Sowas wie Liebe: Neji von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Die Verabredung -------------------------- Ich sitze in meinem Zimmer und schaue aus dem Fenster. Ich habe gleich eine Verabredung mit TenTen. Ich möchte mir ihr etwas besprechen. Ich schaue zur Uhr. Noch eine ganze Stunde, die ich hier sitzen und nachdenken kann. ~X~ Es fing alles in der Akademie damals an. Die Mädchen hangen sich an mich wie Affen an Bäume. Sie schienen nicht zu verstehen, dass sie nervten, dass ich meine Ruhe haben wollte und sowieso über allen stand. Ich blockte immer ab, gab unfreundliche Antworten und versuchte so, die Menschen auf Abstand zu halten. Ein Genie wie ich brauchte keine Freunde. Ein Genie hatte sein Talent und das war, was wirklich zählte. Dennoch blieb ein Mädchen die ganze Zeit über hartnäckig. Versuchte immer wieder, mich in Gespräche zu verwickeln, mich in Gruppen zu integrieren. Und sie beobachtete mich heimlich. Sie dachte wohl, dass ich das nicht bemerkte. Wie auch immer, sie war nur genauso wie die anderen alle auch. Schwach, Unwert, ein Klotz am Bein. Und dennoch gab sie einfach nicht auf. Und dann kam der Tag, an dem wir in unsere Teams eingeteilt wurde. Und wie durch ein Zufall war auch dieses Mädchen, TenTen, in meinem Team. Als Sensei Gai nach ihrem Traum fragte, sagte sie sie wolle wie Tsunade-sama werden. Ich schaute sie an. Das war ein ziemlich hoch gestecktes Ziel. Und das könnte sie auch nur mit dauerhaftem Training erreichen. Wenn sie es überhaupt schaffte. Und dieser Lee wollte ein Ninja werden, der nur mit Taijutsu kämpft? Ich lachte spöttisch. Ich hielt es für einen sehr schlechten Scherz. Sowas könnte nicht gehen und er würde es spätestens dann merken, wenn er auf der ersten Mission versagt. Dachte ich jedenfalls. Jetzt muss ich zugeben, dass Lee wirklich besser geworden ist. Meinen Traum wollte ich nicht sagen. Das ging den anderen nichts an. Auch nicht meinem Sensei. Als wir dann unsere erste Trainingsstunde hatten, sollten wir alle gegeneinander kämpfen. Und schnell wurde eines klar. Ich war das Genie, Lee war der Verlierer. Und TenTen war nur eine schwache Kunoichi. Aber immerhin beherrschte sie Genjutsu und Ninjutsu und man musste sie sicherlich nur richtig fördern, damit auch sie stärker wurde. Und tatsächlich entwickelte sie bald ihren eigenen Kampfstil. Als Waffenbeschwörerin schleuderte sie alle möglichen Waffen auf ihre Gegner. Oft trainierten wir miteinander. Sie war besser zum trainieren als Lee, weil sie mich forderte. Nicht, dass sie auch nur einmal gegen mich eine Chance gehabt hätte. Dafür war sie einfach zu schwach. Doch ohne Unterlass griff sie an, ohne Unterlass wehrte ich ab. Teilweise bis an die Erschöpfungsgrenze. Doch mir fielen einige Stellen auf, die sie verbessern konnte. Zumindest, um gegen mich eine Chance zu haben. Wir würden häufiger trainieren müssen. Die Übungen während des Trainings reichten nicht aus. Wenn wir jeden Tag zusammen kämpfen könnten, würde es beiden helfen. Mir und auch ihr. Nach einen weiteren Trainingskampf ging ich zu ihr und sprach sie an. Ob sie nicht an einem freien Tag mal Zeit hätte, sich mit mir zu treffen. Sie willigte sofort ein, auch wenn sie mich skeptisch musterte. ~X~ Ich schaue wieder zur Uhr und mache mich dann auf den Weg zu dem Café, bei dem wir uns treffen wollen. Wie immer bin ich etwas zu früh da, also lehne ich mich gegen die Wand des Gebäudes und warte. Und nach Zehn Minuten erscheint sie auch. Sie lächelt, winkt und läuft mir entgegen. „Hallo, TenTen“, sage ich knapp und sie begrüßt mich ebenfalls mit einem einfachen 'Hallo'. Zusammen betreten wir das Café. Es ist ziemlich voll hier, aber da drüben am Fenster ist noch ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen frei. Ich steuere darauf zu und wir setzen uns. Sofort kommt eine Bedienung und nimmt die Bestellungen auf. Dann geht sie wieder. Ich schweige. Auch TenTen sagt nichts. Sie schaut auf den Tisch. Irgendetwas dort muss ihre Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben. Nach einer Weile kommt die Bedienung wieder und stellt Getränke auf den Tisch ab. Sie sagt kurz etwas und verschwindet dann wieder. Und wieder herrscht Stille zwischen uns. Wie fange ich am besten an? Wie sage ich es ihr, dass sie nicht sofort ausflippt oder es falsch aufschnappt? Doch noch während ich darüber nachdenke, fängt sie das Gespräch an. „Heute ist ein schöner Tag, oder?“ Was? Will sie jetzt ernsthaft mit mir über das Wetter sprechen? Klar, es scheint die Sonne und es ist warm draußen. Sommer eben. Aber nicht so außergewöhnlich, als das man darüber sprechen müsste. Ohne auf ihre Frage weiter einzugehen schaue ich sie an. „TenTen, ich muss dir etwas sagen.“ Erstaunt weiten sich ihre Augen und sie starrt mich an. Habe ich etwas falsches gesagt? Hätte ich gleich zum Punkt kommen sollen? „Wenn du dich anstrengst, hast du vielleicht auch eine Chance.“ Nun schaue ich sie irritiert an. Was spricht sie da? Kann sie sich etwa denken, worüber ich mit ihr reden möchte? Aber warum sagt sie so etwas zu mir? „Das gleiche könnte ich dir sagen.“ Ich sehe eine Unsicherheit in TenTens Blick. Sie scheint völlig aus dem Konzept gerissen worden zu sein. Was geht denn bitte in ihrem Kopf vor? „Was? Wie meinst du das?“, fragt sie mich. Ich ziehe leicht meine Augenbrauen zusammen. Sie hat also doch keine Ahnung, warum ich mich mit ihr treffen wollte? Dann muss ich es ihr wohl klar machen. „Ich wollte dir sagen, dass du besser an deiner Technik arbeiten musst. Du bist immer noch zu schwach. Nicht schwächer als Lee, aber von einem weiblichen Ninja habe ich mehr Ehrgeiz erwartet. Und wenn du dich mehr anstrengst, hast du vielleicht auch bald eine Chance gegen mich.“ Fassungslos schaut sie mir in die Augen und anscheinend fehlen ihr auch die Worte. Sie schaut mir einfach nur in die Augen und plötzlich erkenne ich Wut in ihrem Blick. Ist sie wütend auf mich? Kommt sie etwa mit der Wahrheit nicht mehr klar? Mir entgeht nicht, wie sich ihre Hand zur Faust ballt. Und dann schnellt sie von ihrem Platz hoch und wirft den Stuhl hinter sich um. Alle Blicke im Café richten sich auf uns, doch mir soll´s egal sein. Immerhin ist es TenTen, die hier randalieren möchte und nicht ich. „Wolltest du mir etwa nur das sagen?“ Nun ist die Wut auch deutlich aus ihrer Stimme raus zu hören. Doch noch beherrscht sie sich. „Ja. Ich wollte in Ruhe mit dir über deine Trainingsmethode sprechen und wie man sie optimieren kann. Immerhin möchte ich nicht von Klötzen am Bein aufgehalten und in meinem Bestreben eingeschränkt werden.“ Und plötzlich knallt sie ihre Faust auf den Tisch und bringt die Getränke zum überschwappen. „Neji, du bist so ein Schwachkopf! Mistkerl!“ Sie keift mich regelrecht an und verlässt das Cáfe. Doch ich verstehe ihre Wut nicht ganz. Ich habe ihr doch schon häufiger gesagt, dass sie schwach ist und sich verbessern muss. Nichts ist schlimmer als ein Teamkamerad, der zu nichts taugt und die Mission nur unnötig gefährdet oder behindert. Also muss sie trainieren. Noch mehr als zuvor. Mit mir. Mir ist klar, dass Frauen nicht ganz so viel Kondition haben wie Männer. Aber es ist möglich. Sie muss sich nur anstrengen. Dann würde sie auch bald im Training richtig mitkommen und nicht immer zwischendurch vor Erschöpfung zusammenbrechen. Ich denke noch mal an ihren Blick, den sie mir entgegengeschleudert hatte wie eine Waffe auf den Gegner. War ich etwa zu grob? Haben meine Worte sie verletzt? Und plötzlich verstehe ich. Als ob ich etwas zu ihren Trainingsmethoden sagen könnte. Immerhin sehe ich sie nur, wenn wir als Team unterwegs sind oder trainieren. Was sie außerhalb dieser Zeit macht, weiß ich doch gar nicht. Ist die deshalb so wütend geworden? Sollte ich mich bei ihr entschuldigen? Andererseits habe ich die Wahrheit gesagt. Würde sie auch außerhalb der Teamzeit ordentlich trainieren, wäre sie bestimmt schon um Längen besser. Wie auch immer. Ich habe sie verärgert und das hab ich nun davon. Ich habe das Teamklima gefährdet. Und mir ist bewusst, dass ich das nicht zum ersten Mal tu. Ich schaue auf mein Getränk. Und dann merke ich, wie TenTen plötzlich wieder vor mir steht und sich dann auf ihren Platz setzt. Diesmal mit einem entschuldigenden Lächeln. --- Fortsetzung folgt --- Kapitel 2: Die Vereinbarung --------------------------- Ich merke, wie TenTen plötzlich wieder vor mir steht und sich dann auf ihren Platz setzt. Diesmal mit einem entschuldigenden Lächeln. „Entschuldige bitte... ich habe wohl ein wenig überreagiert“, sagt sie leise und lächelt mich an. Ich schließe meine Augen und seufze innerlich. Dann schaue ich sie wieder an. Eigentlich habe ich keine Lust, mich wieder von ihr anschreien zu lassen. Mir würde zwar schon der ein oder andere Spruch auf den Lippen liegen, aber ich lenke entgegen und zeige einfaches Desinteresse. „Schon gut.“ Ich blicke ihr in die Augen und sehe, wie ihre Gesichtszüge entgleisen und sich ein verwirrter Ausdruck in ihrem Gesicht breit macht. Doch dann schluckt sie und scheint sich wieder zu fassen. Mit festem Blick schaut sie mir in die Augen und erwidert meinen Blick. „Also... du wolltest mit mir über meine 'Trainingsmethoden' reden...“ Was? Sie ist zurückgekommen, um sich meine Meinung anzuhören? Obwohl ihr dieses Thema so gegen den Strich geht? Ich zeige keine Spur von Emotionen, innerlich muss ich aber leicht auflächeln. Ich nicke. Dann wollen wir mal... „Ja. Mir ist bei unseren gemeinsamen Kämpfen aufgefallen, dass du deine Abwehr nicht ordentlich hältst. Du lässt viel zu schnell deine Deckung fallen und das macht es dem Gegner einfacher, dich anzugreifen - auch wenn du pausenlos deine Waffen schleuderst.“ Ich schaue ihr mit selbstsicherem Blick in die Augen. „Für den Gegner wirkst du dadurch schwach.“ Und da zeigt sie die Reaktion, die ich vermutet habe. In Ihren Augen flammt erneut die Wut auf, die ich gesehen habe bevor sie das Café verließ. Anscheinend kann sie mit der Wahrheit nicht um. 'Schwach' mit ihr in Verbingung zu bringen, macht sie wütend. Doch plötzlich atmet sie tief ein und scheint wieder völlig entspannt zu sein. Ich lenke meinen Blick von ihr zu meiner Tasse und greife danach. „Und was schlägst du nun vor?“ Ich schaue kurz wieder zu ihr hoch und unsere Blicke treffen sich. Dann nehme ich einen Schluck meines Tees und sie tut es mir mit ihrem Getränk gleich. Ich stelle meine Tasse wieder auf den Tisch und schweige kurz, während ich sie anschaue. „Ich schlage vor, dass wir noch mehr miteinander trainieren. In jeder freien Minute. Jeden Tag. Auch außerhalb der Teamzeit. Sozusagen als Privatunterricht.“ Ich muss grinsen. Sie scheint verunsichert. Sicherlich geht sie jetzt die wenigen Optionen durch, die sie hat. Entweder, sie lehnt meinen Vorschlag ab und bleibt immer auf dem Niveau, auf dem sie jetzt ist. Sie wäre dann ein Klotz am Bein, würde das Training und mich nur unnötig aufhalten und auf schwereren Missionen komplett versagen. Von den Prüfungen mal ganz abgesehen. Oder sie stimmt dem Training mit mir zu, lernt sich ordentlich zu verteidigen, vielleicht auch besser anzugreifen, wird stärker und geschickter und ist bald gut genug, um mich richtig herausfordern zu können. Zudem wäre sie kein Hindernis mehr, sondern viel mehr eine richtige Teamkameradin. Auch wenn der Anfang nicht einfach wird. Sie scheint mich in letzter Zeit nicht sonderlich gut leiden zu können und wenn ich das wirklich durchziehen möchte, muss ich mich mit meinen Worten zurückhalten. Doch ich werde sie nicht schonen. Und dann nickt TenTen. „Okay. Ich bin einverstanden.“Ich grinse leicht und nicke ebenfalls. „Sehr gut. Wir beginnen ab nächster Woche. Wir trainieren bei mir zuhause.“ TenTen sieht überrascht und unsicher aus. „Bei dir zuhause?“ „Ja. Wir haben einen großen Innenhof, wo man gut trainieren kann. Dort stört uns keiner.“ Ich weiß nicht warum, aber bei meinem letzten Satz wird sie rot und ihr Blick nimmt etwas verträumtes an. Sie ist eben doch nur ein Mädchen. Woran sie wohl denkt? Eine ganze Weile bleiben wir noch im Café sitzen und besprechen ihre Schwachpunkte in der Deckung. Außerdem erkläre ich ihr, wie ich mir das Trainingsprogramm vorgestellt habe. Morgens gehen wir ganz normal zur Mission oder zum Teamtraining. Wenn wir damit durch haben und nachmittags frei haben, machen wir kurz Pause. Und dann fängt das Training an. Das Training wird lange dauern. Ich muss sie erstmal dazu bekommen, dass sie ihre empfindlichen Punkte richtig deckt. Und wenn sie das drauf hat, wird das Tempo erhöht. Sensei Gai erzählen wir davon nichts. Sonst will er sich wahrscheinlich einmischen und mit einfachen Liegestütz-Übungen oder Jogging durch Konoha lernt sie nichts über ihre Deckung... Nach mehreren Stunden kommt die Bedienung langsam an unseren Tisch. Natürlich habe ich gesehen, dass sie immer wieder Anläufe gemacht hatte, uns abzukassieren. Sie möchte den Tisch wohl frei haben. Es ist aber auch ziemlich voll hier und eigentlich habe ich mit TenTen alles besprochen, was es bis jetzt zu besprechen gibt. Also hole ich mein Geld aus der Tasche. Mit einem fast schon übertriebenen Lächeln beschleunigt die Bedienung ihren Schritt und steht direkt an unserem Tisch. Sie knallt die Rechnung auf den Tisch und ich sehe, wie TenTen ihren Geldbeutel hervor wühlt. Noch ehe sie ihn geöffnet hat, habe ich bereits das Geld auf den Tisch gelegt. Mir entgeht dabei nicht, wie TenTen mich mit einem verwirrten Blick anschaut und sehe ihr in die Augen. „Lass nur. Immerhin habe ich dich hierher gebeten.“ Sie lächelt mich an und nickt. Hoffentlich bildet sie sich nichts drauf ein, denn dann liegt sie falsch. Ich habe nur bezahlt, weil ich sie tatsächlich hierher gebeten habe. Das ist nur guter Anstand. Mehr nicht. Wir verlassen das Café und bleiben draußen noch kurz stehen. TenTen dreht sich zu mir und grinst fröhlich. „Also... bis dann.“ Sie macht keine Anstalten zu gehen. Aber ich habe keine Lust, mich noch länger hier aufzuhalten. „Bis dann.“ Ich drehe mich um und gehe. Während ich durch die Straßen gehe, durchlaufe ich innerlich den Trainingsplan. Hoffentlich stellt TenTen sich nicht allzu dämlich an. Ich will das Training nicht abbrechen und mir ein neues Team suchen müssen. Wobei eigentlich jeder in diesem Jahrgang ein Hindernis für mich wäre. Ich bin einfach zu gut, als ob sich jemand als würdig erweisen könnte, mit mir als ebenbürtiger Kamerad in einem Team zu sein. Das ist Fakt. Und Fakten kann man nicht ändern. Genauso wenig wie das Schicksal. Es ist von Geburts aus bestimmt, wie du bist und was du bist. Ich versuche nicht, TenTens Schicksal mit dem Training zu ändern. Sie ist schwach und wird es auch immer bleiben. Genauso wie Lee immer ein Verlierer bleiben wird. Man kann nur besser werden und seinem Schicksal ein wenig davonlaufen, bevor es einem dann später wieder einholt. Ich versuche nur, mein Schicksal zu erfüllen. Ich bin stark. Es ist meine Bestimmung, der Beste zu sein. Und ich schaffe nur aus dem Weg, was mich auf daran hindern könnte, besser und stärker zu werden. Das ist alles... --- Fortsetzung folgt --- Kapitel 3: Erzwungenes oder freiwilliges Glück? ----------------------------------------------- Es ist Samstagmorgen. Draußen ist es noch dunkel und alles ist überzogen mit Tau. Heute würde es wieder sehr warm werden. Alles ist noch ruhig und die Luft ist kühl. Ich stehe auf einem kleinen Trainingsplatz im Wald. Meine Augen sind geschlossen. Ich bin völlig konzentriert. Byakugan! Mein Blick verschärft sich, ich fühle wie die Adern an den Augen hervortreten. Ich visiere ein Ziel hinter mir an. Die ersten Meter überwinde ich locker. Ich schaue durch die Bäume hindurch und nähere mich langsam dem Ziel. Doch mit jedem Meter wird es anstrengender. Ich verenge meine Augen. Langsam löst sich ein weiterer Baum in meinem Blickfeld auf und das, was hinter ihm steht wird sichtbar. Nur noch ein paar Meter, dann sehe ich das Ziel, dann habe ich das Limit überschritten und eine neue Grenze erreicht. Mein Blickfeld stoppt und weitet sich nicht aus. „Komm schon“, knurre ich und verenge meine Augen weiter. Langsam dehnt sich mein Blickfeld wieder aus. Ich sehe es gleich, es ist nicht mehr weit. Plötzlich knackt irgendwo vor mir ein Ast. Ich löse das Byakugan auf und schaue wieder auf die Gegend vor mir. Ich war so vertieft darin, meine Sichtweite zu erhöhen, dass ich die Gegend um mich herum völlig vergessen hatte. Hinata steht vor mir. „Was willst du hier?“, frage ich barsch. „Du… du hast so früh das Anwesen verlassen. Da wollte ich schauen, was“ „Verschwinde!“ Hinata schaut mich entsetzt, schockiert und erschrocken gleichzeitig an. „Neji, ich…“ Ihre Stimme zittert. Sie scheint nervös und verunsichert. „Spar dir die Worte, Hinata.“ Ich schaue sie durchdringend an und sie kann meinem Blick nicht standhalten. Sie wendet den Blick ab und senkt den Kopf. „Warum bist du nur so… Du warst doch früher ganz anders.“ Ein Hauch von Trauer schwingt nun in ihrer Stimme mit. Anscheinend vermisst sie die alten Zeiten, in denen wir noch wie Geschwister waren. Ich drehe mich um, mit dem Rücken zu ihr. „Es wird nie mehr so wie damals. Dafür ist zu viel passiert. Sieh das ein.“ Sie muss endlich der Wahrheit ins Gesicht blicken. Was damals passierte, ist nicht wieder gut zu machen. „Neji…“ Ich schweige. Es gibt nichts mehr zu sagen. Und nach einer kurzen Weile höre ich ihre Schritte, die sich entfernen. Ich drehe mich leicht um und schaue ihr nach. Sie hat ja eigentlich nichts getan, aber dennoch gehört sie zur Hauptfamilie. Und mein Hass gilt uneingeschränkt der Hauptfamilie. Ich atme einmal tief ein und aus und meine Wut verraucht wieder. Es hat keinen Sinn, darüber weiter zu grübeln. Ich sollte mich wieder dem Training widmen. Ich muss stärker werden. Ich gebe mich nicht damit zufrieden, dass ich als Mitglied der Nebenfamilie keine Techniken beherrschen sollte. Nein, ich habe Talent, ich bin stark und intelligent. Ich werde es dieser verdammten Hauptfamilie schon zeigen, dass ich besser bin als alle anderen. Diese Gedanken treiben mich vorwärts, spornen mich an und ich beginne, einen Holzpfahl zu bearbeiten. Meine Schläge und Tritte hageln auf das Stück Holz nieder und schon bald geht der erste Pfahl zu Bruch. Sofort widme ich mich dem zweiten. „Kaiten!“ Ich beginne mich zu drehen und sofort habe ich einen Schild aus Charkra um mich, der alles in meiner Bahn zerstört. Ich beende mein Kaiten und zücke meine Kunais und Shuriken. Sofort schleudere ich sie weiteren Holzpfählen entgegen und die Waffen bleiben in dem Holz stecken. Erschöpft höre ich auf und mache eine kurze Pause. Es ist bereits hell geworden und es muss schon gegen die Mittagszeit sein. Ich gehe zu meinem Beutel, den ich heute Morgen gegen einen Baum gelegt habe und hole meine Wasserflasche heraus. Das kühle Wasser läuft meine Kehle herunter und erst jetzt fällt mir auf, wie durstig ich bin. Seit Beginn meines Trainings heute Morgen habe ich noch gar nichts getrunken. Kurz atme ich noch ein wenig durch, dann stecke ich die Flasche wieder in den Beutel und stelle mich ruhig hin. Wo ist mein Ziel? Ich konzentriere mich wieder, atme tief ein und aktiviere mein Byakugan. Wieder dieses vertraute Gefühl, wenn die Anstrengung die Adern hervortreten lässt. Und wieder überwinde ich die ersten Meter ohne Probleme. Ich schaue einfach durch die Hindernisse hindurch. Ich beschleunige das Ganze und verenge meine Augen gleich soweit, dass ich schnell an meine Grenze stoße. Jetzt nur nicht schlapp machen. Ich suche mein Ziel und schaue um mich herum. Links ist es nicht. Vor mir ist es nicht. Rechts von mir auch nicht… Ich richte den Blick wieder hinter mir. Langsam schaue ich mir die Gegend an, doch plötzlich steht jemand in meinem Blickfeld. Ich kann durch diese Person nicht hindurchschauen… Ich verringere den Radius etwas und erkenne TenTen. Wahrscheinlich steht sie genau vor meinem Ziel… Ich löse mein Jutsu vollkommen auf und atme erschöpft vor Anstrengung. Auch wenn das Byakugan keine körperliche Aktivität erfordert, ist der Chakra-Verbrauch doch relativ hoch und streng mehr an, als ein Vollzeittraining… Ich drehe mich etwas um und schaue ihr in die Augen. Sie sieht überrascht aus. Sie scheint erwartet zu haben, alleine hier zu sein. Und schon wieder nimmt ihr Blick dieses verträumte an, das sie letztens im Café auch schon hatte… „Ha-hallo Neji“, flüstert sie kaum hörbar. Ich drehe mich vollständig um und gehe auf sie zu. „Hallo TenTen.“ Ich bleibe vor ihr stehen und schaue sie an. „Was machst du hier? Du störst.“ Es sieht so aus, als ob ich irgendwas Falsches gesagt habe, denn plötzlich wird aus dem verträumten Blick ein furchtbar wütender. „Entschuldige. Ich hätte ja nicht ahnen können, dass du dich hier aufhältst. Das nächste Mal werde ich um Erlaubnis bitten, bevor ich mich dem Trainingsplatz nähere“, antwortet sie gereizt. Der Sarkasmus in Ihrer Stimme ist nicht zu überhören. Welches meiner Worte hat sie denn nun wieder so empfindlich getroffen? Ich verstehe sie einfach nicht… Meine Augenbraue wandert in die Höhe und ich setze ein ironisches Lächeln auf. „Schon gut, brauchst du nicht.“ „Oh, na besten Dank auch!“ Ich merke, dass sie sich so schnell nicht wieder abreagieren wird. Und wenn ich nächste Woche wirklich mit ihr trainieren möchte, sollte ich vielleicht gegenlenken. „Ich wollte eigentlich nur sagen, dass du bei meinem Training störst. Nicht in dem Sinne, dass deine Anwesenheit lästig wäre, sondern ich trainiere mein Byakugan. Und da standest du eben im Weg.“ Ich schaue sie durchdringend an. Sie antwortet nicht. Scheinbar möchte sie meine Worte analysieren, um herauszufinden, ob ich es ernst meine oder sie wieder nur verspotten möchte. Als ich längere Zeit merke, dass sie nicht antworten wird, fange ich ein neues Thema an. Vielleicht holt sie das ja aus ihren Gedanken. „Heute Abend ist das Stadtfest. Gehst du hin?“ Sie scheint zu überlegen und sonderlich begeistert sieht sie nicht aus. Doch dann nickt sie. „Kommst du auch?“, fragt sie mich, aber ich schüttel entschieden den Kopf. Ich bin kein Mensch für Feste oder Veranstaltungen. Ich bin ein Einzelgänger, der seine freie Zeit lieber dazu nutzt, zu trainieren und besser zu werden. „Nein.“ „Wieso nicht?“ „Solche Feste sind nichts für mich.“ Sie scheint entsetzt über meine Antwort zu sein, denn sie starrt mich völlig entgeistert an. Und um meine Vermutung zu bestätigen, setzt sie zu einem Versuch an. „Nun komm schon, sowas gibt es nicht jedes Jahr.“ Sie kann versuchen, mich zu überreden, aber ich werde nicht hingehen. Also verneine ich wieder. „Was machst du dann stattdessen?“ Diese Frage kommt unerwartet. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht… Ich überlege. Aber eine ernsthafte Beschäftigung fällt mir wirklich nicht ein. Nur Training. Und damit sollte man es nicht übertreiben. „Ich weiß nicht. Trainieren, schlafen, Grashalme zählen, irgendwas anderes...“ TenTen schaut mich skeptisch an und bläst ihre Wangen auf. Habe ich schon wieder etwas Falsches gesagt, was ihr gegen den Strich geht? Doch ganz plötzlich, von einem auf den anderen Moment, wird ihr Blick anders und bekommt etwas Trauriges. Sie schaut mich eine Weile einfach nur mit diesem Blick an und langsam verunsichert er mich. Doch was dann passiert, kommt völlig überrascht. Sie verschränkt ihre Hände, legt den Kopf schief und lächelt mit dem wohl unschuldigsten Lächeln, das sie zu bieten hat. „Ich hole dich heute Abend ab. Und dann kommst du mit, ja?“ Ich schaue sie an. Wie gesagt bin ich kein Mensch, der gerne unter Menschen ist. Ich habe es lieber ruhig und die Einsamkeit stört mich nicht. Andererseits… warum nicht? Auch wenn ich an TenTens Stärke und ihrer Trainingsweise etwas auszusetzen habe und das Schicksal sie zu einem schwachen Menschen gemacht hat, habe ich nichts gegen sie persönlich. Seit wir in einem Team sind habe ich mich an ihre Gegenwart gewöhnt… Solange sie mir nicht allzu sehr auf die Nerven geht. Ich drehe mich um und gehe. Doch ehe sie denkt, dass ich ohne eine Antwort abhauen möchte, hebe ich meine Hand zum Abschiedsgruß. „Heute Abend dann um 8 Uhr“. Ich sehe nicht, wie sie lächelnd nickt, aber ich weiß, dass sie einwilligen wird. ~ X ~ Ich hatte noch viele Stunden bis spät nachmittags trainiert. Gegen 18 Uhr habe ich dann aufgehört und mich auf dem Heimweg gemacht. Ich komme grade aus dem Bad. Den Yukata habe ich mir für heute Abend bereits rausgesucht. Ich würde viel lieber in einfachen Klamotten hingehen, aber die sind durchgeschwitzt und dreckig. Außerdem ist es ein traditionelles Fest, da geht man in traditionellen Klamotten hin. Ich betrete mein Zimmer und lasse das Handtuch fallen, das eben noch um meine Hüfte geschlungen war. Dann greife ich mir die Boxershort und ziehe sie an. Als nächstes ziehe ich mir eine kurze Hose und ein einfaches T-Shirt an. Ich möchte nicht so völlig ohne Kleidung im Yukata stecken. Dann ziehe ich ihn mir über. Er ist schwarz, einfach gehalten und musterlos. Die Ränder sind weiß und das Band ist ebenfalls schwarz. Ich schnappe mir das Handtuch und rubbel mir die Haare trocken. Sie sind im Bad vorhin schon ein wenig vorgetrocknet und oben bereits trocken. Aber die Spitzen tropfen noch vor Nässe. Ich rubbel solange, bis auch diese einigermaßen trocken sind und werfe das Handtuch dann in den Wäschekorb. Meine Schritte führen mich zum Spiegel und auf dem Weg dorthin schnappe ich mir eine Bürste. Ich betrachte mein Spiegelbild, ordne meine Haare schnell mit der Hand und beginne dann zu bürsten. Meine Haare sind schon wieder ganz schön lang geworden. Bald muss ich sie wieder kürzen, sonst werden sie zu störend beim Kämpfen und Schlafen. Ich schaue zur Uhr. Es ist mittlerweile halb 8 und TenTen müsste bald da sein. Ich schaue wieder in den Spiegel, nehme mir ein Zopfband, das auf einem kleinen Tisch liegt und fange an, meine Haare zusammen zu binden. Nein… lieber doch nicht. Also nehme ich das Band wieder raus, schüttel einmal kräftig den Kopf, sodass meine Haare wieder locker liegen und schaue nochmal zu meinem Spiegelbild. So ist gut, so muss es gehen. Dann verlasse ich mein Zimmer. Das Anwesen ist riesig und die Flure sind lang. Ich denke immer, dass dieser Flur kein Ende nimmt. Jedesmal kommt er mir länger vor. Doch bald sehe ich zum Glück den Hof. Und da steht sie auch schon und wartet. Sie entdeckt mich ebenfalls. Bilde ich mir das nur ein, oder hat sie wieder diesen verträumten Blick? Sie sollte wirklich früher schlafen gehen, wenn sie so oft unter Tagträumen leidet… „Hallo TenTen.“ „Hallo Neji. Wollen wir dann?“ Ich nicke ihr zu und zusammen gehen wir los. Keiner von uns beiden sagt etwas, während wir durch die Straßen Richtung Fest gehen. Doch nach einer Weile bricht TenTen die Stille. „Du, sag mal Neji...“, fängt sie an. Ich reagiere nicht, höre ihr aber dennoch zu. Dass sie mich von der Seite her anblickt merke ich, aber ich möchte ihren Blick nicht erwidern. „Was hat es mit diesem Zeichen auf deiner Stirn auf sich?“ Ich zucke zusammen. Damit hat sie genau das Falsche Thema angesprochen. Es ruft alte Erinnerungen in mir wach, die ich eigentlich vergessen wollte. Erinnerungen an schönes Leben, bevor der Albtraum begann. „Ich will nicht drüber reden“, antworte ich ihr daher nur schlicht und lasse jedes weitere Gesprächsthema somit fallen. TenTen unternimmt auch gar nicht den Versuch, ein neues Thema anzufangen. „Tut mir leid“, murmelt sie nur leise und schaut mich kurz an. Ich Antworte nicht, gebe nicht einen Ton von mir. Warum musste sie ausgerechnet mit diesem Thema anfangen? Schweigend gehen wir weiter nebeneinander her, bis wir die Feststraße erreichen. Es ist wahnsinnig voll hier. Also genau die Sorte von Ort, an der ich mich freiwillig niemals aufhalten würde. Es ist laut, es riecht an jeder Ecke nach Essen und die Menschen bleiben mitten im Weg stehen. Völlig egal, ob andere durchmöchten oder nicht. So etwas hasse ich an einfachen Leuten. Ninjas können sich ihren Weg immer noch über Dächer oder in diesem Fall Stände suchen. Aber einfache Leute wissen nicht einmal, dass diese Möglichkeit auch existiert… Ich gehöre hier nicht hin, ich will wieder weg. Ich schaue zu TenTen. Sie scheint richtig in Feststimmung zu kommen. Ihre Augen leuchten und sie lacht. Dann treffen sich unsere Blicke und schlagartig ändert sich wieder ihre Stimmung. Ohne Vorwarnung schnappt sie sich meine Hand und zieht mich hinter ihr her. „Auf so einem tollen Fest sollte man kein Trübsal blasen, sondern Spaß haben“, sagt sie kurz und dreht sich dann etwas zu mir um. Sie lächelt, obwohl sie eben noch so wütend aussah. Erstaunt weiten sich meine Augen. Spaß haben? Richtig… Wann hatte ich das letzte Mal denn richtigen Spaß? Ich erinnere mich nicht mehr. Ich nicke und ihr lächeln wird breiter. Dann kommen wir am ersten Stand an. ~ X ~ Wir haben uns grade etwas zu essen geholt, als wir bemerken, dass die Leute um uns herum aufgeregt sind. Ich schaue zur Uhr. Es ist kurz vor 11 Uhr nachts. TenTen schlägt vor, den nächsten Programmplan zu Rate zu ziehen. Mit unserem Essen gehen wir zu dem nächsten Baum, an dem einer hängt und betrachten ihn. „Um 24 Uhr ist das große Feuerwerk auf dem Hügel außerhalb der Stadt...“ sagt TenTen. „Dann sollten wir uns dorthin begeben. Die besten Plätze werden schnell weg sein...“ Gesagt, getan.Wir folgen dem ausgeschilderten Pfad zum Berg. Vor uns läuft ein Paar. Es ist nervig und abstoßend, was die beiden die ganze Zeit über machen. Dazu kommt eine spärliche Beleuchtung, die anscheinend bei eben solchen Paaren für romantische Stimmung sorgt. Ich finde das schwach, sich von jemand anderem abhängig zu machen. Zudem nichts für die Ewigkeit bestimmt ist. Auch die Liebe nicht. Man kann von ihr nur enttäuscht werden. Denn eines Tages ist man doch wieder alleine. Egal ob sich der dich verlassen hat oder gestorben ist. Daher halte ich nichts von Liebe oder dergleichen. Es verletzt nur. Schweigend gehen wir nebeneinander den Berg hinauf und essen, was wir uns gekauft haben. Und dann kommen wir auf dem Berg an. Ich lasse meinen Blick über die Menschenmassen gleiten, die sich hier bereits eingefunden haben. Sie sitzen in Gruppen auf Decken, einige in den hinteren Reihen haben sich Klappstühle aufgestellt. TenTen macht ein enttäuschtes Geräusch und ich schaue zu ihr. Auf ihrem Gesicht liegt ein enttäuschter Ausdruck. Ich sehe mich um und finde etwas abseits gelegen eine erhöhte Stelle, die noch unbesetzt ist. Ich gehe dort hin, ohne ein Wort zu sagen und TenTen folgt mir. Wir lassen uns nieder. Von hier oben sieht die Stadt winzig aus. Ich finde es entspannend, hier oben zu sitzen und über die Landschaft zu schauen. Uns gegenüber steht der Mond am Himmel und erhellt die Gegend. Ich kann aus dem Augenwinkel sehen, dass TenTen mich anschaut. Ich werde sie die nächsten Wochen oder Monate nun jeden Tag sehen und irgendwann wird sie unweigerlich etwas über die angespannten Familienverhältnisse erfahren. Und wenn es nur Hinata ist, die ihr etwas davon im heimlichen erzählt. Ich werde auch vieles nicht vor ihr geheim halten können, wenn sie jeden Tag da ist. Vielleicht wäre es besser, sie in einige Sachen einzuweihen. Damit sie mich versteht... Ach was denke ich denn da? Ich möchte doch nur, dass sie kein Klotz mehr am Bein ist und die Missionen nicht gefährdet, denn das würde meine Karriere als Ninja erheblich schaden. Einzig das ist der Grund, warum ich sie trainieren möchte. An ihr liegt mir nichts... Dennoch... „Ich werde es dir irgendwann erzählen...“ Ich schaue sie erst nicht an, aber als ich merke, dass sie nicht weiß was sie sagen soll, richte ich meinen Blick auf sie. „... was es mit diesem Zeichen auf sich hat.“ Sie ist überrascht und starrt mich unschlüssig an. „Wann?“, fragt sie dann leise, kaum hörbar. Ich löse meinen Blick von ihr. Ich frage mich, was grade in ihrem Kopf vor sich geht. Auch wenn ich ziemlich gut darin bin, das Verhalten von Menschen zu analysieren, ist TenTen mir manchmal eine Nummer zu hoch. Ich werde einfach nicht schlau aus ihr... Manchmal kann sie mich manchmal ganz offensichtlich nicht ausstehen. Wenn ich etwas gegen ihr Training oder gegen sie selbst sage, dann ist sie so wütend, dass ihr Verhalten ziemlich offensichtlich wird. Und manchmal ist sie freundlich und nett und scheint meine Beleidigungen vergessen zu haben. Das verwirrt mich. Aber solange ich nicht weiß, ob ich ihr trauen und vertrauen kann, werde ich es ihr nicht erzählen können. Die erste Rakete explodiert und reißt mich aus meinen Gedanken. Dann noch eine und noch eine. Nun schaut auch TenTen zum Himmel und beobachtet das Feuerwerk. „Wenn wir uns besser kennen“, sage ich leise. Ich werde es ihr sagen, sobald wir uns besser kennen... Ich bin mir nicht sicher, ob sie das überhaupt gehört hat, aber dann nickt sie und kommt ein Stück näher. Ich sage oder mache nichts dagegen. Sie hat mich heute Abend aus meiner ewigen Einsamkeit geholt und mir diesen Tag gegeben. Und auch wenn ich meine Meinung über ihr Schichksal oder ihre Kraft nicht ändern kann und werde, bin ich ihr für den heutigen Abend dankbar. Es gibt im Moment keinen Grund, sie zu verärgern. ~ X ~ Es ist kurz nach 2 Uhr nachts. Ich stehe im Hof des Anwesens und schaue zum Mond hinauf. Meinen Yukata habe ich ausgezogen, genau wie die Klamotten darunter und sie gegen eine lange Trainingshose und ein Shirt eingetauscht. Es ist recht kühl für eine Sommernacht, aber ich merke es nicht. Ich habe bis eben trainiert und mein Körper ist von einer Hitze durchflutet, die jegliche Kälte verbannt. Der gesamte Clan schläft bereits. Aber ich kann nicht schlafen. Nicht, solange ich es nicht geschafft habe, meinen Blickradius auszuweiten. Plötzlich höre ich leise Geräusche. Sie scheinen aus dem Garten zu kommen. Keuchen, schweres Atmen, Anstrengung... Ich nähere mich dem Garten und schaue hinter einem Baum hervor. Dort steht Hinata und wirkt ziemlich erschöpft. Sie scheint ebenfalls zu trainieren. Eben noch stützte sie sich noch mit den Händen an den Beinen ab, jetzt richtet sie sich wieder auf und nimmt Stellung ein. Ihr Augen sind geschlossen. Dann bewegt sie langsam ihre Hände... ihre Version des Hakke Rokujuuyonshou. Sie öffnet ihre Augen. Das Byakugan ist aktiviert. Und sofort erblickt sie mich hinter dem Baum. „Ne-Neji?“ Sie schaut erschrocken in meine Richtung. „Ich... Ich wusste nicht, dass du noch wach bist... Ich...“ „Hinata, geh schlafen. Du erkältest dich, wenn du hier draußen bist.“ Ich schließe die Augen, verschränke die Arme und lehne mich gegen den Baum. Sie ist meine Schutzbefohlene und ich muss leider dafür sorgen, dass ihr nichts passiert. Dazu gehören auch solche Kleinigkeiten... Auch wenn es mir gegen den Strich geht, ihr persönlicher Babysitter zu sein, kann ich mich nicht meiner Verantwortung entziehen, denn sonst ziehe ich den Hass ihres Vaters, meines Onkels auf mich. Und was dann passiert, spukt mir leider immer noch in meinen Erinnerungen rum. Hinata läuft an mir vorbei, doch sie bleibt kurz stehen und dreht sich nochmal um. „Danke, nii-san...“ Sie verbeugt sich kurz und läuft dann wieder rein. Ich schaue ihr hinterher. Nii-san... So hat sie mich lange nicht mehr genannt. Und nach meinem Verhalten ihr gegenüber hätte ich nicht erwartet, dass sie dieses Wort überhaupt noch benutzt. Ich bleibe noch eine Weile am Baum stehen, doch dann drehe ich mich auch um und geh rein. In meinem Zimmer lasse ich mich auf mein Futon fallen und schließe die Augen. Es war ein langer Tag... Und es war ein anderer Tag als sonst... Kapitel 4: Aller Anfang ist schwer... ------------------------------------- »Hier sind wir, Hiashi. Herzlichen Glückwunsch zum 3. Geburtstag, Hinata...« Sie ist süß, Vater... Was hast du denn Vater? Warum bist du traurig? »Ich nehme Neji dann mit...« Eh? »Ja...« Vater... »Verzeih mir, Neji...« Vater? VATER! »Komm mit, Neji...« Was wollt ihr von mir? Lasst mich los! Ihr tut mir weh! Vater, hilf mir doch! »Es könnte jetzt ein bisschen wehtun... Ich schrecke aus dem Schlaf und schreie kurz auf. Hastig atmend sitze ich im Bett und Schweißperlen laufen mir über die Schläfen. Schon wieder dieser Traum... Ich lege meine Hand auf die Stirn und bleibe so einen Moment sitzen. Langsam beruhigt sich mein Atem wieder und ich schaue zur Uhr. Es ist 3 Uhr morgens. Um 7 trifft sich erst das Team. Eigentlich könnte ich mich nochmal hinlegen und weiterschlafen. Wenn denn überhaupt noch an Schlaf zu denken wäre... Gedankenverloren streiche ich mir die Haare aus dem Gesicht, die wild durcheinander herunterhängen und verlasse dann das Bett. Was ich jetzt gebrauchen kann, ist eine Abkühlung. Ich schiebe eine Tür zu einem Nebenraum auf und betrete dann das Bad. Und an meinem Spiegelbild bleibe ich hängen. Da prangt es auf meiner Stirn. Dieses verfluchte Zeichen. Und es wird immer, bis an mein Lebensende, dort sein. Meine Hand ballt sich zur Faust. Mein Blick heftet sich auf das grüne X auf meiner Stirn. Kurze Erinnerungen blitzen durch meinen Kopf. Über meinen Vater und über diese Tortur. Nein, ich habe die Schmerzen nicht vergessen, die ich damals hatte, als man mir dieses Zeichen einprägte. Wütend drehe ich mich vom Spiegel weg und betrete die Dusche. Ich lasse eiskaltes Wasser über mich laufen, um die Müdigkeit zu vertreiben. Dann drehe ich das Wasser wärmer und dusche mich schnell ab. Nach der Dusche trockne ich mich schnell ab, ziehe mir etwas über und setze mich auf die Fensterbank in meinem Zimmer. Draußen ist noch alles ruhig und verlassen. Mein Blick wandert zu einem Foto auf meinem Schreibtisch. Ein Foto meines Vaters, das bei meiner Geburt gemacht wurde. Glücklich hält er ein Baby – mich – in seinen Armen. Es ist das einzige Foto meines Vaters, was ich habe. Ich weiß auch nicht, ob es noch mehr gibt... Als nächstes schaue ich auf den Kalender, der in einer kleinen, unscheinbaren Ecke hängt. Bald ist mein 13. Geburtstag. Aber ich werde ihn nicht feiern. Und in einem halben Jahr ungefähr, Ende Dezember, nur wenige Tage nach Hinatas Geburtstag und dem Tag, an dem ich das Juin erhielt... ist sein Todestag. Und ich würde wie jedes Jahr sein Grab besuchen. Man sollte meinen, dass man nach 9 Jahren über den Tod eines Menschen hinwegkommen könnte. Doch ich habe es nicht geschafft. Trotz aller Bemühungen gibt es etwas, was das 'Genie aus Konoha' nicht zustande bringen konnte. Gequält lache ich auf. Welch Ironie des Schicksals... Ich stehe auf und verlasse das Anwesen. Die Luft ist kühl und der Himmel ist noch dunkel. Nur am Horizont wird es langsam hell. Meine Beine tragen mich in den Wald, zu unserem Trainingsplatz. Hier sind die Vögel schon wach und zwitschern vor sich her. Hier kann ich Ruhe finden... Ich lasse mich an einem Baum nieder und schließe die Augen. Beim meditieren kann ich meine Gedanken ordnen und für einen Augenblick verbannen. Dann kann ich mich auf wesentliche Dinge konzentrieren und für den Moment inneren Frieden finden. Doch der erste äußerliche Einfluss reißt mich nach ca. 3 Stunden aus meiner Konzentration. „Hallo Neji“, begrüßt mich Lee fröhlich. Ich öffne meine Augen nicht. Ich möchte nicht gestört werden. Also grummel ich nur irgendwas unverständliches und lasse es dabei beruhen. Lee würde ohnehin jetzt mit dem Training anfangen und mich in Ruhe lassen. Doch es dauert nicht sehr lange und auch der zweite äußerliche Einfluss reißt mich aus meiner Konzentration... „Hallo TenTen!“, höre ich Lee rufen und er entfernt sich von seinem Ursprungsort. „Hallo Lee“, kann ich nun auch TenTen hören. Beide kommen wieder näher. Angestrengt versuche ich mich wieder auf meine Meditation zu konzentrieren, aber es klappt nicht so recht. „Na, bist du fit heute? Sensei Gai hat großes mit uns vor.“ Ach, sieh an... Lee scheint also schon zu wissen, was heute auf dem Trainingsplan steht? In seiner Stimme jedenfalls schwingt die pure Begeisterung und Freude mit. „Egal was wir heute machen werden, die erste, die zusammenbrechen wird, ist TenTen. Ob sie nun fit ist oder nicht.“ „Ach und woher willst du das bitteschön wissen?“ TenTen klingt sauer. Ich öffne meine Augen und schaue sie an. „Weil es dein Schicksal ist. Du bist schwach zur Welt gekommen und wirst immer schwach bleiben. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Gewöhn dich besser dran.“ Ich kann sehen, wie ihre Hände zu Fäusten werden und in Ihrer Stimme ist die Wut nicht zu überhören. „Ich glaube aber nicht an das Schicksal.“ So eine Antwort habe ich von einer unwissenden erwartet. Mit meiner Konzentration ist es nun eh hin. Also stehe ich auf und gehe auf TenTen zu. Sie hat ja keine Ahnung was es heißt, dem Schicksal willenlos ausgeliefert zu sein. „Das solltest du aber. Denn das Schicksal bestimmt unser Leben von Geburt an. Es gibt vor was du bist, wer du bist und wie du bist. Und dieses Schicksal kannst du nicht ändern. Es wird dein Leben immer bestimmen.“ TenTen schaut mich schweigend an. Ihr fehlen die Worte. Sofort erkenne ich an ihrem Blick, dass sie einen gedanklichen Konflikt mit sich austrägt. Dann mischt Lee sich ein und stellt sich schützend vor TenTen. Pah, als ob er sie vor der Realität beschützen könnte! „Sei dir da mal nicht so sicher, Neji. TenTen mag jetzt nicht so stark sein wie du, aber eines Tages wird sie dich sicher besiegen.“ Ich muss kurz auflachen und schaue Lee dann durchdringend an. Und er erwidert meinen Blick tapfer. „Diesen Tag möchte ich sehen…“ Und wie aus dem Nichts erscheint Sensei Gai aus einer Rauchsäule, die plötzlich zwischen uns auftauchte. „Du solltest die Frauen nicht unterschätzen, Neji. Der Tag, an dem TenTen dich besiegen wird ist der Tag, an dem du vor Hochmut dein Training vernachlässigen wirst.“ Bitte was? Mein Blick wandert von Sensei Gai rüber zu TenTen, die angefangen hat zu lachen. Auch Lee nickt. „Wahre Worte von einem wahren Meister.“ Wollen die sich über mich lustig machen? Über mich, dem Genie? Ich unterdrücke meine Wut und meine weiteren Kommentare, stattdessen drehe ich mich um und verschränke die Arme vor der Brust. „Meine Ziele lassen es nicht zu, dass ich das Training vernachlässigen werde.“ Denn niemals würde ich mein Ziel aus den Augen verlieren: Es als Mitglied der Zweigfamilie zu etwas zu bringen. Nicht so zu enden wie die restlichen Mitglieder. „Dann sollten wir jetzt am besten sofort mit dem Training beginnen, solange das Feuer der Jugend noch in euch brennt.“ Sensei Gai scheint motiviert zu sein. Denn wie sich herausstellte, gab es für heute keine Mission für uns. Wir trainierten den ganzen Tag. Seisei Gai ging das komplette Programm mit uns durch. Und wie ich bereits erwähnte war TenTen wirklich die erste, die zusammenbrach und nach Luft schnappte. Aus dem Augenwinkel schaute ich zu ihr und beobachtete sie während Sensei Gai weiter den Rhythmus der Übungen angab. Heute würde der erste Tag sein, an dem wir privat trainieren. Und neben ihrer Deckung muss sie wohl auch noch etwas an der Ausdauer arbeiten... Gemeinsam stellen wir uns nun auf Senseis Anweisung hin in den Pferdestand (*). 3 Minuten in diesem unmöglichen Stand. Aber gut, was solls. Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf andere Sachen. Ich versuche mir das heutige Training mit TenTen ins Gedächtnis zu rufen. Wie würde ich am besten vorgehen? Wo fange ich an? Zwischendurch merke ich, wie Sensei Gai meinen Stand korrigiert. Aber ich kümmer mich nicht weiter drum, ich lasse es einfach über mich ergehen und lenke mich von den Schmerzen in meinen Beinen ab. „Das Training ist für heute beendet. Geht nach Hause und ruht euch aus. Morgen machen wir das gleiche, wenn es keine Mission für uns gibt“, sagt Sensei Gai zum Schluss. Ich öffne meine Augen und stelle mich wieder normal hin. Ich schaue zu Lee, der durch die Gegend springt als wäre nichts gewesen. Dann wandert mein Blick weiter zu TenTen, die ziemlich mitgenommen aussieht. Ihre Beine zittern. Dann verabschiedet der Sensei sich und zusammen mit Lee verschwindet er. Mein Blick wandert wieder zu TenTen und ich drehe mich zu ihr. „Wir machen 2 Stunden Pause und werden uns ein wenig frisch machen. Dann treffen wir uns bei mir.“ Ich sehe wie sie nickt, aber sie scheint keine Lust mehr zu haben nach diesem Trainingsprogramm. Aber sie soll bloss nicht hoffen, dass ich sie schonen werde. Ich drehe mich um und gehe. Wieder Zuhause dusche ich kurz meinen Körper ab und ziehe mir frische Klamotten an. Das Stirnband habe ich abgelegt. Als ich das Bad verlasse, schaue ich nicht in den Spiegel. Vorhin beim Training fiel es mir leicht, nicht an den Traum von heute morgen zu denken. Es war kein einfacher Albtraum. Nein, es war Realität. Immer wieder erinnere ich mich an Momente aus meiner Kindheit, als mein Vater noch lebte. Zurück in meinem Zimmer schaue ich noch einmal auf den Kalender. In einem halben Jahr... Ich setze mich auf die Fensterbank und hänge meinen Gedanken hinterher. Auch TenTen ist Teil meiner Gedanken. Aber nicht wegen dem Training... Sie scheint immer so fröhlich. Und so unbekümmert. Glaubt sie wirklich nicht an das Schicksal? Aber das ist doch völlig unmöglich. Es muss doch etwas geben, was das Leben lenkt. Man hat mir seit meiner Kindheit beigebracht, dass der Lebensweg eines Menschen von Anfang an vorbestimmt ist und man ihn nur noch beschreiten muss. Dass man nicht vom Weg abweichen kann, egal wie er auch aussehen mag. Ist sie etwa der festen Überzeugung, dass sie ihr Leben selbst bestimmen kann? Nein... völlig ausgeschlossen... Soweit ich weiß sind ihre Eltern keine Ninja. Wahrscheinlich nehmen sie das Leben sowieso schon, wie es kommt und wissen nicht einmal von der Existenz des Schicksals. Das jedenfalls würde erklären, warum TenTen da nicht dran glaubt. Ich schaue aus dem Fenster. Dort trainiert Hiashi mit Hanabi. Obwohl sie jünger ist, übertrifft sie ihre Schwester Hinata bei weitem. Sie scheinen das Training grade zu beenden, denn Hanabi verbeugt sich kurz und läuft dann wieder in das Anwesen. Hiashi bleibt noch eine Weile dort im Hof stehen, dann dreht er sich um und schaut in meine Richtung. Schnell wende ich den Blick ab. Auch wenn ich sonst immer sehr stark und von mir selbst überzeugt bin, seinem Blick kann ich nicht standhalten. Hiashi ist zwar mein Onkel, aber er wirkt auf mich wie ein Fremder. Zwischen uns liegen so viele Differenzen, dass er es mittlerweile aufgegeben hat, sich ordentlich um mich zu kümmern. Er lässt mich mein Ding machen, mein Leben leben. Er mischt sich nicht in meine Angelegenheiten ein. Aber er versucht auch nicht, unser gestörtes Verhältnis zu bessern. Er fragt nie nach, wie es mir geht. Es interessiert ihn einfach nicht mehr. Ich schließe die Augen und erinnere mich zurück. Wie oft kam er früher zu mir und hat versucht, wie ein Vater zu mir zu sein. Und wie oft ist er wieder gegangen, ohne etwas erreicht zu haben. Irgendwann hatte er es ganz aufgegeben. Ich hatte ihm klar gemacht, dass er einfach kein Ersatz sein kann. Er hätte dieser Rolle nicht gerecht werden können. Ich schaue wieder aus dem Fenster und sehe, dass Hiashi den Blick abgewendet hat und nun auch wieder das Anwesen betritt. Und kurze Zeit später klopft es an meiner Tür. Erst dachte ich, dass mein Onkel es wäre, doch dann höre ich Hinatas Stimme. „Entschuldige die Störung, Nii-san. TenTen ist hier und möchte dich sprechen.“ Nii-san... Sie benutzt dieses Wort immer noch. Und innerlich weiß ich, dass sie auch nicht damit aufhören würde. Sie glaubt einfach immer noch an das Gute in mir und an die alten Zeiten, in denen ich diese Bezeichnung noch gerecht wurde. Ich stehe auf und gehe zur Tür. Und als ich diese öffne, stehen Hinata und TenTen vor mir. Sofort verschwindet Hinata wieder in den Gängen des Anwesens. Ich schaue ihr nach und als sie nicht mehr zu sehen ist, schaue ich TenTen an. „Also... da bin ich. Zum Training.“ Sie ist nervös, das sehe ich ihr an. Ich schweige und lasse meinen Blick einen Moment auf ihr ruhen. Dann drehe ich mich um. „Warte kurz“, sage ich zu ihr und verschwinde schnell im Bad, wo noch mein Stirnband liegt. Ich schaue in den Spiegel, noch einmal auf das Juin und binde mir dann das Stirnband um. Sofort verlasse ich das Bad wieder und gehe zu TenTen. „Folge mir“, sage ich in üblichen Ton zu ihr, schiebe die Tür schnell zu und gehe an ihr vorbei. Am Ende des Ganges erreichen wir den Hinterhof. Ich verlasse den Flur und betrete den sandigen Boden. „Werden wir hier trainieren?“ Ich nicke. TenTen betritt ebenfalls den Hof und stellt sich mir gegenüber. Ich schaue sie an. „Ich möchte, dass wir zuerst einen Trainingskampf machen, damit ich sehen kann, wie weit am Anfang wir beginnen müssen. Ich greife dich also an und du versuchst, meine Angrifft abzuwehren. Zuerst fangen wir ohne Waffen an. Dann arbeiten wir uns langsam vorwärts. Klar soweit?“ TenTen schluckt, nickt dann aber. Sehr gut. Ich begebe mich in Angriffsposition, TenTen nimmt Abwehrhaltung ein. Fertig. Los! Ich laufe auf sie zu. Ich beobachte sie genau, fixiere sie mit meinem Blick. Sie scheint unvorbereitet. In Sekundenschnelle bin ich bei ihr und attakiere sie. Ich ziele auf ihren Kopf und Körper. Die ersten Schläge wehrt sie ganz gut ab. Dann ziele ich meinen Schlag direkt auf ihr Gesicht und gekonnt duckt sie sich unter ihm hinweg. Aber sie hebt ihre Arme. Sie hat keine Stütze, um das Gleichgewicht in der Hocke zu behalten. Das werde ich ausnutzen und sie aus dem Gleichgewicht bringen. Schnell greife ich mir ihre Arme, springe und schwinge mich über sie hinweg. Dabei lasse ich sie keinen Moment aus den Augen. Sie schaut hoch, sieht mir ebenfalls in die Augen. Eine grimmige Entschlossenheit liegt in ihrem Blick, doch dann verliert sie plötzlich das Gleichgewicht. Schnell lass ich ihre Arme los und komme auf meinen Füßen hinter ihr auf. Und noch eh sie sich fangen kann, drehe ich mich und verpasse ihr einen Tritt. Schnell begebe ich mich wieder in einen sicheren Stand und nehme meine Kampfhaltung ein. TenTen fliegt über den Hof und rutscht einige Meter auf dem Boden weiter. Was sollte das eben? Wenn sie schon ihre Arme zur Deckung hebt, sollte sie wenigstens in einem sicheren Stand sein. Aber in einer einfachen Hocke kann keiner so einfach das Gleichgewicht behalten. Das werden wir also auch noch üben müssen... Ich seufze. Langsam richtet TenTen sich wieder auf und hebt ihre Deckung. Ich fixiere sie wieder mit meinem Blick und laufe erneut los. Vor ihr angekommen hole ich aus und Schlage. Doch was zur...? TenTen kneift die Augen zusammen und versteckt ihr Gesicht komplett hinter ihren Armen! Warum?! „Mach die Augen auf!“ Einen kurzen Moment öffnet sie sie tatsächlich wieder, doch ich sehe ihre Lider zucken. Mit jedem Schlag und jedem Tritt könnte sie ihre Augen sofort wieder schließen. Das ist gar nicht gut. Wenn sie soetwas auch bei unseren Missionen bringt, könnte es gefährlich werden... Und schon sind ihre Augen wieder zu. Da ich sie nicht ernsthaft verletzen möchte, stoppe ich meine Angriffe, richte mich auf und schaue sie an. „Du sollst die Augen aufmachen!“ Ich sage es kühler als gewollt. Aber das ist mir auch Recht. Was fällt ihr ein? Sie öffnet die Augen langsam und vorsichtig und lässt die Abwehr sinken. Ich schaue sie durchdringend an. „Warum schließt du deine Augen?“ „Weil... Ich...“ Unsicherheit. Angst. Schwäche. All das kann ich an ihrer Stimme hören und in ihren Augen lesen. „Wenn du Angst hast, solltest du besser keine Ninja werden! Wenn du deinen Gegner nicht siehst, dann kann es ganz schnell gefährlich werden. Nicht nur für dich, sondern auch für das Team. Merk dir das.“ TenTen nickt. Aber hat sie das auch verstanden? Kann sie umsetzen, was ich von ihr verlange? Macht dieses ganze Training mit ihr überhaupt Sinn? Ich dachte, es wäre nur die Deckung, an der wir arbeiten müssen, aber scheinbar habe ich zuviel erwartet. Obwohl genau das auch zu erwarten war... Gott, war ich blind... Das Schicksal hat sie also noch schwächer gemacht, als es mir bisher aufgefallen ist... Ausdauer, Deckung, Schwäche besiegen. Die Ausdauer kommt von alleine, wenn sie mit mir trainiert. Innerlich muss ich leicht lächeln. Sie wird sich schon noch an mein Tempo gewöhnen. Die Deckung werde ich zusammen mit der Schwäche machen... Wieder seufze ich. Das kann ja was werden... „Dann fangen wir ganz von vorn an. Zuerst musst du deine Augen offen lassen. Das werden wir als erstes üben.“ Und gleichzeitig werden wir langsam an deiner Deckung arbeiten. Aber das sage ich ihr nicht. Vielleicht bekommt sie es auch so auf die Reihe. TenTen nickt und schaut mich an. Kurz kann ich Hoffnungslosigkeit in ihrem Blick erkennen, doch dann ändert es sich in Trotzigkeit. Ich erwidere ihren Blick und gehe einige Schritte auf sie zu. „Die Augen zu schließen, wenn etwas schnell näher kommt, ist ein völlig normaler Reflex. Aber er ist hinderlich, wenn du kämpfen musst. Darum muss du lernen, ihn zu überwinden und die Augen offen zu lassen. Du musst sehen können, um reagieren zu können.“ Ich schaue sie an und mache eine kurze Pause, um ihre Reaktion zu sehen. Doch sie erwidert einfach nur meinen Blick. „Wenn ich jetzt gleich schlage, konzentrierst du dich nicht auf mich, sondern auf dich. Du musst dagegen ankämpfen, deinem Reflex zu folgen. Verstanden?“ Ein unsicheres nicken. „Neji... Wirst du deinen Schlag durchziehen?“, fragt sie. Doch ich schüttel den Kopf. Ich habe nicht vor, sie gleich am ersten Tag zu überfordern. „Nicht am Anfang. Ich werde vorher stoppen.“ Und diesmal kommt ein sicheres nicken. Ihre Augen funkeln entschlossen. Okay, jetzt ist sie wirklich bereit. Ich balle meine Hand zur Faust und lasse sie ohne Vorwarnung vorschnellen. Und wenige Zentimeter vor ihrem Gesicht stoppe ich meinen Angriff. Ich lächel kaum merkbar. Sie hat tatsächlich die Augen offen gelassen. Ich mache weiter, immer mehr Schläge ohne Vorwarnung. Gut, ich habe mein Tempo im Gegensatz zu vorhin deutlich verringert. Aber wir wollen es ja nicht gleich übertreiben... TenTen wehrt meine Angriffe geschickt ab und sie scheint nicht zu merken, dass ich das Tempo langsam erhöhe. Mit jedem Schlag kehrt Entschlossenheit und Stärke in ihr zurück. Das sehe ich. Ich stoppe. „Das hat für den Anfang gut geklappt. Aber du weißt nie, wann ein Schlag auf dich zukommt. Du konntest dich jetzt konzentrieren, weil ich die Schläge angekündigt hatte. Aber du musst dich immer konzentrieren. Sobald du siehst, dass etwas auf dich zukommt, musst du in dich kehren.“ „Verstanden!“ Sie lächelt entschlossen. So ist gut. Je mehr Kampfgeist sie hat, desto schneller begreift sie, was ich ihr zeige. So gefällt sie mir! Das Training dauert noch etliche Stunden. Auch wenn wir heute nur versucht haben, ihre Schwäche auszuschalten, hat sie doch beachtliche Fortschritte gemacht. Ich vollführe grade meinen letzten Angriff für heute und TenTen wehrt ihn geschickt ab. Sie hat den Angriff kommen sehen. Nicht schlecht. „Genug für heute“, sage ich dann und TenTen setzt sich erschöpft auf den Gang. Ich folge ihr und setze mich neben sie. Es ist bereits dunkel und der Mond scheint grade hell genug in den Hof, um solange trainieren zu können. „Morgen wiederholen wir das, damit du es im Kopf behältst“, sage ich zu ihr und schaue sie aus dem Augenwinkel an. TenTen bringt nur ein erschöpftes Nicken hervor und richtet ihren Blick dann in den Himmel. Ich folge ihrem Blick. Schaut sie nur gedankenverloren hinauf oder schaut sie etwas bestimmtes an? Den Mond? Oder die Sterne? „Ich sollte nach Hause gehen. Es ist schon spät und morgen früh müssen wir wieder raus...“ Da hat sie Recht. Ich nicke. „Findest du allein heraus?“ Ich schaue ihr in die Augen. Doch sie antwortet nicht. Sie schaut mich einfach nur an. Und da ist es wieder. Ihr Blick nimmt wie so oft schon zuvor etwas verträumtes an. Wie gerne würde ich in solchen Momenten ihre Gedanken kennen. Wie gerne wüsste ich, was es ist, woran sie denkt und dann so schaut. Egal, was es auch ist, es scheint sie jedenfalls wieder in die Realität geholt zu haben. Schnell schüttelt sie den Kopf. „Ich fürchte, du musst mir den Weg zeigen.“ War zu erwarten. Auch wenn ich ziemlich viel von ihr verlange und eine Menge voraussetze... Den Weg durch diesen Irrgarten von Anwesen kann man nicht nach dem ersten mal kennen. Ich stehe auf und TenTen tut es mir gleich. Zusammen gehen wir bis zum Eingang. Dort bleibe ich stehen und schaue sie kurz an. „Danke, Neji“, sagt sie lächelnd, „also dann bis morgen.“ Ich drehe mich um und wende den Blick von ihr ab. „Bis morgen“ Ohne noch einmal nach hinten zu schauen betrete ich wieder das Anwesen und gehe zu meinem Zimmer. Dort schaue ich auf die Uhr. Kurz vor halb 12 Uhr. Es ist tatsächlich schon sehr spät. Ich gehe ins Bad nebenan und wasche schnell meinen Körper ab. Richtig duschen kann ich morgen auch noch. Dann werfe ich meine verschwitzten Klamotten in den Wäschekorb und werfe mich auf mein Bett. Und auch wenn ich seelisch keine Müdigkeit verspüre merke ich, wie mir bald die Augen zufallen... --- Fortsetzung folgt --- Kapitel 5: Strandausflug ------------------------ Lautes Vogelzwitschern tönt von draußen in mein Zimmer und dringt tief in mein Unterbewusstsein. Verdammt, ich bin noch am schlafen... Müssen die Tiere grade jetzt schon so aktiv werden? Müde öffne ich die Augen und schaue kurz aus dem Fenster. Es dämmert bereits. Mein nächster Blick wandert zur Uhr, die mir 4:30 anzeigt. Entnervt drehe ich mich auf die Seite, schließe die Augen und versuche nochmal zu schlafen. Doch die Vögel draußen lassen mich einfach nicht. Schnell merke ich, dass ich nicht mehr einschlafen werde, also kann ich genauso gut auch aufstehen. Seufzend verlasse ich das Bett und wander ins Badezimmer und dort in die Dusche. Nach einigen Minuten bin ich fertig geduscht und angezogen und verlasse mein Zimmer. Auf den Fluren ist noch alles ruhig. Der Clan schläft noch. Ich ziehe die Tür hinter mir zu gehe den Flur entlang vorbei am Innenhof. Der Boden knarzt leicht unter meinen Schritten. Dann komme ich am Vorherhof an. Eine kühle Brise weht mir entgegen und ich bleibe kurz stehen, um tief einzuatmen. Nachdem ich meine Sandalen angezogen habe verlasse ich das Anwesen und komme kurze Zeit später am Trainingsplatz von Team 9 an. Wo wir uns jeden Tag treffen und Missionen besprechen oder trainieren. Natürlich ist noch keiner hier; es wird bestenfalls grade mal 5 Uhr sein. Zeit, ein wenig zu trainieren. In einigen Metern Entfernung fällt mir eine von TenTens Trainingspuppen auf, die sie hier überall an die Bäume gehangen hat. Ich hab schon häufiger an ihnen trainiert und ich weiß, dass einige Meter weiter die nächste am Baum hängt. Sie befindet sich außerhalb meines Sichtfeldes, wenn ich das Byakugan aktiviere. Aber das lässt sich sicher ändern. Ich aktiviere mein Kekkei Genkai und sofort nimmt alles um mich herum die gewohnten Schwarz-Weißen Farben an. Mit Leichtigkeit schaue ich durch den Baum und nähere mich der nächsten Strohpuppe. Und noch ein Baum und noch einer. Da ist der Baum, an dem mein Ziel hängt. Doch die Strohpuppe ist nicht mir zugewandt, sondern auf der Rückseite des Stammes. Ich verenge meine Augen noch ein wenig. So schwer kann es doch nicht sein, den Blickradius zu erweitern! Ich gebe mich nicht mit lächerlichen 50 Metern Sicht zufrieden. Hinata ist die schwächste im Clan und schafft sogar einen Kilometer! Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Nicht ich, das Genie aus Konoha! Ich verenge meine Augen mehr und beiße die Zähne zusammen. Es strengt ungeheuerlich an. Langsam beginnt der Radius sich auszudehnen und langsam verschwindet der Baum vor mir. Da ist sie! Ich sehe die Strohpuppe! Aber es geht sicherlich noch ein Stückchen. Ein letztes mal konzentriere ich mich auf die Strohpuppe und schneller als erwartet erweitert sich mein Blickradius. Doch plötzlich durchzuckt ein Stechen meinen Kopf und augenblicklich löse ich das Jutsu auf. Ich lege meine Hand gegen meine Schläfe und schließe die Augen. Ich bin zu schnell zu weit gegangen. Aber wenn ich mich selbst nicht forder, werde ich nie weiter als nur 50 Meter sehen können. Unwillkürlich schließe ich meine andere Hand zur Faust. Vergiss die Schmerzen, probier es noch einmal. Ich atme tief ein. Byakugan! Wieder wird alles Schwarz-Weiß, doch nun drehe ich mich um. Mein Blick bleibt weiterhin auf die gleiche Strohpuppe gerichtet. Schnell hat mein Blick den Baum erreicht, an dem sie hängt. Ich schaffe es noch einmal, sie zu sehen. Und ich werde darüber hinaus kommen! Grimmige Entschlossenheit macht sich in mir breit. Langsam dehnt sich das Sichtfeld von neuem aus und schonbald löst sich der Baum unter meinen Blick auf. Da ist die Puppe. Soweit hätte ich es geschafft. Ich konzentriere mich. Dann richte ich meinen Blick in die Baumkronen. Da, außerhalb meines Blickfeldes sitzt ein Vogel. Wenn ich es schaffe, soweit zu schauen, dass ich ihn klar und deutlich erkennen kann... Meine Sicht nähert sich dem Tier, ich erkenne es immer deutlicher. Plötzlich fliegt er davon. Meine Chance, mich zu testen. Schnell verfolge ich es mit meinen Augen, doch es entfernt sich immer weiter aus meinen Sichtfeld. Ich konzentriere mich auf das Tier, lasse es nicht aus den Augen, die ich nun wieder verenge. Eine Weile kann ich dem Tier noch hinterherschauen, dann ist es entgültig aus meinem Sichtfeld und ich kann es zwischen den Ästen nicht mehr ausmachen. Ich deaktiviere das Byakugan wieder und atme leicht erschöpft aus. Dann setze ich mich an einen Baum, schließe die Augen und fange an zu meditieren. Ich kann nicht sagen, ob ich es geschafft habe, mein Sichtfeld dauerhaft ein wenig zu erweitern. Es ist sehr schwer und anstrengend und ohne das Trainingsprogramm der Hauptfamilie würde es sehr schwer werden, es überhaupt drastisch auszuweiten... Aber davon lasse ich mich nicht einschüchtern. Ich habe bisher ganz andere Sachen ohne die Hauptfamilie hinbekommen, die ich nicht können sollte. Da würde das Training des Byakugans das kleinste Problem sein. Versunken in meinen Gedanken und in der Meditation vergesse ich völlig die Zeit und werde mir das erste mal bewusst, wie spät es bereits ist, als Lee auf dem Trainingsplatz auftaucht. „Guten Morgen, Neji“, begrüßt er mich so gut gelaunt wie jeden Morgen. Zum Glück ist sowas nicht ansteckend. „Hallo Lee“, begrüße ich ihn in meiner ruhigen Art zurück, schaue ihn aber nicht ab geschweige denn öffne ich meine Augen dafür. Er kennt es nicht anders von mir und ohne große Umschweife scheint er auch sofort mit dem Training zu beginnen. Wie jeden Morgen. Und wie jeden Morgen erreicht TenTen als letzte den Trainingsplatz. Ich höre, wie sie uns fröhlich begrüßt und öffne nun doch die Augen, um zu ihr rüber zu schauen. „Guten Morgen, TenTen“, antwortet Lee ihr sofort und stellt sich nun aufrecht hin, sofort mit dem Training aufhörend. Er grinst sie an. Oh verdammt, er wird wirklich immer mehr wie unser Sensei... sogar sein Grinsen hat er schon perfekt immitiert... Doch TenTen scheint es nicht aufzufallen, sie grinst einfach zurück. Oder sagt sie da genauso wenig gegen wie ich? Sie richtet ihren Blick auf mich, immer noch mit dem grinsen auf dem Gesicht und ich wende schnell meinen Blick ab. Ich kann mir ein kurzes entnervtes Lächeln nicht unterdrücken. Sofort ist TenTen in der Nähe verteilt sie auch schon überall ihre gute Laune. Das ist mir besonders die letzten Wochen aufgefallen. Bei unserem Training. Sie hat sich deutlich verbessert. Und immer wenn sie merkte, dass ich sie nicht kritisiere, bekam sie wieder ihre gute Laune und ließ sie sich den Rest des Tages, den wir gemeinsam verbrachten, auch nicht mehr nehmen. Ja, TenTen ist wirklich eine gute Trainingspartnerin und Teamkameradin geworden. Und vielleicht auch eine... Freundin? Innerlich schüttel ich sofort den Kopf. Ich bin ein Hyuuga, ein Genie. Ich habe mir doch immer gesagt, dass ich keine Freunde brauche. Da mache ich doch bei TenTen keine Ausnahme... glaube ich. Verflucht, Neji! Reiß dich zusammen! Plötzlich werde ich aus meinem inneren Kampf gerissen, als Sensei Gai in einer großen Rauchwolke vor uns auftaucht. „Guten Morgen meine Schüler“, begrüßt er uns überschwänglich und hält uns mit einem breiten Grinsen einen Zettel entgegen. „Ich habe heute eine Mission für uns ergattern können. Und die werden wir heute mit dem Feuer der Jugend erledigen!“ Ich ziehe die Augenbrauen hoch. Hat er es tatsächlich geschafft, sich heute beim Hokage eine Mission zu erkämpfen? Wie nicht anders zu erwarten war, ist Lee sofort Feuer und Flamme für die Mission und ahmt Senseis peinliche Pose nach. Aus dem Augenwinkel schaue ich zu TenTen. Sie freut sich auch, aber nicht so aufbrausend wie die beiden Knallköpfe. Ich seufze, stehe auf und stelle mich neben meine einzige normale Teamkameradin. „Und was für eine Mission ist das?“, frage ich unseren Sensei. Dieser fängt an, sich den Hinterkopf zu reiben und setzt ein blödes Grinsen auf. Ich ahne Böses... „Wir sollen auf eine Kindergarten-Gruppe aufpassen, während sie einen Tagesausflug unternehmen.“ Kerzengrade bleibe ich einfach da stehen, wo ich grade bin und schaue Gai entgeistert an. TenTen neben mir entgleisen die Gesichtszüge. Sie scheint das grade gehört genauso wenig zu glauben wie ich. Okay, nochmal. Wir sollen auf eine kindergarten-Gruppe aufpassen? Die ihren Ausflug wahrscheinlich auch noch irgendwo innerhalb der Mauern Konohas machen? Einzig Lee scheint sich für die Mission zu freuen. Er zittert leicht, ein Zeichen dafür, dass er seine Freude unterdrückt. Dann dreht er sich um. „Wenn wir diese Mission erfolgreich abschließen, motivieren wir die Kleinen, später gute Ninja zu werden!“ Und das glaubt er wirklich? „Nur weil wir einen Tag Babysitter spielen? Ich glaube nicht, dass es einen bleibenden Eindruck hinterlässt...“ erwidert TenTen. Sie hat Recht. Nur weil sie heute vielleicht das erst mal in ihren Leben einen Ninja sehen ist dies keine Garantie dafür, dass sie sich ein gutes Beispiel an uns nehmen. Nein, solche Sachen hinterlassen keine bleibenden Eindrücke bei Kindern. Ich weiß das selbst am besten. „Nicht meckern“, geht Gai nun zwischen uns. „Dies ist eine Mission wie jede andere und wir werden sie mit demselben Eifer und Tatendrang erledigen wir die anderen Missionen auch! Wir werden jetzt unsere Sachen zusammen suchen und uns dann um 10 am Konoha-Kindergarten treffen.“ Mit einem nicken auf seine eigenen Worte verschwindet er und auch wir machen uns auf dem Weg, unsere Taschen zu packen. Es ist nichtdestotrotz eine Mission und die müssen wir erledigen. Kurze Zeit später betrete ich das Anwesen und mache mich auf dem Weg zu meinem Zimmer. Unterwegs treffe ich niemanden an und ehrlich gesagt bin ich auch froh darüber. Ich packe schnell meinen Beutel, den ich immer auf Mission mitnehme und drehe mich wieder zur Tür zu. Doch dann entdecke ich etwas auf meinem Schreibtisch. Ich schaue es mir genauer an. Es ist ein Zettel. 'Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag' steht dort. Einige Sekunden schaue ich mir die Buchstaben an. Ich kenne diese Handschrift. Ohne weiter darüber nachzudenken zerknüll ich den Zettel und werfe ihn in den Papierkorb. Wenn er jetzt schon Zettel benötigt, um mir etwas zu sagen, dann kann ich auch dankend darauf verzichten. Ich drehe mich wieder zur Tür und verlasse das Zimmer. Schnell ziehe ich noch die Tür hintermir zu, dann laufe ich die langen Flure wieder zurück zum Vorderhof und von dort die letzten Meter zur Akademie. Der Kindergarten schließt genau daran. TenTen wartet schon und kurz nach mir trifft auch Lee ein. Und dann höre ich das Geräusch von vielen kreischenden, sich unterhaltenden Kindern. Ich drehe mich zum Kindergarten um und genau in dem Augenblick verlässt Gai, gefolgt von den Kindern und der Erzieherin das Gebäude. Die Frau lächelt und an und stellt sich vor uns. „Vielen Dank, dass ihr uns heute begleiten werdet. Leider muss euer Sensei wieder los, weshalb er nicht dabei sein kann.“ Eine Mission ohne unseren Sensei? Geht denn das? „Sie können nicht mit zur Mission kommen?“, fragt Lee und Sensei Gai schüttelt daraufhin den Kopf. „Ich muss leider etwas sehr wichtiges erledigen. Aber es dürfte nichts auf der Mission passieren. Ihr werdet nicht über die Grenzen zu anderen Reichen gehen und normalerweise macht der Kindergarten diese Ausflüge auch ohne Unterstützung von Ninjas.“ „Und warum sollen wir denn heute dabei sein?“ Berechtigte Frage von TenTen. Ich kann aus ihrer Stimme hören, dass sie ganz und gar gegen diese Mission ist. Die Erzieherin antwortet ihr. „Wir werden heute ausnahmsweise mit 2 Gruppen gehen, aber ich müsste auf beide alleine aufpassen und das schaffe ich nicht. Deshalb habe ich um Unterstützung gebeten. Ihr müsst wirklich nur darauf aufpassen, dass alle Kinder beisammen bleiben und keines sich verletzt.“ Gut, wenn wir nur aufpassen sollen, dass alle beisammen bleiben, dann wird es wohl nicht sehr weit weg gehen. Trotzdem geht es mir gegen den Strich, dass wir Babysitter spielen sollen. Eigentlich müssten wir uns langsam ernsthaft für die Chuunin-Prüfung vorbereiten, statt solchen Quatsch zu machen. „Und wohin geht es?“, frage ich rein Interesse halber. Vielleicht kann der Ausflugsort unsere Laune ja noch retten... Die Erzieherin grinst breit, bevor sie antwortet: „An den Strand!“ Zugegeben, die Antwort gefällt mir. Dann können wir uns immerhin auch ein wenig amüsieren. Ich schaue heimlich zu TenTen. Sie hat die Hände vor der Brust ineinander verhakt und in ihren Augen liegt ein Glitzern, wie es nur bei ihr vorkommen kann. Mein Blick wandert weiter zu Lee, der grade seine Faust in den Himmel gestreckt hat. „Worauf warten wir dann noch? Lasst uns endlich beginnen!“ Die Erzieherin nickt und dreht sich dann zu den Kindern um. „Kinder, hört mal alle her! Diese 3 Ninja werden uns heute ausnahmsweise zum Strand begleiten. Ich möchte, dass ihr auf das hört, was sie sagen. Sie werden mich heute unterstützen und ich möchte, dass ihr ihnen genau so viel Respekt entgegenbringt wir mir.“ Ein einstimmiges Gejubel und Gekreische geht durch die Kinderhorde und gemeinsam setzen wir uns dann in Bewegung. Mein Blick wandert wieder rüber zu TenTen. Sie sieht nachdenklich aus. Ob sie etwas beschäftigt? Ich wusste es schon immer, warum ich Kinder nicht mag. Und dieser Moment bestätigt dieses Wissen immer und immer wieder. Kinder sind laut, nervig und einfach nur unreif. Klar, ich war auch mal klein, aber ich war ganz anders. Ich war diszipliniert, ruhig und für mein Alter schon sehr reif. Also das genau Gegenteil von dem, was da vor mir herläuft. Lee scheint sich nicht an der Lautstärke zu stören. Er unterhält sich sehr angeregt mit der Erziehering und findet sogar noch Zeit, sich um die um ihn scharenden Kinder zu kümmern... Und TenTen auch. Sie läuft in der Mitte etwas weiter vor mir. An jeder Hand ein Kind unterhält sie sich mit ihnen und beantwortet deren Fragen. Ich könnte das nicht, mich auf dieses Niveau begeben und bei jedem kleinsten Wort pure Begeisterung vortäuschen. Daher bin ich ganz froh, dass ich den Abschluss bilde und sich die Kinder weitestgehend von mir fern halten. Ich mache eben keinen einladenden Eindruck auf die Kleinen. Vor mir laufen ein paar Kinder herum, die sich in einer Lautstärke unterhalten, dass ich ihnen am liebsten die Münder verschlossen hätte. Der Schlafmangel von heute morgen macht sich Minute zu Minute sichtbarer. Meine Laune wandert stetig weiter bergab. Zwischen den lauten Worten der Kinder vor mir kann ich Gesprächsfetzen von TenTen auffangen. Sie unterhalten sich über Geburtstage... wie passend für diesen Tag... Und diese Kinder scheinen wirklich neugierig zu sein, denn jetzt wollen sie auch Lees Geburtsdatum wissen. Pah! Was ist an diesem Tag denn so toll? Man wurde geboren. Und weiter? Vielleicht hat man allen Grund zur Freude, wenn das Leben von Anfang an so verlief, wie es für ein Kind normal gewesen wäre. Aber ich feier meinen schon seit Jahren nicht mehr. Ich habe keinen Grund mehr dazu. Lee verrät den Kindern das Datum und wenige Sekunden später dreht TenTen sich zu mir um. „Neji?“ Ich merke ihren Blick auf mir ruhen und schaue sie an. Was denn? Will dieses Kind etwa auch mein Datum wissen? Wozu? Sie würde ihn heute Abend eh vergessen haben und in ein paar Jahren erinnert sie sich nicht mal mehr an diesen Tag „Das geht euch nichts an“, antworte ich ihr auf die unausgesprochene Frage und drehe meinen Kopf zur Seite. Doch eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass TenTen stur ist. Das habe ich mittlerweile seit unserem Training herausgefunden. Sie ist stur in allen Angelegenheiten. „Was ist so schlimm daran, seinen Geburtstag zu verraten? Da ist doch gar nichts bei.“ Sie setzt erneut an, entschlossen diese Kleinigkeit herauszufinden. „Es ist ein Tag wie jeder andere. Nichts Besonderes“, kontere ich und halte den Blick weiterhin abgewandt. „Grade deswegen kannst du ihn uns doch verraten, oder nicht?“ Nun richte ich den Blick wieder auf sie. Ich wurde dazu erzogen, keine Forderungen zu stellen oder Wünsche zu haben. Meine Meinung zählt nicht. Aber andererseits weiß TenTen so gut wie gar nichts über mich. Daher ist es einen Versuch wert. „Ich möchte aber nicht.“ Ich sehe, wie sie mich sprachlos anschaut. Doch dieser Ausdruck hält nicht lange, denn er wird von einer Entschlossenheit vertrieben die deutlich macht, dass sie diesen Meinungskampf noch lange nicht aufgegeben hat. Kommentarlos dreht sie sich wieder nach vorne und fast zeitgleich dreht sich die Erzieherin zu uns um. „Kinder, wie wäre es, wenn ihr das Lied sing, das wir letzte Woche gelernt haben?“ Oh, bitte nicht das auch noch. Die Kinder scheinen sich zu freuen, denn sofort beginnen sie mit der Lehrerin zu singen. Zu allem Übel fängt TenTen auch noch an, mit zu singen. Die einzig normale Person in diesem Team, die einzige mit der ich mich ein wenig verbunden fühle kehrt mir den Rücken zu und macht bei diesem Blödsinn mit. Umso erleichterter bin ich, als die Kinder nun auch das Wasser sehen können und auf dieses zustürmen. TenTen lässt sich auf meine Höhe fallen und lacht. „Sind sie nicht putzig? Wenn ich daran denke, dass wir auch mal so waren, wird mir bewusst wie schnell wir groß geworden sind.“ In Ihrer Stimme schwingt Freude mit und ich sehe, dass ihre Augen funkeln. „Ich war so nicht“, entgegne ich und sie lenkt ihren Blick auf mich. Mit erstaunten braunen Augen sieht sie mich prüfend an. „Nicht? Wie warst du denn dann?“ Ich schließe meine Augen und senke den Kopf etwas. Ein genervtes, kurzes Lachen entweicht meiner Kehle und ein ebensolches Lächeln kann ich mir nicht unterdrücken. „Weniger laut und kindisch.“ „Lass sie doch. Wenn sie erstmal größer sind, haben sie selten Gelegenheit hierher zu kommen und sich noch so ausgelassen zu freuen.“ Ich höre an ihrer Stimme, dass sie ebenfalls lächelt. Langsam öffne ich meine Augen wieder und schaue sie von der Seite her an. Sie hat Recht. Es sind halt noch Kinder. Ich nicke. „Wahrscheinlich hast du Recht...“ Plötzlich stehen Lee und die Erzieherin vor uns. „Die Kinder dürfen jetzt baden und spielen. Ich möchte euch bitten, aufzupassen, dass keines in den Wellen oder beim Spielen zu Schaden kommt. Und sie sollten nach Möglichkeit in Sichtweite bleiben.“ Wir nicken und die Erzieherin dreht sich lächelnd wieder um. Lee fragt noch, welche Spiele für den Tag geplant sind und wir erfahren, dass die Erzieherin Federball, Volleyball und Fussball als Spiele geplant hat. Als das Wort 'Volleyball' fällt, kreischt TenTen auf und ist sichtlich erfreut. „Das sind aber ganz schön viele Spiele für so eine kleine Gruppe“, stelle ich fest und lass meinen Blick über die Kinder schweifen. Auch wenn wir mit zwei Kindergarten-Gruppen unterwegs sind, auf drei Spiele verteilt sind es doch wenige. Die Erzieherin nickt. „Ich habe es mir als eine Art Turnier gedacht. Erst Federball, dann Volleyball und dann Fussball. Dabei gibt es keine Gewinner oder Verlierer. Aber es wird immer nur ein Spiel zur Zeit gespielt. Und er möchte, kann sich daran beteiligen. Ihr dürft übrigens auch gerne mitmachen.“ Sofort klatscht TenTen in die Hände und stimmt zusammenmit Lee zu. Sollen die beiden sich ruhig den Tag über mit den Kindern vergnügen. Dann hätte ich immerhin meine Ruhe und könnte meiner Aufgabe, auf die Kinder aufzupassen, nachgehen. Ich verschränke die Arme vor der Brust und bewege mich in Richtung Dünen. Ein Stück gehe ich sie hoch, dann finde ich einen guten Platz, von dem ich den Strand im Auge habe und setze mich. TenTen und Lee laufen auf das Meer zu und ohne zu zögern laufen sie hinein. Noch hier hinten höre ich TenTen kreischen, als sie feststellen muss, dass das Wasser trotz der sommerlichen Temperaturen kälter ist als gedacht. Aber der kurze Schock scheint schnell überwunden zu sein, denn sofort führt sie mit den Kindern eine Wasserschlacht. Ich lasse meinen Blick über den gesamten Strand schweifen und aktiviere kurz das Byakugan, um auch die Gegend hinter mir kurz zu prüfen. Dann lenkt TenTen mit ihrem Lachen meine Aufmerksamkeit auf sie. Ich beobachte sie. Von hier hinten bemerkt sie es nicht. Es kommt mir vor, als hätte sich etwas verändert, seit wir anfingen gemeinsam zu trainieren... Ein lächeln huscht über mein Gesicht. Nein, es hat sich sogar etwas verändert. Nicht, dass ich anfange irgendwelche Gefühle für sie zu entwickeln. Nein, dafür bin ich nicht der Mensch. Von Beziehungen halte ich nichts und zudem habe ich einfach kein Interesse an soetwas. Es ist etwas anderes. Und auch wenn ich mir selbst versuche einzureden, dass ich es nicht nötig hätte glaube ich doch langsam, dass wir Freunde werden. Unglaublich, dass ein einfaches Mädchen es schafft, mich so zum nachdenken zu bringen... Die Stimme der Erzieherin reißt mich aus meinen Gedanken. Sie ruft die Kinder zusammen, weil sie etwas zu verkünden hat. Schnell schaue ich mich um, dass auch alle Kinder zu ihr gehen. Aber ich muss nicht eingreifen. Die Kinder haben sich alle in der Nähe aufgehalten. Ich kann von hier oben nicht deutlich hören, was sie erzählt. Aber die Tatsache, dass Lee und TenTen, völlig durchnässt, das erste Netz aufbauen bestätigt meine Vermutung, dass jetzt das Turnier beginnt. Das erste Spiel würde Federball sein. Lee hebt seine Hand und wir dann von der Erzieherin an den Rand des Spielfeldes geschickt. Er ist dann wohl der Punktezähler. Und TenTen schnappt sich einen Schläger. Ich schaue dem Spiel zu. Aber die Kinder scheinen es besser zu beherrschen als TenTen... Ich kann nicht sagen, wie lange dieses Spiel ging oder wer am Ende die meisten Punkte geholt hat. Ich habe meinen Blick zwischendurch vom Spiel abgewandt und stattdessen auf das Wasser gerichtet und den Wellen gelauscht. Irgendwann sehe ich aus dem Augenwinkel, dass TenTen auf mich zukommt und sich neben mich setzt. Sie lacht und ist völlig erschöpft und an den Beinen klebt ihr getrockneter Sand. Sie schaut mich von der Seite her an. „Das nächste Spiel ist Volleyball. Du solltest mitkommen und auch eine Runde dabei sein“. Ich blicke ihr in die Augen und schüttel leicht den Kopf. „Ich bleibe lieber hier sitzen und beobachte euch.“ TenTen wendet ihren Blick nicht von mir ab, sie schaut mich einfach weiter an und grinst dann herausfordernd. „Wie wäre es, wenn ich in das Gegenteam gehe und wir gegeneinander kämpfen?“ Typisch TenTen... Ich drehe meinen Kopf wieder nach vorn und schließe die Augen. Eine Herausforderung also? Ich kann mir ein Lächeln nicht unterdrücken. Beim Training mag ich sie noch besiegen und besser sein als sie. Dann wollen wir doch mal schauen, ob es beim Sport genauso ist. „Na gut, aber nur ein Spiel.“ Mit einem kurzen, erfreuten Ruf stellt sie sich wieder hin. Ich schaue zu ihr hoch und sie lächelt mich an, bevor sie mit einem schnellen 'Dann bis gleich' davonläuft. Nun stehe auch ich auf und greife mein Shirt, welches ich mir geschickt über den Kopf ziehe. Dann löse ich noch schnell die Bandagen und greife mir meinen Beutel. Am Spielfeld angekommen lege ich alles ab, zieh mir die Sandalen aus und stell mich auf das Spielfeld. Bei diesen Temperaturen wird es besser sein, ohne Shirt zu spielen, wenn ich mir keinen Hitzeschlag holen möchte. „Neji, spielst du mit?“, fragt Lee und schaut zu mir rüber. Ich nicke. „TenTen auch“, sage ich dann. Lee nickt und zeigt auf das Häuschen. „Sie ist eben da reingelaufen. Dann werden wir noch ein wenig warten.“ Ich drehe mich zu dem Häuschen um. Was auch immer sie da drin macht, sie braucht ganz schön lange. Doch dann schwingt die Tür auf und sie betritt wieder den Strand. Und bewegt sich dann auch nicht weiter, sondern schaut wie gebannt in meine Richtung. Ich schaue ihr in die Augen. Auf ihrem Gesicht erscheint wieder der mittlerweile bekannte, verträumte Ausdruck. Ich habe bereits gelernt, dass sie in ihrer eigenen kleinen Welt ist, wenn sie so schaut und alles um sich herum nicht mehr mitbekommt. Also würde ich sie mal wieder in die Realität holen müssen. „TenTen? Beeil dich, wir wollen anfangen.“ Mir entgeht nicht die klitzekleine Veränderung in ihrem Blick. Sie ist wieder bei uns. Schnell läuft sie auf die andere Seite des Spielfeldes und begibt sich in Position. Ich verfolge sie mit meinem Blick und fixiere sie durch das Netz hindurch. Dann stelle auch ich mich in Position. Lee wirft den Ball zu TenTen. Sie würde den Aufschlag machen. Doch vorher dreht sie sich noch zu ihrem Team um und feuert die Kleinen an, die daraufhin anfangen zu kreischen und zu jubeln. Sie erwidert meinen Blick grimmig, wirft den Ball hoch und haut ihn über das Netz. Ich verfolge den Ball mit meinen Augen und stelle fest, dass er auf eines der Kinder zusteuert. Das hat sie doch mit Absicht gemacht, denn das Kind kann den Ball nicht abwehren. Stattdessen klatscht es völlig sinnlos mit der Handfläche gegen den Ball und befördert ihn ins Aus. TenTen und ihr Team jubeln. Wir welchseln die Positionen auf dem Feld. Sie lächelt mich siegessicher durch das Netz an. Freu dich nur nich zu früh, TenTen. Das Spiel hat grade erst angefangen. Sie macht wieder den Aufschlag. Und diesmal zielt sie genau auf mich. Doch von sowas lass ich mich nicht beeindrucken. Ich lege meine Handgelenke aneinander und feuer den Ball dahin, wo er herkam. Ich sehe, dass er über TenTen fliegt und genau auf ein Kind hinter ihr zusteuert. Dieser Punkt geht an uns, das Kind würde diesen Ball nicht zurück über das Netz befördern. Doch im letzten Moment springt TenTen dazwischen, trifft ihn und... der Ball geht noch vor dem Netz zu Boden. Punkt für uns. Gegenüber wechseln sie die Positionen. Lee wirft mir den Ball zu. Ich werfe ihn hoch und schlage mir voller Wucht gegen. Der Ball geht über das Netz und sofort steht TenTen in seiner Bahn und kontert ihn zurück. Der Ball zielt wieder auf eines der Kinder. Doch nochmal würde sie mit dieser Taktik nicht durchkommen. Schnell laufe ich dazwischen und kontere zurück. Dabei gebe ich dem Ball so viel Geschwindigkeit, dass er einfach am gegnerischen Team vorbeifliegt und in der Mitte des Feldes liegen bleibt. Sprachlos starren die Kinder den Ball an. Punkt für uns. Und sofort beendet Lee das Spiel. TenTen kommt zu mir. „Du hast gewonnen... mal wieder.“ Sie lächelt erschöpft und wedelt sich, scheinbar unbewusst, mit der Hand etwas Luft zu. Ich schaue sie vergnügt an. „Hast du etwa vergessen, was die Erzieherin sagte? Es gibt keine Gewinner oder Verlierer. Du solltest dich an die Turnier-Regeln halten.“ Kurz nimmt ihr Blick etwas erstauntes an, dann lenkt die Erzieherin unsere Aufmerksamkeit auf sich. „Jetzt kommt Fussball. Wer möchte mitmachen?“ Lee meldet sich sofort und macht sich sofort daran, das Netz abzubauen. Die Erzieherin schaut uns fragend an, aber TenTen und ich lehnen ab und entfernen uns etwas vom Geschehen. Etwas weiter oberhalb lassen wir uns in den Dünen nieder und beobachten das grade angefangene Fussballspiel. Lange Zeit sagt keiner von uns etwas. Mein Blick bleibt weiter auf das Spiel vor uns gerichtet. „Sag mal... Willst du eigentlich immer noch wissen, wann ich Geburtstag habe?“ Keine Reaktion. Nicht mal eine Bewegung. Ich richte meinen Blick auf sie und erleide innerlich fast einen Herzinfarkt. Oh mein... wenn TenTen sehen könnte, wie sie grade aussieht, dann würde sie sich verdammen für ihre Angewohnheiten... Sie sitzt ganz normal neben mir. Allerdings ist ihr Kopf... sehr schief gelegt, sie starrt unablässig auf meinen Körper, ihr Mund steht offen und sie sabbert. Zu allem Überfluss hat sie wieder diesen verträumten Gesichtsausdruck. Ich sollte mir ernsthaft die Frage stellen, ob ihre Hormone verrückt spielen, sobald sie mich sieht. Was an sich ja auch nicht weiter schlimm wäre, würde ich sie nicht enttäuschen müssen. „TenTen?“, frage ich erst ganz normal. Aber sie reagiert nicht. „TenTen?“, frage ich erneut, nun ungeduldiger. So lange war sie noch nie in ihrer Traumwelt... Doch endlich reagiert sie und schaut mich an. „Ja?“ Die Art, wie sie es ausspricht lässt darauf schließen, dass sie meine erste Frage völlig überhört hat. „Ich habe dich etwas gefragt.“ Verwirrung macht sich in ihrem Gesicht breit. „Kannst du… es nochmal wiederholen?“ Ihr scheint die ganze Situation peinlich zu sein, denn sie wird Rot und lenkt ihren Blick schnell auf das Wasser. Ich seufze resigniert und schaue zu ihr rüber. „Ich fragte, ob du immer noch wissen möchtest, wann mein Geburtstag ist.“ Überrascht und mit geweiteten Augen schaut sie wieder zu mir, direkt in meine Augen. Dann lächelt sie und schüttelt den Kopf leicht. „Du sagtest vorhin, dass du ihn nicht verraten möchtest. Ich kann den Grund zwar immer noch nicht verstehen, aber ich kann deine Entscheidung akzeptieren. Wenn du nicht magst, dann können wir dich auch nicht dazu zwingen.“ Bei ihrem letzten Satz kann ich nicht an mir halten. Erstaunt, überrascht und völlig unvorbereitet auf das Gesagte schaue ich sie an. Dann richte ich meinen Blick wieder nach vorne, damit sie nicht den inneren Gefühlskampf in mir sieht. Wenn ich nicht möchte... kann man mich nicht zwingen? Das hat noch keiner vorher zu mir gesagt. Ich wurde so erzogen, dass ich mich unterzuordnen habe. Wenn etwas mal gegen meinen Willen verläuft, muss ich mich beugen und es so hinnehmen. Ohne ein Wort darüber zu verlieren oder mich zu beschweren. Und wenn man von mir verlangt, mich für die Hauptfamilie... Davon weiß TenTen aber gar nichts. Sie weiß nicht, wie mein Leben außerhalb des Teams oder des Trainings aussieht. Sie kennt nicht die Hintergründe. Also kann sie solche Worte sagen und guten Gewissens auch daran glauben. „Danke, dass du das so siehst“, sage ich dann leise. Ich bedanke mich nicht häufig. Aber wenn es doch mal vorkommt, dann meine ich es ehrlich. Ich spüre TenTens Blick auf mir ruhen und erneut legt sie den Kopf schief. „Wie sollte ich es denn sonst sehen?“ Ich schließe die Augen und schüttel leicht den Kopf. Und als ich meine Augen wieder öffne setzt sich ein kurzes Lächeln auf mein Gesicht. „Ist nicht so wichtig. Vergiss es einfach.“ Für den Moment ist es gut so. Irgendwann würde ich TenTen alles erzählen. Wahrscheinlich schon bald. Sie würde ein Recht darauf haben, alles zu erfahren. Ich schaue in den Himmel und betrachte die wenigen Wolken. Ja, sie wird alles erfahren, wenn die Zeit gekommen ist. Ich schaue wieder zu ihr und blicke ihr direkt in ihre Augen. „Er ist heute.“ Sie schaut mich ebenfalls an, reagiert aber nicht. Ich sehe die Frage in ihrem Blick. „Mein Geburtstag ist heute. 03. Juli.“ Eine Weile braucht sie, um das Gehörte zu verstehen, dann gibt sie einen überraschten Laut von sich. Ich betrachte sie weiter, schweigend. Sie versucht, einen Satz zu formulieren, doch ehe sie ihn zu Ende ausgesprochen hat, unterbreche ich sie. „Verrate es bitte niemandem.“ Schnell schüttelt sie den Kopf und ich richte meinen Blick wieder auf das Fussballspiel, das noch in vollem Gange ist. TenTen tut es mir gleich. Es dämmert bereits, als wir uns auf den Rückweg machen. Anders als auf dem Hinweg sind die Kinder jetzt ruhig und müde. Nur vereinzelt reden sie, aber auch eher leise. Lee ist genau wie heute morgen wieder vorne an der Spitze und redet mit der Erzieherin. TenTen und ich gehen hinten und passen auf, dass keines der Kinder abhanden kommt. Ich genieße die Ruhe. Die Temperaturen sind deutlich kühler geworden, aber es ist immer noch angenehm warm. „Sag mal, was ist eigentlich mit unserem Training heute?“, fragt TenTen plötzlich und schaut mich an. Ohne sichtbare Reaktion überlege ich. Ja, was ist mit dem Training heute? Eh wir wieder in Konoha sind ist die Sonne fast untergegangen. Dann müssen wir noch zum Hokage und die Mission abgeben. Wir waren heute viel länger unterwegs, als eigentlich geplant war. „Das lassen wir heute ausnahmsweise ausfallen. Es wird zu spät, bis wir in Konoha angekommen sind und unsere Bezahlung abgeholt haben“ antworte ich ihr, während ich weiter nach vorn schaue. Aus dem Augenwinkel seh ich sie nicken. Es wird schon in Ordnung sein, wenn wir heute nicht trainieren. Sicherlich werden wir später auch in unsere Betten fallen. Eine ganze Weile gehen wir noch wieder schweigend nebeneinander her. Dann fängt TenTen mit dem nächsten Thema an. „Meinst du, Sensei Gai meldet uns dieses Jahr zur Chuunin-Prüfung an?“ „Ich weiß nicht. Ich traue es unserem Sensei ebenso gut zu, dass er uns erst nächstes Jahr anmelden wird. Immerhin muss er das gesamte Team anmelden, nicht nur einzelne Personen. Und daher muss er vorher genau abschätzen, ob die Anmeldung Sinn macht.“ TenTen schaut mich an, während ich ihre Frage beantworte. „Wie meinst du das?“ Eigentlich dachte ich, dass TenTen versteht, was ich meine. Aber anscheinend habe ich mich geirrt... „Nimm dir Lee als Beispiel“, setze ich an. „Unser Sensei muss genau abschätzen können, ob Lee nur mit Taijutsu genauso stark ist wie du oder ich mit Genjutsu oder Ninjutsu. Er kann Lee nicht an einer Prüfung anmelden, für die er noch nicht bereit ist. Folglich kann er das ganze Team nicht an der Prüfung anmelden.“ „Achso ist das… du scheinst dich ganz gut darüber schlau gemacht zu haben.“ Ich höre das Lächeln in ihrer Stimme und aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, wie sie ihre Hände hinter dem Rücken verschränkt und zu mir sieht. Ich schließe meine Augen und stecke meine Hände in die Hosentaschen. Eigentlich habe ich mich nicht über die Prüfung informiert. Viel mehr habe ich Gesprächsfetzen von anderen Senseis aufgefangen und in eine logische Reihenfolge gebracht. Und eigentlich hätte TenTen auch die besagten Gesprächsfetzen aufschnappen können, denn seit einigen Wochen reden die Senseis über nichts anderes mehr untereinander als über die Prüfungen. „Das war einfache Logik. Da hättest du auch drauf kommen können.“ TenTen geht einfach weiter neben mir her. Anscheinend hat sie sich an meine Antworten gewöhnt. Normalerweise hätte sie schon längst ihre wütende Phase erreicht, wenn ich so mit ihr rede. Ob es daran liegt, dass wir uns jeden Tag sehen, dass sie nicht mehr so reagiert? Wie auch immer... Plötzlich zieht TenTen an mir vorbei. Ohne ein Wort, ohne einen weiteren Blick geht sie nach vorne zu Lee und schaltet sich in das Laufende Gespräch ein. Ich schaue sie an und in mir überschlagen sich die Gedanken. Ist sie doch wütend? Versteckt sie mittlerweile ihre Gefühle? Nein, so ein Blödsinn. Warum sollte sie jetzt plötzlich damit anfangen, wenn sie vorher immer offen gezeigt hatte, dass ihr etwas nicht passte? Vielleicht gibt es einfach nur etwas, was sie mit Lee oder der Erzieherin besprechen möchte. So wird es sein. Eine Weile später taucht dann auch das Tor von Konoha auf. Die Kinder fangen wieder aufgeregt an zu reden und zu jubeln und stürmen dem Eingang entgegen. Gemeinsam begleiten wir sie noch zur Akademie, wo sich die Erzieherin für unsere Hilfe bedankt. Auch die Kinder verbeugen und bedanken sich. Dann gehen wir zum Hokageturm, um diese Mission als 'Erfolgreich abgeschlossen' abzugeben und unsere Bezahlung abzuholen. Zusammen verlassen wir eine Weile später wieder das Gebäude. Mittlerweile legt sich ein bläulicher Farbton über die Stadt, während ganz langsam die Dunkelheit einsetzt. Wir bleiben stehen und Lee ergreift als erster das Wort. „Ich werde jetzt noch trainieren. Was macht ihr heute noch? „Ich muss nach Hause. Ich bin müde…“antwortet TenTen erschöpft. Ich überlege. Außer mein Byakugan trainieren würde ich heute nicht mehr viel machen. Und wenn ich nicht trainiere, würde ich mich wahrscheinlich auf meine Fensterbank setzen und zusehen, wie die ersten Sterne am Himmel einzug halten, während dieser immer dunkler wird. Jedenfalls würde ich irgendwas alleine machen. Auf Gesellschaft, besonders von der Familie, kann ich für den Rest des Tages verzichten. „Geht dich nichts an“, lautet daher meine Antwort. Lee nimmt unsere Antworten zur Kenntnis und hebt dann seine Hand und winkt kurz. „Dann bis morgen.“ Mit diesen Worten verschwindet er und lässt TenTen und mich alleine zurück. Da diese auch nach Hause möchte lasse ich jedes weitere Gesprächsthema sofort fallen und verabschiede mich ebenfalls. „Ich gehe auch. Bis morgen.“ Ich drehe mich um und will gehen. „Ja, bis morgen. Und schönen Geburtstag noch! Feier nicht zu doll!“, erwidert sie gereizt und dreht sich ebenfalls um. Ich bleibe stehen und drehe mich wieder zu ihr. Woher kommt denn jetzt diese Gemütswandlung? War sie nicht bis eben noch völlig normal? Ich würde mit ihr darüber reden müssen. Das muss sie mir erklären. „Was ist dein Problem?“, frage ich daher und schaue sie weiter an. TenTen knallt ihren Fuß auf den Boden, zieht die Schultern an und macht Fäuste. „Was mein Problem ist?“ Ihre Stimme klingt zornig, doch ich höre, dass sie noch versucht sie zu unterdrücken. Und mit einem mal dreht sie sich um und schreit mir ins Gesicht. „Du bist mein Problem!“ Zugegeben, diese Antwort überrascht mich. Ich bin ihr Problem? Aber was habe ich ihr getan? Ich brauche sie gar nicht fragen, denn ohne auf eine Reaktion von mir zu warten setzt sie von neuem an. „Hast du überhaupt schon einmal darüber nachgedacht, wie ich mich fühle?! Da denke ich einmal ich verstehe dich und dann wirfst du wieder mit Beleidigungen um dich! Mag sein, dass es die anderen kalt lässt, was du von ihnen hältst, aber mich lässt es nicht kalt!“ Meine Gedanken rasen, doch ich lasse mir nichts anmerken. Natürlich weiß ich, wie sie sich fühlt wenn ich sie kritisiere. Aber habe ich sie heute beleidigt? Oder in den letzten Tagen? Gut, ich weiß jetzt, dass sie das alles mehr zu schaffen macht als sie mir gegenüber immer zeigt. Aber hatte sie nicht auch genügend Möglichkeiten gehabt, mir das vorher zu sagen? Sie denkt doch, dass sie mich versteht. Warum hat sie dann nicht in so einem Moment mit mir darüber geredet? Um meine Gedankengänge zu überspielen zucke ich desinteressiert mit den Schultern. „Das ist alles? Deshalb machst du so ein Theater?“ „Ja, deshalb! Ich habe wirklich gedacht, wir könnten Freunde werden oder uns zumindest besser verstehen! Doch immer wenn ich denke, dass du dich mir gegenüber änderst, beweist du das Gegenteil!“ Freunde? Ich drehe mich weg, mit dem Rücken zu ihr. Ich weiß, dass sie jetzt nicht abhaut. Ich habe auch gedacht, wir können Freunde werden. Und ich denke es immer noch. Ehrlich gesagt wünsche ich es mir sogar. Sie akzeptiert meine Entscheidungen. Und daraus nehme ich mir die Freiheit, einen kleinen Wunsch zu hegen. Doch scheinbar hat TenTen eine andere Vorstellung von dieser Freundschaft. Ich habe ihre Blicke gesehen, wenn sie wieder dieses verträumte in ihren Augen hat. Ihre Reaktionen sprechen Bände. Und nicht zum ersten mal stell ich mir die Frage, ob sie wirklich nur eine Freundschaft zu mir aufbauen möchte oder doch mehr will. Und sollte letzteres wirklich der Fall sein, sollte ich sie vor einen großen Fehler bewahren. „Mach dich bitte nicht lächerlich, TenTen.“ „Warum denn nicht? In deinen Augen bin ich doch bereits lächerlich!“ Alle Wut in ihrer Stimme ist verschwunden und sie klingt etwas traurig. „Nein, bist du nicht“, antworte ich ihr ganz ehrlich in einem ruhigen Ton. Normalerweise würde ich soetwas nie zu jemandem sagen. Normalerweise... „Ich halte dich auch nicht mehr für schwach. Ich schätze dich als Teamkameradin. Aber ich bin nunmal, wie ich bin und nichts kann daran etwas ändern.“ „Aber warum denn nicht?“ Ich drehe mich wieder zu ihr um und schaue ihr direkt in die Augen. Sie ist verunsichert. Fragt sich wahrscheinlich sogar, ob sie nicht besser aufhören sollte, es zu versuchen. Ich könnte es ihr nicht verübeln. Denn solange ich ihr nicht alles erzählt habe, würde sie mich nie verstehen können. „Dafür weißt du zu wenig über mich.“ „Dann sag es mir. Erzähl mir von dir.“ Fast schon flehentlich klingt sie, während sie dies sagt. Sie heftet ihren Blick auf meinen. Nein, sie würde niemals aufgeben. Sie würde alles für diese Freundschaft tun, selbst wenn sie selbst anfangen müsste, ihre offenen Fragen zu beantworten. Ich schüttel den Kopf. „Nicht jetzt.“ TenTen schaut mich kurz schweigend an, dann nickt sie. Wieder akzeptiert sie meine Entscheidung. Sie vertraut darauf, dass ich mein Wort halte. Und dieses Vertrauen würde ich nicht enttäuschen. TenTen stellt keine weiteren Fragen und wir haben gesagt, was wir zu sagen haben. Dieses Gespräch ist hiermit beendet und ich verabschiede mich. „Bis morgen“, sage ich leise während ich sie ansehe, drehe mich dann aber um und entferne mich einige Schritte von mir. „Bis morgen“, höre ich TenTens ebenso leise antwort und ich höre, dass auch sie nun einige Schritte macht. „Ach und…“ „Hmm?“ Ich bleibe stehen und drehe mich halb zu ihr um. Wieder treffen sich unsere Blicke. Sie lächelt. „… und Herzlichen Glückwunsch noch.“ Ich habe damit gerechnet, dass sie darauf nicht weiter eingeht. Außer ihr und Hinatas Familie weiß keiner, welcher Tag heute ist. Und mein Onkel zieht es neuerdings vor, mir per Zettelbotschaft zu gratulieren. Er macht es also nur noch des Anstands halber. Aber in TenTens Blick sehe ich etwas ehrliches. Sie meint es so, wie sie es sagt. Ich drehe mich wieder um, doch bevor ich ihr wieder ganz meinen Rücken zugewandt habe huscht noch ein kurzes Lächeln über mein Gesicht. Ich setze wieder einige Schritte nach vorne und entferne mich wieder von ihr. Doch bevor sie sich umdreht und ebenfalls geht hebe ich noch meine Hand. Diese Geste kennt sie bereits von mir. So habe ich mich damals von ihr verabschiedet, bevor wir auf das Fest gegangen sind. Sie weiß es wahrscheinlich nicht, doch für mich ist es eine Art, Danke zu sagen, wenn ich es nicht aussprechen kann. Ich betrete das Anwesen. Die Gänge sind bereits dunkel und nirgendwo brennt ein Licht. Wahrscheinlich liegt der größte Teil des Clans bereits im Bett. Leise gehe ich den langen Flur entlang und komme an meiner Zimmertür an. Ich schiebe sie auf und mache Licht. Und sofort fällt mir eine Änderung auf. Jemand war hier drin und hat einen Umschlag auf meinen Schreibtisch gestellt. Ich ziehe die Tür hinter mir wieder zu und nähere mich dem Umschlag. Er ist nicht sehr groß. Ich nehme ihn und hole das Blatt Papier heraus und lese. 'Dieses Bild habe ich gefunden. Ich denke, du solltest es behalten. Hinata' Ich öffne nochmal den Umschlag und sehe noch etwas darin liegen. Es ist ein Foto, sehr klein und anscheinend schon sehr alt. Ich hole es heraus und betrachte es. Es ist ein Bild von meinem Vater und mir. Es zeigt einen fröhlichen Moment aus der Vergangenheit. Ich erinnere mich nicht mehr daran. Ich muss noch sehr jung gewesen sein. 1 oder 2 Jahre. Ich trage ein Papierhütchen auf dem Kopf und sehe glücklich aus. Vater ist neben mir zu sehen und sieht genauso glücklich aus. Ich drehe das Foto um und sofort fällt mir das Aufnahmedatum auf, welches auf der Rückseite steht. 03/07 3. Juli Mein Geburtstag. Einer der wenigen, die er mitbekommen hat. Eine ganze Weile betrachte ich das Bild schweigend, dann klemme ich es zum anderen Bild an den Rahmen. Ich ziehe mir meine Klamotten bis auf die Boxershorts aus, lasse mich auf mein Bett fallen und schiebe die Hände unter den Kopf. Gedankenlos starre ich gegen die Decke, dann schalte ich das Licht aus, drehe mich auf die Seite und ziehe mir die Decke über den Kopf. Danke, Hinata. Kapitel 6: Erste Gefühle - 1 ---------------------------- Seit unserer Strandmission sind 5 Monate vergangen. 5 Monate, in denen wir tagein tagaus trainierten. Ob im Team oder allein. 5 Monate, in denen ich TenTen alles abverlangte. 5 Monate ohne Rücksicht auf Verluste. 5 Monate, in denen wir jeden Abend wie tot ins Bett fielen und in einen tiefen Schlaf fielen.... Aber auch 5 Monate, in denen wir uns gegenseitig aufhalfen und uns aufmunterten, wenn einer mal nicht mehr konnte. Ich merkte, wie in dieser Zeit die Freundschaft zu ihr mit jedem Tag wuchs. Wir verstanden uns immer besser. Und dann eines Tages bemerkte ich, wie ich mich freute sie zu sehen. Wie unruhig ich manchmal ohne sie war. Diese Gefühle verwirrten mich und so verdrängte ich sie. Wir passieren grade das Tor Konohas und sammeln uns an unserem Trainingsplatz nahe dem Wald. „Diese Mission habt ihr sehr gut gemeistert“, fängt Sensei Gai an zu berichten. Als er dann anfängt, von der Kraft der Jugend zu erzählen schalte ich ab. Ich will diesen ewigen Vortrag nicht hören. Der Einzige, der nicht müde von diesen Reden wird, ist Lee. Ganz im Gegenteil. Er kann sich regelrecht dafür begeistern... In Gedanken bin ich schon beim heutigen Training. Mein Blick schweift zu TenTen, die ebenso wenig zuzuhören scheint wie ich. Sie hat sich gut gemacht, die letzten Monate. Sie ist wirklich deutlich besser geworden. Und um ehrlich zu sein habe ich ihr alles beigebracht, was ich weiß. Sie kann jetzt, zumindest rein auf das Tai-Jutsu bezogen, alles was ich auch kann. Und dieses Wissen weiß sie auch einzusetzen. Das beweist sie jedes Mal, wenn wir auf Missionen gehen. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Sensei Gai sich mit einem überschwänglichen Lächeln und einem erhobenen Daumen verabschiedet. „Also dann meine Schüler. Bis morgen!“ Und auch Lee will sich verabschieden. Er schaut uns entschuldigend an. „Ich muss auch gehen. Ich habe heute noch einen wichtigen Termin, den ich auf keinen Fall verpassen darf. Ansonsten werde ich 500 Runden um Konoha laufen. Auf den Händen!“ Dann verschwindet auch er. Innerlich lache ich. Als ob Lee seine 500 Runden um Konoha nur läuft, wenn er den Termin verpasst. Wir alle wissen doch, dass er sie spätestens hinterher nachholen wird. Ich merke, wie TenTen mich anschaut und erwidere ihren Blick. „Denkst du auch grade, was ich denke?“, frage ich sie und sie nickt. Ich seufze. Wieder einmal haben wir die gleichen Gedanken gehabt. Ich muss leicht den Kopf über Lee schütteln. „Er ist unverbesserlich...“ TenTen dreht sich leicht weg und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Nun muss ich auch leicht grinsen, aber ich kann es noch einigermaßen gut zurückhalten. „Du sagst es“, erwidert sie dann immer noch lachend. Ich schaue sie eine Weile schweigend an. „TenTen?“ Sie richtet ihre braunen Augen auf meine und schaut mich fragend an. „Hmm?“ „Wir sehen uns um 18 Uhr wieder. Genau hier, okay?“ Eine Weile reagiert sie nicht, sondern schaut mir einfach in die Augen. Doch ich sehe, dass sie nicht in ihre eigene Welt abgedriftet ist. Die Fragen, die sie sich momentan stellt schießen förmlich aus ihrem Kopf. „Aber...“, fängt sie dann an. Doch ich habe mich bereits zum Gehen abgewandt und die Hand gehoben. „Heute Abend beenden wir das Training“, beantworte ich schnell ihre wohl offensichtlichste Frage und mache mich dann auf den Heimweg. Zuhause angekommen gehe ich schnell duschen und verlasse dann das Zimmer. Ich folge den Gängen zum Innenhof und setze mich dort auf den Boden. Es ist bereits Dezember und die Temperaturen sind erheblich gesunken. Doch ich friere nicht, ich finde die Kühle eigentlich sehr angenehm. Eine ganze Weile bleibe ich so sitzen und beobachte den Himmel. Plötzlich fällt irgendetwas auf meinen Kopf und verdeckt mir die Sicht. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dir die Haare richtig abtrocknen sollst, bevor du rausgehst...“ Ich kenne diese Stimme und sofort reiße ich mir das Handtuch vom Kopf, um den Sprecher anzuschauen. Es ist Hiashi, mein Onkel, den ich so sehr hasse. Ich schaue ihn an und bringe Abstand zwischen uns. „Was machen Sie hier?“, frage ich vorsichtig. Wenn ich es mir recht überlege eine sehr dumme Frage. Was soll er schon in seinem Haus machen? Er scheint sich das gleiche zu denken. „Das hier ist zufällig mein Haus.“ Ich schweige und starre ihn weiter an. Hiashi seufzt. „Ich habe dich hier sitzen sehen... Bei dieser Kälte mit nassen Haaren...“, er schüttelt den Kopf, als wenn ein kleines Kind eine Dummheit gemacht hätte. Immer noch schweige ich. „So erkältest du dich nur und bekommst Fieber.“ Sein Blick ist auf mich gerichtet, sein Gesicht ist ausdruckslos, aber etwas liegt in seinem Blick. Ist das Sorge? Ich lache kurz auf, aber es ist kein ehrliches Lachen. „Als ob Sie oder irgendjemand anderen interessieren würde, was mit mir geschieht.“ Meine Stimme klingt bitter und verfehlt ihre Wirkung auf meinen Onkel nicht. „Neji, bitte...“ Ich höre aus seiner Stimme, dass er das nicht mit mir ausdiskutieren möchte. „Was denn? Wollen Sie mir etwa sagen, dass es nicht so ist? Dass ich falsch liege?“ Ich durchbohre ihn mit meinem Blick und hoffe inständig, dass er den Hass hört und sieht. Er schweigt. Ich lasse das Handtuch fallen, dass ich die ganze Zeit festgehalten habe. „Ich gehe, hab noch was zu erledigen.“ Mit diesen Worten gehe ich an meinem Onkel vorbei. Der Stammhalter beendet immer zuerst das Gespräch. Es zeugt von unaussprechlicher Respektlosigkeit, wenn jemand, besonders aus der Nebenfamilie, das Gespräch von sich aus beendet. Und solche Respektlosigkeit wird in der Regel bestraft. Besonders in meinem Fall. Ich bin das Einzige Mitglied des Nebenhauses, das hier im Haupthaus wohnt. Wenn nur einer der Ältesten mein Benehmen meinem Onkel gegenüber mitbekommen würde, würden diese sofort das Juin aktivieren. Und sie würden es nicht bei einer Warnung belassen. Dafür fürchten sie mich zu sehr; dafür könnte ich ihnen noch viel zu gefährlich werden. In ihren Augen bin ich eine Maschine, die zu funktionieren hat. Und wenn sie nicht funktioniert, wird sie entsorgt und ersetzt. Trotz dieses offensichtlichen Spiels mit dem Feuer bin ich umso erleichterter, dass Hiashi anscheinend anders denkt. Ohne ein weiteres Wort lässt er mich passieren und mein Zimmer betreten. Er steht auch noch da, als ich mein Zimmer kurze Zeit später wieder verlasse. Ohne nochmal ein Wort an ihn zu richten verlasse ich das Anwesen und mache mich auf den Weg zum Treffpunkt. Einige Minuten später komme ich dort an und warte auf TenTen. Ich setze mich und beginne zu meditieren. Und sie lässt auch nicht lange auf sich warten. Nur wenige Minuten nach mir erreicht auch sie den Treffpunkt. Sie lächelt mich an. „Also gut, da bin ich“, sagt sie. Ich sehe in ihre Augen und stehe dann auf. Sie wirkt nervös. „Dann lass uns am besten sofort anfangen.“ Ich will mich grade umdrehen, als sie mich aufhält. „Warte! Eine Frage noch.“ Schweigend schaue ich sie an. TenTen erwidert nun fest meinen Blick. „Du sagst, dass du heute das Training beenden willst. Bitte sag mir ganz ehrlich, welchen Grund du dafür hast. Bin ich immer noch zu schwach? Oder ist es wegen etwas anderem?“ Erstaunt zieh ich eine Augenbraue hoch. Darüber macht sie sich Gedanken? Weiß sie denn nicht, welche Fortschritte sie die letzten 5 Monate gemacht hat? Sie ist wirklich sehr viel besser geworden. Ich kann mir ein Grinsen nicht unterdrücken und schließe die Augen. „Es ist nicht, weil du zu schwach bist. Ich sehe nur einfach keinen Sinn mehr weiter zu trainieren, wenn ich dir nichts mehr beibringen kann.“ Ich öffne wieder meine Augen und schaue sie an. Ich sehe, wie ihre Gesichtszüge entgleiten. Sie hat meine ersten Worte völlig falsch aufgefasst. „Du bist gut geworden in den letzten Monaten“, ergänze ich daher und hoffe, dass ich nicht noch mehr sagen muss. Und tatsächlich scheint sie zu verstehen. Ihre Augen fangen an zu glänzen, als ihr der Sinn meiner Worte bewusst wird. Dann lächelt sie sicher und entschlossen. „Dann lass uns anfangen.“ Ich nicke auf ihre Worte und wie auf ein nie ausgesprochenes 'Los' springen wir beide in verschiedene Richtungen davon. Ich verstecke mich hinter einem Busch und aktiviere sofort mein Byakugan. Jetzt würde ich zeigen, was das Training gebracht hat. Ich sehe mich um. Hinter mir ist sie nicht, vor mir ist sie auch nicht. Da! Links in einem Baum. Langsam drehe ich mich in ihre Richtung und beobachte sie. Sie scheint mich zu suchen, sieht sich immer wieder um. Sie ist nicht dumm, sie sucht erst auf dem Boden. Und ich sehe, dass sie auch die Äste um sich herum nicht aus den Augen lässt. Doch sie konzentriert sich zu sehr auf den Boden unter und um ihr. Ich grinse. Dann weiß ich schon, wie ich mich ihr nähere. Langsam ziehe ich mich tiefer in den Wald zurück, immer darauf bedacht, dass sie mich nicht sieht. Hinter einem großen Baum klettere ich dann den Stamm hoch. Sie kann nicht durch Gegenstände schauen, ich schon. Und ich nehme nicht den Blick von ihr, während ich den Baumstamm hochschleiche. Oben angekommen stelle ich mich auf den Ast und prüfe meine Umgebung. Sehr gut, überall sind genügend große. Übereinander hängende Äst, auf denen ich mich ihr nähern kann. Langsam setze ich mich in Bewegung, darauf bedacht keine Geräusche zu erzeugen. Sie konzentriert sich weiterhin nur auf den Boden. Ich setze meinen Fuß auf einen weiteren Ast. Knack. Sofort bleibe ich wie erstarrt stehen. TenTen hat das Geräusch gehört. Ich schaue nach unten. Verdammt, da lag ein Zweig, der unter meinen Schuhen zerbrochen ist... Ich muss vorsichtiger sein. Zum Glück sucht TenTen nur den Boden ab. Dass ich nur wenige Meter hinter ihr bin scheint ihr gar nicht in den Sinn zu kommen. Langsam gehe ich weiter und erreiche endlich den Baumstamm. Mit dem Rücken stelle ich mich dagegen. TenTen ist genau auf der anderen Seite. Meine Finger wandern zu meinem Bein und ziehen ein Kunai aus dem Halter. Ich müsste nur um den Ast herum und... Knack. Nicht schon wieder. Was war es diesmal? Schon wieder ein kleiner Zweig, der aus dem Ast spross. Auch der ist unter meinen Schuhen zerbrochen... Von der anderen Seite höre ich das Knacken des Astes unter TenTens Sohlen. Sie bewegt sich. Ich schaue mit dem Byakugan durch den Baumstamm. Sie starrt direkt in meine Richtung, dann zieht sie ihre Schriftrolle und ein Kunai und springt in meine Richtung, am Stamm vorbei. Sie hat mich entdeckt. Noch bevor ich richtig in ihrem Sichtfeld bin holt sie aus. Ich tu es ihr gleich und pariere ihren Angriff. Sie schaut mich überwältigt an, fängt sich aber schnell wieder und öffnet dann die Schriftrolle. Im nächsten Moment sehe ich ihre Waffen auf mich zufliegen. Doch der Angriff ist lachhaft. Sie macht ihn nur, um Abstand zwischen uns zu bekommen. Ohne große Überlegungen benutze ich Kaiten und wehre alle Angrifft ab. Auf einem entfernten Ast bleibt sie stehen und zieht ihre zweite Schriftrolle. Sie lässt mich nicht aus den Augen. Ich grinse siegessicher. Sofort bewege ich mich in ihre Richtung, folge ihr, als sie auf den Boden springt und über die Wiese läuft. Dann bleibt sie stehen und schaut mir fest in die Augen. Ich sehe eine grimmige Entschlossenheit und bleibe ebenfalls stehen. Was hat sie vor? Ohne mich aus den Augen zu lassen geht sie in die Hocke und plaziert die beiden Schriftrollen neben sich. Sofort dämmert mir, was sie plant: Sōshōryū. Doch dazu lasse ich sie nicht kommen. Sie formt bereits die ersten Fingerzeichen. Ich muss mich beeilen. Schnell sammel ich das Chakra in meiner Hand, drehe sie in TenTens Richtung und sprinte los. Doch noch bevor ich bei ihr ankomm hat sie ihr Jutsu angefangen. Die Schriftrollen öffnen sich, schießen hoch und TenTen springt dazwischen. Sie dreht sich und Sekunden später hagelt es die unterschiedlichsten Waffen. Kaiten! Im letzten Moment baue ich mein Chakra-Schild auf und drehe mich ebenfalls mit enormer Geschwindigkeit. Durch mein Byakugan und mein 360 Grad Sichtfeld wird mir nicht schwindelig. Während meiner Rotation bleibt mein Blick auf TenTen haften. Sie hat aufgehört ihre Waffen zu werfen, ich werde langsamer und höre dann vollständig auf, mich zu drehen. Aber ich kenne ihre Technik. Ihre Waffen sind mit unsichtbaren Fäden an ihren Fingern verbunden. Sie kann sie damit kontrollieren, erneut auf den Gegner werfen. Und ich irre mich nicht. Kaum steh ich wieder völlig still auf dem Boden bewegt sie ihre Arme und die Waffen um mich herum bewegen sich. Sie schießen auf mich zu. Schnell benutze ich wieder Kaiten und ihre Waffen prallen an meinem Schild ab. Sie hat es also darauf abgesehen, meine Chakra-Reserven aufzubrauchen. Ein Spiel auf Zeit, denn sie weiß, dass meine Techniken eine Menge Energie kosten. Und auch wenn TenTen selbst weniger Chakra hat als ich, würde sie länger durchhalten, wenn es den ganzen Kampf über so geht wie jetzt. Dann würde ich vor ihr schlapp machen. Soweit lass ich es nicht kommen. Niemals! TenTens Angriff ist beendet und sie lässt sich grazil zu Boden fallen. Doch nicht, ohne vor dem Aufprall noch eine Waffe zu ziehen. Ich grinse. Dieses Spiel kann ich auch spielen. Während TenTen auf mich zurennt ziehe ich ebenfalls ein Kunai. Sie holt aus, ich pariere. Unsere Waffen prallen gegeneinander und es bricht ein Kräftemessen aus. Grimmig schaut sie mich mit ihren braunen Augen an. Sie ist ganz schön zäh und lässt sich nicht so einfach von mir davondrücken. Sie hält entschlossen gegen, auch wenn ich sehe, dass ihre Arme bei diesem Kraftaufwand leicht zittern. Nun gut, wenn nicht so, dann eben anders. Ich setze mein Chakra frei und schleudere sie damit von mir. Einige Meter wird sie nach hinten geschleudert und landet unsanft auf dem Boden. Aber sie fängt sich sofort wieder. Sehr gut. Genau so haben wir das trainiert. Niemals zu lange am Boden bleiben, gleich wieder aufstehen, egal wie schwer es fällt. Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich bin stolz auf sie. Sie kann das gelernte tatsächlich auch einsetzen. Sie steht auf und läuft weg. Das Weglaufen haben wir nicht trainiert. Aber ich weiß, warum sie auf Abstand gehen möchte. Sie ist mir hoffnungslos unterlegen im Nahkampf. Sie ist eine Distanzkämpferin. Ich folge ihr, aber sofort lässt sie wieder ihre Waffen auf mich los. Ich wehre sie ab. Wenn sie immer die gleiche Masche benutzt, wird sie mich nie schlagen. Tendiert sie wirklich darauf, dass ich mein Chakra vor ihr verbrauche? Ich hole auf, komme ihr immer näher. Sie dreht sich um, sieht, dass ich den Abstand verringere. Schnell beschwört sie wieder einen Waffenhagel, doch auch diesen wehre ich geschickt ab. Und während ich mein Kaiten einsetze, springt sie aus meinem Blickfeld... Glaubt sie zumindest. Ich muss mich nicht umsehen, um zu wissen, dass sie über mir ist. Sie drückt sich an den Baumstamm, denkt, dass ich sie so nicht sehe. Sie schaut runter zu mir. Und um alle ihre Hoffnungen zu zerstreuen schaue ich zu ihr hoch. „Verstecken ist sinnlos. Ich sehe dich!“ Ihr Gesichtsausdruck wird grimmig und sie knirscht mit den Zähnen. Ich springe hoch, von Ast zu Ast und bleibe schließlich vor ihr stehen. Sie weicht einige Schritte zurück und steht dann mit dem Rücken am Baumstamm. Sie sieht sich um, doch scheinbar gibt es keinen Ausweg für sie. Langsam komme ich auf sie zu. Sie schluckt und schaut mir in die Augen. Ich sehe keine Angst, keine Hilflosigkeit. Sie überlegt fieberhaft, wie sie aus dieser Situation kommen könnte. Ich bleibe vor ihr stehen, stelle mich in Angriffsposition und hole aus. Ich habe eigentlich erwartet, dass sie ausweicht, einen Weg findet aus dieser Situation zu fliehen. Doch sie tut nichts der Gleichen. Stattdessen treffe ich sie mit meinem Juuken. Sie schreit kurz auf und hält sich die Stelle. Dann geht sie in die Knie. Kurze Zeit schwanke ich innerlich. Hätte ich hier vielleicht abbrechen und den Kampf für mich entscheiden sollen? Warum ist sie nicht einfach weggesprungen? TenTen lässt sich vom Baum fallen und kommt auf einem niedrigeren Ast auf. So gut wie möglich springt sie mit ihrer Verletzung von Ast zu Ast, von Baum zu Baum. Ich folge ihr. Ich sehe, dass sie ihre Arme bewegt. Was hat sie vor? Doch noch bevor ich selbst eine Antwort auf diese Frage suchen muss, dreht sie sich leicht zu mir und wirft ein Kunai. Was soll denn dieser Angriff? Da fällt mir etwas auf und plötzlich erscheint mir alles wie in Zeitlupe. Am Kunai hängt ein Zettel und dieser brennt. Er ist schon fast runtergebrannt, als ich der Waffe ausweiche und sie direkt an mir vorbei fliegt. Meine Augen weiten sich. Verdammt! Spinnt sie?! Schnell stoße ich mich am Ast ab, springe zur Seite und aktiviere mein Schild aus Chakra. Und schon geht die Bombe neben mir in die Luft. Die Druckwelle schleudert mich davon, durch die Bäume und auf das offene Feld hinaus. Ich falle zu Boden, rolle aber noch einige Meter weiter, bevor ich auf dem Rücken liegen bleibe. Ich schaue in den Himmel, versuche mich zu bewegen, mich aufzurichten, doch dann wird alles Schwarz um mich herum. … Langsam komme ich wieder zu mir. Wie lange war ich bewusstlos? Was... Was ist das für ein Geräusch? Ist das ein schluchzen? Ich spüre, wie mich jemand schüttelt. „Neji... Sag doch bitte was.