Bad Babysitter - Issues von Aoki (Naruto x Sasuke) ================================================================================ Kapitel 1: Bad -------------- Bad Babysitter – Issues Genre: Romanze, Alltag, Drama, Shonen-ai Pair: Naruto x Sasuke Betaleser: Dey-chan     “Komm schon Sasuke, nur ein Abend.” „Ich kann nicht, ich muss morgen arbeiten.“ „Schon wieder? Du hast letzten Samstag erst gearbeitet!“ „Ich weiß, aber ich muss.“ „Du musst ständig irgendwas machen! Das ist doch nicht normal. Deine Kollegen sehen dich öfter als ich!“ „Du übertreibst.“ „Das tue ich nicht! Überleg mal Sasuke, wann waren wir das letzte Mal feiern?“ „Naruto…“, er seufzt, „müssen wir wirklich jetzt darüber diskutieren? Ich bin müde und hab Kopfschmerzen.“ „Ja, müssen wir“, erwidere ich grimmig und greife nach der Tasse, die neben ihm auf der Theke steht. „Sonntag haben wir den ganzen Tag Zeit…“ „Wow, ein Tag in der Woche, an dem ich mehr von dir habe als nur ein Gute Nacht, wie schön.“ Wieder seufzt er. Er sieht richtig müde aus, doch der egoistische Anteil meines Gehirns will ihn nicht so einfach von der Schlinge lassen. Sasuke… Mein Sasuke, der nie Zeit für mich hat, weil seine Arbeit ihn auffrisst. Und das schon seit Monaten. „Ich werd es wieder gutmachen, okay?“, sagt er und schmiegt sich von der Seite an mich heran. Blöder Sasuke… Er weiß genau, dass ich ihm so nicht lange böse sein kann. „Aber heute tritt eine neue Band auf und ich wollte dich so gerne dabeihaben…“, murmle ich, und stelle die Tasse in die Spüle, ehe ich mich drehe und meine Arme locker um seine Mitte wandern lasse. Er sieht zu mir auf, und aus der Nähe erkenne ich noch viel deutlicher, wie fertig er eigentlich aussieht. Es macht mich wütend, dass er so ausgenutzt wird. Ständig muss er für jemanden einspringen, Überstunden schieben und für seine Chefs - von denen einer sogar Sasukes eigener Vater ist - verfügbar sein. Und das, obwohl er CEO ist.  Warum? „Tut mir leid“, haucht er und lehnt seinen Kopf gegen meine Brust. „Schon okay. Aber Sonntag gehörst du mir, verstanden?“, brumme ich zurück und fahre mit meinen Händen seinen Rücken entlang nach unten bis hin zu seinem Steißbein. Mein Kinn ruht auf seinem Haarschopf und ich atme tief ein, um seinen Duft zu inhalieren. Mhh, er riecht so verdammt gut… Meine kleine, müde Raupe… Kaum zu glauben, dass wir vor zwei Wochen unser einjähriges Jubiläum gefeiert haben. Ein ganzes Jahr, das wir miteinander verbracht haben, ohne uns gegenseitig zu köpfen, obwohl ich mir sicher bin, dass er manchmal kurz davor war, weil ich, wie er immer sagt, zu wild bin. Dabei ist er nur zu zahm… „Hast du heute meinen Anzug aus der Reinigung geholt?“, fragt er ruhig und sieht zum Glück nicht, wie sich meine Augen weiten. Verdammt! Sein Anzug… „Natürlich, Schatz…“ „Gut, ich brauch morgen unbedingt einen neuen.“ „Mhh.“ Wie konnte ich dieses blöde Teil nur vergessen? Unauffällig hebe ich meine rechte Hand etwas an, um auf die Uhr an meinem Gelenk zu blicken. Gut, ich habe also noch zwanzig Minuten, ehe die Reinigung schließt. „Wie wäre es, wenn du jetzt ins Bad gehst und ich uns was zu essen organisiere?“, frage ich gelassen, obwohl ich innerlich gerade am Ausrasten bin. Weil ich genau weiß, dass er wieder in einen Zickenmodus verfallen würde, wenn er wüsste, dass sein Anzug nicht hier ist. Sasuke ist immer so… Wenn er mir eine Aufgabe aufträgt und ich sie vermassle, dann wird er zur Bestie. Na ja, okay, vielleicht übertreibe ich gerade ein bisschen, aber es ist sicherlich nicht angenehm, wenn er sauer auf mich ist. „Das hört sich himmlisch an, aber ich glaube, ich koch lieber was. Hast du eigentlich schon die Kisten im Schlafzimmer ausgeräumt?“ Er löst sich von mir, während ich nervös kichere. Jetzt hat er mich… Seine Augenbrauen sind leicht zusammengezogen. Also ein Anzeichen dafür, dass er gleich sauer sein wird. „Ehm, ja, ich wollte, aber dann hat Kiba mich angerufen und -“ „Spar dir das“, fährt er mir dazwischen und dreht mir dann den Rücken zu, um zum Kühlschrank zu laufen, „du hast jetzt bereits zwei Wochen Zeit gehabt, das Chaos zu beseitigen.“ „Sas…“ Wieder unterbricht er mich. „Nichts 'Sasuke' - du weißt ganz genau, dass ich nicht in einer Müllhalde leben will, also beweg deinen Hintern jetzt gefälligst rüber und räum auf.“ Somit leitet Sasuke Stufe eins des Zickenterrors ein. Ich weiß ja, dass er Recht hat, aber jetzt muss ich erst mal andere Dinge erledigen, damit ich den Schaden begrenzen kann. „Ich mach das gleich, versprochen! Ich muss aber nochmal schnell los, weil mir was Wichtiges eingefallen ist, und wenn ich das nicht mache, dann…“, druckse ich herum und kratze mich dabei am Hinterkopf. Die Zutaten, die er aus dem Kühlschrank geholt hat, legt er auf der Theke ab und blickt mir dann mit hochgezogener Augenbraue entgegen. „Will ich wirklich wissen, was du vergessen hast?“, hakt er nach, wohlwissend, dass es ihn betrifft. Aber solange er es nicht ausspricht… „Nein… ich bin gleich wieder da.“ Ich beuge mich kurz zu ihm herunter, um ihm einen Kuss aufzudrücken, ehe ich aus der Küche verschwinde und die Autoschlüssel von der Kommode im Flur schnappe. Wenn ich mich beeile, dann bin ich in weniger als 15 Minuten zurück…     „Sie haben Glück, junger Mann. Fünf Minuten später, dann hätte ich abgeschlossen.“ Ich grinse der alten Frau hinter dem Tresen zu, ehe ich mein Portemonnaie öffne und den Betrag rauskrame, den sie mir vorher genannt hat. Somit ist mein Abend gerettet. Zumindest, wenn ich noch die Umzugskartons im Schlafzimmer ausräume - meine Kartons, die ich zum Einzug in seine Wohnung gebracht habe… Ich kann es immer noch nicht so richtig fassen, dass Sasuke und ich seit zwei Wochen zusammenleben. Es war sein Jubiläumsgeschenk an mich, um mehr Zeit mit mir verbringen zu können. Zumindest sollte so die Theorie aussehen, doch dank Sasukes Beruf sehen wir uns auch nicht öfter als vorher… höchstens zum Schlafen.       „Ich bin wieder da“, rufe ich durch den Flur und streife mir nebenbei meine Schuhe ab. Der Anzug landet samt Bügel an der Garderobe, schließlich soll er nicht sehen, dass ich ihn erst jetzt geholt habe. Da ich keine Antwort erhalte, laufe ich ins Wohnzimmer. Von dort aus kann ich gedämpftes Wasserrauschen hören, also ist er wohl gerade im Bad, um zu duschen. Im Rest der Wohnung ist es ruhig. Ich blicke auf den großen Fernseher, der mitten im Raum steht, und überlege, ob ich mich hinsetzen sollte, jedoch macht mir mein grummelnder Magen einen Strich durch die Rechnung, und der Geruch von frischgekochtem Essen, der aus der Küche zu mir herüberweht, regt meinen Appetit nur noch mehr an. Die Eieruhr, die auf der Küchenzeile steht, ist auf 25 Minuten eingestellt. Also hat er einen Auflauf gemacht… Da das Essen jedoch noch mindestens eine halbe Stunde braucht, ehe ich es in mich hereinschaufeln kann, tue ich das, was Sasuke von mir verlangt hat und gehe ins Schlafzimmer, um mein Chaos zu beseitigen.   Während ich meine Klamotten aus den Kartons hole, um sie in Sasukes Schrank zu legen - er hat mir extra drei Fächer frei gemacht - denke ich darüber nach, was wir übermorgen alles machen könnten. Sicherlich nichts, was bis spät in die Nacht geht - ein Essen mit anschließendem Sex vielleicht? Wann haben wir überhaupt das letzte Mal miteinander geschlafen? Es fühlt sich an, als sei es eine Ewigkeit her. Und dabei ist er nicht mal eine Tür von mir entfernt… nackt… und nass… Bei dem Gedanken muss ich trocken schlucken. Es wäre so einfach, jetzt zu ihm rüber zu gehen - wenn da nicht das Telefon wäre, das mich unsanft aus meiner Träumerei reißt. Sasukes schwarzes Smartphone liegt auf der Kommode, die neben dem Bett steht. Ein Blick auf das Display zeigt mir, dass es Neji ist, der versucht, meinen Freund zu erreichen. Bedeutet also, dass es um etwas Arbeitsmäßiges geht… „Hallo Neji.“ Ich weiß, dass es Sasuke nicht stört, wenn ich an sein Handy gehe, und solange er duscht, kann ich alles daran setzen, um Neji abzuwimmeln. Wer weiß, was er Sasuke sonst noch aufhalst. „Naruto?“ „Jap.“ „Ist Sasuke in der Nähe?“ „Nein, er duscht gerade.“ „Okay, dann ruf ich später wieder an.“ „Musst du nicht, ich kann´s ihm auch ausrichten.“ „Das wird nicht nötig sein. Es geht um die Arbeit.“ Ich verdrehe die Augen. Natürlich geht es um die Arbeit. Es geht immer nur darum… „Ja, aber ich kann -“ Mein Satz wird unterbrochen, da Sasukes Hand hinter meiner Schulter auftaucht und das Handy an sich nimmt. Ich brumme, während ich mich zu ihm herumdrehe, doch Sasuke schenkt mir keinerlei Beachtung. Wie er da steht mit seinen nassen Haaren und halbnackt, nur ein Handtuch um die Hüften… „Hey Neji, was gibt’s?“ Während die beiden telefonieren, versuche ich den Rest meiner Klamotten einzusortieren. Die Betonung liegt auf versuchen, da ich beiläufig ihr Gespräch mitverfolgen kann und das, was ich da höre, gefällt mir gar nicht. „Sonntag um eins? Ich weiß nicht, Naruto und ich haben schon was vor… ja, ich weiß, dass es wichtig ist, aber meine Beziehung ist auch wichtig…“ Ich stelle mich vor Sasuke und forme ein stummes Nein mit meinen Lippen, das nebenbei noch von einem Kopfschütteln unterstützt wird. Zusätzlich wedle ich mit den Händen, da Sasukes Mimik immer mehr  danach aussieht, als ob er gleich nachgibt. Natürlich ignoriert er meine Signale. „Na gut, aber wirklich nur eine Stunde. Und dafür bekomme ich nächstes Wochenende frei…“ Seufzend lasse ich den Kopf hängen. Diese verdammten Bastarde. Können sie ihn nicht einfach mal in Frieden lassen? „Gut, dann bis  Sonntag.“ Nachdem Sasuke aufgelegt hat, werfe ich ihm einen bösen Blick zu. „Muss das wirklich sein?“, murre ich mit verschränkten Armen und sehe, dass er nickt. „Neji ist übers Wochenende weg und Montag wird er es nicht in die Firma schaffen, weil er mit dem Flugzeug verreist, deshalb ja, es muss sein. Leider.“ „Dann soll er es eben per Post schicken oder jetzt vorbeikommen.“ „Geht nicht, er ist schon unterwegs. Außerdem ist es nur eine Stunde, danach haben wir Zeit für uns.“ Während er spricht, zieht er sich frische Sachen aus dem Schrank. Ich will nicht, dass Neji uns sonntags stört, wenn ich vorhabe, nachts perverse Sachen mit Sasuke zu machen… „Das nervt“, erwidere ich monoton und beobachte ihn dabei, wie er seinen Körper in seine Wohlfühlklamotten hüllt. „Ich weiß, aber im Moment gibt es einfach zu viel zu tun… es wird bald besser, versprochen…“, brabbelt er vor sich hin und läuft dann zurück ins Bad – vermutlich, um seine Haare zu trocknen. Ich folge ihm, meine Arbeit dabei schon längst vergessen. „Das hast du schon vor Wochen gesagt und es hat sich bisher nichts geändert“, sage ich leise. Zu leise, da das Geräusch des Föhns meine Stimme mühelos übertönt. Unsere Blicke treffen sich im Spiegel, doch er reagiert nicht, sondern sieht mich einfach nur an. Es interessiert ihn nicht, richtig? Er weiß, dass wir zurückstecken müssen, doch es kümmert ihn nicht. Warum ist er nur so geworden? Wo ist der Sasuke hin, mit dem ich damals diese glücklichen Monate verbracht habe? Unsere Gespräche, unsere Nähe, dieser Ausdruck von Liebe -  wo ist all das geblieben? Es macht mich traurig, zu spüren, dass er sich von mir entfernt, und doch kann ich das Problem nicht konkret ansprechen. Vielleicht, weil ich will, dass er die Schuld trägt… Vielleicht, weil ich will, dass er weniger perfekt ist…   „Alles okay bei dir?