Let it Strip! von Ray-chan (The stage is yours! ☆ KaRe ☆) ================================================================================ Kapitel 3: The Show isn't over, yet! ------------------------------------ In den nächsten Tagen gingen beide ihrem gewohnten Alltag nach. Ray plante am Ende der Woche wieder den Club zu besuchen und fragte Lee, ob dieser ihn begleiten würde. Leider hatte Lee keine Zeit und Ray überlegte lange, ob er alleine in den Club gehen sollte. Letzten Endes traute er sich, zu sehr hatte es ihm dort gefallen. Zudem waren in dem Club reichlich Bodyguards vertreten und Überwachungskameras an den wichtigen Stellen waren auch vorhanden. So fand er sich also alleine vor dem Club wieder. Es war ein ganz anderes Gefühl als letztes mal. Ein positives Gefühl durchströmte ihn. Er betrat den Club. Die Musik wurde lauter und ergriff ihn direkt. Er liebte den Beat. Der Schwarzhaarige lehnte sich an das Geländer der Empore, schloss die Augen und genoss für einen kurzen Moment. Als er die Augen wieder öffnete ließ er seinen Blick über die Tanzfläche schweifen. Der Club war wie letztes Mal gut besucht. Animateure tanzten auf den Plateaus. Auch auf der Bühne tanzte jemand, allerdings war es keine Show. Er gab seine Jacke ab und schritt die Treppe zur Tanzfläche hinunter. Sein Weg führte als erstes zur Bar, an der er sich einen Drink bestellte. Er setzte sich auf einen Barhocker und verweilte dort etwas. Seine Augen glitten durch die Massen. Er mochte es, andere beim Tanzen zu beobachten. Einer gefiel ihm besonders. Er hatte dunkles Haar, die genaue Farbe konnte Ray nicht erkennen. Durch eine ziemlich ausgefallene Tanzweise weckte er das Interesse des Chinesen. Ray trank seinen Drink aus und bahnte sich einen Weg zu ihm. In seiner Nähe begann er zu tanzen, seinen Blick immer wieder auf ihn richtend. Braunes Haar hatte der andere, 10-15 Zentimeter lang. Es war leicht zerzaust und fiel teils in sein Gesicht. Er war gut aussehend. Ray hob die Arme und ließ den Beat durch seinen Körper gleiten. Es dauerte nicht lange und der Braunhaarige nahm Ray wahr. Er drehte sich von seinem Tanzpartner weg und befand sich nun vor Ray. "Es klappt doch immer wieder", dachte er und man konnte ein verschmitztes Grinsen auf seinem Gesicht erkennen. Er genoss die Nähe des anderen und beide tanzten so intensiv, dass sich schnell eine Traube um sie bildete. Für Ray war es jedes Mal ein spannendes Gefühl, von so vielen beobachtet zu werden. Er wusste genau, dass sie in dem Moment nur seinen Körper bewunderten – und er wusste, wie er ihn perfekt in Szene setzte. Die Bewegungen passten ideal zum Beat und er gab sich reichlich Mühe, seinen Zuschauern zu gefallen. Aber auch sein Gegenüber schien diese Situation auszukosten. Sie grinsten sich an und tanzten voller Leidenschaft. Die Menge um sie herum applaudierte, als Ray zu erkennen gab, eine Pause machen zu wollen. Er zwinkerte dem Braunhaarigen zu und suchte sich einen Weg zur Bar. Auf dem Weg dorthin wurde er am Arm gepackt und festgehalten. Erschrocken drehte er sich um und blickte in himmelblaue Augen. "Hi!" "Oh, hey!" Ray wirkte leicht verunsichert, aber auch etwas erleichtert. "Ich wollte gerade an die Bar…" "Darf ich dich begleiten?" Phil lächelte ihn an. "Sicher", antwortete Ray knapp. Er drehte sich um und setzte seinen Weg fort. Er nahm auf einem Barhocker platz und Phil setzte sich neben ihn. Sie bestellten sich jeweils einen Drink. "Eine heiße Tanzeinlage war das eben", lobte Phil und warf Ray einen verführerischen Blick