieve sie auf meinen Rücken. „Neji-nii-san, w-was machst d-du da?“, entfährt es ihr erschrocken, doch wehren tut sie sich nicht. „Du hast zu viel Chakra verbraucht. Ruh dich aus. Ich übernehme von jetzt an.“ Mit diesen Worten klemme ich meine Arme unter ihre Beine und setz mich wieder in Bewegung. TenTen und Lee haben zwischenzeitlich angehalten, um auf uns zu warten und sobald ich wieder mit ihnen auf einer Höhe bin, laufen auch sie weiter. „Ist alles in Ordnung mit ihr?“, fragt TenTen besorgt und schaut zu Hinata-sama hoch. Sie muss zwischenzeitlich eingeschlafen sein, denn meine Freundin dämpft ihre Stimme. Ich nicke. „Sie hat nur zu viel Chakra verbraucht. Wenn sie sich jetzt ausruht, dann wird es ihr bald wieder besser gehen.“ Ich spüre wie ihr Kopf auf meine Schulter rutscht und muss leicht lächeln. Früher hätte sie verbissen versucht, nicht einzuschlafen. Sie hatte damals viel zu viel Angst vor mir und auch, nachdem sich unser Verhältnis gebessert hatte, ging sie meist noch unbewusst auf Abstand. Eine ganze Weile später kommen wir dann endlich auf der Insel an. „Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ Die Wachen stellen sich uns in den Weg und halten ihre Waffen vor uns ausgerichtet. Ich trete einen Schritt vor. „Wir sind Ninja aus Konoha und sind hier, weil wir eure Kage, Hoshimi-sama, sicher hierher eskortieren sollten.“ Die Wachposten beäugen und skeptisch und ziehen ein missmutiges Gesicht. „Ich kann sie nicht bei euch sehen. Wo habt ihr sie gelassen?“ „Wir sind unterwegs leider in Schwierigkeiten geraten und haben sie verloren.“ „Ihr habt sie 'VERLOREN'??!“ Die Wachen richten ihre Waffen nun gefährlich nahe auf uns und nun tritt TenTen vor und hebt beschwichtigend die Hände. „Hey, hey. Bitte hört uns zu. Wir wurden von feindlichen Ninja betäubt und als wir wieder zu uns kamen, waren wir an einem ganz anderne Ort. Zu diesem Zeitpunkt war Hoshimi nicht mehr bei uns.“ Einer der Wachposten betrachtet TenTen misstrauisch und schaut dann wieder zu mir. „Ist das wahr, was sie sagt?“ Ich nicke und schließe die Augen. „Wie können wir euch glauben?“ „Hey, was ist hier los?“ Eine junge Frau kommt hinter den Wachen hervor und stellt sich vor uns. „Wer seid ihr?“, stellt sie nun auch die Frage und genau wie den Wachposten beantworten wir sie ihr. „Wir sind Ninja aus Konoha und kommen mit dem Auftrag, Hoshimi-sama sicher hierher zu eskortieren.“ Auch auf ihr Gesicht legt sich Skepsis und eine ihrer Augenbrauen wandert in die Höhe. „Aha, und wo ist sie?“ „Rikku-san, diese Ninja behaupten, dass sie Hoshimi-sama verloren und nicht wiedergefunden haben“, mischt sich einer der Wachposten ein. Rikku-sans Blick bleibt weiterhin auf uns haften, dann atmet sie sichtbar aus. „Kommt mit in den Palast. Dort könnt ihr mir alles erklären.“ Ihr Blick wandert zu Hinata-sama auf meinem Rücken. „Was ist mit dem Mädchen?“ „Sie hat sich überanstrengt und muss sich ausruhen. Sie ist eben erst zusammengebrochen und wird noch nicht wieder genug bei Kräften sein.“ Rikku-san nickt. „Folgt mir.