PMD Himmel jenseits von Zeit und Dunkelheit - Reptains Sicht von Skampi835 ================================================================================ Kapitel 1: 01 - Ausbruch aus dem Alptraum -----------------------------------------             Ich rannte und rannte, immer schneller, immer weiter. Ich konnte nicht mehr. Doch ich musste weiter! Meine Aufgabe, meine Bestimmung! Mein Ziel! Ich war diesem so nahe wie noch nie zuvor! Wir waren fast da! Panisch blickte ich über meine Schulter. Hatten wir unsere Verfolger abgehängt? Ich hörte nichts außer das Blut, das durch meine eigenen Ohren rauschte und mein Herz, welches mir bis zum Hals schlug. Meinen Atem, der durch die bereits schmerzenden Lungen hineingepresst und wieder herausgepumpt wurde, fühlte  sich an, als wären meine Lungenflügel mit zerbrochenen Glassplittern gespickt.         Ich tauchte unter einem niedrig hängenden Ast hindurch. Meine Augen erblickten den blattgrünen Umriss, der sich so deutlich von der Umgebung abhob.       »Los, los! Wir müssen weiter! Schneller!«, rief die tiefe, kratzige Stimme, die mir in den letzten Monaten so vertraut geworden war wie keine andere. Mein Herz pumpte weiter, meine Beine, bereits so schwer wie Blei, bewegten sich dennoch geschickt weiter. Ich rauschte mit einem Affenzahn um einen Busch herum, dessen Blätter sich sogar nicht bewegten als ich ihn streifte und mir ein Loch in mein rechtes Hosenbein riss, woraufhin die Blätter zerbrachen. Ich bog in eine Lichtung ein und stieg den Pfad weiter hinauf, den mir mein Freund wies.       »Los doch. Mach jetzt bloß nicht schlapp!«, rief er mir wieder und wieder zu. Er kam mir inzwischen vor wie ein Vogel, der immer wieder das gleiche krächzte.         Vielleicht war ich dankbar dafür, dass meine Lippen so trocken waren. Mein trockener Mund hinderte mich daran, ihm etwas entgegen zu werfen, das nicht unbedingt freundlich gewesen wäre. Meine Stimme hatte unter der Anstrengung des Atmens ebenfalls bereits versagt. Der Anstieg wurde wieder höher. Ich stützte mich von Mal zu Mal an den Bäumen ab, die in meiner Reichweite standen, um mich schwungvoll mit den Händen etwas nach vorne zu katapultieren. Nun, in meiner Einbildung war es zumindest sehr schwungvoll.         Ich sprang über eine ergraute, riesige Baumwurzel, die sich vor mir durch die Erde schlängelte und die Sicht auf meinen Weg versperrte. Zu meinem Entsetzen ging es auf der anderen Seite steil bergab. Damit hatte ich nicht gerechnet und landete unsanft auf den Füßen, strauchelte und fiel zu Boden. Ein nerviges Geräusch pfiff durch meine Gedanken, neben meinem Puls, der mit jedem Herzschlag nur noch lauter wurde und wahrscheinlich durch den ganzen Wald zu hören sein musste. Klauen griffen nach mir, wollten mich zum aufstehen bewegen, doch sie kratzten mich nur. Ich wusste, dass es mein Begleiter war, der mich dazu drängte.       »Wir haben es fast geschafft! Gib jetzt nicht auf!«, raunte er, während sich seine Krallen durch meine Lederweste gruben. Ich rang nach Atem und sah starr nach oben an meinem Begleiter vorbei in das erstarrte, graue Blätterdach, welches sich über mir aufbaute und sich nicht bewegte.           Einige Monate zuvor         »Heh, was macht ihr da schon wieder?!«, brüllte das Mädchen über die Wiese und beeilte sich, zu ihren beiden jüngeren Brüdern zu gelangen. Sie fuchtelte unheilvoll mit einem Stock in der Luft herum, während sie sich den Zwillingen näherte.       »Nichts!«, log der eine und versuchte sich vor seine Missetat zu stellen, um diese zu verbergen, was ihm aber absolut nicht gelang. Mit großen Augen starrte er auf seine ältere Schwester, die sich vor ihm aufbaute. Die schulterlangen, braunen Haare des Mädchens bewegten sich, als sie den Kopf verächtlich schüttelte.       »Pah! Und was ist das?!«, fragte sie abfällig und deutete über ihren Bruder hinweg.       »Ist das nichts? Ihr habt wirklich nur Unfug im Kopf!«, tadelte sie aufbrausend. »Lasst es sofort frei!«       »Nein!«, rief der zweite der Geschwister aufmüpfig und schüttelte energisch mit dem Kopf. »Wir haben es selbst gefangen.«       »Ja.«, stimmte der andere zu. »Wir haben unsere Bodenfalle verstärkt.« Er konnte es sich nicht verkneifen, Stolz drein zu sehen.       »Und was wollt ihr mit ihm anstellen? Ihm dabei zusehen, wie es sich selbst erwürgt?«, blaffte das Mädchen weiterhin rasend vor Wut. »Ihr seid widerlich!«       Die letzten Worte zischte sie und begann drohend mit dem Stock zu fuchteln. Die Zwillinge zuckten zusammen und rannten in verschiedene Richtungen auseinander, damit ihre Schwester sie nicht doch treffen konnte. Sie konnten immerhin nicht wissen, dass sie überhaupt nicht vor hatte die beiden zu verletzen. Endlich bekam das Mädchen einen Blick auf die Bodenfalle, welche sich stramm gezurrt auf dem Boden befand. Etwas Großes huschte scheinbar panisch darunter herum und versuchte sich vergeblich freizukämpfen. Doch die Bodenfalle war leider wirklich sehr stabil. Das Mädchen drehte sich zu ihren Brüdern um.       »Haut ab!«, rief sie und fuchtelte noch einmal erbost mit dem Stock herum. »Wenn ihr Trainer werden wollt, schön! Aber nicht auf eine solche makabere Art und Weise!«       »Pah!«, rief einer der Brüder und funkelte das Mädchen zornig an. »Tu nicht so, als wärst du unsere richtige Schwester, Merilla!« Der andere nickte und blaffte ebenfalls.       »Genau. «, stimmte er zu und die beiden nahmen die Beine in die Hand als sie über das graue Feld liefen.         Auf Merillas Stirn hatte sich eine Zornesfalte gebildet, während sie mit verengten Augen ihren Brüdern hinterher sah. Ja, sie war keine leibliche Schwester der beiden Zwillinge, dennoch hatten ihre Zieheltern sie aufgenommen, sie geliebt und aufgezogen als wäre sie ihre eigene Tochter gewesen. Bis vor einigen Jahren war sie selbst noch in dem Wissen gewesen, dass die beiden ihre leiblichen Eltern seien. Doch sie hatten es ihr notgedrungen erzählen müssen, als Merilla ein kleines Kästchen gefunden hatte und Fragen stellte. In dem Kästchen war ein Brief gewesen, der an sie adressiert war. Es ärgerte sie, dass ihre Brüder dieses Geheimnis herausgefunden hatten. Hinter dem Mädchen, das noch immer den Brüdern hinterher starrte, die schon weit in der Ferne waren, raschelte es erneut und sie konnte ein Ächzen hören.         Sie drehte sich um und sah auf das Geschöpf herab, welches in die Bodenfalle ihrer Brüder getappt war. Es bewegte sich wild in seinem Gefängnis und merkte dabei nicht, dass es die Schlingen seiner Gefangenschaft nur noch fester zuzog. Merilla stieg auf die Bodenfalle, darauf achtend nicht auf die Wölbungen zu treten unter denen sich das Wesen befand und ging in die Hocke, allerdings begann es nur noch sich heftiger, panischer zu bewegen. Merilla konnte es noch nicht einmal erkennen, nur das ein oder andere Mal stach etwas Blattgrünes hinter dem Gewirr der Seile heraus.       »Heh,«, begann Merilla, woraufhin das Zucken für einen Augenblick erstarb. Das braunhaarige Mädchen ließ den Stock rollend zur Seite gleiten und fingerte zwischen den Seilen herum. »Ich will dir nichts tun. Ich werde dich befreien.«, begann sie so ruhig es ihr möglich war zu reden.       Die Bewegungen unter den Seilen hatten noch nicht gänzlich gestoppt, dennoch war das Wesen ruhiger geworden. Merilla konnte förmlich die Panik spüren, welche sich unter der Bodenfalle angesammelt hatte. Sie pustete sich eine nervige Strähne aus dem Gesicht, als sie wieder frustriert ihre Hände zurückzog. Ihre Brüder waren wirklich talentiert was Fallen anging, sie wurden von Mal zu Mal besser. Sie bemerkte ein gelbes Augenpaar, welches sie misstrauisch musterten. Sie näherte sich diesem, woraufhin das Zucken gänzlich erstarb. Sie kauerte neben dem Wesen, welches sie immer noch nicht identifizieren konnte.       »Ich hole dich hier heraus, ich verspreche es.«, murmelte Merilla beruhigend dem repitlienartigen Augenpaar entgegen. Sie öffnete ihre Gürteltasche und holte ein kleines Messer heraus. Die Bewegungen nahmen augenblicklich wieder zu und Merilla stemmte sich nun mit dem Knie auf das Wesen.       »Wenn du ruhig bleibst, kann ich dich nicht verletzen. Du musst mir vertrauen, ansonsten verletzt du dich selbst.«, raunte sie jetzt lauter, doch ihre Worte erzielten die gewünschte Wirkung.       Immer noch misstrauisch funkelte das Augenpaar, doch die Bewegungen erstarben diesmal völlig. Merilla begann Knoten um Knoten zu lösen. Das Geflecht lichtete sich nur sehr langsam, mehrmals durchschnitt sie denselben Strick. Konzentriert öffnete sie die Falle und nach einigen Atemzügen konnte sie die grasgrünen, langen Halmblätter des Wesens erkennen. Sie wusste, dass es diese zur Verteidigung und zum Angriff einsetzte und dass diese sehr scharf waren und tief schneiden konnten. Doch in dieser Situation hatten sie ihm nur wenig geholfen. Merilla durchtrennte die letzten Stricke der Bodenfalle und nahm ihr Knie von dem Pokemon, welches sich auf der Stelle aufrichtete und sie aus seinen gelben Augen anstarrte.         Merilla lächelte leicht. Ein Reptain sah man selten in dieser Gegend. Sie beachtete das offensichtliche Misstrauen in Reptains Blick kaum.       Das Pokemon schien nicht zu wissen ob es ihr den Rücken kehren und sofort weglaufen sollte oder doch lieber auf der Hut vor ihr sein sollte. Reptain starrte Merilla einfach nur an. Einen Ausdruck auf dem Gesicht des Pokemons konnte das Mädchen nicht feststellen.       »Du bist frei.«, sprach das Mädchen leise. Doch Reptain rührte sich immer noch nicht, er sah sie einfach nur an. Merilla stellte fest, dass dieses Reptain merkwürdig mitgenommen wirkte, als wäre es lange Zeit gerannt und nicht zur Ruhe gekommen.       »Danke.«, sprach Reptain mit einer tiefen, kratzigen Stimme, doch die Tatsache dass sie das Pokemon verstehen konnte, schien sie überhaupt nicht zu stören. Merilla hob die Hand und wollte Reptain endlich zum Gehen bewegen, da dieser sie noch immer einfach nur anstarrte. Als sie Reptain an der Schulter berührte, geschah etwas sehr Merkwürdiges. Ihre Sicht verschwamm und eine unbekannte Schwärze hüllte sich um sie. Sie merkte noch wie sie zurückfiel und sich ihr Körper verkrampfte. Stille legte sich über ihre Gedanken.   »Sie wollen den Lauf der Geschichte verändern?« »Sie reisen in die Vergangenheit um mich aufzuhalten?!« »Sie wissen von den Zahnrädern der Zeit?!« »Sie wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben!«   Dann ertönte ein irres, wahnsinniges Gelächter welches sich in der Ferne des Echos verfing.         Merilla schlug die Augen wieder auf. Was war das nur gewesen? Sie richtete sich ohne Probleme auf. War sie ohnmächtig gewesen?       »Nein...«, murmelte sie leise. Nicht ohnmächtig, aber etwas anderes. Ein Zustand, den sie bisher nur einmal gehabt hatte und dieser lag schon sehr lange zurück. Damals war sie noch ein kleines Mädchen gewesen. Blinzelnd sah sie sich um. Das Reptain war verschwunden. Doch als sie sich in einen bequemen Schneidersitz aufsetzte, merkte sie, dass nicht nur das Pokemon verschwunden war. Sie sah an ihre Hüfte hinab und richtete sich sofort auf um sich umzusehen. Hatte sie ihre Gürteltasche verloren? Sie tastete sich hektisch ab, doch dann verengte sie die Augen. Dieses Reptain hatte ihre Gürteltasche mitgenommen! Es wäre ihr an sich recht egal wegen der Tasche, aber sie trug in dieser Tasche etwas mit sich, was von fundamentaler Wichtigkeit für sie war. Neben einem Schlauch mit Wasser und ein wenig Obst befand sich in der Gürteltasche eine Halskette. Eine Kette die sie – wie sie später herausgefunden hatte – von ihrer leiblichen Mutter vererbt bekommen hatte. Sofort sah sich Merilla um und hob ihren Stock auf der einen knappen halben Meter neben ihr auf dem grauen Feld lag. Sie sah sich in der Ferne um, konnte aber nur wenig erkennen wegen der Dunkelheit, die ihr bereits so normal vorkam, dass sich ihre Augen mit der Zeit einfach daran gewöhnt hatten.         Auf der anderen Seite des Feldes glaubte sie eine Bewegung in der Dunkelheit ausmachen zu können. Einen Schatten hinter einigen Bäumen. Merilla rannte los und erreichte den Waldrand. Sie versuchte nicht die Büsche oder Sträucher zu streifen die auf ihrem Weg wuchsen. Bereits öfters hatte sie die Erfahrung gemacht, dass es einfach nur schmerzte sich mit einem starren Busch anzulegen.         Merilla ging pirschend mehrere Meter ehe, sie etwas hörte und inne hielt. Es war das Rascheln von Blättern. Sie wusste nur zu genau, dass die Blätter in diesem Wald keinen Ton von sich gaben. Geduckt schlich sie weiter und sah dann die grünen Blätter, die sich so sehr von der Umgebung abhoben. Sie stachen förmlich heraus. Merilla hielt ihren Stock in der Hand als sie auf die Lichtung ging und ihre Deckung aufgab.         Reptain, das Pokemon, welches sie vor wenigen Minuten noch befreit hatte, lag auf dem grauen Waldboden. Es war vermutlich gefallen, aber es war nicht bei Bewusstsein. Merilla konnte sich nicht erklären, woran das liegen mochte, doch dann erinnerte sie sich an die Erschöpfung. Reptain sah aus, als sei er schon sehr lange unterwegs gewesen, ohne eine Möglichkeit zur Ruhe zu kommen. Als sei er auf der Flucht vor irgendetwas gewesen. Sie kniete sich neben dem Pokemon hin und zog ihre Gürteltasche aus seinen Klauen, welche die Tasche umklammert hielten. Ihr Blick haftete auf Reptain, ein unscheinbares Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Unter normalen Umständen hätte sie sich nun einfach wieder zurückgezogen, doch die Umstände hatten sich geändert. Außerdem war da diese... Vision gewesen. Diese Stimme, die sie für den Bruchteil weniger Sekunden vernommen hatte. Es wollte sie nicht loslassen.         Merilla war fest entschlossen, mehr darüber herauszufinden und sie glaubte, dass Reptain der Schlüssel für ihre Fragen war. Sie zog ein Stück Stoff und ihren Trinkschlauch aus ihrer Gürteltasche und öffnete diesen. Sie beträufelte das Stück Stoff mit etwas Wasser und wusch damit etwas zögernd Reptains Gesicht. Die reptilienartigen, gelben Augen des Pokemons öffneten sich schwer und schlossen sich sofort wieder. Er versuchte sich mit aller Kraft aufzustemmen. »Du solltest dich ausruhen.«, stellte Merilla bestimmt fest. »Außerdem musst du mir einige Fragen beantworten.«       »Hrmpf… Muss ich das?« Die Augen von Reptain öffneten sich zur Hälfte und sahen das Mädchen missmutig an. Spöttelnd blinzelte er sie an.       »Oh, Verzeihung, dass ich deine Tasche mitgenommen habe.« Die Worte trieften vor Sarkasmus. »Lässt sich bestimmt nicht so einfach ersetzen für einen Menschen, wie?«         Merilla schüttelte leise seufzend den Kopf und ihre Hand wanderte erneut in die Tasche. Sie holte eine Kette daraus hervor, an dem ein Anhänger baumelte. Ein wunderschöner, himmelblauer Stein in der Form eines Tropfens. »Nein, der lässt sich gewiss nicht ersetzen.«, murmelte sie leise, doch lächelte sie warm. »Diese Kette ist von meiner Mutter, sie bedeutet mir sehr viel.«       Reptain setzte sich dann schließlich auf. Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass er in keiner guten Verfassung ist, dennoch wahrte er jeden Funken seiner Würde. Merilla wog ihre Worte gewissenhaft ab, bevor sie zu sprechen begann. »Eben, als ich dich berührte um dich zum Gehen anzutreiben, da hatte ich eine Vision.«       Reptain heftete seine gelben Augen auf Merilla und betrachtete sie. »Eine Vision?«       Er legte den Kopf schief. »Aha?«         »Ich habe eine Fähigkeit. Sie nennt sich Dimensionaler Schrei. Manchmal, wenn ich einen Gegenstand oder ein Wesen berühre welches mit… etwas bestimmten im Zusammenhang steht, bekomme ich eine Vision. Aber es ist schon so, so lange her, dass ich eine hatte.«       Reptain blinzelte, sagte aber nichts. Eher unbeteiligt starrte er sie an.       »Es sind Visionen aus der Vergangenheit, oder aus der Zukunft.«, erklärte Merilla unbeirrt weiter. Immerhin hatte sie seine Aufmerksamkeit, das musste ihr wohl fürs Erste reichen. »Was weißt du über einen Gegenstand, das man Zahnrad der Zeit nennt?«, fragte sie nun etwas vorsichtig.       Die Reaktion von Reptain hatte sie erwartet. Er weitete seine Augen kaum merklich und war nicht mehr abwesend, als er sie misstrauisch und teilweise erstaunt ansah.       »Was weißt du über die Zahnräder der Zeit?«, fragte er scharf, doch das Mädchen schüttelte nur den Kopf.       »Nichts. Ich hatte eine Vision in der von ihnen gesprochen wurde.«, gab sie zu.       Merilla konnte nicht deuten, was in Reptain vor sich ging, als er sie ansah. »Was wurde gesprochen? Und wer hat gesprochen?«, fragte er nach einigen Sekunden.       Merilla sah Reptain lange an. Sie hoffte ebenfalls Antworten zu bekommen und nicht nur Informationen preis zu geben. Doch sie hatte nichts zu verlieren, wenn sie Reptain alles erzählte was sie wusste, oder?       »Nur, dass jemand davon weiß und dass irgendjemand den Lauf der Geschichte verändern möchte.«, offenbarte sie ihm leise. »Ich weiß nicht, wer es war, der gesprochen hat, aber er klang sehr, sehr aufgebracht darüber, dass jemand über die Zahnräder der Zeit Bescheid weiß.«       »Der Dimensionale Schrei, er hat sich ausgelöst, als du mich berührt hast?«, fragte Reptain aufmerksam weiter. Merilla nickte etwas zögerlich und Reptain sah sich seine Schulter an, an der Merilla ihn berührt hatte. Verwundert blickte er zu dem Mädchen als sei sie etwas Besonderes. Die Braunhaarige fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut.       »Ich komme von dem Zeitturm.«, sprach Reptain nach einigen Minuten der Stille. »Du siehst die Verletzungen an meiner Schulter?«, fragte er und deutete mit seiner Klaue darauf. Merilla nickte als sie die Schnittspuren erkannte die sich über die Haut des Pokemons zogen.       »Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit… einem Pokemon von dort.«, antwortete er ausweichend. »Auf dem Zeitturm befindet sich eine Plattform in der fünf Einkerbungen sind. Die Zahnräder der Zeit gehörten vor vielen Generationen zu dem Zeitturm. Sie sind kleine Teile von ihm. Doch sie wurden von dort entwendet und über die Insel verstreut. Man glaubte lange, dass die Zahnräder der Zeit in diesen Regionen in denen sie platziert wurden die Zeit regulieren. Doch die gesamte Zeit wurde durch den Zeitturm reguliert. Als dieser einstürzte, hatten die Zahnräder allein keine Macht mehr, die Zeit in den Gebieten weiterhin am Laufen zu erhalten. Das Resultat ist das, was du um dich herum siehst. Unsere Welt.«         Merilla blinzelte überrascht über den Fluss an Informationen, der über sie hereinbrach. Der Blick von Reptain haftete weiterhin auf dem Mädchen.       »Heißt das…«, begann das Mädchen und ein verrückter Plan begann in ihrem Kopf Gestalt anzunehmen. »Wenn wir die Zahnräder der Zeit finden und sie dort einsetzen – in diese Plattform meine ich – dann fließt die Zeit in unserer Welt wieder?«, fragte sie nach. Ihre Stimme wurde mit jedem ausgesprochenen Wort immer leiser.       Möglich wäre es.«, sprach Reptain. »Aber ich habe keine Ahnung wo ich die Zahnräder der Zeit finden könnte… Oder doch?« Reptain hob seinen Kopf und sah das Mädchen dabei eindringlich an.       Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch überlegte Merilla, was Reptain damit meinen könnte, aber sie hatte keine Ahnung. Sie selbst hatte von den Zahnrädern der Zeit eben erst erfahren. Doch dann blinzelte sie verdutzt und murmelte ungläubig: »Der Dimensionale Schrei?«       Sie sah wie sich auf Reptains Gesicht ein zufriedener Ausdruck legte. »Vielleicht hat er sich deswegen ausgelöst. Es ist schon sehr lange her als er das letzte Mal ausgelöst wurde und ich eine Vision gesehen habe. Vielleicht…«, sie verstummte. Reptain lauschte, auch wenn zunehmend angestrengter. »Ich hatte einmal eine Vision als ich noch ein kleines Kind war. Da hatte man mich über den Dimensionalen Schrei aufgeklärt. Es war in der Nähe der Wüste. Man sagte mir, dass sich der Dimensionale Schrei nur auslöst, wenn er in Verbindung mit einem bestimmten Thema steht.«, erklärte sie und ihre Worte überschlugen sich teilweise. Sie war aufgeregt.       »Du warst am Zeitturm, da hast du dir die Verletzung zugezogen. Es ist einen Versuch wert nachzusehen, ob mein Dimensionale Schrei mit der Lähmung des Planeten zusammenhängt… oder?«, fragte sie laut und hob den Blick zu Reptain.       Dieser legte den Kopf schief und sah zufrieden aus. »Sieht so aus als würden wir gemeinsame Sache machen.«, sprach er. Merilla nickte. »Wenn ich etwas tun kann um das Hier und Jetzt zu verändern werde ich es tun.«, sagte sie entschlossen.       »Gut. Somit wären wir Partner.«, ein Lächeln breitete sich auf Reptains Lippen aus. »Was hast du in der Nordwüste gemacht? Das Gebiet liegt nicht gerade um die Ecke.«, scherzte er, doch Interesse sickerte durch seine Frage.       Merilla schüttelte abwehrend den Kopf.       »Nicht so wichtig.«, sprach sie hastig. Glücklicherweise fragte Reptain nicht nach. Sie musste ja nicht erzählen, dass sie in ihrem kindlichen Leichtsinn eine Wette abgeschlossen hatte.               Ich blinzelte benommen und schnaufte, während mein Herz viel zu schnell gegen meinen Brustkorb hämmerte, als ich mich wieder meiner derzeitigen Situation bewusst wurde. »Ich bitte dich.«, redete Reptain nun drängender. »Steh auf!«       Bittet er mich etwa wirklich darum? Mit einem Stöhnen richtete ich mich immer noch keuchend auf und schaffte es dann doch wenigstens einmal tief durchzuatmen. Mein Blick ging von dem erstarrten Blätterdach über mir hinunter zu meinem Partner, der mich aus seinen reptilienartigen, gelben Augen ansah. Besorgnis spiegelte sich in ihnen.       »Es ist nicht mehr weit, dann kommen wir zu dem Ort, von dem sie uns erzählt hat.«, berichtete er.       Ich nickte. »Sie wird bestimmt schon auf uns warten.«, sprach ich immer noch atemlos, in einer für mich fremden Stimme. Ich versuchte zu schlucken, doch meine Kehle fühlte sich wund an. Ich beugte mich vornüber. Meine Kräfte waren an einem Punkt angelangt, bei dem ich zugeben musste, dass ich nicht mehr konnte. »Haben wir die Zobiris abgeschüttelt?«       Reptain schüttelte den Kopf und das große Halmblatt, welches aus seinem Kopf heraus wuchs, wippte mit seiner Bewegung mit.       »Nein, ich kann sie noch immer den Wald durchforsten hören. Sie sind fern, aber wir müssen uns dennoch beeilen.«, drängte er.         Ich stemmte mich wieder hoch und das knapp zwei Köpfe kleinere Pokemon starrte mich an. »Du weißt doch noch, was wir uns damals versprochen haben, oder?«, fragte Reptain entschlossen und ging vorweg um mir den Weg zu weisen. Ich strengte mich an zu laufen, doch mehr als ein träges Stolpern durch den Anstieg brachte ich nicht zu Stande. Dennoch versuchte ich mich auf den Weg, der sich vor mir erstreckte, zu konzentrieren und schnell zu sein. Ja, das was wir uns damals versprochen hatten… Wie könnte ich das je vergessen? Und auch, wie es zu dem Entschluss kam…         Einige Monate zuvor         »Was? Hier war ein Zahnrad der Zeit? Und wo ist es jetzt?!«, fragte Reptain ungehalten. Merilla schüttelte den Kopf. »Es ist im Laufe der Zeit verschwunden. Ebenso wie das in der Nordwüste und auf der Schuttruine. Es entschwand aus seiner Form und der Welt, da es keinen Nutzen mehr hatte.«, versuchte Merilla beschwichtigend zu erklären, während sie ihre Hand von dem Podest zog und schwer seufzen musste. Also konnte man die Zeit doch nicht mehr zum Laufen bringen. Womöglich wäre es auch unmöglich gewesen Schatten-Dialga lange genug zu beschäftigen, um die Zahnräder der Zeit in die Einkerbungen der Plattform zu setzen. Vor allem jetzt, da es vollkommen den Verstand verloren hatte und der Dunkelheit verfallen war.         »Verdammt! Aber warum?«, fluchte Reptain und schlug mit den Halmblättern aus seinen Unterarmen, die sich glühend verformt hatten durch das Gras. Doch es erfolgte absolut keine Reaktion.       »Warum führt uns dein Dimensionaler Schrei zu diesen Orten?« Die braunen Haare des Mädchens wippten, als diese abermals den Kopf schüttelte.       Sie wusste das doch selbst nicht genau. Merilla hatte die Strapazen der Reise auf sich genommen, weil sie gehofft hatte eine Lösung für die Lähmung des Planeten zu finden. Wie schön wäre es gewesen, wenn sie in eine Welt sehen konnte, die nicht von immerwährender Dunkelheit überschattet wurde. Doch dies war bereits der dritte Ort, den die beiden aufgesucht hatten. Ihre Visionen hatten sie zu den Orten geführt und sie hatten auch die genauen Aufenthaltsorte der Zahnräder der Zeit herausgefunden, doch nie die Zahnräder der Zeit selbst. Scheinbar brachte ihnen die Suche recht wenig, wäre da nicht diese eine Vision vor ein paar Tagen gewesen als sie Reptain begegnet war.   »Sie wollen den Lauf der Geschichte verändern?« »Sie reisen in die Vergangenheit um mich aufzuhalten?!« »Sie wissen von den Zahnrädern der Zeit?!« »Sie wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben!«         Eine Gänsehaut kroch über ihren Körper, als sie sich das nachhallende Gelächter des Wesens ins Gedächtnis rief. Diese Vision, das wusste sie nun, war die Zukunft gewesen. Es war eine Unterhaltung, die sie vielleicht selbst nicht mitbekommen würde, aber sie war sich sicher, dass sich noch irgendetwas offenbaren würde, damit sie die Kieselsteinchen aufeinander stapeln konnten um die Lähmung des Planeten aufzuheben. Den Lauf der Geschichte verändern… Merilla überdachte die Worte der Vision und fragte sich ob sie irgendetwas übersehen hatte.       »So ein Mist!«, rief Reptain wütend und schlug noch einmal aus, ehe er sich aufrichtete. »Ich bin weg.«, sagte er dann aufgebracht und kehrte dem Mädchen den Rücken zu. »Es hat ja doch keinen Sinn.«         Merilla drehte sich zu Reptain. »Warte!«, rief sie hastig und das Pokemon hielt tatsächlich inne. Allerdings war er angespannt. »Wie viele Einkerbungen waren das, die du auf dieser Plattform gesehen hattest? Fünf? Dann lass uns noch nach den Restlichen suchen.«       »Die werden wie die bisherigen auch, die wir schon gefunden haben in der Zeit aufgelöst worden sein.«, prophezeite Reptain und Merilla teilte seine Bedenken.       »Ja, das mag sein.«, stimmte sie schließlich zu. »Aber vielleicht finden wir an den Positionen der anderen zwei Zahnräder der Zeit einen Hinweis.«        Reptain rührte sich nicht. Merilla fuhr energischer fort: »Es gibt bestimmt eine Möglichkeit. Es muss einfach eine geben! Diese Vision damals, sie war aus der Zukunft und ich bin mir sicher, dass von uns die Rede gewesen ist, Reptain. Wir sind nicht so weit gekommen um jetzt einfach aufzugeben!«       »Was ist, wenn sie nicht richtig ist?«, konterte Reptain und drehte sich nun wieder zu dem Mädchen um. Er starrte ihr in die Augen. »Was ist, wenn du sie falsch gedeutet hast?«       »Tse.«, war die abfällige Bemerkung, die Merillas Mund verließ. Sie war sich ohnehin schon so unsicher, was diese ganzen Visionen betraf, aber sie wollte nicht einfach aufgeben.       »So sehr traust du mir?«, fragte sie zischend, während sie Reptain aus zusammengekniffenen Augen anfunkelte.         Reptain schloss die Augen und atmete ruhig aus. Bemerkenswert ruhig begann er zu sprechen: »Ich vertraue dir, Skampi. Aber meine Hoffnung wird durch diesen zeitlosen, dunklen Ort, an dem wir uns befinden getrübt.« Reptain öffnete wieder seine gelben Augen und sah Merilla freudlos an.       »Dieser Ort… Unsere Welt… Sie raubt mir den Atem um weiter zu machen. Sie stielt mir die Fähigkeit an irgendetwas zu glauben. Man möchte meinen, dass diese immerwährende Dunkelheit zur Gewohnheit wird… Aber…«, er brach ab und sah in eine andere Richtung. »Ich glaubte bereits, dass ich verrückt werde, doch dann traf ich dich und ich merkte, wie ich wieder an etwas glauben konnte. Nur durch dich, durch deine bemerkenswerte Fähigkeit konnte ich mich wieder aufraffen und an ein neues Ziel glauben. Doch immer wenn wir glauben, dicht dran zu sein ein Geheimnis zu lösen, Antworten auf unsere Fragen zu finden, enden wir nur in einer Sackgasse. Es ist… Hoffnungslos.«         Merilla starrte Reptain an. Ihre Gesichtszüge wurden weich, als sie sich vor ihn hinkniete und wortlos ihre Arme um Reptain schloss. Sie erwartete nicht, dass die Umarmung erwidert werden würde. Sie wollte Reptain zeigen, dass er nicht alleine war.       »Ich weiß Reptain. Ich weiß«, hauchte sie leise. »Auch meine Gedanken sind getrübt durch die Jahre die ich hier schon wandle. Doch haben sie sich geklärt, seitdem ich einem Ziel entgegenblicken kann. Ich habe nicht vor aufzugeben bevor ich nicht eine endgültige Antwort habe, dass unser Vorhaben unmöglich ist. Wir werden die Lähmung des Planeten aufheben, komme was wolle.«       Sie schluckte als sie ihren eigenen Worten lauschte. Das stimmte, sie würde nicht aufgeben an diesem Vorhaben zu arbeiten, wenn man sie von dessen Unmöglichkeit nicht überzeugen konnte.         »Ihr wollt die Lähmung des Planeten aufheben? Das ist leider nicht möglich.«, sprach eine zarte, hohe Stimme. Merilla blinzelte und löste ihre Arme von Reptain, während sie sich argwöhnisch umsah. Reptain sah sich ebenso um, seine Halmblätter spreizten sich während sein Blick in die Leere fiel. »Wer ist da? Zeig dich!«, rief er.       Merilla kam auf die Beine und sah in die Leere. Wer hatte da eben gesprochen?       »Tse… Davon wirst du mich überzeugen müssen!«, rief sie überheblich. »Es soll nicht möglich sein? Beweise es mir!«       »Um die Lähmung des Planeten aufzuhalten, muss man weit in die Vergangenheit reisen, über mehrere Generationen und den Eintritt des Ursprungs verhindern. Der Einsturz des Zeitturms darf nie stattfinden.«, erhob sich die Stimme erneut, diesmal aus einer völlig anderen Richtung. Merilla versuchte ihr zu folgen. Woher wusste dieses Wesen so viel?       »Zeig dich!«, rief Reptain erneut, diesmal etwas energischer.       Doch die Stimme erhob sich abermals von einer anderen Richtung: »Dieser Ort, auf dem ihr jetzt gerade steht, hier war einst ein Zahnrad der Zeit. Es hat die Zeit an diesem Ort intakt gehalten. Doch es verfehlte seine eigentliche Aufgabe, und so verschwand es.« Ein kaum wahrnehmbares, melodisches Summen erfüllte die Luft und eine Lichtkugel erschien hell über Merillas Kopf. Sie wich zunächst von ihr zurück, dann streckte sie die Hand aus und versuchte danach zu greifen. Doch die Kugel ließ sich nicht ergreifen und entschwand ihrer Hand. Stattdessen flog sie nun vor Reptain herum und hüpfte auf und ab, während dieser die leuchtende Kugel nur misstrauisch betrachtete und versuchte sie mit seinen Klauen fortzuscheuchen.         »Wir haben aber keine Möglichkeit in die Vergangenheit zu reisen.«, erklärte Merilla. Sie hoffte einfach, dass das Wesen hinter der Stimme ihnen nicht feindlich gesinnt war. »Für einen solches Vorhaben müssten wir Schatten-Dialga aufsuchten.«       »Der euch natürlich niemals in die Vergangenheit schicken würde, da seine einzige Aufgabe darin besteht, seine Existenz aufrechtzuerhalten.«, kam die Stimme von der leuchtenden Kugel als diese sich plötzlich auflöste und eine Gestalt erkennbar wurde. Ein kleines, elfenhaftes Pokemon mit einem großen Kopf und einer zarten, rosafarbenen Haut materialisierte sich vor den beiden und sah Merilla und Reptain abwechselnd mit ihren grünen Augen an.       »Wer bist du?«, blaffte Reptain der immer noch ziemlich feindselig aussah.       »Dein Freund ist ein ziemlicher Rüpel.«, stellte das Pokemon fest und schwebte von Reptain näher auf Merilla zu.       »Verzeihung. «, erhob Merilla das Wort. »Aber es ist eine komische Zeit, in der wir leben. «       »Natürlich.«, das Wesen seufzte und betrachtete Merilla sehr interessiert.       »Schatten-Dialga ist zwar das Pokemon, welches die Zeit verkörpert, aber ich bin ein Zeitreisepokemon. Ich bin Celebi.«       Merilla erkannte, wie Reptain hinter Celebi die Augen verengte.       »Du… Kannst durch die Zeit reisen?«, fragte sie nach und Celebi nickte. »Dann...«, begann Merilla von neuem und sah Celebi hoffnungsvoll an. »Dann kannst du uns auch in die Vergangenheit bringen, wo wir die Zahnräder der Zeit finden können?«       Celebi nickte erneut. »Das sollte kein Problem sein. Aber woher wollt ihr die Aufenthaltsorte der Zahnräder der Zeit herausfinden?«, fragte sie ruhig.       »Nun, hier war ein Zahnrad der Zeit zum Beispiel.«, begann Merilla. »In der Nordwüste und auf den Schuttruinen befanden sich ebenfalls jeweils eines. Der Dimensionale Schrei zeigt mir Visionen von den Positionen, an denen sie platziert waren, bevor sie verschwanden und auch, wie man an diese gelangt.«         Celebi sah Merilla höchst interessiert an und tänzelte um ihren Kopf in der Luft herum. »Sehr interessant…«, murmelte sie. »Der Dimensionale Schrei, sagst du? Ich hörte von dieser Fähigkeit. Schlägt sie bei dir aus, wenn du etwas berührst, was mit den Zahnrädern der Zeit in Verbindung steht? So habt ihr also hier her gefunden.«, mutmaßte sie.         Merilla schüttelte den Kopf. »Alles, was mit der Lähmung des Planeten in Verbindung steht.«, berichtigte sie Celebi. »Aber ja. So haben wir hier her gefunden.«       Reptain schüttelte den Kopf und sprang mit einem Satz an die Seite von Merilla. »Erzähl nicht so viel. Wir wissen nicht, mit wem Celebi unter einer Decke steckt. Vielleicht sogar mit Zwirrfinst.«, mahnte er.       »So eine Frechheit!«, fiepte Celebi und schwirrte schnell um Reptains Kopf herum. Dieser versuchte sie vergeblich von diesem Vorhaben abzubringen. Celebi hob wieder einige Meter in die Luft ab.       »Ich sollte für Zwirrfinst arbeiten? Pah! Nichts täte ich lieber als diesem aufgeblasenen Schoßhund die Leviten zu lesen!«, rief sie aufbrausend. Doch dann wurde sie plötzlich ruhiger und fügte hinzu: »Aber dies ist scheinbar nicht meine Bestimmung.« Celebi wand sich wieder dem Mädchen zu. »Ein Pokemon und ein Mensch, dessen Fähigkeit des Dimensionalen Schreis euch leitet.« Das kleine Pokemon kam näher zu Merilla und sah ihr fest in die Augen. »Ich kann euch in die Vergangenheit bringen, sofern ihr dies wünscht. Aber, seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr den Lauf der Geschichte verändern wollt?«, fragte Celebi.       »Natürlich.«, erhob Merilla die Stimme ohne zu zögern. Reptain nickte ebenfalls entschlossen.       »Wenn ihr es wirklich schaffen solltet, dass der Zeitturm nicht einstürzt und die Lähmung des Planeten verhindert, dann wird diese Welt, in der wir jetzt existieren keinen Bestand mehr haben.«, erklärte Celebi.       Reptain verengte die Augen. »Willst du uns von unserem Vorhaben abbringen?«, fragte er zischend.       Celebi schüttelte den Kopf. »Was willst du uns dann sagen?«, hakte Merilla nach. Ein merkwürdiges Gefühl des Unwissens legte sich über das Mädchen.       »Wenn ihr den Lauf der Geschichte verändert, wird alles, was für uns jetzt die Gegenwart ist, nicht mehr so sein wie es nun ist. Denn es wird niemals passiert sein. Der Planet wird nie in die Lähmung verfallen und die Dunkelheit wird sich nicht darüber legen. Aber durch die rapide Veränderung der Geschichte, so viele Generationen zuvor, werden wir möglicherweise niemals existiert haben. Diejenigen die ihr kennt und ihr selbst werdet verschwinden.«       Merilla weitete die Augen als sie nun endlich begriff was Celebi ihnen mitteilte. »W-wenn wir die Lähmung des Planeten verhindern… Verschwinden wir?«       Celebi nickte matt. »Nicht nur ihr. Auch ich werde verschwinden, Schatten-Dialga, Zwirrfinst, die Zobiris. Alle werden verschwinden, da diese Welt der Dunkelheit nie existiert hat.«       Merilla starrte das kleine rosafarbene Pokemon an. Auch ihre Familie würde verschwinden. Ihre Brüder. Nachdem ihre Zieheltern bei einem merkwürdigen Unfall ums Leben gekommen waren, waren ihre Brüder noch ihre gesamte Familie, die sie hatte. Merilla taumelte einige Schritte rückwärts und hielt sich an einem Baum fest. »D-das kann nicht… Ich werde…«, stammelte sie. Reptain sah Merilla besorgt an, als wüsste er was in ihr vorgeht. Auch er selbst sah ein wenig wie vor den Kopf gestoßen aus, aber scheinbar würde er weiter machen, um für eine bessere Welt zu kämpfen. Doch konnte Merilla ihre Brüder alleine lassen? Die Zwillinge, die sie jeden Tag ärgerten, aber mit denen sie auch so viel Freude hatte, opfern, für eine bessere Zukunft?       »I-ich muss gehen…«, stammelte Merilla, drehte sich um und lief los. Sie konnte Reptains enttäuschten Blick auf sich spüren. Doch sie konnte eine solche Entscheidung nicht treffen. Sie wollte sie einfach nicht treffen.           Später an diesem Tag         Merilla ging mit gesenktem Kopf durch das stille Dorf, in dem sie lebte. Fast keiner war vor dem Haus, um etwas zu unternehmen. Wenn alles grau und dunkel war, blieb man lieber zu Hause. Sie schritt langsam und in Gedanken versunken auf das Haus zu, in dem sie und ihre beiden Brüder wohnten. Auch wenn sie nicht ihre richtigen Brüder waren, das machte für sie keinen Unterschied. Die Familie ist dort, wo man sich geborgen und verstanden fühlt, auch wenn sie und ihre Brüder oft miteinander stritten. Das nächste Haus stand viele Meter weiter weg, so konnte niemand sehen, als sie die schwere Holztür öffnete und eintrat. Die Tür fiel ins Schloss und Merilla stand mehrere Minuten einfach nur dahinter. Es war ungewöhnlich, dass es so still im Haus war. Für gewöhnlich veranstalteten ihre Brüder immer einen Höllenlärm, wenn sie hier waren. Es wurde nur dann still, wenn Merilla die beiden Zwillinge bändigen konnte und sie überredete einer Geschichte zu lauschen, was den beiden für gewöhnlich viel Spaß machte. Es kam ihr fast schon gespenstisch vor, als sie an dem Holztisch vorbei ging, an dem sie immer aßen, wenn sie hungrig waren. Vielleicht waren ihre Brüder noch unterwegs. Den Streit von vor ein paar Tagen hatte sie ihnen bereits verziehen.         Das Mädchen ging die Treppenstufen nach oben in das obere Stockwerk. Das alte Holz knarrte leise, als ihr Gewicht darauf gelagert wurde. Gedankenverloren strich sie mit den Fingern über das Holz des Geländers. Wie könnte sie das ihren Zieheltern oder ihrer Mutter je antun? Das Erbe einfach zu vernichten, indem sie alle verschwinden würden? Ja, die Welt, in der sie jetzt lebten war ein dunkler und freudloser Ort. Er ließ keine Träume, keine Wünsche zu. Nur Hoffnungslosigkeit und Trauer. Doch ihre Brüder lagen ihr sehr am Herzen, weshalb sie diese nicht einfach opfern konnte. Unweigerlich dachte sie an Reptains enttäuschten Blick, als sie ohne ein weiteres Wort davongelaufen war. Vielleicht würde sie mit ihren Brüdern reden. Sie waren zwar noch jung, aber keinesfalls dumm. Von ihnen würde sie ihre Entscheidung nun abhängig machen. Ihre Entschlossenheit, die sie noch vor wenigen Stunden im Wald verspürt hatte, als Reptain und sie das Zahnrad der Zeit nicht gefunden hatten, war verflogen. Zwar wollte sie den Lauf der Geschichte verändern, doch nagten Zweifel an ihr, dass sie ihre Brüder nicht alleine lassen konnte, nur damit sie verschwinden würden.         Merilla stand eine Weile in dem Gang des oberen Geschosses. Ihr war nicht aufgefallen, dass sie es schon längst erreicht hatte, doch langsam setzte sie sich in Bewegung. Die Tür zum Zimmer ihrer Brüder war angelehnt, vielleicht waren ihre Brüder doch zu Hause? Ein merkwürdiges Gefühl der Beklemmung überkam sie, als sie die Hand auf die Türklinke legte und die Tür nach einigen Sekunden öffnete.         Das Mädchen erkannte Blut, welches sich dickflüssig über den Boden legte und in den ausgelegten Teppich durchsickerte. Ihre Augen weiteten sich, unmöglich ein Gefühl zu zeigen, als ihr Blick auf die leblosen Körper ihrer Brüder fiel. Der Ursprung der Quelle des roten Lebenssaftes. »Nein…!«       Es war nicht mehr als ein Murmeln das über ihre zittrigen Lippen drang, als sie ihre Brüder anstarrte, unfähig etwas anderes zu tun. Über ihre Körper zogen sich mehrere, tiefe Schnitte aus denen vereinzelt Blut floss, doch die Hauptquelle fand sich an ihren Kehlen. Mit ihren leblosen Augen starrten sie vor sich hin, sie würden nie wieder in eine andere Richtung sehen können.       »Nein…!« Ein weiteres Murmeln verließ ihre Lippen was nicht mehr als hauchen war.         In einer Ecke des Raumes konnte sie eine Bewegung wahrnehmen, doch der Schock, den der  Anblick ihrer Brüder ausgelöst hatte, saß tief in ihren Knochen, dass sie unfähig war, sich zu bewegen.       »Wähähä!«, ließ das Pokemon leise von sich hören. Merilla drehte sich um, als der Schock zu blanker Panik wurde. Sie musste von hier verschwinden, doch hinter ihr hatte sich zu ihrem Entsetzen bereits ein großes Pokemon aufgebaut, welches ihr den Weg nach draußen versperrte. »Sieh an«, sprach es dumpf und der Anflug des Triumphs funkelte in seinem roten Auge auf. »Das Mädchen mit dem Dimensionalen Schrei ist auch endlich da.«         Merilla versuchte sich wegzuducken, doch die riesigen Pranken umklammerten ihre Schultern und hielten sie gefangen.       »Warum?!«, blaffte sie nachdem sie ihre Stimme wieder fand und versuchte sich freizukämpfen.       »Pokemon sollten keine Menschen angreifen!« Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie verwirrt und zornig in das rote Auge des grauen Pokemons starrte. Zwirrfinst ließ sie nicht los, stattdessen festigte er seinen Griff, was Merilla zusammenzucken ließ. Was machte er hier? Sie wusste, dass ihre Vorfahren mit diesem Pokemon einen Pakt geschlossen hatten, dass sie die Menschen in Ruhe ließen wenn sie sich nicht in ihre Angelegenheiten einmischten.       »Wenn wir uns selbst schützen müssen, ändern sich die Spielregeln.«, säuselte Zwirrfinst düster. »Du wirst aus der Geschichte getilgt werden. Wir werden keine weiteren Einmischungen von dir dulden. Dein Dimensionaler Schrei ist eine Plage und deine Suche nach den Zahnrädern der Zeit endet hier.«       »Woher weißt du so viel über mich?«, keuchte Merilla atemlos auf, doch Zwirrfinst antwortete ihr nicht. Es war wohl nicht nötig, da sie bald nicht mehr existieren würde. Merilla strampelte und versuchte, ihn mit den Füßen zu treffen, als sich der Schlund auf seinem Bauch öffnete.       »Sag Adieu.«, war das letzte was Merilla verstand als sie die Augen fest zusammenkniff.         Fensterscherben klirrten auf den Boden und ein Trampeln war zu hören, gefolgt von einem Geräusch, als wenn man ein Schwert in den Wind schlagen würde, dann ein dumpfer Aufschlag. Merilla spürte, wie die Pranken von ihr abließen und sie auf den Boden sank. »Skampi!«, rief eine tiefe, hektische Stimme und als eine Klaue nach ihr griff, öffnete Merilla die Augen.       »N-Nein!«, rief Zwirrfinst, der einen Meter von ihr zu Boden gegangen war und sich bereits versuchte aufzurichten. Reptain stand über Merilla, seine Halmblätter an den Unterarmen waren in sich zu zwei einzelnen, grün glühenden Klingen verschmolzen. Seine besorgten Augen starrten auf das Mädchen.       »Wir müssen hier weg!«, drängte er, als er versuchte, sie auf die Beine zu ziehen. Merilla stand auf, doch sie konnte von der Treppe das Geräusch mehrerer, kleineren Pokemon vernehmen, die diese gerade hochsprangen. Die lilafarbenen Pokemon sprangen schnell auf sie zu. »Zum Fenster!«, drängte Reptain während Zwirrfinsts unheimliche Stimme donnerte: »Ihr werdet nicht entkommen!«         Merilla hatte ihren Schock überwunden und ihren Schmerz über den Verlust ihrer Brüder bei Seite geschoben. Jetzt zählte nur eines für sie, sie musste hier raus. Sie rannte Reptain hinterher zu dem Fenster, dessen Scheiben durch Reptains Erscheinen eingeschlagen worden waren und auf dem Boden lagen. Knirschend setzte sie einen Fuß über die Schwelle des Fensters und hielt sich an der Regenrinne fest, als sie erkannte, dass das Haus von den kleinen, lilafarbenen Pokemon umstellt war, die sie ihren funkelnden Augen anstierten. Reptain hatte sich in der Zwischenzeit umgedreht und sich wieder Zwirrfinst zugewandt. Er zischte drohend, während sich das Geistpokemon unheilvoll näherte.         Merilla keuchte, als sie sich das Dach hinauf hievte, welches sie leicht erreichen konnte, als sie sich auf das Fensterbrett stellte. Sie hörte ein weiteres Mal das Summen der Klingen, als sie durch die Luft wirbelten. Kurz darauf erschien Reptain im Fenster, gefolgt von einem Schattenstoß, der an ihm vorbei aus dem Fenster schoss und in der Ferne aufschlug. Reptain stelle sich neben Merilla, während er zähneknirschend die Pokemon anstarrte, die langsam begonnen hatten,  die Hauswand hinaufzuklettern um sie zu erreichen.       »Verdammt! Diese Zobiris…«, knurrte er. Reptains Aufmerksamkeit wurde augenblicklich auf einen Punkt am Boden gerichtet als etwas Großes, Dunkles aus dem Dach nach oben brach, als wäre das Hindernis nicht dort.       »Hng... Das sieht nicht gut aus.», sprach Reptain gepresst als bereits das rote Auge von Zwirrfinst aufblitzte und in seiner donnernden Stimme sprach: »Ihr könnt nicht entkommen!«       Reptain setzte voraus und schnitt über die Gestalt von Zwirrfinst, wodurch er mehrere Schritte zurückgestoßen wurde. Einige Zobiris hatten bereits das Dach erklommen und funkelten Merilla und Reptain gierig an. Sie drängten sich zusammen, Rücken an Rücken, nachdem das Mädchen einen heran springenden Zobiris mit der Wucht ihres Fußtrittes wieder vom Dach befördert hatte. Sie waren eingekreist. Plötzlich leuchtete etwas über ihnen mit einem leisen Summen auf.       »Ich bringe euch hier heraus!«, rief eine zarte, feengleiche Stimme. Celebi war wie aus dem Nichts aus einer gelben, hellen Lichtkugel aufgetaucht, legte ihre zarten Hände auf Merilla und Reptain als alle drei in ein goldenes Licht getaucht wurden. Es fühlte sich an als würden sie von dem Licht eingesaugt werden, als Merilla die Augen schloss und den Boden unter ihren Füßen verlor.         Merilla fand sich wenige Herzschläge später, nachdem das goldene Licht ihren Körper umschlossen hatte, blinzelnd auf einer Lichtung wieder. Reptain sah sich irritiert um als er seinen Kopf zu dem rosafarbenen Pokemon hob: »Wie hast du uns gefunden?«         Celebi sah nachdenklich mehrere Atemzüge lang auf Reptain ehe sie antwortete: »Ich bin dir gefolgt.« Reptain sah Celebi still an, ungläubig und irritiert.       Das Mädchen bemerkte den skeptischen Blick ihres Partners nicht und sank zu Boden. Ihre Knie gaben nach als sie ihren Kopf zwischen ihre Hände sinken ließ. »Meine Brüder...«, wimmerte sie und Tränen flossen heiß und unaufhaltsam ihre Wangen und Nasenspitze herab.       »Das Erbe...« Der Vorhang ihrer Haare schützte sie vor den Blicken von Reptain oder Celebi. »Alles, ist verloren...«, murmelte sie scheinbar wirr und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken, was ihr nicht gelang.         Celebis mitfühlender Blick haftete auf Merilla, ehe sie sich an Reptain wand. »Sie sollte sich ausruhen. Ich glaube, es wäre besser wenn sie etwas schlafen würde, aber...«, begann sie und warf einen weiteren Seitenblick auf das Mädchen, ehe sie leiser hinzufügte »Ich bezweifle dass sie es kann.« Reptains Blick fiel ebenfalls auf das Mädchen. Seine gelben Augen waren von Sorge und Mitgefühl geprägt.       »Ihr könnt hier eine Weile bleiben. Die Zobiris oder Zwirrfinst werden nicht so bald hier herkommen um nach euch zu suchen. Sie sind weit weg.«, erklärte Celebi, ehe sie langsam zu dem ergrauten Blätterdach schwebte, welches über ihnen zu sehen war und verschwand.         Dankbar sah Reptain Celebi hinterher, auch noch als diese bereits verschwunden war, ehe er sich wenig später neben Merilla setzte.       »Skampi...«, setzte er an, doch ihm fehlten die richtigen Worte, um seine fehlenden Gedanken zu ersetzten, deshalb schwieg er. Er saß einfach nur neben ihr und versuchte, ihr  etwas von ihrer Trauer zu nehmen, indem er einfach nur neben ihr saß.         Eine  Zeit lang sagte keiner der Drei etwas. Celebi tauchte von Zeit zu Zeit immer mal wieder auf und glitt geräuschlos durch die Luft über den beiden, um nach ihnen zu sehen und nur um wenig später wieder zu verschwinden.         Die Augen des Mädchens waren rot und geschwollen von der Flut der Tränen, die diese verlassen hatten und dem unterdrücken vieler Schluchzer und dem Geheul, welches ihren Schmerz ausdrücken hätte können. Reptain saß aufmerksam neben ihr, beobachtete sie allerdings nicht, sondern sah diskret in eine andere Richtung. Doch an seinem Gesichtsausdruck war abzulesen, dass seine Gedanken bei Merilla waren und er mit dem Mädchen trauerte, als würde ihm ihr Verlust viel bedeuten.         Merilla hob langsam den Kopf etwas auf und legte ihn mit dem Kinn auf ihre angewinkelten Knie, um die sie ihre Arme geschlungen hatte. Sie starrte geradeaus, behielt die Augen offen so gut es ihr eben gelang durch die Schwellung. Ihre Gedanken trieben merkwürdig leicht, als sie gedankenverloren zu sprechen begann: »Reptain?«       Das angesprochene Pokemon drehte den Kopf langsam zu Merilla, als hätte er geduldig darauf gewartet, dass sie sprechen würde. »Ja?«         »Wie heiße ich?«, fragte sie leise. Merilla wusste, was das Pokemon daraufhin sagen würde und auch, dass Reptain fragend reagieren würde, vielleicht auch irritiert. Aber sie musste es fragen, um den Gedanken der sich in ihrem Kopf gebildet hatte zu akzeptieren.       »Du heißt Skampi.«, sprach Reptain ebenfalls leise, mit seiner tiefen Stimme. »Du hast dich mir als Skampi vorgestellt.«       »Das ist richtig.«, sagte das Mädchen und richtete sich schwerfällig etwas gerader auf. Sie schloss die schmerzenden Augen und atmete die Luft für einen Augenblick lang ein.       »Mein richtiger Name lautet Merilla. Aber ich wollte, dass du mich Skampi nennst. Anfangs stelle ich mich immer mit meinem Spitznamen vor, außerdem...«, sie stoppte und schüttelte den Kopf. »Ich gebe dir hiermit mein Versprechen.« Reptain betrachtete das Mädchen schweigend, teilweise überrascht, teilweise ahnend. Er hatte sich wohl schon gedacht, dass Skampi kein Name für einen Menschen sein konnte.       »Ein Versprechen?«, fragte Reptain ruhig und sein neugieriger Blick ruhte auf ihr. »Das Versprechen, dass wir die Aufenthaltsorte der Zahnräder der Zeit ausfindig machen und so viele Informationen wie nur möglich sammeln werden.«       Das Mädchen klang so entschlossen wie noch nie, seitdem sie Reptain getroffen hatte. »Und wenn wir alle fünf Aufenthaltsorte kennen, dann...«, sie blickt hinauf zwischen die erstarrten, grauen Blätter, in der Hoffnung, Celebi würde es ebenfalls hören.       »Dann gehen wir in die Vergangenheit und werden die Geschichte verändern.«         Reptain sah zu Skampi auf. »Du hast dich also entschieden?«, fragte er ohne Umschweife. Skampi nickte.       »Ja. Ich habe absolut nichts zu verlieren. Ich werde dieses Opfer geben, für eine bessere Zukunft. Einem Neuanfang. Das Erbe meiner Mutter kann mich nicht mehr von dieser Entscheidung abbringen.«, fügte sie den Schluss etwas leiser hinzu, dass Reptain es kaum verstand, obwohl er direkt neben ihr saß.       »Es ist mir egal, wenn ich nicht mehr existiere.», fuhr sie dann fest fort und schluckte. »Alles ist besser, als in dieser Welt der Dunkelheit zu leben. Ein Dasein zu fristen, das keine Träume, keine Wünsche und keine Wärme zulässt.«         Celebi tauchte aus dem Nichts wieder auf und schwebte zu den beiden herab. Ihre Augen ruhten auf Skampi, scheinbar hatte sie alles gehört.       »Gut. Wenn dies euer Entschluss ist, werde ich euch dabei helfen. Ich werde mein gesamtes Leben dieser Mission und dessen Gelingen widmen.«, sprach sie ebenfalls sehr leise.         Skampi stand schwer auf und wischte sich die Hände an ihren Hosen ab, ehe sie sich die schmerzenden Augen rieb und blinzelte. Sie waren immer noch rot und geschwollen. Suchend sah sie sich um und ihr Blick hielt an einem Baum. »Wir sollten es festhalten. Dass wir uns erinnern, dass sich jeder daran erinnern kann.« Reptain stand auf und folgte Skampis Blick. »Ich verstehe was du meinst.«, raunte er fadenscheinig lächelnd, als er sich dem stämmigen Baum näherte. Er holte mit seinen rasierklingenscharfen Halmblättern an seinen Unterarmen aus und schlug sie in die Rinde des Baumes, bis darin etwas eingeritzt stand.   Das Versprechen von C., S., und R.         »Schreibe noch etwas darunter.«, forderte Skampi auf, als Reptain seine Arbeit betrachtete. »Schreibe 'Unser Opfer ist unser Geschenk an euch. Auf dass ihr nie in einer Welt leben müsst, in der Zeit nur ein Wort ohne Bedeutung ist.'«       Reptain tat, wie es ihm gesagt wurde. Er ritzte die ihm vorgegebenen Worte in der Fußabdrucksprache der Pokemon in die Rinde des Baumes. Als er fertig war, trat er einige Schritte zurück und Skampi nickte zufrieden.         »Ihr solltet das auch an derselben Stelle verewigen, wenn ihr in der Vergangenheit seid.«, warf Celebi nachdenklich ein. »Auf dass es irgendwann gesehen wird.« Skampi nickt erneut zustimmend.       »Also haben wir noch etwas zu tun, ehe wir in die Vergangenheit reisen können.«, erhob sie ihre Stimme und sah Reptain dabei herausfordernd in die gelben Augen. »Uns fehlen noch zwei Aufenthaltsorte der Zahnräder der Zeit.«                 »Wie könnte ich das je vergessen?«, murmelte ich hinter zusammengepressten Zähnen hervor und begann, wieder schwer zu schnaufen. Reptain lief wieder vorweg. Die Steigung des Weges, der vor uns lag, war deutlich zu spüren. Auch er hatte sein Tempo verringert und konzentrierte sich auf den Anstieg. Nach einiger Zeit schaffte ich es sogar, mit ihm gleich auf zu sein. Die Geräusche hinter uns waren viel leiser geworden. Scheinbar hatten die Zobiris unsere Spur nicht weiter verfolgen können, oder sie hatten uns auch einfach nur verloren. Ein gehässiges Grinsen huschte über meine Lippen. Wir waren eben einfach zu schlau für die Zobiris oder Zwirrfinst.         »Unsere Suche und den Aufstand den wir verursacht haben, hat sehr viel Aufsehen erregt.«, murmelte Reptain, während er immer mal wieder keuchen musste.       »Und dann ist da noch die Falle. Es war klar, dass wir nicht völlig unentdeckt bleiben.« Ich musste Reptain zustimmen. Der Überfall auf die Karawane der Zobiris, die Gefangene Pokemon in den Gefängnisblock verschleppten, war nicht geplant gewesen. Aber hätte ich einfach zusehen sollen, wie die Pokemon, die ohnehin schon gebrochen waren, in das Gefängnis gebracht werden würden? Erst durch diese Aktion hatten wir unsere Deckung aufgegeben und die Zobiris jagten uns. Aber wenn ich so darüber nachdachte, würde ich immer wieder so handeln wenn ich vor die Wahl gestellt werden würde.         »Aber sie sind erst jetzt dahinter gekommen, was wir wirklich planen. Sie sind langsam.«, keuchte ich und konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, das listig über meine Lippen huschte. Ja, ich fühlte mich überlegen. Überlegen gegen eine Streitmacht und gegen ein Monster.         »Da ist es.«, sprach Reptain und wir beschleunigten unser Tempo auf die letzten Meter. Wir erreichten den Gipfel des Berges und sahen einem Portal entgegen, in dem feine, blaue Energieschwaden aufleuchteten und dieses umnebelten. Celebi war bereits dort und wartete auf uns.       »Ihr habt ja lange gebraucht.«, murmelte sie leise, doch sah sie besorgt von mir zu Reptain auf. »Aber hier seid ihr nun und ihr seid in einigermaßen guter Verfassung. Ihr wisst, wo ihr suchen müsst, oder?«, fragte sie nach und Reptain und ich nickten entschlossen.       »Dann...«, sie sah von Reptain wieder zu mir. »Bleibt mir nichts mehr weiter zu tun, als Lebt Wohl zu sagen. Stoppt die Lähmung des Planeten und verändert die Geschichte.« Celebi sah teilweise traurig aus, aber zugleich wirkte sie unglaublich tapfer.         Ihr Entschluss uns den Zeittunnel zu öffnen, dass wir in die Vergangenheit reisen konnten, war so stark und unerschütterlich. Sie war im vollen Bewusstsein, dass dies vielleicht das letzte war, was sie tun würde.       »Ich werde euch beide niemals vergessen, selbst wenn wir nicht mehr existieren.«, murmelte sie und sah etwas fröhlicher aus. »Ich werde dich auch nie vergessen, Celebi.«, sagte ich und Reptain nickte beipflichtend. »Vielleicht finden wir uns wieder in besseren Zeiten.«         »Vielleicht, aber dies ist ein ungeschriebenes Kapitel in einem verlorenem Buch.«, erwiderte sie traurig.       Ja, wir alle hatten Angst vor dem Verschwinden, aber es ist ein Opfer, das wir alle drei bereit waren zu geben. Für eine bessere Zukunft. »Seid ihr bereit?«, fragte Celebi und unterbrach meine Gedanken. Sie sah uns mit ihren großen, grünen Augen an.         »Ja.«, sagten Reptain und ich fast wie aus einem Munde und traten an den Zeittunnel. »Dann tretet hindurch.«, sprach Celebi und schloss ihre Augen. Ihr kleiner Körper begann kaum merklich blau aufzuleuchten, als die Energieschwaden des Zeittunnels aufgeregt zusammenstoben und über das Portal wanderten. Ich griff nach Reptains Klaue. Ich schluckte als ich darüber nachdachte, dass ich ihn womöglich verlieren könnte wenn wir durch das Portal traten. Reptain sah mich an. Seine Augen waren zuversichtlich, als wir beide in das Portal des Zeittunnels traten. Die Energien umfassten uns und wir wurden hineingezogen.   Kapitel 2: 02 - Die Suche beginnt ---------------------------------       Es war ein vollkommen merkwürdiges und fremdes Gefühl welches meinen Körper übermannte, als wir durch den Strudel der Zeit gezogen wurden. Zum Glück hatte ich nichts gegessen und mein Körper war noch immer sehr ausgezehrt wegen unserer Flucht vor den Zobiris. Andererseits war es vielleicht genau das, weshalb sich mein Magen gefühlte zehn Mal gegen den Uhrzeigersinn drehte und auch einige andere Organe an Stellen rückten an die sie normalerweise nicht hin gehören. Ich hielt die Klaue von Reptain sehr fest. Vermutlich glaubte mein Partner, dass ich sie zerquetschen würde unter der schieren Kraft die ich aufbrachte. Doch ich befürchtete, dass wenn ich den Druck um seine Klaue auch nur etwas lockern würde, dass wir auseinander geschleudert werden würden und wir uns verlieren. Das Gefühl, als würde ich mit einem raschen Tempo irgendwo herunterfallen und nebenbei von der ein oder anderen Baumkrone getroffen und durchgeschleudert werden, setzte sich auch in meinen Gedanken fest. Doch vermutlich ging es Reptain da nicht anders als mir.       Ich wagte es meine Augen zu öffnen und erhaschte einen kurzen Blick auf eine dunkle Kugel, die sich rasend schnell auf uns zubewegte, ehe ich sie wieder schloss. Mir wurde schlecht, doch meine durchgeschüttelten Sinne regten sich alarmierend. Eine dunkle Kugel? Ich zwang mich wieder meine Augen blinzelnd zu öffnen und die Orientierung zu behalten. Wir wurden nicht wirklich durchgeschüttelt, oder fielen, so wie es mir mein Gefühl übermitteln wollte. Stattdessen rauschten mehrere Farbzonen und Geschehnisse an uns vorbei. Mir wurde schwindelig doch mein Blick fiel wieder auf die beunruhigende, dunkle Kugel die mit einem raschen Tempo auf uns zu bewegte. Nein, nicht auf uns. Es war Reptain der ungefähr einen Schritt von mir entfernt stand. Die Kugel, sie war falsch. Sie sollte hier nicht sein. Über meinen Rücken kroch kalte Angst als ich die Kugel direkt auf Reptain zukommen sah.       Vielmehr aus Instinkt als durch Intelligenz, da meine Gedanken immer noch durchgeschüttelt wurden, zog ich mich zu meinem Partner, der immer noch die Augen verschlossen hatte. In diesem Moment zog alles an mir nur noch wie in Zeitlupe vorbei und ich hörte mein pochendes Herz laut schlagen. Ich sollte meine Augen vielleicht auch wieder verschließen, denn der über mir ziehende Strudel aus Farben und Ereignissen erzielte ohnehin nur, dass mir noch übler wird, als ohnehin schon. Mir kam in den Sinn, dass ich Reptain schützen würde und dass die Kugel jeden Moment gegen meinen Rücken aufprallen würde. Doch der Gedanke des unvermeidlichen Schmerzes der gezwungenermaßen folgen würde, wollte mir einfach nicht in den Sinn kommen. Ich sah über die Schulter, die Kugel war nur noch einen Schritt von mir entfernt. In einem kurzen Augenblick, als ich das pochen meines Herzschlages hören konnte, erkannte ich am Ende des Zeittunnels einen Schatten der dem Portal gerade den Rücken gekehrt hatte und verschwand. Ein merkwürdiges Pokemon.       Die knisternde Kugel war ein Spukball. Die elektrisierende Schattenenergie durchzuckte meinen Körper als die Kugel schmerzhaft auf meinen Rücken einschlug. Ich brüllte auf, als der Angriff mich mit einem Volltreffer erwischte. Aber ich hatte Reptain schützen können. Meinen Partner...       Der Schmerz zuckte durch meinen Körper und lähmte mich. Ich zitterte, konnte mich nicht mehr festhalten als ich mich krampfhaft krümmte und mich versuchte aufzubäumen. Meine Gedanken entschwanden, als das einzige Empfinden welches ich noch haben konnte unerträgliche Schmerzen waren.         Wo bin ich? Was halte ich da fest?       Das waren die ersten Gedanken die mir völlig schleierhaft erschienen. Warum schmerzte mein ganzer Körper so sehr? Was war das für ein knistern, welches über meinen Körper kroch? Es wird leiser...       Meine Augen sind zugekniffen. Ich versuchte noch nicht einmal sie zu öffnen. Zu groß ist der Schmerz der sich von meinem Rücken ausbreitete und bis in die letzte Zelle meines Körpers eindrang. Zu groß war die Angst vor dem was mich erwarten würde, wenn ich sie öffnete. Meine Gedanken waren schwer und wollten sich nur sehr langsam klären. Zu langsam.       »Boah...!«, keuchte jemand direkt an meiner Seite auf. »B-Bist du in Ordnung?!« Es war ein tiefes Raunen das an mein Ohr drang. Wer spricht da? Ich zwang mich nun doch meine Augen zu öffnen, aber ich erkannte nur Schwärze, als plötzlich etwas Grelles über mir aufleuchtet und meine Sicht weiß wurde. Ich schloss meine Augen augenblicklich wieder, als ein furchteinflößendes Fauchen oberhalb von mir zu hören war. Mein Körper zuckte und ich klatschte auf irgendetwas Nassem auf. Es umzingelte mich als scharfe Klauen an mir zogen und ich nach Luft schnappe, unfähig etwas anderes zu tun. »Nein! Nicht aufgeben!« Die Stimme klang hektisch, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Die Klaue entschwindet mir langsam. »Nein! Noch ein bisschen!«, erklang wieder die Stimme, nun bestimmender, aber auch verzweifelter.       Aber ich konnte nicht mehr. Ich erkannte keine Orientierung mehr. Nur ein Gefühl des Schwindels während alle meine Körperfunktionen, meine Sinne aufhörten zu arbeiten. Ein unangenehmes Gefühl der Taubheit kroch über meinen Körper. Etwas versuchte mich festzuhalten, mich an sich zu drücken. Doch ich entglitt diesem merkwürdigem etwas.       »Ich... Kann Nicht...!« Der verzweifelte Ruf wurde leiser als mein Körper fortgespült wurde.         Wieder ertönte ein erschreckendes Fauchen über mir und ein ohrenbetäubendes Rauschen erhob sich von meiner Seite, als ich kurzzeitig unter Wasser getaucht wurde. Meine Augen öffneten sich. Panisch sah ich mich um und erkannte einen pechschwarzen Horizont über mir, über dem Blitze zuckend aufleuchteten und innerhalb eines Wimpernschlags wieder verschwanden. Ich trieb auf dem Wasser und versuchte mich verzweifelt strampelnd an der Oberfläche zu halten, als von meiner Seite wieder ein ohrenbetäubendes Rauschen ertönte. Mein Kopf wurde abermals unter Wasser gedrückt, ebenso wie mein ganzer Körper. Ich schluckte einen Mundvoll salziges Meerwasser, als ich mich abermals strampelnd zur Wasseroberfläche zurück kämpfte und diese durchbrach. Gierig atmete ich die Luft und umher wirbelnde Salzwasserpartikel ein. Wieder ertönte ein Rauschen und mein Körper wurde abermals nach unten gezogen. Ich strampelte wieder, doch diesmal schaffte ich es nicht mehr in die Nähe der Oberfläche.       Mein Blick trübte sich und um mich herum wurde alles schwarz. Wieder sankt mein Körper in eine furchtbare Taubheit als ich gegen etwas Hartes aufschlug.               »Nein!«, keuchte Reptain und blickte entgeistert und mit weit aufgerissenen Augen wie das etwas, was er eben noch zu halten versucht hatte hinter einer tosenden Welle verschwand. Was geschah hier nur? Über ihm fauchten Blitze und Donner grollte unter tosendem Lärm, während er selbst strampelnd versuchte nicht unter einer gigantischen Welle begraben zu werden.       Die Zeitreise, etwas muss schief gelaufen sein. Doch was war geschehen? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Warum das hier passierte und was genau passierte. Reptain hatte Skampi aufbrüllen hören, erst dann hatte er es gewagt zu blinzeln. Das Gefühl das ihm während der Zeitreise übermittelt wurde, hatte ihm verboten die Augen zu öffnen.       Er hatte Partikel und umher zuckende, dunkle Blitze einer schattenhaften Aura wahrgenommen, die sich innerhalb eines Wimpernschlags aufgelöst hatten. Daraufhin hatte Skampi angefangen zu schreien und sich zu krümmen. Was war nur geschehen? Sie war von ihm weggespült worden, ihm aus seinen Klauen entglitten, als er versucht hatte sie bei sich zu behalten. Doch war er nicht imstande gewesen sie festzuhalten. Er hatte seinen Partner verloren.       Die Wassermassen brachen über ihn herein, wie ein Faustschlag in sein Gesicht. Er versuchte sich an der Oberfläche zu halten, und blinzelte verzweifelt um irgendetwas zu erkennen, doch er sah nur die Schwärze der schäumenden Wellen um sich herum. Nur gelegentlich, als die Umgebung in weißes, helles Licht getaucht wurde, wenn ein Blitz, gefolgt von einem Fauchen des Donnerschlags über den wolkenverhangenen Himmel zog konnte er etwas erkennen. Doch Skampi war von ihm fortgespült worden. Das weite, stürmische Meer hatte die beiden voneinander getrennt.       Eine sich aufbäumende Welle zwang ihn in die schwarzen Wassermassen hinunter. Er fing sich recht schnell und strampelte wieder an die Oberfläche die er durchbrach. Auch wenn er kein Wasserpokemon war, war ihm das Wasser doch irgendwie vertraut und er konnte seine Orientierung behalten. Die Wellen wirbelten ihn wie ein fallendes Blatt im Wind umher, während er eine massige Felswand auf sich zukommen sah, die für den Bruchteil einer Sekunde weiß aufleuchtete, woraufhin ein grollender Donnerschlag folgte. Einen Aufprall mit der massiven Felswand konnte er nicht vermeiden. Die Wellen schmetterten ihn gegen den harten Stein und er streckte seine Klauen aus um sie in die Felskante zu schlagen. Er fand Halt und hielt sich verbissen fest als die Wellen wegen des Sogs an ihm zogen und drohten ihn wieder in das Meer hinaus zu schwemmen. Keuchend zog er sich ein paar Fuß nach oben um seinen Halt zu festigen und sah sich panisch um.       Seine gelben, reptilienartigen Augen fanden was er suchte, als sich bereits eine weitere Welle auftürmte um ihn mit sich zu reißen. Doch er hielt sich wie besessen fest als die Flut wieder an ihm zog. Ein maulvoll Salzwasser ausspuckend hievte er sich die Wand entlang zur rechten Seite geneigt. Dort hatte er im Schein eines Blitzes gesehen, dass es eine Möglichkeit gab über einen Hang nach oben zu klettern. Reptain hoffte nur, dass ihn die Kraft bis dahin nicht verlassen würde, denn der Kampf gegen die Wellen die immer und immer wieder pausenlos auf ihn einschlugen und an ihm zogen war sehr Kräftezehrend. Er erreichte endlich die Stelle und hievte sich ächzend über den Hang, weg von den Wassermassen die gierig nach ihm zu greifen versuchten. Er verlor einmal den Halt als die Kraft der Wellen seine Füße wegrissen und er rutschte gefährlich den Hang zurück, doch schnell fand er wieder Halt an der felsigen Wand und zog sich endlich keuchend über den Hang.       Am Hang angekommen konnten die Wellen ihn fast nicht mehr erreichen. Regen prasselte auf ihn herab als er seine Klauen hob und weitere drei Fuß nach oben kletterte. Er zog sich mit Aufwand seiner letzten Kraft über die Kante und spürte weiches Gras unter sich als er sich zur Seite weg von der Kante rollte und keuchend liegen blieb. Er fühlte sich entkräftet und ausgezehrt. Reptain schnaufte aus, sah wie über ihm ein Blitz über den Wolken zuckte und schloss die Augen. Er lauschte dem grollen eines Donnerschlags und dem ununterbrochenen Prasseln des Regens der auf ihn herabfiel.       Das Bild eines Mädchens materialisiert sich vor seinem geistigen Auge in seinem Kopf. Sie lächelte ihn an. Wie optimistisch und fröhlich sie aussah. »Wir werden die Lähmung des Planeten aufhalten.«, hallte es durch Reptains Kopf. Er öffnete noch einmal schwach seine gelben Augen zur Hälfte. Er musste sie suchen.         Als Reptain wach wurde, war es ungewöhnlich hell hinter seinen verschlossenen Liedern. Die Helligkeit war der Grund, die ihn blinzeln ließ. Seine schweren Augen, die sich erst an diese ungewohnte Helligkeit gewöhnen mussten, suchten seine Umgebung ab. Als erstes erkannte er grünes, gesundes Gras das sich minimal, zuckend bewegte. Über ihm raschelte sanft das Blätterdach eines hochgewachsenen Baumes, als sich die Äste langsam durch den Wind angetrieben bogen und wieder zurückfielen. Auf einmal war Reptain hellwach und richtete sich kerzengerade auf. Er war überwältigt von dem wundervollen Anblick der Natur, die sich um ihn herum bot. Der Wind wehte und hinterließ auf seiner Haut ein angenehmes, frisches Gefühl und er konnte das rhythmische rauschen von Wellen hören. Reptain drehte sich zur Seite und trat zum Rand der Klippe. Er erstarrte als er den Sonnenaufgang erblickte.       Reptain bezweifelte sehr stark, dass er jemals auch nur etwas annähernd vergleichbar Schönes gesehen hatte. Das Sonnenlicht spiegelte sich glitzernd auf den Wellen die weiter rauschten und gegen das Kliff unter ihm schlugen auf dem er stand. Die Sonne war noch nicht lange aufgegangen. Sie kletterte gerade über den Meeresspiegel hinauf. Dieser Anblick raubte Reptain den Atem. Er war wie gelähmt, als die Sonnenstrahlen das Kliff hinaufkletterten und ihn in ihr warmes Licht tauchten. Reptain hatte sich noch nie so gelähmt und so befreit zugleich gefühlt. Die Wärme und das Licht der Sonne verliehen ihm neue Energie und belebten jeden Muskel in ihm. Unbewusst musste Reptain lächeln. Er lächelte tatsächlich der Sonne entgegen. Noch nie hatte ihn ein Anblick so fröhlich, entspannt und ruhig gestimmt. Mehr denn je war er davon überzeugt den Planeten vor der Lähmung zu retten. Der Sonnenaufgang, die Energiequelle die jedem Lebewesen neues Leben einhauchte nach einer kalten, stürmischen Nacht, sie musste beschützt werden. Er war sich sicherer denn je, das richtige zu tun. Für die Zukunft.       Seine Gedanken wanderten zu Skampi. Er würde heute nach ihr suchen. Er musste sie einfach finden. Sein Blick schweifte über das Meer am Rand der Klippe entlang. Ja, dort gab es einige Stellen an denen sein Partner gestrandet sein könnte und an Land gestiegen war. Wahrscheinlich war sie gerade ebenfalls auf der Suche nach ihm. Reptain wand sich zu seiner Linken und begann das Kliff entlang am Rand des Meeres abzulaufen. Seinen Kopf erhoben suchte er nach den kleinsten Anzeichen seines menschlichen Partners.         Die Sonne kletterte bereits wieder nach unten und der Himmel war in angenehmen Orange- und Rottönen gefärbt, als Reptain an einem Strand angekommen seine Suche beendete. Verzweifelt und erfolglos war er über Hügel, an Waldränder vorbei und um Kliffe herum gereist, immer seine Augen und Ohren geöffnet um Hinweise für Skampis verbleib zu finden. Aber von ihr fehlte jede Spur. Er hatte es nicht geschafft sie innerhalb eines Sonnenzyklus zu finden. Der Strand endete abrupt in einem Höhleneingang. Er könnte einfach zurückgehen und eine Ebene weiter nach oben steigen um seine Suche weiter fortsetzen zu können, doch stattdessen starrte er in die Dunkelheit der Höhle. Seine Suche nach Skampi wurde erfolgloser, je länger er sich damit beschäftigte. Reptain sorgte sich, nur dank ihr war es überhaupt möglich gewesen die Standorte der Zahnräder der Zeit in der Zukunft aufzuspüren und um hier in der Vergangenheit überhaupt Anhaltspunkte zu haben, wo sie sein könnten. Doch von dem Mädchen fehlte jede Spur. Er atmete die inzwischen bekannte, salzige Meeresluft ein und ließ sich in den warmen Sand sinken. Reptain klärte seine Gedanken um abzuwiegen was seine nächsten Schritte sein würden.       Lange Zeit starrte er über die kleinen Wellen die auf der Hälfte ihres Weges zu ihm brachen, sich weit über den Strand zogen und dann wieder zurück in das Meer flossen. Sie glitzerten leicht in der bereits tief stehenden Sonne, die sich über dem Meer befand und den Abend einleitete. Reptain fasste seinen Entschluss nach reichlicher Überlegung und erhob sich wieder auf die Beine.       »Ich kann nicht weiter nach Skampi suchen. Es ist vergebens.«, murmelte er dem Meer entgegen. Fast schon entschuldigend klang er dabei. Das Meer antwortete mit dem sachten rauschen der Wellen, die sich am Stand sammelten und wieder zurück in das Meer fielen. »Wenn Skampi aufwacht und mich nicht findet... Ja, sie wird sich auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit machen.« Reptain war entschlossen und sieht weiterhin über das Meer. »Die Zahnräder der Zeit. Skampi würde wollen dass ich ebenfalls nach ihnen suche. Sie würde es nicht anders machen. Vielleicht so... Vielleicht begegne ich ihr während der Suche.«       Die Sonne versank langsam im Meer und der Schleier der Nacht legte sich langsam über die Welt. Reptain blickte nach oben zu den vereinzelten Sternen, die auf dem Himmelszelt aufgetaucht waren und matt funkelten. Sogar wenn es dunkel ist, war es in dieser Welt noch immer hell. Ja, er musste den Sonnenaufgang beschützen. Skampi und er. Skampi... Sie würde sich zu helfen wissen und wer weiß... Möglicherweise war sie schon jetzt auf der Suche nach einem Zahnrad der Zeit. Vielleicht hatte sie bereits eines gefunden.       Reptain senkte seinen Blick und sah zu dem Höhleneingang. Müde wegen des langen Tages ging er darauf zu und inspizierte die Höhle kurz. Er prüfte die Luft und stellte nach einigen Atemzügen fest, dass sie unbewohnt war. Gegen die Höhlenwand gelehnt ließ er sich auf den Höhlenboden sinken. Die Wand in seinem Rücken war angenehm kühl wo hingegen der Sand unter ihm noch immer aufgeheizt durch die Sonne Wärme ausstrahlte. Reptain schloss seine Augen und nach nur wenigen Minuten in denen er dem rhythmischen rauschen des Meeres lauschte schlief er bereits ein.         Mit den ersten Sonnenstrahlen die sich über das Land erstreckten, wachte Reptain aus seinem traumlosen Schlaf auf. Wieder fühlte er sich als würden seine Lebensgeister von einer unbekannten Energiequelle geweckt werden, als er den Sonnenaufgang betrachtete. Dabei zusah, wie die Sonne hinter einer merkwürdig aussehenden Klippe hervor kletterte und die Welt in ihr warmes Licht tauchte.       Reptain überquerte den Strand und fand sich nach wenigen Metern und zu seiner eigenen Verwunderung an einer Kreuzung wieder. Nach Westen blickend erkannte er mehrere Häuser aus Holz und sogar einige Stände. Ein Schild stand in der Nähe, auf dem in Fußabdruckrunen 'Schatzstadt' stand. Reges Treiben herrschte als einige Pokemon ihre Ware aufbereiteten und ihre Stände öffneten. Wenn er nach Norden sah, erkannte er sehr viele Treppenstufen die einen Hügel hinaufführten. Was dahinter lag, konnte er allerdings nicht mehr ausmachen. Reptain hielt sich im Hintergrund. Er konnte sich nicht vorstellen dass Schatten-Dialga seinen Partner und ihn tatenlos in dieser Welt gewähren ließ. Etwas würde noch geschehen und er sollte besser auf alles vorbereitet sein. Es wäre von Vorteil vorerst unerkannt zu bleiben, auch wenn ein Teil in ihm danach verlangte die Bewohner der Stadt nach Skampi zu auszufragen. Ein Mensch musste doch in einer Welt der Pokemon sehr auffällig sein und konnte nicht ungesehen vorankommen, oder?       »Kannst du das glauben? Wir sind ein Erkundungsteam! Das ist so aufregend! Hättest du das gestern glauben können?«, rief eine Stimme begeistert auf, was Reptain leicht zusammenzucken ließ. Er duckte sich und schlüpfte in die Büsche direkt neben der Kreuzung. Vorsichtig und ohne einen Laut von sich zu geben, spähte er durch die Blätter, während er versuchte jedes Wort aufzufangen. »Du solltest meine Antwort darauf eigentlich kennen...«, hörte Reptain nun auch eine zweite Stimme, etwas unsicher und weniger aufgeregt als die erste sagen. Die zweite Stimme erschien ihm vielmehr resigniert. Er spähte durch das Gebüsch zu der Kreuzung um eine gute Sicht auf die beiden Pokemon zu bekommen die wohl jeden Moment den Weg passieren mussten.       »Das Training wird hart und unsere erste Aufgabe hat wenig mit dem Erkunden eines Gebiets zu tun.«, erklärte die erste Stimme und ein Karnimani kam in Reptains Sicht. Karnimani sah über Schulter zurück. »Aber wir müssen unser bestes geben! Immer und immer und immer!« Seine Worte überschlugen sich und er schien vollkommen aufgeregt zu sein.       »Ja, natürlich werden wir unser bestes geben, Karnimani.«, seufzte die zweite Stimme. »Aber du weißt, dass ich erst seit gestern hier bin und ich mir nicht sicher bin ob es die richtige Entscheidung war.«       Karnimani drehte sich frontal um und starrte zurück. »Du musst dir keine Gedanken darüber machen. Es war bestimmt die richtige Entscheidung. Außerdem werde ich auf dich aufpassen und dir alles zeigen, was du wissen musst.«, erklärte Karnimani weniger aufgedreht und blinzelte. »Aber bevor wir unseren ersten Auftrag abschließen brauchen wir noch unbedingt etwas vom Keckleon Markt.«       »Keckleon Markt?«, fragte die andere Stimme wieder unsicher und ein Evoli kam direkt vor dem Karnimani zum stehen. Verwirrt sah es ihn an und schien allgemein etwas zurückhaltend zu sein. Oft sah es sich um und behielt dabei die Augen suchend offen. »Ja, dort können wir uns ein paar Items kaufen die uns helfen werden durch die gefährlichen Gebiete zu kommen. Ich glaube solange du noch keine Spezialangriffe beherrscht, wäre es das beste, wenn du ein Kraftband bekommst.«, erklärte das Karnimani mit strahlenden Augen. »Das wird dir richtig gut stehen. Du wirst es mögen, Mädchen stehen auf so einen Kram.«       Evoli plusterte sich auf und starrte das Karnimani für den Bruchteil einer Sekunde erbost an, ehe sich ihr Nackenfell wieder legte. Ruhig begann sie zu sprechen und wedelte dabei mit ihrem  buschigen Schweif. »Du wirst mir alles beibringen, was ich wissen muss, oder Karnimani?« Sie sah Karnimani mit leicht schräg gelegten Kopf und einem unsicher zurückgeklappten Ohr an. Sie setzt sich zurück, während ihre Augen hoffnungsvoll blinzelten. »Na klar. Immerhin sind wir jetzt auch noch ein Erkundungsteam. Du kannst dich auf mich verlassen.« Karnimani erwiderte den Blick seines Freundes fest. »Der Keckleon Markt ist gleich dort hinten in Schatzstadt und dann können wir dir auch einen Schatzbeutel besorgen, den du tragen kannst.« Evoli seufzte leise und neigte den Kopf, sodass sie auf ihre Pfoten starrte. Karnimani murmelte leise etwas, das nur für das Evoli bestimmt war und was Reptain nicht hören konnte, aber Evoli hob ihren Kopf wieder und nickte. »In Ordnung, Karnimani. Team Sternglanz geht auf Erkundung.«, sprach sie nun fröhlicher und nickte als sie sich wieder auf alle vier Pfoten erhob. Gemeinsam gingen die beiden Pokemon weiter in Richtung Schatzstadt die Straße nach Westen führend.       Reptain steckte den Kopf aus seinem Versteck, überprüfte noch einmal die Luft ehe er sich hinter den Büschen erhob und den beiden Pokemon nachdenklich hinterher sah. Seine Gedanken nahmen Form, an als er das eben gesprochene zusammensetzt. Diese Information hatte ihm einige Einblicke in diese Fremde Welt gebracht, diese Welt der Vergangenheit. Soso, also wissen diese Pokemon überhaupt nichts von dem was sie erwartet. Sie ahnen es womöglich noch nicht einmal. Sie scheinen so unbesorgt zu sein, ob sie überhaupt von dem Zeitturm wissen? Sie sind so Ahnungslos.       Seine Augen schmälten sich kaum merklich, als er sich auf der Stelle drehte und nach Osten in das angrenzende Unterholz und das darüber liegende Dickicht schlüpfte. Vielleicht, wussten sie noch nicht einmal etwas von den Zahnrädern der Zeit. Das könnte ihm sehr nützlich für ihn sein und würde ihm das ein oder andere Ärgernis ersparen.         Reptain wanderte lange, fast den ganzen Tag war er unterwegs gewesen. Er hatte die Orientierung verloren und war eine lange Zeit lang im Kreis gelaufen. Doch dann hatte er sich wieder zurechtgefunden und sich auf dem direkten Weg zum Schemengehölz gemacht. Das Gebiet, in dem er sein erstes Zahnrad der Zeit finden würde. Am Abend legte er eine kleine Pause ein und aß einige Beeren, die er auf seinem Weg gefunden hatte. Sie waren so köstlich gewesen, dass er über seinen Hunger hinaus gegessen hatte. Vorsorglich hatte er einige Beeren in Blätter eingewickelt und sie in seinen unscheinbaren, kleinen Lederbeutel gepackt, den er über die Schulter gebunden trug. Zu seinem Übel begann es in der Nacht allerdings zu regnen, doch sogar den empfand er als sehr angenehm, auch wenn er mit dem stätigen prasseln der Regentropfen auf seiner Haut und den Blättern in seiner Umgebung schlechte Erinnerungen zusammenbrachte. Wenn er sich daran erinnerte, dass das unter ihm keine Wassermassen waren sondern nur gewöhnliches Gras und fester Boden, konnte er sein pochendes Herz beruhigen.       Reptain bewegte sich schnell durch das Dickicht des Schemengehölzes. Die langen Schatten welche die Bäume um ihn herum warfen, während ein Halbmond hinter einigen Wolken kurz zu sehen war, machte er sich zu Nutze, sodass er schneller und ungesehen vorankommen konnte. Als er im tiefsten Teil des Schemengehölzes eindrang, konnte er es schon von weitem durch die verregnete Nacht leuchten sehen. Langsam drehte es sich in der Luft über einem unnatürlich glatten Baumstamm und strahlte schimmerndes, grünes Licht aus.       Reptains Puls schlug schneller, je näher er dem Zahnrad der Zeit kam und je länger er es betrachtete. Er schluckte und versuchte seine Nervosität zu unterdrücken, während jede Zelle seines Körpers zu kribbeln begann. »Ja... Da ist es. Ein Zahnrad der Zeit.«, murmelte er und trat mit vorsichtigen Schritten näher. Fasziniert betrachtete er das Zahnrad der Zeit wie es schimmerte und sich langsam in der Luft bewegte. »Endlich... Das erste habe ich gefunden. Doch es ist nur eins von vielen.«, sprach er langsam weiter, während hinter ihm ein Blitz über den Himmel zuckte und diesen für einen Wimpernschlag erhellte.       Er streckte seine Klaue aus, gewillt nach dem Zahnrad der Zeit zu greifen, doch nur sehr langsam ertastete er es und entfernte es schließlich von seiner Position über dem Baumstamm. Das Zahnrad der Zeit hörte sofort auf selbstständig zu Handeln, drehte sich nicht mehr und hörte auf zu schimmern, als Reptain es berührte. Er betrachtete es ein paar Herzschläge lang, das aufgeregt gegen seine Brust schlug und steckte es in seinen Beutel. Erst nachdem er das Zahnrad der Zeit sicher verstaut hatte, erkannte er eine Veränderung in seiner Umgebung. Misstrauisch sah er sich um, auch wenn er durch die Dunkelheit zunächst nichts erkennen könnte, fühlte er es augenblicklich.       Der Regen über ihm hatte gestoppt, stattdessen schwebten kleine, erstarrte Wassertropfen um ihn herum. Die Blätter die sich unter dem Gewicht des angesammelten Wassers gebogen hatten, zitterten nicht mehr und es wehte absolut kein Wind. Reptain verengte die Augen als er teilweise erschrocken, teilweise fasziniert feststellte dass die Zeit in dem Gebiet um das Zahnrad der Zeit angehalten hatte. Plötzlich fauchte es um Reptain herum und er konnte Blitze erkennen, die in einem raschen Tempo um das Gebiet kreisten. Die Blitze zogen sich über das Gras, auf dem er stand, hüllten die Blätter und die Regentropfen ein die auf der Stelle eingehalten hatten. Reptain beeilte sich wegzukommen und sprang im schnellen Tempo zurück aus der Richtung aus der er gekommen war. Die unheimlichen Blitze zogen sich über die Region, in der die Zeit stehen geblieben war. Sie würden diese Gebiete ergrauen und erstarren lassen, da war sich Reptain nur zu sicher. Wenn er in dem sich ausbreitenden Grauschleier gefangen werden würde, würde er ebenfalls in der Zeit gefangen bleiben.       Wie eine Wand schlug ihm der Regen plötzlich entgegen und er blinzelte heftig. Er sah zurück, seine Sicht klärte sich nachdem er einige Male energisch geblinzelt hatte. Die Blitze kreisten fauchend um das Gebiet in dem das Zahnrad der Zeit entwendet wurde und ließen es verdunkeln. Doch inmitten des Pfades, drehten sie ab und erstarben augenblicklich. Der Radius um das Zahnrad der Zeit in dem die Zeit angehalten hatte, betrug vielleicht 25 Schritte, so schätzte Reptain. Mit herausforderndem Blick spähte er in das dahinterliegende Gebiet, welches sich nun dunkel und erstarrt aufbaute. Er hatte ein Zahnrad der Zeit, noch vier musste er finden und einsammeln. Seine einzige Hoffnung war es, so lange unentdeckt zu bleiben wie möglich. Reptain wand sich vom Schemengehölz ab und sprang den Ast eines Baumes hinauf während der Regen auf sein Gesicht prasselte und das Wasser an ihm und seinen Halmblättern herabtropfte. Sein nächstes Ziel... Welcher Ort würde sein nächstes Ziel sein? Der Blick des Pflanzenpokemons glitt lauernd über den weiten Waldrand des Schemengehölzes.         Zwei Tage später in der Knuddeluff-Gilde       »Waaaas?!« Die Pokemon starrten Plaudagei allesamt so an, als hätten sie einen Geist gesehen. »Was meinst du damit, dass die Zeit im Schemengehölz stehen geblieben ist?« Es war Sonnflora die gesprochen hatte.       »Hey, hey. Wie ist das möglich?«, drängelte Krebscorps.       »Nun...«, begann Plaudagei krächzend zu sprechen, und legte den Kopf auf die Seite um abzuwiegen wie viel er preisgeben konnte und wie sicher seine Informationen waren. »Im tiefsten Teil des Schemengehölzes befindet sich normalerweise ein Zahnrad der Zeit. Es wurde gestohlen.«       »WAAAAAAAAAAS?!«       »Wer würde nur so etwas furchtbares tun?«, fragte Karnimani fassungslos an Evoli gewandt, der sich keinen Reim darauf machen konnte. »Hmm...«, machte Evoli nur und folgte dem Geschehen weiterhin aufmerksam mit den Ohren.       »Nun... Es ist nicht unsere Aufgabe das herauszufinden. Ihr solltet alle darauf achten, dieses Gebiet vorerst nicht zu betreten. Wir wissen nicht was es mit diesem Grauschleier auf sich hat, der über diesem Gebiet liegt. Lasst das Schemengehölz einfach mal das Schemengehölz sein, verstanden? Wir wissen nicht was passiert wenn man ein solches Gebiet betritt und wir möchten keine tüchtigen – aber lebensmüden - Rekruten gefährden, nur weil sie sich das anschauen möchten. Haltet euch fern von dem Gebiet. Habt ihr das verstanden?«, fragte Plaudagei ernst in die Runde und sah jeden seiner Rekruten mahnend an.       »Hey, hey...«, gab Krebscorps etwas niedergeschlagen von sich, doch wurde er von den übrigen Pokemon mit einem lauten »Jawohl!« gänzlich übertönt.       »Na dann, auf einen weiteren, erfolgreichen Tag!«, krächzte Plaudagei zufrieden.       »Hurra!«       Karnimani und Evoli wechselten einen Blick miteinander. Sie wollten sich wohl schnell aus dem Staub machen, doch Plaudagei hatte sie bereits in sein strenges Auge gefasst. »Ihr beiden, ihr werdet euch in Schatzstadt umhören, ob ihr etwas über diesen merkwürdigen Grauschleier herausfinden könnt. Das sollte für heute reichen. Ich verlasse mich auf euch.« Karnimani seufzte und Evoli stimmte ihrem Freund leise grummelnd zu, als sich Plaudagei flatternd erhob und in das Zimmer des Gildenmeisters flog. Sie hatten als Anfänger in der Gilde noch die Aufgabe sich um die ganzen Botengänge die anstanden und die Informationsbeschaffung zu kümmern. Die beiden gingen los, doch Evoli legte die Ohren zurück als sie sich der Treppe nähert die in die erste Gildenebene und zum Ausgang führte.       »Was ist los?«, fragte Karnimani der das bemerkte. »Stimmt etwas nicht?«       Evoli schüttelte nur abwesend mit dem Kopf. »Ach... Ich verstehe es einfach nicht... Das heißt vielmehr...«, murmelte sie stockend, versuchend sich selbst einen Reim zu bilden.       »Hmm?«, fragte Karnimani nach. »Was denn?«       Evoli drehte sich zu ihrem Partner als sie die obersten Stufen erreicht hatte und blinzelte ihm fragend und ernst entgegen. »Erzähle mir doch bitte etwas über... Diese Zahnräder der Zeit...«, murmelte sie.         Am westlichen Waldrand des Schemengehölzes       Die umherwandernden Pokemon nahmen es nicht einmal zur Kenntnis, wenn sich Reptain mit schnellen, gezielten Sprüngen einen Weg durch den Wald bahnte. Schwungvoll stemmte er sich von Ast zu Ast die unter seinem Gewicht und der Kraft seiner Beine wippten. Es würde wohl nicht lange unentdeckt bleiben, dass ein Zahnrad der Zeit fehlte. Die Pokemon auf dieser Insel würden misstrauisch werden und wenn er Pech hatte, sich ebenfalls auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit machen um sie zu schützen. Um die Zahnräder der Zeit vor ihm zu schützen. Reptain sprang auf einen hohen Baum und kletterte Pfeilschnell nach oben und durchbrach die Wipfelblätter der Baumkrone. Er überblickte das Land bis hin zum Meer, einige Minuten hielt er inne als der Wind ihm entgegen peitschte. Alles in ihm hätte sich sofort auf die weitere Suche nach dem nächsten Zahnrad der Zeit gemacht, allerdings war es seine Vorsicht und seine Wachsamkeit, die ihm von genau diesem Weg abhielten.       Im Moment hatte er nur ein Zahnrad der Zeit. Eine vorschnelle und unüberlegte Handlung würde ihn verraten. Er musste Schutz suchen, Schutz vor den fremden Blicken der Pokemon, die auf der Insel lebten. Außerdem musste er sich eingestehen, dass er müde war. In dieser Nacht hatte er kein Auge zugemacht. Die Sonne war bereits über den Meeresspiegel geklettert und tauchte das Land in ihr warmes, belebendes Licht. Der kleine Beutel, den Reptain um seine Schultern trug, war sehr leicht. Darin befand sich bis jetzt auch nur ein einzelnes Zahnrad der Zeit, zwei Strahlorbs und eine Fliehorb. Die kleinen Glaskugeln denen magische Effekte innewohnten, hatte er einem sehr unaufmerksamen Waumpel abgenommen. Es hatte ihn bestimmt nicht bemerkt. Diese Gegenstände waren nichts ungewöhnliches, nichts sperriges, nicht viel, aber es reichte ihm. Außerdem hatte er noch ein Problem was ihm zu denken gab.       Er wusste ungefähr wo sich die Zahnräder der Zeit in dieser vergangenen und für ihn so fremden, schönen Welt aufhielten. Schließlich hatte er mit Skampis Hilfe alle ausfindig machen können. Auch wenn viele Orte gleich aussahen und ihm bekannt vorkamen, wie das Schemengehölz und das Dickicht, gab es vereinzelte Regionen die er nicht wieder erkannte. Zu sehr hatten ihn bereits die Dunkelheit und die Stille seiner Welt geprägt. Reptain schüttelte den Kopf und hielt seinen Blick starr geradeaus. Sein nächstes Ziel sollte die Schuttruine sein, die in seiner Welt westlich vom Schemengehölz zu finden sein sollte. Doch konnte er nichts erkennen, was im Entferntesten auf die Schuttruine hinwies. Vielleicht weil es in dieser Zeit noch nicht die Schuttruine war, aber dies war nur eine Spekulation auf die er sich nicht verlassen wollte. Zu diesem Ort wollte er als nächstes um das zweite Zahnrad der Zeit zu sammeln. Er war schon sehr lange ohne Rast unterwegs und er hätte auf dem Weg noch mindestens ein weiteres Zahnrad der Zeit einsammeln können, doch wollte er zuerst die Schuttruine aufsuchen.       Wenn ihm jetzt schon jemand auf den Fersen sein sollte, so wollte er seinen Verfolgern keinen Anhaltspunkt geben, wo er als nächstes zuschlagen würde. Es sollte kein Muster ergeben, keine Reihenfolge in der er die Zahnräder der Zeit einsammelte. Sie würden das, was er tat, nicht verstehen. Dass die Zeit in den Regionen stehen bleibt, spricht gegen ihn wenn es zu einem Verhör kommen sollte. Die Pokemon würden die größeren Auswirkungen seines Handelns nicht verstehen, da sie die Welt in seiner Zeit, die Zukunft nicht kannten. Die Dunkelheit nicht gesehen hatten, die Hoffnungslosigkeit nicht gespürt hatten...       Reptain begann wieder von Ast zu Ast zu springen direkt unter den Baumkronen. Immer mal wieder blieb er stehen und prüfte die Luft um sich herum. Er hatte noch ein weites Stück vor sich und er musste sich ran halten. Außerdem hatte er öfters als einmal das Gefühl, dass er in die völlig falsche Richtung lief. Sein Magen begann mit einem leisen knurren zu demonstrieren. Er hielt nach einer sicheren Stelle Ausschau und setzte sich wenig Später in eine Astgabel umgeben von dichtem Blätterwuchs. Reptain überprüft den Inhalt seines Beutels. Tatsächlich waren neben den magischen Kugeln und dem Zahnrad der Zeit noch zwei Äpfel die noch nicht ganz ausgereift waren, er hatte sie nur völlig vergessen. Sein Blick verdüsterte sich als er daran dachte, wie Skampi und er die Äpfel den Zobiris abgeknöpft hatten, nur wenige Atemzüge nachdem sie den Aufstand der Gefangenenkarawane angestiftet hatten. Sie sind damals nur ganz knapp entkommen und mussten direkt im Anschluss durch den Zeittunnel in diese Welt reisen. Ob Skampi wohl auch schon ein Zahnrad der Zeit gefunden hat? Oder...       Reptain stoppte seine Gedanken augenblicklich und schüttelte den Kopf. »Nein, Skampi ist nicht tot.«, sprach er leise und entschlossen während er die gelben, reptilienartigen Augen verengte. Skampi ist nicht schwach, auch wenn sie ein Mensch ist. Dass sie über dem Meer gelandet sind auf dem ein Sturm gewütet hat, war nicht geplant gewesen. Aber, noch etwas anderes war ebenfalls nicht geplant gewesen. Er erinnerte sich daran, als wäre es erst wenige Sekunden her. Wie die schattenhaften Partikel und Blitze um Skampi herum gezuckt waren und sich auflösten. Ihr Schrei hallte in seinen Gedanken nach. Nein, irgendetwas war geschehen, was nicht hätte passieren dürfen. Aber was war genau geschehen?       Reptain steckte den Apfel zurück in seinen Beutel und führte seinen Weg über die Bäume fort. Der Appetit war ihm vergangen. Bedacht darauf, nicht zu viel Lärm zu machen oder in irgendeiner anderen Form Aufsehen zu erregen sprang er von Ast zu Ast unter den Blättern der Bäume hindurch. Reptain hielt inne, als er Pokemon auf Pfaden unter sich vorbeiwandern sah, versuchte den einen oder anderen Wortfetzen aufzuschnappen und dann seinen Weg weiter fortzusetzen. Auch wenn ihn das Hungergefühl nach einiger Zeit wieder plagte, rührte er die beiden Äpfel in seinem Beutel nicht an. Zu sehr wurden seine Gedanken getrübt von dem Verschwinden von Skampi. Doch warum? Er stellte sich selbst diese Frage die ihn auf bizarre Weise verwunderte. Er war immer ein Einzelgänger gewesen. Warum bereitete es ihm ausgerechnet jetzt Kopfzerbrechen alleine unterwegs zu sein?       Sein Blick wurde etwas weicher. Es hatte diese eine Situation gegeben, die alles in ihm verändert hatte. Als er glaubte gebrochen zu sein, war dieses Mädchen da gewesen und hatte ihm zu einer Kraft verholfen und nichts hatte sie im Austausch dafür verlangt. Sie hatte ihm getraut, in ihrer kindlichen Naivität und ihn akzeptiert. Später hatte sie ihm genügend Raum gelassen und hatte nie versucht seine Freiheit an sich zu reißen. Letztendlich hatte er einen treuen Partner in Skampi gefunden, aber war es nicht auch Skampi so ergangen? Dank ihm war es ihr möglich gewesen, dass sie den Grund ihres Dimensionalen Schreis herausfinden konnte, bereits bei ihrer ersten Begegnung. Doch, war dies wirklich ihre erste Begegnung gewesen? Nein, damals war sie noch viel jünger gewesen. Sie konnte sich unmöglich daran erinnert haben und so schnell Vertrauen zu ihm, einem Fremden, einem wilden Pokemon aufgebaut haben.       Reptain war nun schon ziemlich weit gekommen. Es hatte ihn sehr viel Zeit gekostet beinahe geräuschlos und ungesehen voranzukommen. Doch hatte er seine Deckung zu jeder Zeit bewahren können. Er hatte einige vereinzelt stehende Bäume erreicht, bis sich vor ihm kein Baum mehr erhob. Jetzt müsste er aus seiner Deckung kommen, doch die Sonne würde ihn verraten. Bald würde sie untergehen und der Schleier der Nacht würde über die Insel gezogen werden. Er entschloss sich dazu auf dem Baum eine Rast zu machen und zu warten. In der Dunkelheit der Nacht, die für ihn sogar noch hell war, würde er seinen Weg über das hochgewachsene Gras welches sich vor ihm erstreckte fortsetzen. Er lehnte sich zurück und schloss die Augen zur Hälfte. Ja, damals. Sie konnte sich unmöglich noch daran erinnern.         Viele Jahre zuvor       Da ist schon wieder dieses Mädchen... Was macht sie nur im Wald? Ich spähte durch einige erstarrte Blätter um auf den Waldboden unter mir zu sehen. Dort saß ein kleines, braunhaariges Mädchen gegen einen Baum gelehnt. Es sah sogar danach aus, als würde sie sich einfach nur ausruhen. Nichts desto trotz sah sie sich sehr oft prüfend um. Hatte sie etwa Angst? War sie auf der Flucht? Tse... Es wird Zeit dass sie von hier verschwindet. Es wird Zeit, dass ich aktiv werde. Was würde geschehen wenn dieses Mädchen noch mehr Menschen in diesen Wald führt? Ich hätte keine Ruhe mehr... Vielleicht würden sie diesen Wald verändern wollen? Nein, das durfte nicht geschehen. Dieser Wald ist das einzige was sich noch vom Rest der Welt abhebt. Er war der einzige Ort der noch entfernt an die Natur erinnerte, wie sie einmal gewesen sein musste. Auch wenn die einzige Farbe die dieser Wald noch ausstrahlte kaltes Grau war. Ich schlug mit meinem Schweif gegen die Blätter, sodass ein krachendes Geräusch entfacht wurde. Das Mädchen unter mir auf dem Waldboden schreckte auf und reckte den Kopf. Ja, gut so. Hau ab!       Doch zu meiner Enttäuschung sah sich das Mädchen nur neugierig um. Warum tut sie das? Sie sollte doch wissen, dass sie hier nicht willkommen ist. Ein weiteres knacken, diesmal von einer anderen Richtung schreckte das Mädchen auf. Langsam wurde ihr wohl doch ein wenig mulmig. Leise zischend biss ich mir auf die Unterlippe. Harter Brocken...       Ein weiteres Knacken ertönt, diesmal von unten, nicht von den Bäumen. Das Mädchen sieht sich besorgt um, ebenso wie ich es tat, denn von mir war dieses Geräusch nicht verursacht worden. Hier war noch jemand, ob es noch ein Mensch war? Jemand, der nach dem Mädchen sucht? Doch zu meiner eigenen Überraschung waren es Zobiris. Sie waren zu viert und durchkämmten den Wald. Wieder zischte ich leise. Bestimmt suchten sie wieder nach Pokemon die sie einfangen konnten. Diese Untiere. Selbst für Pokemon waren sie sehr gemein und handelten auf einen Befehl hin den sie bekamen. Sie würden aber an dem Mädchen und mir vorbeilaufen, das kann ich sehen.       »Hallo? Ist hier jemand?«, rief das Mädchen laut und ich zuckte zusammen. Nein! Sie hatte nicht gerade wirklich...? Ich hörte wie die Zobiris in ihrem Marsch inne hielten. Verdammt! Warum waren Menschen so verdammt dumm? Warum war sie nicht einfach still geblieben? Die Zobiris näherten sich nun der Lichtung. Innerhalb von wenigen Sekunden hatten sie das Mädchen eingekreist und deuteten mit funkelnden Diamantaugen auf dieses. »Da ist ein Menschenmädchen!«, rief einer und legte den Kopf wohl etwas überfordert schief.       »Wähähä!«, erschallte es und die Zobiris traten aus ihren Verstecken in den Büschen hervor. Das Mädchen drehte sich nur unsicher im Kreis und starrte die Zobiris mit großen, runden Augen an. »Wer seid ihr?«, fragte sie leise, doch immer noch laut genug dass ich sie hören konnte.       »Ein Mensch, so weitab des Dorfes.«, kreischte ein anderer Zobiris und funkelte. »Wir sollten Meister Zwirrfinst befragen was wir tun sollen.«       »Nehmen wir sie erst einmal mit.«, rief ein anderer seinen Kameraden zu.       »Wähähä!« Das zustimmende Kreischen der Zobiris schallte aus der Lichtung herauf.       »Wer-... Wer ist denn Meister Zwirrfinst?«, fragte das Mädchen neugierig, nicht ängstlich oder verwirrt. Nur Neugierig. Dieses Mädchen war wirklich dümmer als alle anderen Menschen die ich kannte! Und dabei kenne ich noch nicht einmal andere Menschen! Angespannt stellte ich fest, dass die Zobiris ihren Kreis um das Mädchen immer enger schlossen. Sie würde da von alleine nicht mehr herauskommen. Eigentlich konnte mir das auch egal sein, schließlich war sie selbst Schuld. Was schreit sie auch durch den Wald sobald sie das kleinste Geräusch hört? Verdammt nochmal, warum war sie nicht weggelaufen als sie noch die Möglichkeit dazu hatte?       »Aua! Nein! Lass mich los!« Das Gejammer riss mich aus meiner Starre die ich eingenommen hatte. Sie würden das Mädchen mitnehmen um es Zwirrfinst vorzuführen. Doch welchen Grund hatte es, ein Menschenkind dieser Marionette von Zwirrfinst zu bringen? Ich wand meine Augen ab. Ich wollte das nicht mit ansehen. Nicht ansehen wie jemand hilflos abgeführt wird. Wie all diese Pokemon, welche die Zobiris zusammengepfercht und mitgenommen hatten. »Du tust mir weh!«, rief das Mädchen klagend weiter und versuchte sich von den kleinen, scharfen Krallen zu befreien die sie gepackt hatten.       Die Zobiris würden sie wegbringen, genauso wie die Pokemon. Wenn ich nur zusehen würde... Sie ist doch nur ein Menschenmädchen! Und doch wurde sie von den Zobiris nicht weniger grob behandelt. Ich schüttelte meinen Kopf und klärte meine Gedanken. Meine Entscheidung war bereits gefallen.       Ich sprang aus der Deckung meines Baumes nach unten, geradewegs auf einen Zobiris zu. Dieser brach unter meinem Gewicht welches plötzlich auf ihn einschlug zusammen. Ein anderer Zobiris, der, der mir am nächsten stand drehte sich verwirrt zu mir um, doch diesem ließ ich keine Zeit um zu realisieren dass ich hier war. Ich schleuderte ihn mithilfe meiner Pfundattacke die ich mit meinem Schweif ausführte mehrere Schritte weit weg. Er verschwand in einem Busch als sich die zwei restlichen Zobiris sich nach mir umdrehten.       »Wähähä! Wer bist du denn?«, fragte einer erstaunt. »Egal! Er greift uns an!«, maulte der andere. »Machen wir ihn fertig!«, stimmte derjenige zu, der das Mädchen umklammert hielt.       »Pah! Träumt weiter!«, höhnte ich leichtfertig und sprang dem Zobiris entgegen der das Mädchen nicht festhielt. Doch dieser sprang ebenfalls flink zur Seite weg und hieb mit seinen spitzen Krallen über meine Seite. Ich taumelte, konnte aber mein Gleichgewicht behalten als der Schmerz der Kratzerattacke meine Seite brennen ließ.       Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich zur Seite rollen, als der Zobiris aus dem Busch wieder aufgetaucht war und nun mit einem weiteren auf mich zuspringen wollte. Ich entkam ihren spitzen Krallen, während ich mich wieder auf die Beine rappelte. Ich erkannte meine Chance und sprang direkt auf den Zobiris zu der noch immer das Mädchen mit seinen Krallen festhielt. Er rührte sich nicht als ich meine Pfundattacke einsetzte um ihn kräftig wegzuschleudern. Die beiden Zobiris dessen Angriff ich ausweichen konnte, waren zu weit weg um schnell genug zu handeln. Ich sah das Mädchen ernst an, als es mich nur verwirrt ansah. »Schnell! Wir müssen hier weg!«, rief ich, doch im nächsten Augenblick fragte ich mich bereits warum ich mit ihr spreche. Sie konnte mich ohnehin nicht verstehen. Ich deutete fuchtelnd in eine Richtung und lief los. Das Mädchen folgte mir zum Glück. Ansonsten hätte ich sie vermutlich wirklich zurückgelassen.       Mein Herz klopfte panisch gegen meine Brust als wir über Büsche hinwegsprangen und unter tief hängende Äste schlüpften. Wir waren schnell unterwegs, doch dem Mädchen ging nach einiger Zeit bereits die Poste aus und wurde langsamer. Die Zobiris hatten die Verfolgung aufgenommen und waren hinter uns her. Sie konnten wirklich zu einem großen Problem werden. Doch schließlich waren wir hier in meinem Wald! Ich sah mich kurz um und sprang dann auf einen Baum. Dank der kleinen Stacheln an meinen Sohlen gelang es mir sogar auf der Rinde zu klettern ohne mir die Mühe machen zu müssen, mich festzuhalten. Das Mädchen hielt am Stamm keuchend inne und sah zu mir nach oben. Ich sah sie streng an und deutete mit dem Schweif an dass sie ebenfalls Klettern sollte. Doch sie sah mich nur keuchend an, mit inzwischen verängstigten Augen. »Ich tu dir doch nichts. jetzt kletter hier rauf, sonst finden uns die Zobiris.«, sprach ich und versuchte es ihr irgendwie verständlich zu machen, doch sie würde mich ohnehin nicht verstehen. Das Mädchen keuchte noch einmal auf und griff nach einem tief hängenden Ast um sich nach oben zu ziehen. Mit den Füßen suchte sie nach halt um sich weiter hinaufzuziehen. Na endlich, dachte ich mir während ich die Zobiris durch den Wald hetzen hören konnte. Doch das Mädchen war noch immer zu tief. »Los! Weiter hinauf!«, rief ich panisch und kletterte weiter hoch in das Blätterdach. Ich versuchte ihr zu zeigen, wie sie am besten weiter klettern könnte um nicht abzustürzen indem ich den Weg vorauskletterte. Sie würde es nicht schaffen, ehe die Zobiris bei uns sind. Ich hätte sie wirklich zurücklassen sollen.       »Klettere weiter, bis du ganz oben bist und rühre dich nicht von der Stelle.«, zischte ich und sprang an dem Mädchen vorbei auf den Waldboden zu. Wenn sie mir jetzt folgen würde, würde ich sie zurücklassen und meine eigene Haut retten. Dumme Menschen!       »Wähähä! Ich kann ihn sehen! Dort ist Geckarbor!«, rief ein Zobiris als er mich entdeckte. Augenblicklich rannte ich los. »Hinterher!«, kreischten sie und folgten mir. Ich versuchte so weit zu laufen, wie mich meine Füße tragen konnten. Erst nach mehreren Minuten die mir wie endlose Stunden vorkamen entschloss ich mich mein Tempo stark zu erhöhen und meine Letzte Kraft zu benutzen, um meinen Verfolgern aus der Sicht zu entschwinden. Geschickt kletterte ich einen Baum hinauf und versteckte mich hinter den grauen Blättern.       Ich keuchte und versuchte mein pochendes Herz zu beruhigen als die Zobiris unter mir vorbei rannten. Weiter... Ja, sollen sie laufen. Sie würden mich nie finden. Ich kauerte mich auf den Ast und verschnaufte. Ich müsste bald zurückkehren... Oder? Das Mädchen könnte auch wieder vom Baum gestiegen sein als die Luft rein war und vielleicht war sie endlich aus dem Wald verschwunden. Ich schluckte und atmete auf. Das wäre nur gut so. Ich wollte keine Menschen in meinem Wald haben. Aber auch keine Zobiris. Doch waren sie hier, auf der Jagd nach Pokemon die sich möglicherweise hier noch aufhalten könnten. Als wenn ein paar vereinzelte, gebrochene Pokemon eine Gefahr für Schatten-Dialga darstellen könnten. Tse...         Es verging etwas Zeit ehe ich mich aufraffen konnte, meine Deckung zu aufzugeben und den Baum zu verlassen, um mich auf den Weg zurück zu machen. Bei dem Versuch die Zobiris auf eine falsche Spur zu lenken, hatte ich meine Kraft sehr beansprucht. Vermutlich war das Mädchen schon verschwunden, aber nachsehen musste ich schließlich.       Ich kletterte über die Äste die sich kreuzten um andere Bäume zu erreichen und von dort aus wieder auf andere Äste, um wieder zurück zu gelangen wo ich hergekommen war. Ich fand den Baum schnell auf dem das Mädchen hinaufgeklettert war. Schließlich kannte ich mich in diesem Teil des Waldes ausgesprochen gut aus. Es war so etwas wie mein Heim, ein trostloses, graues Heim. Ich konnte das Mädchen nicht sehen als ich mich umsah und war erleichtert. Doch dann hörte ich ein »Hier oben.«, oberhalb von mir quieken und reckte meinen Kopf in die Höhe. Das Mädchen saß in einer senkrechten Astgabel und beugte sich zu mir hinunter. Hinter dem Schutz der Blätter hätte ich sie kaum erkannt, wenn sie nicht hektisch mit der Hand herumgefuchtelt hätte. Mit einem leisen grummeln kletterte ich nach oben, sodass ich mich mit ihr auf einer Augenhöhe befand. »Puhh... Ich bin so froh dass dir nichts passiert ist.«, flüsterte das Mädchen und lächelte mich an.       »Tse... Als würde es jemanden wie dir etwas ausmachen, wenn sie mich geschnappt hätten.«, entgegnete ich bissig, wohl wissend dass sie mich ohnehin nicht verstehen konnte. Das Gespräch würde in etwa so konstruktiv sein wie es eben sein konnte, wenn einer der Parteien den anderen nicht verstehen konnte.       »Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht...«, murmelte das Mädchen leise und sah traurig aus. Ich legte den Kopf schief. »Hast du?«, fragte ich genervt. Zu meinem entsetzten nickte das Mädchen. »Ja, blöde Frage. Immerhin hast du mich gerettet.«       Ich blinzelte und ein merkwürdiges Gefühl der Blöße beschlich mich. Ich schloss die Augen und öffnete sie erneut um das Mädchen nur weiterhin anzustarren, was zugegeben ziemlich lächerlich aussehen musste. »Wie war das?«, fragte ich verwirrt.       »Du bist merkwürdig... Ich sagte du hast mich gerettet. Hörst du irgendwie schlecht?«, fragte sie schüchtern nach. Mit einem erschrockenen Ausruf taumelte ich zurück und hielt mich gerade noch rechtzeitig fest als ich drohte vom Baum herunterzurutschen. »D-Du... DU! Du kannst mich verstehen!« Ich riss meine Augen auf und konnte sie nicht von dem Mädchen abwenden. Wie war das nur Möglich? Wie konnte ein Mensch ein Pokemon verstehen? Das ist doch unmöglich!       Das Mädchen wiegte mit ihrem Kopf langsam von links nach rechts und sah aus als wäre ihr unbehaglich zu Mute. »Die Erwachsenen haben mir bereits gesagt, dass das nicht normal ist und ich aufhören soll so zu tun als könnte ich mit Pokemon sprechen. Aber...«, begann sie etwas eingeschüchtert und seufzte traurig. »Aber ich kann dagegen auch nichts machen. Normalerweise reagieren nur Erwachsene so blöd darauf wie du es gerade getan hast.«       Ich musste mich erst einmal auf einen Ast der über dem Mädchen hing setzen. Das war wirklich das sonderbarste, das ich je erlebt hatte. Ein Mädchen das ein Pokemon verstehen konnte. Wie im Namen von allem was mir in dieser Welt noch heilig war, war das Möglich? »Die meisten Pokemon mit denen ich spreche sind ganz froh darüber, dass ich sie verstehen kann. Sie meinen es wäre wunderbar und angenehm. Aber die Erwachsenen halten mich für verwirrt und kindisch...«, murmelte das Mädchen und wurde immer trauriger. »Deswegen bin ich weggelaufen. Ich halte es nicht mehr aus bei den Erwachsenen. Sie können mich nicht verstehen, und ich dachte mir, vielleicht können es die Pokemon?«       Ich konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Es war wirklich nicht gewöhnlich, dass Pokemon und Menschen miteinander Kommunizieren. »Du kannst hier aber nicht bleiben. Es ist zu gefährlich.«, versuchte ich dem Mädchen klar zu machen. »Und du bist noch zu jung um auf dich selbst aufzupassen.«       »Ich bin schon groß genug!«, widersprach das Mädchen protestierend und sah mir trotzig in die Augen.       »Tse... Gerade noch konntest du dir selbst nicht helfen gegen die Zobiris.«, argumentierte ich gnadenlos.       »Wer war das eigentlich?«, fragte das Mädchen nun verwundert und sah mit neugierigen Augen zu mir hinauf.       »Das waren die Zobiris. Sie machen regelmäßig ein paar Kreuzzüge durch meinen Wald und durchkämmen ihn auf der Suche nach Pokemon um sie gefangen zu nehmen.«, antwortete ich und war mir direkt nachdem ich den Satz vollendet hatte nicht sicher ob ich ihr wirklich so viel verraten sollte.       »Warum nehmen denn Pokemon andere Pokemon gefangen? Das macht doch absolut keinen Sinn.«, kam die erstaunte Gegenfrage die augenblicklich folgte. Es war fast so, als würden zwei verschiedene Welten aufeinanderprallen. Wie viel sollte ich dem Mädchen erzählen? Nun... Ich weiß nicht mehr warum, aber irgendwie hatte ich ein gutes Gefühl dabei, wenn ich ihr etwas erzählte. Außerdem stellte sie keine Gefahr für mich dar. Im Gegenteil, ich empfand ihre Anwesenheit sogar irgendwie als angenehm.       »Nun... Sie wollen die Pokemon zum Schweigen bringen. Sie wollen verhindern, dass ein Aufstand beginnt. Die Dunkelheit die du hier siehst, um uns herum in der Welt, sie wurde wegen einem Pokemon verursacht und dieses tut wirklich alles, damit seine Herrschaft nicht endet.«, versuchte ich zu erklären.       »Wirklich?«, das Mädchen sah mit großen Augen zu mir auf. »Mir sagte man, das wäre wegen der Weltumdrehung so. Sie sagten, dass sich die Weltkugel nicht mehr dreht und unsere Hälfte nicht von der Sonne erfasst wird. Und deswegen wird es nicht mehr hell.«       Wegen dieser kindlichen Logik musste ich blinzeln. »Völliger Unsinn.«, murrte ich. Da sah man es mal wieder. Diese Menschen hatten überhaupt keine Ahnung. Oder... War es so, dass die Erwachsenen ihren Kindern absichtlich nicht die Wahrheit erzählten?       »Erzähl mir bitte mehr.«, bat das Mädchen und ich seufzte. Jetzt gab es wohl kein Zurück mehr. In diese Situation hatte ich mich mit meinem großen Mundwerk selbst gebracht.       »Nun, da gibt es eigentlich nicht sehr viel...«, überlegte ich und legte den Kopf schief. »Ich würde gerne wissen warum die Zobiris dich mitnehmen wollten. Diese ganze Situation von eben hätte böse für dich enden können.«       Das Mädchen sah ehrfürchtig zu mir hinauf. Mehrere Sekunden vergingen in denen niemand von uns beiden etwas sagte. »Und du hast dich in Gefahr gebracht um mich zu retten.«, sprach sie sehr leise. »Danke dir dafür.«   Es vergingen mehrere Stunden in denen mir das Mädchen etwas über die Denkweise der wie sie sagte 'Erwachsenen' berichtete und darüber wie die Menschen versuchten mit der Dunkelheit umzugehen. Ich erzählte ihr auch etwas über die Welt der Pokemon, wie wir das Leben in der Wildnis bewerkstelligten. Dass es einen Ort namens Verborgenes Land gibt und dass dort der Zeitturm stand und auch, dass der Zeitturm eingestürzt ist. Dass der Einsturz der Grund ist, weswegen die Welt vor Generationen in immerwährende Dunkelheit getaucht wurde. Auf ihre Frage, warum der Zeitturm denn eingestürzt ist, musste ich stutzen. Gab es einen Grund dafür?       Ich habe nur den Kopf geschüttelt und ihr erzählt dass keiner den wirklichen Grund für den Einsturz des Zeitturms kennt. Ich erzählte, dass Dialga das Pokemon ist, welches die Zeit verkörpert und über sie direkt gebietet und als der Zeitturm eingestürzt ist, es den Verstand verloren hat und zu Schatten-Dialga wurde. Das Mädchen hatte die ganze Zeit aufmerksam zugehört, bis sie irgendwann müde gähnte. »Ich bin müde...«, murmelte sie und sah zu mir nach oben. »Aber ich glaube, wenn ich jetzt nach unten klettere stürze ich ab.«       Ich schüttelte den Kopf. »Dann bleib hier und schlaf in der Astgabel. Es sieht ohnehin schon so aus, als hättest du dich hier eingerichtet.« Ich musste schmunzeln. Das kleine Mädchen war wirklich bemerkenswert.       »Ist gut.«, murmelte sie und gähnte noch einmal langgezogen ehe sie sich zurücklehnte und einschlief.       Während das Mädchen schlief gingen mir mehrere Gedanken durch den Kopf. Einerseits, machte ich mir Gedanken darüber warum die Zobiris das Mädchen mitnehmen wollten. Andererseits grübelte ich, ob ich merkwürdig geworden bin. Ich wollte aus einem merkwürdigen Grund nicht, dass das Mädchen wieder den Wald verlässt. Ich hatte sie lieb gewonnen, sie in mein Herz geschlossen. Als einen Freund der mich verstand, den ich verstand. Doch gibt es zu vieles was dieses Mädchen nicht versteht und auch noch nicht verstehen kann. Hauptsächlich über meine Welt und deswegen gehört sie nicht hierher. Ich wurde traurig bei diesem Verlauf den meine Gedanken annahmen, aber es war das vernünftigste, wenn sie wieder in ihre Welt der Menschen zurückkehrte.       Außerdem spukte eine merkwürdige Idee in meinem Kopf herum, weswegen ich kein Auge zumachen konnte. Gab es einen Grund, weswegen der Zeitturm eingestürzt ist?         Das Mädchen streckte sich nach einigen Stunden in denen sie Schlaf gefunden hatte. Ich bemerkte, wie sie sich die Augen rieb und abermals gähnte. »Und? Ausgeschlafen?«, fragte ich ruhig vom oberen Ast herab.       »Ich denke schon.«, gab das Mädchen zur Antwort und richtete ihren Blick nach unten ehe sie zu mir hochblinzelte. »Hilfst du mir wieder runterzukommen?«       Ich nickte. Schließlich war sie auch wegen mir überhaupt erst auf den Baum geklettert. Ich hüpfte nach unten, von Ast zu Ast, damit das Mädchen mir folgen konnte. Auf genau demselben Weg den sie auch nach oben geklettert war stiegen wir den stämmigen Baum wieder hinunter. Den letzten Meter sprang ich leichtfüßig auf den grauen Waldboden.       Augenblicklich durchfuhr mich ein Zucken das über meinen Rücken kribbelte. Misstrauisch spannte ich mich an und ließ meinen Blick über die Umgebung schweifen. Das Gefühl wollte mich warnen, vor einer Gefahr die ich nicht sehen konnte. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und wollte gerade nach oben rufen, dass das Mädchen noch auf dem Baum bleiben sollte, als ich auch schon von einem Zobiris von hinten zu Boden gedrückt wurde. Ich landete mit dem Gesicht auf den Boden. »Wähähä!«, schallte es von überall um mich herum und die Zobiris stürzten sich auf das Mädchen das mich perplex ansah. Sie wurde unsanft die letzten Meter vom Baum gerissen und stolperte. Zwei Zobiris hielten sie je an einem Arm fest und zwangen sie so wieder auf ihre Beine zu kommen. Ein zweiter Zobiris stemmte sich noch zusätzlich auf mich und hielt meine Arme fest auf den Boden gedrückt. Ich konnte mich nicht bewegen. So ein Mist. Letztendlich... Hatten sie mich doch geschnappt. »Geckarbor!«, rief das Mädchen besorgt und starrte mit Angst in den Augen auf mich. War sie etwa besorgt? Um... Mich?       »Du kommst jetzt mit zu Meister Zwirrfinst.«, kreischte einer der Zobiris und die beiden zogen an dem Mädchen. »Nein! Lasst mich los!« Das Mädchen versuchte sich zu wehren und strampelte verzweifelt. Sie versuchte sich loszureißen, doch je mehr sie sich wehrte, desto tiefer gruben sich die kleinen Krallen der Zobiris in ihre weiche Haut. »Geckarbor! Hilf mir bitte!«, flehte das Mädchen, als es unfreiwillig von den Zobiris weggezerrt wurde. Ich hob meinen Blick, direkt in ihre vor Angst geweiteten Augen. Das Mädchen steckte so viel Vertrauen und Hoffnung in mich, dass ich diese aussichtslose Situation noch irgendwie umbiegen konnte. Doch ich konnte nicht. Die Zobiris hielten mich fest, sie würden mich wohl auch zu Zwirrfinst bringen und schließlich in das Gefängnis sperren. »Geckarbor ich möchte nicht mit ihnen gehen!« Meine Augen verengten sich zornig. Ich musste ihr helfen. Sie war noch zu jung als dass ihr etwas geschehen durfte. Und da überkam es mich.       Ich spürte nur wie mich plötzlich ein unglaublicher Energieschub überkam. Das Gewicht von den Zobiris wurde leichter bis ich es überhaupt nicht mehr wahrnahm. Auch meine Sehschärfe veränderte sich und wurde besser, schärfer. Ich wuchs. Ich sah es, ich wuchs rasend schnell. Meine Hände die vorher rund und weich gewesen waren um perfekt Bäume hinaufklettern zu können wurden schmal und scharf. Halmblätter wuchsen aus meinen Unterarmen heraus und sahen ebenfalls scharf aus. Ich... Ich hatte mich entwickelt.       Mühelos stand ich auf und schüttelte die Zobiris von meinem Rücken ab, die eben noch auf mir gelegen waren und verwirrt drein blickten. Pfeilschnell sprang ich über einen Zobiris der das Mädchen festhielt und zog ihm meine Klauen über den Rücken, wodurch er allein von diesem Schlag von den Füßen geschleudert wurde und das Mädchen losließ. Der andere ließ das Mädchen ebenfalls los und startete eine Kratzfurienattacke auf mich, doch auch ihn schüttelte ich mühelos ab indem ich auswich und dann mein Halmblatt schwang, welches mir aus dem Kopf ragte. Mit der Pfundattacke fegte ich ihn bei Seite. Das Mädchen starrte mich mit großen Augen an. Ich hob es mühelos hoch und sie streckte ihre Arme um meinen längeren Hals aus um sich festzuhalten. Ich sprintete los und sprang mit Leichtigkeit einen halben Baum hinauf und darüber hinaus. Ich war viel schneller, als ich es je gewesen bin. Hatte viel mehr Kraft in meinen Beinen und in meinen Armen. Meine Entwicklungsform... Sie war so stark.       »Was ist mit dir passiert, Geckarbor?«, fragte das Mädchen erstaunt.       »Ich habe mich entwickelt.«, sprach ich und ich schluckte erschrocken. Sogar meine Stimme war eine andere, viel tiefer und etwas kratzig. Auch das Mädchen hatte es bemerkt, denn sie verstärkte für kurze Zeit ihren Griff um meinen Hals. »Aber ich bin immer noch der Selbe.«, beruhigte ich sie während ich den Wald mit Leichtigkeit durchquerte. »Nur mein Aussehen hat sich verändert. Ich bin jetzt Reptain.«, erklärte ich weiter.       »Reptain...«, murmelte das Mädchen. »Und was hast du jetzt vor? Du bist sehr stark geworden.»       Es brach mir fast das Herz und ich musste schlucken. »Ich werde dich nach Hause bringen. Zurück in deine Welt der Menschen. Zurück zu dem Dorf hier in der Nähe.«       »Aber ich will nicht!«, protestierte das Mädchen.       »Aber...«, begann ich und sah sie kurz mit einem meiner gelben, reptilienartigen Augen an. »Du bist noch zu klein. Diese Welt... Meine Welt, sie ist viel zu gefährlich und kompliziert für dich.«       »Ich bin nicht klein!«, protestierte das Mädchen trotzig weiter.       Ich seufzte. »Du wirst es verstehen, wenn du etwas älter bist.«, sprach ich ruhig weiter. Ich wusste, dass es das richtige war, was ich tat. Auch wenn es mir das Herz zerspringen ließ. Ich hatte das kleine Mädchen lieb gewonnen, aber ich konnte sie nicht beschützen. Wie könnte ich es, wenn ich mich nicht einmal selbst schützen konnte? Dank ihr war es mir gelungen mich zu entwickeln, aber was wenn die Zobiris auch stärker werden würden? Nun, da sie wussten dass ich mich entwickelt habe, werden sie nicht mehr nur mit so wenigen nach mir Ausschau halten. Ja, auch ich musste meinen Wald verlassen, zumindest für einige Zeit und das fiel mir ebenfalls nicht leicht.       »Ich werde wieder ausreißen.«, unterbrach das Mädchen meine Gedanken.       »Nein.«, sprach ich ernst und sah sie wieder an. »Das wirst du nicht. Denn ich werde nicht da sein um dich zu beschützen, wenn die Zobiris wieder auftauchen.«       »Warum nicht?«, fragte sie etwas trotzig aber auch verzweifelt.       »Auch ich muss mich für einige Zeit verstecken und mich woanders aufhalten. Ich muss herausfinden, was ich nun besser kann als vorher. Meine Angriffe optimieren und meine neuen Grenzen austesten. Ich brauche etwas Zeit für mich.«, erklärte ich ihr sanft. Das Mädchen blickte nur traurig zurück. »Werden wir uns irgendwann wieder sehen?«, fragte sie leise, nachdem ich den Wald bereits verlassen hatte und eine graue Wiesenlandschaft hinter mich brachte. Dort stand das erste Haus von vielen, vereinzelten des Dorfes. Weiter hinten konnte ich einige Menschen erkennen, wie sie mit merkwürdigen Lichtern in der Hand die Gegend absuchen. Ich setzte das Mädchen nun auf dem Boden ab, beugte mich leicht zu ihr herunter und sah ihr tröstend in die Augen. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Egal was geschehen wird, ich werde dich nie vergessen, kleines Mädchen.«, sprach ich. Das Mädchen wollte schon protestieren, dass sie nicht klein war, aber ich unterbrach sie mit einem schmunzeln. »Aber für jetzt heißt es erst mal Lebe wohl.«       Die Augen des Mädchens wurden feucht und einige Tränen flossen hemmungslos über ihre Wangen. Sie klammerte sich an meinen Arm fest und drückte ihren Kopf in meine Seite. Ich erkannte schon einige Menschen die auf uns zukamen und mit den Lichtern in ihren Händen herumfuchtelten. Ich musste verschwinden, nicht dass sie noch versuchen würden mich einzufangen. Ich schob das Mädchen sanft von mir weg und mir rutschte ein großer Kloß in den Hals, dass ich sie zurücklassen musste. Sie versuchte mir nachzulaufen, dass merkte ich, aber ich war schneller. Viel schneller. Viel zu schnell für sie.       »Ich werde dich niemals vergessen.«, murmelte ich vor mich hin als ich die Felder überquert hatte und wieder im Wald verschwand. Ich musste nun Zeit für mich selbst finden.               Reptain schluckte. Andererseits... Wie hätte sie es denn vergessen können? Er fragte sich dies als er in die sternenklare Nacht hinaussah. Er richtete sich auf nachdem sich der Schleier der Nacht endlich über der Insel vollständig ausgebreitet hatte. Der Halbmond und die funkelnden Sterne erhellten ihm den Weg. Er musste nun weiter. Es galt ein weiteres Zahnrad der Zeit zu finden und er musste heute Nacht noch weit kommen. Reptain hatte noch einen weiten Weg vor sich, ehe er die Schuttruinen erreichen würde und die Dunkelheit die ihm die Nacht bot würde ihm helfen in den Schatten wandeln zu können. Die Nacht war angenehm hell für ihn während er aus seiner Deckung hervortrat. Außerdem würden jetzt keine Pokemon um ihn herumwandern auf die er achten musste. Er war nun der einzige Schleicher der noch unterwegs war.       Reptain sprang von dem Baum auf dem er eben noch gestanden hatte und rannte über die weite Grasebene die sich vor ihm erstreckte. Zu weit war er von dem Feld entfernt, auf dem er vor vielen Jahren Skampi das erste Mal zurückgelassen hatte und auf dem er sie ebenfalls vor wenigen Monaten wieder getroffen hatte. Die Gräser bogen sich während er durch sie hindurch lief und gaben ein sanftes, leises Rauschen von sich. Sein Unwissen über Skampis Verbleib plagte ihn. Nicht zu wissen, was mit ihr geschehen war. Doch er musste daran glauben, sich daran festhalten, dass sie den Unfall unbeschadet überstanden hatte und sich ebenfalls, so wie er auch, auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit gemacht hat. Es musste einfach so sein.         Geräuschlos hetzte Reptain über die blanken Steine des Felsens, über den er gerade sprang. Er kämpfte sich immer weiter bergauf. Befand sich das Zahnrad der Zeit auf der Spitze dieses Berges? Es musste so sein. Die Schuttruinen in seiner Zeit waren hier in der Vergangenheit ein riesiger Berg. Aber wie kam es dazu, dass der Berg einstürzen konnte? Er konnte es sich nur so erklären, dass es vor der Lähmung des Planeten noch eine große Druckwelle gegeben haben musste. Nun... Auf jeden Fall vermutete das Pflanzenpokemon, dass sich das Zahnrad der Zeit auf dem Gipfel dieses Berges befinden musste. Die Nacht war fast vorüber, der Himmel erhellte sich sogar bereits wieder und noch immer hatte er einen schier unmöglichen Anstieg vor sich.       Reptain lehnte sich flach gegen eine Steinwand und musste schnell atmen. Es war wirklich schwierig gewesen, den Anstieg auf einen Berg zu vollbringen, wenn man ohnehin nicht sehr viel sah. Wenn es hell werden würde, und wenn das Sonnenlicht ihm neue Kraft geben würde, dann könnte er sich besser fortbewegen. Doch konnte man ihn dann auch möglicherweise viel schneller entdecken. Er schob diese Sorge sofort wieder bei Seite, denn so hoch oben würde ihm kein Pokemon einfach so begegnen. Außerdem würde man ein Pokemon wie Reptain auch nicht auf dem Gipfel eines Berges vermuten. Reptain folgte dem schmalen Pfad weiter bergauf.       Nach wenigen Atemzügen und einer Biegung endete dieser jedoch abrupt. Seine gelben, reptilienartigen Augen richteten sich nach oben und suchten die Felswand über sich ab. Ja, es war nur noch ein kleines Stück bis zum Gipfel, weit war es nicht mehr. Reptain betrachtete die Steinkante, die viele Kerbungen und Vertiefungen hatte. Er rammte seine scharfen Klauen in die unebene Oberfläche und zog sich das letzte Stück nach oben. Ein kühler Wind fegte kurz über ihn hinweg, aber er legte sich augenblicklich wieder. Nicht mehr weit... Das gab ihm den letzten Anstoß um weiter zu klettern. Gute fünf Schritte kletterte Reptain völlig ungesichert die steile Felswand entlang ehe er sich über eine Kante hieven konnte. Er rappelte sich auf und bestieg die letzten Meter zum Gipfel zu Fuß.       Seine Augen suchten die Spitze des Berges ab und den Boden auf dem er stand. Nun, das war der Gipfel. Aber von einem Zahnrad der Zeit war keine Spur zu sehen. Aber, wie konnte das sein? Waren seine Recherchen in der Zukunft falsch gewesen? Reptain war beunruhigt. Nein, Skampi hatte genau an dieser Stelle eine Vision gehabt. Hier war ein Zahnrad der Zeit und es sollte sich an einer felsigen Umgebung befinden. Hatte er etwas übersehen? Wie konnte es sein, dass hier nun kein Zahnrad der Zeit war?       Reptain sackte erschöpft zu Boden. Der Anstieg hatte ihn mehr Kraft gekostet als er geglaubt hatte. Außerdem hatte er immer noch nicht geschlafen oder etwas gegessen, seitdem die Nacht angebrochen war. Er sieht in seinen Beutel, dort lagen die beiden Äpfel. Eine Ration die er sich mit Skampi zusammen geteilt hätte, wenn sie hier auf diese Welt zusammen angekommen wären. Er griff nach einem Apfel und aß ihn lustlos. Er war nicht so saftig wie er sein sollte, vielleicht weil er aus einer Welt stammt in der die Dunkelheit herrscht anstatt der Wechsel von Tag und Nacht. Dennoch füllte es seinen Magen und er wurde einigermaßen satt davon. Er starrte zum Horizont, der sich in seinen morgendlichen Farben präsentierte.       Er war sich sicher, dass dies hier die richtige Stelle ist an der er suchen musste. Hier musste ein Zahnrad der Zeit sein, doch... Die Sonne ging auf und unterbrach für einen Bruchteil einer Sekunde seinen Gedankengang. Wie wunderschön der Sonnenaufgang in dieser Welt doch war. Was würde er dafür geben, wenn er ihn noch länger genießen könnte, wenn er in dieser Welt existieren könnte. Doch warum konnte er es nicht? Er könnte hier leben, solange wie der Zeitturm noch nicht eingestürzt war. Er könnte hier leben, vielleicht sogar ein normales Leben führen.       Das Licht zog sich langsam über das Tal, erhellte es und verbreitete seine Wärme als es auf Reptain schien. Das Lächeln des Mädchens spiegelte sich darin. Nein... Skampi würde das nicht wollen. Auch wenn wir verschwinden, sie würde weiter kämpfen und ebenso auch Celebi. Er verwarf den Gedanken augenblicklich so schnell wie er ihm auch gekommen war. Was hatte er sich dabei gedacht auch nur daran zu denken? Wie lange würde er hier leben können? Viel zu kurz, soviel war sicher, dann würde der Zeitturm einstürzen und alle Bemühungen in der Zukunft, die Skampi und er angestrebt hatten, wären Umsonst gewesen.       Reptain blickte noch immer über den Horizont bis er den Kopf ein Stück senkte und auf den Weg zurückblickte, den er zurückgelegt hatte. Aber... Von dieser Seite des Berges war er überhaupt nicht hochgeklettert. Diese Vertiefung, sie wäre ihm mit Sicherheit aufgefallen und da wusste er warum der Berg eingestürzt war und in seiner Welt Schuttruinen genannt wurden. Reptain krallte sich an der Felswand fest und rutschte vorsichtig daran herunter. Es war ein großes Stück, doch er war sich nun sicher, dass er finden würde, was er suchte. Skampi hatte sich nicht geirrt. Wie konnte er je an ihr zweifeln?       