High Angle – B-Side von Atsusa ================================================================================ Kapitel 21: BONUS 1: Von lachsfarbenen Stirnbändern und weiß-rosa Kirschblüten ------------------------------------------------------------------------------ Seit dem Duell gegen Ethan war gerade einmal eine Woche vergangen und noch immer lag Schnee, doch hatte dieser sich inzwischen in eine matschige und graue Masse verwandelt, die mit jedem Tag, an dem es regnete anstatt zu schneien, immer weniger wurde. Und so wie der Winter dabei war zu gehen, stand auch ein weiterer Abschied für den Club an: Hayate hatte sich entschlossen für mindestens ein halbes Jahr zurück nach Japan zu gehen, um – wie er sagte – Bushido, den Weg des Kriegers, zu erforschen und an seinen Fähigkeiten im Drachensteigen in Hinblick auf die Weltmeisterschaft zu feilen. Seine Familie, so erzählte er einst, hatte für Generationen die Kunst des Iaidô, einer meditativen Kampfsportart mit Katana, gepflegt und weitergegeben, so dass es nun an ihm war als nächster Meister in die Fußstapfen seiner Vorfahren zu treten. Ein letztes Mal traf man sich gemeinsam am Flughafen. Menschenmassen bahnten sich wie ein unkontrollierter Haufen Ameisen den Weg durch die Hallen und es war so laut, dass man nur ein vielstimmiges Murmeln neben den Durchsagen wahrnehmen konnte. „Du kannst doch nicht gehen, nie?“, sagte Zeph weinerlich, „Wer macht jetzt Frühstück?“. Hayate musste sich das Lachen verkneifen. „Ich bin mir ganz sicher, dass ihr das auch ganz allein schafft!“ Er legte die Hand auf seine Schulter. „Und es ist ja nicht für immer! Sobald ich meine Drachenkunst verbessert habe, werde ich wieder zurückkehren.“ Er zwinkerte allen zu und winkte zum Abschied. „Sayonara, minnasan!“ Dann drehte er sich um und ging durch die Absperrung. Tornado hatte die ganze Zeit über geschwiegen. Was hatte es auch für einen Sinn, jetzt eine Szene zu machen, wenn sie sich schon letzte Nacht lang und ausgiebig voneinander verabschiedet und anschließend im Einvernehmen getrennt hatten? Und immerhin wusste bis auf seine Familie und Wendy niemand von der kleinen Romanze, die er die letzten Monate über gehegt und gepflegt hatte wie ein kleines Pflänzchen, dem man jetzt, wo es eine stattliche Größe erreicht hatte, den Dünger entzogen hatte, damit es aus eigener Kraft weiter wachsen und gedeihen konnte. Seit wann eigentlich? Wann hatte es mit ihnen angefangen? Als sie mit dem Bus zurück in die Stadt fuhren und der blonde Italiener nachdenklich aus dem Fenster starrte, erinnerte er sich zurück an den Frühling vor einem Jahr, als überall die Kirschbäume blühten. An jenen Frühling, in dem er und Hayate sich zum ersten Mal begegnet waren. Man sagt, dass man die erste Liebe nie vergisst. Jenes auf und ab der Gefühle, himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. In Tornados Fall war es ein Gefühl... wie ein Blitz! Schon immer hatte er gewusst, dass er anders war als die anderen Jungen. Nicht nur, wenn es um die Interessen und seinen Modegeschmack ging, denn er schaute lieber Model-Castingshows anstatt Sport im Fernsehen und hatte auch schon immer lieber die Zeitschriften seiner Mutter gelesen – und wenn überhaupt einmal ein