“ Mit diesen Worten setzt sie sich in Bewegung, an den Wachen vorbei und steuert auf ein großes Gebäude inmitten auf einem Berg zu. Die dortigen Wachposten verbeugen sich kommentarlos und lassen uns passieren. Gemeinsam folgen wir Rikku-san in das Gebäude und bleiben vor einer Tür stehen, die sie öffnet und einen Blick in ein schlichtes Zimmer preis gibt. „Du kannst sie dort drin auf das Bett legen. Meine Ärzte werden gleich nach ihr sehen und euch dann bescheid geben, wie lange sie braucht um wieder fit zu sein. Für euch werde ich ebenfalls Zimmer vorbereiten lassen, in denen ihr über Nacht bleiben könnt.“ So gut es geht verbeuge ich mich mit meiner Cousine auf dem Rücken und betrete dann das Zimmer. Es ist einfach gehalten, aber zum Ausruhen ist es mehr als ausreichend. Vor dem Bett bleibe ich stehen und lasse sie vorsichtig von meinem Rücken auf das Bett gleiten. Schnell werfe ich einen kurzen Blick auf sie, dann verlasse ich wieder das Zimmer und schaue Rikku-san an. „Also, wer von euch ist der Teamführer?“ „Das bin ich“, antworte ich und sehe sie nicken. Dann geht sie wieder vor und wir folgen ihr in das Büro der Kage. Dort setzt sie sich auf einen Stuhl hinter einem Schreibtisch und legt die Ellenbogen auf das Holz. „Wie ihr bereits unschwer mitbekommen habt heiße ich Rikku. Ich bin Hoshimis Stellvertreterin und verwalte alle Angelegenheiten, während sie außer Haus ist.“ Kurz schließt sie die Augen, öffnet sie aber kurze Zeit später wieder und schaut uns durchdringlich an. „Und wer seid ihr jetzt genau?“ „Wir sind die Eskorte für Hoshimi-sama. Das hier ist TenTen, eine Waffenspezialistin und das ist Rock Lee, ein Taijutsu-Spezialist.“ Abwechselnd zeige ich auf die beiden, während ich sie vorstelle. „Die Kunoichi, die sich grade ausruht, ist Hinata Hyuuga und ich bin Neji Hyuuga, der Teamkapitän.“ „Soso... Welchen Rang habt ihr?“ „Chuunin. Ich selbst bin Jounin.“ „Soso...“, sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. „Dann erzähl mir mal, wie ihr Hoshimi verlieren konntet.“ Ich erzählte ihr jedes Detail unserer bisherigen Mission. Von meinem Verdacht, sie könnte den Feinden angehören, sagte ich jedoch nichts. Ich wollte nichts riskieren und schon gar nicht den Zorn einer Nation mit Elitekämpfern auf mich oder Konoha ziehen. „Und dann haben wir noch dies hier gefunden...“ Ich greife in meine Tasche und ziehe die beiden Hälften des Bündnisses hervor. Rikku-sans Blick wird sofort ernst, als sie es sieht und auffordernd streckt sie die Hände danach aus. Wortlos überreiche ich ihr die beiden Teile und trete wieder einige Schritte zurück. Angespannt überfliegt Rikku-san das Dokument und legt es dann langsam beiseite. „Und dieses Dokument hatte sie also die ganze Zeit über bei sich?“ Ich nicke. „Wir hielten es für besser, wenn sie es behält. Wenn einer von uns es gehabt hätte und demjenigen was passiert wäre... So wollten wir sicherstellen, dass Kage und Bündnis gleichzeitig zurückkehren.“ Rikku-san nickt schweigend und senkt den Blick zurück auf das aufgerollte Dokument vor ihr. „Neji-kun, kann ich dich eben alleine sprechen?“ Erstaunt schaue ich auf und ich merke, dass auch mein Team jetzt hellhörig ist. „Was? Um was geht es?“ Doch statt zu antworten schüttelt Rikku-san nur den Kopf. „Alleine, von Jounin zu Jounin.“ „Ich habe vor meinem Team keine Gehei-“ Mit einem Blick bringt sie mich zum Schweigen und geschlagen drehe ich mich zu TenTen und Lee um. „Geht doch bitte schauen, wie es Hinata-sama geht.