Reptain hatte nun die Stelle erreicht, an der er von oben eine große Aushöhlung gesehen hatte. Er spähte hinein und prüfte die Luft. Ja, es war eine Höhle. Er ging vorsichtig hinein, doch zu seiner Enttäuschung endete die Höhle nach mehreren Schritten abrupt. War es doch nicht das gewesen, wonach er suchen sollte? Doch da fiel ihm ein Geräusch auf das an seine Ohren drang. Ein leises 'Plitsch... Plitsch...' Er senkte den Blick auf den Boden und erkannte einen Spalt wenige Schritte von ihm entfernt, was viel mehr an ein Loch ohne Boden denken ließ. Er steckte seinen Kopf durch während er sich mit den Klauen an den Seiten festhielt um nicht kopfüber hindurch zu fallen. Seine Augen erfassten eine riesige Grotte.       Reptain sprang durch den Spalt nach unten auf die Trittsteine die ihm halt gaben. Es war eine Gotte in der ein kleiner Teich war. Er konnte kleine Wasserläufe sprudeln hören. Es war wunderschön wie sich das Wasser durch kleine Löcher in den Felsen im Sonnenlicht spiegelte. Reptain war über die Schönheit, die sich ihm hier in dieser Höhle bot beeindruckt, doch noch beeindruckter war er von einem grünlichen Schimmern das seine komplette Aufmerksamkeit auf sich zog. Dort schwebte es, mehrere Schritte über dem Wasser und drehte sich gemächlich. Ein Zahnrad der Zeit schimmerte in seinem sachten, grünen Schimmer den es verbreitete.       »Ich habe es endlich gefunden.«, murmelte er und seine geben Augen weiteten sich kaum merklich als er auf die Stelle blickte an der es schwebte. »Das Zahnrad der Zeit.« Ohne weitere Zeit zu verlieren sprang er über die Trittsteine immer näher zu dem Zahnrad der Zeit. Kräftig katapultierte er sich nach oben und stemmte sich an einer Felssäule ab die von der Höhlendecke in den Fluss hineinragte. Er griff das Zahnrad der Zeit noch während er sprang aus der Luft, stützte sich an der gegenüberliegenden Felssäule ab und sprang auf einen Trittstein. Er konnte spüren, wie es aufgehört hatte zu leuchten. Die Höhle war mit einem Mal plötzlich viel dunkler geworden. Sanft betrachtete Reptain das Zahnrad der Zeit ehe er es schnell in seinen Beutel gleiten ließ. Sein Blick veränderte sich zu Argwohn, als er über seine Schulter spähte. Die Flussläufe die eben noch in den Teich geflossen waren hatten aufgehört zu fließen. Die Zeit hatte hier ebenfalls angehalten.       Ein raunendes Geräusch erschallte von den Felswänden, als Reptain von dem Geräusch angespornt augenblicklich über die Trittsteine zurücksprang. Er musste sich nicht umsehen um zu sehen was als nächstes geschah. Weiße, unnatürliche Blitze zuckten über die Felswand und über das Wasser. Reptain sprang schnell ehe er sich senkrecht nach oben durch den Spalt katapultierte. Er rannte schnell zu dem Höhlenausgang ehe er für den Bruchteil einer Sekunde inne hielt. Wie sollte er nur schnell genug von dem Berg kommen?       Der Anstieg war anstrengend gewesen, der Abstieg sollte zwar um einiges einfacher werden, aber konnte er dem Grauschleier der die Zeit anhielt entkommen? Reptain hatte keine Zeit um sich mehr Gedanken zu machen. Er ließ sich am Rand sinken und rammte seine Klauen in die Steinwand ehe er daran hinunterrutschte. Reptain erreichte viel zu schnell ein sehr hohes Tempo, das er nicht mehr kontrollieren konnte während er die Felswand hinunterrutschte. Er versuchte mit seinen Füßen das Tempo zu regulieren, doch stattdessen schürfte er sich die Beine wund. Ebenso wie Teile seines Körpers die gegen den Felsen rieben an dem er hinabrutschte. Er biss sich auf die Zähne, er musste durchhalten. Die Blitze die den Grauschleier zur Folge hatten waren nicht mehr zu sehen, aber er wagte es nicht anzuhalten um danach Ausschau zu halten.       Reptain versuchte etwas zu erkennen während er die Felsen hinunter schlitterte. Er sah eine Tanne und unter Schmerzen drehte er sich schnell von der Felswand weg und stieß sich kraftvoll ab, der Tanne entgegen. Seine Beine und Klauen waren geschunden von der Rutschpartie, bluteten und pochten wie wild. Doch noch immer entschied sich Reptain gegen eine Rast. Er sprang weiter, stützte sich am Stamm der Tanne ab und sprang weiter hinunter auf einen anderen Baum. Dies wiederholte er einige Male bis er den Fuß des Berges erreicht hatte. Schnell preschte er über eine kurze Wiese, hinein in die Schatten eines Baumes.       Erst als Reptain keuchend auf dem Ast saß, machte er keine Anstalten mehr weiter zu laufen und untersuchte seine Wunden. Er hatte Blut verloren, doch er riss sich zusammen. Sein Blick hob sich und er blickte zurück wo er die Ausbreitung des Grauschleiers beobachten konnte. Die Zone die davon betroffen wurde, war viel größer als die des Schemengehölzes. Fast der gesamte Berg war von dem Stillstand der Zeit betroffen. Vor wenigen Sekunden noch braun und hell hatte er die Farbe von einem kalten Grauton angenommen. Reptain leckte sich über eine seiner blutverschmierten Klauen und säuberte diese. Er musste sich schonen, immerhin hatte er noch drei Zahnräder der Zeit die er ebenfalls einsammeln musste und er konnte nur hoffen, dass er dann besser vorbereitet sein würde um schneller vor der Ausbreitung des Stillstands der Zeit zu entkommen.         Währenddessen in der Knuddeluff-Gilde       »Wirklich? Wir gehen auf eine Expedition?« Alle Rekruten der Gilde sahen Plaudagei mit großen Augen an. »Donnerwetter" Eine Erkundung!«       »Ja!«, krächzte Plaudagei. »Wir werden eure Arbeiten bewerten. Erledigt so viele Jobs wie ihr könnt. Wenn ihr eure Arbeit gut macht, werdet ihr für das Expeditionsteam ausgewählt. Also, machen wir auch aus diesen Tag einen guten Tag.«       »Hurra!«, war die lautstarke Antwort die ihm von allen Rekruten der Gilde entgegenschlug.       Ein normaler Tag würde seinen Lauf gehen. Evoli und sein Partner Karnimani stiegen die Treppe zu der ersten Gildenebene hinauf. »Oh man! Eine Gildenexpedition! Ich bin richtig aufgeregt!«, schnaufte Karnimani begeistert, als er hinter Evoli die Treppe erklommen hatte.       »Ja, das ist richtig spannend.», nickte ihm Evoli ruhig zu und zuckte freudig mit ihren Ohren.       »Wir müssen noch viel erledigen. Und vorbereiten. Und, oh man! Wir werden vielleicht Schätze entdecken und unsere Gilde berühmt machen, und...!« Aus Karnimani sprudelten die Worte wie ein Wasserfall und auf einmal holte er tief Luft. Evoli nutzte die Gelegenheit um zu sprechen. »Erst mal müssen wir für das Team ausgewählt werden.«       »GENAU! Also, lass uns unser aller bestes geben!«, rief Karnimani laut und fest entschlossen. Evoli schmunzelte ihren Freund breit an. »Ja, das werden wir. Vielleicht hilft mir das auch weiter, wer weiß?«       »Hmm...«, machte Karnimani nachdenklich und sah Evoli lange an. »Stimmt. Vielleicht würde uns das auf der Suche nach Antworten etwas weiterhelfen.«       »Genau.«, pflichtete Evoli bei und reckte den Kopf in die Luft, den Blick auf das Jobinfobrett geheftet. »Heh, sieh mal da. Sieht so aus als würde dieses Pikachu Hilfe brauchen um jemanden zu suchen.«       »Hmm...«, Karnimani näherte sich dem Jobinfobrett und las sich die Anzeige durch auf die Evoli deutete. »Häh? Er sucht Glumanda? Seinen Teampartner?«       »Es sieht fast so aus.«, stimmte Evoli zu. »Aber sieh dir mal die Belohnung an.«       »'Als Belohnung bekommt ihr ein ganz spezielles Item' - Was das wohl sein mag?«, fragte Karnimani und seine Augen wurden groß. »Woah! Und 150 Erkunderpunkte?!«       »Richtig. Das ist denke ich mal ein Hauptgewinn.«, schmunzelte Evoli, sah sich um und riss das Blatt Papier von dem Jobinfobrett. Sie rollte es zusammen und steckte es in ihre kleine Erkundertasche die sie eng um ihren Hals trug. Sie ähnelte mehr einer Rolle in der man wertvolle Inschriften aufbewahrt als einer Tasche. »Was das Item angeht, da können wir Pikachu selbst fragen. Denkst du nicht, wenn wir einen so großen Auftrag erledigen, dass uns Plaudagei dann ganz bestimmt in das Expeditionsteam aufnehmen wird?«       Karnimanis Augen wurden größer. »Du hast Recht! Los! Suchen wir Pikachu und dann Glumanda! Auf geht's, Team Sternglanz!«       Evoli grinste fröhlich als sie auf die Treppe hinauf huschte und die Stufen nach oben erklomm. Sie sprang nach draußen, wo die Sonne ihrer Nase entgegen kitzelte. Evoli blinzelte nach oben in den Himmel und sah der Sonne entgegen. Sie war so wunderschön und Evoli genoss es, wenn sie auf ihr herab schien. Es kam ihr vor, als würde die Sonne ihr neue Lebensgeister geben und sie stärken und das, obwohl die Sonne doch etwas völlig natürliches war.       »Pikachu ist im Pandir-Kaffee.«, kam Karnimani nun endlich hinter Evoli die Treppen nach oben in das Sonnenlicht getreten.       »Im Hoffen und Träumen?«, fragte Evoli nach und Karnimani nickte zustimmend. »Na dann lass uns keine Zeit verlieren.«, lachte sie ihren Freund an und sprang voraus die Treppen hinunter.   Kapitel 3: 03 - Gesucht -----------------------       An der Kreuzung zu Schatzstadt       »Dort ist das Pandir-Kaffee!«, rief Evoli ihrem Partner über die Schultern zu, der einige Schritte hinter ihr lief. »Leg mal einen Zahn zu, Karnimani.«       »Ich bin ja schon da… Du kannst ja schon mal hinein gehen und schauen, ob du Pikachu finden kannst.«, fügte Karnimani zu, doch Evoli wartete schwanzwedelnd und mit aufgestellten Ohren vor dem Eingang des Kaffees. Die Treppenstufen, die in ein ausgehobenes Loch nach unten führten, endeten vor einer Tür die geöffnet war um den Pokemon Einlass zu gewähren. Sie schnüffelte und ihr stieß der Geruch von erfrischenden Eistees und Milchshakes entgegen, welche wohl mit den unterschiedlichsten Zutaten hergestellt worden waren. »Nein...«, murmelte sie leise vor sich hin. »Ich finde es einfach nur merkwürdig dort unten.«       »Was denn?«, fragte Karnimani als er hinter Evoli zum stehen kam und spähte an ihr vorbei zu der Treppe die nach unten führte. »Was soll denn merkwürdig daran sein?«       »Ein Kaffee speziell für Erkunder und dann auch noch dieser Name. Ich meine... Hoffen und Träumen? Ernsthaft? Das Ding liegt unterhalb der Oberfläche und wird nur mit künstlichem Licht erhellt. Wie soll man denn da 'Hoffen und Träumen'?« Ihre braunen Augen sahen Karnimani skeptisch an, doch dieser schüttelte nur den Kopf. »Nah... Ich denke du siehst das ein wenig zu kritisch. Es ist immerhin nur ein Name. Seine Wirkung erzielt es aber und außerdem kommen wirklich sehr viele Erkunder hier her.«, erklärte er schmunzelnd während er an Evoli vorbei die Treppenstufen hinunterging.       Evoli zuckte mit ihren Ohren. Ihr Fell kribbelte auf eine unangenehme Weise wenn sie dort hinuntergeht, dennoch folgte sie ihrem Partner in das Innere des Kaffees. Sie wurden von hellem Licht begrüßt als sie die Türschwelle durchschritten hatten und standen schon inmitten des Kaffees. Die Wände waren mit freundlicher, gelber Farbe gestrichen worden und die bunten - und kitschigen - Girlanden die sich über die Decke zogen wurden von Evoli argwöhnisch begutachtet. Es war viel zu freundlich hier drin, außerdem war die Luft stickig, da dieser Raum keine Fenster hatte. Doch er süße Geruch der angebotenen Getränke würde ohnehin jede Art von Frischluft vernichten. Auch wenn viele Pokemon und Expeditionsmitglieder Schatzstadt aufsuchten um in diesem Laden einen der ungewöhnlichen Getränke zu trinken, fand sie diesen Ort einfach nur eigenartig.       Pandir, der Gründer des Kaffees stand gerade hinter seiner Theke, wo er ein Getränk mischte. An der Theke stand eine ganze Schlange von Pokemon die allesamt eine Beere oder eine andere Köstlichkeit in den Pfoten und Händen hielten damit es von Pandir zu einem Getränk gemischt werden konnte. Isso und Woingenau wuselten aufgeregt auf und klatschten in die Hände als ein Patscharisu scheinbar ein Preisticket eingelöst hatte und auf wundersame Weise auch noch etwas gewonnen hatte. Das Pandir-Kaffee war eigentlich, wie auch zu jeder Zeit an der Evoli und Karnimani es betreten hatten, völlig überfüllt. Die aufgestellten Tische wurden von verschiedenen Teams belagert. So vermutete Evoli zumindest, da sie an einem Tisch Team Schmackhaft erkennen konnte. Wer weiß worüber sie sprachen. Die verschiedenen Pokemon plapperten scheinbar alle in dieser überfreundlichen Atmosphäre wild durcheinander, sodass man Mühe hatte um sein eigenes, gemurmeltes Wort zu verstehen. Evoli konnte nur vermuten, dass Waumpel wieder einmal über jedes Wort das Schwalboss, sein Partner, sagte paranoid reagierte. Was ihr mit einem zusammenzucken von Waumpel auch prompt bestätigt wurde.       Evoli streckte den Kopf nach oben und versuchte über die Menge der Pokemon einen Überblick zu bekommen. »Kannst du Pikachu sehen?«, fragte sie, während ihre Augen versuchten das gelbe Pokemon zu erkennen. »Noch nicht.«, war die laute Antwort von Karnimani als er plötzlich freudig mit den Armen begann herumzufuchteln. »Da, ich habe ihn gefunden!«, rief er und deutete auf einen Tisch. Evoli schnippte zur Bestätigung mit dem buschigen Schweif, dass sie verstanden hatte und Karnimani ging vor und kämpfte sich durch die wuselnde Menge ehe sie endlich bei Pikachu ankamen.       Das Elektropokemon trank gerade schlürfend aus einer Tasse ein Heißgetränk. Die kaum wahrzunehmenden Dampfschwaden verrieten das. Sein Blick war starr auf etwas gerichtet was vor ihm auf dem Tisch ausgerollt lag. »Hallo.«, begrüßte Karnimani ihn und setzte sich an den Tisch zu Pikachu welches auch gleich von dem ausgerollten Blatt Papier aufsah. »Oh? Gibt es keine freien Tische mehr?«, fragte das Pikachu völlig abwesend und sah etwas verwirrt zu Karnimani und dann auch zu Evoli. Karnimani lächelte freundlich, während sich Evoli fragte wie man diesen Lärmpegel einfach ausblenden konnte und nicht mitbekam wie überfüllt dieser Laden war. »Wir sind nicht hier um etwas zu trinken, oder um dich zu belästigen. Wir haben deinen Job auf dem Infobrett gesehen und wir möchten mit dir darüber sprechen.«, klärte Karnimani ihn auf.       »Oh?«, die Ohren von Pikachu zuckten in die Höhe. »Ich verstehe. Mein Name ist Pikachu, sehr angenehm. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«, fragte er sogleich weiter. Seine Augen schienen nun aufmerksamer auf dem Erkundungsteam zu ruhen als vorher.       »Die Freude ist ganz auf unserer Seite.«, sprach Evoli vergnügt. So ein verplantes Pokemon traf man selten. »Das ist Karnimani mein Partner. Wir sind Team Sternglanz.«, stellte Evoli seinen Partner vor. »Wir möchten uns deinem Problem annehmen, aber wir haben vorher noch einige Fragen die wir gerne beantwortet hätten.« Karnimani nickte zustimmend ehe Evoli fortfuhr: »Erzählst du uns bitte, wer genau Glumanda ist und wann und wo du ihn zuletzt gesehen hast?«       »Natürlich. Setzt euch doch bitte für eine Weile hin, dann erzähle ich euch alles in Ruhe.«, sagte Pikachu und deutete auf den Tisch. Evoli setzte sich zurück und Karnimani der bereits saß, legte seine Hände übereinander auf den Tisch. »Mein Partner ist ein Shiny Glumanda. Er sieht daher ziemlich ungewöhnlich aus. Statt dem Orange hat er eine goldgelbe Färbung. Glumanda ist mein Teampartner, aber er ist kürzlich verschwunden mit meiner Wunderkarte.«, erklärte Pikachu. »Ihr sollt ihn und die Karte finden.«       »Ich dachte er ist dein Partner, aber es hört sich so an, als wäre er ein Genove?«, fragte Karnimani nachdem er einen bedenklichen Blick mit Evoli ausgetauscht hatte. Dass Glumanda eine merkwürdige Färbung hatte könnte nützlich sein, wenn er sich verstecken würde. »Hat er dich hinters Licht geführt um dir die Karte zu stehlen?« Evoli warf Karnimani einen zweifelnden Seitenblick zu. Er hatte eine wahrhaft blühende Fantasie.       »Nein, nein! So ist das nicht.«, wiedersprach Pikachu aufgeregt. »Glumanda ist mein Freund er ist nur... Er ist auf sich alleine gestellt ziemlich hilflos und auch sehr überfordert. Soweit ich weiß war er noch nie alleine auf Erkundungen weil er sich normalerweise nicht traut. Diese Wunderkarte ist eine besondere Wunderkarte müsst ihr außerdem wissen.« »Eine besondere Wunderkarte? Was ist denn an ihr besonders?«, fragte Evoli mit schief gelegtem Kopf nach.       Pikachu nimmt einen Schluck von dem Heißgetränk ehe er antwortete. »Die Wunderkarte ist nahezu komplett aufgedeckt. Es fehlen nur noch die Inseln im Nordosten die hinter dem Meer liegen, dann ist sie komplett.« Evoli und Karnimani tauschten einen Blick miteinander aus, scheinbar geisterte ihnen dieselbe Frage durch den Kopf. Wie kam ein einzelnes Pokemon an eine nahezu komplett aufgedeckte Wunderkarte ohne ein berühmter Erkunder zu sein? »Die Karte ist so besonders, weil sie von vielen verschiedenen Erkundungsteams aufgedeckt wurde. Ich habe sie verglichen und darum geben die Informationen mit ihnen auszutauschen. Sie haben alle freiwillig zugestimmt, da es dazu helfen soll, eine Karte anzufertigen die komplett aufgedeckt ist und sich nicht je danach verändert wenn man einen Ort aufsucht. Also wäre es eine Karte auf dem wirklich jeder Ort eingezeichnet ist. Jedes Team und ihre Mitglieder die dabei geholfen haben, haben auf der Rückseite der Wunderkarte unterschrieben, um sich selbst zu verewigen. Stellt euch nur mal vor wie es ist, wenn alle Pokemon die Möglichkeit hätten die Orte auf einer Karte zu sehen? Natürlich wäre es nicht genau das selbe als wenn man selbst dort hingeht, aber allein die Vorstellung ist doch atemberaubend.« Ein träumender Ausdruck fuhr über Pikachus Blick ehe er trostlos seufzte. »Aber da mir noch die Inseln im Nordosten fehlen, ist sie leider inkomplett und leider macht sich auch in absehbarer Zeit niemand auf den Weg zu den Inseln um sie zu Erkunden.«       Pikachu legte eine kleine Kunstpause ein und trank erneut schlürfend von dem Heißgetränk. Evoli fragte sich ob das Getränk überhaupt noch heiß war. »Nun, auf jeden Fall würde es einen Käufer geben der die Karte duplizieren würde um sie dann verkaufen zu können. Allerdings, da ein Teil fehlt können wir leider nur einen sehr geringen Preis rausschlagen. Glumanda und ich wollten uns auf die Reise machen, aber ich kann momentan auf keine Erkundung gehen.« Pikachu regte sich ein wenig und hob seinen Schweif der in einem Verband eingewickelt war. »Die Reise wäre zu anstrengend und ich kann im Moment wegen einem Unfall keine Elektroattacken ausführen. Ich muss mich schonen, aber der Käufer meinte, dass das Angebot in dieser Woche auslaufen würde. Ich fürchte Glumanda hat sich auf eigene Faust zu den Inseln begeben.«       »Verstehe...«, murmelte Karnimani was man wegen des Lärmpegels um ihn herum kaum hören konnte.       »Nur leider ist Glumanda sehr schreckhaft und weiß seine Fähigkeiten nicht so gut einzusetzen. Wir sind ja noch nicht mal ein richtiges Erkundungsteam, sondern nur Kartographen. Ich fürchte, dass ihm etwas Schlimmes zustößt wenn wir ihn nicht rechtzeitig finden. Wenn ihm schon etwas zugestoßen ist...«, erklärte Pikachu und stoppte als seine Gedanken wahrscheinlich bei seinem Partner hingen.       »Also sollen wir Glumanda finden und ihn zurückbringen?«, fragte Evoli nach um sich zu vergewissern. Wegen des Informationsflusses und ihren Abzweigungen verlor sie allmählich den Überblick.       »Ja. Außerdem möchte ich euch bitten, dass ich euch begleiten darf. Glumanda wird nicht einfach so zurückkommen, selbst wenn ihr mit ihm redet. Er ist ein ziemlicher Angsthase, aber wenn er sich etwas in seinen Dickschädel gesetzt hat und den ersten Schritt gelaufen ist, kann man ihn kaum bremsen.« Pikachu sah die beiden Pokemon abwechselnd und bittend an.       Karnimani legte den Kopf schief und dachte laut nach. »Meinst du, dass das eine gute Idee ist? Du meintest dass die Reise zu schwierig für dich werden könnte. Außerdem kannst du keine Attacken benutzen.«       Pikachu lächelte. »Ja, sie wird schwierig für mich alleine, aber wenn ich mit einem Erkundungsteam unterwegs bin, kann ich unliebsame Begegnungen vorbeugen. Ich kann zwar keine Attacken ausführen, aber ich kann noch prima laufen. Solange sich Glumanda noch auf der Insel befindet, sollte das kein großes Problem darstellen. Wir können ihn noch einholen, das weiß ich. Ich werde euch bestimmt nicht aufhalten. Außerdem... Wenn Glumanda dieses Opfer für mich alleine aufbringen kann, dann kann ich ihm wenigstens hinterherlaufen.«       Karnimani nickte nach wenigen Minuten. »Gut, dann kommst du mit uns mit.«       »Außerdem ist Pikachu bestimmt eine große Hilfe bei der Routenwahl die Glumanda genommen haben könnte.«, gab Evoli mit einem Schwanzschnippen zu bedenken.       Pikachu lächelte breit. »Natürlich, immerhin bin ich Kartograf.«, sprach er. »Ich denke dass Glumanda den Waldrandpfad genommen hat um auf einem anderen Pfad um den Akreiberg zu gehen. So würde er direkt zum Meer kommen auf welchem er zu den Inseln gelangen könnte.«       »Verstanden.«, Karnimani nickte zufrieden und Evoli erhob sich.       »Du kannst dich auf uns verlassen. Wir werden dich aus Kämpfen heraushalten.«, erwiderte sie und nickte ebenfalls zustimmend.       Pikachu sah erleichtert von Karnimani zu Evoli. »Da bin ich aber sehr froh. Vielen Dank schon mal. Eure Belohnung wird einzigartig sein.«       »Achja, was ist die Belohnung eigentlich?«, fragte Karnimani dem wohl gerade eingefallen war, dass es außer den Erkundungspunkten auch noch ein 'ganz spezielles Item' als Belohnung geben würde.       »Nun, ich dachte da an folgendes...«         Später in der Nähe des Akreiberges       Reptain öffnete die Augen zur Hälfte als er erwachte. Die Sonne schien noch immer, aber war gerade dabei unterzugehen. Die Blätter des Baumes unter dessen Ast er Schlaf und Schutz gefunden hatte, raschelten sanft als ein Windzug darüber hinweg wehte und sie bewegte. Das Blätterdach spendete ihm angenehmen Schatten vor der Hitze der Sonne, so hatte er mehrere Stunden lang vor sich hin gedöst. Ab und an war er aufgewacht wegen einem plötzlichen Windzug, der über die Blätter gezogen war und einmal wegen eines Raupys, das von einem Baum plumpste um wieder hinaufzuklettern. Allgemein war es hier sehr friedlich und nur wenig besucht von irgendwelchen herumwandernden Pokemon. Aber diesmal verrieten ihm seine Sinne dass es anders war. Er konnte die Anwesenheit eines sich immer weiter nähernden Pokemons spüren. Allerdings war es auch sehr langsam.       Reptain lag gegen den Baum gelehnt auf dem Ast und setzte sich auf, als ein Schmerz durch seine Klauen fuhr zuckte er unweigerlich zusammen. Er starrte auf seine Klauen an denen sich eine dicke Kruste aus Schorf gebildet hatte. Seine Füße brannten etwas, aber die Schürfwunden heilten bereits ab. Ein tiefer, unebener Schnitt war an seiner rechten Klaue wieder aufgerissen und blutete erneut. Energisch leckte er darüber um die Blutung zum stillen zu bringen. Das Blut könnte ihn verraten wenn hier jemand vorbeikommen würde. Reptain stand auf und kletterte leise weiter nach oben, sodass Blätter die direkte Sicht auf ihn versperrten. Außerdem konnte er sich hier nahezu perfekt tarnen. Seine reptilienartigen, gelben Augen suchten den Waldboden unter sich ab.       Mehrere quälende Minuten vergingen in denen Reptain angestrengt horchte als ein Schrei zu ihm hallte und ein kleines, gelbes Pokemon panisch in sein Sichtfeld rannte. »Aaaaaaahhh!!!«, schrie es und wirbelte panisch mit seinen kleinen Ärmchen herum, um scheinbar irgendetwas abzuschütteln. Ein Weberak hatte sich auf seinem Rücken festgehalten bis es sich schließlich von ihm löste und scheinbar vergnügt einen Baum hinaufkletterte. Das Pokemon sah der Spinne panisch nach und seufzte hörbar erleichtert aus. »Puh... Und ich dachte schön es wäre etwas böses...«, murmelte das Pokemon. Reptain fand, dass es wohl das ängstlichste Glumanda sein musste, dass er je gesehen hatte und auch das ungewöhnlichste. Anstatt seiner für gewöhnlich orangenen Hautfarbe war es goldgelb. Reptain verharrte weiter im Schutz der Blätter und beobachtete das Feuerpokemon das sich unwohl umsieht.       Glumanda schulterte eine kleine Tasche aus der ein zusammengerolltes, scheinbar großes Blatt Papier herausragte. Das ungewöhnlich gefärbte Pokemon sah entschlossen auf seine kleinen Fäustchen hinunter die es geballt hatte. »Ich darf nicht so ängstlich sein! Ich halte mich nur selbst auf, wenn ich immer wieder drei Schritte zurückgehe, obwohl ich vorwärts will.«, murmelte Glumanda, scheinbar um sich selbst Mut zu machen. »Es ist noch so weit... Ich hoffe Pikachu macht sich keine allzu großen Sorgen um mich...«       Reptains gelbe Augen schmälerten sich während er durch das Blätterdach auf das gelbe Glumanda starrte. Sollte das bedeuten, dass hier bald noch mehr Pokemon vorbeikommen würden? Das wäre gar nicht mal so gut... Immerhin war nur wenige Meter von hier die zukünftige Schuttruine zu sehen über der sich der Grauschleier ausgebreitet hatte. Er hatte geglaubt, dass er noch etwas mehr Zeit haben würde ehe ein Bewohner der Insel erkennen würde dass die Zeit hier angehalten hatte.       »Aber ich muss weitergehen!«, rief Glumanda plötzlich, was jeden Feind auf ihn aufmerksam hätte machen müssen und Reptain unterbrach seinen Gedankengang. »Ich werde nicht aufgeben! Ich muss es für Pikachu tun!« Reptain legte den Kopf schief. Was musste er wohl tun? Als Glumanda vorsichtig und sehr, sehr, sehr langsam weiterging blickte Reptain ihm lediglich nach und überlegte ob er ihm folgen sollte. Vielleicht würde dieses Pokemon den Grauschleier doch nicht bemerken? Oder dieses sonderbar gefärbte Glumanda würde sofort zu irgendwelchen Pokemon rennen um es zu berichten. Resigniert seufzte er.       Glumanda schreckte auf, sah sich hektisch um und fiel über einen Stein, weil er nicht auf seinen Weg geachtet hatte. Das zusammengerollte Papier in seiner Tasche fiel heraus und entrollte sich augenblicklich. Glumanda versuchte es zu greifen und hielt es verkrampft zwischen seinen Krallen fest. Er seufzte erleichtert aus. »Hab ich dich.«, nuschelte er.       Nun, da das Papier komplett entrollt war erhaschte Reptain einen Blick in das Innere des Papieres. Es sah aus wie eine Karte, sie könnte ihm möglicherweise hilfreich sein. Es sah so aus als wäre sie nahezu gänzlich aufgedeckt. Ein starker Windzug fegte über den Waldboden und entriss Glumanda die Karte und sie wehte flatternd einige Meter von ihm weg. »Neeeeein!«, rief Glumanda entsetzt und sah der Karte nach, die hinter einen Baum gefegt wurde. Reptain schmunzelte schon fast. Was für eine merkwürdige Fügung des Schicksals.       Glumanda rappelte sich auf und rannte hinter den Baum, doch die Karte war nicht hier. Wie konnte das sein? Glumanda sah sich verzweifelt um, er war sich sicher dass die Karte hinter diesen Baum geweht worden ist.       Reptain betrachtete die Karte in der Zwischenzeit genau und versuchte sich zurechtzufinden. Er überprüfte seinen derzeitigen Standort und versuchte die Orte auf der Karte zu deuten, an denen er ein Zahnrad der Zeit vermutete. Sich nicht mit der Sorge beschäftigend dass er entdeckt werden konnte, da das Blätterdach ihn vor Glumandas Augen schützte, studierte er die Karte. Die Insel in dieser Vergangenheit ist um einiges größer als in seiner Welt und auch um einiges weitläufiger. Er fand die Punkte an denen jeweils ein Zahnrad der Zeit sein musste und bestimmte ihre Richtungen als ein panischer Schrei zu ihm hinauf drang. »Neeeeiiiiiiin! Pikachu wird es mir nie verzeihen, dass ich die Karte verloren habe!« Glumanda rannte mehrmals im Kreis ehe er sich wieder verzweifelt umsah. Reptain unterdessen hielt die Karte sicher in seinen Klauen und rührte sich keinen Millimeter um nicht die Aufmerksamkeit raschelnder Blätter auf sich zu ziehen. Ein Geräusch veranlasste ihn seinen Kopf zu heben und die Luft zu prüfen. Anscheinend war dieses Glumanda nicht mehr der einzige, der in diesem Wald war.       »Na endlich! Wir haben dich gefunden.«, rief jemand durch ein Gebüsch und sprang hindurch. »Heh, kommt hier her. Ich habe ihn gefunden!«       Karnimani winkte hinter dem Busch und ein Evoli, gefolgt von einem Pikachu tauchten daraus hervor. »Wo ist er?«, fragte Pikachu und sah die Lichtung entlang.       Glumanda blinzelte als er die vielen Pokemon entdeckte. Es sah fast so aus als würde er gleich einen Heulanfall bekommen. »Glumanda! Da bist du ja! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«, rief Pikachu und rannte seinem Freund entgegen. Er fiel dem gelben Glumanda um den Hals und seufzte erleichtert aus.       »Pi-Pikachu? Was machst du denn hier? Was ist mit deiner Krankheit?«, fragte Glumanda erstarrt und blinzelte seinen Freund an. Teilweise überfröhlich, teilweise todtraurig. Als wenn er sich nicht entscheiden könnte.       »Team Sternglanz hat mir geholfen mich zu dir zu eskortieren.«, erklärte Pikachu erleichtert und löste sich von seinem Freund. »Du kannst dich doch nicht einfach alleine auf eine so weite Reise begeben Glumanda. Ich wäre fast gestorben vor Sorge!« Pikachu sah dem gelben Glumanda mahnend in die Augen.       »Pikachu... Es tut mir leid, aber ich bin so froh dich zu sehen.«, sprach Glumanda und tatsächlich lief dem ängstlichen Pokemon eine Träne über die Wange. »Ich dachte schon die Bäume um mich herum beginnen zu husten.«       »Was?« Pikachu sah seinen Freund skeptisch an. »Bäume husten nicht. Das habe ich dir doch schon einmal gesagt, Glumanda«, murmelte er schmunzelnd.       »Da bin ich aber froh, dass wir deinen Freund gefunden haben, Pikachu.«, sprach nun Karnimani und trat zu den beiden vor. Evoli folgte ihm und wedelte mit dem buschigen Schweif. »Mission abgeschlossen.«, sagte es amüsiert und schloss freudig die Augen woraufhin ihre Ohren nervös zuckten.       Pikachu betrachtete Glumanda eine Weile. »Du Glumanda? Wo ist denn die Karte?«, fragte Pikachu vorsichtig und legte den Kopf schief. »Ehm...«, Glumanda wurde ganz blass. »Die Karte... Ehm... Weißt du...«       »Jaaaah?«, bohrte Pikachu inzwischen mit leicht verengten Augen nach.       »Du wirst es nicht glauben! Der Wind hat sie mir aus meinen Händen weggeweht! Einfach so! Und dann ist sie verschwunden!«, erklärte Glumanda händefuchtelnd. Beide Ohren von Pikachu stellten sich kerzengerade auf. »Was?«, fiepte er scheinbar aus der Fassung. »Treib keine Scherze mit mir Glumanda.«       »Ich scherze nicht! Ich bin der Karte nachgejagt, als ich euch getroffen habe.«, bestätigte Glumanda während er über seine Worte stolperte. Pikachu setzte sich zurück und sah seinen Freund schweigend an. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten. Glumanda ließ den Blick auf den Boden sinken. »Es tut mir so... So und unendlich leid Pikachu... Ich weiß wie lange du an dieser Karte nun schon gearbeitet hast und wie viel sie dir bedeutet...«       Pikachu seufzte langgezogen ehe er sprach. »Weißt du Glumanda, ich habe die Karte angefangen da habe ich dich kennen gelernt. Du warst der einzige der mich nicht für einen sonderbaren Fall hielt, nur weil ich eine Karte komplett aufdecken wollte ohne die Orte selbst zu sehen.«, begann Pikachu und sah Glumanda in die Augen. »Du hast dich sogar buchstäblich von meiner Idee mitreißen lassen und es war schön nicht mehr alleine da zu stehen. Die Karte ist wertvoll, das lässt sich nicht bestreiten, aber vielmehr bedeutet mir deine Freundschaft Glumanda. Ich bin so froh dass ich dich wieder gefunden habe, ich hätte es mir nicht verzeihen können wenn du alleine auf die Erkundung zur Inseln losgegangen wärst. Was hätte ich nur gemacht, wenn du nicht mehr zurückgekommen wärst?«       Glumanda sah Pikachu noch immer ziemlich zerknirscht an, doch dieser lächelte Glumanda nun freudig entgegen. »Jetzt lach doch bitte wieder, Glumanda. Es wird zwar dauern, bis wir wieder an diesem Standpunkt einer Karte gelangen, aber ich bin mir sicher dass wir es schaffen werden. Zusammen.« Glumanda beruhigte sich und sah zuversichtlich aus. Pikachu wand seinen Blick ab und sah zu Karnimani und Evoli. »Das einzige Problem ist, dass ich den beiden versprochen habe, dass sie eine exakte Kopie der Karte bekommen werden, bis auf den Teil mit den Inseln im Nordosten im Austausch dafür, dass sie mir helfen dich wieder zu finden.«       Karnimani schüttelte mit dem Kopf und lächelte breit als Glumanda schon entsetzt dreinblickte und den Mund geöffnet hatte um etwas zu sagen. »Das ist schon in Ordnung.«       »Aber ich habe ansonsten überhaupt keine richtige Entlohnung dafür, dass ihr mich zu Glumanda geführt habt.«, sprach Pikachu etwas verlegen, doch auch Evoli schüttelte nun den Kopf. »Das macht nichts. Wir haben einen Auftrag erfüllt und euch beide wieder zusammengeführt. Das ist uns bereits viel Wert.«       »Wirklich?«, fragte Pikachu und sah Evoli und Karnimani an als wären sie gerade vom Himmel mit schlagenden Flügeln herunter gesegelt, um ihm ein Stück Käsekuchen vorbeizubringen. »Na klar. Aber wir sollten uns jetzt wieder auf den Weg nach Schatzstadt machen. Es ist schon spät und die Sonne wird bald verschwinden. Wir müssen wohl einen Teil der Stecke im Dunkeln der Nacht zurückgehen, aber das sollten wir schaffen wenn wir zusammen bleiben.«, sagte Karnimani und wand sich zu der Richtung um, aus der sie gekommen waren. »Also, Abmarsch.«, rief er. Glumanda und Pikachu tauschten noch einen Blick miteinander aus, dann stimmten mit einem freudigen »Ja!«, ein und schlossen sich Karnimani an.       Reptain wand seinen Blick wieder auf die Karte in seinen Klauen. Er studierte sie noch einige Sekunden genau, prägte sich jedes Detail ein ehe er sie durch die Blätter nach unten segeln ließ. Da hatte er die Karte doch glatt aus seinen Klauen verloren. Wie ungeschickt von ihm.               Es wäre ihr überhaupt nicht aufgefallen, wenn sie nicht die Augen für ein paar Sekunden geschlossen hätte. Wenn sie ihre Augen schließt, verlässt sie sich vollkommen auf ihren Geruchssinn und ihr Gehör, dies rührt daher, da sie eine Erkundung mit Karnimani gemacht hatte in der sie durch eine sehr dunkle Höhle gehen mussten und kaum etwas gesehen haben. Und genau eben dieser Geruchssinn hatte ihr verraten, dass der Hauch von Blut in der Luft lag. Frisches Blut. Als sie hinter sich noch ein merkwürdiges, schweres, flappendes Geräusch hörte hielt sie inne. »Geht schon einmal vor.«, murmelte sie zu Karnimani als sie schon mehrere Schritte von der Lichtung entfernt waren. »Ich komme gleich nach.« Karnimani sah seinen Partner an. »Sollen wir auf dich warten?«, fragte er doch Evoli schüttelte den Kopf. »Nein. Es geht schnell und ich werde euch sicher einholen. Ich will nur etwas nachsehen und schließlich bin ich flink.«, zwinkerte sie ihm zu.       »Gut.« Karnimani nickte, doch etwas der Zuversicht wich aus seinem Gesicht als sich Evoli umdrehte. »Komm schnell wieder.«       »Na klar.«, beteuerte Evoli und huschte zwischen den Büschen zurück auf die Lichtung. Dort angekommen schloss sie noch einmal die Augen und reckte die Nase in die Luft. Sie hatte sich wirklich nicht getäuscht. Der Duft war abgestanden, aber sie roch ganz deutlich den feinen Hauch von Blut der in der Luft lag. Evoli folgte der Spur als ihr Blick auf etwas fiel, was auf dem Boden unter einem Baum lag. Sie drückte sich unwohl auf den Boden geduckt weiter vorwärts und schnüffelte an der Karte. Vor wenigen Minuten war sie noch nicht dort gelegen, sie war sich ganz sicher. Der Geruch von Blut hing an der Karte und Evoli rümpfte die Nase. Sie fühlte sich unwohl, es kam ihr vor als würde sie von irgendwoher beobachtet werden. Als würde sich ein Augenpaar direkt durch ihren Pelz brennen. Doch sie konnte nicht sagen woher. Gerade wollte sie die Karte zusammenrollen als sie sich doch anders entschied. Eine unsichtbare Macht zog sie einige Meter aus der Lichtung hinaus. Sie kroch unter einen großen Busch hindurch, verließ die Lichtung und sprang auf einen umgestürzten Baumstamm. Ihre Augen weiteten sich, als sie über die Wiese starrte die sich im Wind der darüber wehte bog, während sich dahinter ein kalkgrauer Berg abhob. Es war fast so, als würde der Berg von einem grauen Schleier umhüllt worden sein. Ihre Ohren legten sich an und sie drückte sich flach auf den Baumstamm. Was war dort nur geschehen? Das ist doch der Akreiberg? Warum sah er so merkwürdig grau aus?       War es vielleicht das, was Plaudagei ihnen erzählt hatte? Evoli spähte genauer und ihre Augen verengten sich. Dort drüben auf der anderen Seite, dort wehte kein Wind soweit sie es erkennen konnte, während die Blätter ober ihr rhythmisch im Wind raschelten. Kein Flugpokemon zog seine Kreise um den Berg, so wie sie es sonst in Scharen taten. War es... War dort etwa die Zeit stehen geblieben? Aber wie konnte das sein? Dies hier war doch nicht das Schemengehölz, sie waren sogar bemerkenswert weit davon entfernt. Warum...? Wie...?       Doch plötzlich schien es, als würde der Geruch von Blut ihre Nase ganz deutlich umwehen als sich der Wind drehte. Evoli starrte nach oben zu dem Blätterdach. Sie war sich sicher, dass sie beobachtet wurde und vielleicht auch verfolgt. Evoli versuchte durch das Blätterdach hindurch zu blicken um herauszufinden, woher man sie angreifen könnte. Wer sie angreifen würde. Sie plusterte ihr Fell auf und machte sich größer als sie war, während ihr buschiger Schweif von einer zur anderen Seite peitschte. Sie hob ihre Lefzen und starrte noch immer auf das Blätterdach.       Doch nichts geschah. Kein Blatt regte sich mehr als der Wind nachließ. Aber das Gefühl beobachtet zu werden, wollte sich nicht legen. Kampflos würde sie sich nicht anfallen lassen. Immer noch starrte sie auf das Blätterdach an eine ganz bestimmte Stelle. Sie wollte nicht weichen. Sie war sich sicher, dass ihr Gefühl sie richtig leitete und dass sie aus genau dieser Stelle heraus angestarrt wurde. Von etwas oder von jemanden, aber sie konnte nichts erkennen. Zu dicht waren die Blätter.       Sehr langsam bewegte sich Evoli, noch immer nach oben an dieselbe Stelle starrend aus die der Geruch plötzlich von dem Wind an sie herangetragen wurde. Sie glitt von dem Baumstamm hinunter und huschte zurück zu dem dichten Busch. Sie verlor den Blickkontakt. Dann huschte sie pfeilschnell aus dem Busch heraus, über die Lichtung, schnappte mit den Zähnen nach der Karte und rannte weiter. Sie preschte durch das Gebüsch dem Geruch von Karnimani, Pikachu und Glumanda hinterher.       Gehetzt stieß sie wieder zur Gruppe und versuchte ihr Herz zu beruhigen. »Da bist du ja wieder - Was ist das denn?«, fragte Karnimani als er sich zu Evoli umdrehte.       »Du hast sie gefunden!«, rief Glumanda freudestrahlend aus, als Pikachu ihr die Karte aus dem Mund nahm. »So behandelt man keine Karte...«, murmelte Pikachu und untersuchte sie auf Beschädigungen. Evoli schluckte und starrte auf die Karte. Eine so plötzliche Panik war über sie hereingebrochen, dass sie die Karte am liebsten liegen gelassen hätte. Pikachu und Glumanda freuten sich riesig über die wieder gefundene Karte und plapperten aufgeregt miteinander.       »Was ist denn passiert? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen.«, fragte Karnimani leise an Evoli gewandt. »Ich? Gar nichts.«, stellte Evoli erschreckend ruhig klar.       »Dein Fell sagt etwas anderes. Selten warst du so zerzaust.«, argumentierte Karnimani und Evoli leckte sich schnell ein paarmal über die Schulter um ihr Fell zu glätten. »Ich... Ich erzähle es dir, wenn wir zur Gilde zurückgekehrt sind.«, beteuerte Evoli. Karnimani sah sie merkwürdig an, ehe er nickte und die vier Pokemon den Weg weiter Richtung Schatzstadt fortsetzten. Evoli war sehr erleichtert, auch wenn die Nacht bereits nach wenigen Minuten über sie hereinbrach. Vermutlich wollte sie von allen Vieren am meisten, diesen Teil des Waldes so schnell wie möglich hinter sich lassen.               Reptain starrte Evoli hinterher während er auf der Stelle wie eine Salzsäule verharrte. Noch immer wagte er es nicht auch nur einen Muskel zu bewegen. Evoli hatte nicht nur das Blätterdach angestarrt, sie hatte ihm für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen gestarrt. Schnell hatte er die Augen geschlossen damit er sich nicht verrät, in der Hoffnung sie würde ihn nicht entdecken. Erst als der Busch unter ihm kaum merklich erzitterte, hatte er es gewagt wieder seine Augen zu öffnen. Reptain ließ sich nun etwas entspannter auf den Ast sinken, doch seine Gedanken wirbelten umher. Und so hatte man doch bereits erkannt, dass ein weiteres Zahnrad der Zeit nicht mehr an dem Platz war, an dem es eigentlich sein sollte. Er seufzte schwer als er realisierte, wie ihm die Zeit davonlief.       Reptain rief sich die Karte in sein geistiges Auge. Sie war nahezu komplett gewesen, nur eine Inselkette im Nordosten war noch nicht gezeichnet worden, aber die brauchte er auch nicht. Die Zahnräder der Zeit befanden sich allesamt auf der Insel. Die Wüste, die Kristallhöhle und der Nebelwald lagen nahezu in einer Geraden. Die Zahnräder der Zeit waren bereits in greifbarer Nähe, aber wo sollte er nun als nächstes zuschlagen? Er musste vorsichtig vorgehen, damit man ihm nicht allzu bald auf die Schliche kommen würde. Solange seine Identität unbekannt blieb, musste er auch sicher gehen dass es so bleibt.       Sein Blick wurde auf einmal weich und ein kaum hörbares seufzen verließ seinen Mund als er die letzten Sonnenstrahlen auffing und den orangeroten Himmel in seinem Blick einfängt. Was wohl Skampi jetzt gerade tat... Reptain prüfte die Luft. Es kam ihm banal vor, aber irgendwie hatte er das Gefühl, als würde ihr Geruch von dem Wind zu ihm getragen werden. Von einer Sekunde auf die nächste legte sich eine tiefe Traurigkeit über ihn. Diese Pokemon dort unten auf dem Waldboden hatten sich eben wieder gefunden. Die Glücklichen. Wann würde er Skampi wieder finden? Reptain wartete noch eine Weile ehe er durch den Wald sprang. Ein sprudelndes, sanftes Geräusch drängte sich an seine Ohren und er erkannte einen kleinen Flusslauf der sich durch das Wäldchen Abwärts zog. Erst nach mehreren Minuten des Prüfens wagte er es, seine Deckung zu verlassen und an den Rand des Teiches zu gehen. Er tauchte seine Füße und die Klauen in das kühle Nass. Mit geschlossenen Augen genoss er die kalte Frische des fließenden Wassers, welches seinen Schmerz linderte.       Reptain musste vorsichtiger sein. Er wusste, wo ihn sein Weg nun als nächstes hinführen würde und er hatte auch einen Plan welches Zahnrad der Zeit er sich dann anschließend schnappen würde. Aber er musste besser auf sich aufpassen, denn schließlich war er jetzt schon ziemlich weit gekommen. Zwei Zahnräder der Zeit hatte er bereits gesammelt und wenn er jetzt wegen einer Unachtsamkeit wie einer schweren Verletzung aufgeben müsste... Er könnte sein eigenes Spiegelbild nicht mehr betrachten.       Als sich der Schleier der Nacht über das Land legte, war Reptain schon lange wieder auf einen Baum gesprungen und durchquerte den Wald. Er hatte mehrere Kilometer hinter sich gelassen, bis er einen anderen Teil des Waldes erreichte. Mit Leichtigkeit, aber mit einem pochenden Schmerze in seiner rechten Klaue, kletterte er bis zu der Baumkrone und durchbrach sie. Er überblickte das nun in die Nacht getauchte Land. Abermals kommt ihm in den Sinn, dass sogar die Dunkelheit, welche die Nacht über das Land ausbreitete, ihm immer noch heller vorkam, als die Dunkelheit, die in seiner Welt herrschte. In der Zukunft.         Angespornt von dem zweiten Zahnrad der Zeit welches sich in seinem Beutel befand, nutzte das Pflanzenpokemon die Nacht um weit in den Osten hinein zu reisen. Bei jedem Geräusch hielt er inne, fast wie erstarrt. Er hoffte inständig, dass man ihm noch nicht auf die Schliche gekommen war, dass er es war, der die Zahnräder der Zeit aus ihren vorgesehenen Plätzen in den Regionen entfernte und mit sich nahm. Sie würden es 'Diebstahl' nennen. Ja, das war es wohl was sie alle über ihn denken würden. Es war ihm aber herzlich egal, was die Pokemon in dieser Welt, in seiner Vergangenheit über ihn dachten, denn er existierte hier ja noch nicht einmal. Gerade rannte Reptain, die Arme nach hinten angelegt über ein Feld. Fast hätte man meinen können, dass er darüber flog, so schnell glitt er durch das hüfthohe Gras welches sich unter seinen Bewegungen sanft bog. Bald würde die Sonne aufgehen, das konnte er riechen. Die Luft roch anders, wenn der Sonnenaufgang bevorstand. Er musste noch einen geschützten Waldbereich erreichen, ehe sie ihr Licht über das Land werfen würde.       Das erste Mal seitdem er diese Insel betreten hatte, empfand er die Sonne nun als einen Feind. Als einen Feind, die ihn aufdeckte und seine Identität allen preisgeben würde. Aber es war doch auch ein sehr angenehmer Feind. Bei dieser Überlegung schüttelte Reptain innerlich den Kopf. Was für einen Unfug dachte er sich da eigentlich gerade zusammen? Die Sonne war nicht sein Feind. Sie konnte es überhaupt nicht sein, viel zu schön war sie dafür. Er war einfach nur zu paranoid. Die Angst, ertappt zu werden ehe er alle Zahnräder der Zeit eingesammelt hatte, schlug wie ein Raubtier die Klauen in seinen Nacken.       Vor ihm erstreckte sich das freie, offene, weite Feld. Reptain stoppte unerwartet und reckte seinen Kopf in die Höhe um sich umzusehen, dann änderte er seine Laufrichtung, da seine gelben Augen das erfasst hatten, was er suchte. Ein Waldrand der an eine grüne Wiese endete war sein Ziel als er direkt darauf zusteuerte, während sich die ersten Sonnenstrahlen einen Weg über das Land suchten und den vernebelten Schleier der Nacht durchbrach. Sie erreichten auch Reptain der noch wenige Schritte vor sich hatte ehe er den Schwung seiner Geschwindigkeit nutzte um einen hohen Baum hinaufzuspringen. Er landete abfedernd auf einem Ast, welcher unter seinem plötzlichen Gewicht des Aufsprungs begann zu wippen. Reptain hielt sich an dem schrägen Stamm fest der in einer Astgabel mündete, bis das Zittern unter seinen Füßen nachgelassen hatte.       Erschöpft und müde sah Reptain der Sonne entgegen, die nun schon zur Hälfte zu sehen war, wie sie sich ihren Weg über den Himmel suchte. Noch immer hatte die Sonne eine magische und belebende Wirkung auf ihn, wenngleich er sie jetzt schon sehr oft aufgehen sehen hatte, hatte sie doch nichts von ihrer Bedeutung für ihn verloren. Nein, sogar das Gegenteil war der Fall. Sie wurde mit jedem Mal wenn sie die Finsternis der Nacht vertrieb bedeutungsvoller. Reptain ließ sich auf den Ast sinken und lehnte sich gegen den Stamm der in einer Astgabel mündete. Über ihm rauschte sanft ein Blätterdach, als es von dem Wind und der Morgenluft gestreichelt wurde. Reptain schloss die Augen und atmete tief aus. Er hatte noch eine weite Reise vor sich, aber er musste sich jetzt ausruhen. Seine Füße pochten leicht und seine Klauen waren ebenfalls noch nicht verheilt. Zusätzlich kam der tiefe Schnitt in seiner rechten Klaue, die ihm noch immer starke Schmerzen bereitete. Irgendwann schlief Reptain ein. Er konnte noch nicht einmal genau sagen wann. Nur dem leisen Rauschen der Blätter hatte er gelauscht ehe er eindöste.         Die Sonne erreichte nun ihren höchsten Punkt und knallte gnadenlos über das Blätterdach unter dem Reptain döste. Langsam wurde er wach, als sie ihn durch einen Spalt in den Blättern blendete. Blinzelnd rieb er sich mit den Klauen über das Gesicht und versuchte seine Orientierung wiederzufinden. Immer noch war es für ihn fremd, dass diese Welt, die nicht seine eigene war, so belebt und lebendig war. Voller Geräusche, Gerüche und Licht. Er stand auf und streckte seine Gelenke und seine Blätter an den Unterarmen durch. Da die Sonne am höchsten Punkt stand, glaubte er, dass nun auch viele Pokemon unterwegs sein mussten. Diese Erkundungsteams, wie sie sich selbst nannten, waren außergewöhnlich aktiv. Aber den wirklichen Sinn hinter diesen Zusammenschlüssen konnte er nicht verstehen. Was war es nur, was diese Pokemon antrieb?       Reptain ging in die Hocke und durchforstete mit seinen scharfen Augen seine Umgebung. Aus einem ihm unbekannten Grund kam ihm dieser Teil des Waldes sehr vertraut vor. Es fiel ihm aber erst jetzt wirklich auf, wo er sich auf seine Umgebung konzentrierte. Flink sprang er von dem Ast auf dem er geschlafen hatte auf einen anderen Baum. Er schlug seine Klauen in die Rinde des Stammes, aber sprang gleich wieder davon ab indem er sich abstützte. An einem Strauch sammelte er einige Beeren, die er dann auch aß nachdem er an einem Fluss angekommen war. Wenn ihn nicht alles täuschte, war dies der Wald in dem er gelebt hatte, bevor er sich weiterentwickelt hatte. Der Teil indem er Skampi das erste Mal begegnet war, als sie noch ein kleines Mädchen gewesen ist.       Für eine kurze Zeit schwelgte Reptain in seinen eigenen Erinnerungen. Schöne Erinnerungen. Erinnerungen, in denen sie sich stundenlang unterhielten. Er war damals selbst noch so naiv gewesen, aber auch sehr verbittert und störrisch. Vorsichtig tastete er nach seinem Beutel, in dem die beiden Zahnräder der Zeit ruhten, die er bis jetzt gefunden hatte. Sie waren der Grund der seinen Weg mit dem von Skampi so sehr verwoben hatte. Er bereute keine einzige Sekunde, die er mit ihr verbringen durfte, auch wenn er am Anfang mehr als einfach nur unhöflich gegenüber dem kleinen Mädchen gewesen war. Jetzt sogar ertappte er sich wieder dabei, wie er nur an das Mädchen dachte mit den braunen Haaren und ihrem bezaubernden Lächeln. Sie war es gewesen, die für ihn eine Sonne in sich aufgehen hat lassen. Wie nur, hatte er sie verlieren können?       Reptain schüttelte den Kopf. Er durfte sich nicht zu sehr auf Skampi konzentrieren, auch wenn er sie unendlich vermisste. Wenn er sich um sie sorgte, würde er irgendetwas Wichtiges nicht beachten oder zu vorschnell handeln. Er musste sich auf die Mission konzentrieren, die Mission, die er mit Skampi zusammen begonnen hatte. Reptain ließ seine  wachsamen Augen über seine Umgebung schweifen. Das hohe Gras bog sich im leichten Wind, der zart darüber strich. Er mochte es nicht, wenn er aus dem Schutz der Bäume vortreten musste, jedoch fand er hier keinen anderen Weg. Schwungvoll sprang er von dem Ast in einen Busch weiter unter ihm hinein und trat in das hohe Gras. Geduckt schlich er durch das Hüfthohe Gras und bahnte sich so seinen Weg immer weiter in Richtung Osten         Reptain kam nur sehr langsam voran um auch nur in die Nähe seines nächsten Ziels zu gelangen. Er musste oft anhalten, wenn andere Pokemon vorbeikamen und sich einen Unterschlupf suchen, wo er vor ihren Augen verborgen bleiben würde. Wenn er an ein Waldstück vorbeikam, war es anders. Dort konnte er sich schneller bewegen, indem er kraftvoll von einem Ast zum anderen sprang. Er kam langsam voran, aber er achtete sehr sorgsam darauf, dass er vollends verborgen vor fremden Augen und Ohren war.       Zwei weitere Tage verstrichen, ehe er endlich seinem Ziel zum greife nahe war. Die Pokemon in dieser Zeit nannten diesen Ort den 'Nebelwald'. Er selbst kannte den Ort aber unter einem anderen Namen. Den Düsterwald. Dies war der Ort an dem Skampi und er immer Celebi getroffen hatten, bis auf das erste Mal. Wie es ihr wohl ging? Ob sie von den Zobiris gejagt wird? Er schüttelte den Kopf und verdrängte seine Gedanken, genauso wie er es geschafft hatte die Gedanken an Skampi zu unterdrücken. Er trat nun in den Nebelwald ein und er konnte sofort nachvollziehen, warum dieser Ort besonders erdrückend in seiner Welt war und warum er in der Vergangenheit einen anderen Namen hat. Ein dichter Nebel baute sich wie eine Wand vor ihm auf und hüllte den kompletten Wald in einen weißen Schleier. Sogar Reptain, der sehr gute Augen hatte, musste öfters anhalten um sich zu orientieren. Er wusste wo die einzelnen Bäume standen, aber nur aus seiner Zeit. Wirklich verlassen konnte er sich darauf nicht, außerdem wollte er sich vergewissern, dass er niemanden über den Weg lief. Man konnte nur wenige Schritte weit sehen, ehe alles dahinterliegende nur noch schemenhaft zu identifizieren war. Je tiefer er in den Wald vordrang, desto angespannter wurde er. Das Zahnrad der Zeit, es war hier in einem See, dem Nebelsee, aber er konnte weit und breit nichts erkennen was auch nur im Entferntesten auf einen See deuten lassen würde. Er hielt inne und durchforstete seine Erinnerungen. Ja, hier war es schwieriger an das Zahnrad der Zeit zu gelangen. Er erinnerte sich daran, wie Skampi das Geheimnis um die Statue von einem Legendären Pokemon entschlüsselt hatte. Er musste zuerst ein Artefakt finden welches laut Legenden tief in dem Wald versteckt war um es dann in das Herz der Statue von Groudon einzusetzen. Melioriekristall, so nannte man dieses Artefakt. Es soll rot leuchten und einen Kern aus reiner Energie besitzen der immerzu Wärme ausstrahlte. Dies sollte sein nächstes Ziel also sein, den Melioriekristall zu finden, aber wo war dieser Stein? Tief im Wald war nicht unbedingt eine große Hilfe, wenn er jetzt so darüber nachdachte.       Noch während er darüber nachdachte, wo er den Melioriekristall finden sollte - wobei er sich fragte wie er in diesem dichten Nebel überhaupt etwas finden sollte - geschah etwas womit er nicht gerechnet hatte. Sein wachsamer Geist war das einzige das ihm eine stille Warnung für eine sich nähernde Veränderung gab. Reptain sah sich argwöhnisch um, doch erkennen konnte er nichts durch die weiße Nebelwand die ihm umgab. Er starrte in die Ferne in den Nebelschleier direkt hinein, doch genau dieser Schleier war es, der sich langsam auflöste. Reptain sah sich verwirrt um und sprang dann schnell auf einen Baum in seiner Nähe, der durch das verziehen des Nebels sichtbar geworden war. Im Schutz der Blätter spähte er mit seinen scharfen Augen durch den Wald, der allmählich immer deutlicher zu erkennen war. Der weiße Schleier des Nebels löste sich komplett auf und Reptain hob seinen wachsamen Blick. Seine gelben Augen weiteten sich kurz, doch dann lächelte er in sich hinein. Natürlich, das hatte der Nebel verborgen gehalten. Wie hätte er den Nebelsee je finden können wenn er an einem solch ungewöhnlichen Ort war?       In der Mitte des Waldes ragte ein Berg hoch hinauf. Die unförmige Form wurde nach oben hin immer breiter. Mehrere Wasserfälle rauschten von dort an den Klippen der Seiten hinunter und donnerten im freien Fall nach unten in einen Fluss. Dort oben musste der Nebelsee sein in dem er das Zahnrad der Zeit finden würde. Reptain befand sich noch am Waldrand, er arbeitete sich langsam und vorsichtig durch den Wald. Bedacht darauf, leise zu sein prüfte er aufmerksam ständig die Luft und versuchte herauszufinden, ob sich Pokemon in seiner Nähe aufhielten, denn eine Sache beschäftigte ihn sehr.       In der Zukunft, seiner Welt, als Skampi und er hinter das Geheimnis des Melioriekristalls gekommen waren, hatte Skampi erzählt, dass das Einsetzten des Kristalls in das Herz von der Statue von Groudon den Nebel vertreiben würde. Sie hatten es nicht ausprobieren können, da man den Stein zwar einsetzen konnte, es aber keinen Effekt auf die Umgebung hervorgerufen hatte. Beide hatten vermutet, dass das so war, weil die Zeit in ihrer Welt stehen geblieben ist. Skampi hatte lediglich eine Vision gehabt die bestätigte, dass sich der Nebel verziehen würde. Aber nun war bereits der Nebel verschwunden, also musste irgendjemand hinter das Geheimnis der Statue von Groudon gekommen sein. Das Herz von Groudon, der Melioriekristall, wurde in seine Brust gesetzt und das hatte den Nebel verscheucht. Irgendjemand war noch hier, doch wer? War es vielleicht...?       Reptain stoppte plötzlich und starrte nach oben zu dem Bergkollos, der noch immer weit von ihm entfernt war und gegen jede Erdanziehungskraft protestierte. Ist vielleicht Skampi gerade hier um das Zahnrad der Zeit zu holen? Reptain setzte sich schlagartig und fast schon hetzend in Bewegung. Wenn es wirklich Skampi war, musste er sie treffen, wieder finden, damit sie zusammen die restlichen Zahnräder der Zeit finden konnten. Oder hatte Skampi vielleicht, wie er auch, bereits zwei Zahnräder gefunden? Reptain vergaß seine Achtsamkeit leise durch den Wald zu schleichen. Für ihn war im Moment nur eines wichtig. Er musste Skampi erreichen. Die Sonne stand bereits sehr tief über dem Wald, bald würde es dunkel werden.         Der Schleier der Nacht legte sich bereits über den Nebelwald, als Reptain endlich die Statue von Groudon erreichte. Er untersuchte die Statue sorgsam, doch bereits auf den ersten Blick entdeckte er den Melioriekristall, der in die Brust der Statue gesetzt worden war. Ja, das musste Skampi gewesen sein. Er wusste nicht warum er sich so sicher war, aber doch hatte er absolut keine Zweifel daran. Vermutlich war sie bereits am Nebelsee, oder würde diesen bald erreichen. Reptain umrundete den Berg um einen Eingang zu finden, den er auch schließlich erreichte. Er betrat ihn und eine dampfige Hitzewelle schlug ihm entgegen. Im Inneren der Höhle war es brühend heiß und er fragte sich wodurch diese Hitze hervorgerufen wurde.       Während er durch den Höhlengang lief, der immer weiter anstieg und es immer heißer wurde, fragte er sich was wohl geschehen würde, wenn Skampi genau jetzt das Zahnrad der Zeit entfernen würde und er nicht schnell genug aus der Höhle herauskommen konnte. Würde er in dem Grauschleier, in dem Zeitstillstand gefangen werden? Würde Skampi vielleicht gar nicht bemerken, dass er hier dann festsitzen würde? Und warum wartete sie so lange damit, das Zahnrad der Zeit an sich zu nehmen?       Von der Zeit an dem sich der Nebel verzogen hatte, bis jetzt war eine ganze Weile vergangen. Neben Reptain spie ein kleiner Krater Unmengen an kochendem, heißem Dampf aus. Reptain sprang zur Seite und hielt schützend einen Arm vor sein Gesicht. Hoffentlich würde er hier bald wieder raus kommen, denn er als ein Pflanzenpokemon war gegen dieses feurige Element sehr im Nachteil. Er würde definitiv den kürzeren ziehen.       Endlich erkannte Reptain den Ausgang. Der Mond war wieder ein Stückchen größer geworden und erhellte den Weg, der sich vor der Höhle erstreckte. Reptain trat in die sternenklare Nacht. Wenige Wolken zogen sich über den Himmel und nur gelegentlich schob sich der Fetzten einer Wolke über die Sterne. Nur kurz schob sich gerade eine Wolke nachdenklich langsam vor den Mond um ihn kurzzeitig zu verdecken. Reptain verengte die Augen und sah sich argwöhnisch um, als ein unbehagliches Gefühl an seinem Rücken entlang kroch. Er hatte die ganze Zeit mit dem Gedanken an das Wiedersehen von Skampi gespielt, dass er nicht darüber nachgedacht hatte, was ihn hier wohl erwarten könnte. Das unbehagliche Gefühl in ihm stieg weiter an als er seine Umgebung betrachtete. Zu seinen Seiten ragten hohe Felswände in die Höhe und ebneten so den Pfad der vor ihm lag, doch er selbst fühlte sich immer mehr wie auf einem Präsentierteller.       Ein lautes, gebieterisches Brüllen zerriss die Stille und ein Stampfen erschallte, welches den Boden auf dem er stand zum beben brachte. Reptain spannte sich an und nahm eine lockere Abwehrstellung ein, während er seine Klauen hob. Die Halmblätter an seinen Unterarmen raschelten leicht als er sie anspannte. Sie waren seine stärksten Waffen in einem Kampf.       Ein gigantisches Monstrum von einem Pokemon polterte langsam den Pfad entlang und kam direkt auf ihn zu. Es baute sich bullig vor Reptain auf und brüllte abermals. Seine weißen Klauen und Stacheln am Körper funkelten im matten Mondschein, während Linien an seinem Körper feuerrot aufloderten. »ICH BIN DER WÄCHTER DES NEBELSEES! DU BIST ZU UNRECHT HIER EINGEDRUNGEN!«, raunte das große Pokemon mit einer Stimme, welches dem Geräusch von herabrollenden Felsen eines tiefen Steinbruchs gleichkam. Reptain verengte irritiert seine Augen während er sich nur noch mehr anspannte, als er das Pokemon erkannte. Groudon hob seine massigen Pranken und peitschte mit dem Schweif umher während seine Augen auf Reptain brannten. Was hat das Legendäre Pokemon welches die Erde erschaffen hatte hier nur zu suchen?       »VERSCHWINDE ODER ICH WERDE DICH VERTREIBEN!«, rief Groudon in seiner steinrollenden Stimme. »Ich werde nicht umkehren!«, entgegnete Reptain und Groudon brüllte erneut, diesmal wütend. »DU WIRST VERSCHWINDEN, ODER STERBEN!«, grollte es drohend und stürzte sich sofort mit seinem riesigen Körper auf Reptain. Groudon hob die Pranken und schlug auf die Stelle ein, auf der Reptain stand, doch Reptain war sehr flink. Mit einem Ruckzuckhieb katapultierte er sich in die Luft über Groudon und ließ sich fallen um den Schwung seines Falls mit einer Slamattacke zu kombinieren.       Er traf mit seinem Halmblatt auf dem Kopf das legendäre Pokemon an der Schulter, doch dieses Pokemon schien noch nicht einmal bemerkt zu haben, dass es angegriffen wurde. Er hob nur seine Pranke und holte gegen das verglichen kleine Pflanzenpokemon aus. Reptain wurde weggeschleudert und knallte mit dem Rücken gegen eine Felswand, an der er unsanft hinunterrutschte. Doch er rappelte sich schnell wieder auf und sein Kampfeswille war geweckt. Mit viel Kraft stößt er sich von der Felswand ab um wieder auf Groudon zuzukommen, doch dieser schlägt in dem Moment mit dem breiten Schweif auf den Boden und ein Erdbeben wurde entfacht. Reptain verlor den Schwung den er eben noch gehabt hatte und auch den Halt, als er auf dem Boden mit den Füßen landete, welcher unnatürlich stark erzitterte. Er bemühte sich um sein Gleichgewicht, während Groudon wieder mit seiner Pranke ausholte, und direkt auf Reptain zuhielt, welcher sich noch nicht zielsicher bewegen konnte. Reptain konnte nur unter Mühen einen sicheren Sprung zur Seite machen, aber es war gerade genug um nicht getroffen zu werden. Als Groudon nach ihm ausschlagen wollte, hielt sich Reptain mit seinen Klauen hartnäckig an der Pranke des legendären Pokemon fest. Groudon brüllte voller Wut und versuchte Reptain fortzuschleudern, doch dieser hielt sich verbissen an dessen Pranke fest. Reptain nutzte einige Sekunden in denen Groudon wiederum voller Wut brüllte, um an seinem Handgelenk nach oben zu klettern, sodass er auf seinen Rücken springen konnte. Dort hielt er scherenförmig beide Arme vor sich überkreuzt. Seine Halmblätter die an beiden Handgelenken herauswuchsen, verbanden sich zu einer einzigen, grün glühenden Klinge und Reptain schlug mit seinen Laubklingen zu, direkt auf Groudon wo sich sein Genick befinden sollte.       Groudon brüllte wutentbrannt, aber schwach. Es dauerte nicht lange und er kam ins Wanken. Reptain setzte noch einmal mit seinen Laubklingen nach. Er zielte wieder auf dieselbe Stelle und bohrte seine Laubklingen tief in die bereits zugefügte Wunde des legendären Pokemons. Groudon begann von dieser Stelle heraus zu kriseln. Reptain verengte die Augen skeptisch. Er sprang mit einem Ruckzuckhieb in die Luft als sich der Koloss vornüber zu Boden neigte und fiel. Das legendäre Pokemon kriselte an seinem ganzen Körper. Seine Erscheinung verzerrte sich und wurde ungleichmäßig. Was hatte das denn zu bedeuten? Reptains Laubklingen teilten sich wieder zu den Halmblättern, welche auch ohne die grün, glühenden Klingen scharf waren und noch immer genug Schaden anrichten konnten. Er starrte auf das Pokemon, das er eben mit merkwürdiger Leichtigkeit besiegt hatte. Ein legendäres Pokemon. Die Erscheinung von Groudon verzerrte sich weiter bis es plötzlich verschwand. Mit noch immer argwöhnisch verengten Augen, sah Reptain auf die Stelle wo es gelegen hatte um sich selbst erklären zu können was gerade passiert war. Doch er konnte sich einfach keinen Reim auf das bilden, was gerade geschehen war.       Reptain wand sich dem Pfad zu und rannte in die Richtung aus der Groudon – oder wie auch immer man das eben nennen konnte – gekommen war und blickte sich aufmerksam um. Darauf achtend, ob ihm noch eine Falle gestellt werden würde, erreichte er schließlich den See, den er gesucht hatte. Mit einem angenehmen, merkwürdig sanften Ausdruck auf dem Gesicht sah er das grüne Licht, welches von der Mitte des Sees an die Oberfläche Schimmerte und die Nacht um ihn herum in seinem Schein erhellte. Einige Volbeat und Illumise schwirrten über den See herum und leuchteten matt, nahmen Reptain allerdings nicht zur Kenntnis, der fast schon verträumt über den Nebelsee starrte. Solch ein schöner Anblick, doch wenn er das Zahnrad der Zeit aus dem See nehmen würde, wäre dieser Anblick mit einem Schlag erloschen. Allerdings nicht für lange.       Plötzlich war ein Summen über Reptain zu hören, welches ihn aus seinen Gedanken riss. Mit verengten Augen starrte er auf die Stelle und erkannte eine gelbe Lichtkugel. Das Summen wurde lauter und wenige Herzschläge später erschien ein Pokemon aus dem inneren des Lichtes. Es war weiß und hatte so etwas wie eine Art gelbe Kappe auf dem Kopf gezeichnet. Reptain starrte das Pokemon misstrauisch an, als dieses ihn wohl nachdenklich ansah, allerdings waren seine Augen komplett verschlossen. »Wer bist du und was suchst du hier am Nebelsee?«, fragte das Pokemon mit einer merkwürdig ruhigen Stimme.       Reptain zögerte einige Herzschläge in denen er das fremde Pokemon misstrauisch beobachtete. »Ich suche das Zahnrad der Zeit.«, antwortete er schließlich zögernd. »Und was willst du hier?«       Das Pokemon sah Reptain mit seinen geschlossenen Augen an. Reptain konnte nicht sagen warum, aber er hatte sich noch nie so durchsichtig gefühlt wie jetzt. »Ich bin der Wächter des Nebelsees und dem Zahnrad der Zeit. Du wirst es nicht nehmen.« Die merkwürdige, ruhige Stimme des Pokemons passte überhaupt nicht zu der Situation. Reptain hob den Kopf und sah das Pokemon leicht überheblich an. »Tse… Du willst mich aufhalten?«, fragte er leichthin.       »Meine Illusion hat dich schließlich bereits in Bedrängnis gebracht.«, erwiderte das Pokemon immer noch sehr ruhig, aber mit dem Anflug eines Lächelns in der Stimme. »Ich bin Selfe. Ich kann nicht zulassen, dass du das Zahnrad der Zeit an dich nimmst.«       Sofort sprang Reptain von dem Pokemon weg, ehe es in seine Nähe kommen konnte. Selfe streckte seine kleine Hand nach Reptain aus, doch dieser war zu flink und wich aus. »Tse… Ich möchte nicht gegen dich kämpfen. Aber wenn du unbedingt willst, dann versuch es doch!«, blaffte Reptain und sprang mit einem Ruckzuckhieb auf Selfe zu. Mit einem schnellen Hieb seiner Laubklinge traf er Selfe an der Seite, woraufhin dieser durch die Luft wirbelte. Selfe schien von der Schnelligkeit die Reptain besaß überfordert zu sein, aber es schien auch, als würde etwas anderes das Pokemon hindern seine volle Kraft zu nutzen.       Selfe fing sich in der Luft wieder und legte seinen geschlossenen Blick erneut auf Reptain. Er versuchte eine weitere Attacke zu wirken, doch Reptain würde ihm keine Zeit lassen die nötigen Energien dafür zu sammeln. Er preschte vor und fegte Selfe diesmal aus der Luft und drückte ihn mit einer Slamattacke auf den Boden, ehe er flink von ihm abließ und wieder auf Abstand zu dem Pokemon ging. Irgendetwas stimmte nicht, Selfe war nicht in der Lage auch nur einen Angriff gezielt auszuführen.       Selfe stöhnte als er sich wieder aufrichtete, doch er schüttelte den Kopf als er sich ebenfalls von Reptain entfernte. »Ich habe keine Kraft mehr… Gleich zwei Illusionen zu beschwören und aufrechtzuerhalten ohne viel Zeit dazwischen…«, sprach er immer noch unglaublich ruhig als er seinen Kopf mit den verschlossenen Augen zu Reptain hob. »Ich hätte… Ich hätte es tun müssen. Ich hätte ihre Gedanken auslöschen sollen, als ich noch die Möglichkeit dazu hatte.«, gab er schließlich zu verstehen.       Reptain blieb stumm und starrte Selfe argwöhnisch aber auch etwas irritiert an während er auf der Stelle verharrte. Einige Minuten lang sagte keiner von den beiden Pokemon ein Wort ehe Reptain die Stille durchbrach: »Ich weiß nicht, von was du da redest, aber du irrst dich. Niemand hat mich hierher geführt. Dass es hier ein Zahnrad der Zeit gibt, das weiß ich schon lange.« Reptain beruhigte sein pochendes Herz damit er einigermaßen ruhig sprechen konnte, obwohl die Anwesenheit des Zahnrads der Zeit seinen Puls zum rasen brachte und seine Nerven im Körper kribbelten. Er blieb auf Abstand zu Selfe und behielt ihn weiterhin im Auge, während er immer weiter auf den See zuging. »Wenn du mich jetzt entschuldigst, das Zahnrad der Zeit, das werde ich jetzt mit mir nehmen.«, fügte Reptain hinzu.       Selfe starrte Reptain mit seinen geschlossenen Augen an. Es war absolut nicht zu ergründen was in dem Kopf dieses Pokemons vor sich ging. »Diejenigen welche vor wenigen Stunden von hier abgereist sind, haben dich also nicht gekannt?«, fragte Selfe schließlich immer noch in diesem bemerkenswert ruhigen Ton der Reptain allmählich nervös machte.       »Wer war hier? War es ein Mensch?«, fragte Reptain plötzlich als er die Worte nicht mehr zurückhalten konnte. Er wollte jede Gelegenheit nutzen um einen Hinweis darüber zu erhalten wo sich Skampi aufhalten konnte. Selfe zögerte kurz, aber zu kurz als dass Reptain einen Verdacht schöpfen könnte. »Nein. Kein Mensch war je hier am Nebelsee. Es war ein Erkundungsteam einer Gilde.«, antwortete er schließlich wahrheitsgemäß.       Innerlich schüttelte Reptain den Kopf, also hatte ein solches Erkundungsteam das Geheimnis um den Melioriestein und das fehlende Herz von Groudon gelöst. Reptain sah Selfe lange an. Er verspürte den Drang zu erklären, was er vorhatte. Dieses Pokemon verurteilte ihn offensichtlich, auch wenn Selfe die ganze Zeit nur ruhig sprach. Doch Reptain konnte sich nicht vor einem Pokemon erklären das seine Welt nicht kannte, es wäre viel zu viel und außerdem, wer würde ihm denn glauben? Kein Pokemon hier würde ihm glauben schenken, wenn er ihnen erzählen würde, dass er aus der Zukunft in diese Welt gekommen ist um eine Katastrophe zu verhindern. Niemand der die Schrecklichkeit seiner dunklen Welt mit eigenen Augen gesehen hatte, die Hoffnungslosigkeit nicht selbst gespürt hatte, würde ihn verstehen, geschweige denn ihm glauben. Er war ein Dieb der nach den Zahnrädern der Zeit trachtete, welchen Grund auch immer sie sich ausdenken mögen, es war ihm egal. Reptain wand sich von Selfe ab und blickte zum See in dessen Mitte das grüne Schimmern des Zahnrads der Zeit seinen Standort preisgab.       »Ich nehme das Zahnrad der Zeit mit mir. Du solltest von hier verschwinden.«, waren die letzten Worte die er über die Lippen brachte, ehe er über Trittsteine sprang die aus dem See herausragten. Selfe folgte ihm nicht als er die Stelle erreichte an der das Zahnrad der Zeit im See lag und sprang in das kalte Nass. Er tauchte dem Grund entgegen der nicht sehr tief war und griff nach dem Zahnrad der Zeit das sofort aufhörte zu schimmern sobald er es fest in seiner Klaue hielt.       Der Zauber den das Zahnrad der Zeit auslöste, wenn man es von seinem vorgesehenen Platz entfernte, wurde sofort bemerkbar und Reptain beeilte sich aus dem Wasser zu kommen. Schnell zog er sich einen der Trittsteine hinauf und sprang zum Ende des Sees der in einem Wasserfall über die Kante hinab donnerte. Er hatte noch Zeit zu schlucken, doch für keinen weiteren Gedanken mehr, als sich die weißen Blitze hinter ihn entfalteten und den Grauschleier festigten. Er stürzte sich die Klippe hinab ohne sich umzusehen was aus Selfe geworden war, er konnte nur hoffen, dass er verschwunden ist so wie er es ihm geraten hatte. Reptain stürzte in die Tiefe hinunter, während das Tosen der Wassermassen die hinter ihm hinunterrauschten zu hören war, das immer leiser wurde als sich der Grauschleier darüber legte und das Wasser daran hinderte weiter zu fallen. Ein Schrei entrann seiner Kehle, als er durch die Wasseroberfläche des kleinen Sees durchbrach der sich unterhalb des Wasserfalls gebildet hatte. Das Wasser umringte ihn, doch schnell bemühte er sich wieder an die Oberfläche zu kommen und von dort aus zum Ufer zu schwimmen, welches zum Glück nicht sehr weit entfernt war. Keuchend blickte Reptain zurück als er sich an das Land gezogen hatte und betrachtete den Wasserfall der einige Meter über dem Teich abbrach und nach oben hin wie eine bizarre Säule in die Höhe ragte. Nur knapp war er den Blitzen welche die Zeit einfingen entkommen. Es war sein Glück gewesen, dass er nicht nachgedacht hatte, ehe er sich todesmutig in den Abgrund gestürzt hatte.       Reptain schnaufte aus und starrte auf das, was er fest umklammert hielt. Es drückte sich bereits in seine Haut und schmerzte durch den Riss in seiner Klaue, der zwar bereits verheilt ist, aber noch immer nicht komplett verschlossen war. Er lockerte seine Klaue und starrte auf das Zahnrad der Zeit, welches noch vor wenigen Atemzügen im Nebelsee geschimmert hatte. Reptain hob seinen Blick und sah zu dem Mond, der von einer dichten Wolkenwand verdeckt wurde. Doch anders als Wolken es tun sollten, bewegten sie sich nicht mehr und gaben das milchige Licht des Mondes nicht frei. Das würden sie wohl für eine bestimmte Zeit nicht mehr tun. Reptain ließ das Zahnrad der Zeit in seinen Beutel gleiten, zu den beiden anderen, die sich bereits darin befanden.       Somit hatte Reptain inzwischen das dritte Zahnrad der Zeit in seinen Besitz gebracht, aber er hatte einen hohen Preis dafür bezahlt. Seine Identität. Selfe hatte ihn identifiziert und er selbst hatte ihm geraten zu verschwinden, ehe er sich in den Fängen des Grauschleiers verfangen hätte können. Er wusste zwar nicht, wer Reptain war oder was seine Beweggründe sind, aber es würde nun wohl viel schwerer für ihn sein die restlichen Zahnräder der Zeit zu sammeln, da er ab jetzt gesucht werden würde. Reptain richtete sich auf und schüttelte mehrere Tropfen Wasser von seinen Blättern. Er musste nun weiterziehen. Er hatte keine Zeit um sich auszuruhen. So schnell wie möglich müsste er zu seinem nächsten Ziel kommen. Dem Zahnrad der Zeit, welches in der Nordwüste versteckt war. Dafür musste er fast einmal die komplette Insel überqueren.       Reptain rannte los, nutzte die Bäume der Wälder die ihm entgegenkamen um sie hinauf zu springen und scheinbar geräuschlos seinen Weg fortzusetzen. In dieser Nacht achtete er nicht darauf, dass er besonders leise oder vorsichtig vorankam. Reptain musste einfach nur schnell sein, das war nun alles was für ihn zählte. Noch wurde er nicht gesucht, noch war er ein niemand in dieser Welt. Noch war er unbekannt. Dies würde sich allerdings vielleicht in wenigen Stunden, ja gar vielleicht Sekunden ändern. Er musste diese Nacht nutzen, um so weit wie möglich voranzukommen, denn bald würden wachsame Augen zielgenau nach ihm Ausschau halten.         In dieser Nacht kam Reptain sehr weit. Fast erreichte er den Wald, an dem er das zweite Zahnrad der Zeit gefunden hatte, welcher sich nordöstlich von der Inselmitte befand. Hier hatte er wieder den Sonnenaufgang mit angesehen und war wie die male zuvor schon wie verzaubert. Wie könnte irgendjemand den Sonnaufgang als selbstverständlich betrachten? Nun, wer weiß. Früher, vielleicht wenn er selbst in dieser Zeit hier gelebt hätte, vielleicht hätte er selbst dies auch getan. Aber jetzt, mit dem Wissen über die dunkle Zukunft die dieser Welt bevorstand, nein, er konnte es nicht nachvollziehen.       Reptain machte es sich auf einem hoch liegenden Ast gemütlich und genoss die Sonnenstrahlen ehe er einschlief und nur mit sehr viel Mühe zur Ruhe kam. Immerhin war er seinem Ziel jetzt schon sehr nahe, es fehlten nur noch zwei Zahnräder der Zeit. Das Ziel welches er mit seinem Partner begonnen hatte führte er wohl doch allein zu Ende. Mit den Gedanken bei Skampi schlief er schließlich ein. Was sie wohl gerade tat?         In der Knuddeluff-Gilde       »Was?!«, rief Karnimani entsetzt aus. »Das Zahnrad der Zeit vom Nebelsee wurde jetzt auch gestohlen?!« Er stand fast wie erstarrt da, hatte die Augen ungläubig weit geöffnet und starrte auf das Vogelpokemon dessen Kopf eine Musiknote darstellte. Evoli starrte bedrückt und nachdenklich zu Boden. »Ja, das Zahnrad der Zeit wurde aus dem Nebelsee gestohlen.«, nickte Plaudagei.       »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz…«, sprach eine tiefe, grollende Stimme aus dem Hintergrund. Das Pokemon welches sprach, groß und massig, näherte sich den Mitgliedern der Gilde. »Mir wurde doch berichtet dass eure Expedition zum Nebelsee erfolglos geblieben ist?«, vergewisserte er sich und betrachtete dabei Knuddeluff mit einem bohrenden Blick. Knuddeluff, der Gildenmeister der Knuddeluff-Gilde wand sich an das sprechende Pokemon und sah ihn mit großen, traurigen Augen an. »Wir haben ein Versprechen gegeben und konnten nicht einmal dem großen Zwirrfinst etwas darüber erzählen. Es tut uns sehr leid, Zwirrfinst.«       »Hrm…«, bemerkte Zwirrfinst. »Nein, es braucht euch nicht Leid zu tun. Ein Versprechen sollte man schließlich nicht brechen.«, plauderte er mit grollender Stimme. Evoli lief es eiskalt den Rücken hinunter während sie von der Seite zu Zwirrfinst spähte. Irgendetwas verschwieg dieses Pokemon. Die verschleierte Bitterkeit in der Stimme über das geschwiegene, konnte sie zwar kaum wahrnehmen aber dennoch hatte sie das Gefühl, dass es da war. Oder bildete sie sich das alles nur ein? Immerhin war Zwirrfinst ein berühmter Erkunder.       Karnimani drehte sich zu Evoli und riss sie aus ihren Gedanken. »Hast du gehört? Dort ist ein Steckbrief. Selfe hat das Pokemon identifizieren können welches das Zahnrad der Zeit vom Nebelsee gestohlen hat.« Evoli stellte ihre Ohren auf und sah auf das Ganoveninfobrett welches gerade noch komplett leer war. Anscheinend wurde es gerade aktualisiert. Digdri würde das Brett jeden Moment wieder umdrehen. »Achtung! Bitte zurücktreten.«, raunte schon Digdris Stimme von der anderen Seite des Brettes welches an der Wand hängt. »Aktualisierung abgeschlossen. Bitte zurücktreten!« Kein Pokemon trat zurück, aber das Brett wurde umgedreht, sogar ohne dass eines von ihnen getroffen wurde. Karnimani und Evoli drängten sich sofort nach vorne und durchforsteten die Steckbriefe des Ganoveninfobrettes.       »Da! Direkt in der Mitte! Siehst du ihn?«, rief Karnimani und Evoli folgte seinem ausgestrecktem Finger. Der Steckbrief zeigte ein grünes Pokemon mit einem Halmblatt auf dem Kopf. Seine gelben Augen spähten listig von dem Steckbrief auf sie herab. Evoli verengte die Augen als sie in die reptilienartigen Augen des Pokemons blickte. Ein merkwürdiges Gefühl, dass sie dieses Pokemon irgendwoher kennen würde, zuckte unter ihrem Pelz. »Er heißt Reptain.« las Karnimani den Steckbrief vor.   »Fahndung nach ’Reptain der Dieb’. In der vergangenen Nacht wurde das Zahnrad der Zeit vom Nebelsee von diesem Pokemon geraubt. Es wird vermutet, dass dieses Pokemon ebenfalls die Zahnräder aus dem Schemengehölz und vom Arkeiberg entwendet hat. Noch sind die Beweggründe dieses Pokemons unbekannt. Die Ermittlungen laufen. Ein Kopfgeld von 50.000 poke steht für denjenigen bereit, der Reptain lebendig einfangen kann und dem Magnezone Revier ausliefert. Es ist von dringlicher Wichtigkeit, dass alle bekannten Informationen über Reptain umgehend dem zuständigen Revier mitgeteilt werden. Gezeichnet Oberwachtmeister Magnezone.   Wichtige Eckdaten: Typ: Gras Geschlecht: männlich Größe: ca. 90 cm   Ich denke auch, dass er die anderen zwei Zahnräder der Zeit gestohlen hat.«, murmelt Karnimani zum Schluss.       »Natürlich hat er dies.«, pflichtete Zwirrfinst bei. »Es ist ausgeschlossen, dass es jemand anderes gewesen sein könnte.«       Evoli konnte sich nicht helfen, aber in ihren Gedanken wollte sie das nicht so ganz glauben. Und als Zwirrfinst auch noch die Anschuldigungen unterstrich wurde sie skeptisch. Sie hob den Kopf und starrte die gezeichnete Abbildung von Reptain an, immer noch mit verengten Augen und dachte angestrengt nach. Wenn sie dieses Bild ansieht, hatte sie das Gefühl dass ihr Puls auf einmal schneller ging. So wie bei dem Zahnrad der Zeit, dass sie im Nebelsee gesehen hatte. Doch warum nur? Was hatte das zu bedeuten? ’Reptain der Dieb’… Kannte sie dieses Pokemon etwa?       »Pokemon! Wir werden Reptain jagen! Macht euch bereit zum Erkunden! Wir werden einen Plan erarbeiten, wo weitere Zahnräder der Zeit sein könnten und ihr werdet diese potentiellen Orte aufsuchen und erkunden!«, rief Knuddeluff plötzlich und unterbrach Evolis Gedankengang. »Plaudagei! Wenn ich bitten darf!«       Plaudagei, der teilweise wie erstarrt aussah, flatterte krächzend mit seinen Flügeln. »Natürlich, natürlich Gildenmeister!«, rief er hektisch und drehte sich zu den Rekruten der Gilde. »Kommt in einer Stunde wieder, Rekruten. Wir erwarten, dass ihr bis dahin abmarschbereit seid! Packt das nötigste in eure Taschen ein damit ihr schnell vorankommen könnt!«       Evoli und Karnimani verließen die Gilde und schlugen den Weg nach Schatzstadt ein. Während sie die Stufen nach unten gingen, begann ein innerer Monolog in Evolis Kopf Gestalt anzunehmen.   »Du, Karnimani?«, begann sie und blieb kurz stehen. Karnimani drehte sich um und sah sie verwundert an. »Was ist denn?« »Ich glaube nicht, dass Reptain das ohne einen Grund tut«, begann Evoli vorsichtig, sich voranzutasten. »Natürlich hat er einen Grund, aber wir kennen ihn nicht. Aber aus welchem Grund auch immer er das macht, er ist ein böses Pokemon und es können keine guten Absichten sein.« »Ist er wirklich ein böses Pokemon?«, hinterfragte Evoli und zuckte nervös mit den Ohren. »Natürlich.«, entgegnete Karnimani. »Magnetzone sucht ihn und Zwirrfinst hat auch gesagt, dass er nichts gutes im Schilde führen kann.« »Würdest du auch eine Klippe hinunter springen, wenn Zwirrfinst dir sagt dass es gut ist das zu tun?«, schmetterte Evoli gereizt ihrem Partner entgegen. »Was? Nein. Natürlich nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass Zwirrfinst so etwas niemals tun würde, ist er ein berühmter Erkunder.«, rechtfertigte sich Karnimani und betrachtete Evoli aus den Augenwinkeln. »Ich glaube… Ich glaube dass Zwirrfinst etwas plant...«, murmelte Evoli leise. »Was? Der große Zwirrfinst hilft uns dabei den Dieb zu fangen! Was sollte er schon aushecken?«, fragte Karnimani leicht erstarrt.         Evoli beendete den inneren Dialog den sie im Geiste geführt hatte. Mit einem Schnippen ihres buschigen Schweifes fegte sie die Gedanken fort. Es würde zu nichts führen, wenn sie ihre Bedenken aussprechen würde. Ihr blieb nichts anderes übrig, als Reptain zu finden und das nach Möglichkeit, ehe es irgendjemand anderes das tun konnte. Vielleicht würde er ja mit jemanden sprechen. Allerdings blieb dies abzuwarten.         Südlich der Nordwüste       Reptain erreichte den Rand der Nordwüste erst zwei Tage später. Er hatte sich bemüht schnell und doch unentdeckt voranzukommen, was ihm zu seiner eigenen Erleichterung gelungen ist. Er hatte ein Gespräch von einem Erkundungsteam belauschen können wie sie über einen großen Erkunder gesprochen hatten, der in kurzer Zeit sehr berühmt geworden ist. Sie hatten sich über seine mysteriösen Fähigkeiten beraten und sich gefragt, wie er es wohl zu so viel Ruhm in so wenig Zeit geschafft hatte. Reptain legte dieses Gespräch als Nebensächlich ab. Hauptsächlich hatte er gelauscht um herauszufinden ob man bereits nach ihm suchte. Aber über etwas derartiges hatten diese Pokemon kein Wort verloren.       Der Marsch durch die Wüste war trocken, heiß und sehr anstrengend, denn immer wenn er versuchte mehrere Schritte zu übergehen und zu springen, versank er beim Aufkommen knietief im Sand. Dazu kam, dass wenn er einfach nur normal lief, es ihm so vorkam als würde er drei Schritte vorwärts aber einen zurück gehen. Er hasste die Wüste jetzt schon und konnte mit Sicherheit sagen, dass dies der wohl mit Abstand unangenehmste Ort der Insel ist.       Reptain erreichte die Stelle an der Skampi und er schon einmal gestanden hatten, allerdings in einer anderen Zeit. Als wäre es gestern gewesen, erinnerte er sich genau an dieses Rätsel, nur waren es damals andere Umstände gewesen. Als die Lähmung des Planeten die Welt zum stillstand zwang, waren hier große Löcher im Boden gewesen die unter sich einen weiteren Höhlengang betretbar gemacht hatten. Eine Höhle unter der Wüste. Jetzt allerdings stand er mehreren Treibsandstrudeln gegenüber, die den umher liegenden Sand trichterförmig in die untere Mitte einsogen.       Reptain ließ seinen scharfen Blick über die Strudel schweifen und schloss nach wenigen Augenblicken die Augen. Er musste sich konzentrieren und sich erinnern. Damals war er mit Skampi genau hier gestanden. Seine Sinne spielten ihm einen üblen Streich und glaubte, dass allein der Gedanke an Skampi ausreichte, damit er sich einbildete er würde sie riechen. Er schüttelte den Kopf um diese unsinnigen Gedanken fort zu schieben und sah geradeaus. Ja, er wusste welcher Strudel es gewesen war, den sie damals benutzt hatten, dennoch hatte er ein mulmiges Gefühl, als er zum Treibsand blickte. Er schluckte, was würde ihn erwarten? Am Ende würde er in einen Gang gelangen. Wenn er diesem folgen würde, würde er eine unterirdische Höhle erreichen, welche einen See beherbergte. Aber der Treibsandstrudel ließ ihn bereits schwanken.       Nein! Er durfte jetzt nicht aufgeben. Reptain rannte los, nahm Anlauf und sprang ab ohne einen weiteren Gedanken über das 'wenn' verschwenden zu können. Jetzt war ohnehin schon jeder Zweifel zu spät und er verschloss fest die Augen, als er in den Treibsandstrudel eintauchte. Er verschwand von der Oberfläche und wurde kurzzeitig komplett von Sand umschüttet. Es rieselte nach unten und zog seinen Körper ebenfalls mit sich. Reptain hielt die Luft an, aus Furcht er könnte ersticken sollte er es wagen zu atmen. Unsanft landete er auf der Seite als er auf dem Boden aufschlug und öffnete seine Augen. Er hatte es geschafft. Erleichtert atmete Reptain erstmal tief ein und wieder aus, ehe er schon wieder auf die Beine sprang. Etwas Ungewöhnliches fiel ihm sofort ins Auge. Hier war schon jemand gewesen.       Reptain erkannte vereinzelt Spuren im Sand, als der Boden härter wurde und sich dem Höhlengang näherte. Die Fußabdrücke führten den Höhlengang entlang, daran bestand kein Zweifel. Zwei unterschiedliche Pokemon mussten hier sein, aber warum? Warum machte sich jemand auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit? – »Natürlich…«, murmelte Reptain in die Stille hinein die nur von dem feinen rieseln des Sandes unterbrochen wurde. Sie suchten nicht nach den Zahnrädern der Zeit, sie suchten nach ihm und sie mussten vermuten, dass er bei einem Zahnrad der Zeit auftauchen würde. Also würden sie auf ihn warten. Aber es waren nur zwei Pokemon und sie schienen noch nicht einmal besonders groß oder schwer zu sein, wenn er die Fußabdrücke genauer betrachtete. Reptain richtete seinen Blick geradeaus und spannte seine Muskeln an. Niemand würde sich zwischen ihm und dieses Zahnrad der Zeit stellen. Mit entschlossenem Blick ging er wachsam weiter.       Er folgte leise dem Tunnel bis dieser in die Höhle mündete, dort erkannte er gleich drei Pokemon die sich feindselig anstarrten. Reptain huschte geräuschlos zur Seite und spähte über eine Feldwand die ihm Deckung bot. Bei genauerer Betrachtung erkannte er, dass die Pokemon gegeneinander kämpften. Evoli feuerte gerade eine Schattenkugel auf ein helles Pokemon das Selfe sehr ähnelte, nur dass ihre goldgelben Augen geöffnet waren als sie gerade noch der Schattenkugel ausweichen konnte. Ihre Kappe war nicht wie die von Selfe gelb, sonder rosa. Keuchend starrte sie auf Evoli, während sich Karnimani neben diese stellte und mit aufgerissenen Augen vor dem in der Luft schwebenden Pokemon starrte.       Reptain hielt sich weiterhin verborgen und versuchte zu verstehen was hier vor sich ging. Warum kämpften diese Pokemon gegeneinander? Alle drei Pokemon sahen sehr erschöpft und mitgenommen wegen dem Kampf aus, jedoch schienen Evoli und Karnimani in noch besserer Verfassung zu sein. Reptain war nahe genug um einige Wortfetzen aufzufangen die sie sich zuriefen.       »Ich kann euch das Zahnrad der Zeit nicht überlassen«, rief das rosafarbene, schwebende Pokemon aufgebracht. Wütend keuchte es und starrte verbittert auf seine Gegner.       »Hör uns doch zu Vesprit!«, rief Karnimani hektisch und fuchtelte mit seinen Armen in der Luft herum. »Wir sind nicht hier um dein Zahnrad der Zeit zu stehlen!«       »Lügt mich nicht an!«, blaffte Vesprit aufgebracht und verengte die Augen. »Selfe hat mir per Telepathie erzählt, was geschehen ist! Ich weiß, dass das Zahnrad der Zeit vom Nebelsee gestohlen wurde!«       Karnimani sah zu seiner Verzweiflung nun auch ziemlich Verwirrt aus. »Was? Das hat Selfe dir gesagt?«       »Das wart ihr, nicht wahr?«, entgegnete stattdessen Vesprit wieder erbost und funkelte Karnimani und Evoli an.       »Nein!«, rief Karnimani aufgebracht. »Das waren wir nicht!«       »Wer ist dann dafür verantwortlich?«, fragte Vesprit erzürnt. Sie glaubte ihnen kein Wort.       Reptain konnte sich ein süffisantes Lächeln nicht verkneifen als er aus seiner Deckung hervortrat. Er hatte genug gehört und gesehen um einschätzen zu können, dass die Pokemon die in der Höhle standen keine wirkliche Herausforderung für ihn waren. Sie waren mitgenommen von dem vorhergehenden Kampf. Er erhob seine Stimme die von dem Höhlenwänden wiederhallte: »Das wäre dann wohl… Ich.«       Alle drei Pokemon drehten sich zum Ursprung des Satzes um, direkt in seine Richtung. Reptain trat langsam in das Licht und näher zu den dreien heran. Er sah sie gelassen, aber herausfordernd mit seinen gelben, reptilienartigen Augen an. Karnimani weitete die Augen. »R-Reptain der Dieb!«, rief er aus. Evoli starrte Reptain aus verengten Augen heraus an. Sie ging mit den Vorderbeinen etwas tiefer und peitschte mit dem buschigen Schweif umher.       Reptain schätzte seine Gegner ein und die angespannte Stille zog sich für mehrere Herzschläge. »Entschuldigt dass ich eurer Gespräch unterbrechen muss…«, begann er mit einem makaberen Lächeln. »Aber ich werde dieses Zahnrad der Zeit jetzt mitnehmen.« Daraufhin preschte Reptain vor und schlug mit seinen scharfen Halmblättern an seinen Unterarmen nach Evoli und Karnimani aus. Die beiden flogen mehrere Schritte weit zur Seite und schlugen leise stöhnend auf dem harten Sandboden der Höhle auf.       Reptain richtete seine reptilienartigen Augen auf Vesprit die sich kaum noch in der Luft halten konnte, sich aber strickt weigerte zur Seite zu gehen. Hinter ihr konnte Reptain den See bereits sehen. In der Mitte des Sees erkannte er das grüne Schimmern das von dem Zahnrad der Zeit ausging. »Lass mich durch.«, verlangte er leise drohend mit Nachdruck in der Stimme.       »Ich lasse dich nicht durch!«, entgegnete Vesprit wütend, entgegen der offensichtlichen Schwäche die sie wegen dem vorhergehenden Kampf zeigte und machte keine Anstalten ihm den Weg zur Mitte des Sees freizugeben.       Reptain funkelte sie drohend an. »Dann habe ich keine Wahl.« Er holte mit der Klaue aus und schlug mit seinen Halmblättern nach dem Pokemon. Er erwischte sie und fegte Vesprit aus der Luft. Stöhnend schlug sie auf dem Boden auf. »Du hast ernsthaften Schaden von diesem Kampf davongetragen. Du solltest es nicht übertreiben.«, stellte Reptain fest und ermahnte er sie mit einem ernsten Blick.       Karnimani ging einen Schritt auf das am Boden liegende Pokemon zu dass in seiner Nähe auf dem Boden aufgeschlagen war. »Vesprit!«, rief er entsetzt. Reptain drehte sich nun wieder seinem Ziel zu. Fast schon gierig ruhte sein Blick auf dem grünen Schimmer der vom See ausging. Auf dem Zahnrad der Zeit welches sich auf dem Seegrund befinden musste. Der verräterische Schimmer wies ihm den genauen Aufenthaltsort.       »An uns kommst du nicht vorbei!«, rief Karnimani und stellte sich vor Reptain, ebenso wie Evoli die neben Karnimani sprang und wild mit ihrem buschigen Schweif hin und her peitschte. Die beiden Pokemon schienen verbissen darauf zu sein, ihn nicht weiterkommen zu lassen. Woher sie wohl die Kraft aufbrachten immer noch gerade zu stehen? Es war ihm egal, denn sie waren in ihrem momentanen Zustand keine Herausforderung für ihn. »Wir werden nicht zulassen, dass du dieses Zahnrad der Zeit an dich nimmst!«, fügte Karnimani entschlossen hinzu. Evoli funkelte Reptain an und hob ihre Lefzen. Was war das nur, was in ihren Augen lag? War das… Unentschlossenheit?       »Tse… Also gut…«, erwiderte Reptain sehr gelassen und schloss seine Augen. »Erinnert euch daran, dass ihr mir keine andere Wahl lasst.« Reptain öffnete wieder seine Augen und breitete im gleichen Moment blitzschnell seine Arme aus wobei die Blätter an seinen Unterarmen zusammenwuchsen und grün glühten. Er benutzte seine Laubklingen gegen die beiden Pokemon die abermals mehrere Meter zur Seite flogen und mit einem »Uff!«, aufstöhnten als sie auf dem Boden landeten.       »Es tut mir wirklich leid.«, sprach Reptain sanft, doch so dass sie ihn noch verstehen konnten. Wirkliches Bedauern schwang in seiner Stimme mit. »Ich wollte euch nicht verletzten, aber ich muss dieses Zahnrad der Zeit mitnehmen.« Mit diesen Worten sprang er mit dem Kopf voraus in das kühle Wasser des Sees.       Reptain tauchte und ließ diese Pokemon im Sand liegend zurück. Er hatte sie nicht schwer verletzt, sie konnten sich immer noch selbst in Sicherheit bringen. Reptain tauchte zu der Stelle, an der das grüne Schimmern heller wurde. Mit seiner Klaue griff er nach dem Zahnrad der Zeit woraufhin das Schimmern sofort erlosch. Nach Luft schnappend durchbrach er die Wasseroberfläche. Eine grausame Stille legte sich über die Höhle während er beobachten konnte, wie die Pokemon sich beeilten die Höhle zu verlassen. Er selbst hatte eine andere Lösung für dieses Problem, das sich in Form von Blitzen über der Höhle ausbreitete. Reptain holte die Fliehorb aus seinem Beutel die er vor einigen Tagen gefunden hatte. Zwischen seinen Klauen zerquetschte er die kleine violette Glaskugel und verschwand aus der Höhle, ehe die Blitze die um ihn herumschlugen, den Grauschleier ausbreiteten und er eingefangen werden konnte.         Reptain tauchte in einem ihm nur zu vertrauten Waldteil wieder auf. Der Grauschleier der sich über das Schemengehölz gelegt hatte, war noch immer aktiv als er inmitten einer Lichtung wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Viele Pokemon trauten sich nicht mehr in die Nähe des Schemengehölzes, weil sie Angst hatten selbst in den Stillstand der Zeit eingesperrt zu werden. Nun, Reptain hatte herausgefunden, dass das spätere betreten einer solchen Zone unkompliziert ist. Es war mit derselben Dunkelheit gleichzusetzen, die in seiner Welt schon für sehr lange Zeit herrschte. Er öffnete seine Klaue aus der einige violetten Glassplitter der Fliehorb fielen, während er die ergrauten Bäume und das erstarrte Blätterdach über sich anblickte. Ja, das sollte reichen. Er würde sich hier kurz ausruhen ehe er sich auf die Suche nach dem letzten Zahnrad der Zeit machen würde. Nach dem letzten Zahnrad der Zeit.       Reptain hatte nur diese eine Chance und er musste sie nutzen. Aber auf keinen Fall durfte er jetzt zu vorschnell handeln. Diese Pokemon, sie werden nicht die einzigen feindseligen gewesen sein denen er begegnen sollte. Vielleicht wussten sie nicht wo sich das letzte Zahnrad der Zeit befindet. Er musste alles daran setzen jetzt schnell zu sein ehe er es am Ende noch mit mehreren Pokemon, oder mit stärkeren zu tun hatte. Reptain ließ das eben eingesammelte Zahnrad der Zeit in seinen Beutel gleiten, in dem noch die beiden blauen Glaskugeln transportiert wurden.       Sein Blick verdüsterte sich, als er einen Ast hochsprang und dann auf noch einen weiter hinauf kletterte. Kauernd starrte er über die Insel während um ihn herum die vollkommene Stille des Grauschleiers herrschte. Der Schleier der Nacht hatte sich noch nicht vollends über die Insel gelegt, doch bald würde sie alles verdüstern. Er musste jetzt ruhig sein, noch ruhig… Aber er musste sich beeilen das letzte Zahnrad der Zeit ebenfalls an sich zu bringen. Er durfte nichts überstürzen, die Pokemon waren alle in Alarmbereitschaft. Dennoch drängte es ihn zur Hast. Kapitel 4: 04 - Gejagt ----------------------            Warten… Warten… Etwas was er schon immer verabscheut hatte und eine seiner größten Schwächen ist. Das Warten.          Reptain konnte nicht schlafen, auch wenn er eine Ruhepause gut hätte gebrauchen können, aber er konnte es nicht. Jede Faser seines Körpers stand unter Strom und seine Muskeln waren angespannt, während er unruhig mit seinen Klauen den Ast bearbeitete auf dem er kauerte. Nicht selten war das verräterische, leise Kratzen oder das absplitternde Knacken einer Rindenfaser zu hören, als diese durch seine Klauen vom Ast geschält wurde und leise zu Boden fiel. Die Wunde an seiner rechten Klaue die als noch bei bestimmten Bewegungen schmerzte wurde verdrängt und vergessen. Das Adrenalin verhinderte sein Schmerzempfinden, obwohl er sichtlich angeschlagen war und mitgenommen wirkte. Nur der unbeugsame Ausdruck, der in seinen gelben, reptilienartigen Augen zu deuten war ließ jemanden vermuten, dass er noch zu mehr in der Lage ist als man ihm zutrauen würde. Dennoch musste er sich nun in Geduld üben. Auch wenn er am liebsten sofort nachdem er im Schemengehölz angekommen war losgezogen wäre um das letzte Zahnrad der Zeit zu sammeln, wäre es töricht gewesen sofort loszuziehen. Die Pokemon würden vielleicht vermuten dass er sofort wieder zuschlagen würde. Nein, er musste den richtigen Moment abpassen.          Seine scharfen Augen spähten wachsam zwischen dem Himmelszeit und den Blätterdach der Wälder hindurch. Heute, so empfand er es, war die Nacht dunkler als für gewöhnlich in dieser vergangenen Welt. Fast schon, als wollte die Nacht ihn verfluchen, so wie es wahrscheinlich die auf der Insel lebenden Pokemon ebenfalls taten. Verfluchen, weil er die Zahnräder der Zeit stahl. Er war in ihren Augen ‚Reptain der Dieb’. Aber er stiehlt die Zahnräder der Zeit nicht. Er sammelte sie. Musste sie sammeln, alle fünf und sie dann zum Zeitturm bringen. Der Zeitturm… Ein weiteres Problem das ein Hindernis für ihn darstellte welches er aber auch Überwinden würde. Vielleicht hätte er sich zuerst auf die Suche nach dem Verborgenen Land machen sollen. Was, wenn er nun alle Zahnräder der Zeit sammeln konnte, es ihm aber nicht gelingt das Verborgene Land zu finden in dem der Zeitturm stand? Dialgas Residenz.          Reptains Stimmung verdüsterte sich mit jedem weiteren Atemzug den er machte. Inzwischen war er sich sicher, dass er alleine war. Er hatte sogar die Bestätigung von Karnimani erhalten als er ihn ‚Reptain der Dieb’ nannte. Skampi war bestimmt irgendwo, vielleicht war sie auf der Suche nach dem Verborgenen Land, während er die Zahnräder der Zeit einsammelte. Er hoffte dies zumindest, aber sicher war er sich nicht. Vielleicht war sie doch gestorben als die Meeresmassen über ihr und ihm hereingebrochen waren. Hatten sie unter Wasser getaucht und sie immer weiter in Richtung des Grundes gezogen.          Reptain sprang plötzlich los als der Himmel allmählich zu dämmern begann. Als wäre dies ein Startschuss gewesen, preschte er nach Westen direkt auf sein nächstes Ziel zu. Sein nächstes Ziel, der Aufenthaltsort des letzten Zahnrads der Zeit. Eine Höhle, eine Kristallhöhle. Der Kristallsee.          Seine Gedanken wirbelten wirr umher während Reptain den Wald hinter sich ließ und den Waldrand durchbrach. Als sich die Sonne über das Land regte, hatte er bereits die Hälfte seines Weges hinter sich gebracht. Er ließ seine Vorsicht komplett fallen, jedoch nicht seine Wachsamkeit. Wenn nun einige Pokemon seinen Weg kreuzten, sprang er einen Baum hoch und setzte dort pfeilschnell seinen Weg fort, oder wechselte die Richtung um sie später wieder aufzunehmen. Reptain war wirklich sehr schnell und flink und so schaffte er es die Kristallhöhle zu erreichen als die Sonne gerade über eine Bergkette geklettert war. Sie gab ihm zusätzliche Energie und ließ ihn seine Wunden und seine Schmerzen vergessen.          Entschlossen lief er in die Höhle und drosselte erst dort sein Tempo. Überrascht ließ er seinen Blick fasziniert über die Kristalle schweifen, die im sanften blau und lila dämmrig leuchteten. Aber er konnte sich nicht lange mit der Schönheit dieser Kristalle befassen die in seiner Welt einfach nur Grau und tot waren, denn er musste bis zum tiefsten Punkt der Höhle vordringen. Dort würde er das Geheimnis lösen, dem er damals mit Skampi zusammen auf die Schliche gekommen war. Es kam ihm vor, als wäre es erst wenige Herzschläge her gewesen.         Einige Monate zuvor          Reptain sah sich sehr sorgsam und vorsichtig um, als Skampi und er eine größere Höhle betraten in die ein Pfad sie geführt hatte. Scheinbar war dies der tiefste Teil der Kristallhöhle. In der Mitte waren drei Kristalle in einem Dreieck aufgestellt. Sie waren groß und überragten mit Leichtigkeit ihn und sogar Skampi, die als Mensch noch ungefähr zwei Köpfe größer war als er. Kaum zu glauben, dass Menschen innerhalb von Jahren so hoch wachsen können und sich verändern. Das kleine Mädchen, welches er damals aus dem Wald zurück in das Menschendorf gebracht hatte, von dem war nichts mehr zu sehen. Stattdessen war sie nun schon fast eine richtige Frau mit noch jugendlichen Zügen. Das braune Haar, stets gepflegt hing ihr buschig bis zu den Schultern hinunter und umrahmte ihr Gesicht. Auch ihre weiblichen Rundungen waren ausgereift, jedoch stets fest verpackt in festes Leder und dichtem Stoff. Skampi war mehr, so vermutete er, der praktische Typ und das kam ihm nur zurecht.          »Das ist also der tiefste Teil dieser Höhle?«, fragte Skampi und betrachtete die grauen Kristalle die mehr großen, spitzen Steinen ähnelten. Reptain nickte. »Ja, weiter scheint es nicht zu gehen.« Er wand sich an Skampi als er sich genau umgesehen hatte. »Bist du dir sicher, dass es hier noch weiter gehen soll?«          Skampi nickte zuversichtlich. »Ja. Dieses Gefühl...«, sie ging auf einen der Kristalle zu als würde sie von ihm angezogen werden. »Sie bergen ein Geheimnis.«, murmelte sie kaum hörbar und beendete ihren Satz. Reptain musterte die Kristalle. Sie waren ergraut und leblos. Wie große Steinkolosse ragten sie aus dem Boden in einer Dreiecksformation aus der Erde heraus. Sogar sie hatten sich nicht vor dem Stillstand der Zeit entziehen können. Außerdem sah es so aus, als seien sie an einigen Stellen zerbrochen. Risse liefen über die Kristallwände und einige Splitter waren bereits heraus gebröckelt.          Skampi ging nur weiterhin auf einen Kristall zu. Überzeugt streckte sie eine Hand aus und berührte den ihr am nächsten stehenden Kristall mit den Fingerspitzen. Sie schloss die Augen und atmete tief ein ehe sie ihre Augen wieder öffnete. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie riss die Augen auf und sah wie erstarrt aus, als könnte sie etwas sehen was außer ihr niemand sehen konnte starrte sie in die Leere. Reptain kannte diese Haltung inzwischen. Sie erhielt gerade eine Vision die ihr der Dimensionale Schrei offenbarte. Aufmerksam wartete er ab, war jedoch unruhig. Als Skampi sich plötzlich schüttelte und blinzelte ging er an ihre Seite. »Was hast du gesehen? Was hat dir der Dimensionale Schrei gezeigt?«, fragte er wissbegierig.          Skampi sah zu ihrer Seite und blinzelte direkt in die gelben, reptilienartigen Augen von Reptain, als hätte sie erst jetzt bemerkt, dass er überhaupt da war. Sie ließ ihre Finger von dem Kristall gleiten. »Die Kristalle sind es, die das Geheimnis bergen. Sie sind jetzt tot, aber sie haben in der Vergangenheit gelebt.«          »Gelebt?«, fragte Reptain skeptisch und betrachtete einen der Kristalle mit schief gelegtem Kopf und leicht verengten Augen.          »Richtig. Die Kristalle haben ihre Farbe verändert, wenn man sie berührt hat. Oder wenn man an etwas bestimmtes dachte...« Skampi nickte abwesend und starrte dann abwechselnd die drei Kristalle an. »Ja... Das macht Sinn.«, murmelte sie vor sich hin und wand sich dann Reptain zu. »Nun machen die vorangehenden Visionen Sinn. Die vom Nebelsee und der Wüstengrotte. Es gibt drei spirituelle Elemente. Wissen, Gefühl und Stärke. Laut der Vision lebte hier ein Pokemon namens Tobutz. Tobutz steht für die Stärke. Es ist das Starke Wesen.«, erklärte Skampi weiter und deutete mit ihren Armen um sich herum um die ganze Höhle einzufangen. Ihre Erklärung wirkte etwas hektisch.          Reptain folgte ihr mit dem Blick und legte den Kopf auf die andere Seite schief. Er schien über das gesprochene nachzudenken. Skampi versuchte unterdes weiter das Puzzle zusammenzulegen. »Stärke ist das, was uns antreibt. Sie ist eine Kraft, die alle vereint. Sich vereinen heißt eins zu werden. Wenn also die Farben der Kristalle eins werden würden...«          Reptain unterbrach sie. »Sie sollen alle dieselbe Farbe haben?« Skampi nickte hastig. »Ja. Dann würde der Weg offenbart werden. Aber... Welche Farbe hat das Element von Tobutz? Welche Farbe hat die Stärke? Das ist die Frage.«          Reptain ließ seinen Blick über die herausragenden Kristalle der Höhle schweifen. »Wir haben doch ein Buch darüber gelesen, in der geheimen Sprache der Icognito, weißt du das noch? Da stand doch etwas über Tobutz.«          »Tobutz lebt am Kristallsee...«, fasste Skampi vor sich hinmurmelnd zusammen als würde sie versuchen alles was sie wusste zu kombinieren. Sie beginnt langsam im Kreis um die drei Kristalle herumzugehen. »Außerdem muss das Element von Tobutz mit dem Kristallsee verbunden sein...«          »Vielleicht Kristallklar?«, spekulierte Reptain und berührte den Kristall vor sich mit seiner Klaue. Zu Reptains Enttäuschung veränderte er allerdings nicht seine Farbe. »Daran habe ich auch gedacht, oder vielleicht die Farbe von Wasser...«, murmelte Skampi, hörte auf im Kreis zu laufen und blieb stehen. »Aber wir werden es jetzt nicht herausfinden können. Die Kristalle sind gestorben als er Planet gelähmt wurde. Wir werden dieses Geheimnis später lösen müssen, wenn wir in der Vergangenheit sind.«, erklärte Skampi schließlich.          Reptain nickte und betrachtete noch einmal seine Umgebung. »Am besten, du machst dir einige Notizen und wir gehen dann fort von hier.«, schlug er vor. Skampi lachte leise. »Ach, weißt du...«, sie tippte sich mit dem Zeigefinger auf den Kopf. »Es ist alles hier oben abgespeichert. Ich werde es schon nicht vergessen.« Reptain musste schmunzeln, so wie er es immer öfter tun musste, wenn er in der Nähe von Skampi war.                  Ja wirklich, es kam ihm so vor als wäre es erst wenige Augenblicke her gewesen, als er mit Skampi genau an diesem Kristall gestanden hatte. Reptain hob seine Klaue und berührte den großen Kristall der vor ihm aus der Erde herausragte. Tatsächlich veränderte der Kristall bei der Berührung seine Farbe. Reptain wand sich ab und überlegte welche Farbe kristallklar, oder Wasser wohl am nächsten kam. Jetzt waren die Kristalle jeweils rubinrot, rosa und gelb. Reptain kam ins stutzen als sich in seinem Kopf ein Gedanke regte. Moment... Rosa und gelb? Er überlegte. Selfe war gelb gewesen und dieses Pokemon in der Nordwüste welches am Untergrundsee war, Vesprit, sie hatte eine Rosa Färbung gehabt. Reptain hob seinen Blick und heftete ihn auf den rubinroten Kristall. Er berührte ihn mit seiner Klaue, woraufhin der Kristall seine Farbe in ein mattes blau veränderte. Ja, das war es. Die drei Pokemon, sie waren es welche die spirituellen Elemente verkörperten. Skampi hatte damals dieses Rätsel bereits gelöst gehabt, hatte ihm aber nie erzählt was es damit auf sich hatte und er hatte es damals für nicht wichtig genug befunden um danach zu fragen.          Reptain berührte die nächsten zwei Kristalle ebenfalls mit seinen Klauen, bis sie ihre Farbe ebenfalls in das blau wechselten. Schließlich mussten die Kristalle eins werden, sich vereinen, also dieselbe Farbe annehmen. Die drei Kristalle reagierten aufeinander, sobald sie alle dieselbe Farbe angenommen hatten. Ein knisternder Blitzstrahl verband sich in der Mitte des Dreiecks und der Boden unter Reptain begann zu wanken. Er duckte sich und sprang aus dem Dreieck heraus, denn es wurde ihm zu gefährlich. Aus dem Boden brach eine große Kristallsäule hindurch und gab einen geheimen Eingang frei. Reptain sah mit geschmälten Augen hinein, es war dunkel und doch wurde der Weg durch einige Kristalle erhellt die im dimmenden Licht vor sich hin leuchteten. Entschlossen trat er durch den Eingang, der sich hinter ihm wieder verschloss. Wie in einer Art Zwischenraum fuhr der Kristall wieder nach unten in den Boden ein, diesmal nur mit ihm im inneren des Hohlraums. Blinzelnd versuchte er angestrengt seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen, als ein weiterer Gang vor ihm sichtbar wurde, während der Kristall weiterhin in der Erde versank. Reptain beeilte sich aus dem engen Kristall herauszukommen und ging auch schnell durch den Höhlengang. Ein ungutes Gefühl krabbelte wie ein Weberak seinen Rücken hinauf und setzte sich fest. Es war ihm nicht ganz geheuer, dass er so gut vorankam.          Möglicherweise war es ein Spiel der Ironie, dass alles bis jetzt so gut funktionierte. Seine Wachsamkeit war auf einem neuen Level angelangt. Bei jedem, kleinen Geräusch sah er sich sofort in die dementsprechende Richtung um, während er den Höhlengang entlang schlich, doch immer wenn er sich umsah bemerkte er, dass es nur Wassertropfen waren die von der Höhlendecke hinunter tropften und mit einem 'Plitsch' auf dem Boden schlugen. Doch schon bald wurde der Tunnel breiter und endete schließlich in einer großen Höhle, die sich ausbreitete, während Reptain immer öfter das Tropfen von Wasser hören konnte. Reptain blickte auf den Kristallsee, der sich hinter kleinen Kristallen abhob über die er sehr gut sehen konnte. Immer noch vorsichtig schlich er weiter, während seine scharfen Augen potentielle Fluchtmöglichkeiten suchten, oder Pokemon, die sich hinter den immer größer werdenden Kristallen versteckt hielten und ihn jeden Augenblick angreifen könnten. Doch außer ihm schien hier niemand zu sein.          Reptain entdeckte über sich einen Spalt, den man von der Entfernung der hohen Höhlendecke kaum sehen konnte. Er war nur gerade zufällig im richtigen Winkel zur Sonne gestanden, dass sie ihn blendete und dies seinen Blick nach oben gezogen hatte. Er konnte gerade einen verschwindenden Lichtschein erkennen als er auch schon wieder verschwand. Niemand würde wahrscheinlich ahnen, dass es hier eine Möglichkeit gab um die Höhle schnell wieder verlassen zu können. Reptain richtete seinen Blick wieder geradeaus, während er einen Weg entlang um den Kristallsee herumging. Wenn Reptain schnell verschwinden musste, wusste er, wie er das am schnellsten bewerkstelligen konnte. Immerhin hatte er keine Fliehorb mehr die er einsetzen konnte. Reptain entspannte sich nur leicht und spähte hinter einer großen Kristallansammlung auf den weiterführenden Weg, als er in der Mitte des Sees den grünen Schimmer erkennen konnte. Das Zahnrad der Zeit lag im See.          Sein Puls beschleunigte sich ungewollt als seine gelben, reptilienartigen Augen das Schimmern fest im Blick hatten. So nah! Bald würde er auch das fünfte Zahnrad der Zeit haben! Dann konnte er sich auf die Suche nach dem Verborgenen Land machen. Nur noch dieses eine Zahnrad der Zeit, dann hatte er alle fünf beisammen. Dann konnte er sie zum Zeitturm bringen und dem Elend in dieser furchtbar, schrecklichen, dunklen Zukunft ein Ende setzen. Er war so nah, so nah an seinem Ziel. Seiner Mission. Nichts konnte sich ihm mehr in den Weg stellen.          Doch bevor er das Ende des Pfades erreichen konnte, der in die Mitte des Sees führte, summte es vor ihm und ein Pokemon materialisierte sich aus einer Lichtkugel direkt vor ihm. Es sah aus wie Selfe und Vesprit, nur dass es eine blaue Kappe hatte. Das musste Tobutz sein. Er stellte sich ihm in den Weg und sah aus als wollte es ihn aufhalten.          Reptain verengte die Augen, er zögerte diesmal nicht als er sich mit einem Ruckzuckhieb auf Tobutz stürzte und ihn aus der Luft mit einer Slamattacke fegte. Er drückte ihn auf den Boden, während er seinen Blick starr weiterhin auf dem Schimmer geheftet hatte der von dem Zahnrad der Zeit aufstieg. Tobutz schien sich nicht zu wehren, weshalb Reptain auch wieder von ihm abließ. Tobutz rappelte sich kaum merklich wieder auf und starrte Reptain einfach nur an, was dieser spürte und nun auch in die runden Augen von Tobutz blickte. Etwas schien in dem Blick dieses Pokemons zu sein, etwas wissendes, etwas überlegendes.          Reptain wand seinen Blick wieder von Tobutz ab zu dem aufsteigenden, grünen Schimmer, welches über dem See lag. »Jetzt habe ich es, das letzte Zahnrad der Zeit.«, murmelte Reptain vor sich hin und ging an Tobutz vorbei. Flink sprang er zum Ende des Pfades und sah über den See. Gier funkelte in seinen Augen auf als er das Zahnrad der Zeit deutlich im See erkennen konnte.          »Nein... Du kannst es nicht nehmen. Niemals...«, presste eine Stimme hinter Reptain. Das musste Tobutz sein, aber er bewegte sich nicht. Auch schonst gab Tobutz keine Regung von sich was Reptain ein wenig beunruhigte, außerdem schien es schwach und entkräftet zu sein. Doch es war ihm egal. Er musste das Zahnrad der Zeit zwischen seine Klauen bekommen.          »Hier unten im See liegt das Zahnrad der Zeit, oder?«, fragte Reptain fast schon säuselnd, weil er sich der Antwort bereits sicher war, da er es schließlich sehen konnte, wie es sich langsam unter der Oberfläche des Wassers drehte. Reptain drehte sich zu dem Pokemon um, das noch immer auf dem Boden lag und verengte die Augen. War Tobutz nicht das Starke Wesen der spirituellen Elemente? Dafür dass er die Stärke repräsentierte, war er verblüffend schwach, irgendwie hatte Reptain mehr Wiederstand erwartet, dennoch war er froh auf keinen gestoßen zu sein. »Nun gut, Tobutz ist dein Name, richtig?«, fragte Reptain, doch das Pokemon reagierte abermals nicht. »Entschuldige bitte, aber ich muss dieses Zahnrad der Zeit mitnehmen.«, beendete Reptain seinen Satz erschreckend ehrlich.          »Urgh... Warte... Warte Reptain...«, presste Tobutz wieder hervor als sich Reptain schon wieder von dem Pokemon abgewandt hatte, doch dann hielt er inne. Seine Gedanken rasten und er fragte sich ob er irgendetwas vernachlässigt hatte? Wachsam horchte er nach hinten, ohne sich zu rühren. »Du kennst... meinen Namen?«, fragte Reptain langsam.          »Reptain der Dieb.«, erwiderte Tobutz zwischen zusammengepressten Zähnen. »Selfe und Vesprit haben mir gesagt, dass du kommen würdest...« Das Pokemon schien Schwierigkeiten haben überhaupt zu sprechen. »Es wäre besser gewesen ich hätte dich sofort aus dem Weg geräumt...« Tobutz keuchte und ein unscheinbares, siegreiches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Aber ich hatte befürchtet, dass ich vielleicht besiegt werden könnte... Also habe ich einen narrensicheren Plan ausgetüftelt.«          Reptain drehte sich skeptisch um und starrte Tobutz unsicher an. »Wie?« Verblüfft beobachtete er, wie über den Augen von Tobutz ein Glitzern erschien. Die Höhle begann zu beben und aus dem See wuchsen rasend schnell riesige, große Kristalle. Sie schoben sich komplett über den See und bedeckten ihn. Reptain sprang erschrocken zurück, auch wenn er mit vielem gerechnet hatte, an das hatte er bestimmt nicht gedacht. Es schien absolut kein durchkommen mehr zu geben durch diesen massiven Wall aus Kristallen. »Was hast du gemacht?!«, rief Reptain wütend und irritiert als er sich gezwungen sah sich wenige Schritte vom See zu entfernen. »Der See ist von lauter Kristallen bedeckt. Es ist unmöglich an das Zahnrad der Zeit heranzukommen!«          »Reptain...«, presste Tobutz ungewöhnlich ruhig hervor und lächelte matt. »Das Zahnrad der Zeit, es ist für dich jetzt unerreichbar. Selbst wenn du mich besiegst, du wirst niemals...«          »D-Du!«, spie Reptain aus der seine Wut nicht mehr zurückhalten konnte. Er hatte dieses Pokemon unterschätzt, aber jetzt wusste er warum Tobutz so geschwächt war. Tobutz hatte seine ganze Kraft aufgebraucht um diese Barriere aus Kristallen vorzubereiten, damit er sie aufsteigen lassen konnte, wenn Reptain erscheinen würde. Doch er ließ sich nicht täuschen, denn für gewöhnlich wurden Zauber beendet, wenn man denjenigen beseitigte. In diesem Punkt ließ sich Reptain nicht in die Irre führen. »Ich muss es haben und ich werde es bekommen! Ich brauche dieses Zahnrad der Zeit!«, rief er als er sich mit ausgestreckten Klauen auf Tobutz stürzte. Er drückte ihn wieder zu Boden, während er über ihm stand und bedrohlich seine rasierscharfen Halmblätter an den Unterarmen durchstreckte. Zorn packten Reptain und durchfuhren jede Faser seines Körpers als er auf Tobutz hinab starrte. »Selbst wenn ich dich dafür aus dem Weg räumen muss Tobutz!«, rief er und fügte leise zischend hinzu: »Ich kam nicht mit der Absicht hierher um irgendjemanden zu Schaden, aber du lässt mir keine andere Wahl.« Tobutz war zu schwach um sich wirklich zu wehren, auch wenn er versuchte sich unter Reptains Gewicht zu winden und zu entkommen. Reptain erhob seine Klaue und die Blätter formten sich zu einer einzelnen, grün glühenden Klinge. Er würde es schnell beenden. Er wollte niemanden Leid zufügen, doch die Verzweiflung an dieses Zahnrad der Zeit zu kommen trieb ihn dazu. Es stimmte, er war nicht in diese Zeit gekommen um irgendjemanden zu schaden, nur um zu helfen. Um seine eigene Existenz auszulöschen während die Lähmung des Planeten niemals eintreten würde. Niemand war hier um Tobutz zu helfen, Reptain musste es jetzt beenden, ehe sich die Situation zu seinem Nachteil verändern würde.          Gerade als er die Klinge hinunter auf Tobutz ziehen wollte, was ihm unweigerlich so viel Schaden zugefügt hätte, dass er jede letzte Kraft gebraucht hätte um sich selbst am Leben zu erhalten, warnten ihn seine Sinne noch gerade rechtzeitig um aufzusehen. Seine Augen schmälten sich unweigerlich als er sich mit einem Ruckzuckhieb gerade noch rechtzeitig nach oben katapultierte um sich dem herannahenden Spukball zu entziehen, der auf ihn im hohen Tempo zugerast kam. »Heh!«, rief eine laute, deutliche Stimme und Reptain sah den Pfad entlang den auch er hierhergekommen war. Auf leichten Füßen landete Reptain auf einem der großen Kristalle die seinen Weg zum Zahnrad der Zeit versperrten und ging sogleich in die Hocke. Drohend verengte er seine gelben, reptilienartigen Augen und spähte zu Karnimani und Evoli die auf Tobutz zugerannt kamen. Verdammt! Warum hatte er nur gezögert? Sein Groll baute sich innerlich auf wie eine Wand die seine Gedanken vernebelten.          Die beiden Pokemon sprangen über Tobutz hinweg, der Spukball war knapp über ihm vorbeigesaust und hatte ihm keinen Schaden zugefügt. Nur die Kristallbarriere hatte ein wenig gesplittert. Sie bauten sich schützend vor Tobutz auf. »Du wirst dieses Zahnrad der Zeit nicht mitnehmen, Reptain!«, rief Karnimani erneut entschlossen. Reptain funkelte die beiden Pokemon drohend an, während ein gehässiges Grinsen über seine Lippen zog. Der Groll und die Wut umnebelten seine Sinne und lullten ihn ein. Er konnte das Blut in seinen Ohren pochen hören, während seine Urinstinkte erwachten. Dennoch wollte er an seinem eigentlichen Vorhaben festhalten. »Ich will euch nichts tun. Geht mir aus dem Weg!«, rief er noch immer auf dem Kristall kauernd zu den beiden Pokemon hinunter.          »Niemals!«, rief Karnimani wütend und verengte nun auch seine Augen. »Ich gehe nicht!«          »Pah! Ist das dein Ernst?!« Der Groll umhüllte Reptains Gedanken. Er hatte diese Frage noch nicht einmal ernst gemeint, geschweige denn erwartet dass sie beantwortet werden würde. Er war so nah am Zahnrad der Zeit gewesen. Tobutz musste beseitigt werden, oder er würde niemals an dieses Zahnrad der Zeit herankommen und diese beiden Pokemon stellten sich ihm doch tatsächlich in den Weg. »Wenn ihr mir nicht aus dem Weg geht...«, begann er zischend und hob seine Klauen scherenförmig vor seine Brust. Die Laubklingen formten sich grün glühend zusammen, während Reptain schier blind vor Wut die beiden Pokemon anfunkelte. »Dann lasst ihr mir keine Wahl! Ich werde euch zuerst aus dem Weg räumen! Versucht nur mich aufzuhalten!«          Sofort sprang er von dem Kristall auf Karnimani zu und holte mit seiner Laubklinge aus. Karnimani versuchte davon zu kommen, war aber zu langsam für Reptain der über seine Seite hieb und noch einmal über seinen Rücken als Karnimani aufjaulte. Doch plötzlich rammte ihn etwas in die Seite und er taumelte kurzzeitig ehe er mit einem Satz davon sprang um sein Gleichgewicht zu halten. Seine Augen fassten Evoli in seinen verbitterten Blick, die ihn mit einem Tackle fast aus dem Gleichgewicht gebracht hätte. Karnimani rappelte sich auf und holte tief Luft und benutzte eine Aquaknarre die Reptain direkt entgegenkam. Dieser schloss lediglich seine Augen und hob schützend seine Laubklingen vor sich. Das Wasser teilte sich, dort wo seine Blätter der Klingen auf das Wasser trafen und konnte die Attacke so größtenteils abwehren. Wasser spritzte um ihn herum und drückten ihn mehrere Schritte zurück, der Wand aus Kristallen entgegen. Evoli warf einen Spukball auf ihn und Reptain sprang noch rechtzeitig in die Luft. Mit einem Ruckzuckhieb ging er wieder auf Karnimani los, zu schnell war er für das Wasserpokemon während dieser versuchte sich in seinen Arm festzubeißen als er seine Laubklinge über den Bauch des kleinen Pokemons jagte. Von der Wucht wurde Karnimani mehrere Schritte weit zur Seite geschleudert, wo er zusammensackte und sich nicht mehr bewegte.          Evoli stürzte sich mit einem wutentbrannten Jaulen auf Reptain. Sie sprang auf seinen Rücken und grub die Zähne tief in seinen Nacken. Sie kratzte, strampelte und biss als würde es um ihr Leben gehen. Reptain zischte auf als sein Fleisch aufgerissen wurde, zornig griff er mit seinen Klauen nach dem Evoli und nach mehreren Anläufen bekam er sie auch endlich zu packen und schleuderte sie von sich weg. Reptain ging auf die Knie und umfasste seinen Nacken. Seine Klaue war mit Blut bedeckt als er sie wieder zurückzog.          Zornig und mit verengten Augen baute er sich wieder vor Evoli auf, doch diese war selbst schon wieder auf den Beinen und schleuderte einen Spukball auf ihn. Reptain wich aus während Staub aufgewirbelt wurde und raste mit einem Ruckzuckhieb auf Evoli zu. Er breitete seine Laubklinge aus und plötzlich wurde es still. Evoli bewegte sich nicht mehr, sie wagte es nicht einmal mehr zu atmen. Reptain hatte die Gelegenheit gehabt, doch er hatte sie nicht genutzt. Er blieb direkt neben Evoli stehen, seine glühende Laubklinge an ihre Kehle haltend. Evoli war wie erstarrt, hielt sich aber noch auf den Beinen. Reptain keuchte leise. »Geh mir aus dem Weg.«, zischte er drohend und zornig.          Evoli rührte sich nicht, sie war wie versteinert. »Warum...?«, flüsterte sie schließlich fragend und Reptains zorniger Blick ruhte auf Tobutz der hinter Evoli lag. »Warum stiehlst du die Zahnräder der Zeit?«, fragte sie erneut wieder flüsternd. Es war nicht mehr als ein Hauchen das zu seinen Ohren drang. Sie wagte es nicht den Kopf zu drehen und Reptain anzusehen aus Furcht vor der Laubklinge die immer noch glühte. Der zornige Schleier aus Groll und Wut der Reptains Sicht vernebelt hatte, löste sich langsam auf. Jemand fragte tatsächlich, warum er so handelte. War es ein Trick? Ein verzweifelter Akt um Zeit zu schinden? »Mir wird keine andere Wahl gelassen.«, antwortete er schließlich, ebenfalls leise und die Drohung in seiner Stimme ist verschwunden. »Wir alle haben die Wahl uns zu entscheiden.«, flüsterte Evoli erneut leise. Reptains Gedanken gingen schleppend, er konnte sich nicht öffnen. Er konnte diesem Evoli nicht trauen, nicht jetzt, nicht in diesem Moment. »Verzeih mir...«, hauchte er ehrlich. »Ich tue das alles für das Zahnrad der Zeit, für meine und eure Welt.«          Doch plötzlich geschah etwas, worauf Reptain nicht gefasst gewesen war. Er war nur auf Evoli fixiert gewesen. Karnimani lag noch immer ohne Bewusstsein in der Ecke und Tobutz rührte sich ebenfalls nicht mehr. Doch ein Schattenpuls raste direkt auf Reptain zu. Er hatte es gerade noch rechtzeitig bemerkt. Mit einem Ruckzuckhieb sprang er zur Seite und zog Evoli mit sich mit, da ansonsten sie den Angriff von wem auch immer direkt abbekommen hätte. Evoli erschrak und klammerte sich zuerst an Reptains Klaue fest, ehe sie sich aus dieser herauswand und sich ihm wieder entgegenstellte, aber ihre Augen ruhten nicht auf ihm sondern suchten die Umgebung ab, während die Ohren nervös zuckten.          Reptain erkannte ihn zuerst. Seine Augen weiteten sich kaum merklich und ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken als er das Pokemon erblickte, welches er als letztes hier erwartet hätte. »Gah! Du?!«, spuckte er verächtlich aus als sein Blick auf Zwirrfinst fiel. Zwirrfinst schwebte geisterhaft über Tobutz hinweg und stellte sich hinter Evoli Reptain entgegen. »Alles in Ordnung mit dir, 'Evoli'?«, fragte Zwirrfinst ekelhaft freundlich nachdem er einen flüchtigen Blick auf Karnimani verschwendet hatte der noch immer mehrere Schritte entfernt auf dem Boden lang. Evoli rührte sich nicht sondern starrte nur Zwirrfinst verwirrt an, doch dieser reagierte von alleine. »Lass mich das für dich erledigen."«, sprach er in seiner donnernden Stimme sadistisch und schleuderte Reptain einen weiteren Schattenstoß entgegen den er kurz zwischen seinen Händen formte. Reptain konnte diesmal nicht ausweichen, er war in die Ecke von Kristallen umringt gedrängt worden. Der Angriff traf ihn direkt und schleuderte ihn zurück. Stöhnend lag er auf dem Boden und rappelte sich mit zusammengebissenen Zähnen wieder hoch. Hasserfüllt sah er Zwirrfinst an. »D-du...?«, versuchte er zu sprechen doch sein Mund wollte die Worte nicht formen die ihm im Geiste herumschwirrten. Reptain versuchte seine Position zu ändern während er Zwirrfinst nicht aus den Augen ließ. Er war umzingelt, hinter sich ragten die Kristalle Schritthoch nach oben und Evoli schien auf der Seite von Zwirrfinst zu sein. Aber warum? Wusste sie denn nicht, was Zwirrfinst vorhatte? Vermutlich nicht...          »Es ist viel Zeit vergangen, es war nicht sehr einfach dich zu finden.«, raunte Zwirrfinst in seiner donnernden Stimme bedrohlich. Reptain sah nur spöttisch zurück. »Tse... Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich es dir einfach machen würde, oder?« Weiterhin versuchte Reptain sich langsam zur Seite zu bewegen, ohne aufzufallen. »Sogar hier. Sogar hier hast du mich gefunden!«, rief er aus. »Du bist wirklich hartnäckig. Du klebst an mir wie eine Klette!«          »Reptain... Diesmal kommst du mir nicht davon.«, entgegnete Zwirrfinst und Reptain gefror das Blut in den Adern. Er versuchte sich zu entspannen und seinen Herzschlag zu beruhigen. Seine Klaue hätte er ins Feuer gelegt und verwettet dass man seinen Herzschlag in der gesamten Höhle wiederhallen hören konnte. »Zwirrfinst...«, erwiderte Reptain leise und versucht so ruhig wie möglich zu klingen. »Ich bin wirklich überrascht, dich in dieser Welt zu sehen. Aber ich bin bereit.« Überheblich hob Reptain eine seiner Klaue. Er hoffte dass Zwirrfinst den Köder schlucken würde. Jeder sollte glauben dass er gegen Zwirrfinst kämpfen wollen würde. Entschlossenheit funkelte über seine Augen.          »Also wirst du kämpfen. So sei es.«, sprach Zwirrfinst. »Aber kannst du gewinnen?« Zwirrfinst breitete seine Arme aus und formte einen weiteren Schattenstoß. Reptain stieß genau in diesem Moment vor, ließ eine seiner Klauen blitzschnell in seine Tasche wandern, holte die kleine, blaue Glaskugel hervor und zerdrückte sie zwischen seinen Klauen. Er schloss dabei die Augen. Der Raum wurde in helles, gleißendes Licht getaucht, während Reptain blind mit einem Ruckzuckhieb an Zwirrfinst vorbeisauste.          »Du verdammter...!«, rief Zwirrfinst, und fuchtelte mit seinen Fäusten um sich herum, doch er konnte ihn nicht erkennen und schlug ins Leere. Nur den Windzug spürte Reptain als er an Zwirrfinst vorbei glitt, immer weiter geradeaus den Pfad entlang den er vor Momenten hierhergekommen war. Die Strahlorb würde bald wieder seine Wirkung verlieren. Er rannte mit zusammengekniffenen Augen auf einen großen Kristall zu der sich vor ihm aufbaute. Gezielt sprang er direkt nach oben, grub seine Klauen in den Kristall der splitterte und hievte sich weiter nach oben. Er konnte den Spalt bereits sehen den er ausfindig gemacht hatte als er die Höhle betreten hatte.          Einen Kampf gegen Zwirrfinst, so angeschlagen wie er jetzt gerade war, erschöpft und durch die verzogene Wand aus Groll an seine Grenzen getrieben... Nein, er konnte nicht gewinnen. Reptain war störrisch, verbissen und hartnäckig, aber noch lange kein Dummkopf. Die Strahlorb verlor an Wirkungskraft als Reptain gerade noch das Ende des Kristalls erreicht hatte. Er sprang noch einmal, stieß sich mit einem Ruckzuckhieb nach oben und griff nach den Rändern der Spalte in die er seine Klauen bohrte. Er hielt sich einen Wimpernschlag lang fest, dann zog er sich nach oben und schlüpfte hindurch. Die Sonne knallte auf den blanken Fels als Reptain die Oberfläche erreichte. Er stand auf einem weitläufigen Berg, der Stein war abgeschliffen und glatt. »Vor mir gibt es kein Entkommen!«, hallte Zwirrfinsts donnernde und wütend brüllende Stimme durch den Spalt zu ihm. Reptain setzte sich sofort in Bewegung.          Verdammt! Verdammt! Verdammt! Er war so nah, so nah an seinem Ziel gewesen! Und dann sind sie auf einmal alle gekommen! Verdammt! Warum nur? Er hatte zu lange gezögert! Wie sollte er jetzt an dieses Zahnrad der Zeit kommen?! Zuerst Karnimani und Evoli wieder und dann auch noch Zwirrfinst! Wie um alles in der Welt war er nur in diese Zeit gekommen?! Verdammt! Reptain sprang kräftig ab und rutschte unglücklich beim Aufkommen auf dem glatten Fels unter sich aus und wurde mehrere Schritte weiter geschleudert als er wollte. Schlitternd weitete er seine Augen und versuchte sich noch an einem Felsen festzuhalten, doch riss er sich bei dem Versuch nur die Klauen auf, als er auch schon rutschend in die Spalte die sich vor ihm auftat mit hohen Tempo hineinfiel. Er schlug mit einem Ruck auf, als der Spalt zu eng wurde und er gequetscht zwischen zwei glatten Felswänden plötzlich zum Stillstand kam. Wild um sich schlagend versuchte er sich freizukämpfen und aus diesem Spalt zu entkommen als ein großer Felsen die Sonne, durch die der Spalt schien verdeckte und auf ihn hinunter donnerte. Reptain riss die Augen auf und sah bereits seinen letzten Moment an sich vorbeiziehen, als er sich soweit wie er nur konnte zurücklehnte. Der Stein wurde durch die immer enger zueinander laufenden Felsspalten aufgehalten und stoppte abrupt direkt über Reptain. Der Weg nach draußen wurde ihm durch den Felsen versperrt, er saß in der Falle.          