PMD Himmel jenseits von Zeit und Dunkelheit - Reptains Sicht von Skampi835 ================================================================================ Kapitel 3: 03 - Gesucht -----------------------       An der Kreuzung zu Schatzstadt       »Dort ist das Pandir-Kaffee!«, rief Evoli ihrem Partner über die Schultern zu, der einige Schritte hinter ihr lief. »Leg mal einen Zahn zu, Karnimani.«       »Ich bin ja schon da… Du kannst ja schon mal hinein gehen und schauen, ob du Pikachu finden kannst.«, fügte Karnimani zu, doch Evoli wartete schwanzwedelnd und mit aufgestellten Ohren vor dem Eingang des Kaffees. Die Treppenstufen, die in ein ausgehobenes Loch nach unten führten, endeten vor einer Tür die geöffnet war um den Pokemon Einlass zu gewähren. Sie schnüffelte und ihr stieß der Geruch von erfrischenden Eistees und Milchshakes entgegen, welche wohl mit den unterschiedlichsten Zutaten hergestellt worden waren. »Nein...«, murmelte sie leise vor sich hin. »Ich finde es einfach nur merkwürdig dort unten.«       »Was denn?«, fragte Karnimani als er hinter Evoli zum stehen kam und spähte an ihr vorbei zu der Treppe die nach unten führte. »Was soll denn merkwürdig daran sein?«       »Ein Kaffee speziell für Erkunder und dann auch noch dieser Name. Ich meine... Hoffen und Träumen? Ernsthaft? Das Ding liegt unterhalb der Oberfläche und wird nur mit künstlichem Licht erhellt. Wie soll man denn da 'Hoffen und Träumen'?« Ihre braunen Augen sahen Karnimani skeptisch an, doch dieser schüttelte nur den Kopf. »Nah... Ich denke du siehst das ein wenig zu kritisch. Es ist immerhin nur ein Name. Seine Wirkung erzielt es aber und außerdem kommen wirklich sehr viele Erkunder hier her.«, erklärte er schmunzelnd während er an Evoli vorbei die Treppenstufen hinunterging.       Evoli zuckte mit ihren Ohren. Ihr Fell kribbelte auf eine unangenehme Weise wenn sie dort hinuntergeht, dennoch folgte sie ihrem Partner in das Innere des Kaffees. Sie wurden von hellem Licht begrüßt als sie die Türschwelle durchschritten hatten und standen schon inmitten des Kaffees. Die Wände waren mit freundlicher, gelber Farbe gestrichen worden und die bunten - und kitschigen - Girlanden die sich über die Decke zogen wurden von Evoli argwöhnisch begutachtet. Es war viel zu freundlich hier drin, außerdem war die Luft stickig, da dieser Raum keine Fenster hatte. Doch er süße Geruch der angebotenen Getränke würde ohnehin jede Art von Frischluft vernichten. Auch wenn viele Pokemon und Expeditionsmitglieder Schatzstadt aufsuchten um in diesem Laden einen der ungewöhnlichen Getränke zu trinken, fand sie diesen Ort einfach nur eigenartig.       Pandir, der Gründer des Kaffees stand gerade hinter seiner Theke, wo er ein Getränk mischte. An der Theke stand eine ganze Schlange von Pokemon die allesamt eine Beere oder eine andere Köstlichkeit in den Pfoten und Händen hielten damit es von Pandir zu einem Getränk gemischt werden konnte. Isso und Woingenau wuselten aufgeregt auf und klatschten in die Hände als ein Patscharisu scheinbar ein Preisticket eingelöst hatte und auf wundersame Weise auch noch etwas gewonnen hatte. Das Pandir-Kaffee war eigentlich, wie auch zu jeder Zeit an der Evoli und Karnimani es betreten hatten, völlig überfüllt. Die aufgestellten Tische wurden von verschiedenen Teams belagert. So vermutete Evoli zumindest, da sie an einem Tisch Team Schmackhaft erkennen konnte. Wer weiß worüber sie sprachen. Die verschiedenen Pokemon plapperten scheinbar alle in dieser überfreundlichen Atmosphäre wild durcheinander, sodass man Mühe hatte um sein eigenes, gemurmeltes Wort zu verstehen. Evoli konnte nur vermuten, dass Waumpel wieder einmal über jedes Wort das Schwalboss, sein Partner, sagte paranoid reagierte. Was ihr mit einem zusammenzucken von Waumpel auch prompt bestätigt wurde.       Evoli streckte den Kopf nach oben und versuchte über die Menge der Pokemon einen Überblick zu bekommen. »Kannst du Pikachu sehen?«, fragte sie, während ihre Augen versuchten das gelbe Pokemon zu erkennen. »Noch nicht.«, war die laute Antwort von Karnimani als er plötzlich freudig mit den Armen begann herumzufuchteln. »Da, ich habe ihn gefunden!«, rief er und deutete auf einen Tisch. Evoli schnippte zur Bestätigung mit dem buschigen Schweif, dass sie verstanden hatte und Karnimani ging vor und kämpfte sich durch die wuselnde Menge ehe sie endlich bei Pikachu ankamen.       Das Elektropokemon trank gerade schlürfend aus einer Tasse ein Heißgetränk. Die kaum wahrzunehmenden Dampfschwaden verrieten das. Sein Blick war starr auf etwas gerichtet was vor ihm auf dem Tisch ausgerollt lag. »Hallo.«, begrüßte Karnimani ihn und setzte sich an den Tisch zu Pikachu welches auch gleich von dem ausgerollten Blatt Papier aufsah. »Oh? Gibt es keine freien Tische mehr?«, fragte das Pikachu völlig abwesend und sah etwas verwirrt zu Karnimani und dann auch zu Evoli. Karnimani lächelte freundlich, während sich Evoli fragte wie man diesen Lärmpegel einfach ausblenden konnte und nicht mitbekam wie überfüllt dieser Laden war. »Wir sind nicht hier um etwas zu trinken, oder um dich zu belästigen. Wir haben deinen Job auf dem Infobrett gesehen und wir möchten mit dir darüber sprechen.«, klärte Karnimani ihn auf.       »Oh?«, die Ohren von Pikachu zuckten in die Höhe. »Ich verstehe. Mein Name ist Pikachu, sehr angenehm. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«, fragte er sogleich weiter. Seine Augen schienen nun aufmerksamer auf dem Erkundungsteam zu ruhen als vorher.       »Die Freude ist ganz auf unserer Seite.«, sprach Evoli vergnügt. So ein verplantes Pokemon traf man selten. »Das ist Karnimani mein Partner. Wir sind Team Sternglanz.«, stellte Evoli seinen Partner vor. »Wir möchten uns deinem Problem annehmen, aber wir haben vorher noch einige Fragen die wir gerne beantwortet hätten.« Karnimani nickte zustimmend ehe Evoli fortfuhr: »Erzählst du uns bitte, wer genau Glumanda ist und wann und wo du ihn zuletzt gesehen hast?«       »Natürlich. Setzt euch doch bitte für eine Weile hin, dann erzähle ich euch alles in Ruhe.«, sagte Pikachu und deutete auf den Tisch. Evoli setzte sich zurück und Karnimani der bereits saß, legte seine Hände übereinander auf den Tisch. »Mein Partner ist ein Shiny Glumanda. Er sieht daher ziemlich ungewöhnlich aus. Statt dem Orange hat er eine goldgelbe Färbung. Glumanda ist mein Teampartner, aber er ist kürzlich verschwunden mit meiner Wunderkarte.«, erklärte Pikachu. »Ihr sollt ihn und die Karte finden.«       »Ich dachte er ist dein Partner, aber es hört sich so an, als wäre er ein Genove?«, fragte Karnimani nachdem er einen bedenklichen Blick mit Evoli ausgetauscht hatte. Dass Glumanda eine merkwürdige Färbung hatte könnte nützlich sein, wenn er sich verstecken würde. »Hat er dich hinters Licht geführt um dir die Karte zu stehlen?« Evoli warf Karnimani einen zweifelnden Seitenblick zu. Er hatte eine wahrhaft blühende Fantasie.       »Nein, nein! So ist das nicht.«, wiedersprach Pikachu aufgeregt. »Glumanda ist mein Freund er ist nur... Er ist auf sich alleine gestellt ziemlich hilflos und auch sehr überfordert. Soweit ich weiß war er noch nie alleine auf Erkundungen weil er sich normalerweise nicht traut. Diese Wunderkarte ist eine besondere Wunderkarte müsst ihr außerdem wissen.« »Eine besondere Wunderkarte? Was ist denn an ihr besonders?«, fragte Evoli mit schief gelegtem Kopf nach.       Pikachu nimmt einen Schluck von dem Heißgetränk ehe er antwortete. »Die Wunderkarte ist nahezu komplett aufgedeckt. Es fehlen nur noch die Inseln im Nordosten die hinter dem Meer liegen, dann ist sie komplett.« Evoli und Karnimani tauschten einen Blick miteinander aus, scheinbar geisterte ihnen dieselbe Frage durch den Kopf. Wie kam ein einzelnes Pokemon an eine nahezu komplett aufgedeckte Wunderkarte ohne ein berühmter Erkunder zu sein? »Die Karte ist so besonders, weil sie von vielen verschiedenen Erkundungsteams aufgedeckt wurde. Ich habe sie verglichen und darum geben die Informationen mit ihnen auszutauschen. Sie haben alle freiwillig zugestimmt, da es dazu helfen soll, eine Karte anzufertigen die komplett aufgedeckt ist und sich nicht je danach verändert wenn man einen Ort aufsucht. Also wäre es eine Karte auf dem wirklich jeder Ort eingezeichnet ist. Jedes Team und ihre Mitglieder die dabei geholfen haben, haben auf der Rückseite der Wunderkarte unterschrieben, um sich selbst zu verewigen. Stellt euch nur mal vor wie es ist, wenn alle Pokemon die Möglichkeit hätten die Orte auf einer Karte zu sehen? Natürlich wäre es nicht genau das selbe als wenn man selbst dort hingeht, aber allein die Vorstellung ist doch atemberaubend.« Ein träumender Ausdruck fuhr über Pikachus Blick ehe er trostlos seufzte. »Aber da mir noch die Inseln im Nordosten fehlen, ist sie leider inkomplett und leider macht sich auch in absehbarer Zeit niemand auf den Weg zu den Inseln um sie zu Erkunden.«       Pikachu legte eine kleine Kunstpause ein und trank erneut schlürfend von dem Heißgetränk. Evoli fragte sich ob das Getränk überhaupt noch heiß war. »Nun, auf jeden Fall würde es einen Käufer geben der die Karte duplizieren würde um sie dann verkaufen zu können. Allerdings, da ein Teil fehlt können wir leider nur einen sehr geringen Preis rausschlagen. Glumanda und ich wollten uns auf die Reise machen, aber ich kann momentan auf keine Erkundung gehen.« Pikachu regte sich ein wenig und hob seinen Schweif der in einem Verband eingewickelt war. »Die Reise wäre zu anstrengend und ich kann im Moment wegen einem Unfall keine Elektroattacken ausführen. Ich muss mich schonen, aber der Käufer meinte, dass das Angebot in dieser Woche auslaufen würde. Ich fürchte Glumanda hat sich auf eigene Faust zu den Inseln begeben.«       »Verstehe...«, murmelte Karnimani was man wegen des Lärmpegels um ihn herum kaum hören konnte.       »Nur leider ist Glumanda sehr schreckhaft und weiß seine Fähigkeiten nicht so gut einzusetzen. Wir sind ja noch nicht mal ein richtiges Erkundungsteam, sondern nur Kartographen. Ich fürchte, dass ihm etwas Schlimmes zustößt wenn wir ihn nicht rechtzeitig finden. Wenn ihm schon etwas zugestoßen ist...«, erklärte Pikachu und stoppte als seine Gedanken wahrscheinlich bei seinem Partner hingen.       »Also sollen wir Glumanda finden und ihn zurückbringen?«, fragte Evoli nach um sich zu vergewissern. Wegen des Informationsflusses und ihren Abzweigungen verlor sie allmählich den Überblick.       »Ja. Außerdem möchte ich euch bitten, dass ich euch begleiten darf. Glumanda wird nicht einfach so zurückkommen, selbst wenn ihr mit ihm redet. Er ist ein ziemlicher Angsthase, aber wenn er sich etwas in seinen Dickschädel gesetzt hat und den ersten Schritt gelaufen ist, kann man ihn kaum bremsen.« Pikachu sah die beiden Pokemon abwechselnd und bittend an.       Karnimani legte den Kopf schief und dachte laut nach. »Meinst du, dass das eine gute Idee ist? Du meintest dass die Reise zu schwierig für dich werden könnte. Außerdem kannst du keine Attacken benutzen.