“ Ohne eine Bemerkung nicken die beiden betreten und verlassen dann leise das Büro. Ich drehe mich wieder zu Rikku-san um und schaue sie ernst an. „Was ist los?“ „Nun, das Problem ist nicht, dass ihr sie 'verloren' habt, sondern dass die echte Hoshimi-sama gar nicht erst in Konohagakure angekommen ist.“ Überrascht und geschockt gleichermaßen trete ich einen Schritt vor. „Was? Wie meint Ihr das?“ Rikku-san nickt und zeigt auf die Unterschrift auf dem Dokument. „Dies hier ist nicht Hoshimis Handschrift. Sie hat eine völlig andere.“ Nun knallen meine Hände auf den Schreibtisch nieder und langsam realisiere ich den wirklichen Ernst der Lage. Wenn Hoshimi-sama niemals in Konoha angekommen ist, wer war dann die Frau, die wir eskortiert haben? „Das dieses Friedensbündnis zerstört und mit dem Zeichen von Kirigakure beschmiert ist bedeutet entweder, dass Kirigakure sich nun gegen euch stellen möchte oder dass deren Ninja eigenmächtig gehandelt haben und nun einen Keil zwischen die großen Nationen treiben wollen. Beides wäre schlimm genug. Zudem habe ich die leise Befürchtung, dass eure falsche Hoshimi etwas damit zu tun hat und in die ganze Sache mehr verwickelt ist, als ihr angenommen habt.“ Ich nicke. „So weit war ich mit meinen Überlegungen auch bereits.“ Überrascht hebt Rikku-san die Augenbrauen und sieht mich an. „Das musst du mir jetzt erklären...“ Und so erzählte ich ihr von dem Fund ihrer Fußspuren im Gasthaus und von den Optionen, die wir durchgegangen sind. Rikku-san selbst nickt nur dann und wann und scheint die Ruhe weg zu sein. Ich beuge mich leicht über den Schreibtisch auf sie zu. „Rikku-san, wir müssen schleunigst nach Hoshimi-sama suchen. Vielleicht können wir sie noch retten. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.“ Doch statt meine Bitte zu gewähren winkt sie ab. „Eine aus eurem Team liegt kampfunfähig im Bett. Du hattest selbst gesagt, dass sie sich verausgabt hat. Lass uns erstmal den Bericht der Ärzte abwarten, dann entscheiden wir weiter.“ Aber wenn wir hier noch mehr Zeit vertrödeln, dann könnte der Schlimmste Fall eintreten. Wenn die anderen Nationen erst einmal mitbekommen haben, was hier grade vor sich geht, dann werden sie sich wieder um Tsuri no Kuni streiten – und Konoha höchstwahrscheinlich angreifen, damit es nicht wieder als Verbündeten gewählt werden kann. Ich beiße die Zähen aufeinander und balle meine Hände zu Fäusten. „Aber...“ „Neji-kun, beruhige dich. Ich kann deinen Standpunkt verstehen. Für Konoha steht viel auf dem Spiel, wenn eure Mission scheitert. Doch wir können die Situation momentan nicht ändern.“ Ihr Blick richtet sich wieder auf meinem und sie lehnt sich ein Stück vor. „Ich werde einige unserer Ninja losschicken. Sie sollen Hoshimi-samas Route nach Konohagakure folgen und auf jedes verdächtige Detail achten. Es bringt nichts, wenn du jetzt mit deinem Team losziehst und dabei Hinata in Gefahr bringst. In ihrer momentanen Lage kann sie wohl kaum kämpfen...“ Mein Blick bleibt auf dem Tisch kleben und heftet sich dort an einen imaginären Punkt. Sie hat Recht. Ich darf Hinata-sama nicht in Gefahr bringen. Und solange sie nicht kampfbereit und ausgeruht ist, ist jede Konfrontation mit dem Feind eine Gefahr für sie. Plötztlich klopft es an der Tür und auf Rikku-sans Geheiß tritt einer der Medic-Nins in den Raum. „Wir haben den Bericht jetzt vorliegen, Rikku-san.