Erst jetzt schoss Reptain der Schmerz der aufgerissenen Klauen und der Quetschungen seines Leibes durch den Sturz durch den Körper. Er knirschte mit den Zähnen als er versuchte gegen einen schmerzhaften Aufschrei anzukämpfen. Reptain versuchte seine Klauen zu bewegen, als er feststellte dass er sich bei dem Versuch sich festzuhalten auch noch zusätzlich den Arm verdreht hatte. Die beanspruchten Muskeln ohne eine Ruhepause und die Kratz und Biss Spuren am Nacken von dem Kampf mit Evoli spürte er nun auch viel deutlicher als vorher. Außerdem war sein Körper von der Konzentrierten Attacke von Zwirrfinst noch zusätzlich geschwächt. Reptain stöhnte und blinzelte dem großen Geröllfelsen entgegen der die Sonne nicht verdeckte und heiß auf sein Gesicht schien. Er würde es nicht schaffen den Felsen jetzt zu entfernen. Er war eingesperrt, saß in der Falle. Zwirrfinst geisterte wahrscheinlich hier irgendwo herum und würde ihn jeden Moment finden. War dies das Ende seiner Reise?          Seine Gedanken schweiften ab und alles wurde Schwarz um ihn herum. Hatte er... versagt?         Wenige Augenblicke zuvor in der Kristallhöhle          Evoli schüttelte den Kopf und kniff die Augen fest zusammen, als das grelle, weiße Licht der Strahlorb in ihren Augen brannte. Der Hauch einer Berührung und ein knapper Windzug huschten an ihrer Seite vorbei als etwas Großes daran vorbeisauste. Reptain? Wie ein Blitz war er gerade an ihr geradewegs vorbei gerannt und ebenfalls an Zwirrfinst, ansonsten würde sie Kampfgeräusche hinter sich hören. Aber wie? Reptain war auch sehr verletzt und sah von seiner Reise über die Insel sehr erschöpft aus, auch wenn er Evoli mit Leichtigkeit in eine sehr brenzlige Situation gebracht hatte aus der sie alleine nicht mehr herausgekommen wäre. Evoli zuckte mit den Ohren und versuchte einen Laut zu vernehmen als sie wage hinter sich hören konnte wie kleine Splitter zu Boden rieselten. Reptain hatte nie vor gehabt gegen Zwirrfinst zu kämpfen, vor allem wenn er ihn kannte was aus dem Dialog hervorgegangen war. Doch auch Zwirrfinst schien Reptain besser zu kennen als er zugegeben hatte, doch was genau das zu bedeutet hatte war ihr ein Rätsel.          Das Licht verschwand langsam und Evoli hob ihren Blick in die Richtung aus der sie die herab rieselnden Splitter gehört hatte. Es war nicht mehr als ein Schatten der plötzlich in der Decke verschwand, doch sie hatte ihn gesehen. Sie verengte die Augen als sie mit einem mulmigen Gefühl an die Stelle starrte in welcher der Schatten verschwunden war. War dort etwa ein Spalt in der Decke? Evoli war sich sicher, dass sie Reptain gesehen hatte, auch wenn sie seine Gestalt vom Schatten her den sie erhascht hatte, nicht identifizieren konnte. »Vor mir gibt es kein Entkommen!«, donnerte Zwirrfinst laut und erbost hinter ihr wobei seine Stimme von den Wänden widerhallend auf sie zurückgeworfen wurde. Er starrte wütend auf die Stelle an der Reptain gerade noch gestanden war. Dann löste er sich auf in einem feinen Nebel. Geistpokemon würden für sie wohl immer sehr… suspekt sein…          Evoli sah sich in der Höhle um und rannte in die Ecke in der Karnimani noch immer lag. Sie kauerte sich neben ihm als sie ihn erreichte und stupste ihn mit der Schnauze an. »Urgh…«, kam von ihm als er die Augen halb öffnete. Evoli atmete erleichtert aus. Er lebt. Karnimani blinzelte und seine Augen suchten die von Evoli. »Er hat mich voll erwischt.«, jammerte er leise.          »Ja, ich weiß. Ich konnte dir leider nicht rechtzeitig helfen… Ich war zu weit weg.«, gestand Evoli mit Traurigkeit in der Stimme.          Karnimani stöhnte: »Ich kann mich nicht bewegen. Alles tut weh.«          Evoli zuckte mit den Ohren als sie hören konnte wie die Rekruten der Gilde gerade durch die Höhle glitten und bald den Kristallsee erreichen würden. »Sie werden gleich hier sein. Plaudagei, Digdri, Bidiza und die anderen. Ich kann sie kommen hören.«, beruhigte sie ihren Freund.          Dieser starrte allerdings nur auf Evoli. Schwach war sein Blick und seine Stimme brach ab als er seinen Gedanken aussprach. »Du hast doch nicht vor… Auf eigene Faust-…«          »Doch.«, unterbrach Evoli seinen Partner und sah ihm fest in die Augen. »Sieh mich bitte nicht so an.«, bat sie leise als sie seinen besorgten Blick auffing.          Karnimanis Blick lag lange und besorgt auf Evoli, bis sich in seinen Augen auch noch etwas anderes funkelte. Ein Anflug von einem wagen Verständnis legt sich über sein Gesicht. »Sei bitte Vorsichtig. Er ist gefährlich. Auch wenn du nicht glaubst, dass er ein böses Pokemon ist… Auch wenn du es nicht wahr haben willst. Du wirst enttäuscht werden.«, prophezeite Karnimani.          »Ich bin nicht gut darin, mich selbst zu verstehen. Das weißt du doch.«, schmunzelte Evoli und knuffte Karnimani noch einmal ehe sie sich auf die Beine rappelte. Karnimani sah sie nur lange an. Hoffnungslos, weil er Evoli nicht umstimmen konnte und Verzweifelt weil er glaubte, dass sie nicht mehr wieder kommen könnte. Evoli wand sich von ihm ab, es tat ihr weh Karnimani zu enttäuschen, aber in diesem einen Punkt musste sie Reptain folgen. Sie musste mit ihm sprechen, selbst wenn er jetzt schon über alle Berge verschwunden ist, konnte sie vielleicht herausfinden welche Richtung er eingeschlagen hatte. Auf jeden Fall würde sie zu Karnimani zurückkehren, da musste sie noch nicht einmal ein Versprechen abgeben, auch wenn sie alles verschworen hätte, was ihr lieb war.          Evoli rannte von Karnimani fort, an Tobutz vorbei direkt auf die großen Kristalle zu, die sich auf der anderen Seite des Weges an den Wänden türmten. Es schmerzte sie, weil sie Karnimani zurücklassen musste, aber sie konnte die Rekruten bereits hören wie sie durch die Höhlen trampelten. Sie musste weg, bevor die Gildenmitglieder sie noch sehen und aufhalten konnten, was sie zweifellos machen – und auch schaffen – würden. Evoli sprang auf einen hohen Kristall, mit einem Ruckzuckhieb katapultierte sie sich immer weiter hinauf bis sie an der Spitze war. Gelenk wechselte sie ihre Richtung und sprang auf einen weiteren Kristall der noch näher zur Decke aufragte. Sie konnte den Spalt bereits erkennen durch den Reptain verschwunden sein musste, er war so unscheinbar und schmal. Mit einem weiteren Ruckzuckhieb katapultierte sich Evoli senkrecht hinauf und zog sich den letzten Rest kräftig mit den Vorderpfoten durch den Spalt. Oben angekommen keuchte sie kurz und ließ ihren Blick über die weitläufigen, glatten Felsen schweifen.          Evoli schloss die Augen und schnüffelte prüfend in der Luft. Der Geruch von frischem Blut wehte ihr entgegen und ließ sie erschaudern. Reptain konnte nicht so viel geblutet haben als er die Strahlorb benutzt hatte. Ihre Kratz und Biss Spuren hatten bestimmt ihre Spuren auf dem Genick von Reptain hinterlassen, jedoch glaubte sie nicht, dass sie allein der Grund für den frischen Geruch von Blut waren. Das Gestein unter ihren Pfoten fühlte sich sehr glatt und uneben an, weshalb sie langsam und vorsichtig weiter tappte. Evoli folgte der Duftspur die immer kräftiger wurde, je weiter sie ging. Sie merkte wie sie sich mit jedem Schritt weiter anspannte und ihr Fell aufplusterte als sie auf dem Stein vereinzelte Blutstropfen entdeckte. Langsam schob sie sich weiter, unsicher ob sie nicht lieber Zwirrfinst zur Hilfe holen sollte, aber allein bei dem Gedanken an das Geistpokemon schüttelte sie sich unweigerlich. Seine unangenehme Art, seine Verschwiegenheit hatten sie nachdenklich und misstrauisch gegenüber Zwirrfinst gestimmt. Sie konnte spüren, dass der berühmte Erkunder – der wie aus dem Nichts berühmt wurde – ihr irgendetwas über ihre Fähigkeit, dem Dimensionalen Schrei verschwieg. Noch wusste sie nicht genau wann und wie sie diese einsetzen konnte. Die Visionen überschütteten sie viel mehr, was sie anfangs wirklich bestürzt hatte.          Evoli erreichte nach wenigen Herzschlägen einige lose Steine die sich auf dem Boden verstreuten und eine Felsspalte die sich vor ihr im Boden auftat. Leichtfüßig sprang sie darüber hinweg und verkrampfte sich fast als ihr der Geruch von Blut um die Nase wehte und sie ihre Augen weitete. Angespannt schlug sie auf, strauchelte, kämpfte kurz um ihr Gleichgewicht, welches sie dann auch schnell wieder fand. Schluckend ging sie zurück zu der Spalte und spähte mit ihrem Kopf hindurch. Es schien so als würden die Felswände, je tiefer es nach unten ging, näher zueinander verlaufen. Ein großer Felsen versperrte ihr die Sicht darauf, wie tief der Spalt wirklich war. Die Sonne schien hinter sie direkt auf den Stein. Der frische Geruch von Blut stieg ihr direkt in die Nase je weiter sie sich vorbeugte und mit ihren Hinterbeinen und ihrem buschigen Schweif ihr Gewicht ausbalancierte. Ihr Fell stand ihr zu Berge als sie nervös in den Spalt hinunterblickte. Der Felsen versperrte ihr jede Sicht, weswegen sie nicht genau wusste was sie tun sollte und alles was darunter lag blieb verborgen. Was ist wenn Reptain hineingefallen war? Ob er wieder herausgeklettert ist?          Reichlich unsicher über ihr nächstes Vorgehen springt sie in den Spalt hinein und landet leichtfüßig auf dem großen Felsen der sich unter ihrem Gewicht noch nicht einmal rührte. Sie schnüffelte erneut und spähte über den Rand des Steins, indem sie sich vornüber beugte und sich mit ihrem Bauch und Hinterpfoten eng an den Fels presste. Mit ihrem Schweif hielt sie die Balance während sie nach unten spähte.          Ihre Augen weiteten sich als sie mit ihrem Kopf die Sonne verdeckte und nun erkannte was direkt unter dem Felsen verborgen lag. „Reptain?“, fragte sie leise und schluckte. Ihr Mund fühlte sich trocken an während sie dem Pokemon direkt in das Gesicht starrte. Er hatte die Augen geschlossen, doch nach einigen Herzschlägen von denen Evoli überzeugt war, dass man sie über den gesamten Berg hallen hören konnte, machte sie eine Bewegung aus.                  »Reptain?« Es war ein Wispern, nicht mehr als ein Lufthauch welcher an sein gedämpftes Gehör drang und ihn wieder zu seinem Bewusstsein zwang. Wilde Gedanken wirbelten durch seinen Geist, dass er versagt hatte, dass er alle enttäuscht hatte, Celebi und Skampi. Dass er hier sterben würde, weil er Blut verlor und zu kraftlos war um sich selbst aus der Falle in die er gestürzt war zu befreien. »Reptain!«, rief die Stimme über ihm nun energischer und etwas lauter. Reptain stöhnte als er glaubte seine Gedanken würden ihn erneut einen Streich spielen die sich langsam klärten. Blinzelnd öffnete er die müden Augen die sich nur unter Anstrengung öffnen ließen. Die Sonne blendete ihn, doch konnte er einen Schatten erkennen der sich von dem Felsen unterschied und vor die Sonne drang. Es war zunächst nur ein Schemen, welchen er erkennen konnte. Eine buschige, schwarze Kugel aus denen zwei große Scherenklingen ragten, so sah es für ihn auf den ersten Blick aus, bis sich sein Blick langsam klärte und die Konturen schärfer wurden. Buschiges Fell hob sich nun deutlich von den Scherenklingen ab, außerdem zuckten sie hektisch während die Kugel ein Gesicht bildete das mit braunen, besorgten Augen blinzelte.          »Bist du schwer verletzt?«, fragte der Schatten erneut und fügte energisch hinzu. »Du musst wach bleiben!« Reptain hätte seine Stirn in Falten gelegt, wenn es ihm gelungen wäre die Kraft aufzubringen. Sein Körper fühlte sich an, als würde er von den Felswänden um sich herum zerquetscht werden. Nur mit viel Mühen konnte er eine seiner Klauen einigermaßen anheben. Innerlich seufzte er als sich die Stimme wieder meldete die nun ungeduldig wirkte. »Meinst du, du kannst von alleine wieder nach oben klettern?« Es war immer noch nur ein Schatten den er erkennen konnte, auch wenn er sich Mühe gab mehr zu erkennen, mehr als die Kontur und die tiefbraunen Augen die er selbst auch nur unter Anstrengung erkennen konnte, erkannte er nicht mehr als Schatten. »Nein.«, drang es stöhnend aus seiner Kehle. »Der Fels versperrt mir den Weg, er ist zu groß. Außerdem...« Seine Stimme versagte und er krächzte nun nur noch. »Ich bin eingequetscht.« Erst als die Worte seinen trockenen Mund verließen merkte er wie hilflos sich das anhören musste. Doch zu seiner Verwunderung war es kein Hohn oder Spott der in der Stimme der Unbekannten lag. »Ich werde versuchen den Brocken zu zerschmettern!«, rief sie. »Ich werde es wahrscheinlich nicht komplett schaffen, aber es sollte ausreichen dass du dann hinaufklettern kannst. Meinst du, du wirst das schaffen?«          »Nein.«, drang es krächzend aus Reptains Kehle. Seine Hoffnung sich selbst kräftig genug aus dem Spalt herausziehen zu können war erschreckend gering. Diese Kraft würde er nicht mehr aufbringen können. Er überlegte, doch seine Gedanken wollten sich nur langsam in Bewegung setzen. In seinem Beutel waren derzeit nur die vier Zahnräder der Zeit und noch eine einzelne Strahlorb, soweit er sich richtig erinnerte. »Verschließe deine Augen. Versuch deinen Kopf zu schützen.«, drang die Stimme erneut und ehe Reptain noch etwas erwähnen konnte, verschwand die Silhouette und Staub fiel ihm entgegen nachdem ein Aufschlag zu hören war und Schattenpartikel über dem Felsen herumtanzten. Reptain mühte sich seine Arme zu heben und sie über seinen Kopf zu legen. Zu mehr fühlte er sich nicht mehr in der Lage. Er versuchte den Kopf einzuziehen und seine Blätter an den Unterarmen zu spreizen, das einzige was ihm wohl noch gelingen wollte. Sein verrenkter Arm pochte bei der Bewegung, doch zwang er sich ihn über seinem Kopf zu halten als kleinere Felsbrocken über ihn regneten.          Mehrere Atemzüge vergingen als ein großer Teil des Felsens zersprang und seinen Oberkörper in das helle Licht der Sonne getaucht und dadurch gewärmt wurde. Er blinzelte als der letzte Staub verflog und versuchte etwas zu erkennen. Sein Blick hatte sich abermals geklärt und erkannte, dass der Fels direkt über ihm zu dessen Seite wie abgeschnitten wirkte. Als hätte er selbst seine Laubklinge über den Felsen geschnitten, ihn geteilt und schließlich halbiert. Natürlich war es kein sauberer Schnitt der den Felsen zerstört hatte, viele kleine Kerben und Absplitterungen zierten die Oberfläche des Felsens der geschrumpft war. An der Spitze konnte er nun erkennen, wer da stand, wer ihm geholfen hatte.          Evoli tappte mit unruhig zuckenden Ohren auf die abgesplitterte Seite des Felsens auf Reptain zu. Sie hielt etwas in ihrem Maul zwischen ihren Zähnen als sie sich soweit sie nur konnte zu ihm hinunter streckte. Es war eine dunkelblaue Beere und Reptain fragte sich was Evoli vor hatte. Nervös zuckte sie mit ihren Ohren. »Nimm und iss die.«, nuschelte sie zwischen die Beere hindurch. Reptain fragte sich warum sie ihm half und streckte seine Klaue die nicht ausgerenkt war aus um nach der Beere zu greifen. Evoli ließ sie fallen und die Beere kullerte in seine fast schon ungeschickte Klaue, die sie daraufhin zu seinem Mund führte. Reptain schmeckte das saftige Aroma der Beere als er darauf kaute, während auf wundersame Weise sich seine Schürfwunden komplett verschlossen. Sein ausgerenkter Arm fühlte sich nicht mehr weiter taub an und er konnte ihn angenehm ruhig und ohne Schmerzen bewegen. Die Sinelbeere zeigte ihre Wirkung und Reptains geschundener Körper regenerierte sich auf seltsame angenehme Art und Weise wieder.          »Wie geht es dir nun?«, fragte Evoli scheinbar sichtlich nervös und unsicher. »Meinst du, du kannst jetzt von alleine herausklettern?« Reptain hob seine Klauen und kratzte zunächst leicht zu beiden Seiten gegen die Felswände, ehe er sie dann kräftig darin schlug. Mit Kraftaufwand zog er kräftig und wand seine Füße unter den Resten des Felsens heraus. Er kletterte auf den abgesplitterten Felsen auf dem Evoli ihm Platz gemacht hatte und starrte ihn mit abschätzenden Augen an. Reptain keuchte, dennoch hatte die Beere wahre Wunder bei ihm bewirkt. Auch wenn er sich noch etwas benommen fühlte, war dies wohl auf den Schlafmangel, die weite Reise und dem Kampf zurückzuführen. Evoli deutete mit einem Schwanzschnippen nach oben zum Rand der Spalte wo die Sonnenstrahlen hineinschienen. Ohne ein weiteres Wort sprang sie dann mit einem Ruckzuckhieb nach oben, hielt sich mit den Pfoten an der Felskante fest und zog sich das letzte Stück nach oben. Reptain wartete wenige Atemzüge ab ehe er ebenfalls kräftig absprang, doch schaffte er es gerade mal seine Klauen über die Felskante zu schieben. Er rutschte, doch Evoli schnellte vor und grub ihre Zähne etwas unterhalb seines Nackens, was Reptain leicht zusammenzucken ließ. Doch zu seiner Verwunderung zog sie entschlossen an ihm und er hievte sich mit ihrer Hilfe über die Kante des Spalts.          Reptain blieb noch immer auf den Knien und späht leise schnaufend über die steinige Ebene der Kristallhöhle auf der sie standen. Er verengte die Augen als er Zwirrfinst nicht sehen konnte und heftete seine gelben, reptilienartigen Augen misstrauisch auf Evoli die ihn allerdings nur neugierig und ruhig betrachtete. Arbeitete sie nicht mit Zwirrfinst zusammen? Warum war sie nun alleine? »Warum hast du mir geholfen?«, fragte er schließlich und verengte seine Augen. »Bin ich nicht 'Reptain der Dieb'?«          Evoli blinzelte unbeirrt, ein fast schon amüsierter Ausdruck blitzte in ihrem Gesicht aus. »Ein guter Freund hat mir eine Weisheit gelehrt. Es gibt keine bösen Pokemon.«, erklärte sie merkwürdig freundlich was Reptain allerdings keinesfalls zuversichtlicher stimmte. »Du hättest mich einfach aus dem Weg räumen können, du hast es allerdings nicht getan. Außerdem hast du mich geschützt als Zwirrfinst seinen Angriff auf dich startete und ich im Weg gestanden hätte. Ich danke dir dafür.« Reptain sah sie immer noch sehr vorsichtig an, doch Verwirrung überschattete sein Gesicht. Ja, warum hatte er Evoli eigentlich vor dem Schattenstoß geschützt? Es war wohl mehr ein Reflex gewesen als er den Angriff wie einen Donnerschlag auf sich zurollen spüren konnte.          Evoli deutete mit dem Kopf auf seinen Beutel. »Warum stiehlst du die Zahnräder der Zeit?«, fragte sie nun ernst. »Weißt du nicht, welchen Schaden du anrichtest?«          Reptain ließ sich ablenken und starrte auf Evoli während er sich aufrichtete. Zwirrfinst war nicht in der Nähe, weder hören noch sehen konnte er ihn. Also war Evoli wirklich alleine. Sie hatte sich alleine auf den Weg gemacht und hatte ihm geholfen seiner Falle zu entkommen. Ja, sie hatte ihm sogar eine Sinelbeere gegeben, damit er wieder zu Kräften kommen konnte. Doch warum? Reptain konnte keine Hintergedanken in Evolis Gesichtsausdruck erkennen, nichts was darauf hinwies, dass sie einen Plan verfolgte. Anscheinend schien sie wirklich nur Antworten zu suchen, vielleicht war dies eine Chance sich zu Rechtfertigen. Doch wie viel sollte er preisgeben und wie viel wusste sie bereits schon? Reptain schnaufte. »Zunächst einmal, stehle ich die Zahnräder nicht. Ich sammel sie.«, betonte er gereizt. »Und ja, ich habe selbst gesehen was geschieht wenn man sie aus ihren Vorgesehenen Plätzen entfernt. Aber es ist notwendig, damit der Planet nicht gelähmt wird.« Vorsichtig und langsam war er mit seinen wahren Absichten herausgerückt und beobachtete aufmerksam Evolis Reaktion.          Evoli zuckte missbilligend mit den Ohren. »Du sagst es sei notwendig, damit der Planet nicht gelähmt wird, dabei lähmst du den Planeten indem du die Zahnräder der Zeit aus ihren Orten entfernst.«, sprach sie fast schon anklagend und sah Reptain skeptisch an.          Reptain schüttelte den Kopf doch starrte er dann mit verengten Augen auf Evoli. »Woher weißt du von der Lähmung des Planeten? Und warum glaubst du, dass das Verschwinden der Zahnräder der Zeit dafür verantwortlich sein soll dass die Lähmung eintritt?«, fragte er nach. Reptain erkannte wie Evoli die Augen ihrerseits ebenfalls zusammenkniff und den Mund fest verschloss. Noch einigen Atemzügen sprach sie schließlich: »Du bist ein Pokemon aus der Zukunft, das die Lähmung des Planeten anstrebt. Zwirrfinst hat uns das allen nach unserer letzten Auseinandersetzung in der Wüste erzählt. Dass er dich doch besser kennen muss als er uns erzählt hat, schließe ich aus eurem Dialog von vorhin.«, erklärte sie etwas spitz.          Reptain zischte gereizt als er Evolis Erklärung lauschte. Dass Zwirrfinst in dieser Vergangenen Welt aufgetaucht war und Lügengeschichten über ihn verbreitet hat, machte seine Aufgabe nicht gerade leichter. Er hätte damit rechnen müssen, dass Zwirrfinst von Schatten-Dialga früher oder später in die Welt der Vergangenheit geschickt werden würde, doch er hatte gehofft, dass er bis dahin schon längst mit den Zahnrädern der Zeit auf dem Weg zum Zeitturm war. »Was in den Gebieten in denen du ein Zahnrad der Zeit 'sammelst' passiert, macht den Pokemon auf der Insel Angst.«, betonte Evoli scharf.          »Tse... Es sind nicht die Zahnräder der Zeit die die Zeit regulieren und die Lähmung des Planeten hervorrufen. Es ist der Zeitturm.«, erklärte Reptain barsch. Sein Groll gegen Zwirrfinst wurde nur noch größer je mehr er über seine Machenschaften erfuhr die er hier gegen ihn bereits geschmiedet hatte.          »Zeitturm?«, fragte Evoli und ließ Reptain für keine Sekund aus den Augen. Ihr Blick verriet ihm, dass sie ihm nicht glaubte.          »Der Zeitturm wird einstürzen und das ist der Grund, weshalb die Lähmung des Planeten eintritt. Wenn die Zahnräder der Zeit nicht in den Zeitturm eingesetzt werden bevor er endgültig zusammenstürzt, wird er kollabieren und eine immerwährende Dunkelheit über diese Welt werfen.«, prophezeite Reptain, seine gelben, reptilienartigen Augen zu Schlitzen verformt und sein Gesicht verdüsterte sich. »Es wird geschehen, ich bin hier damit der Zeitturm nicht einstürzt und dafür brauche ich alle Zahnräder der Zeit.«          Evoli schüttelte verunsichert den Kopf und ließ ihn sinken. »Zwirrfinst hat erzählt, dass er aus der Zukunft geschickt wurde um dich aufzuhalten. Damit du die Zahnräder der Zeit nicht stehlen kannst um so den Planeten zu lähmen. Warum sollte überhaupt ein Pokemon die Lähmung des Planeten anstreben?«, fragte sie und hob ihren Blick wieder auf Reptain. »Wem würdest du mehr Glauben schenken? Jemanden der immer wieder davonläuft und sich in Geheimnisse hüllt, oder jemanden der sich bereitwillig Hilfe sucht um denjenigen zu schnappen der wegläuft?« Zweifel überschatteten das Gesicht von Evoli, doch Reptain konnte nicht anders als seinen eigenen Blick abzuwenden. Hatte er etwa falsch gehandelt, weil er nicht nach Schatzstadt gegangen war um sich Hilfe zu suchen? Weil er die Pokemon nicht aufgeklärt hatte, was geschehen würde? »Wer hätte mir denn schon geglaubt? Wer hätte denn geglaubt, dass ich aus der Zukunft komme?«, fragte Reptain leise. »Selbst du musst zugeben, dass sich das sehr verrückt anhört.«          Evoli ließ ihren Blick wieder auf ihre Pfoten sinken und Reptains Körper begann zu kribbeln. »Der Zeitturm wird einstürzen, wenn die Zahnräder der Zeit nicht zu ihm gebracht werden und dann wird die Lähmung des Planeten eintreten.«, fasste Reptain noch einmal zusammen und stand auf. Er ließ seinen Blick das letzte Mal über Evoli schweifen. »Du kannst glauben, was du willst. Mir ist es egal. An das letzte Zahnrad der Zeit werde ich auch noch herankommen, auf die eine oder andere Art und Weise.«          Reptain wand sich ab, denn für ihn gab es an diesem Punkt nichts mehr zu sagen. Ob Evoli ihm mehr glauben schenkte als Zwirrfinst war ihm egal. Er musste sich selbst mit Zwirrfinst auseinandersetzen, außerdem musste er Tobutz zwischen seine Klauen bekommen. Auch wenn er es nicht beabsichtigt hatte und es ihm dieser Gedanke überhaupt nicht gefiel, würde er Tobutz töten müssen um an das Zahnrad der Zeit heranzukommen.          »Du musst es den anderen Pokemon sagen, Reptain! Dann werden sie dir helfen.«, rief Evoli die nun ebenfalls aufgestanden war. »Wenn du ihnen erzählst was passiert...«          »Wer würde 'Reptain dem Dieb' glauben schenken nachdem Zwirrfinst seine Saat der Lüge so effektiv unter euch gestreut hat?«, fragte Reptain bissig ohne sich umzudrehen. Sein Blick war stur nach vorne gerichtet. »Ich rate dir, dich mir nicht in den Weg zu stellen.«, fügte er hinzu und ging los.          Nach bereits zwei Schritten spürte er die Attacke auf sich zukommen. Flink sprang er mit einem Ruckzuckhieb nach oben und versuchte sich in der Luft zu drehen, als er dem Angriff auswich. Also war das Interesse von Evoli doch nur vorgeheuchelt gewesen und sie griff ihn nun an. Doch es war kein Spukball ihn verfehlte und es war auch nicht Evoli die den Angriff ausgeführt hatte. Evoli hatte sich mit dem Rücken zu Reptain gedreht und starrte geradewegs auf Zwirrfinst der sein Auge verengt den Blick auf Reptain gerichtet hatte. Er formte mit seinen großen Pranken einen weiteren Angriff und Reptain gefror das Blut in den Adern als der Angriff ihn traf. Der Konfustrahl traf ihn noch in der Luft, ließ ihn wie einen Stein zu Boden fallen und zwang ihn der Länge nach liegen zu bleiben. »Gah! Zwirrfinst du Feigling!«, presste Reptain zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor als ihn das schiere Gewicht von zehn Kangama auf den Boden gegen den harten Stein presste.          »Ich sagte doch, dass du mir nicht entkommen kannst.«, raunte Zwirrfinsts Stimme donnernd als er auf ihn zukam. Evoli sah sich verwirrt und gleichzeitig unbehaglich um. »Wähähä!«, erschallte es von dem Berg was sie dazu veranlasste irritiert mit den Ohren zu zucken. »Was ist das?«, fragte sie. Reptain versuchte sich hochzustemmen, doch er konnte sich dem Angriff nicht mehr entziehen. Sein Körper war von dem unsichtbaren Gewicht das auf ihm lastete und ihn zu Boden drückte wie gelähmt und kein Muskel wollte ihm gehorchen.          Drei lilafarbene Pokemon kreischten auf und sprangen über die Steinplatten der Höhle auf Reptain zu. Sie umzingelten ihn und einer nahm ihm seinen Beutel ab.»Nein!«, brüllte Reptain und wollte nach dem Beutel greifen, doch der Druck schien sich zu verstärken was ihm die Luft aus den Lungen jagte. Nicht sein Beutel, nicht die Zahnräder der Zeit. Mit verengten Augen sah er wie der Zobiris Zwirrfinst den Beutel Zwirrfinst überreichte, während die anderen beiden dicke Seile um Reptains Arme streng nach hinten an den Rücken gelegt banden. Zusätzlich banden sie seine Beine zusammen, sodass er nicht mehr springen oder große Schritte machen konnte. Reptain sah verhasst zu Zwirrfinst auf als die Zobiris auch sein Maul zubanden, dass er noch nicht einmal mehr sprechen konnte. Zwirrfinst ließ mit seiner Attacke von Reptain ab, sodass er sich wieder bewegen konnte, allerdings war er jetzt gefesselt, unfähig zu sprechen, wegzulaufen oder seine Fesseln mit seiner Laubklinge durchzuschneiden.          Während die Zobiris es nicht dabei beließen Reptain einfach nur seine Arme fest aneinander zu knebeln, banden sie diese auch noch stramm um seinen Körper fest, von den Schultern bis knapp unter seinem Bauch spannten sie die Seile um ihn sodass Reptain der letzte Hoffnungsschimmer geraubt werden sollte. Rebellisch sah er mit seinen gelben, reptilienartigen Augen herausfordernd auf Zwirrfinst. Wie war es nur passiert? Es war so schnell gegangen dass er es kaum realisiert hatte. Die Zobiris zwangen ihn dann aufzustehen indem sie ihn an seinen Seilen auf die Füße zogen. Reptain hatte überhaupt keine andere Wahl mehr als zu akzeptieren, dass er vollends unter Zwirrfinsts Gewalt stand.          Zwirrfinst nahm den Beutel von dem einen Zobiris entgegen und öffnete ihn. »Die Zahnräder der Zeit.«, nickte er zufrieden. »Sie werden wieder an ihre vorbestimmte Orte gebracht werden.«          »Zwirrfinst...«, begann Evoli die sich scheinbar von ihrer Starre gelöst hatte und heftete ihren Blick zu ihm nach oben. »Was hat es-« Doch Evoli brach ab, als sie plötzlich zusammenzuckte und stöhnend flach auf den Boden gepresst zusammenbrach. Ihre Augen waren zusammengekniffen als würden Schmerzen ihren Körper durchzucken. »Du törichtes Wesen.«, begann Zwirrfinst donnernd mit einem verachtenden Blick auf sie. »Zobiris. Fesselt sie ebenfalls.«          »Was?!«, rief Evoli spitz auf als die Zobiris auch schon über ihr standen. Sie knebelten sie ebenfalls, banden ihre Pfoten so fest aneinander, dass sie überhaupt nicht mehr laufen konnte. Reptain verstand nicht ganz was das zu bedeuten hatte. Warum Evoli? Was hatte sie mit der ganzen Sache zu tun?          Zwirrfinst baute sich vor sie auf während Evoli böse zurückfunkelte. »Du wirst ebenfalls gerichtet werden, dafür dass du Reptain geholfen hast.« Ein leises, triumphierendes Lachen stieg von Zwirrfinst aus. »Ich denke, niemand wird etwas dagegen haben, wenn ich einen Verräter mit in die Zukunft nehmen werde.« Evoli versuchte etwas zu erwidern, aber mehr als ein aufgebrachtes »Hmmpf!«, wollte ihr nicht aus dem geknebelten Mund entweichen. Abermals lachte Zwirrfinst leise. »Du hast zu viele Fragen gestellt. Wenn du ruhig geblieben wärst... Vielleicht hätte ich dich dann doch in Ruhe gelassen.« Er heftete seinen Blick auf Reptain der Zwirrfinst nur weiterhin verhasst anstarrte. Also musste Evoli darunter leiden weil er ihr zu viel verraten hatte? Einem Pokemon das nichts mit all dem zu tun hatte, außer dass nun etwas zu viel wusste?          Zwirrfinst beugte sich vor und hob das zusammen geschnürte Evoli mit seiner freien Pranke auf. Sie baumelte und zappelte wild herum, vermutlich in der Hoffnung sich irgendwie befreien zu können. Doch die Seile waren zu stramm und Zwirrfinst beäugte sie nur belustigt. »Los wir gehen.«, befahl Zwirrfinst und die Zobiris zogen Reptain mit sich, traktierten ihn mit Kratzern und stießen ihn vor sich hin.          Reptain sank das Herz allmählich in die Knie. Er hatte versagt, das musste er sich eingestehen. Zwirrfinst würde ihn zurück in die Zukunft nehmen, wo er sich seinem Schicksal stellen musste. Warum er Evoli unbedingt mitnehmen wollte, verstand er allerdings nicht. Was sollte sie schon ausrichten? Doch da kam es Reptain in den Sinn, während er über die glatten Steine ging und gezwungen war kleine Schritte zu gehen wegen dem Seil zwischen seinen Beinen. Wer die Geschichte verändern will, der wird aus der Geschichte getilgt werden. Evoli könnte versuchen wenn er und Zwirrfinst wieder in der Zukunft sind, auf eigene Faust nach den Zahnrädern der Zeit zu suchen und auch nach dem Zeitturm und sie würde die Unterstützung ihrer Freunde genießen. Sie würde vermutlich unaufhaltbar sein.          Reptain schwante böses, als er von den Zobiris einen schmalen Pfad der den Berg hinunterführen sollte entlang gezogen wird und dabei versuchte sein Gleichgewicht zu behalten. Er versuchte zu verstehen was gerade passiert war. Er hatte versagt. Er konnte nur darauf hoffen, dass Skampi irgendwo war und weiterhin der Mission nachjagte. Vielleicht hatte sie das Verborgene Land gefunden und würde sich jetzt auf den Weg machen die Zahnräder der Zeit zu sammeln. Er konnte es nur hoffen. Während sie in Richtung Schatzstadt unterwegs waren, schwand seine Hoffnung fast bis auf den Nullpunkt aus dieser Sache noch herauszukommen. Er hatte versagt und er wusste nur zu gut was ihn in der Zukunft erwarten würde.          Reptain fragte sich außerdem, als er kurz innehielt und in den Himmel blickte, nur um dann grob vorwärts geschubst zu werden, ob er zu verschlossen gewesen war und ob er sich nicht vielleicht doch am Anfang seiner Reise irgendjemanden anvertrauen hätte sollen. Außerdem konnte er nur hoffen, dass die Pokemon auf der Insel nicht so blind sein würden und zumindest um Evoli kämpfen würden, dass sie nicht in diese schreckliche, dunkle Welt musste. Kapitel 5: 05 - Zurück in die Zukunft -------------------------------------            Die Nacht hatte sich bereits über die Insel gelegt, als Zwirrfinst mit den Zobiris und Reptain in Schatzstadt ankam. Der Marsch war auf die letzten Schritte sehr langsam gewesen, fast schon so als würden sie jemanden auf den Tod vorbereiten. Doch außer Reptain hatte niemand in dieser Zeit auch nur einen Verdacht, wie nahe man diese Vermutung mit der Realität kam. Auch nur er wusste, dass er selbst derjenige sein sollte, der gerichtet werden wird. Mit den Armen auf dem Rücken verbunden, das Maul geknebelt und einem Seil das seine Beine miteinander verband, sodass er weder laufen, noch springen, geschweige denn große Schritte beim gehen machen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich seinem jetzigen Schicksal zu fügen. Die Zobiris traktierten ihn immer wieder mit Kratzern und stießen ihn an schneller zu gehen, doch konnte er nicht. Seine Kräfte waren wie seine Hoffnung auch, an einem Tiefpunkt angelangt. Die Sinelbeere die Evoli ihm gegeben hatte, hatte zwar seine Wunden geschlossen und ihn etwas zu Kräften kommen lassen, doch war er außerdem geschwächt wegen dem Kampf und der Schlaflosigkeit die sich inzwischen stark bemerkbar machte. Doch war dies das, was Reptain am wenigsten beunruhigte. Er fürchtete, dass seine Hoffnungslosigkeit nur der Vorreiter dazu war, seinen Willen zu verlieren, und das machte ihm fast schon Angst.          Evoli hatte anfangs noch versucht, sich aus ihren Fesseln herauszuwinden, doch hatte sie dies auch vor einer Stunde aufgegeben. Sie musste sich ebenfalls ihrem Schicksal fügen und konnte nichts tun außer ebenfalls geknebelt zuzusehen. Einem Schicksal, von dem sie nichts wusste, weil sie ihm, Reptain eine Sinelbeere gegeben hatte, dass er sich aus seiner Falle befreien konnte. Weil sie ihm Fragen gestellt hatte, die er ihr beantwortete und sie nun zu viel wusste. Auch wenn Reptain noch nicht genau wusste, wie es Zwirrfinst schaffen sollte sie ebenfalls in die Zukunft mitzunehmen weil sie angeblich eine Verräterin war, war er sich fast sicher, dass er es schaffen würde. Andererseits war Reptain dies aber auch völlig egal, während seine Gedanken bei Skampi hingen, bei Skampi, die wohl gerade von ihrer Entdeckung des Verborgenen Landes zurückkommt und sich auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit machte. Zumindest war es das, was er hoffte und fest daran glauben musste. Hoffentlich würde sie mehr Glück haben als er.          Als die Karawane in Schatzstadt ankam, erwartete die Gruppe bereits ein Magnetzone und drei Magnetilo, die Ziwrrfinst allesamt beglückwünschten. Doch fiel ihnen recht schnell auf, dass außer Reptain auch Evoli geknebelt war, die sich nun wieder lautstark versuchte zu beschweren und aus ihren Fesseln zu winden. Doch außer einem ersticktem »Mhmpf!«, kam kein verständlicher Laut von ihr. »Zzzt... Warum ist Evoli gefesselt, Zwirrfinst? Zzzt.«, fragte Magnetzone in seiner metallisch klirrenden Stimme. Zwirrfinst setzte das zusammengeschnürte Evoli auf dem Boden ab, die weiterhin versuchte sich zu winden, oder den Knebel vor ihrem Mund loszubekommen. Doch sind ihre Bemühungen vergeblich, als ein Zobiris auf Evoli zuging und sie gegen den Boden gedrückt festhielt.          »Sie hat Reptain bei der Flucht geholfen und hat die Dreistigkeit besessen, sich mir und meinen Zobiris in den Weg zu stellen um dem verbrecherischen Pokemon zu helfen.«, erklärte Zwirrfinst woraufhin Magnetzone schwieg. Ob er irritiert war konnte man nicht feststellen. Evoli bäumte sich auf. »Hmmpf!!! Hrm!«, kam nur aus ihrem geknebelten Mund.          »Zzzt... Nun gut... Wir werden die Ermittlungen gegen Evoli in die Wege leiten. Zzzt.«, sprach Magnetzone nach einer Weile des Schweigens. Vielleicht war es doch Irritation oder zumindest Verwunderung die ihm für einen Moment die Worte geraubt hatten.          »Wenn ich dir einen Vorschlag unterbreiten dürfte, Oberwachtmeister Magnetzone...«, begann Zwirrfinst und entfernte sich mehrere Schritte mit ihm. Fort aus dem Radius wo Reptain sie noch hätte hören können. Die Zobiris begannen ein weiteres Seil fest um Reptain und Evoli zu schnüren, so dass sie verdammt waren Rücken an Rücken zu kleben, wobei Evoli noch nicht einmal den Boden berührte. Sie beschwerte sich zwar lautstark, doch wieder konnte man nichts als erstickte Laute verstehen. Außerdem rammten die Zobiris einige Holzpflöcke in einer Kreisform in den Boden und banden Reptain und Evoli stramm an ihnen fest, sodass Reptain in keine Richtung hätte laufen können. Als die Zobiris sicher waren, dass keiner der beiden fliehen konnte, gingen sie fort zu Zwirrfinst. Immer mal wieder schaute einer von ihnen zu den beiden herüber, aber scheinbar warteten sie auf weitere Anweisungen, die sie von Zwirrfinst bekommen würden.          Reptain versuchte sich zu bewegen, die Pflöcke irgendwie herauszureißen oder zu lockern, aber je mehr er zog, desto tiefer schnitten sich die Seile in sein Fleisch. Mehr als einmal fiepte Evoli schmerzhaft auf, als sich durch sein handeln auch ihre Seile fester um sie zogen und er stoppte. Innerlich seufzend schloss er die Augen. Er fragte sich ob jetzt alles vorbei sein sollte während eine kühle Windprise an den beiden vorbeizog. Evoli rührte sich kaum, vermutlich stand sie unter Schock, oder was auch immer. Sie starrte wie in eine Starre verfallen zu Magnetzone der sich immer noch mit Zwirrfinst unterhielt. Reptain konnte es ihr nicht verübeln, immerhin wurde sie für etwas beschuldigt, was sie nicht getan hatte. Aber wer würde ihr Glauben schenken?          Die Bewohner von Schatzstadt, ja gar die Pokemon auf dieser gesamten Insel wussten ja noch nicht einmal, wer Zwirrfinst wirklich ist und was er damit bezweckte, Reptain aufzuhalten. Wieder einmal mehr fragte sich Reptain, warum er sich niemanden anvertraut hatte, als er auf dieser Insel gestrandet ist. Damals hatte er einen ganzen Tag allein damit verplempert um nach Skampi zu suchen, hätte er sie nicht verloren wäre alles wahrscheinlich anders gekommen.          Reptain öffnete die Augen wieder nach mehreren Herzschlägen. Zwirrfinst und Magnetzone waren wohl zu einer Einigung gekommen, denn die beiden kamen gerade wieder zu ihnen herüber mit den Zobiris und den Magnetilo die wie brave Untertanen folgten. Reptain wusste keinen besseren Ausdruck der zu ihnen in seinen Augen, passen sollte. »Zzzt... Reptain, du wurdest angeklagt aus der Zukunft in unsere Welt gekommen zu sein, um deinen Plan, die Lähmung des Planeten in die Tat umzusetzen. Zzzt... Dein Platz ist nicht hier, daher liegt es in der Hand des großen Zwirrfinst, was er mit dir tun wird. Zzzt.«, sprach Magnetzone förmlich sein Urteil über Reptain. Ihm war es egal, auch wenn er seine verengten, gelben Augen auf Magnetzone gerichtet hatte. Sie alle hier konnten ihm ins Gesicht spucken, aber sie waren dem Untergang geweiht. Die Pokemon in dieser Welt waren ihm sehr egal. Die Sonne war es, die ihm nicht egal war.          Magnetzone redete weiter: »Zzzt... Evoli, du wurdest angeklagt dem Ganoven 'Reptain dem Dieb' dabei geholfen zu haben zu fliehen. Zzzt... Außerdem wurdest du angeklagt, dich dem großen Zwirrfinst und seinen Zobiris in den Weg gestellt zu haben um eben benanntes Pokemon zu schützen. Zzzt.« Evoli protestierte lautstark »Hhhmmpffff!!« Magnetzone betrachtete Evoli einige Herzschläge lang. »Zzzt... Auch wenn du uns in der Vergangenheit bei der Klärung vieler Fälle geholfen hast, wiegt dieses Vergehen schwer... Zzzt... Daher wirst auch du Verurteilt. Du wirst verurteilt diese Welt zu verlassen und ebenfalls in die Zukunft zu gehen um dort alleine ein neues Leben zu beginnen und ein Dasein in einer Welt fristen musst die dir unbekannt ist. Zzzt.«          Reptain konnte es nicht sehen, aber er spürte wie Evoli auf seinem Rücken erstarrte. Sie hatte die Augen weit aufgerissen und starrte Magnetzone mit zurückgelegten Ohren fassungslos an. Reptain erstarrte auch innerlich und wurde wahrscheinlich bleich. Zurück in die Zukunft?          »Zzzt... Der große Zwirrfinst wird morgen ein Dimensionales Loch öffnen mit dem er wieder in seine Welt zurück reisen wird... Zzzt... Ihr beide werdet mit ihm gehen... Zzzt... Reptain, du gehörst nicht hierher sondern in die Zukunft... Zzzt... Evoli, du wirst in dieser Welt dein Urteil absitzen... Zzzt... Bis morgen werdet ihr hier an dieser Stelle verweilen bis euer Urteil vollstreckt wird... Zzzt.« Es folgte keine Bewegung. Weder von Evoli, noch von Reptain war eine Regung zu erkennen. Evoli protestierte nicht mehr sondern sah mit großen Augen wie eine Salzsäule erstarrt auf Magnetzone. Auch Zwirrfinst gab keine Regung von sich. Er hatte ein sadistisches Lächeln im Gesicht während sein Auge funkelte. »Die Zobiris werden euch bewachen, also versucht erst gar nicht wegzulaufen.«, erklärte Zwirrfinst beunruhigend ruhig. Reptain starrte ihn missgünstig an. Inzwischen war ihm klar, dass er Evoli auch unbedingt aus dem Weg räumen wollte und dass er dieses Ziel auch ohne größere Anstrengungen erreicht hat. Warum er dieses Ziel allerdings verfolgte war ihm weiterhin ein Rätsel. Bei seinen großartigen Redekünsten, sollte es doch kein Problem darstellen ihn, Reptain, als einen Lügner hinzustellen der alles Säuseln würde was ihm einen Vorteil verschaffen würde. Es sollte kein Problem für Zwirrfinst darstellen Evoli dazu zu bringen die Beine still zu halten während er sich um Reptain in der Zukunft kümmern würde und das grausame Schicksal der Welt seinen Lauf nehmen würde. Warum also, beharrte er darauf, dass Evoli ebenfalls in die Zukunft mitkommt?          Auch wenn ihm dies ein Rätsel bleiben würde, wusste Reptain dass er eines tun musste. Überleben. Magnetzone und Zwirrfinst drehten sich um und gingen zurück in die Stadt hinein, während sich die Zobiris ebenfalls in die Dunkelheit zurückzogen. Die Nacht verschluckte sie schließlich und auch wenn Reptain sie nicht sehen konnte, spürte er ihre unangenehme Anwesenheit.          Lange Zeit, die Reptain wie eine gefühlte Ewigkeit vorkam verging, in denen er sich unendlich viele Szenarien ausmalte wie es wohl in einem Gefängnis sein wird, saßen die beiden Pokemon gefesselt Rücken an Rücken. Auch wenn Reptain vollends geschwächt und er sehr müde war, gelang es ihm nicht zur Ruhe zu kommen. Das Fellbündel an seinem Rücken bewegte sich kaum, doch rhythmisch immer dieselbe Bewegung ausführend. Auf einmal hörte Reptain ein ausspuckendes Geräusch hinter sich und er versuchte über die Schulter einen Blick auf sie zu werfen. Evoli hatte es doch tatsächlich geschafft ihren Knebel zu entfernen. Nun, bei ihr war es noch leicht gewesen, bei ihm hatten die Zobiris einfach sein Maul zugeschnürt, ebenso wie seinen kompletten Körper. Evoli leckte sich mit der Zunge über die Lefze ehe sie ihre trüben Augen auf Reptain richtet. »Ich will nicht fort...«, flüsterte sie leise und ihre Ohren stellten sich auf als sie ein Geräusch vernahm.          Reptain hatte es ebenfalls gehört und er richtete seinen Blick wieder starr geradeaus. In der Erwartung ein Zobiris würde jeden Augenblick wieder in Sichtweite kommen, senkte Evoli den Kopf damit sie vielleicht nicht sehen konnten, dass ihr Knebel nicht mehr dort war, wo er sein sollte. Doch zu dem Erstaunen von Reptain und auch von Evoli trat kein Zobiris aus den Schatten. Es war Karnimani. Das Wasserpokemon huschte auf die beiden zu, schenkte Reptain nicht einmal auch nur den kleinsten Blick der Beachtung, sondern ging zu seinem Rücken, dort wo Evoli gefesselt war. Evoli hob die Ohren und drehte sich, so gut sie konnte zu Karnimani. »Karnimani!«, sagte sie ein wenig zu laut. Evoli klang sehr froh, dass ihr Partner zu ihr gekommen war.          Karnimani unterbrach sie: »Schht! Nicht so laut!«, zischte er leise und trat näher an Evoli heran. »Ich habe gehört was passiert ist. Was du gemacht hast.«, flüsterte er leise und Reptain spürte wie Evoli den Kopf energisch schüttelte.          »Das ist alles gelogen! Karnimani, du musst mir glauben! So ist es nicht gewesen!«, sprach sie gedämpft und versuchte ihrer Wut Luft zu machen.          Karnimani sah ihr fest in die Augen. »Du hast ihm also nicht geholfen?«, fragte er mit Nachdruck in der Stimme als würde er etwas wissen was andere nur vermuten konnten.          Evoli starrte lange, energisch zurück, ehe sie den Kopf zur Seite abwand. »Ich musste ihm helfen, ansonsten wäre er von einem Felsen zerquetscht worden, oder er wäre verblutet...«, gestand sie sehr leise ehe sie ihren Blick wieder auf Karnimani heftet. »Aber ich habe Zwirrfinst nicht angegriffen oder habe mich zwischen ihn und Reptain gestellt! Wirklich!« Evoli klang verzweifelt während sie versuchte sich zu Karnimani vorzustrecken, sich irgendwie freizukämpfen, doch sie schaffte es nicht da die Fesseln sehr eng um sie lagen.          Karnimani seufzte. »Der große Zwirrfinst hat das aber ganz anders erzählt... Und es scheint so als würden ihm alle glauben...« Er klang niedergeschlagen. Reptain ließ ein dumpfes »Hmpf.« von sich hören. Das einzige was er sagen konnte und was er auch tatsächlich zu sagen hatte. Zwirrfinst war schon immer korrupt gewesen seitdem er ihn kannte. Er würde vor einer solchen Lügengeschichte nicht zurückschrecken.          Evoli schüttelte den Kopf. »Hör mir zu Karnimani, ich weiß nicht warum oder wieso er das behauptet, aber es stimmt nicht. Es ist nicht wahr! Ich habe das nicht gemacht! Ich konnte vorhin nicht mit Magnetzone sprechen, weil ich geknebelt war. Genauso wie...«, sie deutete mit einem Kopfnicken zurück auf Reptain der weiterhin nur stur geradeaus starrte. Fast so als könnte er nicht hören dass hinter ihm zwei Pokemon sprachen. »... Ansonsten hätte ich das alles aufklären können. Sie haben mich noch nicht einmal sprechen lassen.«          Karnimani betrachtete Evoli lange ehe er sprach: »Warum würde dich Zwirrfinst mit in die Zukunft nehmen wollen?«          Evoli schwieg einige Herzschläge, ehe sie leise flüsterte. »Ich glaube, das hängt damit zusammen weil ich kurz Gelegenheit hatte mit Reptain zu sprechen. Er erzählte mir dass er die Zahnräder der Zeit nicht stielt um die Lähmung des Planeten anzutreiben. Reptain sammelt sie um sie in den Zeitturm zu setzen, damit der Planet eben nicht gelähmt wird.«          Karnimanis Augen wurden zunächst groß, doch sie verengten sich schnell. »Du glaubst diesem Verbrecher doch nicht etwa?«, hakte er mit einem anklagenden Unterton nach.          Reptain stellte sich gerade vor wie es war, als er durch die Wälder von Ast zu Ast gesprungen und die Sonne sein einziger Begleiter gewesen war. Mit diesem Gedanken versuchte er sich nicht anzumerken zu lassen wie wütend ihn diese Ausdrücke machten. 'Verbrecher' oder 'Reptain der Dieb'. Innerlich bebte er vor Zorn.          Evoli bewegte sich, wahrscheinlich wollte sie mit den Schultern zucken, schaffte es aber nicht wegen den Fesseln. »Ich wollte Zwirrfinst fragen ob das stimmt, aber ehe ich den Satz zu Ende gesprochen hatte, hat er mich angegriffen und die Zobiris haben mich gefesselt. So war es, ich schwöre es dir, Karnimani.« In ihrer Stimme lag ein Flehen und Verzweiflung.          Karnimani sah Evoli lange an. »Ich glaube dir, wir stehen das gemeinsam durch.«, flüsterte er schließlich.          Evoli sah ihn trostlos an. »Ich weiß nicht, ob wir etwas daran ändern können...«, murmelte sie traurig, doch Karnimani schüttelte entschlossen den Kopf und fuchtelte mit seinen Armen. »Ich werde das in der Gilde berichten. Knuddeluff wird es schaffen, dass sie dich noch einmal anhören müssen. Alle. auch Magnetzone. Und wenn ich mich heute die ganze Nacht mit Plaudagei streiten muss!«, sprach Karnimani entschlossen. »Ich lasse dich nicht hängen! Wir sind Partner und Freunde!«          Evoli zitterte. Zitterte sie etwa vor Glück? Glück einen solchen Freund zu haben. Reptain hob seinen Kopf und starrte mit seinen gelben Augen in den Himmel. Die Sterne waren nicht zu sehen und der Mond war hinter einer dichten Schicht von Wolken bedeckt. Wie gerne hätte er den Mond in dieser Welt gesehen, wenn er komplett voll war. Wer weiß? Vielleicht sieht Skampi ja auch gerade in den Himmel?          »Danke Karnimani...«, murmelte Evoli leise. »Ich weiß nicht was ich ohne dich tun würde.«          »Wahrscheinlich immer noch am Strand herumirren.«, foppte Karnimani und rang sich ein Schmunzeln ab. »Ich werde dir helfen, du gehst nicht in irgendeine Zukunft. Du gehörst hierher.«          Beide sagten lange kein Wort mehr, sondern sahen sich nur an. Dann zuckten Evolis Ohren, auch Reptain hatte das verdächtige Rascheln in den Büschen gehört. »Du musst gehen.«, drängte Evoli. »Wenn sie wissen, dass ich mit dir geredet habe werden sie dich auch fesseln.« Karnimani nickte, sah Evoli noch einmal tief in die Augen und schlüpfte dann in die Deckung der Nacht zurück.          Nach einigen Augenblicken in denen sie in die Nacht gestarrt hatte, ein Zobiris erschienen und kurz darauf wieder verschwunden war, seufzte Evoli erleichtert. »Was würde ich nur ohne dich tun, Karnimani...«, murmelte sie leise vor sich hin. Reptain starrte weiterhin auf die Silhouette des Mondes hinter den Wolken. Ja, was würde er nur ohne Skampi tun? Er endete so, vielleicht noch viel schrecklicher als er sich ausmalen konnte. Aber dies bleib wohl noch offen.          Evoli sprach kein Wort mehr und mehrere Stunden vergingen, in denen sich der Mond seinen Weg nach unten suchte. Als dieser die Bergkette erreicht hatte, konnte man die Sonne bereits erkennen, die ihr Licht schal über den Horizont warf und langsam die Dunkelheit in ihre Schranken wies. Dies war der wohl mit Abstand längste Sonnenaufgang, den Reptain je auf dieser Welt beobachten durfte. Er prägte sich jede Einzelheit genau ein, jeden Sonnenstrahl der über den Himmel geworfen wurde und diese sich sehr langsam immer weiter ausbreiteten.          »Reptain...?«, fragte Evoli flüsternd. Reptain konnte nicht sprechen, also ließ er seinen Kopf sinken und versuchte über die Schulter zu Evoli zu blicken. »Ich bereue es nicht dir geholfen zu haben.«, murmelte Evoli leise. Reptain hörte zu als sie den nächsten Satz sprach. Er konnte es sich nicht erklären, warum Evoli so hartnäckig war, oder woher sie diese Kraft aufbrachte. Sie besaß einen großen Optimismus und dafür bewunderte er sie ein wenig. Diese Eigenschaft erinnerte ihn stark an Skampi. »Ich glaube, dass ich dich irgendwoher kenne, auch wenn ich nicht sagen kann woher. Vielleicht bekommen wir irgendwann noch einmal die Gelegenheit miteinander zu sprechen. Auch wenn du in deine Welt gehst und ich hierbleibe. Wer weiß...«, hauchte sie und verstummte.          Reptain hingegen hatte wenig Hoffnung, dass dies je der Fall sein würde. Wenn der Planet gelähmt werden würde, würde sie ebenso wie fast alle anderen Pokemon auch verbittern und in einen Dunst aus Hoffnungslosigkeit ihre Existenz fristen, bis sie irgendwann sterben würde. Viele Jahre würden vergehen, ehe er geboren werden würde. Und wenn die Lähmung des Planeten aufgehalten werden würde, nun... Dann würde er verschwinden.              Es war wohl soweit. Reptain war zu guter Letzt doch eingenickt und wurde durch das Geräusch der Magnetilos wach die mit metallischen Lauten heran geschwirrt kamen. Magnetzone tauchte direkt hinter ihnen auf. Reptain wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, aber auf jeden Fall war es viel zu kurz gewesen. Zwirrfinst und die Zobiris kamen ebenfalls in Sicht, welche die Fesseln entknoteten mit denen sie die beiden Pokemon an die Holzpflöcke gebunden hatten. Die Zobiris nahmen die hängenden Seile um Reptain und Evoli auf um sie zwischen sich in eine Richtung zu ziehen. Reptain stand auf und Evoli wurde mit angehoben, da sie zu klein war um den Boden zu berühren. Erneut begann sie kräftig zu strampeln, hielt den Kopf allerdings gesenkt, sodass man nur bei genauer Betrachtung erkennen konnte, dass ihr Knebel nicht mehr an der Stelle war, wo er sein sollte. »Wir werden jetzt in die Zukunft zurückkehren.«, raunte Zwirrfinst. »Das Dimensionale Loch ist bereits offen.«          Reptain merkte wie sich Evoli anspannte. Ihr lief die Zeit davon. Die Zobiris zogen an den Seilen und Reptain musste sich von den Zobiris umzingelt in Bewegung setzen. Er achtete darauf sehr langsam zu gehen, auch wenn das Seil welches seine Beine miteinander verband ein etwas schnelleres Tempo zugelassen hätte. Reptain wollte Evoli nicht verwehren wenigstens eine Chance zu bekommen, vielleicht doch ihrem Urteil zu entkommen. Es blieb nur abzuwarten, ob Karnimani sein Wort halten würde.          Die Zobiris zogen Reptain den Pfad entlang der bald zu der Kreuzung mündete hinter der Schatzstadt bereits lag. Die Pokemon hatten noch nicht einmal alle ihre Stände geöffnet, doch je näher die Karawane der Stadtmitte kam, desto mehr Pokemon kamen in Sicht. Alle Pokemon die hier lebten waren auf dem Platz versammelt und bildeten einen Halbkreis um etwas, was Reptain noch nicht sehen konnte. Als sie näher kamen, wichen die Pokemon zur Seite zurück und machten den Weg für sie frei. Schaulustig stachen ihre Blicke unter seine Haut während er am liebsten fortgelaufen wäre, zwangen ihn die Seile allerdings die öffentliche Bloßstellung zu erdulden.          »Ist das Reptain?«          »Ja er ist es!«          »Er ist geknebelt und gefesselt.«          »Geschieht dem Recht!«          »Der sieht wirklich wie ein richtig übler Kerl aus.«          »Ein heimtückisches, durchtriebenes Pokemon, Jawollja!«          »Gut, dass er endlich gefasst wurde.«          »Dann kann er immerhin keinen Schaden mehr anrichten.«          »Der soll wieder dahin gehen wo er herkommt.«          Reptain versuchte den Hohn nicht an sich herankommen zu lassen und konzentrierte sich auf das, was die Masse der Pokemon eben noch verdeckt hatte. Es war ein riesiges, schwarzes Loch welches in der Luft schwebte. Weiße Ringe zogen sich von außen nach innen immer enger zusammen ehe sie in einem Punkt verschwanden. War dies das Dimensionale Loch?          Die Zobiris traktierten Reptain genau neben das Dimensionale Loch und stellten sich um ihn auf. Evoli zappelte immer noch nervös während Reptain selbst dazu verdammt war einfach nur dazu stehen, sich führen zu lassen und alles über sich ergehen lassen zu müssen. Die Fesseln um sein Maul schnitten sich bereits in sein Fleisch, genauso wie die, welche direkt um seine Arme und Halmblätter gebunden waren.          Zwirrfinst stellte sich vor die versammelten Pokemon von Schatzstadt und betrachtete jedes einzelne von ihnen bis Ruhe eingekehrt war. Seine Haltung war vornehmlich. »Bewohner von Schatzstadt, ich habe eine gute Neuigkeit zu verkünden.«, begann er woraufhin auch das letzte bisschen Getuschel erstarb. "»Endlich wurde Reptain...«, er warf einen Blick auf die Menge. »Reptain wurde gefasst!« Die Pokemon jubelten und beglückwünschten Zwirrfinst in lauten Rufen. Reptain war zur Seite geneigt und ließ seinen Blick über die Anwesenden Pokemon schweifen. Karnimani konnte er nicht sehen.          Zwirrfinst wand sich nun an drei Pokemon die in der Luft schwebten die Reptain erst jetzt wieder erkannte. Es waren Selfe, Vesprit und Tobutz. »Ich überlasse den Rest euch. Ihr wisst Bescheid.«, erklärte Zwirrfinst und nickte ihnen höflich zu.          »Natürlich.«, sprach Tobutz und Vesprit ergänzte: »Wir werden die Zahnräder der Zeit an ihre vorgesehenen Plätze zurückbringen, damit die Zeit wieder ordnungsgemäß läuft.« Nur Selfe äußerte sich nicht. Die geschlossenen Augen des Pokemons welches die Weisheit repräsentierte irritierten ein wenig, wohin oder wen es nun wirklich ansah.          »Dank euch, haben wir den gerissenen Plan von Reptain vereiteln können, nämlich den, diesen wunderschönen Planeten zu lähmen!« Reptain bäumte sich vor und versuchte zu wiedersprechen. Also hatte Zwirrfinst wirklich nur Lügen über ihn verbreitet. Zwirrfinst war derjenige der gerissen genug ist um sich solche bizarren Pläne auszudenken. »Hmmpf! Hmmpf!!« Doch seine Knebelung verhinderte dass auch nur ein verständlicher Laut seinen Mund verließ. Die Zobiris zogen fester an den Fesseln, damit er sich wieder beruhigte. Nicht einmal knurren konnte er, er konnte sich lediglich seinem Schicksal fügen.          »Und was Evoli angeht.«, sprach Zwirrfinst unbeirrt weiter. »Oberwachtmeister Magnetzone hat mir zugestimmt, dass ein Verräter mit solchem kriminellen Potential in dieser Welt nichts verloren hat. Ich werde sie ebenfalls mitnehmen. Das sollte an sich schon Strafe genug sein.« Von Evoli war ein aufbrausendes »Hrmmmpf!« zu hören und das obwohl sie eigentlich ganz normal hätte sprechen können.          »Nun dann, es ist sehr angenehm bei euch. Ich danke euch für eure Gastfreundschaft, und dass ihr mich alle unterstützt habt«, fuhr Zwirrfinst unbeirrt fort, doch plötzlich rief jemand aus der Menge der Pokemon. »Ich habe da noch eine Frage Zwirrfinst!«          Die Pokemonmenge teilte sich und Karnimani wurde sichtbar, der daraufhin durch die Menge schritt. Er ging genau auf Zwirrfinst zu und sah ihn ernst an. Karnimani war viel kleiner als Zwirrfinst, vielleicht war das auch der Grund, warum Karnimani etwas nervös drein blickte. Er sah Zwirrfinst herausfordernd an, wobei dieser auf Karnimani sah. Zwirrfinst rechnete wohl damit, dass der Partner von Evoli Einwände hat. »Ich kann deinen Schmerz nachvollziehen, Karnimani. Es ist bestimmt nicht einfach...«, begann Zwirrfinst doch Karnimani schüttelte den Kopf. »Beantworte mir bitte meine Frage, Zwirrfinst.«          Zwirrfinst, der von der plötzlichen Schroffheit in Karnimanis Stimme das Auge leicht verengte wahrte trotzdem seine Haltung. Reptain beobachtete weiterhin alles aufmerksam. Karnimani schluckte ehe er begann zu sprechen. Sein ganzer Körper war Angespannt. »Erkläre uns allen bitte, was ist der Zeitturm?«          Für einige endlos erscheinenden, quälenden Sekunden herrschte eine völlige und absolute Stille auf dem Hauptplatz von Schatzstadt. Dann hörte man die Pokemon ganz leise miteinander tuscheln. Reptain merkte, dass sich Evoli anspannte. Zwirrfinst sah auf Karnimani hinab. In seinem Blick lag eine unausgesprochene Drohung. »Der Zeitturm?«, fragte Zwirrfinst langsam. »Ich weiß nicht wovon du da sprichst, Karnimani.«          »Ach nein?!«, rief plötzlich eine weibliche Stimme aufgebracht und durchschnitt die Ruhe. Alle drehten sich um und richteten ihren Blick zum Ursprung dieses aufbrausenden Satzes. Zu Reptain. »Was hat es damit auf sich, dass die Zahnräder der Zeit in Wirklichkeit in den Zeitturm gehören?!«, rief Evoli erneut herrisch.          »Was zum...?!«, murmelte Zwirrfinst und man sah ihm an, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte. »Warum ist sie nicht mehr geknebelt?!«, donnerte er rufend aus und einer der Zobiris versuchte unterdes Evoli wieder den Knebel in ihr Maul zu schieben, aber die wehrte sich heftig indem sie den Kopf wild schüttelte.          »Du kannst mir meinen Mund nicht verbieten, Zwirrfinst! Ich habe dich nicht angegriffen, geschweige denn mich zwischen dich und Reptain gestellt!«, blaffte Evoli weiter. »Du willst mich mit in die Zukunft nehmen, weil ich zu vi-...Hmpf!!«          »Es reicht!«, hallte der drohende, donnernde Ruf von Zwirrfinst laut über den Hauptplatz von Schatzstadt, als zwei Zobiris es endlich geschafft hatten Evoli wieder den Knebel ins Maul zu schieben. »Wir brechen auf.«, wies Zwirrfinst an, mit vor Wut verzerrtem Gesicht. Er wirkte viel bedrohlicher als ihn die Bewohner von Schatzstadt je erlebt hatten. Die Zobiris drehten sich in die Richtung des Dimensionalen Lochs und zerrten heftig an den Seilen. Reptain lehnte sich so kräftig wie er nur konnte gegen den Zug der Zobiris, doch alleine gegen fünf dieser kleinen Biester würde er nicht lange standhalten können. Verbissen grub er seine Füße in den Boden und stemmte sich gegen seine Häscher.          »Was soll das?«, kreischte Plaudagei und flatterte dabei wild mit den Flügeln. Seine Augen waren vor Verwunderung und Entsetzen weit aufgerissen.          »Warum verbietet man ihr zu sprechen?«          »Ich dachte, sie hätte sich dazu nicht geäußert?«          »Neeeiiiinn!«, rief Karnimani und sprang an Zwirrfinst vorbei auf einen der Zobiris zu. Dieser reagierte sofort, hob seine scharfen Krallen und wischte Karnimani mit einer Kratzfurienattacke von sich. Ein anderer Zobiris stieß Reptain in die Kniekehle, sodass er stolperte. Reptain taumelte und wurde durch einen kräftigen Ruck nach hinten gezogen, in das Dimensionale Loch hinein. Die Pokemon um ihn herum verschwanden, ebenso wie der Hauptplatz von Schatzstadt. Er konnte noch erkennen wie sich Karnimani aufrappelte und aufgeregt mit den Armen fuchtelte, ehe Zwirrfinst ihm die Sicht versperrte, doch auch er verschwamm vor seinen Augen.          Die Reise durch das Dimensionale Loch war ähnlich wie die mit dem Zeittunnel. Reptain wurde übel als er das Gefühl bekam, dass er sich nur ständig im Kreis drehte und nicht aufhören konnte. Doch waren es keine Farbenspiele, die diesmal um seine Augen herumtanzten. Es waren lediglich nur graue, schwarze und weiße Farbstreifen, die sich vor seinem Auge verzerrten, größer wurden und sich dann wieder schwindelnd verkleinerten. Reptain verließ jedes Gefühl das er eben noch besessen hatte. Dass er am Ende seiner Kräfte war, machte ihm nun die Reise durch das Dimensionale Loch bewusst. Sein Körper wurde taub und sein Denkvermögen stellte sich vollends ein, als wäre eine weiße Wolke alles was in seinem Gehirn Platz hatte. In der Ferne erkannte er einen blauen, schimmernden Punkt, doch er verlor ihn aus den Augen als alles schwarz um ihn herum wurde und seine Sinne ebenfalls versagten.   Kapitel 6: 06 - Verwobene Pfade -------------------------------          Reptain kam nur sehr langsam wieder zu Bewusstsein was unter anderem daran lag, dass sich seine Sinne nur sehr langsam regten und er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Er konnte nicht beurteilen, ob das daher rührte weil er allgemein geschwächt war oder eine Reise durch das Dimensionale Loch andere Auswirkungen hatte als eine Reise durch den Zeittunnel. Angestrengt versuchte er seine Augen zu öffnen, aber seine Lieder waren so unglaublich schwer, dass er sie nur mit viel Mühe überhaupt zu einem Spalt öffnen konnte. Sein Kompletter Körper fühlte sich wie gelähmt an und jede Bewegung schmerzte, soweit er sich überhaupt bewegen konnte.          Grelles Licht durchflutete sein Sichtfeld als er mit seinen schweren Augen blinzelte. Aber es war kein Licht wie das, welches er die letzten Tage so oft gesehen und genossen hatte. Es war ein kaltes, flimmerndes Licht welches von der Elektrizität von ein paar Elektropokemon herrühren musste. Sein Kopf dröhnte fürchterlich und fühlte sich an als würden endlos viele Steine darin ruhen die von innen gegen seine Schädeldecke einschlugen.          Reptain rollte sich von dem Rücken auf dem er gelegen hatte, zur Seite bei dem fast schon erbärmlichen Versuch aufzustehen. Er war immer noch gefesselt, aber Evoli war nicht mehr an seinem Rücken gefesselt. Aber der Knebel um sein Maul war noch da, obwohl er sich nicht mal danach fühlte überhaupt schreien zu können. Mit einem - durch den Knebel - unterdrückten Stöhnen versuchte er erneut sich aufzurichten, was ihm auch nach einigen Anläufen und Mühen gelang. Reptain versuchte sich anzuspannen, doch kein Muskel in ihm wollte sich mehr als nur nötig anstrengen und er ließ den Kopf lediglich sinken während seine Gedanken nur schleppend sein Gehirn erreichen wollten. Nur sehr langsam schaffte er es, sich auf die Beine zu stemmen, wobei er sogar um sein Gleichgewicht fürchtete. Warum war er nur so extrem geschwächt? Ein solches Gefühl der absoluten Machtlosigkeit hatte er noch nie verspürt. Nach ein paar Herzschlägen, nachdem er sein Gleichgewicht gefunden hatte, hob er seinen Kopf und blickte sich mit trüben, gelben Augen um. Er fasste die metallischen Gitterstäbe in seinen Blick und nur langsam regte sich sein Denkvermögen, obwohl er sich zwang wenigstens seine Gedanken zu klären. Also, war er jetzt doch in einem Gefangenenraum im Gefängnis. Dort, wo man ihn immer haben wollte, er aber zu gerissen gewesen war um sich hierher bringen zu lassen. Bis jetzt.          Vor den Gefängnisstangen war eine Bewegung zu erkennen als sich die Schatten teilten und das Gittertor geöffnet wurde. Zwirrfinst drang in den Raum ein und baute sich monströs wirkend vor Reptain auf, der versuchte langsam und möglichst ohne zu taumeln zurückzuweichen. Auch wenn sein Denkvermögen verlangsamt war, dass dieses Pokemon sein Feind war, hatte sich schon sehr tief in sein Unterbewusstsein verankert und Reptain starrte ihn hasserfüllt an, wobei sein Blick in Wirklichkeit sehr schwach wirkte. »Hmpf... Fast hättest du alles ruiniert.«, donnerte Zwirrfinsts dröhnende Stimme und er drang immer weiter in die Zelle ein. Reptain hatte gar keine andere Möglichkeit als immer weiter zurückzuweichen. »Das du, - ... diesem Evoli davon erzählt hast was du mit deinen Taten vorhast und was mein wirklicher Plan ist, war wirklich schlau von dir, Reptain. Aber du konntest nicht wissen wie sie reagiert, stimmt's? Du hattest keine Ahnung, dass sie versuchen würde mich direkt darauf anzusprechen.« Zwirrfinst hielt kurz inne und begann zu säuseln. »Du hattest natürlich keine Ahnung, dass ich euer Gespräch ausgezeichnet hören konnte.«          Reptain drang mit dem Rücken gegen die felsige Wand hinter sich und drückte sich so gut er konnte dagegen, während hingegen Zwirrfinst immer nur näher auf ihn zukam. Mit einem schnellen wisch von Zwirrfinsts großer Pranke schlug er Reptain hart ins Gesicht und der Knebel um Reptains Kiefer löste sich.          Reptain wollte sprechen, doch der Knebel der ihn so lange am Sprechen gehindert hatte zollte nun seinen Tribut und mehrere Wellen des Schmerzes strahlten von seinem Kiefer aus, dass er mit den Zähnen knirschte und sich gegen die Wand hinter sich presste. Nur unter Mühen brachte er heraus: »Tse... Es war nicht meine Absicht jemand Fremden einzuweihen und dir überflüssige Arbeit zu machen, Zwirrfinst. Verzeihung.« Purer Sarkasmus lag in seinen Worten und Zwirrfinst verengte sein Auge argwöhnisch.          »Heh, um ehrlich zu sein hast du mir damit einen Gefallen getan.«, erwiderte Zwirrfinst und Reptain sah ihn skeptisch an. Doch Zwirrfinst winkte ab. »Du weißt hoffentlich, dass ich schon lange auf diesen Augenblick gewartet habe? Tu mir den Gefallen, Reptain, und winsel um Gnade. Winsel um dein erbärmliches, unbedeutendes Leben.«, fügte Zwirrfinst düster und säuselnd hinzu.          »Träum weiter. Wir sehen uns in der Hölle wieder.«, stieß Reptain fast schon lächelnd aus. Nur langsam wollten sich seine Kräfte regenerieren und konnte deswegen nicht verhindern dass er zusammenbrach, nachdem Zwirrfinst ihm mit seiner großen Pranke in den Magen schlug. Keuchend versuchte Reptain nach Luft zu schnappen, versuchte aber jeden letzten Rest seiner Würde einzufordern, indem er nach oben zu Zwirrfinst starrte. »Warum...?«, keuchte er doch Zwirrfinst lachte nur leise und sadistisch.          Er packte Reptain an seinen Fesseln um den Rumpf und zwang ihn mit einem Ruck wieder auf die Beine auf denen Reptain sich im ersten Moment noch nicht einmal halten konnte. Zwirrfinst drückte Reptain gegen die kalte Felswand hinter ihn. »Ach, die Zobiris haben dir einen Schlafsamen und einen Flairsamen eingeflößt, während du noch von der Zeitreise benebelt warst.«, sprach Zwirrfinst leise und grinste überheblich. »Wie ist es, schwach zu sein, Reptain?«, säuselte er. »Wie ist es, allein zu sein?«          Reptain verengte die Augen und blickte kalt in Zwirrfinsts Auge, ehe er den Kopf von ihm abwandte und in eine andere Richtung sah. Zwirrfinst lachte triumphierend und nahm seine Pranken von ihm. Sechs Zobiris kamen in die Gefängniszelle gestürmt und stellten sich hinter Zwirrfinst auf, während sie Reptain mit ihren eckigen Augen anfunkelten. »Nehmt ihn in den Hinrichtungsraum mit. Und dann bringt auch dieses Evoli sobald sie wach ist.«, befahl Zwirrfinst und die Zobiris nahmen Reptain an den Seilen. Dieser war noch zu schwach um sich auch nur irgendwie wehren zu können. Torkelnd und um sein Gleichgewicht ringend zogen ihn die Zobiris gnadenlos voran. Es sah wirklich sehr schlecht für ihn aus, wenn die Wirkung der Samen nicht bald nachlassen würde.          Die Zobiris brachten Reptain in einen stockdunklen Raum an die sich seine Augen nicht gewöhnen wollten. Während mindestens zwei Zobiris ihn an eine Säule gedrückt hielten und ihn an dieser fesselten, wusste er bereits was das alles zu bedeuten hatte. Die kleinen Handlanger von Zwirrfinst verrichteten ihre Aufgabe mit peinlichster Sorgfältigkeit, als sie das Seil mehrmals von seinem Hals bis zu den Füßen straff um Reptain und die Säule spannten und ihn so an ihr festbanden. Viel öfter wurde das Seil um ihn gespannt, als es eigentlich nötig gewesen wäre, da er sich ohnehin noch immer kraftlos fühlte. Reptain hatte gerade noch so viel Freiraum um seinen Kopf und seine Hals zu bewegen, als die Zobiris durch ein großes Tor huschten das nur für kurze Zeit den Hinrichtungsraum erhellen ließ, ehe das Tor wieder geschlossen wurde.          Sie ließen ihn in der Stille und der Leere zurück, die wie unheilvolle Omen auf ihn einfielen und er glaubte allein unter dieser Last zu zerbrechen. Unter der Schwärze. Der Dunkelheit. Reptain kam kurz der Gedanke, dass die Zobiris wohl auch bald Evoli holen würden. Er durfte sich nicht aufgeben. Er musste doch überleben. Reptain versuchte sich zu recken, sich irgendwie zu strecken oder sonst irgendeine Bewegung auszuführen. Schließlich schüttelte er seinen Kopf und bewegte ihn wild, als er mit dem Hinterkopf gegen die Säule hinter sich stieß. Er durfte nicht aufgeben, aber sein Körper fühlte sich so taub, so ohnmächtig an.            Reptain öffnete seine Augen, doch genauso gut hätte er sie auch verschlossen lassen können. Die Dunkelheit und die Schwärze hüllten ihn komplett ein, sogar seine Gedanken wollten sich nicht mehr rühren, während er diese unendliche Schwärze betrachtete. In der Schwärze waberten auf einmal Nebelschwaden die sich von der Dunkelheit abhoben und malten eine Gestalt in die Luft. Ein großgewachsenes Mädchen in ihrer Lederjacke, einer engen Hose und schwarzen Lederstiefeln formte sich wabernd aus den Nebeln heraus. Sie grinste ihn keck an. »Wir sind nicht so weit gekommen um jetzt aufzugeben.«, sprach das Mädchen in einer für Reptain nur allzu vertrauten Stimme die sich allerdings anhörte als würde sie von weit herkommen und mehrmals nachhallen. Ihre braunen Haare wippten und waberten zugleich als sie den Kopf schüttelte.          Reptain blinzelte. Halluzinierte er? Was war das? Nun, wenn es eine Illusion ist, war es eine sehr schöne die er da sehen konnte. Dem Tode geweiht, sah er dem Wesen entgegen dass nicht nur sein Partner, sondern auch sein Freund geworden war. Skampi. Ein Lächeln huschte über seine Lippen.          »Weißt du noch, wie wir uns das erste Mal begegnet sind?«, fragte die Nebelgestalt nachhallend, die Skampi darstellte.          Reptain nickte schwach und hob seinen Kopf. »Du hattest mich befreit...«, murmelte er leise, doch wurde er von einem freundlichen Lachen unterbrochen. »Nein du Dummerchen! Ich meine das 'wirklich' erste mal.«, lachte die Gestalt in den Nebeln und fuhr fort. »Du hast mir das Leben gerettet, damals. Und du hast dich entwickelt.«          Reptain erstarrte. Nicht weil er Schmerzen hatte, oder weil er geschwächt war, oder wegen der Tatsache dass er sich absolut nicht bewegen konnte wegen seiner Fesseln. Er erstarrte innerlich. »Ich hatte es nie vergessen.«, wisperte die Nebelgestalt leise. »Wie könnte ich es auch?«          »Skampi...«, murmelte Reptain gerührt und er merkte wie seine Augen feucht wurden. »Du warst damals noch sehr klein.«          Ein fast schon kindliches Kichern war zu hören. »Das stimmt, damals war ich wirklich noch sehr jung gewesen.«, gab die Nebelgestalt von Skampi zu und ihre Gestalt verschwamm für einige Sekunden. Die Nebel teilten sich vor seinen Augen und formten sich erneut und eine viel kleinere Gestalt stand nun neben Skampis Nebelgestalt die wieder ihre Form eingenommen hatte. Ein kleines Mädchen, welches ihr zum verwechseln ähnlich war. Reptain lächelte, nur leider sehr bitter. Irgendwie wünschte er sich, es wäre die Wirklichkeit und nicht nur ein Streich seiner Gedanken. Eine Halluzination.          »Weißt du Reptain...«, begann wieder die erwachsene Skampi zu sprechen. »Wäre ich dir damals nicht über den Weg gelaufen, mal von den Zobiris abgesehen, ich wäre wohl verrückt geworden. Ein Mensch, der mit einem Pokemon sprechen kann? Niemand wollte mir glauben. Alle sagten ich wäre verrückt, eine Spinnerin. Meine Begegnung mit dir allerdings, hat mir gezeigt, dass es eine wertvolle Gabe ist.«, erzählte die Nebelgestalt.          Reptain konnte nichts mehr sagen. Zu sehr war er von seinen Gefühlen überwältigt die in ihm hochstiegen. »Reptain?«, fragte Skampis Gestalt in den Nebeln nun weiter. »Erinnerst du dich an unser Versprechen?« Leise hallte ihre Stimme und erreichte sein Gehör. »Ich denke, es sollte erweitert werden, findest du nicht auch?«          Reptain blickte Skampi teilweise fragend, teilweise apathisch an. »Wie meinst du das?«, fragte er und ließ dabei absichtlich die Tatsache bei Seite, dass er nie wieder die Möglichkeit haben würde das Versprechen in einen Baum zu ritzen, geschweige denn es erweitern zu können.          »Na unser Versprechen, den du an einen Baum geritzt hast. Er sollte erweitert werden.«, redete die Stimme unbeirrt weiter. »Unser Opfer ist unser Geschenk an euch. Auf dass ihr nie in einer Welt leben müsst, in der Zeit nur ein Wort ohne Bedeutung ist.«, erinnerte die Nebelgestalt ihn und kicherte belustigt. »Sag bloß das hast du vergessen? Du warst auch schon mal fitter im Kopf.«, neckte sie freundlich.          »Richtig...« Reptain senkte den Blick. »Ich-... Ich bin nicht dazu gekommen Skampi...«, gestand er nun, doch die Nebelgestalt ließ sich immer noch nicht beirren.          »Du wirst eine weitere Möglichkeit bekommen, da bin ich mir sicher. Aber du musst mir jetzt zuhören.« Reptain hob nach ihren Worten den Blick erneut. Hoffnungslos sah er die Gestalt in den Nebeln an. Seine Skampi, die immer optimistisch war und sogar ein Scheitern nicht akzeptieren wollte, selbst wenn man es ihr direkt vor die Nase hielt. »Wir müssen den Sonnenaufgang beschützen.«, sprach Skampis Nebelgestalt weiter und Reptain erinnerte sich. Der umwerfende Anblick des Sonnenaufgangs, den er das erste Mal gesehen hatte als er in die Welt der Vergangenheit reiste. Es war überwältigend gewesen und nach wie vor konnte er es nicht in Worte fassen. »Das ist unsere Aufgabe, Reptain,« erklärte Skampi weiter und klang sehr ernst.          Reptain schüttelte langsam den Kopf und kniff die Augen zusammen. »Ich habe versagt...«, kam es aus seinem Mund, doch die hallende Stimme erhob sich erneut hauchend. »Erinnerst du dich an meine Kette Reptain? Die, die damals in meiner Gürteltasche war, als du sie mitgenommen hattest?«          Reptain hob den Blick matt. »Die Kette mit dem himmelblauen Topfenanhänger? Ja, ich erinnere mich an sie.« Reptain nickte matt, nicht sicher was Skampi damit bezwecken wollte. Konnte sie nicht sehen wie aussichtslos seine Situation war?          »Genau.«, sie lachte erneut freundlich. »Ich habe ihn nun nicht mehr.« Reptain sah auf, zu der Nebelgestalt die nun direkt vor ihm stand. Ihr Gesicht lang in Schatten, aber er konnte dennoch die feinen Konturen ihres Gesichts erkennen. »Sie bedeutet dir doch alles!«, rief Reptain fast erschrocken aus.          »Ja, sicher. Sie 'hat' mir alles bedeutet, Reptain.«, entgegnete Skampi ruhig. Er verstand nicht was sie ihm damit sagen wollte. »Aber während unserer Zeitreise durch den Zeittunnel hat sich das geändert.«, fügte sie traurig hinzu und hob ihre von Nebeln umwobene Hand. Sie berührte Reptain und strich ihm über den flachen Kopf und über die Seite seines Halses. »Eine Kette ist ein Gegenstand. Eine von Tag zu Tag immer schwächer werdende Erinnerung. Aber ein Freund, der immer zu einem steht, einem den Rücken frei hält, mit dem man lachen und weinen gleichermaßen kann, ja, der sollte einem alles bedeuten. Reptain, du bedeutest mir alles.«, hauchte Skampi leise und die Nebel um ihre Handfläche leuchteten blau auf. Die Nebelschwaden trennten sich von ihrer Hand und wanderten langsam zu Reptain während sie um ihn tanzten und sich dann wie ein Schleier über ihn legten. Hinter ihm leuchtete ebenfalls etwas kurz auf, was er aus den Augenwinkeln sehen konnte. In einer seiner Klauen entstand ein unscheinbarer Druck und ein Gegenstand manifestierte sich in dieser.          Reptain fühlte sich wieder munterer. Seine Gedanken hatten sich geklärt während sein Denkvermögen gestochen scharf wirkte. Kein einziger, seiner Muskeln rebellierte mehr als er versuchte sie anzuspannen und Reptain starrte Skampis Nebelgestalt an. »Der Anhänger, ist kein gewöhnlicher. Erinnert er dich nicht an einen ganz bestimmten Gegenstand?«, fragten die Nebel nun neckend und zwinkerten Reptain zu. Reptains Augen wurden zunächst schmal während er grübelte, doch dann weiteten sie sich. »Das ist doch-...?«, doch Skampi fiel ihm ins Wort. »Ganz recht.«, lachte sie nickend. »Genau das und nichts anderes.«          »Aber wie?«, fragte Reptain wehmütig, doch die Nebel lösten sich langsam auf und mit ihnen Skampis Gestalt. »Denk an unser Versprechen Reptain.«, hauchte die Stimme sanft während ihre Gestalt immer undeutlicher wird. »Wir sind nicht so weit gekommen, um jetzt aufzugeben. ... Wir sind es, die den Sonnenaufgang beschützen werden...«          »Nein! Skampi!«, rief Reptain als ihn plötzlich die Panik packte und er glaubte eine eisige Klaue wird tief in sein Herz gerammt, doch der Nebel war bereits verschwunden. Eine stille Träne lief an Reptains Wange hinunter während er auf die Stelle starrte an der die Gestalt noch zuletzt gestanden hatte. Wo sie in der Dunkelheit verschwunden war.            Reptain öffnete langsam seine Augen und starrte wieder in die Dunkelheit. Hatte er sie nicht die ganze Zeit offen gehabt? Verwundert blinzelte er. Sein Gesicht, es war trocken. Keine Träne hatte je seine Augen verlassen, aber wie war das Möglich? Reptain spähte in die Dunkelheit und lauschte der Stille, als es ihm langsam klar wurde. »Es war... Nur ein Traum...«, sprach er sehr leise während der dumpfe Schmerz an seinem Hinterkopf zaghaft pochte. Doch was für ein merkwürdiger Traum das war, als wäre eine Erinnerung von Skampi zu ihm gekommen, eine Erinnerung die eigenständig handelte. Reptain beugte sich leicht vor, als er plötzlich inne hielt. Probeweise spannte er seine Muskeln an die seinem Befehl sofort Folge leisteten. Er fühlte sich viel kräftiger als er eigentlich sein durfte, denn bevor er wohl 'geschlafen' hatte, war die Wirkung der ihm eingeflößten Samen noch völlig aktiv gewesen. Seine Augen weiteten sich kaum merklich als eine seiner Klaue, durch den Druck seiner Bewegungen etwas quetschte. Ein Gegenstand befand sich darin, er konnte die ovale Form erkennen die zwischen seinen Klauen drückte. Nein... Das konnte doch nicht...?!          Reptain richtete sich kerzengerade auf. Skampi war tatsächlich hier? Doch wie? Oder hatte er doch nur geträumt? Hatte sie ihm den Gegenstand über seinen Traum gegeben? Aber wie? Wie war das Möglich gewesen? Die Fragen türmten sich auf, während er fieberhaft und angestrengt nachdachte um eine Antwort zu finden.          Augenblicklich prüfte Reptain alle seine Sinne und noch einmal seine Muskeln. Ja, er konnte jede Pore seines Körpers fühlen, wie sie gegen die dicken Seile kämpften, die Reibungen von ihnen auf seiner Haut spüren, hören, wie sie sich leise streckten. Sein Körper schmerzte kaum noch, war das dieser merkwürdige, blaue Nebelschleier gewesen? Wie hatte Skampi das gemacht? Im Grunde genommen konnte es ihm egal sein wie sie es angestellt hatte, sie hatte ihm wieder Hoffnung gegeben, den Mut um weiter zu machen. Eine Möglichkeit um hier zu überleben. Starr überlegte er schnell, was er tun könnte um hier herauszukommen und zerrte ein weiteres Mal an den Seilen. Auch wenn sie leise Geräusche der Streckung von sich gaben, bewegten sie sich keinen Millimeter. Zähneknirschend dachte Reptain, dass die Zobiris wirklich gute Arbeit geleistet hatten, er konnte sich kaum bewegen. Von dieser Säule würde er sich nicht befreien können. Wenn er wenigstens seine Arme etwas bewegen könnte, doch seine scharfen Blätter wurden nur starr gegen das Marmor hinter ihm gequetscht.          Plötzlich hörte er wie das Tor geöffnet wurde und erkannte die Schatten der Zobiris die ein kleines Fellbündel vor sich her schubsten. »Hey! Schubs mich nicht so!«, knurrte eine weibliche Stimme. Reptain schmälte zufrieden die Augen. Natürlich, Evoli... Das war es. Zwirrfinst möchte Evoli auch loswerden und das würde er in einem Abwasch erledigen um keine Zeit zu vertrödeln. Sie mussten zusammenarbeiten. »Aua! Das tut weh!«, beklagte sich Evoli lautstark. Es war sein Glück - ein Glücksfall - dass er und Evoli in der selben Hinrichtungskammer, zur selben Zeit gerichtet werden sollten. »Hey!«, rief Evoli erneut und fauchte erbost, dann hörte Reptain wieder wie die Zobiris davon huschten. Doch wie, sollte er nur Evolis vertrauen so weit erlangen, dass sie mit ihm zusammenarbeiten würde?          »Hallo?«, rief Evoli etwas unsicher durch die stockdunkle Finsternis, doch Reptain antwortete ihr nicht. Er blieb still, scheinbar reglos. Evoli hatte schon einige gute Ansätze gezeigt ihm zu trauen, aber wie konnte er sie dazu bringen das du tun, was er von ihr wollte ohne dass er seinen Plan zu enthüllte? An den Wänden gingen nun die Fackeln an, eine nach der anderen wurde entzündet und der Hinrichtungsraum wurde nach und nach erhellt. Die Felswände waren kahl und der Boden bestand teilweise aus Sand. Die Säulen an denen er - und wie er aus den Augenwinkeln feststellen konnte auch Evoli - festgebunden waren, bestanden aus weißen Marmor. »Reptain?! Was machst du denn hier?!«, rief Evoli hektisch, als sie ihn erkannte.          Reptain bewegte langsam seinen Kopf zu Evoli und sah sie aus verengten Augen heraus an. Er begann in eine Rolle zu schlüpfen, in eine Rolle die einige hier erwarteten und andere vermutlich nicht kannten. Es war seine einzige Chance und er musste sie ausprobieren. Etwas anderes blieb ihm ja noch nicht mal übrig. »Was ist das hier? Was geschieht nun mit uns?«, fragte sie aufgeregt. Evoli hatte wohl keine Samen verabreicht bekommen, die ihre Sinne beeinträchtigten. Das war sehr gut für seinen Plan. »Wir sind...«, begann er und sein Blick wirkte für einen Herzschlag lang feindselig. »... In einer Hinrichtungskammer.«          »Einer WAS?!«, schrie Evoli spitz aus und Panik ergriff sie als sie versuchte sich von ihren Fesseln zu lösen die ebenfalls dick um sie geschlungen waren. »Aber warum? Wozu? Was ist das hier? Ist das hier die Zukunft?«, überhäufte Evoli ihn mit Fragen.          »Hmpf...«, machte Reptain die Abfällige Bemerkung und hob seinen Kopf als er scheinbar völlig ruhig zum Tor starrte. »Es ist mir egal, was du angestellt hast. Aus irgendeinem Grund wollen sie dich auch aus der Geschichte tilgen.«, sprach er völlig gelassen obwohl sein Herz laut gegen seinen Brustkorb schlug und er hoffte dass sie es nicht hören konnte.          »Aus der... Moment WAS?!« Evoli versuchte sich abermals gegen die Fesseln zu stemmen und sich freizukämpfen, doch war sie ebenso erfolglos wie Reptain. Auch sie war bis zum Hals mit dicken Fesseln gegen die Säule gebunden, da half alles zerren und rücken nichts. »Das ist ein Fehler! Es hieß doch, dass sie mich freilassen und ich mein Dasein hier fristen muss!«, rief Evoli aus.          »Tse... Wie gesagt, es ist mir egal. Du solltest dich einfach damit abfinden.«, erwiderte Reptain gelassen und arrogant.          »Wie zur Hölle kannst du nur so ruhig bleiben?!«, schrie Evoli ihn von der Seite her fassungslos an. Reptain zischte leise als das Tor wieder geöffnet wurde und sechs Zobiris eintraten, gefolgt von einem weiteren Pokemon. Es war Zwirrfinst. Reptain zwang sich nicht zu schlucken. Seine Zeit lief ihm davon. Er hoffte nur dass er überzeugend genug war.          »Zwirrfinst!«, rief Evoli erbost. »Was hat das zu bedeuten? Ich sollte nicht gefangen gehalten werden! Du hast gelogen und mich hier in diese Zukunft verschleppt und jetzt bin ich immer noch gefesselt!« Mit wütenden Augen starrte sie auf Zwirrfinst der ihren Blick nur kalt und emotionslos erwiderte.          »Diese beiden Pokemon wurden verurteilt, den Lauf der Geschichte verändern zu wollen. Sie werden hiermit des Hochverrats angeklagt. Die einzige Strafe ist die sofortige Hinrichtung.«, donnerte Zwirrfinsts Stimme dumpf und bedrohlich leise als er sprach.          »Nein! Zwirrfinst! Bist du wahnsinnig?!«, schrie Evoli entsetzt auf. »Welche Geschichte wollte ich denn schon verändern?! Von was redest du eigentlich?!«          »Pah! Spar dir deinen Atem.«, zischte Reptain sie von der Seite an ohne sie anzusehen. Sein Blick lag beunruhigend ruhig auf Zwirrfinst. »Es hat keinen Sinn sich mit dieser Marionette zu unterhalten.«          Evoli drehte ihren Kopf zornig zu Reptain und Funken sprühten aus ihren Augen. »Was meinst du mit einer Marionette?!«, fragte sie laut und wütend. Anscheinend wurde sie immer zorniger darüber wie ruhig Reptain reagierte, wie gelassen er das anscheinend alles sah und wie machtlos sie war.          »Ja, Zwirrfinst ist eine Marionette die nur Befehle ausführt von Schatten-...«, doch weiter kam Reptain nicht. Zwirrfinst hatte einen Befehl gegeben und ein Zobiris sprang auf Reptain zu. Eine Kratzfurienattacke wurde ausgeführt, was Reptain zum Glück noch rechtzeitig bemerkt hatte und sich so weit wie er nur konnte vorbeugte. Der Angriff verfehlte ihn nur um Haaresbreite als Staub aufgewirbelt wurde und die obere Hälfte der Säule über ihn zur Seite auf den Boden fiel und zerbarst. Reptains Herz klopfte wie wild als er den sauberen Schnitt der Säule erkannte. Das war knapp. »Reptain!«, rief Evoli entsetzt, die durch den aufgewirbelten Staub und dem Sand zunächst nichts erkennen konnte. Nur blinzelnd konnte sie ihn einige Herzschläge später wieder ausmachen und sie wirkte zutiefst erleichtert.          »Es reicht, Reptain!«, rief Zwirrfinst drohend. »Die Hinrichtung wird gleich beginnen. Gedulde dich noch.« Mit einem sadistischen grinsen wand er sich wieder den Zobiris zu, die ihre Kraft mit einigen ausgewählten Samen steigerten. Die Augen der Zobiris funkelten bereits gierig.          »Wie soll das nur jemand überleben...?«, fragte Evoli hoffnungslos während ihre Ohren nach unten sanken.          Reptain hob seinen Kopf arrogant, schmälte seine Augen und sah Evoli listig, grinsend an. »... Was ist los? Angst?«, fragte er unbekümmert.          »Noch vor ein paar Atemzügen sah es so aus als wärst du in zwei Hälften geteilt worden, Reptain! Du blöder Käfermagnet! Hör endlich auf so cool zu wirken!«          Oh, sie begann mit Schimpfwörtern um sich zu werfen. »Tse...«, entfuhr es Reptain und ein Seitenblick auf die Zobiris und Zwirrfinst verriet ihm, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. »Hmpf... Bist du auch noch zu irgendetwas anderem zu gebrauchen außer ständig dein übergroßes Mundwerk offen zu haben du Evolutionsbremse?«, entgegnete Reptain so gelassen wie er nur konnte und schenkte ihr sein süffisantestes Lächeln, das er aufbringen konnte.          Evoli regte sich zunächst gar nicht. Sehr langsam stellten sich ihre Ohren auf, während ihr rechtes Auge anfing zu zucken. Dann ohne Vorwarnung verzerrte sich ihr Gesicht zu einer Grimasse. »Evolutionsbremse? Du verdammter Baumhausbewohner!«, blaffte sie und vor ihrem Mund formte sich ein Spukball die geradewegs auf Reptain zuflog. Na endlich! Sie hat den Köder geschluckt und der letzte Tropfen hatte das Fass in ihr zum überlaufen gebracht! Reptain duckte sich unter dem ersten Spukball, der prompt an ihm vorbeiflog. Zwirrfinst sah zu den beiden auf und säuselte entzückt: »Na sieh mal an, die beiden übernehmen praktischerweise eure Arbeit, Zobiris.« Evoli hielt inne und sah Reptain weiterhin erbost an.          »Ist das alles, Flohball?«, neckte Reptain spitz und rang sich ein trockenes, kurzes kichern ab, als bereits ein weiterer Spukball auf ihn zugerauscht kam, direkt gefolgt von einem weiteren. Reptain spannte sich an als sie beim Aufprall gegen seine Seite zischten. Die dunkle Energie wirbelte auf und entfachte ein kurzes Irrlicht als die beiden Kugeln so kurz nacheinander aufschlugen. Ein weiterer Spukball verfing sich in dem Netz aus knisternder Energie und die Seile um Reptain herum fingen Feuer.          Reptain zischte auf als die Flammen nach ihm züngelten, aber sein Plan ging auf. Nach nur wenigen Herzschlägen und etwas Kraftaufwand konnte er die geschwächten Seile zerreißen. Sein Plan war aufgegangen, als er von der Säule fiel und leichtfüßig auf seinen Beinen landete. Zwirrfinsts Auge wurde groß, als Reptain seine rasiermesserscharfen Blätter an seinen Armen durchstreckte um nur einen weiteren Wimpernschlag später die Seile die Evoli an der Säule hielten, zu zerschneiden.          »Nein! Du entkommst mir nicht!«, rief Zwirrfinst donnernd. »Zobiris! Angriff!« Evoli landete keuchend direkt neben Reptain auf ihren Pfoten und schüttelte sich kurz, doch sie brachte sich augenblicklich in eine Kampfstellung. Reptain spähte nun endlich auf das, was er die ganze Zeit in seiner Klaue gehalten hatte. Tatsächlich, es war die Kette mit dem Tropfenanhänger. »Schließ deine Augen!«, harschte er Evoli an, wartete aber nicht ob sie reagierte, sondern zerbrach den blauen Anhänger zwischen seinen Klauen, als die ersten Zobiris sie schon fast erreicht hatten.          Augenblicklich wurde ein gleißendes Licht entfacht, welches von dem Anhänger in seiner Klaue ausging. Der Zusammenprall der Zobiris blieb aus. »Ihr Idioten! Ihr solltet ihm doch ALLES abnehmen was er bei sich trägt!«, schrie Zwirrfinst donnernd und seine Stimme hallte von den Wänden wieder. Reptain verlor keine Zeit und nutzte seine Attacke für die er lange trainieren musste um sie zu beherrschen. Mit einem großen Adrenalinschub, der ihn durchflutete gelang es ihm spielend leicht den Schaufler in dem sandigen und erdigen Boden einzusetzen und ein tiefes Loch zu graben. »Lasst euch nicht blenden! Es ist nur eine Strahlorb!«, rief Zwirrfinst unterdessen. Grob packte Reptain Evoli, die kurz und erschrocken quiekte während er sie fest an sich drückte und in das Loch sprang. Reptain deckte dank seiner Attacke alles über sich wieder perfekt zu. Jetzt blieb ihm nichts anderes übrig als abzuwarten. Sein Herz klopfte wie wild als er angestrengt lauschte und sogar für einige Herzschläge aufhörte zu atmen.          »He-... Mmpf!«, begann Evoli doch Reptain hielt - oder viel mehr presste - ihr mit seiner freien Klaue den Mund zu. »Kein Ton!«, zischte er ihr leise zu und lauschte weiter, ohne Evoli die Klaue vom Mund zu nehmen. Die Wirkung der Strahlorb musste jeden Moment vorüber sein.          »Sie sind entkommen!« Zwirrfinsts Stimme drang wie ein Donnerschlag über ihnen. »Los, findet sie! Findet sie!«, schrie er aufgebracht vor Verwirrung und Zorn während kurz darauf die Erde über ihnen ein wenig bröckelte. Ein immer leiser werdendes »Wähähä!« verriet Reptain, dass die Zobiris die Hinrichtungskammer über ihnen verlassen hatten.          Reptain setzte Evoli nun endlich ab die er noch immer fest und unter Anspannung an seinen Körper gepresst hatte und mit einem festen Blick in ihre Augen nahm er seine Klaue von ihrem Mund nahm. Sie blieb still, schüttelte aber ihren Kopf und funkelte Reptain wütend an. Die blauen Splitter des Anhängers fielen von seiner Klaue ab und er betrachtete die zurückgebliebenen Überreste. Reptains Blick wurde kurz weich, er schuldete Skampi abermals sein Leben. Mit diesem Gedanken band er sich die gegliederte Kette an denen noch einige Splitter des Anhängers hingen über sein Handgelenk ehe er noch einmal angestrengt lauschte. Die Hinrichtungskammer über ihnen war leer, die Zobiris und auch Zwirrfinst suchten vermutlich im gesamten Gefängnis nach ihnen. Ein weiteres Mal benutzte er seine Schauflerattacke und nachdem ihm Sand und Erdbröckchen entgegenfielen kam er frei. Vorsichtig spähte er über den Rand seiner Grube und kletterte heraus, gefolgt von Evoli die mit einem großen Satz aus dem Loch sprang. Ihr Blick glitt ebenfalls ruhig und aufmerksam über die Wände der Hinrichtungskammer. »Du kannst also Schaufler? Richtig praktisch.«, bemerkte sie leise während ihr Blick auf dem Tor hängen blieb.          »Ja. Zum Glück bist du auf meinen Plan eingestiegen.«, erwiderte Reptain und folgte ihrem Blick. Evolis Ohren zuckten nervös und warf ihm einen skeptischen Seitenblick zu. »Da steckte ein Plan dahinter?«, entgegnet sie mit einem genervten Unterton in der Stimme.          Reptain schüttelte den Kopf. »Wir müssen hier raus, schnell.«, erklärte Reptain und ging näher zu dem Tor heran. Vorsichtig spähte er um die Ecke, doch von den Zobiris war nichts zu sehen oder zu hören. Sie wüteten vermutlich irgendwo anders, wobei er sich fragte, wie groß das Gefängnis wohl wirklich war. Bisher hatte er es nur von außen und mit gebührenden Abstand gesehen. »Los.«, sprach er und glitt dann beinahe geräuschlos aus der Kammer die er eigentlich nicht lebend wieder verlassen sollte. Evoli folgte ihm auf leisen Pfoten.          Mehrere Meter und einige Korridore die sich allesamt sehr ähnlich waren, konnten sie hinter sich lassen, doch Reptain war sich sicher, dass er dem Ausgang immer näher kam. Ein Geräusch gab den beiden flüchtenden Pokemon schließlich Anlass ihre Vorsicht fallen zu lassen und loszulaufen. Ein »Wähähä!«, schallte nicht weit von ihnen den Korridor entlang, das trieb sie an um so schnell zu laufen wie sie nur konnten. »Schneller! Wir müssen hier raus!«, rief Reptain Evoli zu während er vorauspreschte. Evoli keuchte bereits nach mehreren Metern als sie im hohen Tempo Reptain folgte, hielt aber tapfer mit, während er selbst immer mehrere Meter auf einmal übersprang. Kurz hielt er inne und sah sich verwirrt in einer Kreuzung von langgestreckten Korridoren um , ehe er auch schon weiter rannte. Es gab keine Geschichten oder Erfahrungsberichte von Pokemon die hierher verschleppt wurden, denn keines von ihnen hatte je wieder seine Freiheit wiedererlangt. Der Weg führte immer weiter geradeaus. Wo die Zobiris oder Zwirrfinst gerade waren konnte er nicht sagen, da ihr Gekreische scheinbar aus allen Korridoren zu ihnen her schallte.          »Reptain...?«, keuchte Evoli zwischen einigen kräftigen Atemzügen. »Ist das... Ist das hier die Zukunft?«, fragte Evoli keuchend weiter. Reptain wollte sie nicht vom laufen ablenken, sie war ohnehin schon zu langsam. »Ja, du schaltest schnell.«, sagte er schlicht. »Das...«, wieder keuchte sie und zwang sich zu sprechen. »...Dachte ich mir schon. Dieses Gefängnis ist merkwürdig aufgebaut...« Reptain lief unbeirrt weiter und Evoli versuchte mit ihm Schritt zu halten. Er dachte im Moment nur daran, hier so schnell wie möglich raus zu kommen. Doch danach? Was würde er danach machen? Weglaufen. Weit, weit weg, sodass weder die Zobiris noch Zwirrfinst ihn finden konnten, oder sie ihre gierigen Klauen des Todes noch einmal nach ihm ausstrecken konnten. Was danach geschehen würde, soweit konnte er in diesem Moment nicht denken. Er konzentrierte sich als erstes auf seine Flucht.          Am Ende des langgezogenen Korridors ragte ein riesiges Tor vor ihnen auf. Reptains Halmblätter an seinen Unterarmen verschmolzen zu seinen grün glühenden Laubklingen, er würde jeden Moment gegen das Tor schlagen wenn er nahe genug war und er würde jeden Schwung an Kraft nutzen den er bekommen konnte. Evoli blieb kurz bevor er es erreichen konnte stehen und sammelte feine Energiepartikel für einen Spukball. Knisternd rauschte er auf das Tor zu und krachte dagegen, direkt danach jagte Reptain mit seinen Laubklingen hinterher und hieb auf das hölzerne Tor ein, welches ächzend nachgab und aufbrach.          Die Blätter an seinen Unterarmen entfalteten sich wieder während die grün glühende Klinge verschwand. Die Flüchtlinge verloren keine Zeit und rannten sofort weiter über die Schwelle des Gefängnisses nach draußen. Reptains Herz klopfte ihm bis zum Hals und seine Haut kribbelte angenehm als er das Gefängnis hinter sich lassen konnte und er wieder einen freien Himmel über sich hatte. Allerdings war es draußen nicht unbedingt heller. Seine bekannte, dunkle Welt der Finsternis hieß ihn willkommen während er merkte, dass Evoli hinter ihm stehen geblieben war.          »Was zum...?«, hauchte sie atemlos als sie stehen blieb. Ihr Blick huschte wild zu allen Seiten als sie versuchte die Welt die sich vor ihr erstreckte zu begreifen. Eine fremde Welt erstreckte sich vor ihr, eine zerstörte, die in komplette Dunkelheit getaucht war. »Was... Was ist das?«, fragte sie während ihre Stimme nicht mehr als ein leises wispern war. Ihr Rückenfell stellte sich auf und ihre Augen wanderten weit geöffnet und irritiert über das, was sich vor ihr erstreckte. »Die Felsen schweben und es ist schrecklich dunkel und... Es weht nicht einmal der Wind... Der Himmel ist pechschwarz und alles erscheint so... Grau... Leblos und leer...«          Evoli richtete ihren Blick nach einigen Herzschlägen langsam auf Reptain. »Es ist, als sei alles erstarrt...« Ihr Fell auf dem Rücken glättete sich etwas aber kaum merklich als sie ihn anstarrte. In Evolis Augen lag ein flehen dass er ihr sagen sollte dass dies alles nur ein Alptraum sei, doch Reptain starrte emotionslos zurück, nicht wissend wie er reagieren sollte. Für ihn war diese Welt bereits so normal geworden dass sie ein Teil von ihm geworden ist und doch, nachdem er ihre Welt so farbenfroh und lebendig erlebt und gefühlt hatte, wünschte er sich nichts sehnlicheres als seiner Welt zu entfliehen. Langsam nickte er, als er glaubte zu verstehen was sie fühlte. »So ist es.«          »Wähähä!« Das Geräusch schallte hinter Evoli den Korridor entlang und Reptain hob aufmerksam seinen Blick auf das aufgesprungene Tor. Evoli sprang erschrocken auf Reptain zu, als sie sich ebenfalls zu der dunklen Öffnung aus der sie gerade geflohen waren drehte. »Das sind die Zobiris.«, sprach Reptain und wand sich ab. »Wir müssen weiterlaufen, sie werden keine Ruhe geben ehe sie uns gefunden und wieder eingefangen haben.« Daraufhin rannte er los ohne auf einen Kommentar von Evoli zu warten. Diese sah noch immer verunsichert drein, folgte ihm aber auf dem Fuß. Der Pfad der vor ihnen lag, ging schnurstracks geradeaus, ohne eine Möglichkeit irgendwo abzuspringen und kurz zu verschnaufen.          Evoli wurde immer langsamer und fiel zurück. Reptain hielt inne und blickte zurück während sie zu ihm aufholte. »Ich kann nicht mehr.«, stöhnte Evoli keuchend und gab ihr bestes um trotzdem weiter zu laufen. Reptain hob seinen Kopf und ließ seinen scharfen Blick über das Gelände schweifen und den Pfad der vor ihnen lag. »Hier entlang.«, murmelte Reptain und sprang voraus als er eine natürliche Aushöhlung zwischen den Felsen erkannte. Die Felswände stiegen steil hinauf und waren zu glatt als dass man an ihnen hochklettern konnte, doch würden sie genug Schutz bieten um die Flüchtlinge zumindest Zeitweise vor den Augen der Zobiris zu verbergen. Evoli huschte um die Biegung und ließ sich gegen die Felswand, die Pfoten weit von sich gestreckt sinken. Sie versuchte tief durchzuatmen, was ihr erst nach mehreren Anläufen gelang während ihre Flanken unter der Anstrengung bebten. »Es wird uns zwar vor den Blicken der Zobiris fürs Erste schützen, aber wir sollten bald weiter.«, erklärte Reptain und spähte um die Ecke um den Pfad den sie hinter sich gelassen hatten im Auge zu behalten.          »Das kann nicht die Zukunft sein.«, murmelte Evoli keuchend und hob ihren Kopf von ihren Pfoten auf. Reptain drehte seinen Kopf zu ihr um und sah in Evolis Gesicht welches immer noch vom Ausdruck der Verwirrung und Panik gezeichnet war. »Die Zukunft-... Der Planet hier ist gelähmt, weil die Zahnräder der Zeit nicht in den Zeitturm eingesetzt wurden, richtig?«, fragte sie matt und unsicher. Reptain hielt mit ihr den Blickkontakt aufrecht. »So ist es, du hast dir also gemerkt was ich dir das letzte Mal erzählt habe.«, murrte er. Es war ein schwacher Trost für ihn, dass Evoli nun endlich begriff welche Auswirkungen es hatte wenn er nicht handelte. »Dadurch, dass sich absolut nichts in der Vergangenheit geändert hatte, wurde die Zukunft nicht verändert und ist nach wie vor der Dunkle Ort den ich verlassen habe.« Reptain sah Evoli aus leicht geschmälten Augen an. »Oder hast du wirklich geglaubt, ich würde das aus Spaß machen? Sieh dich um, hier ist kein Leben möglich. Zumindest keines, welches sich auch zu leben lohnt.«          Evoli starrte Reptain an, ihr Blick wirkte nun apathisch. »Ich hatte keine Ahnung, dass die Auswirkungen so gravierend sind. Der Grauschleier der sich über die Gebiete gelegt hat, nachdem du die Zahnräder der Zeit entwendet hast, ist nichts im Vergleich zu dem was ich hier sehen muss...«, murmelt sie mit Trauer und Schmerz in der Stimme die sich allmählich beruhigt hatte, sodass sie nicht mehr keuchen musste. »Warum... Warum möchte jemand in einer solchen, dunklen Welt leben?«, fragte Evoli als Reptain wieder um die Ecke spähte. »Niemand dessen Geist noch klar ist und deren Herzen noch nicht komplett von der Dunkelheit erfüllt sind, das kannst du mir glauben. So gut wie alle haben zugestimmt dass sie lieber-...«, Reptain hielt kurz inne und schüttelte den Kopf. »Dass sie lieber in einer hellen Welt leben möchten.«, beendete er schließlich den Satz. Er konnte das, was er dachte nicht aussprechen, dass sie lieber verschwinden würden als noch länger in dieser Welt ohne Hoffnungen zu leben. Ja, er hatte sich damit bereits lange abgefunden, aber er wollte nicht mit Evoli darüber sprechen. Sie würde es ohnehin nicht verstehen und nur viele Fragen aufwerfen, die er ihr nicht beantworten wollte. Nicht mit jemanden, der diese Welt nicht kannte, die Dunkelheit nicht gespürt hatte, wie sie langsam aber Sicher den Verstand auffraß. »Warum jagt uns Zwirrfinst dann? Warum möchte er uns aus der 'Geschichte tilgen'?«, klang Evolis Stimme von seiner Seite als sie sich aufsetzte.          »Weil ich den Lauf der Geschichte verändern möchte indem ich die Zahnräder der Zeit in der Vergangenheit in den Zeitturm setze. Damit meine Welt - ebenso wie deine - nicht in diese Dunkelheit gestürzt wird.«, antwortete Reptain und wand sich wieder von der Ecke ab. Er richtete seine gelben, reptilienartigen Augen auf Evoli und sah sie prüfend an. »Kannst du weiterlaufen?«, fragte er ruhig. Sie schüttelte aber nur den Kopf.          »Ich verstehe das alles nicht.«, beharrte sie. »Ich brauche mehr Klarheit.«          »Das ist ein sehr ungünstiger Zeitpunkt um Antworten zu verlangen.«, erwiderte Reptain mit einem zweifelndem Blick. »Ich werde versuchen deine Fragen während wir weitergehen zu beantworten.«, fügte er nach einigen Herzschlägen hinzu. Evoli sah nicht wirklich begeistert aus, als sie seinem Vorschlag lauschte, aber sie stimmte dann doch kopfnickend zu. »Nun gut. Wo müssen wir lang?«          Reptain wand sich dem Pfad zu, der immer noch nur geradeaus verlief. Es gab keine Möglichkeit irgendwo abzuspringen oder hochzuklettern. Die Felswände die den Pfad umgaben waren zu steil und zu uneben. Der einzige Weg führte über einen Bergpass. »Nicht wieder in das Gefängnis, soviel ist sicher.«, murrte er und schritt mit einem hohen Tempo voraus. Evoli legte die Ohren flach an und hob kurz ihre Lefzen, ehe sie ihm folgte.          Nach einer Weile des Schweigens - und nachdem Reptain sich sicher war, dass sie wieder etwas Abstand zu den Zobiris aufgebaut hatten - erhob er seine Stimme. »Ich sagte dir doch, dass Zwirrfinst nur eine Marionette ist.« Aus dem Seitenwinkel erkannte er, dass Evoli nickte. »Ja, danach folgte der Angriff, der dich treffen sollte...« Sie schluckte schwer als sie sich vermutlich das Bild wieder vor Augen rief als um Reptain der Staub und Sand aufgewirbelten und sie für ein paar Herzschläge nichts von ihm ausmachen konnte. Reptain nickte nur, denn auch ihm saß der Schreck noch tief in den Knochen. »In dem Zeitturm lebt ein Pokemon namens Dialga, sowohl in deiner als auch in meiner Welt. Er ist das Pokemon, welches über die Zeit selbst gebietet, ja er verkörpert die Zeit als solches könnte man sagen.«          Evoli schwieg während sie dem Pfad weiterhin folgten der nun deutlich an Steigung zugenommen hatte. Für sie war es etwas schwieriger, da sie kürzere Beine als Reptain hatte, aber sie hielt mit ihm erstaunlicherweise mit. Evoli zeigte sich nun bemerkenswert ausdauernd und scheinbar wollte sie keine Schwäche zeigen. »Doch der Zeitturm ist mit der Zeit instabil geworden. Niemand wusste warum, aber irgendwann stürzte er ein und mit dem Einsturz des Zeitturms trat die Lähmung des Planeten ein. Dialga wurde von einer merkwürdigen Macht verzehrt, da die Zeit nicht mehr ihren üblichen Lauf nimmt während der Planet gelähmt ist.«          Die beiden Pokemon stiegen weiter. »Du hast mir bereits erklärt dass es der Zeitturm ist, der die Zeit reguliert und nicht die Zahnräder der Zeit. Was meinst du mit einer merkwürdigen Macht?«, fragte Evoli, den Blick starr auf ihre Pfoten gerichtet, bedacht darauf, wo sie hintrat.          »Stimmt. Wir vermuteten, dass in der Vergangenheit - also in deiner Zeit - Dialga ein anderes Wesen hatte. So wie man es sich nun mal über ein legendäres Pokemon erzählt. Erhaben, Gutmütig und Gerecht. Doch als der Zeitturm nach und nach immer mehr beschädigt wurde, hüllte sich sein Herz auch immer mehr und mehr in Dunkelheit.« Evoli zuckte mit einem Ohr. »... Wir?«, fragte sie erstaunt. »Wer denn noch?«          Reptain stutzte und blieb stehen, während Evoli ihn verwundert ansah. Er warf einen kurzen Blick auf die Kette, die von seiner Klaue baumelte mit dem zerbrochenen Anhänger. »Ja wir... Aber...« Er schüttelte den Kopf. Genau so wenig wie er über sein eigenes Verschwinden und das aller Pokemon aus der Zukunft sprechen wollte, wollte er auch über Skampi sprechen. Noch immer konnte er nicht begreifen wie es ihr gelungen war, dass sie ihm den Anhänger überbringen konnte. »Nicht so wichtig.«, winkte er ab und setzte sich wieder in Bewegung. »Wie dem auch sei, Dialga ist in dieser Welt Schatten-Dialga und er verfolgt nur ein einziges Ziel. Seine Selbstexistenz aufrechtzuerhalten. Dafür ist ihm jedes korrupte Mittel recht. Zwirrfinst ist so etwas wie seine ausführende Hand und die Zobiris gehorchen ihnen.«, wechselte Reptain das Thema. »Schatten-Dialga hat seinen Verstand an der Dunkelheit verloren und sie haben nach und nach immer mehr Pokemon eingefangen und sie in das Gefängnis gebracht aus dem wir gerade geflohen sind. Ich weiß nicht ob sie alle Pokemon hingerichtet haben... Nie kam jemand wieder heraus wenn sie einmal die Schwelle zum Gefängnis betreten hatten, aber was ich weiß ist, dass nur noch sehr wenige Pokemon in Freiheit leben.«, beendete er schließlich seinen Satz.          Evoli schwieg und ließ sich alles gründlich durch den Kopf gehen. »Und wenn die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm eingesetzt werden, wird der Einsturz des Zeitturms verhindert?«, fragte sie grübelnd nach, während sie die Spitze des Berges erreicht hatten und nun den Abstieg vor sich hatten.          Reptain nickte und sprang kraftvoll auf einen Geröllstein der quer über dem Pfad lag und diesen versperrte. Er sah zu ihr herab mit leicht verengten Augen. »Sieh dich doch nur um, oder bist du so blind? Warum sollte ich das einfach nur behaupten? Der Planet ist nach wie vor gelähmt, weil die Zahnräder der Zeit nicht zum Zeitturm gebracht wurden ehe er einstürzen konnte. Wir sind wieder in der Zukunft, dies ist die selbe Welt wie die, die wir vor einigen Stunden verlassen haben.«, zischte er gezwungen ruhig als Evoli ebenfalls auf dem Geröllfelsen sprang und Reptain auf der anderen Seite wieder herabglitt. »Wenn ich wirklich wie Zwirrfinst dir - und vermutlich jedem Pokemon auf der Insel - weis gemacht hat, wollen würde dass der Planet gelähmt wird, warum sollte ich mir die Mühe machen und in die Vergangenheit reisen um irgendetwas zu verändern? Die Zahnräder der Zeit gehören zu dem Zeitturm, das ist Fakt. Wi-... Ich kann mir nicht erklären, wie sie von dort weggekommen sind, aber es ist auch nicht wichtig. Sie müssen auf jeden Fall wieder dort hingebracht werden. Auf der Spitze des Zeitturms gibt es eine Plattform mit Runen und Einkerbungen die genau zu den Formen der Fünf Zahnräder der Zeit passen. Sie müssen dort eingesetzt werden, damit der Zeitturm nicht einstürzt und der Fluss der Zeit seinen normalen Verlauf beibehält. Dass die Lähmung des Planeten nie eintreten wird und die Zukunft in eine andere verändert wird, als sie es jetzt ist.«          Evoli hatte die ganze Zeit auf dem Geröllfelsen gestanden während sie Reptain gelauscht hatte. Unruhig hatte sie ihm zugehört und tiefe Falten des Zweifels hatten sich in ihrem Gesicht gezeichnet. Sie hatte immer noch Zweifel nachdem sie selbst in dieser Welt war. Es ist die Zukunft, das musste sie akzeptieren. Sie musste aber auch akzeptieren, dass keine Veränderung das hier hervorrufen würde und dass die Zahnräder der Zeit unter allen Umständen in dem Zeitturm eingesetzt werden mussten. Wie konnte sie nur so blind sein und Reptain immer noch nicht vertrauen? Missmutig starrte er zu Evoli hinauf die nun endlich von dem Felsen herabsprang und neben ihm auf ihren Pfoten landete. »Und Zwirrfinst hat also die ganze Zeit alle Pokemon hinters Licht geführt...«, murmelte sie leise während ihre Augen starr auf den Weg geradeaus gerichtet waren.          »So sieht es aus.«, erwiderte Reptain monoton und blickt auf Evoli hinab. Sie seufzte sehr leise als sich die beiden Flüchtlinge wieder in Bewegung setzten. Allein an ihrer Haltung erkannte er dass sie ihm immer noch nicht vertraute, als würde sie ihm nicht glauben können was er ihr erzählt hatte. Wie konnte sie ihm nur immer noch nicht glauben? Wie konnte sie noch immer Zweifeln? Ihre Bewegung veränderte sich geringfügig als sie den Abstieg hinter sich gebracht hatten und sich ein kleines Flüsschen am Rande der Felswand entlang zog, das allerdings auch schon vor Generationen erstarrt ist. Das Wasser ist komplett unbeweglich und man konnte es nicht einmal mehr durchbrechen. Die lange Zeit des Stillstands hatten die ergraute und leblose Umgebung fast komplett zu Stein werden lassen.          Evoli lief auf einmal schneller und steuerte genau auf das Flüsschen zu, dass sich wenige Schritte von ihnen entfernt einst in einem winzigen Teich gesammelt hatte. Sie sah auf die erstarrte Oberfläche hinab. Man sah keine Spiegelung, keine Materie, keine Bewegung. Evoli beugte sich vor und streckte eine Pfote zu dem erstarrten Wasser aus. Reptain beobachtete das ganze skeptisch als er kaum zwei Schritte von ihr stehen blieb. »Das Wasser ist erstarrt, du wirst daraus nicht trinken können.«, erklärte er Evoli, doch diese regte sich nicht. Sie sah entschlossen zu dem Wasser und auf ihre Pfote die dessen Oberfläche berührte.          »... Was machst du da?«, fragte Reptain nun ungehalten, als ihm klar wurde, dass Evoli nicht vorhatte etwas zu trinken. Doch von ihr kam immer noch keine Reaktion.          Dann plötzlich veränderte sich etwas in ihrem Gesichtsausdruck. Die Entschlossenheit wich der Verwirrung und sie zog ihre Pfote langsam zurück. »Nun?«, fragte Reptain noch einmal nach.          Evoli sah sich nach Reptain um und ihre Ohren zuckten nervös als sie ihn ansah. »N-nichts...«, sprach sie sehr leise ehe sie zurück auf die Oberfläche des Teiches starrte. »Ich... Dachte ich könnte etwas trinken...«, log sie sehr offensichtlich. Scheinbar machte sie sich noch nicht einmal die Mühe diese Lüge irgendwie zu verschleiern. Reptain verengte die Augen als er seinen Blick auf sie legte. Warum erzählt sie ihm nicht einfach was sie da gerade versucht hatte zu tun? Er hatte ihr schließlich alles erzählt was sie über diese Welt wissen musste, zwar hatte auch er einige Feinheiten ausgelassen, Feinheiten die sie aber nicht belasten mussten, wie das Verschwinden der Pokemon der Zukunft und dass er einen Partner hatte, aber sie verweigerte ihm so offensichtlich eine Antwort. Ein ekelhaftes Gefühl stieg in ihm auf und biss sich in seinem Magen fest während Evoli wieder auf ihre Pfoten stand und zu ihm tappte.          Reptain sah von oben auf sie herab, mit verengten Augen. »Vertraust du mir eigentlich?«, fragte er möglichst ruhig und betrachtete Evoli sehr genau als sie etwas verlegen die Ohren anlegte.          »Nun...«, begann sie zu sprechen und schwieg mehrere Atemzüge während sie den Kopf unter Reptains Blick auf ihre Pfoten sinken ließ. »Ich... Ich weiß es nicht. Vielleicht...«, gab sie dann zu.          Reptain drehte sich von ihr weg, er hatte es bereits geahnt. »Tse... Es bringt nichts sich zu verbünden, wenn man sich nicht gegenseitig vertraut.«, sprach er entschlossen und sprang kraftvoll einen großen Satz nach vorne von ihr weg. »Heh!«, rief Evoli und hob ihren Kopf als Reptain sich von ihr entfernte und sich noch einmal zu ihr umdrehte. Sie wollte gerade auf ihn zulaufen. »Der Weg führt von hier aus nur in eine Richtung.«, erklärte Reptain ihr. »Irgendwann mündet er in einen Wald, du kannst ihn gar nicht verfehlen und du kannst dich vor den Zobiris verstecken.«          »A-aber...!«, hob Evoli an um zu protestieren, aber Reptain schnitt ihr jedes weitere Wort ab. »Es hat keinen Sinn zusammenzuarbeiten, wenn man sich nicht gegenseitig vertraut und sich auf den anderen einlassen kann. Ich habe mich dir geöffnet, habe dir meine Beweggründe offen gelegt. Du siehst selbst, was aus der Welt wird, wenn der Zeitturm zusammenbricht. Du hast selbst miterlebt zu was Zwirrfinst in der Lage ist und dass er nicht gefackelt hätte dich ebenfalls aus dem Weg zu räumen weil du zu viel weißt.«, begann Reptain wütend und ernst zu zischen, während Evoli stehen blieb und ihn anstarrte. »Und immer noch glaubst du, ich wäre derjenige bei dem man Vorsichtig sein müsste? Nein. Ich möchte nicht damit rechnen müssen irgendwann von dir ein Messer in den Rücken gerammt zu bekommen und mich von dir ablenken zu lassen und deswegen werden sich unsere Wege hier trennen.« Ernst starrte Reptain Evoli an die ihn irritiert und mit weit geöffneten Augen ansah. »Du solltest dich beeilen, die Zobiris sind uns auf der Spur. Noch sind sie entfernt von uns, aber sie werden nicht ruhen bis sie uns aufgespürt haben.«          Reptain sah Evoli noch einmal ernst in die Augen. Teilweise lag da Verzweiflung in ihrem Blick, doch zum größten Teil war es Verwirrung und Angst, doch sein Entschluss stand fest. Er wollte sich nicht ausnehmen lassen, sie weiterhin mit allen Informationen füttern die er hatte nur um dann von ihr hintergangen zu werden. Reptain war bereit gewesen ihr zu vertrauen, doch konnte sie selbst ihm nicht trauen. Nein, das Risiko war zu groß und würde schwerwiegende Folgen mit sich ziehen. Reptain hatte noch etwas wichtiges vor auf das er sich vollkommen konzentrieren musste. Er war nicht aus dem Gefängnis ausgebrochen und seinem sicheren Tod entkommen, nur damit Evoli einen Plan schmieden konnte während er ihr blind traute und er noch wertvolle Zeit verschwendete. Allein würde er besser vorankommen. Er war kein Dummkopf und auch kein Monster, ansonsten würde er sie daran hindern ihm weiterhin zu folgen. Reptain hatte Evoli alles gesagt was sie wissen musste um sich verstecken zu können und um zu überleben. Sie würde sich alleine weiterkämpfen müssen. »Es tut mir leid.«, war das letzte was er zu Evoli sagte, ehe er sich abwand und schnell voranlief um seinen Weg fortzusetzen.          Reptain hetzte erbarmungslos weiter ohne noch einmal einen Blick nach hinten zu verschwenden, sodass Evoli unter keinen Umständen hätte mithalten können. Er wollte Evoli zwar nicht im Stich lassen, aber er musste daran denken was das Beste für ihn war. Grausam oder gar kalt war er ohnehin nicht gewesen, ansonsten wäre er ohne ein weiteres Wort verschwunden. Immerhin hatte er ihr noch verraten wo sie sich am besten verstecken konnte. Für ihn war es nun das beste alleine zu arbeiten, denn nach der gelungenen Flucht aus dem Gefängnis wusste er genau was er als nächstes tun musste. Seine Gedanken waren kristallklar, er würde zum Düsterwald aufbrechen und nach Celebi suchen. Ein weiteres Mal würde er durch den Zeittunnel in die Vergangenheit reisen und wenn er wieder dort angekommen war, würde er wieder in die Rolle von 'Reptain dem Dieb' schlüpfen und das Spiel würde von neuem beginnen indem er die Zahnräder der Zeit 'stehlen' würde.          Zwirrfinst glaubte er hätte gesiegt, weil er Reptain nun wieder in diese dunkle Zukunft zurückgebracht hatte. Aber er hatte sich getäuscht, Reptains Wille war noch lange nicht gebrochen. Er würde weiterkämpfen, entweder bis er sterben würde, oder bis er verschwinden musste. Eines von beiden würde gezwungenermaßen eintreten, damit hatte er sich schon lange abgefunden, aber kampflos aufgeben war keine Option die für ihn in Frage kam.          Der Pfad grenzte an eine Höhe die sich mit ihrem schwarzen Schlund vor Reptain auftat. Er hob seinen Blick ob er nicht einen anderen Weg finden konnte, doch die Hänge waren nach wie vor zu steil, als dass er daran hochklettern konnte. Es würde mühseliger sein, als durch die Höhle zu gehen, trotzdem sträubte sich alles in ihm diese zu betreten, da er wusste was ihn wohl erwarten würde. Reptain schluckte und betrat den schwarzen Schlund der Höhle. Seine Augen konnten sich kaum an die Finsternis gewöhnen die in ihr herrschte. Reptain ging nun langsamer voran, darauf bedacht so leise wie nur irgendwie Möglich zu sein.          Vor ihm erstreckte sich der lange Höhlengang doch bereits hinter einer Biegung erreichte er einen Hohlraum und der Gang breitete sich über ihm aus. Nur ein Pfad war zu erkennen auf der anderen Seite obwohl der Hohlraum viel breiter war. Ohne weitere Zeit zu verschwenden trat er vor, in seinen Gedanken war er bereits beim Düsterwald wo er Celebi finden würde als eine Stimme über ihm erschallte. »Nanu? Nana? Was haben wir denn da?« Reptain sah augenblicklich nach oben zum Ursprung der Worte und erblickte ein Apollo welches ihn mit vergnügten, großen Augen ansah. Reptain verengte die Augen. »Nichts was dich anginge.«, entgegnete Reptain schroff und spannte sich an.          Er hatte bereits damit gerechnet, dass in dieser Höhle Geistpokemon lebten, die er aufschrecken würde. Aus genau diesem Grund wollte er sie auch zunächst nicht betreten, doch um Zeit zu sparen hatte er es trotzdem getan. In dieser dunklen Welt wo kaum noch wilde Pokemon in Freiheit lebten, war es den Geistpokemon stets gelungen sich der Gefangenschaft zu entziehen. Sie arbeiteten nicht für Zwirrfinst, doch waren ihre Gedanken wirr und nur allzu oft waren sie sehr aggressiv und einfach nur eine Plage. »Das ist aber nicht sehr nett. Nein, nein. Einfach hier hereinzukommen und noch nicht einmal einen kleinen Plausch halten zu wollen.«, wiedersprach Apollo. »Was machst du eigentlich hier? Ich habe schon seit Ewigkeiten keine Pokemon mehr gesehen die nicht in Ketten lagen und zum Gefängnis gebracht wurden... Du wirst doch wohl nicht aus dem Gefängnis geflohen sein, hmm?»          Reptain verengte die Augen und sah Apollo misstrauisch an. Für ein Geistpokemon war er viel zu gesprächig, vielleicht arbeitete dieses Pokemon sogar für Zwirrfinst. »Tse... Als wenn noch irgendein Pokemon außer deinesgleichen frei wäre.«, zischte er Apollo drohend entgegen.          »Das ist nicht freundlich, nein.«, sprach Apollo mit sich selbst und drehte sich in der Luft um sich selbst sodass er nun auf dem Kopf schwebte und zu Reptain herabblickte. »Hast du dein Gedächtnis verloren als du im Gefängnis warst? Wie bist du ausgebrochen?«, fragte er weiter doch Reptain verschloss seine Lippen. Kein weiteres Wort würde er sagen bis Apollo seine wahren Absichten irgendwie verraten würde. Apollo seufzte. »Wenn verwirrte Pokemon frei herumlaufen wie du eines bist, habe ich keine andere Wahl als Zwirrfinst zu Informieren. Ja das werde ich.«, murmelte Apollo wieder mehr zu sich selbst als zu Reptain und rollte sich wieder herum, dass er nun wieder richtig herum schwebte.          »Versuch es!«, blaffte Reptain und seine Halmblätter formten sich zu den grün glühenden Laubklingen. Sie leuchteten in einem grünen Schein auf und er sprang auf Apollo zu. Das Geistpokemon wich dem ersten Schlag aus, doch bereits in der Luft drehte sich Reptain und jagte mit seiner zweiten Klinge über dessen Rücken. Apollo jaulte schaurig auf und drehte sich zu Reptain um. Dieser drehte sich ebenfalls um sobald er auf dem Boden war und sah aus verengten Augen heraus Apollo an. »Na gut, gemeiner Gast...«, sprach Apollo und seine Umrisse wurden unscheinbar als er in seine Unsichtbarkeit tauchte. »Du wirst noch sehen, was du von deiner Unfreundlichkeit hast.«          Apollo war verschwunden, aber Reptain starrte weiterhin wachsam auf den Punkt an dem er verschwunden war. Der Lärm hatte bestimmt noch weitere Pokemon aufgeschreckt. Seine Laubklingen teilten sich und wurden wieder zu den Halmblättern als er sich beeilte so schnell wie Möglich aus der Höhle zu kommen. Er beschleunigte sein Tempo während er den zweiten Höhlengang entlangläuft.          Reptains Blick fiel wieder auf die Kette die von seiner Klaue baumelte. Ein sanftes Lächeln huschte für einen Wimpernschlag über seine Mundwinkel. »Skampi, was du wohl gerade machst?«, fragte er leise vor sich hin ehe er seine Augen wieder auf den Weg vor sich richtete. Ob sie sich wohl schon fragte, was er so lange machte? Warum er so lange brauchte? Nach kurzer Zeit drosselte Reptain wieder seine Geschwindigkeit als die Müdigkeit seine Muskeln einholte. Nicht einmal mehr der moralische Kraftschub konnte seine Kräfte aufbauen, während er an Skampi dachte. Er musste sich irgendwo ausruhen, aber dafür musste er hier als erstes heraus. Danach konnte er in dem angrenzenden Wald eine Pause einlegen, den er auch Evoli genannt hatte. Der Düsterwald lag noch weiter entfernt, aber den konnte er innerhalb von kurzer Zeit erreichen, wenn er schnell war.          Reptain blickte auf, als der Höhlenausgang in Sichtweite kam und er erhöhte noch ein letztes Mal sein Tempo um diese Höhle endlich hinter sich zu lassen. Einer weiteren unliebsamen Begegnung würde er standhalten, danach würde er allerdings definitiv an seine Grenzen stoßen und man musste sein Glück schließlich nicht provozieren. Wieder unter dem freien, pechschwarzen Himmel erstreckte sich ein weiter Felskamm, doch er konnte den angrenzenden Waldrand bereits erkennen der hinter einigen abnehmenden Gesteinsschichten lag. Erleichtert setzte Reptain einen Fuß vor den anderen. Er hatte es geschafft aus dem Gefängnis zu entkommen und vor seiner Hinrichtung zu fliehen. Reptain hielt plötzlich inne und hob seinen Kopf um langsam über seine Schulter zurück zur Höhle zu spähen.          Wie es Evoli wohl gerade geht? Es war vielleicht falsch gewesen sie zurück zu lassen, aber für ihn war es schwer, sich auf jemanden einzulassen der ihm nicht vertraute. Ob es ihr gut ging? Vielleicht hatte sie ja bereits ebenfalls die Höhle erreicht. Er hoffte es zumindest, denn nur dank ihr ist ihm die Flucht überhaupt gelungen. Demonstrativ wand er sich um und setzte seinen Weg über den Felskamm fort. Reptain wünschte ihr nicht, dass sie von den Zobiris ein weiteres Mal aufgegriffen wurde, ein solches Schicksal wünschte er niemandem, aber es konnte ihm im Grunde genommen egal ob es Evoli bis hierhin schaffen würde oder nicht. Er musste sich auf seine eigene Mission konzentrieren, darauf wieder zu Kräften zu kommen und Celebi zu finden.          »Du da, STOPP!«, hallte es plötzlich über den Felskamm und Reptain erstarrte. Mit verengten Augen sah er sich zu allen Seiten hin um. Nein, die Zobiris waren das nicht, das Echo war zu tief gewesen als dass irgendeines dieser kreischenden Biester es hätte sprechen können. "Wer ist da?", fragte er laut und sah sich angespannt um.          »Du DRINGST unerlaubt hier ein?!«          »Dann STÖRST du unseren Schlaf?«          »Und dann willst du einfach ohne ein Wort der ENTSCHULDIGUNG gehen?!«          Die Stimmen hallten gespenstisch über den Felskamm und Reptain versuchte sich in jede Richtung zu drehen von der die Stimme ausging, aber es schien als würde sie immer wieder aus einer anderen Richtung zu ihm schallen. »Zeigt euch!«, rief Reptain und blickte sich weiterhin wachsam um. Doch er konnte absolut nichts erkennen was ihn auch nur ansatzweise hätte Aufmerksam machen können während einige Sekunden der Felskamm komplett still dalag.          »Du glaubst, wir VERSTECKEN uns?«          Reptain wirbelte herum, doch wieder konnte er nichts sehen. Sollte er einfach loslaufen und hoffen, dass er entkommen konnte? Plötzlich wurde er von dem unendlichen Gewicht mehrerer Kangamas zu Boden gedrückt und eine unheilige Energie schwebte über ihm die ihn wie einen Schleier einhüllte. Er versuchte sich aufzurappeln und zischte, doch sein Körper begann mit einem plötzlichen Impuls unerträglich zu schmerzen. Als würde der Schleier in ihn hineinschlüpfen und ihn komplett ausfüllen, durch jede Pore seines Körpers rauschen hörte er ein schauriges auflachen und erkannte nun seinen Gegner.         Zur selben Zeit vor der Höhle          Evolis Ohren waren immer noch angelegt und auch ihr Fell wollte sich nur wiederwillig glätten als sie den Höhleneingang argwöhnisch betrachtete. Sie war zuversichtlich das Reptain hier entlanggegangen sein musste. Auf ihrem Weg hatte es keine Abzweigungen gegeben und sie bezweifelte, dass er es geschafft haben sollte in kurzer Zeit die steilen Hänge zu erklimmen die den Pfad umgaben. Außerdem war es genau die Beschreibung gewesen die Reptain ihr gegeben hatte ehe er sich einfach abgewandt hatte und fortgelaufen war. Wütend plusterte sie ihr Fell auf und stampfte weiter in das Innere der Höhle. Dieser sture Maulesel, warum hatte er sie alleine gelassen? Weil sie ihm nicht vollends vertraute? Pah! Bis vor einem Tag hatte sie ihn noch gejagt! Ihr wurden ein Haufen Lügengeschichten erzählt und sie hatte sich kaum daran gewöhnen können mit ihm zusammen zu arbeiten um aus der Hinrichtungskammer fliehen zu können. Es sollte doch einfach nur verständlich sein, dass sie ihm noch nicht komplett vertraute und sie noch einige Zweifel hatte. Schließlich kannte sie Reptain überhaupt nicht!          Der Gang im Inneren der Höhle war komplett dunkel. Evoli kam der Gang dennoch gigantisch vor, als sie Pfote um Pfote nach vorne setzte. Sie musste es schaffen Reptain irgendwie einzuholen, irgendwie musste sie noch einmal mit ihm sprechen und ihn überzeugen sie mitzunehmen. Reptain war schon einmal in ihre Welt der Vergangenheit gereist, also musste er auch wissen wie sie wieder nach Hause kommen konnte. Schließlich hatte er kaum Schatten-Dialga gefragt haben, der laut seinen Informationen der Herrscher über die Zeit war, ob er ihn in die Vergangenheit bringt damit er die Zukunft verändern konnte. Es kam ihr unwirklich vor, dass Karnimani und sie, ja selbst die Gilde alles daran gesetzt hatten, dass die Zahnräder der Zeit nicht bewegt wurden und gerade das sollte nun der Grund sein warum die Lähmung des Planeten einsetzen würde?          Auch wenn es schwer zu begreifen war, musste Evoli ihm einfach glauben und alle Zweifel abwerfen. Sie hielt inne als der Höhlengang sich noch weiter streckte als ohnehin schon und in eine Höhle ausgeweitet wurde. Sicher setzte sie ihre Pfoten in die Richtung des Pfades der vor ihr lag. »Na, na, na, ein weiterer Besucher? Was machst du denn hier?«, fragte auf einmal eine Stimme über ihr. Evoli erschrak sich so sehr, dass sie einen kleinen Satz in die Luft machte, ehe sie ihren Kopf in den Nacken legte und nach oben zur Höhlendecke blickte. Ein Geistpokemon, ein Apollo schwebte über ihr und sah sie mit großen Augen an. Evolis Fell sträubte sich erneut und langsam glaubte sie selbst dass sie mehr einem Flauschball als einem Pokemon ähneln musste. »Ehm...«, begann sie schüchtern. »Einen Weg... durch die Höhle finden?«, fragte sie zögernd als wäre das hier eine Quizshow.          Apollo lachte vergnügt und kam einige Schritte zu ihr herabgeschwebt. »Du bist witzig. Aber was machst du hier? Bist du aus dem Gefängnis geflohen?«, fragte er neugierig und Evoli erstarrte. Sie wich wenige Schritte vor Apollo zurück. »Warum kommst du näher?«, fragte sie misstrauisch als Apollo sofort inne hielt. »Warum? Nun, du kommst hier vorbei. Ich muss dich doch genau anschauen wenn ich mit dir rede. Ist es nicht unhöflich, wenn man sich nicht auf selber Augenhöhe miteinander unterhält? Ist es nicht?«          Evoli entspannte sich etwas, da Apollo nicht mehr näher kam. Ein Geistpokemon wollte ihr etwas über Höflichkeit beibringen! So weit war es schon gekommen! Diese Welt war doch völlig verdreht. »Ehm... Doch du hast Recht.«, murmelte sie als sich Apollo in der Luft drehte und sie nun auf dem Kopf stehend betrachtete. »Also? Bist du aus dem Gefängnis geflohen? Bist du? Bist du?«          Evoli sah verwirrt zu dem gesprächigen Apollo. »Ehm... ja?«, fragte sie langsam, mehr als dass es nach einer Antwort klang. »Wie kommt es dass ihr Zwirrfinst entkommen seid?«, fragte Apollo weiter und betrachtet Evoli. »Solltet ihr nicht hingerichtet werden?«          Evoli schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht sagen, ich...«, murmelte sie und stockte. »Ihr?«, fragte sie und blickte zu Apollo der wieder etwas näher kam und sich weiterhin herum rollte. »Ist noch jemand hier vorbeigekommen?«, fragte sie schwanzwedelnd. Apollo nickte und Evolis Blick hellte sich begeistert auf. »Wirklich? Wann war das? Kannst du mir das sagen?«          »Erzähl mir bitte zuerst wie ihr entkommen seid.«, beharrte Apollo weiter, doch Evoli schüttelte abermals den Kopf. »Ich muss ihn einholen. Bitte, wenn du ihn gesehen hast, dann...« Apollo unterbrach sie prompt. »Soll ich dich aufheitern?«, fragte er und drehte sich erneut auf den Kopf und streckte seine Zunge aus. Evoli wich zurück, wie sie von Sonnflora, einer Rekrutin der Knuddeluff-Gilde wusste, war das ein Angriff von Apollo der andere Pokemon paralysieren konnte. »Ich will nicht gegen dich kämpfen Apollo, aber wenn du mich zwingst werde ich angreifen.