zu. "Schade, dass ich nicht derjenige war, mit dem du getanzt hast." Ray lachte leicht, gab aber keine Antwort. Er nahm einen Schluck von seinem Drink und beobachtete die Menge beim tanzen. "Du warst letztens ziemlich schnell weg", versuchte es Phil nun. Ray war bewusst, worauf er hinaus wollte. "Ja, das mache ich immer so." "Ich dachte schon, es hätte dir nicht gefallen." Phil zwinkerte. "Ach ja?" Ray sah weiter in die Menge und nahm noch einen Schluck. Er empfand das Wiedersehen nicht als unangenehm, fürchtete aber, dass Phil mehr wollte, als die eine gemeinsame Nacht. "Naja. Wirklich vorstellen konnte ich es mir nicht." Phils Worte hatte einen verspielten Tonfall. Ray dachte gerade darüber nach, wie er Phil loswerden könnte, als er durch Raunen der Menge aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er sah sich interessiert um und blickte in die Richtung, in die einige zeigten. Auf der Empore entdeckte er drei Bodyguards, die augenscheinlich jemanden von drumherum stehender Masse beschützten. Sie bahnten sich einen Weg die Treppe herunter und kamen direkt auf ihn zu. Ray stockte der Atem. Sein Herz pochte und er hatte ein wohliges Gefühl im Bauch. In der Mitte der Bodyguards erblickte er einen Mann, wie er ihn noch nie zuvor gesehen hat. Von seinem Hocker aus hatte er eine hervorragende Sicht auf ihn. Der Unbekannte hatte graublaue Haare, die in dem Licht leicht silbrig wirkten. Sie fielen ihm etwas ins Gesicht, welches markant war. Auf seinen Wangen konnte Ray jeweils zwei Dreiecke erkennen, dessen Farbe er aber nicht ausmachen konnte. Der Unbekannte hatte einen leicht eingebildeten, aber ruhigen Blick und wirkte sehr selbstbewusst. "Wow! Hoher Besuch!", platzte es aus Phil heraus, als er die Bodyguards und ihren Schützling entdeckte. Ray zuckte leicht zusammen, da er aus seinen Gedanken gerissen wurde. "Wahnsinn, den sieht man nicht oft hier!" Der Blonde klang sehr aufgeregt. Ray sah ihn nervös an. "Du weißt, wer das ist?" "Was? Willst du mir erzählen, dass du >ihn< nicht kennst?" Phil sah Ray fassungslos an. Hektisch blickte der Schwarzhaarige wieder zu dem Fremden. Irgendetwas hatte dieser in ihm geweckt, sodass er seine Aufregung kaum verbergen konnte. Es hatte den Anschein, als ob ein paar Leute Autogramme wollten, aber der Blaugrauhaarige verweigerte und lachte nur. Der Schwarzhaarige atmete tief durch. "Nein, ich kenne ihn nicht." Er sah Phil fragend an und versuchte seine Nervosität so gut es ging zu verbergen. "Das, mein Lieber, ist HoCo. Sein richtiger Name ist Kai. Er ist ein Superstar, ein wahrhaftiger Gott! Er ist der beste Tänzer in der Umgebung und arbeitet drüben im Hot 'n Dirty. Der Besitzer des Clubs ist der selbe wie in diesem hier, sodass er sich ab und zu hier blicken lässt. Allerdings ist der Club drüben um einiges teurer." Phil kam ins Schwärmen. "Du müsstest mal eine Show von ihm sehen. Danach würdest du nie wieder jemand anderen sehen wollen." Er stockte. "Das habe ich allerdings auch nur gehört. Selber gesehen habe ich noch keine Show von ihm." Auf einmal fing neben den beiden jemand an zu kreischen. "Ahhhhh!!! Er kommt wirklich hierher!" Es war anscheinend ein Fan von Kai. Wild jubelnd und hüpfend freute er sich. Ray bemerkte, wie ihm etwas aus der Hose fiel. Er stand auf und bückte sich, fand den Gegenstand aber nicht direkt. Das war ihm allerdings sehr recht, so konnte er sich etwas beruhigen. Mittlerweile war Kai mit seinen Bodyguards an der Bar angekommen, blieb aber mit etwas Abstand stehen und lehnte sich an die Wand daneben. Er