“ Mit einem Nicken gibt sie zu verstehen, dass er weiterreden soll und nun drehe auch ich mich zu dem Mediziner um. „Sie hat eine beachtliche Menge Chakra verbraucht. Es wird lange dauern, bis sie das wieder regeneriert hat. Außerdem hat sie einige Platzwunden am Kopf sowie eine leichte Gehirnerschütterung. Wir haben sie versorgt, dennoch sollte sie heute Nacht zur Kontrolle hier bleiben. Wenn es ihr dann morgen besser geht, werden wir sie entlassen können.“ „Danke. Du kannst gehen.“ Mit einer Verbeugung verabschiedet sich der Ninja und verlässt das Büro. Rikku-san atmet hörbar aus und stützt ihr Kinn auf die verschränkten Finger. „Da hast du es. Bleibt heute Nacht hier, morgen früh seid ihr dann frei, uns wann immer ihr wollt zu verlassen und euch zurück auf eure Mission zu begeben.“ Eine Weile schweige ich, verbeuge mich dann aber und verlasse kommentarlos das Büro. Also sitzen wir für heute hier fest. Mit gesenktem Kopf und geballten Fäusten gehe ich den langen Flur zu unseren Aufenthaltsräumen entlang. Es ist alles meine Schuld. Hätten wir keine Pause in dem Dorf gemacht, dann wären wir nicht gefangen genommen worden. Dann hätte sich vielleicht das Spiel der falschen Hoshimi-sama aufgedeckt, bevor etwas Schlimmeres passiert wäre. Hätte ich Hinata-sama nicht so sehr beansprucht, dann würden wir jetzt nicht hier festsitzen. Dann könnten wir uns sofort auf die Suche nach der richtigen Hoshimi-sama machen. Aber ich Idiot habe nicht weitergedacht. Ich habe Hinata-sama erbarmungslos ihr Byakugan einsetzen lassen. Und nun ist die echte Hoshimi-sama irgendwo gefangen, im besten Fall noch lebendig und im schlimmsten Fall bereits tot. Und wenn Letzteres eintritt, dann kann Konoha sich warm anziehen. Unachtsam donnert meine Faust gegen die Wand und bleibt an ihr hängen. „Verdammt...“ … Leise betrete ich das Zimmer, in dem Lee, TenTen und ich heute Nacht untergebracht sein werden und schiebe die Tür hinter mir zu. „Wie war's?“, fragt TenTen besorgt und steht von ihrem Sitzkissen auf. „Gar nicht gut. Wir haben ein Problem...“ „Was für eines?“, fragt nun Lee und steht ebenfalls auf. Ich senke den Kopf. „Hoshimi-sama... Die echte Hoshimi-sama ist nie in Konoha angekommen. Wir haben die ganze Zeit jemand anderes eskortiert. Und wahrscheinlich gehört dieser Jemand zu den Feinden.“ TenTen zieht hörbar die Luft ein. „Das bedeutet dann ja, dass die echte Hoshimi-sama...“ Ich nicke. „Entweder ist sie tot oder sie wird irgendwo gefangen gehalten. Und das können wir nur herausfinden, wenn wir nach Yugakure gehen.“ „Aber was ist mit Hinata-sama?“ Berechtigte Frage von Lee. „Sie wird sich bis morgen ausruhen müssen, ansonsten bringen wir sie nur unnötig in Gefahr.“ „Dann werden TenTen und ich losgehen und sie suchen.“ „Das werdet ihr nicht.“ „Neji, wenn wir jetzt nichts machen, dann...“ „Ich habe gesagt, dass ihr hier bleibt! Als Anführer bin ich für euch verantwortlich und ich werde einen Teufel tun und euch auf die Feinde hetzen!“ Mein plötzlicher Ausbruch lässt Lee verstummen und betreten senkt er den Kopf. Kurze Zeit herrscht drückendes Schweigen, dann erhebt TenTen das Wort. „Wenn du deine schlechte Laune loswerden willst, dann geh draußen die Luft verprügeln. Aber lass sie nicht an deinem Team aus.