«       Pikachu lächelte. »Ja, sie wird schwierig für mich alleine, aber wenn ich mit einem Erkundungsteam unterwegs bin, kann ich unliebsame Begegnungen vorbeugen. Ich kann zwar keine Attacken ausführen, aber ich kann noch prima laufen. Solange sich Glumanda noch auf der Insel befindet, sollte das kein großes Problem darstellen. Wir können ihn noch einholen, das weiß ich. Ich werde euch bestimmt nicht aufhalten. Außerdem... Wenn Glumanda dieses Opfer für mich alleine aufbringen kann, dann kann ich ihm wenigstens hinterherlaufen.«       Karnimani nickte nach wenigen Minuten. »Gut, dann kommst du mit uns mit.«       »Außerdem ist Pikachu bestimmt eine große Hilfe bei der Routenwahl die Glumanda genommen haben könnte.«, gab Evoli mit einem Schwanzschnippen zu bedenken.       Pikachu lächelte breit. »Natürlich, immerhin bin ich Kartograf.«, sprach er. »Ich denke dass Glumanda den Waldrandpfad genommen hat um auf einem anderen Pfad um den Akreiberg zu gehen. So würde er direkt zum Meer kommen auf welchem er zu den Inseln gelangen könnte.«       »Verstanden.«, Karnimani nickte zufrieden und Evoli erhob sich.       »Du kannst dich auf uns verlassen. Wir werden dich aus Kämpfen heraushalten.«, erwiderte sie und nickte ebenfalls zustimmend.       Pikachu sah erleichtert von Karnimani zu Evoli. »Da bin ich aber sehr froh. Vielen Dank schon mal. Eure Belohnung wird einzigartig sein.«       »Achja, was ist die Belohnung eigentlich?«, fragte Karnimani dem wohl gerade eingefallen war, dass es außer den Erkundungspunkten auch noch ein 'ganz spezielles Item' als Belohnung geben würde.       »Nun, ich dachte da an folgendes...«         Später in der Nähe des Akreiberges       Reptain öffnete die Augen zur Hälfte als er erwachte. Die Sonne schien noch immer, aber war gerade dabei unterzugehen. Die Blätter des Baumes unter dessen Ast er Schlaf und Schutz gefunden hatte, raschelten sanft als ein Windzug darüber hinweg wehte und sie bewegte. Das Blätterdach spendete ihm angenehmen Schatten vor der Hitze der Sonne, so hatte er mehrere Stunden lang vor sich hin gedöst. Ab und an war er aufgewacht wegen einem plötzlichen Windzug, der über die Blätter gezogen war und einmal wegen eines Raupys, das von einem Baum plumpste um wieder hinaufzuklettern. Allgemein war es hier sehr friedlich und nur wenig besucht von irgendwelchen herumwandernden Pokemon. Aber diesmal verrieten ihm seine Sinne dass es anders war. Er konnte die Anwesenheit eines sich immer weiter nähernden Pokemons spüren. Allerdings war es auch sehr langsam.       Reptain lag gegen den Baum gelehnt auf dem Ast und setzte sich auf, als ein Schmerz durch seine Klauen fuhr zuckte er unweigerlich zusammen. Er starrte auf seine Klauen an denen sich eine dicke Kruste aus Schorf gebildet hatte. Seine Füße brannten etwas, aber die Schürfwunden heilten bereits ab. Ein tiefer, unebener Schnitt war an seiner rechten Klaue wieder aufgerissen und blutete erneut. Energisch leckte er darüber um die Blutung zum stillen zu bringen. Das Blut könnte ihn verraten wenn hier jemand vorbeikommen würde. Reptain stand auf und kletterte leise weiter nach oben, sodass Blätter die direkte Sicht auf ihn versperrten. Außerdem konnte er sich hier nahezu perfekt tarnen. Seine reptilienartigen, gelben Augen suchten den Waldboden unter sich ab.       Mehrere quälende Minuten vergingen in denen Reptain angestrengt horchte als ein Schrei zu ihm hallte und ein kleines, gelbes Pokemon panisch in sein Sichtfeld rannte. »Aaaaaaahhh!!!«, schrie es und wirbelte panisch mit seinen kleinen Ärmchen herum, um scheinbar irgendetwas abzuschütteln. Ein Weberak hatte sich auf seinem Rücken festgehalten bis es sich schließlich von ihm löste und scheinbar vergnügt einen Baum hinaufkletterte. Das Pokemon sah der Spinne panisch nach und seufzte hörbar erleichtert aus. »Puh... Und ich dachte schön es wäre etwas böses...«, murmelte das Pokemon. Reptain fand, dass es wohl das ängstlichste Glumanda sein musste, dass er je gesehen hatte und auch das ungewöhnlichste. Anstatt seiner für gewöhnlich orangenen Hautfarbe war es goldgelb. Reptain verharrte weiter im Schutz der Blätter und beobachtete das Feuerpokemon das sich unwohl umsieht.       Glumanda schulterte eine kleine Tasche aus der ein zusammengerolltes, scheinbar großes Blatt Papier herausragte. Das ungewöhnlich gefärbte Pokemon sah entschlossen auf seine kleinen Fäustchen hinunter die es geballt hatte. »Ich darf nicht so ängstlich sein! Ich halte mich nur selbst auf, wenn ich immer wieder drei Schritte zurückgehe, obwohl ich vorwärts will.«, murmelte Glumanda, scheinbar um sich selbst Mut zu machen. »Es ist noch so weit... Ich hoffe Pikachu macht sich keine allzu großen Sorgen um mich...«       Reptains gelbe Augen schmälerten sich während er durch das Blätterdach auf das gelbe Glumanda starrte. Sollte das bedeuten, dass hier bald noch mehr Pokemon vorbeikommen würden? Das wäre gar nicht mal so gut... Immerhin war nur wenige Meter von hier die zukünftige Schuttruine zu sehen über der sich der Grauschleier ausgebreitet hatte. Er hatte geglaubt, dass er noch etwas mehr Zeit haben würde ehe ein Bewohner der Insel erkennen würde dass die Zeit hier angehalten hatte.       »Aber ich muss weitergehen!«, rief Glumanda plötzlich, was jeden Feind auf ihn aufmerksam hätte machen müssen und Reptain unterbrach seinen Gedankengang. »Ich werde nicht aufgeben! Ich muss es für Pikachu tun!« Reptain legte den Kopf schief. Was musste er wohl tun? Als Glumanda vorsichtig und sehr, sehr, sehr langsam weiterging blickte Reptain ihm lediglich nach und überlegte ob er ihm folgen sollte. Vielleicht würde dieses Pokemon den Grauschleier doch nicht bemerken? Oder dieses sonderbar gefärbte Glumanda würde sofort zu irgendwelchen Pokemon rennen um es zu berichten. Resigniert seufzte er.       Glumanda schreckte auf, sah sich hektisch um und fiel über einen Stein, weil er nicht auf seinen Weg geachtet hatte. Das zusammengerollte Papier in seiner Tasche fiel heraus und entrollte sich augenblicklich. Glumanda versuchte es zu greifen und hielt es verkrampft zwischen seinen Krallen fest. Er seufzte erleichtert aus. »Hab ich dich.«, nuschelte er.       Nun, da das Papier komplett entrollt war erhaschte Reptain einen Blick in das Innere des Papieres. Es sah aus wie eine Karte, sie könnte ihm möglicherweise hilfreich sein. Es sah so aus als wäre sie nahezu gänzlich aufgedeckt. Ein starker Windzug fegte über den Waldboden und entriss Glumanda die Karte und sie wehte flatternd einige Meter von ihm weg. »Neeeeein!«, rief Glumanda entsetzt und sah der Karte nach, die hinter einen Baum gefegt wurde. Reptain schmunzelte schon fast. Was für eine merkwürdige Fügung des Schicksals.       Glumanda rappelte sich auf und rannte hinter den Baum, doch die Karte war nicht hier. Wie konnte das sein? Glumanda sah sich verzweifelt um, er war sich sicher dass die Karte hinter diesen Baum geweht worden ist.       Reptain betrachtete die Karte in der Zwischenzeit genau und versuchte sich zurechtzufinden. Er überprüfte seinen derzeitigen Standort und versuchte die Orte auf der Karte zu deuten, an denen er ein Zahnrad der Zeit vermutete. Sich nicht mit der Sorge beschäftigend dass er entdeckt werden konnte, da das Blätterdach ihn vor Glumandas Augen schützte, studierte er die Karte. Die Insel in dieser Vergangenheit ist um einiges größer als in seiner Welt und auch um einiges weitläufiger. Er fand die Punkte an denen jeweils ein Zahnrad der Zeit sein musste und bestimmte ihre Richtungen als ein panischer Schrei zu ihm hinauf drang. »Neeeeiiiiiiin! Pikachu wird es mir nie verzeihen, dass ich die Karte verloren habe!« Glumanda rannte mehrmals im Kreis ehe er sich wieder verzweifelt umsah. Reptain unterdessen hielt die Karte sicher in seinen Klauen und rührte sich keinen Millimeter um nicht die Aufmerksamkeit raschelnder Blätter auf sich zu ziehen. Ein Geräusch veranlasste ihn seinen Kopf zu heben und die Luft zu prüfen. Anscheinend war dieses Glumanda nicht mehr der einzige, der in diesem Wald war.       »Na endlich! Wir haben dich gefunden.«, rief jemand durch ein Gebüsch und sprang hindurch. »Heh, kommt hier her. Ich habe ihn gefunden!«       Karnimani winkte hinter dem Busch und ein Evoli, gefolgt von einem Pikachu tauchten daraus hervor. »Wo ist er?«, fragte Pikachu und sah die Lichtung entlang.       Glumanda blinzelte als er die vielen Pokemon entdeckte. Es sah fast so aus als würde er gleich einen Heulanfall bekommen. »Glumanda! Da bist du ja! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«, rief Pikachu und rannte seinem Freund entgegen. Er fiel dem gelben Glumanda um den Hals und seufzte erleichtert aus.       »Pi-Pikachu? Was machst du denn hier? Was ist mit deiner Krankheit?«, fragte Glumanda erstarrt und blinzelte seinen Freund an. Teilweise überfröhlich, teilweise todtraurig. Als wenn er sich nicht entscheiden könnte.       »Team Sternglanz hat mir geholfen mich zu dir zu eskortieren.«, erklärte Pikachu erleichtert und löste sich von seinem Freund. »Du kannst dich doch nicht einfach alleine auf eine so weite Reise begeben Glumanda. Ich wäre fast gestorben vor Sorge!« Pikachu sah dem gelben Glumanda mahnend in die Augen.       »Pikachu... Es tut mir leid, aber ich bin so froh dich zu sehen.«, sprach Glumanda und tatsächlich lief dem ängstlichen Pokemon eine Träne über die Wange. »Ich dachte schon die Bäume um mich herum beginnen zu husten.«       »Was?« Pikachu sah seinen Freund skeptisch an. »Bäume husten nicht. Das habe ich dir doch schon einmal gesagt, Glumanda«, murmelte er schmunzelnd.       »Da bin ich aber froh, dass wir deinen Freund gefunden haben, Pikachu.«, sprach nun Karnimani und trat zu den beiden vor. Evoli folgte ihm und wedelte mit dem buschigen Schweif. »Mission abgeschlossen.«, sagte es amüsiert und schloss freudig die Augen woraufhin ihre Ohren nervös zuckten.       Pikachu betrachtete Glumanda eine Weile. »Du Glumanda? Wo ist denn die Karte?«, fragte Pikachu vorsichtig und legte den Kopf schief. »Ehm...«, Glumanda wurde ganz blass. »Die Karte... Ehm... Weißt du...«       »Jaaaah?«, bohrte Pikachu inzwischen mit leicht verengten Augen nach.       »Du wirst es nicht glauben! Der Wind hat sie mir aus meinen Händen weggeweht! Einfach so! Und dann ist sie verschwunden!«, erklärte Glumanda händefuchtelnd. Beide Ohren von Pikachu stellten sich kerzengerade auf. »Was?«, fiepte er scheinbar aus der Fassung. »Treib keine Scherze mit mir Glumanda.«       »Ich scherze nicht! Ich bin der Karte nachgejagt, als ich euch getroffen habe.«, bestätigte Glumanda während er über seine Worte stolperte. Pikachu setzte sich zurück und sah seinen Freund schweigend an. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Glumanda ließ den Blick auf den Boden sinken. »Es tut mir so... So und unendlich leid Pikachu... Ich weiß wie lange du an dieser Karte nun schon gearbeitet hast und wie viel sie dir bedeutet...