schickte einen seiner Bodyguards, um einen Drink zu holen, während die anderen damit beschäftigt waren, ihm Abstand zu seinen Fans zu schaffen. "Darf ich ein Foto mit dir machen?", rief der sehr erfreute Fan neben Ray. Kai antwortete nicht, verschränkte die Arme vor der Brust und gab seinen Bodyguards ein Zeichen. Er sah zur Bar und erblickte Phil, der ihn verführerisch anlächelte. "Haltet mir bloß den Irren vom Leib!", knurrte Kai und nickte zu Phil herüber. Danach wandte er seinen Blick wieder ab und schloss die Augen. Er genoss die Musik. Auch, wenn Phil den genauen Wortlaut nicht verstehen konnte wusste er, was Kai gesagt hat. Getroffen blickte der Blonde zu Boden. Ray hatte in der Zwischenzeit den Gegenstand gefunden, der dem anderen aus der Tasche gefallen war. Er richtete sich auf und sah sich suchend um. Dann erblickte er den anderen, wie er sich angeregt mit einem Bodyguard unterhielt. Er ging zu ihm hin und tippte ihm auf die Schulter. "Kennst du den? Nimm ihn mit! Ansonsten wird er aus dem Club entfernt!", sagte der Bodyguard verärgert zu Ray. Dieser wusste erst nicht, wie er reagieren sollte und packte den Fremden schließlich am Arm und zog ihn etwas beiseite. Der Fremde sah ihn verwirrt an. "Was soll das?", fragte er etwas erstaunt. "Wenn du nicht rausgeschmissen werden willst, solltest du ihn in Ruhe lassen. Die machen mit Sicherheit keine Scherze. Und hier." Ray hielt ihm das Verlorene unter die Nase. "Das ist dir abhanden gekommen." "Naja. Danke!" Der andere nahm sein Eigentum an sich, drehte sich um und ging weg. Ray schüttelte den Kopf und warf noch einen Blick auf Kai. Wie er dort an der Wand stand, irgendetwas hatte er an sich, was ihn total faszinierte. Er bewunderte seinen Körper. Dieser war durch die Kleidung – zumindest obenrum – sehr gut zu erkennen. Ein eng anliegendes Muskelshirt betonte seine Bauchmuskeln. Stark trainierte Arme, ein breites Kreuz. Anscheinend ein allgemein sehr durchtrainierter Körper. Ein angenehmer Schauer fuhr ihm über den Rücken. "Der ist eine Nummer zu groß für dich", flüsterte Phil ihm ins Ohr und riss ihn ein weiteres Mal aus seinen Gedanken. "Komm mit auf die Tanzfläche, dann erzähle ich dir noch etwas über ihn." Sie gingen ein paar Schritte weg, sodass Kai sie definitiv nicht mehr hören konnte. Das wurde zum anderen schon durch die laute Musik sichergestellt. "Viele wollen ihn", begann Phil, als sie anfingen zu tanzen. Ray sah ihn interessiert an. "Aber HoCo ist niemand, den man einfach so haben kann. Ihn kann niemand haben." Er unterbrach kurz und blickte in Kais Richtung. Dieser stand immer noch angelehnt an der Wand und nippte an seinem Drink. "Er ist derjenige, der die anderen hat", fügte Phil an. Auch Ray sah immer wieder zu Kai herüber. "Du sagtest er arbeitet im Hot 'n Dirty?" "Absolut korrekt. HoCo ist auch nur sein Spitzname. Sein Künstlername lautet Mr Hot 'n Cold." "Passt vom ersten Eindruck her total zu ihm", dachte Ray. "Du solltest ihn nicht so anstarren. Das könnte missverstanden werden." Ray errötete etwas, weil er sich ertappt fühlte. "Wie meinst du das?", fragte er verunsichert. "Naja, also das ist so. Wenn er sich bedrängt fühlt – in welcher Form auch immer – lässt er dich eiskalt aus dem Laden schmeißen." Ray runzelte die Stirn. "Warum weißt du so viel über ihn?" "Letzteres weiß ich leider deshalb, weil es mir selber schon passiert ist." Phil hatte einen traurigen Klang in seiner Stimme. "Aus diesem Grund auch der abwertende Kommentar von ihm." Ray erinnerte sich an das Telefonat mit Tala und