High Angle – B-Side von Atsusa ================================================================================ Kapitel 22: BONUS 2: ¿Qué pasa contigo, amigo? ---------------------------------------------- Stress! Stress! STRESS! Warum, warum nur hatte sie sich nur dazu breitschlagen lassen, den Job in der Pizzeria anzunehmen und mehrmals in der Woche als Küchenhilfe zu agieren? Ach ja. Da war ja was. Ein kleines, dummes Detail, das sich „Sting“ nannte und Wendy dazu brachte, gerne mal über die Stränge zu schlagen und die Drachen der anderen in Brand zu stecken. Und da auf ein „Ich reiße dir den Arsch auf, bis es brennt!“ immer ein „Es tut mir so leid! Ich habe es schon wieder übertrieben!“ folgte, stand sie nun in der Küche, knetete Pizzateig, bereitete Pastasoßen zu und dekorierte Desserts, damit sie von dem Geld die Clubkasse aufstocken konnte und die anderen sich dadurch feuerfeste Materialien für ihre Lenkdrachen kaufen konnten. Sie verteilte eine Kelle voll Tomatensoße auf einem frisch ausgebreiteten Teigboden und musste schmunzeln. Vor einem Jahr hätte sie noch jeden angepflaumt, der ihr weismachen wollte, dass ihr dieses Hobby mal so wichtig sein würde. Dass es mehr als ein gelegentliches „Komm doch auch mit!“ war, sondern ihren gesamten Alltag so beeinflusste, dass sie neben der Schule auf nichts anderes mehr Lust – und auch gar keine Zeit mehr für anderes – hatte. Sie griff in die Schüssel mit der geschnittenen Salami und verzog das Gesicht. Weil heute Valentinstag war, hatten sich die Balotellis etwas ganz besonderes einfallen lassen: es waren nicht nur alle Pizzabeläge in Herzform zugeschnitten, nein, ab einer Bestellung von zwei Gerichten gab es auch noch eine Flasche Wein umsonst dazu. Und wenn man für besonders kreative Kunden wie den aktuellen eine Pizza belegen musste, dann ergab sich ein furchtbar kitschiges Gesamtbild voller bunter Herzen gebettet auf Tomatensoße und geriebenen Käse. Angewidert schob sie die Pizza in den Ofen, nachdem sie zwei weitere hinaus geholt und in Kartons verpackt hatte. Als gäbe es an diesem Tag nichts anderes als Liebesbekundungen und erzwungene Geschenke, die reinste Massenhysterie! Also sie, Wendy O'Callaghan leibhaftig, machte bei so einem Scheiß ganz bestimmt nicht mit, denn... „Wendy! Bellissima!“ Freudestrahlend riss Tornado die Küchentür auf und umarmte sie stürmisch. „Vielen Dank für die Schokolade! Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du mir etwas schenkst!“ ERWISCHT! „Aber sag doch mal, wo bekommt man nur solche Gießformen her? Engelsflügel und ein Adler leuchten mir ja noch irgendwie ein, aber ein Skorpion und auch noch der Sensenmann? Das ist so...“ Sein Grinsen wurde immer breiter. Neckend kniff er Wendy in die Backen. „Ich kann es einfach nicht glauben, wie süß du eigentlich bist! Du musst ja ewig danach gesucht haben!“ Er machte eine theatralische Pose. „DAS muss LIEBE sein! Amore!“ Wendy knurrte gereizt und schüttelte ihn ab. Ihre Wangen glühten. „Halt einfach die Fresse, Balotelli und nimm die Bestellung mit! Du bist nicht der einzige, der heute Schokolade bekommt!“ Das stimmte. Auch die anderen drei Jungen aus dem Drachenclub, sowie ihre alten Freunde aus der Mittelschule wurden heute mit selbst gegossener und verfeinerter Schokolade beglückt, die sie gestern Abend noch gemacht hatte. Genervt überreichte sie ihm die Isolierbox mit den soeben verpackten Pizzas. Ihrer Augenbraue zuckte. „Würdest du dir bitte endlich dieses Grinsen aus dem Gesicht wischen? Und jetzt raus hier, es gibt viel zu tun!