«, sprach sie fest und drohend während sich wieder ihr Fell aufplusterte. Apollo sieht sie auf dem Kopf schwebend verständnislos an. Dann fasste er sich mit den Händen die seinen Körper nicht berührten an den Wangen und zog diese auseinander. Eine unglaublich merkwürdige Maske war das Resultat, während seine Zunge neckend von unten nach oben wedelte. Evoli legte ihre Ohren verständnislos an. »Ehm...«, entkam es ihr als Apollo sprach: »Ich möchte doch auch nicht kämpfen.« Es war kaum zu verstehen hinter seiner Grimasse die er zog.          Evoli sah Apollo verunsichert an. »Was... Machst du da bitte?«, fragt sie gänzlich mit der Situation überfordert. Apollo hörte auf sein Gesicht in unmögliche Breiten auseinander zu ziehen und rollte sich wieder in eine gerade Position. »Verstehe schon, du stehst nicht so auf Grimassen.«, sprach er langsam. »Wenige tun das, die aus dem Gefängnis geflohen sind. Komischerweise. Sie sind eigentlich wirklich gut.«, plauderte er weiter. »Hmm... Da kann man wohl nichts machen.«, murmelte er nun mehr zu sich selbst.          »Oh, jetzt verstehe ich. Du wolltest mich wirklich nur etwas aufheitern, oder?«, fragte Evoli nach und ihr Blick wurde freundlicher. Irgendwie wollte es nicht in ihren Kopf passen dass ein Geistpokemon versuchte ihre Stimmung zu heben. »Es tut mir wirklich leid, aber es war nicht schön in diesem Gefängnis und ich möchte das ehrlich gesagt hinter mir lassen und nicht darüber sprechen.«, versuchte sie ihre Reaktion zu erklären. Apollo beäugte sie mehrere Atemzüge lang. »Das ist sehr schade. Hier kommen so wenige Pokemon vorbei und wenn, sind sie auf dem Weg zum Gefängnis und werden von den Zobiris an Ketten gezogen. Mit ihnen kann man leider nicht reden. Nein, nein. Und einfach von der Decke zu purzeln und alle zu erschrecken ist auch keine Option.« Er blickte traurig drein als würde er es vermissen. »Ich bin etwas einsam hier in der Höhle.«          Evoli legte den Kopf auf die Seite und betrachtet Apollo aufmerksam. Er schien wirklich nicht angriffslustig zu sein. »Es ist nicht einfach ein Geistpokemon zu sein wenn man sich einfach nur normal mit anderen Pokemon unterhalten möchte. Sie erschrecken sich immer fast zu Tode, allein weil ich auftauche.« Evoli seufzte, doch musste sie lächeln während sie sich auf den Boden setzte und mit dem buschigen Schweif sachte darauf klopfte. Sie war geschafft, doch vielleicht würden ihr einige Dinge klarer erscheinen wenn sie mit Apollo sprechen würde. Er schien außerdem wirklich nur etwas Gesellschaft zu brauchen. Auch wenn sie Reptain einholen musste, es erschien ihr in diesem Augenblick als klug sich kurz mit dem Pokemon zu unterhalten.          »Nun...«, begann sie und senkte ihren Blick auf ihre Pfoten. »Ja, wir sollten hingerichtet werden... Aber wir sind geflohen und Reptain ist einfach fortgegangen.«          »Du meinst das gemeine Pokemon?«, fragte Apollo und kugelte sich wieder in der Luft herum. »Ja, er war nicht besonders gesprächig. Warum wurdet ihr gefangen genommen?«          Evoli blickte wieder zu Apollo herauf. Sie seufzte leise, weil sich ihr Herz so schwer anfühlte. »Ich verstehe es selbst kaum, aber Reptain möchte den Lauf der Geschichte verändern und ich... Habe ihm geholfen als er in Schwierigkeiten war.«, sagte sie schlicht, doch zu weit auszuholen wollte sie nicht.          Apollo hielt mitten in der Bewegung inne und brachte sich augenblicklich wieder in eine gerade Position während seine Augen interessiert auf Evoli ruhten. »Den Lauf der Geschichte verändern?«, fragte er nach und hörte sich auf einmal ehrfürchtig an. Evoli nickte knapp. »Ja... Weil der Planet ja gelähmt ist.«          »Ja, niemand möchte hier leben. Nicht einmal wir wollen das mehr wirklich, auch wenn man uns nicht so einfach einfangen kann wie die anderen Pokemon die sich nicht verstecken konnten.«, murmelte Apollo. Evoli sah zu ihm auf. »Kennst du noch die Welt in der die Sonne scheint?«, fragte sie nach.          Apollo wirkte etwas unsicher als er seinen Blick gegen die kahle Höhlenwand richtete. »Ja, ich kann mich verschwommen daran erinnern. Damals war ich mit zwei Freunden oft unterwegs und wir haben viel Schabernack angestellt. Irgendwann hat uns so ein blödes Sonnflora geschnappt.«, berichtete er, aber nicht unfreundlich oder wütend. Vielmehr als würde er sich nach dieser Zeit sehnen. Über Evolis Gesicht huschte der Anflug eines Lächelns. Sonnflora... Es war gut einen bekannten Namen zu hören, den sie zuordnen konnte. Aber das bedeutete auch, dass Apollo das alles selbst miterlebt hatte wie die Lähmung des Planeten eingetreten ist. »Aber als die Zeit schon einige Zeit lang stillgestanden ist, wurden viele Pokemon von Zwirrfinst und den Zobiris gefangen genommen. Was mit ihnen geschehen ist...«, murmelte Apollo nun leiser und warf seinen Blick wieder über Evoli. »Weiß man nicht. Selten sieht man sie wieder.«          »Weißt du, warum das so ist?«, fragte Evoli vorsichtig nach und klappte ein Ohr zurück. Apollo sah Evoli wissend an. »Solltest du diese Frage nicht besser beantworten können, als ich?«, war seine Antwort.          »Sie können doch nicht alle hingerichtet worden sein?«, stammelte Evoli beinahe und Apollo sah sie beinahe zerknirscht an. »Was redest du da? Du müsstest es besser wissen weil du kein Geistpokemon bist.«, erklärte Apollo.          Evoli schüttelte den Kopf. »Es ist schwierig zu erklären.«, begann sie und hielt den Blickkontakt mit Apollo. »Ich stamme nicht aus dieser Zeitlinie, für mich ist das alles hier neu... Reptain war in meine Zeitlinie, der Vergangenheit gereist und als Zwirrfinst ihn gejagt und schließlich geschnappt hat, hat er mich ebenfalls mitgenommen.«, berichtete Evoli.          Apollo starrte sie lange und eindringlich an. »Das soll ein Scherz sein, oder? Du kommst also aus einer Welt, in der die Sonne noch aufgeht? In der die Nacht vom Mond am Himmel erhellt wird und sie die Dunkelheit mysteriös erscheinen lässt?«, staunte Apollo und Evoli nickte ernst. Das Geistpokemon kugelte wieder zur Seite. »Ja, es ist schwer zu glauben, aber du scheinst wirklich keine Ahnung von alledem zu haben was hier geschieht.« Apollo verzog das Gesicht angewidert ehe er weitersprach: »Zwirrfinst und die Zobiris jagen schon seit geraumer Zeit die Pokemon. Je weniger es gibt, desto weniger Aufstand können sie machen und desto mächtiger wird Schatten-Dialgas Existenz. Sie setzen alles daran, dass diese dunkle Welt bestehen bleibt. Nur noch sehr, sehr wenige Pokemon leben in Freiheit soweit ich weiß. Meistens sind sie alleine und sie vertrauen niemanden. Sehr viele Pokemon sind aggressiv geworden wegen der Dunkelheit.«          Evoli lauschte Apollo gespannt. Sie hatte das selbe bereits von Reptain gehört, aber nun erzählte ein völlig anderes Pokemon ebenfalls davon. Ein Pokemon, dass sich noch an die Zeit der Sonne erinnern konnte. Ihr wurde schmerzhaft bewusst, dass nicht nur sie, nein, dass es Zwirrfinst geschafft hatte eine komplette Insel mit seinen Lügen zu infiltrieren und die immer noch ihre Wurzeln schlugen. Jeder in ihrer Zeit glaubte, dass Reptain ein Dieb sei, ein wahrer Ganove, der die Lähmung des Planeten anstrebt.          Evoli schüttelte den Kopf. Sie hatte Reptain die ganze Zeit zu Unrecht misstraut. Entschlossen richtete sie sich auf. »Ich muss Reptain finden. Er kennt einen Weg zurück in die Vergangenheit. Wir müssen das hier stoppen.«, sagte sie fest entschlossen.          Apollo betrachtete sie lange, dann breitete sich ein breites Grinsen über sein Gesicht aus und eine seiner Griffel schwebte zu Evoli und patschte sie am Kopf, weswegen sie die Ohren anlegte. »Das sind mal große Worte für ein kleines Ding wie dich.«, sagte er heiter. Na wenn der wüsste, dachte sich Evoli, sprach es aber nicht aus. »Weißt du nun, wohin er gegangen ist?«, fragte sie nach und richtete ihren Blick wieder auf Apollo.          Das Geistpokemon sah sie lange an, dann nickte er langsam. »Weißt du, ich bin hier in dieser Höhle seitdem die Lähmung des Planeten eintrat. Ich habe viele Pokemon in das Gefängnis verschleppt werden sehen, nur selten kamen Pokemon wieder heraus. Die meisten waren verwirrt, krank, gebrochen. Wie sie fliehen konnten, weiß ich nicht, aber sie hätten anderen Pokemon nur Leid zugefügt.« Apollos Hände leuchteten auf einmal in einem roten Licht auf und drei weitere Höhlengänge wurden neben dem ersten sichtbar. Evoli staunte nicht schlecht, also beherrschte dieses Geistpokemon die Fähigkeit Illusionen und Trugbilder zu erschaffen. »Die Pokemon mussten wieder zurück in das Gefängnis, sie hätten nur Schaden angerichtet. Diejenigen die ich in die Irre führen konnte sperrte ich ein und gab den Zobiris einen Hinweis dass ein Gefangener geflohen ist. Du darfst mich nicht falsch verstehen, aber ein gebrochenes oder verwirrtes Pokemon hätte anderen, noch freien Pokemon schlimmstenfalls noch Schaden zugerichtet.« Evoli nickte langsam und Apollo setzte wieder an. »Dein Freund wird nicht weit gekommen sein, da er sich nicht in die Irre führen ließ habe ich ihn zu einem Ausgang geschickt an dem ein starkes Pokemon lebt. Es ist ebenfalls ein Geistpokemon, doch ist er anders. Das Pokemon sind viele, ein Pokemon bestehend aus einhundertundacht Geistern. Wenn ich die verwirrten Pokemon nicht aufhalten kann, werden diese Geister das erledigen.«, erklärte Apollo langsam.          Evolis Augen vergrößerten sich als sie nun langsam verstand worauf Apollo hinaus wollte. »Was?! Wir müssen uns beeilen! Nicht dass ihm etwas passiert ist!«, rief sie erschrocken aus. Apollo sah sie teilweise verwundert an. »Dein Freund erschien mir sehr stark.«, begann er doch Evoli schüttelte hektisch den Kopf. »Er ist auch sehr stark, das stimmt schon. Aber er ist schon zu lange auf den Beinen ohne Rast. Außerdem sind wir aus der Hinrichtungskammer geflohen. Niemand kann so lange an einem Stück sein bestes geben. Irgendwann ist es nicht mehr genug.« Sie schluckte als ein eisiger Schauer über ihren Rücken kroch. »Er ist hier entlang oder?«, fragte Evoli und deutete auf den Gang der nie von einer Illusion überschattet worden war. Apollo nickte und sie stürmte los, doch sie hielt inne und sah zu ihm zurück. Das Geistpokemon hatte sich keinen Zentimeter gerührt. »Du... Kommst nicht mit, oder?«, fragte sie, wohl bereits die Antwort wissend.          Apollo schüttelte den Kopf. »Ich wache über die Seelen, die durch diese Höhle passieren.«, er hielt kurz inne. »Die Zobiris sind bestimmt auf dem Weg hierher. Versprich mir, dass du und dein Freund diese Welt wieder zu einer besseren machen werdet. Ich werde sie hinhalten so gut ich kann.«          Evoli sah Apollo andächtig an, dann nickte sie entschlossen. Sie empfand in diesem Moment so viel Dankbarkeit für ein ihr komplett fremdes Pokemon. Früher wurde er von Sonnflora festgenommen, also musste er ein Ganove gewesen sein. Die Jahre hatten ihn verändert. Knuddeluff, ihr Gildenmeister hatte tatsächlich Recht mit seiner Weisheit über die Ganoven. »Ja, ich verspreche es.« sagte sie mit einer festen Stimme. »Danke Apollo. Ich werde dich niemals vergessen.«          Apollo winkte ab. »Eine kleine Geste für ein großes Ziel. Lebe wohl, kleines, tapferes Evoli.« Mit diesen Worten entschwand Apollo aus ihrer Sicht als seine Griffel rot aufleuchteten und eine Steinwand ihr die Sicht versperrte. Evoli starrte noch einige Sekunden weiterhin auf die Stelle, ehe sie sich umwand und den Gang weiterlief. Sie musste sich beeilen. Eine böse Vorahnung haftete an ihren Schultern wie kalter, klebriger Schlamm der sie nicht loslassen wollte.          Evoli schoss wie eine Kanonenkugel aus der Höhle hinaus und wurde erst dann langsamer. Sie trabte noch einige Schritte während sie sich umsah. Schnell erkannte sie ihn. Reptain lag auf dem Boden und rührte sich nicht mehr. Sein Gesicht war zu einer Maske aus Schmerz verzerrt. »Reptain!«, rief Evoli und sie beschleunigte ihr Tempo sofort wieder.          »Komm nicht näher!«, rief er aus und fasste sie in ihren Blick. Evoli blieb augenblicklich stehen und starrte Reptain an. Er sah völlig fertig aus, geschwächt und er war bewegungsunfähig. Erst jetzt erkannte sie, dass über seinem Körper ein Nebel aus violetten Schatten huschte. »Hier lauert ein starker Gegner.«, erklärte er zwischen zusammengepressten Zähnen. Sogar das Sprechen schien ihm schwer zu fallen.          Evoli spannte sich an, ging mit den Vorderbeinen etwas in die Tiefe und peitschte mit dem buschigen Schweif. »Wo?«, fragte sie während sie ihre Umgebung absuchte, doch ihr wollte nichts auffälliges ins Auge springen. »Genau neben dir! Der Spiritkern!«, rief Reptain mit Mühen aus, bevor er sich krümmte und die Zähne zusammenpresste          Evoli stutzte und sie richtete ihren Blick auf den 'Spiritkern', der für sie nicht mehr als ein kleiner Stein war. Doch plötzlich manifestierte sich aus dem Stein eine gigantische Wolke aus Gas und Nebel der Schatten mit einem verzerrten Gesicht. »Hähä... Wir sind Kryppuk.«, hallte seine Stimme schier von allen Seiten auf Evoli ein. Diese wich zurück, ein entschlossener Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht während ihre Ohren irritiert wegen der vielen Stimmen nervös zuckten. »Lass Reptain gehen!«, verlangte Evoli.          Doch Kryppuk schien das nicht zu interessieren. »Kannst du gegen UNS ankommen, kleines Ding?«, lachte er und seine Gasgestalt teilte sich vor Evolis Augen.          »Er will dich übernehmen!«, rief Reptain der sich nur noch abmühte um überhaupt zu sprechen. Evoli ging mit dem Kopf tiefer und ihr Schweif peitschte von der einen zur anderen Seite. Scheinbar war es das, was Reptain am Boden festhielt und ihm Schmerzen bereitete. »Dann sollte er besser mal herausfinden wer ich bin!«, rief sie aus. Evoli teilte sich plötzlich ebenfalls auf. Sie erstellte identische Spiegelbilder von sich. Doppelteam schien zu funktionieren, denn Kryppuk sah auf einen kleinen Augenblick verwirrt aus. Mit einem Ruckzuckhieb rannten alle Abbilder rasend schnell auf Kryppuk zu. Doch als sie ihn gerade mit einem Tackle rammen wollte, sprang sie stattdessen einfach durch ihn hindurch, als wäre er nicht da. Evolis Augen wurden groß, als sie feststellte dass ihr Angriff keine Wirkung auf Kryppuk hatte.          An ihren Doppelteam Abbildern haftete je ein eine kleine Gaswolke und sie lösten sich alle nacheinander auf. Ebenso wie an Evoli selbst, welches sie panisch versuchte abzuschütteln, indem sie mit den Hinterbeinen ausschlagend herumsprang. Es gelang ihr schließlich und verbissen stellte sie sich Kryppuk entgegen. Wie konnte sie ihn besiegen? Sie war ein Normalpokemon, doch da kam es ihr. Sie feuerte einen Spukball auf Kryppuk ab. Er traf, war aber anscheinend nicht sehr effektiv, da der Angriff vom selben Typ war, wie das welches das Pokemon selbst präsentierte. »Hähä... Du glaubst, du KANNST uns besiegen?«, fragte Kryppuk und blickte interessiert auf Evoli. »Ich muss es immerhin versuchen oder?«, blaffte Evoli und feuerte einen weiteren Spukball auf Kryppuk.          Dieser lachte und teilte sich erneut in mehrere, kleine Gaswölkchen auf. Evoli konnte sie noch nicht einmal zählen während sie ihre Augen verengte. »Mach dich bereit, so wie DER da zu Enden.«          Evoli musste nicht hinsehen um zu verstehen dass er Reptain meinte. Die kleinen Gaswölkchen schwebten direkt auf sie zu. Evoli begann zu laufen, sie erschuf wieder dank ihres Doppelteams mehrere Abbilder von sich selbst, doch so schnell wie sie erschienen, so schnell verschwanden sie auch wieder als sich ein Gaswölkchen darauf absetzte und sie zerstörten. Kryppuk bestand also aus Einhundertundacht Geistern und vermutlich konnte er sich auch genau so oft teilen. Evoli feuerte im Lauf weitere Spukbälle auf Kryppuk, doch diese schienen ihm wirklich nur sehr wenig anzuhaben, da er sich nicht einmal die Mühe machte um auszuweichen.          Evoli keuchte als sie eine kurze Verschnaufpause fand. Kryppuk versuchte einen Psystrahl auf sie zu feuern, traf aber nur den Boden unter ihr. Evoli wurde durch die Luft geschleudert und landete hart auf dem Stein. Sie spürte nun auch wie ihre eigenen Reserven aufgebraucht waren. War es das gewesen?          Entschlossen drückte sie sich vom Boden auf und sprang mit einem Ruckzuckhieb gerade noch rechtzeitig weg als sich mehrere Gaswölkchen auf sie stürzten. Adrenalin rauschte durch ihren Körper, als sie auf Kryppuk zu rannte, sie blieb direkt vor ihm stehen und erzeugte einen Sandwirbel. Das Geistpokemon wich zurück. »Hähä! Du blendest UNS? Das wird dir nichts nützen.«, lachte er obwohl es seinen Effekt wohl nicht verfehlte. Evoli beeilte sich ihre Position zu verändern als Gaswölkchen wieder auf sie zurasten. Sie fasste den Spiritkern ins Auge aus dem Kryppuk aufstieg. Ihre Lefzen hoben sich als sie eine Bissattacke ausführte. Der Spiritkern knirschte gegen ihre Zähne als sie versuchte ihn zu beschädigen.          Ein winziger Splitter bröckelte ab und die große Masse von Kryppuk jaulte schauerlich auf was über den gesamten Felskamm zu hören war. »Du WAGST es...?!«, schrie er grollend und versuchte sich in ihre Richtung zu bewegen, aber Evoli ließ nicht locker, jetzt wo sie seinen Schwachpunkt entdeckt hatte. Sie biss erneut zu. KRACK! Ein feiner Haarriss zog sich jetzt über den Spiritkern und erneut jaulte das Geistpokemon auf. Doch plötzlich wurde Evoli von einer unsichtbaren Macht gepackt und flach auf den Boden gedrückt. Der Spiritkern kullerte aus ihrem Maul und dieser hüpfte mit samt dem Geistpokemon welches es bewohnte einige Schritte davon.          Evoli versuchte sich aufzurichten, doch genauso gut hätte sie versuchen können einen Berg anzuschieben. Sie erkannte die Gaswölkchen die sich über ihr nun wie ein Nebel ausbreiteten. Evoli jaulte auf, legte die Ohren zurück, schloss die Augen und drückte ihre Pfoten auf die Nase. Sie wollte nicht dass etwas in sie eindrang und sie kontrollierte. Sie wollte keine Schmerzen erleiden.          »Kryppuk! Lass sie gehen!"« rief eine helle Stimme und das Gas schien Evoli nicht mehr belangen zu wollen, auch wenn es sie immer noch gegen den Boden drückte. Langsam wagte sie es ein Auge zu öffnen und spähte zu Kryppuk.          Apollo schwebte über den Kamm zu dem Gasförmigen Geisterpokemon. »Das sind zwei überlebende von dem Gefängnis.«, erzählte Apollo. Kryppuk hielt inne. »Von dem GEFÄNGNIS?«, fragte dieser argwöhnisch. »Sie haben DEINE Höhle durchquert? Warum HAST du ihnen nicht den richtigen Weg gezeigt?«          Apollo hielt kurz vor Kryppuk inne. Er war viel kleiner als er. »Ja, ich habe nun eine Illusion erschaffen um die Zobiris in die Irre zu führen. Du hast hier ein ganz schönes Chaos angerichtet.«, erwiderte Apollo in einer merkwürdig fröhlichen Stimme.          Kryppuk schien das nicht zu scheren. »Sie sind hier EINGEDRUNGEN!«, rief er aus. »DU hast ihnen den falschen Weg gewiesen.«          Apollo starrte Kryppuk lange an, ehe er breit grinste. »Fehler passieren, nicht wahr?«          Evoli rutschte das Herz in die Schwanzspitze und Kryppuk schien wohl auch nicht begeistert von einer solchen Antwort zu sein. Nichts desto trotz war Apollo nach Jahren - ach was, wenn das überhaupt reichte - nach Generationen das erste Mal aus seiner Höhle getreten um ihr zu helfen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen.          »Kryppuk, erinnere dich an die Welt, wie sie einmal gewesen ist.«, redete Apollo nun eindringlich auf das viel größere Geistpokemon ein. Kryppuk starrte Apollo einige Herzschläge lang an, dann schüttelte er sich.          Unausgesprochener Frust brannte in ihm, während mehrere Atemzüge vergingen und Kryppuk sich in den Spiritkern zurückzog. Seine Gasformungen die er abgeworfen hatte, formten sich wieder zu einer Masse und schwebten ebenfalls in den Spiritkern zurück. Auch der Bann von Reptain löste sich und Evoli atmete erleichtert aus, als er Druck von ihr nachgelassen hatte. Sie rappelte sich auf die Pfoten und schüttelte sich.          Apollo kam zu ihr herüber geschwebt. »Ich entschuldige mich für Kryppuk. Ihn nimmt die Dunkelheit mehr mit als mich.« Sein Blick schweifte über das ergraute Land und den pechschwarzen Himmel in dessen Lüfte in Abständen Gesteinsbrocken schwebten. »Wenn ich jeden Tag einen solchen Anblick erdulden müsste, würden sich mein Herz und meine Sinne ebenfalls trüben.«          Evoli blickte schwanzwedelnd zu ihm auf. Sie verstand, darum lebte Apollo also ausschließlich in der Höhle. Dass er nun herausgekommen war um Reptain und ihr zu helfen, musste ihm sehr viel Überwindung gekostet haben. »Danke Apollo.«, lächelte sie matt und fügte hinzu: »Schon wieder.«          Apollo sah Evoli tief in die Augen. Die Bitte welche in seinem Blick verborgen lag, musste er nicht aussprechen. Stumm nickte sie. Die beiden Pokemon verstanden sich und das obwohl Evoli immer dachte, sie würde sich nie mit einem Geistpokemon anfreunden können. »Ich werde wieder zurückkehren um euch noch etwas Zeit zu verschaffen. Ihr müsst von hier verschwinden.«, erklärte Apollo. Evoli nickte als er sich von ihr abwand und zurück zum Eingang der Höhle schwebte. Er drehte sich nicht um, um noch einmal über die Schulter zu sehen. Das Geistpokemon fügte sich seinem Schicksal, welches er sich selbst ausgewählt hatte um seinen Geist zu schützen.          Evoli legte die Ohren traurig zurück, sah zu wie Apollo in der Schwärze der Höhle verschwand und blickte sich dann zu Reptain um. Er lag noch immer mehrere Schritte von ihr entfernt auf der Seite und bewegte sich nicht. Bestürzt rannte Evoli auf ihn zu und drückte ihre Pfoten auf sein Gesicht um ihn aufzuwecken. Eine kurzes zucken, dann verzog er das Gesicht. Erleichterung floss durch Evoli wie eine heiße Mahlzeit an einem sehr kalten Tag.                  Reptain versuchte den nervigen, weichen Druck von seinem Gesicht los zu werden indem er seine Klaue hob und vor seinem Gesicht herumfuchtelte. Doch anstatt ein Insekt zu verscheuchen, oder einen Gegenstand zu ergreifen, schob er ein Fellbüschel von seinem Gesicht fort, welches ungelenk aus dem Gleichgewicht kam. Er blinzelte benommen und erkannte Evoli die sich sofort wieder aufrichtete. Wann hatte er sein Bewusstsein verloren? Reptain wusste noch wie Evoli im hohen Tempo versucht hatte, der überhöhten Anzahl der Gasteilchen zu entkommen. Langsam richtete er sich auf, zu seinem eigenen verblüffen mit Leichtigkeit. »Du hast ihn besiegt?«, fragte Reptain zusehends irritiert als er sie mit seinen gelben, reptilienartigen Augen betrachtete.          Evoli schüttelte den Kopf und sah zurück. »Ich hatte ein wenig Hilfe.«, gestand sie und blinzelte erschöpft. »Wir müssen von hier verschwinden und uns irgendwo verstecken und ausruhen. Ich bin völlig fertig, Reptain... Und du ebenso. Das musst du einsehen.«, drängte Evoli in einem ruhigen Ton. Ein kleines Funkeln machte sich in Evolis Augen breit als sie ihn direkt ansah und Reptain glaubte es falsch zu deuten. »Vertraust du mir?«, stellte er erneut seine Frage und wartete ihre Reaktion ab.          Zu seinem Erstaunen nickte Evoli ohne zu zögern. »Ja, ich vertraue dir, Reptain. Und ich glaube dir. Alles was du gesagt hast ist richtig. Über diese Welt, über die Vergangenheit und über die Zukunft. Es kann nur richtig sein, was du mir erzählt hast, das habe ich erkannt.« Reptain beobachtete sie während er etwas schwerfällig aufstand. Es kam ihm so merkwürdig vor, woher kam ihr plötzlicher Sinneswandel? Aber weder in ihren Augen, noch in ihrer Stimme war der Ausdruck eines Zögerns, eines Zweifels, einer List oder gar Feindseligkeit zu erkennen. Nur die Erschöpfung, ein kleiner Hauch von Hoffnung und Ehrlichkeit spiegelten sich in ihnen.          Reptain lächelte matt und hob seinen Kopf in die Richtung des Waldrands. »Wir können uns in den Bäumen etwas ausruhen, aber wir können nicht zu lange verweilen.«, erklärte Reptain. Evoli nickte müde. »Mir ist alles recht, solange wir zusammen bleiben können.«, sagte sie und sah verlegen zur Seite. Reptain beobachtete Evoli und ein Schmunzeln huschte über seinen Mundwinkel. Vermutlich war ihr das gerade einfach so herausgerutscht. Wie als hätte sie seine Gedanken gelesen starrte sie zu ihm hoch. »Ich meine, es ist besser wenn wir zusammen bleiben, oder? Zusammen kommen wir schneller voran und können uns den Rücken freihalten.«          »Natürlich.«, erwiderte Reptain und die beiden machten sich auf den Weg zum Waldrand. Reptain musste sich doch tatsächlich Mühe geben um mit Evoli Schritt zu halten, auch wenn sie bereits langsamer ging als sie wahrscheinlich könnte.          Sie erreichten den Waldrand und gingen gemeinsam tiefer hinein. Diese gewohnte Umgebung ließ Reptain innerlich erkalten. Er hätte nicht gedacht den Wald noch einmal zu durchschreiten. Als sie ein gutes Stück gegangen waren stoppte Reptain und suchte die Baumkronen mit dem Blick ab. Evoli bemerkte dies und kam wieder wenige Schritte zu ihm zurückgelaufen. »Da oben können wir uns ausruhen. Es ist gut versteckt durch die Blätter und die Äste sind dick und stämmig. Sie werden uns gut verbergen.«, sprach er und deutete mit seiner Klaue auf die erwähnte Baumkrone. Die grauen Blätter raschelten kein einziges Mal und gaben absolut kein Geräusch von sich.          Evoli folgte seiner Klaue zu dem Baum hinauf. »Ich kann nicht so gut klettern...«, murmelte sie leise und sah sich am Boden um. Sie hielt wohl Ausschau, so wie Reptain nur vermuten konnte nach einem kleinen Loch oder ähnlichem. Reptain beugte sich vor und hob Evoli von den Pfoten. Sie fiepte kurz überrascht auf, doch als er sie auf seine Schulter setzte, legte sie ihre Pfoten um seinen Hals und hielt sich an ihm fest.          Hätte Reptain noch über mehr Kraft verfügt, wäre es ein einfaches gewesen einfach auf den Ast zu springen und dann in der Baumkrone zu verschwinden, aber in seinem Zustand war es sogar schon schwierig überhaupt den Baum hinaufzuklettern. Als er oben ankam sprang Evoli von seiner Schulter auf den Ast und Reptain ließ sich in einer Gabelung nieder. Gegen den kalten Stamm lehnend beobachtete er Evoli wie sie mit der Pfote gegen die Blätter stupste, die sich allerdings nicht bewegten. Dann schnüffelte sie vorsichtig daran und zuckte zurück. »Die sind ja steinhart.«, bemerkte Evoli und sah zu Reptain über die Schulter.          »Sie haben ihre Bewegungen vor vielen Generationen aufgegeben. Sie sind nicht mehr einfach nur erstarrt wie in deiner Welt, als sich der Grauschleier ausgebreitet hat. Sie sind über die Jahre zu hartem Stein geworden.«, erklärte Reptain während er seine Wunden untersuchte.          Doch ein prüfender Blick reichte aus um festzustellen dass er nicht viele Wunden hatte. Mehrere Schrammen und Kratzer, aber nichts tiefes oder bedrohliches. Seine Kraftlosigkeit rührte von der Erschöpfung. Kein Wunder, schließlich war er inzwischen drei Tage auf den Beinen, ohne Schlaf, wenn nicht sogar länger. Evolis warme, braune Augen hafteten auf ihm. Sie wusste wahrscheinlich wie geschwächt er war, oder vermutete es, obwohl er versuchte so kräftig wie nur möglich zu erscheinen. »Ich werde die erste Wache übernehmen.«, erklärte Evoli ruhig und setzte sich ihm gegenüber in die Astgabel. »Ruh dich aus, Reptain. Versuch etwas Schlaf zu finden.«          Reptain legte den Kopf schief und ließ seinen Blick über sie wandern. »Warum folgst du mir eigentlich? Weil du sonst niemanden kennst?«, fragte er ruhig. Da lag kein Argwohn oder Skepsis in seiner Stimme. Nur reine Neugierde.          Evoli schüttelte den Kopf und hielt dann inne. »Nein, es ist weil du schon einmal in die Vergangenheit gereist bist, Reptain.«, murmelte sie leise.          »Hm.« Reptain grinste matt. »Du meinst, ich bin der Schlüssel, dass du wieder in deine Welt kannst, oder?«          »Ja, und auch wegen...« Evoli neigte den Blick und sah auf ihre Pfoten. »Wegen den Zahnrädern der Zeit. Wir müssen zurück in die Vergangenheit um die Zahnräder der Zeit zu sammeln. Der Zeitturm darf nicht einstürzen.«          Reptains Blick schweifte prüfend über Evoli. Ihr Fell hatte sich inzwischen geglättet und ihre Ohren waren nach hinten angelegt. Sie sah entschlossen und gleichzeitig sehr traurig aus. Über alles, was sie hier sehen musste? Über das, was sie bisher hier erlebt hatte? Reptain nickt langsam. »Du wirst mir also helfen?«, fragte er. Als Evoli entschlossen nickte und ihm in die Augen sah huschte ein Lächeln über seine Lippen. »Gut, dann werden wir gemeinsam die Zahnräder der Zeit sammeln.«, erwiderte er und wand seinen Blick ab. Er starrte einige Herzschläge in das erstarrte, graue Blätterdach über ihm, ehe er die Augen schloss. Er hörte noch, wie Evoli ihre Position veränderte, sie sich von ihm abwand, den Schweif sanft über ihre Pfoten ringelte und sogar, wie sich ihre Ohren gespitzt aufstellten. Dann überkam ihn der Schlaf wie eine willkommene Ohnmacht.   Kapitel 7: 07 - Der Schwur --------------------------          Unruhig flackerten seine Augenlieder für ein paar Herzschläge und langsam öffneten sie sich als Reptain erwachte. Sein Blick fiel auf das erstarrt, graue Blätterdach über ihm und die dahinterliegende Schwärze des Himmels die durch einige Lücken zu erkennen war. Er hatte ausgesprochen gut geschlafen und er fühlte sich erholt. Allerdings konnte er nicht sagen, wie lange er geschlafen hatte. Die Stille um ihn herum hatte ihn erholsam schlafen lassen, allerdings fühlte sie sich bereits nach den wenigen Tagen die er in der Vergangenheit verbracht hatte fremd und auch beängstigend an. Auch wenn ihn das ständige Tschwitschern der Taubsi und Schwalbini anfangs den Schlaf geraubt hatte, vermisste er es ein wenig. Mit einem erholten Seufzen richtete er sich auf und rieb sich mit den Klauen über seine Augen um die Reste des Schlafes fortzuwischen. Eigentlich hätte ihn Evoli wecken sollen, sodass sie auch etwas Schlaf finden konnte. Er ließ seine Klauen sinken und sah zu der Astgabelung vor sich.          Evoli lag in der Astgabel, den Kopf auf ihre ausgestreckten Vorderpfoten gelegt und den Schweif über sich zusammengerollt. Es sah ziemlich unbequem aus und sie konnte von einem Wunder sprechen, dass sie noch nicht heruntergerutscht war. Warum hatte sie ihn denn nicht geweckt? Reptain lauschte angestrengt, doch kein Laut eines Pokemons war zu hören, geschweige denn von irgendeinem rascheln der Bäume. Reptain beugte sich vor und hob Evoli vorsichtig von der Astgabel auf. Sie seufzte leise und ihre Augen öffneten sich müde für den Bruchteil eines Herzschlags, doch so schnell wie sie geöffnet wurden, so schnell wurden sie auch wieder geschlossen. Reptain legte sie vorsichtig auf seinem Schoß ab, so konnte sie immerhin nicht mehr vom Ast fallen. Er streckte sogar seine Halmblätter an seinen Unterarmen um Evoli damit so eine Art Decke oder Zelt anzubieten.          Es verwunderte Reptain, dass Evoli nicht aufgewacht war, aber er konnte es auch nachvollziehen, denn immerhin war sie auch schon sehr lange auf den Pfoten gewesen und hatte gekämpft. Dennoch hatte sie einen ziemlich tiefen Schlaf. Seine gelben, reptilienartigen Augen wanderten zu der Kette mit dem zerbrochenen Tropfenanhänger, an dem nur noch ein paar Splitter hingen. Er überlegte sich, wie es möglich gewesen war, dass Skampi ihm sowohl moralisch als auch körperlich gestärkt hatte. Inzwischen war ihm klar, dass als er verzweifelt versucht hatte sich von seinen Fesseln zu lösen, er sich den Hinterkopf gegen die Säule gestoßen hatte und aufgrund dessen, musste er wohl in eine kurze Ohnmacht gefallen sein. Es war, wie er als erstes vermutet hatte, nur ein Traum gewesen, doch wie konnte Skampi ihm den Anhänger überreichen? Die Worte, welche die Nebelgestalt von Skampi gesagt hatte, wollten ihm ebenfalls nicht aus dem Kopf gehen. 'Ja, sicher. Sie 'hat' mir alles bedeutet Reptain. Aber während unserer Zeitreise durch den Zeittunnel hat sich das geändert.' Er konnte sich keinen passenden Reim darauf machen. Was war während der Zeitreise geschehen dass sich ihre Meinung zu der Halskette ihrer Mutter geändert hatte?          'Eine Kette ist ein Gegenstand. Eine von Tag zu Tag immer schwächer werdende Erinnerung. Aber ein Freund, der immer zu einem steht, einem den Rücken frei hält, mit dem man lachen und weinen gleichermaßen kann, ja, der sollte einem alles bedeuten. Reptain, du bedeutest mir alles.', hallte es in seinem Kopf nach als er sich ihre Worte in sein Gedächtnis zurückrief und ein wärmendes Gefühl breitete sich in Reptain aus. Er wünschte sich, er wüsste was mit Skampi geschehen war. Das Unwissen über Skampis Verbleib machte es ihm schwer noch daran zu glauben, dass sie noch in der Vergangenheit war. Aber er konnte nicht anders, als einfach daran zu glauben.          Evoli rührte sich sanft in seinem Schoß und riss ihn aus seinen Gedanken. Sie streckte sanft ihre Pfoten durch und murmelte leise: »Karni...«, dann folgte eine lange Stille ehe sie erneut zwischen seinen Blättern nuschelte: »...mani...« Reptain fragte sich, ob Evoli jetzt genauso fühlte wie er. Getrennt von seinem Partner. Nur eine Möglichkeit wieder zueinander zu finden.          Reptain seufzte leise und schwermütig. Er wünschte sich, dass er Skampi endlich finden würde, wenn er wieder in die Vergangenheit zurückreiste, denn er vermisste sie schier unendlich. Gerade jetzt wurde es ihm wieder schmerzlich bewusst, als Evoli bei ihm schlief und er über ihr wachte. Wie oft hatte er über Skampi gewacht, während sie schlief oder es ihr schlecht ging? Wie oft war sie für ihn da gewesen, wenn er am Ende seiner Kräfte war um ihn wieder aufzubauen? Dieser Traum, es war bestimmt kein normaler Traum gewesen. Diese Nebelgestalt von Skampi hatte mehr gewusst als sie gesagt hatte, aber er hatte nicht die Möglichkeit bekommen weiter nachzufragen und vermutlich würde er auch nie wieder eine Möglichkeit erhalten. Hätte es nur nicht diesen verdammten Unfall gegeben während der Zeitreise.          Ein frösteln durchfuhr seinen Körper obwohl kein Wind wehte, als er an die Zeitreise zurückdachte. Skampis Schrei, die schwer identifizierbaren, dunklen Partikelchen die um sie herumgeschwirrt waren und an den Sturm des Meeres, auf dem sie gelandet waren der sie letztendlich voneinander getrennt hatte. Seine Gedanken verdüsterten sich. Wenn er sie nur hätte fester halten können, aber die Wellen waren über ihn hereingebrochen und hatten Skampi von ihm fortgerissen, während sie seinen Klauen entglitten war. Er wusste, dass er nichts hätte ändern können und trotzdem nagte die Schuld an ihm wie eine Ratte an Müllresten.          Wieder regte sich etwas in seinen Augenwinkeln und er sah zu Evoli hinab. Sie hatte die Augen geöffnet und ihre Ohren stellten sich langsam auf, als sie durch die Halmblätter von Reptain blinzelte. »Oh...«, entkam es ihr als sie erkannte dass sie in seinem Schoß zusammengerollt lag. Reptain zog seine Blätter weg und legte seine Klauen ruhig auf seine Beine während Evoli den Kopf langsam hochstreckte und erst mal ausgiebig gähnte. Dann rieb sie sich mit einer Pfote über das Gesicht und hinter ihr Ohr. »Tut mir leid... Ich wollte nicht einschlafen.«, murmelte sie leise und versuchte sich aufzurichten. Reptain schüttelte den Kopf. »Du warst ebenso müde wie ich. Hast du einigermaßen gut schlafen können?«, fragte er verständnisvoll, während seine Augen auf ihr ruhten.          Evoli sah Reptain leicht peinlich berührt an, ehe sie sich erhob und von seinem Schoß auf den Ast sprang. Sie schüttelte sich und ihr Schweif wankte mit ihrem Körper mit. »Ja.«, gab sie schließlich zurück. »Der Schlaf hat mich einfach überkommen. Mein Kopf ist so unglaublich schwer geworden und ich habe ihn auf meinen Pfoten abgelegt... Ich weiß nicht einmal wann ich eingeschlafen bin.« Beschämt sah sie zur Seite.          Reptain erhob sich und streckte seine Beine, ebenso wie seine Blätter ausgiebig durch. »Verwirrend in einer Welt in der Zeit oder die Frage nach dem 'wie lange' keinerlei Bedeutung haben, oder?«, fragte er nebenbei ehe er seinen Blick über seine Umgebung schweifen ließ. »Es ist in Ordnung, aber wir sollten jetzt aufbrechen. Je schneller wir weiter kommen, desto besser.« Evoli nickte ihm beipflichtend zu und wedelte mit dem buschigen Schweif. »Gut. Wohin müssen wir?«, fragte sie.          »Durch diesen Wald. Er grenzt an den Düsterwald.«, erklärte Reptain und Evoli legte den Kopf nachdenklich schief. Scheinbar wusste sie nichts von diesem Wald, aber sie fand sich damit ab, dass Reptain wusste wohin sie gehen mussten. Reptain hob Evoli wieder auf, woraufhin sie zwar nicht mehr fiepte sich aber deutlich anspannte als er sie wieder auf seinen Schultern absetzte. Er sprang mit einem einzigen, schwungvollen Satz von dem Baum herunter und ließ Evoli wieder abspringen die erleichtert drein blickte.          »Hier müssen wir entlang. Es ist nicht einmal wirklich weit. Im Düsterwald wird es schwieriger.«, erklärte Reptain und setzte sich in Bewegung. Evoli folgte ihm und so machten sich die beiden Pokemon auf dem Weg. Nach einiger Zeit erhob Evoli ihre Stimme. »Reptain? Wie bist du eigentlich in die Vergangenheit gekommen?«, fragte sie schließlich neugierig.          »Ich bin durch einen Zeittunnel gereist.«, antwortete Reptain ohne zu zögern.          »Ein Zeittunnel?« Evoli legte den Kopf schief, während sie über einen für sie großen Stein hinwegsprang. »Was ist das denn?«          »Der Zeittunnel wurde von einem Pokemon erschaffen, welches selbst die Zeitlinien durchreisen kann, ohne Einschränkungen. Der Zeittunnel wird nur für Reisen benötigt die über mehrere Generationen gehen und auch wenn andere Pokemon als sie selbst durch die Zeit reisen müssen. Dieses Pokemon lebt im Düsterwald und das müssen wir suchen.«, erklärte Reptain geduldig während sie immer tiefer in den Wald gingen.          »Oh, ich verstehe.«, gab Evoli erleichtert zurück. Wahrscheinlich beruhigte sie es zu wissen dass Reptain einen sicheren Weg wusste um wieder in die Vergangenheit zu gelangen. »Was ist das denn für ein Pokemon das durch die Zeit reisen kann? Wie heißt es? Ist es ehrfürchtig?«, fragt sie nach einigen Atemzügen mit großen Augen.          Reptain konnte ein Schmunzeln kaum unterdrücken. »Viele Fragen. Das Pokemon heißt Celebi und naja, sie ist ein legendäres Pokemon. Also sollte man ihr sehr wohl mit Ehrfurcht begegnen, nicht?«          Evoli schluckte hörbar und nickte. »Richtig... Ich werde Respektvoll sein wenn wir sie finden.«          Reptain schmunzelte während sie weitergingen, denn er vermutete dass sie so ähnlich reagieren würde wie er selbst als er das erste Mal von Celebis Fähigkeiten gehört hatte. Evoli stellte noch ein paar weitere Fragen darüber in welcher Zeitspanne sie nun ungefähr waren, wie Reptain hier aufgewachsen war und warum Zwirrfinst Schatten-Dialga diente.          »Zwirrfinst stellt seine Dienste nur Schatten-Dialga zur Verfügung weil er nicht geknechtet werden möchte. Wenn man es von einer anderen Seite betrachtet, hat er es eigentlich recht schlau angestellt.«, grummelte Reptain zum Schluss, aber ihn beschlich das Gefühl, dass Zwirrfinst vielleicht noch andere Machenschaften verfolgte, als einfach nur dem selbsternannten Herrscher dieser Welt der Dunkelheit zu dienen.          Reptain und Evoli gelangen an eine Lichtung die Reptain bekannt vorkam. Er hielt kurz inne während Evoli einige Schritte weiterging. Es fiel ihr auf und sie drehte sich zu Reptain um. »Ist etwas?«, fragte sie über die Schulter und wedelte mit dem buschigen Schweif. Reptain sah auf eine ganz bestimmte Stelle, jetzt wusste er ganz genau wo sie waren. An dieser Stelle, an diesem längsförmigen Busch hatte er mit Skampi gesessen, nachdem sie alles verloren und getrauert hatte. Mehrere Schritte auf einmal überspringend landete er kurz vor einem Baum auf dem er nun langsam zuschritt. Sachte ließ er seine Klauen über die Eingravierungen streifen.   Das Versprechen von C., S., und R. Unser Opfer ist unser Geschenk an euch. Auf dass ihr nie in einer Welt leben müsst, in der Zeit nur ein Wort ohne Bedeutung ist.            Reptain merkte noch nicht einmal wie Evoli neben ihn trat und zu der Inschrift hochsah. Sie starrte die eingravierten Fußabdruckrunen lange nach ehe sie leise fragte: »Was ist das?«          Reptain erhob seine Arme und seine Halmblätter formten sich zu den grün glühenden Laubklingen. Vorsichtig ritzte er weitere Worte in der Schrift der Fußabdruckrunen in die Rinde des Baumstammes. Als er fertig war, trat er einen Schritt zurück und las sich still noch einmal alles durch, ohne dass ein Wort seine Lippen verlässt.   Das Versprechen von C., S., und R. Unser Opfer ist unser Geschenk an euch. Auf dass ihr nie in einer Welt leben müsst, in der Zeit nur ein Wort ohne Bedeutung ist. Wir sind es, die den Sonnenaufgang beschützen.            Evoli legte den Kopf verlegen schief und sah Reptain nur noch eindringlicher an. »Was machst du da? Ich kann das nicht lesen.« Reptain sah irgendwie merkwürdig auf Evoli. »Die Runenschrift der Pokemon Fußabdrücke gibt es schon seit Ewigkeiten. Warum kannst du das nicht lesen? Sogar die Schilder in deiner Zeit sind so beschrieben.« Seine Worte klangen nicht tadelnd, aber als Evoli den Blick auf den Boden senkte seufzte er und sah wieder zu dem Baumstamm. »Es war ein Versprechen und nun ist es ein Schwur.«, erklärte Reptain nur und wand sich dann ab. Evoli stellte die Ohren gespitzt auf und blickte noch einmal zu den für sie merkwürdigen Inschriften die in den Stamm geritzt waren, ehe sie hinter Reptain hersprang um ihn einzuholen.          Beide sagten nun kein Wort mehr und gingen nur stumm nebeneinander her. Reptain hatte sein Tempo etwas erhöht und Evoli hatte sich problemlos angepasst ohne zu nörgeln. Sie wusste wahrscheinlich ebenso wie er, dass sie sich beeilen mussten um wieder in die Vergangenheit zu gelangen. Reptains Gedanken schweiften in der Zwischenzeit um den Zeitpunkt, als Celebi, Skampi und er an eben der Lichtung gewesen waren, die bereits längst hinter ihnen lag.          Er merkte noch nicht einmal, wie sich die Umgebung des Waldes um ihn herum veränderte als Evoli die Stille brach ohne anzuhalten. »Ich kenne diesen Ort...«, murmelte sie vor sich hin. Reptain richtete seine Gedanken in das Hier und Jetzt und sah mit seinen gelben Augen zu Evoli herab. »Hm? Du kennst ihn?«, fragte er und Evoli nickte mit dem Kopf.          »Das hier ist der Nebelwald. Wir waren während der Gildenexpedition hier.«, sprach Evoli matt und sah sich um, doch irgendetwas beschäftigte Evoli immer noch als sie verstummte und wieder ins Schweigen verfiel. Reptain machte sich nicht allzu viele Gedanken darüber. Wahrscheinlich vermisste sie ihren Partner und Freunde aus der Vergangenheit. Er richtete seinen Blick auf den Pfad, der sich vor den beiden auftat. »Wir sollten uns beeilen. Ich möchte nicht riskieren, dass die Zobiris uns finden.«          Evoli nickte entschlossen. »Richtig. Auf geht's!«, rief sie und lief los, direkt an ihm vorbei. Reptain holte sie ohne große Anstrengungen wieder ein. Evoli strengte sich auch nicht an, während sie lief. Ihr Tempo war einfach nur erhöht, dass sie schnell durch den Wald huschte, aber anstrengend war es für beide noch lange nicht. Die beiden Pokemon hielten noch immer nicht in ihrer Geschwindigkeit inne als der Pfad unter ihren Füßen verschwand und sie in den wilden, versteinerten Wald hineinliefen.          Nach einiger Zeit lichtete sich der Wald kaum merklich und die beiden Pokemon gelangten an eine Lichtung die ringsum von hohen, grauen Tannen umgeben war. Reptain sprang über Evoli hinweg und sah sich auf der Lichtung um. Celebi musste sie doch bereits bemerkt haben, oder? Er ließ seinen scharfen Blick suchend über die Tannen schweifen.          Evoli huschte noch bis zu ihm und kam dann zum stehen während sie sich ebenfalls umsah. »Warum halten wir an?«, fragte sie während sie kaum merklich wieder zu Atem kam. Sie wirkte keineswegs erschöpft und bereits nach ein paar Herzschlägen atmete Evoli wieder völlig normal. »Hier sollte irgendwo Celebi sein.«, murmelte Reptain und sah von einer Tannenspitzte zur anderen. »Celebi?«, rief er laut und deutlich. Sein eigenes Echo war das einzige was ihm leise antwortete während er geduldig wartete. Celebi würde wahrscheinlich nicht damit rechnen, dass er wieder hier in dieser Welt war, aber sie würde von seinem Ruf angelockt werden.          Evoli sah sich ebenfalls um. »Bist du dir sicher, dass sie hier ist?«, fragte sie nun etwas angespannt, doch Reptain ließ sich nicht beirren. »Sie war immer hier wenn... Ich sie gesucht habe.«, erklärte er.          »Was ist...«, begann Evoli und ihre Augen weiteten sich während ihre Gedanken in ihrem Kopf wohl Form annahmen. »Was ist, wenn Celebi von den Zobiris gefangen genommen wurde?«, fragte sie schließlich ängstlich.          »Gefangen genommen? Ich??«, säuselte eine ungläubig, hell klingende Stimme durch die Luft. Evoli erschrak zutiefst und erstarrte kurz, ehe sie sich versuchte zu allen Seiten hektisch umzusehen. »Was war das denn?«          Auf Reptains Gesicht zeichnete sich allerdings nur ein entspanntes Lächeln ab. »Ernsthaft? Ich und gefangen genommen?! Frechheit!«, hallte die Stimme erneut und eine kleine Lichtkugel manifestierte sich über Reptain und Evoli, welcher der Atem stockte. Aus dieser Lichtkugel hob sich zunächst ein Schatten ab und dann der zarte Umriss des kleinen rosafarbenen Zeitreisepokemons welches mit ihren großen, grünen Augen Reptain anblinzelte. Celebi schwebte langsam zu den beiden Pokemon herab und blieb auf Reptains Augenhöhe in der Luft stehen. »Mein lieber Reptain. Ich hätte nicht gedacht dich wieder zu sehen.«, sprach sie sanft und Reptain erkannte dass Verwirrung in ihrem Blick lag.          »Ja, lange ist es her, Celebi.«, gab er zu und nickte ihr freundlich und erleichtert zu.          »Mo- Moment mal! Das da soll Celebi sein? Die ist ja total klein!«, rief Evoli aus.          Celebi plusterte sich auf und schwirrte um Evoli herum, dass ihr fast schwindelig wurde bei dem Versuch sie im Auge zu behalten. »Was für eine Unverschämtheit!«, murrte Celebi als sie direkt vor Evoli stehen blieb sodass sie ihre Nasenspitzte ohne Probleme hätte berühren können. »Mich aufgrund meiner zierlichen und feinen Figur zu reduzieren!«. Celebi funkelte sie böse an und Evoli legte die Ohren unweigerlich an während sie sich flach auf den Boden drückte. Celebi legte ihren Kopf schief und sah Evoli fast penetrant musternd an, während sich das Fell von Evoli nur immer weiter aufstellte. »Tut-... Tut mir leid.«, murmelte Evoli leise.          »Kenne ich dich nicht? Du kommst mir so vertraut vor.«, fragte Celebi während sie immer noch Evoli musterte. Nach ein paar Herzschlägen warf sie Reptain einen Seitenblick zu. Reptain sah verwundert von Celebi zu Evoli.          »Ähm... Nein. Ich glaube ich könnte mich an dich erinnern...«, murmelte Evoli unbeholfen und sah ein wenig überfordert mit der Situation aus, als sie sich langsam wieder aufrichtete und ihre Ohren aufstellte.          »Ich bin mir sicher, dass wir uns schon einmal begegnet sind...«, sprach Celebi weiter und sah noch einmal zu Reptain hinauf, doch dieser Schüttelte den Kopf während Evoli ein paar Mal schnell über ihr Fell leckte um es zu glätten. »Es tut mir leid, Celebi. Aber wir haben keine Zeit zum Plaudern. Wir müssen den Zeittunnel benutzen.«          »Hmm...«, machte Celebi nur nachdenklich, wieder ihre Augen auf Evoli gerichtet, während sie wieder auf die Augenhöhe von Reptain schwebt und ihn dann auch wieder mit ihren grünen Augen ansieht. »Ja, ich weiß. Dass du hier bist bedeutet, dass deine Mission fehlgeschlagen ist.«          Reptain sagte daraufhin nichts, sondern sah zur Seite. Wenn Celebi dies sagte, klang es als nicht wie ein Versagen, viel mehr wie ein Leichtsinnsfehler der 'nun mal' passieren konnte. Doch Celebi schob sich vor seine Sicht und blinzelte ihn freundlich an. »Kein Grund beschämt zu sein, Reptain. Ich bringe euch beide zum Zeittunnel.«          »Ja...«, Reptain sah Celebi forschend an. »Evoli gehört in die Vergangenheit. Sie wurde von Zwirrfinst hierher verschleppt weil sie zu viel über mich und mein Vorhaben wusste.«, erklärte er langsam. Celebi sah ihn wieder an. Warum war es für ihn nur so schwer dieses merkwürdige Pokemon einzuschätzen? Celebi nickte nur langsam. »Gut, folgt mir. Der Zeittunnel ist auf am Fuß eines Berges, direkt hinter dem Düsterwald.«          Celebi warf Evoli noch einmal einen sehr langen, sehr nachdenklichen Blick zu, ehe sie Reptain einen fragenden zuwarf, sich daraufhin wortlos umdrehte und vor den beiden her schwebte um ihnen den Weg zu zeigen. Reptain ließ seinen wachsamen Blick verwirrt über Evoli schweifen, doch diese sah ebenso verwirrt zu ihm auf. Er seufzte und fand sich mit der Tatsache ab, dass er Celebi nie verstehen würde, da sie einfach viel zu spontan war. Eine Tatsache die er eigentlich schon vor Monaten herausgefunden hatte...          Reptain und Evoli folgten ihr, als sie durch den Tannenwald flog, der sich langsam komplett lichtete und sich in eine Gebirgslandschaft verwandelte. Bald schon führte Celebi, Reptain und Evoli einen schmalen Bergpfad hinauf. Der Anstieg war nicht sehr hoch oder sehr weit. Celebi musste den Zeittunnel an einen anderen Ort verschoben haben, nachdem dieser das letzte Mal von Skampi und ihm benutzt worden war. »Na los. Da hinten ist der Zeittunnel. Ich kann ihn bereits sehen.«, lachte Celebi leise mit einem Blick über der Schulter auf die beiden Pokemon die zu Fuß gingen.          »Endlich...«, seufzte Evoli leise und Reptain und sie legten ein wenig an Tempo zu. Reptain bereitete sich innerlich schon auf die Zeitreise vor, mit seinem verwirrenden Gefühl der Drehungen und des Schleuderns. »Nur du kannst den Zeittunnel öffnen.«, sprach er an Celebi gewandt, doch seine Gedanken wurden jäh unterbrochen als sie um eine Ecke bogen und den Zeittunnel erblickten. »Oh nein... Nein, nein... Das ist falsch.«, murmelte Celebi leise vor sich hin.          Evoli sträubte ihr Fell. »Das kann nicht sein!«, rief sie aus und ihr Schweif peitschte in der Luft umher, während sie mit ihren Vorderpfoten herausfordernd tiefer gegangen war. Ihre Lefzen waren gehoben und aus ihrer Kehle drang ein leises knurren. Reptain verengte die Augen, als er Zwirrfinst erkannte, wie er vor dem Zeittunnel stand, über dem hellblaue Energieschwaden wie Nebel herumtanzten. Er sah so aus, als hätte er die ganze Zeit auf sie gewartet. »Schlau eingefädelt...« Reptain knirschte mit den Zähnen während sein mürrischer Blick auf dem Pokemon lag, welchem er nicht mehr hatte begegnen wollen. »Zwirrfinst.«          Zwirrfinst spähte auf die drei Pokemon während er vor dem Zeittunnel stand über dem blaue Energieschwaden hingen. »Eure Wuselei hat euch ja ganz schön weit gebracht.«, höhnte er säuselnd. »Umso trauriger, dass für euch jetzt alles vorbei ist.«          »Wähähä!«, schallte es aus der Nähe der Felsen, die den Kamm umgaben und sechs Zobiris sprangen auf Evoli, Celebi und Reptain zu. Sie umkreisten die drei Pokemon und stierte sie gierig aus ihren eckigen Augen an. Reptain, Evoli und Celebi wurden in die Mitte zusammengedrängt, sodass sie Rücken an Rücken den Zobiris gegenüber standen. Evoli peitschte weiterhin mit dem Schweif und zitterte leicht während ein Knurren aus ihrer Kehle aufstieg. Ihre Anspannung verriet, dass sie bereit war um zu kämpfen.          »Also hat mich mein Gefühl doch nicht getäuscht.«, erwiderte Reptain und spähte zu Zwirrfinst, der sich der Gruppe nun näherte. »Du hast uns frei herumlaufen lassen, hast uns aber die ganze Zeit beobachtet, Zwirrfinst. Du hast einen Moment abgepasst und uns hier aufgelauert, damit du sowohl Celebi als auch uns gefangen nehmen kannst.«          »Was?«, bemerkte Evoli spitz als sie gereizt über die Zobiris spähte. »Die haben uns die ganze Zeit schon verfolgt?« Ihre Ohren zuckten ungehalten, vermutlich weil sie davon nichts bemerkt hatte. Auch Reptain hatte die Zobiris nicht bemerkt, aber er konnte sich ihr Auftauchen nicht anders erklären. »Hmpf... Das habe ich nicht kommen sehen. Es ist alles meine Schuld Celebi.«, knirschte Reptain zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.          Celebi huschte ein zartes Lächeln über ihre Lippen. »Entschuldigungen passen gar nicht zu dir, mein lieber Reptain. Glaubst du wirklich, dass ich gefangen werden kann?« Es klang belustigt und sehr amüsiert, aber Reptain lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er wusste, dass Celebi nicht ohne Reptain oder Evoli verschwinden würde. Die Zobiris rückten noch näher an die drei heran und hoben ihre scharfen Krallen. »Seid ihr bereit zu kämpfen?«, fragte Reptain und seine Halmblätter verschmolzen zu einer grün glühenden Laubklinge. »Natürlich!«, entgegnete Evoli entschlossen und peitschte wieder mit ihrem buschigen Schweif.          »Wir werden uns den Weg frei prügeln.«, erklärte Reptain demonstrativ und sah Zwirrfinst aus verengten Augen heraus fast schon drohend an. »Wir werden sie weg drängen und dann tauchen wir in den Zeittunnel ein.« Evoli nickte verstehend, hob ihre Lefzen und knurrte leise.          »Hah! Ihr wollt euch wiedersetzen?«, höhnte Zwirrfinst überheblich. »Spart euch die Mühen. Es ist völlig aussichtslos für euch.«          Reptain hielt seine Klauen scherenförmig in einer Abwehrhaltung vor sich. »Das wissen wir erst sicher, wenn wir es ausprobiert haben.« Sein Körper bebte als er Zwirrfinst mit seinen gelben, reptielienartigen Augen fixierte. »Zwirrfinst!«, rief er aus. »Du und ich! Jetzt!«          Über Zwirrfinsts Gesicht huschte ein hinterhältiges grinsen während sein Auge funkelte. »Reptain, Reptain...«, begann er zu säuseln und seufzte. »Glaubst du wirklich, ich bin so naiv alleine zu kommen?«          Reptain verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. »Was?«, fragte er verwirrt. Was redete Zwirrfinst da? Die Zobiris sollten keine allzu große Herausforderung darstellen. Zwirrfinst drehte sich um und streckte seine Pranken vor sich aus. Er kehrte Reptain einfach so den Rücken zu. Das wäre die Gelegenheit um zuzuschlagen und Reptain machte sich schon bereit um kräftig abzuspringen. »Jetzt, Meister Dialga!«, rief Zwirrfinst laut donnernd.          Auf einmal wurde alles dunkel um ihn herum. Reptain konnte für mehrere Herzschläge nicht einmal mehr den Boden unter seinen Füßen sehen, Evoli und Celebi rückten sich näher an ihn heran, die er ebenfalls nicht erkennen konnte. »Es ist auf einmal stockfinster geworden!«, rief Evoli erschrocken.          Ein lautes, wütendes Brüllen legte sich über die Schwärze und ließ Reptain das Blut in den Adern gefrieren. Er weitete entsetzt seine Augen, als die Finsternis um die Pokemon verschwand und sein Blick auf Schatten-Dialga fiel. Monströs ragte seine große Gestalt auf einem Felskamm über ihnen als sein Kopf langsam von der einen zur anderen Seite schwang und ein weiteres, wahnsinniges Brüllen über den Felsen erschallte. »AUS... LÖSCHEN...«, dröhnte Schatten-Dialgas wahnsinnig klingende und gebrochene Stimme als müsste er sich bemühen zu sprechen.          »Das... Das ist...«, entkam es Reptain kaum für jemanden anderen außer ihm hörbar. Er versuchte zu verstehen was hier gerade geschah. »Was ist DAS?«, rief Evoli entsetzt aus während ihre Augen, ebenfalls geweitet auf Schatten-Dialga ruhten. Ihr Fell stand ihr zu Berge. »Reptain? Celebi? Was ist das für ein Ding?!« Sie wirkte panisch und ihr Schweif peitschte unruhig. Reptain konnte es ihr nicht verübeln. Er selbst musste sich bemühen unter dem Grollen das dieses Pokemon von sich gab nicht zu erzittern. »Das ist Schatten-Dialga.«, murmelte er leise und erschrak selbst darüber, wie schwach sich seine Stimme anhörte. Reptain hatte das Gefühl er könnte keinen Muskeln mehr bewegen. Er war in eine Starre verfallen. »WAS?!! DAS da ist Schatten-Dialga?!«, rief Evoli und gab sich noch nicht einmal Mühe ihre Panik in der Stimme zu verbergen.          Zwirrfinst, der sich über ihre Reaktionen ergötzte begann zu säuseln: »Was ist los Reptain? Wo ist dein Heldenmut geblieben?« Eine kurze Stille folgte. »Wolltest du nicht... kämpfen?«, höhnte er.          Reptain ließ den Kopf sinken und kniff seine Augen zusammen während sich seine Laubklingen teilten und wieder zu den Halmblättern wurden die aus seinen Unterarmen herauswuchsen.          »Mein lieber Reptain?« Celebi sah zu ihm hinab, scheinbar um festzustellen ob alles in Ordnung war. Ihre besorgten Augen ruhten auf ihm.          »Das war es... Für uns...«, murmelte Reptain leise und zischend zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Was? Warum?!«, rief Evoli verwirrt aus. Sie sah Reptain schockiert an. »Wie kannst du jetzt aufgeben?!«          »Tse... Zwirrfinst allein ist eine Sache. Aber gegen Schatten-Dialga haben wir keine Chance.«, zischte Reptain gepresst. Er hätte damit rechnen müssen, dass die Zobiris ihnen folgen würden und dass er Zwirrfinst noch einmal gegenüber stehen würde. Aber dass sogar Schatten-Dialga auftauchen würde und sich ihnen in den Weg stellte, war für ihn unbegreiflich. Doch wie hatte er so närrisch sein können um zu glauben, dass er einfach wieder in die Vergangenheit reisen könnte um genau dort weiterzumachen wo er aufgehört hatte? Wiederstrebend sank Reptain auf die Knie, seine Augen waren noch immer verschlossen. »Ich gebe auf, Zwirrfinst. Verfüge mich nach deinem belieben.«, brachte er schließlich stockend hervor.          »Das ist NICHT dein Ernst?!«, schrie Evoli ihn wütend an. Sie hatte sich von den Zobiris, die sie umkreisten abgewandt und starrte entsetzt auf Reptain. Auch Celebi hatte sich zu Reptain gewandt. »M-mein lieber Reptain?«, stotterte sie verwirrt und erschüttert.          »Es tut mir leid.«, presste Reptain noch immer mit gesenktem Kopf hervor. »Du warst großartig, Evoli und hast dich so gut geschlagen. Es tut mir leid dass ich dich nun hängen lasse.«          »Pah!«, herrschte Evoli und ihr Fell plusterte sich immer weiter auf. »Du gibst auf? Du weißt genau dass du damit nicht nur dich selbst aufgibst! Sondern auch Celebi und mich!«, blaffte sie in der Hoffnung Reptain zur Vernunft zu bringen, doch dieser antwortete nicht mehr darauf.          »Was ist los Reptain?«, lachte Zwirrfinst zufrieden auf, was schon fast diabolisch klang. »Sonst gibst du doch nicht so leicht auf.«          »Ja...«, murmelte Reptain und öffnete seine gelben, reptilienartien Augen mit denen er entschlossen auf Zwirrfinst starrte. Dieser verengte die Augen, da Reptain so entschlossen drein blickte und jedes bisschen Würde einforderte. Reptain war noch immer überzeugt davon, dass die Geschichte verändert werden würde. »Ja, ich gebe auf, Zwirrfinst. Aber die Hoffnung lebt.« Reptain drehte den Kopf zu Celebi und sah sie an. »Du erinnerst dich, oder Celebi? Ich war nicht alleine, als ich in die Vergangenheit reiste um die Lähmung das Planeten zu verhindern.« Evoli zuckte nervös mit ihren Ohren, aber blieb still. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass er aufgeben wollte.          »Es gab da noch jemanden.«, versuchte Reptain auch für Evoli zu erklären, die demonstrativ die Zobiris anstarrte. »Ich habe es verschwiegen, da es nicht von Bedeutung war.«, log Reptain während sein Blick zu seiner Klaue nach unten wanderte an der die Kette mit dem zerbrochenen Anhänger baumelte. »Ich hatte einen Partner, als wir in die Vergangenheit gingen. Aber als wir durch den Zeittunnel reisten, gab es Probleme und wir wurden getrennt.«          Reptain hob seinen Kopf und nun war er es, der Zwirrfinst überheblich ansah. »Mein Partner ist noch immer in der Welt der Vergangenheit! Und sogar wenn ich aus dem Weg geräumt werde, wenn ich aus der Geschichte gelöscht werde, mein Partner wird die Mission zu Ende führen! Sie wird die Lähmung des Planeten verhindern!«          Evoli sah gereizt auf Reptain während ihre Ohren zuckten. »Trotzdem möchte ich nicht aufgeben!«, fauchte sie Vorwurfsvoll, aber Reptain starrte zu Evoli zurück. Er hatte sich bereits entschlossen, es hatte keinen Sinn sich gegen ein solch mächtiges Pokemon wie Schatten-Dialga es ist zu kämpfen und hoffen siegreich daraus herauszukommen. »Es tut mir leid...«, murmelte Reptain leise an Evoli gewandt.          Ein donnerndes, dröhnendes Gelächter voller Spott ertönte vor Reptain und er richtete seinen Blick gerade aus. Verwirrt beäugte er Zwirrfinst, der haltlos über irgendetwas lachte. War er noch bei Sinnen? »Was ist denn so lustig?«, fragte Reptain bissig.          »Hah! Du behauptest also, jemand sei mit dir durch die Zeit gereist?«, fragte Zwirrfinst als er sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. Mit einem triumphierenden Funkeln im Auge sah er auf Reptain herab. »Wie heißt denn dein Partner eigentlich? Komm schon! Sag mir den Namen deines Partners!«, verlangte Zwirrfinst voller Hohn in der Stimme.          »Was ist denn das für eine Frage?«, entgegnete Reptain gereizt und verengte die Augen. Warum tut Zwirrfinst so, als würde er seinen Partner nicht kennen? Zwirrfinst hatte sie immerhin schon mehrmals gesehen.          »Kannst du ihn mir nicht sagen? Den Namen deines Partners?«, fragte Zwirrfinst säuselnd und voller Spott in der Stimme.          Reptain knirschte mit den Zähnen. Was hatte er schon zu verlieren? Zwirrfinst würde sie nie finden. »Doch.«, blaffte er und sah wütend zu Zwirrfinst auf. »Der Name meines Partners ist Skampi. Sie ist meine beste Freundin.«          Hinter Reptain regte sich etwas. Die Augen von Evoli weiteten sich ungläubig und ihr Mund öffnete sich wage während sich ihr eben noch zu Berge aufgestandenes Fell schlagartig glättete. »Was?!«, rief sie erschrocken und spitz aus. Reptain drehte sich zu Evoli um und musterte sie abwegig. Was war denn auf einmal mit Evoli los? »Skampi?!«, rief Evoli ungläubig und wieder spitz aus. Reptains sah Evoli fragwürdig an, als hätte sie ihren Verstand verloren. »Reptain! Ich bin Skampi! Das ist mein Name!«, rief sie hektisch.          Reptain verengte die Augen zweifelnd. »Was?« Er verstand nicht was Evoli da gerade sagte, oder ihm sagen wollte. Sie soll Skampi sein? »Nein, das kann nicht sein. Es kann einfach nicht sein.«, entgegnete er ruhig während er Evoli betrachtete die einen solch merkwürdigen Namen trug, wie der von seinem Partner. »Weil Skampi kein Pokemon ist. Sie ist ein Mensch.« Zorn schwang in seiner Stimme mit als er Evoli beäugte. Was redete sie da nur?          Evoli starrte erschüttert in seine gelben Augen. Ihre Ohren legten sich zurück und ihre Augen waren weit geöffnet. »N-Nein...«, begann sie leise, fand ihre Stimme aber nicht mehr als sie stockte.          Wieder ertönte Zwirrfinst haltloses Gelächter und wurde vom dem Felskamm zurückgeworfen. »Ganz genau!«, rief er schließlich überschwänglich vor Triumph aus. »Reptain, mein Bester! Das ist unverkennbar dein Partner, Skampi!«          Reptain ließ seinen Blick zweifelnd von Zwirrfinst zu Evoli gleiten. Celebi verfolgte alles sehr aufmerksam und ruhig, weswegen er sie gar nicht mehr wahrnahm. Verwirrt sah er auf Evoli. War das ein Streich? Ein schlechter Scherz? Warum machte Evoli dabei überhaupt mit? Sie sah wie festgewurzelt aus während sie mit zurückgelegten Ohren an Reptain vorbei Zwirrfinst anfunkelte. »Du lügst doch!«, rief sie auf einmal aus während sie begann leicht zu zittern.          »Hah! Das glaubst du doch selber nicht, Skampi!«, rief Zwirrfinst donnernd. »Reptain, das Pokemon vor dir, das Evoli, sie war früher ein Mensch.«          »W-was?« Reptain sah Evoli nur starr und verständnislos an, während Evoli einfach nur da stand. Unfähig sich zu bewegen rührte sie keinen Muskel. Reptain fühlte sich ähnlich. Er versuchte krampfhaft einen Beweis zu finden, dass Evoli unter gar keinen Umständen sein Partner sein konnte. Sie durfte es einfach nicht sein. Über Reptain legte sich seine verblüffende Leere als er an einen ganz bestimmten Punkt seiner Erinnerungen zurückdachte.          Damals, als er sich in einem Busch neben der Kreuzung zu Schatzstadt versteckt hatte, war ein Karnimani und ein Evoli über den Weg gegangen. Karnimani war sehr aufgeregt darüber gewesen, dass er nun einem Erkundungsteam angehörte, dass er mit Evoli gegründet hatte. Evoli hatte allerdings sehr unwissend und fast schon hilflos gewirkt. Über die Umgebung, über das gesprochene von Karnimani...          'Ja, natürlich werden wir unser bestes geben, Karnimani. Aber du weißt, dass ich erst seit gestern hier bin und ich mir nicht sicher bin ob es die richtige Entscheidung ist zu bleiben.', geisterte die Stimme durch Reptains Kopf während er die Szene noch einmal vor seinem geistigen Auge Revue geschehen lässt. 'Du wirst mir alles beibringen, was ich wissen muss, oder Karnimani?' Es gab diese Anzeichen, sie waren so klar gewesen, doch er hatte sie nicht deuten können. Reptains Blick lag auf Evoli - nein - auf Skampi. Sie war es die ganze Zeit gewesen, doch warum ist sie zu einem Pokemon geworden? Und warum hatte sie ihn nie darauf hingewiesen dass sie Skampi war? Auch wenn er nie nach ihrem Namen gefragt hatte, sie musste ihn doch erkannt haben.          »Meister Dialga gab mir einen Auftrag.«, erzählte Zwirrfinst höhnend weiter. »Ich sollte euch beide beseitigen, Reptain und Skampi, weil ihr in die Vergangenheit geflohen seid. Ich reiste in die Vergangenheit um euch zu verfolgen. Ich sammelte dort Informationen, die mir helfen sollten euch zu finden. Und irgendwann traf ich auf Team Sternglanz. Auf Karnimani und einem Evoli.«          Reptain war immer noch starr, ebenso wie Evoli die beide Zwirrfinst angestrengt anstarrten um alles zu verstehen was er ihnen erzählte. Evolis buschiger Schweif zitterte während ihre Ohren nervös zuckten. »Kannst du dich erinnern, Skampi? An unseren kleinen Plausch vor dem Keckleon Markt? Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich allerdings noch nichts...«, erzählte Zwirrfinst weiter. »Erst als ihr den Dimensionalen Schrei erwähnt habt, wurde ich aufmerksam und eine Idee begann in meinem Kopf Gestalt anzunehmen.« Ein düsteres Lachen ging von ihm aus. »Ihr selbst habt mich sogar nach dieser Fähigkeit ausgefragt. Habt gefragt, wie sie funktioniert und wie ihr sie einsetzen könnt. Damals am Strand war ich sehr verdutzt darüber dass du dein Gedächtnis verloren hast, aber eine solch wundervolle, einzigartige Fähigkeit besitzt. Und dann, als du mir erzählt hast, dass du dich daran erinnern kannst, dass du ein Mensch gewesen bist... Ich dachte ich hätte mein Gesicht des 'erstklassigen Erkunders' verloren das ich euch allen die ganze Zeit vorgehalten habe.« Zwirrfinsts Auge schmälte sich erfreut und lachte ungeniert diabolisch.          Reptain kniff seine Augen zusammen. Also hatte Skampi ihr Gedächtnis verloren und hatte ihn deswegen die ganze Zeit nicht erkannt? Sie hat alles vergessen, was vor der Zeitreise geschehen war? Vergessen, wofür sie gekämpft hatte? Vergessen, was ihr Ziel war? Ihre Entschlossenheit vergessen, dieses Ziel unter allen Umständen zu erfüllen? Ihn vergessen?          Zwirrfinst hatte geendet. Voller Begeisterung über die Entstehung seines Plans erzählte er weiter: »Und dann hast du mir auch noch deinen Namen gesagt, Skampi. Es bestand kein Zweifel mehr daran, dass Evoli Skampi ist, die Person, die ich suchte. Dass Skampi das Gedächtnis verlor und in ein Pokemon verwandelt wurde, das muss durch den Unfall während der Zeitreise geschehen sein.«, lachte Zwirrfinst. »Nun, dass Skampi das Gedächtnis verlor war ein Glücksfall für mich! Schließlich konnte sie mich nicht mehr erkennen. Es war recht einfach das Vertrauen deines Partners zu gewinnen, Reptain!«          Reptain hatte während Zwirrfinsts Auflistung gehofft, Evoli würde ihn irgendwie unterbrechen, dass es nicht stimmte was er sagte, aber sie hatte nur geschwiegen und zitternd gelauscht. Er hatte sich mit den Klauen vornüber auf dem Boden abgestützt um sein Gesicht zu verbergen das wahrscheinlich voller Verzweiflung geprägt war. Sein Blick glitt zu dem Tropfenanhänger hinab, der zerbrochen von der Kette um seine Klaue baumelte. Reptain hatte Zwirrfinst aussprechen lassen, auch wenn seine Gedanken ganz wo anders waren. Er richtete sich auf und sah Zwirrfinst aus verhassten, verengten Augen heraus an. »Also warst du das!«, blaffte er ungehalten.          Mit Verachtung im Gesicht richtete er sich auf und starrte Zwirrfinst an. »Hm?«, fragte dieser wohl unbeeindruckt über das was Reptain sagte. »Du hast damals den Unfall verursacht! Du hast uns angegriffen!«, rief Reptain barsch und stand von seinen Knien auf. Die Wut durchflutete ihn als sich der Gedanke in ihm festsetzte, dass nur Zwirrfinst Schuld daran war, dass er von Skampi getrennt worden war. Dass sie nur wegen ihm jetzt ein Evoli war. Er erinnerte sich an die Reise, als Skampi plötzlich aufgeschrien hatte und dunkle Schattenpartikel über Skampis Körper huschten ehe sie verschwanden. Doch Zwirrfinst grinste nur hämisch. »Ich weiß nicht wovon du da redest, mein Bester. Ich war weit weg als du mit Skampi durch den Zeittunnel gereist bist. Du müsstest dich doch bestimmt daran erinnern, oder?« Reptain verengte die Augen und nur Wut zeichnete sein Gesicht. »Versuch dich nicht herauszureden.«, knirschte Reptain mit den Zähnen, doch Zwirrfinst lachte nur wieder auf. »Ich habe euch nicht angegriffen, ansonsten wäre ich auch direkt durch den Zeittunnel gereist.«, erwiderte Zwirrfinst.          Reptain knirschte mit den Zähnen als er Zwirrfinst leider Recht geben musste. Wäre Zwirrfinst wirklich in der Nähe des Zeittunnels gewesen, er hätte keinen Angriff gestartet, stattdessen wäre er den beiden direkt hinterhergejagt. Außerdem war Zwirrfinst damals bestimmt nicht auch nur in der Nähe des Zeittunnels gewesen. Er erinnerte sich daran, an die Vorbereitung bevor sie selbst zum Zeittunnel gegangen waren. Skampi und er hatten eine Bodenfalle errichtet in die Zwirrfinst hineingetappt war. Es musste ihn und die Zobiris stunden gekostet haben bis er sich daraus befreien konnte, denn er selbst hatte sich in genau solch einer Bodenfalle verfangen gehabt. Kurz darauf waren sie auf die Karawane der gefangen genommenen Pokemon gestoßen und hatten dort auch für sehr viel Tumult gesorgt, ehe sie fluchtartig zum Zeittunnel gerannt sind. Zwirrfinst konnte sie also gar nicht angegriffen haben, aber wer war es dann gewesen? Reptains Wut wollte nicht abflauen, in ihm kochte es.          »Es war einfach gewesen, Skampi und Karnimani anzustacheln um dich zu jagen, Reptain. Sie und Karnimani haben mir jedes Wort geglaubt, ach was...«, säuselte Zwirrfinst. »Diese ganze Insel hat mir aus der Hand gefressen! Und nachdem du Selfe angegriffen hattest, war es ein leichtes für mich, mir eine passende Geschichte auszudenken, damit sie dich alle jagen!« Zwirrfinst unterbrach seine Rede um kurz aufzulachen. Reptain knirschte nur einmal mehr mit den Zähnen während sein Körper vor überschäumender Wut zitterte. Er hatte so gehandelt wie Zwirrfinst es gewollt hatte. Ja, sogar geholfen hatte er ihm dabei sein Netz aus Lügen aufrecht zu erhalten, obwohl er davon noch nicht einmal etwas gewusst hatte.          Evoli legte die Ohren an und knurrte leise. Anscheinend war sie ebenfalls wütend darüber Zwirrfinst so auf den Leim gegangen zu sein. »Und es war auch einfach sie ebenfalls in die Zukunft zu holen, als die Zeit reif war.«, höhnte Zwirrfinst. »Eine passende Geschichte und meinen Einfluss als der 'Weltberühmte Erkunder' verhalfen mir dabei. Da hast du mir ebenfalls eine Menge Arbeit abgenommen, indem du ihr so viel über deine wirklichen Absichten erzählt hast, musste ich mich noch nicht einmal anstrengen mir eine Geschichte auszudenken, Reptain. Zwar hätte Karnimani fast alles zunichte gemacht, aber wen Interessiert schon eine solche Lappalie?«         Skampis Sicht          Ein ungehaltenes knurren entschwand aus der Kehle von Skampi. Sie musste sich schon sehr zusammenreißen und auch immer und immer wieder alles wiederholen ob sie nicht einen Fehler finden konnte. Nachdem sie am Strand aufgewacht war und Karnimani sie gefunden hatte, wusste sie so gut wie gar nichts darüber wie sie hierhergekommen war oder warum sie hier war. Sie hatte ihr Gedächtnis verloren, konnte sich mit Karnimani aber völlig normal unterhalten und das, obwohl sie nachdem sie aufwachte genau wusste dass sie eigentlich ein Mensch und kein Evoli sein sollte. Sie konnte sich nur noch an ihren Namen erinnern und daran dass sie ein Mensch gewesen war, aber ansonsten waren ihre Erinnerungen fort. Und jetzt soll sie ein Mensch aus der Zukunft gewesen sein? Aus der selben Zukunft aus der auch Reptain kommt? Aus dieser kalten, dunklen Welt in der sie sich gerade befanden? Sie soll der Partner von Reptain gewesen sein und anscheinend auch noch sehr gut mit diesem Pokemon befreundet?          Als sie zusammen durch den Zeittunnel reisten, soll es einen Unfall gegeben haben und so wurde sie von Reptain getrennt? Und wegen diesem Unfall wurde sie in ein Pokemon verwandelt, hat ihr Gedächtnis verloren und hat Karnimani kennen gelernt? Skampi konnte es nicht glauben, aber es passte alles so zusammen wie Zwirrfinst es gesagt hatte. Das was sie wusste und das was ihr nun erzählt wird, es passt einfach alles zusammen als würde es tatsächlich stimmen. Wenn sie sich nur an irgendetwas erinnern könnte, aber da war absolut nichts in ihren Erinnerungen. Ihre Erinnerungen beginnen erst seit dem Augenblick, wo sie aufwacht und Karnimani über ihr gebeugt stand.          Skampi kratzte mit den Krallen über den Stein unter sich und zog dünne, weiße Linien darüber. Warum? Stimmte es wirklich? Ist das wirklich die Wahrheit? Doch so wurde ihr einiges bewusst. Wie der Ort an dem sie auch hier wieder entlanggegangen war der ihr bekannt vorgekommen war. Es war nicht nur die Gildenexpedition gewesen an der sie dieser Ort erinnert hatte, es war auch damals schon so gewesen dass er ihr vertraut vorkam. War ihr der Ort bei der Gildenexpedition deswegen so vertraut vorgekommen, weil sie ihn bereits in der Zukunft gesehen hatte? Genauso, wie fast alle Orte an denen sie waren und an dem ein Zahnrad der Zeit war. Alles war ihr bekannt vor gekommen. Auch der Dimensionale Schrei der sich immer ausgelöst hatte und ihr geholfen hatte die Rätsel zu lösen von der Statue von Groudon, dann bei den Treibsandstrudeln und letztendlich die Kristalle der Kristallhöhle. Jetzt ergab alles so langsam einen Sinn. Skampi hatte diese Orte schon einmal gesehen und sie hatte selbst mit Reptain zusammen diese Rätsel gelöst. Die Visionen die sie von diesen Rätseln hatte, jetzt erkannte sie auch langsam welche Stimmen sie gehört haben musste. Ihre eigene und die von Reptain.          Wenn sie mit Reptain vorhatte die Zahnräder der Zeit zu sammeln um die Lähmung des Planeten aufzuhalten, mussten sie wissen wo sich die Zahnräder der Zeit aufhalten. Sie hatten Nachforschungen in der Zukunft angestellt um dann nicht erst suchen zu müssen. Zusammen hatten sie die Rätsel gelöst und deswegen sind ihr diese Orte so bekannt vorgekommen. Die Orte sollten sich nach der Lähmung des Planeten nicht mehr verändern, da die Zeit anhält und alles mit der Zeit zu Stein wird und das bedeutete, dass die Lähmung des Planeten in der Vergangenheit nicht mehr sehr lange auf sich warten lassen würde.          Skampi peitschte ungehalten mit dem Schweif während ihre verengten Augen auf Zwirrfinst ruhten. Zumindest, war es das was sie sich zusammenreimen konnte, auch wenn sie es nicht glauben wollte.          Zwirrfinst sah die drei umkreisten Pokemon an und scheinbar ergötzt er sich an Skampis Verwirrung, Reptains Verzweiflung und Celebis... Skampi spähte verdutzt in die Richtung von Celebi.          »Hah! Reptain, Skampi! Jetzt wo ihr beide hier seid, werde ich euch endlich loswerden.«, donnert Zwirrfinsts Stimme drohend. »Damit verflüchtigt sich dann auch das letzte, kümmerliche Fünkchen Hoffnung von Reptain! Alles geht zu Ende! Zu Ende für euch!« Zwirrfinst begann wieder ungehalten und diabolisch zu lachen.          Skampi peitschte mit dem Schweif und fixierte wieder Zwirrfinst. Ihre Gedanken wurden auf einmal kristallklar während sie ihm und Schatten-Dialga entschlossene Blicke zuwarf. Das waren ihre Feinde. Deswegen hatte sie sich auch die ganze Zeit unwohl in der Nähe von Zwirrfinst gefühlt. Es war nicht die Tatsache, dass er ein Geisterpokemon war, es ist vielmehr etwas gewesen was tief in ihrem Unterbewusstsein verankert gewesen war. Nie hätte sie damit gerechnet ihn zu kennen.          »Reptain!«, rief Skampi entschlossen, doch dieser rührte sich nicht. Als wäre er in einer Starre verfallen aus der er nicht wieder aufwachen wollte oder nicht konnte. Skampi zuckte nervös mit den Ohren als sie begriff, dass ihn das ganze wahrscheinlich mehr traf als sie. Vielleicht weil er sie auch noch wirklich in der Zukunft gekannt hatte, als sie noch ein Mensch gewesen war. Möglicherweise dachte er gerade an die Zeiten zurück. Oder es war die Tatsache dass sie, nicht wie er gehofft hatte, noch immer in der Vergangenheit war und die Zahnräder der Zeit sammelte, sondern gerade in diesem Augenblick neben ihm stand. Seine Hoffnung wurde zerschlagen.          »Hah! Habt ihr euch endlich mit eurem Schicksal abgefunden?« Zwirrfinst riss Skampi aus ihren Gedanken als er den Zobiris einen Befehl zurief. »Ergreift sie.«, war seine beunruhigend leise und drohende Aufforderung. Augenblicklich rückten die Zobiris langsam an die drei Pokemon näher heran und verengten den Kreis. Es kam Skampi so vor als würden sie die Zeit strecken wollen, da es ohnehin keinen Ausweg gab. »Reptain!«, rief sie aufgebracht und versuchte ihn aus seiner Starre zu wecken. »Wir können nicht einfach aufgeben!«          Reptain ging einen Schritt rückwärts, näher an Skampi und Celebi heran. »Pah... Was können wir in dieser trostlosen Situation denn schon noch großartig tun?«, murmelte er monoton, was Skampi beängstigend fand. »Nachdenken!«, blaffte sie. Sie mussten nachdenken. Celebi schwebte etwas über ihnen während Reptain und sie sich gegeneinander pressten. Celebi hatte die ganze Zeit geschwiegen. Kurz musste Skampi darüber nachdenken wie sie darauf beharren wollte, dass sie Skampi kannte. Und dann kam es Skampi auch sogleich in den Sinn. »Celebi! Du musst deine Zeitreise Fähigkeit einsetzten!«, rief Skampi und warf ihren Kopf in den Nacken um Celebi anzusehen.          "Das wird nicht einfach sein. Wenn Schatten-Dialga in der Nähe ist, kann ich nicht durch die Zeit reisen.«, erwidert Celebi leise, aber sie drehte sich Skampi zu und sah sie mit ihren großen grünen Augen an.          »Wir müssen nur ein kurzes Stück zurücklegen!«, versucht Skampi energisch zu erklären und hoffte einfach dass es funktionierte. »Wir müssen näher an das Portal heran! Reptain jetzt wach endlich auf!« Skampi drehte sich um und biss Reptain in das Bein, der daraufhin seine Starre abschüttelte und fast auf Skampi fiel als er kurz mit seinem Gleichgewicht kämpfte. Die Zobiris stürzten sich auf die drei, während die Luft von ihrem ohrenbetäubenden Kreischen erfüllt war. »Jetzt Celebi! Schnell!«, rief Skampi panisch mit weit geöffneten Augen.          »In Ordnung.«, sagte Celebi leise und sie wurde in ein helles, gelbes Licht getaucht während sie ihre Hände auf Skampi und Reptain legte und alle drei Pokemon ebenfalls in dem hellen Licht verschwanden. Skampi hatte die Augen weit geöffnet als die Zobiris plötzlich in der Luft innehielten und nur noch sehr langsam auf sie zusprangen. Wie in Zeitlupe sah und hörte Skampi alles was um sie herum passierte während sie, Celebi und Reptain sich in die Richtung des Zeittunnels bewegten. Sie bewegten sich vorwärts ohne ihre Füße anzuheben. Schwebten sie? Aber nein, ihre Füße verließen nicht den Boden während Reptain unruhig seine Augen auf den Zeittunnel gerichtet hatte. Skampi sah zurück auf die Stelle wo sie eben noch gestanden hatten und die Zobiris sich gegenseitig verwirrt ansahen. Dann fiel ihr Blick auf Zwirrfinst der langsam und mit wutverzerrtem Gesicht herumwirbelte. »Meister Dialga!«, klang seine langsam verzerrte Stimme.          Schatten-Dialga knurrte über ihnen und seine Stahlpanzerung am Rücken begann zu glühen. Sein Brüllen ließ sogar die Erde um Skampi, Reptain und Celebi herum erbeben. Ein splittern und knirschen war zu hören als würde Glas zerbrechen und der helle Lichtschleier um die drei zerfiel und brach hinunter.          Celebi keuchte aus. »Der Zeitpfad wurde zersplittert.« Die drei Pokemon standen hinter Zwirrfinst und nur noch wenige Schritte von dem Zeittunnel entfernt. »Da sind sie!«, rief Zwirrfinst und bereitete eine Attacke vor. »Ihr könnt nicht entkommen!«          »Los, lauft! In den Zeittunnel mit euch!«, rief Celebi hektisch. Skampi nickte und sie, Reptain und Celebi drehten sich zu dem Zeittunnel. Es waren nur noch wenige Schritte. »Nein!", brüllte Zwirrfinst donnernd und aus seinem Bauch schoss ein Schattenstoß der mehr einem Strahl glich. Skampi sah über die Schulter und erkannte den Schattenstoß direkt auf sich zukommen. Ihre Augen weiteten sich als sich Celebi leuchtend und von einem blauen Licht erfüllt zwischen sie und den Strahl schob. Der Angriff prallte in alle Richtungen um Celebi herum ab. Sie schützte sich und Skampi mit einem Schutzschild, während ihr rosafarbener Körper blau leuchtete.          »Celebi!«, rief Skampi erschrocken, doch diese reagierte nicht. »Lauf! Geht in den Zeittunnel! Er ist geöffnet!«, entgegnete Celebi unter Mühen um den Schild und den Zeittunnel aufrechtzuerhalten. »Aber was ist mit dir?«, fragte Skampi entsetzt. Reptain sah genauso entgeistert wie sie zu Celebi. »Kümmert euch nicht um mich.«, sagte Celebi und lächelte doch tatsächlich. »Ich kann nicht gefangen werden. Ich werde mein ganzes Leben dieser Mission und dessen Gelingen widmen. Jetzt geht! Ihr müsst die Lähmung des Planeten stoppen. Los!«, wies Celebi harsch an.          Skampi und Reptain rissen sich nur schwer los als sie zum Zeittunnel rannten. Als sie davor standen, wirbelten die blauen Energieschwaden zusammen. Skampis Herz klopfte laut gegen ihre Brust und sie schluckte ehe sie sich noch einmal umwand. »Ich werde dich nie vergessen Celebi!«, rief sie und sah dann zu Reptain. »Los!«          Reptain beugte sich vor und nahm Skampi in seine Arme ehe er in den Zeittunnel hineinspringt. Skampi fragt sich warum er sie denn in den Arm nahm, während die Energien an ihr zogen. Vielleicht mochte er sicher gehen, dass sie diesmal zusammen blieben, kam es Skampi in den Sinn als die vielen, verwirrenden Farben um sie schossen. Das schwindelnde Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus und sie kniff die Augen zusammen. Ihr wurde schlecht, als sie so durchgeschüttelt wurde und ihre Gedanken kreisten um die Frage wer sie ist und dass sie mit Reptain gemeinsam die Lähmung des Planeten aufhalten musste. Skampi dachte außerdem auch an Celebi. Sie wusste nicht was mit ihr nun geschehen würde, ob sie wirklich nicht gefangen werden konnte und ob sie entkommen konnte, oder ob sie Reptain und Skampi einfach nur beruhigen wollte. Doch kurz daraufhin hörte sie nichts mehr und sie merkte wie eine Taubheit über ihren Körper kroch.   Leise, sachte und rhythmisch rauschte es in ihrem Kopf. Sand kitzelte in ihrer Nase als sie die Luft für einen Seufzer tief einsog. Skampi blinzelte mit den Augen und erkannte eine halbrunde, leuchtende Scheibe die gerade ihren Weg zum Meer hinunter antrat. Die Wellen des Meeres schlugen gegen den Strand und wurden wieder von den Tiefen zurückgefordert. Skampi versuchte sich zu bewegen, aber ihre Muskeln schmerzten. Ihre Ohren zuckten jedoch entzückt, als das helle Licht der schwindenden Sonne ihr Fell wärmte. Blinzelnd hob sie ihren Kopf und sah sich um. Reptain lag einige Schritte von ihr entfernt und sie stand mit zittrigen Pfoten auf. Sie wankte zu ihm herüber, beugte sich über ihn und schnüffelte. Seine Atmung war regelmäßig, ruhig und tief. Skampi seufzte erleichtert, er war nur bewusstlos.          Sie setzte sich neben ihn und ringelte ihren Schweif um ihre Pfoten. In ihrem Kopf war nur das stetige rauschen des Meeres zu hören, welches kleine Wellen an den Strand spülte die dann wieder zurückfielen. Skampi blinzelte müde und gähnte leise. Sie war ein Mensch aus der Zukunft und war mit Reptain in diese Vergangenheit gereist um die Lähmung des Planeten zu verhindern, die ohne Zweifel eingesetzt war. Die Zahnräder der Zeit wurden von Selfe, Tobutz und Vesprit wieder an ihre ursprünglichen Positionen gebracht, soweit sie mitbekommen hatte, aber die Lähmung des Planeten war in der Zukunft nicht aufgehoben gewesen. Alles was Reptain ihr erzählt hatte war die Wahrheit gewesen, aber sie wollte ihm anfangs kein Wort glauben.          Mit einem Seitenblick sieht sie zu Reptain ehe ihr Blick auf ihre Pfoten sank. Es war schon bizarr was sie alles in dieser kurzen Zeit herausgefunden hatte. Ihr Blick glitt weiter bis zu einem ganz bestimmten Punkt neben den Steinen die den Anfang der Höhle ankündigten. Dort drüben hatte Karnimani sie gefunden als sie ohnmächtig im Sand gelegen war. An den Strand wurde sie gespült und konnte sich nach ihrem Erwachen an nichts außer ihrem Namen erinnern und daran, dass sie ein Mensch gewesen war. Innerlich seufzte sie, denn egal was sie nun alles über sich erfahren hatte, egal was man ihr sagte und vermutlich auch noch sagen wird, was sie alles getan hatte oder was einmal war, sie konnte sich an absolut nichts erinnern. Diese Erinnerungen, wo sie hier am Strand aufwachte, waren das einzige an was sie sich erinnern konnte, und davor war rein gar nichts.          Skampi hob den Blick und Erleichterung machte sich in ihrer Brust breit, als sich Reptain langsam bewegte. »Ich bin so froh, dass es dir gut geht.«, haucht sie erleichtert. Ihre Stimme war völlig schwach. Müde dachte sie daran, was sie jetzt wohl tun könnten. In die Knuddeluff-Gilde könnte sie auf jeden Fall nicht gehen. Auch wenn Karnimani froh sein würde sie wieder zu sehen, die anderen Gildenmitglieder würden vielmehr verstört auf sie reagieren. Und wie würden sie erst auf Reptain reagieren wenn er die Treppe zur Knuddeluff-Gilde hinuntersteigt und dann vor Plaudagei steht? Unweigerlich musste sie schmunzeln. Nein, das war kein guter Plan und Skampi verwarf den Gedanken sofort wieder.          »Ja...«, brachte Reptain heraus, stützte sich auf die Klauen und hob seinen Blick. Seine Gesichtszüge wurden ganz weich als er noch die letzten Strahlen der untergehenden Sonne betrachtete. »Wir sind wieder in der Vergangenheit. Und diesmal zusammen, Skampi.«, murmelte er und setzte sich auf.          Skampi nickte: »Wir müssen unseren Auftrag erfüllen. Ich habe es Apollo versprochen.« Sie sieht dann zu Reptain auf, der seinen Blick von der Sonne abgewandt hatte und nun stattdessen sie ansieht. »... Und ich glaube auch dir habe ich so ein Versprechen gegeben, auch wenn ich es nicht mehr weiß. Wenn wir wirklich so enge Freunde gewesen sind, wie du es gesagt hast, dann habe ich das bestimmt.«          Reptain sah sie nur schweigend und lange an. Seine freundlichen Gesichtszüge, die ihm von der Sonne in das Gesicht gezaubert wurden, wichen einer freundlichen Maske die von Trauer gezeichnet war. »Ja, du hast es versprochen und du kannst mir glauben, Skampi. Wir sind wirklich sehr, sehr gute Freunde. Freunde die ihre Differenzen haben, aber gerade das hat unsere Freundschaft besonders gemacht.« Skampi hörte wie er schlucken musste. »Ich kann mir vorstellen, dass das alles schwer für dich ist...«, hob er dann an und sah sie warm mit seinen gelben Augen an.          »Aber für dich muss es doch auch schwer sein, wenn nicht noch viel schwerer als für mich.«, unterbrach Skampi ihn und klopfte mit dem buschigen Schweif auf den von der Sonne aufgeheizten Sand. »Immerhin bin ich jetzt... Jemand völlig anderes. Ich bin jetzt ein Pokemon und dazu kommt, dass ich mein Gedächtnis verloren habe.« Sie kniff die Augen kurz zusammen ehe sie Reptain wieder ansah. »Für dich muss es viel schwieriger sein, immerhin... Sind wir nicht mehr dieselben Freunde wie damals. Ich bin nicht mehr die selbe Skampi die du kennst.«          Reptain schüttelte lächelnd den Kopf. »Deine Äußerlichkeit ist nicht wichtig Skampi. Ja, sie ist gewöhnungsbedürftig, aber für mich ist wichtig, dass wir wieder zusammen sind.« Er sprach die Worte als hätte er Skampi nicht gehört, als hätte das gesprochene ihn nicht erreicht.          Skampi legt den Kopf schief und sah Reptain etwas zweifelnd an. Sie vermutete, dass er nicht begreifen wollte dass sich etwas gravierendes verändert hatte. Er verdrängte es und glaubt dass alles so sein würde wie früher. Sie seufzte leise als es plötzlich einige Schritte entfernt knackte und sie und Reptain hoben ihre Köpfe in die Richtung des Lautes.          Skampi weitete die Augen als sie Karnimani sah, der hinter einem Felsen zum Vorschein kam. Er starrte Skampi mit ungläubig, weit aufgerissenen Augen an und der Mund war ebenfalls weit geöffnet. Sprachlos stand er da und starrte auf die beiden erschöpften Pokemon.         Ein paar Stunden zuvor in der Knuddeluff-Gilde          »Neeeeeeeeeiiin!« Karnimani rappelte sich gerade wieder auf, nachdem er von einer Kratzfurienattacke eines Zobiris mehrere Schritte weit weggeschleudert wurde. »Skampi! Nein!«, schrie er als Reptain mitsamt Skampi auf dem Rücken und den Zobiris im Dimensionalen Loch verschwunden war und fuchtelte mit den Armen. Zwirrfinst wand sich mit einer wütenden Grimasse ebenfalls dem Dimensionalen Loch zu und entschwand aus der Sicht aller Pokemon ehe sich die Anomalie verzog und verschwand.          »Was war das gerade?«, fiepte Sonnflora verwirrt.          »Hey hey! Zwirrfinst war viel zu schnell weg.«, erwiderte Krebscorps.          »Er hat Skampi einfach mit gezerrt!«, krächzte Plaudagei aufgebracht und flatterte hektisch mit den Flügeln.          »Wie konnte das passieren?«          »Warum ist es passiert?«          »Wohin sind sie verschwunden?«          »Werden wir Skampi wieder sehen?«          Das Bild um Karnimani herum verzerrte sich, während die Stimmen wirr und wild ineinander sprachen. Er hörte sie nur noch wie durch eine dicke Mauer. Karnimani stand auf einem pechschwarzen Feld, die Augen weit aufgerissen und den Mund sprachlos weit geöffnet. Er war wie starr, wie eine Salzsäule. Skampi... Skampi war weg. Skampi wurde ihm weggenommen! Skampi sollte nicht in die Zukunft gehen! Zwirrfinst hatte sie einfach mitgenommen! Aber warum? Wozu?          »Weil sie zu viel wusste.«          »Weil Skampi den falschen Pokemon vertraut hat.«          Karnimani begann durch die schwarze Fläche zu laufen während Stimmen ihm zu säuselten. Er konnte nichts sehen oder etwas anderes hören als das hallen der möglichen Antworten. Er kämpfte sich immer weiter. »Skampi! Skampi hörst du mich?!«, rief er ungehalten, verzweifelt und panisch. »Skampi! Ich brauche dich!«            »Karnimani wach auf!«, schrie ihn jemand an und rüttelte an seinem Nest aus Stroh in dem er lag. Schweißgebadet schlug Karnimani die Augen auf und starrte in Bidizas rundes, besorgtes Gesicht. »... Bidiza...!«, keuchte Karnimani und richtete sich kerzengerade auf. Er saß in seinem Nest, in seinem Schlafplatz, in seinem Zimmer, in der Gilde. Sein Herz klopfte wild gegen seine Brust. Bidiza hörte auf, an seinem Nest zu rütteln und ging erleichtert einige Schritte zurück. »Puh! Donnerwetter, du hast mir einen Schrecken eingejagt. Ich wollte dir einen Apfel bringen und da habe ich dich schreien gehört.«          Karnimani sah Bidiza verwirrt und nach einigen Sekunden verstehend an. Seine Augen trübten sich und er sah auf seine Füße. »Tut mir leid Bidiza. Ich wollte dich nicht erschrecken oder dir Umstände bereiten.«, murmelte er leise.          »Aber nein! Ach nein! Donnerwetter...«, begann Bidiza und winkte ab. »Du machst mir doch keine Umstände! Niemanden in der Gilde machst du irgendwelche Umstände.«, sprach Bidiza mit sich überschlagenden Worten und rollte den Apfel zu Karnimani. Dieser sah ohne Appetit zu verspüren auf den glänzenden Apfel. »Habt ihr schon zu Abend gegessen?«, fragte Karnimani.          Bidiza schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn aus der Vorratskammer stibitzt. Ich dachte, ich könnte dich damit etwas aufheitern.«, erklärte Bidiza heiter und schenkte Karnimani ein breites Lächeln.          Karnimani verkniff sich ein Seufzen und griff nach dem Apfel. Mehrere Herzschläge starrte er ihn an, ehe er die Hand mit dem Apfel in seinen Schoß sinken lässt. »Danke Bidiza. Ich weiß, dass du es gut meinst, aber ich habe noch keinen Hunger.«, sagte Karnimani leise.          »Aber du hast gestern so gut wie nichts gegessen, Donnerwetter. Und am Tag davor hast du dich geweitert irgendetwas anzurühren.«, sprach Bidiza mit dem Anflug von Verzweiflung in der Stimme.          »Ja...«, meinte Karnimani nur resigniert und legte den Apfel in sein Nest. »Ich habe aber keinen Hunger. Ich lege ihn hier hin, vielleicht bekomme ich noch Hunger, dann werde ich ihn essen.« Er stand auf und ging an Bidiza vorbei. Sein Schwanz schliff über den Boden. »Heeh, wo willst du hin?«, fragte Bidiza besorgt und folgte ihm. »Willst du jetzt noch raus? Die Sonne geht schon unter.«          Ein langes, tiefes Seufzen verließ Karnimanis Mund. »Ich kann nicht den ganzen Tag verschlafen.«, murmelte er lustlos und ging weiter. Bidiza folgte ihm, aber Karnimani schwieg einfach nur. Er wollte nicht mit Bidiza sprechen, oder mit irgendjemand anderem.          Er wusste warum er keinen Appetit hatte und lustlos war. Seine Aufgaben, die ihm von Plaudagei übertragen wurden - langweilige Botengänge - erledigte er zwar, aber lange nicht mit so viel Enthusiasmus wie zuvor. Alles hier erinnerte ihn an Skampi. Außerdem konnte er keine großen Aufträge mehr annehmen, da er keinen Teampartner mehr hatte. Er könnte sich einem bereits bestehenden Team in der Knuddeluff-Gilde anschließen, aber er wollte nicht. Er wollte Team Sternglanz nicht aufgeben.          Als er durch den Gang entlanggegangen war, hörte er Glibunkel mit Sonnflora leise tuscheln. Es interessierte ihn nicht was sie sprachen. »Ah, Karnimani. Wie geht es dir nach dem Nickerchen?«, fragte Plaudagei krächzend und flatterte zu ihm herüber. Karnimani ob müde seinen Kopf und sah Plaudagei an der vor ihm landete. »Ich habe fast den ganzen Tag verschlafen.« meinte Karnimani im matten Tonfall und wand sich lustlos ab. Der Schweif schliff noch immer am Boden.          »Bidiza, hast du Karnimani nicht den Apfel gegeben?«, zischte Plaudagei krächzend an Bidzida gewandt.          »Donnerwetter! Doch, aber er wollte ihn nicht essen. Er hat keinen Hunger sagt er.«, berichtet Bidiza leise.          »Hm...«, Plaudagei sah Karnimani nach, der gerade die Treppe hinaufging. »Er wird noch an Sehnsucht sterben, wenn das so weiter geht...«, murmelt er.          Karnimani erreichte die erste Gildenebene und machte sich gleich daran, lustlos die nächste Treppe auch zu erklimmen. Palimpalim schwebte an ihn heran. »Wo willst du denn noch hin, Karnimani? Es ist schon spät.«, fragte sie etwas besorgt.          »Hm?«, machte Karnimani und dreht sich zu ihr um. Er hatte Palimpalim gar nicht wahrgenommen, noch die anderen Pokemon, die gerade ihre Belohnungen für eine erfolgreiche Erkundung entgegennahmen. »Ja, ich gehe an den Strand.«, erklärte Karnimani matt.          »Oh...« Palimpalim verstummte kurz. »Aber bleib nicht zu lange. Das Abendessen ist fast fertig.«, versuchte sie ihn freundlich zu locken, doch Karnimani nickte nur müde. »Ich komme schon wieder.« Er wand sich dann ab und ging die nächste Treppe nach oben.          Auf der Eingangsebene ging er hinaus in die Abendröte welche die Sonne über den Himmel warf. Er stieg die Treppen hinab und kam schließlich, langsam zur Kreuzung. Isso schloss gerade das Pandir Kaffee ab, doch selbst der fröhliche Isso sprach Karnimani nicht an, als er mit dem Schwanz über den Boden schleifend in Richtung Strand ging. Karnimanis Gedanken waren völlig leer. Ohne Skampi wäre er nicht in der Knuddeluff-Gilde. Er wäre ein niemand. Jetzt kümmerte es alle, wie es Karnimani ging. Sie hatten alle zugesehen, wie Skampi verschleppt wurde.          Karnimani konnte aber niemanden beschuldigen die Schuld zu tragen, denn was hätten sie denn schon machen können? Als Zwirrfinst mit Reptain und Skampi auf dem Rücken durch das Dimensionale Loch verschwunden war... Das alles ist damals so schnell gegangen, dass keiner hätte handeln können. Karnimani seufzte schwer. Ohne Skampi wollte er kein Erkunder mehr sein, auch wenn es sein großer Traum gewesen war, ohne Skampi wollte er nicht mehr auf Erkundung gehen. Sie hatte ihn dazu erst aufgefordert, seinen Träumen nachzujagen. Auch wenn sie völlig hoffnungslos gewesen war damals, er war es vermutlich noch mehr gewesen.          Er hatte sie am Strand gefunden. Das Evoli hatte geschlafen und Karnimani dachte im ersten Augenblick, sie sei Tod gewesen. Doch dann hatte Evoli sich gerührt und sich als Skampi vorgestellt und sagte dass sie ein Mensch ist. Karnimani dachte zuerst dass Skampi ihn auf den Arm nehmen wollte nachdem sie akzeptieren musste dass sie nun mal ein Evoli und kein Mensch war. Dann hatte Skampi ihm erklärt, dass sie sich an nichts erinnern konnte was vorher passiert war, aber sie sich sicher war, dass sie ein Mensch gewesen ist.          Im Laufe der Zeit war es auch für ihn so relevant geworden, dass er fest daran glaubte, dass Skampi anders ist als ein gewöhnliches Pokemon. Allein schon wegen dem Dimensionalen Schrei der ihnen in der ein oder anderen Situation wirklich nützlich gewesen war.          Karnimani bog um einen großen Felsen um die Ecke und hob den Kopf als er schemenhaft aus dem Augenwinkel erkennen konnte, dass dort jemand war. Die Krabby waren es nicht. Es war wirklich sehr schade, denn eigentlich sprühten sie jeden Abend wenn es schön war immer Blasen in die Luft. Das brachte ihn meistens auf andere Gedanken, aber nach Krabby sahen diese beiden Gestalten nicht aus.          Karnimani erstarrte, als er Reptain am Strand sitzen sah. Er wirkte mitgenommen, mehr noch als damals wo er im Dimensionalen Loch mit Skampi und Zwirrfinst verschwunden war. Reptain beugte sich zu seiner Seite. »Für dich muss es viel schwieriger sein, immerhin... Sind wir nicht mehr dieselben Freunde wie damals. Ich bin nicht mehr die selbe Skampi die du kennst.«, sagte eine weibliche Stimme. Karnimani stockte der Atmen und er hätte am liebsten losgeschrien, als er den buschigen Schweif von Evoli sah. Es war Skampi! Es war eindeutig Skampi! Er würde sie immer erkennen!          Reptain schüttelte lächelnd den Kopf. »Deine Äußerlichkeit ist nicht wichtig Skampi. Ja, sie ist gewöhnungsbedürftig, aber für mich ist wichtig, dass wir wieder zusammen sind.«          Karnimani riss die Augen auf. Dass sie wieder zusammen waren? Was erzählte Reptain da? Er kannte Skampi doch noch nicht einmal! Warum war Skampi überhaupt bei ihm? Warum ist sie nicht direkt zu Knuddeluff-Gilde gegangen? Er ging einen Schritt vorwärts und trat direkt auf trockenes Schilf das leise aber hörbar knackte. Er schollt sich selbst wegen seiner Unachtsamkeit als sowohl Reptain als auch Skampi sich zu ihm umdrehten.         Reptains Sicht »Karnimani!«, rief Skampi neben ihm und sie hörte sich ehrlich erleichtert und glücklich an während ihr buschiger Schweif wedelte. Reptain konnte es ihr nicht verübeln, schließlich war Karnimani ein wirklich guter Freund für Skampi in dieser Welt geworden. Er sah Karnimani an während dieser langsam auf die beiden zukam. Skampi tappte ihm freudig entgegen und drückte ihren Kopf an Karnimanis Hals und über seine Schulter als er in ihre Reichweite kam. Kurz schloss Karnimani die Augen und drückte Skampi fest an sich, doch dann öffnete er seine Augen und starrte wütend auf Reptain. »Warum bist du wieder hier? Was treibt ihr beiden überhaupt miteinander? Seit wann seid ihr wieder hier?«, sprudelte es schroff aus seinem Mund.          Skampi legte die Ohren an als sie ihren Kopf hob und ihren Freund ansieht. »Karnimani. Es ist so viel passiert. Wir waren zusammen in der Zukunft. Karnimani, der Planet...«          »Skampi! Ich bin wirklich froh dass du wieder da bist.«, sagt Karnimani ehrlich und schenkte ihr ein ehrliches Lächeln ehe er sich wieder wütend zu Reptain wand. »Aber warum ist dieser Verbrecher auch wieder hier? Er wird nur wieder Ärger machen!«, schrie er.          Reptain richtete sich auf die Beine und sah Karnimani herausfordernd an. »Ich bin nicht der Grund dafür, dass es hier Ärger gibt.«, versuchte er sich zu verteidigen. Er konnte nachvollziehen, dass Karnimani wütend auf ihn war, aber er war es schließlich nicht gewesen der Skampi wieder zurück in die Zukunft verschleppt hatte.          »Ach nein?! Und die Zahnräder der Zeit? Und dass die Zeit in den Gebieten stillsteht wenn man sie entfernt, das ist kein Ärger?!«, rief Karnimani auf und unterbrach Reptain. Dieser schüttelte den Kopf. Es hatte keinen Sinn mit Karnimani zu reden, solange er nur Streit suchte. »Würdest du mir bitte, eine Minute zuhören...?«, fragte Reptain dumpf, aber ohne große Hoffnung.          »Ich höre niemanden zu, der den Planet in die ewige Dunkelheit stürzen will!«, schrie Karnimani und holte tief Luft.          »Was?! Ich?! Mittlerweile sollte es sogar dir aufgefallen sein, dass Zwirr-...«, doch Reptain brach ab und seine Augen weiteten sich als er erkannte, dass Karnimani ihn jeden Augenblick angreifen würde. Er streckte seine Halmblätter durch und spannte sich an. Karnimani würde ihn nicht zuhören. Wie hatte er glauben können, dass er es täte. Er kniff die Augen zusammen als die Hydropumpe aus Karnimanis Mund direkt auf ihn zuschoss und hob seine Arme mit den Halmblättern um sich zu schützen. Reptain wollte Skampi zuliebe Karnimani nicht verletzen, aber der Hydropumpe konnte er nicht ohne weiteres ausweichen. Sie war nicht so einfach abzublocken wie eine Aquaknarre. Außerdem hatte er sich noch nicht richtig ausgeruht, nach der Hektik in den letzten Tagen.          Skampi schrie auf und Reptain öffnete seine Augen wieder. Karnimani stoppte seinen Angriff, aber Skampi wirbelte bereits einige Meter durch die Luft und landete hart im Sand. Sie hatte sich zwischen den Angriff von Karnimani auf Reptain geworfen. Karnimani rannte mit Verzweiflung im Gesicht auf Skampi zu die reglos im Sand lag, doch Reptain erreichte sie schneller und beugte sich über sie. Mit Erleichterung stellte er fest dass sie sich noch rührte.          Skampi hob den Kopf und spuckte ein Maul voll Sand aus. Dann hustete sie. »Warum hast du das nur getan?«, fragte Reptain leise als auch Karnimani neben Skampi zum stoppen kam und mit den Armen fuchtelte. »Skampi! Oh nein, Skampi! Das wollte ich nicht.«, rief er. Sein Bedauern und seine Reue waren eindeutig herauszuhören.          Skampi rappelte sich auf die Pfoten und schüttelte sich Wassertropfen aus dem Fell. Sie zitterte als ihr Blick auf Karnimani fiel. »Karnimani.« Sie holte tief Luft und hörte sich so an als müsste sie sich in Geduld üben. »Hör auf so einen Unsinn zu machen! Ohne Reptain wäre ich nicht wieder hier. Ich wäre in der Zukunft gestorben, wenn er mich nicht heraus gehauen hätte!«          Karnimani verengte ungläubig seine Augen. »Was? Aber-«          »Nichts aber!«, blaffte Skampi und schnippte mit dem Schweif. »Reptain ist nicht unser Feind, Karnimani. Er ist es nie gewesen. Wir wurden alle an der Nase herumgeführt. Reptain hat seine Gründe, warum er die Zahnräder der Zeit sammelt, hat aber niemanden erzählt was er wirklich mit den Zahnrädern der Zeit vorhat oder was es mit ihnen auf sich hat weil ihm niemand die Gelegenheit dazu gegeben hat! Und wenn du ehrlich bist, du würdest auch nicht in die nächstbeste Stadt spazieren und erzählen dass du aus der Zukunft kommst, oder?!«, blaffte sie ohne auch nur einmal Luft zu holen. Zornig funkelte sie Karnimani an.          Karnimani war unter Skampis bissiger Rede ziemlich klein geworden. Er hob seinen Blick zu Reptain, der allerdings nur auf Skampi blickte. Viel zu überrascht war er über Skampis plötzliche laute Stimme, aber er selbst hatte sich auch schon oft genug von ihr anschreien lassen müssen, wenn sie nicht einer Meinung gewesen waren. »Dann soll er es jetzt erklären...«, murmelte Karnimani leise.          »Keine Sorge...«, murmelte Skampi auf einmal wieder ruhiger und freundlicher. »Das wird er und für seine Worte würde ich meine Pfote ins Feuer legen. Aber zuerst müssen wir irgendwo unterkommen und uns ausruhen.« Ihr Blick traf den von Karnimani. »Kennst du einen Ort, an dem wir wieder zu Kräften kommen können und von dem niemand weiß, Karnimani? Wir sind unglaublich müde und erschöpft.«          Karnimani überlegte, dann nickte er. »Aber wir müssen durch Schatzstadt durch.«, sagte er wobei er Reptain missbilligend ansah. »Der wird nicht ungesehen durchkommen.« Reptain verengte die Augen und sah auf Karnimani. Er sollte besser aufhören, Reptain zu provozieren.          »Wir müssen es versuchen.«, murmelte Skampi und setzte sich kraftlos auf den Boden. »Hast du nicht eine große Decke oder so?«, fragte sie müde.          »Eine Decke?«, fragte Karnimani und dann ging ihm eine Glühbirne auf. »Ahh! Moment!«, rief er und wand sich ab. »Ich bin gleich wieder da!«, sagte er über die Schulter und lief davon. Skampi seufzte leise und ließ ihre Ohren hängen. »Hätte nie gedacht dass ein Wasserstrahl so weh tun kann...«, murrte sie leise vor sich hin.          Reptain kniete sich zu Skampi hinunter. »Geht es dir gut?«, erkundigte er sich leise und Skampi schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss mich ausruhen. Die Attacke hat mir den Rest gegeben. Ein Wunder, dass ich überhaupt noch aufrecht sitzen kann. Als die Hydropumpe mich getroffen hat, dachte ich, mein Trommelfell zerplatzt und ich falle auseinander.«, murmelte sie.          Reptain richtete sich auf und hob Skampi sachte auf. Sie stöhnt leise, aber er setzte sie sofort auf seiner Schulter wieder ab, wo sie sich schwach um seinen Hals festhielt.          Karnimani kam wieder um die Felsen gelaufen und schien in völliger Eile zu sein. Er breitete eine große Decke aus. »Groß genug?«, fragte er und blickt skeptisch drein als er Skampi auf Reptains Schulter sah. »Ja.«, sagte diese ohne auf Karnimanis Blick zu achten. Viel zu müde waren ihre Augen. »Reptain, leg die Decke um deinen Körper und verhülle dich. Am Rande von Schatzstadt gibt es doch einen Pfad.«, begann sie und sah Karnimani an. »Du kennst ihn, Karnimani. Geh bitte voran und bring uns an den Ort an dem wir uns ausruhen können.«          Karnimani starrte Skampi für einige Herzschläge an, doch dann nickte er entschlossen. »Gut.«, sagte er gepresst und ging vor. Reptain zog sich die Decke über den Kopf und Rücken, darauf bedacht dass Skampi noch guten Halt hatte. Dann ging er Karnimani hinterher.          Karnimani führte Reptain an einem Trampelpfad neben dem Pandir Kaffee entlang. Er wurde kaum benutzt und die Nacht die langsam über die Insel hereinbrach erschwerte ihnen ein schnelles vorankommen. Aber sie schützte die Pokemon auch, die in der Dunkelheit ungesehen vorankommen konnten. Reptain war froh dass sie so gut vorankamen, dank der Decke war er kaum von einem Felsen zu unterscheiden - mal ganz davon abgesehen dass sich Felsen nicht bewegten.          Der Trampfelpfad endete an einer Klippe. Als Reptain zurücksah, konnte er das Leuchten von mehreren Fackeln sehen, die noch in Schatzstadt brannten. Etwas raschelte und er richtete seinen Blick zum Ursprung. Karnimani zog einen stämmigen Blätterzweig über den Boden der eine Treppe enthüllte. »Dort hinein.«, wies Karnimani an. Reptain nickte und stieg die Treppen hinunter.          Die Treppe endete nach nur wenigen Stufen und Reptain musste staunen. Die Klippe hatte einen Hohlraum an der Außenwand. Er konnte auf der einen Seite auf das offene Meer hinausblicken und auf der anderen erstreckte sich eine Höhle. Der Blick auf das Meer war mehr eine Art Fenster ohne Scheibe. Am Himmel funkelten bereits einige Sterne die den Schleier der Nacht erhellten. Reptain dachte wieder daran, wie hell sogar die Nächte in dieser Zeit waren. Karnimani kam hinter den beiden verhüllten Pokemon in die Höhle. »Das hier ist großartig.«, schnurrte Evoli und sprang von Reptains Schultern, wobei sie wackelig auf den Pfoten stand und sich lieber gleich hinsetzte. »Woher wusstest du, dass die Tohaido-Klippe noch eine Höhle beherbergt?«          »Nun...«, Karnimani ging an die Wandseite und zog daraus etwas hervor. »Ich habe hier gelebt, bevor ich dich traf Skampi. Danach sind wir ja in die Knuddeluff-Gilde gezogen.«          »Oh...«, sagte Skampi matt. Auf dem Boden lag ein Nest, das schon lange nicht mehr benutzt worden war. Sie blickte zu Karnimani. »Darf ich dein altes Bett benutzen?«, fragte sie etwas schüchtern, doch Karnimani nickte sogleich und sah auch etwas fröhlicher drein. »Klar.« Skampi tappte leise zu dem Nest und stöhnte erleichtert, als sie sich darin zusammenrollen konnte. Reptain zog die Decke von seinen Schultern und legte sie zu Skampi in das Nest, ehe er sich wieder der Meerseite der Höhle zu wand und die Sterne betrachtete. Auch wenn er viel lieber mit Skampi sprechen mochte, wusste er dass sie Karnimani erst einige Fragen beantworten musste.          Karnimani trat an das Nest und berührte Skampi am Rücken. »Ach Skampi.«, seufzte er. »Ich habe dich so schrecklich vermisst.« Seine Augen waren glasig, als würde er vor den Tränen stehen. »Ich bin auch richtig erleichtert dich zu sehen, Karnimani.«, sprach Skampi beruhigend aus dem Nest heraus. »Ich habe dich auch vermisst. Es gibt so vieles was du wissen musst Karnimani und ich werde dir auch alles erzählen.« Skampi stoppte kurz und überlegte ehe sie weitersprach. »Aber fürs Erste solltest du Reptain zuhören. Du wirst ihm wahrscheinlich nicht glauben können, aber es ist alles wahr. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.« Sie klang verschwörerisch während sie Karnimani fest in die Augen blickte.          Karnimani erwiderte Skampis Blick lange, ehe er seufzte und nickt. »Ja, es ist wohl das Beste. Ich habe auch sehr viele Fragen, aber die Pokemon aus der Knuddeluff-Gilde werden sich schon Sorgen um mich machen.«, er sah kurz zu Boden ehe er sich an Reptain wand. »Dann erzähl mal, warum ich dir trauen sollte.«          Reptain drehte sich zu Karnimani und verkniff es sich mit den Augen zu rollen. In seinen Augen wäre die passende Antwort gewesen, warum Karnimani ihm eben nicht trauen sollte, doch anscheinend musste er für diesen Fall wieder einmal weit aushohlen. »Ich stehle nicht die Zahnräder der Zeit. Ich sammle sie. Die Zahnräder der Zeit müssen in den Zeitturm eingesetzt werden. Dieser wird irgendwann in dieser Zeitlinie einstürzen und dadurch wird der Planet gelähmt werden«, erklärte Reptain müde. Er fragte sich wie oft er das wohl noch widerholen durfte. Auf Karnimanis verständnisloses blinzeln fügte er noch hinzu. »Die Zahnräder der Zeit gehören in dem Zeitturm. Durch den Zeitturm wird die gesamte Zeit geregelt. Wenn der Zeitturm einstürzt, wird die Zeit angehalten und der Planet wird gelähmt.«          »Woher willst du wissen, dass die Zahnräder in den Zeitturm gehören?«, fragte Karnimani und legte den Kopf bedächtig schief.          Reptain schnaufte. »Skampi und ich haben nachgeforscht als wir noch in der Zukunft waren.«, entgegnete Reptain was Karnimani nur noch mehr verwirrte. Am liebsten hätte sich Reptain einfach hingesetzt und wäre eingeschlafen. Mit Karnimani zu diskutieren machte noch weniger Sinn als mit irgendeinem anderen Pokemon auf der Insel.          Karnimani spähte zu Skampi, die mit dem Kopf schüttelte. »Das ist eine lange Geschichte. Es hat mit meinem Gedächtnisverlust zu tun.«, erklärte Skampi müde, den Kopf auf den Rand ihres Nestes gelegt. »Das werden wir dir morgen ausführlich erklären Karnimani. Aber wir sind sehr erschöpft und Plaudagei macht sich bestimmt auch schon Gedanken wo du bleibst.«          Aber Karnimani wollte sich noch nicht zufrieden geben. Er wand sich wieder zu Reptain. »Aber warum hielt die Zeit in jedem Gebiet an, an denen du ein Zahnrad der Zeit entwendet hast?«, fragte Karnimani weiter.          Reptain seufzte. »Dieser Sillstand wäre nicht von Dauer gewesen. Wenn die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm eingesetzt werden, würde die Zeit in diesen Gebieten wieder normal weiterfließen. Es hängt damit zusammen, dass der Zeitturm beschädigt ist. Allerdings in welchem Maße, kann ich nicht abschätzen.«, er sah Karnimani lange an, in der Hoffnung dass ihm das genügen würde, doch noch immer starrte er Reptain nur misstrauisch an.          »Karnimani?« Skampi erhob ihre Stimme und Karnimani drehte sich zu ihr. »Die Zahnräder der Zeit wurden von Vesprit, Tobutz und Selfe wieder an die Orte gebracht, wo sie hingehören oder?«, fragte sie nach. Karnimani zögerte kurz, dann nickte er. »Natürlich. Noch in der selben Stunde waren sie wieder auf ihren Positionen.«, verkündete er.          Skampi erstarrte. »Wenn das stimmt, dann wird der Planet gelähmt werden.«, flüsterte Evoli und ihre Augen wurden etwas kleiner, als sie an die Zukunft zurückdachte aus der sie mit Reptain geflohen war. »Ich habe es gesehen, Karnimani. Wenn du es gesehen hättest, du wärst überzeugt. Es hat kein Wind geweht, Felsen habe in der Luft auf der Stelle geschwebt und es war so unsagbar dunkel... Die Blätter haben nicht geraschelt wenn man sie berührt hat. Wasser ist nicht geflossen sondern war massiver Stein... Es war schrecklich.«, berichtete Skampi niedergeschlagen.          Karnimani runzelte die Stirn. »Aber die Zahnräder sind ganz sicher wieder auf ihren Plätzen, dort wo sie hingehören.«, erklärte er.          »Dann sollte das nur bestätigen, was ich gerade erzählt habe.«, meldete sich Reptain zu Wort. »Der Planet wird gelähmt werden, wenn die Zahnräder der Zeit nicht in den Zeitturm eingesetzt werden.«          »Er sagt die Wahrheit, Karnimani. Ich habe die Zukunft selbst gesehen. Ich war dort.«, flüsterte Skampi und erzitterte. Karnimani breitete die Decke über ihr aus. »Du solltest dich jetzt ausruhen.«, murmelte er ihr zu.          Er wand sich wieder an Reptain. »Nun gut...«, begann Karnimani nach einigen Atemzügen zu sprechen. »Ich glaube das, was Skampi sagt. Aber ich werde jedes Vorhaben und jeden Schritt von dir beobachten, Reptain.«          Ein abweisendes »Tse...«, verließ Reptains Mund, doch dann nickte er. »Schön. Wenn du dir die Mühe machen willst.«, murrte er.          Karnimani warf ihm einen letzten, kalten Blick zu, ehe er sich wieder an Skampi wand. »Ich werde morgen wieder kommen und dir... Euch etwas zum Essen mitbringen.«, sagte er nach einigem zögern. »Und morgen möchte ich alles wissen.«          »Ist gut, Karnimani.«, nuschelte Skampi mit dem Kopf zwischen den Pfoten. Sie lächelte ihn müde an und Karnimani lächelte zurück ehe er sich umdrehte und zur Treppe ging. »Ruht euch aus. Hier kommt nie jemand vorbei. Allein dass niemand nach so langer Zeit meiner Abwesenheit hier war, beweist wie wenig Interesse die Pokemon an der Tohaido-Klippe haben.«, sagte Karnimani noch zum Schluss und ging dann die Treppe nach oben.          Reptain seufzte erleichtert aus. Das Verhör hatte ihn geschafft und er war froh wenn er jetzt endlich zur Ruhe kommen konnte. Es raschelte leise als Skampis Kopf wieder am Rand des Nestes auftauchte. »Reptain?«, fragte sie leise. »Wie war ich früher? Also als Mensch?«          Reptain seufzte erneut, doch musste er lächeln. »Nun, eigentlich gar nicht mal so anders als jetzt. Du hast dich nicht verändert, Skampi. Nur deine Erscheinung ist eine andere.«          Und das stimmte auch. Auch wenn er Skampi so lange nicht gesehen hatte und sie ihm am Anfang nicht vertraut hatte weil sie sich von den Worten von Zwirrfinst beirren ließ, war sie so wie Skampi nun mal war. Eine starke Persönlichkeit mit ihrem eigenen Willen. Auch wenn sie manchmal mit ihren Vorhaben mit dem Kopf durch die Wand rannte, versuchte sie es immer weiter bis es funktionierte. Stark und ausgesprochen schlau, das hatte sie ihm immer wieder bewiesen als sie die Rätsel um die Zahnräder der Zeit gelöst hatten.          »Hmm...«,gab Skampi müde von sich. »Also habe ich mich nicht verändert?« Reptain schüttelte den Kopf. »Reptain? Der Baum auf dieser Lichtung...«, fing sie wieder an. »Was stand da geschrieben?«          Reptain schmunzelte und sah Skampi frech an. »Ich habe dir schon immer gesagt, du solltest die Fußabdruckrunen endlich lesen lernen.«, scherzte er. »Stattdessen hast du dich in viel schwierigere Aufgaben verstrickt.« Skampi zuckte unbehaglich mit den Ohren als hätte sie noch jemand anderes darauf hingewiesen, endlich die Schrift lesen zu lernen. Reptain seufzte entspannt. »Dort stehen deine Worte Skampi. Es ist das Versprechen das wir uns damals mit Celebi gegeben haben.«, erklärte er.   »Das Versprechen von C., S., und R. Unser Opfer ist unser Geschenk an euch. Auf dass ihr nie in einer Welt leben müsst, in der Zeit nur ein Wort ohne Bedeutung ist. Wir sind es, die den Sonnenaufgang beschützen.   Das steht auf der Rinde des Stammes geschrieben.«          Skampis Augen wurden groß. »Meine Worte?«, fragte sie.          Reptain nickte und ging näher auf sie zu. »Ja, du hast mich damals noch, als wir die Zahnräder der Zeit in der Zukunft ausfindig gemacht haben, gebeten das in den Baum einzuritzen. Nachdem...«, begann Reptain doch er stockte. Sollte er Skampi wirklich an ihren Verlust erinnern? Sie konnte sich nicht an ihr Dasein als ein Mensch erinnern, oder? Sie wusste überhaupt nichts mehr von damals. »Nachdem...?«, drängte Skampi mit schief gelegtem Kopf und sah Reptain durchdringend an.          Reptain schüttelte den Kopf und lächelte Skampi an. »Nachdem wir schon fast die Hoffnung aufgegeben hatten Erfolg zu haben.«, sprach Reptain. Skampi lächelte nur schwach. »Ein schönes Versprechen. Und es ist ein Schwur geworden, du hast Recht.«, sagte Skampi und sie gähnte lange ehe ihr Kopf vom Rand des Nestes verschwand. »Schlaf gut, Reptain.«, murmelte sie leise.          Reptain sah zu dem Nest in dem ihr braunes Fell sich langsam hob und senkte. »Sichere Träume.«, murmelte er und sah sich in der Höhle um. Er machte es sich an einem Felsen gemütlich, setzte sich, lehnte sich dagegen und sah noch einmal zu Skampi, doch sie war bereits eingeschlafen. Ihr Atem ging langsam und regelmäßig.          Reptain war froh, Skampi wieder begegnet zu sein. Es war nur ein undenkbar, schlechter Zeitpunkt gewesen, als sie Zwirrfinst gegenüber gestanden hatten... Zwirrfinst...          Er würde nicht ruhen. Zwirrfinst würde sie wieder jagen. Es blieb abzuwarten was passieren würde, sie mussten aber auf jeden Fall wieder die Zahnräder der Zeit sammeln. Reptain schloss die Augen. Zufrieden und ruhig wie schon lange nicht mehr versank er in einen tiefen Schlummer.   Kapitel 8: 08 - Das Geheimnis des Grauschleiers -----------------------------------------------          Reptain öffnete die Augen, doch um ihn herum war alles pechschwarz. Verwirrt blinzelte er, in der Hoffnung, dass er seine Augen doch noch nicht geöffnet hatte. Er starrte auf seine Klauen, die er ohne Probleme erkennen konnte. Sein Herz schlug schneller und für den Bruchteil einer Sekunde kam ihm der Gedanke wieder in der Zukunft zu sein. In einer Welt, in der ewige Dunkelheit herrschte, in der Schatten-Dialga die Macht besaß selbst den letzten Rest der Dunkelheit mit kompletter Finsternis zu füllen. Doch dann baute sich ein merkwürdiger, durchscheinender Nebel vor seinen Augen auf.          Wabernd erschien die Schattenhafte Gestalt der menschlichen Skampi vor ihm. Ihre Haare sahen aus, als würden sie etwas wehen, bei jeder Bewegung die sie tat zog sich der Nebel fein mit. Ein schleierhaftes Lächeln huscht über ihr Gesicht. »Gut, dass du wieder in der Vergangenheit bist, Reptain.«, seufzte Skampi erleichtert. »Ich wusste, dass du es schaffen würdest.«          Das Pflanzenpokemon sah Skampis vertraute Erscheinung an und seine Anspannung verflog sofort. Seine gelben, reptilienartigen Augen strahlten Wärme und Zuversicht aus. »Natürlich. Du hast mir sehr geholfen in der Hinrichtungskammer.«, sprach er vertraut und ruhig.          »Hehe...« Skampi lachte leise, schemenhaft und ihre Gestalt verschwamm wabernd, ehe sie sich wieder schärfte. Der Nebelschleier warf nun schärfere Konturen als bei ihrem ersten Zusammentreffen und Reptain konnte sie nun sehr deutlich erkennen. »Du kannst immer auf mich zählen, das weißt du doch.«, grinste die Nebelgestalt von Skampi fröhlich und zwinkerte ihm zu.          Reptain blickte zu ihr auf, als ihn ein Anflug von Traurigkeit wie ein heftiger Windstoß packte und seine Augen überschattete. »Du bist nun ein Evoli...«, begann er wehmütig, doch die Nebelgestalt verschwamm erneut und drohte ihm zu entschwinden.          »Ja, ich weiß, was mit mir geschehen ist.«, sprach Skampi traurig und schüttelte ihren Kopf als sich der Nebel wieder festigte. Dann, klang ihre Stimme viel fester, als sie weitersprach: »Aber das ist nicht wichtig, Reptain. Wichtig ist, das an was du glaubst. An was wir beide geglaubt haben. Ich habe mein Gedächtnis verloren, aber du kannst dich noch daran erinnern. Wie wir Seite an Seite gekämpft haben um unser Ziel zu erreichen. So viel hängt davon ab, dass wir erfolgreich sind. Alle in der Zukunft, deren Herzen noch nicht vertrocknet und dunkel sind zählen auf uns. Du musst weiter machen, egal wie ich jetzt bin.«          Die Nebelgestalt von Skampi begann wieder zu verschwimmen und auseinander zu brechen während sie weiter sprach: »Du musst daran glauben und weiter kämpfen, Reptain. Ich werde immer in deiner Nähe sein. Die Skampi, die du noch von damals kennst. Dein Partner... Deine Freundin...« Ein letzes, aufmunterndes Lächeln breitet sich auf dem Gesicht der Nebelgestalt von Skampi aus, ehe sich der Nebel verflüchtigt und die Gestalt langsam auflöst.          »Nein!«, rief Reptain in die Dunkelheit hinein und versuchte nach ihr zu greifen, doch das einzige was er zwischen seine Klauen zu fassen bekam, sind dünne Nebelschwaden die sich verflüchtigten, sobald er danach ausholte. »Ich muss doch wissen...«, stockte sein Atem haltlos.            »Das kann nicht dein Ernst sein!«, harschte Karnimanis Stimme an sein Ohr. Reptain wagte es nicht die Augen zu öffnen, auch wenn sein Herz wild klopfte versuchte er dieses und seine Atmung zu beruhigen. Es war wieder nur ein Traum gewesen, in dem er gefangen war. Ein Traum, in dem ihm diese nebelhafte Gestalt von Skampi erschienen war und mit ihm gesprochen hatte. Ihm gesagt hatte, dass er nicht aufgeben durfte. Hatte sie nicht auch angedeutet, dass sie jemand anderes ist, als die Skampi die in ein Evoli verwandelt wurde und ihr Gedächtnis verloren hatte? Und doch, waren sie dieselbe Person, so schien es. Das alles klang sehr verwirrend.          »Doch, das ist es.«, drang Skampis Stimme überzeugt und durchdringend. »Ich kann es gerne noch einmal wiederholen. Ich vertraue Reptain. Ob es dir nun passt oder nicht, ist deine Sache. Aber ich kann nur wiederholen, was ich dir bereits sagte. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, Karnimani.«          Ein leises Aufstampfen war zu hören, vermutlich von Karnimani. Sein Körper bebte vor Anstrengung dieser Diskussion standzuhalten. »Gut, vielleicht mag es stimmen, was er über die Zahnräder der Zeit sagt. Aber müssen sie wirklich aus den Gebieten entwendet werden? Du hast doch selbst gesehen, was dann mit den Gebieten passiert. Und was, wenn es nicht nur vorübergehend ist?«, forderte Karnimani zu wissen ein. »Wir haben keine Garantie dass es wirklich so ist, wie er es sagt.«          Skampi zuckte ungehalten mit den Ohren und in ihrer Stimme lag etwas von angestrengter Geduld. »Ich weiß, dass es schwer zu glauben oder zu verstehen ist, Karnimani. Ich verstehe das Ganze ja selbst auch noch nicht so richtig. Aber er weiß definitiv was er tut, er hat sich lange mit der Lähmung des Planeten beschäftigt. Er wird uns helfen.«          »Pah!«, spuckte Karnimani aus. »Ich traue ihm kein Stück!«          Aus Skampis Kehle drang ein leises, undgeduldiges Knurren hervor. »Ich weiß, dass du es nicht leiden kannst wenn du etwas nicht weißt und wenn du dir dein Urteil über jemanden gefällt hast, dann beharrst du stur darauf, egal was man dir erzählt. Aber denk jetzt mal bitte an die Worte von unserem Gildenmeister.«          Eine kurze Stille folgte in der keiner der Beiden etwas sagte, bis Skampi schließlich die Stille brach und hinzufügte: »Es gibt keine bösen Pokemon.«, sagte sie fest.          »Tse...«, fuhr es aus Karnimanis Mund, doch er erwiderte daraufhin nichts, als würde er sich etwas in sein Gedächtnis zurück rufen. Reptain beschloss seine Augen nun zu öffnen und die beiden mit müden Augen anzublinzeln. Er richtete sich auf und streckte sich, ebenso wie seine Halmblätter ordentlich durch. Reptain konnte verstehen, dass Karnimani ihm nicht trauen konnte. Er und auch alle anderen auf dieser Insel wurden viel zu lange mit den Lügen von Zwirrfinst gefüttert, als dass man sie noch umstimmen konnte. Reptain konnte es ihm noch nicht einmal übel nehmen, vielleicht hatte er sich an ein Dasein in dem er geächtet und 'Reptain der Dieb' war auch einfach schon gewöhnt. In der Zukunft hatte er schließlich auch keine andere Rolle eingenommen.          Skampi und Karnimani sahen zu Reptain, nachdem sie sich gegenseitig noch einen kurzen Blick zugeworfen hatten. Skampi begann zu lächeln und mit ihrem buschigen Schweif zu wedeln. »Guten Morgen, Reptain. Hast du gut geschlafen?«, fragte sie freundlich.          Reptain war froh, Skampi wieder auf den Beiden zu sehen. Sie sah viel besser aus, als am Abend zuvor. Langsam nickte er und richtete seine gelben Augen auf sie. »Ja. Ich fühle mich viel besser.«          Eine Stille folgte, doch Skampi unterbrach sie ehe sie peinlich werden konnte. »Komm doch näher zu uns. Hier sind noch ein paar Äpfel die Karnimani uns gebracht hat. Du kannst dich bedienen. Ich habe bereits gegessen und bin satt.«, sprach sie freundlich und warf Karnimani einen kurzen Seitenblick zu, der dazu allerdings nichts sagte.          Reptain stand auf und ging die wenigen Schritte zu Skampi und Karnimani herüber, ehe er sich wieder auf den Boden setzte und nach dem Apfel griff. Er hatte eine gesunde, rote Farbe und sah außerdem sehr saftig aus. »Dann kannst du uns etwas über deine Vergangenheit erzählen.«, fügte Skampi langsam hinzu. Reptain verstand die verschleierte Frage, als er mit einem leisen Knacken in den Apfel biss und darauf kaute. Skampi wollte auch etwas über sich selbst erfahren, sie hatte ihr Gedächtnis verloren und alles an ihr menschliches Dasein vergessen. Sie hatte ihn vergessen.          Mit bitteren Gedanken verzehrte er den Apfel. Skampi wusste nicht wie sehr ihn ihr Gesagtes vom letzten Abend getroffen hatte. 'Immerhin... Sind wir nicht mehr dieselben Freunde wie damals. Ich bin nicht mehr die selbe Skampi die du kennst.' Für Reptain hatte es fast so geklungen, als würde sie ihre Freundschaft aberkennen. Es hatte einen feinen Haarriss in seinem Inneren und einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Sie glaubte nicht mehr dass sie Freunde waren, oder nicht mehr dieselben Freunde wie damals. Reptain schluckte ehe er seine Stimme erhob: »Nun... Du und ich haben in der Zukunft Nachforschungen über die Lähmung des Planeten angestellt. Unser eigentlicher Plan war es, dass wir in der Zukunft die Lähmung des Planeten aufheben, doch du hattest eine Vision, in der die Rede war, dass wir die Lähmung verhindern sollten. Wir wussten zunächst nichts damit anzufangen, doch als wir den Aufenthaltsort von einigen Zahnrädern der Zeit herausgefunden hatten, wussten wir, warum dieser Unterschied der Worte eine so große Bedeutung hatte.«          Reptain legte eine Kunstpause ein und ließ seinen wachsamen Blick über Skampi und Karnimani gleiten. Dass Skampi zunächst unentschlossen war und wieder zu ihrem Dorf zurückgekehrt war, würde er nicht erwähnen. Ebenso wie die Tragödie, die sich in dem Haus abgespielt hatte. »Die Zahnräder der Zeit waren mit den Jahren verschwunden. Später vermuteten wir, dass sie direkt nach dem Einsturz des Zeitturms verschwunden sind, da sie ihren Zweck verfehlten. Als wir die Aufenthaltsorte aller fünf Zahnräder der Zeit herausgefunden hatten, waren wir bereits gesuchte Verbrecher, weil wir den Lauf der Geschichte verändern wollen.«          »Warum redest du von Skampi und dir? Ihr seid doch erst letztens in der Zukunft gewesen und da musstet ihr wohl kaum die Zahnräder der Zeit finden.« Karnimanis Stimme klang stichelnd und zweifelnd während er Reptain ruhig gelauscht hatte.          Reptain richtete seine gelben Augen auf ihn. »Das liegt daran, dass Skampi früher ein Mensch war, wie du wahrscheinlich weißt.« Mit einem prüfenden Blick auf Skampi die nickte fuhr er fort: »Skampi ist ein Mensch aus der Zukunft. Sie war mein Partner während wir die Lähmung des Planeten untersucht haben.«          Karnimanis Augen wurden groß. »Das kann doch nicht sein?«, fragte er verwirrt und sah Skampi an. Doch sie ließ ihren Blick auf ihre Pfoten sinken. »Doch Karnimani, es stimmt.«, murmelte sie leise. »Zwirrfinst hat es mir selbst bestätigt. Reptains Partner war ein Mensch aus der Zukunft, welche die Fähigkeit des Dimensionalen Schreis hatte. Durch einen Unfall wurde ich zu einem Pokemon und verlor mein Gedächtnis.« Sie hob ihren Kopf und sah Reptain an. »Kannst du mir etwas über den Unfall erzählen?«          Reptain schüttelte nur schwer den Kopf. »Ich weiß selbst nicht genau was damals geschehen ist. Auf einmal hast du geschrien und Partikel von Schattenenergien sind um deinen Körper herumgewirbelt. Dann wurde alles schwarz und das Ende des Zeittunnels brachte uns über das Meer, welches in einem tosenden Sturm lag. Ich habe dich dort verloren.«, erklärte er schwermütig. »Ich dachte zuerst Zwirrfinst hätte dich in dem Zeittunnel angegriffen, aber er konnte es nicht gewesen sein. Er war weit weg und beschäftigt.