«       Pikachu seufzte langgezogen ehe er sprach. »Weißt du Glumanda, ich habe die Karte angefangen da habe ich dich kennen gelernt. Du warst der einzige der mich nicht für einen sonderbaren Fall hielt, nur weil ich eine Karte komplett aufdecken wollte ohne die Orte selbst zu sehen.«, begann Pikachu und sah Glumanda in die Augen. »Du hast dich sogar buchstäblich von meiner Idee mitreißen lassen und es war schön nicht mehr alleine da zu stehen. Die Karte ist wertvoll, das lässt sich nicht bestreiten, aber vielmehr bedeutet mir deine Freundschaft Glumanda. Ich bin so froh dass ich dich wieder gefunden habe, ich hätte es mir nicht verzeihen können wenn du alleine auf die Erkundung zur Inseln losgegangen wärst. Was hätte ich nur gemacht, wenn du nicht mehr zurückgekommen wärst?«       Glumanda sah Pikachu noch immer ziemlich zerknirscht an, doch dieser lächelte Glumanda nun freudig entgegen. »Jetzt lach doch bitte wieder, Glumanda. Es wird zwar dauern, bis wir wieder an diesem Standpunkt einer Karte gelangen, aber ich bin mir sicher dass wir es schaffen werden. Zusammen.« Glumanda beruhigte sich und sah zuversichtlich aus. Pikachu wand seinen Blick ab und sah zu Karnimani und Evoli. »Das einzige Problem ist, dass ich den beiden versprochen habe, dass sie eine exakte Kopie der Karte bekommen werden, bis auf den Teil mit den Inseln im Nordosten im Austausch dafür, dass sie mir helfen dich wieder zu finden.«       Karnimani schüttelte mit dem Kopf und lächelte breit als Glumanda schon entsetzt dreinblickte und den Mund geöffnet hatte um etwas zu sagen. »Das ist schon in Ordnung.«       »Aber ich habe ansonsten überhaupt keine richtige Entlohnung dafür, dass ihr mich zu Glumanda geführt habt.«, sprach Pikachu etwas verlegen, doch auch Evoli schüttelte nun den Kopf. »Das macht nichts. Wir haben einen Auftrag erfüllt und euch beide wieder zusammengeführt. Das ist uns bereits viel Wert.«       »Wirklich?«, fragte Pikachu und sah Evoli und Karnimani an als wären sie gerade vom Himmel mit schlagenden Flügeln herunter gesegelt, um ihm ein Stück Käsekuchen vorbeizubringen. »Na klar. Aber wir sollten uns jetzt wieder auf den Weg nach Schatzstadt machen. Es ist schon spät und die Sonne wird bald verschwinden. Wir müssen wohl einen Teil der Stecke im Dunkeln der Nacht zurückgehen, aber das sollten wir schaffen wenn wir zusammen bleiben.«, sagte Karnimani und wand sich zu der Richtung um, aus der sie gekommen waren. »Also, Abmarsch.«, rief er. Glumanda und Pikachu tauschten noch einen Blick miteinander aus, dann stimmten mit einem freudigen »Ja!«, ein und schlossen sich Karnimani an.       Reptain wand seinen Blick wieder auf die Karte in seinen Klauen. Er studierte sie noch einige Sekunden genau, prägte sich jedes Detail ein ehe er sie durch die Blätter nach unten segeln ließ. Da hatte er die Karte doch glatt aus seinen Klauen verloren. Wie ungeschickt von ihm.               Es wäre ihr überhaupt nicht aufgefallen, wenn sie nicht die Augen für ein paar Sekunden geschlossen hätte. Wenn sie ihre Augen schließt, verlässt sie sich vollkommen auf ihren Geruchssinn und ihr Gehör, dies rührt daher, da sie eine Erkundung mit Karnimani gemacht hatte in der sie durch eine sehr dunkle Höhle gehen mussten und kaum etwas gesehen haben. Und genau eben dieser Geruchssinn hatte ihr verraten, dass der Hauch von Blut in der Luft lag. Frisches Blut. Als sie hinter sich noch ein merkwürdiges, schweres, flappendes Geräusch hörte hielt sie inne. »Geht schon einmal vor.«, murmelte sie zu Karnimani als sie schon mehrere Schritte von der Lichtung entfernt waren. »Ich komme gleich nach.« Karnimani sah seinen Partner an. »Sollen wir auf dich warten?«, fragte er doch Evoli schüttelte den Kopf. »Nein. Es geht schnell und ich werde euch sicher einholen. Ich will nur etwas nachsehen und schließlich bin ich flink.«, zwinkerte sie ihm zu.       »Gut.« Karnimani nickte, doch etwas der Zuversicht wich aus seinem Gesicht als sich Evoli umdrehte. »Komm schnell wieder.«       »Na klar.«, beteuerte Evoli und huschte zwischen den Büschen zurück auf die Lichtung. Dort angekommen schloss sie noch einmal die Augen und reckte die Nase in die Luft. Sie hatte sich wirklich nicht getäuscht. Der Duft war abgestanden, aber sie roch ganz deutlich den feinen Hauch von Blut der in der Luft lag. Evoli folgte der Spur als ihr Blick auf etwas fiel, was auf dem Boden unter einem Baum lag. Sie drückte sich unwohl auf den Boden geduckt weiter vorwärts und schnüffelte an der Karte. Vor wenigen Minuten war sie noch nicht dort gelegen, sie war sich ganz sicher. Der Geruch von Blut hing an der Karte und Evoli rümpfte die Nase. Sie fühlte sich unwohl, es kam ihr vor als würde sie von irgendwoher beobachtet werden. Als würde sich ein Augenpaar direkt durch ihren Pelz brennen. Doch sie konnte nicht sagen woher. Gerade wollte sie die Karte zusammenrollen als sie sich doch anders entschied. Eine unsichtbare Macht zog sie einige Meter aus der Lichtung hinaus. Sie kroch unter einen großen Busch hindurch, verließ die Lichtung und sprang auf einen umgestürzten Baumstamm. Ihre Augen weiteten sich, als sie über die Wiese starrte die sich im Wind der darüber wehte bog, während sich dahinter ein kalkgrauer Berg abhob. Es war fast so, als würde der Berg von einem grauen Schleier umhüllt worden sein. Ihre Ohren legten sich an und sie drückte sich flach auf den Baumstamm. Was war dort nur geschehen? Das ist doch der Akreiberg? Warum sah er so merkwürdig grau aus?       War es vielleicht das, was Plaudagei ihnen erzählt hatte? Evoli spähte genauer und ihre Augen verengten sich. Dort drüben auf der anderen Seite, dort wehte kein Wind soweit sie es erkennen konnte, während die Blätter ober ihr rhythmisch im Wind raschelten. Kein Flugpokemon zog seine Kreise um den Berg, so wie sie es sonst in Scharen taten. War es... War dort etwa die Zeit stehen geblieben? Aber wie konnte das sein? Dies hier war doch nicht das Schemengehölz, sie waren sogar bemerkenswert weit davon entfernt. Warum...? Wie...?       Doch plötzlich schien es, als würde der Geruch von Blut ihre Nase ganz deutlich umwehen als sich der Wind drehte. Evoli starrte nach oben zu dem Blätterdach. Sie war sich sicher, dass sie beobachtet wurde und vielleicht auch verfolgt. Evoli versuchte durch das Blätterdach hindurch zu blicken um herauszufinden, woher man sie angreifen könnte. Wer sie angreifen würde. Sie plusterte ihr Fell auf und machte sich größer als sie war, während ihr buschiger Schweif von einer zur anderen Seite peitschte. Sie hob ihre Lefzen und starrte noch immer auf das Blätterdach.       Doch nichts geschah. Kein Blatt regte sich mehr als der Wind nachließ. Aber das Gefühl beobachtet zu werden, wollte sich nicht legen. Kampflos würde sie sich nicht anfallen lassen. Immer noch starrte sie auf das Blätterdach an eine ganz bestimmte Stelle. Sie wollte nicht weichen. Sie war sich sicher, dass ihr Gefühl sie richtig leitete und dass sie aus genau dieser Stelle heraus angestarrt wurde. Von etwas oder von jemanden, aber sie konnte nichts erkennen. Zu dicht waren die Blätter.       Sehr langsam bewegte sich Evoli, noch immer nach oben an dieselbe Stelle starrend aus die der Geruch plötzlich von dem Wind an sie herangetragen wurde. Sie glitt von dem Baumstamm hinunter und huschte zurück zu dem dichten Busch. Sie verlor den Blickkontakt. Dann huschte sie pfeilschnell aus dem Busch heraus, über die Lichtung, schnappte mit den Zähnen nach der Karte und rannte weiter. Sie preschte durch das Gebüsch dem Geruch von Karnimani, Pikachu und Glumanda hinterher.       Gehetzt stieß sie wieder zur Gruppe und versuchte ihr Herz zu beruhigen. »Da bist du ja wieder - Was ist das denn?«, fragte Karnimani als er sich zu Evoli umdrehte.       »Du hast sie gefunden!«, rief Glumanda freudestrahlend aus, als Pikachu ihr die Karte aus dem Mund nahm. »So behandelt man keine Karte...«, murmelte Pikachu und untersuchte sie auf Beschädigungen. Evoli schluckte und starrte auf die Karte. Eine so plötzliche Panik war über sie hereingebrochen, dass sie die Karte am liebsten liegen gelassen hätte. Pikachu und Glumanda freuten sich riesig über die wieder gefundene Karte und plapperten aufgeregt miteinander.       »Was ist denn passiert? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen.«, fragte Karnimani leise an Evoli gewandt. »Ich? Gar nichts.«, stellte Evoli erschreckend ruhig klar.       »Dein Fell sagt etwas anderes. Selten warst du so zerzaust.«, argumentierte Karnimani und Evoli leckte sich schnell ein paarmal über die Schulter um ihr Fell zu glätten. »Ich... Ich erzähle es dir, wenn wir zur Gilde zurückgekehrt sind.«, beteuerte Evoli. Karnimani sah sie merkwürdig an, ehe er nickte und die vier Pokemon den Weg weiter Richtung Schatzstadt fortsetzten. Evoli war sehr erleichtert, auch wenn die Nacht bereits nach wenigen Minuten über sie hereinbrach. Vermutlich wollte sie von allen Vieren am meisten, diesen Teil des Waldes so schnell wie möglich hinter sich lassen.               Reptain starrte Evoli hinterher während er auf der Stelle wie eine Salzsäule verharrte. Noch immer wagte er es nicht auch nur einen Muskel zu bewegen. Evoli hatte nicht nur das Blätterdach angestarrt, sie hatte ihm für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen gestarrt. Schnell hatte er die Augen geschlossen damit er sich nicht verrät, in der Hoffnung sie würde ihn nicht entdecken. Erst als der Busch unter ihm kaum merklich erzitterte, hatte er es gewagt wieder seine Augen zu öffnen. Reptain ließ sich nun etwas entspannter auf den Ast sinken, doch seine Gedanken wirbelten umher. Und so hatte man doch bereits erkannt, dass ein weiteres Zahnrad der Zeit nicht mehr an dem Platz war, an dem es eigentlich sein sollte. Er seufzte schwer als er realisierte, wie ihm die Zeit davonlief.       Reptain rief sich die Karte in sein geistiges Auge. Sie war nahezu komplett gewesen, nur eine Inselkette im Nordosten war noch nicht gezeichnet worden, aber die brauchte er auch nicht. Die Zahnräder der Zeit befanden sich allesamt auf der Insel. Die Wüste, die Kristallhöhle und der Nebelwald lagen nahezu in einer Geraden. Die Zahnräder der Zeit waren bereits in greifbarer Nähe, aber wo sollte er nun als nächstes zuschlagen? Er musste vorsichtig vorgehen, damit man ihm nicht allzu bald auf die Schliche kommen würde. Solange seine Identität unbekannt blieb, musste er auch sicher gehen dass es so bleibt.       