fragte sich, ob das der Rauswurf war, von dem er berichtet hatte. "Und wie ist es dazu gekommen, wenn ich fragen darf?" Phil lächelte müde. "Ich bin ihm wohl zu sehr auf die Pelle gerückt. Einzelheiten möchte ich jetzt nicht preisgeben." Ray akzeptierte die Antwort. "Aber warum kommt er hierher, wenn er doch eigentlich in dem anderen Club arbeitet?" "Wahrscheinlich, weil er ein neues Spielzeug für heute sucht. Es ist bekannt, dass er diesen Club nie unverrichteter Dinge verlässt. Zudem wird es seinem Chef gefallen, dass er hier ist. Immerhin ist er ein Publikumsmagnet. Und nicht alle können sich den anderen Club leisten." "Ein Spielzeug… das hört sich irgendwie interessant an", nuschelte Ray vor sich hin. "Was hast du gesagt?", fragte der Blonde. "Ach nichts, schon gut." Ray wirkte nachdenklich. "Ich geh mal nach unten." Phil sah ihn erstaunt an. "Nach unten? Soll ich dir behilflich sein?" Er klang betörend. Ray war bewusst das Phil dachte, dass er sich dort unten vergnügen wollte. Aber da er ihm keine Rechenschaft schuldig war winkte er ab und begab sich mit den Worten "Ich komme schon klar" in Richtung Untergeschoss. Als er vor der Treppe ankam blieb er stehen. Eigentlich wollte er gar nicht dort runter. Er suchte nur einen Weg, um Phil loszuwerden. "Wenn Phil Recht hat mit dem was er sagte", dachte er und lehnte sich an das Geländer. Er war sehr nachdenklich. Kai gefiel ihm aber er wusste nicht, wie er an ihn rankommen sollte. Es war nicht seine Art, sich jemandem offensiv zu präsentieren. Er verweilte dort noch ein paar Momente und ging zurück auf die Tanzfläche. Der Schwarzhaarige suchte sich ein einigermaßen freies Plätzchen und wollte gerade anfangen zu tanzen, als die Musik leiser wurde und eine Stimme ertönte. "Sehr geehrte Herren des heutigen Abends!" Ray blickte zur Bühne. "Heute haben wir etwas ganz besonderes für Sie. Wir veranstalten einen Tanzwettbewerb zugunsten unseres hochkarätigen Gastes Mr Hot 'n Cold. Er höchst persönlich wird Ihre Darbietungen bewerten. Der Gewinner darf sich auf eine Privatvorführung mit ihm freuen! Ist das nicht super?" Die Menge jubelte. "Sie haben von jetzt an genau 15 Minuten Zeit, um sich anzumelden! Auf geht's!" Ray staunte nicht schlecht. Eine bessere Möglichkeit hätte sich ihm gar nicht darbieten können. Er wusste genau, wie gut er tanzen konnte. Dennoch war er zögerlich. Der Gedanke daran, dass er auf der Bühne vor aller Augen tanzen müsste, gefiel ihm nicht. Er zeigte sich zwar gerne beim Tanzen, allerdings nur in gewissem Maße. Zum Beispiel liebte er es, die Blicke von allen um ihn herum auf sich zu ziehen – doch das auf der Bühne war etwas anderes. Dort würde man direkt gespannt zu ihm sehen und Erwartungen haben. Zudem würde er dort nicht für sich tanzen, sondern für jemand anderen. Damit könnte er sich nicht identifizieren. "15 Minuten. In der Zeit kann ich es mir ja noch mal überlegen", dachte Ray, atmete tief durch und fing wieder an zu tanzen. Den Beat spüren und in sich aufnehmen. Frei sein. Die Blicke der Leute auf sich ziehen. Während des Tanzens. Das war es, was ihm gefiel. Nach einer kurzen Weile wurden mehrere um Ray herum auf ihn aufmerksam und drehten sich zu ihm hin. "Hey, du tanzt echt gut! Du solltest bei dem Wettbewerb mitmachen, du hast bestimmt gute Chancen zu gewinnen!", teilte ihm einer mit und sah ihn begeistert an. Ray lächelte verlegen. "Danke. Ich überlege es mir." "Das ist mein voller Ernst, HoCo wäre sicherlich beeindruckt." "Ja, vielleicht." Ray zuckte mit den Schultern. Wortlos tanzte er