“, höre ich ihn fragen und blicke geradewegs in seine dunklen Augen. Er sieht so müde aus… „Ich -“, fange ich an, doch das Schrillen der Eieruhr lässt mich innehalten. Ein falsches Grinsen ziert meine Lippen. „Klar, alles gut. Und bei dir?“ Er sieht mich kurz besorgt an, doch dann wechselt seine Mimik, er wirkt fast schon erleichtert. „Alles gut, bin nur müde. Und hungrig, ich hab Lasagne gemacht.“ In der Tat kann man das Essen jetzt stärker riechen. „Na dann, lass uns essen.“ Er nickt und schaut nochmal kurz zu mir auf, ehe er an mir vorbeiläuft und mich alleine lässt. Verdammt. Was war das für ein seltsamer Moment zwischen uns? Was war das für ein Blick? Meine trüben Gedanken werden von dem Geräusch meines Handys vertrieben. Der Klingelton kündigt Kiba an und lässt mich somit alles Vorherige vergessen. Auf seinen Rückruf warte ich nämlich schon den halben Tag. „Hey Kiba“, begrüße ich ihn und grinse fünf Sekunden später so stark, dass ich das Gefühl habe, einen Wangenkrampf zu bekommen. „Fuck, du Hund, wie hast du das geschafft?“, rufe ich aufgeregt in den Hörer, weil er mir gerade eben die beste Nachricht des Jahres verkündet hat. Nächstes Wochenende. Nächstes Wochenende spielt Sasukes und meine Lieblingsband in Konoha – und wer hat Karten? Genau, Kiba. Dieser verdammte Glückspilz hat mir noch zwei VIP-Tickets besorgen können. Für ein völlig ausverkauftes Konzert! „Ich liebe dich, Kiba!“, lasse ich ihn wissen ehe ich auflege und freudestrahlend in die Küche laufe, wo ich Sasuke augenblicklich von hinten umarme und fest zudrücke. „Uff… Naruto, ist alles okay?“, presst er hervor und ich kann nicht anders, als laut aufzulachen. Wie verspannt er ist… mit seinen Topfhandschuhen… „Sasukeeeee! Saaasukeee, wir haben Karten!“ „Huh? Was meinst du?“ Da ich ihm nicht die Möglichkeit gebe, sich in meiner Umarmung zu drehen, umfasst er mit seinen vermummten Händen kurzerhand meine Unterarme und befreit sich damit aus meinem Griff. Verdammt niedlich, wie er vor mir steht, mit diesem unwissenden, fragenden Gesichtsausdruck. Am liebsten würde ich ihn abknutschen, doch stattdessen erzähle ich ihm von meinen Plänen, die ich dank Kiba und Sasukes freie, Wochenende in die Tat umsetzen kann. „Das hört sich gut an“, sagt er wenig begeistert und lässt mich somit die Stirn runzeln. „Nur gut? Sasuke, das ist ein verdammtes Wunder! Die Soundsseven und wir beide sind dabei! Weißt du, was alles passieren muss, um Karten für ein ausverkauftes Konzert zu bekommen? Und wir haben sogar VIP-Pässe!“, bricht es aufgeregt aus mir heraus, doch er lässt sich von meiner Euphorie nicht anstecken. Im Gegenteil. Das Lächeln auf seinen Lippen sieht so falsch aus, dass es in meinem Magen unangenehm zieht. Was hat das zu bedeuten? „Du hast Recht, das ist wirklich ein Wunder. Ich freu mich.“  Diese Antwort dämpft meine gute Laune, weil ich weiß, dass er es nicht ernst meint. Ich verstehe ihn nicht… Liegt es womöglich an seiner Müdigkeit? Als er mir wieder den Rücken zudreht, um die Lasagne zurecht zu schneiden, mustere ich seine Erscheinung. Warum zittern seine Hände? Ich öffne den Mund, um ihn zu fragen, was los ist, doch es kommt kein Ton über meine Lippen. Vielleicht, weil ich die Antwort schon kenne… Er würde eh nur wieder sagen, dass alles okay ist. „Holst du die Teller?“, fragt er ruhig und öffnet dabei die Schublade, um Besteck herauszuholen.     Unser Essen verläuft zum größten Teil schweigend, was nicht zuletzt daran liegt, dass Sasuke mehr auf seinem Smartphone herumtippt, anstatt zu essen. Er wirkt angespannt. „Ich werde in ungefähr zwei Stunden losgehen, willst du solange noch einen Film schauen?“, frage ich ihn, um ein Gespräch anzufangen, doch er reagiert nicht. Zumindest nicht gleich. „Klingt gut… ich muss gleich nochmal telefonieren, du kannst ja was raussuchen.“ Wenigstens hat er mir zugehört.   Nachdem wir fertig gegessen haben und Sasuke telefoniert hat, sitzen wir gemeinsam auf der Couch im Wohnzimmer und starten den Film. Ein Actionfilm, der mich eigentlich gar nicht richtig interessiert. Nicht, wenn Sasuke sich so an mich heranschmiegt. Mein Arm wandert wie von selbst um seine Seite, während sein Kopf auf meiner Schulter landet. Es sind diese Momente, die meine Sorgen für nichtig erklären. In solchen Augenblicken fühlt sich alles richtig an. Nur Sasuke und ich… Meine Finger, die unter sein Shirt fahren, und die sanfte Haut ertasten… „Sasuke?“, frage ich leise, und er hebt seinen Kopf an, um mir entgegenzublicken. Bevor er jedoch die Möglichkeit hat, etwas zu sagen, küsse ich ihn. Sanft, voller Zuneigung, um ihn spüren zu lassen, wie sehr ich ihn liebe. Er verspannt sich nur einen winzigen Augenblick, ehe er den Kuss mit derselben Intensität erwidert. Seine Finger wandern über meine Brust, über meine Schultern, bis sich seine Hände schließlich hinter meinem Nacken verschränken. Seine Fingerspitzen streichen durch mein Haar und lassen mich leise keuchen. Wenn ich mich jetzt nicht zurückhalte, dann werde ich gleich mehr wollen als nur seine Küsse… „Sasuke“, hauche ich, und ziehe ihn im selben Moment auf meinen Schoß. Seine Wangen sind leicht gerötet. Verdammt, er sieht so scharf aus... und das wachsende Problem in meiner Hose verlangt langsam, aber sicher nach Aufmerksamkeit.  Jedoch macht Sasuke meine Hoffnung zunichte, indem er seinen Kopf in meiner Halsbeuge vergräbt und nuschelt, dass ich es vergessen kann. „Warum nicht? Wir haben noch über eine Stunde Zeit“, murmle ich, während ich mit meinen Händen unter sein T-Shirt fahre, um seinen Rücken zu streicheln. „Weil ich dann morgen wieder nicht richtig sitzen kann.“ „Komm schon, Sasuke, ich bin auch ganz sanft.“ „Nein. Aber ich kann dir etwas anderes geben...“ „Huh?“ Da ich nicht verstehe, was er meint, lehne ich mich ein wenig zurück, um sein Gesicht mustern zu können. Er beißt sich leicht auf die Unterlippe und lässt meinen Schwanz somit zucken. „Schau mich nicht so an…“ Jetzt muss ich grinsen. Wie schüchtern er immer ist, bevor es zur Sache geht. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen können. Zumal er, wenn wir miteinander intim werden, alles andere als verlegen ist… „Wie schau ich denn?“, hake ich grinsend nach, und er schnaubt. „Wie ein Perverser.“ „Findest du?“ Jetzt verdreht er die Augen. Ich weiß, dass ich mit meiner Art gerade erfolgreich die erotische Stimmung zerstöre, doch im Moment ist es mir egal. Ich kann mir schließlich nicht die Chance entgehen lassen, Sasuke zu ärgern. „Du bist manchmal echt unmöglich“, murrt er und dreht den Kopf zur Seite, da ich ihm noch immer breit entgegen grinse. Die Röte auf seinen Wangen ist auch stärker geworden. „Ach komm schon, Sasuke. Ich weiß genau, dass du mich deshalb liebst.“ Ich greife nach seiner Hüfte und ziehe ihn näher an mich heran. Seine Hände landen dabei auf meiner Brust, und seine Handflächen drücken mich von ihm weg. „Du bist ein Idiot.“ „Aber dein Idiot.“ „Ja… mein Idiot...“ Als er sein Gesicht wieder zu mir dreht, schlagen die Schmetterlinge in meinen Bauch angeregt mit ihren Flügeln. Diesmal ist sein Lächeln echt. So hübsch… Es bedarf keiner weiteren Worte. Wer den nächsten Kuss initiiert, ist irrelevant. Alles was jetzt noch zählt, ist diese wunderbare Nähe zwischen uns.       Zwei Stunden später sitze ich mit einem seligen Grinsen auf der Rückbank von Kibas Schrottkiste. Gaara, der neben mir sitzt, wirft mir gelegentliche Blicke zu, doch ansonsten ist er still. Ruhiger als sonst. Genauso wie Kiba… Nur Sai, der neben Kiba auf dem Beifahrersitz sitzt, scheint normal zu sein. Normal für seine Verhältnisse. „Uhm, Sai, würdest du deine Schuhe bitte wieder anziehen?“ Kibas Stimme klingt seltsam. Überhaupt, seit wann fragt Kiba so freundlich? Das Grinsen, das bis eben noch auf meinen Lippen lag, verschwindet langsam. Auch wenn ich verdammt glücklich darüber bin, dass ich Sasuke zu einem Blowjob überreden konnte, irgendetwas stimmt hier nicht. „Wenn du uns erzählst, warum du Gaara vorhin in der Küche deine Zunge in den Hals geschoben hast“, antwortet Sai monoton, und mein Blick wandert zu Gaara, dessen Augen auf einmal weit aufgerissen sind. Jetzt ist auch mein Grinsen wieder zurück. „Was?!“, entfährt es Kiba schrill, und ich bin mir sicher, dass er das Lenkrad herumgerissen hätte, wenn wir nicht an einer Ampel stehen würden. Gutes Timing, Sai. „Das stimmt nicht! Wir haben nicht… Sai!“, platzt es aus Kiba heraus, und ich will gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, doch Gaaras Aktion lässt mich die Lippen wieder schließen. Er steigt einfach so mitten auf der Straße aus dem Wagen und schlägt die Tür hinter sich zu. „Was zum…?“, murmle ich, doch niemand im Auto reagiert. Für einige Sekunden ist es totenstill, ehe Kiba sich bewegt. „Scheiße… Naruto, fahr mein Auto zurück, ich muss mit ihm reden.“ „Was?“, frage ich verwirrt, doch er antwortet nicht mehr, sondern steigt ebenfalls aus, um in die Richtung zu rennen, in die Gaara verschwunden ist. Dass ein regelrechtes Hupkonzert hinter uns ausbricht, ist klar, denn wir stehen bereits seit zwei Grünphasen an derselben Ampel. „Willst du dich dann mal nach vorne bewegen?“ Sais tonlose Frage lässt mich die Augen verdrehen. Was zum Teufel habe ich verpasst? Ich hebe abwehrend die Hände, als die schimpfenden und teilweise hupenden Autos an mir vorbeiziehen und steige auf der Fahrerseite ein. Ich hasse Kibas Schrottwagen! „Soll ich dich nach Hause fahren?“, brumme ich Sai entgegen, nachdem ich den Gang eingelegt habe, und sehe aus dem Augenwinkel, dass er mich beobachtet. „Was?“, frage ich mürrisch, und er grinst. „Fahr mich zu Fugly.“ Diesmal kann ich dem Drang widerstehen, mit meinen Augen zu rollen. Wenn auch nur knapp. Warum er Sakura ständig so nennt, ist mir ein Rätsel. Für ein Mädchen ist sie gar nicht so hässlich, wie er immer behauptet. Ich weiß noch genau, wie oft wir darüber diskutiert haben, als ich noch in der WG gelebt habe…   „Du findest also, sie ist hässlich? Warum schläfst du dann mit ihr?“ Sai zuckte mit den Schultern. „Loch ist Loch.“ „Sai, sie ist deine Freundin!“ „Na und? Sie ist hässlich.“ „Und was bitteschön macht sie so hässlich?“ Als er anfing, Dinge aufzuzählen, die ich niemals hören wollte, ließ ich ihn alleine im Wohnzimmer zurück. „Wohin willst du?“ Leider ließ sich Sai nicht so einfach abschütteln. „Weg von dir. Im Ernst, wenn du sie so abstoßend findest, dann solltest du dich lieber von ihr trennen.“ „Ich liebe sie.“ „Sai, wie kannst du sagen, dass sie hässlich ist, und sie trotzdem lieben?“ „Die inneren Werte sind wichtiger als eine Hülle.“ „Und mit inneren Werte meinst du sicher ihre großartige Seele…“, schnaubte ich, und versuchte dabei gleichzeitig, meine Zimmertür zu schließen. „Eigentlich meine ich eher ihr enges Loch.“ „Sai!“   Ich schüttle den Kopf, um dieses seltsame Gespräch wieder in die Tiefen meiner Gedanken zu verbannen. Sai ist wirklich ein Freak… Er behauptet, er liebt Sakura, doch er betrügt sie, wenn er die Chance dazu hat. Egal ob mit Mann oder Frau.   „Also Gaara und Kiba, mh?“, erkundige ich mich, um die entstandene Stille im Auto zu brechen. Außerdem bin ich verdammt neugierig, denn das letzte Mal, als ich meine Freunde gesehen habe, waren sie beide noch hetero. „Jup.“ „Sie haben sich geküsst?“ „Jup.“ Ich schnaufe und beschleunige parallel, da Sais Einsilbigkeit mir auf den Zeiger geht. „Hast du sie dabei erwischt? Wie haben sie reagiert? Weißt du irgendwas?