Caveyard von Sas-_- (N | Touko) ================================================================================ Kapitel 2: Flüsternde Schatten ------------------------------ Toukos Beine brannten vor Erschöpfung und die Luft, die sie verzweifelt in ihre Lungen zu pumpen versuchte, fühlte sich wie zähflüssiger Brei an, der sich kaum noch atmen ließ. Ihre Schritte wurden unregelmäßig, der Schweiß lief ihr über die Schläfen und in die Augen und ihre Kleidung klebte wie eine zweite Haut an ihr. Schließlich ging es nicht mehr anders, Touko musste stehen bleiben. Vornüber gebeugt lehnte sie sich an die Tunnelwand und stützte sich mit ihren Händen auf ihren Knien ab. Touko wischte sich keuchend den Schweiß von der Stirn und blickte sich zum ersten Mal richtig um. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie jetzt eigentlich gerannt war; Hauptsache weit weg von diesen gefräßigen Spinnenpokémon, die sie scheinbar hartnäckig mit einer köstlichen Mahlzeit verwechselten. Das Licht im Tunnel war sehr spärlich, da hier nur vereinzelte elektrisierte Steine in der Höhlenwand eingelassen waren oder in der Luft schwebten. Dennoch reichte es aus, um sich einigermaßen orientieren zu können, unglücklicherweise war Orientierung nicht unbedingt Toukos Stärke. Selbst im Freien auf einem Radweg schaffte sie es mühelos, sich hoffnungslos zu verirren, da war eine Höhle der absolute Supergau. Zurückzugehen traute Touko sich nicht, wahrscheinlich saßen ihr immer noch die Wattzapf im Nacken und sie hatte nicht vor, ihnen trällernd in die Arme, besser gesagt Fänge, zu laufen. Folglich blieb ihr eigentlich nur der Weg weiter gerade aus und die Hoffnung, dass sie es durch die Höhle nach Panaero City schaffte. Touko trank ein paar Schlucke aus ihrer Wasserflasche, dann marschierte sie weiter und während sie so einigermaßen beruhigt ihrer Wege ging, ärgerte sie sich, dass sie keine Fotos von der Wattzapftruppe gemacht hatte. Das wäre sicherlich ein sehr spannendes Motiv gewesen. Geflüster lag in der Luft, Touko zuckte immer wieder zusammen, weil sie Stimmen zu hören glaubte, die sich an den finsteren Tunnelwänden brachen. Dieser Schatten dort hinten, der hatte sich doch eindeutig bewegt! Lautes Keckern ließ sie erschrocken aufschreien und wie eine Katze hoch in die Luft springen. Tatsächlich! Da war eindeutig etwas in ihrer Nähe, es hielt sich in den Schatten versteckt, die Augen dieses Etwas funkelten hell wie zwei seelenlose Sonnen und Touko war sich absolut sicher, lange spitze Zähne in der Dunkelheit aufblitzen gesehen zu haben. „Ha, dieses Mal renn ich nicht kopflos davon!“, murmelte Touko und zog ihren Pokéball hervor, sie warf ihn in die Luft und ein kleines Floink erschien auf der Bildfläche. Es scharrte mit seinen kleinen Füßen in der Erde und als es schnaubte, stoben kleine Funken aus seinem Rüssel. „Tepig! Irgendwas treibt sich hier herum, pass bloß auf, in dieser Höhle ist es gemeingefährlich!“, erklärte Touko nervös ihrem Floink namens Tepig, doch trotz aller Aufregung, wanderte ihre Hand zu ihrer Kamera. Man kann ja nie wissen. Vorsichtig machten die beiden sich langsam daran, weiterzugehen und so wie es aussah, bildete Touko sich das Gemurmel in der Dunkelheit nicht ein, auch Tepig spitzte die Ohren und reckte schnüffelnd seine Schnauze in die Luft. Urplötzlich schoss etwas aus einem der rabenschwarzen Schatten auf das ahnungslose Floink zu, Touko sah weiße Zähne funkeln und eine Klaue über Tepigs Flanke ziehen. Tepig quiekte erbärmlich auf und kippte jammernd zur Seite. Was auch immer Toukos Freund angegriffen hatte, zog sich sofort wieder zurück in den Schutz der Finsternis. „Tepig!