Merry Christmas von Raven1998 (Teil 1 meiner "White Clown & Black Princess" Trilogie.) ================================================================================ Kapitel 18: Die schwarze Prinzessin und der weiße Clown ------------------------------------------------------- Kapitel 18 Warum eigentlich?, dachte Allen. Er und Rhode standen sich nun gegenüber. In Allens Hand lag ein Schneeball. Rhode hatte ihre Hände hinter ihrem Rücken versteckt und lächelte ihren Exorzisten nur an. Warum hatte er das nicht gesehen? Er warf den Schneeball. Rhode und die Noahs waren am Ende auch etwas menschlich. Sie haben unmenschlichen Fähigkeiten, aber sie hatten auch etwas menschliches an sich. Genau wie die Exorzisten. Rhode wich dem Schneeball aus. Sie hob ihre Hände hinter dem Rücken hervor und zeigte Allen zwei Schneebälle. Dann warf sie den ersten. Was hinderte ihn daran, Zeit mit ihr zu verbringen? Ist es der Orden? Allen beugte sich zur Seite. Der erste Schneeball flog an ihm vorbei. Nein. Waren es die anderen Noahs? Allen wich dem zweiten Schneeball aus. Nein. Seine Freunde? Nein. Der Graf? Allen bekam einen dritten Schneeball ins Gesicht. Ja. "Was? Wie schnell kannst du den Schneebälle werfen?" Rhode kicherte und hob erneut die Hände hinter ihrem Rücken hervor. In ihren Händen befanden sich Stapel von Schneebällen. Sie grinste ihn böse an. "Tanz für mich!" Es hagelten hunderte von Geschossen auf Allen zu. Er versuchte ihnen auszuweichen in dem er nach links auswich und in einem großen Bogen auf Rhode zurannte. Ja. Der Graf war schuld. Und der Orden war schuld. Wenn beide nicht währen... Er hatte Rhode erreicht und beide liesen sich in den Schnee fallen. Allen stützte sich über ihr ab. Das Noahmädchen schaute ihn mit erwartungsvollen Augen an. Sie Atmete schwer und ihre Haare wehten ein wenig im Wind. Rhode lächelte. Sie nahm Allen an der Schulter und drückte ihn zur Seite. Die beiden rollten einen halben Meter über den Boden. Nun lag Allen im Schnee und Rhode saß auf ihm. Sie stützte sich mit ihren Hände auf dem Brustkorb des Exorzisten ab. "Wenn du nicht weißt was du in solchen Situationen machen sollst, dann überlass mir die Führung, okay?" Sie beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn. Allen schloss die Augen. Für einen Moment verschwand alles um ihn herum. Die Kälte. Das Eis. Die Schneemänner. Er fühlte nur Rhodes Lippen und als diese ihn los ließen, fühlte er sich kurz etwas einsam. Er öffnete die Augen wieder. "Na? Hats dir gefallen?" Die Noah grinste ihn mit funkelnden Augen an. Doch ihr Exorzist starrte nur in den mittlerweile wolkigen Himmel. "Was tun wir?" fragte er. Seine Stimme klang leer und abwesend. "Nun," sagte Rhode und fing an alle möglichen Tätigkeiten aufzuzählen: "Wir könnten wieder in die Stadt gehn und uns den Weihnachtsmarkt ansehen oder wir schauen uns die Bühnenshows an und hören dem Chor und dem Orchester zu. Wir könnten natürlich auch irgendwo hingehen und was schönes essen. Aber am liebsten würde ich noch ein paar Schneemänner bauen." "Nein." Rhode verstand Allens Worte, obwohl er sie kaum hörbar in sich hinein flüsterte. "Ich meine, was machen wir danach? Ich meine für den Moment ist alles wunderbar, aber was passiert danach, wenn dieser Moment endet? Was tun wir dann? Es wird nichts so sein wie zuvor, aber es wird auch nichts so sein wie jetzt." Rhode lehnte sich nach hinten und beobachtete für eine Weile die Wolken. Schließlich stand sie auf und fing an, weitere Schneemänner zu bauen. "Hilfst du mir? Ein paar Schneemänner würde ich gerne noch bauen." Allen srand auf und fing an, weitere Schneekugel über den Boden zu rollen. Lange sprach niemand ein Wort. Die fröhliche Atmosphäre war verschwunden. Sie bauten stumm an den Schneemännern. Beide grübelten über etwas nach, kamen aber zu keinem klaren Gedanken. Als sie eine Pause einlegten, lies der Exorzist sich erneut auf den Boden fallen und sah zu der Noah auf, die gerade auf den ersten und größten Schneeman kletterte, ihre Knie bis zum Kinn hochzog und sich auf dem Schneeman nieder lies. Sie machte ein trauriges, nachdenkliches Gesicht. Dann richtete sie sich auf, streckte die Arme von sich und sagte: "Melancholie." "Was?" "Diese Stimmung. So etwas bezeichnet man als melancholisch, oder?" Allen dachte über diese Aussage kurz nach. "Ich denke schon," antwortete er knapp. "Tut mir leid. Ich wollte dir die gute Laune nicht