“ Sie gab ihm einen Stoß in Richtung der Tür. „Si, si! Arrivederci!“ Als er endlich verschwunden war, atmete sie erleichtert durch. Gott sei Dank war er schwul und außerdem so halb mit Hayate zusammen, so dass wenigstens jemand anders seine penetrante Art ertragen durfte. Das war auch gut so, denn für dieses verdammte Flirten mit allem, was nicht bei drei auf den Bäumen war, hätte sie ihm schon längst mindestens einmal die Nase gebrochen. Wie hielt Hayate das nur aus? Das war wieder einmal so eine Sache an seinem Charakter, die ihr rätselhaft war. Erneut wurde die Tür schwungvoll geöffnet. Wendy holte schon Luft, um eine Schimpftirade loszulassen, doch es war nicht Tornado, der sich meldete. „Wendy, Liebes! Kannst du uns einen Gefallen tun und die nächsten Lieferungen austragen?“ Sie nickte der blonden Frau zu, die wie eine erwachsene Version ihrer Tochter Okarina aussah. „Kein Problem, Frau Balotelli. Sobald die nächsten Bestellungen aus dem Ofen sind, kann ich losfa... ah!“ Wie ihr Sohn zuvor hatte auch die schwedische Frau in ihre Backen gekniffen und grinste sie ebenso strahlend an. „Ich habe dir doch schon so oft gesagt, dass du mich Mamma Ikea nennen sollst! Sei doch nicht so förmlich! Die Freunde meines Sohnes sind auch meine Freunde! Und solange du unter meinem Dach mit meiner schwedischen Küche kochst, gehörst auch du zur Familie!“ – „Eff, fanke.“ Wendy schlängelte sich an den dünnen Armen von Tornados Mutter vorbei, die wie ihre eigenen von eher blassem Hautton, doch völlig frei von Sommersprossen waren, und belegte die nächste Pizza mit Salami und Schinken, sowie Pilzen, Peperoni und Mais. „Ja, ja...“, murmelte sie, „und jetzt noch extra scharf, ich weiß schon. Es gibt in dieser Stadt nur einen Menschen, der so einen beschissenen Pizzageschmack hat!“ Dabei wusste doch jedes Kind, dass der einzig wahre Pizzabelag aus krossem Speck, Bohnen und Zwiebeln zu bestehen hatte! „Hast du etwas gesagt?“ Die blonde Schwedin blickte sie einen Augenblick verwundert an, verfiel dann aber wieder in ihr übliches Strahlen. „Ach, Wendy, das ist so schade, dass mein Junge sich nur für andere Jungen interessiert! So eine süße Schwiegertochter wie dich hätte ich gerne gehabt!“ Wendy legte den Kopf schief und schob die nächste Bestellung in den Ofen. „Sie... Ich meine... Du weißt das?“ Tornados Mutter faltete die Hände und nickte eifrig. „Oh ja, ich habe das schon gewusst, als er im Kindergarten war und lieber mit rosa Ponys, als mit Autos spielen wollte! Und du hättest ihn mal sehen sollen, wie er sich immer Großmutters Schmuck umgelegt hatte, zu niedlich!“ Wendy lachte nervös. Allein diese Vorstellung... „Ich bin ja so froh, dass er sich nicht mehr versteckt, seitdem er Hayate kennengelernt hat. Das tut ihm richtig gut, dass er endlich er selbst sein kann. Und sein lachsfarbenes Stirnband steht ihm doch hervorragend, nicht wahr?“ Tornados Mutter klimperte mit den Wimpern. „Äh... Ja...“ NICHT! Wendy räusperte sich. „Ich sollte Bestellungen ausliefern?“ – „Oh, oh, das hätte ich jetzt fast vergessen!“ Die Blonde rannte aus der Küche und kam wenig später mit einem handgeschriebenen Zettel zurück. „Diese drei Wohnungen in der näheren Umgebung haben gerade etwas bestellt. Zweimal Pizza, einmal Pizza und Pasta. Und vergiss nicht für die letzte Bestellung die Geschenktüte mit dem Wein mitzunehmen!