Sein Blick wurde auf einmal weich und ein kaum hörbares seufzen verließ seinen Mund als er die letzten Sonnenstrahlen auffing und den orangeroten Himmel in seinem Blick einfängt. Was wohl Skampi jetzt gerade tat... Reptain prüfte die Luft. Es kam ihm banal vor, aber irgendwie hatte er das Gefühl, als würde ihr Geruch von dem Wind zu ihm getragen werden. Von einer Sekunde auf die nächste legte sich eine tiefe Traurigkeit über ihn. Diese Pokemon dort unten auf dem Waldboden hatten sich eben wieder gefunden. Die Glücklichen. Wann würde er Skampi wieder finden? Reptain wartete noch eine Weile ehe er durch den Wald sprang. Ein sprudelndes, sanftes Geräusch drängte sich an seine Ohren und er erkannte einen kleinen Flusslauf der sich durch das Wäldchen Abwärts zog. Erst nach mehreren Minuten des Prüfens wagte er es, seine Deckung zu verlassen und an den Rand des Teiches zu gehen. Er tauchte seine Füße und die Klauen in das kühle Nass. Mit geschlossenen Augen genoss er die kalte Frische des fließenden Wassers, welches seinen Schmerz linderte.       Reptain musste vorsichtiger sein. Er wusste, wo ihn sein Weg nun als nächstes hinführen würde und er hatte auch einen Plan welches Zahnrad der Zeit er sich dann anschließend schnappen würde. Aber er musste besser auf sich aufpassen, denn schließlich war er jetzt schon ziemlich weit gekommen. Zwei Zahnräder der Zeit hatte er bereits gesammelt und wenn er jetzt wegen einer Unachtsamkeit wie einer schweren Verletzung aufgeben müsste... Er könnte sein eigenes Spiegelbild nicht mehr betrachten.       Als sich der Schleier der Nacht über das Land legte, war Reptain schon lange wieder auf einen Baum gesprungen und durchquerte den Wald. Er hatte mehrere Kilometer hinter sich gelassen, bis er einen anderen Teil des Waldes erreichte. Mit Leichtigkeit, aber mit einem pochenden Schmerze in seiner rechten Klaue, kletterte er bis zu der Baumkrone und durchbrach sie. Er überblickte das nun in die Nacht getauchte Land. Abermals kommt ihm in den Sinn, dass sogar die Dunkelheit, welche die Nacht über das Land ausbreitete, ihm immer noch heller vorkam, als die Dunkelheit, die in seiner Welt herrschte. In der Zukunft.         Angespornt von dem zweiten Zahnrad der Zeit welches sich in seinem Beutel befand, nutzte das Pflanzenpokemon die Nacht um weit in den Osten hinein zu reisen. Bei jedem Geräusch hielt er inne, fast wie erstarrt. Er hoffte inständig, dass man ihm noch nicht auf die Schliche gekommen war, dass er es war, der die Zahnräder der Zeit aus ihren vorgesehenen Plätzen in den Regionen entfernte und mit sich nahm. Sie würden es 'Diebstahl' nennen. Ja, das war es wohl was sie alle über ihn denken würden. Es war ihm aber herzlich egal, was die Pokemon in dieser Welt, in seiner Vergangenheit über ihn dachten, denn er existierte hier ja noch nicht einmal. Gerade rannte Reptain, die Arme nach hinten angelegt über ein Feld. Fast hätte man meinen können, dass er darüber flog, so schnell glitt er durch das hüfthohe Gras welches sich unter seinen Bewegungen sanft bog. Bald würde die Sonne aufgehen, das konnte er riechen. Die Luft roch anders, wenn der Sonnenaufgang bevorstand. Er musste noch einen geschützten Waldbereich erreichen, ehe sie ihr Licht über das Land werfen würde.       Das erste Mal seitdem er diese Insel betreten hatte, empfand er die Sonne nun als einen Feind. Als einen Feind, die ihn aufdeckte und seine Identität allen preisgeben würde. Aber es war doch auch ein sehr angenehmer Feind. Bei dieser Überlegung schüttelte Reptain innerlich den Kopf. Was für einen Unfug dachte er sich da eigentlich gerade zusammen? Die Sonne war nicht sein Feind. Sie konnte es überhaupt nicht sein, viel zu schön war sie dafür. Er war einfach nur zu paranoid. Die Angst, ertappt zu werden ehe er alle Zahnräder der Zeit eingesammelt hatte, schlug wie ein Raubtier die Klauen in seinen Nacken.       Vor ihm erstreckte sich das freie, offene, weite Feld. Reptain stoppte unerwartet und reckte seinen Kopf in die Höhe um sich umzusehen, dann änderte er seine Laufrichtung, da seine gelben Augen das erfasst hatten, was er suchte. Ein Waldrand der an eine grüne Wiese endete war sein Ziel als er direkt darauf zusteuerte, während sich die ersten Sonnenstrahlen einen Weg über das Land suchten und den vernebelten Schleier der Nacht durchbrach. Sie erreichten auch Reptain der noch wenige Schritte vor sich hatte ehe er den Schwung seiner Geschwindigkeit nutzte um einen hohen Baum hinaufzuspringen. Er landete abfedernd auf einem Ast, welcher unter seinem plötzlichen Gewicht des Aufsprungs begann zu wippen. Reptain hielt sich an dem schrägen Stamm fest der in einer Astgabel mündete, bis das Zittern unter seinen Füßen nachgelassen hatte.       Erschöpft und müde sah Reptain der Sonne entgegen, die nun schon zur Hälfte zu sehen war, wie sie sich ihren Weg über den Himmel suchte. Noch immer hatte die Sonne eine magische und belebende Wirkung auf ihn, wenngleich er sie jetzt schon sehr oft aufgehen sehen hatte, hatte sie doch nichts von ihrer Bedeutung für ihn verloren. Nein, sogar das Gegenteil war der Fall. Sie wurde mit jedem Mal wenn sie die Finsternis der Nacht vertrieb bedeutungsvoller. Reptain ließ sich auf den Ast sinken und lehnte sich gegen den Stamm der in einer Astgabel mündete. Über ihm rauschte sanft ein Blätterdach, als es von dem Wind und der Morgenluft gestreichelt wurde. Reptain schloss die Augen und atmete tief aus. Er hatte noch eine weite Reise vor sich, aber er musste sich jetzt ausruhen. Seine Füße pochten leicht und seine Klauen waren ebenfalls noch nicht verheilt. Zusätzlich kam der tiefe Schnitt in seiner rechten Klaue, die ihm noch immer starke Schmerzen bereitete. Irgendwann schlief Reptain ein. Er konnte noch nicht einmal genau sagen wann. Nur dem leisen Rauschen der Blätter hatte er gelauscht ehe er eindöste.         Die Sonne erreichte nun ihren höchsten Punkt und knallte gnadenlos über das Blätterdach unter dem Reptain döste. Langsam wurde er wach, als sie ihn durch einen Spalt in den Blättern blendete. Blinzelnd rieb er sich mit den Klauen über das Gesicht und versuchte seine Orientierung wiederzufinden. Immer noch war es für ihn fremd, dass diese Welt, die nicht seine eigene war, so belebt und lebendig war. Voller Geräusche, Gerüche und Licht. Er stand auf und streckte seine Gelenke und seine Blätter an den Unterarmen durch. Da die Sonne am höchsten Punkt stand, glaubte er, dass nun auch viele Pokemon unterwegs sein mussten. Diese Erkundungsteams, wie sie sich selbst nannten, waren außergewöhnlich aktiv. Aber den wirklichen Sinn hinter diesen Zusammenschlüssen konnte er nicht verstehen. Was war es nur, was diese Pokemon antrieb?       Reptain ging in die Hocke und durchforstete mit seinen scharfen Augen seine Umgebung. Aus einem ihm unbekannten Grund kam ihm dieser Teil des Waldes sehr vertraut vor. Es fiel ihm aber erst jetzt wirklich auf, wo er sich auf seine Umgebung konzentrierte. Flink sprang er von dem Ast auf dem er geschlafen hatte auf einen anderen Baum. Er schlug seine Klauen in die Rinde des Stammes, aber sprang gleich wieder davon ab indem er sich abstützte. An einem Strauch sammelte er einige Beeren, die er dann auch aß nachdem er an einem Fluss angekommen war. Wenn ihn nicht alles täuschte, war dies der Wald in dem er gelebt hatte, bevor er sich weiterentwickelt hatte. Der Teil indem er Skampi das erste Mal begegnet war, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen ist.       Für eine kurze Zeit schwelgte Reptain in seinen eigenen Erinnerungen. Schöne Erinnerungen. Erinnerungen, in denen sie sich stundenlang unterhielten. Er war damals selbst noch so naiv gewesen, aber auch sehr verbittert und störrisch. Vorsichtig tastete er nach seinem Beutel, in dem die beiden Zahnräder der Zeit ruhten, die er bis jetzt gefunden hatte. Sie waren der Grund der seinen Weg mit dem von Skampi so sehr verwoben hatte. Er bereute keine einzige Sekunde, die er mit ihr verbringen durfte, auch wenn er am Anfang mehr als einfach nur unhöflich gegenüber dem kleinen Mädchen gewesen war. Jetzt sogar ertappte er sich wieder dabei, wie er nur an das Mädchen dachte mit den braunen Haaren und ihrem bezaubernden Lächeln. Sie war es gewesen, die für ihn eine Sonne in sich aufgehen hat lassen. Wie nur, hatte er sie verlieren können?       Reptain schüttelte den Kopf. Er durfte sich nicht zu sehr auf Skampi konzentrieren, auch wenn er sie unendlich vermisste. Wenn er sich um sie sorgte, würde er irgendetwas Wichtiges nicht beachten oder zu vorschnell handeln. Er musste sich auf die Mission konzentrieren, die Mission, die er mit Skampi zusammen begonnen hatte. Reptain ließ seine  wachsamen Augen über seine Umgebung schweifen. Das hohe Gras bog sich im leichten Wind, der zart darüber strich. Er mochte es nicht, wenn er aus dem Schutz der Bäume vortreten musste, jedoch fand er hier keinen anderen Weg. Schwungvoll sprang er von dem Ast in einen Busch weiter unter ihm hinein und trat in das hohe Gras. Geduckt schlich er durch das Hüfthohe Gras und bahnte sich so seinen Weg immer weiter in Richtung Osten         Reptain kam nur sehr langsam voran um auch nur in die Nähe seines nächsten Ziels zu gelangen. Er musste oft anhalten, wenn andere Pokemon vorbeikamen und sich einen Unterschlupf suchen, wo er vor ihren Augen verborgen bleiben würde. Wenn er an ein Waldstück vorbeikam, war es anders. Dort konnte er sich schneller bewegen, indem er kraftvoll von einem Ast zum anderen sprang. Er kam langsam voran, aber er achtete sehr sorgsam darauf, dass er vollends verborgen vor fremden Augen und Ohren war.       Zwei weitere Tage verstrichen, ehe er endlich seinem Ziel zum greife nahe war. Die Pokemon in dieser Zeit nannten diesen Ort den 'Nebelwald'. Er selbst kannte den Ort aber unter einem anderen Namen. Den Düsterwald. Dies war der Ort an dem Skampi und er immer Celebi getroffen hatten, bis auf das erste Mal. Wie es ihr wohl ging? Ob sie von den Zobiris gejagt wird? Er schüttelte den Kopf und verdrängte seine Gedanken, genauso wie er es geschafft hatte die Gedanken an Skampi zu unterdrücken. Er trat nun in den Nebelwald ein und er konnte sofort nachvollziehen, warum dieser Ort besonders erdrückend in seiner Welt war und warum er in der Vergangenheit einen anderen Namen hat. Ein dichter Nebel baute sich wie eine Wand vor ihm auf und hüllte den kompletten Wald in einen weißen Schleier. Sogar Reptain, der sehr gute Augen hatte, musste öfters anhalten um sich zu orientieren. Er wusste wo die einzelnen Bäume standen, aber nur aus seiner Zeit. Wirklich verlassen konnte er sich darauf nicht, außerdem wollte er sich vergewissern, dass er niemanden über den Weg lief. Man konnte nur wenige Schritte weit sehen, ehe alles dahinterliegende nur noch schemenhaft zu identifizieren war. Je tiefer er in den Wald vordrang, desto angespannter wurde er. Das Zahnrad der Zeit, es war hier in einem See, dem Nebelsee, aber er konnte weit und breit nichts erkennen was auch nur im Entferntesten auf einen See deuten lassen würde. Er hielt inne und durchforstete seine Erinnerungen. Ja, hier war es schwieriger an das Zahnrad der Zeit zu gelangen. Er erinnerte sich daran, wie Skampi das Geheimnis um die Statue von einem Legendären Pokemon entschlüsselt hatte. Er musste zuerst ein Artefakt finden welches laut Legenden tief in dem Wald versteckt war um es dann in das Herz der Statue von Groudon einzusetzen. Melioriekristall, so nannte man dieses Artefakt. Es soll rot leuchten und einen Kern aus reiner Energie besitzen der immerzu Wärme ausstrahlte. Dies sollte sein nächstes Ziel also sein, den Melioriekristall zu finden, aber wo war dieser Stein? Tief im Wald war nicht unbedingt eine große Hilfe, wenn er jetzt so darüber nachdachte.       