weiter. Er fühlte sich richtig gut. "Noch fünf Minuten! Noch fünf Minuten!", erklang es wieder aus dem Mikrofon, nachdem die Musik etwas leiser gedreht wurde. "Letzte Gelegenheit zum anmelden!" Die Musik wurde wieder lauter. Ein paar um Ray herum nahmen die Aufforderung wahr und suchten sich einen Weg zur Bühne, um sich anzumelden. Der Schwarzhaarige beschloss in diesem Moment, dass er nicht mitmachen würde. Er würde sich dort wie auf dem Präsentierteller fühlen. Und das alles nur, um eine Privatvorführung zu bekommen? Unter diesen Umständen konnte er darauf verzichten. Lieber sah er selber dabei zu, wie andere ihr Glück versuchten. "Willst du echt nicht mitmachen?", fragte der eine, der ihn überreden wollte. "Nein", antwortete Ray knapp. "Das finde ich sehr schade. Du bist wirklich gut. Ruhm und Ehre hätten dich erwartet." Ray lachte müde. "Ja, mit Sicherheit." Der andere sah ihn an. "Dein Hüftschwung gefällt mir." - "Möchtest du ihn mir mal unter vier Augen vorführen?", fragte er nach einer kurzen Pause. Ray runzelte die Stirn. "Danke für das Kompliment. Aber ich bin nicht interessiert." "Schade." Der andere zwinkerte ihn an. Ray wurde in seinen Bewegungen langsamer, bis er ganz aufhörte. Er drehte sich weg und ging in Richtung Bar. Kai schien nicht mehr dort zu sein, zumindest konnte er weder ihn noch seine Bodyguards irgendwo entdecken. Die Musik wurde wieder leiser. "Liebe Leute, es ist so weit. Die Anmeldezeit ist vorbei und wir werden direkt mit unserem ersten Kandidaten beginnen. Es ist… Matt! Komm bitte auf die Bühne. Applaus!" Ein braunhaariger schmaler Mann betrat die Bühne. "Ach und bevor ich es vergesse, unsere Regeln! Es gibt keine!" Der Moderator kicherte. "Tobt euch aus. Let the show begin!" Die Musik wurde wieder lauter und der Mann auf der Bühne machte einen ziemlich nervösen und zurückhaltenden Eindruck. Ray bestellte sich einen Drink und nahm auf einem Barhocker platz. Von hier aus wollte er sich die Show angucken. Matt war ziemlich schmal gebaut, war untrainiert und hatte auch sonst nichts Besonderes an sich. Ray wunderte sich, dass sich so einer überhaupt auf die Bühne traute. Die ersten Buhrufe kamen. Matt stand bisher nur rum und wusste anscheinend nicht, was er machen sollte. "Fang endlich an zu tanzen!", rief ein Zuschauer. Der Braunhaarige sah sich nervös um und erblickte die Poledancestange. An dieser versuchte er sich, aber auf Grund fehlender Muskeln sah alles etwas gequält aus. Weitere Buhrufe waren zu hören. "Der kann einem Leid tun", dachte Ray. "Buhrufe müssen echt nicht sein." "Ooookay!" Der Moderator griff ein. "Matt komm bitte zu mir." Der Braunhaarige sah etwas erleichtert aus und verließ die Bühne. "Danke für diese Darbietung! Unser nächster Kandidat nennt sich Der grüne Teufel. Applaus!" Es betrat ein Mann mit dunkelgrünen Haaren die Bühne. Er wirkte definitiv selbstbewusster, als der Kandidat vor ihm. Schnell fand er den passenden Rhythmus und fing an zu tanzen. Der Mann war gut gebaut, man konnte seine Muskeln gut erkennen. Beim Tanzen jedoch wirkte er sehr steif und abgehackt. Er erntete zwar keine Buhrufe, aber tosenden Applaus auch nicht, als er die Bühne verließ. So ging die Show weiter. Einer nach dem anderen versuchte sich darin, die Menge – und vor allem Kai – zu begeistern. In Rays Augen stach niemand besonders hervor. Er war sich sicher, dass wenn er mitgemacht hätte, er der Sieger gewesen wäre. Nachdem der letzte Kandidat seine Show beendete, wurden noch mal alle Teilnehmer auf die Bühne gebeten. "Okay meine Herren, kommen