“ Zähneknirschend betrachtete Wendy den Zettel. Natürlich. Wer sonst außer Vald sollte heute auch ein Pasta fressendes Fickschnittchen zu Besuch haben! Na warte... Ein unheimliches Grinsen schlich sich in ihr Gesicht, als sie die Nudeln portionierte und kurz mit etwas Soße in der Pfanne schwenkte. „Als Dankeschön dafür, dass du meinen Geburtstag vergessen und mich angelogen hast, versaue ich dir diese Tour heute...“ Sie zog ein Fläschchen Abführmittel aus ihrer Handtasche, das sie heute in weiser Voraussicht fieser Valentinstagsscherze gegenüber glücklicher Liebespaare aus dem Badezimmerschrank hatte mitgehen lassen. Ein paar Tropfen auf die Nudeln und das ganze schön umrühren. Na gut. Etwas mehr konnte doch nicht schaden... He, he, he! Dieser Abend würde mit Sicherheit ein durchschlagender Erfolg werden! Als die fehlenden Pizzas fertig gebacken und verpackt waren, hatte sich das unheimliche Grinsen noch immer nicht verflüchtigt, doch zum Glück für die kleinen Kinder, die ihr auf der Fahrt über den Weg liefen, verbarg sich jener verstörende Gesichtsausdruck hinter einem hochgezogenem dunkelgrünen Halstuch. Oh, diese Vorstellung allein war schon Genugtuung genug! Sie klingelte. „Ja?“ Eine Frauenstimme meldete sich. „Pizzaservice!“ Die Haustür wurde geöffnet. Wendy war so aufgeregt, dass sie zwei Stufen auf einmal nahm. Wer war es? Wer würde heute die Nacht mit Krämpfen vom Feinsten auf der Toilette verbringen? Wer? WER? „Ach, du?“ Ihr Rotschopf war noch nicht einmal um die letzte Treppenbiegung herum, da meldete sich schon Harriets schnippische Stimme vor dem Wasserrauschen der Dusche in der Wohnung. „Ach, Mopsi?“, antwortete Wendy ebenso säuerlich. „Hast du es mal wieder nötig dich durchbürsten zu lassen?“ Harriet rümpfte die Nase. „Und was machst du? Den kläffenden Wachhund spielen?“ Wendy verneinte. „Ich bin heute ausnahmsweise mal der Lieferjunge!“ Sie öffnete die Isolierbox. Heißer Dampf stieg auf. „Einmal Pizza Salami, Schinken, Peperoni, Mais extra scharf... und einmal Pasta!“ Sie drückte der vollbusigen Japanerin das Essen in die Hände. „Ist alles schon bezahlt. Und weil heute Valentinstag ist, gibt es eine Flasche Wein aufs Haus!“ Die kleine Geschenktüte, die mit rot glitzernden Herzen bedruckt war, wechselte ebenfalls den Besitzer. „Äh... Danke? Und jetzt zieh' Leine!“ Harriet wollte sich gerade umdrehen und die Tür wieder schließen, als sich Wendys schwarzer Stiefel plötzlich rabiat dazwischen schob. Angesäuert hob sie eine Augenbraue. „Ist noch etwas?“ Wendy nickte bestimmend, presste für einen Moment die Lippen zusammen und nahm dann all ihren Mut zusammen, um mit leiser, aber fester Stimme zu antworten: „Hör zu! Ich bin jetzt zwar auf einer anderen Schule, aber sollte ich mitbekommen, dass du Vald wehtun solltest, dann breche ich dir eigenhändig jeden einzelnen Knochen, verstanden?“ Harriet blickte für eine Sekunde erstaunt drein, begann dann aber vor Lachen zu prusten. „Bu-huu! Ich zittere vor Angst!“ Ihre Worte trieften vor Ironie. Wendy knurrte gereizt. „Mach dich nicht darüber lustig, du weißt, dass meine Rechte nicht gerade zimperlich mit anderen umgeht!“ Sie blickte verlegen zur Seite. „Du weißt doch ganz genau, was er durchgemacht hat...