« Reptain verstummte als er darüber nachdachte wie triumphierend Skampi damals die Bodenfalle konzipiert hatte und Zwirrfinst auch noch hineingetappt war. Nicht einmal ein Geistpokemon konnte Skampis Raffinesse standhalten. Doch eine weitere Frage die er nicht beantworten konnte, nahm in seinem Kopf Gestalt an. Wie konnte Zwirrfinst von dem Unfall wissen, wo er doch so weit weg gewesen war?          »Warum ist es schlimm, dass man in einer Welt voller Farben leben möchte?«, fragte Karnimani und sah misstrauisch drein. Vermutlich immer noch auf der Suche irgendetwas zu finden was an der Geschichte von Reptain nicht zusammenpasste. »Ich verstehe nicht warum ihr Verbrecher gewesen sein sollt.«          »Nun, am Zeitturm lebt ein Pokemon namens Dialga. Es verkörpert die Zeit selbst und beherrscht sie auch als solches. Nachdem der Zeitturm einstürzte, der die Zeit bis zu diesem Zeitpunkt regulierte und am Laufen hielt, verlor Dialga den Verstand, da die Zeit nicht mehr existierte. Sein Herz verdunkelte sich und seine Gedanken wurden wirr. Von diesem Zeitpunkt ist es Schatten-Dialga und seine eigene Aufgabe und sein Ziel ist seine Selbstexistenz aufrechtzuerhalten. Wenn man die Lähmung des Planeten verhindern würde, würde Schatten-Dialga nie existieren. Deswegen wollte es uns schon damals aus der Geschichte entfernen und setzt auch alles daran, dass seine nie enden wollenden Herrschaft der Dunkelheit fortbesteht.«, beantwortete Reptain souverän Karnimanis Frage, wobei er ihn fest ansah. Noch immer war da Zweifel in Karnimanis Gesicht.          Skampi zuckte mit den Ohren. »Du hast vorhin etwas von einer Vision erwähnt und von der Bedeutung der Worte.«          »Richtig.«, Reptain nickte und sah mit seinen reptilienartigen, gelben Augen wieder zu Skampi. »Mithilfe deiner besonderen Fähigkeit, dem Dimensionalen Schrei, gelang es uns die Aufenthaltsorte der Zahnräder der Zeit ausfindig zu machen, obwohl die Zahnräder der Zeit selbst nicht mehr existierten. Dein Dimensionaler Schrei, Skampi.«, Reptain sah Skampi ruhig an. »Er löst sich nur bei Orten oder Lebewesen aus, die in der Verbindung mit der Lähmung des Planeten und den Zahnrädern der Zeit stehen. Außerdem wird er nur ausgelöst, wenn ein vertrauter Freund in deiner Nähe ist.«          Skampi wackelte unbehaglich mit dem Schweif. »Deshalb...«, murmelte sie vor sich hin. »Deshalb habe ich damals bei dem erstarrten Wasser nichts gesehen.«          Reptain musterte Skampi eindringlich, dann erinnerte er sich. Kurz nachdem sie diese merkwürdige Handlung gemacht hatte und zerstreut zu ihm zurückkam, hatten sie sich getrennt. Zu seinem eigenen Glück, nur kurz.          »Aber das kann nicht sein.«, warf Karnimani ein und Reptain und Skampi wanden ihre Köpfe ihm zu. »Der Dimensionale Schrei von Skampi, hat sich schon öfters ausgelöst und nicht immer ging es dabei um die Zahnräder der Zeit. Außerdem geschah es das erste Mal bereits schon nach wenigen Tagen.«          Reptain legte den Kopf schief als er einen Anflug des Triumphs auf Karnimanis Gesicht entdecken konnte. Warum wollte er nur unbedingt darauf beharren, dass er die Unwahrheit sagte? »Hier passiert der Dimensionale Schrei also auch, wenn es nicht um die Zahnräder der Zeit geht...?«, murmelte er fragend und leise vor sich hin während er in seinen Erinnerungen wühlte. »Nein, ich bin mir ganz sicher, dass das nie in der Zukunft geschehen ist aus der wir kommen. Aber vielleicht hängt es damit zusammen, dass die Vergangenheit doch um so vieles anders ist als die Zukunft. Vielleicht funktioniert der Dimensionale Schrei deswegen auch anders in der Vergangenheit als in der Zukunft. Und was dein zweites Anliegen angeht, Karnimani. Du warst der erste den Skampi gesehen hat und der sie in diese für sie unbekannte Welt eingeführt hat. Sie kannte nur dich und außerdem hatte sie einen Gedächtnisverlust. Beweist das nicht, wie groß ihr Vertrauen in dich bereits zu Beginn war?«          Das war zumindest die einzige logische Erklärung, die Reptain abliefern konnte. Er erinnerte sich selbst, als Skampis Dimensionaler Schrei direkt zu ihrer ersten Begegnung begonnen hatte. Er wusste selbst nicht genau, was er getan hatte dass sie ihm gleich so sehr vertraute, aber vielleicht hatte sie ihn auch nach vielen Jahren bereits wieder erkannt. Die Nebelgestalt hatte ihm zumindest gesagt, dass sie ihr erstes Treffen nie vergessen hatte. Karnimani sah auf einmal nicht mehr misstrauisch aus, sondern vielmehr getroffen. Verlegen drehte er sich zu Skampi. »Ohje... Jetzt bin ich richtig platt. Da werde ich ja fast rot.«, murmelte er Skampi zu und schenkt ihr einen verlegenen Blick. Skampi lächelte und wedelte freudig mit ihrem buschigen Schweif.          Reptain schmerzte es irgendwie immer mehr, dass Skampi und Karnimani zu einem so guten Gespann geworden waren, wie er selbst und sie es einmal gewesen waren. Doch diese besondere Freundschaft zwischen einem Mensch und einem Pokemon würde es wohl nicht mehr geben. Er seufzte schwer als er daran dachte, wie er alleine auf der Suche nach ihr in dieser Vergangenheit herumgeirrt war. Reptain war überzeugt davon, dass in Evoli noch ein kleiner Teil von Skampi steckte, der sich an ihn erinnern würde, wenn er es nur lang genug daran glaubte.          »Was hast du jetzt als nächstes vor, Reptain?«, fragte sie etwas angespannt und riss Reptain damit aus seinen Gedanken.          Er sah sie und auch Karnimani mehrere Herzschläge lang an. »Ich werde wieder die Zahnräder der Zeit sammeln. Die Lähmung des Planeten muss aufgehalten werden. Es ist ein Versprechen, das wir vielen Pokemon in der Zukunft gegeben haben.« Mit einem prüfenden Blick auf Skampi die den Kopf senkte wartete er ab.          »Aber...!«, begann Karnimani doch Skampi schnippte mit dem Schweif. »Ich werde mitkommen.«, sagte sie mit fester Stimme und hob ihren Blick wieder. Vermutlich erinnert sie sich an das Versprechen, welches sie Apollo gegeben hatte.          »Waaaaaaas?!«, fragte Karnimani fassungslos und sehr langgezogen. Sein Blick lag auf Skampi. Diese wand sich ihm zu und sah sie mit ihren braunen Augen an. »Wir müssen die Lähmung des Planeten verhindern, Karnimani. Diese furchtbare Welt ist schrecklich. Sie lässt keine Hoffnung, keine Träume und keine Wünsche zu. Außerdem habe ich es einem Apollo versprochen. Die Zeit darf nicht angehalten werden. Alles was wir kennen, würde sich verändern und zwar nicht zum Positiven.«          »Aber was ist, wenn die Gebiete in denen der Grauschleier sich wegen der fehlenden Zahnräder der Zeit ausbreitet, nicht wieder normal werden, nachdem sie in den Zeitturm eingesetzt werden?«, fragte Karnimani aufgeregt.          »Der Grauschleier wird nur von kurzer Dauer sein. Sobald die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm eingesetzt werden, wird die Zeit auch in diesen Gebieten wieder normal fließen.«, entgegnete Reptain. »Ich habe dafür zwar keine Garantie, aber so muss es sein, da die Zeit durch den Zeitturm reguliert wird und nicht - wie von jedem fälschlicherweise behauptet - durch die Zahnräder der Zeit.«          Karnimani funkelte ihn zweifelnd an, sagte aber nichts mehr. Reptain erhob sich auf die Beine und streckte seine Halmblätter noch einmal durch, die sich spreizten. »Ich werde zuerst in das Schemengehölz aufbrechen. Dort habe ich mein erstes Zahnrad der Zeit gefunden. Außerdem ist dort keiner, der es bewacht. Es sollte einfach werden, es an sich zu nehmen.«          Skampi sprang ebenfalls auf die Pfoten und peitschte aufgeregt mit dem Schweif. »Alles klar. Ich komme ebenfalls mit.«          Karnimani seufzte leise. »Ich komme ebenfalls mit euch mit.«, sprach er langsam. Skampi stellte die Ohren auf und schenkte ihrem Freund einen dankbaren aber auch einen verwirrten Blick. Karnimani deutete ihre Verwirrung und erklärte: »In der Gilde habe ich in den letzten Tagen keine großen Aufträge machen können, weil ich einem Team bestehend aus einem Teammitglied angehöre. Nur den ein oder anderen Botengang habe ich erledigt, oder ich wurde ins Bett geschickt.« Skampi schenkte ihm einen traurigen Blick. »Ich wollte nicht auf Erkundung gehen wenn du nicht da bist Skampi, oder einem anderen Team angehören und Team Sternglanz aufgeben. Deswegen... Meine Traurigkeit hat meinen gesamten Körper gelähmt. Ich habe doch nur dich als meinen besten Freund.«, brachte er etwas gestockt heraus.          »Ach Karnimani...«, seufzte Skampi und ihre Gesichtszüge wurden weich. Sie tappte mehrere Schritte auf ihn zu und leckte ihm über die Wange. »Ich werde für immer dein Freund sein. Ich danke dir für deine Loyalität, dass du Team Sternglanz nicht aufgegeben hast.«, munterte sie ihn auf und Karnimani sah auf und lächelte sie an.          »Können wir dann? Den Zahnrädern der Zeit werden schließlich keine Füße wachsen, sodass sie zu uns kommen können.«, sprach Reptain leicht gereizt und zerstörte wohl jegliche Atmosphäre.          »Na klar!«, riefen Skampi und Karnimani zugleich und folgten Reptain die Treppe hinauf an die Oberfläche der Tohaido-Klippe. Oben begrüßte sie ein warmer Wind, der ihnen um die Ohren strich und das Fell von Evoli durch wuschelte.          »Wir sollten gleich dort entlang gehen.«, wies Reptain an, als er sich orientiert hatte. Er deutete mit seiner Klaue nach Westen. »Wir können an Schatzstadt vorbei schleichen und direkt in dem angrenzenden Wald untertauchen.«          »Gute Idee.«, stimmte Karnimani zu.          Reptain war überrascht, dass Karnimani auch etwas anders konnte, als ihn ständig zu kritisieren oder seine Erzählungen anzuzweifeln. Doch er kümmerte sich nicht weiter darum und führte die Gruppe an Schatzstadt vorbei wo sie in den Wald eintauchten.            »Legt mal einen Zahn zu. Ihr seid ja langsamer als Schneckmags.«, foppte Reptain die beiden, viel kleineren Pokemon die ihm hinterherlaufen mussten um mit ihm Schritt zu halten.          »Hey!«, Karnimani sah zu Reptain auf, der auf einem Ast eines reifenden Apfelbaumes hockte und zu den beiden hinab spähte. »Wir sind viel kleiner als du! Im Gegensatz zu dir haben wir uns immer noch nicht weiterentwickelt und außerdem können wir nicht einfach von Baum zu Baum springen.«          Reptain legte den Kopf schief während seine gelben, reptilienartien Augen auf ihm ruhten. »Das klingt nach einer Ausrede.«, meinte er matt und sprang kräftig vom Ast ab. Er krallte sich an einen weiteren, stämmigen Ast, auf den er sich dann hinauf schwang.          Skampi und Karnimani blieb nichts anderes übrig, als ihm weiterhin zu folgen und zu hoffen Reptain im Auge zu behalten. Sie waren überhaupt nicht zu langsam. Erstaunlicherweise konnten sie recht gut mit Reptain mithalten. Allerdings war dies auch nicht sein gewöhnliches Tempo. Reptain hielt immer mal wieder an, um sich zu vergewissern, dass die Beiden ihn noch sehen konnten. Die drei Pokemon waren nun fast den halben Tag lang unterwegs und das Schemengehölz war nicht mehr weit entfernt. Allerdings, wenn sie sich nicht etwas beeilen würden, würden sie Schatzstadt vor Sonnenuntergang nicht wieder erreichen. Reptains Blick schweifte in die Ferne, als er die Schritte von Karnimani und Skampi wieder hörte. Dann sprang er weiter, seine Augen verengten sich kaum merklich und er sprang von dem Ast auf den Boden. Er federte sich ab und hob seinen Kopf um sich suchend umzusehen.          Irgendetwas war anders als damals, wo er das Schemengehölz das erste Mal betreten hatte. Er wusste nur nicht was es war, aber es war keinesfalls bedrohlich. Aber etwas stimmte einfach nicht und war falsch. Skampi und Karnimani kamen hinter Reptain keuchend zum stehen. »Was ist los, Reptain?«, fragte Skampi nachdem sie einige Atemzüge lang verschnaufte.          Reptain zuckten noch nicht einmal oder sah sich nach Skampi und Karnimani um. »Vermutlich nichts.«, antwortete er schlicht. »Hier entlang. Wir sind fast da.«          Skampi und Karnimani tauschten einen Blick aus, ehe sie Reptain folgten, der nun im Schrittempo vorangeht.          »Wie haben wir das Zahnrad der Zeit gefunden, Reptain? Dieser Ort scheint nichts mit einem See zu tun zu haben.«, fragte Skampi, wahrscheinlich um die Stille zu vertreiben.          Reptain reagierte nicht sofort ehe er sprach: »In einem Teil des Waldes den wir hinter uns gelassen haben, habe ich lange Zeit gelebt in der Zukunft. Als ich mich entwickelte, habe ich mich hierhin zurückgezogen um meine Stärke zu messen. Die Lichtung auf der sich das Zahnrad der Zeit befand, hatte selbst in der Zukunft eine Art mysteriöse Präsenz und ein abgeschlagener Baumstumpf ähnelte einer Art Podest. Merkwürdigerweise hatte der Ort damals etwas in mir bewegt, ich wusste nur nicht genau was. Als ich dich hierher führte, hast du herausgefunden, dass ein Zahnrad der Zeit einst über dem Baumstamm schwebte. So haben wir den Aufenthaltsort hier ausfindig gemacht. Außerdem sind wir hier Celebi das erste Mal begegnet.«          »Ich verstehe.«, murmelte Evoli begeistert, ließ aber dann ihren Kopf sinken. »Ich kann mich leider an nichts erinnern...«, murmelte sie etwas leiser und entschuldigend. Reptain nickte nur matt. »Du musst dir keine Vorwürfe machen.«          Karnimani betrachtete die beiden von der Seite. »Wer ist denn Celebi jetzt schon wieder?«, fragte er genervt.          »Celebi ist ein legendäres Zeitreisepokemon und eine sehr gute Freundin von Skampi und mir. Sie hat uns den Zeittunnel geöffnet, sodass wir in die Vergangenheit reisen können.«, erklärte Reptain, der sich seinerseits einen gereizten Unterton verkneifen musste.          Skampi nickte. »Außerdem hat sie uns den Rücken frei gehalten, als wir wieder in die Vergangenheit zurückgereist sind.«, murmelt sie matt. Reptain stimmte ihr wortlos zu während sie weiter gingen. »Celebi scheint dich zu mögen, Reptain.«, sprach Skampi weiter und klang etwas heiter dabei.          Reptain ließ keinen Gedanken zu während er die Pokemon weiter in das Dickicht des Waldes hineinführte. »Hm? Wie meinst du das?«, fragte er etwas abwesend.          »Na...«, begann Skiampi und wedelte freudig mit dem buschigen Schweif. »Während wir zum Zeittunnel gegangen sind, hat sie dir ständig einen außerordentlich bezaubernden Blick zugeworfen. Sag nur dass dir das gar nicht aufgefallen ist?«          »Häh?«, mischte sich nun auch Karnimani ein. "Den da mögen? Das kann doch gar nicht möglich sein bei dieser Kratzbürste. Außerdem redet ihr von einem legendären Pokemon, richtig? Was sollte ein legendäres Pokemon mit so einem Anfangen wollen?«          Reptain schwieg, tat so als hätte er Karnimani nicht gehört, machte sich aber mentale Notizen wie er Karnimani am besten ignorieren konnte. »Sei nicht so gemein!«, tadelte Skampi und knuffte Karnimani in die Seite. »Ich glaube Celebi mag ihn wirklich.«          »Sind legendäre Pokemon nicht eigentlich viel, viel größer als wir?«, fragte Karnimani zweifelnd und streckte seine Arme weit auseinander, als wollte er die Größe eines wirklichen legendären Pokemons nachbauen.          »Celebi ist anders.«, erklärte Skampi und grinste dabei. »Sie ist ganz rosa und zierlich wie eine Fee. Sie ist sogar richtig niedlich. Ich dachte zuerst sie ist ein klein wenig verrückt.« Evoli kicherte leise.          »Und ein niedliches Pokemon soll den da mögen? Das klingt ja fast noch unglaublicher...«, maulte Karnimani und Skampi warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Immerhin versucht sie es zumindest, sich Freunde zu machen.«, sagte sie barsch und tappte an ihm vorbei.          Reptain rollte mit den Augen als er in den nächsten Pfad einbog, stoppte er allerdings abrupt. Er verengte die Augen als er durch das Unterholz spähte das von keinem Pokemon benutzt wurde. Es wehte kein Wind mehr und die Blätter machten keine Bewegungen und jeder einzelne Grashalm wirkte wie erstarrt. Skampi und Karnimani kamen hinter Reptain zum stehen. »Was ist denn hier los?«, fragte Skampi mit erschrockenen, geweiteten Augen.          Karnimani stockte der Atmen. »Das-... Das kann aber doch gar nicht sein...«, begann er atemlos.          »Hier ist die Zeit stehen geblieben.«, sagte Reptain und beide Pokemon sahen zu ihm auf während er einfach nur durch das Unterholz spähte. Es gab keinen Zweifel daran, dass die Zeit hier nicht mehr floss.          »Aber wie ist das möglich?«, fragte Skampi laut und wand sich mit Verzweiflung in den Augen an Karnimani. »Selfe, Vesprit und Tobutz haben doch alle Zahnräder der Zeit wieder an ihre Plätze gebracht, oder?«          Karnimani nickte eifrig. »Ja, sie haben gesagt, dass sie das tun werden. Ich kann mir nicht erklären, warum die Zeit hier noch immer still steht.«          Reptain überschattete ein ungutes Gefühl und klebte sich an seinem Rücken wie ekliger, kalter Schlamm. »Weiter. Das Zahnrad der Zeit dürfte nicht mehr weit weg sein.« Mit einem schnelleren Tempo schritt er voran. Skampi und Karnimani folgten ihm auf den Fuß. Alle Müdigkeit von dem vorherigen Marsch war wie weggeblasen. Als sie die Lichtung erreichten überholte Skampi Reptain indem sie an ihm vorbei huschte und zu dem Baumstumpf aufsah indem sie sich mit ihren Vorderpfoten am Stumpf abstützte und mit Hinterbeinen auf dem Boden stand. »Da ist das Zahnrad der Zeit.«, sagte sie laut. »Kein Zweifel... Es ist wieder da wo es sein sollte...«          »Aber warum steht die Zeit hier still?«, fragte Karnimani und ging an einen nahen Busch. »Die Blätter bewegen sich nicht. Hier sind Tropfen im Fall eingefangen und schweben in der Luft!«, rief er atemlos aus.          Reptain ging auf das Zahnrad der Zeit zu. Er hatte einen grimmigen Gesichtsausdruck als er seine Klaue nach dem Zahnrad der Zeit ausstreckte, es umfasste und es an sich nahm. Skampi zuckte nervös mit den Ohren und Karnimani machte einen kleinen Hüpfer vor Schreck. »Du nimmst das Zahnrad der Zeit einfach so?«, fragte er entsetzt.          »Schau dich doch nur mal um.«, sprach Reptain mürrisch und betrachtete Karnimani. »Die Zeit hat hier bereits angehalten. Das Zahnrad der Zeit hat keine Macht mehr über die Zeit in dieser Region. Es ist nutzlos geworden.«          Skampi trat einige Schritte näher an Reptain heran. »Was... Was bedeutet das, Reptain? Du hast eine Vermutung, oder?«, fragte sie schüchtern und ängstlich.          Reptain schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht mit einem ruhigen Gewissen sagen, denn er hatte zu wenig Informationen über diese Welt der Vergangenheit. »Ich habe nur eine Vermutung und die finde ich nicht gerade gut. Wir gehen auf dem schnellsten Weg zurück nach Schatzstadt.«, erklärte Reptain.          »Wollen wir nicht auch die anderen Zahnräder der Zeit suchen?«, fragte Skampi und legte den Kopf schief.          »Nicht jetzt, nein.«, erklärte Reptain bestimmend aber ruhig und sein Blick fiel auf Karnimani. Einige Herzschläge dachte er nach. »Karnimani, du musst etwas für mich erledigen.«, begann er. Karnimani musterte Reptain skeptisch, machte aber keine Anstalten ihn zu unterbrechen. »Du musst dich in Schatzstadt umhören. Du musst herausfinden was zurzeit in dieser Welt vor sich geht.«, erklärte Reptain. Karnimani sah Reptain missmutig an.          »Ich weiß was hier vor sich geht.«, protestierte er, doch diesmal war es Skampi die den Kopf langsam schüttelte. »Nein, Karnimani. Während ich weg war, hast du getrauert und die Welt um dich herum kaum wahrgenommen.«, sie seufzte schwer. »Du hast alles ausgeblendet. Ich kenne dich, Karnimani. Ich kann mir vorstellen, dass du es nicht mitbekommen hast, wenn etwas merkwürdiges geschehen ist. Oder die Bewohner von Schatzstadt oder die Mitglieder der Knuddeluff-Gilde haben es vor dir geheim gehalten, weil sie dich nicht unnötig aufregen wollten...« Skampi legte die Ohren traurig nach hinten als sie ihren Freund betrachtete.          Karnimani seufzt leise. »Ja, ich habe nicht mitbekommen was um mich herum geschieht...«, gestand er nach einigen Sekunden. »In Ordnung. Ich werde mich umhören.« Er sah wieder zu Reptain auf.          Skampi ging auf Karnimani zu und berührte ihn mit der Nase an der Wange. »Du musst mir etwas versprechen, Karnimani. Du darfst dich nie wieder gehen lassen. Das würde ich niemals wollen, egal was mit mir geschieht.«, murmelte sie ihm leise zu. Karnimani nickte nur langsam. »Wir sollten nun zurückgehen.«, sprach er. »Ansonsten ist es bereits Nacht.«          Reptain nickte zustimmend. Er sah auf das Zahnrad der Zeit in seiner Klaue, dann löste er den Anhänger von Skampi an seiner Klaue. Er fädelte das Zahnrad der Zeit darauf auf, zumindest vorübergehend würde es halten. »Steigt auf meine Schultern. Ich bringe euch so schnell wie möglich zurück zur Tohaido-Klippe.«          Karnimani runzelte beträchtlich die Stirn während Skampi hingegen nickte. »Sehr gerne.«, sagte sie und sprang Reptain entgegen, der sie mit seinen Klauen auffing und sie auf seiner rechten Schulter absetzte. Evoli legte sogleich die Pfoten um seinen Hals und blinzelte auf Karnimani hinab der immer noch unentschlossen drein sah. »Na komm schon du Angsthase.«, foppte sie gelassen.          Karnimani verzog das Gesicht. »Na gut...«, grummelte er und ließ sich von Reptain helfen auf seine noch freie Schulter zu klettern. »Haltet euch gut fest.«, mahnte Reptain und sprang daraufhin bereits los. Er legte ein schnelles Tempo zurück indem er über die Lichtung raste und dann in die Baumwipfel sprang um sich dort von Ast zu Ast springend weiter fortzubewegen.            Nach ein paar Stunden erreichten sie wieder die Tohaido-Klippe. Die Sonne stand noch weit über dem Meer und würde aber schon bald darin versinken. Karnimani und Evoli sprangen von seinen Schultern ab, als Reptain wieder auf den Boden war. »Gut, ich gehe dann mal Informationen sammeln.«, sagte Karnimani und eilte davon in Richtung Schatzstadt. Skampi schnurrte belustigt. »Er hat auch seine guten Seiten, Reptain. Nur kann er sie nicht sofort offen zeigen.«, murmelte sie leise während ihr Blick auf Karnimani geheftet war, der bereits aus ihren Augen verschwand.          Reptain zuckte abweisend mit den Schultern. »Es geht mich nichts an, Skampi. Aber wenn du ihm vertraust, werde ich das auch tun. Auf dein Urteilsvermögen konnte ich mich immer verlassen.« Skampi legte die Ohren kurz an, als sie zu ihm hoch sah. Er lächelte ihr entgegen.          »Nun gut.«, murmelte Skampi. »Wir sollten zur Tohaido-Klippe gehen, damit er uns finden wird, wenn er die Informationen hat, die du brauchst.«, sagte sie. Reptain stimmte nickend zu und sie gingen zusammen zurück zu der Tohaido-Klippe. Reptain zog den blätterreichen Ast von der Treppe fort und stieg nach Skampi ebenfalls die Treppen hinunter. Er fädelte das Zahnrad der Zeit von der Kette und wickelte sie wieder um seine Klaue, sodass er sie nicht verlieren konnte.          Reptain sah sich an der Wandseite der Höhle um und ging an eine Truhe heran die dort stand. Skampi legte den Kopf schief als Reptain die Truhe öffnete, sagte aber kein Wort. Reptain wusste, dass er nicht schnüffeln sollte, aber das hatte er auch gar nicht vor. Er griff in die geöffnete Truhe und wühlte durch ein paar Papierrollen, bis er ein Stück Stoff ertastete und es herauszog. Es war ein einfacher Stoffbeutel, klein und einfach mit sich zu führen. Reptain schloss die Truhe wieder und ließ das Zahnrad der Zeit in der Öffnung des Beutels gleiten.          Als er Skampis zweifelnden Blick auffing der auf ihm ruhte, seufzte er. »Ich werde ihm die den Beutel wieder zurückgeben, wenn ich ihn nicht mehr brauche.«, sagte er mit einem genervten Unterton, den er nicht verhindern konnte.          Skampi schüttelte verwundert den Kopf. »Das meine ich nicht Reptain. Du und Karnimani werdet miteinander auskommen, da bin ich überzeugt.«, sprach sie leise doch Reptain sah sie nun sehr zweifelnd an. »Aber etwas anderes beschäftigt mich.«, murmelte sie leise.          »Und das wäre?«, fragte Reptain und wand sich ihr zu. Er setzte sich vor sie und betrachtete sie mit seinen gelben, reptilienartigen Augen. »Du kannst mich alles fragen was dir auf dem Herzen liegt. Ich werde versuchen dir so gut es mir möglich ist zu antworten, Skampi.«          Skampi seufzte und setzte sich ebenfalls hin. »Wie kann ein Mensch mit einem Pokemon sprechen? Wie sind wir uns begegnet? Ich verstehe das nicht.«, fragte sie leise und sah Reptain in die Augen. Etwas verwirrendes spiegelte sich darin.          »Weißt du Skampi, manchmal werden einem Dinge in die Wiege gelegt, die wir uns nicht erklären können. Ebenso wie die Lasten die wir mal tragen werden. Es ist wohl vorherbestimmt.«, versuchte er Skampi ruhig zu erklären. »Aber um deine Fragen zu beantworten, ich weiß nicht warum du mit Pokemon sprechen kannst.« Ein grinsen huschte über seine Lippen. »Ich habe mich damals ganz schön erschrocken, als du irgendwann angefangen hast auf das, was ich gesagt habe zu antworten. Ich musste mir eingestehen dass du mich tatsächlich verstehen kannst.«          Skampi klopfte mit dem Schweif auf den Boden. »Also habe ich dir nie erzählt warum ich mit Pokemon sprechen kann?«, fragte sie und klang etwas frustriert.          Reptain schüttelte den Kopf. »Du konntest es schon als du noch ein kleines Mädchen warst. Du bist vor den Erwachsenen Menschen weggelaufen und hast dich in dem Wald versteckt in dem ich lebte. Dann hast du in einer Astgabel übernachtet und wir haben geredet. Aber der Wald ist nicht die richtige Umgebung für ein kleines, heranwachsendes Mädchen wie du es damals warst. Du hast Angst gehabt, dass du wirklich verrückt wirst, weil die Erwachsenen dir gesagt haben, dass du aufhören sollst so zu tun als könntest du mit Pokemon sprechen.«          »Ich verstehe...«, murmelte Skampi matt und anscheinend enttäuscht.          Reptain legte den Kopf wage schief. »Wie kommst du auf eine solche Frage?«          »Nun, ähm...«, überlegte sie und ihr Blick haftete wieder auf Reptain. »Kurz nachdem ich am Strand erwachte war ich nicht erschrocken darüber, dass ich Karnimani verstehen konnte. Vielmehr war ich verwirrt, dass ich ein Evoli bin, da ich überzeugt war, dass ich ein Mensch sein sollte.«          Reptain nickte. »Ich weiß nicht wie alt du damals warst, aber du warst noch recht jung als wir uns das erste Mal begegnet sind. Und ich war auch noch nicht der, den du nun siehst, ich war noch in meiner Vorentwicklung.«          Skampi legte den Kopf schief. »Also ein... Geckarbor?«, fragt sie zaghaft nach.          »Richtig.« Reptain nickte erneut. »Es gab eine Auseinandersetzung mit den Zobiris. Dank dir war es mir möglich, mich zu entwickeln obwohl es in der Zeit der Dunkelheit nahezu unmöglich ist, sich weiterzuentwickeln.«          Die Ohren von Skampi spitzen sich angestrengt während sie nachdenkt. »In der Zukunft kann man sich nicht weiterentwickeln? Warum?«          »In einer Welt, in der die Zeit schon so lange still steht, ist es für die Pokemon nicht mehr möglich sich von selbst zu entwickeln. Man braucht ein starkes Band oder eine Emotionale Verbindung zu jemanden, damit es noch funktioniert. Aber selbst das ist nur noch sehr selten zu finden, da die meisten Herzen der Pokemon schon so lange der Dunkelheit ausgesetzt sind, dass viele von ihnen verrückt wurden.«          Evoli nickte langsam und sieht fröhlicher aus. »Ich bin froh, dass ich dir dabei helfen konnte, Reptain.«, sprach sie leise. »Auch wenn ich mich leider nicht mehr daran erinnern kann.«          Reptain ließ die Worte in sich sacken und nickte nur langsam. »Es ist in Ordnung, Skampi. Du kannst nichts dafür dass du dich nicht Erinnern kannst.« Auch wenn er die Worte genauso meinte, wie er sie ausgesprochen hatte, traf es ihn doch sehr dass sich Skampi an nichts mehr erinnern konnte was sie gemeinsam durchgestanden hatten. Hatte die Skampi in seinen Träumen nicht gesagt, dass sie ihr erstes Treffen nie vergessen würde?          Beide Pokemon hörten wie der große Blätterzweig weggeschoben wurde und die Treppe leise knarrte. Karnimani kam die Treppe hinunter gestiegen, er blickte zu Boden und seine Augen waren nachdenklich getrübt.          »Hallo Karnimani. Gut dass du zurück bist.«, begrüßte Skampi ihn und wedelte mit dem buschigen Schweif.          »Ja.«, murmelte er lediglich matt. Skampi klopfte beunruhigt mit dem Schweif auf dem Boden und zuckte nervös mit den Ohren. Ihr entging nicht dass Karnimani niedergeschlagen wirkte.          »Was hast du herausgefunden?«, fragte Reptain. Das ungute Gefühl, dass ihn begleitete als er das Schemengehölz verlassen hatte, kroch abermals über seinen Rücken.          Karnimani ließ den Kopf hängen, ehe er zuerst zu Skampi sah und dann zu Reptain hinauf. »Nun...«, begann Karnimani. Er scheint die passenden Worte nicht zu finden. »Nichts wirklich gutes.«          »Was meinst du damit, Karnimani?«, fragte Skampi besorgt und legte die Ohren flach zurück.          Karnimani ließ einige Momente verstreichen, ehe er tief Luft holte. »Die Zahnräder der Zeit sind alle wieder an ihren ursprünglichen Orten positioniert. Aber nachdem Vesprit, Selfe und Tobutz die Zahnräder der Zeit wieder an die Orte gebracht hatten, wo sie hingehören, ist die Zeit in den Regionen nach wie vor stillgestanden.«          Karnimani begann nervös auf und abzulaufen, während er nachdenklich den Kopf nach unten gesenkt hielt. Skampi sah entsetzt drein als er fortfuhr: »Stattdessen hat sich der Grauschleier in den Gebieten noch weiter ausgebreitet, sodass nun der Großteil der Insel von dem Stillstand der Zeit betroffen ist.«          Reptain senkte den Kopf. Jede Zelle seines Körpers wollte sich sofort wieder auf die Suche nach den Zahnrädern der Zeit machen. »Was ist los, Reptain?«, riss Skampi ihn aus seinen Gedanken. »Es sieht so aus, als wüsstest du was hier vor sich geht.«          »Es sieht ganz danach aus, dass sich der Zeitturm inmitten der Phase des Einsturzes befindet.«, murmelte Reptain unheilvorhersagend. Karnimani und Evoli wechselten einen Blick. »Können wir es denn noch aufhalten?«, fragte Karnimani entschlossen.          »Ja, aber wir müssen uns beeilen und wir sollten uns aufteilen.«, entgegnete Reptain während er ebenfalls nun statt Karnimani anfing im Kreis zu gehen. Er musste seine Gedanken zusammenfassen und das konnte er am besten wenn er sich bewegte.          »Wir können uns aufteilen um die Zahnräder der Zeit einzusammeln.«, schlug Skampi vor und nickte. »Karnimani und ich könnten...«          »Nein, Skampi. Wir haben nicht genügend Zeit.«, beharrte Reptain. »Jede Sekunde die verstreicht ist wertvoll. Ihr beiden seid ein gutes Team und ich zweifle nicht daran, dass ihr es schaffen würdet die Zahnräder der Zeit zu sammeln. Aber sie liegen wie zu weit voneinander entfernt und was längere Strecken angeht seid ihr nicht schnell genug. Nein... Es ist besser wenn ich sie sammle. Außerdem kenne ich den Weg.«          Karnimani ging einige Schritte vor und stelle sich Reptain in den Weg der gezwungen war stehen zu bleiben und ihn anzusehen, anstatt weiterhin im Kreis zu laufen. »Dann sag uns, was wir tun sollen. Wir können nicht einfach herumsitzen und darauf warten dass du wieder mit den Zahnrädern der Zeit hier bist.«          Reptains gelbe, reptilienartigen Augen sahen auf Karnimani hinab und fing den misstrauischen Blick auf den er zu ihm hochsandte. Er hätte nun grinsen wollen, aber ihm war nicht danach. »Egal ob du mir traust oder nicht, Karnimani. Diese Situation ist wirklich ernst und du solltest dem was ich dir - was ich euch sagen werde Glauben schenken.« Reptain spürte, dass Karnimani mit sich selbst kämpfte, aber ohne dass Skampi etwas sagte nickte er schließlich und sah Reptain fest in die Augen.          »Gut.«, entgegnete Reptain und winkte Skampi ebenfalls zu sich. »Der Zeitturm steht an einem Ort, der sich Verborgenes Land nennt.«          »Das Verborgene Land?«, fragte Skampi und späht zu Karnimani, doch dieser schüttelte nur den Kopf. »Ich habe noch nie von einem solchen Ort gehört.«, gab dieser von sich.          Reptain verkniff sich ein bitteres seufzen. »Ich habe so etwas schon geahnt... Das Verborgene Land, ich kann euch leider nicht mehr darüber sagen, weil in der Zukunft der Zeitturm und das Verborgene Land mit der Insel zusammengeschmolzen sind. Aber es muss irgendwo sein.«          Skampi spitzte die Ohren, beugte ihren Oberkörper etwas nach vorne und peitschte mit dem Schweif in der Luft. »Alles klar. Also werden Karnimani und ich nach dem Verborgenen Land suchen.«          Karnimani stimmte kopfnickend zu. »Ja. Skampi und ich sind gut darin, wenn es heißt verschlüsselte Geheimnisse zu lüften.«, pflichtete Karnimani eifrig bei.          »Gut, dann ist ja alles klar.«, sagte Reptain ernst und wand sich der Treppe zu. »Wir sollten sofort aufbrechen.«          »Warte Reptain.«, klang Skampis Stimme ruhig. Reptain drehte sich um und auch Karnimani sah zu Skampi. »Sieh mal nach draußen.«, entgegnete Evoli leise. Reptain erkannte nun was sie meinte, als er seinen Kopf zu der offenen Seite der Höhle hob.          Die offene Seite der Höhle welche die Sicht auf das offene Meer bot, verriet ihm die aktuelle Tageszeit. Es war bereits Nacht, der Mond war aufgegangen und einige Sterne funkelten über dem Meer die es zum glitzern brachten. Reptain ließ die Schultern hängen. Er hatte überhaupt nicht mitbekommen dass die Sonne bereits untergegangen war. Durch die neuen Erkenntnisse und die Bestätigung seiner Vermutungen war es so nebensächlich geworden.          »Es ist nicht schlimm Reptain. Wir sind nur zu sehr an einen festen Schlafrhythmus gebunden. Und ich glaube es wäre auch besser für dich wenn wir uns heute noch einmal alle ausruhen und ordentlich schlafen ehe wir aufbrechen.«, erklärte Skampi ruhig die ihm wohl angesehen hatte, dass er die aufgezogene Nacht nicht mitbekommen hatte.          Karnimani nickte und sah von Skampi zu Reptain. »Ja, Skampi hat Recht. Außerdem macht sich die Gilde bestimmt schon Sorgen um mich, weil ich wieder erst so spät zurückkomme. Nicht, dass sie noch misstrauisch werden und mir folgen.«, erklärte Karnimani und ging zur Treppe an Reptain vorbei. »Ich habe heute eine Bitte um Beurlaubung bei Plaudagei eingereicht. Damit es nicht weiter auffällt, wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin. Ab morgen bin ich von meinen Rekrutenpflichten fürs erste freigestellt. Dann können wir uns auf die Suche nach dem Verborgenen Land konzentrieren. Ich treffe dich morgen, Skampi.«, sagte er über die Schulter und grinste ihr frech zu. Als er seinen Blick über Reptain schweifen ließ, verdüsterte sich dieser jedoch etwas. «... Vielleicht bis morgen...«, brachte er langsam und zögernd heraus, ehe er sich ohne ein weiteres Wort abwand und die Treppe hinaufstieg.          Reptain sah noch immer Karnimani vor sich, obwohl er nicht mehr vor ihm stand. '...Vielleicht bis morgen...', hallte es in seinem Kopf noch einmal. Was ging nur in Karnimanis Kopf vor sich? Er konnte ihn so schlecht einschätzen. Aber dass er irgendeine Wut gegen Reptain verspürte und diese auch offen zeigte ging ihm gewaltig auf die Nerven. Karnimani musste doch auch einsehen, dass nicht er es ist, der die Lähmung des Planeten anstrebt.          Ohne ein weiteres Wort an Skampi zu verlieren wand er sich ebenfalls der Treppe zu und eilte diese hinauf. Skampi blieb zurück, legte den Kopf nachdenklich auf die Seite und wand sich nachdenklich zur offenen Höhlenseite zu. Sie klopfte taktvoll mit dem Schweif auf den Boden, was leise, dumpfe Laute von sich gab, während ihr Blick über die Sterne schweifte.            Karnimani wollte gerade in Richtung Schatzstadt gehen, wahrscheinlich hatte er noch kurz inne gehalten und nachgedacht ehe er sich auf den Weg machte. »Warte, Karnimani.«, rief Reptain leise und Karnimani blieb sofort stehen. Er drehte sich zu Reptain um und sah ihm trotzig in die Augen. »Was ist?«, war seine patzige Frage.          Reptain versuchte seine Wut zu unterdrücken. »Ich bin nicht dein Feind. Du solltest dir deine Wut für jemand anderen aufheben.«, knurrte Reptain gereizt. Karnimani sagte nichts, er starrte Reptain einfach nur an. »Ich weiß, dass ich dich nicht gerade freundlich behandle. Aber warum sollte ich?«, war seine blaffende Gegenfrage. »Zwirrfinst hat uns über dich so viel erzählt und das soll alles falsch sein?«          Reptain ging einige Schritte auf Karnimani zu und verengte seine Augen. »Nicht gerade freundlich? Eine maßlose Untertreibung wenn du mich fragst. Ich bin also nach wie vor also der Bösewicht und Zwirrfinst soll der Gut sein? Nachdem wir wieder in der Zukunft waren, wurde ich mit Schlaf- und Flairsamen betäubt und mit Skampi in eine Hinrichtungskammer gebracht.«, erzählte er grimmig. »Ich bin es nicht, der hier irgendjemanden schaden möchte. Zwirrfinst hatte den Befehl gegeben Skampi und mich hinrichten zu lassen. Selbst du musst dir eingestehen, dass keine Strafe einen Tod rechtfertigen kann.« Reptain betrachtete einige Herzschläge Karnimani, dessen Gesichtszüge ihm zu entgleiten schienen. »Außerdem musst du dir eingestehen, dass Zwirrfinst auf dem Hauptplatz von Schatzstadt sehr überzogen reagiert hat, als Skampi den Knebel nicht im Mund hatte und sprechen konnte. Er hat sie einfach mitgenommen, ohne dass sie einen Verhör bekommen hat. Bist du so Blind oder willst du es einfach nicht akzeptieren? Zwirrfinst war nie derjenige für den er sich ausgegeben hat.«, blaffte Reptain und zitterte vor unterdrückter Wut.          Zu Reptains Überraschung seufzte Karnimani und sah zu Boden. »Es ist nicht so, dass ich dir immer noch nicht glaube und dich angeschwindelt habe, Reptain. Das was du erzählt hast und einfach alles klingt so plausibel und logisch... Außerdem war Skampi ebenfalls in der Zukunft und hat alles mit eigenen Augen gesehen. Es selbst miterlebt. Das mit dem Zeittunnel habe ich zwar immer noch nicht ganz verstanden und den Unfall, aber es scheint wirklich so als wäre Skampi früher dein Partner gewesen und dass ihr beide die Lähmung des Planeten verhindern wolltet.«          Karnimani stoppte kurz und suchte nach den passenden Worten während Reptain schweigend wartete. »Ich habe Zwirrfinst wirklich geglaubt, ich habe ihn bewundert. Umso größer war der Schock damals als er Skampi ohne sie aussprechen zu lassen in das Dimensionale Loch mitgerissen hat. So wie ihr beide nun alles erklärt habt macht es Sinn.« Er schluckte und begann zu zittern. »Nie im Traum hätte ich auch nur daran gedacht, dass der Skampi hinrichten lassen würde. Ich dachte noch nicht einmal, dass er dich hinrichten lässt, Reptain.« Karnimani sah zu ihm auf. Sein Blick war getrübt. »Man sollte keinem Pokemon etwas böses Wünschen, egal was es für schreckliche Dinge getan hat. Unser Gildenleiter hat uns immer gesagt, dass die Ganoven die wir fangen nicht böse sind...« Karnimani schüttelt den Kopf als wolle er eine Fliege loswerden. »Ich bin nicht wütend auf dich, Reptain. Ich bin viel mehr wütend auf mich, dass ich mich von Zwirrfinst so sehr beeinflussen und um die Nase herumführen habe lassen. Es tut mir leid, dass ich es an dir auslasse.«, murmelte Karnimani deprimiert.          Reptains Wut verrauchte auf der Stelle. Er konnte sich sehr gut vorstellen wie es sein musste, von einer Person sehr lange belogen zu werden und dann schließlich enttäuscht und verraten zu werden. Es war wie ein Faustschlag mitten auf die Nase. Reptain senkte den Kopf. »Angenommen.«, sagte er ohne jeglichen, gereizten Unterton. Karnimani sah ihn fragend an. »Deine Entschuldigung.«, schmunzelte Reptain. »Ich nehme deine Entschuldigung an, Karnimani. Und weißt du, manchmal hilft es einem, wenn man sich selbst als erstes eingesteht einen Fehler gemacht zu haben.«          Karnimani seufzte und sah auf den Boden. »Aber...«, begann Reptain erneut. »Niemand ist perfekt. Wir haben alle schon einmal Fehler gemacht - die einen mehr, die anderen weniger - über die man sich im Nachhinein sehr aufregt. Aber es ist geschehen.«, er zwinkerte dem kleinen Pokemon zu. »Man muss nur wieder aufstehen und weiter laufen.«          Die Miene von Karnimani hellte sich etwas auf, als er über das gesprochene von Reptain nachdachte. »Man muss nur wieder aufstehen? Ich glaube du hast Recht, Reptain. Man muss das hinter sich lassen können, da man es nicht mehr ändern kann.«          »Richtig.« Reptain musste grinsen. »Du kannst nur dafür sorgen, dass du nicht mehr denselben Fehler begehst.«          Karnimani nickte und grinst Reptain ebenfalls an. »Danke Reptain.«, nach einigen Herzschlägen in denen Reptain Zufriedenheit in sich verspürte, dass er die Konfrontation mit Karnimani gesucht hatte, redete Karnimani weiter. »Ich muss jetzt wirklich zurück zur Gilde.«          Reptain nickte ihm zu. »Sichere Träume, Karnimani. Bis morgen.«          »Bis morgen Reptain.«, rief Karnimani über die Schulter und rannte den Weg entlang der nach Schatzstadt führte.          Ein frischer, angenehmer Wind wehte um Reptains Schultern und er sah in den Himmel über sich. Er hatte sich die vielen, wunderschönen Sterne noch nie so genau angesehen. Sie funkelten wie winzige Glitzersteine, die in den Himmel festgeklebt worden waren. Auf einmal löste sich einer der funkelnden Steine, schoss über den Himmel und zog einen Lichtschweif hinter sich her. Reptain wusste nicht, was das bedeutete, aber es sah unglaublich schön aus. Ein seufzen drang aus seinem Mund während er seinen Blick wieder senkte und zur Treppe ging. Wenn er sich doch auch die Worte, mit denen er Karnimani aufheitern konnte, selbst zu Herzen nehmen konnte.            Als er in der Höhle nach Skampi Ausschau hielt, fand er sie sehr schnell. Skampi saß am Rand der offenen Klippe und starrte über das Meer, welche kleine Wellen schlug. Reptain setzte sich leise neben sie und sah ebenfalls nach draußen, doch seine Augen lagen auf den Sternen, die wundervoll den Nachtschwarzen Himmel zierten.          »Als ich am Strand aufgewacht bin...«, begann Skampi langsam und Reptain sah zu ihr hinab. »... Ich wäre wirklich verloren gewesen, wenn Karnimani mich nicht gefunden hätte. Er wollte schon immer mal ein Erkunder werden, der beste Erkunder aller Zeiten.«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu. »Nach einem kleinen Abenteuer überredete er mich dazu ein Team zu gründen. Die Gildenmitglieder der Knuddeluff-Gilde sind alle so etwas wie eine Familie für mich geworden. Wenn ich mir nur vorstelle bei ihnen ganz in der Nähe zu sein, wärmt sich mein Herz auf. Natürlich habe ich versucht etwas über meine Vergangenheit herauszufinden. Wer ich bin und warum ich nun ein Pokemon bin und warum ich mein Gedächtnis verloren habe. Aber bei einer solchen Gegenwart habe ich es auch das ein oder andere Mal außer Acht gelassen und habe einfach nur gelebt.«          »Hmm...«, grübelte Reptain über Skampis Erzählung nach. Sie hatte sich nach ihrem Erwachen an nichts außer ihrem Namen erinnern können und daran, dass sie einmal ein Mensch gewesen war. »Konntest du dich mit der Zeit an einige Dinger wieder erinnern?«, fragte er leise und hoffnungsvoll nach.          Skampi schüttelte den Kopf. »Mir sind mal hier, mal da einige Orte sehr bekannt vorgekommen, als wäre ich schon einmal dort gewesen. Es war aber nur ein Gefühl, nichts weiter. Alles was ich über mich von damals weiß, ist das was du mir erzählt hast.« Skampi hob den Kopf und sah Reptain an. »Hast du dir Sorgen gemacht, als ich nach der Zeitreise nicht da war?«, fragte sie traurig und mitfühlend.          Reptain ließ den Kopf sinken und sah wieder auf das Meer hinaus. »Ja, ich habe mir die ganze Zeit über Sorgen um dich gemacht. Anfangs dachte ich, du seist ertrunken und hättest den starken Sturm nicht überlebt. Ich habe den kompletten Rand der Insel abgesucht um dich ausfindig zu machen. Nicht weit von dem Strand hier habe ich meine Suche dann aufgegeben. Ich habe mir eingeredet, dass du dich schon auf den Weg gemacht hast, um die Zahnräder der Zeit zu sammeln. Sehr lange habe ich mich an diese Hoffnung festgehalten, doch mit jedem Zahnrad der Zeit das ich einsammelte, wurde auch diese Hoffnung geringer...«, murmelte Reptain immer leiser werdend. Dann plötzlich Lächelte er. »Zum Schluss sagte ich mir, dass du bestimmt zuerst nach dem Verborgenen Land gesucht hast und wenn ich alle Zahnräder der Zeit eingesammelt habe, würdest du auf mich warten und mich fragen was denn so lange gedauert hat... Als ich - wir - dann gefangen genommen wurden und in der Zukunft waren, da hatte ich mich bereits aufgegeben.« Reptain hob seinen Kopf schwer und atmete die salzige Meeresluft ein. »Aber dann habe ich an dich gedacht. Ich musste weiter kämpfen. Vermutlich würdest du auf mich warten. Es hat mir geholfen dem Alptraum ein weiteres Mal zu entkommen, immer und immer wieder unermüdlich weiter zu machen.«          Skampi lauschte Reptain mit Bewunderung in den Augen. Reptain sah wieder mit seinen gelben, reptilienartigen Augen zu ihr herab. »Es war ein großer Schock für mich, dass du Skampi sein sollst. Ich wollte nicht wahr haben was Zwirrfinst gesagt hat.«          Skampi nickte verstehend. »Ich kann es verstehen. In einer solchen Situation hätte ich das vermutlich auch nur schwer akzeptieren können... Zwirrfinst hat den Plan ziemlich komplex ausgetüftelt. Ich hätte ihm nicht zugetraut, dass er so weitsichtig ist.«          Reptain musste zustimmen. Skampi ließ ein mehr oder weniger lautes Gähnen von sich hören und rieb sich mit einer Pfote über das Gesicht. »Wir sollten schlafen gehen.«, meinte sie. »Morgen werden wir früh aufstehen müssen um aufzubrechen. Du, um die Zahnräder der Zeit zu sammeln und ich mit Karnimani um das Verborgene Land zu suchen.«          Reptain nickte und stand auf. Er sah noch ein letztes Mal über die funkelnden Sterne, die zahlreich den Nachtschwarzen Himmel übersäten, ehe er sich mit Skampi in das Innere der Höhle zurückzog.   Kapitel 9: 09 - Der weise Wächter ---------------------------------            Reptain schlief sehr schlecht in dieser Nacht. Oft wachte er ohne einen Grund auf und zwang sich nach wenigen Atemzügen wieder seine Augen zu schließen. Am liebsten wäre er sofort aufgebrochen um die Zahnräder der Zeit zu sammeln. Er wusste selbst nicht, was ihn davon abhielt. Ob es nun der gute Rat war, sich lieber ausgeruht auf die Reise zu machen, oder sein unausgesprochener Wunsch mehr Zeit mit Skampi verbringen zu können ehe sich ihre Wege erneut trennten. Auch wenn sie sich diesmal wieder treffen würden, innerlich zerriss es ihn, seinen Partner, seine Freundin wieder einmal nicht an seiner Seite zu wissen.          Die Zweifel schienen die Überhand in seinen Träumen zu gewinnen, bis er etwas in einer schwarzen Leere erkennen konnte. Es waren wieder die schwachen Nebelschwaden, die sich zu einer Form zusammensetzten. Die wabernde Schattengestalt, die ihm bereits so vertraut geworden ist, stand wieder vor ihm und grinste ihn frech an. »Die Arbeit aufzuteilen ist gar nicht dein Stil, Reptain.«, plauderte sie fröhlich. Reptain legte den Kopf schief und sah die Nebelgestalt von Skampi wehleidig an. »Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen.«, antwortete er schlicht mit trockener Kehle.          Skampis wabernde Gestalt kicherte. »Ich sagte nicht, dass es schlecht ist, nur dass es nicht zu dir passt.«          »Wer bist du eigentlich?«, fragte Reptain plötzlich fast schon sehnsüchtig. Eigentlich war es nur ein Gedanke gewesen der ihm durch den Kopf geschwirrt war. Aber aus irgendeinem Grund hatte er ihn ausgesprochen. Vielleicht lag es daran, dass er es nicht gewohnt war, so viel zu träumen und vertrauten Gestalten zu begegnen die nun völlig anders aussahen.          Die Schattengestalt ließ ein langes seufzen vernehmen und der Nebel teilte sich auf. Skampis menschliche Gestalt erschien erneut, aber neben ihr war noch eine, viel kleinere Gestalt zu erkennen. Als sie sich zusammensetzte erkannte Reptain Evoli. »Ich bin sie.«, sagte Skampi sehr leise und traurig. »Ich bin jetzt ein Evoli.«          »Aber warum?«, fragte Reptain verzweifelt. »Weißt du wie du zu einem Evoli geworden bist? Kann... Kann ich das rückgängig machen?«, fragte Reptain weiter. Sein tiefster Wunsch Skampi wieder als den Menschen vor sich stehen zu haben der sie nun mal gewesen ist, wurde laut ausgesprochen. Es war sehr egoistisch von ihm, das wusste er, aber er vermisste ihren vertrauten Umgang.          Skampi schüttelte traurig den Kopf und einige Nebelschwaden aus ihren Haaren verloren sich im Nichts. »Nein, Reptain. Ich werde wohl nie wieder ein Mensch sein können. Außerdem habe ich nun als Evoli alle meine Erinnerungen verloren. Alles was du ihr erzählt hast, über sich selbst kommt ihr wohl nur als eine schöne, unwirkliche Geschichte vor.« Reptain schluckte schwer bei ihren Worten, lauschte aber weiter. »Du erinnerst dich doch noch an unsere erste Reise durch den Zeittunnel in die Vergangenheit, oder Reptain?«, fragte sie etwas unsicher und betrachtete ihn.          »Natürlich.«, entgegnete Reptain und blinzelte. »Etwas war... Falsch.«          Skampi nickte langsam. »Ja, auf der Seite des Zeittunnels, den wir betreten haben stand ein Pokemon und es hat eine Attacke gewirkt. Reptain, mein teurer Freund, er hat auf dich gezielt.«          »Was?!« Reptain starrte Skampi verwirrt und entsetzt gleichermaßen an.          »Ja, es stimmt. Er hat auf dich gezielt. Er wollte dich so schwer verletzen, dass du aufgrund der Verletzungen gestorben wärst. Aber... Wie hätte ich das zulassen können?«, fragte die Nebelgestalt von Skampi mit einem schweren Kloß im Hals.          Reptain stand fassungslos da. »D-du hast dich geopfert?«, brachte er nach einigen Sekunden erschüttert heraus.          Skampi schüttelte den Kopf und ihre Miene hellte sich ein wenig auf. »Es ist kein Opfer, wenn man jemanden schützt der jemanden etwas bedeutet. Aber aufgrund dieses Angriffs, in dem Zeittunnel während unserer Zeitreise, wurde ich zu einem Pokemon und habe mein Gedächtnis verloren. Schon als wir in den tosenden Wellen aufgeschlagen waren, konnte sich Evoli an nichts mehr erinnern.«, sprach Skampi und ihr Gesicht verdüsterte sich.          »Es war Zwirrfinst, oder?«, fragte Reptain und knirschte mit den Zähnen, doch Skampi schüttelte den Kopf. »Nein, Zwirrfinst ist es nicht gewesen. Er war viel zu weit weg, als dass er es hätte sein können. Es war ein Pokemon, das ich nicht kannte. Es wollte uns aus dem Weg räumen, da wir die Geschichte ändern wollten.« Skampi stoppte abrupt als wollte sie noch etwas hinzufügen, entschied sich aber dann doch anders.          Reptain fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen als er versuchte zu begreifen was Skampi ihm da erzählte. »Aber, warum hast du das gemacht?«, fragte Reptain verzweifelt. Skampi schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Weil du mir alles bedeutest, Reptain.« Sie sah ihn fröhlich und sanft an.          Reptain kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Er wollte das nicht glauben. Skampi hatte sich für ihn geopfert, ansonsten... Wer wusste schon was sonst geschehen wäre. Vielleicht wäre er wirklich gestorben. Ein Windzug streifte an ihm vorbei. »Reptain, gräme dich bitte nicht.«, murmelte Skampis Stimme sanft. »Ich werde nie getrennt von dir sein, solange sich der Traumsplitter in deinem Besitz befindet.«          Reptain öffnete die Augen und hob den Kopf zu der Nebelgestalt die vor ihm stand und ihre Hand auf seinem flachen Kopf abgelegt hatte. Mit Schmerz in den Augen fragte Reptain: »Wie meinst du das?« Er hatte das Gefühl dass nichts den Schmerz in seinem Herzen lindern konnte.          Skampis Nebelgestalt zog ihre Hand von seinem Kopf zurück und deutete auf seine Klaue, um der sich an einer Kette geschlungen der Tropfenanhänger befand. »Das ist der Traumsplitter. Es ist ein ganz besonderer Anhänger, Reptain. Ich habe ihn vor dir getragen. Nun, da ich ihn an dich weitergegeben habe, kannst du mich im Traum sehen. Er speichert die Erinnerungen seines Trägers und verleiht ihnen eine besondere Fähigkeit. In meinem Fall war es eine Strahlorb gewesen, wie du richtig erkannt hast.«          Reptain sah Skampi verständnislos und tief traurig an. »Also bist du nur eine Erinnerung?«, fragte er unsicher.          Skampi nickte langsam. »Ja, ich bin die gespeicherte Erinnerung des Trägers von dem du den Anhänger geschenkt bekommen hast.«, erklärt sie sehr leise, sodass Reptain sich ansträngen musste um sie zu verstehen. »Doch wurde die Erinnerung verzerrt, als mein Körper diese verloren hatte. Meine menschliche Seite war nicht mehr in der Lage den Splitter an jemanden weiter zu geben und meine jetzige Form...«, sie deutete auf das Evoli das noch immer aus den Nebeln geformt neben ihr saß. »... Wusste nicht, dass sie einst der Träger gewesen war, geschweige denn von wem sie ihn erhalten hatte. Sie hat ihn noch während der Zeitreise nicht an sich nehmen können. So musste ich warten, in einer Spalte zwischen Raum und Zeit. Als du wieder durch die Zeit gereist bist, habe ich mich in einem Gedanken in dir versteckt, so konnte ich dir auch den Anhänger übergeben. Endlich. Auch wenn ich eine Erinnerung bin, sie ist alles, was ich an dich weitergeben möchte. Damit du weißt, dass ich dich nie verlassen werde.«          Reptain lauschte aufmerksam und voller Trauer in seinen Augen den Worten, welche die Nebelgestalt von Skampi aussprach. Es kam ihm so unwirklich vor, aber er erinnerte sich matt das den blauen, leuchtenden Punkt den er während der Reise durch das Dimensionale Loch zurück in die Zukunft gesehen hatte. Es muss der Traumsplitter gewesen sein. Er schluckte, ehe er seine Frage formte. »Evoli wird sich nie wieder an ihre Vergangenheit erinnern, richtig?«, fragte Reptain langsam. »Egal wie viel ich ihr erzählte.«          Skampi schüttelte den Kopf. »Nein. Ich bin Evoli, aber Evoli ist ein anderer Teil von mir. Den Teil den du kanntest, den gibt es nicht mehr. Er wurde ausgelöscht.«          Reptain schluckte schwer. Ausgelöscht... War alles, was Skampi noch an ihn band ein Name und das Wissen, dass sie früher ein Mensch gewesen war? Er wollte es nicht glauben.          »Ich weiß dass es schwer ist.«, begann die Nebelgestalt langsam zu sprechen. »Aber so ist es... Ich dachte ich mache dir eine kleine Freude damit, dass du wenigstens eine Erinnerung von mir behalten kannst. Immerhin war dieser Unfall nicht geplant und das einzige Wesen der den Traumsplitter an sich hätte nehmen können, warst du.«          Reptain schüttelte den Kopf. »Das ist vermutlich mehr als ich verdient habe, Skampi. Ich wollte nie, dass du dich selbst verlierst, nur wegen mir.«          »Und doch würde ich es wieder immer wieder tun. Ich hätte ich es mir nie verzeihen können, wenn ich dich nicht geschützt hätte.«, erwiderte ihre Stimme sanft.          Reptain kämpfte gegen die innerlichen Schmerzen an, die sein Herz zerspringen ließen und ihm das Atmen erschwerten. Er würde nie wieder einen solchen Freund haben, wie Skampi es war. Es tat ihm so weh, dass er es nicht einmal in Worte fassen konnte.          »Reptain.«, erinnerte Skampis Stimme ihn sanft und lenkte seine Aufmerksamkeit zurück auf den Traum in dem er sich befand. »Du musst dich an unser Versprechen erinnern. An unseren Schwur.«, Skampi lächelte matt. »Du musst den Sonnenaufgang beschützen.«          »Es ist so schwer, Skampi.«, erwiderte Reptain. »Es ist so verdammt schwer, alleine zu kämpfen.«          Skampi lächelte ihm sanft entgegen. »Aber du bist nicht alleine Reptain. Ich bin an deiner Seite. Du wirst nicht glauben, welche starken Mächte Erinnerungen haben können. Außerdem...«, sie deutet wieder auf die Nebelgestalt von Evoli. »Sie und ihr Freund helfen dir ebenfalls. Auch wenn Evoli alle Erinnerungen verloren hat, sie ist ein Teil von mir. Ein Teil der nach mir kommt nachdem ich gestorben bin, aber sie ist ich.«          Reptain seufzte schwer und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken. 'Ein Teil der nach mir kommt nachdem ich gestorben bin...', hallte es in seinem Geist nach. Er hatte das Gefühl als würden mehrere Steine auf ihm lasten und zu Boden drücken. »Du darfst dich nicht unterkriegen lassen, Reptain. Wir sind ein Team. Wir werden es immer bleiben.«, sagte Skampi und zwinkerte ihm zu.          Reptain sah die Nebelgestalt von Skampi noch lange an, als ihre Gestalt verblasste und die Nebel sich langsam auflösten.            Müde blinzelte er sich den Schlaf aus den Augen und spähte durch die dunkle Klippenhöhle, die bereits in eine düsteres, mattes Morgenlicht getaucht wurde, da es in der Nacht geregnet hatte. Die Sterne welche vermutlich gerade erloschen, waren von einer breiten Wolkenmasse verdeckt. Reptain roch an der Luft, dass bald die Sonne aufgehen und sich einen Weg durch die Wolkenwand kämpfen würde. In dem Nest nicht weit von ihm entfernt konnte er Skampis tiefen und regelmäßigen Atem hören und sehen wie sich ihr Fell hob und senkte. Leise stand er auf und schlich zu der Treppe, die er dann auch aufstieg.          An der Oberfläche angekommen, wehte ihm ein angenehmer, kühler Wind entgegen. Sein wachsamer Blick schweifte über seine Umgebung, ob auch niemand in der Nähe war. Doch die Tohaido-Klippe schien wirklich sehr wenig Aufmerksamkeit von den Pokemon geschenkt zu bekommen, so ging er einige Schritte auf den Klippenrand zu und setzte sich auf den felsigen Boden. Mit einem leisen seufzen, welcher ihm entkam sag er auf das offene Meer hinaus, welches dunkle Wellen schlug. Den Traum, von dem er wach geworden war, hing an ihm wie der kalte Wind der über ihn hinweg wehte.          Skampi war Evoli, aber Evoli war auch gleichzeitig jemand anderes, jemanden, den er nicht kannte und vermutlich auch nie kennen würde. Die Skampi, die er kannte, mit der er lange unterwegs gewesen war, gab es nicht mehr. 'Ein Teil der nach mir kommt, nachdem ich gestorben bin.' Die Skampi, die nun ein Evoli war, hatte ihr Gedächtnis verloren und konnte sich an nichts mehr erinnern, was einmal gewesen war. Das, an was Reptain sich wohl noch sehr lange festhalten würde. Ein weiteres, langes Seufzen entfloh seiner Kehle. Er hatte seinen besten Freund verloren und das für immer. '...Nachdem ich gestorben bin...' Sie ist gestorben...          Reptain wollte diesen Gedanken nicht akzeptieren, wollte diese Worte die ihm die Erinnerung gesagt hatte nicht wahr haben. Das alles, was sie zusammen durchgestanden hatten, es konnte doch nicht völlig umsonst gewesen sein. Reptain weigerte sich das zu glauben. Auch wenn sich Evoli an absolut nichts mehr erinnerte, musste da doch noch ein Fünkchen von der Skampi sein, die er schätzte. Auch wenn sie ihn nicht mehr erkannte.          Reptain schüttelte den Kopf um irgendwie auf einen anderen Gedanken zu kommen. Er konnte es einfach nicht glauben, wollte es nicht Wahr haben. Die Wolken wurden langsam durch den frischen Wind der über dem Himmel hinweg zog fortgeweht, nur sehr langsam wollte sich die graue Wolkenwand bewegen und das fadenscheinige Licht der Morgendämmerung durchlassen. Reptain senkte seinen Blick und sah auf den Anhänger, der an einer Kette um seine Klaue herunterbaumelte. Der Traumsplitter. Er trug die Erinnerung von Skampi mit sich. Von der Skampi, die er von damals noch kannte, die sie einmal gewesen ist.          War sie Wirklichkeit oder nur eine Illusion? Reptain hob seine Klaue hoch um den Traumsplitter besser betrachten zu können als ihm eine merkwürdige Veränderung des Anhängers auffiel. Er hatte sich verändert. Der Traumsplitter wechselte langsam aber sicher seine Farbe. Anstatt dem tiefen himmelblau schob sich nun die Farbe von einem dunklen, grünen Blatt dazwischen, wobei es zusammen vielmehr wie die Farbe des Meeres wirkte. Außerdem hingen nicht mehr nur die vereinzelten Splitter des Anhängers herab. Vielmehr schien es so, als würden die Teile zueinander wachsen und sich aufbauen. Reptain runzelte die Stirn und ließ seine Klaue wieder sinken während er zurück auf das Meer blickte und sich fragte, was dies zu bedeuten hatte.          Bedeutete dass, dass nun eine seiner Erinnerungen in diesen Traumsplitter floss? Welche war das wohl? Reptain konnte sich darauf keinen Reim machen, außer, dass es vielleicht einen Sinn ergeben würde wenn er selbst den Traumsplitter an jemand anderen weitergeben würde. Doch wollte er die Erinnerung von Skampi wirklich aufgeben? Seiner vertrauten Skampi? Konnte er das denn?          Allmählich verzogen sich die Wolken immer mehr und die Helligkeit um ihn herum nahm auch stetig zu. Der Himmel färbte sich langsam in ein helles blau und der letzte Schleier der Nacht wurde durchscheinender. Reptain fühlte sich, als könnte er ewig an der Tohaido-Klippe sitzen und grübeln, andererseits fürchtete er, wenn er noch einige Atemzüge länger über diese komplizierten Sachen nachdachte, würde er verrückt werden. Hinter Reptain raschelte ein Busch verdächtig und er sah sofort über die Schulter, bereit aufzustehen und davon zu laufen, wenn ihn ein Bewohner aus Schatzstadt überraschen sollte.          Karnimani kam durch den Schleichpfad auf die Tohaido-Klippe zu und blieb zunächst stehen als sein Blick auf Reptain fiel, der ihn seinerseits betrachtete. Er schien kurz zu überlegen, ob er etwas sagen sollte, doch dann schritt er wortlos und langsam auf Reptain zu und setzte sich zögernd neben ihn.          Die beiden Pokemon schwiegen sich mehrere Atemzüge lang an, die Reptain merkwürdigerweise nicht einmal so unangenehm vorkamen, wie er geglaubt hatte. Karnimani strahlte eine merkwürdige Ruhe aus die er spüren konnte und seinen Geist etwas besänftigte. »Kannst du nicht mehr schlafen?«, fragte Karnimani leise und durchbrach die Stille.          Reptain nickte matt. »Ganz im Gegensatz zu Skampi.«, bemerkte er leise grummelnd.          »Heh.«, ließ Karnimani von sich hören. »Skampi kann nicht einmal ein Erdbeben aufwecken.«          Reptain stimmte schmunzelnd zu. »Ja, sie kann wirklich in jeder Situation schlafen. Selbst wenn neben ihr gekämpft wird.«          »Oder jemand eine Party im Nebenraum nachfeiert.«, grinste Karnimani breit. Beide Pokemon wechselten einen Blick und sahen sich verschmitzt grinsend an.          »Und weißt du.«, fügte Karnimani breit grinsend hinzu. »Wenn Skampi sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist sie so ein verdammter Dickschädel.«          »Das kannst du laut sagen.«, pflichtete Reptain schmunzelnd bei. »Sie geht immer mit dem Kopf durch die Wand, auch wenn man außen herum laufen könnte. Das juckt sie nicht, immer mitten durch.«          »Manchmal macht sie auch einfach was sie will. Je nachdem wie es ihr gerade in den Kram passt.«, grummelte Karnimani leise.          Reptain murmelte. »Und sie redet manchmal sehr viel wenn ihr etwas Gutes einfällt, als würde sie von ihrer eigenen Vorstellung mitgerissen werden. Und man selbst steht daneben und versteht natürlich nur die Hälfte.«          »Ja!«, pflichtete Karnimani bei und nach ein paar Herzschlägen begann er ausgelassen zu lachen. Auch Reptain ließ sich mitreißen und seine düsteren Gedanken wurden scheinbar von dem Wind weggeblasen, der über sie hinweg wehte.          »Aber...«, begann Karnimani und fing sich wieder, während seine Augen zuversichtlich geradeaus auf den Himmel spähten, der bereits blau war. »Dank Skampi fühle ich mich viel mutiger.« Karnimani nickte entschlossen und öffnet seine Erkundertasche in der er herumkramt. »Skampi und ich werden das Verborgene Land finden und Wenn das alles vorbei ist, werden wir zusammen herausfinden was es mit dem Reliktfragment auf sich hat.« Karnimanis Augen begannen zu leuchten als er einen kleinen Stein herausholte der mit einem merkwürdigen, filigranen Muster versehen war.          Reptain ließ seine Augen darüber schweifen. »Ein Reliktfragment?«, fragte er und betrachtete das merkwürdige Muster welches auf dem Stein ruhte.          »Das, ist mein Reliktfragment.«, erklärte Karnimani stolz der das Reliktfragment zwischen seinen Händen hielt und es ansah wie einen kleinen Schatz. »Ich trage es schon seit einer Ewigkeit mit mir herum. Nur wegen dem Reliktfragment habe ich Skampi überhaupt gefragt, ob wir ein Erkundungsteam gründen wollen.« Karnimanis Blick wurde entschlossener als er geradeaus sah und den Stein wieder in seine Tasche wandern ließ. »Nur dank Skampi bin ich jetzt dort, wo ich jetzt stehe. Mit ihr an meiner Seite habe ich das Gefühl, dass wir zusammen einfach alles schaffen können und so denke ich jetzt auch gerade.«          Reptain ließ seinen Blick auf Karnimani ruhen, ehe dieser über die Schulter blickte und zu einer Bergkette zeigte die weit in der Ferne zu sehen war. »Sieh mal Reptain, die Sonne geht auf.«          Reptain drehte sich ebenfalls um und sah, wie die Sonne ihren Weg hinter den Bergen hinaufstieg. Das Licht berührte ihn und Karnimani und Reptain spürte sofort, wie sein Körper gewärmt wurde und das Leben in ihn zurückkehrte. Ein warmes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab als die Insel um ihn herum mit dem Licht der Sonne überflutet wurde. Die paar weißen Wolken, die sich noch über den Himmel zogen und den frischen Wind der über ihnen wehte, empfand er nun als sehr angenehm. »Ich denke, ich weiß genau was du meinst.«, murmelte er leise. »Skampi gab mir auch stets diese Art von Inspiration.«          Karnimani und Reptain betrachteten eine Weile die Sonne, wie sie sich ihren Weg über den blauen Himmel suchte und immer mehr von sich zeigte. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist in einer Welt ohne Licht zu leben.«, gab Karnimani nach mehreren Atemzügen zu. »Für dich muss der Sonnenaufgang eine ganz andere Bedeutung haben, als für mich. Ich bin es gewohnt, aber du kommst aus einer Zeit, in der die Sonne niemals aufgeht.« Karnimani sah zu Reptain auf und betrachtete ihn lange.          Reptain sagte daraufhin einige Herzschläge lang nichts ehe er die passenden Worte fand. »Ja, der Sonnenaufgang hat vielleicht eine andere Bedeutung für mich. Er gibt mir Mut um weiter zu machen und spendet mir neue Kraft, wenn ich erschöpft bin. Durch den Sonnenaufgang habe ich verstanden, wie wichtig diese Mission wirklich ist.«          Karnimani sah Reptain noch lange an, ehe er aufsprang. »Wir sollten Skampi langsam mal wecken. Von alleine wird sie nicht aufwachen.«, feixte er grinsend und stieg die Treppen in die Höhle der Tohaido-Klippe. Reptain lächelte und ließ seinen Blick noch einmal über den Sonnenaufgang schweifen. »Ja, ich weiß genau, wie du dich fühlst, Karnimani.«, murmelte er leise ehe er dem kleineren Pokemon in das Innere der Höhle folgte.            Skampi war erst nach mehrmaligen anstupsen und gutem Zureden einigermaßen Wach geworden, dass sie mit ihren Ohren zuckte und mürrisch vor sich hin murmelte. Doch erst nach einem lauten Brüller von Karnimani hatte sie sich dazu bereit erklärt aufzustehen. Nun, gewissermaßen war sie aus dem Nest gepurzelt. Skampi leckte sich verlegen einige Strohspäne aus dem Fell ehe sie aufgeregt mit dem buschigen Schweif wedelte. »Also machst du dich auf den Weg, um die Zahnräder der Zeit einzusammeln und Karnimani und ich suchen in der Zwischenzeit nach dem Verborgenen Land.«, fasste sie zusammen um den Plan für alle noch einmal verständlich zu machen.          Reptain nickte. »Ich kenne mich hier bereits aus, außerdem kenne ich die Wege zu den Zahnrädern der Zeit.«          »Bist du sicher, dass du keine Karte brauchst?«, fragte Karnimani und legte den Kopf schief während Skampi mit dem Schweif auf dem Boden klopfte.          Reptain schüttelte den Kopf. »Nein, ich hatte einen Blick auf eine fast vollständige Karte als ich bereits das erste Mal unterwegs war. Anhand von dieser konnte ich mich gut genug orientieren um die Zahnräder der Zeit zu finden.«          Skampi legte den Kopf schief und zuckte mit den Ohren. »Warst du damals rein zufällig verletzt?«, fragte sie etwas bohrend. Reptain wusste sofort worauf sie anspielte und schmunzelte. »Wusste ich es doch, dass ich nicht alleine gewesen bin, damals.«, murmelte sie leise.          »Ich hätte nie erwartet, dass du Skampi bist.« Reptain schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Keine Sorge, ich kenne den Weg bereits. Ich mache mich am besten sofort auf den Weg um den Tag zu nutzen.«, erklärte er Skampi und Karnimani.          Karnimani nickte Reptain zu. »Tu das. Skampi und ich werden hier sein, solltest du uns suchen. Ich bin von den Gildenpflichten fürs erste Beurlaubt und ich glaube es wäre für die Bewohner von Schatzstadt ein Schock wenn sie Skampi wieder hier herumlaufen sehen würden.« Skampi klopfte mit dem Schweif auf dem Boden und starrte auf ihre Pfoten. Es war ihr anzusehen, dass sie protestieren wollte, aber sie verschloss ihren Mund. Sie wusste wohl, dass Karnimani Recht hatte und es besser war, wenn vorläufig nicht nach Schatzstadt oder der Gilde zurückkehrte.          Reptain nickte langsam und sah die beiden kleineren Pokemon abwechselnd an. »Ich wünsche euch viel Erfolg bei eurer Suche nach dem Verborgenen Land. Wir werden uns wieder hier treffen, wenn wir Informationen haben.«          »Das ist eine gute Idee. So machen wir es.«, sagte Karnimani und fügte dann schnell hinzu. »Viel Glück bei deiner Suche.«          Skampi nickte. »Viel Erfolg Reptain.«          »Reptain?«, krächzte eine helle Stimme. Skampi stellte sich das Fell auf und auch Karnimani sah mit großen Augen ziemlich entsetzt drein. »W-war das gerade...?«, fragte er fast wie erstarrt.          »Tatsächlich. Es ist Reptain!«, krächzte die Stimme erneut aufgeregt und man konnte das hektische Flattern von Flügeln hören als eine Gestalt die Treppe hinunter segelte. Plaudagei landete am Fuß der Treppe und sah aus zusammengekniffenen Augen zu Reptain und Karnimani. Er erstarrte fast, als er auch Skampi erkannte. »Skampi?! Du bist wieder hier!«          »Plaudagei!«, rief Karnimani spitz aus. »Wie kommst du denn hierher?«          Plaudagei sah mit einem mahnenden Blick - ähnlich dem eines Mentors der ihn seinem Schützling zuwarf - streng an. »Sei kein Narr, ich bin dir gefolgt Karnimani. Nachdem du plötzlich wieder angefangen hast zu essen als würdest du dem Hungertod nahe sein und dann auch noch deine Beurlaubung eingereicht hast, musste ich dir folgen. Schließlich trage ich auch die Verantwortung für alle Rekruten. Ich wollte Sichergehen, dass du keine Dummheit ausheckst.«, krächzte der Vogel barsch dessen Kopf eine Melodienote war. »Anscheinend ist es doch eine größere Dummheit als ich zunächst vermutet habe.«, fügte er hinzu und sah Reptain ebenso mahnend an.          Reptain wich einen Schritt zurück. Da Plaudagei den Ausgang versperrte, konnte er nicht einfach weglaufen und an der Klippe hochzuklettern war ebenso lebensmüde wie als wenn er in das Meer gesprungen wäre.          »Wie seid ihr eigentlich wieder hierhergekommen? Ich bin natürlich froh, dich wieder zu sehen Skampi, aber ich finde es - nun ja - merkwürdig.«, fragte Plaudagei krächzend weiter, wobei sein Blick nun erleichtert wirkte während er Skampi in sein Auge fasste.          Skampi trat einen Schritt nach vorne. »Wir werden es dir erklären, Plaudagei. Aber du musst uns fürs erste vertrauen und Reptain gehen lassen. Wir haben nicht sehr viel Zeit.«          Plaudagei legte nachdenklich den Kopf auf die Seite während Skampi noch etwas hinzufügte. »Zwirrfinst hat uns alle getäuscht. Reptain ist nicht derjenige für den wir ihn alle dank Zwirrfinst halten.«          »Zwirrfinst.« Die Verachtung in Plaudageis krächzendem Ton ließ Karnimani und Skampi verwundert zusammenzucken. »Ja, es war mir klar, dass er nur ein Aufschneider ist. Spätestens, nachdem er dich einfach mit in die Zukunft mitgenommen hat, Skampi.« Mit einem prüfenden Blick auf Reptain fuhr er fort. »Ich bin mir aber nicht völlig sicher ob...«          Skampi schüttelte den Kopf und schnitt Plaudagei das Wort ab. »Ich werde dir alles erklären, Plaudagei. Aber Reptain muss jetzt los und die Zahnräder der Zeit einsammeln.«          Reptain rollte mit den Augen. Jetzt würde er hier unter gar keinen Umständen mehr raus kommen.          »WAAAS?!«, kreischte Plaudagei und flatterte wild mit den Flügeln. »D-Die Zahnräder der Zeit sammeln?«          Skampi seufzte und schüttelte erneut den Kopf. »Plaudagei, bitte! Jede Sekunde ist wertvoll! Reptain muss jetzt sofort aufbrechen!«, drängte sie.          Die Augen von Plaudagei ruhten für mehrere Atemzüge auf Skampi, ehe er sich Reptain zu wand. Unter den kritischen Augen des Vogels spannte sich Reptain unweigerlich an. »Na gut.«, sagte Plaudagei schließlich und hüpfte zur Seite um den Weg für Reptain frei zu machen. »Ihr beiden seid unsere besten und fleißigsten Rekruten. Wir konnten uns immer auf euch verlassen... Naja, fast verlassen. Bis auf die Sache mit den Perfekten Äpfeln.«, gab Plaudagei wehleidig zu.          Reptain verstand nicht was Plaudagei damit meinte, aber Skampi und Karnimani wechselten einen schmunzelnden Blick, ehe Skampi ihn direkt ansah. »Geh schon Reptain. Beeil dich.«, sprach sie und wedelte aufgeregt mit dem buschigen Schweif.          Reptain nickte und ging an ihnen vorbei, ebenso wie an Plaudagei. Er warf ihm einen Blick zu und aus irgendeinem Grund sah er keinen Hass, Ärger oder Abneigung in seinen Augen. Konnte es sein, dass dieser komische Kauz ihm traute, da es Skampi und Karnimani auch taten? Ein merkwürdiges, belebendes Gefühl zog sich durch Reptains Körper, als er an der Oberfläche der Tohaido-Klippe ankam und in den Wald huschte. Das Gefühl breitete sich während seines Weges in jede Pore in ihm aus und es gefiel Reptain sogar sehr gut. Er hatte das Gefühl, dass jetzt alles ein wenig einfacher werden würde.            Reptain hatte sich dazu entschlossen, den direkten Weg zur Schuttruine - oder in dieser Welt, dem Akreiberg - einzuschlagen. In der Grotte im inneren einer Höhle dieses Berges, befand sich ein weiteres Zahnrad der Zeit. Er hatte keine Möglichkeit die Zahnräder der Zeit nach einem bestimmten Prinzip einzusammeln, um so wenig Aufmerksamkeit wie Möglich auf sich zu ziehen, da ihm die Zeit davonlief. Wenn er sich nicht beeilen würde, würde er in seiner Mission scheitern und die Lähmung des Planeten würde eintreten. Außerdem konnte er nicht sagen, ob er noch einmal die Gelegenheit bekommen würde die Lähmung des Planeten aufzuhalten. Aber da der Zeittunnel von Celebi ihn und Skampi wieder in die passende Zeitlinie gebracht hatte könnte das bedeuten, dass die Zeitreise an der Grenze der Generationen angelangt ist und es nicht möglich war, noch weiter zurück in die Vergangenheit zu reisen. Er musste also erfolgreich sein, oder die Welt würde in eine immerwährende Dunkelheit gestürzt werden.          Als er am Fuße des Akreiberges war, hing die Sonne bereits an ihrem höchsten Punkt. Der Grauschleier, war auch hier noch immer aktiv und ließ den Berg in einem verwaschenen Grauton aus der Erde ragen. Reptain verschwendete keine Zeit mit einer Rast, da er das Adrenalin durch sein Blut rauschen spüren konnte, welches sein Herz unablässig durchpumpte. Er kletterte geradewegs den Berg hinauf. Jetzt, da er den Weg und auch die Grotte kannte, fiel es ihm viel leichter, die richtigen Hänge hinaufzuklettern. Mehrere Male stieß er sich kraftvoll ab und sprang meterweit in die Luft um seine Klauen in die Felshänge zu rammen und sich hochzuziehen.          Das Zahnrad der Zeit sollte auch hierhin zurückgebracht worden sein, von den drei Pokemon welche die spirituellen Eigenschaften der Welt repräsentierten. Reptain würde es spätestens feststellen können, wenn er die Grotte erreicht hatte. Das letzte Mal, als er diesen Berg erklommen hatte, war nur das milchige, schwache Licht des Mondes gewesen das ihm den Weg erhellt hatte.          Reptain erreichte die Höhle die zur Grotte führte. Grazil schwang er sich von einem Abhang hinauf zum Eingang und lief hinein um kurz darauf in einer kleinen Spalte im Boden zu verschwinden. Als er auf dem Boden landete, erkannte er die Flussläufe die sich nach wie vor nicht bewegen und das Zahnrad der Zeit das über dem erstarrten Teich ruhte. Es schimmerte in einem fadenscheinigen, grünen Schimmer und erhellte die Grotte ein wenig. Reptain beeilte sich, über die Trittsteine zu springen um seine Klaue nach dem Zahnrad der Zeit auszustrecken. Er sammelte es ihm Sprung aus der Luft ein, wodurch es sofort seinen Schimmer verlor und aufhörte sich eigenständig zu drehen. Reptain schlug eine Hake um wieder zurück zu springen.          Er sah sich noch einmal in der Grotte um und es tat ihm innerlich leid, dass in der Grotte die Zeit stehen geblieben war. Sie war wirklich wunderschön und hatte etwas mystisches an sich, vor allem wenn die Lichtpunkte durch die Höhle schimmerten. Reptain glaubte einige Stimmen flüstern zu hören, wenn er sich konzentrierte.          Mit einem Kopfschütteln ließ Reptain das Zahnrad der Zeit in seinem Beutel verschwinden. Er hatte keine Zeit sich zu lange an einem Ort aufzuhalten der bei seinem letzten Besuch schön gewesen war. Mit einem gezielten Satz nach oben, sprang er durch den Spalt zurück zum darüber liegenden Tunnel und kam auch schon wieder an dessen Ausgang an. Mit seinen scharfen Augen ließ er seinen Blick über die Insel schweifen. Er hatte nun zwei Möglichkeiten, wo er als nächstes hingehen könnte um die Zahnräder der Zeit einzusammeln und an jedem weiteren Ort, würde ein Wächter stehen, der das Zahnrad der Zeit beschützen würde.          Unweigerlich knirschte Reptain mit den Zähnen. Was wäre, wenn das Zahnrad der Zeit am Kristallsee noch immer unter der Schicht von Kristallen im See verborgen lag? Tobutz könnte seine Verteidigung vielleicht noch einmal zusätzlich verstärkt haben, wenn er erfahren hatte, dass die Zahnräder der Zeit wieder gestohlen wurden. Andererseits, würde er dann Vesprit und Selfe warnen können, damit diese ebenfalls solch mächtige Schutzvorkehrungen errichten konnten. Nein, das würde er nicht zulassen, entschied Reptain für sich und wand sich nach Süden. Die Malstromwüste war sein nächstes Ziel, doch zunächst einmal musste er durch die Nordwüste.          Reptain stieg den Berg hinab, was diesmal um einiges schmerzfreier verlief als sein letzter Abstieg, bei dem er versucht hatte nicht in den Radius des sich ausbreitenden Grauschleiers zu gelangen um in der Zeit stecken zu bleiben. Das Pflanzenpokemon dachte an seinen Traum zurück den er gehabt hatte. Die Erinnerung von Skampi würde ihn so lange begleiten, bis er verschwinden müsste. Je weiter er vorankam, mit jedem weiteren Zahnrad der Zeit welches er sammelte, beschleunigte er sein eigenes Ende um das von anderen Pokemon die ihm völlig fremd waren zu schützen. Im Grunde genommen tat Reptain dies nur um die Welt selbst zu schützen und weniger die Pokemon in dieser Zeit. Immerhin schimpften diese Pokemon ihn einen Dieb.          Seine wachsamen Augen huschten zu seiner Klaue, an welcher der Traumsplitter baumelte. Es war nun deutlich zu erkennen, dass dieses merkwürdige Artefakt sich wieder zusammensetzte. Viel würde bei der Geschwindigkeit nicht einmal mehr fehlen, bis es wieder die Form eines Tropfens haben würde. Der letzte Rest der himmelblauen Farbe war gewichen und stattdessen schimmerte er grasgrün im Sonnenlicht. Seine Erinnerungen flossen wohl bereits in den Traumsplitter und füllten ihn. Reptain musste unweigerlich seufzen und hielt kurz auf einem starken Ast an, ehe er den Wald verlassen müsste. Seine Erinnerungen in einem Gegenstand würde niemanden den er schätzte etwas nützen. Celebi konnte er den Traumsplitter nicht übergeben, da sie in einer anderen Zeitlinie war. Außerdem würde sie ebenso verschwinden, wie er und Skampi.          Reptain weitete die Augen und erstarrte innerlich. Ein kleiner Schock durchfuhr seinen Körper und erschütterte ihn für einen kurzen Augenblick. Ja, Skampi würde ebenfalls verschwinden, wenn sie es schafften den Lauf der Geschichte zu verändern. Auch wenn Skampi nun ein Evoli war, sie war ein Mensch aus der Zukunft. Dass sie nun ein Pokemon war und alle ihre Erinnerungen verloren hatte, würde nichts an der Tatsache verändern, dass sie in dieser Zeit normalerweise nicht existierte. Nur wenn die Dunkelheit in der Zukunft weiterhin andauern würde, könnte sie auch existieren. Reptain schluckte schwer. Er hatte Skampi noch nicht erzählt, dass sie verschwinden würde, wenn sich die Geschichte veränderte. Skampi und er, waren mit dem vollen Bewusstsein in diese Welt gekommen, dass sie verschwinden würden, wenn sie mit ihrer Mission Erfolg haben würden, doch nun...          Sie hatte sich hier ein neues Leben aufgebaut und sie wusste rein gar nichts mehr von dem Schwur und dessen Bedeutung. Auch wenn sie die Worte nun kannte die auf dem Baum eingraviert standen, erkannte sie doch nicht die tiefere Bedeutung in ihnen. Würde Skampi alles aufgeben wenn sie wüsste, dass sie verschwinden müsste? Wäre es noch immer Skampi, dann könnte er mit fester Gewissheit sagen, dass sie weiterhin an der Mission festhalten würde. Doch Skampi selbst hatte gesagt, dass sie nicht mehr die selbe Skampi ist, die er noch kannte. Sie hatte sich zwar nicht verändert, was Karnimani ihm sogar bestätigt hatte, indem sie in die alten, gewohnten Muster verfiel, doch schon damals wäre die Mission fast gescheitert.          Schwach blickte Reptain über die Steppenlandschaft, die er durchqueren musste, um zur Nordwüste zu gelangen. Er hatte nie vorgehabt Skampi etwas so wichtiges zu verheimlichen. Eigentlich wollte er überhaupt nichts vor ihr verheimlichen. Skampi war seine einzige Bezugsperson gewesen, die einzige die ihn verstand und die einzige, die sich für ihn eingesetzt hatte. Doch würde er es schaffen Skampi direkt zu sagen, dass sie verschwinden müsste? Er ließ den Kopf sinken und starrte auf den trockenen, erdigen Boden unter sich. Würde er überhaupt noch einmal die Gelegenheit bekommen mit Skampi zu sprechen um ihr das zu erklären?          Er seufzte schwach. Wie schaffte es Skampi ihm zu vertrauen, obwohl sie diese schwierige Entscheidung die sie noch vor der Zeit als sie zu einem Pokemon wurde getroffen hatte? Er hätte es ihr sagen müssen, doch er hatte nicht daran gedacht. Reptain wünschte sich, er hätte es ihr bereits erzählt, denn mittlerweile waren da einige Sachen die er ihr über ihre Vergangenheit nicht erzählt hatte. Die Dinge, die mit dem unmittelbaren Entschluss die Skampis Meinung nur noch gefestigt hatten, zu tun hatten. Eine Stimme, kaum mehr als ein Luftzug hauchte ihm ein Wort entgegen und ließ seine Gedanken in eine andere Richtung lenken. »Wasser.«          Reptain hob den Kopf und sah sich wachsam um. Das war gerade die Stimme von Skampi gewesen. Hatte er sich das nur eingebildet? Dass sie nun bei ihm sein würde?          Sein Blick fiel wieder über die Steppe die in der Ferne immer karger und zu einer Wüstenlandschaft wurde. Ja, er sollte seinen Wasserhaushalt noch ausgleichen, ehe er in die Wüste aufbrechen würde. Reptain prüfte die Luft und änderte seine Richtung. Dort hatte er Wasser gerochen, dort würde er etwas trinken. Anschließend würde er sich auf den Weg zur Malstromwüste machen und sich Vesprit stellen.            Reptain schnaufte erleichtert aus, als er die Treibsandstrudel erreichte. Auch wenn die Nacht hereingebrochen war, erschwerte ihm die trockene Hitze den Marsch und die staubige Luft das Atmen. Doch schon sah er sich dem nächsten Problem entgegen und noch viele weitere würden folgen, so vermutete er.          Der Treibsandstrudel war aufgrund des Grauschleiers erstarrt, aber noch immer nicht, wie in der zukünftigen Welt, zerbröckelt und herabgefallen. Vorsichtig näherte er sich dem größten der Strudel und starrte auf den trichterförmigen, grauen Grund. Ob er einfach hineinspringen könnte? Er musste es wohl versuchen. Reptain ging mehrere Schritte zurück wobei der Sand unter seinen Füßen knirschte. Mit so viel Schwung den er sammeln konnte, sprang er in den Trichterförmigen Grund und schlug mit seinem ganzen Körpergewicht auf, ohne wie sonst abzufedern. Es knackte unheilvoll um ihn herum auf, als der trichterförmige Sand zersplitterte und zu Boden in die Tiefe fiel. Reptain wirbelte im Fall herum und federte nun seinen Aufprall mit dem Boden ab.          Argwöhnisch und wachsam spähte Reptain in die Dunkelheit die wegen des Grauschleiers um ihn herum anhielt. Es war sehr still jetzt, wo der Sand nicht mehr von der Decke nach unten rieselte. Auf dem Boden waren noch immer die Spuren von Skampi und Karnimani zu erkennen und auch seine eigenen mischten sich unter ihnen. Reptain konnte nur vermuten, was ihn erwarten würde und so schlich er den Gang entlang, bedacht darauf keinen Laut von sich zu geben und so leise wie möglich voranzugehen.          Er vermutete, dass Vesprit weiterhin an dem Untergrundsee über das Zahnrad der Zeit wachte, jetzt wo es wieder an seinen alten Standort gebracht worden war. Reptain verengte seine Augen und versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Dieser Ort, den er noch so farbenfroh und lebendig in Erinnerung hatte, war nun komplett in Dunkelheit und Stille gehüllt. Er würde dafür sorgen, dass die Zeit wieder auf dem gesamten Planeten richtig fließen würde, damit dieser Zustand für alle Pokemon die hier lebten, nur vorrübergehend war.          Langsam kam die Höhlenöffnung in Sicht. Reptain erkannte die Felsniesche in der er sich das letzte Mal versteckt hatte um zuzusehen, wie Vesprit gegen Skampi und Karnimani gekämpft hatte. Sie hatte die beiden verdächtigt, das Zahnrad der Zeit zu stehlen und die beiden deswegen angegriffen. Damals hatte er ein sehr einfaches Spiel mit Vesprit gehabt, da sie nach dem Kampf sehr geschwächt gewesen war. Diesmal würde es anders verlaufen, aber er würde nicht klein bei geben. Vorsichtig spähte er um die Felsniesche. Die Höhle war komplett starr, keine Welle bewegte sich über dem Untergrundsee und scheinbar war sie verlassen. Nur das Zahnrad der Zeit breitete seinen grünen Schimmer in der Mitte des Untergrundsees aus und erleuchtete so ein wenig die Höhle in einem matten, grünen Glanz.          Reptain trat aus seinem Versteck hervor, sich wachsam umsehend da er bei jedem Schritt einen Angriff vermutete. Aber es geschah nichts. Er näherte sich dem erstarrten Wasser immer weiter und fragte sich, ob es gefahrlos war in diesem Wasser zu schwimmen. »Was machst DU denn hier?!«, kreische eine Stimme entsetzt über auf.          Reptain wirbelte herum und seine reptilienartien, gelben Augen fingen den rosafarbenen Punkt ein, der einige Schritte über ihm schwebte. Die Augen von Vesprit waren argwöhnisch zu Schlitzen verengt. »Wie bist du wieder zurückgekommen? Siehst du nicht, dass du schon genug Ärger angerichtet hast?«, rief sie anklagend zu ihm herab.          »Das ist nicht meine Schuld.«, versuchte sich Reptain zu verteidigen, doch Vesprit unterbrach ihn.          »Schweig!«, rief sie. »Das du nun wieder hier bist bedeutet, dass du wieder die Zahnräder der Zeit stehlen willst.« Ihr Blick fuhr über ihn und der Beutel den er um die Schulter trug wird in ihre kritischen Augen gefasst. »Und ich glaube, du hast bereits schon wieder welche gestohlen!«, schrie sie durch die Höhle. Das Echo klang furchtbar anklagend nach.          Reptain rasten einige Gedanken durch den Kopf. Er konnte versuchen Vesprit von seinem wirklichen Vorhaben zu überzeugen, doch sie würde ihm unmöglich Glauben schenken. »Der Planet wird gelähmt, wenn die Zahnräder der Zeit auf der Insel verstreut bleiben.«, versucht er trotz allen Zweifel zu erklären.          »Lügen!«, rief Vesprit wütend und schnitt ihm das Wort ab. »Nichts als Lügen! Ich werde selbst dafür sorgen, dass du nie wieder diesem Planeten und dieser Zeit schaden kannst!« Sie fokussierte einen Psychoball vor sich und schleuderte ihn geradewegs auf Reptain.          Reptain sprang zur Seite und konnte gerade noch dem Psychoball ausweichen. Kleine Gesteinsbröckchen flogen durch die Luft als er wieder auf dem Boden landete. »Ich möchte nicht gegen dich kämpfen!«, rief er und hob abwehrend seine Klauen. »Aber ich werde nicht zögern, wenn du mir keine andere Wahl lässt!«          »Pah! Seit wann redest du so viel?«, spuckte Vesprit leise zischend aus und ihre Augen leuchteten unheilvoll auf.          Reptains Halmblätter an seinen Unterarmen verschmolzen gerade noch rechtzeitig zu der grün glühenden Laubklinge. Die Psywelle von Vesprit war ein Volltreffer und Reptain wäre nicht mehr schnell genug weg gekommen um auszuweichen. Mit den Klingen blockte er den Angriff, so gut es ihm möglich war ab. Er bemerkte, dass die Psychoattacken von Vesprit anders waren, als die von anderen Psychopokemon. Nach ihrem Angriff sprang er geradewegs auf Vesprit zu. Diese tänzelte in der Luft herum und wich seiner ausschlagenden Laubklinge aus, konnte aber seiner Slamattacke nicht entgegenwirken als er das Halmblatt seines Kopfes einsetzte um den Angriff auszuführen.          Vesprit wurde mehrere Schritte durch die Luft gewirbelt ehe sie sich wieder fing und ihn aus schmalen Augen ansah. »Das wagst du dich nicht noch einmal.«, zischte sie erbost und ihre Augen begannen ein weiteres Mal aufzuleuchten.          Nachdem Reptain wieder auf dem Boden landete, startete er einen Ruckzuckhieb um wieder schnell zu Vesprit zu kommen, um sie an der Attacke zu hindern die sie gerade formte. Doch direkt nachdem er abgesprungen war erstarrten seine Muskeln und er schwebte in der Luft. Er war geradewegs in die Psychokinese von Vesprit gesprungen. Eine unsichtbare Macht umschloss seinen Körper, quetschte ihn und hielt ihn in der Luft gefangen. Er konnte die Gefühle von Vesprit so stark wahrnehmen, als würde sie ihr Wesen mit ihm teilen. Verachtung und Triumph gleichermaßen, zwangen seine Laubklingen zurück, sodass sie wieder zu normalen Halmblättern wurden. Mit schmerzverzerrten Gesicht starrte er zähneknirschend zu Vesprit. Sie sah ihn nur starr mit einem triumphierendem grinsen auf dem Gesicht an.          »Deine Attacken...«, brachte Reptain heraus aber sofort verstärkte sich die Psychokinese. Er knurrte und kniff die Augen zusammen als er spürte, wie sein Körper von der mentalen Macht zusammengequetscht wurde. »Ganz richtig.«, klärte Vesprit mit einem überschwänglichen Lächeln auf. »Ich bin das fühlende Wesen, der spirituellen Elemente. Meine Attacken werden durch meine Gefühle verstärkt. Sie drücken auf dich ein und schwächen nicht nur dich, sondern auch deinen Willen. Aber keine Sorge, ich werde dich nicht töten.«          Ein listiges Grinsen zierte Vesprits Gesicht während sie auf ihn herab starrte. Reptain war zwar dankbar dafür, dass sie nicht vorhatte ihn zu töten - wirklich! - aber die Tatsache dass er momentan in der Luft wie erstarrt schwebte ließ nur allzu viele offene Möglichkeiten. Außerdem... Seinen Willen brechen? Das konnte sie lange versuchen und vermutlich würde das sein Körper auch keinesfalls bis zum Schluss durchhalten. Dummerweise war er ihr sozusagen ausgeliefert ohne dass er in seiner jetzigen Position großartig etwas machen konnte, weswegen er lieber still blieb. Reptain versuchte sich frei zu kämpfen, doch je mehr er sich bewegte und seine Muskeln anstrengte, desto stärker drückte sich diese unsichtbare Kraft auf seinen Körper.          Neben Vesprit glomm ein weißer Lichtpunkt in der Luft und eine Gestalt manifestierte sich in ihr. Reptain knurrte nur wieder und versuchte nur noch mehr sich irgendwie loszureißen, doch seine Mühen waren umsonst. Ein Pokemon, welches verblüffende Ähnlichkeit mit Vesprit hat trat aus dem Lichtpunkt als dieser verschwunden war. Selfe ließ seine verschlossenen Augen über das Geschehen schweifen, wobei Reptain das Gefühl beschlich, dass Selfe mehr sehen konnte als er.          »Was machst du denn hier, Selfe?«, verklang Vesprits verblüffte Stimme, aber sie winkte sogleich ab. »Sieh nur, wen ich hier habe. Was sollen wir mit ihm machen?«, fragte sie triumphierend und verstärkte den Griff um Reptain noch etwas, sodass Reptain nicht umhin konnte, als ein ersticktes Ächzen von sich zu geben.          Selfes geschlossene Augen ruhten auf Reptain. »Gut, ich bin noch rechtzeitig gekommen.«, murmelte er leise vor sich hin. Dann wand er sich an Vesprit und fuhr fort. »Ich bin hier um eine Katastrophe zu verhindern. Lass Reptain herunter, Vesprit.«          Reptain sah erstaunt zu Selfe hinauf während er sich fragte was das zu bedeuten hatte. Auch Vesprit sah Selfe mehr als verwundert an. Trotz spiegelte sich in ihrem Gesicht. »Was? Was meinst du damit?«, fragte sie irritiert.          »Du sollst ihn herunter lassen und deine Psychokinese auflösen.«, drängte Selfe nun, doch Vesprit verschränkte die Arme vor ihrem Körper. »Niemals! Er ist hier um das Zahnrad der Zeit aus dem Untergrundsee zu stehlen!«, kreischte sie erbost auf. »Ist dir die Lage nicht bewusst, Selfe?«          »Ich bin mir der Lage sehr wohl bewusst, Vesprit. Ein Mitglied der Knuddeluff-Gilde war gerade bei mir. Es war nicht Reptain der die Lähmung des Planeten anstrebte, es war die ganze Zeit über Zwirrfinst.«, erklärte Selfe ruhig.          »Was?!«, kreischte Vesprit entrüstet. »Hast du schlecht geträumt? Das kann nicht sein!«          »Doch, es ist so.«, entgegnete Selfe nun mit mehr Nachdruck in der Stimme. »Und du weißt ganz genau, dass es stimmt, Vesprit. Das erklärt warum er Skampi ohne ein Verhör mitgenommen hat. Außerdem weißt du selbst ganz genau wie sie sich selbst Reptain in den Weg gestellt hat, um ihn von dem Diebstahl abzuhalten als du am Boden gelegen bist.«          Zorn überschattete Vesprits Gesicht und Reptain keuchte erneut auf als sich der Druck um ihn mit dem entsprechenden Gefühl festigte. Er musste nach Luft japsen, als diese aus seinen Lungen gepresst wurde.          »Lass ihn jetzt runter!«, entgegnete Selfe energischer und nicht mehr so ruhig wie zu vor.          Vesprit verharrte noch einige Sekunden ehe Reptain spürte wie sich der Druck der Attacke etwas löste. Spürbar genug, damit er zumindest nicht mehr gequetscht wurde. »Das erklärt noch nicht, warum er die Zahnräder der Zeit stiehlt! Sieh dir doch nur mal an was er mit dem Untergrundsee angestellt hat! Sieh dir es dir an, Selfe! Und der Nebelsee sieht auch nicht besser aus, das weißt du selbst besser als ich, Selfe!« Vesprit sah Selfe wütend und immer noch verwirrt an. Sie konnte seinen Gedankengang nicht verstehen und Reptain musste zugeben, dass er es auch nicht tat. Aber hatte Selfe nicht erwähnt, dass ein Mitglied der Knuddeluff-Gilde bei ihm war? Was wusste Selfe genau?          »Nein, der Nebelsee ist nach wie vor erstarrt.«, räumte Selfe schließlich wieder mit ruhigen Ton in der Stimme ein. »Aber nur, weil die Zahnräder der Zeit an einen anderen Ort gebracht werden müssen. Sie gehören nicht wirklich hierher, Vesprit.«          Vesprit erstarrte für den Bruchteil einer Sekunde als würde ihr etwas einfallen das sie vergessen hatte. Ihr gesamtes Gefühl hatte sich verändert, was Reptain der immer noch in der Umklammerung der Attacke gefangen war fühlen konnte. Da war kein Zorn mehr, keine Wut oder Verwirrung. »Meinst du, es ist an der Zeit?«, fragte Vesprit bemerkenswert ruhig.          »Wenn nicht jetzt, wann dann?«, stellte Selfe die Gegenfrage besänftigend.          Der unsichtbare Griff um Reptain löste sich innerhalb von einem Wimpernschlag komplett auf und er landete unsanft auf dem Boden. Schnaufend rappelte er sich wieder auf und starrte zu den beiden Pokemon hinauf, die vielsagende Blicke miteinander austauschten.          »Weiß er denn, wohin die Zahnräder der Zeit gebracht werden müssen?«, fragte Vesprit leise, aber neugierig.          Selfe nickte langsam. »Skampi und Karnimani wissen es ebenfalls. Die Zahnräder der Zeit gehören nicht hierher, das wissen wir. Unsere Arbeit als Wächter ist erfüllt worden, denke ich. Wir waren so sehr darauf bedacht die Zahnräder der Zeit vor Eindringlingen zu beschützen, dass wir Retter von Zerstörer nicht mehr unterscheiden konnten.«, sprach Selfe beschwichtigend, woraufhin Vesprit ihren Kopf sinken ließ.          Reptain sah verdutzt von einem Pokemon zu dem anderen. »Woher weißt du davon?«, fragte er.          Selfe wand sich Reptain zu. Er schwebte zu ihm hinunter, bis er mit ihm auf der selben Augenhöhe war, nur dass er nach wie vor seine Augen verschlossen hatte. Reptain wich instinktiv mit dem Oberkörper zurück. »Plaudagei war bei mir. Er ist ein Mitglied der Knuddeluff-Gilde. Ein Freund von Skampi und Karnimani.«, berichtete Selfe und Reptain nickte verstehend. Der Vogel der aufgeregt gekreischt hatte, als er ihn erkannt hatte, ihn aber dann gehen hat lassen mit nur wenigen Informationen zurückbleibend. »Die Mitglieder der Knuddeluff-Gilde haben sich auf den Weg gemacht um auch Tobutz zu kontaktieren. Sie werden ihm sagen, dass du kommen wirst, aber auch was deine Beweggründe sind. Vesprit ist nur zu weit entfernt, deswegen ist Plaudagei so schnell er konnte zu mir geflogen. Gut, dass er es noch rechtzeitig geschafft hat.«          Ein unscheinbares Lächeln hob sich auf Reptains Mundwinkel ab. Es beschwingte ihn, dass er nun ein paar Verbündete um sich herum hatte und auch, dass sie ihm halfen. Still dankte er Skampi für das Vertrauen, dass sie ihm entgegenbrachte und das trotz ihres Gedächtnisverlustes.          »Ich habe auch noch etwas mitgebracht.«, schloss Selfe und vor ihm materialisierte sich in einem sanften Licht ein Zahnrad der Zeit. »Dies ist das Zahnrad der Zeit vom Nebelsee. Du wirst es brauchen um es in den Zeitturm zu setzen.«          Reptain nickte und musterte Selfe kurz. Auf ihre Frage von Vesprit, ob Reptain denn wüsste, wo die Zahnräder der Zeit hingehören, hatte Selfe nur ausweichend geantwortet, aber anscheinend wusste er doch mehr. »Danke.«, sprach Reptain etwas überwältigt. Er starrte das Zahnrad der Zeit an, das nun vor ihm schwebte. Ein sehr langer, beschwerlicher Weg wurde ihm damit erspart und auch ein Kampf gegen eine Illusion von Selfe. Er griff nach dem Zahnrad der Zeit welches vor ihm schwebte und lässt es in seinen Beutel gleiten.          »Es macht Sinn.«, sprach Vesprit leise und das Zahnrad der Zeit welches im Untergrundsee noch schimmerte erhob sich langsam daraus und das Schimmern erstarb. Es schwebte zu Vesprit, die es noch einmal eingehend betrachtete, ehe es zu Reptain zukam. »Du brauchst alle um der Retter zu sein.«, murmelte sie. »Es tut mir leid.«, fügte sie noch leiser hinzu.          Reptain schüttelte den Kopf und sah Vesprit an. »Es ist nicht deine Schuld. Alle sind auf die Lügen von Zwirrfinst hereingefallen. Ich nehme es niemanden krumm.«, sprach er merkwürdigerweise sehr verständnisvoll und fischte auch dieses Zahnrad der Zeit aus der Luft, welches ebenfalls Platz in seinem Beutel fand.          »Somit bleibt nur noch ein Zahnrad der Zeit.«, murmelte Reptain, beflügelt von dem Erfolg und der Hoffnung die in ihm wuchsen. Selfe lächelte gelassen, während Vesprit noch immer aussah als würde sie sich tiefe Schuldgefühle zusprechen. Reptain hob seinen Blick erneut. »Was meint ihr mit 'Retter'?«, fragte er schließlich und legte den Kopf schief.          Selfe und Vesprit tauschten einen kurzen Blick miteinander aus. »Wir haben die Aufgabe übertragen bekommen über die Zahnräder der Zeit zu wachen.«, begann Vesprit nach einem kurzen Schweigen. »Wir wissen nicht warum, oder wieso, aber es ist als ein tiefer Urinstinkt in uns verankert.«          »Es heißt, dass wenn die Zeit reif ist der Retter der Welt kommen wird um die Zahnräder der Zeit an sich zu nehmen. Er weiß was mit ihnen geschehen muss.«, beendete Selfe den Satz. Reptain ließ seinen Blick lange auf ihm haften und blinzelte. »Eine merkwürdige... Legende.«, murmelte er nur.          Neben Vesprit erschien ein weiterer Lichtpunkt in der Luft und ein weiteres Pokemon manifestierte sich daraus. Tobutz blinzelte und sah mit einem Lächeln von Vesprit zu Selfe und dann etwas verwundert zu Reptain herab. »Habe ich etwa die ganze Party verpasst?«, fragte er und sah die drei Pokemon noch einmal der Reihe nach verwirrt und auch etwas enttäuscht an.          »Nein, du hast nichts verpasst.«, sprach Selfe ruhig und ersparte Vesprit so eine Erklärung.          Tobutz sah für ein paar Herzschläge wirklich enttäuscht aus. »Schade. Vesprit mal wieder wütend zu sehen hätte bestimmt einen Reiz gehabt.«, murmelte er woraufhin Vesprit ihn in die Seite knuffte. Tobutz brachte sich einige Schritte in Sicherheit und grinste spitzbübisch. »Nichts für ungut, Vesprit, aber ich bin erleichtert dass nichts Ernstes passiert ist.«          Tobutz widmet sich nun Reptain. »Du hast uns ganz schön auf Trab gehalten, wer hätte erahnen können, dass 'Reptain der Dieb' der Retter ist?«, fragte er laut. Reptain wich nun einen Schritt zurück. Tobutz war das starke Wesen, er hatte gegen ihn nicht gekämpft, da er zu geschwächt gewesen war um einen massiven Abwehrmechanismus zu schaffen, der das Zahnrad der Zeit schützte. Aber er wusste genau, dass Tobutz trotz seiner Größe nicht zu unterschätzen war.          »Gut dass du so schnell kommen konntest, Tobutz.«, sagte Selfe.          »Na klar.«, erwiderte das starke Wesen. »Wenn hier schon einmal alle versammelt sind, kann ich ja nicht einfach wegbleiben. Sonnflora und Bidiza waren bereits bei mir und haben mich über Reptain unterrichtet.« Wieder wand er sich Reptain zu. »Das Zahnrad der Zeit vom Kristallsee ist zu meinem Bedauern noch immer unter der Kristallschicht geschützt. Ich brauche noch Zeit um es frei zu räumen. Ich hoffe die hast du noch.«          Reptain nickte. »Von hier aus zum Nebelsee hätte ich zwei volle Tage gebraucht. Die Zeit um das Zahnrad der Zeit freizulegen, kann ich dir allemal gewähren, Tobutz.« Er war selbst noch immer verwundert darüber, wie normal er mit den drei spirituellen Wesen sprechen konnte.          »Da bin ich aber froh.«, grinste Tobutz spitzbübisch und wand sich Vesprit und Selfe zu. »Ich kann ihn mit zur Kristallhöhle nehmen. Dann muss er nicht wieder durch die Malstromwüste um nach Schatzstadt zu kommen. Vom Kristallsee ist der Weg nicht so weit.«, erklärte er seinen beiden Freunden.          Selfe nickte zustimmend. »Das ist eine gute Idee. Vorbereitungen können noch einmal getroffen werden.«          Tobutz wand sich dann wieder Reptain zu, der ihn verwirrt ansah. »Mitnehmen?«, fragte er mit einem wachsamen Blick nach.          Tobutz nickte. »Ja, ich teleportiere dich mit mir zum Kristallsee. Ich würde dich ja direkt nach Schatzstadt bringen, aber ich brauche noch sehr viel Kraft und Konzentration um das Zahnrad der Zeit freizulegen.«          Reptain verstand und nickte langsam. »Solange es nicht so ein Gefühl bewirkt wie bei den Zeitreisen, sehr gerne.«, sprach er etwas verlegen.          »Ich weiß zwar nicht, wie sich eine Zeitreise anfühlt.«, grinste Tobutz. »Aber der Teleport fühlt sich vielmehr so an, wie die Benutzung einer Fliehorb.«          Reptain sah erleichtert aus. Er konnte sofort aus der Wüste, der stickigen und staubigen Luft entkommen und dann auch noch mit einem Teleport. Nickend stimmte er zu. »Sehr gerne.«          »Gut, dann macht es gut, Selfe und Vesprit.«, verabschiedete sich Tobutz und schwebte knapp über Reptains Kopf.          »Gute Reise und viel Glück.« sagte Vesprit leise an Reptain gewandt. Sie sah ihn mit ihren großen, gefühlvollen Augen an.          Selfe sah Reptain lange mit seinen verschlossenen Augen an. »Darf ich dich noch um Erlaubnis bitten, deine Vergangenheit zu lesen?«, fragte er ruhig.          Tobutz hielt inne und Reptain sah etwas unwohl zu Selfe. »Du möchtest sie lesen?«, fragte er und Tobutz seufzte laut. »Wir müssen los.«, maulte er.          »Es dauert nicht lange.«, erwiderte Selfe an Tobutz gewandt ehe er sich Reptain wieder zuwendete. »Ja, ich kann deine Vergangenheit lesen. Ich kann sie auch löschen, aber nur deine Erinnerungen an den Nebelsee. Aber ich verspreche dir, dass ich dies nicht tun werde.«          Reptain sah Selfe lange an ehe er nickte. Selfe glitt auf seine Höhe und legte eine seiner Hände zwischen Reptains Augen auf die flache Stirn ab und Reptain schloss seine Augen.          Ein merkwürdiges Gefühl durchzog ihn. In nur wenigen Sekunden spürte er sehr viel Glück und sehr viel Trauer, gefolgt von Wut und Verlust. Bilder seiner Vergangenheit rasten an ihm vorbei, angefangen als er noch ein Geckarbor war und alleine in seinem Wald umherstreifte. Gefolgt von der ersten Begegnung mit Skampi, seiner Entwicklung, die Trennung von Skampi. Seinem Training auf der Lichtung, das erste Mal als er Schatten-Dialga gegenüberstand, die Plattform auf dem Podest in der die Zahnräder der Zeit hineinpassten und dann wieder das Treffen mit Skampi. Der Schwur, die Zeitreise, seine verzweifelte Suche nach Skampi, wie er die Zahnräder der Zeit einsammelte. Dann, wie er Evoli das erste Mal begegnet war, dann die Situation bei Vesprit und letztendlich in der Kristallhöhle. Wie Geröllfelsen über ihn eingestürzt waren, Evoli die ihm eine Sinelbeere gegeben hatte, wie sie beide von Zwirrfinst gefangen genommen worden waren, die Reise zurück in die Zukunft, die Hinrichtungskammer. Sogar den Traum mit Skampi, die ihm den Anhänger übergeben hatte sah er noch einmal bildlich vor sich. Wie er mit Evoli aus dem Gefängnis geflohen war und wie sie sich getrennt hatten Trennung. Schließlich wie Evoli erleichtert über ihm stand nachdem ihm schwarz vor Augen geworden war. Die Begegnung mit Celebi, dann der Hinterhalt von Zwirrfinst. Er empfand jede Emotion im Sekundenabschnitt die ihm durch den Puls raste. Trauer, Schmerz, Angst, Hoffnung, Verzweiflung. Die Erkenntnis, dass Evoli Skampi war, die Skampi die ein Mensch war.          Dann die Reise zurück in die Vergangenheit, die Begegnung mit Karnimani am Strand, die Stunden die Evoli und Reptain miteinander verbracht hatten und miteinander sprachen. Und dann der letzte Traum den er von Skampi hatte, dass Evoli zwar Skampi war, sie sich aber an nichts erinnerte und schließlich die Erkenntnis dass die Skampi die er kannte tot sei. Und dann die Schuld die auf ihm lastete, dass Skampi noch nicht alles wusste.          Reptain öffnete blinzelnd die Augen. Sein Herz hatte insgesamt nur drei Mal geschlagen Während ihm die ganzen Bilder und Geschehnisse seines Lebens und der Reise durch den Kopf geschossen waren. Selfe hatte seine Hand von seiner Stirn gelöst. Sein geschlossener Blick fiel auf Reptain. »Die Last liegt schwer auf deinen Schultern, nicht wahr?«, fragte Selfe dann ruhig. Reptain verstand nicht ganz, deswegen fügte Selfe ruhig hinzu: »Das unausgesprochene Geheimnis.«          Reptain erstarrte. Ja, er musste unbedingt mit Skampi sprechen, wenn er die Möglichkeit überhaupt noch dazu bekommen würde. »Ja.«, murmelte Reptain schließlich und schluckte. Selfe nickte nur verstehend. »Ein guter Freund wird verstehen, wenn man etwas für sich behält, aber der Zeitpunkt wird kommen an dem du es ihr sagen musst.«          Reptain schluckte erneut den schweren Kloß in seinem Hals hinunter. Er fragte sich ob Selfe wusste was er Skampi noch erzählen musste als Tobutz ungeduldig alle Gedankengänge unterbrach. »Können wir jetzt?« Nachdem Selfe nickte und Vesprit noch einmal zum Abschied winkte, schloss Tobutz Reptain in einem hellen Lichtschein ein welches auch Tobutz nach seiner Ankunft umschimmert hatte. Reptain schloss seine Augen. Er fühlte sich in dem Moment des Teleports, wie eine Feder. Leicht und merkwürdigerweise ohne Sorgen. Die Worte von Selfe hallten in seinem Kopf nach. 'Der Zeitpunkt wird kommen, an dem du es ihr sagen musst.' Wenn Reptain doch nur wüsste wann dieser Zeitpunkt wäre.            Erst als das helle Licht welches ihn selbst durch verschlossene Augen geblendet hatte langsam erlosch, wagte es Reptain seine Augen zu öffnen. Blinzelt sah er sich um, ehe er sich an die Dunkelheit in seiner Umgebung gewöhnt hatte. Verwirrt sah er die Kristalle an, welche nicht mehr leuchteten, klar und blau waren. Stattdessen hatten sie einen hässlichen Grauton angenommen, weshalb sie eher wie gewöhnliche, spitze Steine aussahen. Reptain wand sich an Tobutz, der bereits seine Arbeit aufgenommen hatte. Seine Augen leuchteten in einem angenehmen blauen Ton, waren aber immer noch durch die Konturen sichtbar. Anscheinend musste er sich sehr konzentrieren, als ein Kristall krachend aus seiner Reihe brach und langsam nach oben schwebte um dann an einer anderen Stelle wieder abgesetzt zu werden.          »Warum hat die Zeit hier angehalten?«, fragte Reptain als der Kristall sicher gestapelt war und unterbrach die Arbeit des starken Wesens. Tobutz wand sich Reptain zu, dabei leuchteten seine Augen immer noch. »Nun, durch deine aufgeklärte Identität für Vesprit, Selfe und mich, kann ich dir diese Frage beantworten. Die Zahnräder der Zeit müssen auf den schnellsten Wege zu dem Ort an dem sie ursprünglich hingehören. Die Gebiete in denen die Zeit stehen bleibt erweitert sich mit jedem verstrichenen Tag. Die Zeit hat hier angehalten, nachdem du und Skampi mit Zwirrfinst durch das Dimensionale Loch in die Zukunft gereist seid. Das Zahnrad der Zeit vom Kristallsee wurde nicht bewegt oder von der Stelle entfernt. Dennoch kann es den größeren Mächten nicht stand halten.«          Wehmütig sah sich Tobutz in der Höhle um. Wahrscheinlich vermisste er den ehemaligen Anblick der glimmenden Kristallen, die ihre Farben je nach Lichteinfall änderten. Das atemberaubende Lichtspiel, wenn sie ihre Lichtreflektierungen an die Decke der Höhle warfen und sie in einem ganz neuen Licht zum Leuchten brachten. Reptain ließ seinen Kopf sinken. Er konnte Tobutz verstehen, es aber nicht nachvollziehen. Ihm war die Welt der Farben fremd, nicht die der Schatten. Auch wenn er die Welt der Farben und die der Sonne viel schöner, freundlicher und lebenswerter fand, war die Welt in die er eigentlich gehörte die der Dunkelheit.          Tobutz drehte sich wieder dem Kristallsee zu, der mit großen und schweren Kristallen überseht war. Die Schutzvorrichtung hatte Reptain damals daran gehindert an das Zahnrad der Zeit heranzukommen. Als Zwirrfinst dann unerwartet aufgetaucht war, musste Reptain fliehen. Dies war das einzige Zahnrad der Zeit, welches er nicht ohne weiteres stehlen konnte. Während ein weiterer Kristall mit einem lauten Knacken aus seinem Standort herausgerissen wurde und vorsichtig durch die Luft schwebte, erklärte Tobutz mit einer gelassenen Ton: »Es ist schwerer die Kristalle zu entfernen, nachdem die Zeit in dieser Höhle angehalten hat. Ich muss jeden einzelnen aus seiner angewachsenen Stelle reißen und die letzten Stücke dann mit konzentrierter Psychokinese zersprengen.«          »Wie lange wird es dauern? Du meintest ich könnte nach Schatzstadt gehen.«, fragte Reptain nach, während er sich nur wage vorstellen konnte wie viel Mühen Tobutz auf sich nehmen musste um die Barriere zu zerstören.          Während sich ein ergrauter Kristall zur Seite senkte und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landete antwortete Tobutz nicht. Erst danach besann er sich zu einer Antwort: »Morgen nachdem die Sonne den höchsten Stand erreicht hat und sich wieder nach unten neigt. Vielleicht kannst du mir zum Schluss sogar zur Hand gehen, Reptain. Bloße Kraft könnte ausreichend sein um die letzten Schichten über dem Zahnrad der Zeit zu zerschmettern.«          Reptain nickte langsam. »Du kannst dich auf mich verlassen, Tobutz. Noch ehe die Sonne beginnt sich zu neigen, werde ich da sein.« Er kehrt Tobutz dann den Rücken zu. »Bis dann.«          »Auf bald.«, sprach Tobutz abwesend, während ein weiterer Kristall aus seiner Fassung laut herausgerissen wurde.            Als Reptain wieder unter freiem Himmel stand wurde er von einigen Sternen begrüßt die noch schwach über den Nachtschwarzen Himmel leuchteten. Reptain musste schlucken als er sich wieder ins Gedächtnis rief, was Selfe zu ihm gesagt hatte. 'Der Zeitpunkt wird kommen, an dem du es ihr sagen musst.', säuselte ihm eine innere Stimme vor. Er musste schwer seufzen. Eine weitere Stimme schlich sich in sein Unterbewusstsein ein. 'Auch wenn Evoli alle Erinnerungen verloren hat, sie ist ein Teil von mir. Ein Teil der nach mir kommt nachdem ich gestorben bin.' »Nachdem ich gestorben bin...«, murmelte er leise vor sich hin und starrte auf den nächsten Baum den er entdeckte. »Sie ist gestorben...«, hauchte er sehr leise und er schüttelte den Kopf.          Reptain wurde von einer eiskalten Angst gepackt die sich tief in sein Herz grub. Sie überschattete seinen Körper und grub sich in jede Pore seines Körpers. Jagte er nur einem Irrtum hinterher? Die Erinnerung von Skampi heiterte ihn auf, aber er musste sich auch schmerzlich eingestehen, wie sehr er sich an ihr festhielt. Wie sehr er sich wünschte ihre Erinnerung wäre die Wirklichkeit. Reptain schluckte den Kloß im Hals schwer hinunter und sprang auf den Baum. Den Kopf streckend, prüfte er die Luft. Der Morgen würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Er musste noch etwas erledigen, etwas, was er versprochen hatte und schon viel zu lange vor sich herschob.          Mit gezielten Sprüngen durchquerte Reptain den tiefen Wald und versuchte sich zu orientieren. Um ihn herum war es bereits beträchtlich heller geworden und die Sterne waren vollkommen verschwunden. Für einen kurzen Augenblick glaubte er sich in der Richtung geirrt zu haben, doch dann fand er die Lichtung die er suchte.          Mit einer gekonnten Abfederung dämpfte er seine Landung ab und hob seinen ruhigen Blick um sich auf der Lichtung umzusehen. Der Baum dem er sich zugewandt hatte, war sehr hochgewachsen. Nur ein einzelner, stämmiger Ast hing einen Fuß über Reptain. Nur die Blätter raschelten leise als der Wind diese aufwirbelte. Reptain verkürzte den Abstand zu dem Baum und spreizte seine Halmblätter an seinen Unterarmen durch. Mehrere Herzschläge lang, starrte er auf die Rinde, ehe er seine Klauen hob und mit den Halmblättern begann etwas auf den Baum einzugravieren. Als er nach einiger Zeit fertig war ging er einen Schritt zurück und betrachtete die eingravierten Fußabdruckrunen. In ihm selbst regte sich nichts mehr als er über die Schrift blickte. Er war sich noch nicht einmal mehr sicher ob es überhaupt noch ein Schwur war, wenn einer von den dreien alles vergessen hatte.          Hinter Reptain erhob sich sanft eine ruhige Stimme.   »Das Versprechen von C., S., und R. Unser Opfer ist unser Geschenk an euch. Auf dass ihr nie in einer Welt leben müsst, in der Zeit nur ein Wort ohne Bedeutung ist. Wir sind es, die den Sonnenaufgang beschützen.«            Reptain wirbelte erschrocken herum. Er war so konzentriert in die Gravuren gewesen, dass er das Pokemon überhaupt nicht bemerkt hatte, welches sich hinter ihm in einer Lichtkugel manifestiert hatte. Selfe sah mit seinen geschlossenen Augen von dem Stamm zu Reptain. »Ein schönes Versprechen.«, sagte er ruhig und fügte hinzu. »S. und R. sind Skampi und du, nehme ich an. Darf ich fragen wer C. ist?«          Reptain sah etwas unsicher zu Selfe hinauf, der einen halben Meter über ihm in der Luft schwebte. Nach einigen verstrichenen Herzschlägen antwortete er: »Das ist eine gute Freundin. Celebi ist ihr Name.«          »Ah, ich verstehe. Das ist das legendäre Zeitreise Pokemon welches Skampi und dir den Zeittunnel geöffnet hat, richtig?«, vergewisserte sich Selfe. Als Reptain zögernd nickte und sich fragte wie viel Selfe wirklich wusste und auch warum er ihn aufgesucht hatte fragte Selfe erneut: »Hast du dich bereits von ihr verabschiedet?«          Reptain hielt inne, sah aber unverwandt zu Selfe hinauf. »Ja, wir verabschiedeten uns von ihr als Skampi und ich das erste Mal durch den Zeittunnel reisten.«          »Ich verstehe.« Selfe klang nachdenklich und legte den Kopf mit den verschlossenen Augen schief. »Sie hat ein großes Opfer gebracht, indem sie euch die Flucht ermöglichte. Ob es ihr gut geht?«          »Ihr geht es wahrscheinlich bestens.«, antwortete Reptain ohne zu zögern und bestimmend. »Celebi lässt sich nicht so leicht fangen.«          Selfe nickte langsam. »Natürlich.«          »Was machst du hier Selfe? Warum hast du mich noch einmal aufgesucht?«, fragte Reptain nachdem einige Atemzüge lang nichts gesagt wurde.          Selfe glitt näher an Reptain heran und antwortete in seinem ruhigen Tonfall: »Ich wollte noch einmal mit dir sprechen.« Reptain fragte sich wie es Selfe wohl geschafft haben mochte ihn zu finden, doch er kam nicht dazu danach zu fragen, denn Selfe fügte sogleich hinzu: »Über Skampi, dich und das Artefakt welches du bei dir trägst.«          Reptain legte den Kopf schief und spähte zu seiner Klaue herab. Der Traumsplitter hatte sich innerhalb dieser kurzen Zeit die er nun unterwegs war wieder verändert. Es fehlte noch ein kleines Teilchen, dann wäre er wieder komplett zusammengesetzt. Grasgrün funkelte er in dem fahlen Dämmerlicht auf welches den Morgen einleitete. »Was gibt es denn, was ich dir beantworten kann?«, fragte Reptain und hob seinen Blick wieder zu Selfe.          Selfe glitt noch etwas näher zu Reptain heran, sodass die beiden auf der selben Augenhöhe waren, nur dass Selfe nach wie vor die Augen verschlossen hatte. »Es hängt mit deinen Träumen zusammen. Dieses Artefakt ist sehr besonders, ich habe noch nie von ihm gehört. Aus deinen Gedanken weiß ich, wie es funktioniert und wie es in deinen Besitz gekommen ist. Doch mir ist unbegreiflich, wie eine Erinnerung eigenständig denken und handeln kann. Der Mensch der Skampi einmal war, hat dir geholfen neuen Mut zu fassen, als es für dich aussichtslos erschien. Sie hat dir Fragen beantwortet, die du nicht wissen konntest, die selbst Skampi noch nicht einmal beantworten konnte. Wie ist das möglich?«          Für ein paar Momente sagte keiner der beiden Pokemon ein Wort. Ein paar Taubsis flogen über den Baumkronen hinweg während der Himmel noch immer dämmerte und das Licht um die beiden herum allmählich heller wurde. Reptain wusste keine Antwort auf die Frage von Selfe. Bisher hatte er sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie dies denn möglich sein könnte. Vielmehr war Reptain fast schon besessen davon gewesen, dass ihm die Erinnerung von Skampi niemand wegnehmen durfte. Von der Skampi, die gestorben war. Wollte Selfe damit andeuten, dass der Traumsplitter vielleicht doch nur ein übler Zauber war?          »Vielleicht...«, begann Reptain langsam und schluckte. »Vielleicht hängt es auch mit dem Unfall im Zeittunnel zusammen. Skampi war nicht mehr der Besitzer des Traumsplitters als sie ihr Gedächtnis und ihre Erinnerungen verloren hat.« Nach einigen Überlegungen fügte er noch hinzu: »Der Traumsplitter war vielleicht die ganze Zeit in einem Raum zwischen den Zeiten gefangen bis dieses Dimensionale Loch wieder geöffnet wurde und ich hindurch reiste. So könnte sie Dinge wissen, die sie eigentlich nicht wissen kann.«          »Möglich.«, sprach Selfe ruhig und sah Reptain nachdenklich an. »In deiner Vergangenheit gab es eine Situation in der Skampi noch nicht entschlossen war die Lähmung des Planeten aufzuhalten.« Reptains wachsamer Blick lag auf Selfe. Seine Augen waren verengt, denn er war sich unsicher auf was Selfe hinaus wollte. »Du wirst dich erinnern, Skampi sprach von dem 'Erbe'. Weißt du von wem sie den Traumsplitter bekommen hat?«          Reptain legt den Kopf schief. »Soweit mich nicht alles täuscht von ihrer Mutter.«, murmelte er und sah zur Seite. Er hatte so eine Vermutung wohin dieses Gespräch führen würde und er war sich nicht sicher ob er es hören wollte.          »Reptain, kann es sein, dass es der Wille ihrer Mutter war Skampis Leben zu schützen? Auch wenn du sagst es sei eine Erinnerung die diesem Artefakt innewohnt, dass sie eigenständig handelt und dich somit beeinflusst ist... Sonderbar, nicht wahr? Ist es nicht vielmehr so, dass die Erinnerung aufgrund des letzten Willens eine Aufgabe bekommt?« Selfe sprach die ganze Zeit über in einem sehr ruhigen Tonfall, aber Reptain kam er schneidend wie ein Peitschenhieb vor.          War es das? Wenn er so darüber nachdachte, Skampis wirklicher Name ist Merilla. Sie hat sich aber nie als Merilla vorgestellt gehabt, sondern nur als Skampi. Nach der Tragödie die sich in ihrem Haus abgespielt hatte, weigerte sie sich außerdem ihren wirklichen Namen wieder anzunehmen. Sie hatte ihn abgelegt. War es möglich, dass sie dies getan hatte um eine andere Identität zu erhalten? Um eine Person zu werden, die sich nicht beeinflussen ließ? Damit sie sich lösen konnte von allem, was sie zurückhalten könnte? Reptain fragte sich aber, was das alles mit ihm zu tun haben sollte. Konnte er von dem was man über Skampi und dem Traumsplitter vermutete auf sich schließen und seiner Situation?          Er schloss die Augen und atmete die Luft ein während er seinem Herzschlag lauschte. Unweigerlich musste er an die Zeitreise durch den Zeittunnel denken. Diese schattenhaften Partikel die um Skampi herum gestoben waren ehe sie sich auflösten. Jemand hatte die beiden vom Zeittunnel aus angegriffen und Skampi hatte sich vor Reptain gestellt um ihn zu beschützen. War es ihr letzter Wille gewesen Reptain zu beschützen? Das könnte vieles erklären. Zum Beispiel wie sie die Kraft aufbringen konnte ihm in der Hinrichtungskammer neuen Mut zu geben und ihn von den Einflüssen der Samen zu heilen. Sehr vieles wurde nun erkennbar für Reptain was er vorher übersehen hatte und es tat ihm weh. War es wirklich so, dass er sich von Skampis Erinnerung manipulieren ließ? Er selbst zumindest hatte davon nichts bemerkt.          »Aber nur weil Skampi ihr Gedächtnis verloren hat, macht sie das nicht zu einem anderen Wesen.«, riss Selfe Reptain plötzlich aus seinen Gedanken der daraufhin blinzelte und ihn verwirrt ansah. »Du und alle Pokemon aus der Zukunft werdet verschwinden sobald es dir, Skampi und Karnimani gelingt die Lähmung des Planeten zu stoppen.« Selfe legte den Kopf mit seinen nach wie vor verschlossenen Augen schief, doch Reptain kam es so vor als würde sein durchdringender Blick auf ihm ruhen.          Auch wenn Selfe die Fragen offen ließ und nicht aussprach, wusste Reptain ganz genau was er wissen wollte. Quälende Sekunden verstrichen in denen Reptain nach den richtigen Worten suchte. »Skampi wird ebenfalls verschwinden, da ihre Existenz der Zukunft angehört. Ganz gleich, ob sie früher ein Mensch war und jetzt ein Pokemon ist. Sobald wir den Verlauf der Geschichte verändern, werden Skampi und ich verschwinden. Für immer.«          »Sie weiß noch nicht, dass sie verschwinden wird oder? Das ist das unausgesprochene Geheimnis.«, fragte Selfe nach und hatte damit ins Schwarze getroffen.          »Nein.«, gab Reptain matt zu. »Sie weiß nicht, dass alle Pokemon aus der Zukunft verschwinden werden. Sie weiß nicht dass ich verschwinden werde und auch nicht dass sie dies ebenfalls muss, wenn wir die Lähmung des Planeten aufhalten.«          Ein paar Sekunden verstrichen in denen Selfe ruhig auf Reptain hinabsah. »Sie wird es früher oder später erfahren müssen. Je früher, desto besser.«, murmelte er.          Reptain ließ den Kopf sinken und ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Ja, er musste es Skampi erzählen, doch wie könnte er es ihr beibringen? Es kam ihm wie ein sehr schweres Hindernis vor. Wie konnte er ihr begreiflich machen, dass sie und er gemeinsam mit dem Wissen bereits auf die Mission gegangen waren? Wie konnte er ihr erklären, dass sie wussten auf was sie sich einlassen würden und dass sie damit einverstanden waren?          »Es wäre besser wenn du jetzt nach Schatzstadt gehst und dich etwas ausruhst, Reptain.«, klang wieder die ruhige Stimme von Selfe als er sich etwas von Reptain entfernte. »Ich werde zu Tobutz gehen und versuchen ihm etwas zu helfen.« Reptain sah zu Selfe auf. Wie konnte er jetzt noch zur Ruhe kommen wo sich so viele Fragen über ihn türmten und kein Ende nehmen wollten? Als würde Selfe seine Gedanken lesen können, fügte er hinzu. »Es ist immer gut, sich Gedanken zu machen. Aber letztendlich kommt alles anders, als man es sich zurechtlegt und man steht dann auch vor der Konfrontation. Lebe wohl, Reptain.«, fügte er dann noch nach einer Pause hinzu und verschwand in einer gelben Lichtkugel die langsam verglimmt.          Reptain hob seinen Blick zum Horizont hinauf, der immer noch dunkel war, aber mit jeder Sekunde bereits heller wurde. Es war ihm ein Rätsel wie Selfe ihn gefunden hatte, aber er hatte ihn mit sehr vielen Fragen zurückgelassen und leider auch mit einer bitteren Erkenntnis.            Seine Gedanken waren vollkommen leer während er durch den Wald seinen Weg nach Schatzstadt suchte. Die Sonne erleuchtete mit ihren morgendlichen Sonnenstrahlen die Bergkette, als er die Stadt erreichte die noch still war. Anstatt direkt zur Tohaido-Klippe zu gehen, schlug Reptain den Weg zum Stand ein an dem Skampi und er aus der Zukunft gestrandet waren. Er beobachtete die Oberfläche des Meeres, dessen dunkle Wellen sich gemächlich zum Strand vorarbeiteten. Die Sonnenstrahlen hatten das Wasser vor ihm noch nicht erreicht, nur in der Ferne konnte er die spiegelnde Reflektion der Sonne tanzen sehen.          Die Sonne ging an einem Tag unter, doch am nächsten Tag ging sie wieder auf. Es ähnelte in gewissem Sinne einem Kampf, dass man Verluste einbüßte, aber weiterhin an sein Ziel glauben musste um es zu erreichen. Wieder einmal wurde ihm bewusst, wie schrecklich einsam er sich fühlte. Noch mehr, jetzt wo er dieses verwirrende Gespräch mit Selfe geführt hatte.          Wehleidig blickte er auf den grasgrünen Traumsplitter herab der an seiner Klaue von einer Kette herabbaumelte. Er vermisste seine Freundin, seine Freundin die kein Pokemon war. Skampi, die ihm so oft ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hatte mit ihrer offensichtlichen, optimistischen Art. Sie hatte sich so dafür eingesetzt dass sie ihr Ziel immer näher kommen konnten, aber es stimmte. Sie war nicht immer so entschlossen gewesen. 'Das Erbe' hatte ihre Entschlossenheit erschüttert gehabt und sie war ohne ein Wort aus dem Wald gelaufen.          Reptain seufzte. Die Skampi die er kannte war nur noch eine Erinnerung. Nur... Wie das klang. Als würde Skampi keinen Bestand mehr haben. Skampi war ihm, seitdem die beiden gemeinsam in die Zukunft auf die Reise gegangen waren, sehr wichtig geworden. Sie hatten zusammen alte Schriften durchwühlt, vergessene Sprachen gelernt um ihrem Ziel immer näher rücken zu können. Sie hatten aufeinander Acht gegeben und sich gegenseitig unterstützt. Letztendlich verdankte es Reptain einzig und allein dem kleinen Mädchen, das in seinen Wald gelaufen war, dass er sich überhaupt entwickelt hatte. In einer Welt in der die Zeit zum Stillstand gekommen ist, war es nahezu unmöglich, dass sich die Pokemon weiter entwickelten. Es gab nur sehr wenige Ausnahmen und er selbst war eine davon.          Doch diese Skampi gibt es nicht mehr und wird es nie mehr geben. Stattdessen gab es ein Evoli, das Skampi war, aber alles vergessen hatte was sie einst wusste. Vergessen hatte, was sie alles gemeistert hatten. Ein Gedächtnisverlust und eine Verwandlung in ein Pokemon, ausgelöst durch einen Unfall. Einem Angriff im Zeittunnel von einem Pokemon, das er nicht kannte.          Wut baute sich in Reptain auf. Dieses Pokemon musste geplant haben Skampi und ihn anzugreifen, während sie gerade auf der Zeitreise waren. Feige und Hinterhältig. Sie hatten sich nicht wehren können, es wäre unmöglich gewesen. Und Reptain hätte es treffen müssen. Eigentlich hätte er jetzt tot sein müssen. Sein eigener Tod... Hätte Skampi sich nicht vor ihn gestellt um ihn zu schützen, wäre diese Attacke im Verlauf tödlich gewesen. Das hatte ihm die Skampi erzählt, die ihm in seinen Träumen begegnete. Die Erinnerung die eingeschlossen in diesem Traumsplitter weiterlebte.          Allmählich glaubte Reptain wirklich, dass sie einen eigenen Willen besaß. Doch war es ihm unbegreiflich in welcher Form er sich hat manipulieren lassen. Vielleicht würde er später noch zu einer Erkenntnis kommen. Wäre es einfacher für Skampi gewesen, wenn er gestorben wäre? Hätte sie die Kraft besessen, nach den Zahnrädern der Zeit zu suchen und nach dem Verborgenen Land? Alleine? Nein, vermutlich wäre sie an dem Verlust seines Todes innerlich zerbrochen. Sie wäre kalt geworden, ihr Herz, das so viel Wärme und Zuversicht beherbergte wäre erstarrt und zu Eis gefroren. Die Veränderung ihrer Umgebung hätte sich vermutlich nicht mehr wahr genommen.          »Vielleicht ist es besser so, wie es jetzt ist...«, murmelte Reptain vor sich hin während die Sonnenstrahlen die Bergkette immer weiter hinaufkletterten. Aber warum fühlte er sich dann, als hätte er einen wichtigen Teil seines Lebens verloren? Seine Augen wurden feucht und er kniff die Augen zusammen während die Sonne ihn erreichte und ihr Licht über ihm ergoss. Nicht einmal sie vermochte seinen inneren Schmerz zu heilen. Die Skampi die er kannte, die Skampi an der er hing, die gibt es nicht mehr. »Sie ist tot.«, entrann es seinen Lippen und er erschauderte. Reptain ließ es zu, dass die Tränen ihren Weg über seine Wangen fanden.          »Sie ist tot!«, schrie er dem Meer entgegen. »Nichts weiter als eine Erinnerung!«          Die Wellen schlugen rhythmisch gegen den Strand und fielen wieder in das Meer zurück während die Spiegelung der Sonne darauf tanzte. »Eine wunderschöne Erinnerung.«, murmelte Reptain vor sich hin. Sein von tiefer Trauer geprägter Gesichtsausdruck wurde etwas weicher und er seufzte traurig. »Ich werde dich nie vergessen Skampi.«, flüsterte Reptain in den Morgenhimmel der Sonne entgegen die ihn mit ihren Sonnenstrahlen berührte und ihn wärmte.          Reptain würde sich nicht weiter von einer Erinnerung manipulieren lassen. Er konnte das Ziel auch ohne dass Skampi ihm ständig Mut zusprach beenden. Schließlich hatte er die Zahnräder schon einmal komplett auf sich alleine gestellt eingesammelt. Er tat dies, für alle Pokemon in der Zukunft die auf ihn bauten und für Skampi. Für ihre Erinnerung, ihren Ehrgeiz und ihren Mut ihn vor dem Angriff des unbekannten Pokemons zu beschützen.          Skampi die nun ein Evoli war, war ebenfalls seine Freundin. Sie vertraute ihm und sie glaubte ihm. Sie hatte mit der Hilfe von Karnimani hier Fuß gefasst und ein neues Leben für sich aufgebaut. Skampi war wirklich zu beneiden in dieser Hinsicht, wie viele gute Freunde und vertraute sie gefunden hatte. Karnimani und sie waren fast genau so ein gutes Gespann wie er und Skampi es einst gewesen waren. Er gönnte ihr das Glück, welches sie hatte und er war glücklich darüber, dass sie es nun auch mit ihm teilte, indem sie und Karnimani mit ihm gemeinsam arbeiteten.          