wir zum großen Finale. Hier ist für Sie: Mr Hot 'n Cold! Ich bitte um Applaus!" Kai, der mit seinen Bodyguards direkt vor der Bühne gesessen hatte, stand auf und betrat diese. Direkt wurde er von allen Seiten bejubelt. Mit einem abwertenden Blick ging er an den Teilnehmern vorbei zum Moderator. Dieser reichte ihm erwartungsvoll das Mikrofon. "Ich will mit etwas Positiven anfangen." Kai legte eine Kunstpause ein. "Ich musste mich nicht übergeben! Und nun das Negative: ihr ward alle scheiße! Erbärmliches Pack." Trocken und verachtend sprach er diese Worte. Ray verschluckte sich beinah an seinem Drink und dem Moderator fiel die Kinnlade runter. Kai drückte ihm das Mikrofon zurück in die Hand und verließ wieder die Bühne. Er verschwand in einem abgesperrten privaten Bereich. "Ähm äh also…" Dem Moderator fehlten die Worte. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. "I-ich danke für die T-teilnahme!", stammelte er und schluckte. "Ich hoffe, dass die Show gefallen hat…" "Heißt das, es hat niemand gewonnen?", fragte einer der Kandidaten. "Ähm naja also… Alle Kandidaten dürfen den Rest des Abends umsonst Cocktails trinken. Das ist doch was, oder?" Der Moderator zwang sich ein Lächeln auf. "Und nun bitte ich Sie, die Bühne zu verlassen. Danke!" Dem Moderator war es sichtlich unangenehm. Ohne ein weiteres Wort verschwand dieser hinter der Bühne und die Kandidaten verließen diese kopfschüttelnd und schulterzuckend. Als ob nichts gewesen wäre, wurde die Musik wieder aufgedreht und alles ging seinen gewohnten Gang. Ray war in diesem Moment sehr froh darüber, nicht mit gemacht zu haben. Nicht auszudenken, wenn er auch dort gestanden hätte und sich so ein Urteil hätte anhören müssen. Die Kandidaten allerdings taten ihm leid. Aber so war Kai anscheinend und genauso hatte Ray ihn eingeschätzt. Er verließ die Bar und wollte noch etwas tanzen. Als er sich durch die Menge schob, stand auf einmal ein Bodyguard vor ihm. "Herr Hiwatari bittet Sie zu sich", sagte dieser. Ray stockte. "Wer ist Herr Hiwatari?" "Vielleicht ist er dir besser unter dem Namen Mr Hot 'n Cold bekannt." Der Bodyguard lächelte ihn freundlich an. Rays Herz fing an zu pochen. Hatte er das eben richtig verstanden? Kai bittet ihn zu sich? IHN? "Äh also…" Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. "Bitte folgen Sie mir." Der Bodyguard drehte sich um und machte den Weg frei. Zögerlich ging Ray ihm nach. Sie liefen auf den privaten Bereich zu, in dem Kai zuvor verschwunden war. Dort angekommen öffnete ihm der Bodyguard die Tür. "Herr Hiwatari erwartet Sie dort", sagte er und machte eine Handgeste, dass Ray eintreten sollte. Ray war heiß und kalt zugleich, konnte nicht glauben, was gerade geschah. Er ging durch die Tür und fand sich in einem Gang wieder. Der Bodyguard tat es ihm gleich und schloss die Tür hinter sich. "Folgen Sie mir." Er hatte einen ruhigen Tonfall. Ray realisierte in diesem Moment weder wo er war, noch wie weit sie gingen. An einer Tür blieb der Bodyguard stehen. Ray sah ein Namensschildchen, welches auf Kais Zimmer hinwies. "Herr Hiwatari möchte Sie dort drin in Empfang nehmen." Er klopfte an der Tür. Die Tür öffnete sich und Kai kam zum Vorschein. "Ich habe ihn gefunden, Sir." Kai trat etwas zur Tür heraus. "Danke." Er nickte dem Bodyguard zu. "Komm doch herein", sagte er in einem ruhigen, aber bestimmten Tonfall. Der Blaugrauhaarige sah Ray an und hielt ihm die Tür auf. Ray gab keinen Laut von sich. Wie in Trance betrat er den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)