“ „Nein, ich habe sie beobachtet. Keine Ahnung. Und nein.“ „Sai, verarsch mich nicht. Erzähl mir, was du gesehen hast.“ „Du hättest abbiegen müssen.“ „Sai!“ Auch wenn er Recht hat, verdammt, er soll mir einfach erzählen, was er gesehen hat. Wie kommen Kiba und Gaara dazu, sich zu küssen? Kiba der Tittenfanatiker und Gaara… Gaara das asexuelle Wesen. „Wie gesagt, ich habe sie beobachtet. Sie haben mich nicht bemerkt, also habe ich sie weiter beobachtet. Und dann bin ich wieder gegangen.“ „Haben sie miteinander geredet? Wie war die Stimmung? Hatten sie Kleidung an? Hat Gaara bei euch übernachtet?“ „Warum interessiert es dich so?“ Ich wende das Auto an der nächsten Kreuzung, um den richtigen Weg zu Sakuras Wohnung einzuschlagen. „Weil Kiba nicht schwul ist und Gaara auch nicht. Gaara ist nichts, aber Kiba? Ich bitte dich, er steht auf Brüste!“ „Gaara hat keine Brüste.“ Ich schnalze mit der Zunge. Meine Finger sind um das Lenkrad verkrampft, weil ich wirklich so kurz davor bin, Sai eine zu verpassen. „Natürlich hat er keine Brüste, du Vollidiot. Deshalb bin ich ja verwirrt! Gaara und Kiba, das ist so… das ist…“ „Schwul?“, beendet er meinen Satz und ich schüttle den Kopf. Mittlerweile sind wir auch vor Sakuras Wohnblock angekommen. „Danke für die Fahrt, mach´s gut, Dickless.“ Ich spare mir eine Antwort und schlucke den Ärger über Sais dämlichen Spitznamen herunter. Toll, und was mache ich jetzt? Das Konzert fällt aus, da Kiba die Karten hat. Ich könnte etwas trinken gehen. Oder zurück zu Sasuke fahren. Obwohl, ich muss noch Kibas Wagen zurückbringen. Während ich das Radio anschalte und den Motor starte, klingelt mein Telefon. Eine unterdrückte Nummer, weshalb ich die Musik wieder ausschalte und dann abhebe. „Ja?“ „Hey. Kannst du vorbeikommen? Mum und Dad wollen mit uns reden.“ „Konohamaru?“ „Hast du noch andere Geschwister?“ „Was ist los?“ „Komm einfach heim… bitte.“ Er legt auf, ohne dass ich etwas erwidern kann. Was zur Hölle? Seit wann bittet mein Bruder um etwas? Mit einem unguten Gefühl im Magen mache ich mich schließlich auf den Weg zu meinem Elternhaus. Was könnte passiert sein, dass Konohamaru so neutral mit mir redet? Normalerweise würde er mich nur anrufen, wenn etwas Schlimmes passiert ist -  und selbst dann wäre er nicht so… so normal? Er meinte, Mum und Dad müssen mit uns reden, also geht es ihnen gut, richtig? Als ich die Einfahrt hinauffahre, sehe ich, dass der Kofferraum von Dads Auto geöffnet ist. Der Wagen steht zudem noch außerhalb der Garage. Wenn sie wollen, dass ich Konohamaru babysitte, weil sie kurzfristig irgendeinen Urlaub geplant haben, dann haben sie sich geschnitten. Ich stelle Kibas Wagen neben dem meines Vaters ab und klingle dann an der Vordertür. Es ist Konohamaru, der mir öffnet. Allerdings sagt er nichts, sondern dreht sich herum und läuft ins Innere des Hauses. Der kurze Blick in sein Gesicht war allerdings ausreichend, um zu erkennen, dass etwas nicht stimmt, und zwar ganz gewaltig. „Hallo Schatz“, begrüßt mich meine Mutter, und auch sie sieht anders aus. Hat sie etwa geweint? „Ist jemand gestorben?“, hake ich nach, doch sie schüttelt nur den Kopf. „Was ist los? Wo ist Dad?“ Sie presst die Lippen aufeinander. „In der Küche. Können wir dann?“, antwortet Konohamaru statt meiner Mutter und lässt mich somit die Stirn runzeln. Nichtsdestotrotz folge ich den beiden und sehe, dass mein Vater bereits am Küchentisch sitzt. Mit einer Zigarette in der Hand. Einer brennenden Zigarette, wohlgemerkt. Ein Zeichen dafür, dass es wirklich ernst sein muss. Er hat eigentlich schon vor Jahren damit aufgehört. „Hey Naruto“, begrüßt auch er mich und drückt kurz darauf den Sargnagel im Aschenbecher aus. „Hey… was ist los? Warum sollte ich vorbeikommen? Und seit wann rauchst du wieder?“ Er seufzt auf. „Setz dich. Eure Mutter und ich müssen mit euch reden.“ Ich tue was er sagt, muss mich jedoch dazu zwingen, ruhig zu bleiben, bei den Blicken, die meine Mutter und Konohamaru mir zuwerfen. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, etwas Entscheidendes verpasst zu haben. „Also?“, fange ich an und höre, dass mein Vater tief ein- und ausatmet. „Deine Mutter und ich werden uns scheiden lassen.“ Ich blinzle. Einmal. Dann ein weiteres Mal.  „Was?!“, bricht es fassungslos aus mir heraus, weil es sich so anfühlt, als hätte mein eigener Vater mir geradewegs ins Gesicht geschlagen. Heiß und kalt läuft es mir den Rücken hinunter. Wie kann er hier sitzen, neben meiner Mutter, neben meinem Bruder, und mir so etwas vor den Latz knallen? „Zwischen deiner Mutter und mir gibt es unüberbrückbare Differenzen und…“ „Anders gesagt, er fickt meine Lehrerin“, fällt ihm Konohamaru mitten ins Wort und ich kann nicht anders, als geschockt den Mund aufzureißen. „Du tust was?!“ „Konohamaru, halt dich da raus“, donnert mein Vater wütend und schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. Meine Mutter zuckt zusammen und ich bin mir sicher, ich würde das Gleiche tun, wäre ich nicht so schockiert über diese Offenbarung. „Warum? Es ist die Wahrheit. Du fickst Kurenai und betrügst Mum schon über ein Jahr!“ „Was?“, krächze ich, nur um im nächsten Moment Zeuge davon zu werden, wie das Chaos ausbricht. Konohamaru und mein Vater schreien sich an, während meine Mutter in Tränen ausbricht. Und ich? Ich kann sie nur beobachten. Mum und Dad… seit über zwanzig Jahren zusammen und jetzt... jetzt ist es vorbei? „Du kannst mich mal! Du bist ein beschissener, verlogener und betrügender Mistsack! Du hast mir gar nichts mehr zu sagen, ich hasse dich! Hast du gehört? Ich hasse dich! Du bist nicht mehr mein Vater!“ Die Hand meines Dads landet mit einem klatschenden Geräusch auf Konohamarus Wange. Er hat… er hat ihn geschlagen?! Es folgt völlige Stille, in Begleitung von angestrengter Atmung. „Geh auf dein Zimmer.“ Obwohl mein Vater ruhig klingt, weiß ich, dass er alles andere als das ist. Konohamaru verschwindet tatsächlich nur einen Augenblick später. „Die Scheidung ist bereits eingereicht. Deine Mutter und ich haben uns einvernehmlich geeinigt…“ „Warum?“ Ich schaue meiner Mutter in ihr tränenüberströmtes Gesicht, blicke meinen Vater an, der die Augen nach unten gerichtet hat. Und trotzdem verstehe ich gar nichts. Überhaupt nichts. Was ist nur passiert? „Manchmal geht es eben einfach nicht mehr, Naruto.“     Ich verlasse das Haus nur wenig später wie in Trance, da ich absolut keine Ahnung habe, was ich darauf hätte erwidern können.     Selbst jetzt, eine halbe Stunde später, während ich in Kibas Wagen vor meiner ehemaligen Wohnung sitze, finde ich keine Worte für das, was vorhin passiert ist. Mein Dad und meine Mum waren immer so verliebt, haben sich kaum gestritten… und jetzt ist davon nichts mehr übrig? Mein Vater betrügt sie? Schon seit über einem Jahr? Derselbe Vater, der mir damals geraten hat, die Dinge mit Sasuke selbst in die Hand zu nehmen?  Ich zucke zusammen, als die Tür zum Beifahrersitz aufgerissen wird und Sai zum Vorschein bringt, der sich ohne etwas zu sagen neben mich setzt. „Sai?“ „Jetzt nicht reden.“ Ich schlucke, da seine Stimme brüchig klingt. Was zum Teufel ist heute eigentlich los? Weint er? Ich blicke zu ihm herüber, doch seine Wangen sind trocken. Lediglich seine dunklen Augen glänzen. „Sie hat mit mir Schluss gemacht.“ „Was?“ „Sakura hat mich verlassen.“ „Oh.“ Damit wird es still zwischen uns. Sakura hat sich von ihm getrennt? Weshalb? Gut, ich kann es mir denken, obwohl… eigentlich habe ich auch hier keine Ahnung. Es ist so, als ob alle wichtigen Dinge in meinem Leben an mir vorbeiziehen, ohne, dass ich sie wahrnehme. Sasukes Verschlossenheit wegen der Arbeit, Kibas und Gaaras Kuss, die anstehende Scheidung meiner Eltern und jetzt Sai. „Sie hat gesagt, sie kann nicht mehr mit mir zusammen sein, weil sie jemanden kennengelernt hat. Jemanden, der sie besser behandelt als ich.“ „Sai, du musst nicht darüber reden, wenn du nicht willst.“ „Vielleicht will ich ja mit dir darüber reden. Schon mal daran gedacht?“ „Tut mir leid. Erzähl, was ist passiert?“ „Das Jahr der Trennungen ist passiert. Ich habe es erst neulich in einer Zeitschrift gelesen, und es stimmt. Dieses Jahr ist verflucht für alle, die eine Beziehung führen.“ „Sai, das ist Schwachsinn.“ „Und wieso sollte es schwachsinnig sein? Hast du gehört, wie viele Stars sich in diesem Jahr von ihren Partnern getrennt haben? Selbst Kiba hat Anfang des Jahres mit seiner Tussi Schluss gemacht! Und jetzt hat es auch mich erwischt.“ „Sai, das ist etwas weit hergeholt, findest du nicht?“ „Nein, es liegt an der Konstellation der Sterne. Diese beschissenen Sterne sind daran schuld!“, zischt er zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. „Kann es nicht sein, dass sie dich verlassen hat, weil es zwischen euch einfach nicht gepasst hat? Ich meine, du hast sie immer nur beleidigt, sie Vogelscheuche und Ähnliches genannt.“ „Das war ihr Spitzname.“ „Sai, diese Sternensache… ich glaube nicht, dass es daran liegt.“ „Woran denn dann?“ Da ich nicht glaube, dass er mich verstehen wird, ziehe ich es vor, nichts darauf zu erwidern. „Sie hat mich für einen anderen verlassen, Naruto. Dabei wollte ich sie fragen, ob sie mich heiraten möchte!“ Autsch. „Das tut mir leid, Sai.“ „Ja, mir auch.“ Wieder wird es ruhig zwischen uns. Wahrscheinlich hängt Sai seinen Gedanken nach, genau wie ich selbst. Das, was er da gesagt hat, dass es das Jahr der Trennungen ist… irgendwie finde ich diese Aussage zum Lachen, aber warum denkt mein Gehirn dann darüber nach? Ich bin nicht abergläubisch und ich glaube auch nicht an die Sterne, also warum muss ich mir darüber den Kopf zerbrechen? Nur, weil Kiba mit seiner Freundin Schluss gemacht hat? Nur, weil meine Eltern sich scheiden lassen? Nein, das sind alles nur Zufälle. „Soll ich dich nach Hause fahren?“, durchbricht seine Stimme meine Gedanken und ich blicke zu ihm herüber. „Du kannst nicht fahren.“ „Ich weiß.“ Ein leichtes Grinsen schleicht sich auf meine Lippen. „Und wie willst du mich dann fahren?“ „Ich weiß es nicht...?“ Schnaubend ziehe ich den Schlüssel aus dem Zündschloss und lege den Bund in Sais Schoß. „Ich werde jetzt nach Hause laufen. Kannst du Kiba den Schlüssel geben?“ Vielleicht ist es falsch von mir, Sai sich jetzt sich selbst zu überlassen, doch irgendwie fehlt mir der Kopf dazu, mich damit zu befassen. Das Einzige, was ich jetzt noch will, ist Sasuke in meine Arme zu schließen. „Werd ich machen. Schlaf gut, Naruto.“ Mit dem ekelhaften Ziehen in meiner Magengegend verlasse ich schließlich das Auto und fange an zu laufen. Ich will einfach nicht über diesen beschissenen Abend nachdenken.   Als ich die Tür zur Wohnung aufschließe und ins Wohnzimmer gehe, sehe ich, dass Sasuke auf der Couch liegt und ein Buch in der Hand hält. „Du bist schon da?“ Er klingt überrascht. Was an sich auch kein Wunder ist, da ich jetzt mit Sicherheit mit den Jungs in einer Bar hängen würde, wenn wir auf das Konzert gegangen wären. „Ja, wir waren nicht auf dem Konzert.“ „Wie kommts?“ Ich lasse mich neben ihm nieder und hebe seine Füße an, um sie auf meinem Schoß abzulegen. Er trägt seine Kuschelsocken… „Angefangen hat es damit, dass Sai Kiba gefragt hat, warum er Gaara geküsst hat.“ „Kiba hat Gaara geküsst? Ist er nicht hetero?