“ Ah, ich kenne diese Stimme. Ich kenne sie gut. Es ist TenTen... Warum weint sie? Richtig... Langsam wird mein Verstand wieder klarer. Wir waren beim Training. Sie warf eine Kunaibombe, ich konnte ihr grade noch so ausweichen. Dann muss ich das Bewusstsein verloren haben. Ich kann mich nicht bewegen, mir tut jeder Knochen weh. Plötzlich spüre ich einen Druck auf meiner Brust, das Schluchzen wird stärker, lauter. Sie weint... TenTen... Ich versuche, meine Finger zu bewegen. Und es gelingt mir. Ich öffne meine Augen und schaue an mir runter. Sie hat ihren Kopf auf mich gelegt, die Arme darum. Sie ist so beschäftigt damit, um mich zu weinen, dass sie nicht mitbekommt, wie ich meine Arme ein Stück hebe. Endlich habe ich meinen Körper wieder unter Kontrolle. Schnell packe ich ihre Schultern, drehe sie herum, drücke sie zu Boden und rolle mich über sie. Doch sie scheint es nur so halb mitzubekommen. Sie schaut mich an, immer noch laufen ihr Tränen aus den Augen. Schnell greife ich nach ihrem Handgelenk und drücke es auf den Boden. Mit meinem Bein drück ich ihre andere Hand zu Boden. Ich ziehe ein Kunai, beuge mich vor und halte es ihr an den Hals. Mein Gesicht ist wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Ich blicke ihr in die Augen. „Weine niemals in einem Kampf. Schon gar nicht um den Gegner.“ Diese Lektion hatte ich ihr erst beigebracht. Es nützte nichts. Ich war ihr Gegner und sie musste ihre Gefühle unter Kontrolle bringen. Ich beuge zu ihrem Ohr runter und raune ihr leise zu. „Du hättest mich fast umgebracht, ist dir das klar?“ Ich schaue sie wieder an, doch alles was sie macht ist da liegen und weinen. Ich seufze. Es hat keinen Sinn mehr. Ich packe mein Kunai wieder weg und lasse ihre Arme frei. Während ich mich von ihrem Körper erhebe, greife ich nach ihren Händen und ziehe sie hoch. Dann gehe ich vor ihr in die Hocke und schaue ihr in die Augen. Zuerst scheint sie durch mich durchzusehen, doch ich schiebe mich genau in ihr Blickfeld. Ich wende nicht den Blick von ihr, schaue ihr stur in die Augen. Und endlich kehrt wieder Leben in ihren Blick. „Neji, du...“, fängt sie an, ihre Stimme klingt sehr gebrochen und sie schluchzt noch. Ich schüttel leicht den Kopf und blicke ihr weiterhin in die Augen. „Mit mir ist alles gut. Ich habe nur ein paar Schrammen und Beulen abbekommen. Ich konnte zum Glück noch in letzter Sekunde ausweichen.“ Eine unbeschreibliche Erleichterung macht sich in ihrem Blick breit, bevor sie ihn auf den Boden richtet. Doch ich sehe, dass sie sehr mitgenommen ist. Ihre Augen sind gerötet und verweint und auch wenn sie es selbst nicht zu merken scheint, sie zittert am ganzen Körper... Ich mache mir Sorgen um sie. Scheinbar stellt sie das Wohl anderer vor ihr eigenes. Ohne weiter darüber nachzudenken rücke ich näher zu ihr und lege ihr meine Hand auf die Schulter. „Aber ist mit dir alles okay?“ Langsam hebt sie wieder ihren Blick und schaut mir direkt in die Augen. Sie nickt leicht. Einen Moment schaue ich sie noch an, doch dann stehe ich auf und halte ihr meine Hand hin. Wenn sie sagt, dass mit ihr alles okay ist, dann glaube ich ihr auch. TenTen ergreift meine Hand und ich ziehe sie wieder auf die Beine. Doch sie zittert noch zu sehr und stolpert fast. Schnell fange ich sie auf und halte sie einen Moment, bis sie wieder von alleine stehen kann. Wir drehen uns zu dem Wald um, in dem die Bombe vor kurzem explodierte. Einige Sekunden schauen wir schweigend zu der Stelle, die nun so zerstört ist. „Das war ganz schön knapp“, stelle ich leise fest. TenTen neben mir senkt den Blick und lässt den Kopf hängen. „Es tut mir Leid. Ich hätte das nicht machen sollen.“ Ich richte meinen Blick nicht vom Wald. Was geschehen ist, ist geschehen. TenTen hat ihren Fehler eingesehen. „Komm, wir gehen nach Hause. Sagen wir, es war ein Unentschieden“, antworte ich ihr ruhig. Ich lasse sie los, ich denke sie ist wieder genug bei sich, um selbst stehen zu können. Meine Tasche suchend drehe ich mich um. TenTen folgt mir. Doch immer, wenn ich mich kurz zu ihr umdrehe, vergrößert sich der Abstand zwischen uns. Erst gehe ich weiter, sie würde schon hinterher kommen. Doch sie hat den Blick gesenkt und schlurft durch die Gegend. Schweigend beobachte ich sie nun. Sie ist eine starke Kunoichi. Sie braucht keine Hilfe. Sie muss lernen, mit solchen Sachen fertig zu werden. Das müssen wir alle. Und dennoch... Ich seufze. Wieso lasse ich mich auf so etwas ein? Wieso? Ohne weiter über meine Beweggründe nachzudenken hocke ich mich vor sie und schaue über die Schulter leicht zu ihr. Überrascht bleibt sie stehen und schaut mich an. „Nun steig schon auf. Du kannst ja kaum laufen“, sage ich knapp, während ich den Blick von ihren immer noch geröteten Augen abwende. Ich höre ihre Schritte, spüre ihre Nähe. Sie schiebt meine Haare beiseite. Ich merke, dass ihre Hände zittern. Sie legt die Arme leicht um mich. Und dann spüre ich ihr Gewicht und ihre Wärme auf meinem Rücken. Ich erhebe mich. Sie ist nicht besonders schwer. Schweigend trage ich sie zurück zum Dorf. Die Straßen sind leer, es ist schon spät und die meisten Leute sitzen jetzt drin in ihren Häusern, bei ihren Familien, im Warmen. TenTens Griff verstärkt sich leicht und ich spüre, wie sie den Kopf bewegt. Bis eben noch auf meiner Schulter liegend merke ich nun, wie sie ihn in meinen Nacken drückt. TenTen... Weinst du etwa? Minuten vergehen und wir kommen bei ihr Zuhause an. Vor dem Grundstück lass ich sie herunter und nun mit etwas sicheren Schritten geht sie zur Haustür. Sie greift in ihre Tasche und scheint den Schlüssel zu suchen. Sie sucht... und sucht... Ich beobachte leicht amüsiert ihr Gesicht. Es wechselt permanent zwischen Erkenntnis und Verwirrung, immer überschattet von einem fragenden Blick. Und irgendwann scheint es ihr genug zu sein. Sie stellt ihren Rucksack auf den Boden und wirft nun einen Blick hinein. Ihre Bewegungen werden hektisch, sie fängt an, wie eine Irre zu suchen. Sie sieht in den Seitentaschen nach, ohne Erfolg. Ihre Bewegungen werden schneller, panischer. Und dann hört sie plötzlich auf. Sie regt sich nicht, hat den Blick einfach nur in ihre Tasche gerichtet. „Was hast du?“, frage ich sie nun ebenfalls verwirrt. Langsam richtet sie ihren Blick auf mich und langsam fängt sie an zu grinsen. „Ich habe anscheinend meinen Schlüssel drinnen liegen lassen…“ Rein äußerlich verzieht sich mein Gesicht nicht. Ausdruckslos schaue ich sie an. Doch innerlich klatsche ich mir mit der Handfläche gegen die Stirn. Wie kann man denn bitte seinen Schlüssel vergessen? „Magst du vielleicht mit deinem Byakugan mal reinschauen?“, bittet sie mich dann mit einem ihrer unschuldigsten Lächeln. Ich muss seufzen. Na gut... Ich aktiviere mein Byakugan und schaue durch die Tür. Ich muss nicht lange suchen. Genau hinter der Tür steht ein Schrank, eine Art Garderobe. Und auf diesem liegt ein dickes, knäuliges Etwas. Ich sehe Metall, dann erkenne ich den Schlüssel. „Da liegt ein Schlüssel auf einem Schrank hinter der Tür. Da hängt ein großer, runder Anhänger dran. Ist das der?“ Schnell schaue ich mit dem Byakugan in ihre Richtung. Sie ist das bereits gewohnt, dass ich mit ihr spreche, obwohl ich sie optisch nicht anschaue. Sie nickt ganz schnell. Ich deaktiviere wieder mein Byakugan und schaue sie nun richtig an. „Tja, da kann man wohl nichts machen… Wir könnten versuchen, die Tür irgendwie aufzubekommen oder durch die Fenster reinsteigen“, schlafe ich vor. Doch sofort schüttelt sie den Kopf und lehnt ab. „Das wird nicht möglich sein. Die Fenster sind von außen gar nicht zu öffnen und die Tür bekommen wir ohne Schlüssel auch nicht auf. Meine Eltern sind keine Ninja und haben deshalb vor Einbrüchen oder so besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen…“ Mit dieser Antwort gebe ich mich nicht zufrieden. Immerhin sind wir Ninja. Wir kommen überall rein, wenn wir möchten. Wozu lernen wir die ganzen Jutsu denn? Aber ich respektiere, wenn auch widerwillig, ihren Willen. Wir wollen ja auch nicht, dass man uns mit schäbigen Einbrechern gleichstellt... Meine Hände wandern in die Hosentaschen und mein Gewicht verlagert sich auf ein Bein. Lässig stehe ich neben ihr. „Sind sie nicht zuhause?“ Sie verneint. „Sie sind über das Wochenende verreist und kommen erst am Sonntag wieder…“ Auch das noch… Wir haben Donnerstag. Sie wäre also morgen und übermorgen auf jeden Fall alleine. Und für 3 Nächte hätte sie keine Schlafmöglichkeit. Natürlich könnte sie wie auf Missionen auch im Freien übernachten, aber wir haben Dezember und bei diesen Temperaturen möchte ich ihr das ehrlich gesagt nicht zumuten müssen. Verdammt, ich werde diese Entscheidung sicherlich irgendwann bereuen… Ich seufze und drehe mich leicht weg. „Dann komm mit. Du kannst solange bei mir übernachten, bis deine Eltern wiederkommen.“ Schweigend und überrascht schaut sie zu mir hoch und richtet sich dann wieder auf. „Wirklich? Bist du dir sicher? Ich will nicht, dass du Ärger mit deinen Eltern bekommst, wenn du so einfach Besuch über das Wochenende mitbringst…“ Mein Gesicht verzieht sich etwas, als sie das sagt. Ärger? Von meinen Eltern schon gar nicht… Aber das kann sie nicht wissen. Ich hab es ihr nie erzählt. Und Hiashi kann nichts sagen, wenn ich sie mit in mein Zimmer nehme. Immerhin wollte er damals, dass ich in das Haupthaus komm… „Mach dir darüber keine Gedanken“, ist alles, was ich ihr antworte und aus dem Augenwinkel sehe ich sie nicken. „Danke, Neji.“ Ich blicke zu ihr rüber. Sie strahlt mich geradezu an mit ihrem Lächeln. irgendwie ist sie ja schon ganz sü- NEIN! Solche Gedanken lasse ich nicht zu. Sie ist nicht hässlich, eigentlich recht hübsch. Aber süß wäre dann doch sehr weit ausgeholt. Viel zu übertrieben. Ich drehe mich zu ihr und wechsel schnell das Thema. „Was ist mit der Katze?“ „Murmel? Die kommt auch alleine klar. Notfalls sucht sie sich ihr Futter draußen oder bei anderen.“ Sie wedelt mit der Hand und ich nicke. Dann machen wir uns auf dem Weg. Keiner von uns beiden sagt ein Wort, während wir durch die Straßen gehen. Ich habe meinen Blick unentwegt nach vorn gerichtet. Lange Zeit herrscht Stille zwischen uns. „Du, Neji?“, bricht TenTen dann das Schweigen. Ich schaue sie nicht an, doch ich merke, dass sie zu mir blickt. „Hmm?“ „Habt ihr denn ein Gästezimmer, wo ich schlafen kann?“ Sie klingt nervös, irgendwie aufgeregt und unsicher. Nun drehe ich meinen Kopf doch zu ihr und ziehe erstaunt eine Augenbraue in die Höhe. Nicht wegen ihrer Frage, sondern wegen ihrem Unterton. Worüber macht sie sich Sorgen? Dass sie bei mir im Zimmer übernachten muss und ich mich unanständig benehme? Oder dass sie alleine zwischen völlig fremden Menschen übernachten muss? Wir haben zwar Gästezimmer, aber es ist das Haupthaus. Hiashi hat dort das sagen und ich möchte nicht über seinen Kopf hinweg über eines seiner Zimmer entscheiden. TenTens Aufenthalt könnte ich ihm dann immer noch morgen erklären. „Nein, du wirst bei mir im Zimmer mitschlafen.“ Jedenfalls für heute Nacht erstmal. TenTen reagiert nicht auf meine Aussage. Stattdessen wird sie etwas rot im Gesicht und fängt an, unruhig mit ihren Fingern zu spielen. Schweigend betrachte ich sie, während wir uns dem Anwesen nähern. Mittlerweile hat sie den Blick zum Boden gesenkt und hätte ich nicht kurz erwähnt, dass wir da sind, dann wäre sie einfach vorbei gelaufen. Wir betreten den vorderen Hof und dann das Gebäude. Es ist bereits dunkel und in keinem Zimmer brennt noch Licht. Leise schleichen wir den langen Flur entlang und kommen schließlich in meinem Zimmer an. Während TenTen sich wie jedes Mal umsieht und unsicher im Raum steht, gehe ich zum Schrank und bereite das zweite ‚Bett‘ vor. „Hast du Schlafsachen dabei?“, frage ich, als ich eine zusammengerollte Matratze für unterwegs aus dem Schrank zerre. TenTen schrickt kurz auf. Natürlich hat sie keine Schlafsachen dabei. Sie hatte ja auch nicht damit gerechnet, über das Wochenende nicht Zuhause zu sein. Ohne ihre Antwort richtig abzuwarten mache ich mich an meinen Klamotten im Schrank zu schaffen. TenTen ist nur ein kleines bisschen kleiner, eigentlich müssten ihr meine Sachen passen… „Nein, hab ich nicht. Aber du bist doch mit Hinata verwandt? Ich kann mir doch sicherlich was von ihr leihen?“ Während sie mir antwortet ziehe ich ihr eine Trainingshose und eines meiner T-Shirts aus dem Schrank und halte es ihr wortlos hin. Sie nimmt die Sachen entgegen. „Hinata schläft sicherlich schon. Und Hanabi ist noch zu klein, als dass ihre Sachen dir passen würden.“ Ich ziehe eine Decke und ein Kissen aus dem Schrank und drehe mich dann zu ihr um. Sie scheint überrascht zu sein. „Du kannst das Bett benutzen, solange du hier bist. Ich werde auf dem Boden schlafen.“ Sie nickt zwar, doch irgendwie scheint sie nicht richtig bei der Sache zu sein. Und mein Gedanke bestätigt sich auch kurz darauf. „Hanabi? Ich wusste gar nicht, dass du zwei Schwestern hast...“ Wie kommt sie jetzt darauf, dass die beiden meine Schwestern wären? Ich setze einen verwirrten Blick auf und schaue TenTen an. „Was?“ Meine Frage scheint sie zu verunsichern. Sie überlegt kurz und setzt dann zu einer Antwort an. „Nun ja, Hinata nennt dich Nii-san. Und Hanabi wird wohl Hinatas Schwester sein. Und du dann der Bruder von den beiden.“ Ich schüttel den Kopf und wende den Blick von ihr ab. „Du scheinst wirklich nichts über mich zu wissen.“ „Du erzählst ja auch nie etwas.“ Recht hat sie… Der Grundgedanke zumindest war richtig. Hinata und Hanabi sind tatsächlich Geschwister. „Also, wo liege ich falsch?“, fragt sie nun. Jetzt richte ich meinen Blick wieder vollständig auf sie und schaue ihr in die braunen Augen. „Die beiden sind meine Cousinen, nicht meine Schwestern...“ „Oh“, ist ihre Antwort. Scheint, als wäre dieses Gespräch beendet. Ich hocke mich auf den Boden und beginne, das provisorische Bett aufzubauen. Während ich die Matratze ausrolle und glätte schaut TenTen sich wieder einmal um. Sie bewegt sich durch mein Zimmer. Ich beachte sie dabei nicht weiter. Ich glaube nicht, dass sie hier rumspionieren würde. Soll sie sich ruhig umsehen, sie wird ja über das Wochenende auch hier leben. „Neji?“ spricht sie mich plötzlich an. „Was denn?“, frage ich zurück, richte meine Aufmerksamkeit aber weiterhin dem Aufbau des Bettes. „Ist dieser Mann auf dem Foto dein Vater?“ Sofort höre ich auf, weiter das Bett aufzubauen und drehe mich zu ihr um. Sie hält den Bilderrahmen in der Hand, in dem die Fotos von meinem Vater sind. Erinnerungen überkommen mich. Erinnerungen an glückliche Zeiten. An eine Zeit, wo ich von den Unterschieden in der Familie noch nichts wusste. Schnell drehe ich mich wieder weg. Ich kann nicht auf die Fotos schauen… Nicht vor ihr. Ein leises „Ja…“ ist alles, was ich rausbringe. Ich spüre TenTens Blick auf mir, doch sie sagt nichts. Ich höre, wie sie den Bilderrahmen zurückstellt. „Wo kann ich mich denn umziehen?“, fragt sie schnell. Innerlich bin ich ihr dankbar für diesen Themenwechsel. Ich zeige auf die Seitentür und schaue sie an. „Da drin ist das Bad. Da kannst du dich duschen und umziehen und morgen früh auch fertig machen.“ TenTen bedankt sich und zieht die Tür zum Bad auf. Ich widme mich wieder dem Bett auf dem Boden, doch meine Gedanken driften nun, wo sie es erstmal angesprochen hat, wieder zu meinem Vater. Ich höre, wie sie die Tür zuzieht und kurze Zeit später das Wasser andreht. Ich stehe auf und gehe nun ebenfalls zum Schreibtisch, auf dem das Bild steht. Schweigend nehme ich es in die Hand und betrachte es. Vater… Sollte ich ihr heute alles erzählen? Wahrscheinlich würde es für sie dann einfacher sein, mich zu verstehen. Andererseits könnte es auch sein, dass sie das alles gar nicht nachvollziehen kann. Ich weiß nicht, was ich machen soll… Das Wasser geht aus und ich höre, wie sie die Wände der Dusche zurückschiebt. Ich stelle das Bild wieder weg und gehe zum Schrank, aus dem ich mir meine Schlafklamotten wühl. Dann warte ich, bis TenTen das Bad verlässt. Aber sie braucht länger als gedacht. Einige Minuten warte ich noch, schaue zwischendurch zur Uhr. Sie zeigt mittlerweile 22:30. Und morgen müssen wir früh hoch… Noch immer gibt es keine Anstalten aus dem Bad, dass Tenten hinauskommt. Also klopfe ich. „TenTen? Was machst du solange? Beeil dich!“ rufe ich durch die Tür. Ich verstehe wirklich nicht, was Frauen immer so lange im Bad machen. Dass sie sich Minutenlang nur im Spiegelbetrachten ändert auch nichts am Aussehen… „Ja“, bekomme ich als Antwort und wenige Sekunden später öffnet sich die Tür auch schon. TenTen tritt heraus und schaut mich fragend an. „Bist du endlich soweit?“ Sie nickt. „Klar. Du kannst jetzt.“ Das wurde aber auch Zeit. Wortlos schiebe ich mich an ihr vorbei. Die Luft im Bad ist sehr stickig, sie hat wohl sehr heiß geduscht. Schnell schiebe ich ein kleines Fenster auf, damit kühle Luft hereinkommt und entkleide mich dann. Ohne auf die Wassertemperatur zu achten steige ich nun auch unter die Dusche. Einige Minuten später bin ich fertig und trockne mich ab. Dann ziehe ich mir meine Schlafklamotten an; eine lange Trainingshose und ein T-Shirt. Dann bürste ich mir die Haare. Automatisch richtet mein Blick sich auf das Juin auf meiner Stirn. Und instinktiv greife ich zu dem Band, das ich mir anstelle des Stirnbandes meist umbinde. Doch ich halte in der Bewegung inne und lasse es dann wieder fallen. Sie hat das Juin schon gesehen. Sie kennt zwar dessen Bedeutung nicht, aber ich brauche es vor ihr nicht zu verstecken. Ich drehe mich um und verlasse das Bad. TenTen starrt mich an, völlig regungslos. Jetzt ist es wieder soweit, oder? Sie fängt sich, driftet nicht wieder in ihre Traumwelt ab. Innerlich muss ich Lächeln. Sie lernt. Seit ihrer peinlichen Reaktion am Strand achtet sie darauf, sich nicht zu sehr abdriften zu lassen. „Es ist schon spät. Wir sollten schlafen gehen“, stelle ich dann nach einem weiteren Blick auf die Uhr fest. Ich gehe zum Fenster und ziehe die Vorhänge zu. Das Fenster würde heute Nacht offen bleiben. TenTen nickt und geht zum Bett, bleibt davor stehen und schaut mich dann an. „Ist es wirklich okay, wenn ich in deinem Bett schlafe? Ich kann sonst auch auf den Boden.“ Ich schaue sie ebenfalls an, aber nicht lange. Stattdessen gehe ich zum Lichtschalter am anderen Ende des Raumes. „Das ist okay. Ich bin es gewohnt auf dem Boden zu schlafen.“ Dann schalte ich das Licht aus, gehe zu meinem Bett und lege mich hin. Sofort drehe ich mich auf die Seite. TenTen bleibt noch unschlüssig im Raum stehen, dann höre ich aber auch die andere Bettwäsche und weiß, dass sie sich nun auch hingelegt hat. Ich versuche zu schlafen, doch so recht gelingt es mir nicht. Die Anwesenheit einer weiteren Person in meinem Zimmer scheint mich ein wenig unruhig zu machen. Dabei ist es doch nur TenTen. Wir haben schon häufiger zusammen in einem Zimmer oder in einem Zelt geschlafen. Da hatte ich auch keine Probleme beim Einschlafen. Warum jetzt? Ist es, weil wir uns nicht auf einer Mission befinden? Weil es eine private Sache ist? Ich weiß es nicht… Die Gedanken überschlagen sich in meinem Kopf, als ich plötzlich durch ein Geräusch, eine Stimme, aus ihnen gerissen werde. „Neji“, flüstert TenTen in die Dunkelheit. Ich öffne die Augen etwas. „Hm?“ „Danke…“ Kurz schweige ich. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht, eh ich die Augen wieder schließe. „Kein Problem…“ Kapitel 7: Erste Gefühle - 2 ---------------------------- Es ist noch mitten in der Nacht als ich aufwache. Ich hatte geträumt. Doch ich erinnere mich nicht an den Traum. Ich weiß nur, dass es in diesem hektisch zuging. Ungewöhnlicher Weise schlägt mein Herz wie wild gegen meinen Brustkorb und auf meiner Stirn haben sich Schweißperlen gebildet. Aber ich erinnere mich an kein einziges Detail aus meinem Traum, das diese Reaktion hervorgerufen haben könnte. Ruhig blicke ich gegen die Decke und setze mich dann auf. Beim Blick schweift durch das Zimmer, dann zu der Person, die in meinem Bett liegt und seelenruhig schläft. Sie liegt mir zugewandt und hat die Decke an das Ende des Bettes getreten. Mit angezogenen Beinen liegt sie nun da. Mein Blick wandert weiter zur Uhr. Es ist bereits halb 5 und draußen ist es immer noch dunkel. Verständlich, wir haben Dezember. Dezember… Ich blicke zum Kalender. Heute ist der 30.12. Heute ist sein Todestag... Mein Blick schweift zu dem Bild von meinem Vater. Ich stehe auf und einen Moment nehme ich es in die Hand. Gedankenverloren starre ich im Dunkeln darauf. Meine Augen sind durch das Byakugan besser als die der meisten anderen. Plötzlich höre ich ein Geräusch. Ich blicke auf und drehe meinen Kopf in TenTens Richtung. Sie schläft noch, aber sie scheint unruhig zu schlafen. Vorsichtig stelle ich das Bild an seinen Platz zurück und gehe die wenigen Schritte zum Bett. Vor ihrem schlafenden Gesicht hocke ich mich hin und blicke sie an. Sie scheint zu träumen, in ihrem schlafenden Gesicht wechseln sich die Emotionen ab. Aber sie wacht nicht auf. Sie zieht ihre Beine fester an, scheint aber nicht nach der Decke zu suchen. Ich seufze und trete an das Bettende. Echt erstaunlich, dass sie nicht bereits wegen der Kälte hier drin wach geworden ist. Vorsichtig hebe ich die beiden Deckenenden an und ziehe sie über ihren Körper. Sie soll sich nicht erkälten. Sofort kuschelt sie sich in die Decke ein. Ich schaue auf ihr Gesicht. Es wirkt sehr friedlich und in dem schwachen Licht sieht sie unglaublich schön aus. Ohne weiter drüber nachzudenken strecke ich meine Hand aus und streiche mit meinen Fingerspitzen ganz vorsichtig eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht, wobei ich leicht ihre Wange streife. So unglaublich schön… Moment! Was denke ich da? Was tue ich da?! Schnell ziehe ich meine Hand wieder weg. Ich bin nicht diese Art von Mensch. Beziehungen oder Gefühle gehen mich nichts an. Sie ist nur eine einfache Teamkameradin, die über das Wochenende bei mir untergekommen ist, weil sie den Schlüssel vergessen hat. Mehr nicht. Mehr nicht! Schnell drehe ich mich weg um nicht in ihr Gesicht sehen zu müssen. Mehr nicht! …Oder doch? Ich verschränke die Arme vor dem Körper und schaue zur Decke hoch. Ich seufze. Ich sollte vielleicht nach draußen gehen. In diesem Raum drehe ich sonst irgendwann durch vor lauter widersprüchlichen Gedanken. Besonders wenn sie anwesend ist. Leise gehe ich zum Schrank und wühle mir frische Klamotten heraus. Im Bad ziehe ich mich um und bürste meine Haare. Dann verlasse ich das Bad wieder und schleiche mich langsam zur Zimmertür. Grade als ich diese aufziehen möchte, gibt TenTen wieder Geräusche von sich. Doch diesmal ist es viel mehr als ein Geräusch… „Neji…“, murmelt sie leise. Erstaunt bleibe ich stehen und drehe mich noch einmal zu ihr um. Sie schläft weiterhin tief und fest. Ich muss leicht lächeln. Scheinbar redet sie neuerdings im Schlaf. Oder es ist mir während unserer längeren Missionen nicht aufgefallen. Aber dass sie ausgerechnet von mir träumt... Leise ziehe ich die Zimmertür auf und trete auf den Gang hinaus. Es ist kalt heute. Geradezu eisig. Mein Blick schweift über den Innenhof. Alles ist überzogen mit Eis und es glitzert wahnsinnig doll. Ich seufze erneut. Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn ich mich ein wenig aufwärme... Eine Runde Laufen und anschließendes Training würde mir gut tun. Ich setze mich in Bewegung und gehe den langen Flur entlang. Und dann, als ich das Anwesen verlasse, laufe ich los. Ich habe kein bestimmtes Ziel. Ich laufe einfach nur dahin, wo meine Füße mich hin tragen. Und schon bald komme ich am Trainingsplatz im Wald an. Hier steht noch ein Holzmännchen, was wir beim letzten Teamtraining benutzt haben. Lee hat hauptsächlich daran trainiert. Hm... Vielleicht könnte ich... Ich strecke meine Handfläche zu dem Holzgerüst und konzentriere mich. Neulich, als ich dem Training von Hanabi zugesehen hatte, da hat Hiashi so eine Technik benutzt. Hakke Kuu Shou nannte er sie. Wenn ich es schaffe, sie mir selbst beizubringen... Immerhin habe ich das mit Hakke Rokujuuyon Sho auch geschafft. Ich schließe meine Augen und rufe mir ins Gedächtnis, was ich gesehen habe. Er streckte die Hand aus, genau so. Und dann ist Hanabi plötzlich nach hinten geflogen. Er muss also einen Kraftstoß benutzt haben. Aber wie macht er den? Ich öffne meine Augen und fixiere meinen Blick auf das Holzgerüst. Jetzt! „Ha!“ Und es tut sich nichts... Es fühlte sich nicht mal so an, als ob das Chakra sich von meiner Hand lösen und auf das Holzmännchen schießen möchte. Es war einfach nichts... Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. So schwer sah das nicht aus... Nun gut, ich würde diese Technik noch einige Male beobachten müssen. Immerhin konnte ich mir die anderen Techniken auch nur durch ständiges Beobachten beibringen. Dann würde ich eben mit den verfügbaren Techniken dieses Gestell vor mir kurz und klein hauen. Stunden über Stunden trainiere ich ohne Pause. Die Kälte um mich herum nehme ich kaum noch wahr, so sehr habe ich mich warm bewegt. Erschöpft stehe ich auf dem Trainingsplatz und versuche, meinen Atem zu beruhigen. „Nii-san...“ Was will sie hier? Ich drehe mich zu ihr um und schaue ihr in die Augen. „Warum bist du hier?“ Sofort wirkt Hinata unsicher und etwas ängstliches tritt in ihren Blick. „Va-Vater sucht dich“, bringt sie dann nach längerem Gestammel heraus. Ich drehe mich weg von ihr und richte meinen Blick in den Wald vor mir. „Und was möchte er?“ Meine Stimme klingt tonlos. Nicht oft verlangt Hiashi mich zu sehen. Meistens hat er dann irgendwas zu meckern. Wahrscheinlich auch diesmal wieder. „I-Ich weiß nicht... Er wirkte recht wütend u-und er sagte, du sollst sofort zu ihm.“ Wie ich es mir bereits gedacht habe. Ich schweige und hoffe, dass Hinata endlich wieder geht. Ich würde ihr dann später folgen. Doch sie bleibt, wo sie ist. „Gibt es noch etwas?“, frage ich nun leicht genervt von ihrer Anwesenheit. Ihr schwaches Gehabe stört mich wirklich. „Nii-san...“ „Ich bin nicht dein Bruder, wann merkst du dir das endlich mal?“ Ich hätte auch genauso gut nichts sagen können, denn ohne weiter auf meine Bemerkung einzugehen redet sie einfach weiter. „Nii-san, es tut mir Leid...“ Pah! Sie entschuldigt sich bei mir? Skeptisch drehe ich mich zu ihr um und sie schaut mich überraschender Weise mit traurigen Augen an. „Ich weiß, was heute für ein Tag ist. Und ich weiß, dass du immer noch damit zu kämpfen hast...“ Wortlos schaue ich sie an. Ist das alles? Ich weiß auch, welcher Tag heute ist. Aber habe ich von ihr Mitleid verlangt? „Was verstehst du schon davon...“, gehe ich schließlich als Antwort und wende den Blick ab. „I-Ich weiß, wie du dich fühlst“, sagt sie plötzlich lauter, kommt einige Schritte auf mich zu. Mir reißt der Geduldsfaden. Ich gehe ihr entgegen, wütend, packe ihre Schultern und drücke sie an den nächsten Baum. Sofort ist sie wieder das verschüchterte, unsichere Mädchen, was sie immer ist. Angst kehrt in ihren Blick ein und mit geweiteten Augen schaut sie mich an. Wütend drücke ich ihre Schultern gegen den Baumstamm. „Du verstehst gar nichts! Du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle!“ Erschrocken sieht sie mich an, während ich ihr die Worte wütend ins Gesicht sage. Mein Blick ist hasserfüllt. „Nii-san, ich...“ „SEI STILL!“ Sie zuckt zusammen und Tränen schießen ihr in die Augen. Was fällt ihr ein, einfach hier aufzukreuzen und zu behaupten, sie könne mich auch nur ein bisschen verstehen. Das ist gelogen! Am liebsten hätte ich ihr... Nein, ich darf das nicht. Ich muss sie beschützen. Sie, die gutmütigste, zurückhaltendste, schwächste im ganzen Clan, wahrscheinlich in ganz Konoha. Ausgerechnet sie. Langsam reagiere ich mich wieder ab und ich lasse ihre Schultern los. „Verschwinde. Und wage es nicht noch einmal, mich anzusprechen“, sage ich ruhig, während ich mich weg drehe. Und das lässt sie sich nicht zweimal sagen. Sofort dreht sie sich ebenfalls weg und läuft davon. Als ich sie nicht mehr sehen kann mache ich mich dann auch auf dem Weg zum Anwesen. Einige Minuten später komme ich dort an und betrete das Gebäude. Meine Schritte führen mich zu einer Tür, hinter der ein großer Raum liegt. Ich betrete ihn und erblicke meinen Onkel. Er scheint schon zu warten und sofort richtet sich sein strenger Blick auf mich. „Sie wollten mich sprechen“, fange ich an. Mehr eine Feststellung als eine Frage. Hiashi nickt kurz. „Setze dich.“ Er zeigt auf ein Sitzkissen vor ihm. Doch ich bleibe stehen. Ich werde seiner Bitte nicht nachkommen. Schweigend starre ich ihn an und er seufzt. „Warum bist du nicht beim Training?“, fängt er dann an. Ich schweige. „Dein Sensei war hier und hat nach dir gefragt. Ich habe ihm gesagt, dir ginge es nicht gut und du würdest lieber heute Zuhause bleiben.“ Ich schaue ihn weiter schweigend an. Ist ja schön, dass er eine Ausrede für mich erfunden hat. Erwartet er jetzt etwa Dankbarkeit? Seine weißen Augen heften sich durchdringend auf mich und seine Stimme klingt streng. „Neji, du bist ein Ninja Konohas. Du hast eine Verpflichtung deinem Dorf gegenüber.“ „Und Sie hatten eine Verpflichtung Kumo no Kuni gegenüber und sind sie nicht nachgekommen“, platzt es plötzlich aus mir heraus. Er weiß schon, welche Verpflichtung ich meine. Hiashi bleibt ruhig. „Das ist etwas völlig anderes.“ „Ist es nicht.“ „Neji…“ Dafür, dass er wütend sein sollte, hält er sich aber noch ganz schön zurück. Grimmig blicke ich zurück. „Ich möchte, dass du nächste Woche wieder zum Training gehst und dich dort abmeldest, wenn du nicht hingehst.“ „Und was interessiert Sie das?“ Er seufzt. Ich weiß, dass ich in seinen Augen anstrengend bin. Aber er hat es sich selbst zuzuschreiben. „Ich habe die Aufsichtspflicht über dich.“ „Schöne Aufsichtspflicht. Ist echt entspannend, wenn man ihr nicht nachkommen muss, oder?“ Gut, ab jetzt wird es heikel. Aber mir ist das egal. Er soll ruhig wissen, wie ich über all das denke. In meiner Stimme schwingt ein sarkastischer Unterton mit. Hiashis Blick wird… traurig? „Ich habe mich bemüht, wie ein Vater zu dir zu sein.“ Er steht auf und kommt auf mich zu, versucht, meinen Arm zu berühren. Ich weiche automatisch einige Schritte zurück. „Fassen Sie mich nicht an! Den einzigen Vater, den ich jemals hatte, haben Sie mir genommen!“ Hiashi bleibt stehen, schaut mich an und dreht sich dann um. Dann nimmt seine Stimme wieder diesen sachlichen, kühlen, beherrschten Ton an. „Du gehst nächste Woche wieder zum Training.“ Es ist für ihn selbstverständlich, dass ich mich dieser Aussage beuge. Und natürlich würde ich hingehen, auch ohne dass er es mir sagt. Ohne ein weiteres Wort verlasse ich das Zimmer wieder. Ich muss weg hier. Ich will hier nicht bleiben. Und vor allem muss ich mich abreagieren. Ohne weiter drüber nachzudenken tragen meine Beine mich aus dem Anwesen und aus dem Dorf. Meinem Team begegne ich nicht. Ist wahrscheinlich auch besser so. Und etliche Minuten später erreiche ich den Ort, an dem ich mich in Ruhe aufhalten könnte. Ohne Familie, ohne Freunde. Einfach nur ich und meine Gedanken… Ich erreiche den Friedhof. Und vor einem bestimmten Stein bleibe ich stehen. Natürlich weiß ich, dass das Grab leer ist, aber das kümmert mich nicht. Meine Augen richten sich auf den Namen, der im Stein eingraviert ist: Hizashi Hyuuga. Das Grab meines Vaters… Es ist nun 9 Jahre her, seit er verstarb. Damals sagte er mir oft, ich solle Hinata beschützen, notfalls mit meinem Leben, und die Hauptfamilie nicht hassen. Ich solle sie ehren. Aber warum? Die Hauptfamilie nahm mir meinen Vater weg! Ich habe ihn als gutmütigen, liebevollen Menschen in Erinnerung, bei dem die eigene Familie immer im Vordergrund stand. Aber er konnte auch streng sein. Ich weiß, dass auch er die Hauptfamilie hasste. Warum sollte ich sie dann nicht hassen? Warum sollte ich sie beschützen? Weil es mein Onkel und meine Cousinen sind? Weil sie etwas Besseres sind? Ich will mich nicht Fremdbestimmen lassen. Es ist mein Leben. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Warum? Warum musste er sterben? Hätte man nicht einfach Hiashi töten können, so wie es die feindlichen Ninja verlangten? Aber nein, er war damals bereits Stammhalter. Er war und ist viel zu wichtig. Aber dann hätte Hinata selbst mal erfahren, wie es ist, einen Elternteil zu verlieren. Dann könnte sie nachvollziehen, zumindest zum Teil, wie ich mich jeden Tag fühle, wenn ich sie sehe mit ihrer glücklichen, vollständigen Familie in ihrer perfekten Welt. Ich lache auf, aber es ist kein ehrliches Lachen. Was mache ich eigentlich hier? Ich versinke gerade in Selbstmitleid und Hass. Aber es ist nun einmal das Einzige, was ich machen kann. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, die Zeit nicht zurückdrehen. Und meinen Hass auf den Clan nicht einfach vergessen. Unwillkürlich schweifen meine Gedanken zu TenTen ab. Wie hätte sie in meiner Situation reagiert? Was hätte sie getan? Sie ist immer so fröhlich und gut gelaunt. Sie lässt sich nie einschüchtern. Ich beneide sie dafür. Auch kann sie offen ihre Gefühle zeigen. Es kümmert sie nicht, wenn sie vor anderen weint oder lacht oder wütend ist. Sie tut es ganz einfach. Auch dafür beneide ich sie. Sie ist so völlig anders als ich. Sie ist einfach so… Schon wieder schweife ich ab, denke viel zu sentimental und gefühlvoll. Immer wieder passieren mir diese Ausrutscher, obwohl ich versuche sie zu unterdrücken und zu verdrängen. Aber vielleicht sollte ich mich jetzt mal meinen Gefühlen stellen… Natürlich ist mir schon aufgefallen, dass sie mir mehr zu bedeuten scheint als ich bisher angenommen hatte. Aber es fällt mir verdammt schwer, mir das auch einzugestehen. Dass TenTen anscheinend mehr empfindet als nur Freundschaft liegt ziemlich nahe. Ich sah ihre Blicke, sah ihre Reaktionen, hörte ihre Worte. Aber der offensichtlichste Grund: Sie hatte geweint, weil sie dachte ich sei tot. Ich gebe es nicht gerne zu, aber dieses Wissen, dass ich ihr anscheinend etwas bedeute, erfüllt mich mit einer Wärme, die ich schon sehr lange nicht mehr gespürt hatte… Okay, legen wir die Karten auf den Tisch. Ich mag sie. Ich bin zwar nicht verliebt in sie, aber ich empfinde doch eine tiefe Freundschaft zu ihr. Natürlich würde ich ihr das nie sagen und schon gar nicht in der Öffentlichkeit zeigen. Aber ihr gegenüber könnte ich mich vielleicht doch ein wenig öffnen… Unwillkürlich muss ich lächeln. Wirklich unfassbar, dass ein Mädchen mich zu solchen Gedanken verleiten kann. Dabei habe ich mir doch immer gesagt, dass ich keine Freunde brauche, dass ich ein Einzelgänger bin und bleibe. Dass andere nur Klötze am Bein sind und mich aufhalten, der Beste von ihnen zu werden. Ich habe immer versucht, mich hinter meiner Mauer zu verstecken, wollte nichts und niemanden an mich ran lassen. Und nun denke ich so völlig anders über all das. Sie hat geschafft, woran andere gescheitert sind… Sie ist erstaunlich… Ich sehe etwas weißes vor meinem Auge zu Boden fliegen und richte meinen Blick in den Himmel. Es hat angefangen zu schneien. Ich beobachte die Schneeflocken, die nun leise und langsam zu Boden rieseln. Wie lange ich einfach nur da stehe, in den Himmel schaue und meinen Gedanken nachhänge, kann ich nicht sagen. Ich richte meinen Blick wieder nach unten auf den Grabstein und sofort kommen wieder längst vergangene Erinnerungen hoch. Die Gegend um mich herum ist weiß, voller Schnee, der liegen geblieben ist. Und zum hundertsten Mal stelle ich mir die eine Frage: Warum? Warum Vater und nicht Hiashi? Und warum bin ich mit so einem Leben bestraft? Warum? Dieses Wort wiederholt sich immer und immer wieder, aber ich finde keine Antwort. Ach Vater... Bitte sag es mir doch... Bitte sage mir, warum das alles so ist... Ich höre Schritte hinter mir, das vertraute knirschen von Steinen unter Schuhsohlen. Ich muss mich nicht umdrehen um zu wissen, dass sie es ist. Kurz scheint sie stehen zu bleiben, dann setzt sie sich wieder in Bewegung. „Neji...“ Ihre Stimme klingt warm, mitfühlend, besorgt. Ich senke den Kopf und schließe die Augen. Seit ich mir meine Gefühle ihr gegenüber eingestanden habe, fällt es mir leichter ihre vielen positiven Seiten zu sehen und sie zu schätzen. Ich bin nicht sauer oder wütend darauf, dass sie da ist. Ganz im Gegenteil... Ich bin froh darüber. Vielleicht ist heute der Tag, auf den sie so lange warten musste. Vielleicht erzähle ich ihr heute alles. Ich öffne meine Augen und schaue wieder auf den Stein vor mir. Sie hält einen Schirm über mich und bleibt an meiner Seite stehen. Sie schaut mich nicht an, folgt meinem Blick runter auf das Grab. „Ich weiß, dass es leer ist... Aber es ist der einzige Ort, an dem ich einfach ich sein und an ihn denken kann...“, antworte ich auf eine ihrer unausgesprochenen Fragen. Meine Stimme klingt dabei seltsam traurig und niedergeschlagen. Doch das ist mir egal in ihrer Nähe. Sie kennt mich mittlerweile besser als jeder andere und sie hat schon viele Seiten an mir entdeckt, die anderen verborgen geblieben sind. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sie mich erstaunt, fragend ansieht. „Es ist das Grab meines Vaters...“ Schon wieder eine unausgesprochene Frage. Nun richte ich meinen Blick auf ihre braunen Augen. Sie sind geweitet. Ich sehe deutlich den inneren Konflikt, als er sich in ihrem Gesicht widerspiegelt. „Aber...“ Ihre Stimme klingt leise. Sie versucht gerade, alles irgendwie logisch in ihrem Kopf zusammenzubringen und wieder sehe ich diesen Hauch von Sorge in ihren Augen aufblitzen. Ich schüttel leicht den Kopf. Ich habe meinen Entschluss gefasst. „Lass uns nach Hause gehen. Dort werde ich dir alles erklären...“ Kapitel 8: Weil du eine Freundin bist ------------------------------------- Lass uns nach Hause gehen. Dort werde ich dir alles erklären... Ich blicke TenTen in die Augen und sehe einen inneren Kampf. Scheinbar weiß sie nicht, welcher Emotion sie Vorrang geben soll. Zuerst sehe ich Erleichterung, dann Freude, Neugier, Zuversicht und zum Schluss Trauer. Ihre braunen Augen beobachten mich. TenTen sagt nicht ein Wort, schaut mich einfach an und nickt dann ganz leicht. Ohne selbst ein Wort zu sagen drehe ich mich um und gehe einige Schritte vor. Doch ich merke, dass TenTen mir nur mit ihrem Blick folgt. Ich bleibe stehen und drehe mich wieder zu ihr um. Sorge... Da ist eine Sorge in ihrem Blick, während sie mich stumm anschaut. Sie geht bis tief in meine Seele und für einen Augenblick habe ich das Gefühl, dass sie nicht mich sieht, sondern das, was tief in mir vergraben liegt. Sie wühlt nur mit ihrem Blick alles in mir auf, bringt meine Selbstsicherheit zum schwanken. Es ist fast so, als bräuchte ich ihr gar nichts erzählen, als könnte sie alles aus meinem tiefsten Inneren lesen. So hat mich noch keiner vorher angeschaut... Ich fange mich wieder und lenke ihre Aufmerksamkeit auf mich. „TenTen...“ Sie blinzelt einige Male und ein normaler Ausdruck erscheint auf ihrem Gesicht. Schnell kommt sie neben mich hält den Schirm wieder über uns. Langsam setzen wir uns in Bewegung. Schweigend gehen wir nebeneinander her. Im Moment gibt es nichts zu sagen. Im Moment gibt es nur die Stille, das leise Rieseln des Schnees und das Knirschen unter unseren Füßen. Die Kälte um uns herum spüre ich kaum. Entweder ist es nicht sehr kalt oder ich bin bereits so unterkühlt, dass ich die eigentliche Kälte nicht mehr spüre. Mir ist beides egal. Es macht keinen Unterschied für mich. Ich kann von Glück reden, wenn ich mich nicht erkälte. Ich richte meinen Kopf leicht in TenTens Richtung und merke, dass sie mich ansieht. Wie lange beobachtet sie mich schon? Schweigend schaue ich ihr in die Augen. Ich mag die Farbe, die sie haben. Sie sind so ausdrucksstark, ganz anders als das Byakugan. Noch immer schweigen wir, als TenTen wieder nach vorn schaut. Ich tue es ihr gleich. Und so vergeht eine Minute nach der nächsten, bis wir am Anwesen ankommen. Wir betreten den vorderen Hof und mein Blick richtet sich automatisch auf die Fußspuren, die noch schwach zu erkennen sind. Das müssen ihre sein, als sie losgegangen ist um mich zu suchen... Im Anwesen ist alles ruhig. Leise gehen wir den Flur entlang und kommen dann weniger später an meiner Zimmertür an. Ich schiebe sie auf und TenTen betritt den Raum. Sie setzt sich auf das Bett und wartet. Ich folge ihr hinein, ziehe die Tür zu und bleibe noch eine Weile mit dem Rücken zu ihr stehen. „Also, was willst du wissen?“ TenTen reagiert nicht. Ich drehe mich zu ihr um und setze mich neben sie auf das Bett. Meine Hände lege ich in meinen Schoß und hefte meinen Blick darauf. „Ich werde dir alles erzählen, was du wissen möchtest.“ Sie scheint nicht lange über ihre erste Frage nachzudenken, denn sofort platzt sie damit heraus. „Hizashi ist dein Vater. Also auch der Mann auf diesen Fotos. Aber wer ist dann Hiashi-sama?“ Das ist also ihre erste Frage. Gut, wahrscheinlich will sie erst einmal versuchen, die Verwandtschaften in diesem Clan zu verstehen. Ich schließe meine Augen und seufze leicht. Als ich meine Augen wieder öffne, bleibt mein Blick nach unten gerichtet. „Er ist mein Onkel.“ „Warum ist dein Vater tot?“ Bei dieser Frage steigt Wut in mir hoch. Keine Wut auf TenTen, sondern auf die Antwort, die ich ihr geben werde. Nun schaue ich ihr direkt in die Augen und in meiner Stimme kann man deutlich den Hass hinaushören. „Weil er von diesem Clan umgebracht wurde.“ Meine Antwort macht sie einen Moment sprachlos, doch ich sehe, dass sie mir nicht ganz folgen kann. Sie versteht die Hintergründe nicht. Wie auch, sie hatte ja bisher damit nichts zu tun. Ohne auf eine neue Frage von ihr zu warten beginne ich, ihr die Hintergründe zu schildern. „Dieser Clan ist aufgeteilt in zwei Familien. Da ist zum einen die Hauptfamilie, der unter anderem Hiashi, Hinata und Hanabi angehören. Und dann gibt es die Nebenfamilie, der ich angehöre. Und mein Vater gehörte ihr ebenfalls an. Weißt du, das Byakugan ist sehr begehrt bei anderen Nationen. Seine Fähigkeiten sind einzigartig und viele trachten dem Hyuuga-Clan nach dem Leben, um an dieses Bluterbe zu kommen.“ Sie legt den Kopf leicht schief. „Ja, aber das hat doch jeder größere Clan mit einem einzigartigen Kekkei Genkai. Warum gibt es dann diese Unterteilung in Familien?“ Wieder schaue ich auf meine Hände. „Ich sollte vielleicht ganz am Anfang beginnen... Erinnerst du dich an das große Fest, als Konoha mit Kumo no Kuni einen Friedensvertrag geschlossen hatte?“ TenTen nickt und ich fahre fort. „Alle waren dort, nur der Hyuuga-Clan nicht. Denn an diesem Tag wurde Hinata, die zukünftige Stammhalterin, 3 Jahre alt. Die zwei Familien trafen sich, um ihren Geburtstag zu feiern. Doch in der Nacht wurde sie entführt. Hiashi war sofort zur Stelle und tötete den Entführer. Und rate mal, wer es war...“ Sie schweigt einen kurzen Augenblick, scheint zu überlegen. „Dein Vater?“ Falsch. Ich schüttel den Kopf und schließe die Augen. „Es war ein Abgesandter aus Kumo no Kuni. Die Bewohner dieser Nationen bekamen von dem Mord an ihren Abgesandten mit und verlangten daraufhin Hiashis Leiche. Als Wiedergutmachung. Ansonsten würden sie einen Krieg mit Konoha anzetteln. Und Konoha ging auf die Forderung ein.“ Ich öffne wieder meine Augen und spüre, wie sie mich erstaunt anschaut. „Aber... Wenn Konoha die Forderungen akzeptierte, warum lebt Hiashi-sama dann noch?“ Mein Blick wandert höher, gegen die Wand und sucht sich dort einen Punkt zum Verharren. Meine Augenbrauen ziehen sich zusammen. „Weil mein Vater damals an seiner Stelle geopfert wurde... Die beiden waren Zwillinge und sahen sich verblüffend ähnlich. Hiashi war damals bereits Stammhalter und hatte eine viel zu wichtige Position. Also nahm man meinen Vater, da er in der Nebenfamilie war.“ „Also gibt es diese Unterteilung...“, fängt sie an, spricht jedoch nicht weiter. Hat sie bereits eine Ahnung? „... damit die Hauptfamilie und somit das Kekkei Genkai geschützt wird. Die Nebenfamilie ist dazu verdammt, die Hauptfamilie und das Byakugan zu schützen. Wenn es sein muss mit dem eigenen Leben“, beende ich ihren angefangenen Satz. Wut schwingt in meiner Stimme mit und ich scheue mich nicht, sie auch zu zeigen. Schweigen von TenTens Seite. Ich sehe aus dem Augenwinkel, dass sie mich anstarrt, sich nicht rührt. Sie muss das grade gehörte wohl erstmal verarbeiten. „Neji... Eine Sache geht mir nicht in den Kopf... Wie sollst du denn bitte das Byakugan schützen? Ich meine, du hast es doch selbst. Wenn du sterben würdest, würde der Feind es einfach von dir nehmen...“ Wie Recht sie doch hat. Ein unehrliches, erzwungenes Lächeln setzt sich auf mein Gesicht. Kommen wir also zum nächsten Punkt... Meine Hände wandern zu meinem Kopf und lösen den Knoten des Stirnbandes. Langsam nehme ich den Schutz runter und drehe mich zu ihr, damit sie das Zeichen sehen kann. Es ist nicht das erste Mal, dass sie es sieht. Doch heute würde sie auch die Bedeutung davon erfahren. Ich schaue ihr in die Augen. „Dafür gibt es das hier.“ Ganz wie von selbst wandern meine Fingerspitzen zum Juin und berühren es kurz. TenTen richtet ihren Blick wie erwartet sofort darauf. Unverhohlene Neugier. „Was ist das für ein Zeichen?“ „Es ist ein Bannmal.“ Ich kann sehen, wie sie den Blick davon lenken will, doch es scheint ihr schwer zu fallen. Dann schaut sie mir kurz in die Augen. „Was bannt es?“ „Das Byakugan und seinen Träger.“ Sie zieht hörbar die Luft ein. Diese Antwort scheint sie mehr zu schockieren als alles andere bisher. Entsetzen macht sich in ihrem Blick breit. „Es bannt den Träger?“ Ich nicke. „Es soll sicherstellen, dass die Nebenfamilie ihrer Pflicht nachkommt Wenn wir nicht gehorchen oder uns widersetzen, wird es aktiviert. Ein einfaches, simples Fingerzeichen der Hauptfamilie reicht aus und dieses Juin reizt in wenigen Sekunden die Nervenbahnen des Trägers und bereitet ihm unvorstellbare Schmerzen.“ Ich senke meinen Blick wieder. Bilder huschen vor meinem inneren Auge umher; schreckliche Erinnerungen, die sich nicht verdrängen lassen. „Es... Es wurde bei meinem Vater eingesetzt... Ich musste zusehen, wie er sich vor Schmerzen auf dem Boden wandte. Wie dieses verfluchte Juin ihn quälte...“ Ohne es richtig zu merken krampfe ich meine Hand zur Faust und zerknülle die Bettdecke dazwischen. Ein unglaublich tiefer Schmerz durchfährt mich bei diesen Erinnerungen, aber ich kann die Bilder einfach nicht vergessen. „Seit wann trägst du es?“ TenTens Stimme klingt heiser und schockiert. „Seit Hinatas 3. Geburtstag. Als ich 4 Jahre alt war, wurde es mir eingeprägt. Damals war ich stolz darauf, es tragen zu dürfen. Ich war stolz darauf, die Hauptfamilie beschützen zu dürfen.“ Ich kann meine Wut kaum noch kontrollieren, daher drehe ich schnell meinen Kopf weg und schaue aus dem Fenster. Doch der Ausblick beruhigt mich in keiner Weise. „Wie naiv ich doch war. Ich war blind, bis Hiashi bei meinem Vater das Siegel aktivierte. In diesem Augenblick wurden mir die Augen geöffnet und ich erkannte die ganzen Lügen.“ Ich stehe auf und gehe an das Fenster. Meine Hände lege ich auf die Fensterbank. „Von diesem Moment an entwickelte ich einen Hass auf die Hauptfamilie. Ich sehe es nicht ein, dass ich, der Beste des ganzen Clans, andere beschützen soll. Dass ich ausgerechnet so eine Versagerin wie Hinata beschützen soll! Sie ist es einfach nicht wert!“ Der Hass in meiner Stimme ist deutlich herauszuhören. TenTen kann ruhig wissen, wie ich über meine Cousine und generell über diese ganze Familie denke. „Neji...“, TenTen spricht leise auf mich ein. Ich höre, wie sie mich beruhigen möchte. Doch es erreicht mich nicht. Sie wollte alles erfahren, jetzt erfährt sie alles. Und dann muss sie auch mit meiner Laune zurechtkommen. Meine Faust saust auf die Fensterbank nieder. „Mitgliedern der Nebenfamilie ist es untersagt, am Training teilzunehmen. Sie dürfen keine Techniken lernen, weil sie zu gefährlich werden könnten, trotz des Siegels. Wusstest du das? Alles, was ich kann, habe ich mir selbst beigebracht! Ich habe sie beobachtet und heimlich trainiert. Aber der Hauptfamilie ist das so etwas von egal. Die sehen uns nicht. Für die sind wir nur schwache Werkzeuge, dazu da, im Ernstfall an ihrer Stelle zu sterben!“ Einen Moment bleibe ich bewegungslos am Fenster stehen und beruhige mich etwas. Dann drehe ich mich zu TenTen um und schaue ihr direkt in die Augen. Sie schaut besorgt zurück, unsicher, verängstigt von meinem Verhalten. Und sofort kommen Schuldgefühle in mir hoch. „Erinnerst du dich noch an die Einzelgespräche, die wir an unserem ersten Tag mit Sensei Gai hatten?“ Überrascht nickt TenTen, schweigt jedoch. „Ich musste ihm damals das Versprechen geben, mich nicht wegen dieser ganzen Sache zu vergessen.“ „Und kannst du dieses Versprechen halten?“ Ihre Frage ist berechtigt. Sie steht auf und stellt sich an das Fenster, mit dem Blick nach draußen. Ich drehe mich um und schaue ebenfalls wieder hinaus. TenTen hat Angst, dass ich irgendwann nicht mehr weiß, was ich tue. Verständlich nach meiner Reaktion eben… Ich seufze innerlich und atme einmal tief ein und aus. Sofort merke ich, wie die Wut wieder verebbt und ich wieder klarer denken kann. „Ich weiß es nicht. Ich versuche es, aber es ist schwer...“ TenTen nickt stumm und richtet ihren Blick nun auf mich. „Darf ich dir noch eine Frage stellen?“ Ich nicke leicht. „Was ist mit deiner Mutter? Du hast sie gar nicht erwähnt und ich habe auch kein Foto von ihr gesehen...“ Richtig… Meine Mutter… Kurz schweige ich. Was weiß ich von ihr? Habe ich jemals ein Bild von ihr gesehen? Ich denke nicht. Ich weiß wirklich gar nichts über sie, weshalb mich dieses Thema auch nicht weiter berührt. Sie könnte mit mir genauso gut über das momentane Wetter reden, die Empfindung dabei wäre dieselbe. „Ich kenne sie nicht. Ich erinnere mich auch nicht an sie. Sie muss nach meiner Geburt gestorben sein. Ich weiß weder ihren Namen noch wie sie aussah.“ „Weißt du, Neji...“, fängt sie nun an zu sprechen und macht eine kurze Pause. Ich schaue sie schweigend an. „Ich kann es nicht ganz nachvollziehen, wie es ist ohne Eltern groß zu werden. Ich habe meine immerhin noch. Aber ich kann verstehen, wenn es schwer für dich ist und du wütend oder traurig darüber bist.“ Sie lächelt und sofort wird mir ein wenig leichter zumute. Sie versteht es wirklich, mein Leben auf den Kopf zu stellen… „Und endlich weiß ich, warum du diese eiskalte, gefühllose Fassade um dich aufgebaut hast und ich kann akzeptieren, wenn du sie aufrechterhalten möchtest.“ Für diese Worte bin ich ihr innerlich für den Rest meines Lebens dankbar. Sie versteht mich, kann sich –zumindest ein wenig- in meine Lage hineinversetzen. Auch wenn sie nicht ganz nachvollziehen kann, wie es in mir aussieht. Aber das stört mich nicht. Mir ist nur wichtig, dass sie jetzt weiß, warum ich so bin wie ich bin und es wahrscheinlich auch immer sein werde. „Ich werde immer hinter dir stehen.“ 6 einfache Worte machen mir grade klar, dass sie es ernst meint. Ich erinnere mich zurück. Sie war früher schon immer da, stand hinter mir. Auch wenn ich mal gemein war oder beleidigend, ist sie doch immer wieder angekommen und hat alles vergessen. Hat es einfach verziehen, ohne etwas dafür zu fordern. Und so wird es auch weiterhin bleiben. Sie kennt die Hintergründe nun und würde auch weiterhin dafür sorgen, dass eine ausgeglichene Harmonie herrscht, wäre weiterhin immer der Gegenpol, der mich wieder auf den Boden der Tatsachen bringt. Ich kann ein kurzes Lächeln nicht unterdrücken, doch natürlich sieht TenTen es. Ihr entgeht nichts. Sie kann sogar das kleinste Zucken am Mundwinkel richtig deuten. Seit wann kennt sie mich so gut? Ich habe es nicht einmal gemerkt… Schnell wende ich den Blick ab und drehe mich um. Ich setze mich wieder auf das Bett. „Danke, TenTen. Ich weiß das zu schätzen.“ Einige Zeit vergeht, während wir unseren Gedanken nachhängen. Ich habe es mir auf dem Bett gemütlich gemacht und TenTen schaut aus dem Fenster, beobachtet die Landschaft und sieht nachdenklich aus. Ich frage mich, worüber sie grade nachdenkt. Ich beobachte sie nun schon eine ganze Weile unauffällig. Sie merkt es nicht, denn nicht eine Sekunde lenkt sie ihren Blick vom Fenster. Ich betrachte sie. Ihre Haare, ihre Augen, ihr Gesicht. TenTen braucht nicht diesen ganzen Schnickschnack wie Schminke oder irgendwelche Puder. Sie braucht auch nicht ihre Haare stylen. Ihre Zöpfe sind praktisch im Kampf und stehen ihr gut. Sie ist nicht so ein Püppchen wie die anderen Weiber aus unserem Jahrgang, die sich bis zum Gehtnichtmehr aufhübschen um irgendwelchen Jungs hinterher zu laufen, die ihnen dann doch nur eine Abfuhr verpassen. TenTen ist anders. Ganz anders. Und vielleicht übt sie grade deshalb so eine ungeheure Anziehungskraft auf mich aus… Ich kann es wirklich nicht sagen. Nichts desto trotz ist TenTen ein Mädchen und hat sicherlich auch die Gedanken eines Mädchens. Und mit 100 %-iger Sicherheit kann ich sagen, dass sich ein kleiner Teil in ihrem Leben wohl auch um das Thema Liebe dreht. Innerlich seufze ich. Was finden Frauen daran nur toll? Ich mustere weiter TenTens Gesicht. Ob ich sie einfach fragen sollte? Ich weiß von mir, dass ich definitiv keine verliebten Gefühle für sie habe. Aber wie sie das von ihrer Seite aus? Es wäre jedenfalls besser es zu wissen… Ich richte meinen Blick gegen die Decke. „TenTen?“ Sie dreht sich zu mir um. „Hmm?“ „Darf ich dir auch ein paar Fragen stellen?“ „Klar. Was gibs denn?“ Sie klingt gelassen, entspannt und schaut mich an. „Gestern, nach unserem Kampf... da hattest du geweint...“ Kurz richte ich meinen Blick auf sie und sehe sie nicken. „Warum hast du geweint?“ Keine schwere Frage. Sie wird ja sicherlich einen Grund für den Gefühlsausbruch haben. „Naja... es ist, weil...“, sie klingt nervös. Aber hat sie denn einen Grund dazu? Es ist doch nicht schlimm, um jemanden zu weinen. „Es ist, weil ich Angst um dich hatte. Angst, dass dir etwas Schlimmes passiert sein könnte. Und als du dann mit mir geredet hattest, da war ich erleichtert. Ich... war froh, dass es dir gut ging.“ Innerlich lächel ich. Sie hatte Angst um mich? Und war dann erleichtert? Und das fiel ihr jetzt so schwer zu sagen? Um meine leicht amüsierten Gedanken zu überspielen setze ich ein ausdrucksloses Gesicht auf und gebe lediglich ein „Hm...“, von mir. Eigentlich will ich sie nicht so mit meinen Fragen quälen. Wenn ihr schon diese Antwort so schwer fiel, wie wird sie dann erst auf meine nächste Frage reagieren? „Warum hattest du Angst um mich?“ Ob sie sie überhaupt beantworten wird? Denn wenn ich jetzt richtig liege und mich nicht irre, dann wird sie mir äußerst… vorsichtig antworten. Entweder das, oder sie wird es frei heraus sagen. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass ich richtig liege… Gespannt beobachte ich heimlich ihre Bewegungen. Sie hat den Blick auf den Boden geheftet und scheint zu überlegen. Lange Zeit steht sie einfach nur da. Ich richte mich auf und schaue sie ganz direkt an. Sie richtet ihren Blick auf mich und ich kann alles sehen, was in ihr vorgeht. Unsicherheit, Verwirrung, Angst… Soll sie mir antworten oder nicht? Ich kann in ihrem Gesicht wie in einem offenen Buch lesen. Ich merke, wie sich langsam Verzweiflung in ihr breit macht. „TenTen?“ Es wirkt, sie scheint wieder konzentrierter zu sein. Ihr Blick sieht nun ganz anders aus. „Weil... ich...“ Sie macht eine Pause, schweigt dann kurz. Erwartungsvoll und Fragend zugleich schaue ich sie an. Entschlossenheit kehrt in ihre Augen zurück. Sie atmet einmal kräftig ein und aus und schaut mir dann fest in die Augen. „Ich hatte Angst um dich, weil ich mich in dich verliebt habe.“ Erstaunt weiten sich meine Augen. Ich habe es geahnt. Die ganze Zeit über lag ich also richtig mit meinen Vermutungen. Sie redet von Freundschaft und will eigentlich viel mehr. Aber finde ich das so schlimm? Wenn ich recht darüber nachdenke… Nein. Ich finde es nicht schlimm. Irgendwie macht es mich sogar ein wenig froh. Denn das bedeutet, dass ihr wirklich viel an mir liegt. Noch nie war das bisher, außer bei meinem Vater, bei jemand anderem der Fall. Aber geht das gut? Ich weiß ganz genau, dass ich ihre Gefühle nicht erwidern kann und auch nicht erwidern möchte. Es würde doch nichts bringen, selbst wenn ich wollte. Denn früher oder später würde ich sterben für einen aus dem Clan. Ich weiß nicht, was ich ihr antworten soll. So war das gar nicht vorgesehen. Ich hatte mich auf so eine Antwort vorgesehen, mir zurecht gelegt, was ich darauf erwidern würde. Und nun, wo meine Vermutung bestätigt wurde, bekomme ich kein Wort hinaus. Ich starre auf den Boden. „Wie lange schon?“ Fangen wir erstmal hiermit an. Es wäre immerhin sinnvoll zu wissen, wie lange sie schon verliebt ist. „Seit der Akademie, als ich dich das erste Mal sah.“ Mit so einer Antwort habe ich nun überhaupt nicht gerechnet. Ich dachte, es hätte sich in den letzten Monaten erst so ergeben. Warum hat sie denn nicht vorher schon was gesagt? Und warum denke ich eigentlich so viel darüber nach? Mich lassen solche Sachen doch eigentlich kalt. Ist es, weil es TenTen ist, die mir das sagte? „Oh...“ Okay, spielen wir mit einem offenen Blatt. Sie war so ehrlich und hat mir meine Frage beantwortet. Nun muss ich genauso ehrlich sein und ihr sagen, wie ich darüber nachdenke. „TenTen, ich... Ich denke nicht, dass ich...“ … deine Gefühle erwidern kann, … mit dir zusammen sein möchte, … Interesse an so etwas habe… Keine der möglichen Antworten finde ich sehr aussagefähig. Sie passen nicht richtig. Ich will ihr sagen, wie es ist. In meiner ganz eigenen Art. Andererseits will ich sie nicht zu sehr verletzen. Ich erinnere mich noch zu gut an unser Gespräch, als wir vom Strand kamen. Sie sagte, dass ihr meine Worte näher gehen als sie zugeben mag. Und TenTen liegt mir rein freundschaftlich am Herzen. Ich kann sie doch nicht so sehr verletzen und das auch noch wissen… Ich spüre, wie sie sich neben mich auf das Bett setzt. „Sag nichts. Ich habe mir so etwas bereits gedacht. Und es ist okay. Ich kann damit leben.“ Ich schaue sie an, direkt in ihre Augen. Sie lächelt aufrichtig und ehrlich. Sie scheint nicht traurig oder verletzt zu sein. Sie ist wirklich stark geworden. Ganz anders als die TenTen, die ich noch von unserem ersten Trainingstag kenne. Sprachlos schaue ich zu Boden. „Es tut mir Leid.“ „Entschuldige dich nicht. Ich werde mich einfach wie bisher verhalten. Ich bin nicht wie andere Mädchen und laufe einen Typen nach, der ganz offensichtlich nicht das Gleiche fühlt. Wichtig ist mir nur...“, sie stoppt kurz und wie von selbst lenke ich meinen Blick auf ihren. „... dass das, was zwischen uns ist, nicht daran kaputt geht.“ Sie schaut mir mit so einer Offenheit in die Augen. Das, was zwischen uns ist… Für mich ist es definitiv Freundschaft. Und für sie einseitige Liebe. Und ich habe nicht vor, die langsam erarbeitete Freundschaft wieder zunichte zu machen. Ich setze ein kurzes Lächeln auf. „Danke, dass du ehrlich zu mir bist. Ich denke, dann werde ich auch ehrlich zu dir sein...