Sportmagazin, dann nur, weil er die Fußballer und Rugbyspieler darin ziemlich attraktiv fand – als Automagazine und den Playboy. Doch bis zu jenem Tag, an dem Hayate der Klasse plötzlich als Austauschschüler aus Japan vorgestellt wurde, hatte er es nie für möglich gehalten, dass er wirklich – na ja – auf andere Jungen... stand. Wenn er an ihn dachte, dann dachte er an die langen Wimpern, die feinen Gesichtszüge und schmalen Augen, sowie sein wundervoll riechendes violettes Haar, das ihm immer das halbe Gesicht verdeckte und ihm einen unnahbaren Ausdruck verlieh. Er sah rosafarbenen Glitzer, wann immer der Japaner durch die Gänge der Schule schwebte und hing an seinen Lippen, wann immer er mit leiser Stimme in stets freundlicher Manier sprach. Aber Hayate... Hayate sah ihn nicht. Oder zumindest nicht so, wie er gesehen werden wollte – und das war wirklich frustrierend! „Aquila, weich den Lichtpfeilen aus und Bohrschnabel!“, kommandierte Zeph seinen Lenkdrachen, der wie ein Adler geformt war. Wie jeden zweiten Nachmittag lieferten sich Tornado und er ein Duell auf dem Feld hinter der Schule, da es leicht erhöht gelegen war und dort immer eine steife Brise wehte. Die anderen Mitglieder – mit Ausnahme von Angelo, der ebenfalls in derselben Klasse wie Tornado war, da Zeph noch weit davon entfernt war, am Ende des Schuljahres sitzenzubleiben und das zweite Jahr zu wiederholen – waren alle im dritten Jahrgang der Oberstufe und bereiteten sich auf die Abschlussprüfung vor, so dass es eigentlich immer auf dasselbe hinauslief: „Du hast keine Chance, Sfaticato! Eigentlich solltest du Nachts mal schlafen und ordentlich essen! Deine Kondition ist echt mies, ha!“ Er riss die Drachenleinen nach rechts und flog mit Icarus eine Kurve, um dem spitzen Schnabel von Zephs Drachengeist Aquila auszuweichen. Der Kirit verfehlte sein Ziel und musste unter einem gellenden Adlerschrei und mächtigen Flügelschlägen umkehren, so(-)dass Tornado genug Zeit blieb einen Konter vorzubereiten. „Das war's! Lichtpfeilregen!“ Icarus spannte den Bogen und schoss eine Salve von Pfeilen in die Luft, die sich weit über den beiden Kontrahenten aufsplitteten und wie Tropfen aus weißen Licht herabfielen. „Nie... NIEEET!“ Zeph versuchte noch zur Seite zu springen, doch er war zu langsam. Die Pfeile durchbohrten zwar nicht seine Kleidung, doch befestigten sie ihn ähnlich wie Reißnägel auf dem Boden, so dass er unbeweglich liegen blieb und der braune Adler ohne Halt vom Himmel stürzte. Tornado warf sein blondes Haar zurück und lächelte müde. „Mensch, Zeph, das macht doch keinen Spaß, wenn du jedes Mal verlierst! Kannst du dir nicht mal etwas mehr Mühe geben?“ Er wickelte die Drachenspulen auf. Die Lichtpfeile verblassten und erlaubten dem gefesselten Brünetten sich wieder zu bewegen. Erschöpft richtete dieser sich auf und machte sich den langen gelockten Zopf neu, da seine Haare vom Kämpfen ganz durcheinandergeraten waren. „Habe mir Mühe gegeben!“, stellte er trotzig klar. „Bist einfach zu stark für mich, kann man nichts machen, nie?“ Tornado seufzte entnervt. „Wenn du mal Nachts schlafen und nicht ständig auf Diebestour gehen würdest, dann würdest du auch nicht so eine Schnecke sein, Sfaticato!