“ Ihre Stimme klingt ruhig, gefasst. Doch ich kenne sie gut genug um den drohenden Unterton zu hören, der in ihren Worten mitschwingt. Ich schaue ihr in die Augen und sehe darin, wie ernst sie es meint. Ich gebe ein kurzes, gereiztes Geräusch von mir und gehe dann an ihr und Lee vorbei zur Terassentür, die ich aufschiebe und in die Dunkelheit trete. Draußen stelle ich mich an das Geländer und richte meinen Blick in den Himmel, zum Mond. Als Anführer muss ich die Verantwortung übernehmen und als Anführer bin ich dafür verantwortlich, ob die Mission gelingt oder scheitert. Es ist meine Aufgabe, das wieder grade zu biegen. Nach wenigen Minuten höre ich, wie die Tür langsam aufgeschoben wird, dann erklingen Schritte auf dem Holz und TenTen erscheint neben mir. Sie schaut mich nicht an, sondern richtet ihren Blick ebenfalls in den Himmel. Sie sagt kein Wort, schweigt nur und leistet mir Gesellschaft. Ich seufze. „Es tut mir Leid... Ich habe überreagiert.“ Meine Stimme klingt leise in dieser endlosen Dunkelheit vor uns. „Du hast nur gehandelt, wie es sich für einen Gruppenleiter gehört.“ Verständnis schwingt in ihrer Stimme mit und nun betrachte ich sie von der Seite. Sie blickt weiterhin in den Himmel, doch ich kann ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen sehen. Und wieder einmal werde ich daran erinnert, warum ich mich damals in sie verliebt habe. Ihr Wesen, ihre ganze Art. Sie kann so verständnisvoll sein und dennoch scheut sie sich nicht, ihre Meinung frei heraus preiszugeben. Sie besitzt eine Art von Stärke, die ich gerne hätte und niemals haben werde. Ich richte meinen Blick auch wieder in den Himmel. TenTen, die vorher noch ihre Arme auf dem Geländer liegen hatte, drückt sich nun weg und dreht sich um, um sich mit dem Rücken dagegen zu lehnen. „Weißt du... Ich habe Lee von uns erzählt...“ Schweigend drehe ich mich zu ihr und sehe sie an. Doch ohen auf ein Wort von mir zu warten, setzt sie wieder an. „Ich denke mir, dass es diese Mission wesentlich vereinfacht, wenn er über uns Bescheid weiß. Früher oder Später hätte er es sowieso herausgefunden...“ Mein Blick wandert nach drinnen zu Lee. Also brauchen wir uns vor ihm nicht mehr verstellen... TenTen dreht sich wieder um und blickt auf das Meer, das in der Dunkelheit schwarz vor uns liegt. Ich tue es ihr gleich. „TenTen, ich werde heute Nacht losgehen und-“ „Du wirst nichts machen. Hier wird niemand den tapferen Einzelkämpfer spielen, nur weil es der Stolz oder die Ehre von einem verlangt.“ Erstaunt richte ich meine Augen auf sie und nun erwidert sie meinen Blick. „Lass Hinata sich heute Nacht ausruhen. Ich bin sicher, dass Rikku-san selbst entsprechende Maßnahmen treffen wird, die unser Beisein nicht unbedingt erforderlich machen.“ Hinata-sama... „Hast du nach ihr gesehen?“ TenTen nickt. „Sie war kurz wach und hatte sich für irgendwas entschuldigt. Doch sie ist schnell wieder eingeschlafen.“ Ich nicke stumm, schaue nun auf das dunkel Meer und höre dem leisen Geräusch der Wellen zu. „Neji?“ „Hmm?“ „Bitte tu mir den Gefallen und vergiss nicht, was du mir versprochen hast, ja?“ Ohne eine Antwort abzuwarten drückt sie sich wieder vom Geländer weg und betritt wieder den Raum. Kurz sehe ich ihr nach, dann richte ich meinen Blick wieder nach vorne. Dieses Versprechen... Nein, ich würde es nicht vergessen... Nun drücke auch ich mich vom Geländer und betrete wieder den hell erleuchteten Raum. Langsam schließe ich die Tür hinter mir und schaue zu Lee. „Lee, ich möchte mich für eben entschuldigen. Ich hätte so nicht mit dir reden sollen.