“ Ich sehe einen überraschten Ausdruck in TenTens Gesicht. Einmal hatte sie mich gefragt, wie ich denn überhaupt Freundschaft definiere. Ich sagte zu ihr, dass ein Freund jemand ist, dem man alles erzählen kann und der sich nicht darüber lustig macht. Jemand, dem man blind vertrauen kann und der zu einem festen und unersetzbaren Bestandteil des Lebens geworden ist. So stelle ich sicher, dass ich nicht willkürlich jeden Idioten als Freund bezeichne. „TenTen, ich sehe in dir nicht mehr das nervige, schwache Mädchen. Ich sehe in dir auch nicht mehr die einfache Teamkameradin.“ Ich lenke meinen Blick nicht von ihr, sondern schaue ihr fest in die Augen. „Ich sehe in dir eine Freundin.“ Sprachlos schaut sie mich an, während sie meine Worte realisiert. Und als ihr dann die Bedeutung dessen bewusst wird, was sie grade gehört hat, setzt sie ihr hübschestes Lächeln auf und fällt mir um den Hals… Und ich lasse es geschehen… Kapitel 9: Unser Frühling ------------------------- Ruhe... Kraft... Selbstbeherrschung... Finde deine innere Mitte und konzentriere dich auf sie. Lass dich nicht ablenken. Spüre den Lauf deiner Kraft. Durch deine Finger, in die Arme und die Brust. Den ewigen Kreislauf.... Den ewigen Kreislauf! Den ewigen... Ach, vergiss es... Eigentlich wollte ich meditieren. Schon seit Stunden sitze ich hier und versuche mich zu konzentrieren, doch es klappt dieses Mal nicht so recht... Der Grund dafür sitzt direkt hinter mir an meinen Rücken gelehnt, gähnt ab und zu kräftig und seufzt dann und wann auf. Nicht, dass ich ihre Anwesenheit störend finde. Im Gegenteil. Ich merke ja kaum, dass sie da ist, wenn sie sich nicht grade bewegt oder Geräusche von sich gibt. Und dann ist da noch das Wetter. Wir haben Frühling und heute ist es der erste Tag im Jahr, an dem die Sonne warm genug scheint, um ohne Jacken oder dicke Klamotten rausgehen zu können. Wieder ist hinter mir ein entspanntes seufzen zu hören. „Ich will, dass dieser Tag nie zuende geht...“ Ich spüre eine Bewegung in meinem Rücken, während sie mit ruhiger und zufriedener Stimme spricht. „Hmm...“, ist alles, was ich als Antwort gebe. Sie weiß schon, wie es gemeint ist. Sie kennt mich gut, besser als ich jemals gedacht hätte. Und auch wenn wir uns eine lange Zeit nicht gesehen hatten, hat sie nie aufgehört mich zu verstehen. „Sag mal, erinnerst du dich noch an damals, als Sensei Gai die Prüfung verschoben hatte?“ Ihre Stimme klingt leise und ich kann hören, dass sie die Sonne genießt. Bei solchem Wetter neigt sie dazu, sich in die Sonne zu legen und nichts zu tun. Wieder antworte ich ihr mit einem einfachen ‚Hmm…‘ und unwillkürlich schweifen meine Gedanken zu jenem Tag… ~X~ vor 4 Jahren ~X~ Als der Winter vorüber war und es wieder wärmer wurde, fing Sensei Gai sein Spezial-Frühlings-Training an. TenTen und ich hassten dieses Training. Aber wir beschwerten uns nicht und irgendwann fing es an, auch Spaß zu bringen. Man musste sich nur daran gewöhnen. Außerdem hatten wir einen guten Grund zum Trainieren, denn im Sommer würden die Chuunin-Auswahlprüfungen stattfinden. Natürlich zweifelten wir nicht daran, dass Sensei Gai uns anmelden würde. TenTen und ich hatten gute Chancen, die Prüfung zu bestehen. Das einzige Sorgenkind unseres Teams war Lee. Es bestand natürlich die Möglichkeit, er nicht stark genug für die Prüfung war. Doch was ihm an Geschick und Talent fehlte, würden TenTen und ich ausgleichen. Ich schaute zu ihr rüber. Sie lächelte und automatisch musste ich auch ein Lächeln aufsetzen. Auch wenn ich wusste, wie es um ihre Gefühle stand und auch wenn sie wusste, dass diese einseitig waren, verstanden wir uns seit diesem einen Wochenende besser denn je. Seit wir nicht mehr zusammen trainierten, übten wir alleine weiter. Und mit jedem Trainingskampf merkten wir, wie sehr sich der andere verbessert hatte. Sensei Gai beendete das Training für heute und verabschiedete sich sofort. Er sagte, er hätte noch etwas Wichtiges zu erledigen. Erschöpft setzten Lee, TenTen und ich uns auf den Boden. TenTen seufzte und ich richtete meinen Blick unauffällig auf sie. „Habt ihr gesehen, dass die anderen Teams aus unserem Jahrgang schon die Anmeldungen erhalten haben?“ Recht hatte sie. Das war leider nicht zu übersehen. Also nickte ich. „Sie reden von nichts anderem mehr…“ Niedergeschlagen ließ sie den Kopf hängen und zog die Knie etwas an. „Wir sind das letzte Team… Hoffentlich kommt Sensei Gai bald mit den Anmeldungen…“ Nun seufzte ich. Sensei Gai nervte mich manchmal wirklich an. „Je länger er das vertrödelt, desto weniger Zeit haben wir, um uns auf die Prüfungen vorzubereiten…“ Und das bedeutete, dass unsere Chancen automatisch sanken, je mehr Zeit verloren ging... Außerdem hatte ich die anderen Teams beobachtet. Sie bereiteten sich ganz anders vor. Sie gingen weniger auf Mission, trainierten viel länger und härter als vorher, übten die Theorie. Das taten wir nicht und Sensei Gai machte auch keine Anstalten, es zu ändern. „Wir sollten Sensei Gai vielleicht mal darauf ansprechen.“ Ich schaute zu Lee und musste lachen. Nicht über seine Bemerkung, sondern einfach nur über diese ganze Situation. Ihn einfach mal darauf anzusprechen war gut. „Sicherlich hat er die Prüfungen vergessen.“ TenTen und Lee nickten zustimmend. „Zuzutrauen wäre es ihm“, antwortete dann meine Teamkameradin. Diese Erkenntnis war so einschlagend, dass wir gemeinsam aufseufzten und dann den Kopf hängen ließen. Je länger ich darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher wurde diese Möglichkeit. Das simpelste auf der Welt. Es einfach vergessen... „Wir sprechen ihn einfach morgen darauf an. Dann wird sich ja zeigen, ob er es vergessen hat oder nicht.“ Wieder ein zustimmendes Nicken meiner beiden Teamkameraden. Dann war es abgemacht. Ich stand auf und verabschiedete mich von den beiden. Als Sensei Gai dann am nächsten Morgen erschien, weigerten wir uns mit ihm die Mission zu beginnen. Nur Lee wurde natürlich von seinem Eifer angesteckt und konnte es nicht mehr erwarten, endlich zu starten. TenTen und ich konnten uns dafür nicht begeistern. Unter normalen Umständen hätten wir nichts gesagt und auch nicht den Dienst verweigert. Aber er hatte seit seinem Erscheinen nicht eine Anspielung auf die Prüfung gemacht. Ich starrte ihn mit verschränkten Armen an und auch TenTen blieb stur. „Was habt ihr beiden denn?“, fragte er, als er unsere Laune sah. „Wir müssen Sie etwas fragen“, antwortete ich ohne lange zu zögern und sofort änderte sich Sensei Gais Blick. Wo er eben noch voller Motivation war, sofort die Mission zu starten, blickte er uns nun irritiert an und schien nicht ganz zu wissen, was er machen sollte. „Es geht um die Anmeldung für die Chuunin-Prüfung“, fügte TenTen hinzu. Und dann änderte sich Sensei Gais Blick erneut. Doch diesmal schaute er uns dumm an und fing an zu lachen. Was sollte das jetzt? Haben wir irgendetwas Lustiges gesagt? Er schien nicht zu merken, wie ernst es uns war. „Ach das meint ihr!“ Und auf einmal sah er uns genauso ernst an. „Ihr nehmt dieses Jahr nicht daran teil.“ Was? Hatte er das grade wirklich gesagt? Wir nehmen nicht daran teil? Ich spannte mich an und sah ihm irritiert in die Augen. „Wie meinen Sie das?“ „Ich meine es so, wie ich es sage, Neji. Dieses Jahr fällt die Prüfung für euch aus.“ Er schien es wirklich ernst zu meinen. Ich ballte meine Hand zur Faust und biss die Zähne aufeinander. Ich, der Beste Genin Konohas, sollte eine Prüfung ausfallen lassen, die ich wahrscheinlich ohne große Schwierigkeiten bestanden hätte? Ich hatte so hart auf nichts anderes hin trainiert und nun sollte mir diese Chance verwehrt bleiben? Wütend funkelte ich meinen Sensei an. Doch er hielt meinem Blick stand. „Aber wieso? Wir haben doch so hart dafür trainiert.“ Schnell wanderte mein Blick zu meiner Teamkameradin. Sie schien es genauso wenig zu verstehen wie ich. Gai wandte seinen Blick von mir zu TenTen. „Weil Lee einfach noch nicht so weit ist.“ So, das war also der Grund? Ich sah Lee an, der den Blick gesenkt hielt und auf einmal völlig verschüchtert wirkte. Als hätte ich es geahnt. Nicht nur, dass ich damals mit so einem Ausnahme-Ninja wie Lee in ein Team gesteckt wurde, das völlig anfällig für gegnerische Jutsus ist. Jetzt hinderte sein größtes Handicap TenTen und mich auch noch daran, unser Potenzial voll auszuschöpfen und an der Prüfung teilzunehmen. „Das soll doch wohl ein Witz sein!“ Nun ballte ich auch meine andere Hand zur Faust und sah Gai verständnislos an. Doch der schüttelte nur den Kopf. „Nein, Neji. Ich kann verstehen, dass diese Entscheidung an deinem Stolz nagt, aber du musst auch Rücksicht auf deine Teamkameraden nehmen.“ Pah! Ich verschränkte meine Arme und drehte mich weg. Lee hatte wirklich genug Zeit, sein Können zu verbessern. Aber mit seinen Trainingsmethoden konnte das ja nichts werden. Wenn ich hier auf jeden Rücksicht nehmen würde, dann wäre ich in hundert Jahren noch Genin. TenTen konnte gut mit mir mithalten. Aber sie beherrschte ja auch Gen- und Ninjutsu. Auf sie musste ich ganz sicher keine Rücksicht nehmen. Doch Lee hatte sich das selbst zu verantworten. Ich hatte ihm von Anfang an gesagt, dass es solche Ninja wie ihn nicht gibt... Plötzlich hörte ich TenTen seufzen und keine Sekunde später packte sie mein Handgelenk und zog mich ein Stück weg. Ich schaute sie an. „Was soll das?“ Ohne auf meinen gereizten Unterton zu reagieren erwiderte sie meinen Blick entschlossen. Ich konnte ihr nichts vormachen. „Jetzt hör mir mal zu, Neji“, langsam ließ sie mein Handgelenk los und sprach leise weiter. „Meinst du nicht auch, dass es das Beste ist, wenn wir Lee erstmal besser werden lassen?“ Jetzt fing sie schon genauso an. Ich dachte, ihr sei die Prüfung genauso wichtig wie mir... Ich erwiderte ihren Blick, auch wenn ich mich gerne wieder weggedreht hätte. „Was sollte das bringen? Er macht kaum Fortschritte.“ „Oh doch, die macht er. Erinnerst du dich noch an unsere ersten Tage? Im Gegensatz zu damals hat Lee sich ganz schön gemacht.“ Natürlich hatte sie Recht. Lee hatte sich verbessert und im Gegensatz zu früher war er wirklich sehr viel besser geworden. Aber verglichen mit meinen oder TenTens Fortschritten war das gar nichts. Er hinkte meilenweit hinter uns zurück. Ich drehte mich leicht weg und wandte meinen Blick ab. „Sensei Gai sollte ihn anmelden. Dann muss Lee sich eben anstrengen. Würde wahrscheinlich mehr bringen als sein sinnloses Training...“ Denn schon so manch ein schlechter Ninja ist im Moment der realen Gefahr über sich hinausgewachsen. Plötzlich spürte ich ihre Hand an meiner Schulter. Ruckartig drehte sie mich zu sich um und zwang mich, ihr in die Augen zu sehen. Sie sah wütend aus. „Wiederhole das.“ Ich konnte die Wut in ihrer Stimme heraushören, aber sie beherrschte sich und sah mir fest in die Augen. Ich hatte keine Probleme ihrem Blick standzuhalten und nach einer kurzen Pause wiederholte ich meine Worte langsam. „Dann muss er sich eben anstrengen. Würde wah-“ Klatsch! Erstaunt riss ich die Augen auf, während mein Kopf zur Seite flog. Darauf war ich nicht gefasst, das hatte ich nicht kommen sehen. Diese Ohrfeige hatte gesessen. Automatisch legte ich meine Hand auf die schmerzende Wange und richtete meinen Blick auf das Mädchen vor mir. Wütend sah sie mich an, die Hand noch immer vor ihrem Körper erhoben. Dann ließ sie sie langsam sinken und ballte Fäuste. Schweigend betrachtete ich sie, mir fehlten im Moment jegliche Worte. „Mag sein, dass du der Stärkste unseres Jahrganges bist. Aber so langsam zweifle ich daran, dass du auch der Intelligenteste bist! Als Genie solltest du eigentlich wissen, was für das Team das Beste ist! Und als Genie würdest du Sensei Gais Entscheidung akzeptieren!“ Meine Augen weiteten sich überrascht, während ich ihren Worten zuhörte. Auf erschreckende Weise ergaben sie Sinn. Natürlich wusste ich, dass ich von jedem als Genie bezeichnet wurde und dass ich intelligenter als die meisten anderen war, war kein Geheimnis mehr. Dennoch fiel es mir schwer, die Entscheidung von Sensei Gai zu akzeptieren. Denn wenn sich nicht bald was änderte, würde es immer weitergehen wie jetzt auch. Trotzdem hatte Gai seine Entscheidung getroffen und ich konnte nichts tun, um diese zu ändern. Angewidert drehte ich mich leicht weg und schloss die Augen. „Womöglich hast du Recht...“ Sie schwieg auf meine Antwort hin. Dann hörte ich Schritte und richtete den Blick auf sie. Sie ging einige Schritte voraus, zurück zum Team, und drehte sich dann lächelnd zu mir um. Alle Wut war verschwunden. „Komm, lass uns zurück zu Sensei Gai und Lee.“ Schweigend blickte ich ihr in die Augen, konnte mir dann aber ein kurzes Lächeln nicht unterdrücken und kehrte dann mit ihr zu den beiden anderen zurück. Sie hatte es mal wieder geschafft... Letztlich mussten wir die Mission noch ausführen. Doch sie verlief ohne Zwischenfälle. Äußerlich jedenfalls. Ich hatte zwar TenTens Worte und Sensei Gais Entscheidung akzeptiert, aber nur, weil mir nichts anderes übrig blieb. Innerlich hielt ich es Lee immer noch vor, dass er der Grund war. Und er schien es zu merken, denn er sah mich nicht einmal an oder richtete das Wort an mich. Und nach der Mission war Lee einer der Ersten, der sich von uns verabschiedete. Ich wusste es, die Situation war ihm unangenehm. Aber eventuell würde es ihn dazu bringen, endlich ordentlich zu trainieren. Nachdem auch Sensei Gai sich verabschiedet hatte, schaute ich zu TenTen. „Sehen wir uns heute noch?“ Ich gab offen zu, dass ich mittlerweile gerne Zeit mit ihr verbrachte. Ich hatte mich dran gewöhnt, sie fast jeden Tag zu sehen und um mich zu haben. Doch sie schüttelte den Kopf und sah mich entschuldigend an. „Hab noch was vor heute. Tut mir Leid.“ Wortlos nickte ich, verabschiedete mich kurz und ging dann ebenfalls. Ich hörte, wie auch sie sofort loslief, drehte mich nochmal kurz um und sah ihr einen Augenblick nach. Was sie wohl so wichtiges vorhatte? Einige Tage später fiel es mir dann auf. Ich stand grade TenTen erschöpft gegenüber. Wir hatten zusammen gekämpft, trainiert. Sie hatte alles gegeben und mich bis an meine Grenzen getrieben. Doch sie war genauso erschöpft wie ich. Mein Blick ruhte auf ihr, während ich versuchte zu Atem zu kommen. Dann atmete ich tief aus und richtete mich etwas auf. „Lass uns eine Pause machen.“ Sie nickte und gemeinsam setzten wir uns auf den Boden und schauten derweil dem Trainingskampf von Sensei Gai und Lee zu. Ich beobachtete seine Bewegungen. Er war sehr viel schneller und kräftiger geworden. Es war nicht zu übersehen, dass er seit einigen Tagen härter trainierte. Schweigend beobachtete ich die beiden noch eine Weile. „Lee hat sich wirklich ganz schön verändert in den letzten Tagen...“, sagte ich dann leise, ohne den Blick abzuwenden. TenTen neben mir schwieg, aber als ich zu ihr schaute, sah ich bereits das Grinsen auf ihrem Gesicht. „Hast du da etwa deine Finger im Spiel gehabt?“ Sie blickt weiter grade aus, den beiden Kämpfenden weiter zuschauend. Doch ihr Grinsen wurde immer breiter und sie verriet sich selbst damit. „Und wenn es so wäre?“ Ich wusste es doch. Kurz lachte ich auf und schaute dann ebenfalls wieder nach vorn. „Also habe ich Recht... Was würde unser Team nur ohne dich machen...“ „Ohne mich wärt ihr ganz schön arm dran. Dann müsstet ihr euch eine Neue suchen.“ Sie klang amüsiert und natürlich wusste sie, wie richtig sie mit ihren Worten lag... naja fast. Das Team wäre ohne TenTen wirklich aufgeschmissen. Als einziges Mädchen im Team war sie die Vernünftigste, brachte uns immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und sorgte nur mit ihrer Anwesenheit und ihrer Art für ein harmonisches Miteinander. Sie wusste immer, wie sie uns in Streitfällen wieder beruhigen konnte. Sie brachte das Team immer wieder zusammen und hielt es auf eine ungewöhnliche Art zusammen. Jemand anderes, eine Neue Kunoichi, passte hier einfach nicht rein. Niemand würde so gut mit uns klarkommen wie TenTen. Sie handelte einfach, dachte nicht lange nach. Sie kannte uns womöglich besser als wir uns selbst. Und wir schuldeten es ihr zurück, indem wir ihr zeigten, dass sie unersetzlich war. Ja, TenTens Platz könnte keiner einnehmen. Absolut keiner. „Nein, dann könnten wir gleich aufhören. Du bist unersetzbar für das Team.“ Ich sah ihren Blick auf mir ruhen und bemerkte das leichte Lächeln, welches sie nicht verbergen konnte. Doch dann schüttelte sie den Kopf. „Wir sind alle unersetzbar. Wir sind, was das Team 9 ausmacht.“ Nun schlich sich ebenfalls ein Lächeln auf mein Gesicht, ein kurzes nur, welches nur sie sehen konnte. Sie dachte genau wie ich. Jeder für sich war ein Teil dieses Teams und niemand konnte diesen Platz einnehmen. Ich schaute wieder nach vorne. Sogar Lee war unersetzbar, denn mit seiner Eigenart war er doch irgendwie Teil dieses ungewöhnlichen Teams. Ich seufzte leicht auf. Ich würde ihm eine Chance geben, meine Wut auf die verschobene Prüfung ruhen lassen und auf nächstes Jahr hoffen. Wer wusste immerhin schon, wie sich die Dinge noch entwickeln würden... ~X~ Wenn ich jetzt zurückdenke war es vielleicht gar nicht so verkehrt mit der Prüfung zu warten. Dadurch hatte sich der Teamzusammenhalt deutlich gestärkt. Mittlerweile sind wir ein gut eingespieltes Team. Wir können den anderen blind vertrauen. „Weißt du, ich bin froh darüber, dass wir damals die Prüfung um ein Jahr verschoben hatten.“ Langsam öffne ich meine Augen und lausche ihren Worten. Schon seit geraumer Zeit denken wir das Gleiche. Leicht drehe ich meinen Kopf nach hinten und schaue sie aus dem Augenwinkel an. „Dadurch haben wir die anderen kennengelernt und viele neue Freunde gefunden.“ „Stimmt.“ Ich drehe meinen Kopf wieder nach vorne und schließe erneut die Augen. Wir sind ein Jahr über den anderen. Und hätten wir damals wie alle anderen auch die erste Prüfung mitgemacht, hätten wir unsere heutigen Freunde nicht kennengelernt... ~X~ vor 3 Jahren ~X~ Nach einem weiteren Jahr pausenlosem Training erhielten wir endlich die Chance, an der Prüfung teilzunehmen. Dieses Jahr wurde sie in Konoha ausgetragen und überall im Dorf sah man bereits fremde Gesichter. Entweder aus anderen Dörfern oder aus anderen Jahrgängen. Dieses Jahr sollte der beste neue Genin ebenfalls an der Prüfung teilnehmen: Sasuke Uchiha. Er sollte gut sein, denn er beherrschte ebenfalls ein Dojutsu, das sich Sharingan nannte. Ich hatte schon davon gehört. Es gingen Gerüchte um, dass sich das Sharingan aus dem Byakugan entwickelt hatte. Aber ob da wirklich etwas dran war? Nun, neben Uchiha trafen wir auch auf Naruto Uzumaki, den schlechtesten seines Jahrganges, und Sakura Haruno. Es war offensichtlich, dass sie nicht für den Kampf taugte und Naruto ein kompletter Versager war. Der einzig talentierte in diesem Team schien Uchiha zu sein. Lee forderte ihn zum Kampf heraus und fast hätte er ihn mit seinem Omote Renge besiegt, hätte Sensei Gai den Kampf nicht unterbrochen. Dennoch war es ein erster, interessanter Einblick in seine Fähigkeiten. Ja, die Jounin übertrieben nicht, wenn sie von ihm redeten... Wie alle anderen Prüflinge betraten wir den Klassenraum. Der erste Teil würde ein schriftlicher Test werden, so viel war sicher. Wie alle anderen setzten wir uns und beobachteten unauffällig die anderen. Die meisten Gesichter waren mir unbekannt. Hier und da jemand aus unserem Jahrgang, der wie viele andere auch bei der letzten Prüfung durchfiel. Den Blick stur nach vorne gerichtete beobachtete ich heimlich die anderen. Der Kindergarten vorne ließ sich Ninja-Datenkarten erklären. Pah! Wer brauchte so etwas schon? Jeder Gegner hatte eine Schwäche und die ließ sich am Besten in einem Kampf herausfinden. Doch dieser Kabuto schien zu den Versagern zu gehören, genau wie Hinata. Wie sie es überhaupt so weit bringen konnte, war mir ein Rätsel. Mit ihrem Gemüt gehörte sie hier nicht her. Sicherlich wurde sie von ihrem Team gedrängt und schwach wie sie war, konnte sie nicht gegen angehen. Verächtlich schloss ich für einen Augenblick meine Augen, wurde aber von einem Schrei abgelenkt. Ein Ninja aus Oto hatte den Kindergarten angegriffen. Und ich war für einen kurzen Augenblick wirklich beeindruckt. Dieser Dosu, wie er sich nannte, war wirklich schnell. Das musste sogar Lee zugeben. Und dann wurde unsere Aufmerksamkeit wieder auf etwas anderes gelenkt. Ein Knall, eine Menge Rauch und schon standen die Prüfer im Raum und beendeten sofort die Auseinandersetzung. Der erste Prüfer war Sensei Ibiki aus der Sondereinheit. Er erklärte uns die Regeln für den schriftlichen Test. Ich analysierte jedes seiner Worte und schnell war mir klar, dass wir uns die richtigen Antworten erschummeln mussten. Sicherlich würden die Intelligenteren unter uns einen Teil der Fragen auch durch reines Wissen beantworten können, aber der eigentliche Sinn dieser Prüfung schien darin zu bestehen, unbemerkt Informationen zu sammeln. Ich musste selbstsicher grinsen. Warum auch sollte bei einer Ninja-Prüfung nur das theoretische Wissen abverlangt werden? Da musste ja mehr hinterstecken... Unser Team war in dieser Hinsicht immerhin vorbereitet. Schon als wir den Raum betraten, hatte TenTen ihre Spiegel montiert. Lee würde später von ihnen die Lösungen ablesen. Ihm lag die Theorie nicht besonders... Der Fragebogen wurde ausgeteilt und schnell schaute ich mir die Fragen an. Ich konnte keine einzige davon beantworten. Das Wissen, das hier abverlangt wurde, wurde auf der Akademie nicht gelehrt. Man konnte sie nur durch Missionen und Erfahrungen beantworten. Diese Fragen waren auf dem Niveau, das dem des Genin weit übertraf. Die Zeit lief, der Test wurde freigegeben, die Prüfung offiziell für eröffnet erklärt. Und ohne lange zu zögern aktivierte ich mein Byakugan. Wenn ich es richtig verstanden hatte, dürfen wir auf alle erdenklichen Weisen schummeln. Wir müssen dabei nur unbemerkt bleiben. So fixierte ich meinen Blick auf den Ninja direkt vor mir. Sofort verschwanden seine Konturen vor meinem Auge und sein Zettel drängte sich immer weiter in mein Sichtfeld. Es dauerte nicht lange und schon hatte ich das Gefühl, als wenn ich auf seinem Platz säße. Schnell wanderte mein Blick zwischen seinem und meinem Fragebogen hin und her, während ich mir seine Antworten notierte. Das war ein Kinderspiel. Als mein Vordermann an einer Frage zu grübeln schien, ließ ich meinen Blick mit Hilfe des Byakugans nach hinten wandern, zu TenTen. Sie lächelte sicher und tat so, als würde sie mit dem Bleistift hantieren, während sie über die richtige Lösung nachdachte. Doch ich wusste es natürlich besser. Mein Blick ging hoch zu einer Lampe und ich konnte sehen, wie sie die Spiegel richtete. Nach einer ganzen Weile war der Test dann vorüber und die 10. Frage wurde gestellt. Sensei Ibiki stellte jeden Einzelnen von uns vor die Wahl. Er sprach von einer Herausforderung. Wenn wir sie nicht annahmen, fiel das komplette Team für dieses Jahr durch und musste es nächstes Jahr erneut versuchen. Nahmen wir allerdings an, mussten wir die richtige Antwort geben, um zu bestehen. Andernfalls würden wir für den Rest unseres Lebens Genin bleiben. Das wollte ich auf keinen Fall, aber noch einmal die Prüfung verschieben wollte ich auch nicht. Es blieb also nur eine Option übrig und ob wir bestanden oder nicht hing alleine davon ab, was das für eine Antwort war, die wir geben mussten. Ich konnte mich auf meine Teamkameraden verlassen. TenTen würde sicherlich ähnliche Gedankengänge haben und Lee hatte einfach viel zu hart trainiert, um hier jetzt einen Rückzieher zu machen. Wir mussten zumindest versuchen soweit zu kommen, wie wir konnten. Die ersten Hände gingen in die Höhe und nach und nach verließen die Teams den Raum. Hmm, ich hatte erwartet, dass Hinata einen Rückzieher machte. Sie war jedenfalls nicht weit entfernt gewesen, hätte dieser Naruto nicht mit seiner nervigen Art die Aufmerksamkeit der Prüfer auf sich gezogen. Sie sah zu ihm auf, ich konnte es sehen. Eine Versagerin klammerte sich an einen Versager. Wie schwach... Und dann löste Sensei Ibiki die letzte Frage auf. Er gratulierte den restlichen Anwesenden zum bestandenen 1. Teil und erklärte, dass alleine unsere Entscheidung, die Herausforderung anzunehmen, die richtige Antwort war. Ich sah erst zu Lee und drehte mich dann lächelnd zu TenTen um. Ja, der erste Teil war geschafft. Als nächstes sollte ein Überlebenstraining stattfinden. Aufgabe war es, 5 Tage lang im Todeswald zu überleben und zwei Schriftrollen zum Turm in der Mitte des Waldes zu bringen. Klang einfach, sollte sich aber als kniffelig herausstellen. Denn die eine Hälfte erhielt die Erdenrolle, die andere die Himmelsrolle. Es würden also nur halb so viele Prüflinge diesen Teil bestehen. Sensei Mitarashi erklärte uns die Regeln und ich war mir sicher, dass wir auch diesen Teil schafften. Immerhin waren wir besser als die meisten anderen hier. Bevor uns die Schriftrollen ausgehändigt wurden, mussten wir einen Zettel unterschreiben. Schnell las ich ihn durch. Wir mussten zustimmen, dass wir während diesem Teil der Prüfung unser Leben verlieren können und dass es allein unsere Schuld wäre. Ich grinste innerlich. War ja klar, dass die Prüfer nicht den Tod eines Prüflings zu verantworten haben wollten. Dennoch unterschrieben wir. Wir hatten ohnehin nicht vor, jetzt schon aus den Prüfungen auszuscheiden. Mit Rückgabe der Zustimmung bekamen wir unsere Rolle und unsere Tornummer. „Wir werden in Richtung Mitte vorstürmen und uns im Umkreis von 2 Kilometern dort aufhalten.“ Ich schaute mein Team an. Es war klar, dass ich der Anführer des Teams sein würde. Zustimmendes Nicken. „Wir werden nicht die Einzigen sein, die diesen Plan haben, also müssen wir aufpassen und unsere Umgebung ganz genau kennen.“ Wieder nicken. Dann begann die Prüfung und wir stürmten in den Wald. Sofort begaben wir uns zur Mitte und blieben später auf einer kleinen Lichtung stehen. Schnell erklärte ich den weiteren Plan. Wir würden diesen Tag nutzen, um Lebensmittel und Wasser zu besorgen, in der Nacht würden wir rasten und vor Morgengrauen sollte der Angriff starten. TenTen und Lee stimmten ein, dann vergab ich die Aufgaben. „Lee, du wirst einen Fluss suchen und die Wasservorräte auffüllen. Aber pass auf. Lass dich nicht in Kämpfe verwickeln.“ Lee nickte und ich richtete meinen Blick weiter zu TenTen. „TenTen, wir beide werden nach Nahrung suchen. Wir haben zwar noch ein wenig bei uns, aber wir sollten trotzdem genügend sammeln, um für Notfälle vorbereitet zu sein.“ Auch sie nickte. „Die Schriftrolle behalte ich. Von uns dreien bin ich der Stärkste und kann sie am längsten verteidigen“, sagte ich, während ich ein Kunai zog und es in einen nahen Baumstamm rammte. „Bei Sonnenuntergang treffen wir uns wieder hier. Verstanden?“ „Verstanden! „Dann los!“ Wir teilten uns auf und jeder entfernte sich in eine andere Richtung. Ich erinnerte mich zurück an die Überlebenstrainings mit Sensei Gai. Was konnte man alles essen, wenn man sich in der freien Natur aufhielt? Beeren, Wurzeln, Früchte. Aber auch einige Blumen oder Gräser waren für den Menschen ungiftig und konnten im Notfall gegessen werden. Ich sah mich um. Gräser und essbare Blumen und Wurzeln schien es hier zu Genüge zu geben. Im Notfall mussten wir es uns also einfach nehmen. Ich verzichtete darauf, diese Dinge zu sammeln. Stattdessen sah ich mich nach etwas wirklich nahrhaftem um. Tiere oder Nüsse. Mein Blick wanderte zu Boden, auf dem grade ein Tausendfüßler über meinen Fuß krabbelte. Ich hockte mich hin und hielt ihn am Ende fest, damit er nicht abhauen konnte. Zweifelnd betrachtete ich das Tier. Insekten... Käfer... Ich erinnerte mich an einen Abend, an dem wir grade auf Mission waren und nichts mehr an Lebensmittel zur Verfügung hatten. Die konnten wir erst am nächsten Tag in einem nahen Dorf auffüllen. An diesen Abend mussten wir Wohl oder Übel dazu übergeben, einige Insekten über dem Feuer zu braten. Ich bin nicht sehr wählerisch und gebe mich mit dem zufrieden, was ich bekommen kann. Aber DAS brachte ich dann doch nicht fertig. Alleine bei dem Gedanken daran, wieder diese unzähligen Beinchen und den steinharten Panzer im Mund zu haben, kam mir die Galle hoch. Ich verengte meine Augen und schluckte, dann ließ ich das Tier wieder frei und es machte sich schnell aus dem Staub. Vielleicht gab es hier ja doch noch normalere Lebewesen... Ich stand wieder auf und aktivierte mein Byakugan. Das würde mir die Suche nach Nahrung sicherlich erleichtern. Dann setzte ich mich wieder in Bewegung. Ich suchte lange, fand lange Zeit nichts anderes als Beeren und Nüsse. Die Sträucher, an denen ich jetzt vorbeiging ignorierte ich, noch mehr konnte ich davon nicht tragen. Ich sah mich immer wieder mit dem Byakugan um, doch Lebewesen schienen in diesem Wald eine Seltenheit zu sein... Dann sah ich etwas in einem Gebüsch und sofort blieb ich stehen. Meine Aufmerksamkeit richtete sich auf den kleinen Strauch neben mir und tatsächlich, da war wieder eine Bewegung! Und jetzt konnte ich endlich auch erkennen, was es war. 6 lange Ohren kamen aus dem Strauch hervor, gefolgt von einem kleinen Kopf, an dem sie hingen. Kaninchen. Und gleich 3 auf einmal. Na, wenn das nichts war. Langsam zog ich einige Shuriken, beobachtete weiter die Tiere und wartete den richtigen Moment ab. Dann, blitzschnell, warf ich meine Waffen und die Kaninchen fielen tot zu Boden. Ich ging zu ihnen und betrachtete meine Beute. Groß waren sie nicht, aber fürs Erste würde es reichen... Gegen Sonnenuntergang kam ich wieder am Treffpunkt an. Zu meiner Überraschung waren Lee und TenTen schon da und redeten stolz über ihre Erlebnisse. Als sie mich sahen, verstummten sie und richteten ihre Blicke auf mich. „Alles klar? Gab´s Schwierigkeiten?“ Die beiden schüttelten den Kopf und ich nickte. „Lee, hast du das Wasser auffüllen können?“ Ohne eine Antwort zu geben, dafür mit einem stolzen Grinsen, überreichte er die Wasserflaschen. Ich bedachte seine Aufgabe mit einem 'Sehr gut' und schaute zu meiner Teamkameradin. „Was ist mit dir, TenTen? Bist du fündig geworden?“ Sie nickte und fing an, ihre Taschen zu leeren. „Ich habe ein paar wenige Nüsse, einige Beeren und diese Fische.“ Das war eine gute Ausbeute. Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte. Wieder nickte ich und hob dann ebenfalls meine Hand, in der ich die Kaninchen festhielt. „Ich habe auch Nüsse, Beeren und 3 Kaninchen.“ „Dann können wir ja heute Abend richtig essen“, freute sich Lee und sprang durch die Gegend. „Die Fische werden wir heute essen müssen. Das Fleisch können wir Notfalls trocknen und später essen. Wir sollten es aber auf jeden Fall schonmal mit durchbraten.“ Lee bekundete seine Zustimmung und machte sich daran, die Fische auf Stöcke zu spießen. Ich spürte TenTens Blick auf mir und hörte dann ihr seufzen. Ich lenkte meinen Blick auf sie. Dieses Verträumte, was sie anfangs in ihrem Blick hatte, war deutlich weniger geworden. Dennoch war es noch da und es schlich sich genau in diesen Moment in ihre braunen Augen. Bevor sie noch weiter in ihre Traumwelt versinken konnte, holte ich sie in die Wirklichkeit zurück. „TenTen? Würdest du dich bitte um das Feuer kümmern?“ Sie reagierte und nickte und machte sich dann auf die Suche nach Feuerholz. Es dauerte nicht lange, da brannte das Feuer und wir aßen schweigend. Und nach dem Essen legten wir uns schlafen. Ich erklärte mich freiwillig dazu bereit, die Nachtwache zu halten. Ich war es gewohnt, lange wach zu bleiben und kaum zu schlafen. Ich würde das schon aushalten. Außerdem konnte ich mit meinem Byakugan viel schneller andere Teams oder Feinde sichten. Lange Zeit verging und Lee war bereits am Schnarchen. Die Gegend um uns herum war sicher, es drohte in nächster Zeit keine Gefahr. Mein Blick legte sich auf meine Teamkameradin, die sich unruhig hin und her drehte und immer wieder aufseufzte. Schweigend beobachtete ich sie, musterte ihr Gesicht wie so oft und wieder überkam mich der Drang, ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und leicht über ihre Wange zu streichen... Ich seufzte. Wohin sollte das alles nur führen? Natürlich war mir mit erschreckender Klarheit bewusst geworden, dass meine Gefühle für sie sich seit dem letzten Jahr wieder geändert hatten. Und in welche Richtung sie sich verändert hatten. Doch ich wollte das nicht, ich konnte das nicht und ich war der festen Überzeugung, dass ich das auch nicht durfte. Nicht, weil es der Wille des Clans war, sondern weil ich niemanden verletzen wollte. Schon gar nicht einen mir so wichtigen Menschen... TenTen seufzte entnervt und richtete sich auf. Schnell lenkte ich meinen Blick in den Wald vor mir und wenig später setzte sie sich neben mich. „Du sollst schlafen, TenTen...“ Wieder lenkte ich meinen Blick auf sie, diesmal aber nur aus dem Augenwinkel. Sie zog die Knie an und legte die Arme darum. „Ich kann nicht...“ Schweigend betrachtete ich sie. Ihr Blick war ebenfalls in den Wald gerichtet und sie sah nachdenklich aus. Oder war es die Müdigkeit, die sie trotzdem nicht in den Schlaf brachte? Sie schaute zu mir, direkt in meine Augen. „Hast du andere Teams gefunden?“ Ich nickte. „Nicht weit von uns ist ein Team mit der anderen Schriftrolle. Aber sie waren grade am rasten, als ich sie bemerkte. Wahrscheinlich sind sie morgen nicht mehr dort...“ Auch TenTen nickte und schwieg nun wieder. Meinen Blick lenkte ich wieder nach vorne, TenTen tat es mir gleich. Auch wenn sie wach war und nicht schlafen konnte, sie sah sehr müde aus. Es war ein anstrengender Tag und meist war sie diejenige, die keine Wache schieben brauchte. Sie war es einfach nicht gewohnt. Sie musste sich ausruhen. „Leg dich bitte wieder schlafen. Du musst fit sein, wenn wir aufbrechen...“ Und ohne ein Widerwort ließ sie sich auf der Stelle nach hinten fallen und rollte sich zusammen. Es dauerte nicht lange, dann war sie eingeschlafen. Ich richtete meinen Blick wieder auf sie und ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ich würde dafür sorgen, dass wir einfache Freunde blieben. Es war gut so, wie es momentan war. Ich wollte es nicht verändern… Die Stunden vergingen und es war kurz vor Sonnenaufgang. Ich prüfte mit dem Byakugan grade unsere Umgebung und sah, dass die ersten Teams sich wieder bewegten. Wir müssten uns auch auf den Weg machen. Um Chakra zu sparen deaktivierte ich mein Bluterbe wieder und sah zu Lee. „Lee, wach auf.“ Sofort rührte er sich und öffnete die Augen. Das Gute war, dass Lee immer sofort wach wurde, egal wie fest er geschlafen hatte. Das sparte wertvolle Zeit. Mein Blick wanderte weiter zu TenTen. „TenTen.“ Sie reagierte nicht. Also ging ich zu ihr und rüttelte sie leicht an der Schulter. „Wach auf“, sagte ich leise, aber eindringlich. Ihre Augenlider zuckten leicht und sie rollte sich auf den Rücken. Ich rüttelte sie weiter. „TenTen, wach auf.“ Nun öffnete sie endlich die Augen und sah sich um. „Was ist los? Ist was passiert?“ Innerlich seufzte ich, schüttelte dann aber den Kopf. „Wir brechen bald auf. Iss etwas. Wer weiß, wann wir das nächste Mal dazu kommen.“ Sie befolgte meinen Rat und wühlte sich ihre Wasserflasche hervor. Ich setzte mich derweil auf einen Baumstamm und erklärte unsere weitere Vorgehensweise. „Die Sonne wird in weniger als einer Stunde aufgehen. Wir werden wie geplant den Angriff starten. Aber vorher schauen wir uns jeder nochmal 30 Minuten um. Wir müssen sichergehen, dass wir nicht in Fallen anderer Teams laufen. Verstanden?“ Schnell schaute ich meine beiden Teamkameraden an, die eifrig nickten. Ich nahm ein Kunai und rammte es vor mir in den Boden. „Wir lassen uns nicht auf Kämpfe ein. Egal, ob wir ein anderes Team finden oder nicht, wir kehren nach 30 Minuten hierher zurück. Klar?“ Lee salutierte und zusammen mit TenTen verkündete er, dass die Anweisung angekommen war. Ein sicheres lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Na dann. Los!“ Auf mein Kommando trennten wir uns voneinander. Mit langsamen Schritten ging ich durch den Wald. Ich sah mich überall um, meine Augen wanderten in jeden Winkel, immer darauf bedacht, auf einen Feind zu stoßen. Dann blieb ich stehen und schaute zur Seite. „Kommt raus! Verstecken ist sinnlos!“ Es war offensichtlich, dass hinter einem Gebüsch ein Team von Anfängern hockte und sich versteckte. Es war nicht so, dass ich sie mit dem Byakugan gesehen hatte… Sie hatten sich einfach nur nicht schnell genug verstecken können… Solche Versager. Meinem Rat folgend kamen sie hinter dem Gebüsch hervor: Ein Fettwanzt, ein Idiot und eine ziemlich nervige Kunoichi. „Bekomme ich ein Autogramm?“, fragte der Idiot. „Unglaublich! Ich hätte niemals gedacht, Konohas letztjährigen, besten Genin zu treffen!“ Völlig desinteressiert sah ich zu dem Trio rüber. Und plötzlich fing das Mädchen, Ino, an ihre Haare zu öffnen. Mit einem vielsagenden Blick schaute sie mich an und schüttelte ihre Haare durch. „Ich wollte dich schon immer besser kennenlernen…“ Immer noch desinteressiert drehte ich mich weg. Dachte sie wirklich, dass sie mich damit beeindrucken könnte? Es gab für mich nur ein Mädchen, das dies geschafft hätte. „Verschwindet“, war mein einziger Kommentar. Ich setzte einige Schritte vor. Von solchen Anfängern wollte ich keine Schriftrolle bekommen. Das war unter meinem Niveau. Mit Hilfe meines Byakugan sah ich, wie sie die Faust ballte und vor ihren Körper hob. Ich blieb stehen. Ein grimmiges Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Hey… Soll die Faust bedeuten, dass du mit mir kämpfen möchtest?“ Schnell schüttelte sie den Kopf und redete sich heraus. Ich drehte mich leicht zu ihnen um und sah sie finster an. „Dann verschwindet endlich! Wenn ich die Schriftrolle von solchen Versagern wie euch nehmen würde, wäre ich im ganzen Dorf eine Lachnummer!“ Auf mein Wort verschwanden sie wieder hinter ihrem Gebüsch. Das solche Ninja es zur Prüfung geschafft haben… Scheinbar waren die Anforderungen nicht sehr hoch gesetzt. Die halbe Stunde war bald vorbei und ich begab mich zurück zu unserem Treffpunkt. TenTen kehrte zur selben Zeit zurück, nur Lee war noch nicht zu sehen. Einige Zeit warteten wir auf ihn, dann fing TenTen an, sich Sorgen zu machen. „Meinst du, er ist dem Feind begegnet?“ Ich schüttelte den Kopf und lächelte sie an. „Sicher nicht.“ Doch TenTen sah nicht überzeugt aus und zog die Augenbrauen besorgt zusammen. Ich lenkte ein. „Wir sollten trotzdem los und ihn suchen.“ Sofort nickte sie, sichtbar erleichtert über diesen Vorschlag. Ohne weitere Pause sprangen wir los. Zur Vereinfachung aktivierte ich mein Byakugan und zusammen streiften wir suchend durch den Wald. Dabei kam mir plötzlich eine Erinnerung an einen Trainingstag in den Kopf. Lee hatte damals, im Gegensatz zu mir oder TenTen, das Omote Renge gemeistert. Zwar verbot Sensei Gai ihm den Gebrauch dieser Technik, doch ich kannte Lee gut. Ich wusste, er würde sie im Ernstfall einsetzen. Ich biss die Zähne aufeinander und verengte meine Augen. Wenn Lee diese Technik benutzte, dann würde er kampfunfähig sein. Ohne ausreichendes Training wäre sie zu gefährlich für ihn. Ich hoffte, dass er Omote Renge nicht benutzt hatte… Wir fanden Lee kurze Zeit später. Wie befürchtet lag er kampfunfähig auf den Boden. Er hatte sie also doch eingesetzt! Verdammt! Aber außer dem Kraftmangel und einigen Prellungen schien er keine ernsthaften Verletzungen zu haben. Grade kämpfte wieder dieses Team von vorhin gegen die Oto-Ninja, doch es unterlag hoffnungslos. TenTen und ich blieben in sicherer Entfernung abseits des Kampfes auf einem riesigen Baumstamm und schauten uns das Geschehen von oben an. „Wir wollen Sasuke“, hörte ich einen von ihnen sagen. Mir war eigentlich völlig egal, was da vor sich ging. Aber was ich überhaupt nicht abkonnte war, dass sie Lee so zugerichtet hatten. „Ihr dämlichen Oto-Nins seid wohl stolz darauf, zweitklassige Ninja zu schikanieren?“ Sofort lenkte sich alle Aufmerksamkeit auf mich. „Diese Kakerlaken aus Konoha sind ja überall…“, stellte dieser Dosu fest und lachte kurz auf. Ich fixierte ihn mit meinem Blick. „Dumm gelaufen, was?“ Neben mir hörte ich TenTen leise Lees Namen sagen. Richtig, da war ja noch was… „Der Typ da gehört zu uns. Ihr habt ihn ja ganz schön übel zugespielt!“ Mein Blick wanderte kurz zu Lee, der noch immer reglos am Boden lag. Wütend aktivierte ich mein Byakugan und blickte Dosu direkt in die Augen. „Dafür werdet ihr büßen!“ Mit Zufriedenheit sah ich, wie die Ninja aus Oto zusammenzuckten. Doch Dosu ließ sich nicht so schnell einschüchtern. „Statt hier den Coolen zu spielen, solltest du lieber runterkommen und deinen Worten Taten folgen lassen!“ „Das wird nicht notwendig sein.“ Ich lächelte sicher und schloss die Augen. Natürlich hatte ich schon das Chakra bemerkt, das von Uchiha ausging. Es hatte sich verändert. Er hatte sich verändert. Sein Körper war nun mit merkwürdigen Mustern übersäht. Interessiert beobachtete ich, wie er die Ninja aus Oto mit Leichtigkeit fertig machte. Er schien völlig in Rage zu geraten. Erst Sakura konnte ihn zum Aufhören bewegen. Das waren wirklich interessante Einblicke in seine Fähigkeiten. Er war viel stärker seit seinem Kampf gegen Lee. Ob das an diesen Mustern lag? Wie auch immer, er war ein würdiger Gegner und wohl zu Recht der beste Neuling dieses Jahres. Uchiha… Neben mir regte sich TenTen und sprang auf den Boden. Schweigend beobachtete ich, wie sie Lee wachrüttelte und ihn anschrie. Und er reagierte, auch wenn er sehr mitgenommen aussah. Die beiden hielten sich noch eine Weile unten auf, dann richteten sie sich auf und kamen zurück. Ich sah meinen Teamkollegen an. „Ist alles in Ordnung, Lee?“ Er grinste, doch TenTen antwortete für ihn. „Er musste unbedingt dieses Mädchen mit den rosanen Haaren beschützen. Nur weil er in sie verliebt ist und sie allem Anschein nach zu schwach!“ „Wer weiß was passiert wäre, wenn ich sie nicht beschützt hätte.“ Schweigend ließ ich meinen Blick von Lee zu TenTen und wieder zurück wandern. Er hatte ihr schon vor Beginn der Prüfung eine Liebeserklärung gemacht. Doch das war noch lange kein Grund, gegen den Plan zu handeln. Er hätte uns in ganz schöne Schwierigkeiten bringen können. TenTen schaffte es immerhin auch, ihre Gefühle zurückzuhalten. Kommentarlos drehte ich mich um und setzte einen Fuß vor. „Das nächste Mal hältst du dich an den Plan. Verstanden?“ Ich drehte meinen Kopf leicht nach hinten und sah Lee an. Dieser nickte und murmelte ein leises ‚Ja‘. Ich drehte meinen Kopf wieder nach vorne und aktivierte das Byakugan. „Wir werden uns jetzt wieder auf unseren Auftrag konzentrieren und eine zweite Schriftrolle suchen. Ich habe ein Team mit der anderen Schriftrolle ganz in der Nähe gefunden. Das nehmen wir uns vor und beenden diesen Teil der Prüfung.“ „Verstanden!“, kam es fröhlich von TenTen zur Antwort und auch Lee gab ein Geräusch der Zustimmung von sich. Wir fanden einige Zeit später das Team. Es waren Ninja aus Kirigakure. Sonderlich stark sahen sie nicht aus. Momentan machten sie Pause, aber sie achteten nicht auf ihre Umgebung. Stück für Stück schlichen wir vorwärts. Fallen hatten sie scheinbar nicht gelegt, also fühlten sie sich sicher. Das, oder sie waren unerfahren. „TenTen, halte deine Schriftrollen bereit. Wir greifen gleich an.“ Sie nickte auf meine Anweisung und hielt die Rollen parat. Wir schlichen uns noch ein wenig näher heran, dann gab ich meinem Team das Zeichen zum Anhalten. Der Moment war perfekt. Unsere Gegner achteten überhaupt nicht auf ihre Umgebung. Ich nutzte diese Gelegenheit und griff an. Sie bemerkten mich, doch sie schienen überhaupt nicht darauf vorbereitet zu sein. Also waren sie schwach und unerfahren im Kampf. Mit aktiviertem Byakugan rannte ich auf den Anführer zu, ein entschlossenes Grinsen auf dem Gesicht. In der Hektik griffen die Ninja mich völlig unüberlegt an, doch ich setzte das Kaiten ein und schleuderte sie einfach von mir. Der Anführer stand sofort auf, er schien ein wenig mehr auf dem Kasten zu haben als seine Kollegen. Doch mich kümmerte das nicht. Schnell fixierte ich ihn mit meinem Blick und rannte erneut auf ihn zu. Mit gestreckter Handfläche und Chakra in dieser stand ich blitzschnell vor ihm und griff ihn mit Juuken an. Die Attacke traf ihn mit voller Wucht. Genau in diesem Augenblick wollten sich die anderen beiden auf mich werfen, doch sie wurden von Lee und TenTen abgefangen. Ich konzentrierte mich wieder auf meinen Feind und setzte das Hakke Rokujuuyonsho ein. Mit jedem Schlag blockierte ich mehr und mehr seiner Tenketsu, mit dem letzten Schlag schleuderte ich ihn von mir. Er hatte innere Verletzungen davongetragen, denn es lief Blut aus seinem Mund. Aber er schien nicht wirklich zu realisieren, dass er kein Chakra mehr schmieden konnte. Ich lächelte entschlossen und grimmig. „Was wollt ihr?“ Ich sah ihn kalt an. „Wir wollen eure Schriftrolle. Gebt sie uns und ihr werdet verschont.“ Mein Gegner zögerte und seine Teamkollegen schwiegen. Er knirschte mit den Zähnen. Über meine Forderung schien er nicht sonderlich begeistert zu sein. „Niemals. Nur über meine Leiche.“ Ihm schien nicht bewusst zu sein, dass er damit sein Todesurteil besiegelt hatte. Wenn er es so wollte, dann nahm ich keine Rücksicht mehr auf ihn, um mein Ziel zu erreichen. Mein Mundwinkel bewegte sich nach oben, es war ein entschlossenes Lächeln. „Wie du willst. Wenn du sie uns nicht freiwillig gibst, werden wir sie uns mit Gewalt holen.“ Ich stellte mich in Angriffsposition und mein Gegenüber tat es mir gleich. Ich aktivierte wieder das Byakugan und fixierte ihn mit meinem Blick. Sofort durchzog ein Zittern seinen Körper, doch er beherrschte sich. „Neji, können wir das nicht anders regeln?“, fragte TenTen leise. Ich hörte Sorge in ihrer Stimme und lenke den Blick leicht auf sie. Und in der Tat sah sie nicht gerade glücklich über den Verlauf des Geschehens aus. Dennoch, als Ninja musste man rationell entscheiden. Tat man das nicht, musste man mit dem Tod rechnen. So war das Leben nun mal. „Du hast unsere Gegner doch gehört, TenTen“, antwortete ich ihr deshalb und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Gegner. Der grinste ziemlich selbstsicher und stemmte die Hände in die Hüften. „Du fakest eh nur! Wahrscheinlich bringst du es nicht fertig, jemanden zu töten!“ Mit diesen Worten zog er ein Kunai und warf es auf mich. Lachhaft. Ohne große Mühen wich ich seinem Angriff aus. Provozierend zogen sich meine Mundwinkel nach oben. „Hast du nicht mehr zu bieten?“, fragte ich amüsiert. Wütend verzog der Ninja aus Kiri sein Gesicht und ballte seine Hände zu Fäusten. Dann lief er los, hob sie Faust und ließ sie nach vorne schnellen. Doch ich war schneller. Ich öffnete meine Handfläche, sammelte Chakra in ihr und stieß sie gegen die Brust meines Gegners. Er gab einen Unterdrückten Laut von sich, er war nicht schnell genug zum Schreien gewesen und noch während der erstaunt die Augen aufriss, hauchte er sein Leben aus. Mein Blick wanderte stur an ihn vorbei. Ich ließ die Hand sinken und der tote Körper fiel zu Boden. Mein Blick richtete sich auf die beiden anderen Ninja, die mich schockiert anschauten. Hatten sie wirklich gedacht, dass ich scherzte? Über den Tod machte man keine Scherze. Er war genauso präsent wie das Leben. Und er konnte dich jederzeit holen kommen. „Also?“ Zufrieden beobachtete ich, wie sie mit zittrigen Fingern auf ihren toten Freund zeigten. „Der da hat die Schriftrolle. Nehmt sich euch, aber lasst uns am Leben.“ Na bitte, es ging doch. TenTen trat auf ihn zu und durchwühlte die Taschen. Dann hielt sie die Schriftrolle mit einen triumphierenden Lächeln hoch und blickte mir in die Augen. Ich liebte dieses Lächeln, doch ich konnte es nicht zeigen. Nicht hier, nicht jetzt. Also nickte ich nur und blickte wieder zu den beiden Versagern. „Gut. Und jetzt haut ab, ihr Versager...“ Und sofort machten sie sich aus dem Staub. Während Lee sich freute und durch die Gegend hüpfte, schloss ich die Augen und lächelte in mich hinein. Der zweite Teil war geschafft. Wir hatten die Schriftrollen, jetzt mussten wir sie nur noch zum Turm bringen. Im dritten Teil der Prüfung fanden Einzelkämpfe statt. TenTen musste als Erste aus unserem Team kämpfen und verlor ziemlich schnell gegen ihre Gegnerin Temari. Sie hatte sich gut geschlagen, aber zum Schluss war sie nicht gut genug. Schweigend beobachtete ich, wie sie in das Krankenzimmer transportiert wurde. Als nächstes war ich an der Reise. Und meine Gegnerin war Hinata, meine nutzlose Cousine. Ich hielt ihr die Wahrheit vor Augen: Sie war zwar ein Kind der Hauptfamilie, aber sie war schwach und dies würde sich nie ändern. Genauso wie ich für immer der Nebenfamilie angehören würde, auch wenn ich sehr viel talentierter war. Mit dieser einfachen Sache, mit diesem Schicksal, kam sie nicht klar. Sie glaubte, ein Mensch könnte sich verändern, wenn er sich nur genug anstrengte. Fast hätte ich sie innerlich gebrochen, sie mit Worten zu Boden gezwungen, zum Aufgeben bewegt. Doch dann mischte sich dieser Naruto ein und machte ihr neuen Mut. Pah, er war wirklich nervig. Dann musste ich sie eben auf die gewöhnliche Weise besiegen. Sie forderte mich heraus, ich nahm an. Natürlich hatte sie nicht den Hauch einer Chance, auch wenn sie dies zu glauben schien. Nach und nach blockierte ich einige ihrer Tenketsu und verletzte sie mit meinem Juuken. Einige Male ging sie zu Boden, doch statt meinem Rat zu folgen und einfach aufzugeben stand sie immer wieder auf. Nicht zuletzt, weil Naruto sie dazu ermutigte. Aber mich kümmerte es nicht, es ging sowieso bald mit ihr zu Ende. Ihr Körper machte das nicht mehr lange mit und dann war ich automatisch der Sieger. Doch bevor sie den Kampf endgültig verlor, sagte sie diesen einen Satz: 'Unter dem Schicksal und unter den Fesseln der Familie leidest du viel mehr als ich.' Hasserfüllt starrte ich sie an und ganz automatisch aktivierte sich mein Byakugan. Sie hatte mich bloßgestellt. Sie glaubte, mich durch diesen einen Satz angreifen zu können. Zum Teil hatte sie Recht. Ich litt unter dem Schicksal, genau wie jeder andere auch. Keiner konnte sich dem entziehen. Doch ich war stark, ich war ein Genie und ich war besser als sie! Wie kam sie dazu zu behaupten, dass ich es schwerer hätte? Sie war die schwache Versagerin, die sich niemals ändern konnte! Sie! Und das würde ich ihr sofort beweisen! Wutentbrannt sammelte ich das Chakra in meiner Handfläche und rannte auf sie zu. Gleich würde ich ihr beweisen, wie ernst mir meine Worte zu Anfang des Kampfes gewesen sind. Sie hätte besser aufgeben sollen. Schnell zog ich die Hand zurück um Schwung für den Schlag zu sammeln, dann schnellte sie auch wieder nach vorne, bereit ihr Ziel zu treffen. Bereit zu töten. Doch kurz bevor ich auch nur irgendwas treffen konnte, wurde ich ruckartig an der Bewegung gehindert. Schnell realisierte ich, was hier vor sich ging. Sensei Hayate stand vor mir und hielt mir die Finger an die Stirn, Sensei Kakashi neben mir hielt meine Hand fest, Sensei Kurenai hielt meinen anderen Arm fest und Sensei Gai stand hinter mir und hatte den Arm um meinen Hals geschlungen. Durch Sensei Hayate schaute ich einfach durch und sah Hinatas Gesicht. Sie war so schwach. Abartig! „Neji, vergiss nicht, was du mir damals versprochen hattest“, raunte Sensei Gai hinter mir. „Du hattest mir hoch und heilig versprochen, nicht den Kopf wegen dieser Familiengeschichte zu verlieren.“ „Warum sind die anderen Jounin eingesprungen? Also wird sie doch besonders behandelt.“ Ich ging nicht auf Gais Worte ein. Ich wusste, was ich ihm versprochen hatte und ich wusste, dass ich dieses Versprechen nicht einhalten konnte. Hinata brach zusammen und sofort scherten sich alle um sie. Ich beobachtete eine Weile schweigend, wie sich alle um sie kümmerten. Dann schaute ich zu Naruto. Er hatte ihr während des Kampfes mehrfach Mut gemacht. Er glaubte also auch, dass man sich ändern könnte. Wie unwissend sie doch alle waren... „Hey, Versager!“ Uns sofort fühlte er sich richtigerweise angesprochen und schaute mich an. „Ich werde dir jetzt zwei Dinge sagen. Erstens solltest du aufhören, die anderen aufzumischen.“ Ich verengte meine Augen etwas. „Und zweitens bleibt ein Versager immer ein Versager. Ob man möchte oder nicht.“ Wütend schaute er mich an und stand langsam auf. „Willst du mich etwa herausfordern?“ Es klang gepresst vor unterdrückter Wut. Ich konnte mir nur ein kurzes, kaltes Lächeln abringen. Und im nächsten Moment rannte er auf mich zu. Ich brauchte nicht mal in Position gehen, ich hätte ihn auch so erledigt. Doch soweit sollte es nicht kommen. Lee stellte sich zwischen uns und stoppte den Angriff. „Naruto, ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Doch dieser Kampf sollte offiziell ausgetragen werden.“ Schweigend beobachtete ich meinen Teamkameraden, der mich nun mit seinem Blick fixierte. „Selbst der Verlierer kann das Genie besiegen, in dem er sich nur hart genug anstrengt.“ Ich wusste, dass dies eine Herausforderung war. Lee sah in mir seinen ewigen Rivalen, den es zu bezwingen galt. Ich war sein Ansporn, besser zu werden. Doch er würde nie gegen mich ankommen. Ich war ihm immer einen Schritt voraus. Mit wachsendem Desinteresse beobachtete ich, wie Hinata in das Krankenzimmer getragen wurde und Naruto mich ebenfalls herausforderte. Er wollte Rache nehmen für das, was ich ihr angetan hatte. Sollte er es doch versuchen. Er würde es eh nicht schaffen, das stand bereits fest... Dachte ich... ~X~ Heute weiß ich, dass ich Naruto eine ganze Menge schuldig bin. Er hat mir die Augen geöffnet und mich zu einem anderen Menschen gemacht. Nun bin ich mit dem Clan im Reinen. Nun bin ich frei… ~X~ vor 3 Jahren ~X~ Der finale Kampf stand kurz bevor. Mein erster Gegner sollte Naruto Uzumaki werden. Ich fand es sehr treffend, endlich konnten wir das nachholen, was wir im Turm im Todeswald nicht vollenden konnten. Er bekam seine Rache und ich konnte ihm beweisen, dass Verlierer sich niemals ändern könnten. Zusammen mit TenTen bereitete ich mich auf den Hauptkampf vor. Wir waren besser denn je, übertrafen unsere Grenzen und waren uns sicher, dass mir der Sieg bereits gehörte. Doch als es dann soweit war unterlag ich meinem Gegner. Anfangs sah es dabei gar nicht mal schlecht aus. Doch ich hatte nicht mit Narutos Kage Bunshin gerechnet. Und dann war da noch dieses rote Chakra, das er trotz verschlossener Tenketsu schmieden konnte. Es machte ihn stärker, wilder und sicherer. Und während meines sich immer mehr dem Ende neigte, nahm seines immer mehr zu. Mit einem einfachen Schlag besiegte er mich. Keine besondere Technik, kein geheimes Jutsu. Ein einfacher Kinnhaken. Naruto hatte mir während des Kampfes mehrfach gesagt, dass man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen könnte, dass man sich ändern könnte. Und im Krankenzimmer wurden seine Worte dann bestätigt. Hiashi kam zu mir und erzählte mir die ganze Wahrheit. Die Wahrheit hinter dem Tod meines Vaters. Er wurde nicht gezwungen zu sterben. Er hatte selbst entschieden, sein Leben für das seines Bruders zu geben. Er hatte sein Schicksal selbst in die Hand genommen. Mein Vater glaubte damals daran, dass man Herr seines eigenen Lebens war, egal welcher Abstammung man angehörte. Und ich sollte auch anfangen, daran zu glauben und nicht alles auf das Schicksal zu schieben. Stumm liefen mir die Tränen über das Gesicht, als ich mir all dessen bewusst wurde. „Ich lasse dich jetzt besser alleine“, sagte Hiashi-sama leise und verließ dann ohne weitere Worte den Raum. Doch kurze Zeit später öffnete sich die Tür wieder. Ich musste nicht hinsehen um zu wissen, wer der Besucher war. Oder besser gesagt die Besucherin. „Ich bin gekommen um nach dir zu sehen, Neji. Wie geht’s dir?“, fragte sie mich in ihrer gewöhnlich sorglosen Art. Ich schloss die Augen. Sie war da, so wie jedes Mal. Ganz gleich was auch passiert war. „Mir geht’s gut.“ Ob sie wusste, dass sie alleine mit ihrer Anwesenheit bereits das richtige tat? „Lass den Kopf nicht hängen. Narutos Sieg war pures Glück! Ich wette, beim nächsten Mal-“ Ich schüttelte leicht den Kopf und ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Darüber hin ich hinweg.“ Sie legte schweigend ihren Blick auf mich, sagte nichts weiter. Aber das musste sie auch nicht. „Hiashi-sama war grade hier... Er hat mir alles erklärt.“ Kurz schaute ich sie an und sah Verwunderung in ihren Augen aufblitzen. Ich lenkte den Blick wieder von ihr und schaute zu Boden. Langsam wanderten meine Hände zu meinem Stirnband und lösten den Knoten. Vorsichtig nahm ich es ab und fuhr mir mit den Fingerspitzen über das Juin. „Ich hatte immer gedacht, dass wir aus der Nebenfamilie niemals richtig frei sein könnten, solange das Byakugan nicht versiegelt und das verfluchte Juin nicht verschwunden ist. Aber mein Vater hatte wohl anders über diese Dinge gedacht...“ Mein Blick wanderte höher. „Sicherlich gibt es Dinge, die man nicht ändern kann. Doch ich habe das alles wohl falsch gesehen...“ „Neji...“ Wenige Sekunden schwiegen wir, dann schlug TenTen vor, in das Stadion zurückzukehren. Sasuke kämpfte wohl gerade gegen Gaara. Es wäre interessant zu sehen, was der Uchiha drauf hatte. Doch genau in diesem Augenblick startete der Angriff Orochimarus auf Konoha. Und genau diesen Angriff nutzten 2 Ninja aus Kumo, um Hinata zu entführen. TenTen und ich liefen zurück in das Stadion, wo wir auf Kiba und den Ältesten trafen. Er gab mir den Auftrag, das Byakugan zurückzubringen, ganz gleich was es auch kostete. Kurz zögerte ich, mir kamen die Worte meines Vaters in den Sinn. Er gab mir damals den Auftrag Hinata zu beschützen. Und ich nahm diesen stolz an. Entschlossen richtete ich mich auf und willigte ein. „Ich komm mit dir“, stellte TenTen sofort klar. „Das ist eine Hyuuga-Angelegenheit“, erwiderte ich kühl. Familienangelegenheiten gingen sie trotz allem nichts an. Ich würde das alleine klären müssen. „Aber das ist selbst für dich zu viel!“ Na gut. An ihrem Tonfall merkte ich, dass weiteres Widersprechen sinnlos war. Dann sollte sie eben mitkommen. Wir waren sowieso ein eingespieltes Duo. „Ich komme ebenfalls mit. Hinata ist meine Teamkameradin. Außerdem hältst du doch nicht besonders viel von ihr. Du würdest sicher nicht alles gegen, um sie zu retten.“ Seine Stimme klang bedrohlich. Ich drehte mich leicht um und sah ihm schweigend in die Augen. Ich wog die Vor- und Nachteile innerlich ab und drehte mich dann vollständig zu Kiba um. „Na gut. Dann komm mit mir. Deine Nase könnte noch nützlich sein.