“ Zeph hob abwehrend die Hände. „Nie, nie, ich klaue nichts! Gehe nur gerne spazieren und finde dabei immer Dinge, die vergessen wurden. Ist ganz legal, weißt du?“ Tornado ließ sich zu ihm ins Gras fallen. „Langweilig! Che palle! Gibt es denn keinen mehr, der mir ebenbürtig ist?“ Er raufte sich die Haare und legte sich auf den Rücken. „Warum müssen die anderen auch ihre Abschlussprüfung schreiben? Scazzarsi!“ Schweigend betrachtete er die weißen Wolken, die über den blauen Himmel zogen, hörte das Rascheln des Grases und das Rauschen der jungen Blätter an den Bäumen. Er schloss die Augen und ließ es zu, dass die Welt sich in eine andere verwandelte. All seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf seinen Geruchssinn, der seiner Umgebung eine Färbung verlieh, die nur er wahrnehmen konnte. Der Geruch von Pflanzen und Erde, Steine, Insekten und andere Tiere, dann der etwas deutlichere und leicht herbe Schweißgeruch Zephs, der ihm zwar nicht unangenehm war, aber dennoch keine Gefühlsregung in ihm auslöste und schließlich... „Ich hätte nicht gedacht, dass ihr Europäer auch Lenkdrachenkämpfe austragt.“ Ein leises Lachen. Jemand war direkt über ihn getreten und verdeckte die Sonne. „Eigentlich habe ich geglaubt, dass so ein außergewöhnlicher Sport nur von uns Asiaten betrieben wird.“ Er musste nicht die Augen öffnen, um zu wissen, wer plötzlich zu ihnen getreten war. Allein der zarte, exotische Körpergeruch hatte Hayate verraten, noch bevor er überhaupt in der Nähe war. Und jetzt, wo er direkt über ihm stand, nahm ihm sein Duft den Atem. Alles in ihm verkrampfte sich und als er die Augen öffnete und sich aufrichtete, schoss ihm unweigerlich das Blut ins Gesicht. Er war es! Er war da und sah ihn! Und noch mehr: er lächelte ihn an! Jetzt bloß nichts falsches sagen, immerhin hatte er gehört, dass Japaner sehr sensibel waren, wenn es um zwischenmenschliche Interaktion ging! „Bienvenudo!“ Lässig hob er die Hand zum Gruß. Hayate nickte. „Konnichi-wa!“ Zeph zog die Nase hoch und erwiderte: „Soll ich jetzt auch noch Polnisch reden, nie?“ Die drei Jungen blickten sich abwechseln an. Stille. Dann begann Hayate plötzlich hinter vorgehaltener Hand zu lachen. „Du bist wirklich ein interessanter Mensch. Du heißt Zeph, oder?“ Zeph nickte träge und gähnte. „Gewöhnlich, ja!“ Tornado schürzte die Lippen. Super! Danke auch, dass du mir gerade die Tour vermiest, du Faulpelz! Oder soll ich besser sagen: du hast mir seine Aufmerksamkeit geklaut! Genervt und frustriert stand er auf. „Also ich gehe jetzt! Ich muss heute noch arbeiten, arrivederci!“ Er klappte Icarus zusammen und steckte ihn in einen länglichen hellblauen Köcher, dann wandte er sich ab und stapfte davon. Vielleicht solltest du die Aufmerksamkeit, die du aufs Rumgammeln verschwendest, mal eher in die Schule stecken. Dann würdest du dich auch nicht permanent einpissen, weil du kurz vorm Sitzenbleiben bist! „Warte kurz, bitte!“ Sein Herz rutschte ihm in die Hose. Hatte Hayate gerade wirklich nach ihm gerufen? Er nahm all seinen Mut zusammen, drehte sich um und setzte sein breitestes Zahnpastalächeln auf. „Si?“ Der Japaner blickte ihn schüchtern an. „Du bist doch der Leiter des Lenkdrachenclubs, oder?