“ „Das dachte ich bis vorhin auch. Jedenfalls ist Gaara daraufhin aus dem Wagen ausgestiegen und Kiba ist ihm gefolgt. Dann habe ich Sai bei Sakura abgeliefert.“ Er legt sein Buch zur Seite, während ich anfange, seinen linken Fuß zu massieren. „Kurz darauf hat Konohamaru mich angerufen und mich darum gebeten, nach Hause zu kommen, weil unsere Eltern mit uns sprechen wollten.“ „Oh, verreisen sie?“ Ich schnaufe und drücke scheinbar zu fest zu, da er mir seinen Fuß entzieht. „Nein, sie haben mich nach Hause bestellt, um mir zu sagen, dass sie sich scheiden lassen.“ „Was?“ „Ja,“, ich nicke, „sie lassen sich voneinander scheiden, weil Dad Mum scheinbar schon seit über einem Jahr mit Konohamarus Lehrerin betrügt.“ „Das ist…“, haucht er, und schüttelt kurz darauf den Kopf. „Aber das war noch nicht alles. Mein Dad und Konohamaru haben so heftig gestritten, dass es eskaliert ist, meine Mum hat geheult und mein Dad hat Konohamaru eine Ohrfeige verpasst.“ „Krass…“ „Ja, Dad hat uns nie geschlagen und keine Ahnung, das, was Konohamaru zu ihm gesagt hat… war auf jeden Fall krass.“ Ich spüre, wie Sasukes Arme sich seitlich um meine Mitte schlingen.  „Das tut mir leid.“ „Ich verstehe es nicht. Wie können die beiden so einfach auseinander gehen? Ich meine, zwanzig Jahre, Sasuke… zwanzig Jahre waren sie zusammen und jetzt auf einmal ist alles vorbei?“ Erst jetzt scheint mein Gehirn langsam zu realisieren, was vorhin in meinem Elternhaus vorgefallen ist. Meine Eltern trennen sich voneinander, weil mein Vater ein Betrüger ist. Niemals hätte ich so ein Szenario für möglich gehalten. „Das ist traurig“, murmelt er und zieht mich näher zu sich heran, sodass mein Kopf auf seiner Brust landet. „Ja, das ist es.“ Seine Finger fahren durch meine Haare. Eine tröstende Geste, die ich mehr als nur begrüße. Er ist bei mir, ich bin nicht allein… „Sakura hat mit Sai Schluss gemacht.“ „Hm?“ „Heute, als ich Kibas Wagen zurückgebracht habe, da hab ich Sai getroffen. Er und Sakura haben sich voneinander getrennt.“ „Das Jahr der Trennungen, mh?“ Ich hebe den Kopf an und blicke ihm mit gerunzelter Stirn entgegen. „Wie kommst du darauf?“, frage ich und muss dabei an das denken, was Sai heute gesagt hat. „Ach, im Büro haben sich neulich ein paar Frauen darüber unterhalten. Zwei von ihnen haben sich kürzlich von ihren Männern getrennt, und da war diese Zeitschrift...“ „Sai hat heute genau dasselbe gesagt, aber das ist Schwachsinn. Alles nur dummer Aberglaube.“ „Mhh.“ „Du glaubst doch nicht etwa daran?“, hake ich nach und sehe, dass er leicht grinst. „Nein, nicht wirklich. Aber du musst zugeben, dass sich dieses Jahr schon extrem viele Paare voneinander getrennt haben.“ „Quatsch.“ „Wie du meinst.“ „Sasuke, ich bitte dich. Das ist Humbug. Als ob Sterne dafür sorgen könnten, dass man sich voneinander trennt! Man trennt sich, weil man sich nicht mehr liebt oder weil die Beziehung im Arsch ist, aber doch nicht, weil eine Konstellation es einem vorschreibt!“ „Du hast Recht. Wollen wir rüber gehen? Ich bin ziemlich müde.“ Warum ich mich mit einem Mal wahnsinnig unglücklich fühle, kann ich nicht sagen, doch es ist so. Er hält mich für einen Spinner, oder? Er glaubt an diesen Mist. „Du kannst ruhig schon rüber, ich will noch fernsehen“, erwidere ich niedergeschlagen, da ich mir von diesem Gespräch etwas mehr erhofft habe. Mehr Trost… mehr Zuspruch… „Okay, bleib aber nicht mehr so lange wach, ja?“ „Mh, okay.“ Er gibt mir einen kurzen, keuschen Kuss auf die Lippen, ehe er aufsteht und gemeinsam mit seinem Buch ins Schlafzimmer verschwindet.     Das schlechte Gefühl bleibt, noch lange nachdem ich den Fernseher eingeschaltet habe. Ich weiß, dass er morgen arbeiten muss, aber es ist gerade mal zehn Uhr. Und ich weiß auch, dass er sicherlich noch in seinem blöden Buch liest, wenn ich jetzt zu ihm rübergehe. Will er nicht mit mir reden? Ist das alles, was er zu der Scheidung meiner Eltern zu sagen hat? Frustriert über meine eigenen Gedanken schalte ich den Fernseher wieder aus und gehe zu ihm ins Schlafzimmer. Das Licht ist nicht an, und er liest auch nicht. Also war er vielleicht wirklich nur müde? „Kommst du doch ins Bett?“, höre ich ihn fragen und streife mir nebenbei meine Kleidung ab. „Ja, ich bin auch müde. Der Tag war echt beschissen.“ Sein warmer Körper schmiegt sich fast sofort an mich heran, als ich die Decke anhebe, um mich zu ihm zu legen. Vielleicht ist alles eigentlich gar nicht so schlimm? „Das mit deinen Eltern tut mir leid“, murmelt er und streift mit seiner Nase über meine Wange. Diese Zuneigung reicht fast vollständig aus, um das hässliche Gefühl in meinem Magen zu vertreiben. Fast… Ich reagiere nur über, oder? „Danke.“ „Nicht dafür. Wenn du reden willst, bin ich immer für dich da, okay?“, flüstert er in mein Ohr und ich kann nicht anders, als wohlig aufzuseufzen. „Ich liebe dich…“ „Ich dich auch, Naruto.“         Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das Bett neben mir bereits leer. Ein Blick auf die Digitaluhr an der Wand lässt mich blinzeln. Zwölf Uhr? Habe ich so lange geschlafen? Sasuke ist schon seit Stunden weg - und hat jetzt wahrscheinlich Mittagspause. Bevor ich meine tägliche Hygiene erledige, schnappe ich mir mein Handy und rufe ihn an. „Ja?“ „Hey Babe, alles klar bei dir?“, frage ich und höre bei ihm im Hintergrund Stimmen, die scheinbar über etwas diskutieren. „Ja… es ist gerade etwas schlecht…“ „Uchiha, legen Sie das Telefon weg, wir sind hier mitten in einem Meeting.“ „Ich ruf dich zurück.“ Er legt auf, ohne dass ich etwas dazu sagen kann. Ob er meinetwegen jetzt Ärger bekommen wird? Ich hoffe nicht. Ich hatte  schließlich keine Ahnung, dass er mitten in einem Meeting ist. Normalerweise hätte er jetzt Mittagspause...   Mein Telefon klingelt fünf Minuten später, während ich gerade dabei bin, im Bad die Zahnpasta auszuspucken. „Ja?“ „Ich bin's.“ „Hey Sas, tut mir leid, wenn ich dich gestört hab…“ „Ist schon okay, das Meeting war eigentlich schon längst vorbei.“ „Bist du jetzt in der Kantine?“ „Ja.“ „Okay. Wenn du willst, kannst du ja erst mal was essen, wir können auch später reden…“ „Nein nein, es stört mich nicht. Also, was gibt´s?“ „Ich wollte dich nur fragen, ob du heute Abend mit mir essen gehen willst.“ „Ein Date?“, erwidert er, und ich grinse. „Ja, ein Date. Mit Kino, Essen, Trinken und -“ „Sex?“, beendet er meinen Satz. „Ich sehe, du weißt, worauf es hinausläuft.“ Kurz darauf schnaubt er. „Deine Absichten sind nicht schwer zu erraten“, murmelt er, klingt dabei jedoch alles andere als abgeneigt. „Also ist es ein Ja?“ „Natürlich, obwohl wir heute nicht so lang machen können. Neji kommt morgen.“ Meine Lippen verziehen sich, während ich meine Boxershorts vom Boden aufhebe, um sie in den Wäschekorb zu schmeißen. „Egal, sag ihm, er soll später kommen. Ich will dich heute Abend für mich. Und morgen… den ganzen Tag.“ „Ach Naruto…“ „Jaja.“ „Jaja heißt 'leck mich am Arsch'“, entgegnet er. „Das können wir heute Abend auch machen“, antworte ich und er fängt an, zu glucksen. „Ich freu mich schon.“ Bei der Vorstellung, Sasuke kniend vor mir zu haben, mit perfekter Aussicht… Vielleicht sollte ich lieber eine kalte Dusche nehmen. „Ich mich auch, Sas, ich mich auch.“       Nachdem wir uns verabschiedet haben, steige ich mit sichtlich guter Laune und einem Grinsen auf den Lippen unter die Dusche. Heute wird ein guter Tag, das spüre ich. Nur Sasuke und ich… Als ich aus der Dusche steige, um mich abzutrocknen, klingelt mein Handy erneut. Diesmal ist es die Hausnummer meiner Eltern, die versucht, mich zu erreichen. Ob ich rangehen sollte? Dass meine gute Laune mit jedem Klingeln abebbt, lässt mich genervt aufseufzen. „Ja?“ „Hey Naruto… ich bin´s.“ „Hey Konohamaru, was gibt’s?“ „Was es gibt? Unsere Eltern trennen sich, das gibt es!“ „Woah, beruhig dich. Ich hab's mitbekommen.“ „Und warum flippst du dann nicht aus? Ich meine, es sind unsere Eltern, die sich trennen, weil eine dumme Schlampe Dad um den Finger gewickelt hat.“ „Konohamaru...“ „Was?“, spuckt er förmlich in den Hörer und ich atme geräuschvoll aus. „Ich weiß nicht, ob ich das Ganze kapiere.“ „Was gibt’s daran nicht zu verstehen?!“, zischt er, während ich mich auf das Bett fallen lasse. „Mum und Dad lassen sich scheiden!“ Mit einem Mal wird es völlig still zwischen uns. „Ja, sie lassen sich scheiden. Einfach so… Mum ist am Boden zerstört, und Dad? Dad ist alles egal, der ist gestern ausgezogen… zu seiner Hure.“ Am Ende seines Satzes kann ich ein Schluchzen hören. Er weint? Verdammt, diese Situation überfordert mich restlos. „Konohamaru…“ „Es ist nicht fair! Sie dürfen sich nicht trennen…“ Seine Stimme bricht, und doch kann ich nichts erwidern. Es ist zu viel… „Mum und Dad sind erwachsen.“ „Bullshit! Sie versuchen es ja nicht einmal! Aber weißt du was? Du verstehst das nicht. Du bist schließlich genauso wie Dad! Du hast deinen Freund damals auch nur betrogen!“ „Konohamaru!“, rufe ich ihm aufgebracht entgegen, da er die Situation von damals zwischen Suigetsu und mir absolut nicht mit der jetzigen vergleichen kann. „Ist doch so! Ihr seid beide Rumficker, die nur sich selbst im Kopf haben! Andere interessieren euch gar nicht!“ Ich lege auf, bevor er noch einen weiteren Ton von sich geben kann. Was zur Hölle ist in ihn gefahren? Nur, weil ich nicht weine, so wie er? Nur, weil ich das mit meinen Eltern immer noch nicht verarbeitet habe? Ich kann es einfach nicht. Ich kann nicht darüber nachdenken, weil es mich krank macht. Ich will nicht darüber nachdenken.     Ich zwinge mich dazu, dieses Gespräch nicht an mich heranzulassen und erledige verschiedene Dinge im Haushalt, um mich davon abzulenken. Konohamaru kann mich mal. Ich bin nicht wie mein Vater. Ich würde Sasuke niemals betrügen! Und Suigetsu… Suigetsu und ich sind eine völlig andere Geschichte gewesen. Absolut nicht zu vergleichen.   Wenige Stunden später klingelt mein Smartphone erneut, doch diesmal ist es Kiba, der mich anruft. „Na, hast du deine Prinzessin gestern noch eingeholt?“, begrüße ich ihn und höre ihn kurz darauf fluchen. „Prinzessin mein Arsch… Gaara ist alles, aber sicher keine Prinzessin.“ „Also, was war da zwischen euch los? Und wann hast du das Ufer gewechselt?“ Er schnauft. „Ich bin nicht schwul.“ Wir diskutieren ungefähr eine halbe Stunde darüber, dass er sich selbst nur verleugnet. Ich meine, er erzählt mir, dass er Gaara attraktiv findet und sich mehr mit ihm vorstellen könnte, allerdings auch nur mit Gaara. „Naruto, er hat einen Schwanz. Ich weiß nicht, ob ich das kann…“ „Aber er gefällt dir doch. Vielleicht brauchst du nur mehr Zeit.“ Er erzählt mir auch, dass er und Gaara bereits seit sechs Wochen am herumexperimentieren sind. Es war das Resultat eines betrunkenen Abends bei ihm zu Hause. Natürlich hatten sie keinen Sex, doch nach dieser Nacht war es ziemlich peinlich zwischen den beiden. Allerdings nicht lange, da sie eine Woche darauf schon wieder miteinander rumgemacht haben.  „Sieh es mal so: Du magst ihn und er mag dich, also versucht es einfach mal. Ihr müsst ja nichts überstürzen“, rate ich ihm. „Das ist aber nicht so leicht, und außerdem ignoriert er mich seit gestern. Ich weiß nicht, wie ich auf ihn zugehen soll…“ „Schreib ihm einfach eine SMS und frag ihn, ob er was mit dir essen gehen will. Er meldet sich schon.“ „Okay… danke dir.“ „Nicht dafür.