“ Das Kichern hörte nicht auf. „Ach, die alte Leier schon wieder? Seine Mutter ist gestorben, sein Vater hat ihn schlecht behandelt und ihn zu guter Letzt auch noch allein gelassen? Bla, bla, bla! Mir kommen die Tränen!“ RUMMS! Wendys Faust landete an der Wand rechts neben der Tür. „Du verstehst gar nichts!“, presste sie zähneknirschend hervor. „Du sitzt wie ein verwöhntes Prinzesschen auf deiner Insel des Glücks und behandelst alle anderen Menschen wie Dreck! Das ist grausam!“ Harriet warf ihre dunkelblauen Locken mit den blonden Spitzen zurück. „Tse!“, schnaubte sie sichtlich angewidert. „Ich bin grausam? Dabei bist du doch diejenige, die viel grausamer zu ihm ist!“ Wendy erbleichte vor Schreck. „Wie... Was redest du da?“ Die Japanerin fuhr fort. „Du weißt ganz genau, wovon ich rede. Ich spiele nur ein bisschen und wenn mir langweilig wird, dann suche ich mir eben ein neues Spielzeug, so einfach ist das...“ Wendy biss sich auf die Lippe. Wegen so einer abschätzigen Art konnte sie beim besten Willen nie mit Harriet befreundet sein. „Aber du...“, ihre kalten Augen funkelten Wendy gereizt an, „du kannst dich einfach nicht entscheiden, was du eigentlich willst! Entweder vertragt ihr euch wieder, oder du hörst endlich mit deinen selbst gemachten Geschenken auf!“ Ihre Augen deuteten auf die Geschenktüte. „Hältst du mich für so blöd, dass ich nicht weiß, was wirklich da drin ist?“ Wendy kniff die Augen zusammen und ballte die Fäuste. „Das... Das geht dich ja wohl gar nichts an!“ Fast hätte sie sich vergessen und ihr eine Ohrfeige gegeben. Wieder schnaubte Harriet verächtlich. „Und ob! Ich bin doch diejenige, die sich seit Jahren immer dieses 'Wendy hier, Wendy da, guck mal, was Wendy mir gemacht hat, bla, bla, bla!'-Gejaule anhören darf!“ Sie schmunzelte heimtückisch. „Mal ehrlich... Ich hätte nichts dagegen... Also wenn du wirklich so verzweifelt mal unter ihm liegen willst, dann sag ihm doch einfach, dass du ihn magst!“ KLATSCH! Jetzt war es passiert. Jetzt war ihr doch noch die Hand ausgerutscht. Wendy rang nach Luft. Sie war so wütend, dass ihre Pupillen ganz klein wurden und das Weiß des Auges deutlicher wurde. „Wer hat dir denn ins Hirn geschissen, Harriet?“ Am liebsten hätte sie das andere Mädchen gepackt und geschüttelt, doch da das Plätschern der Dusche verklungen war, hielt sie sich zurück. „Du weißt ganz genau, dass ich ein Einzelkind bin und Vald für mich immer der Bruder war, den ich nie haben durfte!“ Ihre Stimme wurde wieder zu einem Flüstern. „Sorgst du dich nicht auch darum, dass es deinem Bruder gut geht? Wenn nicht, dann bist du erbärmlich...“ Sie drehte sich um und hob die Hand zum obligatorischen Gruß. „Das wird mir echt zu blöd hier! Ich gehe jetzt! Wünsche guten Appetit!“ Wütend stapfte sie die Treppe hinab. Das war ja echt die Höhe! Als würde sie jemals bei Vald Hand anlegen! Das war ein absolutes Tabu unter besten Freunden, selbst wenn man sich ärgerte und stritt und auseinanderlebte und sich dann vielleicht wieder versöhnte. Harriet knallte die Tür zu, stellte die Kartons auf den Tisch und rieb sich die schmerzende Wange. Dieser gesprenkelte Karottenkopf! Da kam einem ja fast die Galle hoch! Da war endlich mal ein halbes Jahr Ruhe mit der überaus nervigen und anstrengenden „Vald and Wendy Show“ und dann stand sie plötzlich in der Tür und heulte ihr die Ohren voll. IHR? Eingeschnappt verschränkte sie die Arme, ließ sich auf die