“ Tornado nickte. „Würde es dir etwas ausmachen, dich mit mir zu duellieren? Es wird auch nicht lange dauern!“ Wie? Was? Wo? Hayate wollte... NEIN! Das konnte doch nicht sein, materialmente impossible! Lässig steckte Tornado die Hände in die Hosentaschen und kräuselte die Stirn. „Herausforderungen nehme ich immer an. Aber ob du überhaupt eine Chance gegen mich hast? Und hast du einen eigenen Drachen?“ Hayate bejahte. „Ich werde ihn gleich morgen mit in die Schule bringen, wenn das... dir recht ist?“ Oh. Mein. Gott! Wie konnte man nur so süß sein? Er musste sich echt beherrschen, um keinen Anfall von Verniedlichung zu bekommen. „Si! Morgen Nachmittag nach der Schule am gleichen Ort wie heute!“ Er hielt ihm die Hand hin, um die Abmachung zu beschließen. Zögerlich schlug Hayate ein und verbeugte sich zeitgleich. Balotelli tat es ihm gleich. „Ich freue mich schon darauf, deinen Drachen in Aktion zu sehen! Wie heißt er überhaupt?“ Oh wow! Was für weiche Hände er hat! Und so lange Finger! „Der Name meines Drachen... ist Shinigami!“ „Heute haben wir leichten Fallwind aus Nordwesten! Die dreißig Sekunden der Aufstiegsphase beginnen in drei, zwei, eins, JETZT!“ Angelo ließ die Clubfahne nach unten sausen. Sofort sprintete Tornado los und baute so einen Gegenwind auf, um Icarus in die Luft zu befördern. Hayate hingegen ging es langsam an und erzeugte mittels einer anmutigen Tanzchoreografie eine leichte Thermik, die den sichelförmigen Shinigami in kleinen Kreisbewegungen nach oben trug. Die Stoppuhr wurde abgestellt. Das Duell konnte beginnen. Tornado zögerte. Wie würde der Japaner reagieren? War es angemessen, mit starken Rammattacken auf ihn zuzugehen oder würde ihn das in seinen Augen zu einem ungehobelten Grobian machen? Sollte er nicht eher seinem Gast den Vortritt lassen und auf einen ersten Schritt warten? Ah, war das kompliziert! So kompliziert, dass er vor lauter Grübeln gar nicht mitbekam, wie sich der Kampfring in trübes Zwielicht verwandelte und er plötzlich ganz allein im Nirgendwo stand. „Cosa?“ Erschrocken blickte sich der blonde Italiener um. „Angelo? Zeph? Hayate? Wo seid ihr denn auf einmal?“ Er blickte zum Himmel und dann in seine Hände. Auch Icarus war verschwunden. Wabernder Nebel zog auf und es wurde bitterkalt. Verrückte Sache! War er etwa vor lauter Aufregung ohnmächtig geworden? Das war echt peinlich, überhaupt nicht sein Stil! „Hei! Hört mich denn keiner?“ Seine Stimme verlor sich im Nichts. Ohne Orientierung tappte er durch die weißen Wolken, die Hände immer tastend und suchend erhoben. Bald war der Nebel so dicht, dass er nicht mal mehr eine Armlänge weit sehen konnte. Ängstlich stürzte er voran, bis er schließlich über etwas stolperte und zu Boden fiel. Der Nebel lichtete sich. „Schwuchtel! Schwuchtel! Balotelli ist 'ne Schwuchtel!“ Hört auf! Seid still! Ihr habt doch keine Ahnung! „Hat dir deine Mami dieses rosafarbene Stinband geschenkt? Schwuuuuuuuuu~l!“ Verängstigt riss sich der kleine Tornado das lachsfarbene Stirnband herunter. Er musste sich beherrschen, um nicht zu weinen. „Ihr seid alle doof! Ohibò!“ Er spuckte aus. „Was hat denn ein Stirnband damit zu tun, dass man ein Hetero oder ein Homo ist?“ Die anderen Kinder lachten. „Es ist rosa! Nur Mädchen und Homos tragen rosa!“ Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Ja, vielleicht hatten sie recht, mit dem was sie sagten. Und es machte ihm Angst. Er wollte nicht gehänselt werden. Auf gar keinem Fall! Wütend knüllte er das Stirnband zusammen und warf es auf den Boden. „Ich bin kein Homo!“ Das Trugbild verblasste. Wieder lag alles in trüben Nebel. Doch diesmal konnte Tornado spüren, dass er nicht allein war. Hastig wischte er sich über die feuchten Augen. Hayates Stimme drang dumpf durch den Nebel. „Davor hast du also Angst?“ Er lachte. „Als spielt es eine Rolle, was andere Menschen von dir halten!“ Der Blonde zog die Schultern hoch. „Ma si! In dieser Welt geht es doch nur darum, dass man vor anderen einen guten Eindruck hinlegt! Wer nicht mithalten kann, der gerät ganz schnell unter die Räder – und darauf habe ich keine Lust! Assolutamente!“ Der Nebel lichtete sich, bis die Umgebung sich wieder vollständig in die Wiese hinter der Schule zurückverwandelt hatte. Hayate schmunzelte zufrieden. „Ich habe heute sehr viel über dich erfahren, Tornado-san. Es freut mich, dich kennenlernen zu dürfen!“ Er verbeugte sich förmlich. „Aber jetzt lass uns das Duell beenden! Shinigami, Sensenhieb!“ Eine schwarze Gestalt erhob sich von dem Drachen und sauste auf Tornado zu. Dieser konnte gar nicht so schnell reagieren, wie die Sichel sich erhoben hatte und wieder sank. Von der plötzlichen Druckwelle erfasst, wurde er augenblicklich aus dem Kampffeld geschleudert. „Das Duell ist beendet! Sieger ist Hayate mit Shinigami!“ Angelo ließ die Fahne sinken. Tornado verzog das Gesicht. Er war weich gelandet, doch Zeph unter ihm stöhnte vor Schmerzen. „Musstest du über mich herfallen?“ Erschrocken sprang der Italiener auf und blickte sich nervös um. Er hatte... verloren? So schnell? Und was war mit dem Trugbild? Hatten die anderen es auch gesehen? Mamma Mia, hoffentlich nicht! Hayate trat hinzu und reichte ihm die Hand. „Ich hoffe doch, dass wir dieses Duell wiederholen werden? Ich gebe zu, dass es sehr unfair von mir war, gleich am Anfang mit offenen Karten zu spielen und dir meinen Kirit zu präsentieren.“ Tornado ließ sich von ihm aufhelfen. „Diese Fähigkeit ist wirklich interessant! Traumatizzante!“ Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. „Du hast es also... gesehen?“ Hayate nickte und fügte flüsternd hinzu. „Ich bin aber der Einzige, der durch den Nebel blicken kann. Ich würde sagen, dass du mich morgen einmal auf eine Pizza einlädst? Ich habe von den anderen gehört, dass die aus eurer Pizzeria die besten der Stadt sein sollen...“ Tornado errötete und kratzte sich nervös die Wange. „Wenn nicht sogar die beste der Welt!“ Als sie sich am nächsten Tag nach der Schule trafen, hatte Hayate ein Geschenk für ihn. „Ich hoffe, dass es nicht zu unfreundlich ist, wenn ich dir das hier überreiche. Ich dachte mir, dass dein Altes jetzt wohl zu klein ist, aber es passt einfach so gut zu dir, dass ich dir ein Neues kaufen musste.“ Er verbeugte sich mehrmals hastig. War er etwa nervös? Ein was? Zögerlich öffnete Tornado das weiche Päckchen. „Ein lachsfarbenes Stirnband?“, platzte es erstaunt aus ihm heraus. Hayate nickte lächelnd. „Bitte mach die Augen zu, Tornado-san!