“ Lee richtet schweigend seinen Blick auf mich und schüttelt dann mit dem Kopf. „Es ist sicherlich hart als Anführer, es allen gerecht zu machen, das Team beisammen halten zu müssen und die ganze Zeit die Mission im Hinterkopf zu behalten. Ich kann verstehen, wenn es an die Nerven geht.“ Ich schließe kurz die Augen und murmel ein kurzes 'Danke' vor mich her, bevor ich mich auf eines der Sitzkissen setze. „Wo ist TenTen?“ „Sie wollte nochmal nach Hinata-sama sehen...“ Ich nicke, dann kehrt Schweigen ein. „So... Neji... Du und TenTen also...?“ Heimlich richte ich meinen Blick auf ihn. Er hat die Hände auf die Oberschenkel gepresst und den Kopf gesenkt. Sein Körper zittert verdächtig. Ist er etwa nervös? Oder hat er Angst vor meiner Reaktion? Ich nicke kurz. „Ja...“ Das Zittern wird stärker. „Uuuuuuh“, überrascht schaue ich nun ganz zu meinem Teamkollegen. Was ist mit ihm los? Meine Frage soll sofort beantwortet werden, denn im selbem Augenblick springt er mit einem gewaltigen Leuchten in den Augen und einem breiten Grinsen auf dem Mund auf und schnappt sich meine Hände, die er mit seinen umschließt. „Das ist wunderbar! Endlich hast du das Feuer der Jugend in dein Herz gelassen! Ich hab es die ganze Zeit gewusst! Ich hab schon immer gesagt, dass ihr perfekt zusammenpasst!“ Meine Augenbraue zuckt leicht, während ich mir seine Freudentriaden anhöre und vor seiner Überschwänglichkeit zurückweiche. „Lee...“ „Sag schon! Wer hat den Anfang gemacht! Hast du es ihr zuerst gesagt oder hast du sie gleich geküsst?! Wie lange bist du bereits in sie verliebt?! Oh, ich muss das sofort Sensei Gai erzählen, wenn wir zurück sind!“ „Lee!“ Sein Blick wird eindringlich und mit seinem Gesicht kommt er mir gefährlich nahe. Sein Blick bohrt sich in meinem und ist zu allem entschlossen, während ich mittlerweile an inneren Schweißausbrüchen leide. Warum nur ist diese Reaktion so Lee-typisch? „Neji...“ Seine Stimme klingt eindringlich und ernst, als wenn ein Leben auf dem Spiel stände. Ich schlucke und warte ab. „Haben du und TenTen bereits gemacht, was Lieben-“ Schnell bringe ich wieder Abstand zwischen uns. „Geh weg!“ Solche Fragen fehlen jetzt noch. „Aber was denn?“ Nun klingt seine Stimme unschuldig. Ich brauche nicht in den Spiegel schauen um zu wissen, dass mein Gesicht grade ziemlich rot anläuft. „Denkst du nicht, dass diese Frage zu weit in die Privatsphäre eindringt?!“ Lee plumpst nach hinten und starrt mich entgeistert, aber mit einem fiesen Grinsen an. Schnell verschränke ich die Arme, schließe die Augen und drehe mich gekonnt demonstrativ weg. Ich bin bereit, ihm die anderen Fragen zu beantworten, aber das geht dann doch zu weit! Doch Lee denkt gar nicht daran, jetzt locker zu lassen. Sofort ist er wieder an meiner Seite und stubst mich mit dem Ellenbogen in die Seite. „Komm schon, wir sind unter uns. Von Mann zu Mann kannst du das doch sagen.“ Nun ist das Fass entgültig übergelaufen. Ich hole aus und mit einem lauten Geräusch landet meine Faust auf seinem Kopf und hinterlässt dort eine große Beule. „Du solltest dich schämen! Sie ist immerhin deine Teamkameradin!