“   Der Rest unseres Gespräches dreht sich um Sais und Sakuras Trennung. Sai hat sich gestern Nacht wohl so stark zulaufen lassen, dass er irgendwann nackt auf dem Wohnzimmertisch eingeschlafen ist. „Das ist wirklich krank.“ „Ja, ich sag´s dir, und heute Morgen hat er so getan, als ob nichts passiert ist. Er war sogar beim Frühstück noch nackt!“ Unser Telefonat endet ungefähr zwei Minuten, bevor Sasuke die Tür aufschließt.     „Hey“, begrüßt er mich, während er nebenbei seine Krawatte lockert. Wow, er sieht komplett fertig aus. „Hey, alles okay bei dir? Du siehst beschissen aus...“ Er wirft mir einen finsteren Blick zu, ehe er seine Tasche auf dem Boden abstellt. Ich stehe von der Couch auf, um zu ihm herüberzugehen.   „Danke für dein Kompliment. Ja, ich sehe beschissen aus, und genauso fühl ich mich auch.“ Mittlerweile stehe ich vor ihm. Meine Hände wandern um seine Hüfte, halten ihn in einer lockeren Umarmung. „So meinte ich das nicht. Du bist wunderschön, nur… keine Ahnung, du siehst verdammt müde aus“, murmle ich und beuge mich zu ihm herunter, um ihm einen Kuss zu geben. Der leichte Rotschimmer auf seinen Wangen lässt mich grinsen. Seine Handfläche drückt gegen meine Brust. „Du bist ein Idiot.“ „Mhh.“ Ich stehle mir einen weiteren Kuss, einfach, weil mir danach ist. Heute ist unser Abend… unsere Nacht… „Ich will erst mal duschen, okay?“, meint er leise, und ich nicke. „Dazu musst du mich allerdings auch loslassen“, fügt er schmunzelnd hinzu, und diesmal schüttle ich den Kopf. Er seufzt auf, jedoch ist es kein genervtes Seufzen. „Gut, wie wäre es, wenn du mitkommst?“ „Besser nicht, ich hab heute nämlich noch viel mit dir vor. Und wenn ich jetzt schon das Dessert zu mir nehme, dann hab ich auf den Rest keine Lust mehr.“ Er lacht kurz auf, windet sich dann aus meinen Armen und läuft in Richtung Badezimmer. „Nur du, Naruto…“, höre ich ihn noch sagen, ehe er die Tür hinter sich schließt. Während er im Bad beschäftigt ist, style ich mich vor dem großen Spiegel im Schlafzimmer. Die Kinokarten sind schon längst reserviert, der Platz im Restaurant ebenso. Und das Bett? Frisch bezogen. Jetzt fehlt nur noch Sasuke und unser Abend kann losgehen.       Eine Stunde später sitzen wir gemeinsam in seinem Lieblingsrestaurant. Er sieht zwar immer noch müde aus, aber er wirkt zufrieden. „Wie war´s heute bei der Arbeit?“, frage ich interessiert und sehe, dass seine Finger sich kurz um das Glas verkrampfen, das er in seiner Hand hält. „Gut.“ Eine offensichtliche Lüge, die mich die Stirn runzeln lässt. Warum lügt er? „Wirklich?“, bohre ich weiter, bemühe mich dabei aber, möglichst gelassen zu klingen. „Es ist dasselbe wie jeden Tag. Lass uns jetzt nicht über die Arbeit sprechen. Was hast du heute alles getrieben?“ Ich lächle, doch es ist nicht echt. Er scheint es jedoch nicht zu bemerken. Wie könnte er auch, wenn er sich nicht einmal die Mühe macht, mich anzusehen? Stopp. Ich muss meine Gedanken stoppen, heute ist schließlich ein guter Abend. Kein Grund, um unnötig Stress heraufzubeschwören. „Naruto?“ Diesmal blickt er mich doch an. Sorge flackert in seinen dunklen Augen auf. Es gibt mir ein schlechtes Gefühl. „Also, ich hab mit Kiba geredet…“ Ich fange an, ihm von dem Telefonat zwischen Kiba und mir zu erzählen, und davon, was ich heute im Haushalt alles erledigt habe. Das Gespräch zwischen Konohamaru und mir lasse ich aber bewusst heraus, da ich mich auch jetzt nicht mit diesem Problem befassen will.  Leider scheint Sasuke gerade darüber sprechen zu wollen. „Und gibt es schon was Neues von deinen Eltern?“ „Mhh... Konohamaru hat mir erzählt, dass Dad gestern noch ausgezogen ist.“ „Hm.“ Der Kellner bringt unsere Bestellung wenige Sekunden später. Sasuke bekommt einen großen Salat, und ich - wie immer wenn wir hier sind -  ein Steak.   Das Essen verläuft zum größten Teil ruhig, und wenn wir reden, dann nur über banale Dinge. Auch auf dem Weg zum Kino reden wir nicht viel. Seltsamerweise stört es mich gar nicht so sehr. Ich wüsste ohnehin nicht, was ich sagen könnte. Alles, was mich im Moment interessiert ist, warum er sich so abweisend verhält, wenn es um seine Arbeit geht. „Willst du Popcorn? Cola?“, fragt er mich, nachdem ich die reservierten Karten entgegengenommen habe, doch ich schüttle den Kopf. „Ich bin noch voll, willst du was?“ „Mhh, nicht wirklich.“ Ich greife nach seiner Hand, ignoriere die Blicke, die uns die Menschen deshalb zuwerfen und betrete gemeinsam mit ihm den Kinosaal, um zu unserer Sitzreihe zu gelangen. Plätze, die mittig liegen, für eine perfekte Aussicht auf die Leinwand.     Während der Film läuft, schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Ich kann mich nicht darauf konzentrieren, weil ich immer wieder an das denken muss, was Sai über dieses Jahr der Trennungen geredet hat. Und sogar mein eigener Freund scheint davon überzeugt zu sein. Zumindest hat es gestern so den Anschein gemacht. Ob Sasuke in letzter Zeit daran gedacht hat, sich von mir zu trennen? Nein, dann würde er sich anders verhalten, richtig? Mit einem Mal habe ich das Gefühl, dass mein Herz stoppt. Sasuke würde nicht… Die Anzeichen… Verdammt! Seit ein paar Monaten lebt er mehr in seiner Arbeitswelt, und wenn er zu Hause ist, dann hängt er ständig an seinem beschissenen Handy herum. Genauso hat die Trennung zwischen Ino und ihm angefangen! Betrügt er mich? Ich blicke zu ihm herüber. Suche nach Indizien. Seine Müdigkeit… führt er vielleicht ein Doppelleben? Ich schlucke, da ich das Gefühl habe, dass ein gewaltiger Klumpen in meinem Hals festsitzt.  Niemals. Sasuke ist kein Betrüger… nie… Als seine dunklen Augen auf mir landen, halte ich unbewusst für einen kurzen Moment die Luft an. Sein fragender Blick hypnotisiert mich. „Gefällt dir der Film nicht?“ Ich wende mich von ihm ab, ohne etwas zu erwidern. Ich traue meiner Stimme nicht. Was, wenn er mir tatsächlich untreu ist und nur nicht weiß, wie er sich von mir trennen soll? Aber das ergibt keinen Sinn, sonst hätte er mich doch nicht gefragt, ob ich bei ihm einziehen will. Es sei denn, er will von der Tatsache ablenken, dass er mich betrügt… dass er ein mieser Betrüger ist… Ruhig. Ich muss mich beruhigen. Immerhin ist es Sasuke.  Sasuke, dem Treue mehr bedeutet als alles andere. Nur warum lässt er mich dann so im Dunkeln, was seine Arbeit betrifft?       „Der Film war wirklich gut.“ Seitdem wir das Kino verlassen haben, bin ich derjenige, der kaum spricht. Ich befürchte, etwas zu sagen, was womöglich nur dazu führen würde, dass ich Sasuke beschuldige, mir untreu zu sein. Ich schwanke zwischen Emotionen, von denen ich nicht mal weiß, wie sie überhaupt erst entstanden sind. Es ist absolut schwachsinnig. „Hat er dir auch gefallen?“ Wir sitzen mittlerweile im Auto auf dem Weg nach Hause. „Ja“, erwidere ich knapp und schalte dann in den dritten Gang. „Ist irgendwas passiert?“, fragt er und ich überlege, ob ich nicht einmal das sagen sollte, was ich wirklich denke. Das alles zwischen uns, bei dem ich im Moment das Gefühl habe, es würde falsch laufen. „Um ehrlich zu sein, ja.“ Als wir an der Ampel stoppen, blicke ich ihn an. Er sieht besorgt aus, doch ich ignoriere diese Tatsache. Da er nichts sagt, spreche ich weiter: „Mir ist aufgefallen, dass sich etwas zwischen uns verändert hat -“ Er unterbricht meinen Satz mit einem schockierten: „Willst du mit mir Schluss machen, Naruto?“ „Was?! Das hab ich überhaupt nicht gesagt!“ „Was dann? 'Mir ist aufgefallen, dass sich etwas zwischen uns verändert hat'“, äfft er mich nach, „das bedeutet ganz klar, dass du dich von mir trennen willst.“ „Sasuke, ich will mich nicht trennen, wo denkst du hin? Ich will lediglich sagen, dass sich etwas verändert hat. Und willst du wissen, was genau?“ Ich lege eine kurze Pause ein, um seinen Wagen auf dem Parkplatz des Wohnkomplexes zu parken. „Du bist seit Monaten nur noch auf deine Arbeit fixiert.“ „Naruto, darüber haben wir doch schon geredet, es ist nur eine temporäre Sache. Du weißt, dass mein Dad die Firma bald an uns abgibt.“ „Jaja, das sagst du aber schon seit Monaten! Und immer versprichst du mir, dass es nicht mehr lange dauert, aber das ist nicht mal das Schlimmste an der ganzen Sache. Weißt du, was ich viel schlimmer finde? Deine Verschwiegenheit. Immer, wenn ich dich frage, wie dein Tag war, weichst du mir aus. Du verkrampfst dich, wenn ich dich anfasse und keine Ahnung, Sasuke… was hat das zu bedeuten?“ Er blickt mir aus großen Augen entgegen. Tja, damit hat er wohl nicht gerechnet, mh? „Das stimmt nicht“, antwortet er tonlos, aber wir wissen beide, dass er lügt. Die Wahrheit ist jeden Tag so präsent, dass seine Worte überhaupt keinen Wert haben. Als hätte er sie nie ausgesprochen. „Ist es etwa anders? Wenn ja, dann klär mich auf, denn ich für meinen Teil finde, dass es verdammt nochmal genauso ist, wie ich gesagt habe.“ „Naruto…“ Auch sein erschöpfter Blick kühlt mein hitziges Gemüt nicht ab. Ich habe das Gefühl, kurz vorm Explodieren zu sein. „Sag mir, was es ist, Sasuke. Sag es mir. Vielleicht willst du dich ja von mir trennen, vielleicht hast du ja jemand anderes. Vielleicht -“ „Sei still. Kein Ton mehr, Naruto“, unterbricht er mich dunkel und schnallt sich ab. „Du hast überhaupt keine Ahnung, was für Stress ich im Moment habe - meinst du, ich hätte dich gefragt, ob du zu mir ziehst, wenn ich die Absicht gehabt hätte, mich von dir zu trennen? Glaubst du das wirklich? Denkst du, ich bin jemand, der betrügt? Wenn du das denkst, dann kennst du mich überhaupt nicht. Dann hast du überhaupt keine Ahnung“, zischt er und steigt aus. Das Knallen der Tür wühlt meinen zornigen Verstand auf, und doch bleibe ich sitzen. Toll, jetzt fühle ich mich noch beschissener als zuvor.     Zwanzig Minuten später schließe ich die Tür zur Wohnung auf. Mit einem mulmigen Gefühl aus Angst und Erwartung. Wird er mich gleich rauswerfen? Mir sagen, dass ich ein Arschloch bin? Ich bereue meinen Ausbruch inzwischen. Wie konnte ich nur so etwas sagen? Sasuke ist kein Betrüger. Als ich ins Wohnzimmer trete, sehe ich, dass er auf dem Sofa sitzt mit einem Glas Wein in der Hand. „Hey“, murmle ich und lasse mich neben ihm nieder. Ich will den Abend nicht so beenden, nicht mit dieser unausgesprochenen Frustration zwischen uns. „Weißt du Naruto, ich will wirklich wütend sein und dich anschreien, aber dazu fehlt mir im Moment die Kraft,“ „Sasuke, es tut mir leid.“ „Mir auch.“ Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue in die Höhe. „Ich meine, du hast ja Recht. Ich verspreche dir ständig Dinge, die ich nicht halten kann“, er stellt das Glas auf dem Tisch ab und blickt mir dann entgegen, „aber ich schwöre dir, dass es nicht meine Absicht ist, es ist nur alles so stressig im Moment.“ „Ich weiß“, meine Finger greifen nach seiner Hand, „und es tut mir leid, dass ich dir so etwas unterstellt habe, ich mach mir nur Sorgen.“ „Lass uns nicht mehr streiten, okay?“ „Okay.“     Auch wenn Sasuke und ich uns an diesem Abend nicht mehr streiten und sogar miteinander schlafen, werde ich dieses unwohle Gefühl tief in mir drinnen einfach nicht los. Als ob etwas Entscheidendes fehlen würde… Nur was?     