Gemeinsam daran arbeiteten, die Mission zu erfüllen, die er und Skampi haben. Die Mission die Lähmung des Planeten zu verhindern. Wenn dies geschafft war, würde er verschwinden. Er würde verschwinden, genau auch wie alle Pokemon aus der Zukunft. Er würde verschwinden müssen, genauso wie Skampi dies tun müsste. Sie würde verschwinden und müsste alles zurücklassen, was sie neu kennen gelernt hatte. Sie müsste Schatzstadt, die Gilde und Karnimani zurücklassen, denn auch sie würde verschwinden müssen. Eine weitere Träne suchte sich still ihren Weg über sein Gesicht. Je mehr er sich darüber Gedanken machte und sich für Skampi und ihr gefundenes Glück freute, desto schwerer wurde es für ihn dem aufklärenden Gespräch entgegenzusehen. Kapitel 10: 10 - Über das Meer der Zeit ---------------------------------------            Sanftes Meeresrauschen und das krächzen von ein paar Wingull die über das Meer kreisten um sich Beute zu fangen weckten Reptain schließlich auf. Er öffnete blinzelnd seine Augen. In der vergangenen Nacht hatte er noch zugesehen, wie die Sonne letztendlich über die Bergketten geklettert war, ehe er über den Schleichpfad zurück zur Tohaido-Klippe gegangen war. Sofort nachdem er sich hingelegt hatte, war er auch schon eingeschlafen.          Reptain schob den Beutel mit den Zahnrädern der Zeit von sich, den er während er geschlafen hatte fest an sich gedrückt hatte. Er entrollte sich langsam und richtete sich auf um seine Gliedmaßen und seine Halmblätter an den Unterarmen durchzustrecken. Seit langem hatte er wieder das Gefühl mal wieder richtig ausgeschlafen zu haben, auch wenn seine Gedanken sehr trüb waren. Die Sonne hatte noch nicht ganz ihren höchsten Punkt erreicht, während sie ihr Licht über die Insel warf und den strahlend blauen Himmel erleuchtete. Reptain vermutete, dass Tobutz womöglich gerade dabei war die letzten Kristalle, die das Zahnrad der Zeit noch umschlossen zu entfernen. Möglicherweise war er auch bereits fertig, da Selfe ihm in seine Hilfe anbieten wollte.          Mit einem letzten, müden seufzen rieb er sich das Gesicht um sich selbst etwas munterer zu machen. Diesmal hatte er keinen Traum von Skampis Erinnerung gehabt. Vielleicht war dies auch der Grund, warum er sich so ausgeruht fühlte. Dass er akzeptiert hatte, dass sie tot war, hatte ihn möglicherweise vor einem weiteren, verwirrenden Traum bewahrt, aber sicher war er sich nicht.          Reptain wand sich dem Regal zu, welches an der Höhlenseite des Hohlraumes in der Tohaido-Klippe gelehnt stand. Er entdeckte einen Stapel Papiere, die mit einem Stein gesichert waren, um sicherzugehen, dass sie nicht wegflogen. Nach näherer Betrachtung stellte Reptain fest, dass die Blätter leer waren. Er nahm ein Blatt Papier von dem Stapel und legte den Stein wieder über ihnen. In einer kleinen, länglichen Schatulle, direkt neben dem Stapel Papiere, entdeckte er mehrere Pinsel und verschiedene Tintenfarben und auch eine Feder. Mit der Klaue nahm er die Feder heraus, die wahrscheinlich von einem Schwalbini stammte und ebenso ein schwarzes Tintenfläschchen. Damit setzte er sich auf den Boden, schraubte das Fläschchen vorsichtig auf und tunkte den Kiel der Feder darin ein. Kurz überlegte er noch ein paar Sekunden lang wie er beginnen sollte, ehe er anfing die Fußabdruckrunen zu schreiben.   'An Skampi und Karnimani. Wie geht es euch? Wie läuft eure Suche nach dem Verborgenen Land? Für mich läuft es ganz gut. Ich habe schon vier Zahnräder der Zeit eingesammelt. Ich muss nur noch das Zahnrad der Zeit aus dem Kristallsee einsammeln. Tobutz ist damit beschäftigt die Kristalle die den Weg versperren aus dem Weg zu räumen. Ich habe vor wieder zu euch zu stoßen, sobald ich alle Zahnräder beisammen habe. Alles läuft nach Plan. Vesprit und seine Freunde haben die Situation verstanden und kooperieren. Selfe erzählte mir, dass Mitglieder der Gilde gekommen waren und ihn wissen ließen, dass ich käme. Vielen Dank dafür. Es ist ermutigend, dass immer mehr Pokemon dazu übergehen mir zu vertrauen. Trotzdem werde ich mich von Schatzstadt und der Gilde fernhalten. Zunächst einmal, weil ich nicht weiß ob mir die Pokemon in dieser Welt völlig vertrauen. Aber es gibt noch etwas beunruhigenderes. Es ist damit zu rechnen, dass Zwirrfinst jederzeit aus der Zukunft zurückkommen kann. Dies ist der andere Grund, warum ich Schatzstadt und die Gilde meiden werde. Stattdessen werde ich zur Tohaido-Klippe oder zum Strand kommen. Falls wir uns treffen, können wir dann Informationen austauschen. Euch auf jeden Fall viel Glück. Wir stoppen die Lähmung des Planeten! Reptain.'            Das beschriebene Blatt Papier wird etwas angehoben und noch einmal genau durchgelesen, ehe Reptain zufrieden nickte. Er positionierte das Schriftstück so, dass man es bei Eintritt des Klippenraumes gut sehen konnte. Danach griff er zu dem Beutel in dem die Zahnräder der Zeit waren und ging die Treppen hinauf um in den angrenzenden Wald zu verschwinden. Die Sonne erreichte gerade ihren höchsten Punkt während Reptain gedankenversunken durch den Wald seinen Weg zur Kristallhöhle lief.          Er überlegte, ob er Skampi vielleicht einen Brief hätte schreiben sollen, indem er ihr erklärt, dass wenn sie den Lauf der Geschichte verändern würden, sie nicht mehr existieren würden und verschwinden müssen. Letztendlich war er froh, es nicht getan zu haben. Ein Brief wäre viel zu unpersönlich gewesen. Sie hätte wahrscheinlich Fragen gehabt, die er ihr nicht hätte beantworten können, wenn er nur einen Brief hinterlassen hätte. Auch wenn die Skampi die er kannte tot war, war Evoli dennoch seine Freundin. Freunde verdienten es, dass man wichtige Dinge direkt mit ihnen besprach.            Reptain hing während seines Weges zur Kristallhöhle mit seinen Gedanken mehreren Dingen nach. Unter anderem dachte er an sein eigenes Verschwinden, welches immer näher rückte. Er fragte sich ob es schmerzhaft und qualvoll sein würde, oder ob er es überhaupt bemerken würde. Seine Existenz würde enden, ebenso wie die von Skampi und Celebi. Ebenso wie die von Schatten-Dialga, Zwirrfinst, den Zobiris und vielen weiteren zahllosen Pokemon. Er überlegte, ob es noch irgendetwas gab, was er unbedingt machen wollte, aber ihm fiel nichts ein. Allein dass er den Sonnenaufgang ansehen durfte und für eine Weile in dieser lebendigen Welt leben konnte, war vermutlich mehr als er sich je hätte erträumen können.          Reptain hielt inne als er feststellte, dass sich vor der Kristallhöhle der Grauschleier über den Vormittag ausgebreitet hatte. Beunruhigt spähte er zu dem Eingang der Höhle, von dem er in der letzten Nacht noch nichts von den Veränderungen gesehen hatte. Der Grauschleier breitete sich also kontinuierlich aus, was nur bedeuten konnte, dass sich der Zustand des Zeitturms mit jeder verstreichenden Sekunde verschlechterte.          Die grauen, kleinen Kristalle schmückten die Tunnel der Höhle, die um ein vielfaches finsterer waren, als zu dem Zeitpunkt, an dem er sie das erste Mal betreten hatte. Es lag daran, dass die Kristalle den Weg nicht mehr mit ihrem sanften, dimmenden Licht beleuchteten, da die Zeit in der Kristallhöhle gestoppt hatte. Das Licht welches von ihnen ausgegangen war, ist gestorben und ihre sonst so blaue bis violette Färbung hatte sich in ein hässliches grau verwandelt. Doch er sah bereits, dass es etwas heller wurde am Ende des Höhlentunnels auf dem er gerade ging.          Reptain folgte dem Pfad, bis er schließlich auf der Plattform in der Mitte des Sees stand. Je näher er herangekommen war, desto deutlicher konnte er die Arbeit von Tobutz sehen. Er hatte wirklich ganze Arbeit geleistet und Selfe hatte ihm wohl dabei geholfen. Fast alle Kristalle welche den Kristallsee in der Mitte vor wenigen Stunden noch bedeckt hatten, waren entfernt worden und türmten sich zu den Seiten der Höhle auf. Zu der Mitte des Kristallsees ging es immer tiefer hinein, nicht nur die Kristalle waren dort entfernt worden, sondern auch die massigen Kristallstämme und ihre Wurzeln. Beeindruckt stellte Reptain fest, dass Tobutz und Selfe es innerhalb von ein paar Stunden geschafft hatten das Zahnrad der Zeit freizulegen. Das sanfte, grüne Schimmern befand sich nur nicht mehr im See, was Reptain stutzen ließ.          »Da bist du ja Reptain. Ich habe bereits auf dich gewartet.«, sprach Tobutz' müde Stimme durch die Höhle, nach der sich Reptain sogleich umsah. Tobutz glitt durch die Luft zu Reptain hinüber, ein müder Schleier der Erschöpfung lag über seinem Gesicht. Das Zahnrad der Zeit ruhte in einer seiner kleinen Händen als er sich Reptain näherte.          Tobutz stoppte vor Reptain und hielt ihm mit der ausgestreckten Hand das Zahnrad der Zeit entgegen. »Du hast nicht gelogen als du sagtest dass du rechtzeitig hier sein wirst. Ich hatte Hilfe von Selfe bekommen, weswegen ich früher fertig war als angenommen.« Reptain nahm mit einem Kopfnicken das Zahnrad der Zeit an sich. Während er es in seinen Beutel gleiten ließ sprach er. »Ich hörte davon. Am Morgen bin ich Selfe noch begegnet.« Tobutz sah Reptain fragend und müde zugleich an, er machte sich sichtlich keine Mühe es zu verbergen. »Du bist Selfe noch begegnet? Ich dachte du bist direkt nach Schatzstadt gegangen?«          »Ich hatte noch etwas zu erledigen.«, antwortete Reptain prompt und Tobutz schüttelte mit dem Kopf. »Du hast bestimmt deine Gründe in Rätseln zu sprechen.«, sagte er matt und sah mit einem wehleidigen Gesichtsausdruck zum Kristallsee. »Wenn die Zeit wieder normal fließt, wird es ein leichtes sein, den Rest des Kristallsees freizulegen.«          Reptain ließ seinen Blick über die Trümmer, welche aus grauen, großen Kristallen bestanden die noch immer über den Kristallsee ragten schweifen. »Es wird bestimmt nichts von seinem Glanz verloren haben, wenn es wieder ein See ist.«, stimmte er zu. »Du kannst dich darauf verlassen, Tobutz. Skampi, Karnimani und ich werden die Lähmung des Planeten stoppen.«          Tobutz nickte und lächelte müde. »Danke, Reptain.« Seine müden Augen hafteten dabei unverwandt auf Reptain.          »Ich werde dich auch wieder verlassen. Du siehst sehr müde aus und solltest dich ausruhen, Tobutz.«, empfahl Reptain ehe er sich abwand. »Leb wohl, Tobutz.«, fügte er nach einem verstrichenen Herzschlag hinzu.          »Leb wohl?«, fragte Tobutz und Reptain hielt inne, nachdem er bereits einen Schritt gegangen war. »Wie meinst du das Reptain?«          Reptain dachte kurz nach. Er hatte inzwischen eine Hand voll Pokemon in dieser vergangenen Welt kennengelernt die ihm vertrauten und auch sein Vertrauen gewonnen hatten dass er sich von ihnen verabschieden wollte. Es war natürlich, dass sie nicht alle verstanden, warum er sich verabschiedete. Nur natürlich war Tobutz' Frage danach. »Nun, sobald der Lauf der Geschichte verändert wird, werde ich verschwinden. Die Welt der Dunkelheit wird nicht weiter existieren und die Pokemon die damals lebten ebenfalls nicht.«          »Oh.«, entkam es Tobutz und eine knappe Stille folgte. »Dann, lebe wohl, Reptain. Wir werden dich nie vergessen.« Reptain nickte matt und ging los. Er konnte den müden und traurigen Blick spüren, mit dem Tobutz ihm hinterher sah.          Auf dem Weg durch die Kristallhöhle ließ Reptain seine Gedanken wieder schweifen. Es war merkwürdig, aber mittlerweile wurde es immer leichter über sein eigenes, bevorstehendes Verschwinden zu sprechen. Fast so, als wäre es belanglos. Aber die Pokemon würden sich an ihn erinnern. Es erfüllte ihn sogar mit Freude mit ein paar Pokemon so vertraut geworden zu sein. Tobutz und Selfe waren zwei von ihnen, ebenso wie er Karnimani dazu zählte. Warum fühlte es sich auf einmal so leicht an, wo er sich doch den Kopf auf dem Weg zur Kristallhöhle zerbrochen hatte? Es erfüllte ihn mit Trauer zu verschwinden, aber da war noch etwas anderes... War es Stolz? Ja, es fühlte sich gut an, andere Pokemon durch seine selbstlose Tat zu inspirieren. Tobutz, Selfe und vielleicht auch Vesprit würden ihn nie vergessen. Ein angenehmes Gefühl kroch Reptain über den Rücken.          Als Reptain den Ausgang der Höhle erreichte und den Grauschleier der davor lag hinter sich ließ, blickte er ihn den Nachmittagshimmel und fühlte sich merkwürdig entspannt. Zwar juckte in ihm die Dringlichkeit über den weiteren Verlauf der Mission, dennoch war er sehr zufrieden mit sich selbst. So zufrieden wie schon lange nicht mehr. Bald wäre es so weit, er lief auf sein eigenes Ende zu um das Ende von anderen zu verhindern. Ein sanftes Lächeln zog sich über seine Lippen nachdem er auf einen stämmigen Ast gesprungen war und über den Wald spähte. Langsam trat er den Weg nach Schatzstadt zurück an. Es war ein gutes Gefühl, wenn die Welt für die man sein eigenes Ende vorbestimmt hat, nicht mehr so fremd war und die Bewohner ebenfalls nicht.   Als Reptain in Schatzstadt angekommen war, ging er zuerst zur Tohaido-Klippe zurück in der Hoffnung, dass Skampi oder Karnimani dort waren. Doch die Klippe und auch die Höhle waren vollkommen leer. Dieser Ort bekam wirklich sehr wenig Aufmerksamkeit von den Bewohnern von Schatzstadt. Reptain blinzelte als er etwas auf dem Boden entdeckte, das bei seinem Verlassen noch nicht dort gewesen war. Unter einem Stein lag ein beschriebener Zettel in der Fußabdruckrunensprache. Er beugte sich vor um ihn aufzuheben und begann die Runensprache zu lesen.   'An Reptain. Hallo Reptain, uns geht es sehr gut. Wir schlafen wieder in der Knuddeluff-Gilde in unseren alten Betten. Die Gilde denkt, dass es zu auffällig ist, wenn mehrere Pokemon immer wieder zur Tohaido-Klippe gehen. Sie haben Recht damit, deswegen werden wir nicht allzu bald wieder hierher kommen. So kannst du beruhigt sein, denn dein Aufenthaltsort bleibt geheim. Wir hatten zuerst Angst, dass uns die Gildenmitglieder nicht glauben würden, vor allem Skampi. Ihre Geschichte klingt wahrhaftig abenteuerlich für jemanden der das alles nicht selbst gesehen hat. Aber sie vertrauen uns und alle helfen uns bei der Suche nach dem Verborgenen Land. Die Suche nach dem Verborgenen Land geht leider nur schleppend voran. Wir waren bei dem Dorfältesten, er konnte uns etwas darüber erzählen, aber sein Gedächtnis ist sehr lückenhaft und das was er uns erzählen konnte war eher belanglos und hilft uns nicht weiter. Aber wir lassen uns nicht unterkriegen. Wir werden die Lähmung des Planeten aufhalten! Karnimani und Skampi.'            Reptain las sich das Schriftstück noch einmal durch und seufzte schließlich beruhigt aus. Was für ein gutes Gefühl es doch war, nicht alleine zu sein. Wie gerne würde er jetzt zu der Gilde gehen um Skampi und Karnimani bei ihrer Suche zu unterstützten. Außerdem fragte er sich was der Dorfälteste wohl zu dem Verborgenen Land gesagt hatte. Aber allein der Gedanke, er würde in ein Gebäude voller Pokemon gehen, die ihn immer noch als 'Reptain der Dieb' im Gedächtnis hatten und ihn gefangen nehmen wollten ließ ihn dieses Vorhaben verwerfen.          Eigentlich wollte Reptain noch einmal zum Strand gehen um dort nach Anzeichen von Skampi oder Karnimani zu suchen, aber sie haben geschrieben dass sie sich nicht allzu bald blicken lassen werden. Vermutlich waren sie gerade in der Gilde und schliefen möglicherweise auch schon. Reptain wand sich an die offene Klippenwand und sah zu dem Vollmond hinauf. Zufriedenheit legte sich über ihn während er den Vollmond betrachtete, den er nun auch in dieser Welt gesehen hatte. Selten gab es diese Momente in denen er an nichts dachte. Dieser war einer davon.          Reptain sah zu seiner Klaue hinab, an welcher der Traumsplitter befestigt war und betrachtete ihn mehrere Atemzüge. Der Anhänger war nun wieder komplett zu einem Tropfen zusammengeschmolzen und die grasgrüne Farbe zog sich über ihn. Wenn er verschwinden würde, wem würde er das Artefakt übergeben in dem nun eine seiner Erinnerungen innewohnt? Wollte er seine Erinnerung wirklich in jemanden weiter leben lassen? Etwa in Karnimani oder Selfe?          Konnte der Traumsplitter in der Vergangenheit überhaupt existieren? Oder würde er verschwinden, genauso wie er selbst und Skampi? Reptain wusste darauf keine Antwort. Viel zu wenig wusste er über dieses seltsame Artefakt. Auch fragte er sich, ob es gut war sich für ewig an einer Erinnerung festzuklammern. Ihn selbst hatte die Erinnerung von Skampi in einige Zweifel gestürzt, auch wenn sie ihm sehr oft geholfen und viele Fragen beantwortet hatten.          Mit einem resignierten seufzen wand er sich von der Klippenseite ab und ging tiefer in den Höhlenraum hinein. Er fühlte sich merkwürdig müde, als würde er zusätzliche Gewichte mit sich herumtragen. Reptain legte sich hin und drückte den Beutel mit den fünf Zahnrädern der Zeit fest an sich. Seine gelben, reptilienartigen Augen schweifen noch einmal über den Nachtschwarzen Himmel mit den funkelnden Sternen, ehe seine Augen schwer wurden und er einschlief.   Reptain öffnete seine Augen, während um ihn herum nur Stille herrschte und die Schwärze ihn verschluckte. Ein Zustand der ihm bereits nur allzu bekannt geworden war. Er blickte sich suchend um, doch der feine Nebel der sich gewöhnlicher weise zu Skampis menschlicher Gestalt zusammensetze blieb aus. Verwirrt starrte er aufmerksam in die Leere der Schwärze und wartete mehrere Momente ab, in denen allerdings nichts geschah. Er senkte seinen Blick und starrte auf seine Klauen. War dies doch nur ein völlig normaler Traum? Was für ein merkwürdiger, dunkler Traum.          Leise und kaum wahrnehmbar wisperte eine leise Stimme um ihn herum und drang an seine Ohren. »Ein Fremder wird dich aufsuchen. Verschließe dich nicht sofort, er wird dir helfen.« Die Stimme hallte Herzschläge später immer noch nach und Reptain hob seinen Blick wieder.          Er sah sich suchend um, doch noch immer war kein Nebel zu sehen der sich manifestierte. Das Flüstern wurde weiter getragen, fort von ihm, fast so als würde jemand um ihn herum gehen. Eine lange Pause trat ein und Reptain wusste nicht so recht ob er etwas erwähnen sollte, oder wollte. Er wollte sich nicht für immer an eine Erinnerung klammern. Wie von einem Windhauch herangetragen erhob sich das Flüstern erneut. »Die Erinnerungen in dem Traumsplitter ist mehr als nur ein bloßer Gedanke an die Vergangenheit. Mit dem richtigen Glauben können sie wunderbares bewirken... Aber dies benötigt viel Zeit die du leider nicht hast...«          Abermals entfernte sich das Flüstern von ihm und Reptain kam sich merkwürdig hilflos vor. Was sollte ihm Skampi damit nur sagen? »Du meinst, dass ich verschwinden werde, ehe ich wirklich verstehen kann...?«, begann er doch das Wispern erhob sich diesmal lauter und energischer. »Viel Zeit wird benötigt! Die du nicht hast, mein treuer Freund... Die Dunkelheit wird sich um dich herum wieder erheben und du musst eine Entscheidung treffen.«          Reptain verengte seine Augen. »Heißt das, die Lähmung des Planeten ist nicht mehr aufzuhalten?!« Das konnte nicht sein, all die Mühen die er und Skampi auf sich genommen hatten. Und nun Skampi und auch Karnimani, soll das alles umsonst gewesen sein? Das durfte nicht sein. Doch Reptain erhielt keine Antwort auf seine Frage, stattdessen sah er, wie die Schatten über seinen Körper huschten und er langsam von der Schwärze umschlossen wurde.   In dieser Nacht hatte es begonnen zu regnen, weswegen noch mehrere Wolken den Himmel bedeckten und die Sonne den Kampf auch am frühen Morgen noch nicht gewonnen hatte. Reptain vermutete aber, dass sie es im Laufe des Tages schaffen sollte ihre Sonnenstrahlen über der Insel zu entfalten. Seit ungefähr einer Stunde war er nun wach und hatte sich seit dem nicht von seiner sitzenden Position gerührt. Er vermutete, dass er schrecklich aussah. Als er von diesem Traum erwachte, fühlte er sich wie gelähmt. 'Die Dunkelheit wird sich wieder um dich herum erheben und du musst eine Entscheidung treffen.' Die Worte wollten ihn nicht loslassen und schwirrten in seinen Gedanken herum während sein Blick starr nach draußen auf das Meer gerichtet war.          'Die Dunkelheit wird sich wieder um dich herum erheben...' Sollte das bedeuten, dass egal wie sehr Skampi, Karnimani und er sich anstrengten, es nicht ausreichen würde um die Lähmung des Planeten aufzuhalten? '... Und du musst eine Entscheidung treffen.' Was für eine Entscheidung wird er treffen müssen? Hat es mit der Lähmung des Planeten zu tun? Die Entscheidung zu verschwinden musste nicht getroffen werden, denn sie wurde bereits vor Monaten gefällt und akzeptiert. Doch das wusste Skampi, warum würde sie ihn darauf aufmerksam machen wollen?          Reptains Blick schweifte unruhig über den wolkenverhangenen Himmel. Nun, da er alle Zahnräder der Zeit beisammen hatte, fragte er sich ob es nicht vielleicht doch besser wäre sich Karnimani und Skampi auf der Suche nach dem Verborgenen Land anzuschließen. Aber er würde vermutlich für viel mehr Schwierigkeiten sorgen als für Lösungen und Antworten. Die Pokemon in Schatzstadt und die aus der Gilde, würden vielleicht versuchen ihn wieder einzufangen und das würde kostbare Zeit kosten. Es würde zu lange dauern sie aufzuklären, dass er nicht derjenige war für den sie ihn hielten. Reptain entschied sich dafür, dass es besser wäre, wenn er nicht an der Suche nach dem Verborgenen Land teilnahm. Skampi und Karnimani waren vermutlich schon an einer heißen Spur dran und er würde ganz von vorne anfangen müssen Informationen zu sammeln. Also blieb ihm nur eines übrig, was er tun konnte. Warten.          Seine gelben, reptilienartien Augen sahen den Wolken dabei zu, wie sie vom Wind über den Himmel getragen wurden. Mehrmals sah er Wingull, welche im Sturzflug in das Meer vorstießen und dann mit einem kleinen Exemplar eines Karpador ihm Schnabel wieder in die Lüfte flogen. Das Meer kräuselte sich unter dem Wind, der eindeutig an Stärke zugenommen hatte. Reptain erhob sich plötzlich und griff nach dem Beutel mit den Zahnrädern der Zeit, den er sich um die Schultern band. Er ging die Treppen nach oben wo ihm der Wind bereits stürmisch über den Kopf wehte.          Mehrere Atemzüge stand er auf der Tohaido-Klippe und blinzelte in Richtung Schatzstadt. Das Dorf war aus irgendeinem Grund belebter als sonst und die Pokemon um einiges aktiver. Reptain wollte sich nicht zu viele Gedanken darüber machen, warum es so war. Er duckte sich und huschte in den naheliegenden Wald. Die Schatten zogen sich lange durch die Wolken, welche die Sonne versperren. Reptain sprang eine Weile durch den Wald und versuchte die grauen Gedanken seines Traumes abzuschütteln. Teilweise gelang ihm dies auch während er den Wind zwischen seinen Halmblättern spürte und die Blätter der Bäume ihn streiften. Er hielt inne und prüfte die Luft ehe Reptain eine bestimmte Richtung einschlug.          An einem Apfelbaum machte er halt und pflückte sich einen Apfel um ihn zu essen. Eigentlich wollte er danach direkt wieder zurück zur Tohaido-Klippe, für den Fall dass Skampi und Karnimani dort auftauchen würden, doch irgendetwas zog ihn tiefer in den Wald hinein. Er konnte nicht sagen, was es war, aber es beunruhigte ihn. Es war merkwürdig still im Wald. Reptain stieß sich von dem Ast ab auf dem er saß und sprang den Apfelbaum hinauf. Er durchbrach die Baumkrone und überblickte den Wald. Sein Atem stockte und er verengte die Augen als sein Blick über den Teil des Waldes  schweifte der im Grauschleier lag der sich über die Nacht abermals ausgebreitet hatte. Doch hatte es in diesem Teil des Waldes nie ein Zahnrad gegeben. Reptain knirschte mit den Zähnen während er sich wieder auf dem schnellsten Weg auf den Rückweg begab.          Die Lähmung des Planeten schreitet sehr schnell voran. Der Grauschleier tauchte in immer mehr Gebieten auf und vergrößert sich dramatisch. Reptain fragte sich wie groß der Schaden an dem Zeitturm bereits war und wie viel Zeit ihm noch blieb um die Lähmung des Planeten aufzuhalten. Wieder kam ihm sein Traum in den Sinn. Würde er es überhaupt noch aufhalten können? Unweigerlich biss Reptain die Zähne zusammen. Solange er noch im Stande war etwas an dieser Situation zu verändern, würde er kämpfen und alles geben um dies zu tun. Diese Welt durfte nicht aufhören zu existieren. Sein Ziel zu erreichen hatte die höchste Priorität.          Seine Gedanken schweifen zu Celebi und er fragte sich wie es ihr wohl gerade geht. Es schien ihm, als habe sie sich schon lange darauf vorbereitet zu verschwinden. Sie war ihm immer so vorgekommen, als hätte sie Dinge gewusst die kein anderer wissen konnte. Vielleicht hatte sie auch bereits gewusst, dass Skampi und er von Zwirrfinst angegriffen werden als er sich auf den Weg machte um ihr zu folgen. Reptain hatte vor gehabt noch einmal mit Skampi zu reden, um sie umstimmen zu können dem Ziel weiterhin zu folgen. Nachdem sie ohne ein Wort der Erklärung aus dem Wald verschwunden war, hatte ihn das zutiefst erschüttert, denn er hatte geglaubt dass sie es sein würde, die ihm Halt gab. Doch sie hatten sich gegenseitig Halt gegeben und sich im Glauben bestärkt. Er musste ihr folgen und hätte er es nicht getan wäre Skampi vermutlich dort schon gestorben. Als sie auf dem Dach waren, umzingelt von Zobiris und Zwirrfinst war Celebi erschienen. Sie sagte zwar, dass sie Reptain gefolgt war, doch er hatte sie nicht wahrgenommen. Es konnte gar nicht möglich sein, dass sie ihm gefolgt war.          Als Reptain wieder die Tohaido-Klippe erreichte, hob er seinen Blick zu der Sonne die es tatsächlich geschaffte hatte sich einen Weg durch den wolkigen Himmel zu kämpfen. Warm schien sie ihm entgegen, während er sich wieder in das innere seines Unterschlupfes begab. Er wünschte Celebi hätte diese Welt wenigstens einmal gesehen, diese wunderbaren Farben eines Sonnenaufgangs, die sich über das Land verteilten wenn sie nach einer langen Nacht wieder über den Horizont kletterte und alles in ihrem Licht einhüllte. Das Leben welches sie durch ihr bloßes Erscheinen über das Land brachte wenn es langsam erwachte. Worte konnten dieses Ereignis eines Sonnenaufgangs nicht beschreiben.            Er hasste es auf etwas zu warten. Mittlerweile hatte die Sonne den höchsten Punkt bereits überschritten und Reptain wurde zunehmend unruhig. Vielleicht würden Skampi und Karnimani auch heute nicht mehr kommen weil sie noch keinen Anhaltspunkt hatten. Die meisten Wolken hatten sich inzwischen auch schon verzogen und schoben sich nur noch vereinzelt über den Himmel. Sein Blick fiel abermals über das Meer, wie so oft schon an diesem Tag, an dem er nur wartete. An einem bestimmten Punkt stoppte er aber auf einmal und kniff die Augen zusammen. Er beugte sich vor doch er konnte nicht genau erkennen was er glaubte gesehen zu haben. Am Rand der Klippe zu seiner Rechten glaubte er für den Bruchteil einer Sekunde eine merkwürdige Veränderung wahrgenommen zu haben. Reptain hätte es vermutlich überhaupt nicht bemerkt, wenn er nicht zufällig in genau diese Richtung gesehen hätte. Er beugte sich vor, doch an dem Klippenrand fern von ihm war auf den ersten Blick nichts ungewöhnliches zu entdecken. Schweigend hielt er inne und dann verengten sich seine gelben, reptilienartigen Augen argwöhnisch, als er die langsame Veränderung doch wahrnahm. Es war nur eine minimale Veränderung und Reptain erkannte es in der Ferne nicht genau, doch er bildete sich ein dass die Umgebung sich verfärbte. Als würde die Farbe aus dem Gras und der Erde gesogen werden.          Reptain sprang auf und eilte die Treppen zu Tohaido-Klippe nach oben um eine bessere Sicht zu bekommen. Oben verengte er abermals seine Augen, während er auf die selbe Stelle starrte die er nun besser sehen konnte, ohne sich zu verrenken. Der kurze Weg die Treppe nach oben hatte ausgereicht, dass sich die Einbildung in Realität umwandelte, denn von der grauen Erscheinung sind bereits die Klippen zum Meer betroffen. Es entfaltete sich zu einer langsam, herannahenden Drohung während sich der Grauschleier immer weiter über den Boden fraß. Reptain zischte ehe er sich abwand und den Pfad entlang an Schatzstadt vorbeieilte. Der Zeitturm stürzte ein, die Lähmung des Planeten rückte immer näher. Vielleicht würde nun sein Alptraum wahr werden und die Dunkelheit würde ihn einhüllen.          Reptain schlug den Weg in die Richtung vom Strand ein und sprang auf einen der Felsen. Von seiner neuen Perspektive erkannte er, dass sich der Grauschleier abermals ausgebreitet hatte, allerdings sehr schnell. Er fraß sich über die Klippenhänge entlang und erreichte schließlich auch die Tohaido-Klippe auf der Reptain noch vor wenigen Minuten gestanden hatte. Doch dort stoppte der Grauschleier schlagartig und entfaltete sich nicht weiter. Als würde er lauern und sich einen nächsten, brillanten Schachzug überlegen.          Mit verengten Augen betrachtete Reptain das Ausmaß des Grauschleiers der sich gerade ausgebreitet hatte. Viel würde nicht mehr fehlen und Schatzstadt wäre in dem Grauschleier gefangen. Der Zeitturm musste einen ziemlich schweren Schaden davongetragen haben, dass sich der Grauschleier so dramatisch ausgebreitet hatte. Doch hatte er auch inne gehalten, was bedeuten musste dass der Zeitturm noch nicht völlig eingestürzt ist. Doch wie lange könnte sich der Zeitturm in einem solchen Zustand noch halten? Reptain konnte nur vermuten, wie schwer die Beschädigungen bereits waren.          Er malte mit den Zähnen, während er überlegte wie viel Zeit wohl noch bleiben würde um die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm zu setzen. Plötzlich raschelten rechts von ihm Sträucher auf und Reptain wand sich ihnen schnell zu. Er hatte seine Deckung aufgegeben um den Grauschleier zu beobachten, den wohl inzwischen jeder Bewohner in Schatzstadt gesehen haben musste. Seine gelben, reptilienartigen Augen ruhten auf dem Gebüsch und Reptain spannte sich an. Es war bereits zu spät um sich ein Versteck zu suchen, außerdem gab es in der Umgebung kein geeignetes, welches ihn verdeckt hätte. Ein rosafarbenes Pokemon mit zwei großen, blauen Augen und Hasenohren trat aus dem Gebüsch hervor. Der Blick der runden Augen bohrten sich durch Reptain hindurch und er fühlte sich mehr als einfach nur unwohl.          Reptain war bereit sich zu verteidigen, wenn dieses Pokemon ihn als 'Reptain den Dieb' identifizieren würde, doch das große rosafarbene Pokemon sah ihn keineswegs feindselig an. »Hallo, Freund. Mein Name ist Knuddeluff.«, sprach es in einem merkwürdig, fröhlichen Singsang was Reptain perplex werden ließ. Die Bedrohung welche nur wenige Fuß von Schatzstadt entfernt war, schien dieses Pokemon nicht zu bedrückten. »Ehm... Hallo.«, grüßte Reptain zusehends verwirrt.          Knuddeluff ging einige Meter auf Reptain zu. »Endlich habe ich dich gefunden, Reptain.«, sprach Knuddeluff laut und hob seine Hände in die Luft. Reptain war mit dieser Situation zusehends überfordert. Jede Zelle in seinem Körper verlangte von ihm dass er weglaufen oder einen Unterschlupf suchen sollte, doch eine wispernde Stimme kam ihm in den Sinn. 'Ein Fremder wird dich aufsuchen. Verschließe dich nicht sofort, er wird dir helfen.' Reptain starrte nur weiterhin zweifelnd auf dieses Knuddeluff welches ihn mit großen, blauen Augen anstarrte. Innerlich seufzte er, doch dann rang er sich die Frage ab. »Du suchst nach mir? Warum?«          »Skampi und Karnimani werden bald den Eingang zum Verborgenen Land finden.«, antwortete Knuddeluff in einem merkwürdigen Singsang. »Lange werden sie nicht mehr brauchen!«, fügte er lachend hinzu und hüpfte dazu noch nahezu lächerlich in die Luft.          »Wer bist du?«, kam es dann nach einigen Sekunden des Schweigens endlich aus Reptain heraus. Dieses merkwürdige, überfreundliche Pokemon war ihm sehr suspekt. Erkannte Knuddeluff etwa nicht den Grauschleier, der sich auf der Klippe niedergelassen hatte? Er könnte sich jeden Augenblick weiter ausbreiten und Schatzstadt einhüllen. »Das sagte ich doch bereits. Ich bin Knuddeluff. Ich bin der Gildenmeister der Knuddeluff-Gilde, Freund!«, erklärte Knuddeluff übermäßig freundlich und strahlte.          »Der Gildenmeister. Ich verstehe.«, entwich es Reptain leise. »Skampi und Karnimani sind also bereits auf dem Weg, sagst du? Weißt du wohin sie gegangen sind?«          Der Gildenmeister nickte und schloss für den Bruchteil eines Herzschlags seine Kulleraugen. »Natürlich, Freund. Folge mir, ich werde dich zu ihnen bringen. Mein Partner ist im Moment bei ihnen und passt auf die beiden auf.« Dann drehte sich Knuddeluff um und begann singend den Weg entlang zu hopsen. Nach wenigen Schritten blieb er aber schon wieder stehen und sah sich nach Reptain um. »Kommst du, Freund? Oder stimmt etwas nicht?«          Reptain, der von dem hopsenden Knuddeluff mehr als einfach nur verwirrt war, nickte dementsprechend verwirrt und sprang die Felsen hinab, auf denen er noch eben gestanden hatte. Seine Füße berührten den Sand und folgte dem auffälligen, rosa Hüpfball. Er fühlte sich mehr als unwohl in seiner Gegenwart. Knuddeluff war einfach viel zu auffällig, mit dem Gesinge und Gehopse, aber dem Gildenmeister schien es nicht sehr viel auszumachen, dass er mit 'Reptain dem Dieb' unterwegs war. Vielleicht war es ihm sogar völlig egal, wenn Reptain aufgrund seines auffälligen Verhaltens gesehen wird. Wieder musste Reptain an seinen Traum denken und musste resigniert seufzen als Knuddeluff noch lauter vor sich hin trällerte. Ganz Schatzstadt musste ihn hören.          »Würde es dir etwas ausmachen etwas leiser zu sein?«, unterbrach Reptain Knuddeluffs Gesang als sie nach wenigen Schritten rechts eingebogen waren und einen steinigen Felspfad entlanggingen. »Und wenn es möglich ist... Etwas unauffälliger sein?«          Knuddeluff hielt inne und drehte sich mit großen, verwunderten Augen zu Reptain um. »Warum?«, fragte Knuddeluff erstaunt. »Bist du denn nicht fröhlich, wenn du auf einer Erkundung bist?«          Reptain starrte Knuddeluff ungläubig an. »Das hier ist keine Erkundung, es ist viel wichtiger. Außerdem solltest du als Gildenmeister eigentlich wissen, dass ich in dieser Welt ein gesuchter Verbrecher bin. Nicht viele sind darüber aufgeklärt, was ich wirklich mache.«          »Das weiß ich doch.«, rief Knuddeluff und lachte. »Ich selbst habe die Suche nach dir geleitete und viele, viele Erdundungsteams nach dir ausgeschickt damit sie nach dir oder den Zahnrädern der Zeit suchen. Das war ein großer Spaß eine solch große Operation zu leiten!«          Reptain blinzelte als Knuddeluff sich kurz umsah, ein erstauntes »Oh, da geht es lang!«, von sich gab und singend weiter den Felspfad entlangging. Dieses Pokemon... Knuddeluff war... Reptain schüttelte den Kopf, ihm fielen die Worte nicht ein die ein solches Wesen auch nur ansatzweise beschrieben hätten. Er folgte ihm während er sich versuchte einen Reim darauf zu machen. Wie sind Karnimani und Skampi auf die Idee gekommen ausgerechnet den Gildenmeister zu schicken um ihn zu holen? Nach mehreren Minuten erreichten beide Pokemon den Eingang einer Höhle in der Felswand. »Hier, das ist der Eingang zur Salzwasserhöhle.«, erklärte Knuddeluff fröhlich. »Ich war schon lange nicht mehr hier und auch nicht mehr auf einer Erkundung.«          »Ich sagte doch bereits, wir sind nicht hier für eine Erkundung.«, versuchte Reptain möglichst ruhig zu erklären. »Die Suche nach dem Verborgenen Land ist viel wichtiger. Du wolltest mich zu Skampi und Karnimani bringen.«          »Genau das werden wir doch tun. Also ist das hier eine Erkundung!«, rief Knuddeluff und fügte ein »LUU FII!« hinzu, was Reptain verwunderte. In ihm keimte die Frage auf, ob er sich wohl noch mehr über Knuddeluff wundern konnte. »Genau das ist es doch auch, was ein Erkundungsteam macht. Nach Pokemon suchen, Missionen erfüllen und Aufgaben bestreiten die absolut nicht der Gewohnheit entsprechen. Schätze finden und Entdeckungen machen.« Knuddeluff lachte und sah den Boden fasziniert an. »Sieh nur, auf dem Boden sind Spuren. Die Fußabdrücke meiner Gildenmitglieder. Sie haben sich alle auf den Weg in die Salzwasserhöhle gemacht um Skampi und Karnimani zu unterstützten.« Knuddeluff hob den Kopf und für einen Augenblick lang wirkte er ruhiger und sehr stolz.          Reptain schüttelte den Kopf und spähte in die Höhle. Sie wurde durch mehrere Lichteinflüsse durch die Decke erhellt. »Wind weht durch diese Höhle. Es gibt also einen weiteren Eingang.«, stellte er laut fest während er an Knuddeluff vorbei wenige Schritte in die Höhle hineinging.          »Ganz richtig.«, sagte Knuddeluff und nickte zufrieden als würde er einem seiner Rekruten etwas unglaublich wichtiges erklären. »Plaudagei und ich waren bereits vor langer Zeit einmal in dieser Höhle um sie zu Erkunden. Diese Höhle geht sehr tief hinunter und grenzt an das Meer. Es ist eine natürliche Ausbuchtung und die Höhle ist bei Flut nahezu gänzlich mit Wasser gefüllt.«, erklärte Knuddeluff.          Reptain nickte und ging tiefer in die Höhle hinein. Knuddeluff folgte ihm und war zu Reptains Erleichterung nicht mehr ganz so aufgeregt und sang auch nicht mehr. Auch wenn Knuddeluff nach wie vor ziemlich aufgeregt war. Nach wenigen Schritten löste Reptain die Stille. »In dem Brief den Skampi und Karnimani mir geschrieben hatten stand etwas davon, dass sie einen Dorfältesten über das Verborgene Land ausgefragt haben. Warum glaubt man, dass dies der Eingang zum Verborgenen Land ist? Und wie kommt es, dass Plaudagei und du schon einmal hier waren?«          Der Gildenmeister lachte leise. »Eine gut gewählte Frage, Freund.«, sprach er sehr leise und begann zu erklären. »Qurtel, so heißt unser Dorfälteste, konnte Skampi und Karnimani eine Legende übermitteln. Er hat erzählt, dass man einen bestimmten Nachweis braucht um den Weg zum Verborgenen Land zu öffnen. Das ist zwar nicht viel, aber immerhin etwas und es hat uns auch letztendlich zu dieser Höhle geführt.«          Reptain nickte matt und schlug in eine Weggabelung ein, doch Knuddeluff tippte ihm auf die Schulter. »Wir müssen hier entlang.«, sprach er und übernahm die Führung, während sie in einen sehr schmalen Seitengang einbogen. »Wir müssen auf der Hut sein.«, fügte Knuddeluff hinzu. »Hier wohnen unruhige Pokemon. Auf meiner letzten Erkundung haben sie meinen Partner schwer verletzt.«          »Plaudagei?«, fragte Reptain und hielt kurz inne. »Bitte beantworte noch meine erste Frage. Was hat die Suche nach einem Nachweis mit dieser Höhle hier zu tun?«, fragte Reptain sogleich. Auf eine bizarre Art und Weise war Knuddeluff sehr interessant für ihn, auch wenn er sich noch nicht erklären konnte warum.          »Plaudagei ist mein treuer Partner, als ich wieder angefangen habe zu Erkunden und auch ein sehr wichtiger Freund. Am Ende dieser Höhle sind wir auf etwas sehr interessantes gestoßen. Es ist ein Muster in der Felsawand. Dieses merkwürdige Muster hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nie in meinem Leben gesehen. Aber dieses Muster ist genau dasselbe wie auf dem Reliktfragment, welches Karnimani ständig mit sich in der Tasche herumträgt.«, erklärte Knuddeluff. Reptain stutzte. »Ich erinnere mich. Er hat es mir einmal gezeigt.«, sprach er. »Plaudagei und du seid nicht gleich darauf gekommen, dass es der Eingang zu dem Verborgenen Land sein könnte, oder?«, fragte Reptain weiter.          »Nein. Plaudagei wurde schwer verletzt weswegen wir es nicht genauer untersuchen konnten.« Knuddeluff bog in einen anderen Seitengang ein, der eine deutliche Senkung nach unten hatte. »Die unruhigen Pokemon wollten eigentlich mich angreifen, aber er hat sich tapfer dazwischen geworfen und mich beschützt. Er weiß das aber nicht mehr und ist der Überzeugung, dass sich die Pokemon ohnehin auf ihn gestürzt hatten.« Eine kurze Stille folgte in der Knuddeluff wohl nach den passenden Worten suchte. »Deswegen wollte er unbedingt mit Skampi und Karnimani in diese Höhle. Einerseits weil er sie gut kennt, andererseits weil er denkt er sein schwach und er müsste sich mit den unruhigen Pokemon noch einmal messen. Wie hätte ich ihn aufhalten sollen? Es war sein Wunsch.«          Reptain überdachte Knuddeluffs Worte. Skampi wusste nicht, dass sie verschwinden würde. Wäre es immer noch ihr Wunsch die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm zu setzen und die Lähmung des Planeten aufzuhalten, wenn sie wüsste welches Opfer sie bringen müsste? Er blickte zu Boden und konzentrierte sich auf den Weg der sich unter seinen Füßen erstreckte. Würde Skampi anders handeln, wenn sie wüsste, dass sie ihn bei der ersten Zeitreise beschützt hatte?          Sofort schob Reptain diese Gedanken bei Seite. Das Hier und Jetzt war entscheidend. »Wer sind diese Pokemon die Plaudagei angegriffen haben?«          »Es waren drei Pokemon, ein Kabutops und zwei Amoroso. Es sind Gesteinspokemon. Sie haben angegriffen, weil wir einfach nur da waren. Es war nicht sehr höflich von ihnen.«, antwortete Knuddeluff.          »Hmm, die sollten kein großes Problem werden.«, sprach Reptain gedämpft und streckte seine Halmblätter an den Unterarmen durch. »Warum seid ihr nicht früher auf die Idee gekommen das Muster noch einmal zu untersuchen? Ihr hättet schließlich wieder hierher kommen können, nachdem es Plaudagei wieder besser geht.«          Knuddeluff schwieg eine Weile in dem er Reptain um eine Ecke lotste welche den Weg wieder gerade ebnete. Scheinbar kannte sich Knuddeluff in dem Gewirr der Gänge sehr gut aus, als wäre er den Weg öfters als nur einmal gegangen. »Nachdem Plaudagei verletzt wurde, habe ich alles versucht um ihm zu helfen, aber ich konnte es nicht richtig. Wir hatten keine Beeren oder Samen mehr die ihm geholfen hätten. Ein Freund hat sich aber zu erkennen gegeben und hat ihm geholfen. Wir haben dem Pokemon versprochen, dass wir dieses Muster nicht untersuchen und auch niemanden davon erzählen. Bis wir das Muster auf dem Reliktfragment von Karnimani gesehen haben, dachten wir noch nicht einmal daran. Du musst verstehen, wenn man lange Zeit über etwas bestimmtes nicht mehr spricht und es vollkommen außer Acht lässt, dann gerät es mehr und mehr in Vergessenheit.«, erklärte Knuddeluff langsam.          »Ich verstehe.«, murmelte Reptain leise.          Nach weiteren Minuten in denen die beiden Pokemon durch die Tunnel liefen, fragte sich Reptain wie groß diese Salzwasserhöhle überhaupt war. Er bemerkte wie sich Knuddeluffs Schritte verlangsamten, als sie einen großen Höhlenraum erreichten an dessen gegenüberliegende Seite ein weiterer, schmaler Tunnelgang zu sehen war. Knuddeluff ging vorsichtig weiter und sah sich unverwandt um. »Du denkst an die Pokemon die Plaudagei und dich damals angegriffen hatten, richtig?«, fragte Reptain. »Keine Sorge. Sie werden kein großes Problem darstellen.«          Knuddeluff ließ den Kopf sinken als er auf den Tunnelgang zuging, bedacht auf jeden Schritt den er tat. »Das ist es nicht. Mich beschäftigt nicht, dass sie Probleme bereiten könnten.«, gab Knuddeluff zu. »Es muss einen Grund gegeben haben, warum sie uns damals angriffen. Vielleicht sind wir auf etwas getreten, oder so.«          Reptain legte den Kopf unsicher schief. »Es sind doch, so wie du sie beschrieben hattest, böse Pokemon gewesen. Pokemon die unruhig sind und auf Stunk aus sind. Warum sollte es also einen Grund geben?«          Knuddeluff schüttelte den Kopf und lächelte. »Du irrst dich, Freund. Es gibt keine bösen Pokemon.«, erklärte Knuddeluff ruhig. »Es gibt nur Handlungen die wir nicht verstehen können, da wir dessen Hintergründe nicht kennen. Umstände die jemanden daran hindern das Warum zu erzählen. Du solltest es am besten wissen, Freund.« Er warf Reptain einen zuversichtlichen Blick über die Schulter zu ehe er durch den Tunnelgang vorausging. Reptain hielt inne und dachte über die Worte des Gildenmeisters nach. Ja, er selbst sollte es am besten wissen. Immerhin war er 'Reptain der Dieb'. Und so war aus einer Handlung, die Zahnräder der Zeit zu sammeln der Irrtum entstanden er würde die Lähmung des Planeten anstreben. Zwirrfinst hatte leichtes Spiel gehabt, den Samen des Misstrauens unter den Pokemon von Schatzstadt zu streuen.          Reptain duckte sich durch den Tunnel und folgte Knuddeluff. Schatten-Dialga war ebenfalls nicht wirklich böse. Es war verwirrt und hatte die wahnsinnige Gestalt seiner selbst angenommen als die Zeit außer Kontrolle geriet. Es war ein verzerrtes Bild seiner selbst. Was Zwirrfinst anging... Er konnte ihn absolut nicht einschätzen. Und wenn er zu sich selbst ehrlich sein sollte, wollte er ihn auch nicht einschätzen. Zwirrfinst hatte Skampi und ihn immer nur gejagt. Er war in Reptains Augen nicht einfach nur ein böses Pokemon, Zwirrfinst war sein Feind.          Am Ende des Tunnelgangs, der im Gegensatz zu dem Weg den sie vorher gegangen waren sehr kurz war, breitete sich die Höhle zu seinen Seiten wieder großräumig aus. Reptain erkannte einen buschigen, braunen Schweif der unruhig zuckte und eine kleine, blaue Gestalt die daneben über etwas gebeugt stand. Erleichterung breitete sich in Reptains Körper aus und Freude. Knuddeluff und er beschleunigten ihre Schritte und kamen näher. Skampi und Karnimani standen über etwas gebeugt, das Skampi mit ihrer Nase zaghaft anstupste. »Plaudagei!«, rief Knuddeluff entsetzt und begann zu rennen. Reptain folgte ihm und erkannte nun auch den blauen Wrack der sich über das Gefieder des Vogels zog. Die Flügel waren voneinander gespreizt und der Melodienotenkopf lag mit dem Schnabel zur Seite auf dem Boden. Plaudagei bewegte sich kaum, als der Gildenmeister und Reptain ihn erreicht hatten. Skampi hob ihren Kopf und sah erleichtert in Reptains gelbe Augen. Karnimani hingegen sah viel mehr verwirrt aus. »Knuddeluff.«, sprach er verwundert. »Und... Reptain?« Ungläubig machte Karnimani Knuddeluff Platz, der sich über seinen Partner beugte.          »Plaudagei!«, rief Knuddeluff und versuchte Plaudagei wach zu bekommen. Der kleine Leib erzitterte und das Flugpokemon hob schwach seinen Kopf. »D-diese Stimme... Gildenmeister?«, fragte er sichtlich benommen und blinzelte.          »Reptain, was machst du denn hier?«, fragte Karnimani und sah verwirrt von Knuddeluff zu Reptain der mit respektvollem Abstand zu dem Gildenmeister und seinem Partner stand. »Nicht dass ich es schlecht finden würde...«, fügte Karnimani schnell hinzu, wurde aber von mehreren Stimmen und dem Gewirr aus Fußgetrappel, welches sich hinter Reptain erhob unterbrochen.          »Gildenmeister!«, raunte eine nahezu lächerlich laute Stimme durch die Höhle. Im Gesicht von Skampi spiegelte sich Erleichterung als sie hinter Reptain zu den herannahenden Pokemon blickte. Reptain drehte sich in dem Augenblick um, als die Pokemon wohl nur noch wenige Meter von ihm entfernt sein musste. Fast Augenblicklich blieben sie stehen und ein Bidiza - wie er es erkennen konnte - sprang sogar vor Schreck einen Meter zurück. »Uahh! Reptain!«, entkam es einem Sonnflora. Ein anderes, ein Palimpalim tuschelte: »Wie kommt es, dass der Gildenmeister mit Reptain unterwegs ist?« Reptain musste sich zwingen, sich nicht allzu auffällig anzuspannen, dennoch konnte er es nicht gänzlich vermeiden. Wie wunderbar wäre es gewesen, wenn mehr Pokemon wie Selfe, Tobutz oder Knuddeluff ihr Misstrauen ihm gegenüber bei Seite schieben konnten. Doch verriet ihm auch diese Reaktion, dass er sich nicht geirrt hatte was sein Erscheinen in Schatzstadt oder der Gilde ausgelöst hätte.          Knuddeluff drehte seinen Kopf zu den Pokemon hinter sich. »Das erkläre ich später. Das hier ist viel wichtiger.« Reptain sprang zur Seite und stellte sich hinter Skampi auf, während die anderen Pokemon den Gildenmeister und Plaudagei umkreisten. Skampi ging einige, kleine Schritte Rückwärts und sah Reptain verständnisvoll an. »Das sind die Rekruten der Knuddeluff-Gilde.«, erklärte sie ihm leise. Reptain nickte nur während Krebscorps zu Digdri murmelte: »Hey, hey. Plaudagei ist zu Boden gegangen.« Digdri tuschelte zurück: »Er scheint schwer verletzt zu sein.«          Knuddeluff hingegen kamen die Tränen die aus seinen großen, blauen Augen heraus kullerten. »Plaudagei, bist du in Ordnung? Bist du verletzt?«, fragte er mit zuckender Unterlippe.          Plaudagei richtete seinen Kopf schwach auf, jedoch waren seine Augen zusammengekniffen als würde er gegen einen Schmerz ankämpfen. »Ha... Ha... Ich bin in Ordnung. Ich bin gesund und munter... Wie ihr seht...« Es war offensichtlich dass Plaudagei alles andere als gesund und munter war, aber keiner der beteiligten wollte ihn darauf hinweisen.          Knuddeluff schniefte laut. »Es tut mir leid, Plaudagei. Wäre ich doch nur früher gekommen...« Ein weiteres, lautes Schniefen folgte und Plaudagei rang nach Worten als er krächzte: »Bitte mach dir keine Vorwürfe... Gildenmeister. Aber... Das ist so erniedrigend. Von den selben Gegnern besiegt zu werden... Schon wieder.« Er klang sehr entmutigt während er versuchte weiterhin den Blickkontakt mit Knuddeluff aufrecht zu erhalten.          Der Gildenmeister schüttelte heftig mit seinem Kopf. »Das ist nicht wahr, Plaudagei! Als wir das erste Mal hierher kamen, da wurdest du sofort K.O. geschlagen. Deswegen wirst du dich kaum erinnern können, aber damals als die Bande von Kabutops sich auf uns gestürzt hat, da hast du mich vor der Attacke beschützt, Plaudagei.«          Plaudagei sagte mehrere Herzschläge lang nichts, nur ein verwirrtes »Wie bitte?«, folgte schließlich.          Knuddeluff nickte und erzählte weiter. »Gleich danach habe ich mir die Bande von Kabutops vorgeknöpft...«, ein weiteres Schniefen unterbrach den Gildenmeister. »Wenn du nicht gewesen wärst um die Attacke abzufangen, Plaudagei... Ich wäre auf der Stelle zu Boden gegangen. Ohne dich hätte es für mich übel ausgesehen.«          Plaudagei gab sich mühe dem Gildenmeister in die Augen zu sehen. Er blinzelte und krächzte schwach: »Das ist... Wirklich geschehen?«          »Plaudagei, du bist mein unverzichtbarer Partner. Mein bester Freund.«, sprach Knuddeluff und schenkte Plaudagei ein schmerzhaftes Lächeln.          Das verletzte Pokemon sah Knuddeluff warm an. »Gildenmeister, diese Worte zu hören macht mich... Zu einem sehr glücklichen Pokemon...« Plaudagei kniff die Augen zusammen und brach mit einem »... Uff.«, wieder vornüber zusammen. Fast alle Rekruten der Gilde riefen aufgeregt den Namen des Flugpokemons.          Reptain räusperte sich leise und sprach: »Leute, bleibt ruhig.« Zumindest alle Rekruten der Knuddeluff-Gilde, außer Skampi und Karnimani sahen Reptain nun an und er hatte ihre Aufmerksamkeit. Auch wenn einige erschrocken wirkten, als hätten sie vergessen dass er immer noch da war, wo hingegen andere ihn aus zusammengekniffenen Augen heraus anfunkelten, als hätte er kein Recht zu sprechen. Ein wenig unbehaglich ging Reptain auf Plaudagei zu und Evoli ging einen Schritt zur Seite um ihm Platz zu machen. Er beugte sich vor und tastet Plaudagei ab, während sein prüfender Blick auf ihm lag. Dann sah er zu dem Gildenmeister auf. »Er wird durchkommen. Ihm bleibt noch Zeit. Ihr solltet ihn jetzt zur Gilde zurückschaffen.«          Karnimani nickte. »Dann gehen wir alle schnell zurück zur Gilde.« Reptain sah Karnimani an und wollte ihm wiedersprechen, doch der Gildenmeister selbst schniefte noch einmal ziemlich laut, ehe er sprach: »Nein, Karnimani. Wir werden Plaudagei zurück zur Gilde bringen, aber ihr, Skampi, du und Reptain, ihr drei müsst weiter machen.« Mit den großen, blauen und noch immer feuchten Augen sah Knuddeluff abwechselnd Karnimani, Skampi und dann auch Reptain an.          Karnimani wollte schon mit einem »Aber...!«, wiedersprechen, doch der Gildenmeister schnitt ihm das Wort ab. »Ihr müsst weitergehen. Wenn ihr das jetzt nicht tut, dann hat sich Plaudagei für nichts und wieder nichts vor euch geworfen um euch zu schützen.« Es war Karnimani anzusehen, dass er ziemlich unsicher war, nur Skampi nickte fest entschlossen. »Das seltsame Muster liegt direkt vor euch.«, erklärte Knuddeluff und deutete hinter Reptain in den schmalen Tunnelgang.          Reptain sah kurz über die Schulter ehe er seinen Blick wieder auf Knuddeluff heftete. »Danke Knuddeluff.« Er sah ihn vielsagend an. Auch wenn er den Gildenmeister nur für eine kurze Zeit kennen lernen durfte, es kam ihm vor als wäre er mindestens ein genau so guter Freund wie es Karnimani war. Knuddeluff hatte ihn akzeptiert, ohne ihn weiterhin zu verurteilen. Außerdem wusste er nun endlich was es mit dieser Weisheit auf sich hat die Skampi ihm ebenfalls übermittelt hatte. 'Es gibt keine bösen Pokemon.' Reptain schenkte Knuddeluff ein mattes Lächeln. Das war also die Weisheit die der Gildenmeister der Knuddeluff-Gilde an seine Rekruten weitergab. »Wir werden weitergehen. Kommt, Skampi und Karnimani.«, sprach Reptain und sah den beiden fest in die Augen. Sie waren ihrem Ziel jetzt so nahe. Knuddeluff hatte Recht, sie konnte nicht wieder umkehren. Ansonsten würde sich der Grauschleier über Schatzstadt legen ohne dass sie eine weitere Möglichkeit hatten wieder durch die Salzwasserhöhle zu gehen. Der Weg war sehr weit bis zu diesem Punkt gewesen und der Grauschleier lauerte bereits auf der Tohaido-Klippe um über Schatzstadt herzufallen.          »Gut.«, sprach Karnimani und Skampi nickte entschlossen. In ihren Augen war ein ehrgeiziges Funkeln zu sehen als die beiden, kleineren Pokemon Reptain durch den Tunnel folgten. Kurz hielten die zwei noch inne und Reptain sah aus den Augenwinkeln, wie sie noch einmal über die Schultern blickten um sich stumm von ihren Gildenkameraden zu verabschieden. Dann tauchten sie mit ihm in die Dunkelheit der Höhle ab. Ein »Viel Glück! Findet das Verborgene Land!«, hallte noch zu ihnen durch und wurde durch die Felswände als leises Echo zurückgeworfen.            Während die drei Pokemon durch die Finsternis der Höhle gingen, erhob Karnimani seine Stimme. »Woher wusstest du, dass du uns hier finden würdest, Reptain?«          »Knuddeluff hat mich hier her gebracht.«, war die simple Antwort des Pflanzenpokemons.          »Was?«, fragte Karnimani ungläubig. »Knuddeluff war das? Also warst du wirklich mit ihm unterwegs?«          Reptain nickte, während er weiter voranschritt. »Richtig. Knuddeluff hatte nach mir gesucht. Sobald er mich gefunden hatte, bat er mich mitzukommen. Er sagte, ihr wärt kurz davor das Verborgene Land zu finden. Ich dachte ihr hättet ihn nach mir geschickt. Aber das war ohnehin praktisch, denn ich wollte sowieso wieder zu euch stoßen.«, erklärte er.          »Wieder zu uns stoßen? Warte mal... Heißt das etwa...?«, fragte Karnimani, doch Reptain ließ ihn nicht zu Ende sprechen. »Richtig. Ich habe alle notwendigen Zahnräder der Zeit eingesammelt.«          »Sehr gut.«, jubelte Karnimani fröhlich.          »Dann müssen wir nur noch zum Verborgenen Land gelangen.«, fügte Skampi hinzu. Sie hob ihren Kopf und stürzte voraus, vorbei an Reptain an das Ende des Tunnels welcher von einem orangen Licht beleuchtet wurde. »Lasst uns dieses merkwürdige Muster finden.«, spornte sie Reptain und Karnimani an, die daraufhin ebenfalls an Tempo zulegten.          Aus dem Tunnel herausgekommen eröffnete sich eine schmale Bucht vor ihnen. »Steht mal, dort ist Wasser.«, bemerkte Karnimani während Reptain die gegenüberliegenden Höhlenwände betrachtete. »Sie geht weit ins Meer hinaus. Von außen kann man die Öffnung nicht sehen, da die Bucht im Schatten liegt.« Reptain folgte Karnimanis Blick und musste zustimmen. Die Wände der Bucht waren nicht sehr breit, sie schützten aber den Zugang zum Meer vor neugierigen Augen.          »Es ist bereits Abend.«, sagte Skampi während sie durch den Spalt in der Bucht zum Himmel aufblickte. »Ich habe gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist, als wir durch die Höhle geirrt sind.«          »Wenn die Flut steigt, steht die gesamte Höhle hier unter Wasser.«, stellte Reptain fest und deutete auf die Felswände am Zugang zum Meer. »Die Wände sind angeraut und an der Decke haben sich sogar Algen gebildet.«          Skampi drehte sich um und blickte an Reptain vorbei. »Oh da! Das ist...«, rief Skampi aus und sprang auf die Felswand zu. Karnimani folgte mit dem Blick Skampi. »D-das...«, begann er und stolperte hinter Skampi her. »Das ist das gleiche Muster wie auf dem Reliktfragment.«, schloss er den Satz während auch Reptain sich die Felswand hinter sich genauer ansah. Das Muster sah sehr einzigartig aus. Noch nie hatte er etwas vergleichbares gesehen, bis zu dem Tag an dem er und Karnimani sich den Sonnenaufgang auf der Tohaido-Klippe angesehen hatten und er ihm den merkwürdigen Stein gezeigt hatte, den er sein Reliktfragment nannte.          »Das muss das Muster sein, das Knuddeluff und Plaudagei gemeint haben.«, sagte Skampi und konnte ihren Blick nicht von dem Muster lösen. Karnimani nickte mit dem Kopf und öffnete seine Tasche. »Lass mich mal einen Blick auf das Reliktfragment werfen...«, meinte er und holte den kleinen Stein heraus. Er hielt es in der flachen Hand während er das Reliktfragment und das Muster auf der Felswand miteinander verglich.          Der kleine Stein begann auf einmal in einem blauen Schein aufzuleuchten, wobei Karnimanis Augen groß wurden. »Was...?«, fragte er. Kurz darauf begann es von der Höhlenwand blau aufzuleuchten. »Das Muster!«, keuchte Skampi atemlos auf und ging einen Schritt zurück. »Das gesamte Muster glüht in einem blauen Schein auf.« Reptain sah das Muster an. »Es sieht so aus, als reagiert das Muster auf das Reliktfragment und umgekehrt.«, vermutete er, doch kurz nachdem er den Satz ausgesprochen hatte, wurde die gesamte Höhle in ein gleißendes, weißes Licht getaucht und er war gezwungen seine Augen zu schließen. Blinzelnd versuchte er etwas zu erkennen, ein strahlender Lichtstrahl schoss über ihm hinweg, direkt auf die Öffnung der Bucht zu auf das Meer hinaus.          »Was war das?«, fragte Reptain und öffnete seine Augen nach einiger Zeit wieder als sich das grelle Licht gelegt hatte. »Es ist ziemlich hell geworden.«, jammerte Karnimani und blinzelte. Skampi ging von dem Muster weg und einige Schritte auf das Meer zu. »Habt ihr das gesehen? Ein Lichtkegel ist in Richtung Meer geschossen.«          »Das hast du gesehen?«, fragte Karnimani ungläubig, während er das Reliktfragment vorsichtig zwischen seinen Händen hielt. »Ich konnte gar nichts sehen. Das Licht war viel zu hell.«          Reptain kniff die Augen zusammen und spähte in die Ferne des Meeres während Karnimani das Reliktfragment wieder in seine Erkundertasche gleiten ließ. »Da ist etwas...«, murmelte er leise. Auch Skampi hatte das etwas gesehen, den sie zuckte nervös mit dem buschigen Schweif hin und her. »Da kommt ein Schatten auf uns zu.«, sprach sie aufgeregt. »Es gleitet über das Wasser.«          Karnimani stellte sich neben Skampi und Reptain blieb dicht dahinter, während sich der Schatten vor die Sonne schob und immer größer und konturenreicher wurde. Das etwas passierte die Höhle der Bucht und wurde nun erkennbar als der Schatten über das Pokemon fiel. Der blaue, majestätische Kopf mit den schneckenartigen Ohren wog sachte während sanfte, blaue Augen neugierig auf die Pokemon blickten, die an Land standen. Der Kopf wippte von einem zum anderen als das Pokemon sprach: »Karnimani, Skampi... und Reptain, korrekt?«, fragte die sanfte, weiche Stimme die Meeresrauschen gleichkam.          Reptain legte den Kopf schief, wo hingegen Skampi nervös mit dem buschigen Schweif wedelte. »Du kennst unsere Namen?«, fragte sie aufgeregt.          Das Pokemon welches noch immer auf der Meeresoberfläche schwamm neigte seinen großen Kopf. »Knuddeluff hat mich informiert, dass ihr kommen würdet.«          »Knuddeluff hat dir unsere Namen gesagt?«, fragte Karnimani und schien verwirrt. Doch dann fasste er sich und deutete hinter sich auf das Muster auf der Felswand. »Dieses Muster an der Wand hat einen Lichtkegel geworfen, der über das Meer fiel. Direkt danach bist du erschienen.«, erklärte Karnimani. »Kannst du uns sagen, wer du bist?«          Das Pokemon blinzelte mit den sanften Augen. »Ich bin Lapras. Ich bin hier um euch zum Verborgenen Land zu geleiten.«, erklärte das Wasserpokemon.          Karnimani wirbelte aufgeregt mit den Armen auf und ab. »Meinst du das ernst? Du kannst uns zum Verborgenen Land bringen?«          Lapras nickte und der ruhige Gesichtsausdruck auf dem Gesicht von dem Pokemon wurde freundlich. »Ihr habt den Lichtkegel des Musters an der Wand entfesselt. Das ist das Signal um Einlass zum Verborgenen Land zu erhalten. Das Verborgene Land liegt jenseits des Meeres. Steigt auf meinen Rücken, ich werde euch über das Meer bringen.« Lapras schwamm nahe an die Felsen der Bucht heran und drehte sich. Der Rücken von Lapras war ein großer Panzer, der einer Schildkröte nicht unähnlich war. Doch hatte der Panzer viele, stumpfe, kurze Stacheln an denen man sich gut festhalten konnte. »Fürchtet euch nicht. Ich bin außergewöhnlich.«, sprach Lapras lächelnd nach einer Weile in denen Reptain, Skampi und Karnimani einen unsicheren Blick gewechselt hatten. »Ich kann euch alle und noch mehr auf meinem Rücken tragen.«          Reptain nickte und sah Skampi und Karnimani an. »Los, wir werden über das Meer mit Lapras reisen und zum Verborgenen Land gehen. Wir sind jetzt so dicht dran.«, erklärte er mit etwas Nachdruck. Auf den Gesichtern von Skampi und Karnimani legte sich ein entschlossener Gesichtsausdruck. Sie nickten und Skampi sprang gekonnt auf den Panzer auf Lapras Rücken. Sie machte es sich zwischen zwei stumpfen Stacheln bequem und blinzelte zu Reptain und Karnimani zurück. Danach folgte Karnimani, der etwas Mühen hatte auf den Panzer zu klettern. Reptain war darauf bedacht vorsichtig auf den Rücken des Wasserpokemons zu klettern. Natürlich hätte er es mit einem einzigen Sprung schaffen können, aber es wäre vermutlich etwas unangenehm für Lapras gewesen wenn plötzlich sein Gewicht auf ihr gelastet hätte. Er kletterte bis zu Lapras Halsansatz vor und ließ sich in eine Vertiefung in dem Panzer nieder. Danach begann Lapras mit den Flossen aus der Höhle zu schwimmen.          Die tief stehende Sonne blendete die Pokemon anfangs, doch es dauerte nicht lange bis sie im Meer versunken war. Wenige Wolken zogen sich über den Himmel und die Sterne wurden langsam in ihrer funkelnden Schönheit sichtbar. Der Mond kletterte langsam auch aus dem Meer heraus und beleuchtete mit seinem milchigen Licht die Meeresoberfläche.            Reptain hob seinen Kopf und sah zurück. Die Höhle und die Küste der Insel hatten sie bereits hinter sich gelassen. Zu seinem Erstaunen war die Insel selbst nur noch als ein wager Umriss erkennbar. Lapras war wirklich ein erstaunlich schneller Schwimmer.          »Also Reptain.«, begann Karnimani und Reptain setzte sich so auf den Panzer von Lapras' Rücken, dass er Karnimani und Skampi gut sehen konnte ohne sich zu verrenken. »Weißt du wie Knuddeluff es geschafft hat Lapras zu informieren?«          Reptain legte den Kopf schief und wollte gerade antworten, dass er der letzte war der das wissen konnte, doch es war Lapras die antwortete. Sie drehte ihren großen Kopf sodass sie mit einem Auge Karnimani ansehen konnte. »Knuddeluff und sein Partner Plaudagei waren schon einmal in der Höhle. Plaudagei war damals verletzt, da er Knuddeluff vor dem Angriff der Bande von Kabutops abgeschirmt hatte. Ich wollte mich zunächst nicht zu erkennen geben, doch ich änderte meine Meinung in der Sekunde als ich Plaudagei auf dem Boden liegen sah. Ich musste ihnen einfach helfen.« Kurz schweifte der Blick von Lapras zurück auf die sich kaum kräuselnde Meeresoberfläche die vor ihr lag. »Später rang ich Knuddeluff ein Versprechen ab.«          »Ein Versprechen?«, fragte Skampi neugierig nach. Ihre Ohren zuckten wissbegierig.          »Ja.«, begann Lapras. »Da ich nicht wissen konnte ob Knuddeluff und Plaudagei Banditen waren, oder ein Erkundungsteam mit guten Absichten musste ich auf Nummer sicher gehen. Im Austausch, dass ich Plaudagei mit einer Genesung half, bat ich die beiden um des Weltfriedens Willen nicht das Muster an der Wand zu untersuchen.«          »Was hat der Gildenmeister daraufhin gesagt?«, fragte Karnimani. Lapras wand ihren Kopf wieder nach hinten. Mit warmen Augen sah sie ihn an. »Er sagte, dass er mir Dank dafür schuldet, dass ich Plaudagei zur Hilfe gekommen bin und dass er alle Untersuchungen in diese Richtung beenden würde.« Sie lächelte und drehte ihren großen Kopf majestätisch wieder nach vorne um auf das weite Meer welches vor ihr lag zu sehen. »Und er hat mich nicht enttäuscht.«          »Das ist also passiert.«, murmelte Karnimani mit einem Anflug von Stolz in der Stimme. »Aber warum wolltest du niemanden das Muster untersuchen lassen, Lapras?«          Lapras wand diesmal nicht ihren Kopf von dem Meer vor sich ab auf dem sie kontinuierlich weiter schwamm. »Im Verborgenen Land, dort steht der Zeitturm in dem Dialga herrscht. Dialga befürchtete, Eindringlinge könnten Chaos am Turm, der die Zeit reguliert verursachen. Dialga entschied sich dafür den Zeitturm zu schützen indem er es in einer Spalte in der Zeit versteckte.          Diesmal war es Reptain der fragte: »Eine Spalte in der Zeit?«          »Ja...«, begann Lapras und wog den Kopf sachte von links nach rechts. »Es ist schwierig zu erklären. Es ist eine Spalte in der Zeit selbst. Ein Abstand zwischen Teilen eines Sekundenbruchteils.«          »Ich verstehe.«, murmelte Reptain leise. »Eine Spalte in der Zeit. Kein Wunder dass das Verborgene Land niemand finden konnte. Niemand könnte jemals hoffen solch einen Ort zu finden.«          Lapras wand nun wieder den Blick von ihrem Weg ab und betrachtete Reptain sehr lange. »Das ist nicht ganz richtig. Dialga ließ einen Schlüssel zum Verborgenen Land zurück. Es ist ein sonderbares Fragment, in das ein rätselhaftes Muster geätzt wurde.« Sie wand den Kopf wieder geradeaus. »Das Reliktfragment welches du besitzt Karnimani, es wählt seinen Träger selbst aus. Denjenigen der zum Verborgenen Land gehen wird.«          »Das Reliktfragment wählt selbst?«, fragte Karnimani gleichermaßen erstaunt und skeptisch. »Ja.«, war die einfache Antwort von Lapras. »Das Reliktfragment lässt sich nicht von jemanden finden der böse Absichten im Herzen trägt. Deswegen ist dies das erste Kriterium, dass er Träger welches mit dem Reliktfragment verbunden ist. Der Träger muss Herzensgüte in sich tragen. Eine Herzensgüte wie kein anderes Pokemon.«          Karnimani bekam große Augen. »Also bin ich so etwas wie ein Auserwählter?«, staunte er sichtlich stolz auf sich. Skampi schnurrte amüsiert. »Gut, dass das Reliktfragment über Größenwahn und ewigen Hunger hinwegsieht.«, foppte sie Karnimani schmunzelnd.          »Hey, das ist nicht fair!«, rief er aus und Skampi lachte. Sogar Reptain musste trotz seiner düsteren Gedanken schmunzeln.          »Ich mache doch nur Spaß.«, erklärte Skampi seinem Freund als sie sich wieder beruhigt hatte und schenkte Karnimani ein warmes Lächeln.          »Ihr solltet versuchen etwas zu schlafen. Wir werden die Nacht über durchschwimmen.«, sprach Lapras ruhig und konzentrierte sich wieder auf den Weg vor sich. »Schaffst du das denn?«, fragte Reptain und beugte sich zu Lapras vor. Diese lächelte nur zuversichtlich. »Natürlich. Wie ich bereits sagte, ich bin außergewöhnlich.«            Karnimani war der erste, der es sich gähnend zwischen Lapras' Stachelpanzer gemütlich gemacht hatte und einschlief. Wenige Minuten später war auch Skampi in ihren Träumen versunken. Reptain hatte versucht sie anzusprechen, doch hatte sie nur ein undeutliches »... Noch nicht...«, genuschelt ehe sie wieder eingeschlafen war. Seufzend lehnte sich Reptain gegen den stämmigen Hals von Lapras. »Was bedrückt dich, Reptain? Wer sind auf dem Weg zum Verborgenen Land. Bald könnt ihr die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm einsetzen und die Gefahr die ihr fürchtet ist gebannt.«          Reptain sah auf seine Klauen hinab und betrachtete den Traumsplitter der in seiner grasgrünen Farbe von der Kette baumelte. »Du weißt, dass die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm eingesetzt werden müssen?«, fragte er leise um Skampi und Karnimani nicht zu wecken.          »Ja, Knuddeluff hat mich in der vergangenen Nacht aufgesucht. Er erklärte mir, was vor sich geht und dass die Zahnräder der Zeit zu dem Zeitturm gebracht werden müssen.«, erzählte sie.          »Ich verstehe.«, murmelte Reptain und sah von dem Traumsplitter zu Skampi auf. Sie schlief tief und fest, die Pfoten unter sich eingerollt und den Schweif über die Nase gelegt. Mit einem prüfenden Blick spähte er auch zu Karnimani, welcher kurz laut schnarchte aber dann weiterhin ruhig schlief. »Wenn es uns gelingt den Verlauf der Geschichte zu verändern, werden alle Pokemon aus der Zukunft verschwinden, da sie nie existiert haben.«, erklärte Reptain leise und nüchtern. Lapras lauschte aufmerksam und schien ihn nicht unterbrechen zu wollen. Reptain konnte lediglich die Wellen hören, die sich leise kräuselten als Lapras über das Meer schwamm. »Skampi und ich sind aus der Zukunft, aber Skampi hat ihr Gedächtnis während der Zeitreise verloren. Sie weiß noch nicht was ihr Schicksal ist.«          »Eine heikle Situation.«, ließ Lapras von sich zu hören. Sie klang weder anklagend noch verurteilend.          »Ja.«, stimmte Reptain leise zu. »Ich wollte es ihr jetzt sagen, aber sie schläft fest. Außerdem möchte ich Karnimani nicht aufwecken. Aber ich weiß nicht wie sie reagieren wird. Ich möchte ihren Glauben nicht erschüttern. Unser Verschwinden dient einem besseren Zweck als weiter zu bestehen und in einer Welt der Dunkelheit weiterzuleben.«, erklärte Reptain.          »Edelmütig.«, kommentierte Lapras schlicht. Es schien fast so als hätte sie geahnt, dass Reptain normalerweise in dieser Welt nicht existiert. »Dennoch wird der Augenblick kommen an dem sie es herausfinden wird. Entweder sie findet es selbst heraus oder du wirst es ihr sagen. Eines von beiden wird eintreffen. Wie sie reagieren wird, ist eine andere Frage.« Reptain sah auf die schlafende Skampi. Er wollte nicht riskieren Karnimani aufzuwecken wenn er Skampi erzählen würde dass sie verschwinden müsste. Für Skampi hatte sich vieles geändert, seitdem sie ihr Gedächtnis verloren hatte. »Ich denke ich werde es darauf ankommen lassen.«, murmelte er leise.          Daraufhin sagte Lapras nichts mehr, nur die Bewegungen ihrer Flossen waren leise zu hören, während sie ihren Weg über das Meer fortsetzte. Reptain blickte über die beiden schlafenden Pokemon und machte sich Gedanken darüber, was sie wohl im Verborgenen Land erwarten könnte. Das Ziel kam immer näher.            Ihm war übel. Nie hätte er gedacht, dass er Seekrank werden könnte. Die Sonne hatte sich nach der sternenklaren Nacht bereits wieder erhoben und auch Skampi und Karnimani waren nach dem schaukligen Schlaf auf dem Meer aufgewacht. Skampi schien es auch nicht sehr gut zu gehen, denn sie klammerte sich verbissen an einem flachen Stachel von Lapras' Panzer fest und konzentrierte sich darauf auf den blauen Hals des Pokemons zu starren. Demjenigen dem es wohl noch am besten ging, war Karnimani. Nun, er war ja auch schließlich ein Wasserpokemon.          »Geht es dir gut, Lapras?«, fragte Karnimani und Lapras drehte fragend den Kopf nach hinten um Karnimani anzusehen. »Du schwimmst immerhin schon die ganze Zeit.«          Lapras lächelte sanft und sah wieder geradeaus. »Ja, mir geht es gut. Wir sind auch schon fast da.«          »Sind wir?«, fragte Skampi und richtete sich wackelig auf die Pfoten. Auch Reptain stand auf um an Lapras Kopf vorbei auf das Meer vor sich zu blicken. »Könnt ihr die Veränderung zwischen den Wellen erkennen?«, fragte Lapras ruhig.          Reptain kniff die Augen zusammen. »Die Wellen, sie sehen aus als würden sie von der falschen Richtung kommen.«, kommentierte er. »Richtig.«, war das einzige was Lapras sagte.          »In Ordnung. Los geht's Haltet euch gut fest.«, sprach sie und beschleunigte ihr Tempo, sodass Reptain sich an dem Hals des Pokemons festhalten musste. Evoli und Karnimani hielten sich je an einem flachen Stachel des Panzers fest als Lapras plötzlich beschleunigte. Sie wurde so schnell, dass sich die Umgebung zu beiden Seiten veränderte. Wasser funkelte als sich dieses massenweise teilte und um sie herum stieg. »Woah! Lapras du fliegst!«, rief Karnimani aufgeregt aus. Reptain schüttelte den Kopf als er verstand was Karnimani meinte. »Nein, wir überqueren das Meer der Zeit.«, sprach er aus woraufhin die Wassermassen zu seinen Seiten kurz in einem hellen Licht auf funkelten, wodurch er gezwungen war zu blinzeln.          Nun sah es wirklich so aus als würden sie auf Lapras Rücken durch den Himmel fliegen. Um sie herum zogen ockerfarbene Wolken am Himmel entlang und vor ihnen schwebte eine Landscherbe in der Luft. Der Himmel war ungewöhnlich braungelb und außer diese Landscherbe im Himmel. »Ist das...?«, fragte Karnimani atemlos. »Ja.«, unterbrach ihn Lapras. »Dies ist das Verborgene Land.«          Reptain hob seinen Blick und erkannte den Zeitturm sofort. In der Zukunft bildete er das Imperium von Schatten-Dialga und war in einer gewissen Hinsicht ein Warnzeichen. Auch wenn der Zeitturm in der Zukunft komplett eingestürzt war, erkannte er ihn sofort. »Das ist... Der Zeitturm, richtig?«, fragte Skampi. Auch dies bejahte Lapras. »Auf dem Zeitturm lebt Dialga.«, erklärte sie und flog an den Rand der Landscherbe auf dem grünes Gras hoch wuchs. Skampi sprang sofort von dem Rücken von Lapras ab und sah heilfroh aus, wieder an Land zu sein. Aber ernste Sorgenfalten legten sich auf die Stirn des Pokemons, als sie zu dem Zeitturm hinaufsah. Reptain folgte ihr mit Karnimani auf den Boden. »Aber...«, begann Karnimani und drehte sich zu Lapras. »Es sieht so aus, als ob der Zeitturm in der Luft schwebt. Wie können wir ihn erreichen?«          Lapras hob ihren Blick. »Wenn ihr dem Pfad folgt kommt ihr zu den alten Ruinen. Diese müsst ihr überqueren und dann gelangt ihr an einem Tempel auf dem das Regenbogensteinschiff steht. Es wird euch an den Pfad des Zeitturms heranbringen. Mir ist dies leider nicht möglich.«, erklärte Lapras ruhig.          »Gut.«, sprach Skampi entschlossen und ihr buschiger Schweif peitschte nervös hin und her. »Dann mal los. Wir haben es fast geschafft.«          »Ich werde hier auf eure Rückkehr warten.«, erwähnte Lapras als Reptain und Karnimani Skampi folgten, die bereits vorausgesprungen war. Reptain hielt bei ihren Worten inne und sah sich um. Lapras blinzelte ihm sanft entgegen und neigte ihren majestätischen, großen Kopf zum Abschied. Reptain nickte ihr zu. Sie wusste sehr wohl, dass bei Gelingen ihrer Mission nur noch ein Pokemon zurückkehren würde um das Verborgene Land zu verlassen. Dankbar, dass sie sein Geheimnis wahrte lief er Skampi und Karnimani hinterher. Nicht mehr lange und sie würden die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm einsetzen können und der Lauf der Geschichte würde für immer geändert werden.   Kapitel 11: 11 - Reptains Opfer -------------------------------          Die drei ungleichen Pokemon rannten den Pfad der scheinbar noch nie benutzt wurde immer weiter entlang, bis eine Höhle in Sichtweite kam. Zuerst suchten sie einen Weg außen herum, doch es führte kein Weg daran vorbei. Die Höhle war ein Tunnel, welche von einigen Fackeln matt beleuchtet wurde. »Die Fackeln sind irgendwie merkwürdig.«, dachte Karnimani laut nach. Reptain und Skampi sahen sich nach ihm um, während Karnimani eine Fackel genauer beobachtete. »Kann es sein, dass es magisches Feuer ist? Hier liegt so viel Staub herum und die Fackeln scheinen schon seit einer Ewigkeit zu brennen.« Reptain musste ihm zustimmen. »Es ist gut möglich.«, nickte er und führte die kleineren Pokemon weiter den Tunnel entlang. »Die Flammen schlagen auch nicht richtig, wenn man es beobachtet. Aber wir müssen so schnell wie möglich weiter. Wir können uns nicht weiter damit beschäftigen.«, drängte Reptain.          Skampi nickte zustimmend. »Er hat Recht Karnimani. Los, komm.«, sprach sie leise und folgte Reptain durch den Tunnel. Karnimani warf den Fackeln noch einmal einen merkwürdigen Blick zu ehe er auch folgte. Reptain wollte sich nicht beirren lassen. Sie mussten dieses Regenbogensteinschiff so schnell wie möglich erreichen und dann den Zeitturm erklimmen. An den Wänden des Tunnels waren einige sehr sonderbare Pokemon abgezeichnet. Ein rosafarbenes Pokemon mit einem langen Schweif kringelte sich auf einer Platte. Als die drei Pokemon ein Stück weiter gingen waren da zwei weitere Pokemon auf einer Steinplatte zu sehen. Reptain erkannte es als er vorbeilief. »Sieht nur, Skampi!«, rief Karnimani begeistert. »Das da ist Groudon. Aber dieses andere, das blaue Pokemon. Ich habe es noch nie gesehen.«          »Diese Malereien und die Inschriften sind wirklich unglaublich.«, stimmte Skampi mit einem ruhigen Ton zu.          Sie kamen an noch weiteren Steintafeln in denen Pokemon malerisch verewigt wurden vorbei. Sie sahen majestätisch und sehr mächtig aus. Reptain vermutete, dass dies alles legendäre Pokemon sein mussten, aber er konnte sie nicht alle benennen. »Dies sind wohl die Alten Ruinen von denen Lapras erzählt hat. Das Regenbogensteinschiff dürfte nicht mehr fern sein.«          Das Ende des Tunnels kam in Sichtweite und Reptain beschleunigte seine Schritte. Als sie die Schwelle überwunden hatten bildete sich vor ihnen eine Treppe steil nach oben. »Das sieht aus wie eine Art Tempel, oder?«, fragte Skampi unsicher, zuckte mit den Ohren und sah sich zu den Seiten um.          »Wir müssen die Treppe hinaufsteigen, ansonsten werden wir es nicht erfahren. Ich denke, dass das Regenbogensteinschiff dort oben ist.«, vermutete Karnimani und begab sich bereits zu der Treppe. Reptain und Skampi folgten dem Wasserpokemon und erreichten zeitgleich mit ihm den oberen Rand der Treppe.          Oben angekommen erblickten sie auf dem Boden wieder dieses seltsame Muster, welches sie auf der Felswand gesehen hatten und ebenfalls auf dem Reliktfragment zu sehen ist. Wo war aber dieses Regenbogensteinschiff? Reptain sah besorgt nach oben zu dem Zeitturm, er lag fast genau über ihnen und Reptain konnte die schweren Beschädigungen erkennen, die der Zeitturm bereits hatte. Er sah sich nervös um. »Hier ist eine kleine Delle in der Mitte. Ich frage mich wozu sie da ist?«, fragte Karnimani laut und berichtete von seiner Entdeckung. Skampi schnüffelte an dem faustgroßen Loch welches sich in der Mitte des Musters befand. »Es sieht nicht ganz natürlich aus.«, stellte sie fest und hob ihren Kopf zu Reptain. »Was ist das?«, fragte sie leise und sprang über die Delle hinweg neben Reptain der sich zu ihr umdrehte. Die Steintafel die nur wenige Meter neben ihm stand, hatte er gar nicht bemerkt.          »Da sind seltsame Inschriften drauf. Ich kann sie nicht lesen.«, murmelte Skampi und legte die Ohren flach an. Reptain beugte sich vor. »Das ist die vergessene Inschrift der Icognito. Es ist eine sehr alte und bereits vergessene Sprache.«          Karnimani, der nun ebenfalls neben Skampi stand, ließ seinen Blick über die Steintafel schweifen. Ratlos hob er dann seinen Kopf zu Reptain. »Kannst du sie lesen, Reptain?«          Reptain nickte. »Ja, in der Zukunft habe ich diese Sprache studiert um mehr darüber zu lernen. Gemeinsam mit Skampi...«, beendete er den Satz und sah Skampi mit seinen gelben, reptilienartigen Augen fest an. Diese sah nur verlegen zu Boden. »Ich kann mich leider nicht daran erinnern.«, gab sie zu. Reptain starrte weiterhin auf Skampi. Wann war nur der richtige Zeitpunkt um ihr zu sagen, dass sie verschwinden würde? Ihm lief die Zeit davon.          Karnimanis Augen wurden groß. »Bitte Reptain, lies sie uns bitte vor.«, drängte er.          »Nicht so ungeduldig.«, entgegnete Reptain aus seinen Gedanken gerissen und nahm die Steintafel näher in Augenschein. »Gebt mir eine Minute Zeit.«          Die Zeit strich anscheinend quälen langsam vorbei während Reptain mit der Übersetzung der alten Schrift beschäftigt war. Skampi schlug nervös mit dem Schweif und Karnimani sah sich öfter als nur einmal um, als hätte er etwas gehört. »Ich habe es.«, sprach Reptain auf einmal, drehte sich um und näherte sich dem Muster auf dem Boden. »Dieser Ort selbst scheint das Regenbogensteinschiff zu sein.«          »Was? Das hier soll es sein?«, fragte Karnimani verwirrt und sah sich angespannt um.          »Richtig.«, erklärte Reptain und ging in die Mitte des Musters. Er sah sich die Vertiefung im Boden nun näher an und fuhr mit seinen Klauen darüber. »Ja, das muss es sein.«, murmelte er und drehte sich zu Karnimani um. »Karnimani, das Reliktfragment, es gehört hier in die Vertiefung hinein. Dann wird das Regenbogensteinschiff aktiviert und wir können zum Zeitturm fahren. So steht es auf der Tafel geschrieben.«          »Wirklich?«, fragte Karnimani aufgeregt und strahlte. Scheinbar begeistert darüber wieder etwas wichtiges an dieser Mission beitragen zu dürfen. »Probieren wir es aus. Setzte es hinein.«, forderte Reptain auf und trat einen Schritt zurück. Karnimani kramte in seiner Erkundertasche herum, um das Reliktfragment daraus hervorzuholen, als eine tiefe Stimme donnernd wie aus dem Nichts rief: »Genug davon!«          Reptain schreckte hoch, ebenso wie Skampi und Karnimani. »Wer ist das?!«, fragte Karnimani und sah sich in alle Richtungen um. Es verstrich keine Sekunde und ein nervenaufreibendes »Wähähä!«, erschallte von den Seiten des Tempels. Skampi peitschte mit dem buschigen Schweif und Reptain spannte sich ebenfalls an. »Was ist das?«, fragte Karnimani abermals für den dieses Geräusch neu war. Es blieb keine Zeit für Erklärungen, innerhalb von einem Wimpernschlag waren die drei Pokemon von den Zobiris umzingelt. Skampi und Reptain drängten sich dicht zusammen und auch Karnimani drängte sich zu ihnen. »Was sind das für Dinger?«, fragte er aufgeregt.          Ein ausfallendes Gelächter erschallte und Reptain begann mit den Zähnen zu knirschen. Das große, graue Pokemon kam die Treppen der anderen Seite nach oben geschwebt und starrte die drei eingekreisten Pokemon mit seinem roten Auge triumphierend an. »Zwirrfinst.«, knurrte Skampi und peitschte mit dem Schweif.          »Wie bist du hier her gekommen?«, fragte Reptain und sah Zwirrfinst aus verengten Augen heraus an.          »Pfft... Sehr einfach eigentlich.«, säuselte Zwirrfinst. »Meister Dialga hat uns direkt hierher teleportiert. Immerhin wusste ich, dass ihr unweigerlich hierher kommen würdet.« Zwirrfinst machte eine auslandende Geste mit der Pranke während sein Auge listig auf funkelte. »Hier zu warten, ersparte uns die Arbeit nach euch zu suchen.« Reptain knirschte wieder mit den Zähnen als Zwirrfinst kurz und abfällig auflachte. »Leider habe ich schlechte Nachrichten für euch. Ihr müsst wieder mit mir in die Zukunft kommen. Zobiris!«, erhob er im befehlenden Tonfall seine Stimme. »Bringt sie zum Dimensionalen Loch.« Skampi und Karnimani waren die ersten welche die Treppe zur gegenüberliegenden Seite grob hinunter geschubst wurden. Reptain musste unweigerlich folgen, als die Zobiris anfingen ihn mit Kratzattacken zu traktieren. Er knurrte, aber er durfte sich nicht von Skampi und Karnimani trennen lassen. Wenn sie das hier überstehen konnten, dann nur gemeinsam. Reptain versuchte so viel Zeit wie möglich hinauszuschlagen, indem er sich deutlich wehrte um sich einen Plan einfallen zu lassen. Doch ein anderer außer den Kampf mit Zwirrfinst aufzunehmen wollte ihm nicht einfallen. Das Dimensionale Loch ragte am Platz nach dem Treppenende in die Höhe und die Zobiris stoppten kurz davor.          Reptain drängte sich zu Skampi und Karnimani, während Zwirrfinst seinen Zobiris den Befehl gab sie ins Dimensionale Loch heranzubringen. Er flüsterte ihnen zu als die Zobiris fast ihre kleinen Hände nach ihnen ausstrecken konnten. »Jetzt!« Skampi hatte sofort begriffen und auch glücklicherweise Karnimani. Reptain fegte die Zobiris die er mit seinen Laubklingen erreichen konnte fort, nachdem er diese blitzschnell aufgebaut hatte. Skampi hatte zwei Zobiris mit einem Spukball auf Abstand gebracht und Karnimani hatte andere Zobiris mit einer Aquaknarre einige Meter von sich weggeschleudert.          »So, so... Ihr entwickelt ein wenig kläglichen Wiederstand. Und das obwohl ihr wisst, dass das völlig vergeblich ist?«, stellte Zwirrfinst mit einem amüsierten Ton fest während sich die Zobiris wieder aufrappelten und die aneinandergedrängten Pokemon angriffslustig anfunkelten. »Hast du etwas anderes erwartet?«, fragte Reptain herausfordernd.          »Pah! Als wenn ihr eine Chance gegen mich hättet!«, Zwirrfinst kam näher, drohend baute er sich vor ihnen auf während die Zobiris die drei Pokemon wieder umzingelten. »Ich werde euch einfach hier erledigen und dann mit in die Zukunft nehmen. Das macht keinen Unterschied für mich.« Zwirrfinst grinste listig auf. »Wie viel Wiederstand könnt ihr aufbringen? Zeigt es mir. Umzingelt sie!«, rief er dann zu den Zobiris die sich daraufhin kreischend auf die drei Pokemon stürzten.          Reptain wehrte zwei Zobiris mit einer Laubklingenattacke ab. »Haltet mir die Zobiris vom Leib. Ich kümmere mich um Zwirrfinst!«, rief Reptain im Kampfgefecht und sprang zwischen eine Lücke der Zobiris auf Zwirrfinst zu. Er merkte noch wie ein Zobiris die Verfolgung aufnahm, wurde aber von einer gut gezielten Aquaknarre in eine andere Richtung geschleudert. Reptain rannte mit einem Ruckzuckhieb geradewegs auf Zwirrfinst zu, als dieser seine Arme ausbreitete. Ein dunkler Puls zuckte durch die gesamte Umgebung. Reptain schlug eine scharfe Hake und konnte gerade noch dem Auge des Pulses ausweichen. Die Schwingungen ließen ihn aus dem Gleichgewicht geraten und er schlug ein wenig ungelenk auf der Seite auf.          Wütend funkelte er Zwirrfinst an. »Deine miesen Tricks.«, spuckte er und kam augenblicklich wieder auf die Beine. »Sie haben bis jetzt immer sehr gut funktioniert, wie du dich vielleicht erinnern kannst.«, kicherte Zwirrfinst widerwärtig und formte einen Schattenstoß zwischen seinen breiten Pranken. Reptain wich mit einem Ruckzuckhieb aus, doch Zwirrfinst begann wieder Reptain mit einem dunklen Puls zu verfolgen. Reptain kam nicht dazu Zwirrfinst auch nur einmal anzugreifen, als er schon aus dem Augenwinkel einen Zobiris die Flucht durch das Dimensionale Loch anschlagen sah. Er wagte einen Blick auf Skampi und Karnimani, den er sofort bereute. Die Energiewelle des Schattenstoßes der ihn nur um einen Meter verfehlte riss die Erde unter ihm auf und er wurde von einem Hagel aus kleinen Steinen getroffen. Reptain versuchte sie abzublocken indem er eine Klauen schützend vor sein Gesicht hob, doch das meiste bekam er ab.          Kaum hatte er die Augen wieder geöffnet, baute sich Zwirrfinst schon wieder direkt vor ihm auf. Er packte ihn zwischen seinen Pranken und Reptain verlor den Boden unter den Füßen. Schnell schwang er sein Blatt auf dem Kopf und traf Zwirrfinst auf dem Kopf mit der Slamattacke, sodass er ihn wieder losließ. Zwirrfinst taumelte zurück und Reptain hielt hinterher. Mit einer grün glühenden Laubklinge traf er ihn am Rumpf und Zwirrfinst jaulte schaurig auf. Doch noch lange war er nicht geschlagen. Ein weiterer Schattenstoß folgte dem Reptain nur mit einem Sprung noch ausweichen konnte. Staub wurde aufgewirbelt, der Reptain für kurze Zeit die Sicht versperrte, als er sich noch in der Luft befand. Er verengte die Augen um Zwirrfinst ausfindig zu machen.          Plötzlich schoss eine Pranke nach oben und Reptain wurde am Fuß gepackt. Mit einem erstaunten Aufschrei wurde er zu Boden gerissen und der Länge nach mit dem Rücken schlug er hart auf dem Boden auf. Benommen öffnete er die Augen und Reptain konnte ein surrendes Geräusch hören. Instinktiv holte er mit seinen Laubklingen aus und teilte die Konfusion die Zwirrfinst geformt hatte, sodass sie zu beiden Seiten an ihm vorbei glitt. Er bemühte sich wieder auf die Beine zu kommen, doch Zwirrfinst war einen Liedschlag schneller. Ein weiterer Schattenstoß folgte von dem Reptain getroffen wurde. Er ging auf die Knie. Zorn und Wut ballten sich in seinem Körper zusammen und er sprang mit einem Ruckzuckhieb auf Zwirrfinst zu. Er breitete seine Laubklingen zur Seite aus und schoss an Zwirrfinst vorbei. Reptain schnitt durch das nicht vorhandene Fleisch des Geisterpokemons was aber die Wirkung des Spezialangriffs nicht verfehlte. Zwirrfinst knurrte wütend. Die beiden Pokemon schenkten sich wahrhaftig nichts in diesem Kampf.          Wieder sah Reptain aus den Augenwinkeln einen Zobiris in das Dimensionale Loch flüchten. Skampi und Karnimani schienen gute Arbeit zu machen. Reptain sprang nun direkt auf Zwirrfinst zu und krallte sich mit seinen Klauen an dessen Schultern fest. Er benutzte seine Kugelsaatattacke der Zwirrfinst nicht ausweichen konnte. Zwirrfinst fluchte zornig auf und versuchte nach Reptain zu greifen, doch dieser wehrte eine seiner sich nähernden Fäuste mit einer Laubklinge ab. Doch Zwirrfinsts andere Pranke packte Reptain am Halmblatt auf dessen Kopf und riss ihn von sich herunter.          Reptain wurde durch die Luft geschleudert und riss weiches Fell mit sich zu Boden. »Uff!«, raunte Skampi unter ihm und versuchte sich unter Reptains Gewicht freizukämpfen. Reptain sprang wieder auf die Beine und funkelte Zwirrfinst zornig an. Er war wirklich ein harter Brocken. Die Zobiris wurden auf gebührenden Abstand gebracht. Doch nun sammelten sie sich hinter Zwirrfinst und würden auf seinen Befehl hin zusammen angreifen. Karnimani stellte sich angriffslustig neben Skampi und Reptain auf. Die drei Pokemon sahen ihren Häschern entgegen.          »Pah! Du wagst es mich herauszufordern Reptain? Du hattest nie eine Chance...«, keuchte Zwirrfinst. Aber das was er sprach bereitete Reptain Kopfzerbrechen. Zwirrfinst musste doch irgendwie geschwächt sein. Dieser Kerl war einfach viel zu stark. »Die vereinten Mühen dieser Welt, gepaart mit eurer mickrigen Kraft... Das Ergebnis stand bereits vor Kampfbeginn fest!«, blaffte Zwirrfinst in Raserei.          Karnimani knurrte. »Oh je, Zwirrfinst ist wirklich verdammt stark. Einige der Zobiris sind auch immer noch da.«          »Nicht aufgeben!«, mahnte Reptain. Sie konnten einfach nicht klein beigeben. Sie waren so weit gekommen. Sie durften jetzt nicht scheitern. Nicht jetzt, wo sie so nah dran waren.          »Du sagst das so einfach.«, murmelte Karnimani, aber stand weiterhin stramm auch wenn er bereits mehrere Schrammen hatte. Auch Skampi sah nicht mehr ganz gut aus. An ihrer Seite fehlte ein großes Fellbüschel, doch entschlossen peitschte sie mit ihrem buschigen Schweif umher und ihre Lefzen waren angezogen.          »Grmpf! Für ein paar Schwächlinge wie ihr es seid, schlagt ihr euch erstaunlich gut... Aber das ist jetzt alles vorbei!«, rief Zwirrfinst und breitete seine Arme aus. Die Zeichnung auf seinem Rumpf öffnete sich und entblößte die schwarze Leere eines Schlundes.          »Wah! Der Mund auf seinem Bauch! Er hat sich geöffnet!«, kommentierte Karnimani hektisch.          Reptain ging einen Schritt zurück und verlagerte sein Gewicht. »Er macht irgendetwas.«          Skampi ging mit den Vorderbeinen noch weiter nach unten, doch sie starrte verbissen auf das, was als nächstes geschehen würde.          Vor dem Mund auf Zwirrfinsts Bauch sammelte sich eine mächtige Schattennova. Die Energien aus der Umgebung wurden eingesogen und wandelten sich in schwarze, unheilige Aura um. Der Wind um die Pokemon herum nahm zu und Karnimani und Skampi hielten sich an Reptains Beinen fest um nicht von den Füßen gezogen zu werden. »Diese Energie! Er startet eine Attacke!«, rief Skampi während sie mit offenen Augen auf die immer größer werdende, dunkle Kugel starrte.          »Das könnte böse enden.«, knirschte Reptain und verengte die Augen.          »Dieser blöde Mund!«, rief Karnimani entsetzt und krallte sich an Reptains Bein fest. »Warum kann man den nicht einfach irgendwie zuhalten?«          »Moment... Das ist es!«, rief Skampi aus. »Was ist los?«, fragte Reptain nach während Skampi hektisch erklärte. »Wir müssen unsere Kräfte bündeln und auf seine Attacke richten, solange der Mund noch geöffnet ist. Das muss der Schwachpunkt von Zwirrfinst sein! Deswegen haben deine Attacken auch nicht so große Wirkung gezeigt, Reptain!«          »Das ist gut möglich aber... Können wir das überhaupt schaffen? Wenn wir unsere Attacken zu früh einsetzen, könnten sie von der Kraft dieser Nova aufgesogen werden und zu uns zurückschlagen.«, warf Reptain ein und lehnte sich gegen den Sog des Windes gegen den er nun auch schon ankämpfen musste.          »Es ist unsere einzige Möglichkeit! Wir müssen es versuchen!«, pflichtete Karnimani bei.          »Also, seid ihr dabei?«, fragte Skampi noch einmal. »Natürlich!«, rief Karnimani und Reptain nickte. »Ja!«          »NEHMT DAS!«, donnerte Zwirrfinst und feuerte die Schattennovakugel auf die drei Pokemon ab. »Jetzt!«, rief Skampi als der Wind der Nova ebenfalls nachgelassen hatte. Sie stellte sich nach vorne und formte so schnell sie konnte einen Spukball vor sich. Karnimani feuerte eine Hydropumpe und Reptain schoss mit seiner Kugelsaat gegen die herannahende Drohung.          Die Schattennovakugel wurde erst langsamer und fast hätte sie die drei Pokemon erreicht, doch dann wurde sie zurück zu Zwirrfinst befördert der mit ungläubig, weit aufgerissenem Auge auf seine eigene Attacke starrte die ihm wieder entgegendonnerte.          Mit einem röhrenden, schmerzvollen Aufschrei traf die dunkle Nova Zwirrfinst. Für einige Herzschläge lang war nichts nach dem Aufprall zu sehen, nur der feine Staub der aufgewirbelt wurde und die schattenhaften Partikel waren in der Luft zu sehen. Doch dann erkannte Reptain Zwirrfinst, wie er sich gerade noch in der Luft halten konnte. Sein Körper knisterte unheilvoll unter den elektrischen Schattenenergien auf die um ihn herum zuckten. Er keuchte und röchelte. Das Geispokemon bäumte sich ein letztes Mal auf, ehe Zwirrfinst vornüber auf den Boden fiel, mit dem Kopf auf der Seite.          »Wir haben es geschafft.«, stammelte Karnimani mit ungläubig, weit aufgerissenen Augen. Er hatte wohl selbst nicht an das Gelingen geglaubt.          Reptain keuchte ein letztes Mal geräuschvoll aus. »Wir haben Zwirrfinst zu guter Letzt besiegt.«          Die Zobiris starrten mit erschrockenen, weit aufgerissenen Augen auf Zwirrfinst. »Wähä! Das kann nicht sein!«, sagte einer von ihnen, während ein anderer vor sich hin stammelte. »Meinter Zwirrfinst... Meister Zwirrfinst wurde besiegt!«          Die Zobiris wechselten einen Blick miteinander, ehe sie allesamt gellend kreischend durch das Dimensionale Loch sprangen und verschwanden.          Reptain, Skampi und Karnimani standen noch mehrere Herzschläge lang auf der Stelle. Sie konnte nicht glauben, dass die Zobiris ihren Meister einfach so im Stich gelassen hatten. Reptain trat vor und blieb über Zwirrfinst stehen. »Hmpf... Deine Zobiris sind weggelaufen, Zwirrfinst. Du hast einfach kein Glück damit, verlässliche Mitstreiter zu finden.«, zischte er bissig, während sich Zwirrfinst auf dem Boden kaum merklich regte. Er gab lediglich ein langgezogenes. »Uuuuurgh...«, von sich und sein rotes Auge öffnete sich schwach einen Spalt breit.          Reptain sah über seine Schulter. »Karnimani, steig die Treppe ganz hinauf und setzte das Reliktfragment in diese Vertiefung ein. Finde heraus, ob das Regenbogensteinschiff funktioniert. Währenddessen behalten Skampi und ich Zwirrfinst hier im Auge.«          Karnimani nickte entschlossen. »In Ordnung, das mache ich.«, sprach er und rannte sogleich die Treppen zum Tempel hinauf.          Reptain sah Karnimani nach. »Wenn das Regenbogensteinschiff funktioniert, können wir zum Zeitturm reisen. Ich hoffe es klappt so wie ich es mir vorgestellt habe.«, murmelte Reptain vor sich hin. Zwirrfinst regte sich erneut, diesmal aber merklicher und Reptain heftete seinen Blick wieder auf ihn. Er konnte Skampi aus dem Augenwinkel sehen, die sich neben Zwirrfinst aufbaute und leise knurrte. »Nicht bewegen.«, blaffte Reptain während Zwirrfinst aber nicht auf ihn hören wollte. Er hob seinen Kopf und sah aus seinem zusammengekniffenen Auge abwechselnd von Reptain zu Skampi. »Argh... Reptain... Skampi... Ist das wirklich...«, Zwirrfinst keuchte und rang nach Worten während er sprach. »Ist das wirklich das, was ihr wollt? Wenn die Geschichte verändert wird, dann werden wir Pokemon aus der Zukunft verschwinden.«          Reptain weitete seine Augen. Sein starrer Blick fiel auf Zwirrfinst. Warum? Warum sprach er genau diese Worte aus? Was sprach er da gerade aus? Doch es wurde ihm bereits klar, in dem Augenblick als Zwirrfinst es ausgesprochen hatte. Zwirrfinst wollte Zweifel unter Reptain und Skampi streuen. Hätte Skampi ihr Gedächtnis nicht verloren, hätte sie wohl höhend über Zwirrfinst gelacht, über seinen jämmerlichen Versuch sie umstimmen zu wollen. Doch die Dinge waren anders und die Wirkung von Zwirrfinsts Worten hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.          Skampi sah geschockt und überfordert auf Zwirrfinst hinab. Ihre Ohren waren flach zurückgelegt. »Was?«, stammelte sie ungläubig. »Wenn die Geschichte verändert wird, dann werden die Pokemon aus der Zukunft... Verschwinden?«          »Das betrifft nicht nur mich, sondern euch beide auch.«, sprach Zwirrfinst weiter. Reptain konnte es nicht verhindern. Zu tief saß die Angst in seinen Knochen, zu tief die Schuld seinen Partner nicht die Wahrheit erzählt zu haben als er noch die Möglichkeit dazu gehabt hatte. Wie konnte er es nur soweit kommen lassen? Er hatte seinen Partner, seine Freundin verraten. »Da ihr aus einer Zukunft kommt, die nicht mehr existieren wird, werdet auch ihr verschwinden... Wollt ihr das wirklich?!«, beendete Zwirrfinst energisch seinen Satz.          Skampis Augen wurden matt als sie sich das Gesagte durch den Kopf gehen ließ. »Das kann nicht... Wenn wir die Lähmung des Planeten verhindern werden wir... Werden wir verschwinden? Weil unsere Welt in der wir eine Existenz hätten nicht mehr existieren wird...? Sagt er...?« Skampi drehte sich mit Fassungslosigkeit im Gesicht zu Reptain. »Sagt er etwa die Wahrheit? Sagt Zwirrfinst die Wahrheit? Reptain!«, rief sie die immer lauter werdenden Sätze verzweifelt aus. Sie wollte es nicht wahr haben.          Reptain konnte sich immer noch nicht bewegen. Er schluckte während der bittere Geschmack der Schuld ihm wie eine Welle entgegenschlug und seinen Körper erzittern ließ. Erst nach einigen Atemzügen wand er sich Skampi zu. Die Hoffnungslosigkeit die in ihrem Gesicht zu lesen war, er konnte es nicht ertragen. Er kniff die Augen zusammen und wand den Blick stumm ab um nach den Worten zu suchen die ihm auf dem Herzen lagen. Er war so oft vor der Konfrontation geflohen. Doch das was Lapras gesagt hatte war nun eingetreten. Skampi würde es entweder von ihm oder von selbst erfahren. Es schmerzte ihn, dass sie es auf eine solche Art und Weise erfahren musste. Er öffnete seine Augen wieder und sah Skampi direkt in die Augen. Wenigstens das war er ihr schuldig, dass er nun ehrlich zu ihr war. »Es stimmt, Skampi...«, sprach er mit trockenem Mund und schluckte. »Wenn wir den Lauf der Geschichte verändern, dann werden wir verschwinden.«          Skampi sagte nichts. Ihre Augen weiteten sich nur fassungslos und ihr Fell stellte sich auf. »D-du hast es die ganze Zeit...?«, sie schluckte und konnte den Satz nicht beenden. Ihre Stimme zitterte. Reptain nickte, er musste sich von Skampi abwenden. Er konnte ihren anklagenden Blick und den Schmerz in ihrem Gesicht nicht ertragen. »Ja, es stimmt. Aber... Das macht nichts. Wenn damit die Welt gerettet wird und Frieden in diese Welt zurückkehrt.«, sprach Reptain. Seine Stimme wurde mit jedem Wort etwas fester. »Genau deshalb sind wir ja in die Vergangenheit gereist, Skampi. Und Celebi... Sie half uns, obwohl sie wusste, dass sie verschwinden wird falls wir Erfolg haben.«          »Sogar Celebi?«, fragte Skampi ungläubig, doch dann wurde sie ruhig. Einige Sekunden verstrichen ehe sie murmelte: »Deswegen... Jetzt verstehe ich ihre Worte... Als sie sagte, dass sie ihr ganzes Leben dieser Mission und dessen Gelingen widmen würde. Das hatte sie also damit wirklich gemeint...«          Reptain sah wieder zu Skampi. »Und Skampi, du kamst mit derselben Entscheidung. Wir kamen aus der Zukunft in dem vollen Bewusstsein hierher, dass uns das widerfahren würde. So wie du jetzt bist, erinnerst du dich jedoch nicht an diesen Entschluss. Nicht an die Bedeutung unseres Versprechens. Unseren Schwur.« Reptain wartete einige Herzschläge. Skampi sah Reptain immer noch fassungslos an, doch schien sie sich dieser Konfrontation zu stellen. »Ich weiß, dass das für dich ein großer Schock sein muss.«, begann Reptain. »Aber wir haben in dieser Sache keine Wahl. Wenn wir nicht handeln, wird die Zeit zerstört. Die Lähmung des Planeten wird beginnen. Wenn wir dieser Welt Frieden bringen wollen... Und den Sonnenaufgang beschützen wollen, dann müssen wir verschwinden. Versuch das bitte zu verstehen, Skampi.«          Skampi starrte Reptain noch einige Sekunden lang an, ehe sie sich von ihm abwand und in eine andere Richtung starrte. »So ist das also...«, murmelte sie sehr leise vor sich hin, während sie auch schon wieder verstummte. Erst nach einer Minute begann sie wieder hörbar zu sprechen. »Wenn wir nicht handeln, wird die Zeit zerstört und der Planet gelähmt. Alles wird in Dunkelheit versinken. In diese furchtbare, schreckliche Dunkelheit...« Sie schüttelte plötzlich heftig den Kopf und sah Reptain fest in die Augen. »Mein Entschluss steht immer noch fest. Wenn wir verschwinden müssen damit die Welt Frieden finden kann, bin ich bereit dieses Opfer zu bringen.«, sprach sie entschlossen.          Reptain wusste nicht so Recht woher sie auf einmal diesen Ehrgeiz aufbrachte hinter dieser Entscheidung zu stehen die ihr praktisch aufgezwungen wurde. Er war sichtlich erleichtert, dass sie immer noch an dem Vorhaben festhielt, aber sie schien dabei etwas sehr wichtiges außer Acht zu lassen. Fast als hätte sie etwas vergessen, neben der Tatsache dass sie nun kein Mensch mehr war, sondern ein Pokemon. »Oh Skampi...«, murmelte Reptain erleichtert und sein Blick wurde warm. »Es gibt da etwas an das du jetzt gerade vielleicht nicht denkst. Es ist wahr, dass wir entschlossen waren unsere Mission zu Ende zu führen. Das traf zu, als wir zum ersten Mal in diese Welt zurückgekehrt sind... Wir hatten absolut nichts zu verlieren und nichts, wofür es sich gelohnt hätte zurückzugehen. Aber Skampi, das änderte sich für dich, als du zu einem Pokemon wurdest... Du bist jetzt jemand völlig anderes als damals.«          Skampi sah Reptain verdutzt an ehe sie den Kopf schüttelt und Reptain wütend anfunkelte. »Ich bin entschlossen diese Mission zu Ende zu führen. Wenn es für das Wohl aller ist werde ich dieses Opfer ohne zu zögern bringen. Was meinst du damit, ich sei nun anders?«, fragte sie und legte die Ohren zurück. Reptain seufzte leise und schwer. »Es ist Karnimani. Du hast in ihm einen Partner und einen Freund gefunden. Er sieht zu dir auf. Wenn Karnimani herausfände, dass du verschwindest... Er wäre am Boden zerstört. Karnimani hat ein gutes Herz, aber wenn du verschwindest, dann wird Karnimani alleine zurückbleiben.«, sprach er diese sorgfältig abgewogenen Worte schweren Herzens aus, wissend was er damit anrichten könnte.          Skampi blinzelte und ihre Ohren sanken zu ihren Seiten. Traurig hob sie den Kopf und spähte die Treppen hinauf auf dessen oberen Ende Karnimani gerade dabei sein musste das Reliktfragment in die Vertiefung zu setzen. In ihren Gedanken fragte sie sich wohl, wie Karnimani darauf reagieren würde, wenn er erfahren würde, dass sie verschwinden müsste. Was würde er ohne sie tun?          Plötzlich kam vom oberen Ende der Treppe ein surrendes Röhren, gefolgt von einem Lichtblitz. Ein blaues Strahlen leuchtete vom oberen Ende der Treppe zu Skampi und Reptain herab. »Was war das?«, fragte sie verwirrt und ging etwas näher an Reptain heran. Reptain ging an Skampi vorbei näher zu auf die Treppe zu. »Karnimani hat es geschafft. Dieses Geräusch, das muss das Startgeräusch von dem Regenbogensteinschiff sein! Wir sollten zu ihm gehen.« sprach Reptain und wurde von einem überraschten Aufschrei von Skampi unterbrochen.          Reptain wirbelte herum und sah gerade noch wie Skampi mehrere Meter durch die Luft geschleudert wurde und hart auf dem Boden aufschlug. »Das werde ich... Das werde ich nicht zulassen! Ihr werdet niemals die Geschichte ändern!«, schrie Zwirrfinst donnernd. Er hatte sich in der Zeit in der Reptain und Skampi miteinander gesprochen hatten wieder einigermaßen erholt. Zwirrfinst hatte sich aufgerichtet als Reptain auf die Treppe konzentriert war und hatte Skampi angegriffen. Reptain sah bestürzt von Skampi zu Zwirrfinst der schief in der Luft schwebte und seine Wut gegen Zwirrfinst nahm erneut zu. »Du-...«, fing Reptain an, doch seine Augen weiteten sich als Zwirrfinst eine seiner Pranken erhob und Schattenenergie sammelte.          Reptain rannte einfach los, er wusste selbst nicht was genau er sich dabei dachte. Er warf sich in die unheilvolle Attacke die Zwirrfinst auf Skampi abfeuerte. Alles ging nur noch wie in Zeitlupe an ihm vorbei ehe der Schmerz ihn packte, wie er durch seinen Körper zuckte wie mehrere Nadelraketen. Reptain schrie schmerzhaft auf und sank zu Boden. Skampi sah mit geweiteten Augen und zu Berge stehendem Fell zu. »Reptain!«, rief sie bestürzt und kam nach dem Angriff neben ihm zum stehen. Sie stupste mit ihrer Nase sein Gesicht.          Reptain keuchte. Atmete durch die schmerzenden Lungen ein und wieder aus. »Du hast Skampi geschützt, Reptain? Das hat dir schwer zugesetzt! Gut! Du trittst als erster ab!«, rief Zwirrfinst drohend der der kurz danach auf den Boden sank und sich abstützen musste.          »Als erster abtreten?«, zischte Reptain und öffnete ein Auge. Zwirrfinst konnte sich kaum selbst noch aufrecht halten. Diese Attacke hatte ihn eine ganze Menge Kraft abverlangt. »Ich glaube nicht!«, blaffte Reptain und sprang auf die Beine. Das Adrenalin rauschte durch seinen Körper und gab ihm neue Kraft die er aufbaute um sich Zwirrfinst entgegenzuwerfen. Er krallte seine Klauen tief in dessen Arme und drängte ihn zurück. Hinter Zwirrfinst ragte das noch immer geöffnete Dimensionale Loch auf. In Reptain hatte dieser Plan eine wahnwitzige Gestalt angenommen und mit der letzten Kraft die er aufbringen konnte, würde er diesen auch in die Tat umsetzen. »Wa-Was machst du?«, jaulte Zwirrfinst auf, während Reptain ihn immer weiter in die Richtung des Dimensionalen Lochs schob. »Argh... Zwirrfinst... Ich...«, keuchte Reptain und sah Zwirrfinst hasserfüllt in das Auge. »Ich nehme dich mit mir... Wir gehen zurück in die Zukunft!«          »Wa...?!«, war das einzige was Zwirrfinst herausbrachte. Hinter Reptain rief eine andere Stimme fassungslos: »WAS?!«          Reptain sah über die Schulter zu Skampi, während er Zwirrfinst fest zwischen seinen Klauen hielt. Er sah ihr direkt in die Augen die vor Traurigkeit und Entsetzen gefüllt waren. »Skampi, es liegt jetzt an dir!«, rief Reptain und riss sich den Beutel von den Schultern. Er warf ihn ihr vor die Füße. Der leichte Beutel öffnete sich bei dem Aufprall mit dem Boden und die Zahnräder der Zeit purzelten heraus. »Gah! Das sind...«, begann Zwirrfinst.          »Die Zahnräder der Zeit...!«, keuchte Skampi mit weit geöffneten Augen.          »Und das...«, fügte Reptain hinzu und riss sich mit den Zähnen die Kette von seiner Klaue. Er wusste nicht genau warum, aber er glaubte dass es Skampi helfen könnte in den letzten Stunden ihrer Existenz. Reptain hoffte dies zumindest. »Das schenk ich dir.« Mit feuchten Augen nahm er Abschied von Skampis letzter Erinnerung und warf ihr den Anhänger zu. Skampi fing den grasgrünen Traumsplitter mit dem Maul auf und legte ihn vor ihre Pfoten auf den Boden. Sie wollte etwas sagen, als Karnimani von der Treppe hinunter schrie: »In Ordnung, Team! Das Regenbogensteinschiff ist Abfahrtbereit!« Karnimani kam in Sicht als er die Treppen hinunterging. Bestürzt sah er von Skampi auf Reptain, der Zwirrfinst wieder fest im Griff hatte. »Was... Was geschieht denn hier?«, fragte er verwirrt mit weit geöffneten Augen.          »Karnimani.«, Reptain lächelte matt. Ja, er würde den kleinen vermissen. »Ende der Fahnenstange. Ich nehme Zwirrfinst mit in die Zukunft zurück.«          »Wie bitte?! W-Was?!«, rief Karnimani entsetzt.          »Ich kann niemals mehr hierher zurückkommen.«, erklärte Reptain mit Bedauern in der Stimme. »Pass gut auf Skampi auf. Versprich mir das!«          Karnimani sah verwirrt und auch verängstigt aus. »A-aber... Deinen Platz einnehmen, Reptain? Das kann ich nicht!«, rief er entsetzt.          »Du musst und du wirst.«, entgegnete Reptain und er sah Karnimani fest in die Augen, während er Mühen hatte Zwirrfinst ruhig zu stellen, da er sich immer heftiger zu wehren versuchte. »Ihr beide seid... Das beste Gespann das es gibt.«          »Grah! Lass mich los!«, rief Zwirrfinst wütend, doch Reptain versetzte ihm mit dem Knie einen Tritt in die Seite, sodass er wenigstens noch für einige Sekunden ruhe gab. »Ruhe! Wir sind fast da!«          Reptain schob ihn noch etwas näher zu dem Dimensionalen Loch, dann hielt er inne. »Skampi...«, er blickte wieder über die Schulter, direkt zu Skampi. Diesmal füllten sich seine Augen mit Tränen. »Lebe wohl, Skampi. Ich bin froh, dich gekannt zu haben.« Er schluckte schwer. »Auch wenn die Trennung schmerzt, der Rest liegt in deiner Hand.«          »Reptain...«, murmelte Skampi sehr leise. Auch ihre Augen wurden feucht.          Reptain wand sich wieder Zwirrfinst zu. »Entschuldige die Verzögerung, Zwirrfinst.« Er schob Zwirrfinst weiter und hatte ihn fest im Griff. Zwirrfinst wehrte sich grölend und fluchend, doch Reptain ließ nicht locker. Er würde ihn nicht loslassen, denn er würde mit ihm durch das Dimensionale Loch zurück in die Zukunft reisen. Nur so konnte er sicherstellen, dass Zwirrfinst auch wirklich dort ankam.          »Reptain!«, riefen Skampi und Karnimani entsetzt als Reptain mit Zwirrfinst vom Dimensionalen Loch verschluckt wurde. Bevor ihn die Ohnmacht der Zeitreise überkam, dachte er an den ersten Sonnenaufgang, den er in dieser Welt der Vergangenheit ansehen durfte. Die Schönheit die sich über das Land ausbreitete, nach einem sonderbaren Unwetter bei dem zwei Partner voneinander getrennt wurden. Das Farbenspiel welches sich vor seinem Auge abgespielt hatte, es war nach wie vor unbeschreiblich. »Beschützt den Sonnenaufgang...«, murmelte er als er durch den Strudel des Dimensionalen Lochs gezogen wurde. Eine geisterhafte, wispernde Stimme drang an sein Ohr, bevor seine Sinne taub werden konnten. 'Dunkelheit wird sich um dich herum wieder erheben und du musst eine Entscheidung treffen.' »Ich denke... Ich habe die richtige getroffen...«, murmelte Reptain schwach ehe er mit Schmerz in den Muskeln in die Ohnmacht sank. Kapitel 12: 12 - Zeit schinden ------------------------------          Das wütende Fluchen von Zwirrfinst hallte noch nach, solange das Dimensionale Loch geöffnet war, dann erstarb es. Das Portal welches breit in der Luft vor ihr schwebte, wurde kleiner und verschwand schließlich in einem unscheinbaren Lichtblitz. Das Dimensionale Loch war verschwunden und mit ihm Zwirrfinst und Reptain.          Skampi konnte nicht anders als ungläubig auf die Stelle zu starren an der Reptain gerade noch gestanden hatte. Wo er den sich wehrenden Zwirrfinst durch das Dimensionale Loch geschoben hatte und sich selbst opferte. »Uff... Reptain... Warum?«, kam es von ihrer Seite, doch sie hörte es nur wie durch eine verschlossene Tür. Als wäre sie gar nicht richtig da. Ihr Körper fühlte sich starr an und als wäre ein wichtiger Teil von ihr entrissen worden. Ungläubig über das gerade geschehene starrte sie immer noch auf die Stelle zu dem Dimensionalen Loch, das verschwunden war. Die Zahnräder der Zeit lagen vor ihren Pfoten verstreut auf dem Boden. Der Beutel war durch den Aufprall aufgegangen und so hatten die Zahnräder der Zeit ihren Weg an das Tageslicht gefunden. Sie schimmerten sachte im Sonnenlicht, doch Skampis verbliebene Aufmerksamkeit haftete nach wie vor starr an die Stelle zu der sie schon die ganze Zeit blickte. Sie wollte es einfach nicht wahr haben.          Plötzlich drang ein lautes Surren an ihre Ohren, klar und verständlich welches Skampi aus ihrer Starre riss. Sie sah in die Richtung und hob ihren Kopf zur Treppe hinauf. »Dieses Geräusch, das Regenbogensteinschiff... Ich glaube es ist zur Abfahrt bereit...«, kommentierte Karnimani niedergeschlagen. »Aber... Reptain...«, schluckte er. Skampi sah zu ihrem Freund, auch seine Augen waren inzwischen feucht geworden. »Das ist einfach zu traurig... Ich bin zu traurig... Zu traurig um mich zu bewegen...« Karnimani ließ den Kopf sinken und blinzelte sich die Tränen aus den Augen. »Aber... Aber wir müssen los, Skampi. Wenn wir uns nicht beeilen, könnte das Regenbogensteinschiff ohne uns abfahren.«          Skampi starrte von ihrem Freund auf die Zahnräder der Zeit die vor ihr verstreut lagen und den grasgrünen Anhänger, der an der gerissenen Kette vor ihr lag. Sie betrachtete ihn lange. Es kam ihr vor als würde sich Reptains Gesicht in dem grasgrünen Anhänger wiederspiegeln und ihre Sicht wurde unscharf. Dicke Tränen der Trauer rannten an ihren Augen die Wangen hinab und befeuchteten ihren Pelz. »Reptain...«, murmelte sie sehr leise während das Surren immer lauter wurde. Von einem leisen, klackernden Geräusch aufgeschreckt hob sie den Kopf. Karnimani sammelte die Zahnräder der Zeit ein und verstaute sie wieder in dem Beutel, aus denen sie heraus gepurzelt waren. Mit einem leisen klackern ließ er sie wieder, eins nach dem anderen in den Beutel fallen. »Warte auf uns, Reptain... Warte auf uns in der Zukunft. Wir werden die Lähmung des Planeten aufhalten.«, murmelte Karnimani leise vor sich hin. »Wir werden die Zukunft in eine bessere Welt verwandeln. Eine Welt, in der du glücklich und zufrieden leben kannst.« Seine letzten Worte waren sehr entschlossen, doch Skampi konnte sich noch immer nicht bewegen. Sehr langsam beugte sie sich herab und hob den grasgrünen Anhänger zwischen ihren Zähnen auf.          Wenn sie den Lauf der Geschichte verändern, dann würde Reptain verschwinden und auch sie selbst würde verschwinden. Ihr Nackenfell stellte sich auf. Die Trauer legte sich über sie wie ein kalter Schleier.          Als Karnimani alle Zahnräder der Zeit eingesammelt hatte, ging er einige Schritte auf Skampi zu. »Hey Skampi.«, begann er und Skampi hob den Kopf, zwischen ihren Zähnen baumelte der grasgrüne Anhänger. »Das letzte was Reptain zu dir gesagt hatte. Trennung Schmerzt... Süßer Schmerz... Ich kenne das Gefühl. Ich verstehe, wie weh es tut.«, sprach Karnimani leise und seufzte lange. »Reptain war lange Zeit dein Partner, Skampi. Es muss ihm fürchterlich weh getan haben dich zurückzulassen.«          Skampi sah Karnimani aus tieftraurigen Augen heraus an. Sie konnte nicht sprechen wegen dem Anhänger, den sie noch zwischen ihren Zähnen trug, aber auch weil sie kein Wort herausgebracht hätte. Sie wusste genau, dass es das nicht war, was Reptain gemeint hatte. Nein, Reptain hatte nicht von sich und Skampi gesprochen. Er hatte sie und Karnimani gemeint. Reptain hatte es gesagt, weil er wusste dass sie Karnimani irgendwann verlassen musste. Wenn die Geschichte verändert werden würde, würde sie verschwinden. Ihre gemeinsame Zeit mit Karnimani ging ihrem Ende entgegen. Dies würde ihr letztes Abenteuer werden. Unfähig zu sprechen kniff sie die Augen zusammen um nicht laut aufzuschluchzen. Um den aufkommenden Schmerz in ihrer Brust herunterzuschlucken.          Karnimani verkürzte die letzten Schritte zu Skampi und sah sie ernst an. »Komm Skampi, wir müssen das Reptain zuliebe tun. Gehen wir zum Zeitturm.«, sprach er entschlossen. Skampi schüttelte den Kopf um die Traurigkeit abzuschütteln. Ja, Karnimani hatte Recht. Auch wenn er nicht wusste, dass sie verschwinden müsste, wenn sie den Lauf der Geschichte veränderten, sie mussten ihre Mission fortsetzen. Reptain hatte sich geopfert, damit sie beide eine Chance hatten diese zu erfüllen. Er setzte so viel Vertrauen in Karnimani und sie, dass sie Erfolg hatten, dass er sich selbst geopfert hat um Zwirrfinst aus dem Weg zu räumen. Entschlossen nickte sie und sah Karnimani fest in die Augen. Dann rannte sie, gefolgt von Karnimani, die Treppe hinauf und betrat mit ihm gemeinsam das Regenbogensteinschiff. Karnimani band ihr die Kette zu, sodass Skampi diese um den Hals tragen konnte. Der grasgrüne Anhänger ruhte auf ihrem buschigen Kragen. Mit fester Entschlossenheit blickte Skampi hinauf zu dem Zeitturm, während sie und Karnimani auf dem Regenbogensteinschiff zu diesem gebracht wurden. Dies würde ihr letztes gemeinsames Abenteuer sein. Sie würde alles daran setzen, dass es das schönste für Karnimani war und dass ihre Mission gelingen würde.         In der Zukunft          Als Reptain erwachte, war alles komplett still um ihn herum. Nichts regte sich, auch er selbst bewegte sich nicht. Dieses Gefühl nach der Zeitreise durch das Dimensionale Loch hatte sich wieder über ihn gelegt. Er fühlte sich durchgeschüttelt und geschlaucht. Seine Muskeln schmerzten wegen dem vorhergehenden Kampf mit Zwirrfinst. Nicht zuletzt wegen der Attacke zwischen die er sich geworfen hatte um Skampi zu beschützen. Das war er ihr schuldig gewesen, oder? War er bereits verschwunden? Es war so still. Seine Lieder flackerten einige Herzschläge lang ehe er die Augen öffnen konnte. Blinzelnd erkannte er die Dunkelheit um sich herum. Stöhnend richtete er sich auf, indem er seinen Oberkörper mit den Klauen aufstützte. Etwas benommen sah er sich blinzelnd um. Zuerst konnte er nur unscharfe Konturen ausmachen. Nach einigen, weiteren Versuchen des Blinzelns erkannte er Zwirrfinst der mehrere Schritte von ihm entfernt auf dem Boden lag. Zwirrfinst... Er war wohl noch immer Ohnmächtig und noch nicht erwacht. Er hatte ihm in ihrem Kampf gut zugesetzt, das freute Reptain, doch seine schmerzenden Muskeln erinnerten ihn daran dass auch er einiges eingesteckt hatte. Reptain richtete sich weiter aufrecht und sah sich weiter wachsam um.          Das dunkle Land, welches sich vor seinen Augen erstreckte war ihm so vertraut, so verhasst. Er war wieder in der Zukunft, zurück in dieser Welt voller Dunkelheit. Er blinzelte erneut und sein Blick fiel wieder auf Zwirrfinst. Reptain und Zwirrfinst waren noch nicht verschwunden und die Zukunft war auch noch immer ein Ort der Dunkelheit. Bedeutete das...? Wurde die Geschichte etwa noch nicht geändert? »Sag bloß...«, entkam es leise aus Reptains Mund. Seine Kehle fühlte sich so trocken an. »Sind Skampi und Karnimani etwa gescheitert?«, fragte er sich selbst und starrte auf seine Klauen hinab. Der Lauf der Geschichte wurde noch nicht geändert. Aber es konnte nicht sein. Sie konnten nicht gescheitert sein. Anscheinend hatten sie es nur noch nicht vollbracht. Die Auswirkungen der veränderten Geschichte würden sicherlich bald spürbar sein. Er hatte die Veränderung vielleicht noch einfach noch nicht bemerkt.          Reptain ließ seinen verbitterten Blick in die Ferne schweifen. Der pechschwarze Himmel erstreckte sich über ihm und drohte ihn zu erdrücken. »Ich kann nur versuchen fest daran zu glauben.«, murmelte er leise vor sich hin. »Skampi... Karnimani... Bitte seid erfolgreich. Tut es für mich.«          Reptain stöhnte ein weiteres Mal als er versuchte aufzustehen. »Ich glaube an euch.«, sprach er verbissen. »Ich tue ja was ich kann.« Reptain brach mit einem schmerzhaften aufstöhnen wieder zusammen. Gerade noch dass er sich auf den Klauen wieder fangen konnte hielt er inne. »Hng... Meine Verletzungen vom Kampf gegen Zwirrfinst... Sie schmerzen immer noch...«, zischte er leise vor sich hin, während er ein weiteres Mal versuchte aufzustehen.          Unter großer Kraftanstrengung gelang ihm dies auch. Sein Körper zitterte kurz als sich sein Blick wieder klärte. Rechts von ihm war ein Pokemon erschienen, welches sich bei Reptains Anblick erschrocken hatte. »Wähähä!«, kreischte der Zobiris erschrocken. Er war alleine. Reptain weitete seine Augen und funkelte Zobiris an. Was macht der denn hier?! »Wäh! Re-Reptain?«, rief Zobiris scheinbar verunsichert. Einige Herzschläge lang geschah nichts ehe Zobiris einen kleinen Satz in die Luft machte und so schnell er nur konnte floh.          »Verdammt.«, zischte Reptain und knirschte mit den Zähnen, während er einige, benommene Schritte taumelte. Die Zobiris hatten ihn also bereits aufgespürt. Er musste weg, so schnell wie nur möglich. Doch seine immer noch schmerzenden Muskeln und das Ungleichgewicht wollten ihm das Gehen erschweren. Reptain knirschte erneut, als sich ein weiteres Stöhnen erhob, mehrere Schritte von ihm entfernt.          Zwirrfinst hob sich wankend in die Luft. Sein Blick fiel auf Reptain. Keuchend verengte er sein rotes Auge. »Reptain... Reptain! Duuuuu...!« Zwirrfinst streckte seine Arme aus und kam auf Reptain zu, doch nur einen Schritt kam er, ehe Zwirrfinst der Länge nach wieder auf dem Boden zusammenbrach. Er hob seinen Kopf und funkelte Reptain feindselig an.          Reptain ging einige unsichere Schritte rückwärts, aber versuchte seine Überlegenheit zu demonstrieren. »Anscheinend hat dich unser Kampf auch etwas in Mitleidenschaft gezogen.«, stellte Reptain fest, während Zwirrfinst ihn aus dem zusammengekniffenen Auge anfunkelte. »Sei nicht zu hart mit dir.«, säuselte Reptain frech. Immerhin musste er es ausnutzen einmal in der besseren Position zu sein als Zwirrfinst. Wann kam er denn schon mal in diesen Geschmack? Zwirrfinst sah Reptain aus tiefster Abneigung an. Er stöhnte erneut. »Reptain... Ist das... Ist das die Zukunft?« Reptain befand es nicht für nötig ihm diese Frage zu beantworten. Zwirrfinst schien seinerseits auch nicht auf eine Antwort zu warten. »Heh... Ich wusste, ich würde genau hierher zurückkehren... In diese Welt...« Zwirrfinst verstummte. Sein Kopf legte er zur Seite aber sein Körper bebte. Dann konnte Reptain ein merkwürdiges Geräusch von ihm vernehmen, das einem verwirrten, kläglichem Lachen gleich kam. »Immerhin... Immerhin habe ich nicht...«, Zwirrfinst schien verwirrt. Der Kampf hatte ihm wohl doch sehr zugesetzt. »Ich habe nicht gegen dich verloren... Aber... Reptain und Skampi...«, eine seiner Pranken formten sich zu einer Faust die er in den Boden stemmte und versuchte sich aufzurichten, was ihm nicht gelang. »Ich konnte euch nicht aufhalten... Hehehehe...«          Reptain sah höchst skeptisch auf Zwirrfinst herab. Es kam ihm fast so vor als ob Zwirrfinst wegen der Reise durch das Dimensionale Loch sehr verwirrt war. Fast schon mitleidig blickte er auf ihn herab, aber Mitleid war etwas, was sich Reptain seinem größten Feind gegenüber nicht erlauben konnte. Er merkte, wie er die Kontrolle über sein Gleichgewicht immer mehr erhielt, je länger er stand.          »Aber... Warum...?«, fragte Zwirrfinst und hob seinen Kopf wieder. Er sah Reptain direkt an. »Ich möchte nicht verschwinden... Das ist alles. Ich möchte nicht verschwinden.«, betonte Zwirrfinst. »Warum hast du...?«          Reptain unterbrach Zwirrfinst. Sein wirres Gerede irritierte ihn nur. »Du hast doch die Welt der Vergangenheit gesehen, nicht wahr? Die Anmut eines Sonnenaufgangs. Die Friedlichkeit eines sanften, lauen Luftzugs.«, erwiderte Reptain unbeirrt. Sein Glaube daran das richtige getan zu haben, war bereits so fest und seine gesprochenen Worte ebenfalls. »In dieser dunklen Welt hingegen, gibt es keine Hoffnung mehr. Das genügt, um einem das Herz zu brechen.«          Reptain hob seine Schnauze in die Luft und atmete die still stehende Luft tief ein ehe er weitersprach. »Ich möchte auch nicht verschwinden... Aber wenn die Chance besteht, den Ablauf der Geschichte zu verändern, dann bin ich bereit diesen Preis zu zahlen. Würden wir verschwinden, dann wäre das im Sinne der Zukunft aller.« Reptain legte seinen Blick wieder auf Zwirrfinst der ihn vom Boden her unverständlich ansah. »Allen und Allem wäre von jenem Augenblick ein Geschenk gemacht worden. Die Möglichkeit zu einem Neuanfang.«, beendete Reptain seinen Satz.          »Einem... Neuanfang...?«, murmelte Zwirrfinst fragend. Reptain war sich nicht sicher, ob er ihm folgen konnte. Es konnte ihm auch egal sein, ob Zwirrfinst ihn nachvollziehen konnte. Schließlich war es wichtig, dass Reptain sich nicht beirren ließ. »Beobachtungen über den Zustand des Planeten zufolge, waren fast alle mit der Maßnahme einverstanden. Nur die wenigen, deren Herzen schon dunkel und vertrocknet sind, bilden da eine Ausnahme. Und das sind bei weitem die meisten, da die Dunkelheit sie zu den verwirrten Pokemon gemacht hat, die sie jetzt sind. Alle anderen waren damit einverstanden, diese Welt der Dunkelheit zu verändern und alle sind dafür bereit.«, erzählte Reptain seinen Standpunkt und hielt ihn erfolgreich. Er sah Zwirrfinst fest in das Auge, nicht feindselig, aber herausfordernd. »Also triff die richtige Entscheidung und gib auf.«          Reptain wand sich ab, auch wenn seine Muskeln schmerzten, hatte er dennoch wieder die Kontrolle über seinen Körper und musste fort von hier. Es würde nicht mehr sehr lange dauern, bis dieser Ort von Zobiris nur so wimmeln würde. Dann hätte er ein Problem. Skampi und Karnimani waren vielleicht gerade dabei mit dem Regenbogensteinschiff zum Zeitturm zu reisen. Seine Miene verdunkelte sich. Sie werden wohl gegen Dialga kämpfen müssen. Zu sehr war der Zeitturm bereits beschädigt, als dass es vermeidbar war.          »Wohin wirst du gehen?«, erhob sich Zwirrfinsts Stimme erneut und Reptain hielt inne. Er drehte sich zurück zu Zwirrfinst ehe sein Blick zu seiner Rechten wanderte. »Die Zobiris haben mich schon aufgespührt.«, sprach er. Wenn die Situation nicht so ernst wäre, würde er wohl über Zwirrfinsts mickrige Erscheinung lachen. »Vorhin während deiner Ohnmacht. Deine Niederlage...«, sein Blick setzte sich wieder auf Zwirrfinst. »Sie werden Schatten-Dialga wohl davon berichten. Wenn das geschieht dürfte Schatten-Dialga einen Plan B einleiten. Aber um einen neuen Gehilfen in die Welt der Vergangenheit zu senden braucht Dialga etwas Zeit. Es muss erst seine Kräfte sammeln. Deswegen werde ich jetzt aufbrechen um mich ihm im Kampf zu stellen.«          Zwirrfinst sah Reptain an, als würde er jemand Irren ansehen. »Glaubst du wirklich, du hast eine Chance Meister Dialga zu besiegen?«, blaffte er und ein schamloses, gehässiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Du bist noch immer angeschlagen von unserem Kampf. Du solltest in wirklich perfekter Verfassung sein um überhaupt an eine derartig, gewaltige Herausforderung zu denken.«, spottete er. »Du hast keine Chance gegen Meister Dialga.«          Reptain sah Zwirrfinst unbeirrt an. Sein Spott prallte an ihm vorbei. »Ich weiß, dass ich nicht gewinnen kann.«, sagte er sehr ruhig.          »Was?«, war die verwirrte Aussage von Zwirrfinst.          Reptain hob seinen Blick wieder in den schwarzen Himmel der von schwebenden Felsen geziert wurde. »Bis Skampi und Karnimani wirklich den Verlauf der Geschichte ändern... Bis die Auswirkungen dieser Veränderung im Verlauf der Geschichte in dieser dunklen Welt spürbar werden...«, begann Reptain und senkte seinen Blick wieder auf Zwirrfinst. »Bis dahin möchte ich ihnen etwas Zeit verschaffen. Also versuch erst gar nicht dich mir in den Weg zu stellen.« Seine letzten Worte waren scharf und drohend. Ruhig und doch unheimlich. Reptain wand sich ab, sein Entschluss stand fest. Nicht einmal Zwirrfinst würde ihn davon abhalten können. Er ging den breiten, steinigen Weg entlang, der vor ihm verlief. Hinter sich konnte er Zwirrfinst fluchen hören »Das werde ich nicht zulassen!«, rief er. Reptain begann zu rennen, doch Zwirrfinst kam nicht hinterher. Er sah sich um und wartete für den Bruchteil eines Herzschlags, ehe er seinen Weg durch das Kargtal fortsetzte.            Das Kargtal war eine weitreichende Gebirgslandschaft bestehend aus mehreren Felsformationen die es zu überwinden galt. Die Dunkelheit die hier herrschte war ihm sehr unangenehm und leider war sie ihm auch in gewissem Sinne sehr fremd geworden. Reptain musste über mehrere Gesteinsplatten klettern, um eine höher gelegene Ebene zu gelangen. Felsen schwebten über ihm in der Luft ohne eine Regung von sich zu geben. Abgestorbene Bäume ragten vereinzelt wie knorrige Boten der Ödnis zu den Seiten des Tals herauf. Immer wenn eine Gruppe von Geisterpokemon weit über ihm in der Luft vorbeischwebte, ging Reptain in Deckung um nicht gesehen zu werden. Er wollte einen Kampf unbedingt vermeiden. Nicht, weil er gegen die Pokemon verlieren könnte. Dies war keine Option, natürlich würde er nicht verlieren. Nein, es war vielmehr dass er seine Kraft aufsparen musste für den Moment in dem er Schatten-Dialga gegenübertreten würde.          Schatten-Dialga residierte auf dem Zeitturm. Reptain würde ihn dort finden und sich ihm entgegenstellen um Skampi und Karnimani so viel wertvolle Zeit zu erkämpfen wie er nur konnte. Selbst wenn er einem frühzeitigen Tod ins Auge blicken musste, es machte keinen Unterschied mehr. Skampi und Karnimani waren ohnehin wahrscheinlich gerade dabei mit den Zahnrädern der Zeit zum Zeitturm zu gelangen und würden sie früher oder später auch dort einsetzen. Die Veränderung der Generationen in denen er sich gerade befand, würde unweigerlich eintreten und er selbst würde verschwinden. Ob er seinen letzten Atemzug im Angesicht von Schatten-Dialga tat, oder erst später spielte keine Rolle. Solange er noch etwas hilfreiches ausrichten konnte, würde er es tun.          Reptain kam aus seiner Deckung nachdem eine weitere Gruppe von Nebulak an ihm vorbeigeschwebt war. Er führte seinen Weg durch das Kargtal fort. Weitere Gesteinsplatten wurden hinaufgeklettert, sogar gesprungen. Er spürte wie seine Kräfte langsam wieder zunahmen und er sich immer besser und geschickter bewegen konnte. Die Auswirkungen des Kampfes gegen Zwirrfinst spürte er noch sehr gut, aber er musste weiter gehen. Jede Minute die er für Skampi und Karnimani herausschlagen konnte, jede Sekunde die er Schatten-Dialga davon abhalten konnte einen neuen Gehilfen in die Vergangenheit zu schicken, würde es wert sein. Kurz dachte er an Zwirrfinst wie er am Boden gelegen hatte. Zu verwirrt um klare Worte formen zu können und zu verletzlich als sich aufrichten konnte. Reptain war ein wenig stolz auf sich selbst, dass er im Gegensatz zu Zwirrfinst immerhin noch laufen konnte.          