“ Es ist mir nicht peinlich darüber zu sprechen. Natürlich hatten wir schon. Was denkt er denn bitte? Doch es gibt Details, die sollte er einfach nicht wissen und DAS ist eines davon. Den Rest des Abends gehe ich nicht weiter auf seine Andeutungen und Fragen ein und sein breites Grinsen im Gesicht ignoriere ich einfach. Ich merke, wie TenTen immer wieder verwirrt zwischen und hin und her schaut, doch sie hakt nicht weiter nach. Sicherlich kann sie sich auch so denken, auf welches Thema Lee unser Gespräch lenken wollte... Am nächsten Morgen sind wir früh wach. Während Lee und TenTen sich aufbruchbereit machen, verlasse ich grade den Raum und begebe mich zu Hinata-samas Zimmer. Kurz klopfe ich an, dann trete ich ein. Sie liegt noch im Bett und wird grade von einem der Ärzte untersucht. „Neji-nii-san“, begrüßt sie mich lächelnd, als sie mich sieht. „Hinata-sama, wie geht es dir?“, frage ich ohne jegliche sichtbare Emotion. „Es geht wieder. Ich denke, dass ich mich ausreichend erholt habe, nii-san.“ Ich nicke und wende mich an den Arzt. „Doktor?“ Dieser beendet seine Untersuchung, steht auf und sieht mich an. „Ich stimme ihr zu. Ihr Chakra scheint sich wieder vollständig regeneriert zu haben und ihre Kopfverletzungen sind mit Chakra behandelt worden. Dennoch kann es noch zu leichten Schwächeanfällen kommen, die auf die Gehirnerschütterung zurückzuführen sind. Du solltest also ein Auge mehr auf sie haben, wenn es zu Kämpfen kommt.“ Ich nicke. „Also kann sie heute entlassen werden?“ Auch der Doktor nickt und lächelt. „Ich werde gleich Rikku-san Bescheid geben. Soll ich ihr etwas von euch ausrichten?“ Ich verneine mit einem Kopfschütteln. „Ich werde sie ebenfalls aufsuchen, bevor wir losziehen.“ „Na gut.“ Mit diesen Worten verlässt der Medic-Nin den Raum und lässt uns alleine. Mein Blick schweift zu Hinata-sama. „Bitte mach dich bereit zum Aufbruch. Ich werde derweil nochmal mit Rikku-san reden. Wir brechen dann sofort auf, wenn ich wieder da bin.“ „Hai!“ Entschlossen nickt sie. Ich drehe mich um und gehe auf die Tür zu. Doch bevor ich den Raum ebenfalls verlasse, bleibe ich nochmal kurz stehen. „Und Hinata-sama?“ „Ja, Nii-san?“ Ich spüre ihren Blick auf meinem Rücken. „Es gilt wieder das Gleiche wie zu Beginn der Mission für dich. Greife nicht aktiv an, solange ich es dir nicht sage. Verstanden?“ Diesmal fällt ihr Antwort weniger Enthusiastisch aus, doch wieder stimmt sie zu. Ohne ein weiteres Wort verlasse ich den Raum und mache mich auf den Weg zu Rikku-san. Ich kann es nicht riskieren, dass Hinata-sama sich aktiv am Kampf beteiligt, wenn sie noch Schwächeanfälle bekommen könnte. Eine winzige Sekunde in einem solchen Moment reicht aus, um bereits eine Lücke zu offenbaren und dem Gegner eine Chance zu geben, das Blatt zu wenden. Vor der Tür zum Kagebüro bleibe ich stehen und klopfe an. „Herein“, dröhnt es von drinnen und langsam öffne ich die Tür. Rikku-san erblickt mich und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. „Ah, Neji-kun. Ich habe gehört, dass es Hinata wieder besser geht.“ Ich nicke und bleibe in einem angemessenen Abstand zum Schreibtisch stehen. „Ja. Der Arzt sagt, dass sie wieder los darf.“ „Bist du deswegen hier?