Am nächsten Morgen liege ich noch im Bett, als es an der Tür klingelt. Von Sasuke fehlt jede Spur, also schätze ich, dass er sich um den Besuch kümmern wird. Es ist bestimmt eh nur Neji. Neji, der Sklaventreiber, und das, obwohl er denselben Posten in der Firma hat wie Sasuke. Nur Sasuke sieht das leider nicht so. Nein, Sasuke springt, wenn Neji es will. Ich habe bereits schlechte Laune, ohne dass ich mich überhaupt bewegt habe, doch da ich jetzt ganz sicher nicht mehr einschlafen kann, stehe ich auf, um mich ins Bad zu verziehen. Schließlich helfen heiße Duschen immer, richtig? Nachdem ich damit fertig bin mit dem Versuch, meine schlechte Laune zu vertreiben - was natürlich nicht geklappt hat - laufe ich ins Wohnzimmer, wo Sasuke gemeinsam mit Neji auf der Couch sitzt. Zu nah für meinen Geschmack. Allerdings scheinen sie sich nur über die Arbeit zu unterhalten. „Ich halte dir dafür nächstes Wochenende den Rücken frei“, höre ich Neji sagen und sehe, dass Sasuke schnaubt. „Darum geht es gar nicht. Ich verstehe nur dieses ganze Problem nicht. Ich meine, ich habe alles richtig gemacht.“ „Das hast du, Sasuke, aber du kennst Orochimaru. Er hat immer was auszusetzen.“ Interessant, was die beiden da zu besprechen haben. Wer zur Hölle ist Orochimaru? Ein Arbeitskollege? „Er hat nur bei mir was auszusetzen, Neji, und das weißt du genauso gut wie ich.“ „Du siehst das nur alles zu eng.“ „Neji, er hat mich gestern eine halbe Stunde lang vor versammelter Mannschaft angebrüllt.“ „Das tut er bei vielen.“ „Ja ja.“ Neji gluckst leise, während ich fassungslos im Türrahmen stehe und verarbeite, was Sasuke da gerade erzählt hat. Er wird auf der Arbeit angeschrien? Ich räuspere mich, um auf mich aufmerksam zu machen. „Hey Naruto.“ Nejis helle Augen funkeln mir entgegen, und ich zwinge mich, ihm ein kleines Lächeln zu schenken. „Hey ihr zwei, ich hoffe, ich habe euch nicht gestört?“ Sasukes ertappter Blick ist mir nicht entgangen. Er will nicht, dass ich etwas davon mitbekomme. Eindeutig.  „Nein. Ich dachte, du schläfst noch, willst du einen Kaffee? Ich hab vorhin welchen aufgesetzt.“ Er steht auf und greift mit seinen Fingern die beiden Tassen, die auf dem Tisch stehen. „Neji? Möchtest du auch noch Kaffee?“ „Nein, danke. Ich muss jetzt sowieso aufbrechen.“ Damit steht Neji ebenfalls auf. „Okay. Dann vielen Dank für die Papiere und viel Spaß mit deiner Frau.“ Neji lächelt Sasuke an. Ein Lächeln, das ungewollt das Gefühl von Eifersucht in mir auslöst. „Danke dir, Sasuke. Mach dir noch einen schönen Tag, wir sehen uns dann übernächste Woche.“ Neji blickt kurz zu mir herüber. „Bis dann, Naruto.“ Er hebt seine Hand ein Stück an, ehe er sich von Sasuke in den Flur bringen lässt.   „Wie lang war er hier?“, frage ich Sasuke, nachdem er wieder im Wohnzimmer ist und folge ihm dann in die Küche, wo er die benutzten Tassen auf der Theke abstellt. „Eine Stunde ungefähr. Willst du jetzt Kaffee? Hast du gut geschlafen?“ Er zieht bereits eine frische Tasse aus dem Schrank, ehe ich antworten kann. „Hab ich. Und du?“ Mit verschränkten Armen lehne ich im Türrahmen und beobachte ihn. Er wirkt hektisch. Verspannt und unsicher. „Ja, es war schön gestern.“ „Mhmh.“ Als er sich zu mir herumdreht, lasse ich die Hände sinken. „Sasuke? Wer ist dieser Orochimaru? Und warum hat er dich gestern angeschrien?“ Seine großen, dunklen Augen blicken mir entgegen. „Orochimaru?“, hakt er nach, als wolle er sich versichern, dass ich auch wirklich diesen Namen gesagt habe. „Ja. Neji und du, über was habt ihr da vorhin geredet? Ist etwas im Büro nicht in Ordnung? Hast du Ärger?“ Er fängt an zu lachen, und meine Augen verschmälern sich. „Oh Mann, Naruto, da hast du was komplett falsch verstanden. Orochimaru schreit jeden an. Er ist sozusagen ein Berufscholeriker.“ Wie falsch diese Worte aus seinem Mund klingen. Er lügt mich an. Mitten ins Gesicht lügt er mir. Seine komplette Gestik und Mimik verrät ihn. Er ist verkrampft, sein Lächeln ist es ebenfalls. „Okay.“ Und doch kann ich nichts anderes tun, als zurück zu lügen. Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Er will es so. Und ich habe im Moment nicht die Nerven, mich mit diesem Lügenkonstrukt zu befassen. „Dann hab ich das wohl wirklich nur falsch verstanden.“ Ob er merkt, dass mein Grinsen genauso falsch ist wie seine Art mir gegenüber? Ob er fühlt, dass die Finger, die über seinen Handrücken streichen, um ihm die Kaffeetasse abzunehmen, lieber zu seinem Kragen fahren würden, um ihn zu schütteln? Wahrscheinlich. Mit Sicherheit. Doch es ist okay, solange man es nicht ausspricht. Und sich lieber weiterhin mit bleiernen Schuhen durch den Irrgarten quält. Sasuke… Warum? „Wollen wir uns nachher ein paar Filme aus der Videothek besorgen?“, fragt er, sein Lächeln dabei langsam schwindend. „Warum nicht.“ „Okay. Hast du Hunger? Soll ich dir was zum Frühstück machen?“ „Passt schon, ich hab keinen Hunger.“ „Gut, dann werde ich mal schnell duschen und mich anziehen, dann können wir losfahren. Hast du irgendwelche speziellen Wünsche fürs Abendessen?“ Er hat mir den Rücken zugedreht und wischt mit einem feuchten Lappen über die saubere Anrichte. Was ist los mit ihm? „Entscheide du.“ „Okay. Dann bis gleich.“ Er flüchtet regelrecht aus der Küche und lässt mich alleine zurück, während sich ein leichtes Grinsen auf meine Lippen stiehlt. Genieße ich gerade wirklich dieses Spiel, das zwischen uns entstanden ist? Nein. Aber es zu belächeln ist immerhin besser, als ein Fass aufzumachen.     Wenige Stunden später liegt Sasuke halb auf mir drauf, während nebenbei ein Film läuft. Seine Hand ist unter mein Shirt gewandert und streichelt abwesend über meinen gut gefüllten Bauch. Obwohl ich mir vorgestellt habe, dass es heute zwischen uns möglicherweise etwas verkrampft ablaufen wird, ist es bisher ganz anders gewesen. Nachdem Sasuke sich geduscht  und angezogen hatte, war er wie ausgewechselt. Anschmiegsam und freundlich, freundlicher als sonst… mit Anspielungen, die die unliebsamen Gedanken aus meinem Kopf blitzschnell vertrieben haben. Was kann diese nagende, dumpfe Stimme in meinem Kopf schon groß anrichten, wenn ich ihr nicht zuhöre? Ich ignoriere dieses brodelnde Gefühl einfach und lasse mich stattdessen von Sasuke verwöhnen. Ich will alles, was ich von ihm kriegen kann. Selbst, wenn er mich anlügt. Krank? Wahrscheinlich. „Wie wäre es, wenn wir beide rübergehen?“, haucht er mir dunkel ins Ohr und wandert dabei gleichzeitig mit seinen Fingern unter den Bund meiner Jeans, hinein in meine Boxershorts. „Mhhh, das hört sich wirklich gut an, aber wie wäre es“, ich halte sein Handgelenk fest und ziehe seine Hand aus meiner Hose, „wenn wir einfach hier bleiben und es uns hier gemütlich machen?“ Ich weiß, dass er etwas sagen will, doch ich lasse ihn nicht dazu kommen, auch nur einen Ton von sich zu geben, und packe ihn stattdessen an der Hüfte, um unsere Positionen zu wechseln. Jetzt liegt er unter mir, mit leicht geöffneten Lippen, die ich sofort beschlagnahme. „Mhh.“ „Naruto…“ „Sas…“ Seine Laute, diese Hitze, die zwischen uns entsteht. Ich küsse ihn stürmischer, spüre, dass seine Finger unter mein Shirt wandern und keuche auf. „Ich werde dich ficken, Sasuke…“ Er stöhnt leise auf, seine Augen dabei halb geschlossen. „Wie wirst du mich ficken, Naruto?“ Mein Schwanz pocht unangenehm heftig, doch seine rechte Hand befreit ihn aus dem Gefängnis meiner Hose. Diesmal bin ich es, der stöhnt, da seine Finger mich fest umfassen und anfangen, auf und ab zu fahren. „Richtig hart, Sasuke… bis du um Gnade  winseln wirst, versprochen“, presse ich hervor und zerre gleichzeitig an seinem Shirt.   Die nächsten Stunden verbringe ich damit, mein zuvor gegebenes Versprechen in die Tat umzusetzen. Angefangen im Wohnzimmer, mit einer Reise durch die Küche, ins Bad, bis hin zum Schlafzimmer, wo wir uns schwer keuchend und völlig verschwitzt durch die Laken wälzen. „Mh, Naruto, fester. Ja, genau da.“ Sasukes gestöhnte Befehle lassen mich mein Tempo beschleunigen. Er heizt mich so verflucht stark an, dass ich meinen Orgasmus nicht mehr länger hinauszögern kann. Meine Hand, die seinen Schwanz reibt, stoppt nur kurz, doch dann werden meine Finger schneller als zuvor. „Ah“, stöhnt er, während ich weiterhin in ihn stoße, um meinen Höhepunkt auszukosten, und spüre kurz darauf, wie er sich verkrampft. „Naruto…“ „Komm für mich, Babe…“, hauche ich ihm zu, und streife mit meinen Lippen über seine feuchte Haut am Nacken, ehe ich an der Stelle sauge, wo sein Puls angeregt schlägt. „Ah… mh… oh... ja…“ Er spritzt mir in die Hand, über meine Finger und auf das Laken unter uns, drückt sich mir jedoch weiterhin entgegen, um diesen scheinbar heftigen Orgasmus auszureiten. Fuck, er ist so scharf, dass ich sofort das Bedürfnis habe, ihn erneut zu ficken.   Allerdings braucht mein Körper eine Pause. Eindeutig. Verdammt… Ich ziehe mich halbsteif aus ihm zurück und lasse mich neben ihn fallen. Er liegt auf dem Bauch und atmet heftig, doch auch meine eigene Atmung ist angestrengt. Seine Augen sind geschlossen. Und verdammt, er sieht so hübsch aus. Sasuke… Er macht mich wahnsinnig, mit seiner bloßen Anwesenheit. Er gehört mir… „Uh… ich bin fertig…“, murmelt er, bricht damit jedoch nicht diesen Zauber, den er unwissentlich auf mich gelegt hat. „Das ist gut.“ „Arsch“, brummt er, und blickt mir aus halb gesenkten Lidern entgegen. „Ich liebe dich, Sasuke...“     Die Tage verfliegen und ich fühle mich, als würde ich auf Wolken wandern. Fernab der grausamen Realität, in der meine Eltern sich voneinander trennen, oder Sasuke mir weiterhin verschweigt, warum er so fertig von der Arbeit nach Hause kommt. Solange er da ist und mir verspricht, dass alles okay ist, dulde ich es. Solange wir schöne Abende miteinander verbringen, ist alles gut. Fast eine ganze Woche geht vorbei in dieser willkommenen Monotonie, ehe der Tag kommt, den ich sehnlichst herbeigewünscht habe. Freitag. Der Tag, an dem unsere Lieblingsband spielt und wir dabei sein werden. Mit VIP-Pässen. Ich bin so vorfreudig und aufgeregt, dass ich mich kaum auf die Arbeit konzentrieren kann. Es sind noch zwei Stunden, ehe ich den Laden abschließen kann und drei Stunden, ehe ich mit Sasuke auf dem Weg zum Konzert sein werde. Die Vibration in meiner Hosentasche kündigt einen Anruf an, und da im Moment niemand im Laden ist, ziehe ich es hervor und hebe ab. „Hey.“ „Hey Sasuke, naaa, freust du dich auch schon so wie ich?“ „Mhh…“ „Das wird so genial. Wir müssen uns nachher unbedingt noch Poster signieren lassen! Ich hab schon welche zusammengepackt. Nur noch drei Stunden, Babe!“ „Naruto… ich muss mit dir reden.“ „Huh?“ „Ich werde nicht mitkommen können.“ „Was?“, hauche ich und lasse mich auf einen der Hocker plumpsen, die hinter dem Tresen stehen. „Wie meinst du das? Wieso nicht? Was ist los?“ „Ich muss nach Ame fahren… und zwar jetzt.“ Mein Magen verdreht sich bei dieser Mitteilung so stark, dass mir kurzzeitig übel wird.  „Das ist eine Fahrt von drei Stunden! Sasuke, das geht nicht! Dein Wochenende! Das Konzert!“ „Ich weiß, aber es geht nicht anders. Ich hab einen wichtigen Auftrag bekommen. Es tut mir leid.“ „Nichts da, du musst absagen! Sasuke, weißt du, was diese Karten wert sind? Sag deinem Chef gefälligst, dass du nicht kannst! Sie sollen wen anderes schicken!“ „Naruto, das geht nicht -“ „Warum denn nicht? Warum kann das nicht wer anders machen? Warum immer du? Ständig, Sasuke! Das geht nicht mehr!“, sage ich aufgebracht, da die Übelkeit in meinem Bauch langsam in Wut umschlägt. In schäumende, spritzende Wut, die durch Sasukes abweisende Worte noch weiter angefacht wird. „Naruto, die Sekretärin meines Dads hat angerufen und -“ „Na und? Dann ruf deinen Dad gefälligst an und sag ihm ab! Er soll wen anders schicken!