Reptain musste wieder in Deckung gehen als ein Banette über die Felskuppen des Kargtals schwebte. Diese Geisterpokemon waren furchtbar ansträngend. Sie konnten einfach von überall her auftauchen. Sogar aus den Wänden heraus konnten sie ihn angreifen wenn sie ihn bemerkten. Er ließ noch einige Sekunden verstreichen ehe er die letzte Felsplatte des Kargtals hinaufsprang. Die Lichtung kam in Sicht. Er hatte nur noch ein Gebiet zu durchqueren, dann würde er schon am Zeitturm sein. Entschlossen hob er den Blick zu dem Zeitturm, den er in der Ferne bereits sehen konnte. So viel Zeit wie möglich herausschlagen... Er durfte keine Zeit verlieren.          »Reptain!«, rief eine donnernde Stimme hinter ihm. Reptain zuckt zusammen und dreht sich zu der, ihm sehr wohl bekannten Stimme um. Zwirrfinst kam gerade durch eine Felswand auf ihn zu. Reptain knirschte innerlich und verfluchte ein weiteres Mal diese Geisterpokemon. »Ich wusste, dass du mir folgen würdest... Hallo Zwirrfinst.«, zischte Reptain mit einem schiefen Lächeln das keineswegs freundlich war. »Möchtest du wirklich gegen mich kämpfen? In deiner Verfassung?«, säuselte Reptain voller Skepsis.          Zwirrfinst kam wenige Meter vor Reptain zum stehen. »Pft... Immerhin bist du auch angeschlagen.«, gab er von sich und hob seinen Blick hinter Reptain.          Reptain wurde sofort klar, dass es ein Fehler gewesen war, sich nur auf Zwirrfinst zu konzentrieren. Hinter Reptain erschallte ein unsicheres. »Wähä!« und er drehte sich um. Ein Zobiris stellte sich Reptain in den Weg. Doch dieser war nicht mehr lange alleine. Er drehte sich um und rief: »Da ist er! Hier drüben!« Drei weitere Zobiris stellten sich zu dem ersten und bauten sich nun zu viert vor Reptain auf. »Tse...«, stieß Reptain aus. Hinter ihm lachte Zwirrfinst laut auf. »Hah! Reptain! Es tut mir leid dir mitteilen zu müssen, dass sich die Situation grundliegend geändert hat. Zobiris! Ihr seid wirklich im richtigen Augenblick gekommen. Seid doch bitte so gut, Reptain auszuschalten.«, befehligte Zwirrfinst hinter Reptain.          Pah! Reptain hätte es besser wissen müssen als dass sich Zwirrfinst in einem Zweikampf gegen ihn stellen würde. Doch dass die Zobiris wohl gerade erst angekommen waren verwunderte ihn doch ein wenig. Die Augen der Zobiris funkelten listig als auch schon der erste eine Attacke von rechts startete. Reptain wich dem Zobiris aus, ebenso wie dem nächsten Zobiris der von links angriff. »Wähähä!«, kreischten sie wieder und griffen erneut an. Doch zu Reptains absoluten Verwunderung nicht ihn. Ein Zobiris hielt direkt auf Zwirrfinst zu welcher gerade noch ausweichen konnte. »W-was soll das?!«, blaffte Zwirrfinst zu dem Zobiris und funkelte ihn wütend an. Ein anderer Zobiris nutzte die Unachtsamkeit von Zwirrfinst aus und griff seinen Rücken an. Zwirrfinst wurde getroffen und hielt sich vornübergebeugt in der Luft. »W-was soll das bedeuten?!« Zwirrfinst rappelte sich hoch und funkelte die Zobiris drohend an. »Was denkt ihr euch dabei mich plötzlich anzugreifen?!«, raunte er, doch die Zobiris schienen sich davon nicht beeindruckend zu lassen. »Wähähä!«, kreischten sie und sprangen gleichermaßen in die Luft.          »Keine dummen Fragen! Wehr dich Zwirrfinst!«, zischte Reptain der sich nicht mit ansehen konnte wie Zwirrfinst sich einfach von den Zobiris fertig machen lassen würde. »Was?«, fragte Zwirrfinst verblüfft und wand sich an Reptain. Dieser starrte ihn wütend an. »Blickst du's nicht? Diese Biester, sie sind nicht mehr nur auf mich aus wie du vielleicht gesehen hast!«, schnauzte er Zwirrfinst an.          Zwirrfinst sah nur noch verwirrter aus. »Was sagst du da?«          Reptain knirschte mit den Zähnen und wich einem weiteren Zobiris aus. Sie drängten ihn und Zwirrfinst zusammen. Die Zobiris hatten sie eingekreist. Reptain stand Rücken an Rücken mit Zwirrfinst und sah sich den Zobiris gegenüber. Hätte ihm jemand noch vor wenigen Stunden gesagt dass er sich in einer solchen Situation mit Zwirrfinst befinden würde, er hätte ihn ausgelacht und für verrückt erklärt. Aus verengten Augen sah er die beiden Zobiris an die sich links und rechts von ihm aufbauten. »Warum... Warum ich...?«, murmelte Zwirrfinst leise vor sich hin.          »Pfft... Das weiß ich doch nicht.«, murrte Reptain und die Zobiris verengten den Kreis um die beiden herum sodass Reptain gezwungen war sich noch enger gegen Zwirrfinst zu drücken. »Wir sollen beide ausgeschalten werden.«, war das einzige was Reptain noch herausbrachte als der Kampf von neuem begann. Diesmal konnte er nur nicht ausweichen. Irgendwie war er gezwungen Zwirrfinst Rückendeckung zu geben.          Seine Halmblätter an seinen Unterarmen formten sich zu den grün glühenden Laubklingen, mit der er einen Zobiris abwehrte welcher sich von rechts auf ihn stürzte. Mit der Attacke wehrte er ihn ab und schickte ihm eine Kugelsaat ebenfalls hinterher. Reptain spürte wie Zwirrfinst ebenfalls gegen die beiden Zobiris kämpfte die auf seiner Seite waren. Teilweise angewidert über seine Hilfe war er doch auf bizarre Weise dankbar dass ihm der Rücken freigehalten wurde.          Der Zobiris zu seiner Linken sprang nun auf Reptain zu. Reptain war schneller indem er mit Ruckzuckhieb nach oben Sprang und dem Zobiris noch in der Luft mit der Laubklinge aus herunter fegte. Der Zobiris landete mit einem harten Aufschlag auf dem Boden. Er schüttelte den Kopf und taumelte benommen. Mit einem weiteren Ruckzuckhieb nach vorne, führte Reptain eine Slamattacke aus und schleuderte den Zobiris auf den anderen der gerade aufgestanden war, als er sich von der Kugelsaat erholt hatte. Die beiden Pokemon rollten einige Meter weg, ehe sie aufsprangen und kreischend davonliefen.          Reptain unterdrückte ein Keuchen und wand sich zu Zwirrfinst um, doch auch die beiden Zobiris auf seiner Seite traten gerade den Rückzug an. »L-lauft!«, war noch zu hören und ein gekreischtes »Wähähä!«, als die Zobiris sich zurückzogen. Reptains Laubklinge wurde wieder zu den einzelnen Halmblättern während er auf Zwirrfinst starrte der ihm noch immer den Rücken gekehrt hatte.          »Aber...«, stammelte Zwirrfinst. »Aber warum... Warum greifen die Zobiris mich ebenfalls an?«, fragte sich Zwirrfinst erneut. Reptain konnte nicht anders als mit den Augen zu rollen. »Hmpf! Die Zobiris haben dich doch schon damals im Verborgenen Land im Stich gelassen, nicht wahr? Warum bist du also überrascht?«, fragte Reptain mit einem seichten Anflug von Interesse. Er betrachtete Zwirrfinst der sich nun zu Reptain umdrehte und ihn ansah. Zu Reptains Bestürzung sah Zwirrfinst vollends verwirrt aus was irgendwie nicht in das Bild passen wollte welches Reptain schon seit ewigen Zeiten von ihm hatte.          »Trotz alledem!«, polterte Zwirrfinst. »Die Zobiris leisten allen Befehlen folge, die von Meister Dialga oder mir kommen. Warum sie es nun auf mich abgesehen haben... Das kann ich mir dicht erklären.«          Reptain hob seinen Kopf. »Hmpf... Glaubst du nicht, dass Schatten-Dialga ihnen den Befehl gegeben haben könnte?«, fragte er leicht hin.          Zwirrfinst weitete sein Auge. »W-was willst du damit sagen? N-nicht möglich! Einfach unmöglich! Das kann nicht wahr sein! Als ob Meister Dialga mich derart aufgeben würde!«, erhob Zwirrfinst seine Stimme. »Das kann einfach nicht wahr sein!«          Reptain senkte seinen Blick wieder zu Zwirrfinst. »Schon klar.«, sprach er überheblich. »Ich fragte mich nur. Immerhin hast du es nicht geschafft Skampi in der Vergangenheit zu stoppen. Daher könnte Schatten-Dialga dich durchaus los werden wollen.«          Zwirrfinst kommentierte Reptains Mutmaßung mit einem abwertenden: »Hmpf!«          Reptain schüttelte abwehrend den Kopf. »Egal. Geht mich ja nichts an. Diese Familienstreitigkeiten sind nicht mein Problem.« Er wand sich ab und wollte gerade weitergehen. »Du schaffst das schon.«, sprach er noch, wieder ziemlich überheblich während er sich ein paar Schritte von Zwirrfinst entfernte in denen dieser nichts sagte. »Ich muss wirklich los.«, fügte Reptain hinzu ehe er sich in Bewegung setzte. Sollte Zwirrfinst sehen wie er mit seinem Problem klar kam.          »... Warte.«, sprach Zwirrfinst laut und Reptain konnte nicht anders als inne zu halten. »Warum schließen wir nicht für eine Zeit lang Frieden Reptain? Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dich begleite... Wenigstens für eine Weile?«, fragte Zwirrfinst plötzlich.          Reptain drehte sich um. Misstrauen und Skepsis spiegelten sich in seinem Gesicht. »Wie bitte?!«, blaffte er überrumpelt. Er bemühte sich nicht einmal seine Bestürzung zu verbergen. Zwirrfinst konnte ruhig sehen wie viel Reptain von dieser Idee hielt. Was glaubte er, dass Reptain mit ihm einfach eine Art Bündnis schließen würde?          Zwirrfinst sah ihn nüchtern an. »Ohne Scherz. Ich meine es ernst.«          Wäre die Situation nicht so ernst und würde Reptain nicht mitten in dieser Situation stecken, sondern das ganze aus irgendeinem Unterschlupf zwischen den Felsen beobachten, er würde sich über die Schwäche die Zwirrfinst so offen zeigte lustig machen. Aber da er sich nun mal inmitten dieser Situation befand, war er einfach nur überfordert mit dieser 'Bitte' die Zwirrfinst ausgesprochen hatte. Zwirrfinst hatte doch irgendetwas vor, Reptain spürte dass diese Sache stank und zwar gewaltig. Spielte er ihm etwas vor? Wollte er ihn von hinten Angreifen sobald er die Gelegenheit bekam?          Zwirrfinst schien das wachsende Misstrauen in Reptain zu spüren. »Mach dir keine Sorgen. Ich werde dich nicht während unseres... Abenteuers angreifen.«, sprach Zwirrfinst angeekelt aus. »Reptain, von dem Augenblick meines Angebotes an lässt du auf jeden Fall Vorsicht walten. Mir ist aufgefallen dass du äußerst wachsam geworden bist. Bei meiner üblen Verfassung und deiner Wachsamkeit dürfte klar sein, dass ich gegen dich keine Chance hätte.« Zwirrfinst schien von seinen eigenen Worten zutiefst angewidert zu sein.          Reptain erwiderte nichts. Das dies gerade geschah träumte er mit Sicherheit nur. Es war ein böser Alptraum aus dem er jeden Augenblick erwachen würde. Doch Zwirrfinst sprach einfach weiter. »Noch dazu, was mich wirklich interessiert... Warum haben die Zobiris mich angegriffen? Wenn wir uns vorübergehend zusammentun, können wir viel schneller vorankommen. Die Pokemon die hier in der Nähe leben, stehen unter dem Einfluss der Dunkelheit. Ich denke dir ist aufgefallen wie sie zunehmend gefährlicher geworden sind. Du dürftest Intelligent genug sein, die Vorteiler einer Allianz zu erkennen.«          Reptain legte den Kopf schief, starrte aber weiterhin auf Zwirrfinst. Er blinzelte noch nicht einmal um ihn einen Augenblick aus den Augen zu lassen. Reptain wusste wie stark Zwirrfinst war, er hatte es am eigenen Leib erfahren. Er musste ihm sogar zustimmen dass es durchaus Vorteile hätte mit ihm zusammenzuarbeiten. Aber ihn ließ das Gefühl nicht los das Zwirrfinst etwas ganz anderes plante als er hier offen aussprach. Doch was würde geschehen wenn Reptain einfach zustimmte? So abwegig diese Vorstellung auch war, wenn er wachsam genug sein würde, dann könnte Zwirrfinst ihn nicht hintergehen. Und wenn Reptain eines war, dann wachsam.          Reptain holte tief Luft. »Verstanden.« sagte er und verengte die Augen. »Aber ich warne dich. Versuch bloß keine krummen Dinger. Denn wenn du das machst, werde ich dich auf der Stelle fertig machen.« Wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen spreizte Reptain seine scharfen Halmblätter an den Unterarmen.          Zwirrfinst sah recht unbeeindruckt aus. »Wie du meinst. Lass uns aufbrechen.«          Reptain funkelte Zwirrfinst noch einen Augenblick lang skeptisch an, ehe er sich umwand und voraus ging. Er hatte absolut kein gutes Gefühl bei dieser Sache gemeinsam mit Zwirrfinst zum Zeitturm zu gehen. Reptain hatte das Gefühl, dass er sich mehr Probleme als nötig ans Bein gebunden hatte. Doch schon nach den ersten Metern war die Wirkung die Zwirrfinst in dieser Welt der Dunkelheit erzielte nicht zu missverstehen. Die Geisterpokemon vor denen Reptain ständig in Deckung gehen musste schienen über Zwirrfinst hinweg zu schweben und ihn und alles was in seiner Reichweite war zu ignorieren. Zunächst hatte Reptain sich noch versucht zu verstecken, aber nach einer Weile löste das Auftauchen eines Nebulaks auch kein kribbeln mehr in ihm aus. Die Pokemon ignorierten ihn, und das nur weil Zwirrfinst in seiner Nähe war.          Hinter der Kargtallichtung erstreckte sich das Dunkle Ödland. Es war eine breite Fläche aus trockener Erde und verdorrten Sträuchern. Vielleicht war es früher einmal eine Wüste gewesen, wobei sich die Nordwüste in der Reptain und Skampi ein Zahnrad der Zeit gefunden hatten, in einer anderen Himmelsrichtung befand. Die Steppe erstreckte sich vor ihnen, die Erde war teilweise aufgerissen und die fliegenden Steine mehrten sich je weiter sie in das Ödland hineingingen.          »Wenn wir erst dieses Ödland durchquert haben, sollten wir bereits nah am Zeitturm sein.«, murmelte Reptain und sah über seine Schulter. »Ich hoffe du hast nicht vor mich aufzuhalten.«, funkelte Reptain Zwirrfinst an als er merkte dass Zwirrfinst immer weiter zurückfiel. »Sei ruhig.«, murrte Zwirrfinst gereizt und holte unverzüglich zu Reptain auf. »Wir sollten vorsichtig sein während wir dieses Ödland durchqueren. Wenn du dich zu sehr sputest, wirst du mit Sicherheit scheitern.«          »Pah!«, rief Reptain aus und erhöhte noch zusätzlich sein Tempo. »Du musst mir nichts erklären, Zwirrfinst.«, zischte er und gab die Richtung an. Er konnte sich keinen Reim darauf machen was Zwirrfinst wirklich vorhatte. Wenn er wenigstens wüsste warum die Zobiris ihn so plötzlich angriffen... Dann könnte er sich einen Reim darauf machen und er könnte sich vielleicht sicher sein dass Zwirrfinst auf seiner Seite war.          Im Moment konnte er sich aber nicht Sicher sein, ob Zwirrfinst nicht doch noch einmal die Seiten wechseln würde. Er müsste auf der Hut sein und wohl oder übel abwarten was geschehen würde. Er hasste es überrascht zu werden, vor allem wenn es um Überraschungen ging bei denen er nur den Kürzeren ziehen konnte. Zwirrfinst konnte allerdings diesmal mit ihm mithalten und fiel nicht wieder zurück. In der Ferne konnte Reptain ein Onyx seinen Weg entlang durch die Ferne streifen sehen. Doch sie waren weit genug weg dass sie es nicht auf sich aufmerksam machen konnten.          Hinter einer Reihe aus Steinen die von der Ferne so aufgebaut waren dass es eine Höhle sein könnte, sich aber nur als eine Aushöhlung herausstellte, spähte Reptain über das Ödland. Er verengte seine gelben, reptilienartigen Augen.          »Was ist los?«, fragte Zwirrfinst sichtlich irritiert und starrte Reptain an. »Ich denke du willst so schnell wie möglich zum Zeitturm und jetzt stehst du hier herum und starrst Löcher in die Felsen.«, höhnte Zwirrfinst. Reptain schenkte ihm keine Beachtung. »Mach dich nicht lächerlich.«, zischte er und sah von Zwirrfinst zurück auf den Punkt den er in der Ferne gesehen hatte.          Zwirrfinst drängte sich an Reptain vorbei und kniff sein Auge zusammen. Als er nun auch endlich das erkannte was Reptain sah, raunte er: »Das könnte interessant werden...«, Reptain nickte und musste zustimmen. Auch wenn es ihm nicht gefiel gemeinsam mit Zwirrfinst zu arbeiten, er musste eine Sicherheit haben, dass er nicht auf einmal die Seiten wechseln würde. Wenn er dieses Rätsel lösen konnte ehe sie den Zeitturm erreichten, würde er sich vielleicht besser fühlen            Ein einzelner Zobiris ging wenige Schritte dem Ödland entgegen. Der Zeitturm zeichnete sich im Hintergrund hinter ihm ab. Unsicher sah er sich um und blieb dann auch stehen als er der Meinung war, er wäre weit genug gegangen. Unsicher blickte er sich um. »An-anscheinend ist Reptain hier noch nicht vorbeigekommen...«, murmelte er vor sich hin. »Auf, auf! Das muss ich sofort Meister Dialga berichten.«, sagte er dann etwas lauter und fester in der Stimme und wand sich sogleich um. Anscheinend konnte er es gar nicht erwarten das Ödland wieder zu verlassen. Reptain zählte innerlich wenige Sekunden ab, ehe er durch die Erde nach oben brach und dem Zobiris den Rückweg versperrte. »Wähä!! R-Reptain!«, stotterte Zobiris erschrocken. Er ging wenige Schritte zurück während Reptain sich noch aus dem Boden zog und die Erdbrocken von sich schüttelte. Doch hinter Zobiris materialisierte sich bereits ein weiteres Pokemon. »Wähä! M-Meister Zwirrfinst!«, quietschte Zobiris und sah sich von den beiden Pokemon umzingelt. Reptain und Zwirrfinst zogen die Spanne zwischen Zobiris immer enger, bis Reptain direkt vor dem Zobiris stand. Es machte einen kläglichen Eindruck während seine gelben, reptilienartigen Augen auf ihm lagen.          »Ich habe da eine Frage.«, begann Reptain und sah Zobiris prüfend an, dem bereits jetzt schon die Beine schlotterten. »Entschuldige, aber du musst jetzt mit uns kommen.«, kommentierte Reptain noch und drängte Zobiris in Zwirrfinsts Richtung. Dieser hatte sich umgedreht, jedoch ließ er sein wachsames Auge nicht von Zobiris schweifen. Zunächst versuchte Zobiris irgendwie zu entkommen, gab aber dann nach als er keine Fluchtmöglichkeit erkannte. Gemeinsam mit Zwirrfinst schaffte Reptain den Zobiris an die Reihe aus Steinen die nicht fern von der Stelle war, an dem sie Zobiris aufgegriffen hatten. Irgendwie tat Reptain der Zobiris leid. Zwirrfinst schien seine Wut gerade noch so zügeln zu können, während sie im Schutz hinter der Steinformatierung in Deckung gingen.          Zwirrfinst baute sich augenblicklich vor Zobiris auf der allein von dessen Anblick weiche Knie bekam. Reptain musste nicht mehr sehr viel machen. »Sag mal...«, machte er Zobiris auf sich aufmerksam der sich nur schwer von dem Anblick seines ehemaligen Meisters trennen konnte. »Ihr seid nicht mehr nur hinter mir her. Ihr greift jetzt auch Zwirrfinst an, nicht wahr? Wie kommt das?«, fragte Reptain beunruhigend ruhig.          Zobiris schien zu merken dass Reptain bedrohlicher war je ruhiger er wurde. Nervös sprach er: »Wähä... W-weil...«, stotterte er und sah abwechselnd von Reptain zu Zwirrfinst und wieder zurück.          Zwirrfinst funkelte Zobiris mit seinem roten Auge bedrohlich an. »Du bist ein Zobiris. Folgst du meinen Befehlen etwa nicht mehr?«          Zobiris duckte sich und gab ein jämmerliches »Wähähä« von sich.          Zwirrfinst ließ nicht locker. »Erinnere dich... Du weißt doch was passiert, wenn ich nicht zufrieden bin!«, donnerte er.          Zobiris hob sofort den Kopf als hätte man in ihm einen Schalter umgelegt. Mit großen, funkelnden Augen starrte er verängstigt auf Zwirrfinst. »Wähähä! Ich rede ja schon! Ich rede ja schon!«, kreischte er hektisch als er sich scheinbar erinnerte was genau noch einmal passierte wenn Zwirrfinst nicht zufrieden war. »Wir wollen das doch gar nicht! Ehrlich! Meister Zwirrfinst angreifen... Es ist nur...« Zobiris hielt kurz inne und sah von Zwirrfinst zu Reptain und dann hektisch wieder zurück auf Zwirrfinst. »Ich sage die Wahrheit! Bitte glaubt mir!«          Reptain schüttelte den Kopf. Er war sich nicht sicher ob sie so weiter kommen würden. Es kam ihm so vor als würde der Zobiris nur Zeit schinden wollen und das konnte er nicht gebrauchen. »Warum dann der Angriff?«, fragte er betont ruhig.          Zobiris schluckte laut. »Es wurde uns befohlen. Wir hatten keine andere Wahl.«          »Und wer hat es euch befohlen?«, hakte Reptain sofort nach der glaubte endlich die Zunge des Zobiris gelockert zu haben.          »Die Ablöse von Meister Zwirrfinst. Der neue Gehilfe von Meister Dialga.«, kam die sofortige Antwort und Zobiris hielt sich mit den kleinen Klauen vor den großen Mund. Reptain weitete für einen kurzen Augenblick die Augen als er auf das lilafarbene Pokemon starrte. Ein neuer Gehilfe?          Zwirrfinst bebte innerlich. »M-meine Ablösung... Ein neuer Gehilfe?!«, sprach er unsicher und voller unterdrücktem Zorn.          Zobiris erzitterte. »J-ja. Er ist jetzt der direkte Untergebene von Meister Dialga, anstelle von Meister Zwirrfinst...« Zobiris schluckte und fügte dann jammernd hinzu: »Das ausgewählte Pokemon ist sehr einfallsreich. Und dieses Pokemon wird als nächstes auf Zeitreise gehen... Es wird in die Vergangenheit geschickt«          »Einfallsreich...«, murmelte Reptain sehr leise vor sich hin. Nicht einmal Zwirrfinst hatte es bemerkt. Reptain spürte regelrecht wie seine Probleme wuchsen.          Zwirrfinst holte mit seiner großen Pranke aus und schlug Zobiris mitten in das Gesicht. Es riss Zobiris von den Füßen und er landete in der Ecke zwischen den Steinen auf den Boden. »Argh...«, jammerte er leise.          »Zwirrfinst!«, mahnte Reptain Zwirrfinst doch dieser baute sich wieder groß und drohend vor Zobiris auf. Mit donnernder Stimme redete er bedrohlich auf Zobiris ein: »Er hat euch also beauftragt, sagst du?! Dieser neue Gehilfe?! Beauftragt mich anzugreifen?!«          Zobiris begann wieder zu zittern. »J-ja.«, jammerte er. »Meister Zwirrfinst hat versagt und wird nicht länger gebraucht. Daher wurde uns aufgetragen ihn aus dem Weg zu räumen. Wir haben alle abgelehnt und gesagt, dass könnten wir nicht tun, aber... Der Gehilfe hat es uns befohlen...« Zobiris rang nach Atem und schluckte einen scheinbar richtig großen Kloß der ihm im Hals steckte herunter, während er sich wieder aufrichtete, immer noch mit sehr weichen Knien. »Er sagte, es sei nicht seine Entscheidung... Es war ein direkter Befehl von... Meister Dialga.«          Zwirrfinst holte erneut mit beiden Pranken aus und schupste Zobiris so heftig gegen die Felswand hinter ihm das dieser dagegen prallte und vornüber auf den Boden fiel. Zobiris keuchte und rang jammernd nach Atem. »Diese Tölpel...«, dröhnte Zwirrfinst unheilvoll. »Meister Dialga... Mich aus dem Weg räumen... Nicht zu glauben! Was für eine haarsträubende Geschichte!«, schrie er aufgebracht.          Reptain beobachtete Zwirrfinst aus sicherer Entfernung. Seine Reaktion war nüchtern eingeschätzt... Natürlich. Zobiris rappelte sich wieder auf die Beine, doch schon eine Sekunde später glaubte Reptain dass er sich wünschte er wäre doch lieber liegen geblieben, denn schon wieder baute sich Zwirrfinst über ihm auf. »Sag mir Zobiris!«, donnerte er drohend. »Dieser Gehilfe... Dieser neue Gehilfe... Wer ist das überhaupt?!«          Zobiris' Augen wurden groß und er schüttelte heftig mit dem Kopf. »Das ist... Das ist etwas, was ich nicht sagen darf! Entschuldigt, aber ich habe schon zu viel verraten!«, jammerte er mit einer hohen Stimme.          »Das hast du dir so gedacht!«, raunte Zwirrfinst. »Wird's bald?! Raus mit der Sprache!«          Zobiris schüttelte nur wieder heftig mit dem Kopf und Reptain glaubte dass ihm die Tränen kamen. »D-das geht wirklich nicht! Würde ich das verraten... Ich weiß nicht was mit uns passieren würde... Darum bitte... Bitte zwingt mich nicht, es euch zu verraten!«          »Sowas aber auch.«, dröhnte die unheilvolle Stimme von Zwirrfinst. Er holte mit seiner Faust aus und schlug gegen die Felswand an der Zobiris stand. Zobiris kugelte zur Seite und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Aushöhlung die durch Zwirrfinst im Stein zurückblieb. Noch immer hielt dieser mit der Faust gegen den Fels. »Uaaah...«, machte Zobiris und sah schnell von Zwirrfinst der sich nicht regte zu Reptain der viel zu weit weg stand um ihn zu greifen. »Wähähähähähähähä!«, schrie Zobiris immer leiser werdend während er fortlief. Reptain sah dem Zobiris einfach nur hinterher. Er hätte ihn noch fangen können, daran bestand kein Zweifel aber er hatte genug gehört. Es wäre zwar noch sehr Interessant gewesen zu erfahren wer dieser neue Gehilfe war von dem er gesprochen hatte, aber es war keine Information die er unbedingt wissen musste. Allein dass ein neuer Gehilfe existierte bereitete ihm Kopfzerbrechen.          Zwirrfinst stand noch immer mit der ausgestreckten Faust gegen die Felswand gedrückt da. »... Meister Dialga möchte mich aus dem Weg räumen... M-Meister Dialga... Mich...«          Reptain sah zu Zwirrfinst. Er konnte absolut nicht nachempfinden was in Zwirrfinst vor sich ging. Er konnte sich nur vorstellen dass er seine Verbannung nicht akzeptieren wollte. Zwirrfinst ließ seine Faust langsam sinken und leise, merkwürdige Geräusche kamen von ihm aus. Erst ganz leise, dann legte er den Kopf in den Nacken und brüllte laut lachend auf. Ein Lachen, welches absolut verrückt klang. »Hah... Reptain... Ich weiß, was du gerade denkst.«, schallte Zwirrfinsts Stimme. »Du denkst ich sei erbärmlich... Ich! Mach schon! Tu dir keinen Zwang an und lach mich aus! Betrogen... Aussortiert... Ahahahaha!«          Reptain starrte Zwirrfinst einfach nur skeptisch an. Warum benahm er sich so? Es wollte nicht in Reptains Bild welches er von Zwirrfinst hatte passen, wieder einmal. »Ob du nun lachst oder... Was auch immer du gerade machst... Es ist mir egal Zwirrfinst. Dieser neue Gehilfe bereitet mir wirklich Sorgen. Ein einfallsreiches Pokemon als Zeitreisender... Was für ein Pokemon der Gehilfe ist, das ist das einzige was mir noch fehlt. Und du machst es nicht besser indem du hier in Selbstmitleid versinkst.«, harschte Reptain beinahe herzlos. Doch das Gegenteil war der Fall. Er wollte seinen größten Wiedersacher nicht schwach sehen. Außerdem sollte er sich wirklich beeilen um den Zeitturm endlich zu erreichen.          Zwirrfinst beruhigte sich und schnaufte die Luft laut ein. »Der einzige Weg der mir bleibt, ist...«, begann er und atmete ein weiteres Mal die Luft geräuschvoll ein »Ich habe keine andere Wahl als mich zum Zeitturm zu begeben. Ich muss herausfinden ob Meister Dialga wirklich befohlen hat, mich aus dem Weg zu räumen... Ich muss Sicherheit erlangen...«, murmelte er leise und fügte dann fester hinzu: »Ich muss auch zum Zeitturm... Ich muss wissen...« Zwirrfinst schwebt voran und murmelt vor sich hin. »Ich muss mehr über die Pläne von Meister Dialga in Erfahrung bringen...«          Reptain starrte Zwirrfinst hinterher. Fast schon hatte er selbst die Tatsache verdrängt dass die Zeit knapp war. Zwirrfinst sprach so als wären Skampi und Karnimani nicht gerade auf dem Weg um die Zahnräder der Zeit einzusetzen und die Geschichte zu verändern. Reptain wägte seine Chancen gegen Schatten-Dialga ab. Doch wenn er Pech hatte würden Zwirrfinst die Seiten wechseln sobald er oben angekommen war, immerhin nannte Zwirrfinst Dialga noch immer seinen Meister. Dann müsste er es alleine mit Dialga und Zwirrfinst aufnehmen. Nein, nicht nur mit den beiden. Da war dann auch noch der neue Gehilfe von dem Zobiris gesprochen hatte. Er alleine gegen drei Gegner auf einmal. Konnte er das schaffen?          Zwirrfinst stoppte auf einmal und dreht sich zu Reptain um. »Was ist los mit dir? Hast du es dir anders überlegt?«          Reptain wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah Zwirrfinst starr an. Wenn die Zeit kommen würde, er würde vorbereitet sein. »Ich habe mich entschieden. Ich musste mich nur noch motivieren.«, erklang Reptains Stimme. »Auf geht's.«, sprach er und führte die Zwirrfinst wieder an.            Der Zeitturm war bereits zu sehen, nur noch wenige Meter dieser Ödnis trennten ihn von dem Zeitturm der in Trümmern vor ihm aufragte. Wie weit musste er wohl nach oben steigen bis er die Spitze erreichte? Der Großteil des Zeitturms war nicht mehr begehbar. Jetzt wo er den Zeitturm vor sich aufragen sah dachte er daran dass Skampi und Karnimani vielleicht die ganze Zeit noch mit dem Regenbogensteinschiff unterwegs waren. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war oder wie lange das Regenbogensteinschiff brauchen würde um zu dem Pfad vor dem Zeitturm zu gelangen. Vielleicht waren sie gerade auch dabei den Zeitturm zu erklimmen. »Skampi... Karnimani...«, dachte er still als er durch das zertrümmerte Gewölbe des Zeitturms passierte. »Strengt euch an! Ich glaube an euch. Den Rest müsst ihr alleine schaffen. Zusammen... Zusammen für die Zukunft!«          Reptain bemühte sich den richtigen Weg zu finden. Er war schließlich schon einmal den Zeitturm hinaufgestiegen in seinen Trümmern. Doch seit seinem letzten Besuch schien es als habe Schatte-Dialga hier noch schlimmer gewütet. Zu seiner Erleichterung führte nun Zwirrfinst und wies ihm den Weg zur Zeitturmspitze hinauf. Pokemon lebten auch schon lange keine mehr hier. Vermutlich hatten Zwirrfinst und die Zobiris sogar die letzten Geisterpokemon vertrieben die hier noch gehaust hatten. Stumm gingen sie hinauf bis sich auf einmal Zwirrfinst räusperte und die Stille durchbrach. »Die Spitze ist nicht mehr weit. Und dort oben muss sich Meister Dialga aufhalten.«, sprach er. Reptain nickte nur und folgte ihm. »Hey Reptain...«, fügte Zwirrfinst nach einigen Minuten des stillen Aufstiegs fort. »Wirst du direkt zu kämpfen Anfangen sobald wir auf der Spitze angekommen sind?«          Während Reptain über einiges Geröll und Schutt hinwegsprang und über eine halb eingestürzte Treppe an der Seite des Zeitturms balancierte, was Zwirrfinst nicht einmal halb so viele Mühen abverlangte da er gemächlich neben Reptain her schwebte, hielt er kurz inne. »Ich weiß noch nicht ob es direkt danach sein wird.«, gab Reptain zu. »Aber bei der leisesten Ahnung von Ärger werde ich einschreiten.«          Zwirrfinst sah Reptain nicht an. »Könntest du mir davor... Etwas Zeit einräumen um mit Meister Dialga zu reden? Ich möchte seine wahren Beweggründe erfahren.«          Reptain verengte seine gelben, reptilienartigen Augen während er sich bemühte die Treppen schneller hinaufzusteigen, ohne dass er zu viel Gewicht auf eine Stelle lagerte. »Auf keinen Fall!«, zischte er entschlossen. »Wenn du erst einmal mit Dialga sprichst, dann wirst du höchstwahrscheinlich die Seite wechseln und Dialga verteidigen. Darüber hinaus dürfte der neue Gehilfe auch da sein.« Reptain machte an einer einigermaßen sicheren Stelle kurz halt und spähte zu Zwirrfinst hinauf der einige Meter über ihm schwebte. »Das wäre ein Kampf von drei gegen einen. Meine Gewinnchancen wären also verschwindend gering. Aber das würde, so wie ich dich kenne, ja nach deinem Geschmack sein.«          Zwirrfinst gab ein abfälliges »Hmpf.« von sich während er auf Reptain, der sich abmühte hinter Zwirrfinst herzukommen keine Rücksicht nahm. »Ich habe nicht vor mich mit dem neuen Gehilfen zu verbünden... Und ich werde auf der Spitze nicht auf deiner Seite kämpfen. Nachdem du mit Meister Dialga gekämpft hast - und besiegt wurdest - werde ich schon ausreichend Zeit haben Meister Dialga zu befragen.«          Reptain sprang über einen Spalt an dem die Treppe komplett eingestürzt war und krallte sich auf der anderen Seite fest. Er hievte sich hinauf. »Tse... Mach doch was du willst.«, murrte er und folgte Zwirrfinst weiter hinauf. Zwirrfinst schwieg wieder was Reptain nur recht war, denn er musste sich auf den Aufstieg konzentrieren. Wie er wieder herunterkommen würde konnte ihm ja egal sein. Hauptsache er stürzte jetzt nicht ab. Die Treppe ließ er schließlich hinter sich und Zwirrfinst führte ihn über eine eingestürzte Decke zur Spitze hinauf. Reptain keuchte und sah sich gründlich um, als er immer weiter auf die offene Fläche der Zeitturmspitze ging.          Reptain erkannte vier abgeschmetterte Stümpfe, die früher wohl einmal hoch gewachsene Säulen gewesen sein mussten. Auch war der Boden von Rissen und Sprüngen übersät. Die Kuppe war stark abgebröckelt und ehemals musste die Zeitturmspitze sehr groß gewesen sein. Sein Blick fiel in jeden Winkel und suchte ihn argwöhnisch ab. Aber wohin er auch sah, es gab keine Regung oder irgendein Anzeichen dass Schatten-Dialga hier wäre.»Hier ist... Niemand.«, stellte Reptain schließlich fest als seine Suche vor einem riesigen Krater mitten auf der Zeitturmspitze endete.          Zwirrfinst hatte sich nicht weniger irritiert umgesehen. »Das ist merkwürdig. Dort drüben residiert Meister Dialga.«, erklärte er und deutete auf den Krater der sich vor Reptain erstreckte.          Reptain schmälte die Augen. »Warum ist Schatten-Dialga nicht da? Der Zobiris sagte doch, dass Dialga einen letzten Zeitreisenden schicken würde. Aber ein weiteres Pokemon in die Vergangenheit zu schicken...«, murmelte er und hob den Kopf suchend. »Das dürfte eine enorme Menge Kraft kosten. Um eine derartige Kraft zu erzeugen muss sich Dialga für einige Zeit zurückziehen. »Reptain senkte wieder seinen Blick wieder auf Zwirrfinst. »Ich bin davon ausgegangen, ihm auf der Zeitturmspitze zu begegnen.«          »Diese Ahnung war naheliegend.«, sprach Zwirrfinst scheinbar immer noch selbst verwundert als auch er es aufgab sich umzusehen. »Auch ich habe das erwartet. Es ist so naheliegend...« Kurz darauf verstummte er, ehe er seine Stimme wieder erhob. »Wenn Meister Dialga einen Gehilfen in die Vergangenheit schicken will, gibt es noch eine andere Methode.«          Reptain starrte Zwirrfinst skeptisch an. »Es gibt noch eine andere Methode um in die Vergangenheit zurück zu reisen?«, fragte er verwundert.          Zwirrfinst nickte. «So ist es. Wenn ein Pokemon von ihm durch die Zeit geschickt werden muss...«, Zwirrfinst sah Reptain mit seinem roten Auge an. » Aber Reptain, eigentlich solltest du wissen, von welcher Methode ich spreche.«          »Ich soll diese andere Methode kennen?«, fragte Reptain verwirrt, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen noch ehe er den Satz zu Ende gesprochen hatte. Warum hatte er daran nicht selbst gedacht? »Nein... Das kann nicht sein. Der Zeittunnel?!«, fragte Reptain sicherheitshalber hektisch nach, aber die Antwort wusste er bereits, auch ohne dass Zwirrfinst nickte. »Ja, der Zeittunnel. Anstatt darauf zu warten, dass die Kräfte von Meister Dialga wieder ausreichend hergestellt sind, werden sie wohl eher nach Celebi suchen und den Zeittunnel verwenden.« Zwirrfinst wand sich von Reptain ab und starrte in den pechschwarzen Himmel. »Ich bin mir sicher. Meister Dialga ist aufgebrochen um Celebi zu fangen.«          Reptain weitete seine Augen. »D-Dialga aufgebrochen um...«, er stockte. Seine Stimme versagte während seine Gedanken um das kleine, zierliche Zeitreisepokemon kreisten. Eine seiner wenigen Freunde. Es durfte nicht sein. Schatten-Dialga war aufgebrochen um Celebi zu fangen? Aber Celebi würde sich nicht so einfach fangen lassen. Sie hatte stets damit angegeben dass sie nicht so einfach gefangen werden könnte.          Zwirrfinst sprach erneut: »Die Zobiris stellen keine nennenswerte Gefahr für Celebi dar. Aber wenn sich Meister Dialga selbst auf den Weg gemacht hat um es zu fangen, sieht die Sache schon wieder anders aus. Und dann dieser neue Gehilfe. Ich mache mir Sorgen was sie zusammen anstellen könnten«, fügte Zwirrfinst etwas leiser aber deutlich hörbar hinzu.          Reptain drehte sich auf der Schwelle. »Düsterwald!«, platzte aus ihm heraus. Er hatte keine andere Wahl. Er musste Zwirrfinst vertrauen damit er so schnell wie möglich herausfinden konnte ob Celebi bereits gefangen wurde oder nicht. »Ich bin Celebi immer im Düsterwald begegnet!«          Zwirrfinst spähte zu Reptain. »Dann sollten wir uns schnellstmöglich auf den Weg dorthin machen.«, sprach er gemächlich. Reptain nickte hastig und trat über die eingestürzte Zeitturmspitze zurück von dort wo er gerade noch aufgestiegen war. Wie hatte er sich nur darauf verlassen können dass er Schatten-Dialga am Zeitturm auffinden würde? Schatten-Dialga war das letzte Mal selbst dabei gewesen als Celebi den Zeittunnel für Skampi und ihn geöffnet hatte. Er konnte nur hoffen dass es noch nicht zu spät war um Celebi zur Hilfe zu kommen.   Kapitel 13: 13 - Das wahre Ich ------------------------------            Reptain hatte große Mühen um den Zeitturm wieder hinunterzukommen, zumindest ohne sich großartig zu verletzten. Letztendlich ließ es sich nicht vermeiden den ein oder anderen Sturz zu hinzunehmen. Viel zu schnell hetzte er sich nun ab, den Waldrand so schnell wie möglich zu erreichen. Zwirrfinst folgte Reptain, während dieser im hohen Tempo von der Ödnis in Richtung Süden lief. Er konnte die Felsformationen sehen über die er das letzte Mal mit Skampi gelaufen war um den Wald zu erreichen. Reptain schollt sich selbst einen Narren, geglaubt zu haben das Schatten-Dialga seine Kräfte opfern würde um seinen neuen Gehilfen in die Vergangenheit zu schicken. Er konnte nur hoffen, dass Skampi und Karnimani schon viel zu weit den Zeitturm hinaufgestiegen waren, als dass man sie noch aufhalten könnte. Allerdings, war der Zeitturm in der Vergangenheit um ein vielfaches höher und wahrscheinlich würden einige Pokemon ihnen den Weg versperren.          Im Moment konnte er sich aber keine großen Gedanken um Skampi und Karnimani machen. Sie würden klar kommen, davon war er überzeugt. Doch er machte sich furchtbare Sorgen um Celebi. Sollte ihr jetzt noch etwas zustoßen, kurz bevor sie alle verschwinden müssten, er würde sich das nicht verzeihen können. Aber Celebi war schlau. Sie würde sich nicht einfach fangen lassen. Das Zeitreisepokemon hatte immer damit geprahlt dass man sie nicht fangen könnte. Doch es war so wie Zwirrfinst gesagt hatte. Schatten-Dialga war eine andere Nummer als die Zobiris.          Fast wie zu einer Bestätigung erhob Zwirrfinst seine Stimme als die beiden Pokemon in den Düsterwald vordrangen. »Repain, Celebi wird früher oder später von Meister Dialga aufgespürt werden. Ich denke da müssen wir uns keine großen Hoffnungen machen. Höchstwahrscheinlich sind wir bereits zu spät, um noch eingreifen zu können.«          »Sei still, Zwirrfinst!«, harschte Reptain ihn an. »So leicht wird sie sich nicht fangen lassen.« Auch wenn er seine Worte überzeugt ausgesprochen hatte, begann er selbst an ihnen zu zweifeln. Außerdem war es ja nicht nur Schatten-Dialga der Celebi verfolgte. Sondern auch noch dieser neue Gehilfe von ihm.          Reptain und Zwirrfinst waren nicht mehr weit von der Stelle entfernt wo er Celebi das letzte Mal mit Skampi aufgesucht hatte. Und nicht sehr weit davon entfernt als sie durch den Zeittunnel geflohen waren. Möglicherweise, so dachte er, war Celebi vorsichtig und war bereits geflohen. Celebi... Celebi... Seine Gedanken kreisten sich um das kleine, rosafarbene Pokemon welches ihm zu Beginn ihrer Bekanntschaft so auf den Geist gegangen war. Hoffentlich passte sie gut auf sich auf. Er flehte sie stumm in Gedanken an, während Reptain die Richtung zum Schwarzsumpf einschlug.          Reptain und Zwirrfinst betraten die Lichtung und Reptain sah sich sorgfältig um. Celebi konnte sich unsichtbar machen wenn sie es wollte. Vielleicht war sie gerade da und zeigte sich nicht weil Zwirrfinst bei ihm war. Oder sie war überhaupt nicht mehr hier. »Celebi?«, fragte er unsicher in die Stille der erstarrten Tannen hinein.          »Sind wir hier richtig Reptain?«, fragte Zwirrfinst während auch er sich konzentriert umsah. Reptain nickte nur. Der Kloß in seinem Magen und die Sorge um Celebi wurde mit jeder Sekunde die geräuschlos verstrich größer.          »Wie still es ist...«, durchbrach Zwirrfinst nach wenigen Minuten die Stille. »Ob sie Celebi schon gefangen haben? Oder konnte sie die Gefahr spüren und ist weggelaufen? Es ist möglich, dass sie Schatten-Dialga und den Gehilfen ausgetrickst hat. Vielleicht versteckt sie sich noch hier in der Nähe.«, murmelte er. »Könnte überall sein.«, fügte er hinzu und sah sich weiterhin um.          Reptain starrte auf das ergraute Blätterdach welches sich über ihm türmte. Etwas eigenartiges lag in der Luft. Er fragte sich ob Celebi wirklich bereits fort war. Doch seine Gedanken und die Stille die um den Schwarzsumpf lagen wurden jäh unterbrochen als sechs Zobiris aus den Büschen hervorsprangen. »Wähähä!«, schallte es im Nadelwald um Reptain herum. Sie kreisten ihn und Zwirrfinst ein und die beiden standen sich wieder Rücken an Rücken ihren Häschern entgegen. »Ich wusste es!«, dröhnte Zwirrfinsts Stimme erbost.          »Tse...«, machte Reptain. »Sie haben uns geradewegs in eine Falle gelockt. Hmpf... Zwirrfinst, der neue Gehilfe von Schatten-Dialga ist genauso clever und hinterhältig wie du.«          »Der einzig wahre Gehilfe von Meister Dialga bin ich!«, donnerte Zwirrfinst und bereitete sich auf einen Angriff der Zobiris vor. »Ich kann es nicht zulassen, dass jemand meinen Platz einnimmt!«          Zwei Zobiris sprangen auf Reptain zu. »Da kommen sie!«, warnte er als seine Halmblätter zu den grün glühenden Laubklingen verschmolzen und er die beiden Zobiris mit einem Hieb von ihnen wieder zurückschleuderte. Zwirrfinst würde sich um drei Zobiris kümmern, und er um den Rest. So würden sie den Kampf für sich entscheiden.          Der Zobiris der noch stand, rannte geradewegs auf Reptain zu. Mit einem listigen Funkeln in den eckigen Augen hob er seine scharfen Krallen, doch Reptain raste mit einem Ruckzuckhieb auf ihn zu und brachte ihn zu Fall. Die anderen beiden Zobiris waren unterdessen schon wieder auf die Beine gekommen. Einer attackierte seine Seite, der andere krallte sich auf seinem Rücken fest. Mit einem wütenden Aufschrei brachte Reptain den Angreifer von der Seite mit einer Kugelsaat wieder auf Abstand, doch der Zobiris der sich auf seinem Rücken festgekrallt hatte ließ sich nicht abschütteln. Er grub eine seine Krallen in das weiche Fleisch und hielt sich verbissen fest. Reptain versuchte nach ihm zu greifen, doch das kleine Biest wollte nicht locker lassen.          Abgelenkt griffen nun auch die anderen beiden wieder an. Reptain schleuderte sie mit einem raschen Angriff seiner Laubklingen von sich weg, wo sie dann auch liegen blieben. Doch die zusätzliche Last des Zobiris auf seinem Rücken wollte nicht abfallen. Er bearbeitete Reptains Rücken mit den kleinen, spitzen Krallen und zerkratzte diesen. Reptain drehte sich wild um den Zobiris abzuwerfen, doch er hielt sich verbissen fest und verursachte so viel Schaden an ihm wie er nur konnte. Dann viel die Last von ihm plötzlich ab. Reptain blinzelte als Zwirrfinst mit einer erhobenen Faust über ihm stand. Feine Reste von dunkler Energie verflüchtigten sich bereits als Zwirrfinst Reptains Angreifer mit einer Finsterfaustattacke von dessen Rücken geschleudert hatte.          Zwirrfinst wirbelte herum und warf zwei Zobiris mehrere Meter weiter fort. Sie stöhnten und kamen wieder auf die Beine. Sie stießen ein klägliches Geräusch aus, ehe sie flohen.          Der einzelne Zobiris der von Zwirrfinsts Finsterfaust von Reptains Rücken geschleudert wurde lag noch da und kam gerade erst wieder auf die Beine. Unbeholfen sah er sich um und versuchte zu fliehen, doch Zwirrfinst war blitzschnell bei ihm. »Hiergeblieben!«, rief er, streckte seine großen Pranken aus und griff grob nach ihm. Der Zobiris zappelte. »Wähä! Aua! Du tust mir weh!!«, schrie er jammernd.          Reptain verringerte den Abstand und ging um Zwirrfinst herum der den Zobiris fest im Griff hatte. »Sag schon! Was ist mit Celebi passiert?! Wo ist Schatten-Dialga?!«, fragte Reptain den Zobiris aus, während er unter den kräftigen Pranken von Zwirrfinst immer kleiner wurde und sich krümmte.          »Argh...«, stöhnte Zobiris ehe er hektisch antwortete als er merkte dass Zwirrfinsts Griff immer nur fester wurde. »M-Meister Dialga hat Celebi in hohem Tempo verfolgt. Z-zur Frostinsel!«          »Frostinsel?«, fragte Reptain und verengte seine gelben, reptilienartigen Augen.          »Die abgelegene Insel im Süden?«, fragte Zwirrfinst donnernd. »Ist das Wahr?!« Er schüttelte Zobiris bis dieser jaulend antwortete: »J-ja! Das ist die Wahrheit!«          Zwirrfinst warf Zobiris fort von sich. Er landete im Schmutz auf dem Boden und kam stöhnend und benommen auf die Beine. Als er kurz zu Zwirrfinst und Reptain zurücksah, sprang er auf die Beine. »Verschwinde!«, zischte Reptain drohend und sprang mit einem großen Satz auf Zobiris zu. Dieser machte einen kleinen Satz in die Luft und rannte so schnell er konnte fort. Er verschwand in den Schatten der großen Tannen des Düsterwaldes.          Reptain starrte einige Augenblicke auf die Stelle wo Zobiris verschwunden war. »Frostinsel... Ist das nicht ein anderes Land?«, fragte er schließlich leise.          Zwirrfinst kam an seine Seite und sprach merkwürdig ruhig: »Ganz genau. Dafür müssen wir das Raumgefüge durchqueren.«          »Und wie stellen wir das an?«, fragte Reptain gereizt. Seine Sorge um Celebi wuchs erneut an. In ihm drängte es sich zu beeilen.          »Keine Sorge. Wenn wir den Klippen von hier aus nach Süden folgen, dann werden uns die Porygon helfen das Raumgefüge zu durchqueren.« Zwirrfinst schwebte voran um den Weg zu weisen, doch plötzlich hielt er inne. Er hob seine Pranken und betrachtete diese.          »Was ist los?«, fragte Reptain aufmerksam der Zwirrfinst bereits folgte. Ungehalten betrachtete er ihn, er wollte nicht herumstehen und Zeit verschwenden.          »Ach, gar nichts...«, murmelte Zwirrfinst und betrachtete noch immer seine Pranken. »Meine Arme... Es fühlt sich so an, als hätten meine Arme ihre Kraft endlich wieder erlangt.« Reptain betrachtete Zwirrfinst vorsichtig aus den Augenwinkeln. Es stimmte. Die schiere Kraft mit der er Zobiris spielend leicht festgehalten hatte kam ihm wieder in den Sinn. Es konnte gar nicht anders sein. Die Kraft von Zwirrfinst war größer denn je, seitdem sie wieder in dieser dunklen Welt waren.          Noch während sich Reptain fragte ob die Wunden von Zwirrfinst schon verheilt waren ließ Zwirrfinst seine Arme wieder sinken. Zufrieden murmelte er: »Meine Kraft kehrt zurück.«          »Wir müssen weiter.«, sprach Reptain, doch viel vorsichtiger als er sich fühlte. Er durfte nicht vergessen, dass die vorrübergehende Allianz mit Zwirrfinst nur mit Vorsicht zu genießen war. Während er Zwirrfinst zu den Raumklippen folgte fragte er sich, was genau nicht stimmte. Reptain war sehr wachsam, aber ihn ließ das Gefühl nicht los, dass er etwas außer Acht ließ. Seine Gedanken schweiften wieder zu Celebi ab während sie am Rand der Klippe entlangliefen. Reptain betete stumm dass es ihr gut ging und dass sie sich nicht fangen ließ. Seine Pläne sich Schatten-Dialga im Kampf zu stellen waren ein wenig in den Hintergrund gerückt. Er wusste, dass ein Kampf mit Schatten-Dialga unausweichlich war, aber zuerst musste Reptain sicher gehen dass es Celebi gut ging.            Das Ende der Raumklippen kam in Sicht und auf einem ergrauten Flecken Gras standen zwei Porygon. Die Pokemon die aussahen als bestünden sie aus bunten Kristallen wussten nicht wie ihnen geschah als Zwirrfinst zu ihnen vortrat. Sie erschraken und starrten verängstigt zu Zwirrfinst und Reptain. »M-Meister Zwirrfinst!«, stammelte der eine, doch Zwirrfinst unterbrach ihn gebieterisch.          »Es ist schon eine Weile her als ich das letzte Mal hier war. Weshalb ich hergekommen bin, nun, ich nehme an ihr könnt euch denken, was ich von euch möchte.«, säuselte Zwirrfinst.          Die Porygon tauschten einen kurzen, unsicheren Blick miteinander aus ehe einer von ihnen begann zu sprechen: »D-das ist... Schwierig. Die Zobiris haben uns in ihrer Gewalt...« Das zweite Porygon erhob nun ebenfalls seine zitternde Stimme. »Und hinter euch, Meister Zwirrfinst...«          Zwirrfinst baute sich auf und sprach mit donnernder Stimme: »Ihr wollt mir also tatsächlich den Gehorsam verweigern?!« Die Porygon machten vor Schreck einen Satz in die Luft. Scheinbar hatte allein Zwirrfinsts erhobene Stimme ausgereicht um sie derart zu verängstigen, dass sie lieber mit den Zorn der Zobiris umgingen, als mit dem von Zwirrfinst. »Wir machen es! Wir machen es!«, rief einer von ihnen. Der andere fügte hinzu: »H-hier entlang bitte!«          Reptain warf Zwirrfinst einen Seitenblick zu. Seine Erscheinung jagte in der Tat jedem Pokemon einen Schrecken ein den es so schnell nicht wieder vergessen würde. Doch das eben war nur gespielt gewesen. Er konnte es verblüffend gut. Zwirrfinst trat vor während die Porygon sich auf den gegenüberliegenden Seiten platzierten. Reptain folgte ihm und stellte sich neben Zwirrfinst auf.          »Nun gut... Wir werden euch zur Frostinsel transportieren. Nicht bewegen.«, ermahnte das Porygon zu Reptains Seite. Die beiden Porygon führten eine Bewegung aus die perfekt aufeinander abgestimmt war. Sie bewegten sich gleichzeitig vor und bauten eine Energiebarriere auf. Reptain und Zwirrfinst wurden von einem Dunklen Schleier umhüllt. Es fühlte sich an, als würde er von einem kleinen Strom aufgesogen werden als seine Gestalt und die von Zwirrfinst verschwanden und sie wie angekündigt durch das Raumgefüge reisten.            Nachdem Reptain wieder das Gefühl umgab durch ein ziemlich kleines Loch mit viel Druck gestopft zu werden öffnete er seine gelben, reptilienartigen Augen. Blinzelnd sah er sich in seiner neuen Umgebung um, während sich neben ihm Zwirrfinst ebenfalls materialisierte. »Ist das...?«, begann er während er seine Umgebung mit seinen Blicken einfing. »Ja. Das ist die Frostinsel.«, sprach Zwirrfinst. »Vor dem Stillstand der Zeit wurde sie Blizzardinsel genannt. Jetzt, wo die Welt in Dunkelheit getaucht ist, ist es noch schlimmer. Sie wurde deswegen abgesperrt.«          Reptain konnte nur zu gut verstehen, warum das so war. Grauer Schnee spiegelte sich wie dreckiges Eis unter seinen Füßen. Gletscher und verschneite Wege türmten sich zu seinen Seiten hinauf. Nur der Pfad auf dem sie standen schien begehbar zu sein. In der Luft hingen mehrere große Eisbrocken und ebenfalls einige kleinere, zierliche Schneeflocken die irgendwann bestimmt einmal hübsch ausgesehen hatten. Jetzt jedoch hatten sie die Farbe von einem hässlichen grau. Für Reptain war diese merkwürdige Umgebung sehr fremd und er spannte sich sichtlich an, gefasst auf alles was ihn hier erwarten würde.          »Nun...«, begann er als er seinen Blick auf den Pfad vor sich legte und stockte. Vor ihm auf dem Pfad in einigen Metern Entfernung standen drei Pokemon dicht beieinander die sich scheinbar unterhielten. »Was sind das denn für Typen?«, fragte Reptain erstaunt. Er hatte solche Pokemon noch nie gesehen. Er vermutete, dass sie wohl schon früher auf der Blizzardinsel gelebt hatten.          »Das sind Schneppke. Ich glaube sie leben in dieser Region.«, erklärte Zwirrfinst.          Reptain sprang auf die Gruppe bestehend aus drei Schneppke zu. Diese schenkten ihm einen Blick und drehten sich gerade um, vermutlich um wegzugehen. »H-hey! Wartet mal einen Moment!«, rief Reptain woraufhin die Schneppke inne hielten und sich fragend zu ihm umdrehten. Mit runden Augen sahen sie Reptain an bis er direkt vor ihnen stand. »Es gibt da etwas, was ich euch fragen möchte.«, begann Reptain zu sprechen und sah ein Schneppke nach dem anderen an. »An euch kommt doch bestimmt niemand ungesehen vorbei, oder? War außer uns noch jemand hier?«          Die Schneppke sahen sich an. Sie machten merkwürdige »Gii« Geräusche aus denen Reptain nicht schlau wurde. »Wenn ihr jemanden gesehen habt, oder euch irgendetwas anderes aufgefallen ist, dann sagt es mir bitte. Es ist wirklich wichtig!«, drängte Reptain. Doch scheinbar waren die Schneppke mit etwas völlig anderem Beschäftigt.          »Gii!«          »Gii.«          »Gigi!«          Die Schneppke begannen auf der Stelle zu hüpfen und hatten ein diebisches Grinsen im Gesicht.          »Hast du etwas verstanden?«, fragte Reptain und drehte sich verunsichert zu Zwirrfinst um, der einen halben Meter hinter ihm zum stehen gekommen war. Doch das undeutliche Gegigger vor Reptain wurde plötzlich wieder lauter.          »Giiii....«          »Gigi?«          Reptain drehte sich verwundert zu den Schneppke. »Habt ihr mich überhaupt verstanden?«, fragte er etwas hilflos als sich ein Schneppke plötzlich aufbaute.          »Giiiiiiii!!!«          Reptain konnte gar nicht so schnell reagieren als ihn plötzlich eine Eissplitterattacke frontal traf und ihn von den Füßen nach hinten riss. Er rollte sich auf den Bauch und konnte hörte das Gelächter - nun, er vermutete dass sie lachten - von der Gruppe von Schneppke aufsteigen. Sie drehten sich dann um und liefen fort. Wütend richtete sich Reptain auf. »Bah!«, spuckte er aus und starrte säuerlich den Schneppke hinterher. »Die machen sich über mich lustig! Sie sind keine Hilfe!«          Zwirrfinst näherte sich Reptain, doch sein Blick war auf die immer kleiner werdenden Schneppke gerichtet. »Die Umgangsformen der, in dieser dunklen Welt lebenden Pokemon sind wohl ein wenig... Durcheinander.«, murmelte er. »Reptain, ich glaube du weißt es besser als jeder andere. Ich weiß zwar nicht genau, wo wir jetzt am besten hingehen, aber wir sollten einfach dem Pfad vor uns folgen. Die Zobiris werden uns vielleicht noch andere Fallen gestellt haben. Wir sollten vorsichtig weitergehen.«          »Natürlich, ich verstehe.« Reptain nickte, dann verfinsterte sich sein Blick. »Aber... Vielleicht treffen wir noch mal... Auf die von eben...«, knurrte er dunkel vor sich hin ehe er vorrausging. Wie konnten es diese kleinen, merkwürdigen Pokemon nur wagen? Er hatte sie doch nur etwas gefragt! Zuerst unterhielten sie sich in fremden Zungen vor ihm und dann griffen sie ihn auch noch an. Pah! Diese dunkle Welt wurde ihm immer komplizierter. Vielleicht lag es daran dass dies hier ein anderes Land war. Auf der Insel konnte er die Pokemon immerhin verstehen die ihn zum Narren hielten!          Reptain hielt inne und sah zu Zwirrfinst zurück. Er hatte sich keinen Millimeter bewegt als Reptain losgegangen war. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet. »Zwirrfinst?«, rief er und riss ihn aus seinen Gedanken. Zwirrfinst wand seinen Blick langsam von der Starre ab zu Reptain. »Ich bin direkt hinter dir.«, murmelte er als er zu Reptain aufgeholt hatte.          Reptain ertappte sich dabei wie er leise vor sich hin murrte während er den - wie Zwirrfinst ihm erklärt hatte - Dunkeleisenberg hinaufkletterte. Er konnte zwar einige Abkürzungen nehmen, aber waren sie sehr rutschig und nicht immer hatte er einen sicheren Halt. Diese Schneppke wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Wenn er ihnen wieder begegnen würde, könnten sie etwas erleben. Dann würde er nicht erst nach dem Weg fragen!          Der Pfad endete abrupt obwohl der Berg noch höher war. Die natürliche Vertiefung die sich vor ihm erstreckte bot viel Platz. Zügig gingen Zwirrfinst und Reptain weiter. Sie mussten sich beeilen. Reptain brauchte einfach Sicherheit dass es Celebi gut ging. Er sprang mit einem großen Satz voraus und entdeckte auf der anderen Seite, dass der Pfad weiterging. »Sieht fast so aus als sei dies der höchste Punkt des Dunkeleisenberges.«, sprach er. »Auf der anderen Seite führt der Pfad anscheinend nur noch den Berg hinunter. Das sollte viel einfacher sein.« Reptain sah sich nach Zwirrfinst um und blickte dann hinter ihn, wie der Berg noch mehrere Meter nach oben ragte. Er glaubte einen Schatten vorbeihuschen zu sehen, aber es war nach längerer Betrachtung wirklich nur ein Schatten der von der Dunkelheit geprägt wurde. Der Hang war zu steil für die Zobiris. Sie dürften wegen des Glatteises ohnehin schon Probleme haben überhaupt so weit gekommen zu sein. Zufrieden wand sich Reptain wieder dem Pfad zu, der den Berg hinunterführte. Er und Zwirrfinst dürften wohl ein gutes Stück aufgeholt haben. Die Zobiris waren viel kleiner als sie und sie kamen, wenn sie in einer größeren Gruppe unterwegs waren, auch nicht so schnell voran.          »Reptain!«, donnerte Zwirrfinsts Stimme plötzlich hinter ihm. »Pass auf! Über dir!«          »Was?« Reptain hob augenblicklich, verdutzt seinen Kopf und sah nach oben. Direkt über ihm hatte sich ein in der Luft schwebender Eisbrocken gelöst der so groß war wie er selbst. Er raste auf den Boden zu, direkt auf ihn zu. Reptain wusste gar nicht wie ihm geschah als sich seine Augen weiteten.          Es klirrte und Reptain landete auf dem harten, grauen Schnee der schon seit Generationen hier lag und sich nie erneuert hatte. Reptain öffnete blinzelnd seine gelben, reptilienartigen Augen. Um ihn herum lagen zersplitterte Eiskristalle herum. Der Eisbrocken war bei seinem Aufprall in viele kleine Scherben auseinandergebrochen. Inmitten der Eiskristalle lag zusammengebrochen Zwirrfinst. Reptain stand sofort wieder auf den Beinen. »Z-Zwirrfinst?« Unglauben breitete sich in Reptain aus. »D-du hast mich gerettet?! Warum hast du mir geholfen?!« Fassungslos sah Reptain zu wie Zwirrfinst zitterte und versuchte sich langsam aufzurichten. Reptain war in wenigen Schritten an seine Seite geeilt, doch Zwirrfinst konnte sich kaum in der Luft halten und stöhnte auf. »Geht es dir gut?«, fragte Reptain bestürzt noch immer wegen der Tatsache weil Zwirrfinst ihn gerettet hatte.          Zwirrfinst stöhnte erneut. »Uff... Mach dir darum keine Sorgen. Pass auf.« Reptain hörte jetzt auch wie sich ihnen etwas näherte. Zwei große, weiße Pokemon mit einem schwarzen Stachel auf der Stirn umzingelten sie von beiden Seiten des Pfades. »Pah...«, spuckte Reptain und stellt sich vor Zwirrfinst. »Wer sind sie?«          »Das sind Firnontor...«, keuchte Zwirrfinst und versuchte sich aufzurichten. »Sie haben die Macht Eis nach Belieben zu manipulieren. Aber...«, erklärte er während Reptain gezwungen war einige Schritte zu weichen, als die beiden Pokemon mit schaurig aussehenden Fratzen näher herankamen. »Aber bei genauem Hinsehen sind sie derart von der Dunkelheit beeinflusst, dass sie völlig von Sinnen sind. Sie sind wohl um einiges Angriffslustiger als normalerweise.«          »Hmpf... Ein Kampf ist wohl unausweichlich.«, sprach Reptain und knirschte mit den Zähnen. Zwirrfinst war nicht ganz auf der Höhe, aber er versuchte zumindest sein Bestes zu geben. Reptain hätte nie erwartet dass sich Zwirrfinst einmal zwischen ihn und einen herabfallenden Brocken werfen würde. Wenn er genau darüber nachdachte hatte er angenommen, dass Zwirrfinst derjenige sein würde der einen Brocken auf ihn schmeißen würde.          Das Firnontor das ihm am nächsten war kam immer näher. Seine starren Augen waren auf Reptain fixiert. Die grün glühenden Laubklingen bildete sich an Reptains unterarmen und er fegte dem Firnontor damit über das Gesicht was es zurückweichen ließ.          Das zweite Firnontor hielt auf Zwirrfinst zu. Er würde ihn bald rammen, doch Zwirrfinst warf ihm ein Irrlicht entgegen weshalb dieses zu brennen begann und zurückwich. Gut, dachte Reptain als er das beobachtete, dann war Zwirrfinst wenigstens nicht völlig wehrlos.          Reptain wurde von dem Firnontor weggerammt als dieses einen Tackle ausführte. Knurrend fand Reptain wieder sein Gleichgewicht und schoss eine Kugelsaat auf diesen. Firnontor quietschte schrill und laut auf als sich dieser, noch immer unter Beschuss zum Rückzug gezwungen sah. Zwirrfinst wurde von einem Eisstrahl getroffen und wurde einige Meter durch die Luft gewirbelt. Reptain hielt auf das brennende Firnontor zu als sich ein lauter Lärm über ihm erhob. Der Berg auf dem sie standen bebte als ein riesiges Pokemon von weiter oben auf die Ebene hinuntersprang auf der auch Reptain stand. Mit zwei furchteinflößend, großen Stoßzähnen schwang es seinen Rüssel in die Luft und trompetete wütend, wodurch es einen höllenlärm veranstaltete. »Was ist das denn?«, fragte Reptain zähneknirschend als er sein Gleichgewicht wieder fand und auf das riesige Pokemon starrte.          »Das ist ein Mamutel. Es gilt als das stärkste Eispokemon.«, erklärte Zwirrfinst der sich ebenfalls wieder in der Luft gefangen hatte. Das Mamutel tobte, trompetete laut und rannte mit seinen riesigen Füßen auf Reptain zu, wodurch er den knirschenden Schnee unter seinen Füßen aufwirbelte.          Reptain biss sich auf die Lippen und sprang mit einem Ruckzughieb aus dem Weg. Das Mamutel wütete tobsüchtig auf der Stelle und dreht sich abermals nach Reptain um. Dieser war gerade wieder auf dem Boden gelandet und sprang mit einem weiteren Ruckzuckhieb auf den Rücken des stämmigen Pokemons zu. Reptain krallte sich an dem Rücken des Eispokemons fest. Die zottelige Mähne bot ihm guten Halt. Mamutel stellte sich auf die Hinterbeine und trompetete durch seinen Rüssel. »Höf auf zu spielen!«, rief Zwirrfinst der das brennende Firnontor in die Flucht geschlagen hatte, jedoch sehr mitgenommen aussah.          »Pah!«, knirrschte Reptain der sich wie auf einem Rodeoritt auf dem Mammutel vorkam. »Was mach ich wohl...«, murmelte er leise vor sich hin als er seine Laubklingen in den Nacken des schweren Pokemons jagte. Wutentbrannt versuchte Mamutel Reptain vom Rücken zu werfen, was ihm aber nicht gelang. Reptain holte wieder aus und schnitt durch den dichten Pelz des Pokemons in das darunterliegende Fleisch, doch das Fell des riesigen Eispokemons war zu dicht, es schützte ihn zu gut als dass Reptain wirklichen Schaden anrichten konnte.          Mamutel holte mit seinem Rüssel aus und versuchte nach Reptain zu greifen, doch er sprang rechtzeitig ab ehe das geschehen konnte. Er bearbeitete nun die massigen Beine des Pokemons mit den Klingen, als er sich direkt unter dem Mamutel sah. Das Pokemon wütete und Reptain erkannte, dass es keinen Sinn hatte einen Angriff auszuführen solange das Pokemon nicht ruhig halten würde. Er schaufelte sich unter die Erde und verschwand für einige Sekunden in denen das Mamutel zur Ruhe gekommen war und sich verwirrt umsah. Wütend trompetete es durch den Rüssel doch dann führte Reptain seine Attacke kombiniert mit einer Laubklinge aus. Er stieß durch die Oberfläche und schnitt mit seiner Laubklinge über den Bauch des Mamutel. Das Fell war dort nicht so fest wie auf dem Rücken und das Mamutel wurde schwer verletzt. Erschrocken trompetete es vor Schmerz auf ehe es trampelnd wie ein wilder Bulle davon trampelte.          Reptain sah ihm hinterher um sicher zu gehen dass es nicht noch einmal zurückkehren würde. Seine Laubklingen teilten sich wieder und wurden zu den Halmblättern die aus seinen Unterarmen sprossen. »Geschafft.«, murmelte er und sah sich nach Zwirrfinst um. Dieser hatte bis eben noch seine Haltung bewahrt, doch nun er krümmte sich stöhnend zusammen und konnte sich kaum noch in der Luft halten. »Gar... Ich glaube, ich wurde von dem Eisbrocken verletzt...«, murmelte er und unterdrückte ein schmerzhaftes Geräusch.          Reptain starrte einige Sekunden auf Zwirrfinst. Noch immer konnte er nicht glauben dass er ihn gerettet hatte. »Ich glaube es wäre schlau, wenn wir uns erst einmal verstecken würden, Zwirrfinst.«, murmelte Reptain und blickte den Pass hinab. Er fand nach einigen Herzschlägen das was er suchte. Auch wenn die Frostinsel ein für ihn fremder Ort war, wies er deutliche Parallelen zu der Insel auf von der er kam. »Da ist ein Spalt in dem Kamm. Rein dort.«          Zu Reptains Erleichterung konnte sich Zwirrfinst noch selbstständig zu dem besagten Spalt schleppen ehe er gegen die Gletscherwand gelehnt auf den Boden sank. Reptain behielt die Umgebung im Auge und stellte sicher, dass weder die Zobiris noch irgendein anderes Pokemon sie gesehen hatten. Zwirrfinst sollte so schnell wie möglich wieder zu Kräften kommen damit sie weiterziehen konnten. Der Riss in dem Gletscher breitete sich stark nach oben aus und die Wölbung ging tief hinein. Fast schon könnte man meinen, dass es eine Höhle war. Also war es genau der richtige Unterschlupf. Reptain sah sich vor dem Spalt um. Als er sich sicher war das ihnen kein Pokemon gefolgt war das sie belästigen würde trat er einen Schritt zu Zwirrfinst in den Spalt und setzte sich auf den kalten, grauen Boden. »Das sollte erst mal reichen. Selbst wenn die Zobiris kommen, werden sie uns hier nicht finden.«, sprach Reptain mit gedämpfter Stimme und lehnte sich gegen den Spalt, sodass er halb im Dunkeln saß wo auch Zwirrfinst lag. Dieser starrte lediglich vor sich hin, das rote Auge halb verschlossen. Reptain fragte sich wie schwer er wohl von dem Eisbrocken verletzt wurde. »Bleiben wir ein Weilchen. Wir machen uns gleich wieder auf den Weg.«, erklärte Reptain und ließ seinen Blick wieder in die Ferne gleiten.          Er dachte an Celebi und daran wie es ihr wohl ging. Ob sie in Sicherheit war... Oder... Ob sie doch gefangen wurde? Er hoffte dass er nicht schon längst zu spät kommen würde. Es konnte alles geschehen in der Zwischenzeit in der sich Zwirrfinst und er eine Pause gönnten. Vielleicht kamen sie ja noch rechtzeitig um zu verhindern dass der Gehilfe durch den Zeittunnel trat um Skampi und Karnimani die schwere Aufgabe, die sie ohnehin schon zu bewältigen hatten, noch zusätzlich zu erschweren. Die beiden mussten gegen Dialga kämpfen. Auch wenn der Zeitturm noch stand und die Welt noch an manchen Stellen nicht gelähmt war, war Dialga nahe dran zu dem Wesen zu werden das in seiner Zeit residierte. Solange Dialga noch einen winzigen Funken an Verstand besaß der nicht von Dunkelheit erfüllt war, hatten sie eine Chance. Es war ihm außerdem ein Rätsel warum Zwirrfinst ihn gerettet hat - nicht dass er etwas dagegen hatte. Es fühlte sich nur so fremd an, aber eben das hatte er während der Reise mit ihm schon mehrmals gespürt. Sie hatten sich gegenseitig den Rücken frei gehalten und miteinander gekämpft. Es war schwer sich einzugestehen, aber er vertraute Zwirrfinst in gewisser Hinsicht. Reptain war zwar immer noch wachsam, doch hatte sich diese Wachsamkeit mehr auf andere Dinge bezogen, wie die Umgebung oder das vorankommen.          »Übrigends... Vorhin...«, begann Reptain und drehte den Kopf über die Schulter sodass er Zwirrfinst aus den Augenwinkeln ansehen konnte. Dieser hob ebenfalls seinen Blick und starrte ihm zurück in die Augen. »Als sich dieser Eisbrocken direkt über mir gelöst hat. Erzähl mir nicht, dass du mich retten wolltest.«          Der Ausdruck im Gesicht von Zwirrfinst wurde schleierhaft. »Hmpf. Das war ein Missverständnis Reptain. Lass uns eines klarstellen. Ich verabscheue dich.«, säuselte Zwirrfinst. Reptain weitete kurz amüsiert die Augen. »Natürlich.«, entgegnete er und schweifte mit seinem Blick ab, als Zwirrfinst fortfuhr: »Ich hatte nicht vor dir zu helfen. Aber ich habe dich trotzdem geschützt. Ich glaube, dass ich zur Zeit deine Kraft benötige, das war der Grund. Ich brauche dich um mit diesem neuen Gehilfen abzurechnen.«          Reptain heftete seinen Blick wieder auf Zwirrfinst. »Hast du gerade gesagt, dass ich dir helfen soll, um mit diesem Gehilfen 'abzurechnen'?«, fragte Reptain.          Zwirrfinst starrte Reptain nur ausdruckslos an. »Der neue Gehilfe ist der auserkorene Zeitreisende. Auch wenn ich dich nicht darum gebeten hätte, wäre er doch ein Teil deiner Herausforderung, nicht wahr?«, fragte Zwirrfinst und betrachtete Reptain nachdenklich. »Um den neuen Gehilfen aus dem Weg zu räumen sollten wir gemeinsame Sache machen. Vielleicht müssen wir auch...« Zwirrfinst ließ seinen Blick von Reptain schweifen und heftete ihn an die Gletscherwand ihm gegenüber. »Es könnte sein, dass wir auch gegen Meister Dialga antreten müssen... Wenn es so käme, würde es dir wohl sehr entgegenkommen...«, murmelte Zwirrfinst vor sich hin.          Reptain starrte in die ferne der Gletscher und Hänge die sich vor dem Spalt türmten. »Was machen deine Wunden, die du dir von dem Eisbrocken zugezogen hast?«, fragte er Gedankenverloren. Zwirrfinst hatte Recht. Es würde ihm sehr entgegenkommen. Dieses Angebot welches er Reptain unterbreitet hatte, wie könnte er es abschlagen? Aber konnte er Zwirrfinst wirklich so sehr vertrauen? Immerhin nannte er Schatten-Dialga nach wie vor seinen Meister. Aber vielleicht ist es auch nur Gewohnheit?          »Sie sind kein Grund zur Sorge.«, säuselte Zwirrfinst gelassen. »Und verglichen mit vorher habe ich wohl einen Großteil meiner Kraft zurückgewonnen. Der Schaden aus dem Kampf zwischen uns beiden war deutlich spürbarer und ist es selbst jetzt noch.«          »Tse...« Reptain blies die Luft aus. »Wenn du dich darüber auslassen kannst, geht es dir wohl schon wieder recht gut. Wir machen uns gleich auf den Weg.«          Reptain beugte sich vor um aufzustehen als Zwirrfinst etwas einwarf: »Aber da ist noch etwas, was ich dich fragen wollte, Reptain.«          Reptain ließ sich langsam wieder zurückfallen. »Und das wäre?«, fragte er ungeduldig. Fast schon neugierig schweifte der Blick seiner gelben, reptilienartigen Augen über Zwirrfinst und blieben an ihm hängen. Auch wenn die Zeit drängte, wollte er hören was Zwirrfinst zu suchen hatte.          »Reptain...«, hob Zwirrfinst an, unterbrach sich jedoch selbst um die passenden Worte zu finden. »Warum kämpfst du so unermüdlich für diese Sache? Du sagtest bereits, es sei für die Zukunft. Du sagtest auch, dass du für eine bessere Welt kämpfen würdest. Aber wenn du damit Erfolg haben solltest, würdest du verschwinden. Um deine eigene Zukunft wäre es...« Zwirrfinst stoppte. Reptain sah nicht zu ihm während er sprach, sondern starrte einfach nur weiter stumm aus dem Spalt hinaus. »Ja?«          »Nun, es wäre schlecht um sie bestellt.«, beendete Zwirrfinst schließlich den Satz. »Ich könnte mich nicht dazu entschließen selbst zu verschwinden... Das werde ich nicht erlauben. Und deswegen frage ich mich, woher dein Ehrgeiz kommt um dieses Ziel zu erreichen.«          Reptain starrte weiterhin in die Ferne. Damals schon hatte er nicht mit Skampi über sein Verschwinden sprechen wollen. Sogar ihr zu sagen, dass sie verschwinden würde, hatte er bis zuletzt hinausgezögert. Noch während er nach den richtigen Worten suchte wie er wohl am treffendsten beschreiben konnte was sein Antrieb war begann er: »Ich verstehe, dass du nicht verschwinden willst Zwirrfinst. Aber was mich angeht... Lass es mich so ausdrücken. Selbst wenn wir verschwinden müssten...«, er schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich verschwinden müsste... Ich wäre eigentlich noch immer hier.«          »Wie meinst du das?«, war die unverzügliche Frage von Zwirrfinst die folgte.          »Nichts ist von Dauer. Wenn der Verlauf der Geschichte nicht geändert wird...«, er drehte seinen Kopf und sah nun wieder Zwirrfinst an. »... Und wenn die Welt in diesem Zustand der Dunkelheit verbleibt. Eines Tages werde ich sowieso nicht mehr hier sein und weil das so ist, ist der Zeitpunkt des Abschieds nicht ausschlaggebend.«, erklärte Reptain ruhig. Ihn selbst verwunderte es wie ruhig er darüber sprechen konnte und wie einfach ihm die Worte fielen. »Es ist nicht wichtig, wie lange du unterwegs gewesen bist. Aber das was du auf deinen Abenteuern erreichen konntest, das ist es was zählt.«          Erneut ließ Reptain seinen Blick über die Gletscher schweifen um nach den richtigen Worten zu suchen. Zwirrfinst unterbrach ihn nicht. »Solange ich lebe, möchte ich leuchten und beweisen, dass ich existiere. Wenn ich etwas erreiche, bin ich ein leuchtendes Beispiel für andere. Ich möchte, dass andere mich und meine Taten wahrnehmen. Wenn ich also etwas wirklich wichtiges erreiche, würde dies auf jeden Fall bis in die Zukunft hineinreichen.«, formulierte Reptain weiter und sah Zwirrfinst wieder mit seinen gelben, reptilienartigen Augen an. »Nicht nur bis in diese Zukunft. Auch bis in die Zukunft von Skampi und Karnimani. Ich glaube, dass zwischen uns eine enge Verbindung besteht. Durch sie bestehen meine Taten fort und die Auswirkungen meiner Taten können andere Inspirieren. Wenn ich also Verschwinde, werden meine Taten fortbestehen. Somit...« Reptain lächelte matt. »Das würde doch bedeuten, dass meine Taten Bestand haben und ich weiterhin lebe, nicht wahr?«          Reptain dachte über seine eigenen Worte nach und er wusste, dass auch Zwirrfinst darüber nachdenken würde. Vielleicht war Zwirrfinsts Angebot ernst gemeint und er würde ihm helfen gegen Schatten-Dialga und seinem neuen Gehilfen zu bestehen. Er war überzeugt von seinen Worten. Er konnte sich an Selfe erinnern der ihm dabei zugesehen hatte, wie er den Schwur in einen Baum in Fußabdruckrunen eingeritzt hatte. Jedes Pokemon das an diesem Baum vorbeigehen würde, würde sich an seine Taten erinnern. Sie würden sich daran erinnern dass er, Reptain der Dieb, die Zahnräder der Zeit nur gesammelt hatte um die Lähmung des Planeten aufzuhalten. Ja, vielleicht würde sogar Karnimani von ihm erzählen und ihn in Erinnerung aller Pokemon bewahren. Vielleicht sogar Selfe oder Knuddeluff. Reptain dachte an die Weisheit die ihm dieses merkwürdige und auf eine bestimmte Art und Weise auch verrückte Pokemon mitgegeben hatte. 'Es gibt keine bösen Pokemon. Es gibt nur Handlungen die wir nicht verstehen können, da wir dessen Hintergründe nicht kennen. Umstände die jemanden daran hindern das Warum zu erzählen.' Reptain musste dem Gildenmeister abermals zustimmen.          Er richtete sich auf nachdem Zwirrfinst nichts mehr erwiderte. »Wir haben uns genug ausgeruht. Wollen wir weiter?«, fragte er mit einem Seitenblick auf Zwirrfinst. Dieser erhob sich und schwebte einen halben Meter in der Luft. »Natürlich.«, sprach er mit seiner dröhnenden Stimme. Reptain nickte und führte ihn den Pfad entlang. Er sah schon wieder gut erholt aus. Reptain glaubte ein völlig neues Ich von Zwirrfinst gesehen zu haben. Eines, das edel war und auf dass man sich verlassen konnte. Ein anderes Ich, dass er wohl nie hätte kennen lernen dürfen, wären ihm nicht diese ganzen, unangenehmen Zwischenfälle passiert.            Die Umgebung um die beiden Pokemon herum veränderte sich zunehmend. Die vereisten Klippen und die grauen Gletscher lichteten sich immer mehr. Als Reptain und Zwirrfinst den Pfad um eine riesigen, vereiste Steinformation herum einbogen der ihnen die Sicht auf das kommende versperrte stockte Repain der Atem. Unzählige, riesige Eissäulen ragten aus dem Boden. Der Pfad endete und sie schlängelten sich zwischen den Eissäulen hindurch die einen großen Abstand zueinander hatten. Dennoch umgaben sie die beiden Pokemon wie lange, spitze Zähne. Über Reptains Rücken zog ein Schauer als es unheilvoll über ihm knallte. Er spähte nach oben zu den Spitzen der Eissäulen. Erst beim genaueren hinsehen erkannte er was genau den Krach verursacht hatte. Helle, violette Blitze fuhren an den Eissäulen schleichend entlang zu deren Spitze und entluden sich in einem lauten Knall. »Diese Eissäulen sind wirklich auffällig. Sie knistern vor Elektrizität...«, murmelte Reptain an Zwirrfinst gewandt. »Was für ein sonderbarer Ort.«          Doch auf einmal hörte Reptain genau hinter sich noch ein weiteres Geräusch. Zwirrfinst sah geradewegs über Reptain zum Ursprung des Geräusches hinweg.          »Gii.«          »Was zum...?«, murmelte Reptain und sein Blick fiel auf ein Schneppke welches sich unbeholfen umsah. Anscheinend hatte es aber Reptain und Zwirrfinst noch nicht entdeckt. Reptain ging entschlossen weiter, direkt auf das Pokemon zu. »Er ist anders als die, denen wir vorher begegnet sind.«, mahnte ihn Zwirrfinst. Verwirrt sah Reptain zu ihm zurück. »Ich weiß. Ich habe auch nicht vor ihm etwas heimzuzahlen. Ich möchte mit ihm reden.«          Zwirrfinst seufzte resigniert. »Das bringt doch nichts. Du wirst nur wieder eine schmerzvolle Erfahrung machen.«          Reptain schmunzelte. »Man wird es nie wissen wenn man es nicht versucht.«, sprach er ruhig. Zwirrfinst sollte sich sehr wohl an diesen Satz erinnern. Damals schon als er Zwirrfinst zum Kampf am Zeittunnel hinter dem Düsterwald herausgefordert hatte, hatte er genau dieselben Worte gewählt.          Reptain wand sich von Zwirrfinst ab und trat näher an das Schneppke heran. »Hey, du da.«, sprach er laut. Das Schneppke sah sich besorgt um, als es Reptain erkannte erzitterte es und machte sich so klein es nur konnte in der Hoffnung Reptain würde ihn nicht mehr sehen können. Reptain trat unsicher näher zu dem Pokemon bis er nur noch wenige Schritte von ihm entfernt war. »Ehm... Keine Sorge. Ich möchte mich nur unterhalten.«          Schneppke hielt inne und richtet sich wieder auf. Mit neugierigen Augen sprach es: »Gii?«          Reptain seufzt innerlich und er fragte sich inzwischen auch ob es überhaupt etwas bringen würde mit diesem Pokemon zu sprechen. »Sofern du es weißt, verrate mir doch bitte ob hier vor uns schon jemand vorbeigekommen ist.«          Schneppke starrte Reptain an. Er erwartete schon mit einem weiteren »Giiiii!« angeschrien zu werden und dann mit Eisbrocken beworfen zu werden. »Oh die! Ja die habe ich gesehen.«, sprach Schneppke völlig verständlich. Reptains Augen wurden groß vor Erstaunen. Er konnte es noch nicht einmal verhindern Schneppke ungläubig anzustarren »Vorhin ist hier ein Haufen furchterregender Pokemon vorbeigekommen. Zobiris soweit ich weiß.«          Reptain fasste sich schnell wieder . »Ist das wahr?«, fragte er. Zwirrfinst trat an seine Seite und raunte: »Wohin sind sie gegangen?«          Schneppke zeigte in eine Richtung hinter sich. »Sie sind genau hier entlang gegangen zum Ende des Eiszapfenwalds.«          Reptain folgte der Deutung mit seinen Augen. »Ist das Ende noch weit entfernt?«, fragte er, doch Schneppke drehte sich zu Reptain zurück und schüttelte seinen plumpen Körper. »Nein. Das Ende ist nicht mehr weit und ihr werdet es schon bald erreichen wenn ihr losgeht. Am Ende des Eiszapfenwalds befindet sich ein breiter Pfad der hinausführt. Er ist unfehlbar.«          »Gut.«, Reptain nickte langsam. »Hast du nur Zobiris gesehen oder war noch jemand anderes bei ihnen?«          »Hmm...«, machte Schneppke langgezogen. »Oh, jetzt wo du es erwähnst...«, sprach es und berichtete: »Die Zobiris trugen noch ein anderes Pokemon. Dieses Pokemon war rosa... Und sehr hübsch.«          »Celebi!«, rief Reptain atemlos aus und schnappte nach Luft. Celebi wurde bereits gefangen genommen? Nein! Das durfte nicht sein.          »Waren da noch andere Pokemon? Es hätte noch ein weiteres Pokemon bei ihnen sein sollen, das stärker aussieht als die Zobiris.«, erklärte Zwirrfinst. Doch Schneppke sah eher verwirrt drein. »Hmm... Lass mich überlegen...«, murmelte es.          Es konnte nicht sein. Celebi wurde bereits gefangen genommen? Sie hatten zu viel Zeit eingebüßt. Auf einmal krachte und donnerte es über ihnen was einen starken Lärm erzeugte. »Was zum...?« Reptain sah nach oben. Auf der Spitze der Eissäule direkt neben ihm hatte sich eine ganze Menge Elektrizität angesammelt die sich nun auf einen Schlag entlud. Die hellen, violetten Farben der Funken, sprühten umher und erleuchteten die Umgebung.          Schneppke krümmte sich zusammen und wimmerte leise. »Die Elektrizität auf der Säule hat deutlich zugenommen.«, murmelte Zwirrfinst als Schneppke ein gequiektes »Giiiiii!«, von sich gab und davon flitzte.          »Oh, hey!«, rief Reptain hinterher doch Schneppke war bereits hinter mehreren Eissäulen aus seiner Sicht verschwunden.          Das Krachen und Knistern über den Pokemon erstarb als Zwirrfinst kommentierte: »Sieht fast so aus als ob es sich beruhigt hat.« Reptain sah noch einmal zur Säule hinauf und dann wieder zu dem Punkt an dem er Schneppke zuletzt gesehen hatte. Er seufzte: »Was ist denn plötzlich mit ihm los gewesen?«          »Wie auch immer.«, murmelte Zwirrfinst und schwebte an Reptains Seite. »Celebi und die Zobiris sind am Ende des Eiszapfenwaldes. Ich konnte zwar keine Bestätigung mehr von Schneppke bekommen, aber die Chancen stehen gut dass Meister Dialga und sein neuer Gehilfe ebenfalls dort sind.«          »Ja.«, erwiderte Reptain und wand seinen Blick endlich von dem Punkt ab, an dem er Schneppke aus den Augen verloren hatte. »Das war ein guter Hinweis.« Die Entschlossenheit in ihm wuchs als er seinen Blick geradeaus auf sein Ziel richtete. Er hätte gerne gewusst wie es Celebi ging, aber er würde sich wohl selbst über ihrem Zustand überzeugen müssen. »Wir werden sie nicht entkommen lassen.«, knurrte Reptain und lief voraus.          Zwirrfinst folgte ihm dicht auf den Fersen. Sie drangen tiefer in den Eiszapfenwald ein, doch sie kamen gut voran. Reptain konnte über größere Hindernisse die sich ihm in den Weg stellten, wie umgestürzte Eissäulen, hinwegspringen und Zwirrfinst schwebte ohnehin die ganze Zeit. Das Knistern und unheimliche Fauchen von Elektrizität über ihren Köpfen nahm deutlich zu, je näher sie dem Ende des Eiszapfenwaldes kamen. »Wartet nur Zobiris...«, murmelte Reptain und knirschte mit den Zähnen. Celebi musste noch ein bisschen durchhalten, er wäre bald da.          Der Eiszapfenwald lichtete sich kaum als sie den breiten Pfad fanden der aus dem Wald voller Säulen und fauchender Elektrizität hinausführen sollte. Reptain ging nun vorsichtiger weiter. Jeden Augenblick konnten die Zobiris in Sicht kommen und vielleicht hatten sie auch eine Falle hier für ihn und Zwirrfinst vorbereitet. Argwöhnisch sah er sich um, doch außer dem gelegentlichen Fauchen und Knallen der kleinen elektrischen Entladungen konnte er nichts hören oder erkennen. Er hob seinen wachsamen Blick und erkannte etwas, was ihm förmlich ins Auge stach. »Dort drüben ist eine bemerkenswert große Eissäule.«, sprach Reptain und deutete mit einem Kopfnicken auf diese. »Ich habe da ein merkwürdiges Gefühl...«          Zwirrfinst erkannte ebenfalls etwas. Sein rotes Auge weitete sich kaum merklich und er fiel Reptain ins Wort. »Oh nein! Reptain! Dort drüben! Genau hinter den vier riesigen Säulen... Kannst du das sehen?«, fragte er aufgeregt. Reptain senkte seinen Blick und erstarrte. »J-ja kann ich!« Sein Herz rutschte ihn bis in die Zehenspitzen.          »Sieht fast so aus als ob da jemand ohnmächtig am Boden liegt.«, murmelte Zwirrfinst stockend. »Komm schon!«, trieb Reptain Zwirrfinst an und lief voraus.          Als er der Gestalt immer näher kam stockte ihm der Atem. Direkt hinter den vier riesigen Eissäulen auf denen sich die Elektrizität ab und an entlud und knallte, konnte er das Wesen nun klar und deutlich erkennen welches auf dem Boden lag. »Oh nein...«, murmelte er und machte einen weiteren Satz nach vorne. »Celebi! Celebi kannst du mich hören?! Ich bin es, Reptain!«, rief er zu ihr herüber, doch Celebi rührte sich nicht. Lediglich der wage Anflug eines Zuckens rührte über ihren Körper. Ein lilafarbenes, durchscheinendes Gas hüllte ihren Körper ein. Reptain hielt inne und verengte seine Augen als er auch schon entdeckte wonach er suchte. »Dieser-... Kryppuk!«, schrie er zornig woraufhin der Spiritkern der unmittelbar neben Celebi lag erzitterte.          Das Geisterpokemon trat langsam aus seinem Spiritkern hervor und manifestierte sich, während seine Augen unschuldig auf Reptain ruhten.          »Kryppuk! Du! Warum hast du Celebi das angetan?!«, rief Reptain zornig und ging einen weiteren Schritt vor. Er ließ das Geisterpokemon für keinen Moment aus den Augen. Reptain wusste wie gefährlich Kryppuk sein konnte. »Du liegst FALSCH! GANZ falsch... Das war nicht UNSERE Tat!«, versuchte sich Kryppuk zu verteidigen. Doch das schmierige Grinsen des Geisterpokemons verriet dass dieser nicht die Wahrheit sagte.          Reptain blaffte ihn an: »Schluss mit den Lügen ich glaube dir kein Wort! Erkläre uns lieber warum Celebi so daliegt. Das hast du mir früher auch schon einmal angetan, daher weiß ich dass du es warst. Wenn nicht du Celebi so zugerichtet hast, wer soll es dann gewesen sein?« Wütend ging Reptain einen weiteren Schritt vor, dann verfloss seine Wut auf Kryppuk wie im Nichts. Was war das? Sein Körper fühlte ganz merkwürdig an. Jede Zelle seines Körpers war angespannt und jeder Nerv begann zu kribbeln. Als wäre ein Puls durch seinen Körper gerast der ihn auf irgendetwas aufmerksam machen wollte. Er verstand es nicht, aber er wusste dass es ein schlechtes Zeichen war. Irgendetwas lief ganz und gar verkehrt. Aber woher kam dieses Gefühl der Gefahr was auf ihn eindrückte wie ein wütendes Mamutel? Reptain wagte es nicht sich zu bewegen.          »Du liegst FALSCH! Bitte GLAUBE uns!«, rief Kryppuk zu Reptain herüber und versuchte ihn aus seiner Starre zu lösen.          Langsam hob Reptain seinen Blick und sah sich verwirrt um. Dieses Gefühl kam nicht von irgendwo. Irgendetwas möchte ihm dieses Gefühl mitteilen. Seine Wachsamkeit wies ihn darauf hin. Doch woher? Auf was sollte er achten? An was hatte er nicht gedacht? Was verstand er nicht?          »R-Reptain!« Eine schwache, hohe Stimme drang an seine Ohren und Reptain drehte sich augenblicklich aus seinen Gedanken gerissen zu Celebi. »Celebi! Du bist aufgewacht!« Erleichterung durchfloss seinen Körper, aber das Gefühl der herannahenden Gefahr war noch immer so präsent als würde sie direkt vor ihm stehen.          Kryppuk drehte sich zu Celebi: »D-Du!«, rief es. »Da hast du dir aber eine SONDERBARE Zeit zum aufwachen ausgesucht! Würden wir DICH fliehen lassen, dann...«          »Lass Celebi gehen, Kryppuk!«, unterbrach Reptain ihn und ging auf ihn zu während er seine Halmblätter an seinen Unterarmen durchstreckte. »Wenn du sie nicht gehen lässt, wirst du was erleben! Zwinge uns nicht Gewalt anzuwenden!«          Wieder näherte sich Reptain auf Kryppuk und Celebi ungeachtet der Warnung auf Gefahr, die sich in jeder Zelle seines Körpers festgesetzt hatte, doch plötzlich schrie Celebi verbissen: »N-nicht näher kommen!«          Noch bevor Reptain sich fragen konnte was sie damit meinte oder vor was genau sie ihn warnen wollte, zischte und fauchte es über ihm. Er sah hoch zu den vier Eissäulen in dessen Mitte er nun stand. Die Elektrizität der vier Eissäulen entlud sich gleichzeitig und bildeten ein Kraftfeld auf der Fläche zwischen sich. Die Elektrizität entlud sich genau durch Reptains Körper hindurch. Das Fauchen und Knistern der Elektrizität hüllte ihn ein als Stromschläge seinen Körper durchzuckten und diesen unter unglaublich hohe Spannung setzten. Reptain schrie qualvoll auf als die Spannung in seinem Körper anstieg. Er stürzte auf die Knie und versuchte sich aufrecht zu erhalten, doch der Schmerz und die Spannung zwangen ihn weiter auf den Boden. Er versuchte sich freizukämpfen, weg zu robben, irgendetwas! Aber er konnte sich absolut nicht bewegen. Die Entladungen der Eissäulen durchströmten seinen Körper, lähmten ihn und fügte ihm unglaubliche Schmerzen zu. Als würde durch jede Pore seines Körpers ein Messer gestoßen werden. Lieber würde er sich seine gesamten Blätter herausreißen, wenn er damit nur diesem Schmerz entkommen konnte. Die Elektrizität drückte ihn zu Boden. »Heeh... Haben WIR dich!«, rief Kryppuk triumphierend.          »D-Du! ...«, versuchte Reptain herauszubringen doch er musste sich bemühen überhaupt Luft zu holen, was so sehr schmerzte, als wären seine Lungenflügel mit Glassplittern gespickt. Er wurde schwächer. Er verlor seine Kraft. Er war geradewegs in eine Falle gelaufen. In eine Falle von Kryppuk. Warum? Das machte doch keinen Sinn.          Kryppuk sah über Reptain hinweg. Unsicher begann er zu sprechen: »Ähm... Wir können GEHEN, oder? Unsere Arbeit IST getan, also machen wir uns auf dem WEG. Richtig, Zwirrfinst?«          Reptain schnaufte stöhnend. »W-was sagst du...?!«          Er hatte gar nicht bemerkt dass Zwirrfinst nicht mehr an seiner Seite war als er immer weiter vor, direkt in die Falle gelaufen war. Doch jetzt näherte sich Zwirrfinst bedeutend langsam. »Hehehe... Reiß dich zusammen Kryppuk. Bleib doch noch ein bisschen bei uns.«, säuselte Zwirrfinst zuckersüß.          »Wähähä!« Nein. Es konnte nicht sein. Doch Reptain bemühte sich die Augen zu öffnen um zu sehen was geschah. Um zu begreifen, dass es wirklich geschah. Hinter Kryppuk kamen drei Zobiris aus der Deckung der schneebedeckten Felsen hervorgesprungen und belagerten ihn. Kryppuk sah aus als wäre er gerade lieber irgendwo anders. Hinter Reptain erschallte das diabolische Lachen von Zwirrfinst. Ein Gelächter dass ihm alle Organe zusammenziehen ließ. Die Elektrizität entlud sich immer weiter in seinem Körper, während er hingegen immer schwächer wurde. Reptain kämpfte um die Kontrolle seines Körpers und seines Bewusstseins während Zwirrfinst immer noch unheilvoll lachte. »Zwirrfinst! Du! Was geht hier vor sich?!«, schrie er und verlangte nach Antworten.          Zwirrfinst hörte auf zu lachen. Amüsiert säuselte er: »Hör gut zu Reptain. Dieser neue Gehilfe von Meister Dialga... Niemand hat eine Ahnung wer er ist.«          »Was?« Reptain keuchte. Nur langsam wollte sein Denkvermögen zulassen dass die Falle von Zwirrfinst inszeniert wurde.          »Alles... Wirklich alles ist so gelaufen wie ich es geplant hatte.«, höhnte Zwirrfinst laut. »Der Eiszapfenwald ist ein besonderer Ort. Wenn du lange genug den Entladungen dieser Eissäulen ausgesetzt bist, bleibt dein Körper als eine leere Hülle zurück. Dich in die Mitte der vier Säulen zu lotsen war überraschend einfach. Weißt du, an dieser Stelle ist die Kraft am konzentriertesten.«          Reptain wollte es immer noch nicht glauben. Aber nun, da der Verrat von Zwirrfinst selbst ausgesprochen wurde, musste er es akzeptieren. Eine leere Hülle? Was meinte Zwirrfinst damit? Reptain konnte die Worte nicht über die Lippen bringen. Die Schockwellen die seinen Körper durchzuckten und ihn vor Schmerz lähmten waren zu groß, zu intensiv. Und mit jeder verstreichenden Sekunde stieg der Schmerz an.          »Mein Plan, so effizient und elegant. Großartig.«, staunte Zwirrfinst über sich selbst. »Ich habe dich hierher gelockt, Reptain. Sobald dein Körper nur noch eine leere Hülle ist, werde ich von ihm Besitz ergreifen und mit deiner Gestalt in die Vergangenheit zurückkehren.«          »Was?!« Reptain keuchte. Es fiel im mit jeder Sekunde schwerer Luft zu holen.          »Wenn Reptain in die Vergangenheit zurückkehrt, dann werden sich Skampi und Karnimani mit Sicherheit wahnsinnig freuen, glaubst du nicht auch?«, säuselte Zwirrfinst unheilvorhersagend. »Sie werden keinen Verdacht schöpfen und dich - oder wohl eher mich - als alten Freund willkommen heißen. Wie bedauernswert, dass die beiden den Schönheitsfehler vor lauter Freude gar nicht mitbekommen werden. Dein Körper Reptain, er wird durch mein Bewusstsein gesteuert werden. Du wirst meine Marionette sein die Skampi und Karnimani aus dem Weg räumen wird. Alles, was wir bisher gemacht haben, hat das hier nur vorbereitet.« Zwirrfinst grollte. »Weißt du Reptain, der neue Gehilfe, es ist dein Körper Reptain! Genau! Im Grunde genommen bist du selbst der neue Gehilfe! Ahahahaha!«          Reptain versuchte seinen Schmerz zu unterdrücken. Gepresst formte er die Worte die seinen Mund verließen. »Nein... Oh nein! Zwirrfinst! Das kann nicht wahr sein! Ich meine... Wann hast du das alles geplant...? D-du und ich sind zusammen aus der Vergangenheit in diese Welt zurückgekehrt. Du hattest doch gar nicht genügend Zeit, die Zobiris einzuweihen! Wie hast du also...«          Der Schmerz machte es ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen und ihn zu entfalten. Aber dennoch, jetzt da er die Worte ausgesprochen hatte, fing er den Gedanken ein und spinnt ihn weiter. Zwirrfinst war nicht bewusstlos gewesen als er erwacht war. Reptain glaubte nur, dass er zuerst erwacht war, aber in Wirklichkeit war es viel mehr anders herum gewesen. Zwirrfinst hatte vor ihm das Bewusstsein wiedererlangt. So hatte er genügend Zeit gehabt um mit den Zobiris zu sprechen. Was für ein... perfider Plan...          »Hah! Und du hast absolut keinen Verdacht geschöpft, Reptain.«, spottete Zwirrfinst weiter.          Die Konzentration der Elektrizität verstärkte sich und Reptain schrie laut und gequält auf. Doch die Verstärkung endete abrupt. Die Auswirkung war allerdings verheerend. Reptain hatte die Kontrolle über seinen Körper gänzlich verloren. Er konnte noch nicht einmal mehr seine Muskeln anspannen, solch überwältigende Schmerzen durchströmten seinen Körper. Seine Atmung war jetzt unregelmäßig und wenn er seine Lungen mit Luft füllte, gelangte nur noch die gefühlte Hälfte des Sauerstoffs in seinen Blutkreislauf.          »R-Reptain!«, rief Celebi, doch auch ihr Ruf klang schwach.          Zwirrfinst seufzte laut und sehr zufrieden. »Du warst mir die ganze Zeit ein Dorn im Auge, Reptain. Aber deine Zeit ist abgelaufen. Wenn ich erst einmal die Kontrolle über deine leere Hülle erlangt habe und in die Vergangenheit gereist bin, wird es ein Kinderspiel sein Skampi und Karnimani endlich auszutricksen.«, schwärmte Zwirrfinst und mahlte sich wahrscheinlich schon aus wie genau er Skampi und Karnimani beseitigen würde. »Nun gib schon auf und füge dich deinem Schicksal!«          Ein weiterer, heftiger Ladungsstoß der aber wieder nur ein paar Sekunden andauerte stieß durch Reptains Körper. Es fühlte sich an als würde eine Horde Kangama über seinen Körper trampeln und ihn zerquetschen, aber das wäre noch ein viel zu mildes Beispiel dafür was für Schmerzen ihm wirklich wiederfuhren. Reptain ächzte als er versuchte seine Stimme zu finden. »War ich... War ich zu vertrauensselig...? Ich dachte,... Ich könnte dir... Aber... Ich habe dir geglaubt...«, stammelte er.          »Stimmt Reptain. Der Punkt an dem du wirklich angreifbar bist, ist deine Vertrauensseligkeit. Ich habe es bereits gesagt, aber ich wiederhole es gerne noch einmal, um es klar zu stellen.« Zwirrfinst holte tief Luft. »Ich verabscheue dich. Selbst als ich dich beschützte, war es alles im Sinne meines Plans.«          Celebi rief gepresst von der anderen Seite der Entladungen: »D-Du... Feigling!«          »Hah!«, höhnte Zwirrfinst. »Sag du nur was immer du willst. Aber ihr müsst euch am Ende eingestehen, dass ihr verloren habt. Und das, weil du Reptain, mir vertraut hast!«          »Nein!«, jaulte Reptain unter einem heftigen, erneuten Ladungsschock hervor. »Das glaube ich nicht...! Ich... Ich habe mich nicht geirrt...«, presste er hervor. »Ich... vertraue... dir immer noch... Zwirrfinst.«          Zwirrfinst stockte und ließ seinen Blick über Reptain schweifen. »Ha! Habe ich richtig gehört?!« Zwirrfinst lachte ein weiteres Mal diabolisch höllisch auf. »Du sagst das nach allem, was ich dir angetan habe?! Du hast immer noch Vertrauen?! In mich?! Haha!«          Reptain biss sich auf die Zähne. Ja, das was er aussprach stimmte. Wie konnte er noch immer Vertrauen in Zwirrfinst haben? Aber eben jenes Vertrauen in Zwirrfinst hatte ihn dazu veranlasst seine Gedanken auszusprechen. »Ja...!«, rief er verzweifelt. »Trotz allem... weiß ich, wie es in deinem Herzen aussieht, Zwirrfinst... Einen Moment lang haben wir uns... Verstanden.«          »Pft... Einen solchen Augenblick gab es zwischen uns nicht.«, stellte Zwirrfinst zerschmetternd klar.          »Oh doch!«, knirschte Reptain und zwang sich vor Schmerz nicht aufzuschreien. »Ich bin mir ganz sicher. Während unseres Abenteuers, als wir gemeinsam Rücken an Rücken kämpften... Während du an meiner Seite warst... Währenddessen habe ich gespürt, wie sich deine negativen Gefühle in Luft auflösten.«          »Was?!« Zwirrfinst sah ungläubig auf Reptain. »Was sagst du da?! Das ist unmöglich! Es ist so wie ich es gesagt habe! Ich verabscheue dich! Und das ist alles, was du gespürt haben kannst!«, blockte Zwirrfinst ab.          Reptain knirscht mit den Zähnen. Er musste Zwirrfinst erreichen. »Versuche dich mal zu erinnern. Es geht nicht nur darum was ich gespürt habe. Ich bin sehr achtsam und trotz meiner Achtsamkeit entschied ich mich während unseres Abenteuers dafür, dir zu vertrauen... Weil ich dein wahres Ich erkannte. Einen Charakter, geprägt von Teamgeist und Verantwortung. Ich habe es genau gespürt. Dein... Dein wahres, edles ich!«, rief Reptain unter Schmerzen.          »M-...«, Zwirrfinst stotterte. »W-wahres... Edel... Mein wahres Ich... Mein...«          »Du hast Schatten-Dialga deine ergebene Treue gelobt... Deswegen versuchst du diese Welt der Dunkelheit zu beschützen. Aber dieser Ehrgeiz nährt sich allein aus deiner Furcht vor dem möglichen Verschwinden. Aber ganz im Ernst... Reicht das denn aus?« Reptain keuchte und stoppte zwischen seinen Worten. Seine Stimme wurde mit jeder Silbe schwächer. Er versuchte lauter zu brüllen auch wenn es nichts brachte. Er musste selbst daran glauben, dann konnte er Zwirrfinst erreichen. 'Es gibt keine bösen Pokemon.' meldet sich eine Stimme in seinem Gedächtnis, während der Schmerzgrad der Elektrizität abermals anstieg. »Nicht zu verschwinden von dieser dunklen Welt... Ist das wirklich eine Aussicht, für die es sich zu kämpfen lohnt? Dieser Sinn des Daseins... Denk doch mal drüber nach, wonach es sich zu streben lohnt, Zwirrfinst!«          Reptain sah nicht was hinter ihm geschah. Zwirrfinst sah von Reptain weg wie er gefoltert durch die Elektrizität immer schwächer wurde. Sein Blick wurde glasig als er über die Worte von Reptain nachdachte. Plötzlich begann er zu zittern. Als hätte ihn etwas erschüttert. Als wäre etwas in ihm zerbrochen.          »Erinnere dich Zwirrfinst!«, schrie Reptain mit letzte Kraft. »Daran, was ich gespürt habe während unserer Reise! ... Dein wahres Ich!« Der Schmerz zwang Reptain sich flach gegen den Boden zu pressen. Er versuchte sich auf das Atmen zu konzentrieren, doch er konnte nur ab und an jämmerlich nach Luft schnappen die sich sofort verflüchtigte. Der Schmerz raubte ihm jeden Verstand den er noch aufbringen konnte. Er hörte nicht wie Zwirrfinst leise mit sich selbst murmelte. Nur den gequälten Ausruf der Verwirrung nahm Reptain wahr. Hatte er es geschafft? Hatte er ihn erreicht?          »M-Meister Zwirrfinst!«, rief einer der Zobiris erschrocken und näherte sich Zwirrfinst als dieser seine Hände an die Seiten seines Kopfes gelegt hatte und sich hin und her warf. »I-Ist alles in Ordnung?«          »Seid still!«, rief Zwirrfinst wutentbrannt und fegte mit der Pranke den Zobiris einige Meter von sich weg. Er hielt sich wieder den Kopf. Ein weiterer Aufschrei der von Zwiespalt und Verwirrung geprägt war folgte.          Der Ladungsstoß verstärkte sich abermals dem Reptain ausgeliefert war. Er brüllte auf und mit der letzten Kraft die er aufbringen wollte schrie er: »Das gilt auch für euch, Zobiris! Habt ihr euch nie Gedanken über die Zukunft oder einen Neuanfang gemacht? Schatten-Dialga zu dienen und die ganze Zeit in Dunkelheit zu verbringen... Ist es das was ihr wirklich wollt? Was sagt euer Herz? Euer Stolz?!«          Reptain bekam nicht mehr mit wie die Zobiris reagierten, oder ob er sie erreicht hatte. Die Spannung in seinem Körper zersplitterte ihn regelrecht von innen heraus. Er unterdrückte ein erneutes aufbrüllen. Er hielt das nicht mehr aus. Seine Kraft... Sie schwand dahin...          Wie aus weiter Ferne konnte er Celebi hören die auf Kryppuk einredete er solle etwas unternehmen. Die Konzentration des Ladungsstoßes nahm weiter zu. Reptain kam es so vor als würde alles was in ihm inne wohnt, jedes Organ zersplittern und zu Staub zermahlen werden. Ihm wurde schwarz vor Augen. Der letzte Gedanke, dass sein Körper als eine leere Hülle zurückbleibt. Dass er letztendlich doch verloren hatte.          Er spürte wieder etwas. Das Gefühl von Schmerz durchzuckte wieder seinen Körper. Auch hörte er noch immer die ein oder andere elektrische Ladung die sich bitzelnd über seinen Körper fraß und sich immer leiser werdend entlud. Ein Stoß und eine harte Landung auf der Seite war das erste gewesen was er gespürt hatte. Durch seinen Aufprall auf den Boden wurde der klägliche Rest der Luft aus seiner Lunge gepresst und vor Schreck hatte er geatmet. Merkwürdig... Frei hatte sich dieser Atemzug angefühlt. Gierig sog er die Luft ein, die nicht mehr schmerzte und die vollends von seinem Körper akzeptiert und angenommen wurde.          Er hustete und röchelte. »Reptain! Geht es dir gut?!«, rief eine hohe Stimme besorgt. Nein. Ihm ging es überhaupt nicht gut. »Ging...«, er hustete erneut und schnaufte. »Ging mir schon mal besser...«, brachte er heraus, während er versuchte zu realisieren was geschehen war. Sein Körper... Er spürte seinen Körper wieder. Er konnte sich noch immer nicht bewegen. Sein Körper schmerzte fürchterlich und er fühlte sich gelähmt an, aber er spürte seinen Körper wieder. In diesem Augenblick liebte er jeden noch so schmerzenden Muskel der in seinem Körper rebellierte sobald er versuchte sich zu bewegen.          »M-Meister Zwirrfinst...?!«, rief ein Zobiris verwirrt mit seiner schrillen Stimmlage. »E-Er hat Reptain gerettet...! Meister Zwirrfinst!«          War es das gewesen? Hatte Zwirrfinst ihn gerettet? Ihn aus dieser tödlichen Falle... Gerettet? Er versuchte die Augen zu öffnen und blinzelte angestrengt, als sich die Welt um ihn herum pechschwarz färbte. Er konnte ein brüllen hören welches weit entfernt über ihm zornig die Luft erfüllte.          »Wähähä!«, kreischten die Zobiris in heller Aufruhr. Irgendetwas war geschehen, etwas womit niemand gerechnet hatte. Reptain mühte sich, seinen Blick zu klären als Zwirrfinst gepresst sprach: »M-Meister Dialga!« gefolgt von einem Aufprall und einem geächzten »Uff!«          Reptain versuchte kläglich den Kopf zu schütteln und blinzelte erneut. Seine Sicht schärfte sich etwas, doch noch immer waren es nur verschwommene Konturen. Schatten-Dialga baute sich vor Zwirrfinst auf und schleuderte ihn ein weiteres Mal mehrere Meter weit weg. Er schlug auf den Boden mit einem stöhnen auf. Schatten-Dialga näherte sich abermals Zwirrfinst. Rasende, irre Wut ging von ihm aus während er mit seinen Vorderbeinen auf Zwirrfinst einstampfte.          »M-Meister Zwirrfinst...«, wimmerten die Zobiris und näherten sich dem Geschehen. Sie ließen Kryppuk und Celebi außer Acht und starrten auf das Geschehen. »W-wir müssen ihn beschützen! Los geht's!«, rief ein besonders mutiger Zobiris. Die anderen fünf rannten kreischend auf Schatten-Dialga zu und griffen seine Seiten, seine Füße und seinen Rücken mit der Kratzfurienattacke an. Schatten-Dialga bäumt sich auf und an dem Amulett vor seiner Brust entfaltete seine Kraft zu einen Zeitenlärm. Er fegte die Zobiris mit der Kraft von sich weg. Sie wirbelten ein paar Meter weg wo sie dann reglos liegen blieben.          Schatten-Dialga brüllte abermals. Betrogen wurde er, von seinem eigenen Gehilfen. Er erhob seinen Schweif und ließ ihn auf Zwirrfinst hernieder sausen der nicht mehr im Stande war sich zu bewegen, oder auszuweichen.          Reptain versuchte sich aufzurichten, rutschte aber ab. Er verkrampfte sich unter den Schmerzen die noch immer über seinen Körper zuckten. Er keuchte. Er musste sich bewegen. Aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Er versagte ihm den Dienst. Abermals versucht Reptain sich aufzustemmen.          Kryppuk der das ganze eher als ungesehener Gast mit angesehen hatte erkannte seine Möglichkeit zur Flucht. Er zog den Teil seines Geists ein der über Celebi gelegen hatte und verschwand in dem Spiritkern, der sich daraufhin rollend fortbewegte.          Celebi blinzelte als sie sich wieder frei bewegen konnte und erhob sich in die Luft. Auch wenn sie geschwächt war, waren ihre Augen voller Abscheu verengt und sah auf Schatten-Dialga. »Dialga!«, rief sie laut und flog auf ihn zu, bereit ihn mit aller Kraft die sie aufbringen konnte anzugreifen. »N-nein! Celebi!«, rief Reptain entgeistert und versuchte sie aufzuhalten, doch sie war nicht mehr zu stoppen. Wie eine Kugel raste sie auf Schatten-Dialga zu, doch bevor sie ihn erreichen konnte entschwand die Welt aus den Blicken aller, für ein paar Herzschläge.            Alles war ruhig. Kein Mucks war zu hören. Weder von den Zobiris, noch von Schatten-Dialga oder Celebi. Das Licht legte sich und gab wieder die Sicht auf die Umgebung frei. Celebi schwebte auf der Stelle noch mehrere Meter von Schatten-Dialga entfernt und sah sich verwirrt um. »Wah! Wa-Was?« Sie starrte nach oben und ihre grünen Augen weiteten sich. »W-was ist das?!«          Sogar Schatten-Dialga wand sich von Zwirrfinst ab, der immer noch am Boden lag und hob seinen großen Kopf in den Himmel. Scheinbar ungläubig betrachtete er was dort am Himmel über ihm langsam hinweg zog. Er röchelte. Reptain baute seine Kraft ein weiteres Mal auf um zumindest den Kopf zu heben. Um in den Himmel zu sehen und zu entdecken was alle so aufregten. Dann erkannte er, was alle so durcheinander brachte. Seine Gesichtszüge wurden weich. »Wenn ich mich recht entsinne...«, murmelte er leise. »Dann nennt man das Polarlicht, glaube ich.«          Reptain blinzelte. Endlich... Skampi... Karnimani... Endlich war die Veränderung der Zeit auch in dieser dunklen Welt spürbar. Sie hatten es geschafft. Sie hatten den Lauf der Geschichte verändert. Reptain atmete die Luft um sich herum ein. Sie war eiskalt und frisch. Der Wind wehte über seinen geschundenen Körper hinweg. Er genoss den eisigen Windzug der über ihn hinweg pfiff. Diese ungewohnte Kälte, war ihm willkommen.          »Das bedeutet...«, begann Zwirrfinst und stöhnte. »Die Sonne... Die Luft bewegt sich wieder... Die Lähmung des Planeten... Sie ist vorbei. Alles bewegt sich wieder.«          Schatten-Dialga brach auf einmal zusammen und ein drohendes grollen entfaltete sich aus seiner Kehle. Es stand wieder auf, stand fest auf allen vieren und Brüllte seine Wut über das Land welches in Bewegung geraten war.          Schatten-Dialga war noch wilder geworden. Ein Angriff von Schatten-Dialga mit dem Schweif folgte und Celebi wurde auf den Boden katapultiert. Schatten-Dialga brüllte erneut wahnsinnig und wutentbrannt und verschwand in einem gleißenden Licht welches von dem Juwel an seiner Brust ausging.          Reptain blinzelte, seine Gedanken schwanden langsam als er seinen Kopf wieder auf dem Boden ablegte. Die Zeit, sie floss wieder. Der Einsturz des Zeitturms, er hat nie stattgefunden. Skampi und Karnimani... Sie hatten es geschafft. Seine Augen suchten das Plateau ab. Celebi lag einige Meter von ihm entfernt auf dem Boden, aber sie richtete sich bereits wieder auf. Zwirrfinst lag auf der anderen Seite der Lichtung mit den vier gigantischen Eissäulen. Die Zobiris sammelten sich um ihn herum. Reptain seufzte erleichtert. Die Zeit floss wieder. Und doch hatten sie noch nicht gewonnen. Ein Brüllen fegte von einem verschneiten Berg über ihnen in das Tal in dem auch er verletzt lag. Noch immer unfähig, sich von alleine zu bewegen. Doch der Kampf war noch immer nicht vorbei.   Kapitel 14: 14 - Sonnenaufgang ------------------------------            Für eine Sekunde hatte er es gewagt seine Augen zu schließen und seine Gedanken treiben lassen. Nun waren die Auswirkungen der Veränderung endlich in der Welt zu spüren. Der Wind pfiff kalt über die Frostinsel und ließ Reptain erzittern. Endlich war die Veränderung der Geschichte in dieser Welt spürbar. Wie lange hatte er sich danach gesehnt. Skampi und Karnimani hatten es geschafft gegen Dialga anzukommen und die Zahnräder der Zeit zur rechten Zeit in den Zeitturm einzusetzen. Er öffnete seine Augen wieder als er leise Schritte hörte die sich in seine Richtung bewegten. Er blinzelte und erkannte zwei Zobiris die unsicher zu ihm herab sahen.          Reptain stützte sich auf seinen Klauen ab und versuchte auf die Beine zu kommen aber er kam nur beträchtlich langsam nach oben. Die Zobiris wechselten einen unsicheren Blick miteinander ehe sie ihm unter die Arme griffen und ihn aufrecht stützten. Reptain blinzelte benommen als er wackelig auf den Beinen stand. Celebi schwebte freudig zu ihm und breitete ihre Arme aus um Reptain um den Hals zu fallen. Es machte ihm nichts aus. Er war so froh dass Celbi wohl auf war.          »Mein lieber Reptain.«, begann Celebi zu sprechen. »Ich hatte schon befürchtet, dass du wieder gescheitert bist als ich dich gesehen habe. Aber die Nordlichter sind das Zeichen dafür dass sich der Lauf der Geschichte verändert hat. Ich bin so froh dass du hier bist.« Reptain sah Celebi an als sie sich von ihm löste und ihn übers ganze Gesicht anstrahlte. Wie sehr er sie vermisst hatte. Wie sehr er ein freundliches Gesicht vermisst hatte, das wusste, was er alles in seiner Vergangenheit hier in dieser Welt getan hatte.          »Dass du einmal gefangen genommen werden würdest...«, begann Reptain und stoppte. Seine Stimme war ziemlich dünn und er musste husten.          »Oh, ich hätte auch nicht daran gedacht, dass man mich fangen würde.«, kicherte Celebi. »Ich hatte wirklich nicht geahnt, dass mir Schatten-Dialga persönlich nachjagen würde.«          Reptain schluckte. »Aber dir geht es gut.«, stellte er fest und ließ seinen Blick über das Tal schweifen als er versuchte einige unsichere Schritte zu gehen. Der Boden unter ihm begann zu beben und ein weiteres, erschreckendes Brüllen schallte über die Berge zu ihm hinunter. Reptain wankte, aber die Zobiris halfen ihm - wenn auch unbeholfen - auf den Beinen zu bleiben. Unsicher hob er seinen Kopf. »Das war Schatten-Dialga, oder?«          »Ja.«, antwortete Celebi besorgt. »Er scheint nicht begeistert davon zu sein, dass die Zeit wieder normal fließt und die Geschichte verändert wurde.«          »Ihr da! Kommt! Wir müssen Schatten-Dialga nachgehen.«, donnerte die grollende Stimme von Zwirrfinst. Reptain hob den Kopf und lächelte matt, als Zwirrfinst näher auf ihn und Celebi zukam, gefolgt von zwei Zobiris. Es ging ihm schon wieder besser. Er hatte noch immer Schrammen von den Hieben die Schatten-Dialga ihm zugefügt hatte, aber er sah entschlossen drein. »Warum?«, fragte Celebi und rümpfte die Nase. Auch wenn Celebi nicht aussprach was sie dachte, Reptain wusste es genau, denn er selbst dachte ebenso. Schatten-Dialga würde nicht mehr lange existieren. Er würde verschwinden, ebenso wie sie alle. Da die Zeit in dieser Welt nun wieder funktionierte, würden sie alle verschwinden, da diese Welt der Dunkelheit nie existiert hatte. Die Veränderung der Geschichte wurde in der Vergangenheit vorgenommen, in der sich noch immer Skampi und Karnimani befanden.          Zwirrfinsts Blick verdüsterte sich. »Noch sind wir nicht verschwunden, ebenso wie Meister Dialga.«, kommentierte Zwirrfinst blaffend. »Meister Dialga agiert geradezu tobsüchtig und ist nicht mehr Herr seiner Sinne. Er wird von irgendeinem Instinkt angepeitscht ein Ziel zu erreichen, dass sich hier in der Nähe befindet. Die Zobiris berichteten mir, dass er auf dem Weg dieses Berges ist.«, murrte Zwirrfinst und deutete auf eine Bergkette direkt über ihnen. »Aber...«, murmelte Celebi und ihre grünen Augen weitete sich. »Nein! Das ist hoffnungslos!«, stieß sie dann aus.          »Was ist los, Celebi?«, fragte Reptain der sich nun wieder von selbst auf den Beinen halten konnte. Sie schüttelte den Kopf und sah Reptain ernst an. »Auf der Spitze dieses Berges habe ich den Zeittunnel platziert nachdem du und Skampi ihn das letzte Mal benutzt habt. Wie konnte Schatten-Dialga ihn nur finden?«          »Was?«, fragte Reptain erstaunt. Es kam ihm vor als hätte er irgendetwas nicht ganz verstanden, denn Zwirrfinst drängte: »Es wird katastrophale Folgen haben, wenn Meister Dialga den Zeittunnel in seinem Wahnsinn angreift. Wir müssen das auf jeden Fall verhindern.«          »Dort drüben ist der Pass!«, rief Celebi eifrig. »Von dort kommen wir am schnellsten an die Bergspitze.«          Reptain sah nach wie vor deutlich verwirrt von Celebi zu Zwirrfinst. »Was passiert denn, wenn Schatten-Dialga den Zeittunnel angreift?«, fragte er als er, während er Zwirrfinst, Celebi und den Zobiris hinterher stolperte. Er biss sich auf die Unterlippe und bemühte sich nach Kräften seine Sinne und sein Gleichgewicht wieder unter Kontrolle zu bekommen, was ihm auch mit jedem weiteren Herzschlag immer besser gelang.          Zwirrfinst drehte sich zu Reptain um, schwebte aber kontinuierlich weiter, während er sein Auge auf ihn gerichtet hatte. »Wenn der Zeittunnel angegriffen wird, verliert diese Welt in der wir leben jeden Bezug zu der Realität. Der Welt an der sie angeknüpft ist. Die Verbindung wird getrennt und diese Welt in der wir existieren wird nur ein Spalt zwischen den Räumen darstellen. Nichts was Skampi und ihr kleiner Freund in der Vergangenheit erreicht haben würde mehr hier eindringen und diese Welt beeinflussen.«          »Was?!«, rief Reptain und blieb für einige Sekunden stehen, ehe er sich selbst antrieb schneller zu laufen. Alles was er, Skampi und Karnimani erreicht hätten, sollte umsonst sein? »Was geschieht dann mit uns?«, fragte Reptain weiter. Diesmal war es Celebi die antwortete: »Nichts geschieht mit uns. Diese Welt würde abgetrennt von der Realität weiter bestehen. Dunkel und leblos. Nichts würde sich verändern.«          Sie erreichten den Anfang des Gebirgspasses und Celebi eilte voraus, gefolgt von Reptain der mit kräftigen Sprüngen den Pfad entlang sprang. Er spürte, wie seine Muskeln schmerzten, aber durch das neue Wissen welches er nun erhalten hatte, strengte er sich weiter an. Sie alle waren angeschlagen. Celebi, Reptain und Zwirrfinst gleichermaßen, aber sie mussten sich jetzt noch zusammenreißen. Jeder hatte das selbe Ziel vor Augen. Zwirrfinst ließ sich zurückfallen und wartete bis die Zobiris zu ihm aufgeholt hatten. »Bleibt hier.«, befahl er. »Euer Ehrgeiz in allen Ehren Zobiris, aber wir kommen schneller voran wenn wir zu dritt weiter gehen.«          »Wähä!«, protestierten einige Zobiris kreischend, doch mussten sie unter dem strengen Blich ihres Meisters zustimmen. »Meister Zwirrfinst!«, erhob einer seine Stimme. »Bringt Meister Dialga wieder zu Sinnen!«          »Für eine bessere Zukunft!«, stimmte ein anderer ein und hob sein geballtes Fäustchen. Zwirrfinst betrachtete die Zobiris einige Augenblicke mit dem Anflug von Stolz, ehe er sich abwand und Reptain und Celebi hinterher jagte.          »Dies wird unser Finaler Kampf sein«, raunte Zwirrfinst als er wieder zu Reptain und Celebi aufgeholt hatte. »Meister Dialga darf den Zeittunnel nicht angreifen.«          Reptain knurrte. »Er ist wahrscheinlich schon oben.« Wie zur Bestätigung schallte das Echo eines wutentbrannten Brüllens über die Berge zu ihnen herab. Zorn und Wahnsinn, vermischt mit noch etwas anderem. Etwas, was Reptain als Schmerz identifiziert hätte. »Schneller!«, rief er und spornte seine Kameraden an.          Reptain hatte seine Sinne wieder beisammen. Er hatte alle seine Gedanken bei Seite geschoben. Jetzt konzentrierte er sich auf den Weg, darauf nicht zu fallen oder seinen schmerzenden Muskeln nachzugeben, während er hinter Celebi und Zwirrfinst her hetzte. Sie durften nicht zulassen dass Schatten-Dialga diese Welt wie sie jetzt war von der Realität abkapselte. Alles, wirklich alles was er getan hatte um diese Welt zu verändern wäre umsonst gewesen. Das Opfer welches er gebracht hatte, seine Reise, der Verlust von Skampi, alles wäre völlig umsonst gewesen. Alles war besser als in dieser Welt der immerwährenden Dunkelheit fortzubestehen. Schatten-Dialga der seine eigene Existenz wahren wollte, würde nicht davor zurückschrecken diese Welt in eine Spalte zwischen den Dimensionen abzukapseln.          Reptain rutschte auf einer Stelle des gefrorenen Eises aus und fiel der Länge nach in den Schnee. Er bemühte sich wieder auf die Beine zu kommen und Zwirrfinst und Celebi zu folgen, doch sein Atem stockte als sein Blick auf eine gelbe Lichtkugel fiel die langsam vor ihm in die Luft schwebte. Sie zerfiel in feine Staubpatikel im Wind und verflüchtigte sich in diesem als dieser die Partikel fortwehte. Mit Entsetzen entdeckte Reptain ein weiteres Licht das direkt aus ihm heraus kam. Die Lichtkugel bildete sich und verflüchtigte sich ebenfalls als sie etwas Abstand von ihm bekommen hatte. »S-sag bloß nicht...«, stammelte er vor sich hin als er sah wie die Partikel sich in Zeitlupe verflüchtigten.          »Wo bleibst du Reptain?!«, schnarrte Zwirrfinsts Stimme von weiter oben des Pfades zu ihm herab.          Reptain starrte aus seinen Gedanken gerissen zu Zwirrfinst der mehrere Meter vor ihm auf der Stelle schwebte. Er starrte ihn aus seinem verengten Auge heraus an. Ob er das Licht gesehen hatte?          »Ich bin direkt hinter dir!«, rief Reptain ihm zu, rappelte sich auf und lief weiter. Seine Gedanken wirbelten umher. »Skampi...«, dachte er stumm als er zu Zwirrfinst aufgeholt hatte und dem schneebedeckten Pfad weiter folgte. Er konnte bereits das Ende sehen. »Nur noch ein kleines bisschen. Alles was wir bis jetzt erreicht haben... Nur noch ein kleines bisschen Skampi, dann haben wir unser Ziel erreicht!«          Mühsam kämpfte er sich über die letzten Meter der Steigung des Pfades, als sich Celebis Stimme über ihm erhob: »Ich wusste es! Ich wusste dass du die Spitze schon erreicht hast!« Reptain erklomm den letzten Meter den er klettern musste. Er zog sich neben Zwirrfinst auf die Beine und starrte das verhasste, dunkle Pokemon an das mit vor Wahnsinn geweiteten Augen auf die drei Pokemon starrte. »Schatten-Dialga.« Ein knurren entkam Reptains Rachen wie eine drohende Warnung.          Schatten-Dialga drehte sich gänzlich zu den drei Pokemon um und gab die Sicht auf den Zeittunnel für einige Sekunden frei. »D-der Zeittunnel!«, rief Celebi entsetzt. Reptain hatte es ebenfalls gesehen. Schatten-Dialga hatte bereits den Zeittunnel angegriffen. Die blauen Energien die den Tunnel umgaben wirbelten aufgescheucht umher. Der Zeittunnel stand noch, aber ein unheilvorhersagendes Knistern durchzuckte die Formation.          Schatten-Dialga versperrte wieder die Sicht auf den beschädigten Zeittunnel. Er keuchte, stemmte sich auf und ließ ein irres, schmerzhaftes Brüllen der Qual von sich. Einige Sekunden später sank er auf die Knie und keuchte rasselnd. Mit unheilvollem Grollen hob er seinen massigen Kopf und eine Zeitenlärmattacke fuhr über die Köpfe der drei Pokemon hinweg. Reptain hob seine Arme um sich abzuschirmen, neben ihm ächzten Celebi und Zwirrfinst auf, doch sie waren noch da. Der Druck der Attacke hätte ausgereicht um sie von der Spitze des Berges zu fegen.          Als sich der aufgewirbelte Schnee gelegt hatte ließ Reptain seine Klauen sinken. Er ächzte: »Alles in Ordnung?«          Zwirrfinst kam sofort wieder an seine Seite und starrte seinen ehemaligen Meister an. »Ja.«, meldete sich auch Celebi. »Es sieht so aus, als ob sich Dialga vor Schmerzen krümmt.«          Schatten-Dialga war immer noch auf den Knien und schien nach Luft zu schnappen als Zwirrfinst mutmaßte: »Der Planet bewegt sich wieder. Dies fügt dem verdunkelten Herzen von Meister Dialga wohl Schaden zu.«          »Der Zeittunnel.«, entgegnete Celebi die nun über Dialga hinwegsehen konnte. »Er ist beschädigt!«          »Kommen wir etwa zu spät?.«, keuchte Reptain niedergeschlagen doch sein Blick wurde heller als sich der pechschwarze Himmel über ihnen nur sehr langsam aber kontinuierlich veränderte. Er ergraute als wenn jemand die Schwärze aus dem pechschwarzen Himmel heraussaugen würde. Ein heftiger Windstoß fegte ihm um den Körper und seine Blätter wehten mit diesem mit. »Nein!«, donnerte Zwirrfinst entschlossen. »Der Zeittunnel ist beschädigt aber noch nicht zerstört. Die Bewegungen halten immer noch an. Und der Wind, er hat sogar zugenommen.«          Schatten-Dialga grollte gepeinigt als er sich langsam und scheinbar unter Schmerzen krümmend aufrichtete. Seine zornigen Augen funkelten die drei Pokemon an, die ihn von seiner Tat abgehalten hatten. Plötzlich erhob sich eine einzelne Lichtkugel von seinem Massigen Körper, verließ diesen und schwebte gemächlich in die Luft um dort in feine Partikel auseinanderzufallen und zu verschwinden.          »Was war...?!«, rief Celebi überrascht und verwirrt als sich eine weitere Lichtkugel von Schatten-Dialgas Körper löste. »Licht strömt aus dem Körper von Dialga?!«          Reptain konnte die Lichtkugeln deutlich erkennen die sich aus dem Körper von Schatten-Dialga ablösten. Eine weitere Lichtkugel schwebte direkt von unten vor seine Sicht. Eine Lichtkugel die von ihm selbst stammte.          Celebi sah sich erschrocken um, als auch aus ihrem Körper eine Lichtkugel strömte. Zwirrfinst erstarrte als auch sein Körper Lichtkugeln aussendete. »Aus unseren Körpern ebenso?!«, schrie sie schrill und ihre grünen Augen weiteten sich verwirrt.          Zwirrfinst hatte sich wieder gefasst. Sein Blick war entschlossener denn je auf Schatten-Dialga gerichtet. »Die Geschichte wird verzerrt!«, rief er woraufhin Celebi ihn einige Herzschläge lang anstarrte ehe sie verstand und nickte.          »Uns... Uns läuft die Zeit davon. Das Ende kommt immer näher und näher.«, stellte Reptain klar und baute sich neben Zwirrfinst auf. Schatten-Dialga keuchte, ließ aber ein weiteres angriffslustiges Brüllen von sich zu hören. Celebi schwebte an Reptains freie Seite und funkelte Schatten-Dialga ernst an. »Bis zu unserem Verschwinden, sollten wir alles in unserer Macht stehende tun um Schatten-Dialga zu beschäftigen, damit er den Zeittunnel nicht völlig zerstört.«, sprach Celebi mit fester Stimme.          »Genau!«, rief Reptain als Schatten-Dialga immer noch mit irren Augen auf die drei Pokemon starrte, bereit zum Angriff. Eine stumme Bitte, ein Flehen zu Skampi formten seine Gedanken. Seine Kräfte durften ihn jetzt nicht verlassen... Noch nicht... »Im Namen der Zukunft, dieser Kampf... Er wird unser letzter sein!«, rief er während die Umgebung um sie herum immer heller wurde. Bald würde die Sonne aufgehen.          Schatten-Dialga brüllte rasend vor Wut und aus tiefsten Schmerz ehe er sich auf die Hinterbeine aufrichtete und mit seinem massigen Körper auf den Vorderbeinen wieder aufstampfte. Die Erde unter Reptains Füßen erzitterte, doch Zwirrfinst und Celebi scheinen davon nicht betroffen zu sein, während er sich hinknien musste um sein Gleichgewicht zu wahren, formte Zwirrfinst einen Schattenstoß zwischen seinen Pranken und sendete diese Attacke mit einem Stoß zu Schatten-Dialga. Sie traf ihn, was Schatten-Dialga allerdings scheinbar nicht mitbekam und nur noch rasender machte. Dem labilen Pokemon scherten die Angriffe die sie ihm zufügten einen Dreck, sein Verstand war bereits so verkommen, dass potentielle Gefahren keine Rolle mehr für es spielten. Schatten-Dialga dreht seinen massigen Kopf zu Zwirrfinst und brüllte laut. Es bewegte sich kaum merklich auf Zwirrfinst zu und schwang mit seinem Kopf, wodurch Zwirrfinst von dessen Schild gerammt wurde. Das Geistpokemon wurde durch die Luft gewirbelt. Funkelnde Zauberblätter flogen auf Schatten-Dialgas ungeschützten Hals zu und zerschnitten die Haut an den Stellen die nicht von metallischem Panzer geschützt wurden. Das legendäre Pokemon hob seinen Schweif und versuchte Celebi aus der Luft zu fegen und sie Richtung Boden zu rammen, doch sie war schneller. Sie wich geschickt aus und ließ mehrere Eisbrocken in ihrem Umfeld mit Psychischer Willenskraft aufsteigen. Die Antik-Kraft schleuderte sie direkt auf Schatten-Dialgas massigen Körper zu, der in zerbröselnden Eiskristallen untergeht.          Reptain war wieder auf die Beinen gekommen als die Erschütterungen nachließen und seine Laubklingen glühten grün auf ehe sich der Kampfesstaub legen konnte. Er sprang mit einem Ruckzuckhieb zwischen Schatten-Dialgas Beine und hieb mit seinen Klingen zornig über diese ein.          Schatten-Dialga brüllte und versuchte Reptain unter sich zu begraben, doch Reptain konnte noch rechtzeitig ausweichen. Er war noch immer sehr geschwächt von den elektrischen Entladungen denen sein Körper ausgesetzt war, was man an seiner Schnelligkeit merkte. Nur knapp entkam er einem Stampfen von Schatten-Dialga. Es brüllte erneut und vor seinem Schlund sammelte sich feurige Energie. Der Feuerodem hielt auf Reptain zu, aber Celebi flog schnell vor ihn. Mit einem Lichtschild welches sie aufgebaut hatte blockierte sie den Angriff auf Reptain.          Schatten-Dialga hielt inne als er von der Seite mit Zwirrfinsts Finsterfaust gerammt wurde und wand seinen Kopf mit den wahnsinnig funkelnden Augen zu Zwirrfinst. »Ihr müsst zu Sinnen kommen, Meister Dialga!«, schrie Zwirrfinst donnernd und hieb ein weiteres Mal mit einem Eishieb auf Schatten-Dialga ein.          »Er versucht immer noch mit ihm zu verhandeln!«, keuchte Celebi und Reptain sprang voraus ehe Schatten-Dialga den Schild an seinem Kopf ausreichend stärken konnte fuhr Reptain seine Laubklingen über den metallischen Körper von Schatten-Dialga. Dieser fuhr herum, wischte Zwirrfinst mit seiner Eisenschweifattacke von sich und hob seinen riesigen Vorderlauf um mit seiner Drachenklauenattacke Reptain von sich zu schleudern.          Reptain stöhnte und knurrte als er sich verbissen wieder auf die Beine stemmte nachdem ihm der Angriff fortgeschleudert hatte. Celebi schwirrte unterdessen über Schatten-Dialga und lenkte ihn ab. Durch ihre Geschwindigkeit hatte Schatten-Dialga Mühen sie zu treffen, doch auch Celebi wurde immer langsamer während weiterhin Lichtkugeln ihren Körper verließen. »Wie lange können wir das aushalten?«, fragte sich Reptain keuchend, während sich sein Körper immer schwerer anfühlte. Die Lichtkugeln die nun ohne Pause seinen Körper verließen irritierten seine Wahrnehmung nicht, sondern beunruhigten ihn nur wie viel Zeit ihnen noch bleiben würde.          Zwirrfinst stieß wieder nach vorne zu Schatten-Dialga. Um seine Faust formte sich dunkle Energie, während er wieder mit der Finsterfaust zuschlug. Reptain rannte mit einem Ruckzuckhieb los und sprang mit einem Satz auf den Rücken von Dialga. Er bearbeite dessen Nacken zwischen den Stellen an denen es nicht durch das harte Metall geschützt wurde.          Schatten-Dialga tobte und versuchte seinen Angreifer abzuschütteln. Er verrenkte seinen Hals und warf seinen Kopf in den Nacken in dem Versuch Reptain mit dem Schild auf seiner Stirn zu treffen. Reptain jagte seine Klingen über die gepanzerte Haut als er an der Seite von Schatten-Dialgas Rückens hinunterglitt. »In Deckung!«, rief Celebi als sie wieder mehrere Eisbrocken und Splitter auf Schatten-Dialga herniederregneten ließ.          Reptain keuchte, er merkte wie auch Celebi und Zwirrfinst mit jeder Sekunde schwächer wurden. Anscheinend war nicht nur er es, dessen Körper sich mit jeder Sekunde immer schwerer anfühlte. Er zischte laut. Er durfte nicht aufgeben.          Schatten-Dialga tobte unter Schmerzen und blindem Zorn. Er drehte sich und schob Zwirrfinst abermals von sich, doch diesmal war es Zwirrfinst der schneller war. Einen Schattenstoß auf Dialgas Rückseite aussendend war er geschickt aus der Reichweite des fuchtelnden Schweifes geschwebt.          Reptain stieß wieder vor, nicht einmal mehr sein Ruckzuckhieb hatte die Geschwindigkeit die er haben sollte. Schatten-Dialga bäumte sich wieder auf die Hinterbeine auf, während Reptain auf ihn zu preschte und lilafarbene, funkelnde Blätter auf den langen Hals des legendären Pokemons zu sausten und diesen abermals zerkratzte, sodass Blut quoll. Reptain stoppte kurz vor Schatten-Dialga, der noch immer aufgebäumt vor ihm stand. Mit aller Kraft die er in seinen Beinen aufbringen konnte sprang er nach oben, seine grün glühenden Laubklingen von sich weggestreckt schnitt er durch Schatten-Dialgas ungeschützten Bauch bis zum Ansatz des Halses, ehe Schatten-Dialga ihn mit einem Hieb seines Kopfschildes aus der Luft pflückte.          Reptain schlug hart auf dem vereisten Boden auf, und mühte sich nach Kräften wieder auf die Beine zu kommen während Schatten-Dialga fiel und jeden Augenblick wieder die Erde unter seinem Gewicht erschüttern würde. Zwirrfinst schleuderte einen Schattenstoß auf Dialga der sehr viel Staub und Gesteinsbrocken des Berges aufwirbeln ließ, als dieser mit seinem massigen Körper und einem grollen auf dem Boden aufschlug.          Celebi, Reptain und Zwirrfinst keuchten als sie sich wieder in einer Formation aufstellten und für einen Augenblick inne hielten, bis sich der Staub gelegt hatte.          Schatten-Dialga schnaufte schwer und starrte seine Feinde verbittert an, während er wieder auf die eingeknickten Vorderbeine gesunken war. Die Lichter die von Schatten-Dialga ausgingen mehrten sich und flogen in merkwürdiger Schönheit in die Luft wo sie zu Staub zerfielen und vom Wind weggetragen wurden. Schatten-Dialga's Augen speien Irrsinn während es voller Hass auf die drei Pokemon starrte. Es stöhnte auf, hob seinen Kopf in die Luft und ließ ein letztes, ersticktes Brüllen von sich, gefüllt von Hass und Schmerz als sein Kopf nach vorne auf den Boden sank und dort mit einem Nachhall aufprallte. Sein massiger Körper kippte zur Seite und Schatten-Dialga bewegte sich nicht mehr, sondern gab nur erstickte Laute von sich die schwach und dröhnend zugleich waren.          Reptain keuchte unter den Anstrengungen denen sein Körper ausgesetzt war und des Kampfes. Er sank auf die Knie wo er verweilte während die Lichtkugeln seinen Körper verließen. Sein Körper fühlte sich an wie Blei, so unermesslich schwer, dass er glaubte sich nicht wieder auf die Beine stemmen zu können. Zwirrfinst sank neben ihm ebenfalls zu Boden und ächzte. Genauso wie Celebi, sie legte sich gleich der Länge nach auf den Boden und keuchte.          »Gar! M-Mein Körper... Er fühlt sich so schwer an.«, ächzte Zwirrfinst schwer atmend während er sich noch mit den Pranken versuchte aufrecht zu halten.          »A-Aber... Wir haben es geschafft.«, keuchte Celebi. »Und der Zeittunnel, steht noch... Wenn auch schwer beschädigt...«          Reptain hob seinen Blick zu dem Zeittunnel. Seitdem sie sich Schatten-Dialga im Kampf gestellt hatten, war er außer den Erschütterungen ausgelöst von Schatten-Dialgas tobsüchtigen Stampfen unangetastet geblieben. Er war noch intakt, auch wenn die Energieschwaden nur noch Schwach um den Zeittunnel woben.          Reptain keuchte. »Ja... Wir haben Schatten-Dialga endlich besiegt.« Sein Kopf wanderte zu seiner Rechten wo auch Celebi lag. Hinter ihr ergraute in der Ferne immer weiter der stellenweise noch pechschwarze Himmel und an manchen Stellen sickerte bereits eine natürliche Farbe des Morgengrauens hindurch. »Der Tagesanbruch steht kurz bevor... Jetzt... Jetzt bleibt uns nichts anders übrig, als zu warten...« Er schluckte hörbar. Warten auf ihr verschwinden. Die Lichtkugeln welche aus ihren Körpern strömten, mehrten sich. Einige Sekunden sagte niemand von ihnen ein Wort.          »Unsere Gemeinsame Reise geht zu Ende...