“ Ihr Blick ruht wissend auf meinem und ein Lächeln huscht nun über ihr Gesicht. „Nun denn, ich habe mir bereits gedacht, dass ihr so bald wie möglich aufbrechen wollt, um die Mission hoffentlich noch erfolgreich zu beenden und unsere Abgesandte und Anführerin sicher zu uns zurück zu bringen.“ Ich schweige und Rikku-san steht von ihrem Stuhl auf. „Ich werde euch bis an die Küste begleiten und euch helfen, schneller vorwärts zu kommen.“ Überrascht sehe ich meine Gegenüber an. „Schneller vorwärts kommen?“ Sie nickt und dreht sich zum Fenster hinter ihr um. „Ihr müsst nicht wieder den ganzen Weg über die Brücke zurück. Einige Bewohner von Kurigakure können eine Kunst, die es uns ermöglicht in das Zwielicht einzutauchen und uns dort gegen Raum und Zeit fortzubewegen. So kann man große Strecken innerhalb kürzester Zeit zurücklegen.“ Verwirrt neige ich den Kopf. „In das Zwielicht?“ Nickend dreht sie sich wieder zu mir um und lächelt breit. „Ja. Wir betreten eine Schattenwelt, eine Art Parallelwelt, in der die Zeit anders verläuft als hier. Sehr viel langsamer. Trotzdem sind unsere Bewegungen innerhalb dieser Welt normal. Wenn man das auf die Realität projezieren würde, dann würden wir uns hier in unvorstellbarer Geschwindigkeit bewegen.“ Nun verstehe ich, was sie meint. „Da das aber selbst für den schnellsten Menschen unmöglich ist, taucht ihr in diese zweite Welt ein.“ „Du hast es erfasst. Ich werde euch bis über das Meer begleiten und euch rauslassen. Den Rest müsst ihr dann alleine hinbekommen. Ich muss das Reich verwalten und kann hier nicht weg.“ „Ist gut.“ Schweigend warte ich ab, ob Rikku-san noch was zu sagen hat und tatsächlich scheint ihr noch was eingefallen zu sein. „Geht über Yugakure. Hoshimis Route sah vor, dass sie durch die Schattenwelt an die Küste von Yugakure geht und sich von dort so nahe wie möglich Konohagakure nähert.“ Rikku-san wühlt eine Landkarte hervor und breitet sie auf dem Schreibtisch aus. Dann winkt sie mich zu sich und zeigt mir die Route, die für Hoshimi-sama vorgesehen war. „Yugakure ist eine friedliche Nation, die sich der Ninjaausbildung abgewandt hat und jedem Einlass gewährt, solange seine Besucher friedlich bleiben. Da hier keine Gefahr zu drohen schien wählten wir diesen Weg für Hoshimi. Dann sollte sie hier“, ihr Finger bleibt auf der Karte liegen, „über die Grenze gehen und von Ninja aus Konoha abgeholt werden, die sie sicher bis nach Konohagakure geleiten.“ Mein Blick bleibt auf der Karte ruhen. „Dann muss der Plan in Yugakure gescheitert sein, wenn an der Grenze bereits die falsche Hoshimi-sama in Empfang genommen wurde...“ „So seh ich das auch. Ich habe bereits gestern Nacht noch meine Truppen ausgesandt und sie die Gegend untersuchen lassen. Noch sind sie nicht zurückgekehrt.“ Schweigend schaue ich Rikku-san wieder in die Augen und sie erwidert meinen Blick. „Neji-kun, ich verlasse mich auf dein Team.“ Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf, trete wieder einen Schritt zurück und verbeuge mich. „Wir werden unser Bestes geben, eure Anführerin wohlbehalten wieder zurückzubringen.“ Lächelnd nickt sie und setzt sich wieder auf den Stuhl. „Du bist dann entlassen. Ich treffe euch unten am Hafen.“ Mit einer erneuten Verbeugung verlasse ich den Raum. Dann ist es also entschieden. Unser erstes Ziel ist dann Yugakure. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)