“ „Ich erreiche ihn aber nicht, verdammt nochmal!“, erwidert er laut, und bringt mich somit dazu, meine Lippen aufeinander zu pressen.  „Hör zu, ich weiß, dass es beschissen ist, aber es geht nicht anders und ich verspreche dir, dass -“ „Spar's dir“, unterbreche ich ihn schroff und lege dann einfach auf. Vorsorglich schalte ich auch gleich mein Handy aus, um ihm zu zeigen, dass ich jetzt absolut nicht mit ihm reden möchte. Ich will keine leeren Versprechungen mehr hören. Es reicht. Ich habe genug davon. Wenn er mir in den nächsten zwei Stunden nicht beweist, dass er mich einmal vor die Arbeit stellen kann, dann...  Ja, was dann? Ich bin so sauer, dass ich auf der Stelle etwas zertrümmern könnte. Wie kann er nur so ein Arschloch sein? Wie kann sein eigener Vater nur so ein Ausbeuter sein? Und warum zum Teufel wehrt Sasuke sich nicht ein einziges Mal gegen ihn? Während ich Sasukes Vater vorher geduldet habe, weil es eben sein Vater ist, muss ich jetzt zugeben, dass ich diesen Mann mittlerweile verabscheue. Ich hasse ihn. Dass er gegen unsere Beziehung ist, okay, damit komme ich noch zurecht. Schließlich müssen wir nicht mit ihm zusammen leben. Aber dass er jetzt meint, auch noch dafür sorgen zu müssen, dass unsere Beziehung den Bach runtergeht, damit kann ich mich nicht abfinden. Sicherlich ist es genau die Absicht des alten Bastards, Sasuke und mich auseinander zu bringen.  Und Sasuke ignoriert es. Genauso wie er alles andere ignoriert.       Zwar ist meine Laune nach Feierabend nicht sonderlich besser, weil Sasuke mich tatsächlich hat sitzen lassen und nicht aufgetaucht ist, aber es bringt nichts, wenn ich mich jetzt darauf versteife. Denn ich werde zu diesem Konzert gehen. Mit oder ohne ihn. Ich habe viel zu lange darauf gewartet, um es mir jetzt ruinieren zu lassen. Und wer weiß, vielleicht taucht er ja doch noch auf?   Allerdings stirbt meine Hoffnung, als ich den VIP-Bereich der Konzerthalle betrete - eine halbe Stunde zu spät, da ich auf ihn gewartet habe. Sogar mein Handy habe ich wieder angeschaltet, um ihn anzurufen, doch er ist nicht rangegangen.  Ich bin so wütend, dass ich Kiba eine SMS schreibe, in der ich ihn wissen lasse, dass ich heute Nacht bei ihnen auf der Couch schlafen werde. Verdammter Sasuke! Aber war es nicht eigentlich schon klar, dass er die Arbeit vorziehen wird? Wahnsinnige Enttäuschung macht sich in mir breit. „Naruto?“ Aus meinen Gedanken gerissen wirble ich herum. Stimmt ja, ich bin auf dem Konzert meiner Lieblingsband im VIP-Bereich. „Neji?“ Doch was macht der hier? „Jup.“ Er hält eine Bierflasche in der Hand. Seine Kleidung sieht… ausgefallen aus. Enganliegend, zerschlissen - genau das Gegenteil von dem, was ich von ihm gewohnt bin. „Wusste gar nicht, dass du heute hier bist.“ „Huh?“, erwidere ich, da die Überraschung über seine Erscheinung noch nicht ganz überwunden ist. Ich meine, Neji sieht privat so aus? Neji, der steife Neji? „Du bist auf einem Konzert der Soundsseven im VIP-Bereich…“, beginnt er, und ich blinzle. „Ja, meine Lieblingsband…“ „Warum stehst du dann so abseits? Komm, lass uns zur Band gehen.“ Dass er so locker mit mir umgeht, verwundert mich. Und dass er zusätzlich noch seinen Arm bei mir einhakt, lässt mich schlucken. „Ich wusste gar nicht, dass du so…“, mir fehlen die richtigen Worte, „dass du so-„ „Normal bist?“, hilft er mir aus, und ich nicke, ehe ich abrupt stehenbleibe. Meine Wangen glühen vor Scham. „So meinte ich das nicht! Du bist normal, ich dachte nur nicht, dass du so aussehen kannst und…“ Er schmunzelt mir entgegen. „Tja, falsch gedacht.“ Offensichtlich. Nachdem ich langsam verdaut habe, dass Neji auch nur ein Mensch ist, laufe ich gemeinsam mit ihm durch die Gänge, um zu meiner Lieblingsband zu gelangen. „Und du bist auch ein Fan?“, höre ich mich selbst fragen, und wünsche mir nicht mal eine Sekunde nach Aussprechen des Satzes, dass sich ein schwarzes, bodenloses Loch vor mir auftut. Verdammt, wie peinlich. „Was hat mich verraten?“, antwortet er mir, schmunzelnd, wohlgemerkt. Wirklich eine geniale Frage. „Uhm…“ Weiter komme ich zum Glück nicht, da wir jetzt den Bereich betreten, in dem sich die Fans mit VIP-Pässen tummeln, und dabei alles andere als leise sind.     „Verdammt, das ist so genial! Neji, sieh es dir an!“, rufe ich ihm euphorisch entgegen und ziehe an dem Shirt, das ich trage. Für Außenstehende ist es bestimmt seltsam nachzuvollziehen, warum ich mich so benehme, wenn es augenscheinlich nur ein stinknormales, weißes Shirt ist, doch Neji weiß, was ich meine. Vor nicht mal drei Stunden hat die komplette Band mein Shirt signiert. Und verdammt, ich bin so glücklich, dass ich am liebsten die ganze Welt umarmen möchte. Mit ein paar Ausnahmen, aber im Grunde würde ich schon sagen, dass es mir jetzt im Moment gerade verdammt gut geht. Das Treffen mit der Band war absolut genial, das Konzert Weltklasse, und selbst jetzt, wo ich gemeinsam mit Neji in einer gut besuchten Bar sitze, geht es mir spitzenmäßig. Mein aufgekratztes Gemüt lässt mich kaum still bleiben. „Ein wirklich schönes Shirt“, sagt er und schiebt dann ein neu aufgefülltes Schnapsglas zu mir herüber. Nüchtern bin ich zwar nicht mehr ganz, aber was solls? Dann nehme ich eben ein Taxi… oder ich fliege… „Warum kicherst du?“, fragt er mich und mir wird erst dann bewusst, dass ich tatsächlich gekichert habe. „Weiß nicht, ich bin einfach so verdammt glücklich gerade.“ „Mhh. Ich habe vorhin gar nicht fragen können, aber warum ist Sasuke eigentlich nicht dabei? Mag er die Band nicht?“ Bei der Erwähnung von Sasukes Namen durchfährt mich ein beklemmendes Gefühl, doch ich löse den Knoten, indem ich den Schnaps herunterkippe. „Sasuke liebt die Band und ich hatte eigentlich auch zwei Karten, aber sein Dad hat über seine Sekretärin ausrichten lassen, dass Sasuke etwas nach Ame bringen muss.“ „Nach Ame, sagst du?“ Seine Stirn ist gerunzelt. „Seltsam, die Verbindungen mit Ame wurden schon vor einem Monat gekappt und außerdem, ist Sasukes Vater nicht seit zwei Wochen im Urlaub? Warum sollte er seiner Sekretärin, die  ebenfalls im Urlaub ist, so einen Auftrag geben?“ „Huh? Wie meinst du das?“, hake ich nach, weil ich absolut gar nichts verstehe. „Na ja, ich finde es nur seltsam, dass er gesagt hat, dass die Sekretärin seines Vaters ihn nach Ame schickt, wenn es in Ame überhaupt nichts zu erledigen gibt.“ „Was?“ Ich greife nach meinem Handy und wähle sofort Sasukes Nummer. „Nur seine Mailbox“, murmle ich und verspüre sofort ein unangenehmes Gefühl im Bauch. Als würde mein Magen sich zusammenziehen. „Mh, ich kann die Sekretärin seines Vaters mal anrufen, wenn du willst.“ Ich schüttle den Kopf. „Passt schon. Vielleicht sollte ich jetzt besser gehen.“ Der Plan, bei Kiba zu übernachten, ist somit verworfen. Ich muss Sasuke sehen. Aber Sasuke wird sicher nicht zu Hause sein, weil er gesagt hat, dass er wegfährt… er ist… Er hat mich belogen? Mein Herz fängt an zu pochen. Er betrügt mich? Diese Erkenntnis trifft mich so hart, dass ich das Gefühl habe, meine Eingeweide verdrehen sich. „Naruto?“ Ich reagiere nicht auf Nejis Stimme. Nur einzig und allein der Gedanke, dass Sasuke ein Lügner ist, existiert noch in meinem Kopf. Schwankend stehe ich auf und versuche, den Ausgang anzusteuern. Neji ist binnen weniger Sekunden an meiner Seite, um mich zu stützen, doch wirklich wahr nehme ich diese Berührung nicht. Sasuke… Lügt er? Lügt er mich wirklich an? „Neji? Kannst du doch diese Sekretärin anrufen?“, hauche ich, weil es die einzige Möglichkeit ist, um herauszufinden, ob Sasuke mich angelogen hat oder nicht. „Klar. Willst du erst mal raus? Hier ist gleich ein Park in der Nähe.“ Ich nicke ihm zu und laufe gemeinsam mit ihm aus der Bar, die inzwischen viel zu voll für mich geworden ist. Frische Abendluft verstärkt den Schwindel in meinem Kopf, doch noch geht es. Dadurch, dass Neji mich zusätzlich stützt, schaffen wir es in weniger als zehn Minuten zu dem besagten Park, wo wir uns auf eine der Banken niederlassen. „Ich werde sie mal anrufen“, sagt er und zieht sein Handy hervor. Wenn Sasuke mich wirklich angelogen hat, was tue ich dann? Könnte es nicht auch sein, dass es ein falsches Spiel von Sasukes Vater ist? Weil er genau weiß, dass Sasukes und meine Zeit so begrenzt ist? Allerdings ist Fugaku im Urlaub, weiß er denn überhaupt von dem Konzert und davon, wie wichtig es mir ist? „Hallo, Neji Hyuuga hier… Tut mir leid, Sie so spät noch stören zu müssen, aber ich hätte da eine Frage: Sagen Sie, Frau…“ Während Neji mit der Sekretärin spricht, versuche ich erneut, Sasuke zu erreichen, doch sein Handy ist nach wie vor ausgeschaltet. „Okay. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich für mich Zeit genommen haben. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Danke. Ihnen auch. Auf Wiederhören.“ „Und?“, hake ich nach, nachdem er aufgelegt hat, doch sein Blick ist eigentlich schon eindeutig genug. „Sie hat Sasuke nicht angerufen. Weder im Auftrag seines Vaters noch wegen irgendwelchen Dingen in Ame. Sasuke hat dieses Wochenende frei.“ Diese brutale Gewissheit schlägt ein wie eine Bombe. Er hat mich heute eiskalt angelogen. „Wieso?“, hauche ich und habe dabei das Gefühl, dass sich mein Magen mit Steinen füllt. „Ich weiß nicht, warum er so etwas gesagt hat. Fakt ist, dass er heute frei hatte. Hast du schon versucht, ihn zu erreichen?“ „Sein Handy ist aus.“ „Mh, wenn du willst, kann ich seine Sekretärin anrufen, vielleicht weiß sie ja mehr.“ „Sasukes Sekretärin?“ „Ja.“ „Ich wusste gar nicht, dass er eine Sekretärin hat.“ Wie bitter. Was weiß ich überhaupt von Sasukes Arbeit?  „Seit fast sechs Monaten schon. Die beiden verstehen sich auch recht gut.“ Ich schlucke, auch wenn es rein physisch gesehen überhaupt keine Wirkung hat. In meiner Kehle herrscht eine Trockenheit, die sich mit der in der Wüste Gobi vergleichen lässt, bei dem Gedanken, der sich vor mir entfaltet. Er versteht sich gut mit dieser Sekretärin, von der er mir nichts erzählt hat, und sie ist auch ungefähr in dem Zeitraum aufgetaucht, als Sasukes Schichten immer länger wurden. „Er betrügt mich?“, entweicht es mir, weil das die einzig mögliche Schlussfolgerung ist. Mehr bleibt nicht… „Hm?“ Ich blicke zu Neji herüber. „Sasuke, er betrügt mich mit ihr?“ Dass Neji seine Lippen aufeinander presst, lässt dieses widerwärtige, schmerzhafte Gefühl in meiner Brust nur weiter anwachsen. „Das kann ich dir nicht sagen, ich weiß nur, dass sie sich sehr gut verstehen.“ „Ruf sie an“, erwidere ich rau, weil der Kloß in meinem Hals immer größer wird. Als er mit seinem Finger das Display berührt, fängt mein Herz an, heftig zu rasen. Das ist alles gar nicht wahr. Es kann gar nicht wahr sein. Sasuke ist nicht so… Warum ist dann sein Telefon aus? Und warum hat er gelogen? Plötzlich erinnere ich mich an den Moment in der Küche, als ich ihm von den Konzertkarten erzählt habe. Er hat sich nicht gefreut, eher im Gegenteil. „Ihr Telefon ist nicht an.“ Nejis Worte fühlen sich an wie ein Stich mitten in meine Brust. Ist es wirklich das? Würde Sasuke mir wirklich so etwas antun? „Erzähl mir alles, was du von ihnen weißt. Erzähl mir, was Sasuke in der Arbeit tut, warum er jeden Tag so lange arbeiten muss, warum er so müde ist…“ Bemüht darum, gefasst zu klingen, mustere ich Nejis Gesicht, das keinerlei Regung zeigt. „Ich arbeite nicht ständig mit Sasuke zusammen, aber ich weiß, dass er in letzter Zeit viel länger im Büro bleibt, als nötig.