“ Somit war es beschlossene Sache. Innerhalb kürzester Zeit machten wir uns bereit und starteten die Rettungsmission. Wir verfolgten unsere Gegner durch den Wald. Sie mussten stark sein, wahrscheinlich schon über dem Chuunin-Rang, denn Akamaru winselte besorgt. Unsere Chancen auf einen Sieg waren also gering, wenn nicht sogar unmöglich. Doch wir mussten es versuchen. Ich musste es versuchen. Ich hatte es versprochen! Auf Kibas Kommando stoppten wir. Wir waren in eine Falle geraten. Überall um uns herum entstanden Wölfe aus Erde und Lehm. Und ganz gleich wie oft wir diese niederschlugen, sie erschufen sich immer wieder neu. Es war eine Ausweglose Situation, denn während wie hier die Falle bekämpften entkamen unsere Gegner immer mehr. Bald würden wir sie nicht mehr einholen können. TenTen schien das Selbe zu denken. „Geht! Ich kümmere mich um die hier!“ Kiba und ich schauten sie an. „Aber...“, wollte Kiba widersprechen, doch TenTen unterbrach ihn. Sie drehte sich zu uns um und lächelte entschlossen. „Ihr bringt sie doch ganz sicher wieder zurück?“ Ich schaute sie an, sah ihr zwinkern. Sie meinte es ernst. Und tatsächlich hatte sie von uns die meisten Chancen, den Gegner lange genug aufzuhalten und später nachzukommen. Wenn ich eines aus den gemeinsamen Missionen mit ihr gelernt hatte, dann das, dass ich ihr vertrauen musste. Und das tat ich schon seit einiger Zeit. Ich nickte und zusammen mit Kiba nahm ich die Verfolgung der Kumo-Ninja wieder auf. Wir fanden sie und blieben auf einem nahen Ast stehen. Ich aktivierte mein Byakugan. Hinata ging es gut, sie schien äußerlich unverletzt. Doch wir konnten jetzt nicht einfach so angreifen, das war viel zu riskant. Aber Kiba schien anders zu denken. Ohne zu zögern griff er an und verschwand vom Ast. Ich blickte ihn hinterher und legte mir schnell eine Taktik zurecht. Sollte Kiba sich um Hinata kümmern. Ich würde die Feinde ablenken und von ihnen weglocken. Schnell setzte ich das Henge no Jutsu ein und nahm Kibas Aussehen an. Dann sprintete auch ich los. Alles lief wie geplant. Während Kiba meine Cousine in Sicherheit brachte, lenkte ich unsere Feinde von ihr weg. Einen von ihnen konnte ich mit dem Hakke Rokujuuyonsho außer Gefecht setzen. Doch der andere durchschaute die Tarnung. Er ging sofort auf Distanz und brachte mich in eine ausweglose Situation. Er beherrschte Erdjutsus und zuerst fing er mein Bein, dann mein Arm in seinem Erdjutsu ein. Ich konnte nichts mehr machen. Er griff an. Ich sah schon meinen Tod, schloss die Augen. Doch der tödliche Schlag blieb aus. Stattdessen wurden mein Bein und mein Arm befreit. Als ich meine Augen wieder öffnete stand Hiashi-sama vor mir. Auch der Kumo-Ninja erkannte ihn und floh, doch er wurde durch Hiashis Hakke Kuusho getötet. Fasziniert beobachtete ich diese Technik, hatte ich doch schon selbst oft versucht sie einzusetzen. „Tut mir leid, dass ich so spät bin, Neji“, sagte er, ohne mich dabei anzusehen. „Hiashi-sama... Was machen Sie hier? Was ist mit Hinata?“ Eine andere Frage kam mir grade gar nicht in den Sinn. Ich wurde ausgesandt, um sie lebend zurückzuholen. Ich hatte keine Ahnung, ob es ihr gut ging oder ob ich an diesem Auftrag gescheitert war. Doch Hiashi-sama blieb ruhig. „Ihr geht es gut. Der Älteste hatte mir alles erzählt. Ko sollte jetzt grade bei ihr ankommen... Zusammen mit deiner Freundin, auf die er unterwegs gestoßen ist.“ Er musste TenTen meinen. Erleichtert sah ich zu Boden. „Verstehe...“ Ich richtete meinen Blick wieder auf ihn. „Aber warum haben Sie das Kampffeld verlassen und sind hierhergekommen?“ Sicherlich wurde er im Dorf gebraucht und es war meine Mission vom Ältesten. Entweder ich erfüllte sie und somit meine Pflicht als Mitglied der Zweigfamilie, oder die Mission scheiterte und ich mit ihr. Hiashi ließ mir weiterhin den Rücken zugedreht. „Hinata ist meine geliebte Tochter.“ Ich schaute ihn an. Natürlich. Auch wenn er sie selbst oft als schwach bezeichnete, war Hiashi doch Hinatas Vater und er beschützte sie, egal was passiert. Dafür lohnte es sich, das Dorf während des Kampfes zu verlassen. Mein Blick richtete sich zu Boden. „Und du...“ Erstaunt sah ich ihn an und merkte, wie er sich nun zu mir drehte und meinen Blick erwiderte. „Du bist die Erinnerung an meinen geliebten Bruder.“ Meine Augen weiteten sich vor Überraschung. Er war also nicht nur bloß wegen Hinata hier, sondern auch wegen mir. Ich war alles, was ihm von seinem Bruder blieb und das galt es ebenfalls zu beschützen. Schwach lächelte ich. Ich hatte wirklich alles ziemlich falsch gesehen. Hiashi legte mir die Hand auf die Schulter. „Ich kehre ins Dorf zurück. Gehe du zu Hinata und bring sie mit den anderen ebenfalls nach Hause.“ Ich hörte das Vertrauen in seiner Stimme heraus. Ich nickte entschlossen. Ich würde meinen Onkel nicht enttäuschen. Doch es gab da noch etwas, was ich vorher erledigen musste. Hiashi verschwand und ich setze mich ebenfalls in Bewegung. Kurze Zeit später kam ich bei den anderen an. Es ging ihnen gut. Doch Hinata gab sich selbst die Schuld für all dies. Ich zögerte nicht lange, ich wusste was ich jetzt tun musste. Ich kannte nun die Wahrheit um Vaters Tod und nun war es an mir, mich für all das zu entschuldigen, was zwischen uns vorgefallen war... ~X~ Ich versuche erneut, mich auf meinen inneren Kreislauf zu konzentrieren. Ich versuche mir vorzustellen, wie meine Energie aus den Händen den rechten Arm hochfließt, durch die Brust, durch das Herz, den linken Arm wieder hinunter und zurück in die Hände. Immer derselbe Weg. Immer um die innere Mitte herum, das Zentrum meines Chakras. Plötzlich verschwindet das Gewicht, welches sich die ganze Zeit gegen meinen Rücken gedrückt hatte. TenTen bewegt sich. Ist sie aufgestanden? Oder hat sie sich anders hingesetzt? Ein kurzer Lufthauch weht an meinem Gesicht vorbei, gefolgt von einem dumpfen Geräusch. Dann spüre ich etwas gegen mein Bein drücken. Sie hat also ihre Position geändert. Und da es nun endgültig mit meiner Konzentration vorbei ist öffne ich die Augen und erblicke sie. Sie liegt vor mir, mit geschlossenen Augen, und genießt die Sonne. Ihre Arme hat sie weit von sich gestreckt. Das, was ich an meinem Bein gespürt habe, ist ihr Körper. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht und langsam lasse ich meine Hand zu ihrem Gesicht wandern. Der leichte Wind hat eine Haarsträhne in ihr Gesicht geweht. Sanft streiche ich sie weg, fahre mit den Fingerspitzen über ihre Haut und zufrieden stelle ich fest, dass sie von dieser kleinen Berührung eine Gänsehaut bekommt. Damals musste ich den Drang danach häufig unterdrücken. Den Drang sie zu berühren, ihr über die Wangen zu streichen oder langsam durch die Haare zu fahren. Einmal nur hatte ich mich dazu hingegeben als sie schlief und es nicht mitbekam. Heute kann ich es unbesorgt und gedankenlos machen. Langsam legt sie ihre Hand auf meine und drückt sie leicht gegen ihre Wange. Ihre Augen öffnen sich und sofort legt sich ihr Blick auf mich. Ich schaue ihr ebenfalls in ihre braunen Augen. Anders als meine drückten sie so viele Emotionen aus. Ich kann in ihnen lesen wie in einem Buch. Und was ich in diesem Augenblick in ihnen lesen kann spielgelt meine eigenen Gefühle wider. „Ich bin froh“, sagt sie leise und lächelt. „Worüber?“ „Über alles.“ Sie seufzt entspannt und ich kann ein erneutes Lächeln nicht verbergen. Ich bin auch froh. Momentan läuft alles so, wie wir es uns gewünscht haben. Und ich bin jeden Tag froh und dankbar, damals genug Mut gefunden zu haben und diesen einen Schritt gegangen zu sein... ~X~ vor ca. 2 ½ Jahren ~X~ Nach den Chuunin-Prüfungen ging das Leben im Dorf wieder seinen gewohnten Gang. Alle gingen wie gewohnt ihren Hauptbeschäftigungen nach. Nur Team 9 nicht. Wir wurden fürs erste beurlaubt, weil Lee kurz vor seiner Operation stand. Sensei Gai war jede freie Minute bei seinem Schüler und TenTen und ich gingen privaten Angelegenheiten nach, wenn wir uns mal nicht sahen. Nach den Chuunin-Prüfungen war ich auf eigenen Wunsch wieder in das Nebenhaus gezogen. Hiashi-sama hatte mich damals hierher geholt, weil ich selbst noch nicht für mich sorgen konnte. Zwar hätte sich jemand aus der Nebenfamilie um mich kümmern können, doch mein Onkel fand, dass er seinem toten Bruder dies schuldig gewesen sei. Aber nun war ich alt genug. Ich konnte auf mich selbst aufpassen. Und auch wenn sich nun langsam die Wogen zwischen mir und der Hauptfamilie glätteten war es mir doch lieber, nicht ständig in der Nähe von ihnen zu sein. Es war meine Art, die jüngsten Geschehnisse mit mir selbst zu vereinbaren. Grade verließ ich mein neues Zimmer im Nebenhaus, als Hinata mir entgegen kam. „Nii-san“, rief sie auf ihre schüchterne Art und blieb vor mir stehen. Noch vor kurzem hätte ich sie wegen ihres Charakters verachtet und als schwach bezeichnet. Doch nun dachte ich anders. Ich sah sie an. „Hinata-sama? Was führt dich hierher?“ Sie beruhigte ihren Atem und erwiderte schwach lächelnd meinen Blick. „Vater möchte dich sprechen.“ Überrascht sah ich sie an. Mein Onkel ließ nicht oft nach mir schicken. Eigentlich nur dann, wenn es etwas Wichtiges oder Ernstes zu klären gab. Doch das konnte diesmal nicht der Fall sein. Hinata lächelte nämlich. Skeptisch neigte ich den Kopf, folgte ihr aber dennoch in das Haupthaus. Vor einer Tür blieb sie stehen und klopfte leise dagegen. Doch ohne eine Antwort abzuwarten drehte sie sich um, sah mich kurz an und ging dann davon. Schweigend sah ich ihr nach bis die Tür geöffnet wurde. Schnell drehte ich meinen Kopf wieder nach vorn und sah Hiashi direkt in die Augen. „Ah, Neji. Ich habe dich bereits erwartet. Komm herein.“ Er trat zur Seite und gab den Weg ins Innere des Zimmers frei. Ich folgte seiner Bitte und betrat den Raum. „Sie wollten mich sprechen?“ Hiashi zeigte auf ein Sitzkissen und ich nahm Platz. Er selbst setzte sich gegenüber von mir und sah mich dann eingehend an, während er nickte. „Wir haben deinen Kampf bei den Chuunin-Prüfungen gesehen und teils mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass du talentierter bist, als wir angenommen hatten.“ Das war für mich nichts Neues. Ich hatte gemerkt, wie sie mich unterdrücken wollten, damit ich nicht zu stark für die Nebenfamilie werde. „Und was wollen Sie jetzt machen?“ Meine Stimme klang tonlos und kühl wie immer. „Ich habe mich mit den Ältesten des Clans zusammengesetzt und mit ihnen die Situation besprochen. Und wir kamen zu dem Entschluss, dass wir zwar die Trennung der Familien beibehalten, aber dennoch ein wenig das Verhältnis zwischen Haupt- und Nebenfamilie auflockern sollten.“ „Und was hat das mit mir zu tun?“ „Neji, du hast ungelogen ein außergewöhnliches Talent. Du bist der Begabteste des Clans. Und wir finden, dass wir solch ein Potenzial nicht einfach vergeuden dürfen.“ Er sah mir fest in die Augen und ich sah eine Entschlossenheit, die mich innerlich unruhig machte. „Ich würde dich gerne in den Künsten der Hauptfamilie unterrichten.“ … „Was? Hat er dir das wirklich angeboten?“ „Ja…“ Ich nickte und verschränkte die Arme. TenTen und ich hatten uns nach dem Gespräch mit Hiashi getroffen und standen nun im Wald auf dem Trainingsgelände an einem Baum gelehnt. TenTen spielte gedankenverloren mit einem Kunai herum. „Und wirst du annehmen?“ Ich richtete meinen Blick kurz auf sie, wandte ihn dann aber genauso schnell wieder ab, eh ich mit den Schultern zuckte und zu Boden schaute. „Ich weiß noch nicht“, war meine einzige Antwort. Ich hatte meinen Onkel um Bedenkzeit gebeten. Zwar öffnete sich mir durch das Erlernen der geheimen Künste eine Tür in ein Leben, das sehr viel besser werden würde als das bisherige, aber es machte mich auch unsicher. „Warum? Für dich gibt es doch nichts besseres, als endlich von der Familie akzeptiert zu werden...“ Wie richtig sie doch damit lag. Doch dieses Angebot hatte auch eine Bedingung und mit der kam ich momentan überhaupt nicht klar. Schweigend suchte ich nach den richtigen Worten, um ihr zu sagen was in mir vorging. Dass eigentlich sie der Grund war, warum ich noch zögerte. „Es ist nur...“ Wieder schwieg ich. Ich konnte es ihr nicht sagen. Nicht auf diese Weise. TenTen merkte mein Zögern und schaute mich nun völlig fragend an. Ich blickte ihr in die Augen. „Hiashi würde mich dann von vielen Missionen und vom Training freistellen. Wir würden uns dann nur noch ganz selten sehen können.“ Und wie oft das genau sein würde, wusste ich nicht. Hiashi sagte zu mir, ich hätte eine Menge nachzuholen, wenn ich mich für das Training entscheiden sollte. Zudem war TenTen mir in den letzten Monaten wichtiger geworden, als mir lieb gewesen war. Ich wollte unsere Freundschaft nicht auf das nächste Level bringen, es sollte so bleiben wie es war. Und dennoch quälte mich der Gedanke, sie eventuell Wochen oder Monate nicht sehen zu können. Doch TenTen lächelte mich einfach an. „Und darüber machst du dir Sorgen? Nur noch ganz selten sehen heißt doch nicht gleich, dass wir uns gar nicht mehr sehen.“ Sie drehte sich um und wandte mir ihren Rücken zu. Gespielt vorwurfsvoll setzte sie dann wieder an: „Wenn ich du wäre, hätte ich nicht lange gezögert und das Angebot angenommen. So eine Chance bietet sich nur einmal.“ Ich sah sie an und ein leichtes Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Sie hatte ja Recht… „TenTen...“, sagte ich leise ihren Namen, doch sie hörte es und drehte sich lächelnd zu mir um. „Ich muss dir was gestehen, Neji.“ Überraschung legte sich in meinen Blick und schweigend wartete ich ab, was sie sagen wollte. Sie drehte sich wieder mit dem Rücken zu mir. „Ich habe mich in Yukigakure an einer Schule für Waffenkampf angemeldet.“ Yuki no Kuni lag nördlich von hier und war ein Land des Schnees. „Das ist ziemlich weit weg...“ Und ziemlich kalt. Doch TenTen nickte und drehte sich wieder zu mir „Wenn ich angenommen werde, dann werde ich für einige Jahre Konoha verlassen und dort trainieren.“ Mit so etwas hatte ich bereits gerechnet, als sie es erwähnte. Sie hing schon immer leicht hinter mir oder Lee zurück und im Training hatte sie meist Probleme, dem Tempo zu folgen. Zwar ist sie durch meine Hilfe deutlich besser geworden, aber es war unschwer zu erkennen, dass sie trotzdem noch nicht mit ihren Leistungen voll zufrieden war. Ich akzeptierte ihre Entscheidung und nickte. „Und hast du schon eine Antwort?“ Ihr Gesichtsausdruck nahm etwas Bedrücktes an und langsam schüttelte sie den Kopf. Den Blick hielt sie dabei zu Boden gesenkt. Innerlich verfluchte ich mich, diese Frage gestellt zu haben. Und dann herrschte Schweigen. Lange Zeit sagte keiner von uns etwas, wir hingen beide einfach nur unseren Gedanken nach. Doch irgendwann brach ich die Stille. „Wie wäre es, wenn wir zu dir gehen und nachschauen, ob sie heute da ist?“ Überrascht hob sie den Kopf und schaute mir direkt in die Augen. Dann nickte sie und gemeinsam machten wir uns auf den Weg. Auf ihrem Schreibtisch lag tatsächlich ein Briefumschlag, der von der Waffenschule in Yukigakure kam. TenTen schaute diesen Umschlag total unsicher an und nur langsam nahm sie ihn in die Hände. Sie zitterte während sie ihn öffnete und das Schreiben herauszog. Sie schluckte, als ihr Blick auf das zusammengefaltete Stück Papier gerichtet war. Aber sie öffnete ihn nicht, um ihn zu lesen. „Was ist los?“, fragte ich daher und bekam ein gequältes Lächeln von TenTen. War es denn wirklich so schlimm? „Ich trau mich nicht... Weißt du, dieses Blatt Papier entscheidet über meine Zukunft. Entweder werde ich angenommen oder die lehnen mich ab. Beides hätte seine Vor- und Nachteile...“ Zum Teil konnte ich ihre Reaktion nachvollziehen. Sollte sie angenommen werden, würde sie Konoha auf unbestimmte Zeit verlassen. Doch sie würde dafür genau wie ich eine einzigartige Chance erhalten, die sich ihr so schnell nicht wieder bot. Und sollte sie abgelehnt werden, dann war es ganz einfach so. Dann würde sie hier noch ein wenig trainieren, die Prüfungen machen und sich dann später wieder an der Schule bewerben. Sie lenkte ihren Blick wieder auf das Schreiben und blieb daran hängen. Wieder kehrte ein Ausdruck in ihren Blick, als würde von dem Inhalt dieses Briefes das Schicksal von Konoha abhängen. Innerlich seufzte ich und schüttelte den Kopf. Wenn sie so weitermachte, würde sie nie erfahren, was jetzt war. Also zog ich ihr den Zettel einfach aus den Händen und öffnete ihn. „Wenn du es nicht lesen möchtest, tu ich es eben.“ Mein Blick richtete sich auf die Buchstaben und überflogen sie schnell. Und was in diesem Brief stand hätte TenTen womöglich nicht glücklich gemacht. Es war eine Absage. Aber keine für immer. Sie hatten nur für den jetzt beginnenden Kurs keine Plätze mehr frei und würden TenTen auf die Bewerberliste für den nächsten Kurs setzen, der in einigen Jahren wieder stattfinden würde. Ich richtete meinen Blick wieder auf sie und ich sah die Spannung in ihren Augen. „Und?“, fragte sie leise, mehr flüsternd. Ich sah sie ernst an. „Tja... also...“ Ihre Augen funkelten hoffnungsvoll, als ich zu einer Antwort ansetzte und je länger ich zögerte, desto neugieriger schien sie zu werden. Innerlich musste ich grinsen. Es war so einfach. Ich bräuchte nur zu schweigen und sie würde alles Mögliche aus meinem Schweigen herausinterpretieren. So gut kannte ich sie. Ich konnte mir ein gemeines Lächeln nicht unterdrücken. „Ich kenne die Antwort. Wenn du sie auch wissen willst, dann musst du sie selbst lesen.“ Demonstrativ hielt ich ihr das Schreiben hin, doch sie nahm es nicht entgegen. Beleidigt sah sie mich an. „Du weißt ganz genau, dass ich mich nicht traue. Warum verrätst du es nicht einfach?“ Ich zuckte mit den Schultern. Warum sollte ich es ihr verraten? Immerhin ging es mich ja eigentlich nichts an. Ich drehte mich um und ging auf den Papierkorb zu. „Wenn du es nicht wissen möchtest, dann sollten wir den Brief einfach wegwerfen und das alles vergessen.“ Die Chancen, die sich ihr damit boten; die Sorgen, die sie sich wegen diesen Zettels machte... Alles würden wir vergessen und einfach nur wie immer unser Leben leben. Noch ehe ich mich dem Papierkorb auch nur auf einen Meter nähern konnte lief TenTen los und warf sich vor mich. Doch statt sicher und festen Standes stehen zu bleiben, knickte sie ganz merkwürdig weg. Noch bevor ich reagieren und sie am Fallen hindern konnte, packte sie mein Shirt und riss mich mit sich zu Boden. Als ich meine Augen öffnete fand ich mich auf dem Boden wieder. Unter mir lag TenTen. Noch leicht überrascht von der Aktion winkelte ich meine Arme an und versuchte mich aufzurichten. Doch TenTen krallte sich noch an mir fest und hinderte mich daran. Sie schien das zu merken, denn sofort ließ sie mich los und ich konnte meinen Körper ein Stück hochdrücken. Und dann passierte es… Ich sah in ihre braunen Augen, länger als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Sie nahmen mich gefangen, ließen mich nicht mehr los. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Einen Augenblick lang passte ich nicht auf, ließ meine Hand zu ihrer wandern. Nein, stopp! Ich wollte das nicht. Ich durfte solche Gefühle nicht zulassen, ich wollte nichts ändern. Es sollte bei dem bleiben, was vor einem Jahr noch zwischen uns gewesen war. Es sollte bei einer einfachen Freundschaft bleiben. Und doch ließ ich es geschehen, ließ sie die Kontrolle übernehmen. Ich wehrte mich nicht. Und als ich weiter in ihre braunen Augen sah, traf ich eine Entscheidung. Ich beugte mich langsam herunter… Es war egal geworden. Warum versuchte ich noch, mich zu verschließen? Irgendwann hätte ich diesen Kampf sowieso verloren. Also konnte ich guten Gewissens auch aufgeben und mich stellen. Ich schloss die Augen… Es wurde Zeit, sich meinen Gefühlen zu stellen. Ja, ich empfand etwas für TenTen. Mehr, als ich selbst jemals wollte. Ich hatte mich ihnen verweigert, jetzt ließ ich sie zu. Und langsam legte ich meine Lippen auf ihre… Ein unbeschreibliches Gefühl durchfuhr meinen Körper, während ich meine Finger mit ihren verschränkte und sie sich erneut in meiner Kleidung festkrallte. Gegen alle Erwartungen fühlte es sich gut an. War das ebenfalls die Freiheit, selbst über sein Leben zu entscheiden? Ja, so musste es sein. Nach einer Weile löste ich mich von ihr und öffnete langsam meine Augen. Sofort traf mein Blick auf ihren. Ihr Gesicht hatte eine leichte Färbung angenommen. Sie stand ihr gut. Und sie machte sie wunderschön. Und dann wurde mir klar, was ich grade getan hatte. Sofort ließ ich ganz von ihr ab und setzte mich etwas von ihr entfernt auf den Boden. Normalerweise war ich kein Mensch, der schüchtern oder verlegen war. Doch in diesem Moment wusste ich nicht, was ich sagen oder tun sollte. Ich saß einfach nur da und schaute nervös zu Boden. TenTen richtete sich auf. Ich spürte ihren Blick auf mir. „Neji... Du...“ Sie beendete den Satz nicht. Anscheinend war sie genauso überrascht wie ich. Immerhin hegte sie schon sehr viel länger solche Gefühle für mich. Und nachdem ich sie ewig habe warten lassen, erwiderte ich sie plötzlich. „Wird wohl Zeit, dass ich dir was erkläre...“, sagte ich leise. TenTen sah mich weiter an, wohl wartend darauf, was ich ihr nun zu sagen hatte. „TenTen, ich…“ ...liebe dich. Doch ich konnte es nicht sagen. Warum nur konnte ich es nicht sagen, wenn ich es aber denken konnte? War das immer noch mein falscher Stolz, der mich davon abhielt? Ich setzte erneut an. „Ich...“, wieder zögerte ich und seufzte. Ich konnte es einfach nicht. Sicherlich würde TenTen es falsch verstehen. Sicherlich würde sie nun denken, dass ich nur mit ihren Gefühlen spielte und mich kein Stück zu früher geändert hatte. Doch so war es nicht. Ich hörte TenTen leise auflachen und sah dann, wie sie ihren Kopf schüttelte. „Ich weiß, was du sagen willst. Und ich weiß auch, dass es dir schwer fällt, es zu sagen.“ Nun sah ich ihr richtig in die Augen. Wieder einmal verstand sie mich und wie so oft konnte sie Verständnis für meine Art aufbringen. Sie erwiderte meinen Blick und lächelte mich warm an. „Ich liebe dich auch.“ Von diesem Tag an waren wir zusammen. Doch wir erzählten nur unseren Familien davon. Vor den anderen hielten wir es geheim. Nicht, weil wir uns füreinander schämten. Wir hatten einfach nur keine Lust auf diese nervigen Fragen und auf die Fragen, die automatisch mit einer bekannt gegebenen Beziehung einhergingen. Wenige Tage später nahm ich auch Hiashis Angebot an und zu meiner Überraschung sagte er mir, dass wir erstmal die Techniken verfeinern würden, die ich bereits konnte. Er würde mir zeigen, wie ich richtig stand und wie ich meine Techniken noch effektiver einsetzen konnte. Und sollte ich die nächsten Chuunin-Prüfungen nächstes Jahr bestehen, so würde er mich komplett freistellen und mich in die geheimen Künste einweihen. Und er würde mich auf die Jounin-Prüfung vorbereiten. Aber das dauerte noch, war noch weit in der Zukunft. Im Moment zählte erstmal das Hier und Jetzt. Und das würde ich mit TenTen verbringen. Dann verließ Sasuke das Dorf und zusamen mit Naruto, Shikamaru, Choji und Kiba zog ich los, um ihn zurückzuholen. Dabei mussten wir in Einzelkämpfen unseren Gegnern gegenübertreten. Mein Gegner war Kidoumaru, der Spinnenmensch. Er war stark, stärker als ich. Ich konnte ihn zwar zum Schluss besiegen, doch der Preis dafür war hoch. Zwei seiner Pfeile hatten meinen Körper durchschlagen und an deren Stellen prangten riesige Löcher. Zudem hatten mir zahlreiche Kunaistiche im Rücken jede Bewegung und das Atmen erschwert. Dieser Kampf war wirklich kein Kinderspiel und als ich zusammenbrach hatte ich mich bereits darauf eingestellt, dass ich es wohl nicht mehr bis ins Dorf zurück schaffen würde. Doch ich hatte überlebt. Ich wusste nicht wie, aber ich war gerettet. Als ich wieder zu mir kam fand ich mich im Krankenhaus wieder. Ich fühlte mich kraftlos, schlapp und eigenartig müde. Obwohl meine Wunden alle verschlossen waren und nun langsam ausheilten hatte ich das Gefühl, dass sie immer noch schmerzten. TenTen kam fast täglich zu Besuch und erzählte mir, dass Lee sich einen merkwürdigen Trainingsplan zurecht gelegt hatte. Er sagte sich, wenn er seine Vorgaben erfüllen konnte, dann würde ich schnell wieder gesund werden. Wenn nicht, dann müsste er sich umso mehr anstrengen. Ja, das war typisch Lee. Doch dieser Plan hielt mir auch etwas vor Augen. Nämlich, dass meine Freunde auf mich zählten. Ich durfte sie nicht enttäuschen. Und ich durfte TenTen nicht enttäuschen. Ich sah ihr an, dass sie sich Sorgen machte und das wollte ich nicht. Sie hatte sich damals nicht in einen Schwächling verliebt. Ich nahm mich zusammen und ich konnte spüren, wie mit jedem Tag meine Kraft zurückkehrte. Nach meiner Entlassung trainierte TenTen mit mir solange, bis ich meine alte Kondition zurückerlangt hatte. Und als ich soweit war, setzte ich auch das Training mit Hiashi fort. So ging die Zeit vorbei und dann stand für Team 9 die nächste Chuunin-Prüfung an... ~X~ TenTen hält weiterhin meine Hand fest und drückt ihr Gesicht leicht gegen sie. Ich weiß, dass sie meine Berührungen genießt und nicht genug von ihnen bekommen kann. Doch wir haben kaum die Möglichkeit, so vertraut zueinander zu sein. Viel zu selten sind wir mal so ungestört wie jetzt. „Neji?“ Ich wende den Blick nicht von ihr, schaue ihr direkt in die Augen. „Hmm?“ „Sagst du es noch einmal?“ Ich neige leicht den Kopf und schaue sie fragend an. Sie stellt mir diese Frage häufiger, doch sind es immer wieder andere Worte, die sie dann hören möchte. Meinen Blick deutet sie richtig und seufzt. Dann lässt sie meine Hand los und richtet sich auf. Ihr Gesicht befindet sich nun direkt vor meinem und in ihren Augen liegt ein Funkeln, das mir einen angenehmen Schauer durch den Körper jagt. „Dass ich eine Freundin für dich bin.“ Ein Lächeln weicht der Verwirrung und während ich den Blick senke, nehme ich ihre Hand in meine. „Aber TenTen… du bist nicht nur eine Freundin…“ Ich weiß nicht warum, aber irgendwie scheint sie immer noch nicht richtig glauben zu können, dass wir nun seit fast 3 Jahren zusammen sind und ich ihre Gefühle aus tiefster Seele erwidere. Irgendwie scheint sie immer noch zu glauben, dass sie nur eine gewöhnliche Freundin für mich ist… Ich hebe den Blick und Weiß trifft auf Braun. „Du bist meine Freundin.“Sofort wird sie rot und lächelt verlegen und nicht zum ersten Mal sage ich ihr, was ich für sie empfinde… „Ich liebe dich.“ ~X~ vor 2 Jahren ~X~ Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich ihr diese Worte zum ersten Mal sagte. Damals hatten wir die zweite Chuunin-Prüfung bestanden und endlich durften wir auch richtige Missionen annehmen. Zumindest durften Lee und TenTen nun richtige Missionen annehmen. Ich selbst wurde nun von Hiashi auf die Jounin-Prüfung vorbereitet. „Neji, ich frage dich nur einmal: Bist du bereit dafür?“ Sein Blick ruhte völlig ernst auf mir. Ich wusste, dass er seine Worte wahrmachte. Würde ich jetzt zögern oder kneifen, dann wäre es das gewesen. Dann hätte ich meine Chance selbst vertan. „Denk dran, du wirst dein Team lange Zeit nicht sehen und auf Missionen wirst du nur alleine geschickt. Und…“ Ich wusste, was er jetzt sagen würde. Er versuchte absichtlich, mir diese Entscheidung so schwer wie möglich zu machen. Schweigend erwiderte ich den Blick meines Onkels. „… Und denk an TenTen.“ Unwillkürlich senkte ich den Blick zu Boden und schaute auf meine Hände, die gefaltet in meinem Schoß lagen. Natürlich hatte Hiashi Recht. Wenn man sich so lange Zeit nicht sieht, konnte es gut sein, dass man sich fremd wurde und die Beziehung in die Brüche geht. Aber war nicht TenTen damals diejenige gewesen, die mir geraten hatte, das Trainingsangebot anzunehmen? Ich hatte ihr damals bereits erklärt, dass wir uns wahrscheinlich nicht sehen könnten und sie hatte es fröhlich… und vor allem stark aufgenommen. Allerdings waren wir damals noch nicht zusammen gewesen… „Ich…“, fing ich an, doch ich zögerte noch mit meiner Antwort. Diese eine Entscheidung würde über so vieles entscheiden. Entweder lehnte ich jetzt ab und hatte ich ein Leben mit TenTen, würde aber nie die Künste der Hauptfamilie erlernen oder ich nahm an, würde mich vorerst von ihr trennen müssen um meine Ziele zu verwirklichen… „Triff deine Entscheidung weise. Aber triff sie.“ Einen Moment schwieg und ich. Dann richtete ich meinen Blick auf Hiashi und gab ihm meine Antwort. TenTen winkte mir zu, als sie mich sah und beschleunigte die letzten Schritte. Sie wirkte fröhlich. Das war gut. Sie sollte ihr Lächeln bewahren. Ich wollte nicht, dass sie unglücklich oder traurig war, denn dann wäre sie nicht meine TenTen. „Hey, Neji“, begrüßte sie mich. Auch wenn wir zusammen waren, gaben wir uns glücklicherweise keine Kosenamen. Das hätte ich dann wohl doch nicht ertragen, Liebe hin oder her. „Hey, TenTen“, antwortete ich zurück und richtete meinen Blick auf sie. Mit ihrem strahlensten Lächeln sah sie mich an. „Was gibt es, dass du mich so plötzlich treffen wolltest?“ Ich wandte den Blick an und schaute zu Boden. Dann schloss ich meine Augen. „TenTen, ich muss dir etwas sagen.“ Überraschung legte sich in ihre Augen und sofort merkte ich die Stimmungsänderung. Eben war sie noch sorglos und fröhlich, nun wurde sie vorsichtig. „Oh… Okay.“ „Ich… sag es am besten so, wie es ist.“ Ich sah ihr wieder in ihre wunderschönen Augen. Sie schluckte. Konnte sie sich bereits denken, was ich ihr sagen wollte? „Hiashi-sama hat mich ab morgen für Missionen und Training freigestellt.“ Sie nickte stumm und ihre Augen spiegelten den inneren Kampf wider, den sie grade mit sich selbst ausfocht. „Er wird mich in den nächsten 1 ½ Jahren auf die nächste Jounin-Prüfung vorbereiten.“ Wieder nickte sie langsam und setzte dann vorsichtig zu einer Frage an. „Aber wir werden uns doch weiterhin sehen können… oder?“ Erneut schloss ich die Augen. Jetzt war es also soweit, dass ich es ihr sagen musste. Hoffentlich nahm sie es ganz normal auf. Sie musste jetzt stark sein, aber ich kannte sie gut und wusste, dass sie von Natur aus schon eine sehr starke und selbstbewusste Persönlichkeit hatte. Sie machte sich von niemandem abhängig und ich hoffte innerlich, dass sie das auch bei mir nicht tat. Langsam schüttelte ich den Kopf. „Nein, werden wir nicht.“ Sie zog hörbar die Luft ein und ich könnte schwören, hätte ich jetzt zu ihr geschaut, hätte sie völlig starr dagestanden. „Der Trainingsplan sieht vor, dass ich jeden Tag von morgens bis abends trainiere. Nicht nur Zuhause, auch außerhalb Konohas.“ Ich sah sie nicht an, als ich ihr dies offenbarte. Ich schwieg, wartete auf ihre Antwort oder Reaktion. Doch als sie nichts tat sah ich sie an. Sie hatte ich abgewandt, von mir weggedreht und von der Seite her konnte ich sehen, dass sie nicht grade glücklich sein musste. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter, drehte sie zu mir und schob mich in ihr Blickfeld. Unsicher erwiderte sie meinen Blick. Da war so viel Schmerz und Trauer und Enttäuschung und als wenn das nicht bereits genug wäre liefen ihr ungehindert Tränen aus den Augen. Das hatte ich nicht gewollt. Ich wollte, dass sie stark blieb. Stattdessen hatte ich sie verletzt. „Hey, TenTen…“, fing ich leise und besorgt an. Nun entwich ein Schluchzer ihrem Mund und ihre Schultern fingen an zu zucken. Sie versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Doch sie gab den Kampf auf. „Warum weinst du jetzt?“ „Ich will dich nicht verlieren“ Ihre Stimme brach noch während der letzten Worte. Schweigend sah ich sie an. Sie hatte Angst mich zu verlieren? Aber wie kam sie auf solche Gedanken? Zweifelte sie etwa so sehr an uns? Ich jedenfalls tat es nicht. Und das musste ich ihr zeigen. Ich musste ihre Zweifel aufheben. Ein verständnisvolles Lächeln setzte sich auf mein Gesicht. „Du wirst mich auch nicht verlieren. Ich liebe dich und daran wird sich nichts ändern.“ Ihre Augen weiteten sich Stück für Stück, während ich ihr dies sagte. Doch sie antwortete nicht, schaute mich einfach nur sprachlos und überrascht an. „Ich verspreche dir, dass sich nichts ändern wird. Sobald ich das Training beendet habe und Jounin bin, machen wir dort weiter, wo wir aufhören müssen.“ Sie nickte. Immerhin eine kleine Reaktion. Und dann lächelte sie wieder. Schwach nur, aber ich sah, wie sie Hoffnung aus meinen Worten schöpfte. Und dann begann mein Training… Die folgenden 1 ½ Jahre sollten die schlimmsten meines bisherigen Lebens sein. Nicht wegen des Trainings, sondern weil ich sie nicht wiedersehen konnte. Wir taten wirklich alles, um in dieser Zeit keinen Kontakt zueinander zu haben. Und mein Onkel tat ebenfalls alles, um mich den ganzen Tag zu beschäftigen. Von früh morgens bis spät abends, teilweise über Mitternacht hinaus waren wir am Trainieren. Und doch entging mir nicht, dass TenTen häufiger an der Außenmauer lehnte oder sehnsüchtig zum Anwesen herüberschaute. Ich sah es mit meinem Byakugan. Am liebsten wäre ich dann zu ihr gelaufen, alles andere hinter mir lassend. Doch ich tat es nicht. Ich blieb eisern. Nur ab und zu, wenn ich es wirklich nicht mehr aushielt, dann fragte ich Hinata, ob sie TenTen gesehen hatte, ob sie wüsste wie es ihr ging, was sie tat und so weiter. Und Hinatas Antworten gaben mir ein wenig Trost. Ich durfte nicht zu weich werden, immerhin hatte ich mir das alles hier selbst ausgesucht. Doch als ich meine Entscheidung traf hätte ich nie geahnt, dass es so hart werden würde. Dann verließ ich Konoha für einige Monate und trainierte mit meinem Onkel überall in der Welt. Pünktlich zur Prüfung kamen wir wieder. Und am Tag der Prüfung sah ich sie dann auch endlich wieder… ~X~ Ein halbes Jahr ist die Prüfung nun her. Ein halbes Jahr, seit wir uns wieder täglich sehen. Und nun fast 3 Jahre, die ich mit TenTen zusammen bin. Glücklich zusammen. Ich bin froh, damals meinen Mut zusammengenommen zu haben. Und ich bin froh, trotz der langen Zeit, dass ich damals Hiashis Angebot angenommen hatte. TenTen verriet mir einmal, dass Hiashi der Meinung ist, dass sie mir gut tut. Und wenn ich jetzt darüber nachdenke, dann scheint er Recht zu haben. Ich seufze leicht und schließe die Augen. Dieses eine Mädchen hat es wirklich geschafft, mein Leben komplett auf den Kopf zu stellen, einmal ordentlich durcheinander zu würfeln und ganz neu wieder zusammenzusetzen. Sie hat aus mir einen neuen Menschen gemacht. Sie und einige andere aus dem Dorf. Ich stehe auf, strecke ihr meine Hand entgegen und blicke zu ihr herunter. Direkt in ihre Augen. Und sie erwidert meinen Blick, verliert sich, bekommt wie so oft einen verträumten Ausdruck. Doch ich weiß nun, wie ich ihn deuten soll. „Lass uns wieder in das Dorf zurückkehren.“ Ein lächeln zaubert sich auf ihr Gesicht und sie nickt zur Bestätigung, bevor sie meine Hand ergreift und von mir hochgezogen wird. Kurz verliert sie das Gleichgewicht und kippt nach vorne. Doch ich fange sie auf, schließe meine Arme um sie und kann ihr Herz schlagen spüren. Sanft drücke ich sie an mich, dann hebt sie den Kopf und schließt die Augen. Und ganz automatisch komme ich ihr entgegen, bis unsere Lippen sich aufeinander legen. Sicherlich würden wir unsere Beziehung irgendwann öffentlich machen. Doch für den Moment wollten wir es nicht, für den Moment halten wir sie noch geheim und genießen die ungestörten Augenblicke, in denen wir einfach wir sein können. Ohne Fragen. Ohne Blicke. Nur wir zwei… Kapitel 10: In die Falle gelaufen --------------------------------- Es ist noch früh am Morgen. Und es ist noch kühl, obwohl bereits die ersten Sonnenstrahlen den Himmel erhellen. Später, im Laufe des Tages, würde es wesentlich wärmer werden. Aber jetzt sind die Pflanzen noch mit Raureif überzogen und ein leichter Nebel liegt über dem Dorf. Mich stört das nicht. Meine Sicht bleibt unverändert scharf. Schritt für Schritt tragen meine Beine mich durch die Straßen. Nichts ist zu hören. Nur das Geräusch meiner Sandalen, wenn sie auf dem Boden aufkommen. Und zu diesem Geräusch mischt sich noch eines. Die Schritte von Hinata-sama. Sie läuft hinter mir her, die ganze Zeit schon. Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihr um. Sofort hebt sie ihren Blick, der vorher zu Boden gerichtet war und bleibt ebenfalls stehen. Leicht erschrocken schaut sie mich an. „W-Warum bleiben wir stehen, Nii-san?“ Schweigend blicke ich sie an. Nein, völlig verkehrt. Ich bin stehen geblieben, sie hat es mir nur nachgemacht. Unsicherheit spiegelt sich in ihren Augen wider. Ich schüttel kaum merklich den Kopf und drehe mich wieder nach vorn. „Es ist nichts.“ Wieder gehe ich los und mit etwas Verzögerung fangen auch Hinatas-samas Schritte wieder an. Eine Weile gehen wir schweigend weiter, dann drehe ich mich wieder leicht zu ihr um und schaue sie an. „Magst du nicht neben mir hergehen, statt hinter mir? Immerhin haben wir denselben Weg…“ Erneut schnellt ihr Blick hoch und richtet sich erschrocken auf mich. Dann nickt sie, murmelt etwas Unverständliches und beschleunigt ihre Schritte. Ich bleibe stehen bis sie neben mir ist, dann gehen wir schweigend weiter. Wir sind unterwegs zum Stadttor, um zu einer Mission aufzubrechen. Ich hatte sie gestern von Tsunade-sama erhalten und sollte mir noch am selben Tag ein geeignetes Team zusammenstellen. Hinata-sama ist eine derer, die ich um ihre Hilfe gebeten hatte. Doch so richtig glücklich sieht sie nicht aus. Hat sie Angst? Oder ist es Nervosität? Oder hat es doch einen ganz anderen Grund, dass sie den Kopf hängen lässt und den Blickkontakt zu mir meidet? Ich weiß es nicht und ich würde es wohl auch niemals erfahren. Obwohl sich das Verhältnis zwischen uns deutlich gebessert hat gibt es immer noch Dinge, die sie mir nicht anvertraut. Wir kommen am Stadttor an. Lee und TenTen sind bereits dort und scheinen auf uns gewartet zu haben. TenTen hebt ihren Arm und winkt uns entgegen. Dann sagt sie etwas zu Lee und kurz darauf kommen beide auf uns zugelaufen. „Guten Morgen“, werden wir synchron begrüßt und TenTen schenkt mir eines ihrer hübschesten Lächeln. „Guten Morgen, TenTen und Lee-kun“, grüßt Hinata-sama zurück und lächelt leicht. Ich schaue sie aus dem Augenwinkel an. Hier kann sie lächeln. Aber wenn wir alleine sind, dann ist sie so zurückhaltend und verschlossen... Es muss immer noch an meiner früheren Art ihr gegenüber liegen. Sie hat sich immer noch nicht so richtig daran gewöhnt, dass ich mich verändert habe. Plötzlich reißt Lees Stimme mich aus meinen Gedanken. „Neji, auf wie viele Ninja warten wir noch?“ Ich lenke meinen Blick von meiner Cousine zu meinem Teamkameraden. „Wir sind vollzählig. Wir warten nur noch auf unsere Auftraggeberin“, antworte ich ihm und schaue mich um. Doch ich sehe nirgends einen Menschen, der auch nur im Entferntesten nach ihr aussieht. Scheinbar neigt sie zu Verspätungen... „Erklär uns doch solange die Mission“, schlägt TenTen vor, verschränkt die Hände hinter dem Rücken und wippt leicht vor und zurück. Na gut, ist jedenfalls sinnvoller als uns hier die Beine in den Bauch zu stehen. Ich nicke. „Zuerst möchte ich euch eines klar machen“, ich schaue jeden einzelnd an. „Ich habe euch um eure Hilfe gebeten. Ich werde gleich die Mission erklären und eure Aufgaben. Doch wenn ihr euch nicht bereit fühlt oder Angst habt, dann könnt ihr hier bleiben. Ich will niemanden dabei haben, der sich nicht absolut sicher ist. Verstanden?“ Gespanntes Schweigen, dann nickt Lee langsam. TenTen heftet einen ernsten Blick auf mich und Hinata senkt den Kopf. „Ihr habt doch sicherlich mitbekommen, was für ein Aufruhr die letzten Tage herrschte?“ Wieder stummes Nicken als Antwort. „Grund dafür ist eine Frau namens Hoshimi-sama. Sie ist die Anführerin einer recht neuen Nation, die aber sehr schnell gewachsen ist und bereits jetzt über eine enorme Armee verfügt.“ Ich gehe einige Schritte hin und her, während ich weiter erkläre. „Bisher hatte Hoshimi-sama sich aus den Angelegenheiten der fünf großen Nationen herausgehalten und mit den kleineren Nationen kooperiert. Doch einige dieser kleinen Nationen sind auch mit den großen Nationen verbündet und drängten sie dazu, die Friedensbündnisse zu erweitern. Als Schutz vor Angriffen der verfeindeten Nationen.“ Mein Team schaut mich schweigend und leicht verwirrt an. Natürlich, als Chuunin wurden sie über solche Sachen nicht informiert. Es hat schon seine Vorzüge, ein Jounin zu sein. „Hoshimi-sama willigte ein und ihre Wahl fiel auf Konohagakure. Vor einigen Tagen reiste sie an, um mit Hokage-sama das Bündnis auszuarbeiten. Vorgestern wurde es offiziell unterzeichnet und nun möchte Hoshimi-sama wieder abreisen.“ „Also besteht unsere Mission aus einer Eskorte?“ TenTen scheint zu verstehen. Ich nicke. „Wir sollen sie sicher bis zur Grenze ihres Landes eskortieren. Dort wird sie von ihrer eigenen Garde in Empfang genommen und sicher in die Hauptstadt geleitet.“ „Aber so schwer klingt diese Mission doch gar nicht. Es ist eine einfache Eskorte, auch wenn unsere Begleiterin eine so wichtige Frau ist...“ Ich nicke wieder auf TenTens Worte. „Genau aus diesem Grund ist Hinata-sama dabei. Wir müssen davon ausgehen, dass die verfeindeten Nationen ihre Ninja ausschicken, um Hoshimi-sama zu töten oder zu entführen. Als bekannt wurde, dass sie sich mit einer großen Nation verbünden wird, haben sich alle regelrecht die Finger nach ihr geleckt.“ Mein Blick schweift zu Hinata rüber und bleibt auf ihr liegen. „Ich habe Hinata-sama gebeten, diese Mission zu begleiten. Mit ihrem Byakugan wäre sie wirklich eine sehr große Hilfe.“ Verlegenheit macht sich auf Hinatas Gesicht breit und sie senkt den Kopf weiter zu Boden. „Das Gelingen dieser Mission hat äußerste Priorität. Wir müssen jederzeit damit rechnen, von den anderen Nationen angegriffen zu werden.“ Beschwörend schaue ich die anderen an. „Sollten wir hier versagen, dann wird es eine Ninjanation weniger auf der Welt geben. Zudem repräsentieren wir Konohas Stärke. Wenn wir verlieren, dann könnten die anderen Nationen dieses als Konohas Schwäche aufgreifen und das Dorf angreifen. Daher ist es auch so wichtig, dass ihr von euch aus mit auf diese Mission kommt. Wenn ihr nicht 100 %-ig dabei seid, dann wird diese Mission scheitern.“ Mein Blick schweift über das Team. „Natürlich bin ich dabei!“ Lees Zustimmung. „D-Du hast mich um Hilfe gebeten, also werde ich dich nicht enttäuschen.“ Zu meiner großen Überraschung Hinata-sama, diesmal sehr viel entschlossener als vorher. Auch wenn ihre Teilhabe an dieser Mission für mich bereits vorher feststand. Ich kann mir ein kurzes Lächeln nicht unterdrücken. Zuletzt schaue ich zu meiner Freundin rüber. „TenTen?“ Sie lächelt mich entschlossen an und richtet ihre riesige Schriftrolle. „Du weißt, dass du jederzeit auf mich zählen kannst.“ Ja, das stimmt. Wie schon von Anfang an wird sie auch jetzt an meiner Seite sein. Ich nicke lächelnd. Dann fehlt jetzt eigentlich nur noch Hoshimi-sama. Wenn man vom Teufel spricht, dann kommt er bekanntlich auch. Grade als ich die Missionserklärung beende höre ich wilde Rufe aus einiger Entfernung. Wir drehen uns um und schauen wieder in das Dorf hinein. Und wenig später kommt eine Frau mit feuerrotem Haar zum Vorschein. Begleitet wird sie von zwei Ninja, die aber mittlerweile so eingeschüchtert und genervt von ihr sein müssen, dass sie froh sind, die Dame gleich an uns abgeben zu dürfen. Ich selbst hatte mit ihr auch bereits das Vergnügen machen dürfen. Für die Anführerin einer ganzen Nation verhält sie sich nicht grade zuvorkommend. Sie ist Herrschaftssüchtig und befehligt andere gerne herum. Der Erfolg scheint ihr in den letzten Jahren etwas zu Kopf gestiegen zu sein und das jüngste Bündnis mit Konoha hat dies wohl auch noch bekräftigt. Die Kleine Truppe sieht uns und sofort fängt Hoshimi-sama kräftig zu winken an. „Neji-kun!“ Oh nein… Diese Stimme verursacht mir Kopfschmerzen. Hoffentlich verhält sie sich nachher ruhiger. TenTen neben mir spannt sich an und kurz richte ich meinen Blick auf sie. Ihr Gesicht spricht wieder einmal Bände und ich sehe, dass sie auch nicht sehr angetan ist, diese Frau die ganze Reise über ertragen zu müssen. Dann kommt Hoshimi-sama bei uns an. „Da bin ich. Sollen wir los?“ Schweigend starre ich zu ihr runter. Für die Anführerin einer Nation ist sie auch nicht recht groß. Sie geht mir grade einmal bis zur Schulter. Und jung ist sie. Zwar älter als wir, aber jünger als die meisten anderen Herrscher. „Wir können gleich los. Darf ich Euch zuerst mein Team vorstellen?“ Ich strecke den Arm aus und zeige der Reihe nach auf meine Kameraden. „Lee, TenTen und Hinata-sama. Die drei werden mich auf dieser Mission begleiten.“ Hoshimi-sama mustert die anderen und zieht die Augenbrauen hoch. Dann schreitet sie vor ihnen her und bleibt abrupt stehen. „Also gut. Ich bin Hoshimi, die Anführerin von Tsuri no Kuni. Ich bin die Hübscheste, die Klügste und ihr alle habt zu tun, was ich sage. Haben wir uns verstanden?“ Innerlich schlage ich mir die Hand gegen den Kopf. Das ist ja ein guter Start. Wenn das die ganze Zeit so weitergeht, dann werden wir noch ernsthafte Schwierigkeiten mit ihr bekommen. Mein Team schweigt. Sie scheinen zu merken, dass es besser ist nichts zu sagen. Hoshimi-sama schreitet vor der aufgereihten Truppe umher. Dann bleibt sie vor Lee stehen. „Augenbraue! Ich möchte, dass du mir die Füße massierst, wenn wir eine Pause einlegen.“ Lee zuckt zusammen und starrt mich ungläubig an. Dann geht sie weiter und bleibt vor TenTen stehen. „TenTen… Du machst nicht grade einen sehr weiblichen Eindruck… Ich möchte daher, dass du meinen Packesel spielst. Du darfst meine Taschen tragen. Aber mach sie nicht dreckig. Und wehe, du lässt sie fallen!“ Auch TenTen schaut mich entgeistert an und schüttelt kaum merklich den Kopf. Dann bleibt sie vor Hinata-sama stehen. „Und du… Hinata, richtig?“ Sie nickt leicht und wagt es nicht, ihrem Gegenüber in die Augen zu schauen. „Du bist ein süßes Mädchen. Du darfst mir die Haare bürsten.“ Ergeben nickt Hinata-sama. „Gut, dann ist ja alles geregelt, dann können wir ja los!“ Hochmotiviert macht sie einige Schritte vor, bleibt dann aber stehen und dreht sich irritiert zu uns um. „Was ist los, warum kommt ihr nicht?“ Ich richte meinen Blick auf sie. „Hoshimi-sama, wir haben den Auftrag, Euch zu beschützen. Doch das geht nicht, wenn TenTen beispielsweise Euer Gepäck tragen muss.“ Ungläubig starrt sie mich an. „Aber ich brauche mein Gepäck! Wie soll ich das denn nach Hause bekommen, wenn keiner es trägt?“ „Darüber hättet Ihr Euch eher Gedanken machen müssen. Wir werden es nachschicken. Jetzt ist erstmal nur wichtig, dass Ihr und das Abkommen zurück nach Tsuri no Kuni gelangen.“ Sie schüttelt den Kopf und schaut mich an, als wenn sie mit einem Kind redet. „Neji-kun, ich mache hier die Befehle. Ich will mein Gepäck jetzt und ich will, das die da es trägt.“ Sie zeigt auf TenTen. Selbstsicher und entschieden schaue ich in Hoshimi-samas feuerrote Augen. „Ich bin der Teamführer und ich entscheide darüber, wer in meinem Team welche Aufgaben übernimmt. Lee wird Euch nicht die Füße massieren, während wir rasten. In unseren Pausen haben wir genug andere Sachen zu erledigen, die Eurer Sicherheit dienen. TenTen wird nicht die Koffer tragen. Im Ernstfall ist sie die erste, die angreifen kann. Da darf sie nicht verhindert sein. Und Hinata-sama wird Euch nicht die Haare bürsten. Das ist unter ihrer Würde.“ Nun setzt sie einen traurigen Gesichtsausdruck auf und versucht es auf die weinerliche Tour. „Aber… Neji-kun… Ich bin eine Dame… Ich bin doch solche Sachen gewohnt…“ Aber ich bleibe stur. „Das berechtigt Euch nicht zu einer Sonderbehandlung. TenTen und Hinata-sama werden von mir auch nicht bevorzugt behandelt.“ Es wurde wirklich Zeit, sie mal in ihre Schranken gewiesen zu haben. Sie ist unsere Schutzbefohlene und damit wir sie auch beschützen können, muss sie uns handeln lassen. Ich schaue zu meinem Team rüber und sehe dankende Gesichter. „Lee! TenTen!“ Sofort schauen die beiden mich aufmerksam an und warten auf meine Anweisungen. „Ihr beiden kämpft wie immer. TenTen aus der Distanz und Lee aus der Nähe.“ Sie nicken und scheinen erleichtert darüber zu sein, dass ich ihnen keine neue Aufgabenverteilung zugunsten Hoshimi-sama auferlegt habe. Dann schaue ich zu Hinata-sama. „Hinata-sama, du wirst bitte mit dem Byakugan die Gegend auskundschaften. Bei dieser Mission ist es wichtig, mögliche Gegner so früh wie möglich zu entdecken.“ Sie nickt und schaut mir in die Augen. Entschlossenheit sehe ich darin. Kurz schweige ich und erwidere ihren Blick. „Wenn es zum Kampf kommt, hältst du dich bitte zurück.“ Nun schaut sie mich verwirrt an und tritt einen Schritt vor, die Arme vor die Brust erhoben. „Aber Neji-nii-san, ich kann auch kämpfen.“ Ich schüttel entschieden den Kopf. „Ich behaupte nicht, dass du schwach bist. Solltest du angegriffen werden, sollst du dich natürlich verteidigen. Aber bitte greife nicht aktiv an, solange ich es dir nicht sage. Du wirst später noch gebraucht.“ Sie gibt sich mit meinen Worten zufrieden und nickt wieder. „Sehr gut. Wenn dann keiner mehr Fragen hat, werden wir die Mission beginnen.“ Wie erwartet gibt sich mein Team mit den übermittelten Informationen zufrieden. Das ist der Vorteil, wenn man die Leute mitnimmt, mit denen man ohnehin schon gut Zusammenarbeiten kann. TenTen, Lee und Hinata-sama kennen mich und sie wissen ganz genau, dass ich ihnen keine wichtigen Informationen vorenthalten würde. Auf mein Zeichen gehen wir los. Der Weg scheint friedlich zu verlaufen. Hinata hat zwar vor einiger Zeit Menschen erkannt, aber sie hat auch den vollen Umkreis von 10 Kilometer ausgenutzt. Natürlich finden sich innerhalb dieses Umkreises Menschen. Viele stellten sich als einfache Bürger heraus, wenige als Ninja Konohas und die wenigsten als Ninjas anderer Nationen. Doch diese sind zum Glück schnell genug aus unserem Umfeld verschwunden, so dass wir davon ausgehen, dass keine Gefahr von ihnen droht. „Hoshimi-sama, mögt ihr uns erklären, warum ihr grade Konoha ausgewählt habt?“, höre ich Lee eine Frage stellen. Eigentlich interessiert mich der Grund nicht sonderlich, sodass ich mich am liebsten auf etwas anderes konzentriert hätte. Doch ein kurzer Blick zu Hinata-sama bestätigt mir, dass wir in nächster Zeit nicht mit Angriffen zu rechnen haben. Also lasse ich mich ein wenig auf die Höhe der anderen fallen und höre ihr schweigend zu, während sie Lees Frage beantwortet. „Nun ja, ich will versuchen, es dir begreiflich zu erklären...“ Sie schaut in den Himmel und scheint gedanklich weit weg zu sein. Dann richtet sich ihr Blick wieder nach vorn. „Tsuri no Kuni, das Land des Fisches und seine Hauptstadt Kurigakure, das Dorf unter den Kastanien, liegt auf einer Insel. Die nächsten Nachbarn der Insel sind einmal Mizu no Kuni mit Kirigakure und Hi no Kuni mit Konohagakure. Über eine Brücke sind die Reiche miteinander verbunden.“ Sie macht eine kurze Pause. „Zu Kirigakure hatte ich schon vorher gute Handelsbeziehungen. Doch von dort habe ich viele schlechte Sachen gehört, so dass ich einer engeren Zusammenarbeit mit diesem Land nicht zustimmen wollte.“ „Habt Ihr deshalb mit Konoha das Bündnis geschlossen?“ TenTen schaltet sich in das Gespräch ein. Ich schaue kurz zu ihr rüber und richte meinen Blick dann wieder auf Hoshimi-sama. Diese schüttelt den Kopf. „Nicht nur. Ich hörte, dass die legendäre Tsunade-sama eure Gondaime Hokage ist. Außerdem besitzt ihr eine Vielzahl guter Clans, die im Falle eines Konfliktes mit anderen Nationen eine wertvolle Bereicherung wären. Zudem hörte ich, dass ihr gute Beziehungen zu Sunagakure unterhaltet. Der Kazekage dort ist wirklich unglaublich stark. Das alles sind Punkte für mich gewesen, ein Bündnis mit Konoha einzugehen.“ Also hat sie vor der Schließung eines Bündnisses gut überlegt, welche Vorteile sich ihr dadurch bieten. Nicht schlecht, dafür dass die Anführerin dieser Nation noch so jung und vorlaut ist. Sie muss eine gute Analytikerin und Taktikerin sein. In etwa vergleichbar mit Shikamaru. Lee stellt ihr noch die ein oder andere Frage, doch mich interessiert das nun wirklich nicht mehr, als lasse ich mich zurückfallen, bis ich auf Hinatas Höhe bin. Sie hatte die ganze Zeit schweigend den Abschluss gebildet. „Wie sieht´s aus?“ Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie sie das Byakugan aktiviert. Schweigend schaut sie sich um. Für andere hätte es ausgesehen, als ob sie gedankenverloren durch die Gegend blickt. Doch ich weiß besser als jeder andere hier, dass sie ihren Blick grade tief in den Wäldern um uns herum hat und nach möglichen Feinden Ausschau hält. Genau in diesem Moment nimmt sie ihre Umgebung gar nicht wahr, so sehr sind ihre Sinne von dem beansprucht, was sich Kilometerweit um uns befindet. Dann verschwinden die Adern um ihre Augen und sie sieht mich an. „Nichts auffälliges. Aber in wenigen Kilometern erreichen wir ein Dorf.“ Ich nicke. Dann schließe ich wieder bis zu Hoshimi-sama auf und schaue sie an. „Wir kommen bald durch ein Dorf. Dort werden wir eine kurze Pause einlegen.“ „Na, das wird aber auch Zeit. Meine Füße sind schon ganz wund und ich könnte wirklich ein erholsames Bad gebrauchen.“ Sie klopft sich auf die Schulter wie eine alte Frau. „Nehmt Euch nicht zuviel vor. Wir werden nicht lange bleiben. Höchstens 10 Minuten.“ Entsetzt schaut sie in meine Richtung. „WAS?! Nein! Das akzeptiere ich nicht! 10 Minuten sind zu wenig. Wir bleiben bis morgen früh!“ „Wir dürfen keine Zeit vertrödeln. Wir müssen Euch so schnell wie möglich zurück in Euer Reich bringen.“ Darauf erwidert sie nichts und starrt stur grade aus. „Dann lass uns zumindest eine Stunde bleiben“, fleht sie nun. Sie hat schnell gelernt, dass ich hier die Kommandos gebe und ziemlich stur sein kann. Doch ich muss auch an das Wohl unserer Auftraggeberin denken. Ich seufze. „Wir werden uns das Dorf anschauen und dann entscheiden, wie lange wir bleiben. Eventuell können wir unsere Vorräte ein wenig auffüllen...“ Mit einem freudigen Ausruf wirft sie die Arme in die Luft und springt jubelnd herum. Ich schließe genervt die Augen. Hoshimi-sama ist wirklich eine anstrengende Frau. Ihre Stimme bereitet mir Kopfschmerzen. Minuten später erkennen wir dann glücklicherweise die ersten Dächer und Rauchschwaden, die aus den Dächern hervorsteigen. Von neuem Eifer gepackt rennt unsere Begleitung plötzlich los, auf das Dorf zu. Kommentarlos folgen wir ihr und erreichen wenig später den Rand des Dorfes. Es ist nicht sehr groß, vielleicht grade mal ein paar hundert Einwohner. Und bis auf ein Gasthaus scheint es hier nichts zu geben, was Reisende zum bleiben einlädt. Ich sehe mich um, während ich neben TenTen herlaufend in das Dorfinnere zusteuer. „Neji...“ Ihre Stimme klingt vorsichtig, gefasst. Ich nicke. „Ja... Ich hab es auch bemerkt. Die Straßen sind wie ausgestorben.“ Eigentlich nichts ungewöhnliches, wenn es früh am Morgen oder spät am Abend wäre. Aber wir haben Mittagszeit und gewöhnlich werden um diese Uhrzeit die Felder bestellt. Zumindest Kinder hätte man herumrennen sehen müssen. Doch nichts dergleichen. Wie ausgestorben liegen die Straßenzweigungen vor uns. Nun kommen Lee und Hinata-sama zu uns. „Neji-nii-san, was hat das zu bedeuten?“ Kaum sichtbar schüttel ich den Kopf und lasse meinen Blick ein weiteres Mal über die leergefegten Straßen schweifen. „Ich weiß es nicht. Aber ich habe kein gutes Gefühl.“ „Wir sollten Hoshimi-sama folgen und im Auge behalten“, schlägt Lee nun vor. Ich nicke und gemeinsam folgen wir ihr in das Gasthaus. Dort sehen wir zwar die ersten Menschen, doch diese durchbohren uns mit ihren Blicken. „He, Fremde! Was führt euch denn hierher?“, spricht uns der Gastwirt an. Sofort geht TenTen an den Tresen. Aufmerksam beobachte ich die Bewegungen ihres Gesprächspartners. „Wir sind auf dem Weg nach Tsuri no Kuni.“ Sein Blick wandert auf das Stirnband. „Aha... Ihr seid Ninja, richtig?“ Die anderen Gäste machen einige abfällige Geräusche. Scheinbar sind Ninja hier nicht willkommen. TenTen nickt. „Ja, aber wir sind nur auf der Durchreise und wollen uns kurz die Beine vertreten. Wir bleiben nicht lange.“ Sehr gut argumentiert. Der Gastwirt scheint seine Skepsis uns gegenüber etwas aufzugeben und kaut desinteressiert auf einem Zahnstocher herum. „Ah... Ihr müsst durstig sein. Kann ich euch was anbieten?“ Nun nähern Hinata-sama, Lee und ich uns ebenfalls der Theke und setzen uns auf die Hocker. Auch Hoshimi-sama gesellt sich zu uns und bestellt sich sofort ein Getränk. Der Wirt lächelt sie schmutzig an. „Na Süße? Darf ich dir noch was bringen?“ Er beugt sich weit über die Theke, während er mit ihr redet. Hoshimi-sama weicht angeekelt zurück. „Ey, weißt du überhaupt, mit wem du spricht? Einfältiges Bauernpack!“ Ein dröhnendes Lachen geht durch die Menge und alle Blicke richten sich auf Hoshimi-sama, die nun den Zeigefinger in die Höhe streckt. „Ich bin die große Hoshimi und Anführerin von Tsuri no Kuni. Ich bin die Klügste und die Hübscheste und ihr alle habt zu tun, was ich euch sage!“ Das Gelächter wird lauter und der Wirt entblößt eine hässliche Zahnlücke. Er sieht genauso heruntergekommen aus wie dieses Gasthaus. Mein Blick wandert wieder prüfend durch die Menschenmenge. Einige von ihnen werfen uns verstohlene Blicke entgegen. Irgendwas gefällt mir an diesem Dorf ganz und gar nicht. Was ist das nur für ein komisches Gefühl, das ich habe seit wir hier sind? Ich schließe die Augen und atme tief aus. Sicherlich ist das nur der Druck der Mission. Jeder könnte ein Feind sein. Jeder muss genau in Augenschein genommen werden. Sicherlich zerrt das ganz schön an meinen Nerven; zu wissen, dass jederzeit ein Angriff stattfinden könnte. Mir wird eigenartig schwummrig und plötzlich fühle ich mich furchtbar müde. Nochmal atme ich tief ein und aus und lege die Hand vor meine Augen. Was ist bloß los mit mir? „...ji...“ Es ist ziemlich laut in diesem Gasthaus. Laut und überfüllt. „...eji...“ Hat da grade jemand meinen Namen gesagt? „Neji!“ Ruckartig öffne ich meine Augen und schaue in TenTens besorgtes Gesicht. „Kommst du mal eben mit raus?“ Ihre Stimme klingt ernst und fordernd. Schweigend nicke ich und folge ihr zur Tür, öffne diese und trete hinaus. Ich atme die frische Luft ein und sofort ist mein Kopf wieder klarer. „Ah... Das tut gut“, sage ich mit geschlossenen Augen und atme noch einige Male tief ein, bevor ich meine Augen wieder öffne und den Blick meiner Freundin erwidere. TenTen seufzt. „Na endlich. Ich hatte dich da drinnen mindestens 5 oder 6 Mal angesprochen und erst beim letzten Mal hast du reagiert.“ „Ich hatte dich vorher nicht gehört... Ich war wie weggetreten“, erwidere ich vorsichtig. Ihr Blick wird grimmig und sie lenkt ihn wieder rüber zum Gasthaus. „Irgendwas ist da drin, was einem die Sinne vernebelt. Ich weiß nicht, wie du das siehst aber wir sollten wieder aufbrechen. Sicherlich finden wir bald ein weiteres Dorf, in dem wir eine Pause einlegen können.“ Ich schaue ihr in die Augen. Wie immer hat sie einen klaren Kopf bewahrt; hat sich nicht durch irgendwelche Eindrücke beeinflussen lassen. „Wahrscheinlich hast du recht. Ich hatte schon von Anfang an so ein ungutes Gefühl.