Schlafcouch fallen und begann kurz darauf ihre Nudeln zu essen. Dabei war es ihre Familie, die Vald sprichwörtlich aus dem Dreck gezogen hatte! Ihnen hätte er dankbar sein sollen und nicht dieser Hexe, die nichts weiter getan hatte, als seine verlorene Kindheit mit dem Holzhammer hervorzulocken und aus einem verrohten Zwölfjährigen einen lachenden Rotzbengel zu machen! MAMPF! SCHLÜRF! Das war doch krank. Einfach nur krank! Diese ganze Sache mit dem so genannten „Bro-Code“ wollte sie am liebsten kaputt machen, so wie man alte Gebäude mit der Abrissbirne einriss. „¿Qué pasa?“ Vald hatte sich bequeme Klamotten angezogen und rieb sich die langen pinken Haare mit einem Handtuch trocken. Harriet antwortete nicht. SCHLÜRF! Sie würde ihm doch jetzt nicht unter die Nase reiben, dass sein selbsternannter Saufkumpel gerade die Pizza geliefert hatte. Wäre ja noch schöner! Dann würde er sie wieder raus werfen, so wie an Weihnachten, als diese Schlampe ihm selbst gebackene Plätzchen an die Tür gehängt hatte und er plötzlich ganz nostalgisch wurde. Nein, sie würde jetzt ganz sicher nichts sagen. Und am besten gleich diese Tüte verschwinden lassen, bevor er noch... „Das ist doch?“ Mist! Zu spät! Natürlich war die Geschenktüte umgekippt und die in einem Klarsichtbeutel verpackte Schokolade lag wie auf dem Präsentierteller. Harriet konnte sehen, wie es hinter Valds Stirn arbeitete. Gleich würde es wieder passieren: Hirn aus, Wendy-Modus an. Verwirrt blickte er zuerst zu ihr und dann wieder zurück auf die Schokolade. Seine Mundwinkel zuckten nervös. „Du sagst mir jetzt nicht, dass Wendy eben da war?“ Resignierend nickte Harriet, verdrehte genervt hinter geschlossenen Lidern die Augen und deutete auf die Tür. „Sie ist eben erst gegangen.“ RUMMS! Noch bevor sie ihren Satz beendet hatte, hatte Vald auch schon das Handtuch weggeworfen und war barfüßig aus der Wohnung gestürmt. Nein! Diesmal nicht! Diesmal würde er Wendy nicht verpassen. Diesmal musste er sie einfach zur Rede stellen, von ihr wissen, warum sie sich seit dem letzten Sommer so komisch verhielt und ihm aus dem Weg ging. Diesmal würde er nicht unterwegs sein. Jetzt war Schluss mit dem Versteckspiel! Denn das war auf die Dauer ganz schön frustrierend und nervig und scheiße! „¡Wendy, Espera!“ Huah, war das kalt an den Füßen! Die Rothaarige wollte gerade auf ihr Fahrrad steigen, das sie vorne an der Einfahrt geparkt hatte, als Valds laute Stimme sie zusammenzucken ließ. Für einen Moment hielt sie inne, dann setzte sie sich trotzdem ohne sich umzudrehen in den Sattel, bereit zurück zur Pizzeria zu fahren. Doch etwas hielt sie auf. Egal wie sehr sie sich auch anstrengte, sie kam nicht von der Stelle. Und als sie sich schlussendlich doch entnervt zurück wandte, erkannte sie, dass Vald den Hinterreifen gepackt und angehoben hatte. „Was ist nur los mit dir?“ Er starrte sie finster an, während seine Finger sich so tief in den Metallrahmen des Rades gruben, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Ich erkenne dich kaum wieder! ¿Qué pasa contigo?“ Ihre Zähne mahlten. „DAS fragst du mich ernsthaft?“, platzte es gereizt aus ihr heraus. „Frag dich doch selbst einmal, was du getan hast, bevor du dich wunderst, dass ICH mich verändert habe!