Noch während er darüber nachdachte, wo er den Melioriekristall finden sollte - wobei er sich fragte wie er in diesem dichten Nebel überhaupt etwas finden sollte - geschah etwas womit er nicht gerechnet hatte. Sein wachsamer Geist war das einzige das ihm eine stille Warnung für eine sich nähernde Veränderung gab. Reptain sah sich argwöhnisch um, doch erkennen konnte er nichts durch die weiße Nebelwand die ihm umgab. Er starrte in die Ferne in den Nebelschleier direkt hinein, doch genau dieser Schleier war es, der sich langsam auflöste. Reptain sah sich verwirrt um und sprang dann schnell auf einen Baum in seiner Nähe, der durch das verziehen des Nebels sichtbar geworden war. Im Schutz der Blätter spähte er mit seinen scharfen Augen durch den Wald, der allmählich immer deutlicher zu erkennen war. Der weiße Schleier des Nebels löste sich komplett auf und Reptain hob seinen wachsamen Blick. Seine gelben Augen weiteten sich kurz, doch dann lächelte er in sich hinein. Natürlich, das hatte der Nebel verborgen gehalten. Wie hätte er den Nebelsee je finden können wenn er an einem solch ungewöhnlichen Ort war?       In der Mitte des Waldes ragte ein Berg hoch hinauf. Die unförmige Form wurde nach oben hin immer breiter. Mehrere Wasserfälle rauschten von dort an den Klippen der Seiten hinunter und donnerten im freien Fall nach unten in einen Fluss. Dort oben musste der Nebelsee sein in dem er das Zahnrad der Zeit finden würde. Reptain befand sich noch am Waldrand, er arbeitete sich langsam und vorsichtig durch den Wald. Bedacht darauf, leise zu sein prüfte er aufmerksam ständig die Luft und versuchte herauszufinden, ob sich Pokemon in seiner Nähe aufhielten, denn eine Sache beschäftigte ihn sehr.       In der Zukunft, seiner Welt, als Skampi und er hinter das Geheimnis des Melioriekristalls gekommen waren, hatte Skampi erzählt, dass das Einsetzten des Kristalls in das Herz von der Statue von Groudon den Nebel vertreiben würde. Sie hatten es nicht ausprobieren können, da man den Stein zwar einsetzen konnte, es aber keinen Effekt auf die Umgebung hervorgerufen hatte. Beide hatten vermutet, dass das so war, weil die Zeit in ihrer Welt stehen geblieben ist. Skampi hatte lediglich eine Vision gehabt die bestätigte, dass sich der Nebel verziehen würde. Aber nun war bereits der Nebel verschwunden, also musste irgendjemand hinter das Geheimnis der Statue von Groudon gekommen sein. Das Herz von Groudon, der Melioriekristall, wurde in seine Brust gesetzt und das hatte den Nebel verscheucht. Irgendjemand war noch hier, doch wer? War es vielleicht...?       Reptain stoppte plötzlich und starrte nach oben zu dem Bergkollos, der noch immer weit von ihm entfernt war und gegen jede Erdanziehungskraft protestierte. Ist vielleicht Skampi gerade hier um das Zahnrad der Zeit zu holen? Reptain setzte sich schlagartig und fast schon hetzend in Bewegung. Wenn es wirklich Skampi war, musste er sie treffen, wieder finden, damit sie zusammen die restlichen Zahnräder der Zeit finden konnten. Oder hatte Skampi vielleicht, wie er auch, bereits zwei Zahnräder gefunden? Reptain vergaß seine Achtsamkeit leise durch den Wald zu schleichen. Für ihn war im Moment nur eines wichtig. Er musste Skampi erreichen. Die Sonne stand bereits sehr tief über dem Wald, bald würde es dunkel werden.         Der Schleier der Nacht legte sich bereits über den Nebelwald, als Reptain endlich die Statue von Groudon erreichte. Er untersuchte die Statue sorgsam, doch bereits auf den ersten Blick entdeckte er den Melioriekristall, der in die Brust der Statue gesetzt worden war. Ja, das musste Skampi gewesen sein. Er wusste nicht warum er sich so sicher war, aber doch hatte er absolut keine Zweifel daran. Vermutlich war sie bereits am Nebelsee, oder würde diesen bald erreichen. Reptain umrundete den Berg um einen Eingang zu finden, den er auch schließlich erreichte. Er betrat ihn und eine dampfige Hitzewelle schlug ihm entgegen. Im Inneren der Höhle war es brühend heiß und er fragte sich wodurch diese Hitze hervorgerufen wurde.       Während er durch den Höhlengang lief, der immer weiter anstieg und es immer heißer wurde, fragte er sich was wohl geschehen würde, wenn Skampi genau jetzt das Zahnrad der Zeit entfernen würde und er nicht schnell genug aus der Höhle herauskommen konnte. Würde er in dem Grauschleier, in dem Zeitstillstand gefangen werden? Würde Skampi vielleicht gar nicht bemerken, dass er hier dann festsitzen würde? Und warum wartete sie so lange damit, das Zahnrad der Zeit an sich zu nehmen?       Von der Zeit an dem sich der Nebel verzogen hatte, bis jetzt war eine ganze Weile vergangen. Neben Reptain spie ein kleiner Krater Unmengen an kochendem, heißem Dampf aus. Reptain sprang zur Seite und hielt schützend einen Arm vor sein Gesicht. Hoffentlich würde er hier bald wieder raus kommen, denn er als ein Pflanzenpokemon war gegen dieses feurige Element sehr im Nachteil. Er würde definitiv den kürzeren ziehen.       Endlich erkannte Reptain den Ausgang. Der Mond war wieder ein Stückchen größer geworden und erhellte den Weg, der sich vor der Höhle erstreckte. Reptain trat in die sternenklare Nacht. Wenige Wolken zogen sich über den Himmel und nur gelegentlich schob sich der Fetzten einer Wolke über die Sterne. Nur kurz schob sich gerade eine Wolke nachdenklich langsam vor den Mond um ihn kurzzeitig zu verdecken. Reptain verengte die Augen und sah sich argwöhnisch um, als ein unbehagliches Gefühl an seinem Rücken entlang kroch. Er hatte die ganze Zeit mit dem Gedanken an das Wiedersehen von Skampi gespielt, dass er nicht darüber nachgedacht hatte, was ihn hier wohl erwarten könnte. Das unbehagliche Gefühl in ihm stieg weiter an als er seine Umgebung betrachtete. Zu seinen Seiten ragten hohe Felswände in die Höhe und ebneten so den Pfad der vor ihm lag, doch er selbst fühlte sich immer mehr wie auf einem Präsentierteller.       Ein lautes, gebieterisches Brüllen zerriss die Stille und ein Stampfen erschallte, welches den Boden auf dem er stand zum beben brachte. Reptain spannte sich an und nahm eine lockere Abwehrstellung ein, während er seine Klauen hob. Die Halmblätter an seinen Unterarmen raschelten leicht als er sie anspannte. Sie waren seine stärksten Waffen in einem Kampf.       Ein gigantisches Monstrum von einem Pokemon polterte langsam den Pfad entlang und kam direkt auf ihn zu. Es baute sich bullig vor Reptain auf und brüllte abermals. Seine weißen Klauen und Stacheln am Körper funkelten im matten Mondschein, während Linien an seinem Körper feuerrot aufloderten. »ICH BIN DER WÄCHTER DES NEBELSEES! DU BIST ZU UNRECHT HIER EINGEDRUNGEN!«, raunte das große Pokemon mit einer Stimme, welches dem Geräusch von herabrollenden Felsen eines tiefen Steinbruchs gleichkam. Reptain verengte irritiert seine Augen während er sich nur noch mehr anspannte, als er das Pokemon erkannte. Groudon hob seine massigen Pranken und peitschte mit dem Schweif umher während seine Augen auf Reptain brannten. Was hat das Legendäre Pokemon welches die Erde erschaffen hatte hier nur zu suchen?       »VERSCHWINDE ODER ICH WERDE DICH VERTREIBEN!«, rief Groudon in seiner steinrollenden Stimme. »Ich werde nicht umkehren!«, entgegnete Reptain und Groudon brüllte erneut, diesmal wütend. »DU WIRST VERSCHWINDEN, ODER STERBEN!«, grollte es drohend und stürzte sich sofort mit seinem riesigen Körper auf Reptain. Groudon hob die Pranken und schlug auf die Stelle ein, auf der Reptain stand, doch Reptain war sehr flink. Mit einem Ruckzuckhieb katapultierte er sich in die Luft über Groudon und ließ sich fallen um den Schwung seines Falls mit einer Slamattacke zu kombinieren.       Er traf mit seinem Halmblatt auf dem Kopf das legendäre Pokemon an der Schulter, doch dieses Pokemon schien noch nicht einmal bemerkt zu haben, dass es angegriffen wurde. Er hob nur seine Pranke und holte gegen das verglichen kleine Pflanzenpokemon aus. Reptain wurde weggeschleudert und knallte mit dem Rücken gegen eine Felswand, an der er unsanft hinunterrutschte. Doch er rappelte sich schnell wieder auf und sein Kampfeswille war geweckt. Mit viel Kraft stößt er sich von der Felswand ab um wieder auf Groudon zuzukommen, doch dieser schlägt in dem Moment mit dem breiten Schweif auf den Boden und ein Erdbeben wurde entfacht. Reptain verlor den Schwung den er eben noch gehabt hatte und auch den Halt, als er auf dem Boden mit den Füßen landete, welcher unnatürlich stark erzitterte. Er bemühte sich um sein Gleichgewicht, während Groudon wieder mit seiner Pranke ausholte, und direkt auf Reptain zuhielt, welcher sich noch nicht zielsicher bewegen konnte. Reptain konnte nur unter Mühen einen sicheren Sprung zur Seite machen, aber es war gerade genug um nicht getroffen zu werden. Als Groudon nach ihm ausschlagen wollte, hielt sich Reptain mit seinen Klauen hartnäckig an der Pranke des legendären Pokemon fest. Groudon brüllte voller Wut und versuchte Reptain fortzuschleudern, doch dieser hielt sich verbissen an dessen Pranke fest. Reptain nutzte einige Sekunden in denen Groudon wiederum voller Wut brüllte, um an seinem Handgelenk nach oben zu klettern, sodass er auf seinen Rücken springen konnte. Dort hielt er scherenförmig beide Arme vor sich überkreuzt. Seine Halmblätter die an beiden Handgelenken herauswuchsen, verbanden sich zu einer einzigen, grün glühenden Klinge und Reptain schlug mit seinen Laubklingen zu, direkt auf Groudon wo sich sein Genick befinden sollte.       Groudon brüllte wutentbrannt, aber schwach. Es dauerte nicht lange und er kam ins Wanken. Reptain setzte noch einmal mit seinen Laubklingen nach. Er zielte wieder auf dieselbe Stelle und bohrte seine Laubklingen tief in die bereits zugefügte Wunde des legendären Pokemons. Groudon begann von dieser Stelle heraus zu kriseln. Reptain verengte die Augen skeptisch. Er sprang mit einem Ruckzuckhieb in die Luft als sich der Koloss vornüber zu Boden neigte und fiel. Das legendäre Pokemon kriselte an seinem ganzen Körper. Seine Erscheinung verzerrte sich und wurde ungleichmäßig. Was hatte das denn zu bedeuten? Reptains Laubklingen teilten sich wieder zu den Halmblättern, welche auch ohne die grün, glühenden Klingen scharf waren und noch immer genug Schaden anrichten konnten. Er starrte auf das Pokemon, das er eben mit merkwürdiger Leichtigkeit besiegt hatte. Ein legendäres Pokemon. Die Erscheinung von Groudon verzerrte sich weiter bis es plötzlich verschwand. Mit noch immer argwöhnisch verengten Augen, sah Reptain auf die Stelle wo es gelegen hatte um sich selbst erklären zu können was gerade passiert war. Doch er konnte sich einfach keinen Reim auf das bilden, was gerade geschehen war.       