“ Also tut Sasuke das alles freiwillig? Nicht weil er muss? „Mit ihr?“ „Das weiß ich nicht. Bis auf das eine Mal habe ich nichts mitbekommen.“ „Das eine Mal?“, hake ich nach und er nickt. „Ja. Vor ein paar Wochen habe ich Sasuke nach Feierabend ein paar Unterlagen vorbeigebracht und sie war in seinem Büro.“ „Was haben sie gemacht?“, unterbreche ich ihn, weil ich das Gefühl habe, mit jedem weiteren Wort, das aus seinem Mund dringt, schlechter atmen zu können. „Nichts. Sie saß auf dem Stuhl vor seinem Tisch, aber sie waren beide erschrocken, und sie hatte gerötete Wangen.“ „Oh Gott!“ Ich fahre mir mit der flachen Hand übers Gesicht. „Das ist nicht wahr… er würde nicht… das tut er nicht…“, versuche ich zu rechtfertigen, was schon längst eindeutig vor mir liegt. Offenbart in aller Hässlichkeit. „Mehr kann ich dir leider auch nicht sagen. Allerdings ist er doch homosexuell, oder nicht?“ Ich schüttle den Kopf und schlucke. „Sasuke ist nicht schwul… er ist bi.“ „Hm.“ Die Stille, die zwischen Neji und mir entsteht, legt sich wie ein bleierner Mantel auf mein angeschlagenes Gemüt. Wie kann Sasuke mir nur so etwas antun? Warum? Er ist nicht so… Hat er genug  von mir? Ist er in sie verliebt? „Was willst du jetzt tun?“ Nejis Frage lässt die Verzweiflung in mir nur noch stärker werden. Was soll ich jetzt tun? Nach Hause fahren und abwarten, bis Sasuke kommt? Zu Kiba fahren und mit ihnen über meine Vermutungen sprechen? Nein, ich kann beides nicht tun. „Ich will trinken, viel trinken. Und dann sehe ich, was ich tun werde.“ Mit meiner gesamten geistigen Kraft versuche ich, die Erkenntnisse des heutigen Abends zu verdrängen. Ich werde jetzt nicht daran denken, dass die Liebe meines Lebens bei jemand anderem ist. Nein. Ich werde trinken. Viel trinken, und dann vergessen… und morgen, morgen finde ich Antworten.    Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist seit Nejis und meiner Rückkehr in die Bar, doch ich weiß, dass ich verdammt nochmal richtig betrunken bin. „Weißt du, er verkrampft sich auch immer so schnell in letzter Zeit, und wenn wir ficken… ich weiß nicht. Es fehlt einfach was… irgendwie hab ich das Gefühl, er ist nicht richtig dabei“, lamentiere ich und lehne dabei Schulter an Schulter mit Neji. Wir sitzen auf einem der Sofas, die rund herum in der Ruhezone der Bar stehen. Auch die laute Musik ist hier nur gedämpft, weshalb man sich gut unterhalten kann. Oder in meinem Fall ist es eher ein Gemecker. Es tut gut, sich auskotzen zu können, wenn man das Gefühl hat, dafür nicht verurteilt zu werden. Neji ist eine neutrale Person. „Kann ich mir gar nicht vorstellen. Vielleicht ist ihm nur langweilig im Bett?“ Ich blicke ihm ins Gesicht, als er schmunzelnd diesen Satz von sich gibt. „Das kann nicht sein. Wenn ich loslege, dann gleicht das einem Vulkan“, erwidere ich dümmlich grinsend und Neji fängt an zu lachen. „Sicher?“ „Na hör mal, ich weiß, dass ich absolute Bombe bin - an mir kann es nicht liegen.“ „Tja, das kann ich leider nicht beurteilen.“ „Leider?“ Das Grinsen auf meinen Lippen ebbt langsam ab. „Ja, leider.“ Und die Stimmung verändert sich mit einem Mal. Als hätte man der Atmosphäre sämtlichen Sauerstoff entzogen. Als würde sich der Raum mit Elektrizität füllen. Waren wir uns schon die ganze Zeit so nah? Flirtet er mit mir? Flirte ich mit ihm? Seine glasigen Augen funkeln. Und mein Bauch kribbelt. Dieses Gefühl, ich kenne es. Es ist die Vorfreude vor einem Kuss. Diese Lust auf mehr Nähe. Schon zu lange ist es her, seit ich so empfunden habe. Und doch weiß ich, dass es nur rein körperliches Verlangen ist. Nicht so wie bei Sas… Der Gedanke verschwindet, als ich mich zu Neji herüberbeuge, um meine Lippen auf seine zu legen. Als würde mich ein Stromschlag durchzucken. Dass er mich wirklich zurückküsst, hätte ich nicht erwartet. Und dass er so bereitwillig seinen Mund für mich öffnet und in einer fließenden Bewegung auf meinen Schoß steigt, um seine Arme hinter meinem Nacken zu verschränken, damit hätte ich ebenfalls niemals gerechnet. Meine Hände landen auf seiner Hüfte, um ihn näher an mich heranzuziehen. Was tun wir hier eigentlich? Was tue ich hier eigentlich? Niemals würde ich Sasuke betrügen… „Du bist schließlich genauso wie Dad! Du hast deinen Freund damals auch nur betrogen!“ Die Stimme meines Bruders schallt durch meinen Kopf und lässt mich erschrocken zusammenzucken. Ich bringe Distanz zwischen Neji und mich, indem ich ihn von mir runterhebe und aufstehe. Mit zitternden Fingern wische ich mir über meine Lippen. Was zum? Wie? „Was ist los? Doch keine Lust, deinen Freund zu betrügen?“ Nejis Grinsen sieht heimtückisch aus. „Ich…“, fange ich an, doch unterbreche mich, als Neji auf einmal anfängt, laut zu lachen. Es ist kein belustigtes Lachen. Nein, es klingt absolut fies. „Es ist auch wirklich zu einfach. Verdammt, zu einfach ist es…“ Was er damit meint, verstehe ich nicht, doch ich weiß, dass ich hier raus muss. Ich muss hier weg. Ich muss mit Sasuke sprechen… So schnell ich kann, bewege ich mich auf den Ausgang zu. Schwankend und stolpernd, wie im Takt meines Herzens. Was habe ich getan? Warum habe ich Neji geküsst? Dass mein Handy in meiner Hosentasche vibriert, registriere ich erst, nachdem ich ein paar Blocks von der Bar entfernt bin. Es ist die Festnetznummer von Sasukes und meiner Wohnung. Fuck. „Ja?“ „Naruto? Wo bist du? Warum gehst du nicht an dein Telefon?“ Obwohl ich wütend sein müsste, ich bin es nicht. Vielleicht, weil ich selbst genügend Scheiße gebaut habe? „Ich war in einer Bar.“ „Ich hab versucht, dich mehrfach zu erreichen.“ „Ich hab auch versucht, dich anzurufen“, erwidere ich tonlos, während ich weiter in Richtung Taxistand laufe. „Ich hab mein Handy scheinbar im Büro vergessen, was richtig  beschissen war, da ich offensichtlich reingelegt worden bin.“ „Was?“ „Die Fahrt nach Ame, es war gar nicht die Sekretärin meines Vaters, die mich angerufen hat“, er hält kurz inne, „sondern jemand, der mich richtig anpissen will.“ „Wie meinst du das? Wer hat dich nach Ame geschickt?“ „Ich hab keine Ahnung, Naruto. Fakt ist jedenfalls, dass ich die beschissenen drei Stunden gefahren bin, um dann dort zu erfahren, dass Ame überhaupt keine Verbindungen mehr zu unserer Firma hat. Ist das nicht krank? Zum Glück hatten die noch die Nummern von uns, so konnte ich wenigstens rausfinden, dass mein Vater überhaupt keinen Auftrag an mich rausgegeben hat, denn jetzt kommt´s“, wieder lässt er eine Pause entstehen, „er ist seit zwei Wochen mit meiner Mutter im Urlaub.“ „Und das weißt du nicht? Du willst mir erzählen, dass du nicht wusstest, dass dein Dad im Urlaub ist?“ „Woher denn? Mein Vater sitzt die meiste Zeit nur in seinem Büro zu Hause! Er arbeitet nicht direkt in der Firma, und falls du dich an das letzte Essen erinnern kannst, das wir mit ihnen hatten, dann wüsstest du, dass ich seitdem absolut keinen Kontakt mehr zu ihm hatte.“ Er hat Recht. Das letzte Familienessen bei Sasukes Eltern ist schon gut zwei Monate her, und es war, gelinde gesagt, eine absolute Katastrophe. Sasuke hat sich sogar mit seinem Vater angelegt. Bedeutet das dann, dass er die Wahrheit gesagt hat? „Aber warum weißt du als CEO nicht, dass deine Firma keinerlei Kontakt mehr zu Ame hat?“, hake ich misstrauisch nach, da der Knoten in meinem Magen immer schwerer wird. Wenn er wirklich die Wahrheit sagt, dann… „Das ist ja das, was mich so verwundert. Normalerweise hätte ich diese Tatsache schon längst wissen müssen! Da Orochimaru für Ame zuständig war, war es eigentlich auch seine Aufgabe, es an Neji und mich weiterzuleiten.“ Alles, was er danach noch sagt, nehme ich nicht mehr wahr. Neji… Sein fieses Lachen, dieses heimtückische Grinsen, sein Satz, dass es zu einfach sei… „Sasuke?“ „…ich muss ihn auf jeden Fall darauf ansprechen, gleich Montag… und dann finde ich am besten auch gleich raus, wer…“ „Sasuke“, unterbreche ich ihn erneut, diesmal aber etwas lauter. „Ja?“ „Hat Neji von der Sache mit Ame gewusst? Oder von dem Urlaub deines Vaters?“ „Neji? Wie kommst du jetzt auf Neji?“ „Antworte mir einfach.“ „Nein, woher denn auch? Dann hätte er es mir doch schon längst gesagt! Die Sache mit Ame ist laut der Firma schon über einen Monat her!“ „Wusste Neji davon, dass wir heute auf das Konzert gehen wollten?“  „Häh? Ja, klar wusste er das. Ich hab ihm letzte Woche davon erzählt, warum fragst du?“ „Ich komme nach Hause“, ist alles, was ich zu ihm sage, ehe ich auflege. Seltsamerweise zweifle ich keine Sekunde lang an dem, was Sasuke gesagt hat. Auch wenn ich es versucht habe, ich weiß, dass er die Wahrheit sagt. Nur verstehe ich nicht, was Neji hier für ein Spiel spielt. Eines ist jedoch klar - er ist ein verdammtes Arschloch.   Ein Gemisch aus Adrenalin und Wut fließt durch meine Venen, während ich in einem Taxi den Heimweg antrete. Neji, dieser miese Bastard. Ist er für diese ganze Scheiße verantwortlich? Hat er versucht, mich mit Lügen zu füttern, um so eine Reaktion bei mir hervorzurufen? Hat er mir auch Lügen erzählt, als er von Sasukes Sekretärin gesprochen hat? Warum hat er mich zurückgeküsst? Ist er nicht eigentlich mit einer Frau verheiratet? Verwirrung gesellt sich zu den drückenden Emotionen, die ich verspüre, als ich den Fahrer für seine Dienstleistung bezahle. Als ich aussteige, bin ich schon fast wieder nüchtern. Nur ein leichter Schwindel kreist durch meinen Kopf, doch ich beachte ihn nicht. Viel mehr interessiert mich die Frage, wie ich mich Sasuke nun gegenüber verhalten soll. Soll ich ihm die Wahrheit sagen? Sasuke vertraut niemandem, der betrügt… Es war ein Fehler, verdammt nochmal. Wie konnte ich mich nur dazu hinreißen lassen, Neji zu küssen? Neji ist noch nicht einmal mein verdammter Typ Mann! Und wenn ich es auf den Alkohol schiebe? Niemals, Sasuke wäre außer sich vor Wut. Man kommt nicht einmal auf den Gedanken, zu betrügen, wenn man wirklich liebt. Mit klopfendem Herzen schließe ich die Haustür auf. Wenn ich sein Gesicht sehe, dann kenne ich die Antwort…. „Hey, da bist du ja. Hör mal, es tut mir leid, ich hätte besser nachforschen sollen“, begrüßt er mich und mir stockt der Atem, als er seine Arme um mich schlingt. Es fühlt sich so an, als würde man mir Steine auf die Brust legen und zwar in Verbindung mit dem Gefühl, Nadeln herunter zu schlucken, die sich allesamt durch meinen Magen bohren. „Ich hab schon versucht, Neji zu erreichen, aber sein Handy ist aus. Verdammt, wenn ich das alles schon früher gewusst hätte… es tut mir so leid, Naruto.“ „Nicht…“, krächze ich mit größter Mühe, meine Tränen zurückzuhalten, „entschuldige dich nicht. Es ist nicht deine Schuld… mir tut es leid, Sasuke… ich liebe dich so sehr.“ Ich umfasse mit meinen Händen sein Gesicht und küsse ihn. Küsse ihn mit all den Gefühlen, vor denen ich mich am meisten fürchte. Liebe… diese Verwundbarkeit… Ich will nicht, dass sie mir genommen wird. „Naruto, du weinst… was ist?“, haucht er gegen meine Lippen, doch ich ersticke den Rest seiner Worte, indem ich ihn erneut küsse. Leidenschaftlicher, verlangender. Ich brauche ihn. Ich brauche ihn so sehr… Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie konnte ich jemals an Sasuke zweifeln?   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)