“ Ihr wutverzerrtes Gesicht ließ Vald ins Grübeln kommen. Er legte den Kopf schief, hob eine Augenbraue und sagte detektivisch: „Ist es, weil ich Ethans Schwester knalle? Okay, ist vielleicht etwas assi von mir und ich bin auch nicht stolz darauf, weswegen ich es auch keinem erzählt habe...“ Er druckste herum, während er sich nervös durch die Haare fuhr. „Oder meinst du, ich muss dich da über Details informieren?“ Wendy explodierte. „Nein, verdammt, deine Sexgeschichten sind mir scheißegal! Warum versteht mich denn keiner und denkt immer gleich so eindimensional über mich?!“ Autsch. Das war so laut, dass es im Hals kratzte! Vald zog die Schultern hoch und legte die Stirn verärgert in Falten. Wendys Wut war verdammt ansteckend. „Na dann, wir sind nur Kumpels! Ist was ich getan habe also noch schlimmer für dich? Du weichst mir seit den Sommerferien aus und das ist echt ziemlich beschissen von dir!“ Wendy schüttelte den Kopf und lachte resignierend. „Wenn du das nicht mal verstehst, dann hat es keinen Zweck zu reden. Bevor du nicht selbst auf die Antwort kommst, will ich dich nicht mehr sehen!“ Sie drehte sich weg und kniff die Augen zusammen. Noch nicht. Noch nicht heulen. Sie trat in die Pedale und fuhr los. „Und komm bloß nicht auf die Idee den St. Patrick's Day mit mir feiern zu wollen, geschweige denn mich auf deinen Geburtstag einzuladen!“ Bloß schnell weg hier. Sonst tat es noch richtig weh. So ein Lügner! Lügner! LÜGNER! So blöd konnte man doch nicht sein! Geschockt sah Vald ihr nach. Er verstand wirklich nicht, welche Laus ihr über die Leber gelaufen war. Er schnaubte und zuckte mit den Schultern. „Die hat wohl ihre Tage! Chronisch!“, grummelte er beleidigt und ging zurück in die Wohnung. Sein Handy vibrierte. Neue Nachricht erhalten: Absender: harryhatesugly Empfänger: Rocky_Hernandez Betreff: Heute Abend »Ich bin nach Hause gefahren, weil es mir irgendwie nicht gut geht. Bye, Harriet « Na toll. Jetzt war er auch noch allein! Wie hatte die es überhaupt geschafft, sich vorbei zu schleichen? Er wollte das Handy gerade zurück in die Hosentasche stecken und sich auf die Schlafcouch fallen lassen, da vibrierte es ein zweites Mal. Neue Nachricht erhalten: Absender: ThePirateBride Empfänger: Rocky_Hernandez Betreff: Fahr zur Hölle!!!!!!!!!! »Und sollte Ethan demnächst mal ein Duell unserer Drachenclubs planen und wir uns auf dem Kampffeld wiedersehen, werde ich dir höchst persönlich in den Arsch treten, bis es brennt!!!! Ich kann jetzt nämlich mit Sting Feuer machen!!!!!!! « Vald schmiss das Handy auf den Tisch. Was für ein beschissener Abend! Da konnte man doch echt nur noch rumgammeln und Pizza essen. Doch bevor er den Pizzakarton zu sich herangezogen hatte, betrachtete er noch einmal die selbst gemachte Schokolade, die wie letztes Jahr aus Schildkröten, Fledermäusen und Haien bestand, und... „Ein Skorpion?“ Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Backsteingrinsen. „Also irgendwie ist das trotzdem ziemlich cool! Da kann ich es ja kaum noch erwarten, von dir in einem Duell den Hintern versohlt zu bekommen, sofern du gegen Jaws und mich ankommst!“ … Neue Nachricht erhalten: Absender: ThePirateBride Empfänger: Rocky_Hernandez Betreff: ... »...und wenn du das nächste Mal ohne Hirn aus dem Haus rennst, dann zieh dir wenigstens ein paar Schuhe an!!! Selbst schuld, wenn du krank wirst!!!!!!!!!!« Woher wusste er nur, dass sie sich einfach nicht entscheiden konnte, was sie wollte? ... „Weiber!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)