“ TenTen nickt. „Lass uns rein gehen und die anderen da rausholen. Wir machen uns sofort auf den Weg.“ Gemeinsam steuern wir wieder auf das Gasthaus zu und betreten es. Doch was und dort erwartet lässt uns den Atem stocken. Hinata-sama, Lee und Hoshimi-sama liegen bewusstlos auf dem Boden. Und die anderen Besucher halten sich Tücher vor den Mund. Ohne groß nachzudenken laufe ich zu Hinata-sama und rüttel sie leicht. „Wach auf, Hinata-sama. Komm zu dir.“ Auch TenTen versucht, Lee zu wecken. Doch die beiden kommen nicht zu sich. Wütend richtet sich mein Blick auf die anderen Gäste, die nun ziemlich siegessicher lachen und ihre Blicke auf uns richten. Und dann merke ich plötzlich wieder, wie mir schwindelig wird. Langsam realisiere ich, dass TenTen Recht hatte. Irgendetwas in diesem Raum raubt einem im wörtlichen Sinne den Verstand. Schnell halte ich meinen Ärmel vor Nase und Mund, doch es bringt nicht viel, ich habe bereits zu viel von dem Zeug eingeatmet. Aus dem Blickwinkel sehe ich etwas zusammensacken und sofort richte ich meinen Blick darauf. TenTen ist grade bewusstlos zusammengebrochen. Der Gastwirt kommt lachend auf mich zu. Auf dem Gesicht trägt er eine Maske. „Vielen Dank, dass ihr die ehrenwerte Anführerin von Tsuri no Kuni zu uns gebracht habt. Das erspart uns wertvolle Zeit, sie zu suchen.“ Ich kann kaum noch meine Augen offen halten, doch ich sehe, dass er ein Ninja-Stirnband hervorholt und es sich umbindet. Innerlich verfluche ich mich. Wir sind tatsächlich in die Falle des Feindes gelaufen und haben es nicht einmal bemerkt. Und zu allem Übel war ich nicht einmal fähig, Hinata-sama oder Hoshimi-sama zu beschützen. Wie erbärmlich. Angestrengt versuche ich, nicht das Bewusstsein zu verlieren und beobachte den Feind, wie er immer näher kommt. Er grinst dreckig und offenbart wieder seine Zahnlücke. „Ein wirklich süßes Mädchen, das du da zu beschützen versuchst.“ Ich gehe nicht darauf ein, sondern versuche nur, sie vor seinem irren Blicken zu beschützen. Doch bevor ich auch nur irgendwas Zustande bringe verliere auch ich das Bewusstsein... Kapitel 11: Teil I: Befreiung ----------------------------- Dunkelheit und Stille umgibt mich. Keine Geräusche und kein Licht dringen zu mir. Ich fühle mich leicht, schwerelos, frei. Alle meine Sorgen und Probleme scheinen hinfort zu sein. Ich würde gerne hier bleiben, nichts tun und mich einfach entspannen. Doch in dieser vermeintlichen Traumwelt fühle ich noch etwas. Ein Gefühl, welches ganz langsam zu mir durchdringt. Eine Ahnung, dass dies nicht die Realität ist. Ein Wissen, dass ich in die Realität und somit zu all den Problemen und Sorgen zurückkehren muss. Und dieses Wissen erdrückt mich tonnenschwer, denn langsam dringt die Erinnerung an unseren Aufenthalt im Gasthaus zu mir durch. Die Bewohner gaben sich als feindliche Ninja zu erkennen, di e es auf uns abgesehen hatten. Doch wie lange ist das her? Wie lange war ich bewusstlos? Ist vielleicht bereits alles zu spät? Lebt Hoshimi-sama noch? Und was ist mit TenTen und Hinata-sama? Und mit Lee? Mit schmerzhafter Deutlichkeit wird mir bewusst, dass ich niemanden beschützen konnte. Ich konnte ja nicht einmal mich selbst retten… Langsam kehren nun meine Sinne zurück. Leise Geräusche dringen bis zu meinen Ohren vor. Ich kann Stimmen vernehmen, die murmelnd miteinander reden. Was genau sie sagen, kann ich nicht verstehen. Dafür sind sie zu leise und werden von einem anderen Geräusch übertönt. Ein Knacken, Knistern. Und dazu scheint nun eine Lichtquelle durch meine geschlossenen Augen. Ich merke, wie eine Art Wärme von dieser Quelle ausgeht. Es muss sich um ein Feuer handeln. Aber ich kann nicht schätzen, welche Ausmaße dieses hat… Angestrengt öffne ich meine Augen ein Stück, muss sie aber sofort wieder schließen, weil ich von einem sehr hellen Licht geblendet werde. Komm schon Neji, reiß dich zusammen. Wieder öffne ich meine Augen ein wenig, blinzel einige Male und gewöhne mich langsam an die Helligkeit. Und endlich erkenne ich auch die Lichtquelle. Es handelt sich tatsächlich um ein Feuer, allerdings um ein kleines, kontrolliertes. Ich versuche mich zu bewegen, doch ich kann nicht. Meine Arme sind furchtbar schmerzhaft hinter meinem Rücken gefesselt und in meinem Mund befindet sich ein Stoffknebel, der mit einem zusätzlichen Tuch um meinen Mund an seinem Platz gehalten wird. Ich richte meinen Blick auf die Menschen, die auf der anderen Seite des Feuers ein Stück abseits stehen und miteiander reden. Sie scheinen nicht bemerkt zu haben, dass ich wach bin. Mein Blick schweift weiter und ich entdecke Lee ganz in meiner Nähe liegen. Er ist ebenso gefesselt wie ich, scheint aber noch bewusstlos zu sein. Ich schließe die Augen und versuche mich zu erinnern, was geschehen war. Wir waren in einem Dorf und haben eine Pause gemacht, weil Hoshimi-sama ihre Füße ausruhen musste. Wir gingen in dieses Gasthaus, in dem wir schließlich unser Bewusstsein verloren... Aber ich war nicht die ganze Zeit bewusstlos... Bruchstückhaft erinnere ich mich, wie wir fortgetragen wurden... Kurz blitzen einzelne Bilder in meinem Gedächtnis auf, zu kurz jedoch als dass ich sie sinnvoll verbinden könnte... Ich weiß nicht wo wir sind noch wo sich die Mädchen befinden oder wie viel Zeit bereits vergangen ist... Ich habe jegliche Kontrolle über die Situation verloren... Und ich habe Hinata-sama in Gefahr gebracht... Langsam öffne ich meine Augen wieder, doch genau in diesem Moment schaut einer der beiden Feinde in unsere Richtung. „Hey, hey... Scheint, als wäre unser Held wach geworden“, höre ich ihn spöttisch sagen, dann sehe ich ihn auf mich zukommen. Seine Hand wandert zu meinem Kragen, packt ihn und zieht mich grob auf die Knie, während er ein Stück in die Hocke geht und mich verachtungsvoll ansieht. „Na? Haben wir gut geschlafen?“ Ein fieses Grinsen setzt sich auf sein Gesicht und schweigend schaue ich ihm in die Augen. Er lacht. Unauffällig wandert mein Blick zu seinem Stirnband und zeigt mir, dass er ein Ninja aus Mizu no Kuni, Kirigakure ist. „Hey, Umiro! Sorg dafür, dass der andere Freak wach wird.“ Schnell wandert mein Blick zu seinem Kollegen, der anscheinend dieser Umiro sein muss. Er bewegt sich auf Lee zu und versetzt ihm einen Tritt. Sofort reagiert Lee und öffnet die Augen, stellt dann ebenfalls fest, dass er gefesselt ist und setzt sich dann auch auf. Die beiden Ninja grinsen sich an, dann richten sie wieder ihre Blicke auf uns. „Also, wo ist Hoshimi?“ Ich fixiere ihn mit meinem Blick, durchbohre ihn förmlich. Niemals wird er das aus mir herausbekommen. Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es ihm nicht sagen. Ein gespieltes Grinsen setzt sich auf sein Gesicht. „Ach, wie dumm von mir...“, er kommt auf mich zu und reißt mir das Stück Stoff aus dem Mund. „Willst du es mir verraten? Wo sie sich versteckt hält?“ „Niemals!“ Ich spucke ihm die Wörter entgegen, doch statt überrascht oder verärgert zu sein wird sein Grinsen nur noch größer. Seine Hand hebt sich und wink jemanden hinter ihm hervor. „Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als es aus dir heraus zu quetschen.“ Ein weiterer Ninja erscheint in meinem Blickfeld und mit ihm Hinata-sama. Erschrocken starre ich sie an und sie erwidert meinen Blick. „Also, noch einmal von vorn... Sagst du mir, wo Hoshimi ist?“ Ich schlucke und schnell wandert mein Blick wieder zu meinem Gegenüber, dann wieder zurück zu Hinata-sama. Sie ist ebenfalls gefesselt. Und zu meiner Überraschung schüttelt sie leicht den Kopf. Grimmig schaue ich wieder den Anführer dieser Ninja an. „Es tut mir leid, aber ich weiß nicht wo sie ist. Ich war bewusstlos, schon vergessen?“ Meine Stimme klingt vorsichtig und ich hoffe, dass er mir diese Lüge abkauft. Doch nun setzt sich blanke Wut in sein Gesicht. „Sag mal, willst du mich verarschen?!“, schreit er mich an und holt mit der Faust aus. Blitzschnell trifft sie mein Gesicht und ich werde zur Seite geschleudert. Blut schießt in meinen Mund und läuft mir dann aus dem Mundwinkel hinaus während der Anführer weiterpoltert. „Denkst du etwa ich weiß nicht, dass du und die Kleine hier Hyuugas seid?! Denkst du etwa, dass euer Name sich nicht in anderen Nationen herumgesprochen hat? Hast du wirklich geglaubt, dass diese weißen Augen nichts zu bedeuten haben?!“ Grimmig bleibt mein Blick auf ihm heften, während ich mich langsam wieder aufsetze. Also weiß er um unsere Begabung. Verdammt! Das macht die Sache nicht einfacher... Und wo zur Hölle ist TenTen? Ohne auf eine Reaktion oder Antwort von mir zu warten, dreht er sich zu seinem Kumpel um, der Hinata-sama gefangen hält. „Zeig ihm, wie ernst wir es meinen!“ „Sehr gern.“ Ich höre, wie er grinst, während er seinem Chef antwortet. Schnell wandert mein Blick zu ihm und ich muss zusehen, wie er Hinata-sama grob auf den Boden wirft. Blitzschnell springe ich auf und laufe in ihre Richtung. „Hinata-sama!“ Doch noch eh ich mich ihr weiter nähern kann, werde ich ruckartig zurückgerissen und zurück auf den Boden befördert. Schnell richte ich mich wieder auf, muss aber erschrocken zusehen, wie ihr Peiniger mittlerweile damit begonnen hat, ihr seine Fäuste ins Gesicht zu rammen. „Hinata-samaa!“ Immer und immer wieder wird ihr Kopf zur Seite geschlagen und mittlerweile haben sich Platzwunden gebildet, die ihr Gesicht mit Blut verschmieren. Schnell wandert mein Blick zurück zum Anführer. Ich habe keine andere Möglichkeit, das Leben von Hinata-sama zu schützen. So gefesselt kann ich nichts ausrichten. Mir bleibt nur ein Ausweg. „Hör auf! Ich werde dir sagen, wo Hoshimi-sama ist aber bitte hör auf!“ Ein siegessicheres Lächeln legt sich auf sein Gesicht und mit einer Handbewegung bringt er seinen Kollegen zum Stoppen. Sofort richte ich mich wieder auf die Beine und laufe in Hinata-samas Richtung. Und diesmal komme ich bei ihr an. Neben ihr lasse ich mich auf die Knie fallen und richte meinen Blick auf sie. Sie ist übel zugerichtet. „Hinata-sama! Hinata-sama, bitte öffne die Augen“, flehe ich sie an und dann sehe ich, wie ihre Augenlider sich zuckend öffnen. Langsam dreht sie den Kopf in meine Richtung und sieht mir dann ebenfalls in die Augen. Gott sei Dank ist sie noch ansprechbar. Hiashi-sama hätte mich zum Teufel gejagt, wenn ihr etwas ernsthaftes zugestoßen wäre. Aber wenn es nur bei diesen äußerlichen Verletzungen bleibt, dann kann man sie einfach behandeln. Erleichtert atme ich aus, als ich plötzlich Schritte hinter mir höre. „Also, was ist nun? Sag mir, wo Hoshimi sich versteckt hält“, befiehlt der Anführer, „ansonsten passiert der Kleinen hier noch mehr. Und glaube mir, dann würde sie sich wünschen, dass es nur bei ein paar weiteren Schlägen geblieben wäre.“ Oh nein, das darf ich unter keinen Umständen zulassen. Ich muss Hinata-sama beschützen. Ich habe es ihr und ihrem Vater geschworen und es ist meine Pflicht, diesen Schwur einzuhalten. Mein Leben hängt von ihrem Wohl ab. Aber ich darf auch nicht die Mission gefährden. Wenn ich Hoshimi-sama jetzt unseren Feinden ausliefere, dann beschwöre ich eine Katastrophe herauf. Konoha wird sich gegen Tsuri no Kuni verteidigen müssen und dazu gegen all ihren Verbündeten – und damit unsere Feinde... Ich schließe die Augen und konzentriere mich. Als Jounin habe ich gelernt Prioritäten zu setzen. In einer Situation wie dieser muss ich einen klaren Kopf bewahren und die beste Lösung finden. Aber ich stecke in einer Zwickmühle... Mein Treueeid der Hauptfamilie gegenüber bringt mich diesmal wirklich in eine schwierige Lage. Meine einzige Möglichkeit ist, die Feinde auf eine falsche Spur zu locken. Ich könnte sie einfach in eine beliebige Richtung schicken. Doch sicherlich sind sie nicht dumm und werden mich oder Hinata-sama zur Kontrolle und als Druckmittel mitnehmen. Und wenn sie dann herausfinden, dass sie in die Irre geführt wurden, dann sieht es ganz schön bitter für uns aus. Ich seufze und richte mein Wort an den Anführer. „Bitte gib mir eine Minute, damit ich sie ausfindig machen kann...“ „Ha, na schön. Dann such mal, Junge. Aber wehe, du versuchst uns reinzulegen. Dann kann die Kleine hier schonmal ihr Testament schreiben.“ Ich schlucke. Soweit lasse ich es nicht kommen. Vorher noch werde ich sie mit meinem Leben schützen. Ich aktiviere mein Byakugan und das vertraute Gefühl von hervortretenden Adern durchfährt kurz mein Gesicht. Und mit ihm kehrt die gewohnte Schwarz-Weiße, farblose Sicht ein, die für die Nutzung des Kekkei Genkai so typisch ist. Mein Blick schweift durch die Gegend, sieht Dinge in fast einem Kilometer Entfernung gestochen scharf. Doch nirgends ist Hoshimi-sama zu sehen. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als unsere Feinde auf eine falsche Spur zu schicken und zu hoffen, dass wir uns befreien können, eh sie die List entdecken. Ich deaktiviere die Augenkunst wieder und schließe resigniert die Augen. „Hoshimi-sama ist-“ „Nehmt das!“ Was war das? Die Stimme kenne ich! Erstaunt öffne ich die Augen und drehe meinen Kopf. Und tatsächlich kommt da grade TenTen angelaufen, in jeder Hand eine ihrer Schriftrollen, und attackiert unsere Feinde. Sie ist vollständig befreit und scheint unverletzt zu sein. Grimmige Entschlossenheit hat sich in ihrem Gesicht breit gemacht. Mit dieser Entschlossenheit schleudert sie eine Waffe nach der nächsten auf den Feind und bahnt sich so ihren Weg durch die gegnerische Linie. Verbittert verteidigt sie ihren Standpunkt, schaut dann ganz kurz in unsere Richtung und setzt ihre Angriffswellen weiter fort. Wie auch immer sie es geschafft hat sich zu befreien, das hat sie wirklich gut gemacht. Sie ist genau im richtigen Augenblick erschienen. Genau in diesem Moment bereitet TenTen ihr Sōshōryū vor, springt in die Luft und lässt sich von ihren Schriftrollen umhüllen. Blitzschnell wie ein Kreisel dreht sie sich und nur Sekunden später regnet es die unterschiedlichsten Waffen. Die Feinde scheinen darauf nicht vorbereitet zu sein, denn die meisten rennen wie Wild durch die Gegend, immer darauf aus nicht von den tödlichen Geschossen getroffen zu werden. Eine dieser Waffen landet direkt neben mir. Ein Schwert mit langer Schneide. Es steckt in der Erde und ragt in die Höhe. Mein Blick bleibt wie automatisch darauf heften. Das war kein Fehlwurf. TenTen verfehlt nie ein Ziel, ihre Treffsicherheit beträgt 100 %. Und plötzlich schießt mir die Bedeutung und somit ihre Absichten durch den Kopf. Auf meinem Mund bildet sich ein wissendes Lächeln. Das sie soetwas ganz einfach plant, während sie auf die Feinde losgeht und es dabei noch wie ein Missgeschick aussehen lassen kann. Diese Frau ist unglaublich. Danke, TenTen. Schnell drehe ich mich mit meinem Rücken zu der Klinge und führe langsam meine Hände an diese. Dann, mit einer geschickten Bewegung, durchtrenne ich meine Handfesseln. Sofort kommt Lee angelaufen und tut es mir gleich und sobald auch seine Hände frei sind, reißt er sich ebenfalls den Mundknebel hinunter. Mein Blick wandert zu Lee. „Geh und unterstütze TenTen. Du bist schnell und kannst unbeschadet durch den Waffenhagel hindurchgleiten und gleichzeitig unsere Gegner attackieren.“ Lee nickt und stürzt sich ebenfalls ins Gefecht. Nun wende ich mich Hinata-sama zu, die ihren Blick auf mich gerichtet hat. Mit einem Kunai schneide ich schnell ihre Fesseln durch und befreie sie ebenfalls. „Hinata-sama, ist alles in Ordnung?“ Sie nickt, setzt sich auf und schaut mich entschlossen an. „Mir geht es gut, Neji-nii-san. Aber wir sollten TenTen und Lee helfen.“ Es schwingt nicht ein Hauch Unsicherheit in ihrer Stimme mit. Sie wirkt in diesem kritischen Moment so unsagbar tapfer... So hab ich sie noch nie gesehen. Zur Antwort nicke ich und helfe ihr vollständig auf. „Aber übernimm dich nicht. Du bist bereits geschwächt und verletzt.“ „Keine Angst Nii-san. Ich war nie zuvor entschlossener, etwas zu tun. Endlich habe ich die Möglichkeit, dich und die anderen zu beschützen.“ „Dann lass es uns angehen.“ Wie auf ein Kommando laufen wir los uns klinken uns ebenfalls in den Kampf ein. Die Feinde sind zahlreich und scheinen stark zu sein. Erst wenige von ihnen liegen verletzt oder tot am Boden. Ich visiere einen von den noch Kämpfenden an und steuere direkt auf ihn zu. Meine ausgestreckte Hand ziehe ich nach hinten, sammel Chakra in ihr und lasse sie dann vorschnellen; meinem verwunderten und überraschten Gegner direkt entgegen. Ich treffe die Brust und sehe mit meinem aktivierten Byakugan, wie mein Chakra Schaden in seinem Inneren anrichtet. Sein Herz ist kritisch getroffen und er würde es unter normalen Umständen nicht mehr lange machen. Mein Blick schweift umher. Neben mir bringt Hinata-sama grade einen Gegner zu Fall und stellt sich dann Rücken an Rücken mit mir. Diese Grundstellung haben wir uns im gemeinsamen Kampf angewöhnt. Und obwohl wir sie bisher nur im Training gegen Clan-Mitglieder genutzt haben, scheint sie auch sehr gut im realen Kampf zu funktionieren. Mein Blick schweift wieder weiter und bleibt an Lee hängen. Er ist grade im Zweikampf mit einem Feind verwickelt. Es scheint ein schwieriger Gegner zu sein, denn er konzentriert sich kaum auf andere äußerliche Einflüsse. So merkt er nicht, dass sich ihm ein Gegner von hinten nähert. Schnell schaue ich zu TenTen, doch auch sie ist abgelenkt und in einem Kampf verwickelt. Ohne lange nachzudenken bewege ich meine Füße und drehe mich in Lees Richtung. Hinter mir bewegt sich Hinata mit und bleibt weiterhin direkt hinter mir, als wenn sie an meinem Rücken festgeklebt wäre. Der Feind springt und zielt mit einer von TenTens Waffen direkt auf Lee. „Hakke Kuu Sho!“ Schnell sammel ich Chakra und stoße es von mir. Wie eine unsichtbare Druckwelle bahnt es sich seinen Weg zu dem Feind und trifft ihn mitten im Sprung tödlich. Bewegungslos fällt er zu Boden und Lee, der seinen eigenen Gegner grade zur Strecke gebracht hat, schaut zu mir herüber. „Danke, Neji!“ Dann springt er in die Luft und verpasst einem weiteren Gegner einen Tritt. Ich selbst konzentriere mich wieder auf meine Feinde. Vor mir, er kommt direkt auf mich zu. Ich löse mich von Hinatas Deckung und stürze mich auf meinen Gegner. Mein erster Angriff ist Juuken, doch den blockt er geschickt ab. Dann springt er einige Meter zurück und wirft Waffen auf mich. Doch über so einen Angriff kann ich nur lachen. Das ist genau das, was ich jahrelang mit TenTen trainiert habe. Und selbst die beste Waffenexpertin Konohas kam mit solchen Attacken nicht weit. Schnell benutze ich Kaiten und schleudere die Waffen zurück. Wie an einem Schild prallen sie einfach ab, verlieren ihren Schwung und stürzen gefahrlos zur Erde, in der sie letztlich stecken bleiben. Wenn er Juuken einfach abwehrt, dann greife ich ihn eben auf eine andere Weise an. Schnell begebe ich mich in Position, strecke die Beine in weitem Stand. Eine Hand wandert gestreckt vor mir nach unten, die andere in die andere Richtung nach oben. „Hakke...“ Sofort erscheinen die Trigramme und mein Blick schweift abschätzend über das Feld. Mein Gegner befindet sich innerhalb meines Angriffsradius. „Nisho!“ Ich stürme vor und blockiere die ersten beiden Tenketsu meines Gegners. „Yonsho! Hasho! Jurokusho!“ 4 Tenketsu, 8, dann 16. Und bisher hat er nicht einen Angriff abwehren können. Weiter geht’s! „Sanjunisho!“ 32 Tenketsu. Meine Schläge werden von Stufe zu Stufe härter und schneller. In einem Bruchteil einer Sekunde blockiere ich eine Vielzahl seiner Tenketsu und lege so langsam sein Chakra lahm. „Hakke Rokujuuyonsho!“ Ich hole zum finalen Schlag aus, blockiere erst seine letzten Tenketsu und verpasse ihm dann zur Krönung noch einen Juuken hinterher. Mein Feind sackt in sich zusammen und bleibt reglos auf dem Boden liegen. Schnell springe ich wieder nach hinten an Hinata-samas Rückendeckung und begebe mich in die typische Hyuuga-Kampfpose. Abwartend schweift mein Blick über das Kampffeld, doch die übrigen Ninja trauen sich nicht anzugreifen und bleiben stattdessen auf Abstand. „Verdammt! Wir ziehen uns zurück!“, ruft nun der Anführer, der diesen Kampf überlebt hat. Sofort sammeln sich seine Ninja um ihn, lassen auf sein Wort von uns ab und das, was an kampffähigen Ninja übrig bleibt zieht sich schließlich zurück. Einen Moment schaue ich mich noch prüfend mit aktiviertem Byakugan um, um sicherzustellen, dass unsere Gegner keinen Hinterhalt planen oder irgendwelche Fallen aufstellen. Doch nichts dergleichen. Bald sind sie aus meinem Blickfeld verschwunden und wenig später gibt auch Hinata-sama Entwarnung. Mit einem Ausatmer deaktiviere ich mein Byakugan und lasse den Arm sinken. Dann sehe ich auch schon Lee und TenTen auf uns zulaufen. „Ist alles okay bei euch?“, fragt Lee und schaut in die Runde. TenTen und ich nicken, Hinata-sama jedoch senkt den Kopf. Sofort wird TenTen stutzig, das kann ich ihr ansehen. Und meine Vermutung wird wenig später bestätigt, als sie einige Schritte auf sie zugeht. „Hinata, du hast dich verletzt. Zeig mal.“ Ich folge meiner Freundin mit meinem Blick. Ohne auf Hinata-samas Reaktion zu warten hebt sie ihr Gesicht an und begutachtet sich die Wunden an ihren Schläfen. „Das sieht übel aus. Das sollte zumindest ausgespült und desinfiziert werden“, gibt nun Lee von sich und setzt ein besorgtes Gesicht auf. Hinata jedoch hebt beschwichtigend die Hände und geht einen Schritt zurück. „Nein, es geht schon. Es sieht schlimmer aus, als es ist. Bitte glaubt mir.“ TenTen scheint nicht sehr überzeugt zu sein. Klar, sie war in den letzten Jahren bereits so oft im Anwesen, dass kein Hyuuga sie mehr hinter's Licht führen kann. Sie ist bereits indirekt ein Teil der Familie geworden und versteht unser Verhalten auch ohne Worte. Dennoch dreht TenTen sich nun hilfesuchend zu mir um. „Neji...“ Ich brauche mir Hinata-samas Verletzungen nicht ansehen, ich weiß bereits wie sie aussehen. Und ich bin Lees und TenTens Meinung. „Wir sollten erstmal weg von hier. Wenn die Feinde wiederkommen, dann wird es hier zu gefährlich für uns. Außerdem müssen wir noch Hoshimi-sama finden und sie sicher an die Grenze nach Tsuri no Kuni bringen...“ Während ich dies sage drehe ich mich weg und blicke mich um. Vor dem Kampf war sie außerhalb meiner Sichtweite und ich bezweifle, dass sich das mittlerweile geändert hat. Ich drehe mich wieder zu Hinata-sama um und schaue sie an. „Hinata-sama, kannst du bitte einmal nachsehen, ob du sie findest?“ „Ja!“ Sie nickt entschlossen, formt schnell einige Fingerzeichen und aktiviert dann ihr Byakugan. Leicht bewegen sich ihre weißen Augen hin und her, während sie wieder fern ab von uns die Gegend absucht. Diesmal dauert es länger. Zehn Kilometer Umkreis sind viel und in ihnen eine bestimmte Person zu finden muss für Hinata-sama grade wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen sein. Schließlich legt sich Überraschung in ihren Blick. „Da ist das Dorf, in dem wir eine Pause gemacht haben...“, sie dreht sich nun mit ihrem Körper in die Richtung, um nicht die Orientierung zu verlieren. „Aber von Hoshimi-san sehe ich leider nichts... Sie muss sich weiter außerhalb meiner Sichtweite befinden.“ Mit diesen Worten deaktiviert sie das Byakugan wieder und ich trete neben sie. „Hinata-sama... Waren in dem Dorf Menschen?“ Schweigend schüttelt sie den Kopf. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und ohne einen weiteren Kommentar sprinte ich los. Ich höre, wie TenTen und Lee hinter mir überrascht aufrufen und versuchen zu mir aufzuholen. In diesem Dorf begann alles. Dort verloren wir das Bewusstsein und von dort wurden wir in das Lager der Kirininja verschleppt. Wenn das Dorf jetzt unbelebt ist, dann könnten wir dort nach Hinweisen über Hoshimi-samas Aufenthalt suchen. Ein Zeichen, ein Hinweis, ein einziger kleiner Tipp um die Geschehnisse zu rekonstruieren... Mit einem irren Tempo haste ich durch die Wälder, von Ast zu Ast, von Baum zu Baum. Ich habe keine Angst mich mit diesem hohen Tempo zu verletzen, irgendwo hängen zu bleiben oder auszurutschen. Es ist auf eine gewisse Art und Weise sogar eine Erleichterung, so schnell zu sein. Das Leben geht manchmal schon langsam genug. Wie automatisch bewegen sich meine Füße als sie erneut auf einem Ast aufkommen; fassen den nötigen Stand. Meine Gelenke arbeiten in Einklang, geben kurz nach und drücken dann, um genug Schwung für den nächsten Sprung zu geben. Kurz schaue ich hinter mich. Lee, TenTen und Hinata-sama sind ein wenig weiter hinten, doch sie kommen mit. Nach wenigen Minuten kommen wir im Dorf an und sofort stürze ich auf das Gasthaus zu. Es sieht aus, als hätte hier ein Kampf stattgefunden. Gläser und Geschirr liegt auf dem Boden verstreut, einige Stühle sind umgekippt und die Tische sind völlig verstellt. Was ist hier nur geschehen? Ich sehe mich in dem kleinen Raum um und entdecke hinter dem Tresen eine Tür. Lee kommt zu mir. „Neji, was suchen wir hier?“ „Einen Hinweis auf Hoshimi-sama.“ Ich drehe mich zu meinem Team um, das nun vollständig im Gasthaus steht. „Sucht jede Ecke und Kante nach Hinweisen ab. Wenn Hoshimi-sama sich nicht in Hinata-samas Blickwinkel befindet, dann ist sie erfolgreich entkommen.“ TenTen nickt entschlossen und auch Hinata-sama nickt leicht. Lee hebt die Hand an die Stirn und salutiert. Ich drehe mich wieder zu der Tür um und betrete den Raum, der hinter der Theke liegt. Er ist klein, stickig und ziemlich mit Rümpel zugestellt. Aber jemand schien vor kurzem erst hier gewesen zu sein, denn in dem Staub auf dem Boden sind frische Fußspuren. Und es sind keine großen, die von einer männlichen Person stammen könnten, sondern kleinere. Es sind die Fußspuren einer Frau. „Byakugan!“ Mein Blick schweift durch den Raum und sucht alles nach zurückgebliebenem Chakra ab. Doch Fehlanzeige. Hier scheint es keine geheimen Gänge oder Räume zu geben. „Fehlanzeige. Hier finden wir nichts“, höre ich TenTen sagen und sehe, wie sie, sich den Hinterkopf reibend, auf mich zukommt. Ich schweige, während sie sich neben mich stellt und sich umsieht. „Hast du was gefunden?“ Ich nicke und richte meinen Blick zu Boden. Sofort folgt sie mir und reißt erschrocken die Augen auf. „Diese Fußspuren. Sie müssen noch gar nicht so alt sein, ein paar Stunden höchstens. Sie sind noch ganz frisch. Aber wahrscheinlich ist nur-“ „Das sind Hoshimis Spuren.“ Erstaunt und mit geweiteten Augen richte ich meinen Blick auf TenTen. „Was? Bist du dir sicher?“ Sie nickt und schluckt. „Sie trug Schuhe mit hohen, kleinen Absätzen, die die Form eines Dreieckes hatten.“ Worauf Frauen alles achten... Schweigend höre ich ihr weiter zu. „Siehst du die Form der Spur?“, sie hockt sich hin und zeigt auf einen großen Abdruck. „Dieser hier kommt von dem vorderen Teil des Schuhs. Und der hier“, ihr Finger wandert den Abdruck nach unten und bleibt bei einem kleinen Dreieck hängen. „Dies hier ist der vom Absatz.“ Ich vertraue TenTens Beobachtungen voll und ganz. „Aber was hat sie hier gewollt? Es gibt weder geheime Türen noch irgendwelche anderen Fluchtmöglichkeiten in diesem Raum...“ Schweigen. Keiner von uns weiß eine Antwort. „Neji-nii-san!“ Ich drehe mich zu Hinata-sama um, die in diesem Moment im Türrahmen stehen bleibt und mich ansieht. Sie hält etwas hoch und sofort richtet sich mein Blick darauf. Und erschrocken ziehe ich die Luft ein. In Hinata-samas Händen befindet sich der Friedensvertrag von Konoha und Tsuri. Doch er ist nicht unbeschadet geblieben, denn er ist zerrissen und auf beiden Hälften prangt dick und gut sehbar das Zeichen von Kirigakure. „Aber wieso...“, setzt TenTen an, beendet ihren Satz jedoch nicht. Ich kann mir schon denken, was sie ansprechen wollte und nervös beiße ich mir auf die Unterlippe. Kirigakure ist mit Konoha verbündet. Warum sollten sie also einen Friedensvertrag für eine Nation zerstören, die direkt zwischen uns liegt? Doch dann fallen mir zwei Sachen wieder ein. Erstens waren es Ninja aus Kiri, die uns gefangen hielten und gegen die wir gekämpft haben. Zweitens hatte Hoshimi-sama erzählt, dass sie zu Kirigakure keine guten Beziehungen führt und daher ein Bündnis mit ihnen abgelehnt hat. „Neji-nii-san?“ Ich reagiere nicht, sondern versuche angestrengt herauszufinden, was hier passiert ist. Irgendwas muss irgendwann völlig falsch gelaufen sein. Ich lasse alles noch einmal im Kopf durchgehen. Der Vertrag wurde unterzeichnet. Ich erhielt die Mission, die Botschafterin, Hoshimi-sama, in ihr Land zu eskortieren. Wir machten in einem Dorf Pause, das allem Anschein nach von Ninja aus Kirigakure besetzt wurde. Wir wurden bewusstlos und kamen in dem Lager wieder zu uns. TenTen schaffte es sich zu befreien und gemeinsam kämpften wir gegen die Feinde... Mein Blick wandert zu meiner Freundin und bleibt auf ihr haften, während ich meine Gedankengänge fortsetze. Was ist nun, wenn Hoshimi-sama keine Verbündete ist, sondern auch eine Feindin? Eine Ninja vielleicht aus Kirigakure? Wie hätte es sich abspielen können? Sie hätte unter einem falschen Vorwand das Abkommen unterzeichnet und sich eskortieren lassen. Sie bestand darauf, dass ich die Mission übernehme und in diesem Dorf eine Pause zu machen. Sie hätte einen Weg gefunden, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Gemeinsam mit den Männern aus dem Gasthaus hätte sie uns verschleppt und gefangen genommen. Der Plan sah nicht vor, dass TenTen sich befreit und zwingt sie zur Flucht. Es würde passen. Wenn Hoshimi-sama nun Mizu no Kuni angehört, dann hätte sie auf jeden Fall ein Motiv, das Friedensabkommen zu vernichten. Sie hätte einen Krieg angezettelt. Wenn schon Kiri kein Abkommen mit Tsuri no Kuni bekommt, dann Konoha auch nicht. Das wäre ein mögliches Motiv. Zudem hatte nur Hoshimi-sama das Bündnis bei sich. Sie hat es also entweder selbst zerrissen oder es wurde ihr gestohlen. In Letzterem Fall würde sie irgendwo gefangen gehalten werden, in diesen Putsch hineingezogen, während wir uns hier die Köpfe zerbrechen Ich schließe die Augen und seufze. „Das ergibt keinen Sinn... Warum sollte sich Mizu no Kuni plötzlich gegen Konoha stellen?“ „Was ist, wenn das eine Falle ist und Tsuri no Kuni uns gegen Kirigakure aufhetzen möchte?“ Ich schüttel den Kopf. „Keine Ahnung... Aber wenn es so wäre, dann hätten wir ein Problem. Denn auch Kirigakure hat Verbündete, die Verbündete haben. Und einige von denen sind unsere Feinde... Dadurch könnte ein Krieg angezettelt werden...“ „Neji, was sollen wir machen?“ Ich spüre die Blicke der anderen auf mir ruhen. Verdammt, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wo wir weitermachen sollen. Ich habe keine Ahnung, wie ich das alles deuten soll. Wir müssen zuerst Hoshimi-sama wiederfinden. Sie weiß sicherlich, was das alles zu bedeuten hat. Doch wo sollen wir anfangen, nach ihr zu suchen? Wo? Kapitel 12: Teil 2 - Unfreiwillige Pause und klärende Gespräche --------------------------------------------------------------- „Neji, was sollen wir machen?“ Mit geschlossenen Augen versuche ich, die beste Möglichkeit herauszufinden. Doch irgendwie ist es schwer nachzudenken. Mit langsamen Schritten verlasse ich das Gasthaus und trete hinaus an die frische Luft. Sofort atme ich ein und ich merke, wie mein Kopf wieder klarer wird. Also doch, in diesem Gebäude ist immer noch das in der Luft, was uns vorher unser Bewusstsein geraubt hat. Und auch wenn es nun nicht mehr so stark vorhanden ist, merkt man es doch noch nach einer Weile... Okay, einmal zusammengefasst. Wir sind auf dem Weg nach Kurigakure, um unsere Auftraggeberin mit dem Friedensabkommen zu eskortieren. Das Bündnis ist zerstört und mit dem Zeichen von Kirigakure gekennzeichnet. Die sind aber eigentlich mit uns verbündet. Dennoch haben uns Ninja aus Kirigakure angegriffen. Wenn diese Info die Runde macht, dann wird das Abkommen zwischen Kiri und Konoha angezweifelt und wenn die Sache intern zwischen den Kage nicht geklärt werden kann, wird es zu einem Kampf kommen, bei dem jeder seine Verbündeten und damit die Feinde des jeweils anderen um Hilfe bitten wird. Soweit darf es nicht kommen. Ich hebe meine Hand und lege die Fingerspitzen gegen meine Stirn, während ich die Augen schließe und den Kopf senke. Wir sollten nicht die Nerven verlieren und uns erstmal auf das Wesentliche konzentrieren. Und das Wesentliche ist, dass wir Hoshimi-sama finden. Ich höre Schritte hinter mir und realisiere, dass die anderen mir nach draußen gefolgt sind. „Neji?“ Das ist TenTens Stimme. „Was machen wir jetzt?“, fragt nun Lee und wiederholt damit die Frage, vor der ich drinnen geflüchtet bin. Ich drehe mich nicht zu meinem Team um. „Wir werden Hoshimi-sama suchen und sie zu diesem Zwischenfall befragen. Sie muss zweifellos etwas darüber wissen. Nur sie hatte das Abkommen bei sich.“ „Nii-san... Was denkst du?“ Nun drehe ich mich zu meinem Team um und schaue es an. Mein Blick ist entschlossen und mir ist diese ganze Sache mehr als ernst. „Entweder konnte sie fliehen oder sie gehört zu unseren Feinden. Eines von beiden ist es.“ Ich sehe die anderen nicken. „Was schlägst du vor?“, fragt TenTen mit ebenso ernster Stimme. „Wir werden uns wie geplant auf den Weg nach Kurigakure machen. Auch wenn wir Hoshimi-sama nicht finden sollten die Bewohner doch wissen, was vorgefallen ist.“ Wieder nicken. Ich wende mich an Hinata-sama. „Du weißt, was du zu tun hast?“ Hinata-sama setzt einen entschlossenen Gesichtsausdruck auf. Da ist keine Unsicherheit zu sehen, keine Angst. Nur feste, tiefe Entschlossenheit. „Du kannst auf mich zählen, Nii-san.“ Ich nicke kurz zur Bestätigung, dann gebe ich das Zeichen zum Aufbruch. Sofort aktiviert Hinata-sama ihr Byakugan und schaut währenddessen nach Hoshimi-sama. Wir nehmen den direkten Weg an die Küste Hi no Kunis und dort passieren wir die Brücke, die uns direkt nach Tsuri no Kuni bringt. Es ist eine lange Brücke und der meiste Teil davon ist in Nebel gehüllt und macht das Vorwärts kommen schwer. Doch nach einer gefühlten Ewigkeit sehen wir in Nebel gehüllt die ersten Berge aus dem Wasser empor steigen. „Ich kann Land sehen!“, jubelt Lee, als auch er die Felsspitzen erkennen kann. „Dann lass und noch ein bisschen Gas geben!“, motiviert TenTen sich und ihn nun und gemeinsam sprinten die beiden voraus. Normalerweise wäre ich mit ihnen gelaufen, doch ich bleibe hinten bei Hinata-sama und beobachte sie heimlich. Sie hatte den ganzen Weg über ihr Byakugan aktiviert. Zudem ist sie am Kopf verletzt und auch wenn die Blutung aufgehört hat sind die Wunden nicht ohne und müssen das Aufrechterhalten des Jutsus zusätzlich erschweren. Sie muss erschöpft sein. Nicht einmal ich hätte solange die Kunst halten können, ohne auch nur die Anzeichen von Erschöpfung deutlich zu zeigen. „Hinata-sama, mach eine Pause. Schone deine Augen“, rate ich ihr, doch sie schüttelt den Kopf. „Nein, Nii-san. Es geht mir gut. Außerdem darf ich dich nicht... enttäuschen...“ Ihr Blick ist weiterhin starr nach vorne gerichtet. „Hinata-sama...“ Doch plötzlich fängst sie an zu schwanken, stolpert dann über ihre eigenen Füße und fällt zu Boden. Sofort stoppe ich und kehre um, mache direkt neben ihr Halt und geh auf die Knie. „Hinata-sama!“Mühsam versucht sie, sich wieder aufzurichten. Ihre Arme zittern und Schweiß tropft ihr vom Gesicht. Langsam zieht sie ein Bein nach vorne, im Begriff sich jeden Moment darauf hoch zu drücken. Doch noch eh sie etwas machen kann packe ich ihre Arme, lege sie über meine Schultern und hieve sie auf meinen Rücken. „Neji-nii-san, w-was machst d-du da?“, entfährt es ihr erschrocken, doch wehren tut sie sich nicht. „Du hast zu viel Chakra verbraucht. Ruh dich aus. Ich übernehme von jetzt an.“ Mit diesen Worten klemme ich meine Arme unter ihre Beine und setz mich wieder in Bewegung. TenTen und Lee haben zwischenzeitlich angehalten, um auf uns zu warten und sobald ich wieder mit ihnen auf einer Höhe bin, laufen auch sie weiter. „Ist alles in Ordnung mit ihr?“, fragt TenTen besorgt und schaut zu Hinata-sama hoch. Sie muss zwischenzeitlich eingeschlafen sein, denn meine Freundin dämpft ihre Stimme. Ich nicke. „Sie hat nur zu viel Chakra verbraucht. Wenn sie sich jetzt ausruht, dann wird es ihr bald wieder besser gehen.“ Ich spüre wie ihr Kopf auf meine Schulter rutscht und muss leicht lächeln. Früher hätte sie verbissen versucht, nicht einzuschlafen. Sie hatte damals viel zu viel Angst vor mir und auch, nachdem sich unser Verhältnis gebessert hatte, ging sie meist noch unbewusst auf Abstand. Eine ganze Weile später kommen wir dann endlich auf der Insel an. „Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ Die Wachen stellen sich uns in den Weg und halten ihre Waffen vor uns ausgerichtet. Ich trete einen Schritt vor. „Wir sind Ninja aus Konoha und sind hier, weil wir eure Kage, Hoshimi-sama, sicher hierher eskortieren sollten.“ Die Wachposten beäugen und skeptisch und ziehen ein missmutiges Gesicht. „Ich kann sie nicht bei euch sehen. Wo habt ihr sie gelassen?“ „Wir sind unterwegs leider in Schwierigkeiten geraten und haben sie verloren.“ „Ihr habt sie 'VERLOREN'??!“ Die Wachen richten ihre Waffen nun gefährlich nahe auf uns und nun tritt TenTen vor und hebt beschwichtigend die Hände. „Hey, hey. Bitte hört uns zu. Wir wurden von feindlichen Ninja betäubt und als wir wieder zu uns kamen, waren wir an einem ganz anderne Ort. Zu diesem Zeitpunkt war Hoshimi nicht mehr bei uns.“ Einer der Wachposten betrachtet TenTen misstrauisch und schaut dann wieder zu mir. „Ist das wahr, was sie sagt?“ Ich nicke und schließe die Augen. „Wie können wir euch glauben?“ „Hey, was ist hier los?“ Eine junge Frau kommt hinter den Wachen hervor und stellt sich vor uns. „Wer seid ihr?“, stellt sie nun auch die Frage und genau wie den Wachposten beantworten wir sie ihr. „Wir sind Ninja aus Konoha und kommen mit dem Auftrag, Hoshimi-sama sicher hierher zu eskortieren.“ Auch auf ihr Gesicht legt sich Skepsis und eine ihrer Augenbrauen wandert in die Höhe. „Aha, und wo ist sie?“ „Rikku-san, diese Ninja behaupten, dass sie Hoshimi-sama verloren und nicht wiedergefunden haben“, mischt sich einer der Wachposten ein. Rikku-sans Blick bleibt weiterhin auf uns haften, dann atmet sie sichtbar aus. „Kommt mit in den Palast. Dort könnt ihr mir alles erklären.“ Ihr Blick wandert zu Hinata-sama auf meinem Rücken. „Was ist mit dem Mädchen?“ „Sie hat sich überanstrengt und muss sich ausruhen. Sie ist eben erst zusammengebrochen und wird noch nicht wieder genug bei Kräften sein.“ Rikku-san nickt. „Folgt mir.“ Mit diesen Worten setzt sie sich in Bewegung, an den Wachen vorbei und steuert auf ein großes Gebäude inmitten auf einem Berg zu. Die dortigen Wachposten verbeugen sich kommentarlos und lassen uns passieren. Gemeinsam folgen wir Rikku-san in das Gebäude und bleiben vor einer Tür stehen, die sie öffnet und einen Blick in ein schlichtes Zimmer preis gibt. „Du kannst sie dort drin auf das Bett legen. Meine Ärzte werden gleich nach ihr sehen und euch dann bescheid geben, wie lange sie braucht um wieder fit zu sein. Für euch werde ich ebenfalls Zimmer vorbereiten lassen, in denen ihr über Nacht bleiben könnt.“ So gut es geht verbeuge ich mich mit meiner Cousine auf dem Rücken und betrete dann das Zimmer. Es ist einfach gehalten, aber zum Ausruhen ist es mehr als ausreichend. Vor dem Bett bleibe ich stehen und lasse sie vorsichtig von meinem Rücken auf das Bett gleiten. Schnell werfe ich einen kurzen Blick auf sie, dann verlasse ich wieder das Zimmer und schaue Rikku-san an. „Also, wer von euch ist der Teamführer?“ „Das bin ich“, antworte ich und sehe sie nicken. Dann geht sie wieder vor und wir folgen ihr in das Büro der Kage. Dort setzt sie sich auf einen Stuhl hinter einem Schreibtisch und legt die Ellenbogen auf das Holz. „Wie ihr bereits unschwer mitbekommen habt heiße ich Rikku. Ich bin Hoshimis Stellvertreterin und verwalte alle Angelegenheiten, während sie außer Haus ist.“ Kurz schließt sie die Augen, öffnet sie aber kurze Zeit später wieder und schaut uns durchdringlich an. „Und wer seid ihr jetzt genau?“ „Wir sind die Eskorte für Hoshimi-sama. Das hier ist TenTen, eine Waffenspezialistin und das ist Rock Lee, ein Taijutsu-Spezialist.“ Abwechselnd zeige ich auf die beiden, während ich sie vorstelle. „Die Kunoichi, die sich grade ausruht, ist Hinata Hyuuga und ich bin Neji Hyuuga, der Teamkapitän.“ „Soso... Welchen Rang habt ihr?“ „Chuunin. Ich selbst bin Jounin.“ „Soso...“, sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. „Dann erzähl mir mal, wie ihr Hoshimi verlieren konntet.“ Ich erzählte ihr jedes Detail unserer bisherigen Mission. Von meinem Verdacht, sie könnte den Feinden angehören, sagte ich jedoch nichts. Ich wollte nichts riskieren und schon gar nicht den Zorn einer Nation mit Elitekämpfern auf mich oder Konoha ziehen. „Und dann haben wir noch dies hier gefunden...“ Ich greife in meine Tasche und ziehe die beiden Hälften des Bündnisses hervor. Rikku-sans Blick wird sofort ernst, als sie es sieht und auffordernd streckt sie die Hände danach aus. Wortlos überreiche ich ihr die beiden Teile und trete wieder einige Schritte zurück. Angespannt überfliegt Rikku-san das Dokument und legt es dann langsam beiseite. „Und dieses Dokument hatte sie also die ganze Zeit über bei sich?“ Ich nicke. „Wir hielten es für besser, wenn sie es behält. Wenn einer von uns es gehabt hätte und demjenigen was passiert wäre... So wollten wir sicherstellen, dass Kage und Bündnis gleichzeitig zurückkehren.“ Rikku-san nickt schweigend und senkt den Blick zurück auf das aufgerollte Dokument vor ihr. „Neji-kun, kann ich dich eben alleine sprechen?“ Erstaunt schaue ich auf und ich merke, dass auch mein Team jetzt hellhörig ist. „Was? Um was geht es?“ Doch statt zu antworten schüttelt Rikku-san nur den Kopf. „Alleine, von Jounin zu Jounin.“ „Ich habe vor meinem Team keine Gehei-“ Mit einem Blick bringt sie mich zum Schweigen und geschlagen drehe ich mich zu TenTen und Lee um. „Geht doch bitte schauen, wie es Hinata-sama geht.“ Ohne eine Bemerkung nicken die beiden betreten und verlassen dann leise das Büro. Ich drehe mich wieder zu Rikku-san um und schaue sie ernst an. „Was ist los?“ „Nun, das Problem ist nicht, dass ihr sie 'verloren' habt, sondern dass die echte Hoshimi-sama gar nicht erst in Konohagakure angekommen ist.“ Überrascht und geschockt gleichermaßen trete ich einen Schritt vor. „Was? Wie meint Ihr das?“ Rikku-san nickt und zeigt auf die Unterschrift auf dem Dokument. „Dies hier ist nicht Hoshimis Handschrift. Sie hat eine völlig andere.“ Nun knallen meine Hände auf den Schreibtisch nieder und langsam realisiere ich den wirklichen Ernst der Lage. Wenn Hoshimi-sama niemals in Konoha angekommen ist, wer war dann die Frau, die wir eskortiert haben? „Das dieses Friedensbündnis zerstört und mit dem Zeichen von Kirigakure beschmiert ist bedeutet entweder, dass Kirigakure sich nun gegen euch stellen möchte oder dass deren Ninja eigenmächtig gehandelt haben und nun einen Keil zwischen die großen Nationen treiben wollen. Beides wäre schlimm genug. Zudem habe ich die leise Befürchtung, dass eure falsche Hoshimi etwas damit zu tun hat und in die ganze Sache mehr verwickelt ist, als ihr angenommen habt.“ Ich nicke. „So weit war ich mit meinen Überlegungen auch bereits.“ Überrascht hebt Rikku-san die Augenbrauen und sieht mich an. „Das musst du mir jetzt erklären...“ Und so erzählte ich ihr von dem Fund ihrer Fußspuren im Gasthaus und von den Optionen, die wir durchgegangen sind. Rikku-san selbst nickt nur dann und wann und scheint die Ruhe weg zu sein. Ich beuge mich leicht über den Schreibtisch auf sie zu. „Rikku-san, wir müssen schleunigst nach Hoshimi-sama suchen. Vielleicht können wir sie noch retten. Vielleicht ist es noch nicht zu spät.“ Doch statt meine Bitte zu gewähren winkt sie ab. „Eine aus eurem Team liegt kampfunfähig im Bett. Du hattest selbst gesagt, dass sie sich verausgabt hat. Lass uns erstmal den Bericht der Ärzte abwarten, dann entscheiden wir weiter.“ Aber wenn wir hier noch mehr Zeit vertrödeln, dann könnte der Schlimmste Fall eintreten. Wenn die anderen Nationen erst einmal mitbekommen haben, was hier grade vor sich geht, dann werden sie sich wieder um Tsuri no Kuni streiten – und Konoha höchstwahrscheinlich angreifen, damit es nicht wieder als Verbündeten gewählt werden kann. Ich beiße die Zähen aufeinander und balle meine Hände zu Fäusten. „Aber...“ „Neji-kun, beruhige dich. Ich kann deinen Standpunkt verstehen. Für Konoha steht viel auf dem Spiel, wenn eure Mission scheitert. Doch wir können die Situation momentan nicht ändern.“ Ihr Blick richtet sich wieder auf meinem und sie lehnt sich ein Stück vor. „Ich werde einige unserer Ninja losschicken. Sie sollen Hoshimi-samas Route nach Konohagakure folgen und auf jedes verdächtige Detail achten. Es bringt nichts, wenn du jetzt mit deinem Team losziehst und dabei Hinata in Gefahr bringst. In ihrer momentanen Lage kann sie wohl kaum kämpfen...“ Mein Blick bleibt auf dem Tisch kleben und heftet sich dort an einen imaginären Punkt. Sie hat Recht. Ich darf Hinata-sama nicht in Gefahr bringen. Und solange sie nicht kampfbereit und ausgeruht ist, ist jede Konfrontation mit dem Feind eine Gefahr für sie. Plötztlich klopft es an der Tür und auf Rikku-sans Geheiß tritt einer der Medic-Nins in den Raum. „Wir haben den Bericht jetzt vorliegen, Rikku-san.“ Mit einem Nicken gibt sie zu verstehen, dass er weiterreden soll und nun drehe auch ich mich zu dem Mediziner um. „Sie hat eine beachtliche Menge Chakra verbraucht. Es wird lange dauern, bis sie das wieder regeneriert hat. Außerdem hat sie einige Platzwunden am Kopf sowie eine leichte Gehirnerschütterung. Wir haben sie versorgt, dennoch sollte sie heute Nacht zur Kontrolle hier bleiben. Wenn es ihr dann morgen besser geht, werden wir sie entlassen können.“ „Danke. Du kannst gehen.“ Mit einer Verbeugung verabschiedet sich der Ninja und verlässt das Büro. Rikku-san atmet hörbar aus und stützt ihr Kinn auf die verschränkten Finger. „Da hast du es. Bleibt heute Nacht hier, morgen früh seid ihr dann frei, uns wann immer ihr wollt zu verlassen und euch zurück auf eure Mission zu begeben.“ Eine Weile schweige ich, verbeuge mich dann aber und verlasse kommentarlos das Büro. Also sitzen wir für heute hier fest. Mit gesenktem Kopf und geballten Fäusten gehe ich den langen Flur zu unseren Aufenthaltsräumen entlang. Es ist alles meine Schuld. Hätten wir keine Pause in dem Dorf gemacht, dann wären wir nicht gefangen genommen worden. Dann hätte sich vielleicht das Spiel der falschen Hoshimi-sama aufgedeckt, bevor etwas Schlimmeres passiert wäre. Hätte ich Hinata-sama nicht so sehr beansprucht, dann würden wir jetzt nicht hier festsitzen. Dann könnten wir uns sofort auf die Suche nach der richtigen Hoshimi-sama machen. Aber ich Idiot habe nicht weitergedacht. Ich habe Hinata-sama erbarmungslos ihr Byakugan einsetzen lassen. Und nun ist die echte Hoshimi-sama irgendwo gefangen, im besten Fall noch lebendig und im schlimmsten Fall bereits tot. Und wenn Letzteres eintritt, dann kann Konoha sich warm anziehen. Unachtsam donnert meine Faust gegen die Wand und bleibt an ihr hängen. „Verdammt...“ … Leise betrete ich das Zimmer, in dem Lee, TenTen und ich heute Nacht untergebracht sein werden und schiebe die Tür hinter mir zu. „Wie war's?“, fragt TenTen besorgt und steht von ihrem Sitzkissen auf. „Gar nicht gut. Wir haben ein Problem...“ „Was für eines?“, fragt nun Lee und steht ebenfalls auf. Ich senke den Kopf. „Hoshimi-sama... Die echte Hoshimi-sama ist nie in Konoha angekommen. Wir haben die ganze Zeit jemand anderes eskortiert. Und wahrscheinlich gehört dieser Jemand zu den Feinden.“ TenTen zieht hörbar die Luft ein. „Das bedeutet dann ja, dass die echte Hoshimi-sama...“ Ich nicke. „Entweder ist sie tot oder sie wird irgendwo gefangen gehalten. Und das können wir nur herausfinden, wenn wir nach Yugakure gehen.“ „Aber was ist mit Hinata-sama?“ Berechtigte Frage von Lee. „Sie wird sich bis morgen ausruhen müssen, ansonsten bringen wir sie nur unnötig in Gefahr.“ „Dann werden TenTen und ich losgehen und sie suchen.“ „Das werdet ihr nicht.“ „Neji, wenn wir jetzt nichts machen, dann...“ „Ich habe gesagt, dass ihr hier bleibt! Als Anführer bin ich für euch verantwortlich und ich werde einen Teufel tun und euch auf die Feinde hetzen!“ Mein plötzlicher Ausbruch lässt Lee verstummen und betreten senkt er den Kopf. Kurze Zeit herrscht drückendes Schweigen, dann erhebt TenTen das Wort. „Wenn du deine schlechte Laune loswerden willst, dann geh draußen die Luft verprügeln. Aber lass sie nicht an deinem Team aus.“ Ihre Stimme klingt ruhig, gefasst. Doch ich kenne sie gut genug um den drohenden Unterton zu hören, der in ihren Worten mitschwingt. Ich schaue ihr in die Augen und sehe darin, wie ernst sie es meint. Ich gebe ein kurzes, gereiztes Geräusch von mir und gehe dann an ihr und Lee vorbei zur Terassentür, die ich aufschiebe und in die Dunkelheit trete. Draußen stelle ich mich an das Geländer und richte meinen Blick in den Himmel, zum Mond. Als Anführer muss ich die Verantwortung übernehmen und als Anführer bin ich dafür verantwortlich, ob die Mission gelingt oder scheitert. Es ist meine Aufgabe, das wieder grade zu biegen. Nach wenigen Minuten höre ich, wie die Tür langsam aufgeschoben wird, dann erklingen Schritte auf dem Holz und TenTen erscheint neben mir. Sie schaut mich nicht an, sondern richtet ihren Blick ebenfalls in den Himmel. Sie sagt kein Wort, schweigt nur und leistet mir Gesellschaft. Ich seufze. „Es tut mir Leid... Ich habe überreagiert.“ Meine Stimme klingt leise in dieser endlosen Dunkelheit vor uns. „Du hast nur gehandelt, wie es sich für einen Gruppenleiter gehört.“ Verständnis schwingt in ihrer Stimme mit und nun betrachte ich sie von der Seite. Sie blickt weiterhin in den Himmel, doch ich kann ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen sehen. Und wieder einmal werde ich daran erinnert, warum ich mich damals in sie verliebt habe. Ihr Wesen, ihre ganze Art. Sie kann so verständnisvoll sein und dennoch scheut sie sich nicht, ihre Meinung frei heraus preiszugeben. Sie besitzt eine Art von Stärke, die ich gerne hätte und niemals haben werde. Ich richte meinen Blick auch wieder in den Himmel. TenTen, die vorher noch ihre Arme auf dem Geländer liegen hatte, drückt sich nun weg und dreht sich um, um sich mit dem Rücken dagegen zu lehnen. „Weißt du... Ich habe Lee von uns erzählt...“ Schweigend drehe ich mich zu ihr und sehe sie an. Doch ohen auf ein Wort von mir zu warten, setzt sie wieder an. „Ich denke mir, dass es diese Mission wesentlich vereinfacht, wenn er über uns Bescheid weiß. Früher oder Später hätte er es sowieso herausgefunden...“ Mein Blick wandert nach drinnen zu Lee. Also brauchen wir uns vor ihm nicht mehr verstellen... TenTen dreht sich wieder um und blickt auf das Meer, das in der Dunkelheit schwarz vor uns liegt. Ich tue es ihr gleich. „TenTen, ich werde heute Nacht losgehen und-“ „Du wirst nichts machen. Hier wird niemand den tapferen Einzelkämpfer spielen, nur weil es der Stolz oder die Ehre von einem verlangt.“ Erstaunt richte ich meine Augen auf sie und nun erwidert sie meinen Blick. „Lass Hinata sich heute Nacht ausruhen. Ich bin sicher, dass Rikku-san selbst entsprechende Maßnahmen treffen wird, die unser Beisein nicht unbedingt erforderlich machen.“ Hinata-sama... „Hast du nach ihr gesehen?“ TenTen nickt. „Sie war kurz wach und hatte sich für irgendwas entschuldigt. Doch sie ist schnell wieder eingeschlafen.“ Ich nicke stumm, schaue nun auf das dunkel Meer und höre dem leisen Geräusch der Wellen zu. „Neji?“ „Hmm?“ „Bitte tu mir den Gefallen und vergiss nicht, was du mir versprochen hast, ja?“ Ohne eine Antwort abzuwarten drückt sie sich wieder vom Geländer weg und betritt wieder den Raum. Kurz sehe ich ihr nach, dann richte ich meinen Blick wieder nach vorne. Dieses Versprechen... Nein, ich würde es nicht vergessen... Nun drücke auch ich mich vom Geländer und betrete wieder den hell erleuchteten Raum. Langsam schließe ich die Tür hinter mir und schaue zu Lee. „Lee, ich möchte mich für eben entschuldigen. Ich hätte so nicht mit dir reden sollen.“ Lee richtet schweigend seinen Blick auf mich und schüttelt dann mit dem Kopf. „Es ist sicherlich hart als Anführer, es allen gerecht zu machen, das Team beisammen halten zu müssen und die ganze Zeit die Mission im Hinterkopf zu behalten. Ich kann verstehen, wenn es an die Nerven geht.“ Ich schließe kurz die Augen und murmel ein kurzes 'Danke' vor mich her, bevor ich mich auf eines der Sitzkissen setze. „Wo ist TenTen?“ „Sie wollte nochmal nach Hinata-sama sehen...“ Ich nicke, dann kehrt Schweigen ein. „So... Neji... Du und TenTen also...?“ Heimlich richte ich meinen Blick auf ihn. Er hat die Hände auf die Oberschenkel gepresst und den Kopf gesenkt. Sein Körper zittert verdächtig. Ist er etwa nervös? Oder hat er Angst vor meiner Reaktion? Ich nicke kurz. „Ja...“ Das Zittern wird stärker. „Uuuuuuh“, überrascht schaue ich nun ganz zu meinem Teamkollegen. Was ist mit ihm los? Meine Frage soll sofort beantwortet werden, denn im selbem Augenblick springt er mit einem gewaltigen Leuchten in den Augen und einem breiten Grinsen auf dem Mund auf und schnappt sich meine Hände, die er mit seinen umschließt. „Das ist wunderbar! Endlich hast du das Feuer der Jugend in dein Herz gelassen! Ich hab es die ganze Zeit gewusst! Ich hab schon immer gesagt, dass ihr perfekt zusammenpasst!“ Meine Augenbraue zuckt leicht, während ich mir seine Freudentriaden anhöre und vor seiner Überschwänglichkeit zurückweiche. „Lee...“ „Sag schon! Wer hat den Anfang gemacht! Hast du es ihr zuerst gesagt oder hast du sie gleich geküsst?! Wie lange bist du bereits in sie verliebt?! Oh, ich muss das sofort Sensei Gai erzählen, wenn wir zurück sind!“ „Lee!“ Sein Blick wird eindringlich und mit seinem Gesicht kommt er mir gefährlich nahe. Sein Blick bohrt sich in meinem und ist zu allem entschlossen, während ich mittlerweile an inneren Schweißausbrüchen leide. Warum nur ist diese Reaktion so Lee-typisch? „Neji...“ Seine Stimme klingt eindringlich und ernst, als wenn ein Leben auf dem Spiel stände. Ich schlucke und warte ab. „Haben du und TenTen bereits gemacht, was Lieben-“ Schnell bringe ich wieder Abstand zwischen uns. „Geh weg!“ Solche Fragen fehlen jetzt noch. „Aber was denn?“ Nun klingt seine Stimme unschuldig. Ich brauche nicht in den Spiegel schauen um zu wissen, dass mein Gesicht grade ziemlich rot anläuft. „Denkst du nicht, dass diese Frage zu weit in die Privatsphäre eindringt?!“ Lee plumpst nach hinten und starrt mich entgeistert, aber mit einem fiesen Grinsen an. Schnell verschränke ich die Arme, schließe die Augen und drehe mich gekonnt demonstrativ weg. Ich bin bereit, ihm die anderen Fragen zu beantworten, aber das geht dann doch zu weit! Doch Lee denkt gar nicht daran, jetzt locker zu lassen. Sofort ist er wieder an meiner Seite und stubst mich mit dem Ellenbogen in die Seite. „Komm schon, wir sind unter uns. Von Mann zu Mann kannst du das doch sagen.“ Nun ist das Fass entgültig übergelaufen. Ich hole aus und mit einem lauten Geräusch landet meine Faust auf seinem Kopf und hinterlässt dort eine große Beule. „Du solltest dich schämen! Sie ist immerhin deine Teamkameradin!“ Es ist mir nicht peinlich darüber zu sprechen. Natürlich hatten wir schon. Was denkt er denn bitte? Doch es gibt Details, die sollte er einfach nicht wissen und DAS ist eines davon. Den Rest des Abends gehe ich nicht weiter auf seine Andeutungen und Fragen ein und sein breites Grinsen im Gesicht ignoriere ich einfach. Ich merke, wie TenTen immer wieder verwirrt zwischen und hin und her schaut, doch sie hakt nicht weiter nach. Sicherlich kann sie sich auch so denken, auf welches Thema Lee unser Gespräch lenken wollte... Am nächsten Morgen sind wir früh wach. Während Lee und TenTen sich aufbruchbereit machen, verlasse ich grade den Raum und begebe mich zu Hinata-samas Zimmer. Kurz klopfe ich an, dann trete ich ein. Sie liegt noch im Bett und wird grade von einem der Ärzte untersucht. „Neji-nii-san“, begrüßt sie mich lächelnd, als sie mich sieht. „Hinata-sama, wie geht es dir?“, frage ich ohne jegliche sichtbare Emotion. „Es geht wieder. Ich denke, dass ich mich ausreichend erholt habe, nii-san.“ Ich nicke und wende mich an den Arzt. „Doktor?“ Dieser beendet seine Untersuchung, steht auf und sieht mich an. „Ich stimme ihr zu. Ihr Chakra scheint sich wieder vollständig regeneriert zu haben und ihre Kopfverletzungen sind mit Chakra behandelt worden. Dennoch kann es noch zu leichten Schwächeanfällen kommen, die auf die Gehirnerschütterung zurückzuführen sind. Du solltest also ein Auge mehr auf sie haben, wenn es zu Kämpfen kommt.“ Ich nicke. „Also kann sie heute entlassen werden?“ Auch der Doktor nickt und lächelt. „Ich werde gleich Rikku-san Bescheid geben. Soll ich ihr etwas von euch ausrichten?“ Ich verneine mit einem Kopfschütteln. „Ich werde sie ebenfalls aufsuchen, bevor wir losziehen.“ „Na gut.“ Mit diesen Worten verlässt der Medic-Nin den Raum und lässt uns alleine. Mein Blick schweift zu Hinata-sama. „Bitte mach dich bereit zum Aufbruch. Ich werde derweil nochmal mit Rikku-san reden. Wir brechen dann sofort auf, wenn ich wieder da bin.“ „Hai!“ Entschlossen nickt sie. Ich drehe mich um und gehe auf die Tür zu. Doch bevor ich den Raum ebenfalls verlasse, bleibe ich nochmal kurz stehen. „Und Hinata-sama?“ „Ja, Nii-san?“ Ich spüre ihren Blick auf meinem Rücken. „Es gilt wieder das Gleiche wie zu Beginn der Mission für dich. Greife nicht aktiv an, solange ich es dir nicht sage. Verstanden?“ Diesmal fällt ihr Antwort weniger Enthusiastisch aus, doch wieder stimmt sie zu. Ohne ein weiteres Wort verlasse ich den Raum und mache mich auf den Weg zu Rikku-san. Ich kann es nicht riskieren, dass Hinata-sama sich aktiv am Kampf beteiligt, wenn sie noch Schwächeanfälle bekommen könnte. Eine winzige Sekunde in einem solchen Moment reicht aus, um bereits eine Lücke zu offenbaren und dem Gegner eine Chance zu geben, das Blatt zu wenden. Vor der Tür zum Kagebüro bleibe ich stehen und klopfe an. „Herein“, dröhnt es von drinnen und langsam öffne ich die Tür. Rikku-san erblickt mich und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. „Ah, Neji-kun. Ich habe gehört, dass es Hinata wieder besser geht.“ Ich nicke und bleibe in einem angemessenen Abstand zum Schreibtisch stehen. „Ja. Der Arzt sagt, dass sie wieder los darf.“ „Bist du deswegen hier?“ Ihr Blick ruht wissend auf meinem und ein Lächeln huscht nun über ihr Gesicht. „Nun denn, ich habe mir bereits gedacht, dass ihr so bald wie möglich aufbrechen wollt, um die Mission hoffentlich noch erfolgreich zu beenden und unsere Abgesandte und Anführerin sicher zu uns zurück zu bringen.“ Ich schweige und Rikku-san steht von ihrem Stuhl auf. „Ich werde euch bis an die Küste begleiten und euch helfen, schneller vorwärts zu kommen.