“ Der Blonde war verwirrt. Was wollte der andere von ihm? Er sollte die Augen schließen? Mamma Mia, das war ganz schön aufregend! Sein Herz klopfte so laut, dass er es bis in die Ohren pochen hören konnte. Mit Sicherheit war er jetzt schon bis zum Haaransatz knallrot angelaufen, wie peinlich war das denn?! Langsam setzte ihm Hayate das Stirnband auf und fuhr ihm durch das Haar, um ein paar Strähnen darüber zu drapieren. Als er anfing zu sprechen, hörte es sich wie ein sanfter Frühlingswind an, der leise in den Blättern raschelte. „Du musst dich nicht fürchten, wirklich nicht!“ Tornado traute sich nicht, die Augen aufzumachen. „Sei stolz auf das, was du bist! Zeige der ganzen Welt dein Stirnband und lass dich nicht verunsichern durch das, was andere Menschen über dich denken!“ Seine weichen Hände legten sich zögerlich in den Nacken des Blonden und zogen ihn zu sich heran, bis sich ihre Lippen schüchtern berührten. Erst zuckte Tornado noch überrascht zusammen, doch dann ließ er es zu, dass der andere ihn küsste. Es war unschuldig, weich und süß. Als sie sich voneinander lösten und er die Augen öffnete, sah er, dass auch Hayates Wangen gerötet waren. „Tornado-san?“, fragte er zurückhaltend. „Si?“ – „Du bist nicht der einzige, der so ein Geheimnis mit sich trägt.“ Seine fliederfarbenen Augen blickten nervös auf den Boden. „Denkst du, dass es nicht leichter wäre, wenn wir es zusammen tragen würden?“ Tornado blickte ihn für eine Sekunde verdutzt an, dann verzog er das Gesicht zu einem breiten und selbstbewussten Grinsen. „Si!“ Der Bus stoppte und riss den blonden Italiener aus seinen Gedanken. Gemeinsam mit den anderen stieg er aus, doch bevor sie sich verabschiedeten, zerrte er noch einmal seufzend an Wendys Jacke. „Ach, Bellissima, warum sind zwischenmenschliche Beziehungen nur so kompliziert?“ Die Rothaarige lächelte freundlich und klopfte ihm auf die Schultern. Sie wusste als einzige aus dem Drachenclub, was Tornado gerade durchmachte. „Ganz einfach... Weil wir Menschen sind!“ Sie zwinkerte ihm zu. „Ich habe ein paar Flaschen Guinness im Kühlschrank, wollen wir heute Abend nicht eine Runde in meinem Baumhaus abhängen und zusammen einen trinken?!“ Tornados Miene klarte auf. „Ma si!“ – „Und was ist mit mir?“ Zeph schob sich dazwischen. Bei Alkohol konnte selbst er nicht nein sagen. „Du darfst natürlich auch kommen! Und Angelo auch! Und dann machen wir zusammen neue Handabdrücke auf die Wände!“ Sie machte ein Peace-Zeichen. „Ich dachte, das dürfen nur enge Freunde?“ Tornado hob verwundert eine Augenbraue. Wendy lachte. „Aber das seid ihr doch schon längst!“ Das war zu viel für den blonden Italiener. Stürmisch umarmte er die Rothaarige, die nur angewidert „Igitt! Lass los!“ rief und sich aus dem Klammergriff zu befreien versuchte. Doch Tornado rief nur „Gruppenkuscheln!“ und brachte auch Zeph und Angelo dazu, sich an der menschlichen Brezel zu beteiligen. „Lasst mich los, ist ja widerlich!“, keifte Wendy mit tiefroten Wangen. „Oh, Bellissima wird ja ganz rot, wie niedlich!“ Alle lachten. Sie seufzte resignierend. Ist ja schon gut! JA, ich mag euch alle sehr gerne! Und nein. Es ist mir nicht – na gut, ein ganz kleines bisschen – peinlich, dass ich das jetzt gedacht habe!   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)