Reptain wand sich dem Pfad zu und rannte in die Richtung aus der Groudon – oder wie auch immer man das eben nennen konnte – gekommen war und blickte sich aufmerksam um. Darauf achtend, ob ihm noch eine Falle gestellt werden würde, erreichte er schließlich den See, den er gesucht hatte. Mit einem angenehmen, merkwürdig sanften Ausdruck auf dem Gesicht sah er das grüne Licht, welches von der Mitte des Sees an die Oberfläche Schimmerte und die Nacht um ihn herum in seinem Schein erhellte. Einige Volbeat und Illumise schwirrten über den See herum und leuchteten matt, nahmen Reptain allerdings nicht zur Kenntnis, der fast schon verträumt über den Nebelsee starrte. Solch ein schöner Anblick, doch wenn er das Zahnrad der Zeit aus dem See nehmen würde, wäre dieser Anblick mit einem Schlag erloschen. Allerdings nicht für lange.       Plötzlich war ein Summen über Reptain zu hören, welches ihn aus seinen Gedanken riss. Mit verengten Augen starrte er auf die Stelle und erkannte eine gelbe Lichtkugel. Das Summen wurde lauter und wenige Herzschläge später erschien ein Pokemon aus dem inneren des Lichtes. Es war weiß und hatte so etwas wie eine Art gelbe Kappe auf dem Kopf gezeichnet. Reptain starrte das Pokemon misstrauisch an, als dieses ihn wohl nachdenklich ansah, allerdings waren seine Augen komplett verschlossen. »Wer bist du und was suchst du hier am Nebelsee?«, fragte das Pokemon mit einer merkwürdig ruhigen Stimme.       Reptain zögerte einige Herzschläge in denen er das fremde Pokemon misstrauisch beobachtete. »Ich suche das Zahnrad der Zeit.«, antwortete er schließlich zögernd. »Und was willst du hier?«       Das Pokemon sah Reptain mit seinen geschlossenen Augen an. Reptain konnte nicht sagen warum, aber er hatte sich noch nie so durchsichtig gefühlt wie jetzt. »Ich bin der Wächter des Nebelsees und dem Zahnrad der Zeit. Du wirst es nicht nehmen.« Die merkwürdige, ruhige Stimme des Pokemons passte überhaupt nicht zu der Situation. Reptain hob den Kopf und sah das Pokemon leicht überheblich an. »Tse… Du willst mich aufhalten?«, fragte er leichthin.       »Meine Illusion hat dich schließlich bereits in Bedrängnis gebracht.«, erwiderte das Pokemon immer noch sehr ruhig, aber mit dem Anflug eines Lächelns in der Stimme. »Ich bin Selfe. Ich kann nicht zulassen, dass du das Zahnrad der Zeit an dich nimmst.«       Sofort sprang Reptain von dem Pokemon weg, ehe es in seine Nähe kommen konnte. Selfe streckte seine kleine Hand nach Reptain aus, doch dieser war zu flink und wich aus. »Tse… Ich möchte nicht gegen dich kämpfen. Aber wenn du unbedingt willst, dann versuch es doch!«, blaffte Reptain und sprang mit einem Ruckzuckhieb auf Selfe zu. Mit einem schnellen Hieb seiner Laubklinge traf er Selfe an der Seite, woraufhin dieser durch die Luft wirbelte. Selfe schien von der Schnelligkeit die Reptain besaß überfordert zu sein, aber es schien auch, als würde etwas anderes das Pokemon hindern seine volle Kraft zu nutzen.       Selfe fing sich in der Luft wieder und legte seinen geschlossenen Blick erneut auf Reptain. Er versuchte eine weitere Attacke zu wirken, doch Reptain würde ihm keine Zeit lassen die nötigen Energien dafür zu sammeln. Er preschte vor und fegte Selfe diesmal aus der Luft und drückte ihn mit einer Slamattacke auf den Boden, ehe er flink von ihm abließ und wieder auf Abstand zu dem Pokemon ging. Irgendetwas stimmte nicht, Selfe war nicht in der Lage auch nur einen Angriff gezielt auszuführen.       Selfe stöhnte als er sich wieder aufrichtete, doch er schüttelte den Kopf als er sich ebenfalls von Reptain entfernte. »Ich habe keine Kraft mehr… Gleich zwei Illusionen zu beschwören und aufrechtzuerhalten ohne viel Zeit dazwischen…«, sprach er immer noch unglaublich ruhig als er seinen Kopf mit den verschlossenen Augen zu Reptain hob. »Ich hätte… Ich hätte es tun müssen. Ich hätte ihre Gedanken auslöschen sollen, als ich noch die Möglichkeit dazu hatte.«, gab er schließlich zu verstehen.       Reptain blieb stumm und starrte Selfe argwöhnisch aber auch etwas irritiert an während er auf der Stelle verharrte. Einige Minuten lang sagte keiner von den beiden Pokemon ein Wort ehe Reptain die Stille durchbrach: »Ich weiß nicht, von was du da redest, aber du irrst dich. Niemand hat mich hierher geführt. Dass es hier ein Zahnrad der Zeit gibt, das weiß ich schon lange.« Reptain beruhigte sein pochendes Herz damit er einigermaßen ruhig sprechen konnte, obwohl die Anwesenheit des Zahnrads der Zeit seinen Puls zum rasen brachte und seine Nerven im Körper kribbelten. Er blieb auf Abstand zu Selfe und behielt ihn weiterhin im Auge, während er immer weiter auf den See zuging. »Wenn du mich jetzt entschuldigst, das Zahnrad der Zeit, das werde ich jetzt mit mir nehmen.«, fügte Reptain hinzu.       Selfe starrte Reptain mit seinen geschlossenen Augen an. Es war absolut nicht zu ergründen was in dem Kopf dieses Pokemons vor sich ging. »Diejenigen welche vor wenigen Stunden von hier abgereist sind, haben dich also nicht gekannt?«, fragte Selfe schließlich immer noch in diesem bemerkenswert ruhigen Ton der Reptain allmählich nervös machte.       »Wer war hier? War es ein Mensch?«, fragte Reptain plötzlich als er die Worte nicht mehr zurückhalten konnte. Er wollte jede Gelegenheit nutzen um einen Hinweis darüber zu erhalten wo sich Skampi aufhalten konnte. Selfe zögerte kurz, aber zu kurz als dass Reptain einen Verdacht schöpfen könnte. »Nein. Kein Mensch war je hier am Nebelsee. Es war ein Erkundungsteam einer Gilde.«, antwortete er schließlich wahrheitsgemäß.       Innerlich schüttelte Reptain den Kopf, also hatte ein solches Erkundungsteam das Geheimnis um den Melioriestein und das fehlende Herz von Groudon gelöst. Reptain sah Selfe lange an. Er verspürte den Drang zu erklären, was er vorhatte. Dieses Pokemon verurteilte ihn offensichtlich, auch wenn Selfe die ganze Zeit nur ruhig sprach. Doch Reptain konnte sich nicht vor einem Pokemon erklären das seine Welt nicht kannte, es wäre viel zu viel und außerdem, wer würde ihm denn glauben? Kein Pokemon hier würde ihm glauben schenken, wenn er ihnen erzählen würde, dass er aus der Zukunft in diese Welt gekommen ist um eine Katastrophe zu verhindern. Niemand der die Schrecklichkeit seiner dunklen Welt mit eigenen Augen gesehen hatte, die Hoffnungslosigkeit nicht selbst gespürt hatte, würde ihn verstehen, geschweige denn ihm glauben. Er war ein Dieb der nach den Zahnrädern der Zeit trachtete, welchen Grund auch immer sie sich ausdenken mögen, es war ihm egal. Reptain wand sich von Selfe ab und blickte zum See in dessen Mitte das grüne Schimmern des Zahnrads der Zeit seinen Standort preisgab.       »Ich nehme das Zahnrad der Zeit mit mir. Du solltest von hier verschwinden.«, waren die letzten Worte die er über die Lippen brachte, ehe er über Trittsteine sprang die aus dem See herausragten. Selfe folgte ihm nicht als er die Stelle erreichte an der das Zahnrad der Zeit im See lag und sprang in das kalte Nass. Er tauchte dem Grund entgegen der nicht sehr tief war und griff nach dem Zahnrad der Zeit das sofort aufhörte zu schimmern sobald er es fest in seiner Klaue hielt.       Der Zauber den das Zahnrad der Zeit auslöste, wenn man es von seinem vorgesehenen Platz entfernte, wurde sofort bemerkbar und Reptain beeilte sich aus dem Wasser zu kommen. Schnell zog er sich einen der Trittsteine hinauf und sprang zum Ende des Sees der in einem Wasserfall über die Kante hinab donnerte. Er hatte noch Zeit zu schlucken, doch für keinen weiteren Gedanken mehr, als sich die weißen Blitze hinter ihn entfalteten und den Grauschleier festigten. Er stürzte sich die Klippe hinab ohne sich umzusehen was aus Selfe geworden war, er konnte nur hoffen, dass er verschwunden ist so wie er es ihm geraten hatte. Reptain stürzte in die Tiefe hinunter, während das Tosen der Wassermassen die hinter ihm hinunterrauschten zu hören war, das immer leiser wurde als sich der Grauschleier darüber legte und das Wasser daran hinderte weiter zu fallen. Ein Schrei entrann seiner Kehle, als er durch die Wasseroberfläche des kleinen Sees durchbrach der sich unterhalb des Wasserfalls gebildet hatte. Das Wasser umringte ihn, doch schnell bemühte er sich wieder an die Oberfläche zu kommen und von dort aus zum Ufer zu schwimmen, welches zum Glück nicht sehr weit entfernt war. Keuchend blickte Reptain zurück als er sich an das Land gezogen hatte und betrachtete den Wasserfall der einige Meter über dem Teich abbrach und nach oben hin wie eine bizarre Säule in die Höhe ragte. Nur knapp war er den Blitzen welche die Zeit einfingen entkommen. Es war sein Glück gewesen, dass er nicht nachgedacht hatte, ehe er sich todesmutig in den Abgrund gestürzt hatte.       Reptain schnaufte aus und starrte auf das, was er fest umklammert hielt. Es drückte sich bereits in seine Haut und schmerzte durch den Riss in seiner Klaue, der zwar bereits verheilt ist, aber noch immer nicht komplett verschlossen war. Er lockerte seine Klaue und starrte auf das Zahnrad der Zeit, welches noch vor wenigen Atemzügen im Nebelsee geschimmert hatte. Reptain hob seinen Blick und sah zu dem Mond, der von einer dichten Wolkenwand verdeckt wurde. Doch anders als Wolken es tun sollten, bewegten sie sich nicht mehr und gaben das milchige Licht des Mondes nicht frei. Das würden sie wohl für eine bestimmte Zeit nicht mehr tun. Reptain ließ das Zahnrad der Zeit in seinen Beutel gleiten, zu den beiden anderen, die sich bereits darin befanden.       Somit hatte Reptain inzwischen das dritte Zahnrad der Zeit in seinen Besitz gebracht, aber er hatte einen hohen Preis dafür bezahlt. Seine Identität. Selfe hatte ihn identifiziert und er selbst hatte ihm geraten zu verschwinden, ehe er sich in den Fängen des Grauschleiers verfangen hätte können. Er wusste zwar nicht, wer Reptain war oder was seine Beweggründe sind, aber es würde nun wohl viel schwerer für ihn sein die restlichen Zahnräder der Zeit zu sammeln, da er ab jetzt gesucht werden würde. Reptain richtete sich auf und schüttelte mehrere Tropfen Wasser von seinen Blättern. Er musste nun weiterziehen. Er hatte keine Zeit um sich auszuruhen. So schnell wie möglich müsste er zu seinem nächsten Ziel kommen. Dem Zahnrad der Zeit, welches in der Nordwüste versteckt war. Dafür musste er fast einmal die komplette Insel überqueren.       Reptain rannte los, nutzte die Bäume der Wälder die ihm entgegenkamen um sie hinauf zu springen und scheinbar geräuschlos seinen Weg fortzusetzen. In dieser Nacht achtete er nicht darauf, dass er besonders leise oder vorsichtig vorankam. Reptain musste einfach nur schnell sein, das war nun alles was für ihn zählte. Noch wurde er nicht gesucht, noch war er ein niemand in dieser Welt. Noch war er unbekannt. Dies würde sich allerdings vielleicht in wenigen Stunden, ja gar vielleicht Sekunden ändern. Er musste diese Nacht nutzen, um so weit wie möglich voranzukommen, denn bald würden wachsame Augen zielgenau nach ihm Ausschau halten.         