“ Überrascht sehe ich meine Gegenüber an. „Schneller vorwärts kommen?“ Sie nickt und dreht sich zum Fenster hinter ihr um. „Ihr müsst nicht wieder den ganzen Weg über die Brücke zurück. Einige Bewohner von Kurigakure können eine Kunst, die es uns ermöglicht in das Zwielicht einzutauchen und uns dort gegen Raum und Zeit fortzubewegen. So kann man große Strecken innerhalb kürzester Zeit zurücklegen.“ Verwirrt neige ich den Kopf. „In das Zwielicht?“ Nickend dreht sie sich wieder zu mir um und lächelt breit. „Ja. Wir betreten eine Schattenwelt, eine Art Parallelwelt, in der die Zeit anders verläuft als hier. Sehr viel langsamer. Trotzdem sind unsere Bewegungen innerhalb dieser Welt normal. Wenn man das auf die Realität projezieren würde, dann würden wir uns hier in unvorstellbarer Geschwindigkeit bewegen.“ Nun verstehe ich, was sie meint. „Da das aber selbst für den schnellsten Menschen unmöglich ist, taucht ihr in diese zweite Welt ein.“ „Du hast es erfasst. Ich werde euch bis über das Meer begleiten und euch rauslassen. Den Rest müsst ihr dann alleine hinbekommen. Ich muss das Reich verwalten und kann hier nicht weg.“ „Ist gut.“ Schweigend warte ich ab, ob Rikku-san noch was zu sagen hat und tatsächlich scheint ihr noch was eingefallen zu sein. „Geht über Yugakure. Hoshimis Route sah vor, dass sie durch die Schattenwelt an die Küste von Yugakure geht und sich von dort so nahe wie möglich Konohagakure nähert.“ Rikku-san wühlt eine Landkarte hervor und breitet sie auf dem Schreibtisch aus. Dann winkt sie mich zu sich und zeigt mir die Route, die für Hoshimi-sama vorgesehen war. „Yugakure ist eine friedliche Nation, die sich der Ninjaausbildung abgewandt hat und jedem Einlass gewährt, solange seine Besucher friedlich bleiben. Da hier keine Gefahr zu drohen schien wählten wir diesen Weg für Hoshimi. Dann sollte sie hier“, ihr Finger bleibt auf der Karte liegen, „über die Grenze gehen und von Ninja aus Konoha abgeholt werden, die sie sicher bis nach Konohagakure geleiten.“ Mein Blick bleibt auf der Karte ruhen. „Dann muss der Plan in Yugakure gescheitert sein, wenn an der Grenze bereits die falsche Hoshimi-sama in Empfang genommen wurde...“ „So seh ich das auch. Ich habe bereits gestern Nacht noch meine Truppen ausgesandt und sie die Gegend untersuchen lassen. Noch sind sie nicht zurückgekehrt.“ Schweigend schaue ich Rikku-san wieder in die Augen und sie erwidert meinen Blick. „Neji-kun, ich verlasse mich auf dein Team.“ Ich richte mich zu meiner vollen Größe auf, trete wieder einen Schritt zurück und verbeuge mich. „Wir werden unser Bestes geben, eure Anführerin wohlbehalten wieder zurückzubringen.“ Lächelnd nickt sie und setzt sich wieder auf den Stuhl. „Du bist dann entlassen. Ich treffe euch unten am Hafen.“ Mit einer erneuten Verbeugung verlasse ich den Raum. Dann ist es also entschieden. Unser erstes Ziel ist dann Yugakure. Kapitel 13: Teil 3 - Falsches Spiel mit Yugakure ------------------------------------------------ Die Sonne geht grade erst auf als wir am Hafen ankommen. Der Wachposten, der uns bis hierher begleitet hat verbeugt sich kurz und verabschiedet sich murmelnd, bevor er wieder an seinen Posten zurückkehrt. Kurz sehe ich ihm nach, richte dann meinen Blick aber auf das Meer vor uns. Es ist kalt heute Morgen und ein eisiger Wind weht um uns herum. „Man, ist das kalt hier“, höre ich TenTen sagen und lenke meinen Blick auf sie. TenTen und Hinata-sama haben sich ihre langen Mäntel angezogen und schlingen diese nun enger um sich herum. Sie zittern, das kann ich ihnen ansehen. „Wenn wir uns erstmal in Bewegung gesetzt haben, wird euch schnell wieder wärmer“, antwortet Lee und hüpft motiviert auf der Stelle. Schweigend betrachte ich wieder den Horizont, an dem dunkle Wolken aufziehen und unheilvoll nach Regen aussehen. Wieder zieht ein eisiger Wind an uns vorbei und nun ziehe auch ich meinen Mantel aus dem Beutel und werfe ihn mir über. Bewegung hin oder her. Wenn wir jetzt wegen dem Wetter eine Erkältung bekommen und kurze Zeit später flach liegen, dann können wir die Mission vergessen. „Och Neji, du nicht auch noch“, murrt Lee nun geknickt als er sieht, dass auch ich mir jetzt was wärmeres überziehe. Ich gehe nicht weiter drauf ein und schon bald kehrt Schweigen ein. In meinem Kopf gehe ich immer wieder unseren jetzigen Weg durch. Wie auch immer die Reise durch diese Schattenwelt aussehen mag, wir werden an der Küste von Yugakure ankommen und nicht den üblichen Weg über die Verbindungsbrücke nach Konoha nehmen. Irgendwo in Yugakure muss die echte Hoshimi-sama gefangen genommen oder getötet worden sein. Von Rikku-san habe ich erfahren, dass sie dort ebenfalls von Leibwächtern beschützt werden sollte, die von Yugakure bereitgestellt werden sollten. Entweder wurden diese Leibwächter auf dem Weg zum Treffpunkt mit Konoha vernichtet oder sie wurde bereits an der Küste von den Feinden begrüßt. Um das herauszufinden ist unser erstes Ziel der Herrscher von Yugakure. Er wird sicherlich wissen, was mit seinen Leuten geschehen ist und an welcher Stelle bereits alles schief lief. Sollte wirklich Kirigakure dahinter stecken, dann wäre eine dringende Botschaft an Tsunade-sama nötig, damit die Nationen diesen Zwischenfall unter sich regeln können. Ich werde aus meinen Überlegungen gerissen, als ich plötzlich Schritte hinter uns höre. Schweigend drehe ich mich um und schaue zu Rikku-san, die nun auf uns zukommt. „Tut mir Leid, dass ihr warten musstet. Ich hielt es für richtig, eurer Gondaime Hokage eine Nachricht zu übermitteln und über den aktuellen Stand der Dinge zu informieren.“ Also wird Tsunade-sama schon bald über alles Bescheid wissen. „Ich habe in die Botschaft ebenfalls geschrieben, dass eure Mission es erforderlich macht, euch nach Yugakure zu begeben. Sie ist eine schlaue Frau und ich bin sicher, dass sie erst abwarten wird statt vorschnell zu handeln.“ Ich nicke auf Rikku-sans Worte. „Das erleichtert uns eine Menge.“ Sie lächelt mir kurz zu und wendet sich dann an meine Teamkameraden. „Ich werde euch an die Küste von Yugakure bringen. Von dort aus müsst ihr dann alleine euren Weg gehen.“ „An die Küste von Yugakure? Aber die Brücke verbindet diese Insel doch mit Konoha?“, gibt TenTen irritiert von sich. Rikku-san grinst. „Jep. Deswegen bin ich da. Ich werde uns in eine Parallelwelt schicken, in der ihr euch über das Meer bis nach Yugakure begebt. Während wir dort eine Weile unterwegs sein werden, vergehen in dieser Welt nur wenige Sekunden.“ Mit staunenden Gesichtern schauen Lee, TenTen und Hinata-sama sie an und bekommen keine Worte mehr heraus. Diese Info hat sie genauso überrascht wie mich vorher auch. „Es ist wichtig, dass ihr mit mir die Fingerzeichen schließt und euch dann an die Hände fasst. Wenn einer von euch nicht mit den anderen verbunden ist, dann bleibt er hier und wird nicht in das Zwielicht befördert. Das Gleiche gilt dann, wenn wir diese Welt wieder verlassen. Doch was genau dann zu tun ist, werde ich euch zu gegebener Zeit sagen.“ Erwartungsvolles Schweigen. Über uns ertönt ein lautes Grollen, dann wird der Himmel von einem Blitz erhellt und nur wenige Sekunden später fallen die ersten Regentropfen auf uns nieder. „Ich zeige euch jetzt die genauen Fingerzeichen. Merkt sie euch gut.“ Ohne auf eine Reaktion von uns zu warten beginnt sie, die Fingerzeichen nacheinander zu schließen. Langsam erst, damit wir sie uns einprägen können und sich noch kein Jutsu aufbaut. Schnell merke ich mir die Reihenfolge, dann endet sie und schaut uns einzeln an. „Klar soweit?“ Wir nicken stumm, doch auf unseren Gesichtern ist Entschlossenheit zu sehen. „Dann fangen wir jetzt an. Schließt eure Fingerzeichen.“ Wir tun, was sie von uns verlangt und wiederholen die eben gezeigten Fingerzeichen. Sobald wir das letzte geschlossen haben legt sich eine merkwürdig blaue Aura um uns. Überrascht hebe ich meine Hände und betrachte sie, wie sie umgeben von der Aura einen bläulichen Schimmer annehmen. Dann wandert mein Blick weiter über mein Team, dass genau wie ich erstaunt um sich schaut. „Nehmt euch jetzt bei den Händen und lasst nicht los, bis ich es euch sage.“ Langsam strecke ich meine Hände aus und greife auf der einen Seite nach TenTens Hand, auf der anderen nach Rikku-sans. Die anderen tun es mir gleich und schließen den kleinen Kreis. Die blaue Aura springt über und hüllt uns nun komplett ein. „Und jetzt schließt die Augen.“ Gesagt, getan. Ich schließe meine Augen und Dunkelheit umgibt mich, die nur kurz von einem erneuten Blitz durchbrochen wird. Ich spüre wie der Regen zunimmt und nun heftig auf uns niederprasselt. „Kage sekai no Jutsu!“ Und plötzlich ist alles ruhig. Ich spüre keinen Regen mehr, ich spüre keinen Wind mehr. Das Gewitter hat aufgehört. Irritiert schärfe ich meine Sinne und versuche, mit noch geschlossenen Augen, auf alles vorbereitet zu sein. Dann merke ich plötzlich, wie Rikku-san meine Hand loslässt. „Ihr könnt die Augen aufmachen und euch loslassen.“ Vorsichtig lasse ich TenTens Hand los und öffne die Augen. Und was ich sehe raubt mir im ersten Moment die Sprache. Alles um uns herum ist in einem merkwürdig lila-farbenem Licht getaucht. Wo vorher noch das Meer war, ist jetzt trockene Einöde und staubiger Boden. Mein Blick wandert zum Himmel, der völlig Schwarz über uns hängt. Keine Wolken, keine Sterne, nicht mal eine Sonne oder ein Mond ist zu sehen. „Wo sind wir hier?“, ist alles, was ich herausbringen kann. „Willkommen in der Schattenwelt“, erwidert Rikku-san und scheint überhaupt nicht unsicher zu sein. Scheinbar war sie schon sehr viel öfters hier und kennt den Anblick bereits. „Das... Das ist...“ TenTen fehlen die Wörter. Ohne ihren Satz zu beenden blickt auch sie sich um. „Diese Welt ist fast identisch mit unserer richtigen. Doch hier existiert kein Wasser und kein Licht. Wo bei uns Seen, Meere oder Flüsse sind, sind hier nur lange, tiefe Risse und Krater.“ „Aber... Wir orientieren uns doch an unserer Umgebung. Wie sollen wir die Küste von Yugakure finden, wenn sie in dieser Welt ein ausgetrocknetes Becken ist?“, wirft Lee die Frage ein. Rikku-san nickt daraufhin nur. „Versteht ihr jetzt, warum ich euch begleite? Wir bewohner von Kurigakure sind teilweise häufiger in dieser Welt als in unserer eigenen. Einige Ninja von uns leben hier und spionieren feindliche Nationen aus, um uns immer rechtzeitig über verdächtige Bewegungen unterrichten zu können. Diese Ninja sind freiwillig hier und leben schon seit Jahren nicht mehr in der echten Welt. Sie kennen nur noch die Schattenwelt.“ Verstehe. Darum also wird von Tsuri no Kuni gesagt, dass die Ninja Elitekämpfer sind. Und deshalb wollten alle den Friedensvertrag mit ihnen unterzeichnen. Feindliche Ninja werden einfach hintergangen, ihnen wird ein Friedensangebot vorgegaukelt und dann werden sie, unter dem Vorwand zur schnelleren Bewegung, in diese Welt befördert und hier eingesperrt, bis sie ihren elendigen Tod gefunden haben. Das ist wirklich raffiniert. Wenn Tsuri no Kuni kein Interesse mehr an Konohas Freundschaft hätte, dann könnte sie und jetzt einfach hier alleine lassen. Wir würden von selbst nicht mehr zurückfinden und der Umstand, dass es hier kein Wasser gibt würde unser Todesurteil werden. Rikku-san setzt sich in Bewegung. „Kommt mit. Wir begeben uns jetzt zur Küste Yugakures und dort werde ich euch wieder rauslassen.“ Ich nicke und gebe meinem Team ein Zeichen. Gemeinsam laufen wir los, in das ausgetrocknete Becken und die staubige Einöde entlang. Ich kann gar nicht sagen, wie lange wir unterwegs waren. Es kam mir vor wie Stunden. Stunden, in denen wir keine einzige Pause einlegten. Stunden, in denen ich mich immer wieder um Hinata-samas Wohl erkundigte und sie mir jedes Mal mit einem Lächeln versicherte, dass es ihr gut ging. Stunden, eh Rikku-san ihr Tempo verlangsamte und wir vor einem hohen Berg stehen blieben. „Da sind wir“, setzt sie an und streckt ihre Hand zu dem Berg aus. „Dies hier ist die Küste von Yugakure. Da oben, auf dem Plateau des Berges, da befindet sich in der realen Welt der Hafen von Yugakure.“ Mein Blick wandert die steilen Klippen hinauf. Schon ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass man momentan eigentlich auf dem Grund eines metertiefen Meeres steht, Schiffe und Fische über einem, Seepflanzen um einen herum. Sicherlich dauert es lange, bis man sich an dieses Gefühl und an diese Gedanken gewöhnt hat. Und wer es schafft, macht diesen tristen Ort zu seiner Heimat. Nach einer kurzen Pause läuft Rikku-san weiter, direkt auf den Berg zu und ich sehe, wie sie das Chakra in ihren Fußsohlen sammelt. Ohne große Mühe, wie selbstverständlich, machen wir es ihr nach und folgen ihr den Berg hinauf. Es ist anstrengend so steil hinauf zu laufen. Doch wir geben nicht auf und dann erreichen wir endlich die Plattform, auf der in der richtigen Welt wieder feste Landmasse ist. Rikku-san dreht sich zu uns um. „Wir werden jetzt die Schattenwelt verlassen. Nehmt euch bitte wieder an die Hände und schließt die Augen.“ Wir tun, wie befohlen und wieder strecke ich meine Hände aus, die sogleich von beiden Seiten umfasst werden. Dann schließe ich die Augen und mache mich darauf gefasst, wieder im Regen zu stehen, unter einem Gewitter und vom eisigen Wind umweht. „Kai!“ Wie jedes Jutsu löst sie mit diesen Worten auch Kage sekai no Jutsu und von einem auf den nächsten Moment spüre ich die Veränderungen. Meine Haare werden von einem Luftzug erwischt und wehen mir ins Gesicht. Langsam öffne ich meine Augen wieder und blicke mich um. Tatsächlich befinden wir uns wieder in der richtigen Welt. Es ist noch früh am Morgen, die Sonne kommt grade erst am Horizont hervor. Hier regnet es noch nicht und das Gewitter ist auch nur aus der Ferne zu hören. Schnell löse ich meine Hände und drehe mich zum Meer um. Und da liegt es vor mir, glitzernd und blau. Am Horizont erkennt man schwach die Umrisse von Tsuri no Kuni. Wirklich unfassbar. Es stimmte. Während wir in der Schattenwelt gefühlte Stunden unterwegs waren, sind hier nur einige Sekunden oder Minuten vergangen. „So, ich werde wieder gehen. Ich habe ein Reich zu verwalten.“ Auf Rikku-sans Worte hin drehe ich mich zu ihr um und schaue ihr in die Augen. „Neji-kun, viel Glück für die Mission.“ Ich nicke schweigend. Ohne ein weiteres Wort schließt Rikku-san die Fingerzeichen und verschwindet wieder zurück in die Schattenwelt. Kaum ist sie verschwunden, drehe ich mich zu den anderen um. „Neji, wie gehen wir jetzt weiter vor?“, fragt Lee und blickt sich ebenfalls um. Ich streife meinen Beutel von der Schulter, hocke mich auf den Boden und wühle eine Landkarte hervor, die ich auf dem Rasen ausbreite. „Wir müssten uns nun hier befinden, wenn Rikku-san und richtig geleitet hat.“ Mein Finger wandert zu einem Punkt auf der Karte. „Dort“, mein Finger wandert weiter, „sitzt der Herrscher über Yugakure. Und dem werden wir jetzt einen Besuch abstatten.“ Hinata-sama und TenTen beugen sich ebenfalls über die Karte. Was machen wir, denn er uns nicht helfen kann und nichts über Hoshimi-sama weiß?“, fragt nun TenTen skeptisch. Ich schüttel den Kopf. „Er muss uns nicht mal sagen, wo sie sich aufhalten könnte oder was mit ihr geschehen sein könnte. Es wäre zwar sehr hilfreich, aber letztlich müssen wir nur wissen, was mit den Leibwächtern geschehen ist, die Hoshimi-sama bis zur Grenze Konohas begleiten sollten. Ganz offensichtlich sind diese nämlich nicht dort angekommen.“ „Also hoffst du darauf, von ihm einen Tipp zu bekommen, wo wir als nächstes suchen müssen?“ Ich nicke auf Hinata-samas Worte und rolle die Karte wieder zusammen. „Lasst und losgehen. Je eher wir das Gespräch mit dem Herrscher haben, desto eher können wir unsere Mission fortsetzen.“ Zustimmendes Nicken aus meinem Team. Auf mein Kommando setzen wir uns wieder in Bewegung und laufen über die Wiese in Richtung unseres Ziels. Wie erwartet verläuft der Weg ins Zentrum Yugakures ohne Zwischenfälle. Doch als wir vor dem Palast des Herrschers stehen werden wir ruppig abgewiesen. „Wer seid ihr?“ „Wir sind Ninja aus Konoha und wir müssen dringend mit eurem Herrn sprechen“, antworte ich in ruhigem Ton. Die Wache verzieht das Gesicht und bohrt sich mit dem Finger im Ohr. „Er ist grade beschäftigt und nicht zu sprechen.“ „Und wann ist er wieder frei?“ Genervt schaut der Wachposten uns an. „Heute nicht mehr. Belanglose Sachen können warten.“ Ungeduld macht sich in mir breit und ich senke etwas den Kopf, ohne den Blick von meinem Gegenüber zu nehmen. „Es ist von äußerster Dringlichkeit. Der Frieden zwischen den Nationen steht auf dem Spiel.“ Unserem Wachposten scheint das nicht sehr zu interessieren, denn er hebt die Hand gegen die Sonne und betrachtet ein wenig eitel seine Fingernägel. „Yugakure hält sich aus eurer Politik heraus. Warum sollten wir etwas mit dem Frieden zwischen den Nationen zu tun haben?“ Er klingt nicht so, als wenn er ernsthaft eine Antwort erwartet. Dieser Kerl... Er versteht den Ernst der Lage nicht! Ich packe sein Handgelenk und drücke es barsch nach unten. Erstaunt folgt er einer Hand und richtet seinen Blick dann wütend auf mich. „In eurem Land ist etwas passiert, was andere Nationen betrifft. Wenn Ihr uns nicht sofort zu Eurem Herrscher lasst, dann ist es egal, ob Yugakure sich bisher aus solchen Angelegenheiten heraus gehalten hat. Dann steckt ihr mittendrin. Konoha und Kuri werden dann kein Gehör mehr für eure lahmen Ausreden haben.“ In meinen Worten schwingt ein drohender Unterton mit und entsetzt weiten sich die Augen des Wachpostens. Dann fängt er sich wieder und winkt abwertend mit der Hand. „Na gut, geht schon. Aber wehe ihr beansprucht die Zeit unseres Herrn völlig umsonst...“ Ohne eine Reaktion oder ein Wort dränge ich mich am Wachmann vorbei und haste in das riesige Gebäude. In der Eingangshalle bleibe ich dann stehen und sehe mich um. Einer der Bediensteten entdeckt uns und kommt auf uns zu. „Kann ich euch helfen?“ „Wir müssen sofort zum Herrscher von Yugakure. Wo finden wir ihn?“ „Bitte folgt mir.“ Der Diener dreht sich um uns führt uns eine Treppe hoch durch einen langen Flur und bleibt schließlich vor einer großen Tür stehen. „Bitte zieht eure Schuhe hier aus.“ Schweigend befolgen wir die Anweisung und folgen dem Diener dann in den Raum. Hinter einem Vorhang aus Perlenketten und Stoffbahnen sitzt ein Mensch. Sein Gesicht ist nicht erkennbar und der Stoff verhüllt Details seines Aussehens. Aber seine Umrisse lassen erkennen, dass er prachtvoll gekleidet sein muss. Der Bedienstete zeigt auf ein paar Sitzkissen, die vor ihn aufgereiht sind und verlässt wieder den Raum. Stumm nehmen ich und mein Team Platz und warten darauf, dass der Herrscher dieses Landes das Wort erhebt. Schnell kommen zwei weitere Diener angelaufen, ziehen den Vorhang zur Seite und geben die Sicht auf den Herrscher von Yugakure frei. „Willkommen in Yugakure“, dröhnt seine tiefe Stimme durch die Halle und seine dunklen Augen fixieren jeden einzelnen von uns. „Was führt euch hierher?“ Ohne große Umschweife kommt er zum Punkt. „Wir kommen, um Eure Hilfe zu erbitten“, setze ich höflich an. Die Augen unseres Gegenübers weiten sich erstaunt und kurz lacht er auf. „Ninja aus Konoha wollen die Hilfe eines Landes, das keine Ninja besitzt?“ Ich nicke. „In Eurem Land wurde vor wenigen Tagen eine Abgesandte aus Tsuri no Kuni entführt, die wegen der Unterzeichnung eines Friedensvertrags nach Konoha unterwegs war.“ Er hört aufmerksam zu und nickt. „Fahr fort.“ „Bei der Abgesandten handelt es sich um Hoshimi-sama, der Anführerin von Kurigakure. Sie sollte an der Küste Eures Landes von Euren Wachmännern abgeholt und sicher zur Grenze nach Hi no Kuni gebracht werden, wo sie von Ninja aus Konoha im Empfang genommen werden sollte. Doch...“ Ich stocke kurz und der Herrscher zieht die Augenbrauen nach oben. „Doch die echte Hoshimi-sama kam nie an der Grenze an. Stattdessen wurde eine falsche Abgesandte in unser Dorf eskortiert.“ „Und ihr wollt jetzt, dass ich euch verrate, was mit der Abgesandten passiert ist?“ Ich schüttel leicht den Kopf. „Es würde uns schon helfen wenn Ihr uns sagen könntet, was mit euren Leuten passiert ist, die sie beschützen sollten.“ Der Herrscher atmet sichtbar tief ein und aus. „Sie wurden von Ninja aus Kumogakure getötet.“ Erstaunt weiten sich meine Augen und auch die anderen zeigen eine sichtbare Regung. „Von Kumo?“, platzt es nun aus TenTen heraus. Unser Gegenüber nickt, bevor er mit seiner tiefen Stimme fortfährt zu erklären. „Wir hörten, dass eine wichtige Persönlichkeit den Weg durch mein Land wählt, weil es hier keine Ninja gibt und wir uns unabhängig von den anderen Nationen gemacht haben. Ich entsandt einige meiner Krieger um sie zu empfangen und sicher an eure Grenze zu bringen. Einer von ihnen überlebte den Angriff der Ninja und berichtete mir schwer verletzt, was sich zugetragen hatte. Dieser Hoshimi scheint es gut zu gehen, denn mein Krieger erwähnte, dass sie sie als Mittel zum Tausch behalten wollten.“ Gebannt beobachte ich den Mann vor uns, merke dann aber TenTens Blick auf mir ruhen und richte meine Augen auf sie. Sie sieht besorgt aus und die jüngsten Erkenntnisse tragen ihren Teil dazu bei. „Ich stehe seit diesem Vorfall mit dem Raikage in Verbindung, doch er weist jegliche Schuld von sich und will von dem Überfall nichts wissen.“ Ich höre den Zorn in seiner Stimme und lenke meinen Blick wieder zu ihm. Und tatsächlich verkrampft er die Hände und hat den Blick gesenkt. Unterdrückte Wut schwingt in seinen Worten mit. „Ihr sagtet, dass Kumo Hoshimi-sama als Tauschmittel mitgenommen hat... Haben sie irgendwas davon erwähnt, was sie tauschen möchten?“ Doch der Herrscher schüttelt nur den Kopf. „Mein Krieger ist vor wenigen Stunden erst gestorben. Sicherlich hätte er etwas mehr gewusst.“ Betretenes Schweigen setzt ein, doch nach einigen Sekunden erhebt sich der Mann. „Wenn das alles war möchte ich, dass ihr heute noch mein Land verlasst. Bitte nehmt es nicht persönlich gegen Konoha, aber ich habe auch ohne Kumo wahrlich schon genug Probleme, um die ich mich kümmern muss. Noch ein Zwischenfall, in dem Konoha direkt verwickelt ist, kann ich hier nicht gebrauchen.“ Mit einer kurzen Verbeugung und einem 'Wie Ihr wünscht' stehe ich auf und verlasse zusammen mit meinem Team das Gebäude. Mit verschränkten Armen gehe ich zu einer Bank und setze mich hin. TenTen lässt sich neben mich fallen, Hinata-sama und Lee nehmen uns gegenüber Platz. „Das ist wirklich frustrierend“, seufzt TenTen und lässt den Kopf hängen. „Immerhin wissen wir jetzt, dass die richtige Hoshimi-sama noch am Leben ist“, versucht Lee sie aufzumuntern. „Ja, aber dass der Raikage nicht davon weiß, dass...“ Ich blende die Unterhaltung zwischen Lee und TenTen aus und schließe die Augen. Meine Gedanken kreisen grade um eine ganz andere Frage. Um was geht es bei dem Tauschgeschäft? Welchen Grund hätte Kumo, eine Abgesandte gefangen zu nehmen, die mit diesem Land rein gar nichts zu tun hat? Warum sollte sich eine unbeteiligte Nation einmischen? Und dann steht auch noch die Frage offen, was Kirigakure mit all dem zu tun hat... Ich bekomme das nicht in eine logische Verbindung. Irgendwo fehlt ein Detail, was das alles zusammenfügt... „Neji-nii-san“, reißt Hinata-sama mich aus meinen Gedanken und sofort öffne ich die Augen und schaue sie an. „Du siehst bedrückt aus...“ Ich seufze. „Das ist es nicht... Ich versuche herauszufinden, wie die ganzen Zwischenfälle zusammenhängen...“ Ich stehe auf und entferne mich einige Schritte, doch Hinata-sama kommt mir hinterher und steht kurz darauf neben mir. „Ich kann mir vorstellen, wie sich das alles abgespielt haben muss. Doch ich bekomme Kirigakure da nicht zwischen geordnet. Ich weiß einfach nicht, welche Rolle sie spielen...“ Ich spüre Hinata-samas Blick auf mir ruhen und schweigend hört sie meinen Überlegungen zu. „Nii-san, wäre es nicht möglich, dass wir uns bereits auf dem richtigen Weg befinden?“ Fragend drehe ich meinen Kopf in ihre Richtung und erwidere ihren Blick. „Wie meinst du das?“ Nun senkt sie den Kopf. „Ich habe nachgedacht und könnte es nicht so sein, dass die Hoshimi-san, die wir begleitet haben, zu den Ninja aus Kumo gehört?“ „Und wie kommst du darauf? Sie könnte ebenso gut auch zu Kirigakure gehören...“ Doch Hinata-sama schüttelt entschlossen den Kopf und hebt den Blick nun wieder. „Die Ninja aus Konoha haben bereits die falsche Hoshimi an der Grenze in Empfang genommen. Und eben haben wir erfahren, dass die Krieger aus Yugakure von Ninja aus Kumo getötet wurden.“ Aufgrund dieser Erkenntnis weiten sich meine Augen. Das ergibt Sinn. Die falsche Hoshimi hätte den Vertrag unterzeichnet, sich von uns eskortieren lassen und das Abkommen mit dem Zeichen von Kirigakure beschmiert, damit wir Schuld für eine versuche Sabotage auf sie schieben. Das hätte einen Streit zwischen den Nationen hervorgerufen, der im schlimmsten Fall die anderen Nationen mit auf den Plan gerufen hätte. Kumo wäre fein raus gewesen. „Wenn wir also Kirigakure einmal ausblenden und uns nur auf Konoha, Yu und Kumo konzentrieren...“, setze ich an und Hinata-sama nickt bestätigend. „Kumo hat Hoshimi-san entführt, um sie als Druckmittel gegen Konoha einzusetzen. Wenn der Tausch nicht akzeptiert wird, dann könnte ihr Tod drohen und das würde Kurigakure gegen uns aufhetzen.“ „Und damit die Verbündeten von Kurigakure...“ Das wäre eine Katastrophe. Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen. Doch Moment! „Der Raikage weist jegliche Schuld von sich. Das heißt, dass diese Gruppe Ninja eigenmächtig gehandelt haben muss. Mit diesem Tausch verfolgen sie entweder ihre eigenen Pläne oder das Ziel vom Raikage, ohne dass er davon etwas mitbekommt.“ Mein Verstand rast. Wir sind ganz kurz davor, Licht ins Dunkel zu bringen. „Neji!“ TenTens Stimme reißt mich erneut aus den Gedanken und schnell drehe ich mich zu ihr um. Sie kommt zusammen mit Lee schnell auf uns zugelaufen. „Was ist?“ Ihr Blick wird ernst. „Lee und ich glauben zu wissen, was Kumo mit dem Tausch beabsichtigt.“ Okay, das ging schnell. Während ich noch am überlegen war, haben die beiden bereits eine mögliche Antwort gefunden. „Und das wäre?“ Kurzes Schweigen. Lee senkt für einen unscheinbaren Moment den Blick zu Boden, TenTen ballt ihre Hände zu Fäusten. „Sie haben es auf das Byakugan abgesehen.“ Was?! Sprachlos und mit geschocktem Gesicht schaue ich meine Freundin an. Natürlich. Kumo hatte bereits zweimal versucht, das Byakugan in seine Finger zu bekommen und auch wenn Konoha ein Abkommen mit Kumo hat und der Raikage sich offen gegen weitere Aktionen dieser Art ausgeprochen hat, gibt es unter ihnen dennoch welche, die mit der Entscheidung des Raikage nicht zufrieden sind und immer wieder versuchen, das Byakugan in ihre Finger zu bekommen. Schweigend senke ich den Blick und lasse den Tag Revue passieren, an dem das Abkommen unterschrieben und die Eskorte vergeben wurde. ~ X ~ Hoshimi-sama nahm den Stift in die Hand und setzte die Feder auf das Dokument. Alle Ninja, die einen höheren Rang als Chuunin kleideten, waren an diesem Tag anwesend und schauten gebannt zu, wie das Abkommen zwischen Tsuri no Kuni und Hi no Kuni unterzeichnet wurde. Schwungvoll führte sie die Feder und setzte ihre Unterschrift auf das Papier. Und kaum war der Stift beiseite gelegt brach unter den meisten Anwesenden lauter Jubel aus. Wieder hatte Konoha einen Verbündeten mehr; dazu auch noch eine kleine Nation mit außergewöhnlich guten Ninja. Wir konnten uns stolz schätzen. Mit einem zufriedenen Lächeln nickte Tsunade-sama unserem Gast zu, der sich nun zu der Menge umdrehte und mit einem freundlichen Lächeln winkte. Es sollte eigentlich eine große Feier stattfinden, von der das ganze Dorf etwas hatte, doch Hoshimi-sama bestand darauf, schon am nächsten Tag aufzubrechen. So wurde nur in kleinem Rahmen gefeiert und viele der anwesenden Ninja verließen das Gebäude, um sich auf Missionen zu begeben oder ihren Verpflichtungen nachzukommen. Ich war als Vertreter für den Hyuuga-Clan anwesend. Hiashi-sama hatte nicht da sein können, da er wieder mit Hanabi-sama auf Geschäftsreisen war. Und die anderen Jounins aus dem Clan waren auf Mission. Zu wichtig waren sie, als dass sie hier alle hätten versammelt sein können. Im Clan wurde dann einstimmig entschieden, dass ich aufgrund meiner außergewöhnlichen Begabungen den Clan bei der Unterzeichnung des Vertrages vertreten sollte. Und so geschah es dann auch. Noch am selben Abend wurde ich zu Tsunade-sama ins Büro gerufen. Sie gab mir die Eskorte mit dem Kommentar, dass Hoshimi-sama darauf bestand einen Hyuuga als Geleitschutz zu bekommen, obwohl Tsunade-sama bereits einen anderen Jounin für diese Mission vorgesehen hatte. Ich dachte mir nichts weiter dabei. Es war kein Geheimnis, dass wir für diese Art von Missionen bevorzugt wurden, denn durch unser Byakugan waren wir in der Lage, die Feinde sehr früh im Voraus zu erkennen und entsprechend gegenzuwirken. Ich nahm die Mission an und suchte mir mein Team zusammen. ~ X ~ Hätte ich gewusst, dass es dabei einzig und alleine um die Überführung des Byakugan in andere Nationen ging, dann hätte ich sofort unter irgendeinem Vorwand abgelehnt. Ruckartig drehe ich mich zu Hinata-sama und drehe sie zu mir. „Hinata-sama, du kehrst sofort nach Hause zurück. Hast du das verstanden?“ Ihre Augen sind vor Schreck geweitet und schützend hebt sie die Arme vor den Körper. „Nii-san, ich-“ „Hast du verstanden?!“ Sprachlos schüttelt sie den Kopf und nimmt ihren weißen Blick nicht von mir. „Ich gehe nicht nach Hause“, widerspricht sie mir dann. Ich packe ihre Arme und rüttel sie leicht. „Du bist eine Hyuuga aus dem Haupthaus! Wenn dir was passiert... Wenn sie dich töten, dann-“ Mit einer schnellen Bewegung befreit sie sich aus meinem Griff und geht einen Schritt zurück. „Du bist auch ein Hyuuga! Tu nicht so, als ob dir dein Leben egal wäre, nii-san!“ Erstaunt über ihre Reaktion lasse ich die Hände sinken und schaue sie sprachlos an. Im selben Moment realisiert sie selbst ihren Ausbruch und schlägt die Hände vor den Mund. „Hey, hey... Wir wissen doch gar nicht, ob unsere Vermutung stimmt. Kumo kann auch ein ganz anderes Ziel verfolgen, meint ihr nicht auch?“, versucht TenTen die Situation zu beruhigen, doch ihre Worten bleiben in diesem Moment ungehört. „Hinata-sama, ich habe dir mein Wort gegeben, dass ich dich beschützen werde. Bitte lass es nicht umsonst gewesen sein...“ Meine Stimme klingt jetzt wieder ruhig, doch mein Blick ist zu Boden gesenkt. „Warum hast du mich dann erst mit auf deine Mission genommen, Neji-nii-san?“, ist die einzige Frage, die Hinata-sama hervorbringen kann. Sie hat Recht. Ich hätte sie gleich zuhause lassen sollen. Ich hätte wissen müssen, dass es gefährlich werden kann. Schweigen. „Neji-nii-san, du solltest mich nicht unterschätzen. Ich bin nicht mehr das verängstigte Mädchen von damals. Ich kann kämpfen und ich will kämpfen. Ich habe mich geändert, nii-san.“ Ihre Stimme klingt so sicher, so selbstbewusst. Ich schließe die Augen und atme aus. „Ich weiß...“ Ich weiß, dass sie sich geändert hat. Ich weiß, dass sie ihre Worte ernst meint. Aber ich weiß auch, was ich ihr geschworen und ihrem Vater versprochen habe. Und dann ist da noch das Versprechen, das ich TenTen geben musste... Das Versprechen, dass Hinata-sama mir immer wichtiger sein wird,als TenTen. Dass ich im Ernstfall immer zuerst um Hinata-samas Wohl bemüht bin. Es fiel mir nicht leicht, ihr dieses Versprechen zu geben. ~ X ~ Wir lagen in meinem Zimmer auf dem Bett, sie in meinen Armen an mich gekuschelt, und lauschten der Stille um uns herum. Aber es war keine angenehme Stille. Bis vor kurzem hatten wir noch miteinander geredet und hingen jetzt nur unseren Gedanken nach... Ich hatte TenTen erzählt, was seit einiger Zeit in mir vor sich ging. Ich war am überlegen, ob ich Hinata-sama meinen Treueschwur geben sollte. Sie war die rechtmäßige Erbin und ich war aus der Nebenfamilie. Es war ohnehin schon meine Aufgabe, sie zu schützen. Doch in den letzten Jahren hatte ich diese Aufgabe ziemlich schleifen lassen und überhaupt nicht ernst genommen. Ich war ein Rebell, der versuchte gegen diese Pflicht anzukämpfen. Im Laufe der Zeit hatte ich mich dann mit meiner Abstammung und der damit verbundenen Pflicht abgegeben. Ich hatte es akzeptiert. Hiashi-sama nahm mich in seine Familie auf, trainierte mich und bezog mich langsam immer mehr in die Angelegenheiten der Hauptfamilie mit ein. Hinata-sama hatte nie aufgehört an mich zu glauben und freute sich auf ihre einfache Art für mich. Ich hatte es den beiden nie gedankt... Ich fasste den Entschluss, die rechtmäßige Erbin zu schützen, bis sie die Führung des Clans übernimmt und sprach mit Hiashi-sama über diesen Entschluss. Doch er sagte, dass er sich zwar freue, dass ich so denke, aber er erinnerte mich auch an TenTen. Er war der Meinung, dass ich lieber mein Leben mit ihr verbringen und glücklich werden sollte. Ich sollte den Fesseln des Clans entfliehen, wenn ich alt genug für eine eigene Familie sei. Mit diesen Worten in meinen Gedanken kehrte ich zurück zu ihr und fragte TenTen nach ihrer Meinung. Und nun lagen wir hier. Sie befreite sich aus meinen Armen und sah mich mit entschlossenem Blick an. Und dann sagte sie, dass ich Hinata-sama diesen Schwur geben soll, wenn das mein Wunsch ist. Ich war überrascht über ihre Worte, doch sie sagte nur, dass ich für sie das Wichtigste auf der Welt sei und sie nicht will, dass mir etwas geschieht. Und damit mir nichts geschieht, musste ich Hinata-sama beschützen. Sie stellte sich selbst auf den zweiten Platz, gab anderen den Vorzug. Ich nahm ihre Entscheidung hin und noch am selben Tag ging ich vor Hinata-sama auf die Knie und schwor ihr, sie mit meinem Leben zu beschützen. ~ X ~ Ich stecke in der Zwickmühle. Entweder breche ich mein Wort oder mein Versprechen. Was ist mehr wert? „Bitte, nii-san. Schick mich jetzt nicht weg.“ Ihre Stimme klingt flehend. Langsam öffne ich wieder meine Augen und erwidere ihren Blick. Ich kann Hoffnung sehen. Und Angst. Angst, dass sie sie trotzdem fortschicken werde. Doch ich sehe auch Trotz. Nein, auch wenn ich mich jetzt gegen ihre weitere Anwesenheit entschied, würde sie meinen Befehl verweigern und einfach hier bleiben. Sie weiß nur zu gut, dass ich seit damals nicht nocheinmal die Hand gegen sie erheben werde. Kurz schaue ich zu TenTen. Ich würde niemals das Versprechen brechen, welches sie mir abgerungen hatte. Auch wenn ich mit der Bedingung des Versprechens nicht zufrieden bin und nur ungerne meine Freundin hinten anstelle, so werde ich es dennoch nicht brechen. Das bedeutet also... Mein Blick wandert von TenTen zurück zu Hinata-sama. … Das bedeutet, dass ich mein Wort ihr gegenüber brechen muss. Oder doch nicht? Denn wenn es gefährlich werden sollte, dann werde ich sie beschützen... Mit meinem Leben, so wie ich es geschworen habe. Um meinen inneren Konflikt zu überspielen drehe ich mich weg und verschränke die Arme. „Dann komm mit. Aber du hältst dich genau an meine Anweisungen, verstanden?“ Über die Schulter schaue ich sie an und sehe, wie sich ein ehrliches Lächeln auf ihrem Gesicht bildet. Mein Blick wandert wieder zurück zu TenTen, die nun ebenfalls lächelt und mir bestätigend zunickt. Ja, ich habe richtig entschieden. Doch statt jetzt in Jubel auszubrechen, sollten wir uns wieder auf die Mission konzentrieren. Wenn wir richtig liegen, dass haben die Ninja aus Kumo es auf das Byakugan abgesehen und wollten für einen von uns Hoshimi-sama an Konoha übergeben. Ansonsten müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Doch sie wissen nicht, welche Künste die Nutzer des Byakugan können. Wir werden einen Weg finden, Hoshimi-sama zu retten, ohne dass die Feinde das Byakugan in die Finger bekommen. Und dann werden wir Tsunade-sama von all dem berichten. „Neji“, höre ich Lees Stimme und ich richte meinen Blick auf ihn. „Was werden wir als nächstes tun, Anführer?“ Die Blicke der anderen richten sich auf mich und entschlossen verkünde ich unser nächstes Ziel. „Wir gehen nach Kumogakure.“ Kapitel 14: Teil 4 - Byakugan! Die Macht eines Hyuuga ----------------------------------------------------- Regen prasselt unaufhörlich auf die Erde nieder, Blitze erhellen in unregelmäßigen Abständen den Himmel. Unsere Füße tragen uns unaufhaltsam weiter; über Felsen, von Baum zu Baum und steile Berge hinauf. Obwohl es bereits Nachmittag sein muss, ist der Himmel dunkel. Kein einziger Sonnenstrahl dringt momentan zur Erde durch. Lee läuft mit entschlossenem Gesichtsausdruck als Schnellster der Gruppe voran. TenTen hat bereits ihre kleinen Schriftrollen in den Händen, bereit sie jederzeit einzusetzen. Hinata-sama und ich haben unser Byakugan aktiviert und spähen unaufhörlich in die Ferne. Wir denken gar nicht daran, eine Pause einzulegen. Soll der Regen doch in unsere Gesichter peitschen und unsere Kleider durchnässen. Wir werden jetzt nicht stehen bleiben! Nicht so kurz vor dem Ziel! Hinata-sama hatte vor wenigen Stunden verdächtige Aktivitäten nahe der Grenze zu Kumo wahrgenommen. Vier Personen, die sich schnell bewegten. Drei davon hatten eine, für Ninja, normale Chakramenge, die vierte Person besaß kaum welches. Wir müssen also davon ausgehen, dass es sich um eine Zivilperson handelt oder um Hoshimi-sama. Nähere Details hatte Hinata-sama nicht sehen können, doch wen auch immer sie gesehen hatte, diejenigen mussten bemerkt haben, dass wir ihnen auf der Spur sind, denn sofort wurden sie schneller. Dann, vor wenigen Minuten, sind sie stehen geblieben und haben sich seitdem nicht mehr weiterbewegt. Wir wissen nicht, ob sie eine Pause machen oder auf uns warten. Mir persönlich wäre das Letztere lieber. „Seid vorsichtig“, sage ich an mein Team gewandt, während wir mit einer irren Geschwindigkeit den letzten Wald vor der Grenze zu Kumo durchqueren. Ich erhalte zwar keine Antworten, aber ich sehe, dass TenTen ihre Schriftrollen ein wenig anhebt und Lee vorsichtiger läuft. Hinata-sama nickt kurz und verengt ihre Augen ein Stück. Der Wald ist zuende und ohne Pause springen wir auf den Boden und laufen weiter. Mein Blick schweift wieder in die Ferne, aber ich kann unsere Gegner noch nicht sehen. Sie sind noch zu weit entfernt. Alles was ich sehe, sind Felsen und Steinsäulen, die durch das Byakugan farblos in die Höhe ragen. Nirgends ist ein Lebenszeichen erkennbar. Dennoch macht sich grimmige Entschlossenheit in mir breit und ich beiße die Zähne aufeinander. Wir werden dem Ganzen heute ein Ende setzen. Wir werden die echte Hoshimi-sama befreien und sicher nach Tsuri no Kuni zurückbringen. Dann kann das Friedensabkommen mit Konoha endlich mit aller Gültigkeit unterschrieben werden. Ich spüre TenTens Blick auf mir ruhen und schaue sie wieder an. Auch sie ist entschlossen, diese Sache zu beenden. Das sehe ich. Schon immer reichte nur ein Blick in ihre Augen. Meine Gedanken schweifen einige Jahre in die Vergangenheit zurück zu dem Tag, an dem ich ihr alles über meine Vergangenheit offenbart hatte. Es hatte geschneit und wir waren vom Friedhof auf dem Weg zurück zum Anwesen. Schon damals hatte sie mich angesehen, hatte einfach geschwiegen und ich hatte tausende von unausgesprochenen Worten in ihren Augen gesehen. Worte, die sie nicht sagen wollte; Worte, die sie nicht sagen konnte und Worte, denen es keiner Worte bedarf... Jetzt sieht sie mich erneut mit diesem Blick an. Wortlos richte ich meinen Blick wieder nach vorn. „Neji-nii-san“, höre ich dann Hinata-samas Stimme und ich drehe meinen Kopf in ihre Richtung. Ihr Blick sieht entschlossen aus, etwas Kämpferisches liegt in ihm. „Du kannst sie gleich sehen. Sie bewegen sich nicht und scheinen auf uns zu warten.“ Ich schaue wieder nach vorn und tatsächlich sind vier Gestalten in meinem Blickradius aufgetaucht. An der Form der Tenketsu kann ich erkennen, dass sie Kampfhaltung angenommen haben. Ich deaktiviere meine Byakugan, Hinata-sama tut es mir gleich. TenTen hebt die Schriftrollen nun vor ihren Körper und Lee hebt die Fäuste. Dann bleiben wir stehen und schauen unsere Gegner an. Sofort richtet sich mein Blick auf ein ganz bestimmtes Mitglied von ihnen. Lange, feuerrote Haare, kleine Gestalt, zierlicher Körperbau. Da ist sie, die falsche Hoshimi-sama. Augenblicklich verengen sich meine Augen und ein fieses Grinsen setzt sich auf ihr Gesicht, als sie uns ebenfalls wiedererkennt. „Sieh mal einer an... Wenn das nicht Neji-kun, die kleine Hinata, die Augenbraue und TenTen sind...“, begrüßt sie uns. Während sie spricht werfe ich einen Blick auf den Rest ihres Teams: Ein großer, dünner Ninja, der ziemlich schmächtig aussieht und ein dickerer mit ziemlich breiten Oberarmen... In gewisser Hinsicht hat der dickere der beiden Ähnlichkeiten mit Jirobo. Und dann ist da noch dieses Mädchen bei ihnen. Ebenfalls eine kleinere, zierlichere Gestalt. Lange, hellblonde Haare und türkise Augen. Ich gehe davon aus, dass es sich bei ihr um die echte Hoshimi-sama handeln muss; grade schon, da sie in Begleitung der Falschen ist. Ich richte mein Blick wieder auf unsere falsche Auftraggeberin. „Ich hätte nicht erwartet, dass ihr uns so schnell findet“, spricht sie unbeirrt weiter. „Scheinbar sind einige Punkte unseres Plans schiefgegangen... Eigentlich gingen wir davon aus, dass ihr euch sofort auf den Weg nach Kirigakure macht um die Sache mit dem Friedensvertrag zu klären. Scheinbar...“, sie verzieht abfällig das Gesicht. „Scheinbar ist das nicht geschehen...“ Ein kurzes Lachen entweicht meiner Kehle. „Ich werde das 'Genie von Konoha' genannt. Hast du wirklich gedacht, dass wir blindlings nach Kirigakure weiterlaufen, wenn die Kages diese Angelegenheit selbst unter sich regeln können?“ Die falsche Hoshimi verzieht angewiedert das Gesicht. „Stattdessen habt ihr herausgefunden, wo wir uns aufhalten...“ Schnell streckt sie ihre Hand aus und greift der echten Hoshimi-sama in die Haare. Grob zieht sie ihre Geisel zu sich. Der echten Hoshimi-sama entweichen kurze Schmerzlaute und mit flehendem Blick sieht sie mich an, während ihre Lippen stumm 'Hilf mir' formen. Tatsächlich, sie ist keine Ninja. „Und ihr seid jetzt gekommen, um dieses Miststück zu befreien?“ Unsere Gegnerin lacht auf und schmeißt die echte Hoshimi-sama ruppig zu Boden. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass TenTen und Hinata-sama sofort loseilen und ihr helfen wollen, doch ich strecke schnell den Arm zur Seite aus und hindere die beiden daran. „Halt!“ „Neji, wir müssen ihr helfen!“, kontert TenTen und drückt meinen Arm nach unten, dann läuft sie auf unsere Feindin zu. Verdammt! Sofort formt der dünne Ninja einige Fingerzeichen und kurz darauf bricht ein großer Stein aus dem Boden und rast auf TenTen zu. Sie wird hart getroffen und zurückgeschleudert. „TenTen!“ Schnell laufe ich auf sie zu, knie mich zu ihr runter und fasse sie an den Schultern. Sie reagiert, sieht mich an. Zum Glück scheint ihr nichts ernsthaftes geschehen zu sein. Wütend richte ich meinen Blick auf unsere Gegner und stehe wieder auf. Die falsche Hoshimi lacht abartig. Wut macht sich in mir breit. „Was denn? Hast du nicht mehr auf dem Kasten?“ Dann richtet sie ihren Blick auf mich. „Neji-kun, du hast wirklich ein erbärmliches Team, wusstest du das schon?“ „Halt deine Klappe!“ Überrascht von meinem Ausbruch zuckt sie kurz zusammen und ich spüre, dass auch mein Team mich sprachlos ansieht. „Wir haben gehört, dass ihr ein Tauschgeschäft geplant habt. Also, was wollt ihr für Hoshimi-sama?“, füge ich wieder ruhiger hinzu. Lass uns das endlich hinter uns bringen. Je eher Hoshimi-sama in Sicherheit ist, desto besser für uns. Ein siegessicheres Grinsen bildet sich auf dem Gesicht meiner Gegenüber. „Da hast du richtig gehört. Ja, wir überlassen euch dieses Miststück Hoshimi, wenn ihr uns dafür das Byakugan überlasst.“ Kaum merklich richtet sich ihr Blick kurz auf Hinata-sama und ihr Lächeln wird breiter. „Ich hätte ja niemals gedacht, dass wir es gleich in doppelter Ausführung bekommen...“ Ich horche unwillkürlich auf. Doppelt? Also scheinen sie nichts von der Haupt- und Nebenfamilie zu wissen. Innerlich lächel ich sicher auf. Das verschafft uns einen Vorteil. So kann ich Hinata-sama schützen und gleichzeitig Hoshimi-sama befreien. Heimlich richte ich meinen Blick auf mein Team, auf TenTen und ein seltsames Gefühl überkommt mich, während ich sie beobachte. Dann schaue ich wieder nach vorne, unserer Feindin direkt in die Augen. „Abgemacht.“ Die falsche Hoshimi lächelt auf, doch hinter mir kann ich mein Team protestieren hören. „Neji, das kannst du nicht machen!“ Lee... „Das ist sicherlich eine Falle!“ TenTen... „Nii-san, bitte...“, und Hinata-sama. Ohne auf die Einwände meines Teams zu hören, blicke ich unserer Feindin in die Augen. „Einer für einen. Hoshimi-sama für einen von uns. Und mein Team lasst ihr gehen.“ Die falsche Hoshimi lacht auf. „Was glaubst du wer du bist, dass du hier Bedingungen stellst?“, fragt sie mit sarkastischem Unterton in der Stimme. Ich verenge meine Augen kaum merklich. Dann regt sich einer ihrer Kameraden. „Kumeko, wir sollten kein Risiko eingehen. Ein Byakugan ist besser als keines.“ Aha, Kumeko also... Kumeko beißt die Zähne aufeinander und setzt ein wütendes Gesicht auf. „Nein! Das akzeptiere ich nicht! Ich will beide Hyuuga!“ Sie schreit die Worte und fängt an, die ersten Fingerzeichen zu formen. „Doton Kekkai!“ Sie rammt ihre Hände gegen den Boden, der in dem Moment erbebt. „Ikite Iru Chikyu!“ Schnell hebt sie die Arme an und mit dieser Bewegung schießen hunderte von Armen aus dem Boden, die auf uns zustürmen. „Kumeko! Hör auf!“, schreit einer ihrer Kameraden dazwischen, doch sie hört nicht. „Sei still! Ich will beide!“ Ich aktiviere mein Byakugan, erfasse die Lage. Die Arme steuern nicht gezielt auf uns zu, sondern sollen wohl für Ablenkung sorgen. Mein Blick wandert weiter zu Hoshimi-sama, die völlig verängstigt auf dem Boden hockt. Zu unserem Glück grade unbeachtet von unseren Gegnern. Schnell drehe ich mich zu Lee um. „Lee! Schnell! Bring Hoshimi-sama in Sicherheit!“ Er ist der Schnellste der Gruppe und am besten dafür geeignet. Grade zertritt er einen Steinarm, dessen Hand sein Bein gepackt hatte und dreht sich dann ebenfalls zu mir um. Zur Bestätigung hebt er kurz den Daumen und stürmt dann auf Hoshimi-sama zu. Mein Blick wandert weiter zu TenTen. Sie schleudert ohne Unterlass ihre Waffen auf die steinernen Gegner und kann sie dadurch gut auf Abstand halten. Zu meiner Erleichterung ist sie mehr am Ausweichen statt am Angreifen. Zwar hat sie viel Chakra, aber wenn sie solche Massen auf Dauer beschwört, dann ist von diesem Chakra schnell nichts mehr übrig. Sie scheint es zu wissen, immerhin kennt sie ihre Grenzen besser als ich. Schnell wehre ich nun ebenfalls einen Arm ab, der mich angreift und packen möchte. Mit einem einfachen, gezielten Tritt zerbricht er zu einem Haufen kleiner Steinchen. Schnell schweift mein Blick zu Hinata-sama, die sich ebenfalls gut gegen diese Dinger schlägt. Schon wieder wird mein Bein gepackt und ich schaue runter auf mein Fuß. Einiger der Arme haben sich an mein Schienbein gekrallt und umschlingen es langsam. Ich zerre, versuche mich zu bewegen, doch ich komm nicht frei. Mit den Zähnen knirschend sammel ich Chakra in meiner Hand und hole zum Schlag aus, doch genau in diesem Moment wird der Arm von einem Morgenstern zertrümmert und bleibt als Haufen Steine vor mir liegen. Eindeutig TenTens Verdienst. Schnell schaue ich zu ihr rüber und sie lächelt mich entschlossen an. „Ihr könnt mich nicht besiegen!“, schreit Kumeko plötzlich und beschwört weitere Hände herauf, die nach uns greifen. Ha! Diese Arme und Hände greifen ja nicht einmal an. Sie sind keine wirkliche Gefahr für mein Team. Schnell lasse ich Chakra aus meinem Körper strömen und es einen Schild um mich bilden. Dann fange ich an, mich zu drehen. „Kaiten!“ Ich spüre, wie das Chakra aus meinem Körper fließt, sich verbraucht. Doch... es fühlt sich anders an... „Nii-san! Stopp!“, schreit Hinata-sama plötzlich und augenblicklich beende ich das Kaiten... und sehe, was sie meinte. Die Hände und Arme um uns herum haben sich fast verdreifacht. „Wo kommen die alle her?“ Plötzlich lacht Kumeko auf. „Habt ihr es noch nicht bemerkt? Sobald ihr von den Händen ergriffen oder berührt werdet, saugen sie euch euer Chakra aus! Und je mehr Chakra der Boden dadurch absorbiert, desto mehr dieser Gestalten kann ich erschaffen!“ Verdammt, das ist gar nicht gut. Ich sehe mich um. Ich kann Lee etwas weniger als einen Kilometer entfernt von hier sehen. Zusammen mit Hoshimi-sama, die er grade in Sicherheit bringt. Dann schaue ich wieder zu Kumeko. Wenn ihre Hände ihr Medium für dieses Jutsu sind, dann müssen wir sie in einen Kampf verwickeln. Solange sie die Hände nicht auf den Boden richten kann, kann sie auch keine neuen Gestalten beschwören. Schnell stürme ich auf sie zu, sammel Chakra in meinen Handflächen und bin im Begriff, sie anzugreifen. „Oh nein! Das wagst du nicht“, ruft einer von Kumekos Kameraden und formt ebenfalls Handzeichen. „Jishin!“ Ruckartig bleibe ich stehen und schaue zu Boden. Die Erde hat angefangen zu beben und reißt nun an vielen Stellen auf. Mein Team kann sich nicht auf den Beinen halten und stürzt nacheinander zu Boden. Ich versuche aufzustehen, doch sofort greifen Kumekos Felsenhände nach mir. Und sobald sie mich berühren, spüre ich das Chakra aus mir fließen. Ich schaue zu TenTen. Sie wehrt sich gegen diese Dinger, hämmert mit allen möglichen Waffen auf sie ein, doch es werden immer mehr. Ich widme mich nun selbst wieder den Armen und Händen um mich herum und beginne, auf sie einzutreten. Für einen kurzen Augenblick bin ich frei und stehe schnell auf. Ich sehe mich um und finde Hinata-sama, die noch nicht wieder auf den Beinen ist und mit aller Macht versucht, sich gegen die Gestalten zu wehren. Ohne weiter zu zögern sprinte ich los, auf sie zu. Hände greifen nach mir, doch ehe sie zupacken können, bin ich an ihnen vorbei. „Ich will beide Hyuugas!“, schreit Kumeko wieder, beschwört noch einmal dutzende von diesen Armen herauf und im nächsten Moment beginnt die Erde wieder zu beben. Hinata-sama, die grade dabei war aufzustehen, stürzt wieder auf den Boden zurück und wird sofort von den Steinhänden umklammert und zu Boden gedrückt. Sie kann sich nicht mehr wehren und ich sehe, wie sie durch den Chakramangel immer schwächer wird. „Ich! Will! Beide!“ Kumekos Schrei klingt fast unmenschlich. Sie hat sich in eine Art Raserei versetzt und schmiedet eine ungeheure Menge Chakra. Doch dadurch steigt auch ihr Verbrauch. Aber das ist Nebensache. Viel schlimmer ist, dass nun alle übrigen Steinarme auf Hinata-sama und mich zusteuern und ihre Hände nach uns ausstrecken. Sofort beschleunige ich meinen Sprint, gleich bin ich bei Hinata-sama. Gleich kann ich sie von diesen Dingern befreien und in Sicherheit bringen. „Ori, setz gleich dein Jutsu ein!“, kann ich den Gegner rufen hören, dann bebt erneut die Erde und unter mir reißt der Boden auf. Ich komme grade bei Hinata-sama an, als ich den Halt unter den Füßen verliere und nach vorn stürze. Doch noch im Fall werde ich von den steinernen Händen gepackt und festgehalten. Ich kann mich nicht bewegen, während mit das Chakra aus dem Körper gesaugt wird. Der Verlust ist nicht sehr hoch, dennoch ist es Chakra, was mir im weiteren Kampf fehlen wird. Schweigend schaue ich in Hinata-samas Augen und erwidere damit ihren verzweifelten Blick. Verdammt! Was sollen wir jetzt nur machen? Wir können uns nicht mehr bewegen und der einzige, der jetzt noch die Situation zu unseren Gunsten rumreißen könnte, ist Lee. Doch der bringt grade Hoshimi-sama in Sicherheit. Aus dem Augenwinkel kann ich den Dritten im Team unserer Feinde auf uns zukommen sehen. Er geht entspannt, anscheinend ist er sich sicher, nichts mehr befürchten zu müssen. Bei Hinata-sama und mir bleibt er stehen, formt Fingerzeichen und drückt die Hände auf den Boden. „Doton Kekkai: Doro Domu.“ Steine lösen sich aus dem Boden und bilden eine Halbkugel, die uns beide gefangen nimmt. Kurz darauf verschwinden die steinernen Arme und Hände und geben uns frei. Ich stolpere nach vorn, fange mich und eile die letzten Schritte zu Hinata-sama, die sich langsam aufrichtet. „Hinata-sama!“ Neben ihr hocke ich mich hin und helfe ihr auf. „Geht es dir gut?“ Langsam nickt sie und sieht sich um. „Neji-nii-san, was ist das?“ Angst liegt in ihrer Stimme. Und obwohl sie versucht, sie zu verbergen, höre ich sie ganz deutlich heraus. Ich sehe mich ebenfalls um und stehe wieder auf. „Ich kenne dieses Jutsu. Einer der Sound Five, gegen die wir damals kämpften, hatte genau das Gleiche eingesetzt...“ Hinata-sama schweigt und ich trete auf die Erdwand zu, strecke meine Hand aus und aktiviere mein Byakugan. Meine Hand verschwindet und sichtbar werden die Tenketsu und Chakra-Ströme, die durch sie hindurch fließen. Und das Chakra, was meinen Körper verlässt und auf die Wand zusteuert, wo es von ihr absorbiert wird. Seufzend deaktiviere ich mein Kekkai Genkai wieder. „Diese Barriere saugt uns unser Chakra aus. Es wird absorbiert.“ „Wie kommen wir hier raus?“ Ich schließe die Augen und senke leicht den Kopf. „Gar nicht. Wir müssen warten, bis TenTen oder Lee unsere Feinde soweit ablenken, dass der Anwender des Jutsus sich nicht mehr auf die Aufrechterhaltung der Wand konzentrieren kann. Oder bis die beiden sie von außen zerstören...“ „Aber...“ Hinata-sama fehlen die Worte und ich schaue sie an. „Damals konnten wir uns nur befreien, weil wir sie mit physischen Angriffen zerstörten. Doch wir beide kämpfen mit Chakra. Und diese Wand würde es sofort absorbieren und sich selbst regenerieren, selbst wenn wir Schaden verursachten...“ Nun senkt Hinata-sama den Kopf und zieht die Knie an. Ich drehe mich wieder weg und versuche, durch die Wand hindurch zu sehen, aber eine Barriere schirmt uns von der Außenwelt ab. Kurzum... Ich weiß nicht, was draußen passiert, was mit meinem Team ist... Und wir können nichts weiter tun, als zu warten... „Das ist alles meine Schuld...“ Erstaunt hebe ich den Kopf. „Wenn ich nicht so schwach wäre, hättest du mich nicht beschützen müssen und wärst jetzt nicht hier mit mir gefangen... Ich hätte gehen sollen, als du es mir sagtest...“ Ich balle meine Hände zu Fäusten, drehe mich aber nicht zu Hinata-sama um. „Gibst du dir etwa die Schuld für die Situation? Ich dachte, diesen Teil deines Lebens hättest du hinter dir gelassen...“ Meine Stimme klingt kalt und verständnislos. Sie hatte sich so geändert und nun fällt sie in das alte Schema zurück, nur weil die Situation mal heikler wird? Habe ich mich tatsächlich so in ihr geirrt? Hinata-sama schweigt und nun drehe ich mich zu ihr um. Sie hat den Kopf gesenkt und die Knie angezogen. Kurz zögere ich, dann gehe ich zu ihr, hocke mich vor sie und lege ihr eine Hand auf die Schulter. Erstaunt hebt sie den Blick und sieht mich an. „Wolltest du nicht immer stark sein? Wolltest du nicht Naruto beschützen, in dem du stark wirst? Wie willst du das schaffen, wenn du jetzt Schwäche zeigst?“ Stumm erwidert Hinata-sama meinen Blick und lässt meine Fragen unbeantwortet. Doch ihre Augen weiten sich merklich. Hinata-sama ist nicht schwach. Sie ist stark. Nur zeichnet sich Stärke bei jedem anders aus. Die einen sind körperlich stark. Andere haben einen ausgesprägten Gerechtigkeitssinn. Wieder andere haben ein großes Herz. Stärke hat viele Gesichter und das, was andere an einem anerkennen und schätzen, das ist wirkliche Stärke. Bei Hinata-sama ist es ihre Gutmütigkeit. Langsam nickt sie und kurz funkt Entschlossenheit in ihrem Blick auf. Ich richte mich wieder auf, doch nur um mich neben sie gegen die Wand zu setzen. Solange sich das Jutsu nicht auflöst, können wir ohnehin nichts unternehmen. Kurz schweige ich und Hinata-sama lehnt sich ebenfalls nun gegen die Wand. Ich richte meinen Blick auf meine Hände. „Ich weiß, dass du dir früher gewünscht hast, du wärest an meiner Stelle in die Nebenfamilie geboren...“ Aus dem Augenwinkel sehe ich Hinata-sama leicht zusammenzucken und ich drehe den Kopf in ihre Richtung. „Wieso? Warum hast du dir so etwas gewünscht?“ Sie schaut zu Boden, macht keine Anstalten, meinen Blick zu erwidern. Stattdessen fängt sie an, nervös ihre Finger zu bewegen. „Weil... weil du das Genie des Clans bist... I-Ich dachte, dass du viel besser in die Hauptfamilie passen würdest...“ Schweigend schaue ich sie weiter an. Ich sehe an ihrer Reaktion, dass sie anscheinend nicht gerne über solche Sachen spricht. Und erst recht nicht mit mir. Dann hebt sie den Kopf und schaut auf einen imaginären Punkte an der Wand gegenüber. „Weißt du, ich denke manchmal noch an die Vergangenheit zurück. Du warst damals schon so stark und talentiert. Das genaue Gegenteil zu mir. Und obwohl du immer so abweisend und verletzend mir gegenüber warst, wollte ich mit dir die Plätze tauschen. Ich war der Meinung, dass ein Genie wie du einfach zur Hauptfamilie gehören sollte.“ Sie lacht kurz auf. „Wahrscheinlich hätte mir das Juin besser gestanden als dir...“ Betroffen drehe ich meinen Kopf auch wieder nach vorne und schaue zu Boden. „Was redest du denn da? Das Juin hätte grässlich an dir ausgesehen...“ Wäre ich damals an ihrer Stelle gewesen, hätte ich ihr alles erdenklich schlechte gewünscht oder das Juin aktiviert, wenn sie mich so angegangen hätte, wie ich es damals mit ihr tat. Aber sie tat nichts dergleichen. Sie nahm mir meine Vergehen nicht ein einziges Mal übel. Und nie im Leben hatte sie mit dem Gedanken auch nur gespielt, das Juin zu aktivieren, um ihre Autorität mit gegenüber unter Beweis zu stellen und mir zu zeigen, dass sie diejenige ist, die das Sagen hat. „Denkst du etwa immer noch genauso?“, frage ich nach kurzem Schweigen. Meine Stimme ist ruhig. Hinata-sama schüttelt leicht den Kopf. „Schon seit einigen Jahren nicht mehr. Heute wünsche ich mir, du wärst ebenfalls in die Hauptfamilie geboren.“ Nun dreht sie endlich ihren Kopf zu mir und lächelt. „Vielleicht wärst du dann tatsächlich mein Bruder geworden.“ „Wer weiß.“ Ich erwidere kurz ihr Lächeln und zucke leicht mit den Schultern. Dann erfüllt kurzes Schweigen den Raum und jeder von uns hängt seinen eigenen Gedanken hinterher. Ich weiß, dass Hinata-sama sich immer einen Bruder gewünscht hat. Jemand starkes, bei dem sie sich sicher fühlen kann. Da Hiashi-sama mich schon recht früh in das Haupthaus holte, wurde ich dieser große Bruder für Hinata-sama. Doch ich habe sie enttäuscht. Ich habe sie verletzt, gedemütigt, verachtet, gehasst. Ich war alles, nur nicht der Bruder, den sie in mir sah. Leicht neige ich mein Kopf zu ihr und sehe sie heimlich an. Nach meinem Kampf mit Naruto wurden mir zwar die Augen geöffnet und seitdem verstanden wir uns immer besser, doch die verlorene Zeit ist für immer fort. Meine Fehler aus der Vergangenheit sind nicht wieder gut zu machen. Sie haben zu tiefe Narben hinterlassen, auch wenn Hinata-sama mich nie deswegen zur Rechenschaft gezogen hat. Nein, Hinata-sama nicht. „Neji-nii-san?