vermiesen." "Mach dir deshalb keine Vorwürfe. Darüber hätte wir uns früher oder später sowieso unterhalten müssen." Rhode fing an, mit einem Bein, auf dem Kopf des Schneemanns zu balancieren. "Ich bin eine Noah und du bist ein Exorzist des Schwarzen Ordens. Es ist wie in einer kitschigen Liebesgeschichte, zum Beispiel Romeo und Julia." Allen hatte ein Deja Vu. Rhode redete weiter: "Oder wie in einer dieser Geschichten über einen Helden der seine Geliebte vor ihrer bösen Familie beschützt und danach brenne sie zusammen durch." "Mit dem Unterschied," ergänzte Allen ihren Satz. "Das ich kein Held bin. Wie bereits gesagt, ich bin ein Exorzist des Ordens. Ich bin einer von vielen. Wenn das Leben ein Schachbrett wäre, dann wärst du eine Dame und ich wäre ein Bauer." "Aber das ist doch etwas wunderbares oder?" Rhode begann auf dem Schneeman Pirouetten zu drehen. "Ein Bauer kann nur voranschreiten. Für ihn geht es immer nur nach vorne. Entweder er zieht voran und erzielt erfolge, in dem er gegnerische Figuren wirft oder er wird von einer anderen Figur blockiert und geworfen. Egal was passiert, der Bauer hat nichts zu bereuen. Er hat sein Leben damit verbracht, seine Aufgabe zu erfüllen und wenn er aus dem Spiel geworfen wird, weis er genau, dass es keine andere Möglichkeit gab. Bei anderen Figuren, die die Qual der Wahl haben, sieht das weniger rosig aus. Wenn zum Beispiel eine Dame nach ihrem Zug geworfen wird, wird sie denken, dass sie das hätte verhindern können, in dem sie einen anderen Weg gewählt hätte. Der Bauer muss sich darüber keine Gedanken macht. Er hat getan wofür er geschaffen wurde und wenn er geworfen wird, war es unausweichlich. Er muss sich darüber keine Gedanken machen. Das ist eine unfassbare bequemlichkeit, die nur der Bauer haben kann. Wenn die Welt wirklich ein Schachbrett wäre, wären die meisten Menschen Damen." Der weißhaarige Junge schaute sie überrascht an. Was sie sagte war zwar ein weit hergeholter vergleich, aber es war ziemlich logisch. "Aber wen du es so siehst, passt der vergleich ja garnicht mehr zu unserer Situation." "Stimmt." Rhode machte nun auf dem Koof des Schneekönigs, einen Handstand. Mit ihrer rechten Hand stützte sie sich auf der Schneekugel ab, mit der Linken hielt sie ihren Rock fest. Sie schwankte leicht, fand ihr Gleichgewicht aber schnell wieder und sprach dann weiter. "Ein besserer Vegleich wäre vermutlich ein Märchen. Drei Personen. Der Bösewichte, der in den meisten fällen entweder der schwärzeste Magier oder der gefährlichste Drache ist. Als zweites hätten wir die Prinzessin die gerettet wird. Die dritte Person wäre der Ritter, der in strahlend weißer Rüstung auf einem weißen Pferd erscheint. Ist dieser vergleich besser?" "Schon, allerdings hätten wir in diesem Fall, nicht die vorgegebenen Figuren." "Richtig. Da ich eine Noah bin, bin ich in diesem Fall auf der Seite des Drachen, also eine finstere Prinzessin. Und du..." Rhode hielt kurz inne. "Und du... du wärst kein Ritter. Der Ritter ist zu langweilig. Ein Ritter würde den Drachen töten und seine Prinzessin retten. Alles andere interessiert ihn nicht. Deshalb ist er langweilig. Du wärst..." Rhode lies sich vom Schneemann fallen und Allen fing sie auf. "Du wärst ein Clown." Diese Worte fühlten sich an, als hätte man ihm einen Stein gegen den Kopf geworfen. "Ein Clown?" "Ja. Der Held besiegt zwar den Drachen und rettet die Prinzessin, aber andere Figuren werden im Stich gelassen. Du bist zwar nich in der Lage, den Drachen zu töten, aber du bist in der Lage viel mehr Menschen zu helfen oder sie aufzuheitern. Wie ein Clown auf einem Jahrmarkt, der die vorbeikommenden Menschen belustigt und sie ihren Alltag vergessen lässt. Du bist immer für andere da, auch wenn du dir selbst schadest oder dich zum Narren machst." Sie kuschelte sich an ihn und schloss die Augen. "Das mag ich so an dir. Egal, was dir im Weg steht, wenn es deinen Freunden schlecht geht, lässt du dich nicht stoppen." Es begann zu schneien. Schneeflocken fiel sanft um sie herum auf den Boden. Einige landeten in ihren Haaren und auf ihrer Kleidung. Allen schaute sie an und grinste. "Eine dunkle Prinzessin und ein weißer Clown." Er sprach seine Worte leise aus. "Wenn der Drache dich mal zum Weinen bringt, werde ich in strahlend weißer Rüstung erscheinen und dein Clown sein." Rhode kichert leise. "Das würde mich sehr freuen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)