«, murmelte Zwirrfinst und sein Blick lag auf Schatten-Dialga. Die Lichter die von Schatten-Dialga ausgingen hüllten ihn nun komplett ein. Reptain glaubte einige, wimmernden Laute von dem wahnsinnigen, legendären Pokemon zu hören ehe es komplett in das Licht getaucht wurde und dann vor seinen Augen verschwand. Der Wind trug die Partikel fort und verteilte sie in der Luft bis sie für das bloße Auge nicht mehr erkennbar waren.          »D-Dialga...«, keuchte Reptain, doch er konnte es nicht aussprechen. Dialga war verschwunden.          Zwirrfinst knallte mit einem dumpfen Aufprall komplett auf dem Boden auf und blieb eng dagegen gepresst liegen während sich aus seinem Körper ebenfalls die Lichtkugeln stark mehrten. Reptain wand seinen schmerzenden Blick von Zwirrfinst ab als Celebi zu seiner anderen Seite leise stöhnte, auch aus ihr strömte mehr Licht als zuvor. Reptain zischte schwach, er fühlte sich so schwer, so leer an. Sie würden verschwinden... Er hatte sich sein Verschwinden anders vorgestellt. Irgendwie schmerzhaft, stattdessen wirkte es einfach nur leer und leblos. Genauso wie die ganze, dunkle Welt um ihn herum die langsam an Leben gewann während er seines aushauchen würde.          Zwirrfinst stöhnte kraftlos während er unter Bemühen murmelte: »Reptain...«          Reptain drehte seinen Kopf zu Zwirrfinst und sah in sein Auge. »S-sag mir bitte...«, murmelte Zwirrfinst schwach. »Meine... Meine Taten... Sprechen sie für sich?«          Reptain lächelte matt. »Ja. Ohne Zweifel.«          Zwirrfinst sah zufrieden aus. »Dann war es mir das wert. Ich habe nicht gezaudert... Ich habe einfach gehandelt... Reptain... Du hast mir gezeigt, dass Taten für sich sprechen... Dank dir... habe ich...« Zwirrfinst's Ausdruck entspannte sich weiter als er seufzte und von dem Licht welches aus seinem Körper strömte eingehüllt wurde. »Es gibt nichts für mich zu bedauern...«          Zwirrfinsts Stimme glich einem Flüstern im Wind als die Lichtkugeln in die Luft getragen wurden und dort verwehten. Er war verschwunden.          Reptain versuchte sich aufzurichten, doch er brach auf der Stelle wieder zusammen. Die Lichter um ihn selbst mehrten sich nun ebenfalls deutlich als er blinzelnd versuchte den Kopf zu heben. »Vorbei...«, murmelte er leise. Seine Gedanken wurden langsamer. So langsam würde auch er verschwinden. Sein Blick fiel auf Celebi. Sie hatte bereits die Augen geschlossen. Die Umgebung um sie herum wurde mit jeder Sekunde heller. Der Tagesanbruch, bald würde er kommen.          Mit letzter Kraft stemmte er sich gegen das Gewicht das ihn auf den vereisten Boden drückte und kroch auf Celebi zu. Er versuchte sich halbwegs gerade aufzusetzen und nahm Celebi behutsam in die Arme wobei sie ihre Augen wieder öffnete. »Geht es dir gut?«, fragte er müde. So müde wie er sich noch nie zuvor in seinem Leben gefühlt hatte.          Celebi murmelte mit einer dünnen Stimme: »Ja... Ich bin in Ordnung...«          Reptain sah den Lichtpegel aus seinen Augenwinkeln aufsteigen. Er drehte seinen Kopf zu der Sonne die gerade langsam über das Meer kletterte. »Das ist... Der Sonnenaufgang... Die Sonne ist aufgegangen...«, murmelte er vor sich hin während er sah wie die Sonne ihre warmen Strahlen über das Land warf. Die letzten, pechschwarzen Reste die den Himmel für so lange Zeit über ihn bedeckt hatten verflüchtigten sich. Zuerst färbten sie sich grau, doch dort wo die Sonne bereits aufging färbte sich der Himmel in ein wunderschönes, natürliches blau, wohl wissend, dass es ungewohnt für diese Welt war. Reptain blinzelte, sah aber kontinuierlich weiterhin auf den Sonnenaufgang. »Siehst du sie Celebi? Es ist die Morgensonne...«, hauchte er atemlos.          Celebi blinzelte. Sie war zu schwach um den Kopf zu heben, doch dank Reptain sah sie geradewegs auf die Sonne die sich einen Weg über den Himmel suchte. »Das... Das ist sie also...«, nuschelte sie schwach und doch fröhlich. »Ich... Ich hatte ja keine Ahnung... Eine Welt in der die Sonne aufgeht... Wie schön das ist...«          Unter ihnen erzitterte die Erde. Reptain sah wie die Eisbrocken und Steine die in der Luft starr geschwebt hatten zu Boden fielen. Die Erde erwachte. »Ich... Dass ich die Sonne noch einmal sehen darf... Und dass ich sie gemeinsam mit dir sehen darf... Das macht mich so froh...«, hauchte Celebi während sie der aufgehenden Sonne entgegenblickte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen der Freude als die warmen Sonnenstrahlen sie und Reptain erreichten und ihre Körper wärmte.          Reptain nickte. Er konnte nicht sprechen. Viel zu viel Mühe kostete es ihn, sich aufrecht zu halten und Celebis Körper zu halten, der sich noch schwerer anfühlte als sein eigener. »Auf Wiedersehen...«, murmelte Celebi und entschwand seinen Klauen mit einem erleichterten Seufzen.          Reptain zersprang das Herz als sich das Licht auflöste und sie verschwunden war. Zu müde fühlte er sich um gegen die ansteigenden Tränen anzukämpfen die seine Augen feucht werden ließen. Er ließ sich fallen und blieb eng gegen den Boden gedrückt auf dem Bauch liegen während er der Sonne entgegen starrte. Seine Gedanken waren trüb und sein Denkvermögen stellte sich ein. »Lebe wohl Celebi...«, murmelte er leise während er die Sonne beobachtete die sich immer weiter über den Himmel zog und dem dunklen Land Licht schenkte. Die Erschütterungen der Erde nahmen mit jeder Sekunde zu, ebenso wie die Lichter die aus seinem Körper strömten. Er schloss seine gelben, reptilienartigen Augen als er selbst in helles Licht getaucht wurde. »Lebe Wohl... Geliebte Skampi...«         In der Vergangenheit          Ihre Schritte wurden mit jedem weiteren Schritt den sie mit ihren Pfoten weiter ging schwerer. Auch fiel ihr das Atmen irgendwie immer schwerer und sie wurde unsagbar müde. Skampi hob schwach ihren Kopf und starrte zu Karnimani der bereits vorrauslief. »Los, wir müssen allen in Schatzstadt erzählen was passiert ist!«, rief er und stolzierte fröhlich weiter. Skampi ließ ihren buschigen Schweif hinter sich schleifen während sie ihm nur langsam folgte. Als sie noch bei Dialga auf der Zeitturmspitze gestanden hatten, waren ihr diese Erscheinungen gar nicht aufgefallen, doch jetzt wurden sie mit jeder Sekunde unerträglicher. Sie wollte sich am liebsten hinlegen und einschlafen.          »Oh man! Die werden alle Staunen was wir erlebt haben, Skampi!«, rief Karnimani und lachte. »Ob sie uns eine Ehrenmedaille oder sowas überreichen?« Ein schwaches Lächeln kam über ihre Lippen als sie ihren Blick auf Karnimani heftete. Ihren Partner und ihren treuen Freund. Skampi wusste, dass sie nie so weit ohne ihn gekommen wäre. Ohne ihn, hätte sie den Kampf nicht geschafft. Ohne Karnimani, wäre der Planet in die Lähmung verfallen und die Zeit würde still stehen.         Kurze Zeit zuvor          Dialga stampfte tobend auf den Boden auf, welcher zersplitterte. »IHR WERDET DEN ZEITTURM NICHT ZERSTÖREN!«, rief er blind vor Wahn und schleuderte Karnimani mit seinem Schweif auf die andere Seite des Turms. »Karnimani!«, schrie Skampi entsetzt auf und weitete ihre Augen. Karnimani rappelte sich wieder auf und stützte sich an dem Podest ab. Skampi überlegte nicht lange sondern feuerte einen Spukball direkt auf Dialga. »Komm zu mir!«, schrie sie ihm entgegen. »Oder traust du dich nicht?!«          »Skampi, was tust du da?!«, rief Karnimani entsetzt und machte einen Schritt von der Plattform weg, doch Skampi blaffte zu ihm herüber ehe er sich zu weit davon entfernen konnte. »Schnapp dir die Zahnräder der Zeit und setze sie hinter dir in das Podest!« Skampi erkannte einen Schatten über sich, sprang mit einem Ruckzuckhieb zur Seite und konnte gerade noch einem Stampfer von Dialga ausweichen. Sie rannte im Zick Zack um eine Säule herum die noch zur Hälfte aufrecht stand. Sie keuchte und versuchte zu Atmen zu kommen.          »Pass auf was hinter dir geschieht!«, blaffte eine Stimme nicht unweit von ihren Ohren. Doch sie hatte sich bereits daran gewöhnt, dass dort niemand stand und erschrak auch nicht mehr wenn sich die Stimme in ihrem Kopf meldete. Skampi lugte um die Säule herum und ließ sich augenblicklich flach auf den Boden fallen. Die Säule wurde direkt über ihr mit einem Schwanzfeger von Dialga zerschmettert. Brocken des weißen Gemäuers rieselte auf sie herab, während sie aufsprang und einen weiteren Spukball Dialga entgegenwarf. Er wischte diesen Angriff einfach mit dem Schild seines Kopfes bei Seite und hob eine seiner massigen Vorderläufe. Doch Skampi preschte Augenblicklich los und brachte sich mit einem   Ruckzuckhieb außer Reichweite. Die Zeitturmspitze erzitterte, während sie auf ihren schmerzenden Pfoten halt suchte und rutschte. »Beeil dich!«, schrie sie laut und flehte Karnimani an.          »Kümmere dich um einen festen Stand!«, mahnte die Stimme in ihrem Kopf erneut. Skampi öffnete ein Auge und versuchte sich mit ihren Krallen um ihr Gleichgewicht zu kämpfen. Der Kampf mit dem legendären Pokemon welches die Zeit präsentierte dauerte jetzt schon fast zwei Stunden an. Sie war am Ende ihrer Kräfte angelangt, doch zwang sie sich weiter zu machen. Gerade noch rechtzeitig erkannte sie den Angriff von Dialga auf sich zu kommen und konnte dem Feuerodem ausweichen. Stumm dankte sie Reptain für sein Geschenk welches er ihr gemacht hatte. Die Kette mit dem grasgrünen Anhänger war sehr ungewöhnlich, doch war sie froh, diese zu haben. Sie konnte es nicht erklären, doch aus irgendeinem Grund glaubte sie seine Stimme zu hören, die sie herumkommandierte, was sie zu tun hatte. Seine Stimme meldete sich ab und zu, aber erst seitdem sie den Kampf gegen Dialga aufgenommen hatten. Als hätte er gewusst, dass sie auf seine wichtigen Hinweise im Kampf mit einem solch mächtigen Gegner nicht verzichten konnte.          Skampi sprang erneut hoch, doch einen Wimpernschlag zu spät. Sie wurde durch die Luft gewirbelt und schlug hart auf der Seite auf. »Fertig!«, schrie Karnimani über die Zeitturmspitze zu Skampi hinüber.          Dialga brüllte in Verwirrung und blinder Wut und krümmte sich. Der Zeitturm begann zu erzittern und Skampi hörte das zerbersten der Säulen. »Oh nein...«, murmelte sie gebrochen während sie sich auf die Pfoten stemmte. Waren sie doch zu spät gewesen? Hatten sie letztendlich doch nichts ausrichten können?         Wieder auf dem Pfad vor dem Zeitturm          Doch nein, sie waren nicht zu spät gewesen. Nach der heftigen Erschütterung hatte Dialga sein Bewusstsein als Gebieter der Zeit wieder erlangt. Er hatte seine Kräfte benutzt um die Zeit um den Zeitturm langsamer fließen zu lassen, dass er nun die Schäden an dem Zeitturm reparieren konnte. Dialga hatte Skampi und Karnimani die Zukunft gezeigt, die Zukunft die sie haben werden. Sie hatten die Welt gesehen wie sie sein würde. Die Zukunft hatte so anders ausgesehen als die Welt die sie durch Reptain gesehen hatte. Sie wusste genau, dass dies nicht ihre Zukunft war.          Aus Skampis Körper schälte sich eine Lichtkugel und schwebte vor ihrer Nase, ehe sie zu feinen Staubpartikeln zersprang und von dem Wind davongetragen wurde. Sie blinzelte müde. Ihr Denkvermögen ging viel zu langsam. Bedeutete das... Das sie verschwinden müsste? Jetzt? ... War es soweit? Sie starrte die Lichtkugeln an, die ihren Körper nacheinander langsam verließen. Ihr Blick trübte sich und verschwamm. Ihre Zeit mit Karnimani, sie war nun vorbei.          »Heh, Skampi! Wo bleibst du denn?«, fragte Karnimani. Er war schon mehrere Schritte vorrausgegangen und hatte wohl nicht gemerkt wie Skampi zurückgeblieben war. Eilig ging er wieder zu ihr zurück. Seine Augen weiteten sich und sein Atem stockte als er auf Skampi blickte aus deren Körper Lichtkugeln heraus schwebten und sich auflösten. Mit einem leisen seufzen setzte sich Skampi zurück und sah lächelnd zu Karnimani. »Was bedeutet das, Skampi? Dieses Licht... Es kommt aus deinem Körper?«, fragte Karnimani verwirrt und konnte seine Augen nicht von ihr abwenden.          Skampi seufzte traurig und ließ die Ohren hängen. Ihre Zeit war wohl um. Ihr Blick neigte sich auf ihre Pfoten herab während Karnimani immer näher auf sie zukam. »Es tut mir leid, Karnimani. Ich bin nicht dazu gekommen es dir zu erzählen...« Kurz hielt sie inne. So ungefähr musste sich wohl auch Reptain gefühlt haben als er ihr gestand dass er schon länger wusste, dass sie verschwinden müssten. Sie lächelte als sie an ihn dachte. Ob es ihm gut ging? Ob sie ihn wieder treffen würde? Sie hob ihren Blick wieder als Karnimani vor ihr zum stehen kam und sie ängstlich ansah. »Es sieht so aus, als wäre die Zeit gekommen, Lebe wohl zu sagen...«, murmelte sie leise.          »Was?« Karnimani sah sie an als hätte Skampi einen sehr merkwürdigen Scherz erzählt den er nicht verstand. »Was redest du denn da, Skampi?«          Skampi seufzte lange und sah wieder zu ihren Pfoten hinab. Es fiel ihr schwer Karnimani in die Augen zu sehen. »Zwirrfinst erzählte es mir. Wenn die Geschichte verändert wird, dann werden alle Pokemon aus der Zukunft verschwinden. Es sieht so aus... Als wäre ich dazu von Anfang an verdammt gewesen zu verschwinden.«          »Was?!« Karnimani sah sie mit großen Augen entsetzt an. »WAS? V-verschwinden?! Aber warum?!«          Skampi hob ihren Blick und sah ihn lächelnd an. Karnimani wusste genau dass sie aus der Zukunft kam und sie war sich auch sicher, dass er ihre Worte verstand. Sie lächelte ihn an, denn sie war so froh, dass Karnimani in ihren letzten Sekunden bei ihr war. Die Lichter die aus Skampis Körper ausgingen mehrten sich. »Danke für alles, Karnimani. Auch wenn ich verschwinden werde, ich werde dich niemals vergessen.«          »A-aber warte! Ich wäre niemals so weit gekommen, wenn du nicht gewesen wärst, Skampi! Ich wurde stärker, wegen dir! Wenn du mich verlässt, dann... Dann...!« Karnimani schluckte und ihm kamen die Tränen. Ungehalten flossen sie über seine Wangen.          Skampi richtete ihre Augen entschlossen und warm auf Karnimani. »Keine Sorge. Ich weiß dass du das alles was dich noch erwarten wird schaffen kannst. Du bist mutig und stark, du musst nur an dich glauben. Du wirst immer mein Partner sein.« Skampis Gestalt verblasste und sie wurde in immer helleres Licht getaucht.          »Nein! ... Skampi!«, wimmerte Karnimani erstickt und streckte seine Hände aus. Er versuchte nach Skampi zu greifen. »Verlass mich bitte nicht...!«          Es schmerzte. Skampis Herz blutete als sie Karnimani so hilflos sehen musste. Doch sie schenkte ihm ihr aufrichtigstes Lächeln, auch wenn es von der Traurigkeit in ihrem Herzen geprägt war. »Karnimani, ich bin so froh, dass ich dich treffen durfte.«, verließen die Worte ihre Lippen als sie nichts mehr wahr nahm, als das Licht in welches sie getaucht wurde.         In der Zukunft - Sicht eines Unbekannten          Die Welt der Zukunft, sie war für eine zu lange Zeit ein dunkler Ort gewesen. Die Sonnenstrahlen kletterten nach verstrichenen Generationen über das ergraute Land und tauchten es in ihr warmes Licht. Die Starre fiel sehr langsam von den Bäumen welche noch ein Blätterdach aufwiesen. Über die Stämme kletterte langsam die gesunde, natürliche braune Farbe der Rinde und die Blätter ergrünten ebenfalls sehr langsam wieder. Dennoch sahen sie ungesund aus. So viele Blattwechsel waren verstrichen, ohne dass sie herabgefallen waren, um neue Sprösslinge nachwachsen zu lassen.          Ein Blatt sank von einem Baum auf den Boden in dessen Rinde etwas eingeritzt war. Die Erde erzitterte als Flussbetten knirschten und das Wasser wieder in seinem Strom hinabfloss. Die kleinen Wasserpartikel die aufgestoben wurden, glitzerten in dem hellen Licht als die Sonne sie erreichte. Die Erde des Ödlands färbte sich von einem Grau in ein trockenes braun. Die ausgetrockneten Steppengräser strahlten in einem fahlen, goldenen Glanz als sie sich geschmeidig im Wind bogen.          Die einzelnen Inseln erzitterten unter den Fluten des Meeres, die wieder in Bewegung gekommen waren. Die Wellen brandeten gegen Klippen, brachen an Stränden und Küsten. Die Felsen welche in der Luft schwebten fielen laut krachend zu Boden, brachen auseinander und hinterließen Staub und Gesteinsbröckchen. Die Welt, die seit Generationen in Dunkelheit verweilen musste, begann sich wieder zu regen. Sie begann wieder zu leben und aufzublühen.          Alles nahm wieder seinen gewohnten Gang an, als sich das Pokemon erhaben über die Welt in der Luft fortbewegte und auf diese herabblickte. Niemand wusste was in dem Kopf dieses Pokemons vor sich ging als es seinen Blick gebieterisch über dem Land schweifen ließ. Ja, alles war zu seinen Vorstellungen geformt. Er wollte es so. Vielleicht war es ein merkwürdiger Scherz, als das hellgraue Pokemon den Kopf erhob und eine Schallwelle über das Land unter sich fegte. Für einen kurzen Augenblick bogen sich selbst die Stämme der Bäume unter der gottesgleichen Kraft seines Rufes, ehe sie sich wieder normal aufbauten. Ja, er war zufrieden mit seiner Arbeit. Majestätisch erhob sich das Pokemon wieder in die Lüfte und sah noch ein letztes Mal zurück auf seine Welt, während der goldene Ring um seine Flanken in der Sonne schimmerte.         Kurze Zeit später          Reptains Gedanken begannen wieder zu treiben. Merkwürdig leicht fühlten sie sich an. Gemeinsam mit Skampi hatte er seine Reise begonnen. Sein Herz wurde schwer, als er daran zurückdachte, wie er versucht hatte sie zu finden und doch war sie die ganze Zeit da gewesen. Schon als er das erste Mal an der Kreuzung vor Schatzstand war, hatte er Skampi gesehen. Er hatte sie nur nicht erkannt, da ihre äußerliche Gestalt eine andere war. Skampi war ihm die ganze Zeit so nah gewesen und er hatte es nicht bemerkt. Die ganze Zeit hatte er nach ihr gesucht, hatte versucht ihren Spuren zu folgen und letztendlich war sie es gewesen, die seinen Spuren gefolgt war als er in einer Felsspalte eingequetscht um sein Leben haderte. Dann musste sie gemeinsam mit ihm durch das Dimensionale Loch zurück in die Zukunft treten, als Zwirrfinst einen Plan für sie beide ausgetüftelt hatte der auch aufgegangen war.          Als die beiden nach ihrer erfolgreichen Flucht Celebi im Düsterwald begegneten... Hatte Celebi Skampi damals bereits erkannt? Hatte sie gesehen, was er selbst übersehen hatte nachdem Skampi bereits lange Zeit schon in ihrer neuen Gestalt an seiner Seite war? Es war Zwirrfinst gewesen, der ihn aufgeklärt hatte wer Evoli wirklich ist. Der Ausdruck auf seinem Gesicht als Reptain in Hoffnungslosigkeit sank, war... Reptain würde diesen Gesichtsausdruck nie vergessen. Und wie sie ihm dann entkommen waren, dank des genialen Einfalls von Skampi und dank Celebi, die ihnen bereitwillig zur Flucht verholfen hatte. Nie würde er Celebis Tapferkeit vergessen in diesem Augenblick.          Es war so viel geschehen. Er hatte eine zweite Chance bekommen die Zahnräder der Zeit zu sammeln, teilweise sogar zusammen mit Skampi, so wie es von Anfang an geplant gewesen war. Reptain durfte einige wunderbare Pokemon in der Vergangenheit kennen lernen. Wunderbar auf ihre ganz eigene Art und Weise. Doch wirklich fasziniert hatte ihn ein ganz bestimmtes Pokemon. Ein ziemlich verrücktes. Allein der Gedanke an das rosafarbene Pokemon mit seinen großen, runden, blauen Augen ließ Reptain das Herz wärmer werden. Knuddeluff hatte ihm wohl eine der wichtigsten Lektionen des Lebens beigebracht. Nämlich die, dass es keine bösen Pokemon gab, sondern nur Handlungen die man nicht verstehen konnte, weil man dessen Hintergründe nicht kannte. Umstände, die jemanden daran hinderten das Warum zu erzählen.          Reptain dachte auch an Lapras, die Skampi, Karnimani und ihn über das Meer der Zeit zum Verborgenen Land gebracht hatte. Karnimani... Seine erste Begegnung mit ihm war sehr holprig gewesen. Aber er hatte sich als ein guter Freund herausgestellt, nachdem er sein Misstrauen ihm gegenüber ablegen konnte. Auch wenn Karnimani seinen Platz eingenommen hatte, hegte Reptain keinen Groll mehr gegen ihn, sondern war froh für Skampi gewesen, einen so guten Freund gefunden zu haben.          Der Kampf gegen Zwirrfinst im Verborgenen Land... Nun musste sich Reptain eingestehen, dass er Zwirrfinst doch nicht so großen Schaden zugefügt haben konnte, wenn er noch im Stande gewesen war einen solch bizarren Plan auszutüfteln. Einen Plan, in den Reptain auch hineingetappt war. Zuerst war er misstrauisch gewesen, was Zwirrfinst anging. Vor allem als Zwirrfinst ihm das Angebot gemacht hatte eine Allianz, ein Team zu bilden. Dieser ekelerregende Gesichtsausdruck von Zwirrfinst... Eine Welle der Freude durchzuckte Reptains Körper als er daran zurückdachte. 'Ich möchte eines klar stellen. Ich verabscheue dich.', hallte Zwirrfinst Stimme in Reptains Kopf während er lächelte. Ja, er hatte sich nahezu perfekt an seinen Plan gehalten. Aber er hatte außer Acht gelassen, dass auch er sich auf Reptain eingelassen hatte während sie auf ihrer Reise gewesen waren. Auch wenn er vorgehabt hatte Reptains leere Hülle zu benutzen um zurück in die Vergangenheit zu reisen, hatte er diesen Plan nicht umgesetzt als Reptain Zwirrfinst daran erinnern konnte, was wirklich zählte. Und dann war da der Kampf gegen Schatten-Dialga gewesen. Sie waren alle bereits angeschlagen gewesen, Celebi ebenso. Doch sie alle haben gekämpft bis sie nicht mehr konnten. Sie haben in einem Team zusammengearbeitet um Schatten-Dialga davon abzuhalten den Zeittunnel zu zerstören. Davon abzuhalten die dunkle Zukunft in einer Spalte zwischen die Zeit zu setzen, sodass sie nicht verändert werden konnte.          Sie hatten Erfolg gehabt. Gemeinsam hatten sie auf ihr Verschwinden gewartet... Und dann waren sie auch verschwunden... Letztendlich.          Reptains Körper kribbelte angenehm, als ein kalter Windzug über seinen Körper fegte. Es fühlte sich so vertraut an, doch woher kam das nur?          Die düstere Stimme von Zwirrfinst wurde von dem Wind an seine Ohren getragen, wie er leise vor sich hinmurmelte. »Ich... Ich bin nicht verschwunden? W-wir sind... Wir sind immer noch hier? Warum?«          Nicht verschwunden? Die Bedeutung der Worte wollten nur langsam zu Reptain vordringen. Zwirrfinst musste sich irren...          »D-das stimmt... Wir... Wir verschwinden gar nicht...«, drang nun Celebis gelassene Stimme durch seinen Gehörgang. Celebi... Er hatte Celebi gehalten als sie schließlich seinen Klauen entschwunden war. Sie war definitiv verschwunden. Sie hatten sich gemeinsam die Morgensonne angesehen. Den Sonnenaufgang... Nicht verschwunden?          Reptain blinzelte und kniff die Augen leise stöhnend wieder zusammen als viel zu helles Licht das Bild vor seinen Augen durchflutete. Er blinzelte erneut und nahm zwei Gestalten vor sich wahr. Was für ein... Merkwürdiger Ort das war auf dem sie standen. Reptain erhob sich. Merkwürdig leicht fühlte er sich als er in wenigen Herzschlägen auf den Beinen stand. Sein Blick fiel auf Zwirrfinst und Celebi, die nicht weit von ihm entfernt in der Luft schwebten und ihn ansahen. »Hallo Reptain.«, sagte Celebi fröhlich und kicherte. »Sieh doch nur. Wir sind gar nicht verschwunden.«          Reptain sah sich wachsam um. Seine Umgebung... Die Frostinsel war komplett weiß. Der Schnee schmolz dort, wo er hintrat und hinterließ seine Fußabdrücke im Boden. Die Sonne tauchte die Frostinsel in ein wundersames Licht. Er konnte den Eiszapfelwald unter sich funkeln sehen als seien die Säulen eine Ansammlung von Sternen die in weißen Hintergrund funkelten. »I-ich...«, stammelte Reptain und sah an sich herab. Er war nicht verschwunden? Sie alle waren nicht verschwunden, oder? Aber wie war das möglich? »Ich dachte, wir müssten verschwinden, als die Geschichte verändert wurde. Aber wir...«, er hob seinen Blick und sah Zwirrfinst und Celebi an. »Wir sind alle wirklich noch da.«          Celebi kicherte. »Ich kann es mir auch nicht erklären. Ich war genau derselben Meinung wie du, Reptain. Aber wir sind alle noch da und wir sind alle in Sicherheit. Ist das nicht einfach wunderschön?«          Reptain sah von Celebi zu Zwirrfinst. Ja, er freute sich. Sein Herz erwärmte sich als er seine beiden Gefährten sah, wie sie gesund und munter vor ihm standen. Unglaubliche Erleichterung durchströmte jede Zelle seines Körpers. »Aber...«, murmelte Reptain verwirrt. »Warum sind wir zuerst verschwunden... Aber dann doch nicht?«, fragte er verwirrt.          Celebi schwirrte schnell um Reptains Kopf herum. »Das hört sich ja fast so an, als würdest du es bedauern.«, stichelte sie kichernd. Reptain versuchte sie davon abzuhalten weiterhin um seinen Kopf herumzuschwirren wie eine übergroße, nervige Fliege, doch wie viele Male zuvor gelang es ihm nicht und er schmunzelte.          »Wenn das wirklich so passiert ist, bedeutet das also...«, murmelte Zwirrfinst und sah die beiden an. »Es ist ein Wunder... Können wir es so nennen?«          »NEIN.«, drang eine gebieterische Stimme über die Bergspitze. »DAS WAR KEIN WUNDER.«          Celebi hörte sofort auf um Reptain herumzuschwirren, während Zwirrfinst bereits zu der Quelle der Stimme sah. Auch Celebi und Reptain starrten auf Dialga, der in einem ungewöhnlichen, hellen Glanz vor ihnen stand. Er wog langsam seinen Kopf von der einen auf die andere Seite. Ungewohnt weich sahen seine Gesichtszüge aus und in seinem Blick war jeder Wahnsinn erloschen, während er auf die drei Pokemon zuging.          »Meister Dialga!«, war alles was Zwirrfinst hervorbrachte, als er vor dem legendären Pokemon zurückwich. Reptain verengte die Augen und er und Celebi vergrößerten den Abstand zu Dialga. Das Pokemon welches die Zeit präsentierte blieb augenblicklich stehen und sah die drei Pokemon der Reihe nach an. »LANGE ZEIT WAR ICH IN DUNKELHEIT GEHÜLLT...«, begann seine klare, durchdringende Stimme zu sprechen. »UND WÄHREND DIESER ZEIT MACHTE SICH IN DIESER WELT DAS CHAOS BREIT. DAFÜR ÜBERNEHME ICH DIE VERANTWORTUNG.« Dialga neigte seinen Kopf vor den drei Pokemon was Reptain verdutzt blinzeln ließ. Dialga, das musste nun seine wahre Gestalt sein die vor ihnen stand. So musste er auch vor Generationen gewesen sein. Ein legendäres Pokemon, welches würdig war die Zeit zu repräsentieren. »JETZT, DA DIE ORDNUNG WIEDERHERGESTELLT IST, WERDE ICH DIESE NEUE WELT VON ANBEGINN UNTERSTÜTZEN.«, sprach Dialga mit fester Stimme, hob seinen Kopf in den Himmel und brüllt laut. Eine Welle einer merkwürdigen Kraft ging von seinem Juwel an der Brust aus, als Zwirrfinst, Celebi und Reptain darin getaucht wurden.          Vor ihren Augen sahen sie ein Bild ablaufen. Ein Bild des Waldes, so wie er jetzt war wurde sichtbar. Reptain erkannte den Wald in dem er aufgewachsen war und Skampi das erste Mal begegnete. Ebenso wie die Lichtung an der er den Schwur in die Rinde eines Baumes eingeritzt hatte. Die Bäume hatten wieder Farbe, doch sahen sie etwas ungesund aus. Ebenso das Gras, welches sich scheinbar noch nicht daran gewöhnen konnte, dass es sich biegen sollte wenn der Wind darüber blies. Die Blätter fielen von den Bäumen wie altes Laub. »D-das ist...«, stammelte Celebi aufgeregt vor Freude als sie neben Reptain zu sprechen begann.          »Wir sehen das, was uns lieb ist, denke ich. Den Ort den wir einst unser Zu Hause nannten.«, murmelte Zwirrfinst von Reptains anderer Seite. »Jeder sieht also einen anderen Ort?«, fragte Reptain als sich das Bild vor seinen Augen veränderte. Der Wald veränderte sich als Dialgas Energie durch die Erde einfloss. Das Gras wuchs schneller, gesund und erstrahlte in einem satten Grün. An den Ästen der Bäume bildeten sich Triebe die langsam zu spießen begannen und ihre Knospen erblühten. Reptain stockte der Atem als das Gesamtbild somit verändert wurde. Keine Spur der Dunkelheit die so lange angehalten hatte, war mehr zu erkennen.          »Was für ein schöner Anblick...«, hauchte Celebi verträumt. Reptain vermutete, dass sie ihren eigenen Wald, den Düsterwald gerade sah mit dem Schwarzsumpf. Er würde ihn sehen, wenn sie auf die Insel zurückkehren würden.          Das Bild verschwamm vor seinem geistigen Auge und stattdessen erkannte er wieder Dialga der zurückhaltend auf die drei Pokemon herabsah.          Hinter Dialga war ein metallisches knistern zu hören. Er wand seinen Kopf zu dem Zeittunnel, über den die blauen Energieschwaden merkwürdige Geräusche von sich gaben als sie hektisch über die magere Form des Zeitportals waberten. Reptain verengte seine gelben, reptilienartigen Augen, als der Zeittunnel langsam in sich zusammenfiel und in einer einzigen, blauen Energiekugel schließlich verschwand.          »D-der Zeittunnel!«, stammelte Celebi aufgebracht und Reptain spürte ihre Aufregung, ebenso wie die von Zwirrfinst. Doch zu seiner Verwunderung geschah überhaupt nichts. Er hatte angenommen, dass die Welt wieder anfangen würde zu beben, oder... Dass die Zeit wieder aufhören würde zu fließen. Doch stattdessen bewegte sie sich weiter. Die Sonne schien immer noch, der Wind wehte und im Meer schwappten die Wellen. Sogar einige Schneeflocken wurden von dem Wind aufgewirbelt und fielen über ihn. »Ich dachte...«, begann Celebi leise, doch Dialga wand seinen Kopf zu dem kleinen, rosafarbenen Pokemon und sah sie sanftmütig an. »DIESE WELT, UNSERE WELT IST NICHT MEHR MIT DER, DER VERGANGENHEIT ODER DER ZUKUNFT VERBUNDEN, DAS STIMMT. ABER DADURCH, DASS DIE LÄHMUNG DES PLANETEN VERHINDERT WURDE, FLIESST DIE ZEIT WEITER, DADURCH DÜRFTEN WIR NICHT EXISTIEREN.« Dialga hob seinen Kopf sodass er alle drei Pokemon im Auge behalten konnte. »DIESE WELT DARF WEITER EXISTIEREN, ALLERDINGS IN EINER SPALTE ZWISCHEN DEN ZEITEN, ALS EINE WELT WIE SIE HÄTTE WERDEN KÖNNEN, WENN DIE LÄHMUNG DES PLANETEN EINGESETZT HÄTTE. WIR HABEN UNSERE EIGENE VERGANGENHEIT UND SEHEN EINER EIGENEN ZUKUNFT ENTGEGEN.«          Reptain fasste sich ein Herz und trat einen Schritt nach vorne auf Dialga zu. Das legendäre Pokemon hob aufmerksam seinen Kopf und blickte auf Reptain herab. Es sah erleichtert aus, dass sich jemand überwinden konnte ihm wieder zu trauen. »Dialga...«, begann Reptain und sah selbst etwas unsicher aus. »Möchtest du uns damit sagen, dass die Zukunft... Unsere Welt jetzt durch die Zerstörung des Zeittunnels eine eigene ist, als die der Vergangenheit, die ich und Zwirrfinst gesehen haben?«          »GANZ GENAU.«, antwortete Dialga ruhig. »WENN WEITERHIN EINE VERBINDUNG BESTEHEN WÜRDE, KÖNNTEN WIR NICHT EXISTIEREN. DESWEGEN IST WOHL LETZTENDLICH DER ZEITTUNNEL ZUSAMMENGEBROCHEN.«          Reptain nickte langsam als er verstand. »Vorhin, als wir nicht verschwunden sind, sagtest du dass es kein Wunder gewesen sei. Hast du also dafür gesorgt, dass wir doch nicht verschwunden sind? Hast du dafür gesorgt, dass diese Welt unabhängig von der Vergangenheit existieren kann?«          Dialga betrachtete Reptain lange, ehe er sanft antwortet: »NEIN. DAS WAR NICHT ICH. MEINE MACHT GENÜGT NICHT UM UNSER VERSCHWINDEN ZU VERHINDERN. ABER...« Dialga hob seinen großen Kopf und blickte in den Osten der Sonne entgegen die bereits ihren höchsten Punkt erreicht hatte. »DIE MÄCHTE EINES WESENS DAS ÜBER MIR STEHT, KÖNNTEN DAFÜR GESORGT HABEN. VIELLEICHT IST ES SO GEWESEN.« Dialga starrte noch mehrere Sekunden die Sonne an, ehe er sich wieder Reptain, Zwirrfinst und Celebi zu wand. »UND DESWEGEN MUSS ICH EUCH DANKEN. IHR HABT DIE WELT VOR DER DUNKELHEIT BEFREIT. ICH BIN EUCH WIRKLICH, WIRKLICH DANKBAR. EUCH UND DENJENIGEN, DIE IN DER VERGANGENHEIT DIE LÄHMUNG DES PLANETEN AUFGEHOBEN HABEN. EUREN FREUNDEN.«          Reptain weitete seine Augen ein kleines bisschen. »D-das stimmt...«, murmelte er baff und sah von Zwirrfinst zu Celebi und schließlich wieder zu Dialga. »Wir sind ja immer noch da...« Reptain sprang mit einem Satz bis an den Rand des Berges, wo er die Sonne betrachtete die sich in ihrem vollen Glanz präsentierte. Der wunderschöne, blaue Himmel der nur mit wenigen weißen Wolken verziert war sah weit und frei aus. »Skampi... Du auch...«, murmelte Reptain leise vor sich hin und lächelte. Skampi dürfte auch nicht verschwunden sein. Vielleicht hatte die Macht dieses Wesens auch dafür gesorgt, dass Skampi nicht verschwunden war. »Bist du noch da...?«, flüsterte er unsicher in den Wind der seine Worte fort trug.          »Und Karnimani? Wie geht es euch? Ihr habt den Lauf der Geschichte verändert.«, dachte er stumm lächelnd, als er in den offenen Himmel sah und die Wolken betrachtete die sich über ihm kräuselten. »Ihr habt das Schicksal der Pokemon der Zukunft geformt. Unser Schicksal... Das von Skampi...«          Reptain atmete die frische, klare Luft tief ein als Celebi und Zwirrfinst an seine Seite kamen und ebenfalls über den Himmel sahen.          Wind... Licht... Ich bitte euch. Überbringt meine Nachricht. Bitte bringt sie zu Skampi und Karnimani.          Durch eure Bemühungen wurde die Zukunft von der Dunkelheit befreit.          Wir und die anderen Pokemon aus der Zukunft... Wir sind frei!          Wir sind nicht verschwunden!          Wir werden unsere Kräfte vereinen und die Welt wieder aufbauen.          Aber wichtiger als alles andere ist... Wir sind noch da!          Reptain schloss seine Augen, während er jedes Gefühl in sich aufnahm welches ihm bewies, dass er am Leben war. Eine weitere Botschaft dachte er stumm vor sich hin, während er seine Gedanken entfaltete.          Skampi! Karnimani! Könnt ihr mich hören?          Wir sind immer noch da!          Das Leben geht weiter!         In der Welt von Karnimani          Es war jetzt schon mehrere Tage her, seitdem Karnimani von dem Zeitturm zurückgekehrt war. Von seiner wohl größten und spannendsten Reise überhaupt. Lapras hatte wie versprochen auf ihn vor den alten Ruinen gewartet. Wenn er jetzt zurückdachte, war sie nicht überrascht gewesen, als er alleine vom Zeitturm zurückgekommen war. Mitfühlend hatte sie versucht Karnimani zu helfen über seine Trauer hinwegzukommen. Auf ihrem Panzer gelangte er zurück zum Strand, dorthin wo alles angefangen hatte.          Karnimani ging in die Gilde zurück, wo alle auf ihn gewartet hatten. Die Gildenmitglieder erzählten ihm, dass sich der Grauschleier wieder deutlich zurückgezogen hatte, aber in vereinzelten Gebieten war er nach wie vor aktiv. Dort wo die Zeit auch als erstes stehen geblieben war, zog sich der Grauschleier aber auch immer weiter zurück. Selfe berichtete Karnimani, dass sich die Gebiete von Tag zu Tag erholten und langsam wieder Normalität einkehrte. Es freute Karnimani sehr, das zu hören, auch wenn es ihm Mühen kostete es so zu zeigen.          Wann immer er konnte und wen auch immer er traf, erzählte er die Geschichte dieser spannenden Reise. Er erzählte sie immer gleich und versuchte immer sehr neutral zu bleiben. Karnimani begann damit, wie er ein Evoli am Strand liegend aufgefunden hatte und wie skeptisch er war als sie ihm weis machen wollte, dass sie eigentlich ein Mensch sei. Er erzählte, wie er und Skampi Erkunder geworden sind und warum sie es geworden sind. Schwärmend erklärte er, wie Skampi und er Rätsel gelöst hatten mit Hilfe von ihrer besonderen Fähigkeit, dem Dimensionalen Schrei den sie aber auch erst einmal ergründen mussten. Er erzählte natürlich auch über Reptain und dessen angeblichen Plan die Lähmung des Planeten anzustreben indem er die Zahnräder der Zeit stahl.          Wie Skampi fälschlicherweise in die Zukunft, gemeinsam mit Reptain gelang und wie düster die Welt ausgesehen hatte, die sie betreten hatte. Karnimani erklärte genau, was sie alles herausgefunden hatte über Reptain, Zwirrfinst und auch über sich selbst. Fröhlich erzählte er, wie unglaublich froh er war als Skampi wieder in der Vergangenheit auftauchte und wie misstrauisch er gegenüber Reptain am Anfang gewesen war. Karnimani zitierte seinen Gildenmeister an dieser Stelle. "Es gibt keine bösen Pokemon." Er erzählte wie er mit Reptain am Rande der Tohaido-Klippe gesprochen hatte, darüber dass sich eine ganze Insel von einem einzigen Pokemon hatte täuschen lassen.          Karnimani erzählte die Geschichte ihrer Rückkehr zur Gilde und wie Skampi und er gemeinsam nach einer Lösung gesucht hatten das Verborgene Land zu finden. Er berichtete aufgeregt, wie sich Plaudagei in der Salzwasserhöhle zwischen Skampi, ihn und furchterregenden Pokemon gestellt hatte um sie zu beschützen, als die Bande gemeiner Pokemon sie angreifen wollte. Plaudagei hörte dieser Stelle der Geschichte immer besonders gerne zu. Karnimani versuchte immer sehr genau das eigenartige Muster zu beschreiben, welches auf der Felswand abgebildet war, doch wenn ihm die passenden Worte nicht einfallen wollten, holte er das Reliktfragment aus seiner Erkundertasche um es den Pokemon zu zeigen, die seiner Geschichte lauschten. Er erzählte von Lapras, wie sie Skampi, Reptain und ihn unermüdlich über das Meer getragen hatte und wie sie gemeinsam schließlich das Verborgene Land gefunden und erreicht hatten. Karnimani versuchte die Zeichnungen und Inschriften in den alten Ruinen so genau wie möglich zu beschreiben und wie sie schließlich das Regenbogensteinschiff erreicht hatten. Entschlossen erzählte er über das Opfer, welches Reptain erbracht hatte um Skampi und ihm Zeit zu verschaffen, die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm zu setzen.          Karnimani erzählte vom Zeitturm und von Dialga, welcher wegen der Beschädigung des Zeitturms immer verwirrter geworden war. Er versuchte den Kampf so detailliert wie möglich zu beschreiben und wie stark Skampi war und wie tapfer sie gekämpft hatte, dass er schließlich die Zahnräder der Zeit in die Plattform einsetzen konnte. Traurig berichtete er über das Geheimnis von Skampi, welches sie während des Aufstiegs zum Zeitturm mit sich herumgetragen hatte und wie sie dann schließlich von Lichtkugeln umhüllt verschwunden war.          Der Schmerz den sein Herz immer wieder von neuem packte, wenn er darüber sprach war überwältigend. Skampi hatte ihm erklärt, dass sie verschwinden musste, wenn eine Welt der Dunkelheit nicht existiert, da sie auch nie existiert hatte. Sie hatte es ihm mit Absicht nicht erzählt, weil sie wusste dass Karnimani zweifeln würde und nicht seinen ganzen Mut zusammennehmen konnte, wenn er fürchten musste, dass seine beste Freundin verschwinden müsste. Sie hatte sich für alle Pokemon dieser Welt geopfert, damit sie in einer besseren Welt leben durften. In einer Welt, die nicht von Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit geprägt war. Ihr verschwinden hatte ein riesiges Loch in das Herz von Karnimani gerissen und zurückgelassen.          Seitdem hatte Karnimani stets sein bestes gegeben um weiter zu machen. Er hob seinen Kopf als er als er über das Meer blickte, während die Sonne langsam im Meer versank. Die Krabby pusteten Schaumblasen in die Luft, die im Licht der untergehenden Sonne funkelten und langsam von Wind davongetragen wurden.»Kannst du mich sehen, Skampi?«, fragte er leise in den Himmel hinein. »Ich bin immer noch hier und ich gebe nicht auf. Ich lasse mich nicht hängen, so wie ich es dir versprochen habe.«          Erst durch Reptain hatte Karnimani erkannt, wie wunderschön die normalsten Dinge sein konnten. Deswegen stand er jeden Tag früh am Morgen auf um jeden Tag den Sonnenaufgang mit anzusehen. Zu fühlen wie ihn die Sonne wärmte und seine Glieder mit neuer Lebensenergie erfüllte. Alle Pokemon gaben ihr bestes, damit die Zeit wieder ihren richtigen Gang einnahm und es war wunderbar zu sehen, wie weit sie damit gekommen waren. Aber jedes Mal wenn Karnimani den darauffolgenden Sonnuntergang betrachtete und sich langsam der Schleier der Nacht über das Land zog, fragte er sich was sein nächstes Ziel sein würde.          Karnimani sah auf das Reliktfragment, welches er zwischen seinen kleinen Händen hielt. Wehmütig dachte er an Skampi und merkte schon wie sich seine Augen mit Tränen füllten, als er sich die letzten Momente noch einmal in sein Gedächtnis rief. Skampis warmes Lächeln, welches sie ihm schenkte, kurz bevor sie verschwand. Er hatte versucht nach ihr zu greifen, sie zurückzuhalten, sie zu zwingen bei ihm zu bleiben. Doch gegen dieses Schicksal war er machtlos gewesen. Die Tränen rannten ungehalten über Karnimanis Wangen, er war nicht in der Lage sie aufzuhalten. 'Auch wenn ich verschwinde, ich werde dich niemals vergessen.' Das waren ihre letzten Worte gewesen.          »Skampi...«, murmelte Karnimani und sein Blick verfing sich in den Weiten des orangeroten Himmels. »Ich vermisse dich so sehr...« Er wischte sich mit der Hand über die Augen, doch es half nichts. Die Tränen flossen hemmungslos weiter und er schluchzte laut. Wieder überkam ihn dieser Schmerz über den Verlust seiner besten Freundin. Skampi, die ihn stark gemacht hatte, die ihm geholfen hatte als er den Kopf schon lange in den Sand gesteckt hatte. Nie würde er wieder einen solchen Freund finden, wie Skampi es gewesen war.          Karnimani saß nicht weit von der Stelle entfernt an der er das erste Mal auf Skampi getroffen war. Er dachte zuerst sie wäre tot gewesen wie sie so bewegungsunfähig im Sand gelegen hatte, doch dann war sie so lebendig gewesen. Sie war ein so guter Freund...          Ein weiteres Schluchzen ließ Karnimani erzittern als er in den Himmel blinzelte. »Ich wünschte du könntest zurückkommen, Skampi.«, heulte er mit zitternder Stimme und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Karnimani gab sich seiner Trauer und seinem Schmerz hin, welche ihn wegen des Verlusts von Skampi so sehr belasteten.                  Das legendäre Pokemon welches die Zeit selbst verkörperte sah auf die Plattform in der die fünf Zahnräder der Zeit eingesetzt worden waren. Der Zeitturm, sein Reich war noch immer stark verwüstet und lange noch nicht wieder aufgebaut. Um den Zeitturm wieder vollkommen zu reparieren würde er wohl Jahre in Anspruch nehmen müssen. Dialga hatte aber den Zeitturm bereits so weit reparieren können, dass die Zeit auch hier wieder normal fließen konnte und sich auch bald der letzte Rest des Grauschleiers in der Welt verflüchtigen müsste.          Die Gedanken des legendären Pokemons kreisten um zwei bestimmte Pokemon, von dem ein Pokemon nicht dieser Zeitlinie angehörte. Als die beiden Pokemon den Zeitturm hinabgestiegen waren, war noch alles in Ordnung gewesen. Doch bereits als sie den Pfad in der Luft der zum Zeitturm führte hinab zum Regenbogensteinschiff geschritten waren, hatte Dialga es ganz deutlich gespürt. Karnimanis Schmerz, er war so intensiv gewesen dass er ihn sogar noch auf der Zeitturmspitze fühlen konnte. Sogar jetzt, genau in diesem Augenblick glaubte er die Trauer von Karnimani, der die Zahnräder der Zeit in den Zeitturm eingesetzt hatte erneut zu fühlen. Wie eine Welle schien sie auf ihn einzuschlagen.          Dialga hob seinen großen Kopf zu dem goldgelben Himmel der über dem Verborgenen Land verweilte. Wenn Karnimanis Schmerz sogar jetzt noch so stark war und wenn Skampi diese Gefühle teilte, würde er seinen Wunsch erfüllen. Die Welt brauchte Skampi, ebenso wie Karnimani. Dialga schritt gemächlich zum Rand der Zeitturmkuppel den Blick weiterhin in den Himmel gerichtet. »ICH WERDE EUCH EIN GESCHENK MACHEN. ICH ÜBERGEBE EUCH, EINE ZUKUNFT.«          Das gebieterische Brüllen Dialgas, hallte den Zeitturm hinab über das Verborgene Land, wo es sich weiter entfaltete und noch bis über das Meer aus seinem Reich in der Spalte zwischen der Zeit wo leise zu hören war.                  Die Augen von Karnimani waren bereits geschwollen, als sich die Sonne immer weiter zum Meer hinunter neigte. Ein lautes Schluchzen entkam ihm als sich neben ihm wie aus dem Nichts eine helle Lichtkugel materialisiert und hell strahlte. Karnimani blinzelte verwundert und wischte sich mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht um zu erkennen was es war. Eine Kugel aus reinem Licht entfaltete ihre Intensität und in der Mitte dieser Kugel hob sich ein kleiner, dunkler Umriss ab. Karnimani stand auf und starrte in das Licht hinein, welches sich vor ihm entfaltete. Er konnte seinen Augen nicht trauen, als ein Evoli aus jenem Licht hervortrat, welches bereits schwächer wurde. Das Reliktfragment fiel ihm aus der Hand als Skampi ihren Kopf schüttelte und sich blinzelnd und verwirrt umsah.          Ihr Blick fiel auf ihre Pfoten und dann auf Karnimani. Ihre vor Verwunderung geweiteten Augen wirkten ungläubig dass sie wieder hier am Stand war, dort wo alles angefangen hatte. »Ich...«, murmelte Skampi und Tränen stiegen ihr in die Augen. »Eine zweite Chance...«          Über Karnimanis Gesicht flossen wieder die Tränen als er die paar Schritte auf Skampi zu rannte. »Skampi!«, rief er glücklich aus tiefstem Herzen und schloss seine Arme um ihren Hals während er sie umarmte. Seine Tränen versiegten in ihrem Fell, während Skampi nur immer noch verwundert mit den Ohren zuckte. »Oh Karnimani...«, murmelte sie und schloss die Augen. Sie schmiegte ihren Kopf an Karnimanis. Sie war so unendlich glücklich wieder ihren Freund um sich herum zu haben. Sie hatte eine zweite Chance bekommen um zu leben. Sie war so unendlich glücklich darüber. Es musste ein Wunder sein.          Der grasgrüne Anhänger, der an einer Kette um ihren Kragen baumelte leuchtete matt für einige Sekunden auf und Skampi öffnete ihre Augen wieder. Karnimani bekam das nicht mit, noch immer war er zu überwältigt davon, seine Freundin wieder zu haben, sie berühren zu können und weiterhin mit ihr zusammen auf Erkundungen gehen zu dürfen. Hemmungslos weinte er, während Skampi auf den grasgrünen Anhänger hinunter schielte. Ein lauer Wind zog auf und strich über ihren Pelz als sie den beruhigenden Worten eines Freundes lauschte.          »Skampi! Karnimani! Könnt ihr mich hören? Wir sind immer noch da! Das Leben geht weiter!«   Kapitel 15: 15 - Letztes Wiedersehen ------------------------------------            Mehrere Monaten waren vergangen, die ihm nur wie ein kurzer Moment vorgekommen waren. Es war so viel geschehen, so vieles hatte sich verändert. Während er durch den Teil des Waldes unter den goldgelben Baumkronen von einem Ast zum anderen sprang, musste er an die vergangenen Ereignisse denken. Sogar an jene, die schon lange zurücklagen. Dialga lebte nun wieder am Zeitturm und hatte ihn auch wieder begehbar gemacht, allerdings nicht wieder aufgebaut. Dieses Denkmal war das einzige, welches die Pokemon an die furchtbare Zeit erinnerte, die sie alle in Dunkelheit verbrachten. Dort sah er zu, dass die Zeit ihren gewohnten Gang einhielt, auch wenn diese Welt in der sie nun lebten eine völlig andere war, unterschied sie sich kaum von der Welt, die Reptain in der Vergangenheit gesehen hatte. Die Spuren der Verwüstungen der Zeit waren kaum noch zu erkennen, sie alle hatten zusammengearbeitet, die Welt nach ihren Vorstellungen bearbeitet, damit sie wieder in Frieden leben konnten.          Die vereinzelten Pokemon, die sich im verborgenen gehalten hatten um nicht von Zwirrfinst und den Zobiris gefangen genommen zu werden, waren aus ihren Schatten getreten und hatten mit großen Augen die gelbe Scheibe am Himmel betrachtet. Viele Pokemon die Reptain noch nie gesehen hatte, waren aus der Dunkelheit in das Licht und in die Öffentlichkeit getreten und mit jedem Tag wurden es mehr. Das Gefängnis hatte ihre Toren geöffnet und die Pokemon die noch immer bis dahin gefangen gehalten wurden, genossen ihre Freiheit wieder. Auch wenn sich die Pokemon erst nach der langen Zeit der Angst und Zwietracht daran gewöhnen mussten, strebte doch nun der Großteil eine Harmonie untereinander an um das Gleichgewicht dieser jungen, alten Welt zu wahren.          Nester und sogar kleine Häuser wurden gebaut und so entstanden die ersten wieder bewohnbaren Dörfer. Zwirrfinst und seine Zobiris hatten sehr viel zu den Bauarbeiten beigetragen. Doch nur sehr langsam konnten die Pokemon das Misstrauen gegen Zwirrfinst und seinen Zobiris ablegen. Anfangs waren sie keine sehr gesehenen Zeitgenossen gewesen, denn wo auch immer Zwirrfinst mit seinen Zobiris auftauchte um bei den Bauarbeiten zu helfen, wurden sie zunächst mit angstvoll geweiteten Augen angestarrt. Doch die Kunde über die Geschichte von Reptain und Skampi hatte sich sehr schnell verbreitet, was auch Celebi zu verdanken war, die so vielen wie nur Möglich Reptains Geschichte erzählte. Über eine Reise, die mit Reptain und Skampi begann und schließlich mit Zwirrfinst, Reptain und ihr endete. So wurden Zwirrfinst und die Zobiris doch immer mehr akzeptiert und erhielten die Chance ihre neuen Ansichten und ihre Überzeugung zu beweisen. Reptain freute sich bereits darauf ihn wieder zu sehen, denn schon lange hatte er Zwirrfinst nicht mehr gesehen. Doch schon als er heute Morgen aufgestanden war, fühlte er sich merkwürdig. Als würde eine dunkle Wolke des Unheils über ihm schweben, ihn einhüllen und ihn einfach nicht loslassen wollen. Irgendwie fühlte er sich belastet, warum konnte er einfach nicht erklären.          »Hihi, du bist langsam geworden!«, foppte ihn fröhlich eine hohe Stimme ehe sich eine Lichtkugel summend mehrere Meter vor ihm materialisierte und ein kleines, rosafarbenes Pokemon daraus hervortrat. Mit ihren grünen Augen blinzelte sie ihn fragend an. »Beschäftigt dich irgendetwas, mein lieber Reptain?«          Reptain hielt auf einer stämmigen Astgabel inne die unter der Erschütterung seines Körpers wippte und einige goldgelbe und rote Blätter verlor. Die kühle Luft des Herbstes hatte die Blätter verfärbt und sie fielen von Mal zu Mal mehr zu Boden um diesen zu bedecken. Die Luft war kühler als er es von den letzten Monaten gewohnt gewesen war, aber auch sehr erfrischend. »Wenn wir uns verspäten wird Zwirrfinst uns die Köpfe abreißen.«, erwähnte Celebi und kicherte erneut. »Du weißt wie sehr er davon geschwärmt hat, dass er schon bald eine sehr wichtige Aufgabe haben wird.«          Über Reptains nachdenklichen Blick legte sich ein schiefes Grinsen. »Ja, man wird immerhin nicht jeden Tag Bürgermeister eines neu erbauten Dorfes.« Er erinnerte sich daran wie Zwirrfinst ihm in den Ohren gelegen hatte, als er davon erzählte. Zwirrfinst war anfangs etwas überfordert gewesen, als die Pokemon ausgerechnet ihn auswählten um als Bürgermeister über das neu erbaute Dorf zu wachen, welches am Rand zum Meer errichtet worden war. Er hatte Reptain von seinen Plänen erzählt, dass er das Dorf weiter ausbauen möchte bis man es eine kleine Stadt nennen konnte. Als wäre es gestern gewesen hatte Zwirrfinst ihm den Namen verraten welchen er dem Dorf geben wollte. 'Neuschatzstadt - Wo die Hoffnung nie stirbt' Ein sehr schöner Name für das erste Dorf welches in den Goldenen Steppen entstanden war.          Die Goldenen Steppen waren früher das Dunkle Ödland gewesen. Nach den ersten Veränderungen der Welt war es der ideale Ort gewesen um die ersten Grundsteine für das Leben der Pokemon zu gründen. Aber es war auch eine immense Herausforderung gewesen, die Zwirrfinst und die Zobiris gemeinsam mit anderen Pokemon mit Bravur gemeistert hatten. »Ja, wenn wir zu spät kämen, wäre er ziemlich wütend.«, gluckste Reptain und sprang von der Astgabel auf den Boden um den Weg entlang zusehen der zu den Goldenen Steppen führte.          Um den Pfad vor ihm teilte sich der Wald zu seinen beiden Seiten. Die Sonne die über dem Himmel strahlte, erhellte den Weg, der von den goldgelben und roten Blättern gepflastert wurde die herabgefallen waren. Reptain verlor sich für wenige Sekunden in dem wunderschönen Anblick der Zeit, während seine Gedanken abermals von finsteren Schatten überdeckt wurden. Seine Klauen kribbelten unangenehm, als würde er rastlos nach etwas suchen. Er schloss seine Augen und prüfte die Luft, die kühl und frisch schmeckte. Doch sobald er seine Augen verschlossen hatte, wurde eine dunkle Vorahnung bestätigt, sodass er erschrocken blinzeln musste. Celebi flog hinter ihm her und hielt neben ihm in der Luft an. »Du bist schon den ganzen Tag irgendwie merkwürdig, Reptain.«, kommentierte sie und warf Reptain einen Seitenblick zu. »Was ist los?«          Ja, was war nur los? Das fragte er sich schon den ganzen Tag.          Eine merkwürdige Gestalt schlich sich immer wieder vor sein geistiges Auge, während er die Augen für einen Wimpernschlag schloss. Manchmal glaubte er sogar eine ihm bekannte Gestalt zu erkennen, doch es gelang ihm nicht diese zu identifizieren. Er hob seinen Blick zu Celebi. Schleierhaft grinste er. »Lust auf ein Wettrennen?«, fragte er herausfordernd und sah das Zeitreisepokemon schmunzelnd an, welche kurz und flink um ihn herumschwirrte. »Ich kann doch ohnehin nicht verlieren.«, entgegnete sie kichernd. »Ich reise durch die Zeit.« Sie zwinkerte ihm zu, doch Reptain schüttelte den Kopf. »Das ist mir egal. Ich muss meine Muskeln mal wieder beanspruchen.« Er grinste, während Celebi kurz überlegte und dann nickte. »Gut, ich gebe dir auch drei Sekunden Vorsprung.«          Reptain schmunzelte und rannte auf der Stelle los. Drei Sekunden später rauschte schon Celebi an ihm wie eine unscheinbare Silhouette ihrer selbst vorbei. Reptain verlangsamte nach weiteren Sekunden sein Tempo, bis er zum stehen kam. Er würde nicht lange brauchen, so glaubte er.          Reptain drehte sich um und betrachtete ein weiteres Mal den goldenen Wald, der rings um ihn herum aufragte, ehe er seine gelben, reptilienartigen Augen schloss. Da war es wieder. Diese düstere Gestalt die sich schwarz vor seinem geistigen Auge abhob. Er konzentrierte sich darauf, in der Hoffnung schärfere Konturen zu erkennen. Eine Gänsehaut zog sich über seinen Rücken als er auch plötzlich eine sehr leise Stimme hören konnte, die an sein Ohr drang, doch er wagte es nicht seine Augen zu öffnen. Reptain konzentrierte sich auf die schemenhafte Gestalt, die vor ihm aufragte und auf die Stimmen die um ihn herum säuselten. »Ich kenne euch nur zu gut... Besonders dich...«, drang leise das Gesprochene in seine Gedanken. Die Umgebung in der die Gestalt stand färbte sich braun und rot glühend. Doch mehr als die Farben konnte Reptain einfach nicht erkennen. Er hatte auch noch nie einen solchen Ort gesehen, und Reptain fragte sich immer mehr was hier nur vor sich ging.          »Wie meinst du das, du würdest mich kennen?!«, harschte eine weitere leise Stimme, eine andere. Woher kamen nur diese Stimmen die er hören konnte als würde der Wind sie direkt zu ihm tragen?          »Als du mit Reptain in diese Welt kamst Skampi... Da warst du in einen Unfall verwickelt.«          Reptain öffnete erschrocken seine gelben, reptilienartigen Augen, doch schnell schloss er sie wieder um dieser Vision weiterhin zu folgen. Woher kam diese Vision nur? Er fühlte sich in der Zeit zurückversetzt, als er kurz an den Sturm dachte, in dem Skampi und er durch den Zeittunnel gereist waren. Die Reise durch den Zeittunnel war falsch gewesen und Skampi war angegriffen worden. Er selbst hatte Skampi nie mehr gesagt als dass es einen Unfall gegeben hatte. Diese Vision, sie erschien nun klarer vor seinem geistigen Auge als er die dunkle Gestalt wieder erkennen konnte.          »Ja. Du und Reptain hattet einen Unfall als ihr durch die Zeit gereist seid, dadurch wurdet ihr getrennt.«, bestätigte die Gestalt die nur langsam immer mehr und mehr an Konturen annahm. »Du warst ein Mensch und wurdest in ein Pokemon verwandelt. Und du verlorst auch noch dein Gedächtnis. Ist dir nie aufgefallen, wie seltsam dieser Unfall war?«          Wieder drängte eine andere Stimme in Reptains Kopf. »Wie... Seltsam? Was meinst du damit?«          »Denk doch mal daran, wie der Unfall zu Stande kam.«, sprach die dunkle Gestalt vor ihm mit einem verschleierten Lachen in der Stimme. »Genau dann als Reptain und du durch die Zeit gereist seid... Das findest du nicht seltsam?«          »Was weißt du eigentlich darüber, Darkrai?«, fragte wieder eine völlig andere Stimme zu der Reptain aber auch keine Gestalt erkannte, während aber die dunkle Gestalt vor ihm immer klarer wurde. Dunkle Umrisse wurden sichtbar, ein weiter Schopf und ein einzelnes, listig funkelndes Auge.          »Heh, ich weiß alles.«, sprach die dunkle Gestalt die wohl Darkrai sein musste. »Ich habe diesen Unfall eingefädelt.«          Reptain spürte wie er sich unfreiwillig anspannte als er das Pokemon immer klarer sah. Er war dafür verantwortlich? Dieses... Pokemon? Darkrai...          »Ich habe den Zeitturm sabotiert, ich habe die Zahnräder der Zeit aus diesem entwendet und sie über der Welt verstreut, da dies die Dunkelheit der Welt nach sich gezogen hätte. Ich hätte nichts anderes zu tun gehabt als abzuwarten...«, sprach Darkrai wirr weiter. »Doch dann entschieden Reptain und du sich dafür sich einzumischen. Ich habe euch gefunden, habe euch beiden aufgelauert... Und dann griff ich euch an, als ihr auf eurer Zeitreise wart. Es hätte ausreichen sollen, besonders für Reptain... Aber ein unvorhersehbares Ereignis machte es unmöglich für mich auch nur einen von euch beiden Plagegeistern zu beseitigen.«          Darkrai funkelte Reptain nun direkt an. Er fühlte sich als wäre er in mitten der Vision. »Übrigens... Weißt du wie du zu einem Pokemon wurdest, Skampi? Während meines Angriffs auf Reptain hast du ihn geschützt. Dein mickriger Wille deinen Partner zu schützen hat sich auf der Zeitreise wohl in vielen Dimensionen verheddert.«          »Was sagst du da? Ich habe... Ich habe Reptain geschützt?«, fragte eine ungläubige Stimme direkt über Reptain.          Reptain war sich sicher, es konnte gar nicht anders sein. Er sah eine Vision von Skampi, er sah etwas aus ihrer Sicht. Angespannt konzentrierte er sich weiterhin darauf. Dieses Pokemon hatte sie also angegriffen. Wut staute sich in Reptain an und legte sich wie ein Schleier über ihn.          »Ja.«, bestätigte Darkrai. »Du hast die volle Wucht der Attacke abbekommen die für Reptain bestimmt war. Er hätte diesen Angriff nicht überlebt... Ich dachte, ich hätte ihn getroffen, doch stattdessen hast du dich in den Weg gestellt und wurdest zu einem Pokemon. Fälschlicherweise nahm ich an, dass meine Arbeit damit getan wäre um euch aufzuhalten. Aber ich habe dich unterschätzt und vernachlässigt. Deswegen scheiterte mein ursprünglicher Plan, die Welt mit der Lähmung des Planeten in Dunkelheit zu stürzen.«          Das geistige Bild vor Reptains geschlossenen Augen veränderte sich und ein anderes Pokemon drängte sich dazu. Es sah wie ein gelb, blauer Schwan aus mit pinken Flügeln. »Darum wolltest du diesmal zuerst Skampi und Karnimani beseitigen, damit sie kein Hemmnis für deine Pläne darstellen. Darum wolltest du ihren Willen brechen. Du gingst sogar so weit, eine Illusion von mir zu verwenden.«          »Heh, träumst du?!«, riss Reptain unsanft eine Stimme nah an seinem Ohr aus seiner Vision. Erschrocken wirbelte er herum und erkannte erst nach einem Herzschlag Celebi die ihm aus verengten Augen heraus einen bösen Blick zuwarf. »Du hattest nie vor ein wirkliches Wettrennen zu machen, oder?«, fragte sie skeptisch.          Reptain starte sie an und blinzelte erneut. »C-Celebi?«, fragte er verwirrt doch Celebi begann wieder um ihn herumzuschwirren. »Du bist gemein!«, rief sie tadelnd.          »Das verstehst du nicht.«, versuchte sich Reptain zu verteidigen und gleichzeitig Celebi zu fassen zu bekommen, damit sie mit dem nervigen Herumgeschwirre aufhörte. Doch wie immer war diese Anstrengung vergebens. »Ich habe eine Vision von Skampi. Ich glaube sie steckt in Schwierigkeiten.« Celebi stoppte augenblicklich und sah Reptain zweifelnd an. »Eine Vision?«, fragte sie noch immer skeptisch und sah auf ihn herab.          »Ich kann es mir auch nicht erklären.«, versuchte Reptain ihr klar zu machen. »Aber wenn ich meine Augen schließe sehe ich ein Bild und höre Stimmen als wäre ich direkt dabei.« Ein Gefühl des Verrats kletterte Reptain den Rücken hinauf. Doch woher kam es? Lief die Vision etwa weiter, auch wenn er sie gar nicht mitbekam? »Aber...«, begann Celebi. »Unsere Welten sind nicht mehr miteinander verbunden. Wie kann das möglich sein?«, fragte sie zweifelnd.          Reptain schüttelte den Kopf. »Ich habe absolut keine Ahnung. Ich brauche noch ein bisschen mehr Zeit. Ich muss wissen, was mir die Vision sagen will.«          »Hm...«, machte Celebi nachdenklich und ließ sich auf einen Ast über Reptain sinken auf dem sie die Beine übereinander schlug. »Na gut.«, stimmte sie schließlich zu und nickte langsam. »Ich werde hier bleiben. Du kannst mir dann alles erzählen, wenn du wieder im Hier und Jetzt bist.«          Reptains Blick wurde weich als er Celebi einen dankbaren Blick zuwarf. Er schloss seine Augen wieder und konzentrierte sich auf das verzerrte Bild, welches sich vor seinem geistigen Auge wieder auftat. Neben Darkrai stand nun Karnimani. Er sah traurig zurück, ehe Darkrai schaurig auflachte. »Muaha! Eine weise Entscheidung, Karnimani... Und was wirst du jetzt tun, Skampi?« Darkrai sah direkt zu Reptain herab als könnte er ihn sehen. »Wenn wir drei uns zusammentun, dann werden wir uns als erstes mit Cresselia beschäftigen.« Ein listiges Funkeln huschte über sein Auge. »Komm zu uns, Skampi.«          Reptain hatte irgendetwas wichtiges verpasst. Warum stand Karnimani an Darkrais Seite? Das Pokemon welches einem bunten Schwan glich und wohl Cresellia sein musste drehte sich zu ihm um und das Bild wurde kurz verzerrt. »Geh nicht, Skampi!«, flehte sie. Seine Sicht wurde wieder auf Karnimani und Darkrai gelenkt. »Wenn du nicht zu uns gehören willst, wird Darkrai sich nicht nur mit mir begnügen. Er wird mich auch beseitigen.«, murmelte Karnimani traurig.          Der Blick ging zu Boden ehe er sah wie braune Pfoten langsam nach vorne traten. Wiederwillig und nachdenklich wurde seine Sicht wieder gehoben und sah Darkrai jetzt genau in das Auge.          »Ahahah!«, Darkrai lachte siegessicher. »Deine Wahl, Skampi? Wirst du dich uns anschließen?«          Reptains Sicht veränderte sich wieder und fiel auf Karnimani. »Die Welt der Dunkelheit wird wundervoll sein, Skampi.«, murmelte er freundlich.          »Was?!«, stieß Reptain wütend aus. Er kochte innerlich vor Wut. Was war nur mit Karnimani los? »Die Welt der Dunkelheit ist nicht wundervoll! Du hast sie selbst gesehen, Skampi!«, brüllte er fast schon in Gedanken und knirschte mit den Zähnen.          Die Sicht wurde wieder auf Darkrai gelenkt, welcher sprach: »Dein Partner erkennt die Wahrheit. Komm. Beherrsche die Welt mit uns. Du wirst als Herrscher über die Welt der Dunkelheit gebieten.«          »Skampi! Das kannst du nicht zulassen! Denk daran was wir alle auf uns genommen haben um die Lähmung des Planeten zu verhindern! Eine Welt der Dunkelheit lässt keine Hoffnungen, keine Träume zu!«, rief Reptain wieder wütend und fast schon verzweifelt. Die Worte sprudelten aus ihm heraus und konnte sie einfach nicht zurückhalten.          »Bedenke deine Antwort sorgfältig, Skampi.«, sprach Darkrai triumphierend.          »Tu es nicht! Lass dich nicht reinlegen!«, rief Reptain als kleine Fäuste auf ihn einschlugen und er blinzelnd wieder seine Umgebung wahr nahm. Celebi klopfte mit ihren kleinen Fäustchen auf Reptain ein. Er schob sie sachte mit seinen Klauen von sich weg, erst dann hörte sie auf. Sein Herz klopfte unkontrolliert gegen seinen Brustkorb. Diese Vision war so real gewesen. »Oh man, was war das denn?«, fragte Celebi sichtlich irritiert. »Du hast auf einmal wirres Zeug vor dich hingemurmelt und dann hast du geschrien.«          Reptain sah auf Celebi die ihn verängstigt und verwirrt anstarrte. »Ich glaube Skampi steckt in großen Schwierigkeiten.«, murmelte Reptain und musste schlucken. Celebi erwiderte seinen Blick als sich ihre Augen plötzlich weiteten.          »R-Reptain...!«, keuchte sie atemlos, als Reptain es selbst erkannte. Ein Leuchten ging von ihm aus, und hüllte ihn innerhalb von Sekunden komplett ein. Seine Sicht verschwamm vor seinen Augen und er konnte für einige Augenblicke nur noch dieses weiße Licht erkennen.                    Skampi stockte der Atem und sie musste schwer schlucken. Nie hätte sie daran gedacht, dass Darkrai für den Unfall verantwortlich war, der Reptain und ihr auf der Zeitreise passiert war. Dass er es war, der sie angegriffen hatte. Doch er hatte es gerade selbst zugegeben, genauso dass er es gewesen war, der den Zeitturm manipuliert hatte. Skampi hob ihre Lefzen und sie knurrte leise. Ihr Fell stellte sich stachelig auf, während sie an diese merkwürdigen Träume dachte, die sie in den vergangenen Monaten manchmal gehabt hatte. Reptains Erinnerung hatte sie in ihren Träumen aufgesucht, dank des Traumsplitters, den grasgrünen Anhänger den er ihr damals vor langer Zeit mit den Zahnrädern der Zeit anvertraut hatte. Bevor er sich selbst geopfert hatte um sicher zu gehen, dass Zwirrfinst wieder in die Zukunft zurückkehrte und dort auch blieb. Die Erinnerung hatte ihr einiges erklärt, was es mit dem Traumsplitter auf sich hatte und hatte ihr auch etwas von der Reise erzählt, welches sie noch in der Zukunft begonnen hatten.          Die Erinnerung hatte Skampi aber auch sehr viel verschwiegen. Vieles über ihre Vergangenheit als Mensch war ihr noch immer schleierhaft und unklar, doch die Erinnerung schwieg und blieb bei diesen Themen stumm. Er hatte ihr sogar einmal gesagt, dass sie mehr für ihn war als nur ein Partner, aber auf eine genaue Erläuterung wollte er nie eingehen. Die nebelhafte Gestalt von Reptain hatte gelächelt und gesagt, dass Vergangenes vergangen sei.          Vieles wurde Skampi klar, doch auch neue Fragen hatten sich immer weiter aufgetürmt. Oft hatte sie sich gefragt, was der Traumsplitter wirklich bewirkte, da sie glaubte ihn auch manchmal außerhalb der Träume hören zu können. Bereits damals auf der Zeitturmspitze war es ihr aufgefallen und auch damals als sie am Strand aus dem Licht getreten war und Karnimani ihr um den Hals fiel. Sie hatte deutlich Reptains Stimme gehört. So viel Zeit war seither vergangen und so vieles war geschehen.          Skampi ging einige Schritte nach vorne, den Blick starr auf ihre Pfoten gerichtet, während ihre Gedanken viel zu schnell rasten. Als würde alles nur noch ein Zeitlupe ablaufen und ihr Gedächtnis die doppelte Geschwindigkeit dafür annehmen.          Karnimani und sie hatten ihre Abschlussprüfung in der Knuddeluff-Gilde absolviert und waren nun Erkunder, die aber immer noch ihren Lohn mit der Gilde teilen mussten. Doch wäre es vermutlich ihr und Karnimani merkwürdig vorgekommen, wenn sie innerhalb von kürzester Zeit sehr viel Geld angehortet hätten. Und so hatten sie auch außer dem Erkunden noch immer engen Kontakt mit den Rekruten der Gilde.          Skampis Augen starrten die verhasste Gestalt an, die vor ihr aufragte und in der Luft schwebte. Darkrai hatte Karnimani und ihr so viele Probleme bereitet. Nein, nicht nur ihnen, sondern auch Reptain. Er hatte vorgehabt ihren damaligen, vermutlich besten Freund zu vernichten. Darkrai hatte aber nicht wissen können dass sich Skampi zwischen Reptain und seinem verheerenden Angriff stellen würde. Nachdem sie die Lähmung des Planeten verhindert hatten, sollte es allerdings kein Ende nehmen. Dialga war nur ein Teil seines Plans gewesen, den sie vereiteln konnten und nun suchten seine dunklen Mächte und sein Verlangen nach einer Welt der Dunkelheit die Verzerrung des Raumgefüges heim. Er war Skampi und Karnimani in ihren Träumen erschienen und hatte ihnen mit einer Illusion von Cresselia erzählt, dass sie nicht existieren dürften. Skampi musste selbst zugeben, dass sie es anfangs wirklich geglaubt hatte, dass sie verschwinden müsste um die Verzerrung des Raumes aufzuhalten. Dass ihre bloße Existenz, die Welt in die Dunkelheit stürzen würde, weil sie in dieser Welt keinen Bestand hatte. Kein Recht zu leben.          Doch dank Karnimani waren sie der falschen Cresselia auf die Schliche gekommen. Die Illusion der falschen Cresselia war sogar in die Träume von Palkia selbst, dem Herrscher über die Räume, geschlüpft. Sie hatte ihm Lügen über Skampi und Karnimani erzählt. Die falsche Cresselia hatte sich in ein Netzt aus Lügen verfangen und sich letztendlich selbst verraten. Als dann auch noch die richtige Cresselia erschienen war, enttarnte sie Darkrai, das Pokemon wegen dem immer mehr und mehr Pokemon in Alpträume verfielen. Sie waren in einen tiefen Schlaf gefallen und in ihren Alpträumen gefangen. Die betroffenen Pokemon konnten nicht erwachen, deswegen und um die Verzerrung des Raumgefüges zu verhindern standen sie nun hier.          Cresselia hatte ihre Augen entsetzt geweitet und starrte Skampi von hinten an. Skampi konnte ihren Blick auf sich spüren, während Darkrai triumphierend auflachte. Er ragte dunkel vor ihr auf und sah auf sie herab. Für einige Sekunden wand Skampi ihren Blick von ihm ab und sah Karnimani zweifelnd in die Augen. Seine Augen waren ganz trüb. Er hatte aufgegeben. Ihr bester Freund hatte aufgegeben. Um ihn zu schützen, war sie vorgetreten. Skampi hatte keinen klaren Kopf, konnte auch keinen vernünftigen Gedanken mehr fassen um sich zu erklären was genau geschehen war. Karnimani war auf die Seite von Darkrai gegangen. Sie würden ohnehin keine Chance gegen Darkrai haben, hatte er gesagt. Karnimani hatte aufgegeben.          »Deine Wahl, Skampi?«, fragte Darkrai siegessicher als wüsste er ihre Antwort bereits. Das triumphierende Grinsen jagte Skampi einen kalten Schauer über den Rücken, während ihr Blick noch immer auf Karnimani lag. Flehend sah sie ihn an. Er konnte doch nicht wirklich aufgegeben haben. Sie wollte es nicht glauben.          »Die Welt der Dunkelheit wird wundervoll sein, Skampi.«, erwiderte Karnimani. Mit Verzweiflung im Gesicht starrte Skampi ihren Freund an. Wie konnte er nur so etwas sagen?          »Was?!«, schrie eine aufgebrachte, ungehaltene Stimme in ihrem Kopf und verdrängte jeden weiteren Gedanken. »Die Welt der Dunkelheit ist nicht wundervoll! Du hast sie selbst gesehen, Skampi!« Die Stimme hallte in ihrem Kopf nach und Skampi erstarrte beinahe. Ihr Herz pochte so laut, dass sie nur hoffen konnte dass Darkrai es nicht hören konnte. Eine Stimme hatte zu ihr gesprochen. Eine merkwürdig, vertraute Stimme die sie schon lange nicht mehr gehört hatte.          Doch die Stimme hatte Skampis Gedanken wieder geklärt und etwas in ihre Erinnerung gerufen. Ja, sie hatte die Welt der Dunkelheit gesehen. Zwar war es die Zukunft gewesen, die wegen der Zerstörung der Zeit in Mitleidenschaft gezogen worden war, aber die Verzerrung der Räume musste mindestens genauso schlimm sein. Skampi hatte sie gesehen und sie würde so eine Welt nicht zulassen. Doch noch immer stand Karnimani an der Seite von Darkrai und wollte sich nicht bewegen. Warum nur? Skampis Blick glitt zu Darkrai hoch als er sprach: »Dein Partner erkennt die Wahrheit.«, säuselte er zuckersüß und bedrohlich. »Komm. Beherrsche die Welt mit uns. Du wirst als Herrscher über die Welt der Dunkelheit gebieten.«          Wieder meldete sich die Stimme in ihrem Kopf zu Wort. Skampi versuchte sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn sie innerlich zusammenzuckte und sie sich am liebsten am liebsten flach auf den Boden gelegt hätte. »Skampi! Das kannst du nicht zulassen! Denk daran, was wir alle auf uns genommen haben um die Lähmung des Planeten zu verhindern! Eine Welt der Dunkelheit lässt keine Hoffnungen, keine Träume zu!« Die Stimme klang aufgebracht, wütend aber auch verwirrt. Als könnte die Stimme in ihrem Kopf nicht nachvollziehen was gerade vor sich ging. Aber das wusste sie selbst auch nicht genau. Sie selbst war ebenfalls verwirrt wegen dem was hier vor sich ging. Nie hätte sie gedacht dass Karnimani sich einmal gegen sie stellen würde.          »Bedenke deine Antwort sorgfältig, Skampi.«, säuselte Darkrai. In seinem Auge konnte Skampi ein siegessicheres und gieriges Funkeln erkennen. Wenn sie jetzt Darkrai zustimmen würde, versank die Welt in eine Dunkelheit wegen der Verzerrung des Raumgefüges. Dabei hatte sie so hart dafür gekämpft, dass dies nicht geschah. Sie hatte ihr eigenes Verschwinden akzeptiert, wurde zu einem Pokemon und verlor ihr Gedächtnis. Sie hatte einen sehr guten Freund verloren und konnte sich nur mit einer Erinnerung von ihm trösten. Doch das alles waren Übel gewesen, über die sie hinweg sehen konnte, wenn nur die Welt wieder ihren Frieden fand.          »Tu es nicht! Lass dich nicht reinlegen!«, brüllte die Stimme in Skampis Kopf und sie kniff die Augen zusammen als sich ein stechender Schmerz über ihre Schläfen zog. Ihr Kopf tat plötzlich unheimlich weh, als würde er zerbersten. Aber es stimmte. Sie hatte nicht gekämpft um die Welt nur zu einem späteren Zeitpunkt in die Dunkelheit entschwinden zu lassen. Skampis buschiger Schweif peitschte ehe sie mit einem Ruckzuckhieb auf Darkrai zusprang und ihn mit einer Bissattacke angriff. Darkrai stolperte nach hinten und wurde wegen des überraschenden Angriffs auf den Boden gedrückt, während sich Skampi in ihn verbiss. Erschrocken ließ sie von ihm ab, als sich das Bild vor ihren Augen verzerrte und Karnimani nicht mehr neben Darkrai, sondern hinter ihr neben Cresselia stand und Skampi mit großen Augen anstarrte. »Ich wusste es!«, blaffte Skampi und sprang von Darkrai herunter während sich ihr Nackenfell stachelig aufstellte, diesmal vor Zorn. »Es war nur ein Alptraum!«          »Gah! D-du!«, stieß Darkrai unheilvoll aus während er wieder in der Luft schwebte und wischte Skampi mit einer Fintenattacke mehrere Meter von sich web. Skampi wirbelte durch die Luft und landete hart auf der Seite. Sie hörte ein merkwürdiges, leises, splitterndes Knacken nachdem sie blinzelnd wieder auf die Beine kam.          »Skampi! Geht es dir gut?«, fragte Karnimani hektisch und eilte auf sie zu, während sich Skampi grasgrüne Splitter aus dem Fell schüttelte. Aus den Augenwinkeln erkannte sie diese, welche im matten Licht der Lava um den Berg herum auf dem sie standen funkelten. Mit Entsetzen in den Augen sah sie an sich herab und ihr stockte der Atem. Das knackende Geräusch war der Traumsplitter gewesen, den sie unter ihrem Gewicht begraben und zerquetscht hatte. Zersplittert baumelte er nun an ihrem Hals herab. »Nein...!«, keuchte sie leise. Sie hatte Reptains Erinnerung zerstört!          »Ich war so nahe am Erfolg...«, unterbrach Darkrai ihre Gedanken und sie hob ihren Blick zornig zu ihm. »Das ist deine Antwort?«, fragte er verächtlich aus verengten Augen heraus.          »Natürlich! Mich mit dir verbünden, Darkrai? Für eine Welt der Dunkelheit?! Lieber würde ich sterben als zuzulassen, dass diese Welt in eine immerwährende Dunkelheit gehüllt wird! Wir haben alle viel zu hart dafür gearbeitet, dass dies nicht geschieht!«, spuckte Skampi zornig aus und fauchte laut. Die Wut in ihr stieg weiter an und erreichte einen Höchstpunkt, als plötzlich vor ihrer Nase ein grelles Licht erschien.          Es funkelte und Skampi musste ihre Augen schließen. Blinzelnd versuchte sie zu erkennen was das für ein merkwürdiges Licht war das sich wie aus dem nichts vor ihr manifestiert hatte. Ihr klappte der Mund auf als sich aus dem Inneren der Lichtkugel eine Gestalt materialisierte. Die grünen Halmblätter versperrten ihr die Sicht auf Darkrai, als Reptain seinen Kopf schüttelte und Darkrai anblinzelte. Seine gelben, reptilienartigen Augen verengten sich während er das dunkle Pokemon mit seinem Blick fixierte.          Skampis Augen weiteten sich. »Wa...?« Das Wort blieb ihr im Halse stecken. Was machte Reptain denn hier? Wie war es nur möglich gewesen?          »Reptain?! Was machst du denn hier?!«, fragte Karnimani aufgeregt mit noch größeren Augen als Skampi sie hatte. Cresselia sah lediglich verwirrt aus und doch strahlte sie ihre übernatürliche Ruhe aus. Darkrais Auge huschte nervös zu Reptains Gestalt die sich vor ihm aufbaute. Reptain war wie auf dem Nichts vor ihnen aufgetaucht und Skampi konnte nicht anders als ungläubig zu blinzeln, auch wenn Freude ihren Körper wärmte.                  Reptain spannte sich an und seine Halmblätter an den Unterarmen spreizten sich ehe sie miteinander verschmolzen und sich die grün glühenden Laubklingen manifestierten. Er war für diesen Kampf bereit. Auch wenn es nur eine Vision gewesen war, er wusste dass er sie aus Skampis Augen beobachten durfte. Dieses Pokemon war dafür verantwortlich dass Skampi und er einen Unfall auf der Zeitreise gehabt hatten. Mehr musste er nicht wissen um diesen Kampf zu bestreiten. Dieses Pokemon...          Reptain sah über seine Schulter zu Skampi und Karnimani herab. »Keine Zeit zum Plaudern.«, sprach er zähneknirschend ehe er seinen Blick verbittert wieder auf Darkrai heftete. »Du!«, rief er zischend und drohend zu Darkrai. »Du bist Schuld daran dass Skampi und ich getrennt wurden! Du hast diese Welt bereits so stark beeinflusst... Und noch immer kannst du nicht aufhören andere zu quälen?« Reptain verengte seine gelben, reptilienartigen Augen und kalte Wut lag in ihnen. »Es wird Zeit dass du von dieser Welt verschwindest. Ein für allemal.«          Darkrai grinst hämisch was Reptain nur noch einmal mehr zischen ließ. Er wand seinen Kopf erneut zu Karnimani und Skampi. »Seid ihr bereit?«, fragte er wobei Karnimani sofort »Natürlich!«, antwortete. Skampi nickte mit ihrem Kopf und ihre Ohren zuckten vor Anspannung während ihr buschiger Schweif peitschte. »Du kannst auf mich zählen.«, sprach sie und ein leises Fauchen verließ ihre Kehle während sie sich neben Reptain aufstellte. Reptains Blick fiel nun auch auf Cresselia die er abschätzend musterte. »Ich hoffe du kannst auch kämpfen und siehst nicht nur ganz hübsch aus.«, sprach er kritisch.          Das angesprochene Pokemon gluckste tatsächlich kurz ehe Cresselia sich schwebend ebenfalls neben Reptain aufstellte. »Keine Sorge.«, murmelte sie gelassen zu ihrem vorübergehenden Verbündeten. »Meine Erscheinung hat nichts mit meinen Fähigkeiten zu tun.« Cresselia sprach sehr ruhig und lächelte sogar zart. Reptain nickte ernst und sah wieder zu Darkrai. Sein Herz klopfte stetig gegen seinen Brustkorb, während sich die Wut in seinem Körper anstaute.          »Wir sind zu viert!«, schrie Skampi Darkrai entgegen. »Wirst du aufgeben?«          »Heh...«, ließ Darkrai lediglich hören. Auch wenn Reptains plötzliches Auftauchen ihn sichtlich irritierte, sah er so siegessicher aus wie zuvor. »Du hast die falsche Wahl getroffen, Skampi.« Darkrai hob seine dürren Arme und die Welt vor den Augen aller wurde auf einmal stockfinster als hätten sie ihre Augen verschlossen. Energisch spähte Reptain in die Dunkelheit die sich vor seinem geistigen Auge wie ein tiefer Abgrund aufgetan hatte ehe sie plötzlich wieder erhellt wurde. Reptain zischte leise und Skampi fauchte, als sie erkannten dass sich ihre Überlegenheit, die sie vor wenigen Sekunden noch gehabt hatten, schlagartig geändert hatte.          »Ich wusste es.«, stellte Cresselia in ihrer ruhigen Stimme einfach nur fest. Fünf weitere Pokemon umkreisten Reptain, Skampi, Karnimani und Cresselia und stierten sie mit funkelnden, besessenen Augen an. Ein Stolloss, dessen blaue Augen wütend auf sie gerichtet waren, peitschte mit dem metallüberzogenen Schweif auf dem Boden und ließ kleine Erdbrocken erbeben. Neben ihm stand ein Magbrant. Es richtete seine Klaue, die einen Hohlraum bildete direkt auf Reptain. Es könnte jeden Augenblick etwas daraus herausgeschossen kommen, so sah es zumindest aus. Ein Magcargo hinterließ eine Schleimspur aus reiner Lava die sich durch den steinigen Boden auf dem sie standen fraß. Es schlürfte bedenklich langsam, während ein Arbok ein spitzes Zischen von sich gab und seine spitzen Zähne im matten Licht der Lava funkelten. Ein Traunmagil schwebte über der Gruppe wie ein dunkler Schatten. Darkrai stand mehrere Schritte weiter hinten und funkelte die eingekreisten Pokemon siegessicher an.          »Ich habe mir schon gedacht, dass dies eine Falle ist. Es wäre auch sehr untypisch für dich, wenn es anders gewesen wäre, Darkrai. Ich frage mich nur wie du diese Pokemon dazu bewegen konntest dir zu helfen. Was hast du ihnen versprochen? Dass sie mit dir herrschen?«, sprach Cresselia ruhig doch dann ließ sie ein leises, kaltes Kichern hören, welches absolut nicht zu ihr passen wollte.          »Hmpf... Sag doch was immer du willst, Cresselia. Aber an diesem Punkt werde ich euch endlich für immer beseitigen.«, sprach Darkrai unheilvorhersagend. Wirr und Machtbesessen klangen seine Worte als er weitersprach. »Ich werde die Kontrolle über die verdunkelte Welt an mich reißen. Als ihr König!« Er lachte dunkel und kalt auf. »Angriff!«, war der einfache Befehl der seinen Mund verließ.          Skampis Fells stellte sich stachelig auf als Magbrant begann eine Immense Energiewelle vor seiner Armkanone anzusammeln. Reptain zauderte nicht eine Sekunde, als hätte er nur auf den Startschuss gewartet schoss er mit einem Ruckzuckhieb nach vorne, direkt auf Darkrai zu, doch Arbok schnellte vor und lenkte Reptains Aufmerksamkeit auf sich als er ihm Säure in den Weg spuckte. Im gleichen Augenblick wirbelte Stollos mit seinem Schweif über den Boden auf Skampi und Karnimani zu. Sie sprangen zur Seite als Steine und Staub um Reptain herum aufgewirbelt wurden und er mit seiner Laubklinge zu Arbok schnellte. Er traf das Giftpokemon, doch Arbok war ebenfalls flink und ergriff seine Chance nach Reptain mit seinem Schweif zu greifen. Arbok versuchte ihn zu umwickeln, doch Reptain schlug mit der Laubklinge abermals aus nächster Nähe zu sodass Arbok ihn loslassen musste.          Neben ihm wurde Marcago mit einer Hydropumpte von Karnimani unter Beschuss genommen. Es zischte laut als die Schnecke aus Lava schweren Schaden von der Wasserattacke nahm. Reptain formte zwischen seinen Klauen einen Energieball den er Traunmagil entgegenwarf, das noch immer nur wie ein unheimlicher Schatten über ihnen schwebte. Der Energieball traf nicht, stattdessen funkelte Traunmagils Auge auf und die Attacke ging direkt auf Reptain zurück. Reptain sprang zur Seite und stattdessen traf der Energieball Stolloss, der daraufhin noch rasender wütete. Reptain zischte auf, als auch ein Spukball von Skampi umgelenkt wurde. Also wirkten gewöhnliche Spezialattacken nicht solange Taunmagil in der Nähe war. Arbok spie Giftstacheln auf Reptain, doch Reptain wurde von einem Schutzschild geschützt welches sich vor ihm aufbaute. Cresselia wurde in ein mattes, weißes Licht getaucht während der Schild aktiv war. Reptain sprang wieder in die Luft während Stolloss in einem Anfall aus Tobsucht und Wahn über die Erde wütete und versuchte jemanden zu treffen. Karnimani, der noch immer auf Magcargo fixiert gewesen war, wurde von den Beinen gerissen und das Feuerpokemon kam dampfend wieder aus seinem Schneckenhaus heraus in dass Magcargo sich zurückgezogen hatte. Reptain breitete Scherenförmig seine Laubklingen aus und jagte damit durch Traunmagil hindurch, gefolgt von violetten Psychoklingen die ebenfalls über das Geisterpokemon hieben. Cresselia's Angriff hatte viel Schaden an Traunmagil verursacht, sodass es zurückwankte um vor den Augen der anwesenden Pokemon zu verschwinden.          In der Zwischenzeit hatte Skampi mit einer Kopfnussattacke Magcargo ausgeschalten, der durch die Hydropumpe von Karnimani bereits sehr viel Schaden genommen hatte. Das Pokemon zog sich in das Schneckenhaus zurück und dieses fiel zur Seite um. Mit einem Ruckzuckhieb kickte Skampi das Pokemon weg von dem Plateau, in der Hoffnung es würde nicht mehr an dem Kampf teilnehmen.          »Wir müssen zusammenarbeiten!«, rief Reptain als er wieder auf dem Boden aufgekommen war und gerade noch so dem Giftschweif von Arbok ausweichen konnte. Stolloss wütete weiter und verursachte so eine ganze Menge umherfliegender Erdbrocken die auf die Pokemon herniederregneten. Skampi erschuf mit ihrem Doppelteam gerade mehrere Abbilder ihrer Selbst, die Magbrant allerdings mit dem gezielten Flammenwurf allesamt auf einmal beseitigen konnte. Skampi brachte sich noch rechtzeitig mit einem Ruckzuckhieb aus der Reichweite, ehe er sie treffen konnte. Die Hitze die Magbrant mit seinem Angriff auf dem Schlachtfeld verteilte war verheerend und alle Pokemon spürten die Hitze aufsteigen. »Schlag was vor!«, rief sie aufgebracht während sie keuchte. Sie formte einen Spukball und feuerte ihn auf Magbrant, allerdings änderte er seine Richtung und flog geradewegs wieder auf sie zurück. Der Spukball schlug vor ihren Pfoten auf, wirbelte Gesteinsbrocken und Skampi durch die Luft. Sie landete unbeholfen auf ihren Pfoten und knurrte erbost auf. »Dieses Traunmagil ist für mich unantastbar!«, schrie sie wütend und funkelte Traunmagil an, welches wieder über ihnen aufgetaucht war.          Eine violett leuchtende Klinge schnitt Traunmagil von hintern über die Rückseite und wurde aus der Luft gepflückt. »Ich kümmere mich um Traunmagil. Gegen Psychoattacken ist es ungeschützt.«, sprach Cresselia beunruhigend ruhig als ihre Augen violett funkelten und Traunmagil in einer Psychokinese gefangen hielt. Reptain schnitt Arbok mit der Laubklinge über den breiten Kragen als dieser sich wieder Reptain zu weit genähert hatte. »Kümmert euch um Magbrant! Er darf nicht mehr dazu kommen eine so heftige Attacke zu fokussieren.«, rief Reptain und sprang auf Stolloss zu. Das Stahlpokemon wütete und brüllte zornig als es Reptain erkannte. Reptain war zu flink für das massige Pokemon und konnte geschickt dessen Stampfen ausweichen. Es gelang ihm auch dem Eisenschweif auszuweichen und sich hinunter zu ducken. Oft schnitt Reptain über den metallischen Panzer des Pokemons, doch seine Angriffe wollten nicht wirklich durchdringen.          Reptain sprang immer weiter von Stolloss weg und versuchte ihn mit sich zu locken, indem er immer mal wieder in seine Nähe kam, nur um dann wieder mit einem Ruckzuckhieb auf Abstand zu gehen. Sein Plan ging auf und Reptain warf sich mit einer Slamattacke auf Arbok und drückte diesen zu Boden, als dieser über Cresselia gestanden hatte. Traunmagil war aus der Psychokinese gelöst und schwebte wieder über den Pokemon. Eine Unheilböe wurde von Traunmagil erzeugt und hüllte die Pokemon für den Bruchteil einer Sekunde ein. Als sich Reptains Sicht einigermaßen geklärt hatte, sprang er noch rechtzeitig von Arbok weg, ehe Stolloss seinen massigen Schweif auf ihn hernieder sausen lassen konnte. Arbok wurde allerdings voll erwischt und blieb in den Boden gestampft bewegungsunfähig liegen.          Reptain wagte einen kurzen Blick zu Magbrant der von Karnimani mit einer Hydropumpe unter Beschuss genommen wurde. Skampi verzichtete darauf einen weiteren Spukball auf das Feuerpokemon zu werfen und stattdessen sprang sie direkt Magbrant mit einem Ruckzuckhieb entgegen um ihn zu tacklen.          Reptain musste sich wieder darauf konzentrieren Stolloss' tobsüchtigen Angriffen auszuweichen, doch sah er immer mal wieder zu Magbrant. Er bekam Skampi zu packen und schleuderte ihn vor sich auf den Boden. Mit einer erhobenen Faust stand er über ihr die Feuer fing. Skampi versuchte mit einem Sandwirbel Staub und kleine Erdbrocken aufzuwirbeln um die Sicht von Magbrant zu verschleiern. Sein Angriff schlug knapp an Skampi vorbei, streifte sie aber. An der Stelle wo er sie getroffen hatte verkohlte ihr Pelz und sie brachte sich mit einem Ruckzuckhieb außer Reichweite. Traunmagil wurde wieder von Cresselia mit Psychoklingen traktiert, was Skampi dazu veranlasste einen Spukball auf Magbrant zu werfen. Karnimani schleuderte zeitgleich eine Hydropumpte auf das Feuerpokemon. Magbrant ging in Rauch unter, als sich dieser verdampft hatte, sah man nur noch wie das Pokemon den Rückzug angetreten hatte.          Darkrai stieß ein ungehaltenes »Pah!« aus, der bis jetzt alles in Ruhe beobachtet hatte. Das bereits zwei Pokemon kampfunfähig waren und eins floh, behagte ihm gar nicht. Er sammelte eine große Menge dunkler Energie um sich herum. Es dauerte nicht lange als er genug angesammelt hatte um innerhalb von Sekunden eine Druckwelle auszusenden. Der Finsterstoß breitete seinen Puls aus und traf jedes Pokemon das noch auf den Beinen stand. Reptain krallte sich in den Boden fest, dass er nicht von den Beinen gezogen wurde als die Energiewelle aus Dunkelheit ihn erfasste. Skampi und Karnimani waren von den Füßen gerissen worden und wirbelten einige Meter weit weg. Sie kamen verbissen wieder auf die Beine, doch der Ehrgeiz in ihren Augen war nur zu deutlich zu erkennen.          Stolloss kam ebenfalls wieder schwer schnaufend auf die Beine. Auch ihn hatte Darkrais Attacke getroffen. Noch langsamer als zuvor versuchte er Reptain mit einer Eisenschweifattacke zu treffen, was ihm allerdings nicht gelang, da Reptain immer noch zu flink für das massige Pokemon war. Traunmagil war von der Finsteraura ebenfalls getroffen worden und war geflohen. »Nervige Ratte...«, murmelte Darkrai und starrte auf Reptain der wieder um Stolloss herumsprang und ihn ablenkte, während Karnimani mit seiner Hydropumpe eine Menge Wasser auf dem Schlachtfeld verteilte. Schließlich ließ er es mit einem Eisstrahl gefrieren, sodass Stolloss nun deutlich ausgebremst wurde und darum kämpfen musste auf den Beinen zu bleiben.          Darkrai feuerte eine dunkle Kugel auf Reptain ab, doch unglücklicherweise sprang ihm genau in diesen Augenblick Karnimani in den Weg. Augenblicklich sank Karnimani mit geschlossenen Augen zu Boden. »Karnimani!«, schrie Skampi auf und feuerte einen Spukball auf Darkrai, dem diese Attacke allerdings nicht sehr viel auszumachen schien. »Er ist in einem Traum gefangen.«, sprach Cresselia und kam schnell an Karnimanis Seite zum Stehen. Sie begann wie der Mond zu leuchten und etwas von dem Licht schien auf Karnimani überzugehen.          »Skampi, kümmere dich um Stolloss!«, rief Reptain während er mit den Laubklingen noch einmal über den metallischen Körper des massigen Pokemons jagte und dann mit einem Ruckzuckhieb direkt auf Darkrai zuhielt. Darkrai verengte seine Augen und verschwand in einer Finte. Nachdem Reptain ihn aus den Augen verloren hatte, griff er ihn von hinten mit einem Stoß an. Reptain stolperte, doch dann sprang er geschickt direkt auf Darkrai zu und jagte Darkrai seine Laubklingen scherenförmig über den Körper, als dieser für den Bruchteil einer Sekunde zu langsam war. »Wie schmeckt dir das?«, zischte er aufgebracht als sich seine Klingen durch Darkrai fraßen und er ihm direkt in das Auge sah.          Reptain hatte alles andere um sich herum ausgeblendet. In diesem Augenblick gab es nur ihn und Darkrai gegen den er antrat. So oft hatte er sich gefragt wer für das Unheil zu Beginn der Reise von Skampi und ihm verantwortlich gewesen war und jetzt stand er endlich vor ihm. Darkrai blickte scheinbar nur amüsiert zurück. »Habe ich etwa damit deinen kleinen Traum zum Platzen gebracht?«, fragte er gehässig und stieß Reptain mit einer Finsteraura von sich weg. Der Puls jagte wieder über das gesamte Schlachtfeld und Reptain wurde durch den Druck aus nächster Nähe durch die Luft gewirbelt. Er versuchte sich mit den Klauen am Boden festgekrallt auf die Beine zu kommen. Reptain zischte laut als er einen Energieball zwischen seinen Klauen formte und direkt auf Darkrai zuwarf. Reptain keuchte aufgebracht. »Keinen Traum, Darkrai. Etwas anderes hast du zerstört, aber davon wirst du nie etwas verstehen.«, zischte Reptain als er Darkrai aus seinen gelben, reptilienartigen Augen zornig anfunkelte.          »Ist dem so?«, fragte Darkrai unheilvorhersagend als sich der Boden unter Reptain plötzlich pechschwarz färbte und er für einen Liedschlag keine Sicht mehr auf Darkrai hatte. Reptain blinzelte und erstarrte fast als er anstatt von Darkrai Skampi vor sich stehen sah. Die Umgebung hatte sich verändert, es war die Schwärze die ihn einhüllte und ihn veranlasste sich skeptisch umzusehen. Diese Schwärze kam ihn so vertraut vor. Das war die selbe Umgebung wie die, in denen er der Nebengestalt von Skampi immer begegnet war. Doch diesmal stand sie wirklich vor ihm. Nicht in ihrer Nebelgestalt in seinen Träumen, sondern aus Fleisch.          Ihre braunen, schulterlangen Haare wippten leicht als sie einen Schritt auf ihn zuging. Ihre grüne Weste unter welcher die spitzen einer weißen Bluse zu sehen war, war makellos und sauber. An der Seite ihrer braunen Hose war ein Loch welches Sicht auf ihre helle Haut gab. »Reptain...«, murmelte sie leise und lächelte freundlich.          Reptain blinzelte und schüttelte den Kopf. War das nur ein Trick? Eine Illusion um ihn abzulenken? »Keine Sorge, Reptain. Ich habe dir doch gesagt, dass du dich auf mich verlassen kannst.«, murmelte Skampis Stimme und er sah mit seinen gelben, reptilienartigen Augen zu ihr auf. Sie stand nun direkt vor ihm. »Ich habe dich vor Darkrais Angriff geschützt, aber du musst jetzt etwas für mich und für dich tun.«, sprach sie leise und deutete in eine Richtung der Schwärze. Mehrere Meter von ihnen entfernt tauchte auf einmal Evoli auf die mit dem Rücken zu ihnen stand. Als sie sich mit dem Gesicht zu ihnen umdrehte, erkannte Reptain dunkle Schleier die über ihr Gesicht huschten und dieses verdunkelten. Evoli hatte einen merkwürdigen, fanatischen Gesichtsausdruck der nicht zu ihr passen wollte.          »Du musst sie erledigen, Reptain.« Reptain starrte auf Skampi die neben ihm stand. »Was? Wie kommst du darauf dass ich dich 'beseitigen' könnte?«, fragte er argwöhnisch und musterte Skampi die allerdings den Kopf schüttelte. »Sieh sie dir genau an, Reptain. Das hier ist nicht die Welt in der sie hingehört, deswegen verändert sie sich. Sie ist nicht mehr ich, sondern einfach nur jemand der verrückt geworden ist.«, erzählte Skampi während Evoli angriffslustig zu Reptain spähte. Reptain schluckte und blinzelte unsicher. »Heißt das... Du veränderst dich weil du in der falschen Welt existierst?«, fragte er leise.          »Ja, das werde ich.«, nickte Skampi schließlich. »Du musst sie nicht töten, nur soweit schwächen dass sie nicht mehr in der Lage ist sich zu wehren. Dann könntest du sie mit in deine Welt zurücknehmen, dort wo sie auch hingehört.«, sprach sie leise und Reptain sah hellhörig zu ihr nach oben. »Ist das denn möglich?«, fragte er und weitete seine Augen.          Skampi sah freundlich zu Reptain herunter und lächelte ihn nickend an. »Das ist es doch, wonach dein Herz wirklich verlangt, oder Reptain?«, fragte sie und ihre Gesichtszüge wurden weich. Reptain starrte zurück, er fühlte sich merkwürdig ertappt und durchsichtig. »Oder habe ich mich getäuscht während ich mit dir unterwegs war?«, fragte Skampi weiter und ihr Blick trübte sich etwas während sie ihren Kopf verlegen zur Seite drehte.          Reptain schüttelte den Kopf. »Nein, du hast dich nicht geirrt, Skampi.«, murmelte Reptain leise und sah auf seine Klauen hinab. »Und du irrst dich auch jetzt nicht. Ich habe dich sehr vermisst.«, gestand er und sah ihr wieder in die Augen. Skampi lächelte sanft zurück und deutete wieder auf Evoli. »Du weißt, was du zu tun hast, Reptain.«          Reptain wand sich Evoli zu die immer noch ungewohnt angriffslustig dreinblickte. Cresselia wurde erkennbar, ebenso wie Karnimani die sich ihm in den Weg stellten. »Er ist gefangen.«, sprach Cresselia ruhig und besorgt, doch das Gesprochene kam bei ihm nur verzerrt und unwirklich an. Ehe sie sich ihm nähern konnte schlug Reptain mit seiner grün, glühenden Laubklinge zu um sie wieder auf Abstand zu bekommen. Niemand würde sich mehr zwischen ihn und Skampi drängen. Niemand.          Mit einem Ruckzuckhieb raste Reptain auf Evoli zu, die sich aber nicht rühren konnte. Mit der Laubklinge versuchte er sie zu treffen, doch flink wich sie zur Seite aus. »Wach auf!«, schrie sie laut, was Reptain nur wie durch eine dicke Wand hören konnte, während Karnimani seine Hydropumpe auf Reptain feuerte. Doch Reptain sprang nach oben und fegte Karnimani mit einer Slamattacke in die Luft. Langsam richtete sich Reptain wieder auf und näherte sich wieder Evoli. Es wirkte so merkwürdig unreal was er hier machte. Doch wenn es diese einfache Möglichkeit gab um Skampi wieder mit in seine Welt zu nehmen, würde er es tun. Er würde niemanden Schaden. Darkrai war nicht hier, auch Cresselia und Karnimani waren wieder in der Schwärze verschwunden. Waren sie nur lästige Gestalten gewesen die er bereits vertrieben hatte?          »Reptain du musst wieder zu Sinnen kommen!«, rief Evoli vor ihm panisch während sie mit ihrem Schweif peitschte. Der Ausdruck in ihrem Gesicht hatte sich allerdings nicht verändert. Der Irre Ausdruck der Kampfeslust lag noch immer über ihrem Gesicht mit den dunklen Schatten die darüber huschten. Es wollte nicht zu ihr passen. Reptain holte mit der Laubklinge aus und raste wieder auf sie zu. Doch ein weiteres Mal konnte sie erfolgreich ausweichen. Reptain formte zwischen seinen Klauen einen Energieball und warf ihn ihr entgegen. Evoli erzeugte ihrerseits einen Spukball, der den Energieball abwehren sollte. Eine knisternde Energiewelle zuckte durch die Schwärze zwischen Reptain und Evoli, in der Reptain sich in der Erde eingrub.          Er verweilte einige Herzschläge, machte Evoli über sich ausfindig und setzte dann seine Schauflerattacke ein. Evoli wurde durch die Luft geschleudert, seine grün glühenden Laubklingen entfalteten sich und er traf sie in die Seite. Die Klingen fraßen sich tief in ihr Fleisch während sie zu Boden fiel und hart auf der Seite aufschlug. Reptain baute sich über ihr auf und drückte sie mit einer Klaue gegen den Boden. Seine Laubklingen glühten immer noch grün während eine Stimme seine Gedanken benebelte. »Beende es, Reptain!« Die Stimme war das einzige an das er nun denken konnte, erkannte aber selbst nicht die Konsequenzen dieser Bedeutung. Als wäre sein Verstand völlig benebelt starrte er auf Evoli die er unter sich begrub. »Sie ist nicht ich!«          Evoli versuchte ihren Kopf zu heben und ihn anzusehen. »Reptain, du musst aufwachen!«, schrie sie. Sie hatte nichts angriffslustiges mehr in ihrem Gesicht, auch waren die Schatten verschwunden. Stattdessen lag blanke Angst und Entsetzen in ihren Augen. »Du musst dich erinnern und aus dem Alptraum aufwachen! Du handelst wie eine Marionette! Wie Zwirrfinst!«, jaulte sie auf als Reptain nicht anders konnte als einfach nur weiter auf Evoli zu starren. Seine Gedanken waren völlig leer. Was machte er hier eigentlich? Welche Bedeutung versuchte Evoli ihm zu übermitteln? Wollte sie ihn verwirren? Ihn austricksen? Warum lag ihm eigentlich so viel daran Evoli zu beseitigen? Warum nur fiel es ihm so schwer einen klaren Gedanken zu fassen?          »Los Reptain! Töte sie endlich!", rief Skampis menschliche Gestalt hinter ihm nun energischer. Die Worte hallten in seinem Kopf nach und Reptain beschlich das Gefühl nicht mehr Herr seiner Sinne zu sein? Wie kommt das? War er wirklich in einem Alptraum eingelullt? »Jetzt, Reptain!«          »Deine Erinnerung hat mir einmal gesagt, dass ich viel mehr für dich sei als nur ein Partner. Wie kommt es dass ich mehr für dich bin?!«, schrie Evoli spitz unter ihm und Reptain erstarrte innerlich. Die Worte von Evoli drangen plötzlich so deutlich zu ihm hindurch und er konnte sich erinnern. Seine Gedanken wurden wieder klar nachdem sie in einem dichten Schleier gefangen gehalten wurden. Der Grund warum er hier überhaupt war um gegen Darkrai zu kämpfen. Der Grund seines Grolls und seiner Wut auf dieses Pokemon das ihm Skampi entrissen hatte. Sein Blick wurde leer als die Schwärze um ihn herum in seiner Wahrnehmung zu zittern begann.          »Weil ich dich liebe.«, murmelte Reptain sehr leise und die Schwärze um ihn herum zersplitterte. Die schwarzen Scherben fielen hinab und verflossen im Nirgendwo als Reptain auf Skampi herab blinzelte die er noch immer mit einer Klaue grob gegen den Boden drückte.          Skampi starrte verwundert zu Reptain herauf, während er seine Klaue von ihr zog und heftig mit dem Kopf schüttelte. Er blinzelte und versuchte zu verstehen was gerade geschehen war, was er fast getan hätte. Starr vor Entsetzen sah er auf Skampi hinab, die ihn erleichtert anblinzelte und ihm ein warmes Lächeln schenkte. »Du bist wieder da.«, murmelte sie schwach während sie versuchte sich aufzurichten und Blut aus ihrer Seite quoll. Reptain starrte verwirrt und entsetzt auf den Schnitt in Skampis Seite. Seine Kehle fühlte sich so trocken an und ein unangenehmes Kribbeln der Scham zog sich über seinen Rücken. Skampi bemerkte dies und schüttelte den Kopf während sie etwas wackelig auf den Pfoten stand. »Mach dir bitte keine Gedanken darum, Reptain. Du warst in einem Alptraum gefangen. Ich möchte gar nicht wissen was Darkrai dir zugeflüstert hat, dass du mich angreifst.« Sie lächelte matt und sah Reptain in die gelben, reptilienartigen Augen. »Ich bitte dich Reptain, mach nicht so ein Gesicht. Egal was du getan oder gesagt hast... Es wird nichts an unserer Freundschaft ändern.«, sprach Skampi ruhig.          Reptain schluckte schwer, doch dann musste er unweigerlich lächeln. Das Geheimnis seines Herzens war also nun keines mehr. Angespannt stand er auf und drehte sich zu Darkrai, der Karnimani und Cresselia mit einer Finsteraura gerade von sich fegte. Sie wurden durch die Luft gewirbelt und Karnimani landete unsanft einen Schritt vor Reptains Füßen. Cresselia fing sich in der Luft wieder und griff Darkrai mit einer Psychoklinge an, die ihn auch traf, ehe sie neben Karnimani einige Zentimeter über dem Boden schwebte.          Skampi rannte zu Karnimani vor und half ihm wieder auf die Beine, während Reptain mit erhobenen, grün glühenden Laubklingen auf Darkrai zuging. »Du wirst mich nicht noch einmal in einen Alptraum ziehen.«, zischte er verächtlich. Darkrai keuchte als er sich umsah. Sein Blick fiel auf die gefallenen Pokemon die zu schwach gewesen waren um die Flucht zu ergreifen und schließlich zu den vier Pokemon von denen sich Karnimani und Skampi nur noch wackelig auf den Beinen halten konnten. Sie alle hatten Verletzungen eingesteckt, aber mit fester Entschlossenheit starrten sie Darkrai entgegen. Reptain war der einzige, in dessen Blick noch etwas anderes lag als nur Entschlossenheit. Kalte Wut.          »Das ist dein Ende, Darkrai.«, sprach Cresselia als sich ihr Körper wieder in helles Mondlicht tauchte.          »Heh.«, erwiderte Darkrai gelassen. Skampis Ohren legten sich an, während sie mit ihrem Schweif peitschte. Karnimani funkelte Darkrai zornig an und Reptain hob seine Laubklingen, bereit für den finalen Schlag gegen dieses Pokemon. Darkrai würde hier sein Ende finden und er würde persönlich dafür sorgen.          »Cresselia, erinnerst du dich nicht mehr an das was ich damals bereits sagte?«, fragte Darkrai ruhig. Reptain lief ein Schauer über den Rücken, darüber wie gelassen er sprach. Er war doch nun eindeutig im Nachteil, er konnte einfach keine Tricks mehr auf Lager haben. Aber dennoch sah er nicht eingeschüchtert oder niedergeschlagen aus. Vielmehr verbissen und sicher. »Ich sagte dir, dass du mich nicht fangen wirst.«          Hinter Darkrai öffnete sich eine Anomalie. Reptain, Skampi und Karnimani stockte der Atem als sie es erkannten und mit aufgerissenen Augen darauf starrten. »D-das...«, stotterte Skampi atemlos. »Das ist ein Dimensionales Loch.«, beendete Karnimani ihren Satz schockiert.          Darkrai lachte boshaft auf. »Dieses Dimensionale Loch kann mich in die Zukunft führen oder in die Vergangenheit. Wer weiß?«, säuselte er nahezu beiläufig und funkelte die Pokemon vor sich an. »Ich habe nur in dieser Zeit versagt. Ich werde die Welt einfach in einer anderen Zeit in die Dunkelheit stürzen. Ich habe immerhin alle Zeit der Welt.«          »Das werden wir nicht zulassen!«, rief Cresselia als Reptain auch schon lossprintete. Darkrai drehte sich auf der Stelle um und sauste auf das Dimensionale Loch zu. Kurz bevor er bei dem Portal stand stoppte er und Reptain hielt ebenfalls an, während er Darkrai zähneknirschend anstarrte der Zentimeter um Zentimeter weiter nach hinten schwebte. »Ahahahaha! Schade für euch, dass ich ganz einfach durch die Zeit entschwinden kann. Ihr könnt mich nicht fangen.«, höhnte er und stierte Reptain listig an. »Vielleicht begegne ich dir ja wieder in deiner Zukunft, Reptain.«, raunte er verächtlich. »Ich kenne immerhin deine Schwächen. Und wenn du unachtsam bist, nun dann kann ich dich sogar mit einem einzigen Schlag vernichten. Ich verspreche dir eine süße Rache.«          Reptain zischte verächtlich und sah Darkrai aus verengten Augen heraus an. »Ich dir ebenso. Ich werde dich dafür Richten, was du Skampi und mir angetan hast. Egal ob jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt.« Reptain ließ ein weiteres Zischen von sich. Skampi sträubte das Nackenfell und hob die Lefzen an. Wenn sie ehrlich war, machte Reptain ihr in diesem Augenblick schon fast ein wenig Angst. Sie hatte ihn noch nie so erlebt, noch nicht einmal als er sie vor wenigen Augenblicken fast getötet hätte.          »Hmpf... Zu guter Letzt steht mein endgültiger Sieg bevor!«, rief Darkrai und lachte hämisch laut auf.          »DAS WERDE ICH NICHT ZULASSEN!«, donnerte eine verzerrte Stimme die irgendwie unwirklich klang. Eine Lichtkugel rauschte mit überdurchschnittlicher Geschwindigkeit heran und enthüllte ein riesiges Pokemon das Darkrai zornig anbrüllte. »Palkia?«, murmelte Cresselia und ihr ruhiger Blick ruhte auf dem Pokemon. »Der Herrscher der Räume...«, murmelte Skampi leise und Reptain verstand dass Palkia das Gegenstück zu Dialga darstellen musste. »DU WIRST NICHT WEITER DEN RAUM VERZERREN! NIEMALS!«, raunte Palkia bedrohlich und hob seine Faust um die sich eine Menge von Immenser Kraft ansammelte.          Darkrai ächzte verächtlich und beeilte sich das Portal des Dimensionalen Lochs zu passieren. Er verschwand darin als Palkia seine mächtigste Attacke, den Raumschlag ihm hinterher in das Dimensionale Loch schickte. Ein durchdringender Schrei war zu hören ehe das Dimensionale Loch in viele kleine Splitter zersprang. Sie fielen auf den Boden, wo sie reglos liegen blieben. Das Dimensionale Loch wurde vernichtet. Reptains Laubklingen verformten sich wieder zu seinen scharfen Halmblättern die an seinen Unterarmen herauswuchsen und hob seinen Kopf zu Palkia. Nein, Darkrai wurde durch den Angriff nicht vernichtet. Er hatte so ein Gefühl dass Darkrai noch nicht besiegt war. Seine Rache würde noch kommen, irgendwann. »W-war das Darkrai der gerade geschrien hat?«, fragte Karnimani aufgeregt und schluckte. »Was ist passiert?«          Cresselia erhob ihre sanfte, ruhige Stimme während sie sich zu Karnimani drehte. »Darkrai wurde während einer Zeitreise angegriffen. Er wird vermutlich wenn diese beendet ist sein Gedächtnis verlieren. Genauso wie Skampi ihres verloren hatte als sie vor Monaten während der Zeitreise angegriffen wurde. Darkrai wurde von Palkias Angriff getroffen und egal, in welcher Zeit er auch rauskommen wird, wird er sich vermutlich an nichts erinnern können.«          »Hoffen wir mal, dass es ihn davon abhalten wird, wieder etwas dummes anzustellen.«, zischte Reptain verächtlich. Es war ihm egal ob die anderen es bemerkten, dass er unzufrieden war. Er hätte lieber persönlich dafür gesorgt dass Darkrai der Welt und keinem Pokemon mehr auch nur ein Haar krümmen konnte. Skampi tappte langsam auf Reptain zu, ihr Blick ruhte auf ihm. »Reptain, ich bin so froh, dass ich dich noch einmal sehen kann. Aber wie bist du hierhergekommen?«, fragte sie und kam schließlich vor ihm zu stehen. Palkia hob seinen massigen Kopf über die anwesenden Pokemon. »ICH KEHRE IN DIE RAUMSPALTE ZURÜCK UND WERDE MICH DORT WEITER UM DIE VERZERRUNG DES RAUMES KÜMMERN. ICH HABE KEINEN GRUND JE WIEDER HIERHER ZURÜCKZUKOMMEN.«, sprach er gebieterisch.          Karnimani und Cresselia wandten ihre Köpfe zu Palkia, ebenso wie Reptain und Skampi. Er betrachtete Palkia während Cresselia ihren Kopf vor dem Herrscher der Räume neigte. »Vielen Dank für deine Hilfe, Palkia.« Das legendäre Pokemon sah Cresselia für einige Sekunden an, ehe er in eine große Lichtkugel gehüllt wurde und wieder in überdurchschnittlichem Tempo verschwand.          Reptain sah wieder zu Skampi hinab die ihren Blick ebenfalls wieder auf ihn geheftet hatte. Er bemerkte wie sich Cresselia etwas entfernte, vermutlich aus Höflichkeit. Reptains gelbe, reptilienartigen Augen waren noch immer verengt ehe er sie schloss und tief seufzte. Er gab seine Abwehrhaltung auf und entspannte sich nun sichtlich. Skampi lächelte ihn freundlich an während sie mit ihren Ohren zufrieden zuckte. »Es ist wirklich schön dich zu sehen, aber ich kann es mir nicht erklären...«, murmelte sie leise.          »Ja...«, erwiderte Reptain matt und sein Blick glitt über Skampi und blieb an ihrem Hals hängen. Skampi folgte seinem Blick bis dieser an der Kette hängen blieb an der nur noch ein paar grasgrüne Splitter des ehemaligen Traumsplitters übrig waren. »Sie... Sie ist zerbrochen...«, murmelte sie leise und ließ die Ohren hängen. Doch Reptain lächelte merkwürdig sanft. »Ist dir nie die Ähnlichkeit aufgefallen, Skampi? Erinnert sie dich nicht an eine Apellorb?«, fragte er ruhig.          »Eine...?« Skampi hob ihren Kopf und starrte Reptain ungläubig an. Die Glaskugeln, die eine bestimmte Wirkung entfalteten, sobald man sie zerbrach wurden gemeinhin als Orb bezeichnet. Eine Apellorb hatte die Kraft ein anderes Pokemon zu sich zu bringen und nach einiger Zeit würde es wieder verschwinden und dort zurückkehren wo es hergekommen war. Skampi hatte bisher nur ein einziges Mal eine Apellorb gesehen und bestenfalls nur Gerüchte über sie gehört, da sie sehr selten waren. Doch sie erinnerte sich wage daran, dass sie eine gesehen hatte. Es war eine grasgrüne Glaskugel. »A-aber...?«, begann Skampi und starrte Reptain an. »Deine Erinnerung hat mit keiner Silbe erwähnt, dass die Kette eine Orb ist.«          Ein flüchtiges Schmunzeln stieg über Reptains Lippen. »Du warst schlau genug selbst darauf zu kommen. Ob durch einen Zufall oder Wissendlich.«, fügte er hinzu als sich Skampi bereits abwenden wollte. Sie sah ihn weiterhin an. In Skampis Blick spiegelte sich Dankbarkeit und Hoffnung. »Ich dachte ich bekomme keine Gelegenheit noch einmal mit dir zu sprechen, Reptain. Wie ist es möglich, dass du noch immer existierst? Dass alle Pokemon aus der Zukunft noch immer existieren?«, sie ließ ihren Blick kurz auf ihre Pfoten sinken, ehe sie ihn wieder zu Reptain hob. »Ich habe den Wind zu mir flüstern hören. Er sagte dass ihr nicht verschwunden seid und dass das Leben weiter geht.«          Reptain lächelte. »Nun, du bist ja auch nicht verschwunden.«, sprach er ruhig und seine Gesichtszüge bekamen wieder einen weichen Ausdruck. »Es ist eine sehr lange Geschichte wie es dazu kam, Skampi. Zu lange um sie jetzt erzählen zu können.«, antwortete Reptain ruhig. »Der Zeittunnel wurde in der Zukunft durch Schatten-Dialga zerstört und die Welt der Zukunft hat die Verbindung zu deiner verloren. Die Welten existieren nun getrennt voneinander. Meine in einer Spalte zwischen den Zeiten.«, erklärte Reptain ruhig und sein Blick ruhte auf Skampi. Ihm war sehr wohl bewusst was er in seinem Wahn dem Alptraum zu entkommen gesagt hatte und in ihrem Blick konnte er lesen, dass es ihr auch nur zu bewusst war. »Es schmerzt mich sehr, dass wir nie wieder zusammen sein können.«, sprach er leise.          Skampi ließ die Ohren hängen und sah auf ihre Pfoten hinab. Sie seufzte leise. »Es tut mir wirklich sehr leid, Reptain. Ich habe nie bemerkt, dass du für mich mehr empfindest als Freundschaft. Ich hätte nie geahnt dass es mehr sein könnte als das. Es tut mir so leid, dass ich mich nicht erinnern kann und-...«          »Ist schon in Ordnung, Skampi.«, unterbrach Reptain sie ehe sie weiter sprechen konnte. Skampi hob den Kopf und in ihren Augen ruhte Traurigkeit. »Was geschehen ist, kann man nicht mehr ändern. Wer weiß wofür es gut war oder ist. Du hättest es nie erfahren sollen, da es unserer eigentlichen Aufgabe im Weg gestanden hätte. Nun ja... Keine Ahnung wofür es gut sein soll, aber nun weißt du es.« Er atmete die Luft tief ein und schloss seine Augen während Skampi ihn traurig ansah. Keiner von ihnen sprach ein Wort bis Karnimani zu ihnen herankam und die unangenehme Stille die zwischen den beiden Herrschte unterbrach. »Na Reptain? Wie sieht die Zukunft nun aus?«, fragte er mit einem Grinsen im Gesicht.          Reptain betrachtete Karnimani mehrere Herzschläge lang, ehe er sich ein Lächeln abringen konnte. »Die Zukunft hat sich sehr verändert. Sie ist nun kein dunkler Ort mehr. Dialga ist wieder normal und tut sein Bestes um sich seiner Aufgabe zu widmen. Und Zwirrfinst...«, Reptain huschte ein fadenscheiniges grinsen über das Gesicht. »Ihr würdet es mir nicht glauben, selbst wenn ich es euch erzähle.«          »Was denn?«, fragte Skampi und zuckte neugierig mit den Ohren. »Was ist mit Zwirrfinst?«, fragt auch Karnimani und legte den Kopf besorgt schief.          »Zwirrfinst...«, begann Reptain und suchte nach den passenden Worten, entschied sich dann aber dafür es einfach so zu erzählen, wie es nun mal war. »Er ist ein sehr guter Freund geworden.«, vollendete Reptain schließlich den Satz woraufhin Skampi ihm einen höchst ungläubigen Blick zuwarf und Karnimani neben ihr der Mund aufklappte.          Reptain schüttelte abwehrend den Kopf und sah auf seine Klauen hinab. »Wie geht es dir, Skampi? Du und Karnimani seid wieder einmal dabei gewesen die Welt zu retten. Wird das je ein Ende haben?«, fragte er ehe er von seinen Klauen wieder aufsah. Skampi lachte leise und fröhlich. »Na, das will ich doch hoffen. Wir haben immerhin vor endlich ganz normale Erkunder zu werden die sich durch dunkle Höhlen und Dreck wühlen, ohne ständig die Welt retten zu müssen.« Sie schenkte Reptain ein breites grinsen.          »Ja. Immer die Welt vor der Dunkelheit zu retten wird langsam richtig ermüdend.«, sprach Karnimani überheblich und lachte schelmisch auf. Skampi stimmte in sein Lachen leise ein und Reptain vermutete, dass die beiden keine Sekunde ihres Abenteuers je vergessen würden. Reptain atmete die Luft lange ein, ehe er seine gelben, reptilienartigen Augen erneut auf Skampi heftete. »Es war wunderschön dir wieder begegnet zu sein, Skampi. Ich hoffe du bist glücklich.« Traurig sah er auf sie herab. Skampi fing seinen Blick ein und ihre Gesichtszüge wurden weich und auch etwas bedrückt. Als würde sie sich schuldig fühlen. »Ja, Reptain. Ich bin sehr glücklich hier in dieser Welt.«, sprach sie leise. Es war kaum mehr als ein Flüstern. Karnimani stellte sich nah an sie heran und legte seine Hände auf ihre Schultern.          Skampi wagte es kaum zu Reptain hinauf zu sehen. Er schluckte während sein Blick immer noch sehr traurig war, doch auch unendlich sanft. »Mach dir keine Sorgen um mich, Skampi.«, begann er. »Auch wenn ich sehr bedauere was damals geschehen ist, es ist gut so wie es gekommen ist. Und wie es gekommen ist können wir es nicht mehr ändern. Wenn du glücklich bist, dann bin ich es auch.«, sprach er sanft und schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln.          Reptain sah auf seine Klauen hinab dessen Umrissen irgendwie unscharf wurden. Fast so als würde er durchsichtig werden. Die Wirkung der Apellorb ließ langsam nach. »Ich bin so froh, dass ich dir noch einmal begegnen durfte, Skampi. Ich werde dich nie vergessen und ich wünsche dir alles erdenklich Gute in dieser Welt und in diesem Leben. Bleib glücklich.«, sprach er. Skampi nickte, erwiderte allerdings nichts. Ihr Blick lag schwer auf Reptain, den er auffing. »Pass weiterhin gut auf Skampi auf, Karnimani.«, sagte Reptain und wand seinen Kopf zu Karnimani. Dieser nickte, während er Reptain wehmütig ansah. »Alles Gute Reptain.«, wünschte er ihm und bedachte ihn mit einem aufrichtigen Blick.          Ehe Reptain komplett durchsichtig wurde und verschwand, hob Skampi noch einmal ihren Blick und sah ihm in die Augen. »Ich wünsche dir auch alles Glück der Welt, Reptain. Grüße Celebi von mir.« Die schwachen Worte verließen ihren Mund, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. Reptain nickte ihr lächelnd zu ehe er vor den Augen von Skampi und Karnimani komplett verschwand.                  Skampi schluckte schwer und ließ ihre Ohren sinken. Diesmal hatte sie wenigstens die Möglichkeit gehabt sich von Reptain zu verabschieden, wie es sich für einen Freund gehörte. Auch wenn sie nun wusste, dass sie dem nie gerecht werden konnte was er für sie empfand. Ihr wurde klar, dass er sie selbst nach ihrem Gedächtnisverlust nie anders behandelt hatte. Es war lediglich ein Schock gewesen, dass sie nun ein Pokemon war. Reptain war ein treuer Freund, selbst in schweren Zeiten. Zu schade, dass sie ihn nie wieder so gut kennen lernen konnte, wie sie es damals getan hatte an die Zeit an die sie sich nicht erinnern konnte. Es wäre unmöglich gewesen, wieder ein solch starkes Band aufzubauen. »Wir sollten uns auf den Weg machen, Skampi.«, sprach Karnimani leise und sie hob ihren Kopf. »Sie werden bestimmt schon alle auf unsere Rückkehr warten.«          »Du hast Recht.«, sprach Skampi zustimmend und ging mit Karnimani zu Cresselia.          Cresselia brachte die beiden Pokemon zurück nach Schatzstadt, wo sie von den Bewohnern belagert wurden. Skampi und Karnimani berichteten was auf dem Dunkelkrater geschehen war. Die Pokemon die in den tiefen Alpträumen gefangen waren, erwachten wieder. Das Leben nahm wieder seinen gewohnten Gang.          Die Knuddeluff-Gilde würde weiterhin wachsen, mit jedem Tag an dem neue Rekruten für die Erkundung ausgebildet werden wollten. Vielleicht dürften Karnimani und Skampi früher oder später selbst ein paar Rekruten ausbilden. Wer konnte das schon sagen?          Karnimani und Skampi kehrten anschließend zur Tohaido-Klippe zurück, da dies nun ihr neues Hauptquartier war, nachdem sie ihre Ausbildung in der Gilde abgeschlossen hatten. Mit Glück würden sie endlich Zeit finden ihre Erkundungen ohne die Lasten und Pflichten einer Weltrettung zu genießen.          Skampi war sehr froh, dass sie Karnimani bei sich hatte, der ihr immer geholfen hatte, bei ihr war wenn sie ihn brauchte und zu ihr gestanden hatte seitdem sie denken konnte. Sie wusste, dass sie früher noch ein zweites Leben gehabt hatte, ein anderes. Ein Leben als Mensch. Skampi musste sich allerdings eingestehen, dass sie dieses Leben überhaupt nicht vermisste. Es tat ihr um Reptain leid, denn er hatte in ihrem Leben wohl eine größere Rolle gespielt als sie angenommen hatte, aber es war nun an der Zeit endgültig Abschied zu nehmen.          Noch am selben Abend atmete Skampi die frische Luft ein, die ihr der Wind des Waldes entgegen blies. Sie war alleine unterwegs, sie hatte gewartet bis Karnimani hundemüde in sein Nest gefallen und eingeschlafen war, ehe sie aufbrach. Er war fast sofort eingeschlafen und hatte ihr verschwinden gar nicht bemerkt. Das war gut so, denn diesen Weg musste sie alleine gehen.          Mit leise schlagenden Herzen ging sie langsam durch den Wald. Das Rauschen der Blätter belebte sie als die fast untergegangene Sonne ihre letzten roten und orangen Strahlen über den Himmel warf. Die Blätter um Skampi herum waren goldgelb und rot gefärbt und fielen ab und zu auf den Waldboden herab und pflasterten ihn. Bald würde Skampi den ersten Winter ihres Lebens sehen. Karnimani hatte ihr den Winter bereits beschrieben und erzählt, welchen Spaß er immer gehabt hatte. Sie freute sich bereits darauf es selbst zu erleben.          Ihre Pfoten wandelten auf diesem Pfad als würde sie ihn schon seit Ewigkeiten kennen. Noch aus ihrer Zeit vor ihrem Gedächtnisverlust. Aber das war nur so ein Gefühl welches sie hatte und konnte nicht einordnen ob es real war. Skampi betrachtete den Ast, der etwas tiefer hing als es für einen Baum gewöhnlich war. Ihr Blick fiel über die filigranen Fußabdruckrunenschrift die in die Rinde des Baumes eingeritzt wurde. Skampi hatte sogar diese ungewöhnliche Schrift endlich gelernt, so wie es sich für ein Pokemon nun mal gehörte und weil es ihr Reptain auch empfohlen hatte.   Das Versprechen von C., S., und R. Unser Opfer ist unser Geschenk an euch. Auf dass ihr nie in einer Welt leben müsst, in der Zeit nur ein Wort ohne Bedeutung ist. Wir sind es, die den Sonnenaufgang beschützen.            Skampi seufzte als sie den Text las. Er war ihr nur allzu vertraut. Sie packte die Kette dessen Überreste des Anhängers noch daran baumelten mit ihren Zähnen. Mit einem leisen knacken öffnete sie ein Kettenglied mit ihren Zähnen und die Kette viel von ihrem Hals herab vor ihre Pfoten. Skampi starrte lange auf die Kette und betrachtete sie nachdenklich. Eine Träne lief ihr über die Wange und benetzte ihr Fell. Es tat ihr so unendlich leid, dass sie für Reptain nie wieder die Freundin sein konnte, die sie einmal für ihn gewesen war. Aber wenn sie ihn betrachtete, sah sie lediglich das Pokemon welches ein guter Freund war, mit dem sie aber nichts teilte. Nun teilten sie noch nicht einmal mehr eine Welt miteinander. Es stimmte, sie teilten eine Vergangenheit, von der sie allerdings nur von Erzählungen wusste. Diese Erzählungen mussten aufhören.          Ihre Pfoten gruben am Fuß des Baumes ein Loch. Es wurde immer tiefer, und erst als es so weit ausgehöhlt war, dass Skampi darin verschwinden konnte war sie zufrieden. Erschöpft von dem anstrengenden Tag nahm sie die Kette mit ihren Zähnen auf und legte sie fast schon behutsam auf den Grund des Erdlochs. Sie sah noch einmal wehmütig hinein. Die Kette hatte ihr so viel offenbart, so viel erklärt aber auch immer etwas verschwiegen. Skampi schluckte schwer. »Lebe wohl, Reptain...«, murmelte Skampi leise ehe sie das Loch wieder mit Erde bedeckte und sie festtrat.          Sie würde Reptain nie vergessen, aber das in der Kette war nicht nur eine bloße Erinnerung. Es war ein wunderschönes Artefakt, mit einem Bruchteil von Reptain, das selbst agierte und das machte ihr Angst. Es tat ihr weh und hielt sie gefangen, so dass sie nicht fähig sein würde um sich weiter fortzubewegen. Skampi glaubte so ein ähnliches Gefühl schon einmal gehabt zu haben. Sie hatte sich nicht getraut zu kämpfen, weil sie von den Erinnerungen der Vergangenheit zurückgehalten wurde. Skampi seufzte schwer als sie noch einmal auf die festgetretene Erde und den Baum sah. Sie las sich den Text auf der Rinde noch einmal durch, ehe sich auf ihrem Gesicht ein Lächeln ausbreitete und sich ihr Körper merkwürdig leicht anfühlte.          Langsam ging Skampi wieder nach Hause zur Tohaido-Klippe. Sie genoss jeden Augenblick ihres Spaziergangs durch den Wald. Ja, sie würde Reptain niemals vergessen. Aber sie mochte sich lieber nur an die Dinge erinnern, die sie wirklich mit ihm erlebt hatte und sich nicht an eine Erinnerung von ihm klammern. Eine Erinnerung, die sie jeden Tag daran erinnern würde was sie einfach nicht mehr wusste. Sie würde niemals die Reise durch die dunkle Zukunft mit ihm vergessen, die Gespräche die sie hatten und das Opfer welches er letztendlich am Regenbogensteinschiff gebracht hatte um ihr und Karnimani Zeit zu erkaufen. Reptain würde in ihrem Herzen weiterhin auch in dieser Welt existieren, auch wenn seine Welt nun eine andere war. Skampi hob ihren Kopf in den Himmel. Die Vielzahl der Sterne die über ihr langsam zu funkeln begannen brachten sie ins Staunen. »Na, Reptain? Siehst du das auch?«, fragte sie leise in den Himmel hinein. »Auch die Nächte sind wunderschön.«                  Reptain schluckte schwer, als er seine Augen blinzelnd wieder öffnete. Er stand auf der selben Stelle, wo er auch den Wald mit seinen herbstlichen Blättern verlassen hatte. Celebi war allerdings verschwunden und saß nicht mehr auf dem Ast. Ein schweres Seufzen verließ seine Kehle, als er sich in seiner Umgebung umsah. Es war bereits Abend und die Sonne färbte den Himmel und die Wolken in ein oranges rotes Licht. Zwirrfinsts offizielle Wahl zum Bürgermeister war bestimmt schon vorbei. Reptain würde sich von ihm bestimmt etwas anhören dürfen wenn er ihm jetzt unter die Augen trat. Ein fadenscheiniges Lächeln huschte über seine Lippen als er darüber nachdachte, doch augenblicklich verflog es wieder als sich ein anderer Gedanke einschlich.          Für eine sehr lange Zeit hatte er sein Leben mit Skampi geteilt. Sie war ihm immer wieder in den Weg gekommen, fast so als hätte das Schicksal gewollt dass sie miteinander früher oder später auf eine Reise gehen würden. Er hatte geglaubt, sie würden für immer denselben Weg gemeinsam gehen bis er irgendwann endete mit dem Verschwinden, doch er hatte sich getäuscht. Reptain hatte sich so sehr getäuscht und doch konnte er es endlich akzeptieren. Seine Gefühle für Skampi hatten sich nie geändert, auch wenn er sie gut zu verbergen gewusst hatte, damit sie ihm in seiner Reise und bei seiner Aufgabe nicht in die Quere kamen. Selbst jetzt konnte er sehr gut damit umgehen, auch wenn er Skampi für immer verloren hatte.          Ein langgezogenes Seufzen verließ seinen Mund. Freundschaften sind etwas wunderschönes und sie konnten sich zu noch etwas viel schönerem entwickeln, doch umso mehr schmerzte es auch wenn sie zerbrachen. Reptain hatte diese schmerzhafte Erfahrung machen müssen und doch war er so froh, diese Erfahrung gemacht zu haben. Dass er zu einem Menschen besondere Gefühle hegen durfte. »Skampi...«, hauchte er leise als er seinen Kopf hob und in den Himmel sah. »Ich bereue nichts.« Mit einem zufriedenen Lächeln und einer merkwürdigen Leichtigkeit in seinem Körper machte er sich auf den Weg nach Neuschatzstadt.          Seine Gedanken entschwanden ihm auf eine merkwürdige Art und Weise, während Reptain durch den Wald sprang. Seine Verletzungen nahm er kaum mehr wahr. Ja, er war zutiefst wütend gewesen, als Darkrai entkommen war. Ob er nun sein Gedächtnis verlieren würde oder nicht, spielte keine Rolle für ihn. Darkrai hatte etwas furchtbares getan. Er hatte ihm Skampi einfach entrissen und er hatte zusehen müssen, ohne dass er in er Lage gewesen war etwas dagegen zu tun. Auch wenn Skampi auf ihrem neuen Weg in ihrer neuen Welt glücklich war, würde ihm doch immer der Teil fehlen der ihm damals am Zeittunnel entrissen wurde. Als sie ihre erste gemeinsame Zeitreise unternahmen. Reptain seufzte innerlich. Die Worte die er zu Skampi sagte, waren aus seinem tiefsten Herzen gekommen. Er wünschte ihr, dass sie glücklich werden würde, auch wenn er nicht mehr an ihrer Seite sein durfte. Wenn sie nur glücklich sein konnte und in Frieden leben durfte, konnte er schweren Herzens wohl darauf verzichten.          Reptain atmete die frische, kühle Luft ein, die über den Goldenen Steppen zu ihm herüber geweht wurde. Als er immer näher an Neuschatzstadt kam und er die Lichter des Dorfes bereits in der Ferne leuchten sehen konnte, ließ er seine schweren Gedanken zurück und nahm nur die leichten mit. Reptain betrat den Rand des Dorfes und sah sich suchend um. Die Häuser waren aus einfachem Stroh und Ziegeln gebaut worden. Es waren nicht besonders viele. Reptain konnte gerade mal acht fertige Häuser zählen, dafür aber ebenso fünf Stände. Einige Früchte wurden angeboten, so wie Reptain es auf den ersten Blick erkennen konnte. In der Mitte des Dorfes war ein kleines Lagerfeuer entzündet worden um welches ein Pikachu, ein Igellaver und ein Raupy ausgelassen tanzten. Reptain betrachtete die Pokemon eine Weile die über den Hauptplatz von Neuschatzstadt gingen und scheinbar sehr zufrieden aussahen. Einige unterhielten sich sogar über die Bauarbeiten oder darüber, was für eine schöne Zeremonie es doch gewesen war die für Zwirrfinst abgehalten wurde.          »Du siehst furchtbar aus!«, rief eine spitze Stimme aus und Reptain sah sich sofort zu dessen Ursprung um. Celebi kam auf Reptain zu und hielt ihren geweiteten Blick auf Reptain während sie ihn fassungslos anstarrte. »Was hast du nur gemacht?«, fragte sie weiter während sie die Blessuren entersuchte die Reptain aufwies.          Reptain seufzte und lächelte verlegen, als hinter Celebi auch Zwirrfinst dazu trat und Reptain skeptisch von oben bis unten betrachtete. Er hatte die Arme ineinander verschränkt und sein rotes Auge funkelte ihn missmutig an. »Entschuldige, dass ich deine Ernennung verpasst habe, Zwirrfinst.«; murmelte Reptain verlegen, während er seinen Blick auffing.          Zwirrfinst winkte ab, obwohl Reptain in seinem Auge lesen konnte, dass es ihm sehr wohl etwas ausmachte. »Schon gut, Reptain. Jetzt kann man es auch nicht mehr ändern.«          »Und wo bist du überhaupt gewesen?!«, rief Celebi spitz aus die noch keine einzige ihrer hektischen Fragen beantwortet bekommen hatte. »Wie du aussiehst! Du solltest dich waschen gehen...«, meckerte sie weiter während sie Reptain tadelnde Blicke zuwarf. Reptain seufzte, konnte sich aber ein Lächeln nicht verkneifen. Kurz hob er seinen Kopf um zu überprüfen ob ein anderes Pokemon in Hörweite war, ehe er sich wieder an Celebi und Zwirrfinst wand. »Ich war gerade in einer anderen Welt. In der Welt von Skampi.«, sprach er mit gedämpfter Stimme. Celebi sah Reptain skeptisch an und Zwirrfinst rückte näher heran. »So?«, fragte er interessiert. »Wie kam es denn dazu?«          »Das habe ich dir doch bereits erzählt, Zwirrfinst. Reptain ist auf einmal in einem merkwürdigen Licht erstrahlt und schon war er weg.«, kommentierte Celebi und rollte mit den Augen. Zwirrfinst ebenfalls, anscheinend hatte er die Frage anders gemeint. »War Skampi denn wirklich in Schwierigkeiten?«, fragte Celebi aufgeregt weiter und musterte Reptain.          »Ja.«, erklärte Reptain und fügte schnell hinzu. »Aber es geht ihr und Karnimani nun wieder gut. Skampi ist glücklich in dieser Welt mit Karnimani.«          Celebi nickte glücklich doch Zwirrfinsts Blick ruhte nur aufmerksam auf Reptain. Scheinbar machte er sich ein wenig mehr Gedanken als Celebi. »Hast du denn etwas anderes erwartet?«, fragte Zwirrfinst während sein Blick noch immer forschend auf Reptain haftete.          Reptain war etwas verwundert über diese Frage und seine gelben, reptilienartigen Augen ruhten auf Zwirrfinst. Wunderte es ihn, dass Skampi glücklich war in dieser anderen Welt ohne hin? Es hat eine Zeit gegeben, da hatte sich Reptain dies gefragt. Ob Skampi wirklich glücklich werden könnte wenn er nicht in ihrer Nähe war, oder ob sie irgendwie spüren würde, dass ein Teil in ihr fehlte.          Doch dem war überhaupt nicht so gewesen, im Gegenteil. Skampi war sehr gut auch ohne ihn zurecht gekommen, schon seitdem sie das erste Mal in die Welt der Vergangenheit getreten war. Sie war ihren eigenen Weg gegangen mit einer starken Persönlichkeit und einem guten Freund der auch jetzt noch an ihrer Seite war. Reptain lächelte matt. »Nein.«, sprach er. »Ich habe nie daran gezweifelt.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)