“ Schnell drehe ich meinen Kopf wieder nach vorn und schaue gegen die Wand. „Hm?“ „Darf ich dir eine Frage stellen?“ „Natürlich.“ „Uhm...“, sie zögert kurz und wieder fangen ihre Finger an, nervös rumzuspielen. Sie richte meinen Blick auf sie und warte geduldig. „Haben sie bei dir... uhm...“ Sie dreht ihren Kopf ebenfalls in meine Richtung und schaut mir in die Augen. „Ich meine... uhm...“ Kaum merklich wandert ihr Blick zu meiner Stirn. Zu dem Zeichen, was unter meinem Stirnband verborgen ist. Ich verstehe. „Ob sie schonmal mein Juin aktiviert haben?“, unterbreche ich sie. Sicherlich hätte sie die Frage nur unter großer Mühe hervorgebracht. Hinata-sama nickt. Kurz seufze ich und schaue hoch gegen die Decke. „Ja“, ist dann meine schlichte Antwort. Geschockt sieht Hinata-sama mich an. Scheinbar hat sie mit meiner Antwort nicht gerechnet, denn auch die nächste Frage bringt sie nicht vollständig über die Lippen. „Wann hat man... und wer?“ Ich senke den Kopf und schließe die Augen. Meine Gedanken schweifen in die Vergangenheit. „Damals... vor meinem Kampf gegen Naruto...“ ~X~ Es war nach den ersten Ausscheidungskämpfen der Chuunin-Prüfung, unmittelbar nach unserer Rückkehr in das Dorf. Hinata-sama wurde sofort in das Krankenhaus gebracht und ihre gesamte Familie eilte hinterher. Nur ich nicht. Ich befand mich zu dieser Zeit im Anwesen, stand dem Ältestenrat gegenüber. Irgendwie hatten sie genauso schnell wie Hiashi-sama davon erfahren. In diesem Augenblick schauten mich fünf paar weißer Augen an und in ihren Blicken konnte ich Gleichgültigkeit, Hass und Furcht lesen. „Neji Hyuuga“, fing einer von ihnen an. „Du weißt, warum du hier bist?“ Ich schwieg. Natürlich wusste ich, warum ich zu ihnen gerufen wurde. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. „Wir haben von deinem Kampf gegen Hinata gehört. Und auch, was mit ihr geschehen ist... Was du mit ihr angestellt hast.“ Er machte eine kurze Pause und hämmerte seinen Gehstock dann mit einem lauten Knallen auf den Boden. „Töten wolltest du sie!“ Noch immer schwieg ich. Egal, was ich gesagt hätte, es hätte in ihren Ohren wie Ausreden geklungen. Sie hätten mir nicht zugehört. Ein zweiter trat vor und begann. „Neji, dir ist sicherlich klar, dass Hinata-sama eines Tages ihren Vater ablösen und den Clan weiterführen wird?“ Seine Stimme klang ruhig, anscheinend hatte er sich besser unter Kontrolle als sein Vorredner. „Das ist mir klar“, antwortete ich ebenso ruhig und sah ihm in die Augen. Blanke Verachtung... „Und dir ist sicherlich auch klar, aus welcher Familie du stammst?“ Ich senkte den Kopf. „Das ist mir auch klar...“ „So sag mir also“, er hob die Stimme kurz an, damit jeder im Raum ihn auf jeden Fall wahrnahm. „Wenn du um deine Position innerhalb des Clans weißt und dir auch die sehr viel höhere Position Hinatas bekannt ist, warum wolltest du sie dann töten?“ Meine Augen verengten sich ein Stück, während ich weiter zu Boden sah. „Ihr würdet die Gründe ja doch nicht verstehen“, gab ich zur Antwort, ungeachtet dessen, was ich sagte und wie sie darauf reagierten. „Junge! Vergiss nicht, wo deine Wurzeln liegen! Du stehst immer noch vor der Hauptfamilie!“, polterte nun ein Dritter und trat einige Schritte auf mich zu. Dann packte er mich am Kragen und sah mich hasserfüllt an. „Vergiss nicht, dass wir dich in der Hand haben. Du bist immer noch nur irgendjemand aus der Nebenfamilie, auch wenn Hiashi dich zu sich geholt hat“, presste er dann leise zwischen seinen Zähnen hervor und ließ mich wieder los. Mit Ausdrucksloser Mine und gleichgültigem Blick sah ich ihn an. Es hatte sich also nichts geändert. Die Hauptfamilie betrachtete uns als wertlos und unwürdig. Wir waren nur dazu gut, unser Leben für sie zu opfern und wie Sklaven ihre Wünsche zu erfüllen. Um uns würde nie auch nur ein einziger dieser ganzen, verkommenen Familie trauern, nie würde einer von ihnen uns unsere Wünsche erfüllen oder zugestehen. Wir hatten willenlos zu sein. Und genau dies hatte der Älteste grade bestätigt. Mit humpelnden Schritten begab er sich wieder hinter die anderen. Der zweite setzte wieder an. „Neji, uns bleibt leider keine andere Wahl als dir zu verdeutlichen, was deine Aufgabe innerhalb des Clans ist. Einzelaktionen der Nebenfamilie, besonders in diesem Ausmaß, sind nicht gestattet und müssen bestraft werden.“ Während er die Worte sprach wurde mir bewusst, was gleich geschehen würde. Angst machte sich in mir breit. Noch nie hatte ich mich so vor etwas gefürchtet, es schnürte mir die Kehle zu und hinderte mich am sprechen. Einer der Ältesten hob seine Hand, streckte zwei Finger in die Höhe und führte sie vor sein Gesicht. Es spielte sich wie in Zeitlupe ab. Mit jeder Sekunde wuchs meine Angst, mein Atem ging schneller und klang furchtbar laut in meinen eigenen Ohren. Und als mir klar wurde, dass es kein Zurück mehr gab, weiteten sich meine Augen vor Panik. Der Schmerz in meinem Kopf explodierte schlagartig, war unvorstellbar, unwirklich und doch so furchtbar real. Ich realisierte nicht, wie ich auf die Knie ging oder mir das Stirnband vom Kopf riss und es quer in den Raum schleuderte. Alles was ich spürte waren diese Schmerzen in meinem Kopf. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Irgendetwas hielt mich davon ab. War es mein Stolz, den ich trotz allem noch zu wahren versuchte? Oder war die Pein selbst so groß, dass man ihr selbst mit einem Schrei nicht gerecht werden konnte? Doch dann drang ein schmerzhafter Laut an mein Ohr, von dem ich erst viel zu spät bemerkte, dass er aus meinem Mund kam. Ich hatte um mein Leben geschrien. Ich wollte noch nicht sterben... So plötzlich wie er kam, endete der Schmerz auch. Sicherlich waren es nur Sekunden der Folter gewesen, doch es kam mir vor wie Stunden. Ich war bereits so sehr geschwächt, dass ich nicht merkte, wie ich nach vorn kippte und hart auf dem Boden aufschlug. Halb bei Bewusstsein und mit verschwommenem Blick nahm ich nur wahr, dass jemand weiteres den Raum betreten hatte und die Ältesten zum Aufhören befehligte. Die Geräusche und Worte klangen dumpf, wie aus weiter Ferne und drangen kaum richtig zu mir durch. Zeitgleich spürte ich, wie jemand mir die Hände auf den Rücken legte, mich rüttelte und meinen Namen rief. Hanabi-sama, wie ich später erfahren hatte. Dann sprach eine dunklere, tiefere und kräftigere Stimme zu mir, Hiashi-sama, und ich wurde herumgedreht. Seine Worte verstand ich nicht mehr, denn in diesem Augenblick nahm die Dunkelheit mich gefangen. Ich verlor das Bewusstsein vollständig. ~X~ Hinata-sama hat die ganze Zeit schweigend zugehört. Sicherlich ist es für sie ein großer Schock, diese Geschichte zu hören. Sie ist viel zu gutmütig, um soetwas ertragen zu können. Ich öffne die Augen und schaue sie an. Meine Vermutung bestätigt sich. Sie setzt zum Sprechen an, bewegt den Mund, doch ihre Worte bleiben stumm. Stattdessen füllen sich ihre Augen mit Tränen. Oh, bitte nicht, Hinata-sama. Genau aus diesem Grund hatte ich ihr diese Geschichte vorher nie erzählt. Sie sollte nicht annehmen, dass sie der Auslöser für die Aktivierung des Juins war, sie sollte sich keine Vorwürfe machen. Etwas hilflos lege ich ihr eine Hand auf die Schulter und blicke ihr direkt in die Augen. „Hey, Hinata-sama... Es gibt keinen Gru-“ Noch bevor ich meinen Satz zuende gesprochen habe, fällt sie mir um den Hals und weint. Zögerlich lege ich meine Hände um sie und streichel ihr unbeholfen über den Rücken. Ich bin wirklich kein Mensch für solche Sachen, obwohl TenTens Einfluss mich in den letzten Jahren wirklich sehr verändert hat. „Hey, jetzt weine doch nicht.“ Von Hinata-sama kommt nur ein Schluchzen als Antwort. Vergebens versucht sie, einen Satz anzufangen, doch ich unterbreche sie schnell. „Kennst du den Spruch 'Wo Licht ist, ist auch Schatten'?“ Endlich löst sie die Umarmung, wischt sich mit dem Ärmel über die Augen und sieht mich an. Dann nickt sie kurz. „Mit dem Clan ist es genauso. Es gibt das Licht... das sind Hiashi-sama, Hanabi-sama und du, Hinata-sama. Ihr seht in der Nebenfamilie viel mehr als nur eure unfreiwilligen Beschützer. Ihr akzeptiert sie als vollwertige Mitglieder des Clans... Und auch wenn Hiashi-sama als Clanoberhaupt die Regeln einhalten muss, hat er sich nicht selten genug auch über sie hinweg gesetzt.“ Für Hiashi-sama bin ich nicht einfach einer von vielen. Ich bin sein Neffe aus der Nebenfamilie, für den er sich ein besseres Leben erhofft. Ich stehe auf und gehe einige Schritte, drehe mich mit dem Rücken zu meiner Cousine. Hinata-sama folgt mir mit ihrem Blick. „Und dann ist da der Schatten. Das sind all die Mitglieder der Hauptfamilie, die an den alten Traditionen festhalten, wie die Ältesten oder einige, die keine Verwandten in der Nebenfamilie haben.“ Ich bleibe mitten im Raum stehen und schaue sie über die Schulter an. „Weißt du, es teilt nicht jeder im Clan die Meinung von dir und deiner Familie...“ Ich drehe meinen Kopf wieder nach vorne und schaue gegen die Wand. „Aber das ist mir egal, solange die Personen, die mir am wichtigsten sind, an mich glauben.“ Hinter mir höre ich ein schleifendes Geräusch, dann Schritte, die neben mir stehen bleiben. Ein entschlossener Blick richtet sich aus weißen Augen auf mich und ich erwidere ihn. Da ist sie wieder, die Hinata-sama, die mich während der bisherigen Mission so mit ihrem Mut und ihrer Entschlossenheit überrascht hat. „Neji-nii-san, ich gebe dir ein Versprechen.“ Verwirrtheit macht sich in mir breit und fragend erwidere ich Hinata-samas Blick weiter. Warum sollte sie mir ein Versprechen geben? Was gibt es, das so wichtig wäre? „Ich verspreche dir, wenn ich die Clanherrschaft übernehme, dann werde ich die Ungerechtigkeit im Clan aufheben. Ich werde dafür sorgen, dass der Nebenfamilie genauso viel Respekt entgegengebracht wird, wie der Hauptfamilie. Das ist, was ich dir schulde, Neji-nii-san.“ Ich hab ehrlich nicht damit gerechnet, dass sie ausgerechnet dieses Versprechen gibt. Erinnerungen blitzen vor meinen Augen auf, Erinnerungen an Jahre zuvor. Naruto hat mir ein ähnliches Versprechen gegeben, damals bei unserem Kampf während den Prüfungen. Und sie hat genau den gleichen entschlossenen, sturen Gesichtsausdruck wie Naruto damals hatte. Mit geweiteten Augen schaue ich meine Gegenüber an und mir fehlen die Worte. Doch mir bleibt nicht viel Zeit, nach einer Antwort zu suchen, denn plötzlich fängt Hinata-sama an zu schwanken und wäre beinahe umgekippt, hätte ich sie nicht aufgefangen. „Hinata-sama? Ist alles in Ordnung?“ Sie sieht sehr mitgenommen aus und schlagartig dämmert mir, worand das liegt. Schnell aktiviere ich mein Byakugan und blicke erst auf Hinata-sama, dann um mich herum. Wie vermutet, sie hat kaum noch Chakra. Uns wird unaufhörlich, solange wir uns hier drin befinden, das Chakra abgesaugt. Hinzu kommt der immer größer werdende Sauerstoffmangel. Wieder lenke ich meinen Blick auf Hinata-sama und lege sie vorsichtig zu Boden. Verdammt. Lee, TenTen, was macht ihr solange? Warum dauert das so lange? Als hätten die beiden meine Gedanken gehört, fängt unser Gefängnis plötzlich an zu bröckeln und erste Lichtstrahlen dringen zu uns durch. Sofort richtet ich meinen Blick darauf und beobachtet mit zunehmender Erleichterung, dass die Steine in sich zusammenfallen und uns langsam wieder frei geben. Schnell schaue ich zu Hinata-sama, die sich nun langsam aufrichtet und ebenfalls erleichtert aussieht. Sehr lange hätte sie es nicht mehr durchgehalten. Ich hebe sie auf meine Arme und verlasse mit ihr entgültig unser Gefängnis. Draußen werden wir bereits von Lee und TenTen erwartet, die vom Kampf sehr erschöpft sind. Dennoch können sie sich ein sicheres Lächeln nicht unterdrücken. Behutsam lasse ich Hinata-sama wieder zu Boden und wende mich meinem Team zu. „Ist alles in Ordnung bei euch?“ Synchron nicken beide. „Bei euch beiden auch?“ Ich nicke und sehe mich dann um. Der Typ, der dieses Steingefängnis geschaffen hat, liegt KO auf dem Boden. Das also ist der Grund, warum sich sein Jutsu aufgelöst hat. Lee scheint meinen Blick folgen zu können. „Den da habe ich erledigt. So stark, wie diese Typen tun, sind sie gar nicht.“ Fragend richte ich meinen Blick zu Lee, der einfach nur grinst. Von ihm erhalte ich keine Antwort, also wandert mein Blick weiter zu TenTen. „Der Trick an der Sache ist, sie voneinander zu trennen und sich jeden einzelnd vorzunehmen. Der Kerl, der die Erdbeben erzeugt hat... der hat sich selbst erledigt. Der Boden ist aufgerissen und hat ihn gefangen genommen.“ Wäre es einer unserer Ninja gewesen, dann hätte ich sowas wie Mitleid empfunden. Es muss hart sein, von seinem eigenen Jutsu getötet zu werden. Speziell dann, wenn es sich um erzeugte Naturkatastrophen handelt... Doch es sind Feinde und je weniger von ihnen übrig sind, desto besser für uns. Ich sehe mich weiter um. „Und Kumeko?“ TenTens Blick wird ernst und sie schaut ebenfalls in die Richtung, in die ich schaue. „Irgendwo dahinten. Sie ist geflohen und hat ihren Kumpel hier alleine gelassen. Sie schien nicht mehr viel Chakra zu haben.“ Ich nicke wortlos und wende mich dann an Lee. „Wo ist Hoshimi-sama?“ „Ich habe sie in einem nahen Dorf unterbringen können. Da leben keine Ninja, nur einfache Bürger. Die werden sich solange um sie kümmern, bis wir hier fertig sind.“ Ich nicke. „Lee, bitte pass auf Hinata-sama auf. Sie kann nicht mehr kämpfen.“ Während Lee salutiert und sich sofort zu ihr begibt, wandert mein Blick wieder zu meiner Freundin. „Und wir beide knöpfen uns jetzt Kumeko vor.“ Kurz flackert Unsicherheit in ihrem Blick auf, weicht dann aber der Entschlossenheit und sie nickt, während sie ihre Schriftrollen zieht. „Lass es uns angehen.“ Mit aktiviertem Byakugan laufe ich los, TenTen hinter mir und gemeinsam jagen wir über die Steppe. Mein Blick geht von einer Steinsäule durch die nächste; sieht durch ganze Berge vor uns durch. Dann, nach einer Weile, sehe ich sie. Auf offenem Gelände, völlig ohne Schutzmöglichkeiten, steht sie und wartet auf uns. Sie hat einen irren Gesichtsausdruck und ihre Augen sind unnormal geweitet. „Da bist du ja endlich, Neji!“, fängt sie mit widerlich verzerrter Stimme an und bildet erste Fingerzeichen. Ich realisiere sofort, was Kumeko plant. „TenTen, schnell! Beweg dich. Sie beschwört wieder ihre Kreaturen!“ TenTen zögert nicht lange und fängt an zu laufen. Auch ich bewege mich um sie herum, immer in Bewegung, niemals stehen bleiben. Kumeko vollendet ihr Jutsu und haut ihre Hände auf den Boden. „Doton Kekkai! Ikite Iru Chikyu!“ Genau in dem Augenblick komme ich hinter ihr an. Noch sind keine Arme oder Hände erschienen. Sehr gut! Schnell sammel ich Chakra in meiner Handfläche und stürze auf sie zu. „Juuken!“ Wenige Millimeter vor dem Treffer bleibe ich ruckartig stehen... Oder besser gesagt: Werde ich aufgehalten. Ich sehe an mir runter. Überall sind diese Arme und Hände, die nach mir greifen und mich an der Bewegung hindern. Und die mir das Chakra aus dem Körper saugen. Die gesammelte Energie um meine Hand verschwindet sofort wieder. Ich beiße die Zähen aufeinander. „Hast du vergessen, dass deine Angriffe wirkungslos sind? Ich absorbiere dein Chakra, es macht mich stärker!“ „Neji! Achtung!“, ruft TenTen plötzlich und kommt hinter mir hervorgesprungen. Sie wirbelt hoch in die Luft und schwingt ihre Schriftrollen, aus denen Sekunden später etliche Waffen hervorschießen. Ich bleibe ganz ruhig stehen. TenTen ist eine Meisterin auf ihrem Gebiet. Was sie nicht treffen möchte, das trifft sie auch nicht. Und alles andere wird übersäht mit Waffen. Ich habe grenzenloses Vertrauen in ihr Können und einen kurzen Augenblick später bin ich von den Steinkreaturen befreit, während um mich herum alles von den tödlichen Waffen getroffen und zerstört wurde. Neben mir kommt sie auf. „Alles klar?“ Ich nicke und kann mir ein selbstsicheres Lächeln nicht unterdrücken. Schon damals hatte ich gemerkt, dass wir uns als Team mehr als sehr gut ergänzen. Auch wenn die erste Zeit mit mir für sie nicht leicht gewesen sein muss, so haben wir doch gelernt, unsere Angriffe aufeinander abzustimmen. Ich hatte ihr damals bereits gesagt, dass sie eine Freundin für mich ist; jemand, dem man blind vertrauen kann. Und seit dem Zeitpunkt, an dem wir damals zusammen kamen, ist dieses Vertrauen ins unermessliche gestiegen. Wenn es sein müsste, würden wir für den jeweils anderen die Hölle durchleben. „Es könnt nicht besser sein“, antworte ich ihr und sehe, dass nun auch sie lächeln muss. Wir wenden uns wieder Kumeko zu, die zu zittern beginnt. „Pass bloss auf dich auf, Neji“, sagt TenTen dann zu mir, in ihrer Stimme klingt eine Warnung. Ich nicke ernst und begebe mich dann in Kampfposition. Kumeko hebt ihre Hände in den Himmel und knallt sie dann wieder zu Boden. Doch diesmal erscheinen keine Arme oder Hände, sondern ein riesiger Golem bildet sich aus dem Boden. Mein Blick wandert in die Höhe, steigt mit jedem Zentimeter, den der Golem wächst. Das... sieht überhaupt nicht gut aus... Er holt aus, schleudert seine riesige Faust auf uns. Schnell springen wir zu Seite, TenTen wirbelt ihre Schriftrollen und pausenlos schießen die verschiedensten Waffen aus ihnen hervor. Doch sie prallen an dem harten Stein einfach ab. Die nächste Faust schießt hervor und wieder springen wir aus dem Weg. Schnell sammel ich mein Chakra in der Hand und lande auf dem Arm des Monsters. Mit meinen Byakugan fixiere ich das Ziel, laufe darauf zu. „Juuken!“ Diesmal werde ich nicht aufgehalten und treffe die Kreatur. Doch anders als erhofft hat mein Angriff keinen Effekt. Von unten lacht Kumeko laut. „Das hat keinen Sinn! Eure Angriffe prallen einfach ab!“ Ich schaue zu ihr runter, verenge meine Augen wütend. Kumeko ist völlig durchgedreht. Sie scheint nicht mehr sie selbst zu sein... Oder ist dies etwa ihr wahres Ich? Dieses durchgedrehte, irre Wesen? „Neji!“, höre ich von unten noch TenTen rufen, doch ich kann nicht mehr schnell genug reagieren. Für den Bruchteil einer Sekunde nur war ich abgelenkt und schon im nächsten Moment werde ich hart von dem Wesen weggeschnippst, als wäre ich nichts als ein lästiges Insekt. Sein steinerner Finger rammt sich in meinen Magen, schleudert mich davon und während ich meterweit fliege, kommt Übelkeit in mir hoch und Blut schießt mir aus dem Mund. Noch bevor ich irgendwo gegenknalle oder auf dem Boden aufkomm, fängt TenTen mich ab und stoppt somit meinen unfreiwilligen Flug. Gemeinsam schlagen wir auf dem sandigen Boden auf und richten uns sofort wieder auf. Es bleibt einfach keine Zeit, denn sogleich folgt der nächste Angriff. Diesmal rast die geöffnete Handfläche auf mich zu. Ich habe keine Zeit mehr zum Ausweichen und hilflos beobachte ich, wie die Felsen immer näher kommen. Ich schließe die Augen, warte auf den unvermeidlichen Schlag, auf die Schmerzen und auf die anschließende Dunkelheit. Wenn ich schon sterbe, dann will ich wenigstens ehrenhaft sterben, ohne Furcht oder Angst, sondern mit der Gefahr im Bewusstsein! Ich warte... … und werde plötzlich hart zur Seite gestoßen. Erschrocken reiße ich die Augen auf und sehe nur noch, wie TenTen an der Stelle steht, an der ich eben war und mit einem mal dämmert mir, dass sie mich aus dem Angriffsfeld gestoßen hat. Noch bevor ich wirklich reagieren kann, schießt die Hand auf TenTen nieder und begräbt sie unter sich. Wie erstarrt beobachte ich die Szene, unfähig zu handeln. Meine Augen sind vor Schock weit aufgerissen. Nein... Nein! Das darf nicht wahr sein... Die Hand hebt sich und gibt den Blick auf meine Freundin frei. Wie sie daliegt, bewegungslos. Mein Herz setzt aus und ohne weiter nachzudenken, laufe ich zu ihr. „TenTen!“ Neben ihr gehe ich auf die Knie und lege meine Hände auf ihren Rücken. „TenTen! Bitte mach die Augen auf!“ In diesem Moment ist es mir egal, wie verzweifelt ich klingen muss. Oder wie verzweifelt ich aussehen muss. Ich rüttel leicht an ihr. „TenTen, bitte...“ Und tatsächlich, sie rührt sich. Schwach öffnet sie die Augen. „Ne... ji...“ Ihre Stimme klingt heiser und furchtbar leise. Ein Lächeln bildet sich auf ihren Lippen. „I... Ich... lasse nicht zu... dass dir... etwas geschieht...“ „Du darfst nicht reden“, antworte ich hilflos, doch sie hört nicht auf mich. „Bitte... beschütze Hinata... und Hoshimi...“, dann verliert sie wieder das Bewusstsein. Verzweifelt schaue ich zu TenTen runter, weiß nicht, was ich sagen oder tun soll. Meine Freundin liegt vor mir, schwer verletzt und hat sich für meine Sicherheit geopfert. Wieder rüttel ich an ihr. „TenTen!“ Doch diesmal folgt keine Reaktion... „Ist das nicht süß? Ich könnte gleich kotzen!“, mischt sich dann Kumeko ein. Einige Sekunden bleibe ich noch bei TenTen sitzen, dann stehe ich auf und drehe mich meiner Feindin zu, sammel Chakra in meiner Handfläche. Ich habe nicht mehr viel davon, ich muss mit meinen Angriffen sparsam sein. Entschlossen richte ich meinen Blick auf Kumeko. Blitzartig setze ich mich in Bewegung und sprinte los. Schnell nähere ich mich meiner Feindin und es sieht ganz so aus, als ob ich sie diesmal erwische. Doch nun hält mich der Golem auf, der seine Faust schleudert und mich voll erwischt. Ich werde davon katapultiert und schlage hart auf dem Boden auf. Blut steigt mir in den Mund und läuft aus den Mundwinkeln heraus. Wütend drücke ich mich auf meinen Ellenbogen hoch und wische mir über das Gesicht. Ein fürchterlicher Schmerz zieht durch meine Brust und schnell fühle ich nach. Da... und da... Mindestens zwei gebrochene Rippen... Doch ich habe jetzt keine Zeit für solche Kleinigkeiten. Mein Leben steht auf dem Spiel und der Golem ist bereits wieder auf dem Weg zu mir. Unter Schmerzlauten drücke ich mich weiter hoch und komme schwankend auf die Beine. Körperlich bin ich ziemlich am Ende, meine Beine zittern und meine Sicht fängt an zu verschwimmen... Sehr lange würde ich das nicht mehr durchhalten... Mein Blick heftet sich auf das Monstrum, das nun direkt vor mir steht und seine Hand in den Himmel hebt. Ich beobachte seine Bewegung, sehe aber keine Chance mehr zur Flucht. Dafür ist mein Körper nicht mehr schnell genug. Mit meinem letzten Chakra baue ich einen Schutzschild um mich, bereit im Notfall das Kaiten einzusetzen. Dann saust die Hand nieder... „Dainamikku Entori!“ Eine Gestalt springt in mein Blickfeld und versetzt dem Golem einen machtvollen Tritt. Sofort beendet dieser seinen Angriff. Der unbekannte Angreifer kommt vor mir auf die Füße, den Rücken zu mir gewandt, streckt seinen Arm zur Seite aus und den Daumen in die Höhe. „Du solltest besser aufpassen, Neji. Wenn ich nur eine Sekunde zu spät gekommen wäre, dann hätte ich nichts mehr für dich tun können.“ „Lee! Was machst du hier? Du solltest bei Hinata-sama sein!“ Meine Stimme klingt vorwurfsvoll, doch Lee reagiert nicht. Stattdessen taucht eine weitere Person neben ihm auf. „Ich werde dich beschützen, nii-san.“ Hinata-sama! Ich blinzel einige Male und meine Sicht wird wieder klarer. Sie dreht sich mit einem schwachen Lächeln kurz zu mir um, wendet sich dann aber wieder Kumeko und dem Monster zu. „Hinata-sama, du weißt, was du zu tun hast?“, fragt Lee und ich kann sie nicken sehen. Sie scheint ziemlich entschlossen zu sein und wie es scheint, haben sie einen Plan geschmiedet. „Neji-nii-san, du hast kein Chakra mehr. Bitte halte dich zurück.“ Schweigend blicke ich zu Hinata-sama. Sie hat selbst kaum noch Chakra. Entweder hören wir beide auf zu kämpfen, oder wir machen beide weiter. Keine halben Sachen, ganz oder gar nicht. Immerhin habe ich geschworen, sie mit meinem Leben zu schützen, nicht umgekehrt. Lee beginnt gegen das Monster zu kämpfen. „Konoha Dai Senpu!“ Der Tritt bringt die Steinkreatur aus dem Gleichgewicht und während sie versucht, nach Lee zu schlagen, springt dieser leichtfüßig hin und her und weicht den Angriffen aus. Auch Hinata-sama ist losgelaufen, allerdings direkt in Kumekos Richtung. Diese formt wieder einige Fingerzeiten und rammt die Hände gegen den Boden. „Ikite Iru Chikyu!“ Und wie schon zuvor bei mir kommen steinerne Hände und Arme aus dem Boden hervorgeschossen, um Hinata-sama aufzuhalten. Doch sie lässt sich davon nicht beirren, läuft einfach weiter und bahnt sich mit gezielten Tritten ihren Weg durch die Hindernisse. Zugegeben, ich bin beeindruckt von ihr. Ich hätte niemals erwartet, dass sie so starke Tritte beherrscht. Ohne mit der Wimper zu zucken holt sie aus und zertrümmert allein mit ihrem Schienbein die Steinkreaturen. Sie ist noch sehr viel stärker geworden, als ich bisher angenommen hatte... Kumeko scheint überrascht zu sein, dass Hinata-sama bis zu ihr vordringen konnte. Sie zögert. Und genau dieses Zögern wird ihr zum Verhängnis. Ihre Tenketsu werden eine nach dem anderen von Hinata-sama blockiert. „Hinata-sama, vorsicht!“, höre ich plötzlich Lee rufen und wende meinen Blick schnell auf den Golem. Der hat von seinem Feind abgelassen und läuft nun direkt auf meine Cousine zu. Erschrocken dreht die sich um. Oh nein, soweit lasse ich es nicht kommen. TenTen und mich magst du verletzt haben, aber an Hinata-sama lasse ich dich nicht ran! Ohne große Überlegungen feuer ich ein Hakke Kushou ab und ziehe damit die Aufmerksamkeit des Riesen wieder auf mich. Und mein Plan geht auf. Der Golem schwenkt zu mir, macht wenige Schritte in meine Richtung und holt aus. Doch Lee springt wieder dazwischen und lenkt nun seinerseits die Aufmerksamkeit auf sich. Dem Golem scheint das zu viel zu werden, denn er schlägt nun wild und unkontrolliert um sich. Immer wieder springen Lee und ich zur Seite, weichen aus. Auch Hinata-sama versucht nun mit uns, dieses Monster zu erledigen. Solange Kumekos Tenketsu verschlossen sind, ist sie keine große Gefahr mehr für uns. Wir springen kreuz und quer vor und hinter dem Steinwesen, attackieren ihn mit allen uns zur Verfügung stehenden Angriffen. Schlagartig zieht ein gewaltig stechender Schmerz durch meine Brust und für eine Sekunde kann ich mich nicht bewegen. Diese eine Sekunde nutzt die Kreatur und schlägt zu. Wieder erwischt mich die Faust und schleudert mich beiseite. Ich kann Lee und Hinata-sama meinen Namen rufen hören, doch sie sind selbst viel zu sehr damit beschäftigt, dieses Ding Stück für Stück auseinandern zu nehmen und sich selbst zu schützen, als dass sie mir helfen könnten. Wieder steigt Blut in meinen Mund und tropft zu Boden. Das Atmen fällt mir verdammt schwer und ist nur unter großen Schmerzen möglich. Unwillkürlich lege ich eine Hand auf die Stelle, an der ich die Brüche vermute und versuche mich, auf einem Arm hochzudrücken. Langsam ziehe ich ein Bein an, drücke mich hoch. Dann das nächste. Langsam stehe ich auf, mit hängendem Kopf und völlig am Ende. Ich kann nicht mehr. Mir tut alles weh. Jeder Knochen, jeder Muskel. Mein Chakra ist aufgebraucht und ich kann nicht mehr klar sehen. Ich weiß, dass nur mein sturer Wille mich davon abhält, jetzt bewusstlos zusammenzubrechen. „Hinata-sama!“ Das war Lees Ruf. Irgendwas muss mit ihr passiert sein. Langsam hebe ich den Kopf und wie in Trance bewege ich mich vorwärts in die Richtung, in der ich sie vermute. Schritt für Schritt. Meine Beine drohen, mich nicht mehr halten zu können und mein Atem kommt nur stoßweise. Doch ich werde nur von einem Gedanken beherrscht: Hinata-sama zu beschützen. Wenn ich schon nicht TenTen retten konnte, dann muss ich es wenigstens bei meiner Cousine versuchen. Was als nächstes passiert, geht viel zu schnell, um es in meinem jetzigen Zustand richtig zu erfassen. Ich höre Lee eine Warnung rufen, ich sehe den Golem auf mich zusteuern. Seine Attacke kommt direkt auf mich zu. Doch bevor ich getroffen und getötet werde, wird er zurückgeschleudert. „Kaiten!“ Ein Schild aus Chakra baut sich um mich auf und wehrt die Angriffe einfach ab. Dann, ganz plötzlich, zerbricht er in einzelne Felsen. „Nein! Das ist nicht möglich!“, kann ich noch Kumeko hören, dann folgt ein furchtbarer, markerschüttender Schrei und innerlich weiß ich, dass es mit ihr Zuende gegangen ist. Irgendjemand muss ihr den Gnadenstoß gegeben haben. Wenig später höre ich Tsunade-samas Stimme. „Es geht ihr gut. Trotzdem muss sie behandelt werden.“ Ich weiß nicht, ob sie über TenTen oder Hinata-sama spricht, aber dass es keine lebensbedrohliche Verletzung ist, lässt mir zumindest eine Gewicht vom Herzen fallen. Langsam merke ich, wie mein Bewusstsein dahinschwindet. Eine Hand legt sich auf meine Schulter. „Keiner hat von dir erwartet, dass du diese Mission weiterführst, nachdem sie solche Ausmaße angenommen hat.“ Ich kenne diese Stimme. Das ist Hiashi-sama. Was macht er hier? Schwach hebe ich den Kopf und versuche, ihn anzusehen. Doch ich sehe nur noch verschwommene Umrisse vor meinen Augen umhertanzen und langsam machen machen sich schwarze Punkte in meinem Sichtfeld breit. „Mein Junge, du hast diese Mission erfolgreich beendet... Ich bin stolz auf dich.“ Ein schwaches Lächeln huscht über mein Gesicht, zu kurz um es den anderen deutlich zu zeigen. Ein Gefühl der tiefen Zufriedenheit macht sich in mir breit und mit der Gewissheit, dass sich nun endlich alles zum Guten wenden wird, breche ich bewusstlos zusammen... Kapitel 15: The days after -------------------------- Ich laufe. Mein eigener Atem übertönt die Geräusche um mich herum. Mein Blick klebt an meinem Feind. Ich laufe, springe. Sicheren Standes lande ich auf diesem Monster aus Stein. Ich strecke die Hand aus, sammel Chakra in ihr, bin bereit zum Angriff. Alles um mich herum ist vergessen. Es gibt nur mich und den Golem. Ich hole aus. Die Hand des Golem schleudert mich davon. Schmerzen durchziehen meinen Körper, Blut steigt mir in den Mund. Ungebremst fliege ich durch die Luft. Dann plötzlich... Arme. Arme schließen sich um mich, fangen mich ab. Ich komme auf dem Boden auf und realisiere 'sie'. Sie hat mich aufgefangen. Kurz lächelt sie. Der Golem greift erneut an. Seine Handfläche zielt auf mich, will mich zerquetschen und unter sich begraben. Ich schließe die Augen. Ich bin bereit. Ich habe mein Möglichstes versucht und zum Schluss nicht geschafft, etwas auszurichten. Mein Atem klingt ruhig in meinen Ohren. Etwas trifft mich hart am Arm. Erstaunt öffne ich meine Augen, während ich zur Seite falle. Ich wurde weg gestoßen. Von ihr. Zu spät... Unfähig zum Handeln muss ich mit ansehen, wie sie unter der Hand begraben wird. Eine Starre durchfahrt mich, macht mich bewegungslos. Mein Atem geht schneller, mein Herz hämmert gegen meine Brust. Die Hand hebt sich. Und sie liegt regungslos auf dem Boden, reagiert nicht, atmet nicht. Meine Kehle ist wie zugeschnürt, mein Atem kommt stoßweise, Tränen steigen in meine Augen. Und sie bewegt sich einfach nicht... „NEIN!“ Ruckartig öffne ich meine Augen und schrecke hoch. Meine Augen sind vor Schock geweitet und starren nach vorn, ohne wirklich etwas bewusst wahrzunehmen. Mein Herz hämmert mir wie wild gegen die Brust, jeder einzelne Schlag dröhnt dumpf in meinen Ohren wider. Mein Atem geht stoßweise, doch ich bemühe mich nicht, mich zu beruhigen. Ein Fehler... Sofort durchzieht ein wahnsinnig bohrender Schmerz meine Brust und raubt mir den Atem. Unwillkürlich wandert meine Hand zu den schmerzenden Stellen und unter kurzem Aufkeuchen krümme ich mich zusammen. Schmerzen... Ich lebe also noch. Bin also nicht dazu verdammt, diesen einen Moment immer und immer wieder erleben zu müssen. Der Moment, an dem ich versagt habe und TenTen schwer verletzt... wenn nicht sogar getötet wurde... Plötzlich spüre ich eine Hand auf meinem Rücken. „Es war nur ein Albtraum. Beruhige dich, sonst machst du deine Verletzung nur schlimmer.“ Erstaunt öffne ich die Augen und richte mich wieder ein Stück hoch. Mein Blick wandert zum Sprecher. „Hiashi-sama? Was...?“ Mit einer kurzen Bewegung bringt er mich zum Schweigen. „Ganz ruhig. Du befindest dich im Krankenhaus von Konoha.“ Schweigend schaue ich ihn an und nach einer kurzen Pause erzählt er weiter. „Eure Mission war erfolgreich. Das Friedensabkommen zwischen Konoha und Kuri wurde vor einigen Tagen unterzeichnet.“ Etwas lässt mich aufhorchen. Vor einigen Tagen? Wie lange war ich bewusstlos? Und was noch viel wichtiger ist... „Was ist mit meinem Team?“ Meine Stimme klingt heiser, fast schon erstickt. Hiashi-sama seufzt kurz auf. „Ich kann dir nicht genaue Einzelheiten nennen. Rock Lee scheint unverletzt, Hinata ist nur leicht verletzt gewesen. Und TenTen...“, er zögert kurz und räuspert sich. „Was mit ihr ist, weiß ich nicht. Ich habe keine Informationen über ihren Zustand erhalten.“ Natürlich... Auch wenn sie meine Freundin ist, gehört sie offiziell nicht zum Hyuuga-Clan und die Ärzte haben ihre Schweigepflicht einzuhalten. Plötzlich öffnet sich die Tür und Tsunade-sama tritt ein. „Ah, du bist also wach“, stellt sie kurz fest und tritt an das Bett. Ich folge ihr mit meinem Blick. „Wie geht es dir?“ „Gut. Nur noch einige Schmerzen.“ Sie nimmt einige Zettel zur Hand und schaut flüchtig drüber. „Deine Werte sind in Ordnung, dein Chakra hat sich ausreichend erholt. Gegen die gebrochenen Rippen kann ich nichts tun, die müssen von selbst wieder zusammenwachsen. Aber wenn du ansonsten keine Beschwerden hast, können wir dich heute entlassen.“ Ihr Blick weicht von den Zetteln und richtet sich auf mich. Ich nicke schwach als Antwort und wende den Blick ab. „Tsunade-sama...“, ich zögere kurz und merke, wie die Angesprochene mich fragend ansieht. Ich schaue ihr wieder in die Augen. „Was ist mit TenTen?“ Nun ist es sie, die kurz stockt und mich ernst ansieht. Ich halte ihrem Blick stand und schließlich nickt sie kaum merklich. „Hiashi, würdet Ihr bit-“ „Er kann bleiben. TenTen gehört zu uns“, unterbreche ich sie schnell. Nein, ich habe keine Geheimnisse mehr. Entschlossenheit legt sich in meinen Blick. Ich bin bereit, die Beziehung zu meiner Teamkameradin endlich offiziell zu machen. Und dies ist der erste Schritt. Tsunade-sama schaut verdutzt zwischen mir und meinem Onkel hin und her, dann schließt sie kurz die Augen und seufzt. „Ich verstehe... Also gut.“ Ihre Augen öffnen sich wieder und ein ernster Blick heftet sich auf mich. „Wir mussten TenTen notoperieren. Sie ist noch immer ziemlich schwer verletzt und es wird noch einige Wochen dauern, bis sie das Krankenhaus verlassen darf.“ Tsunade-sama zögert kurz und wendet den Blick ab. „Sie ist seit der OP nicht wieder zu sich gekommen. Alles, was wir machen können, ist abwarten...“ Betretenes Schweigen macht sich im Raum breit. Wortlos starre ich auf meine Hände hinunter und auch Hiashi-sama hat den Blick zu Boden gesenkt. Dann breche ich die Stille. „Ist es möglich, dass ich sie sehen kann?“ Meine Stimme klingt leise, doch in dieser Stille klingt sie umso lauter. Tsunade-sama nickt. „Natürlich. Sie liegt auf der 6. Intensivstation. Geh ruhig.“ Mein Blick schweift zu meinem Onkel und auch er nickt. Ohne weitere Worte stehe ich langsam aus dem Bett auf und schleppe mich auf noch schwachen Beinen zur Tür, schiebe diese auf und betrete den langen Flur. Mein Blick schweift den Gang herunter und plötzlich erblicke ich Rikku-san an einem der Fenster stehen. Sie schaut nach draußen und bemerkt mich nicht. Kurz überlege ich und gehe dann auf die Kuri-Ninja zu. „Rikku-san?“ Sie dreht sich zu mir um und sieht mich überrascht an. „Oh, Neji-kun. Sieht aus, als ginge es dir wieder besser.“ Sie lächelt kurz, während sie das sagt und dreht sich dann wieder zum Fenster zu. Ich stelle mich wortlos neben sie. „Du warst in einer schrecklichen Verfassung, als wir euch gefunden haben. Laut Aussage eurer Gondaime Hokage hättest du schon sehr viel eher zusammenbrechen müssen. Du hattest kaum noch Chakra übrig...“ Schweigend höre ich ihr zu. „Aber deine Teamkameradin, TenTen, hat es noch sehr viel schlimmer erwischt, wie ich gehört habe.“ Ich nicke. „Ich bin auf dem Weg, um nach ihr zu sehen...“ Mein Blick richtet sich nach draußen in die Ferne, auf einen unbestimmten Punkt. Rikku-san dreht den Kopf in meine Richtung und schaut mich an. „Okay, dann komme ich mit, wenn du nichts dagegen hast.“ Kurz schüttel ich den Kopf und setze mich wieder in Bewegung. Meine Beine sind immer noch ziemlich schwach und wir kommen nur langsam vorwärts. „Was ist passiert? Wie habt ihr uns gefunden?“ „Nun... Nachdem ihr in Yugakure aufgebrochen seid, bin ich wieder nach Tsuri no Kuni zurück, um das Land weiter zu verwalten. Doch innerlich habe ich keine Ruhe gefunden. Dann kamen meine Männer aus Yugakure zurück und berichteten, dass ihr euch nach Kumogakure aufgemacht habt“, sie senkt ihren Blick kurz zu Boden. „Ich hielt es für richtig, eurer Hokage über den momentanen Stand der Mission Bescheid zu geben und schickte noch am selben Tag einen Boten los.“ Sie hebt den Blick wieder und sieht mich ernst an. Ich erwidere ihren Blick. „Die Tatsache, dass ihr nach Kumo gereist seid, hat einen schlimmen Verdacht bei Tsunade-sama wachgerufen. Den gleichen, den ihr anscheinend auch hattet: Dass die Feinde das Byakugan wollen.“ Ich wende den Blick ab und schaue zu Boden. „Mein Bote kam mit der Nachricht zurück, dass Tsunade-sama ein unverzügliches Treffen wünscht. Also machte ich mich sofort per Schattenwelt auf den Weg. Sie erklärte, dass wir auf der Stelle nach Kumo müssen, um schlimmeres zu verhindern. Hiashi-sama... dein Onkel, nehme ich an, sollte uns begleiten. Und tatsächlich fanden wir durch seine Hilfe erst Lee-kun und Hoshimi und nicht allzu weit entfernt auch Hinata-chan, TenTen-san und dich.“ So war das also. Tsunade-sama hatte die Lage erkannt und gehandelt. Und hätte Rikku-san keinen Boten losgeschickt, wäre es niemals so gekommen. „Verstehe“, ist meine Antwort auf ihre Worte, bevor wir an der Tür zur 6. Intensivstation ankommen und vor ihr stehen bleiben. Leise schiebe ich diese auf und betrete das Zimmer. Und sofort bleibt mein Blick auf dem Mittelpunkt des Raumes hängen. Da liegt sie, überall bandagiert, an Maschinen angeschlossen, die unablässig ihre Werte prüfen. Ein stetiges Piepen erfüllt den Raum. Rikku-san neben mir schweigt und schaut betroffen auf das uns bietende Bild. Ich selbst zögere kurz, setze dann jedoch einen Fuß vor und schreite dann langsam an das Bett. Mein Blick bleibt auf meine Freundin gerichtet. Vor ihrem Bett bleibe ich stehen. Es tut weh, sie so sehen zu müssen. TenTen ist eigentlich ein Mensch voller Freude und Fröhlichkeit. Sie lässt sich durch nichts einschüchtern oder fertig machen. Fast immer hat sie ein Lächeln auf den Lippen. Ihre Augen, ihre Worte, ja sogar ihre Handlungen zeigen eine Stärke, wie nur sie sie besitzen kann und für die ich sie manches mal so sehr beneide. Doch im Moment sehe ich keine Stärke, keine Freude, kein Lächeln. Ich weiß, dass sie nicht im nächsten Augenblick die Augen öffnen und mich anlächeln wird. Und genau das ist es, was so verdammt weh tut. Sie so schwach, so hilflos und wehrlos sehen zu müssen und ganz genau zu wissen, dass ich absolut nichts für sie tun kann. „Verzeih mir, TenTen“, flüstere ich, kaum hörbar, während ich ihr kurz über die Wange streichle. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass Rikku-san neben mich tritt und mich mustert. „Sie bedeutet dir viel.“ Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage. Ich nicke und setze mich schließlich auf die Bettkante. Mein Blick ist auf TenTens Gesicht gerichtet. „Sie wird schon wieder. Das Wichtigste wird sein, dass jemand bei ihr ist, sobald sie wach wird. Jemand, der sie wieder aufbaut.“ Unwillkürlich schweifen meine Gedanken bei Rikku-sans Worten in die Vergangenheit zurück; zu den Tagen, an denen ich nach meinem Kampf gegen Kidoumaru ebenfalls hier lag. Unbewusst ergreife ich eine von TenTens Händen und halte sie fest. Damals war sie es, die an meiner Seite war, nach mir gesehen hat und mich Stück für Stück wieder aufgebaut hat. Und diesmal würde ich derjenige sein, der das Gleiche für sie tut. „Welches Datum haben wir heute?“ Ich richte meinen Blick auf Rikku-san, die mich erstaunt ansieht und dann kurz überlegt. „Wir müssten den 9. März haben... Wieso fragst du?“ Ich drehe meinen Kopf wieder zu TenTen, meinen Blick auf ihr schlafendes Gesicht. „Heute ist ihr Geburtstag...“ Und ich kann ihr nicht ihr Geschenk übergeben... Ein Seufzen entweicht Rikku-sans Kehle, dann geht sie im Zimmer auf und ab. „Neji-kun, meinst du nicht, du solltest zu deiner Familie gehen, statt hier Trübsal zu blasen? Sicherlich machen sich einige im Hyuuga-Clan Sorgen um dich.“ Erstaunt schaue ich ihr in die Augen und nun erwidert sie meinen Blick. Ich kann sehen, dass sie ihre Worte ernst meint. Es ist nicht einfach dahergesagt. „TenTen muss sich ausruhen. Du kannst den Vorgang auch nicht beschleunigen, wenn du an ihrem Bett sitzt, sie anstarrst und vor dich hingrübelst.“ Ein kurzes Lächeln huscht über ihr Gesicht und ihr Blick wird weicher. Kurz schließe ich die Augen und atme tief durch. Rikku-san hat Recht. Hinata-sama weiß noch nicht, dass ich wach bin und so wie ich sie kenne macht sie sich Sorgen. Ob Hanabi-sama von allem weiß, kann ich nicht sagen. Aber sicherlich wird sie das ein oder andere von ihrer Schwester oder ihrem Vater mitbekommen haben. Die einzigen, die sich wahrscheinlich nicht sorgen werden, sind die Ältesten. Ich sollte vorerst mit Hiashi-sama zum Anwesen zurückkehren und einige Dinge regeln. Nach TenTen kann ich morgen dann wieder sehen. Ich öffne wieder meine Augen und schaue ein letztes Mal für heute in ihr Gesicht, dann stehe ich auf und bewege mich in Richtung der Tür. Rikku-san folgt mir und gemeinsam betreten wir dann wieder den langen Flur. „Ach übrigens, Hoshimi ist hier und wollte vor unserer Abreise gerne nochmal mit dir sprechen... Sofern es die Situation erlaubt. Und da du ja jetzt wach bist, erlaubt sie es.“ In Rikku-sans Stimme schwingt Heiterkeit mit. Ich schaue sie an. „Ihr wollt abreisen?“ Sie nickt. „Ja, heute Abend. Wir sind nun seid einigen Tagen in Konoha, aber Kurigakure verwaltet und regiert sich nicht von alleine.“ Ich nicke ebenfalls, dann bleiben wir vor einem Mädchen stehen. Es hat uns den Rücken zugedreht, hat lange, hellblonde Haare und sieht gerade aus einem der Fenster. „Hoshimi?“, spricht Rikku-san das Mädchen an, welches sich erstaunt umdreht und uns mustert. „Oh, Rikku“, ihr Blick schweift zu mir und bleibt auf mir liegen. „Und dich kenne ich auch. Du bist der Hyuuga-Junge, der mich gerettet hat.“ „Rock Lee hat Euch gerettet, Hoshimi-sama.“ Sie lacht kurz auf. „Ja, aber du bist ihr Anführer. Stimmt doch, oder?“ Ich kann aus ihrer Stimme heraushören, dass sie sich ihrer Sache ziemlich sicher ist. Ich nicke stumm und schaue ihr weiter in die türkisen Augen. „Hoshimi, du wolltest nochmal mit ihm reden, bevor wir abreisen.“ Angesprochene nickt und sieht mich dann ernst an. „Neji Hyuuga, komm mit uns. Werde ein Ninja Kurigakures“, platzt sie dann nach kurzem Schweigen heraus. Ihre Augen fixieren meine. „Hoshimi!“, zischt Rikku-san leise und zieht eine Grimasse. Ich erwidere Hoshimi-samas Blick entschlossen. „Das kann ich nicht und das wisst Ihr sicherlich auch.“ Enttäuschung macht sich nun auf ihrem Gesicht breit. „Schade. Das ist das erste Mal, dass jemand mir meinen Wunsch ausschlägt...“ Sie dreht sich etwas weg und senkt den Blick. „Versuch es bloss nicht auf diese Weise, Hoshimi! Neji und sein Team haben mit Abschluss der Akademie diesem Dorf die Treue geschworen! Du kannst sie hier nicht einfach wegholen und abtrünnig werden lassen!“ Mein Blick schweift schweigend zwischen den beiden hin und her, während ich der Diskussion zwischen ihnen zuhöre. „Aber was wird dann aus meiner Hochzeit?“ „Welche Hochzeit?!“ Hoshimi-sama zieht nun einen Schmollmund und verschränkt die Arme vor der Brust. „Na, meiner Hochzeit mit Neji natürlich.“ WAS?! Nun bin auch ich von den Socken gehauen. Dieses Mädchen, dieses Kind will mich heiraten?! Nein! Absolut unmöglich! Rikku-san ist genauso baff wie ich, starrt Hoshimi-sama einen Moment sprachlos an. Doch dann ballt sie ihre Hand zur Faust und lässt sie auf Hoshimi-sama niedersausen. „Ich glaube, bei dir hakt es! Du kannst ihn nicht heiraten!“ Hoshimi-sama reibt sich schmollen den Kopf. „Und warum nicht?“ „Weil er bereits eine Freundin hat! Und ich kann mir vorstellen, dass er sein Leben lieber mit ihr verbringen würde statt mit einem so vorlauten Biest wie dir!“, kontert Rikku-san aufgebracht, doch Hoshimi-sama scheint ihr nicht wirklich zuzuhören. Ihr Gesichtsausdruck jedenfalls ändert sich nicht. „Lass mich, ich bin eben noch ein Kind. Da darf man biestig sein...“ Rikku-san verschränkt nun ihrerseits die Arme vor der Brust und dreht sich etwas weg, den Blick jedoch weiter auf Hoshimi-sama gerichtet. „Die Ninja, die dich gerettet haben, sind auch nur maximal zwei Jahre älter als du und trotzdem schon sehr viel erwachsener. Du solltest dir vielleicht ein Vorbild an ihnen nehmen, statt beleidigt zu sein.“ Hoshimi-sama erwidert nichts weiter, weshalb sich Rikku-san wieder mir zuwendet. „Entschuldige bitte, sie ist manchmal sehr anstrengend...“ Mit diesen Worten und einem übertriebenen Lächeln legt sie ihre Hand auf Hoshimi-samas Kopf und zwingt sie in eine Verbeugung. „Stimmt's, Hoshimi?“ „Tut mir Leid, ich bin manchmal sehr anstrengend und noch viel zu kindisch für mein Alter“, erwidert diese monoton, fügt sich aber in die Verbeugung. Ich muss kurz, unbemerkt lächeln. Dieses Mädchen erinnert mich an Hanabi-sama. Sie ist momentan auch in einer Art 'bockigen Phase' und verhält sich manches Mal genauso. Hoshimi-sama richtet sich wieder auf und Rikku-san sieht mich lächelnd an. „Du solltest jetzt zu deinem Onkel zurückkehren. Er scheint bereits zu warten.“ Ihr Blick schweift für den Bruchteil einer Sekunde an mir vorbei, doch es hat ausgereicht um zu erkennen, wohin sie schaut. Ich drehe mich kommentarlos um und folge ihrem Blick. Hiashi-sama steht in einiger Entfernung und wartet. Schnell drehe ich mich wieder nach vorne. „Ich muss gehen, ich werde erwartet“, ich schaue zu Hoshimi-sama runter und deute eine kurze Verbeugung an. „Es freut mich, Euch kennengelernt zu haben.“ „Die Freude ist ganz meinerseits“, erwidert sie, nun weniger kindisch und zum ersten Mal, seit wir hier stehen und ich sie reden höre, schwingt die Autorität einer Herrscherin in ihren Worten mit. Ich richte mich wieder auf und schaue ihr wieder in die Augen. Kein Zweifel, sie ist eine geborene Anführerin, auch wenn sie sich manchmal nicht wie eine verhält. Dann schaue ich kurz zu Rikku-san, die mir stumm zunickt, drehe mich um und gehe zu meinem Onkel. Sobald ich bei ihm angekommen bin setzt er sich ebenfalls in Bewegung und geht neben mir her. „Tsunade hat alles für deine Entlassung vorbereitet. Du solltest dich zuhause etwas ausruhen und die nächsten Tage ruhig angehen lassen“, erzählt er. Ich nicke. „Was ist mit dem Missionsbericht?“ Mein Blick bleibt nach vorn gerichtet, während wir durch den langen Flur zurück zu meinem Krankenzimmer gehen. „Das haben Rock Lee und Hinata bereits erledigt.“ Aus dem Augenwinkel schaue ich zu meinem Onkel. „Hinata-sama und Lee?“ Hiashi-sama nickt. „Tsunade hat eine Ausnahme gemacht und den Bericht entgegen genommen, obwohl die beiden noch nicht den Rang des Jounin bekleiden. Du konntest ja schlecht.“ Ich schaue wieder nach vorn und nicke stumm. Dann kommen wir an meinem Zimmer an. Wir reden nicht mehr viel, während ich mich umziehe und wir dann den Heimweg antreten. Nur dann und wann erkundigt sich Hiashi-sama nach meinem Befinden. Doch mehr als die Schmerzen in der Brust habe ich nicht zu beklagen. Und auch die würden in den nächsten Tagen vergehen. Zwar hat sich das Verhältnis zwischen Hiashi-sama und mir in den letzten Jahren sehr gebessert, doch manchmal gibt es noch Momente, in denen eine fast schon peinliche Stille zwischen uns entsteht. Ich bin ein schweigsamer Mensch, mein Onkel ist jedoch noch ruhiger und wortkarger. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir dann die ersten Häuser des Nebenhauses. Instinktiv verlangsame ich meinen Schritt und möchte den Vorderhof betreten, als Hiashi-sama sich zu mir umdreht. „Komm mit zum Haupthaus. Hinata und Hanabi sind dort.“ Zögernd erwidere ich seinen Blick, nicke dann allerdings und gehe die wenigen Meter neben ihm her, die das Nebenhaus vom Haupthaus trennen. Wir schreiten durch das Eingangstor und Hinata-sama, die gerade den Flur entlang kam, entdeckt uns. Sofort kommt sie zu uns. „Wir sind zurück, Hinata“, begrüßt Hiashi-sama seine Tochter und schreitet dann in Richtung Anwesen über den großen Vorhof. Hinata-sama nickt schnell und dreht sich dann zu mir. „Willkommen zurück, Neji-nii-san.“ „Danke.“ Stille kehrt zwischen uns ein und Hinata-sama senkt ihren Blick zu Boden. Ein bedrückter Ausdruck kehrt auf ihr Gesicht ein. „Stimmt etwas nicht, Hinata-sama?“, erkundige ich mich und versuche, ihr in die Augen zu blicken. Und mit Erstaunen muss ich feststellen, dass diese sich plötzlich mit Tränen füllen, die sie zu unterdrücken versucht. Vorsichtig lege ich ihr eine Hand auf die Schulter. „Warum weinst du?“ Sorge schwingt in meiner Stimme mit und mit eben diesem Ausdruck lasse ich meinen Blick auf sie gerichtet. Hinata-sama hebt die Hände und wischt sich damit über die Augen. „Ich... Ich hatte solche Angst um dich... Du warst so schwer verletzt“, murmelt sie schließlich unter Schluchzen und wischt sich wieder einige Tränen weg. Ein sanftes Lächeln legt sich auf meine Lippen. Genau die Hinata-sama, wie ich sie kenne. Die starke, selbstbewusste Kunoichi tief in ihrem Inneren verborgen ist sie jetzt wieder ein zurückhaltendes, fürsorgliches Mädchen. „Neji-nii-saaaan!“, ertönt es dann plötzlich aus den Gängen des Anwesens und aus dem Schatten löst sich eine kleine Gestalt, die auf mich zusteuert. Ich erkenne Hanabi-sama, die mit weit aufgerissenen Armen auf mich zuläuft, mir diese unter lautem Geschrei um den Bauch schlingt und sich mit vollem Gewicht gegen mich wirft. „Du bist wieder daa~“, freut sie sich offenkundig und reißt mich mit sich zu Boden. Ich kann mir ein Lächeln trotz Schmerzen nicht unterdrücken... ~ X ~ Die Nachricht über TenTens Erwachen kam einige Tage nach meiner Rückkehr in das Anwesen. Ich war gerade im Training mit Hiashi-sama, als ein anderer Hyuuga den Vorhof betrat und mich völlig überrascht ansah. „Was machst du hier? Ich dachte, du seist schon los zum Krankenhaus.“ Erstaunt hatte ich seinen Blick erwidert und ihn dann fragend angesehen. „TenTen ist wach!“, platzte er dann raus und endlich begriff ich. Schnell wanderte mein Blick zu meinem Onkel, der nur nickte und mich mit einem 'Nun geh schon' vom Training entließ. Meine Beine trugen mich in windeseile zum Krankenhaus, durch die langen Flure, an etliche Türen vorbei bis zu TenTens Zimmer. Und als ich die Tür aufriss, sah ich sie auf dem Bett sitzen, völlig perplex von meinem plötzlichen Auftauchen. Dann lächelte sie mich an und, nun beruhigt, betrat ich das Zimmer vollständig und ging auf sie zu. Die erste Woche waren für sie wie die Hölle auf Erden. „Ich kann nicht auf der Seite schlafen, weil dann mein Arm weh tut. Und wenn ich mich auf die andere Seite drehen möchte, tut das Bein weh! Es ist zum Durchdrehen! Ich habe genug davon, auf dem Rücken zu schlafen!“ Ich lächelte über ihre Worte und hörte mir schweigend ihre Klagen an. „Das Krankenhausessen ist furchtbar geworden. Früher hat es viel besser geschmeckt...“ „Früher hattest du als Gast hier gegessen. Natürlich schmeckt es dann besser“, antwortete ich ruhig. „Das ist so klar... Die, die es wirklich brauchen, bekommen nur das zweitrangige Essen...“, sie seufzte kurz. „Was gäbe ich nur für Sesamknödel oder Reisbällchen oder einer Schüssel Ramen...“, sie sah mich zweifelnd an. „Wie hast du es damals nach deiner OP nur ausgehalten, ohne dich zu beklagen?“ Ich musste kurz auflachen. „Ich hatte jemanden, der mir Mut gemacht hat weiterzumachen, auch wenn es schwer wird. Du und Lee, ihr hattet mich aufgebaut, als ich selbst am Ende war. Ihr habt mir gezeigt, dass das Leben weitergeht, auch wenn es mal einen Rückschlag gibt.“ Ich schaute ihr in die Augen und sie erwiderte meinen Blick. „TenTen, du bist in der gleichen Situation jetzt. Du bist dem Tod entronnen und nun musst du kämpfen.“ Meine Worte klangen ernst und TenTen sah mich sprachlos an, als ich geendet hatte. Nach kurzem Zögern drehte sie den Kopf dann weg, schaute auf ihre Bettdecke und wirkte plötzlich betrübt. „Weißt du, das hätte alles viel schlimmer enden können...“ Ihre Stimme klang ruhig, vorsichtig. „Du hättest sterben können“, erwiderte ich ebenso ruhig und senkte auch meinen Blick. TenTen nickte. „Als Kunoichi... Als Ninja bin ich darauf vorbereitet während einer Mission zu sterben. Ich weiß wie gefährlich unsere Arbeit ist und trotzdem habe ich Angst vor dem Tod...“ Ich seufzte kurz auf und schloss die Augen kurz. „Hat das nicht jeder? Ich meine...“, ich richtete meinen Blick auf das Fenster, auf die Landschaft dahinter. „Jeder kann sagen, dass er den Tod nicht fürchtet. Jeder kann ihn ignorieren und aus seinem Bewusstsein ausschließen. Aber wenn der Moment da ist, dass man ihm gegenübersteht, dann kann man absolut nichts dagegen unternehmen. Dann zerfrisst dich die Angst...“ Damals ging es mir nicht anders. Nach meinem Kampf gegen Kidoumaru hatte ich bereits mit meinem Leben abgeschlossen. Ich war schwer verletzt, hatte eine Menge Blut verloren und besaß kaum noch Chakra. Ich hatte mir wenig Hoffnung gemacht, es überhaupt noch lebend bis in die Nähe von Konoha zu schaffen. Aber ich hatte eine Mission, eine Pflicht zu erfüllen und dafür hatte ich alles riskiert. Ich hatte den anderen Zeit verschafft. Einen Gegner weniger, den es zu bekämpfen galt. Und nur alleine durch dieses Wissen konnte ich diese Angst schließlich ablegen und mich auf das Ende vorbereiten. Natürlich bin ich froh, dass ich trotz allem doch überlebt habe, denn auch ich ziehe das Leben dem Tod vor, auch wenn dieses meist sehr viel härter zu ertragen ist und sehr viel schmerzhafter sein kann. Dennoch hätte ich TenTen diese Erfahrung gerne erspart. Sie hat Eltern, die sich um sie sorgen und bisher war ihr leben unbeschwert und ich wollte, dass es so bleibt... TenTen schwieg auf meine Worte und ich spürte ihren Blick auf mir ruhen. Ich sah ihr in die Augen und konnte sehen, dass sie gerade an vergangene Zeiten dachte. „TenTen?“, fragte ich ruhig und konnte sehen, wie sie wieder in die Realität zurückkehrte. Fragend sah sie mich an. „Warum hast du mich beiseite gestoßen?“ Verwirrung machte sich in ihrem Gesicht breit, wich dann kurz der Erkenntnis und schließlich sah ich Entschlossenheit. „Du hast mir ein versprechen gegeben, schon vergessen?“ Ihre Stimme klang ruhig. Ich schüttelte schweigend den Kopf. Wie könnte ich das Versprechen vergessen. Sie hat es mir abgerungen und vor Kurzem hat sie mich erst wieder daran erinnert. „Du kannst es nicht einhalten, wenn dir etwas zustößt.“ „Es ging dir nur um das Versprechen?“ TenTen schüttelte den Kopf und lächelte schwach. „Du bist das Wichtigste in meinem Leben. Schon von Anfang an hätte ich das für dich getan.“ Sie beugte sich vor, nahm mein Gesicht zwischen ihre Hände und sah mir in die Augen. „Ich will nicht, dass dir etwas geschieht.“ Ihre Worte waren nicht mehr als ein Flüstern, dennoch war die Zärtlichkeit in ihrer Stimme nicht zu überhören. Gebannt sah ich ihr in die Augen und ich erkannte Fürsorge, Zuneigung und Liebe in ihnen. Diese Flut von Gefühlen brach über mir zusammen, nahm mich gefangen und ließ mich nicht los. Und als sie ihre Stirn gegen meine lehnte schloss ich die Augen. Manchmal fragte ich mich, wie ich jemanden wie TenTen verdient habe. Sie ist zu gut für mich. Ich war immer kalt zu ihr und was ich wirklich für sie empfinde zeige ich immer noch viel zu selten. Jedes normale Mädchen hätte schon längst an der Beziehung gezweifelt, wenn ihr Freund so wäre. TenTen nicht. Sie ist anders, sie lässt sich nicht beirren und weiß ganz genau, wie es in meinem Inneren aussieht. Und das beweist sie mir jedes Mal aufs Neue. „Ich liebe dich, Neji Hyuuga.“ Nur einen kurzen Augenblick später spürte ich, wie sie ihre Lippen vorsichtig auf meine legte. Ich liebe dich auch, TenTen... ~ X ~ Einige Wochen später ~ X ~ Der Wind zerrt an meiner Kleidung, verfängt sich in meinem Zopf und wirbelt einige lose Haare umher. Der Himmel zieht dunkel auf und erste Regentropfen prasseln auf die Erde nieder. Dann erhellt sich der Himmel für den Bruchteil einer Sekunde und nur einen kurzen Augenblick später dröhnt ein lautes Grollen über uns vorbei. Doch ich lasse mich davon nicht beeindrucken. Mein Blick ist stur nach vorne gerichtet, zu meiner Gegnerin, die mit ihrer Schriftrolle in einiger Entfernung vor mir steht und mich ebenfalls mit ihrem Blick fixiert. Lange Zeit stehen wir regungslos auf der Lichtung im Wald, keiner von uns sagt ein Wort oder regt einen Muskel. Der Wind nimmt zu, der erste Blitz kommt vom Himmel runter und schlägt irgendwo in der Nähe ein. Der Regen prasselt nun wie aus Eimern und nur wenige Sekunden nach Einsetzen dieses Platzregens sind wir bis auf die Knochen durchnässt. Mein Blick schweift über den Wald, der uns umgibt, über die Baumstämme und bleibt an einer ganz bestimmten Stelle hängen. Auch nach 4 Jahren sieht man noch die Spuren der Explosion, die TenTen damals bei unserem letzten Trainingskampf verursacht hatte. In diesen 4 Jahren ist viel geschehen. Vieles hat sich seit damals verändert, aber die große Lücke im Wald, wo die Bäume weg gesprengt wurden, ist immer noch deutlich zu sehen. Wieder haftet sich mein Blick zurück auf meine Gegnerin. „Ich werde dich nicht schonen!“, rufe ich über die Lichtung, dem Regen und Wind entgegen. Doch ich weiß, dass sie meine Worte hören kann. „Das will ich auch hoffen!“, kommt als Antwort zurück und ich kann erkennen, dass sie siegessicher lächelt. Auch meine Mundwinkel ziehen sich kurz nach oben, dann begebe ich mich in die typische Kampfstellung der Hyuuga-Schule. Auch TenTen begibt sich in Kampfposition. Wieder bleiben wir regungslos stehen, lassen den Regen auf unsere ohnehin schon durchnässte Kleidung prasseln. Dann jagt wieder ein Blitz vom Himmel und gibt uns beiden unbewusst das Startzeichen. Zeitgleich setzen wir uns in Bewegung; laufen aufeinander zu, jeder mit einem entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht, jeder entschlossen zu siegen. TenTen öffnet ihre Schriftrolle und holt zur Beschwörung aus. Ich ziehe meine Hand zurück, sammel Chakra in ihr und lasse sie wieder nach vorne schnellen. Heute... wiederholen wir die Geschichte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)