In dieser Nacht kam Reptain sehr weit. Fast erreichte er den Wald, an dem er das zweite Zahnrad der Zeit gefunden hatte, welcher sich nordöstlich von der Inselmitte befand. Hier hatte er wieder den Sonnenaufgang mit angesehen und war wie die male zuvor schon wie verzaubert. Wie könnte irgendjemand den Sonnaufgang als selbstverständlich betrachten? Nun, wer weiß. Früher, vielleicht wenn er selbst in dieser Zeit hier gelebt hätte, vielleicht hätte er selbst dies auch getan. Aber jetzt, mit dem Wissen über die dunkle Zukunft die dieser Welt bevorstand, nein, er konnte es nicht nachvollziehen.       Reptain machte es sich auf einem hoch liegenden Ast gemütlich und genoss die Sonnenstrahlen ehe er einschlief und nur mit sehr viel Mühe zur Ruhe kam. Immerhin war er seinem Ziel jetzt schon sehr nahe, es fehlten nur noch zwei Zahnräder der Zeit. Das Ziel welches er mit seinem Partner begonnen hatte führte er wohl doch allein zu Ende. Mit den Gedanken bei Skampi schlief er schließlich ein. Was sie wohl gerade tat?         In der Knuddeluff-Gilde       »Was?!«, rief Karnimani entsetzt aus. »Das Zahnrad der Zeit vom Nebelsee wurde jetzt auch gestohlen?!« Er stand fast wie erstarrt da, hatte die Augen ungläubig weit geöffnet und starrte auf das Vogelpokemon dessen Kopf eine Musiknote darstellte. Evoli starrte bedrückt und nachdenklich zu Boden. »Ja, das Zahnrad der Zeit wurde aus dem Nebelsee gestohlen.«, nickte Plaudagei.       »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz…«, sprach eine tiefe, grollende Stimme aus dem Hintergrund. Das Pokemon welches sprach, groß und massig, näherte sich den Mitgliedern der Gilde. »Mir wurde doch berichtet dass eure Expedition zum Nebelsee erfolglos geblieben ist?«, vergewisserte er sich und betrachtete dabei Knuddeluff mit einem bohrenden Blick. Knuddeluff, der Gildenmeister der Knuddeluff-Gilde wand sich an das sprechende Pokemon und sah ihn mit großen, traurigen Augen an. »Wir haben ein Versprechen gegeben und konnten nicht einmal dem großen Zwirrfinst etwas darüber erzählen. Es tut uns sehr leid, Zwirrfinst.«       »Hrm…«, bemerkte Zwirrfinst. »Nein, es braucht euch nicht Leid zu tun. Ein Versprechen sollte man schließlich nicht brechen.«, plauderte er mit grollender Stimme. Evoli lief es eiskalt den Rücken hinunter während sie von der Seite zu Zwirrfinst spähte. Irgendetwas verschwieg dieses Pokemon. Die verschleierte Bitterkeit in der Stimme über das geschwiegene, konnte sie zwar kaum wahrnehmen aber dennoch hatte sie das Gefühl, dass es da war. Oder bildete sie sich das alles nur ein? Immerhin war Zwirrfinst ein berühmter Erkunder.       Karnimani drehte sich zu Evoli und riss sie aus ihren Gedanken. »Hast du gehört? Dort ist ein Steckbrief. Selfe hat das Pokemon identifizieren können welches das Zahnrad der Zeit vom Nebelsee gestohlen hat.« Evoli stellte ihre Ohren auf und sah auf das Ganoveninfobrett welches gerade noch komplett leer war. Anscheinend wurde es gerade aktualisiert. Digdri würde das Brett jeden Moment wieder umdrehen. »Achtung! Bitte zurücktreten.«, raunte schon Digdris Stimme von der anderen Seite des Brettes welches an der Wand hängt. »Aktualisierung abgeschlossen. Bitte zurücktreten!« Kein Pokemon trat zurück, aber das Brett wurde umgedreht, sogar ohne dass eines von ihnen getroffen wurde. Karnimani und Evoli drängten sich sofort nach vorne und durchforsteten die Steckbriefe des Ganoveninfobrettes.       »Da! Direkt in der Mitte! Siehst du ihn?«, rief Karnimani und Evoli folgte seinem ausgestrecktem Finger. Der Steckbrief zeigte ein grünes Pokemon mit einem Halmblatt auf dem Kopf. Seine gelben Augen spähten listig von dem Steckbrief auf sie herab. Evoli verengte die Augen als sie in die reptilienartigen Augen des Pokemons blickte. Ein merkwürdiges Gefühl, dass sie dieses Pokemon irgendwoher kennen würde, zuckte unter ihrem Pelz. »Er heißt Reptain.« las Karnimani den Steckbrief vor.   »Fahndung nach ’Reptain der Dieb’. In der vergangenen Nacht wurde das Zahnrad der Zeit vom Nebelsee von diesem Pokemon geraubt. Es wird vermutet, dass dieses Pokemon ebenfalls die Zahnräder aus dem Schemengehölz und vom Arkeiberg entwendet hat. Noch sind die Beweggründe dieses Pokemons unbekannt. Die Ermittlungen laufen. Ein Kopfgeld von 50.000 poke steht für denjenigen bereit, der Reptain lebendig einfangen kann und dem Magnezone Revier ausliefert. Es ist von dringlicher Wichtigkeit, dass alle bekannten Informationen über Reptain umgehend dem zuständigen Revier mitgeteilt werden. Gezeichnet Oberwachtmeister Magnezone.   Wichtige Eckdaten: Typ: Gras Geschlecht: männlich Größe: ca. 90 cm   Ich denke auch, dass er die anderen zwei Zahnräder der Zeit gestohlen hat.«, murmelt Karnimani zum Schluss.       »Natürlich hat er dies.«, pflichtete Zwirrfinst bei. »Es ist ausgeschlossen, dass es jemand anderes gewesen sein könnte.«       Evoli konnte sich nicht helfen, aber in ihren Gedanken wollte sie das nicht so ganz glauben. Und als Zwirrfinst auch noch die Anschuldigungen unterstrich wurde sie skeptisch. Sie hob den Kopf und starrte die gezeichnete Abbildung von Reptain an, immer noch mit verengten Augen und dachte angestrengt nach. Wenn sie dieses Bild ansieht, hatte sie das Gefühl dass ihr Puls auf einmal schneller ging. So wie bei dem Zahnrad der Zeit, dass sie im Nebelsee gesehen hatte. Doch warum nur? Was hatte das zu bedeuten? ’Reptain der Dieb’… Kannte sie dieses Pokemon etwa?       »Pokemon! Wir werden Reptain jagen! Macht euch bereit zum Erkunden! Wir werden einen Plan erarbeiten, wo weitere Zahnräder der Zeit sein könnten und ihr werdet diese potentiellen Orte aufsuchen und erkunden!«, rief Knuddeluff plötzlich und unterbrach Evolis Gedankengang. »Plaudagei! Wenn ich bitten darf!«       Plaudagei, der teilweise wie erstarrt aussah, flatterte krächzend mit seinen Flügeln. »Natürlich, natürlich Gildenmeister!«, rief er hektisch und drehte sich zu den Rekruten der Gilde. »Kommt in einer Stunde wieder, Rekruten. Wir erwarten, dass ihr bis dahin abmarschbereit seid! Packt das nötigste in eure Taschen ein damit ihr schnell vorankommen könnt!«       Evoli und Karnimani verließen die Gilde und schlugen den Weg nach Schatzstadt ein. Während sie die Stufen nach unten gingen, begann ein innerer Monolog in Evolis Kopf Gestalt anzunehmen.   »Du, Karnimani?«, begann sie und blieb kurz stehen. Karnimani drehte sich um und sah sie verwundert an. »Was ist denn?« »Ich glaube nicht, dass Reptain das ohne einen Grund tut«, begann Evoli vorsichtig, sich voranzutasten. »Natürlich hat er einen Grund, aber wir kennen ihn nicht. Aber aus welchem Grund auch immer er das macht, er ist ein böses Pokemon und es können keine guten Absichten sein.« »Ist er wirklich ein böses Pokemon?«, hinterfragte Evoli und zuckte nervös mit den Ohren. »Natürlich.«, entgegnete Karnimani. »Magnetzone sucht ihn und Zwirrfinst hat auch gesagt, dass er nichts gutes im Schilde führen kann.« »Würdest du auch eine Klippe hinunter springen, wenn Zwirrfinst dir sagt dass es gut ist das zu tun?«, schmetterte Evoli gereizt ihrem Partner entgegen. »Was? Nein. Natürlich nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass Zwirrfinst so etwas niemals tun würde, ist er ein berühmter Erkunder.«, rechtfertigte sich Karnimani und betrachtete Evoli aus den Augenwinkeln. »Ich glaube… Ich glaube dass Zwirrfinst etwas plant...«, murmelte Evoli leise. »Was? Der große Zwirrfinst hilft uns dabei den Dieb zu fangen! Was sollte er schon aushecken?«, fragte Karnimani leicht erstarrt.         Evoli beendete den inneren Dialog den sie im Geiste geführt hatte. Mit einem Schnippen ihres buschigen Schweifes fegte sie die Gedanken fort. Es würde zu nichts führen, wenn sie ihre Bedenken aussprechen würde. Ihr blieb nichts anderes übrig, als Reptain zu finden und das nach Möglichkeit, ehe es irgendjemand anderes das tun konnte. Vielleicht würde er ja mit jemanden sprechen. Allerdings blieb dies abzuwarten.         Südlich der Nordwüste       Reptain erreichte den Rand der Nordwüste erst zwei Tage später. Er hatte sich bemüht schnell und doch unentdeckt voranzukommen, was ihm zu seiner eigenen Erleichterung gelungen ist. Er hatte ein Gespräch von einem Erkundungsteam belauschen können wie sie über einen großen Erkunder gesprochen hatten, der in kurzer Zeit sehr berühmt geworden ist. Sie hatten sich über seine mysteriösen Fähigkeiten beraten und sich gefragt, wie er es wohl zu so viel Ruhm in so wenig Zeit geschafft hatte. Reptain legte dieses Gespräch als Nebensächlich ab. Hauptsächlich hatte er gelauscht um herauszufinden ob man bereits nach ihm suchte. Aber über etwas derartiges hatten diese Pokemon kein Wort verloren.       Der Marsch durch die Wüste war trocken, heiß und sehr anstrengend, denn immer wenn er versuchte mehrere Schritte zu übergehen und zu springen, versank er beim Aufkommen knietief im Sand. Dazu kam, dass wenn er einfach nur normal lief, es ihm so vorkam als würde er drei Schritte vorwärts aber einen zurück gehen. Er hasste die Wüste jetzt schon und konnte mit Sicherheit sagen, dass dies der wohl mit Abstand unangenehmste Ort der Insel ist.       Reptain erreichte die Stelle an der Skampi und er schon einmal gestanden hatten, allerdings in einer anderen Zeit. Als wäre es gestern gewesen, erinnerte er sich genau an dieses Rätsel, nur waren es damals andere Umstände gewesen. Als die Lähmung des Planeten die Welt zum stillstand zwang, waren hier große Löcher im Boden gewesen die unter sich einen weiteren Höhlengang betretbar gemacht hatten. Eine Höhle unter der Wüste. Jetzt allerdings stand er mehreren Treibsandstrudeln gegenüber, die den umher liegenden Sand trichterförmig in die untere Mitte einsogen.       Reptain ließ seinen scharfen Blick über die Strudel schweifen und schloss nach wenigen Augenblicken die Augen. Er musste sich konzentrieren und sich erinnern. Damals war er mit Skampi genau hier gestanden. Seine Sinne spielten ihm einen üblen Streich und glaubte, dass allein der Gedanke an Skampi ausreichte, damit er sich einbildete er würde sie riechen. Er schüttelte den Kopf um diese unsinnigen Gedanken fort zu schieben und sah geradeaus. Ja, er wusste welcher Strudel es gewesen war, den sie damals benutzt hatten, dennoch hatte er ein mulmiges Gefühl, als er zum Treibsand blickte. Er schluckte, was würde ihn erwarten? Am Ende würde er in einen Gang gelangen. Wenn er diesem folgen würde, würde er eine unterirdische Höhle erreichen, welche einen See beherbergte. Aber der Treibsandstrudel ließ ihn bereits schwanken.       Nein! Er durfte jetzt nicht aufgeben. Reptain rannte los, nahm Anlauf und sprang ab ohne einen weiteren Gedanken über das 'wenn' verschwenden zu können. Jetzt war ohnehin schon jeder Zweifel zu spät und er verschloss fest die Augen, als er in den Treibsandstrudel eintauchte. Er verschwand von der Oberfläche und wurde kurzzeitig komplett von Sand umschüttet. Es rieselte nach unten und zog seinen Körper ebenfalls mit sich. Reptain hielt die Luft an, aus Furcht er könnte ersticken sollte er es wagen zu atmen. Unsanft landete er auf der Seite als er auf dem Boden aufschlug und öffnete seine Augen. Er hatte es geschafft. Erleichtert atmete Reptain erstmal tief ein und wieder aus, ehe er schon wieder auf die Beine sprang. Etwas Ungewöhnliches fiel ihm sofort ins Auge. Hier war schon jemand gewesen.       Reptain erkannte vereinzelt Spuren im Sand, als der Boden härter wurde und sich dem Höhlengang näherte. Die Fußabdrücke führten den Höhlengang entlang, daran bestand kein Zweifel. Zwei unterschiedliche Pokemon mussten hier sein, aber warum? Warum machte sich jemand auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit? – »Natürlich…«, murmelte Reptain in die Stille hinein die nur von dem feinen rieseln des Sandes unterbrochen wurde. Sie suchten nicht nach den Zahnrädern der Zeit, sie suchten nach ihm und sie mussten vermuten, dass er bei einem Zahnrad der Zeit auftauchen würde. Also würden sie auf ihn warten. Aber es waren nur zwei Pokemon und sie schienen noch nicht einmal besonders groß oder schwer zu sein, wenn er die Fußabdrücke genauer betrachtete. Reptain richtete seinen Blick geradeaus und spannte seine Muskeln an. Niemand würde sich zwischen ihm und dieses Zahnrad der Zeit stellen. Mit entschlossenem Blick ging er wachsam weiter.       Er folgte leise dem Tunnel bis dieser in die Höhle mündete, dort erkannte er gleich drei Pokemon die sich feindselig anstarrten. Reptain huschte geräuschlos zur Seite und spähte über eine Feldwand die ihm Deckung bot. Bei genauerer Betrachtung erkannte er, dass die Pokemon gegeneinander kämpften. Evoli feuerte gerade eine Schattenkugel auf ein helles Pokemon das Selfe sehr ähnelte, nur dass ihre goldgelben Augen geöffnet waren als sie gerade noch der Schattenkugel ausweichen konnte. Ihre Kappe war nicht wie die von Selfe gelb, sonder rosa. Keuchend starrte sie auf Evoli, während sich Karnimani neben diese stellte und mit aufgerissenen Augen vor dem in der Luft schwebenden Pokemon starrte.       Reptain hielt sich weiterhin verborgen und versuchte zu verstehen was hier vor sich ging. Warum kämpften diese Pokemon gegeneinander? Alle drei Pokemon sahen sehr erschöpft und mitgenommen wegen dem Kampf aus, jedoch schienen Evoli und Karnimani in noch besserer Verfassung zu sein. Reptain war nahe genug um einige Wortfetzen aufzufangen die sie sich zuriefen.       »Ich kann euch das Zahnrad der Zeit nicht überlassen«, rief das rosafarbene, schwebende Pokemon aufgebracht. Wütend keuchte es und starrte verbittert auf seine Gegner.       »Hör uns doch zu Vesprit!«, rief Karnimani hektisch und fuchtelte mit seinen Armen in der Luft herum. »Wir sind nicht hier um dein Zahnrad der Zeit zu stehlen!«       »Lügt mich nicht an!«, blaffte Vesprit aufgebracht und verengte die Augen. »Selfe hat mir per Telepathie erzählt, was geschehen ist! Ich weiß, dass das Zahnrad der Zeit vom Nebelsee gestohlen wurde!«       Karnimani sah zu seiner Verzweiflung nun auch ziemlich Verwirrt aus. »Was? Das hat Selfe dir gesagt?«       »Das wart ihr, nicht wahr?«, entgegnete stattdessen Vesprit wieder erbost und funkelte Karnimani und Evoli an.       »Nein!«, rief Karnimani aufgebracht. »Das waren wir nicht!«       »Wer ist dann dafür verantwortlich?«, fragte Vesprit erzürnt. Sie glaubte ihnen kein Wort.       Reptain konnte sich ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen als er aus seiner Deckung hervortrat. Er hatte genug gehört und gesehen um einschätzen zu können, dass die Pokemon die in der Höhle standen keine wirkliche Herausforderung für ihn waren. Sie waren mitgenommen von dem vorhergehenden Kampf. Er erhob seine Stimme die von dem Höhlenwänden wiederhallte: »Das wäre dann wohl… Ich.«       Alle drei Pokemon drehten sich zum Ursprung des Satzes um, direkt in seine Richtung. Reptain trat langsam in das Licht und näher zu den dreien heran. Er sah sie gelassen, aber herausfordernd mit seinen gelben, reptilienartigen Augen an. Karnimani weitete die Augen. »R-Reptain der Dieb!«, rief er aus. Evoli starrte Reptain aus verengten Augen heraus an. Sie ging mit den Vorderbeinen etwas tiefer und peitschte mit dem buschigen Schweif umher.       Reptain schätzte seine Gegner ein und die angespannte Stille zog sich für mehrere Herzschläge. »Entschuldigt dass ich eurer Gespräch unterbrechen muss…«, begann er mit einem makaberen Lächeln. »Aber ich werde dieses Zahnrad der Zeit jetzt mitnehmen.« Daraufhin preschte Reptain vor und schlug mit seinen scharfen Halmblättern an seinen Unterarmen nach Evoli und Karnimani aus. Die beiden flogen mehrere Schritte weit zur Seite und schlugen leise stöhnend auf dem harten Sandboden der Höhle auf.       Reptain richtete seine reptilienartigen Augen auf Vesprit die sich kaum noch in der Luft halten konnte, sich aber strickt weigerte zur Seite zu gehen. Hinter ihr konnte Reptain den See bereits sehen. In der Mitte des Sees erkannte er das grüne Schimmern das von dem Zahnrad der Zeit ausging. »Lass mich durch.«, verlangte er leise drohend mit Nachdruck in der Stimme.       »Ich lasse dich nicht durch!«, entgegnete Vesprit wütend, entgegen der offensichtlichen Schwäche die sie wegen dem vorhergehenden Kampf zeigte und machte keine Anstalten ihm den Weg zur Mitte des Sees freizugeben.       Reptain funkelte sie drohend an. »Dann habe ich keine Wahl.« Er holte mit der Klaue aus und schlug mit seinen Halmblättern nach dem Pokemon. Er erwischte sie und fegte Vesprit aus der Luft. Stöhnend schlug sie auf dem Boden auf. »Du hast ernsthaften Schaden von diesem Kampf davongetragen. Du solltest es nicht übertreiben.«, stellte Reptain fest und ermahnte er sie mit einem ernsten Blick.       Karnimani ging einen Schritt auf das am Boden liegende Pokemon zu dass in seiner Nähe auf dem Boden aufgeschlagen war. »Vesprit!«, rief er entsetzt. Reptain drehte sich nun wieder seinem Ziel zu. Fast schon gierig ruhte sein Blick auf dem grünen Schimmer der vom See ausging. Auf dem Zahnrad der Zeit welches sich auf dem Seegrund befinden musste. Der verräterische Schimmer wies ihm den genauen Aufenthaltsort.       »An uns kommst du nicht vorbei!«, rief Karnimani und stellte sich vor Reptain, ebenso wie Evoli die neben Karnimani sprang und wild mit ihrem buschigen Schweif hin und her peitschte. Die beiden Pokemon schienen verbissen darauf zu sein, ihn nicht weiterkommen zu lassen. Woher sie wohl die Kraft aufbrachten immer noch gerade zu stehen? Es war ihm egal, denn sie waren in ihrem momentanen Zustand keine Herausforderung für ihn. »Wir werden nicht zulassen, dass du dieses Zahnrad der Zeit an dich nimmst!«, fügte Karnimani entschlossen hinzu. Evoli funkelte Reptain an und hob ihre Lefzen. Was war das nur, was in ihren Augen lag? War das… Unentschlossenheit?       »Tse… Also gut…«, erwiderte Reptain sehr gelassen und schloss seine Augen. »Erinnert euch daran, dass ihr mir keine andere Wahl lasst.« Reptain öffnete wieder seine Augen und breitete im gleichen Moment blitzschnell seine Arme aus wobei die Blätter an seinen Unterarmen zusammenwuchsen und grün glühten. Er benutzte seine Laubklingen gegen die beiden Pokemon die abermals mehrere Meter zur Seite flogen und mit einem »Uff!«, aufstöhnten als sie auf dem Boden landeten.       »Es tut mir wirklich leid.«, sprach Reptain sanft, doch so dass sie ihn noch verstehen konnten. Wirkliches Bedauern schwang in seiner Stimme mit. »Ich wollte euch nicht verletzten, aber ich muss dieses Zahnrad der Zeit mitnehmen.« Mit diesen Worten sprang er mit dem Kopf voraus in das kühle Wasser des Sees.       Reptain tauchte und ließ diese Pokemon im Sand liegend zurück. Er hatte sie nicht schwer verletzt, sie konnten sich immer noch selbst in Sicherheit bringen. Reptain tauchte zu der Stelle, an der das grüne Schimmern heller wurde. Mit seiner Klaue griff er nach dem Zahnrad der Zeit woraufhin das Schimmern sofort erlosch. Nach Luft schnappend durchbrach er die Wasseroberfläche. Eine grausame Stille legte sich über die Höhle während er beobachten konnte, wie die Pokemon sich beeilten die Höhle zu verlassen. Er selbst hatte eine andere Lösung für dieses Problem, das sich in Form von Blitzen über der Höhle ausbreitete. Reptain holte die Fliehorb aus seinem Beutel die er vor einigen Tagen gefunden hatte. Zwischen seinen Klauen zerquetschte er die kleine violette Glaskugel und verschwand aus der Höhle, ehe die Blitze die um ihn herumschlugen, den Grauschleier ausbreiteten und er eingefangen werden konnte.         Reptain tauchte in einem ihm nur zu vertrauten Waldteil wieder auf. Der Grauschleier der sich über das Schemengehölz gelegt hatte, war noch immer aktiv als er inmitten einer Lichtung wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Viele Pokemon trauten sich nicht mehr in die Nähe des Schemengehölzes, weil sie Angst hatten selbst in den Stillstand der Zeit eingesperrt zu werden. Nun, Reptain hatte herausgefunden, dass das spätere betreten einer solchen Zone unkompliziert ist. Es war mit derselben Dunkelheit gleichzusetzen, die in seiner Welt schon für sehr lange Zeit herrschte. Er öffnete seine Klaue aus der einige violetten Glassplitter der Fliehorb fielen, während er die ergrauten Bäume und das erstarrte Blätterdach über sich anblickte. Ja, das sollte reichen. Er würde sich hier kurz ausruhen ehe er sich auf die Suche nach dem letzten Zahnrad der Zeit machen würde. Nach dem letzten Zahnrad der Zeit.       Reptain hatte nur diese eine Chance und er musste sie nutzen. Aber auf keinen Fall durfte er jetzt zu vorschnell handeln. Diese Pokemon, sie werden nicht die einzigen feindseligen gewesen sein denen er begegnen sollte. Vielleicht wussten sie nicht wo sich das letzte Zahnrad der Zeit befindet. Er musste alles daran setzen jetzt schnell zu sein ehe er es am Ende noch mit mehreren Pokemon, oder mit stärkeren zu tun hatte. Reptain ließ das eben eingesammelte Zahnrad der Zeit in seinen Beutel gleiten, in dem noch die beiden blauen Glaskugeln transportiert wurden.       Sein Blick verdüsterte sich, als er einen Ast hochsprang und dann auf noch einen weiter hinauf kletterte. Kauernd starrte er über die Insel während um ihn herum die vollkommene Stille des Grauschleiers herrschte. Der Schleier der Nacht hatte sich noch nicht vollends über die Insel gelegt, doch bald würde sie alles verdüstern. Er musste jetzt ruhig sein, noch ruhig… Aber er musste sich beeilen das letzte Zahnrad der Zeit ebenfalls an sich zu bringen. Er durfte nichts überstürzen, die Pokemon waren alle in Alarmbereitschaft. Dennoch drängte es ihn zur Hast. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)