“, schrie Touko entsetzt und kniete sich neben ihrem verletzten Partner, das entsetzt vor sich hinstarrte. Doch es kam schnell wieder auf die Beine, die Verletzung an seiner Flanke war nicht tief, es glich mehr ein paar tieferen Kratzern als einer ernsthaften Verletzung. Es war mehr der Schreck, der Tepig die Luft zum Atmen nahm, denn der Schmerz. Touko untersuchte ihren Partner sorgfältig und war anschließend sehr erleichtert, dass es ihrem Pokémon im Großen und Ganzen gut ging und wanderte, schwer auf der Hut, weiter durch den Tunnel. Obwohl das Geflüster und Gezischel in der Finsternis anhielt und sie hartnäckig verfolgte, kam es zu keinem weiteren Zwischenfall und nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten Touko und Tepig eine große Kammer, in der eine mächtige Schlucht klaffte. Die Decke der Höhle war kaum auszumachen, trotz dass hier relativ viele leuchtende Steine ihr Unwesen trieben. Nur ab und zu glaubte Touko eine Bewegung an der Höhlendecke ausmachen zu können, doch sie hatte beschlossen, sich nicht mehr verrückt machen zu lassen. Die Schlucht zog sich quer über die gesamte Kammer, jedoch hatten umsichtige Wanderer vor Touko eine Holzbrücke gebaut, die zur anderen Seite der Schlucht führte. Da Touko und Tepig keine andere Wahl hatten, als den Weg über die Brücke zu nehmen, machten sie sich mit schlotternden Knien an die Überquerung. Die Brücke wirkte alt und etwas modrig. Manche Latten fehlten, das Holz machte einen brüchigen Eindruck und Touko hatte viel Mühe damit, nicht darüber nachzudenken, dass das Einstürzen der Brücke ihr Todesurteil sein würde. Kurz vor der Brücke kamen die beiden unfreiwilligen Abenteurer zum Stehen, Tepig beschnupperte argwöhnisch die ersten Holzplanken und Touko druckste unentschlossen vor sich hin, aber auf bessere Zeiten warten, machte ihr derzeitiges Problem nicht ungelöst. Im Gegenteil, die Wattzapf würden sie vielleicht bald erreicht haben und das kichernde Etwas im Tunnel konnte auch jederzeit wieder zu einem Angriff übergehen. Erneut bildete sich kalter Schweiß auf Toukos Stirn, als sie den ersten Schritt auf der brüchigen Brücke machte, diese geriet sofort ins Schwanken und Touko griff jammernd nach den Seilen, die sich neben den Planken spannten und ihr Halt geben sollten. Ihr Puls jagte schwindelerregend in die Höhe und ihr gesamter Körper zitterte vor Anspannung, Tepig ging es dabei kein Stück besser. Das Holz ächzte mitleidig und knarzte unheilvoll bei jedem Schritt. Touko geriet noch mehr ins Schwitzen und ihr Floink tappelte ihr unruhig hinterher, seine Nase zuckte nervös und seine Augen glänzten fieberhaft. Für ihn ging das alles viel zu langsam, am liebsten würde er ruckzuck über die Brücke flitzen, aber Touko traute der Brücke so viel Belastung nicht zu. Lieber ein Schritt nach dem anderen, wenn da nicht dieser fiepsende Schwarm Fleknoil wäre, der sich mit atemberaubender Geschwindigkeit Touko und Tepig näherte. Touko nahm ihre neuen Verfolger erst wahr, als sie das Schlagen vieler, lederiger Flügel hören konnte. Überrascht blickte sie auf, ihr Kiefer klappte nach unten und ihr Fuß blieb mitten in der Luft hängen. Das konnte doch alles nicht wahr sein, warum denn ausgerechnet jetzt?! Tepig quiekte ungeduldig und rammte Toukos Bein mit seinem Kopf, sie geriet ins Stolpern und trat, heftiger als vorgesehen, auf der nächsten Planke auf. Krachend gab das morsche Holz nach und Toukos gesamtes Bein sackte ein. Sie kreischte so laut, dass Tepig widerwillig den Kopf schüttelte, als würde das Floink es bedauern, sich nicht die Ohren zuhalten zu können. Panisch flogen Toukos Hände umher auf der Suche nach Halt, ihre Finger krampften sich um die Seile und sie versuchte, sich hektisch zurück auf die Brücke zu ziehen. Über ihr flatterten die Fleknoil, ihr Fiepen dröhnte in Toukos und Tepigs Ohren, da es wieder und wieder von den Höhlenwänden zurückgeworfen wurde. Touko zog noch einmal kräftig an den Seilen, Stück für Stück bekam sie ihr Bein aus der Kluft heraus, erlitt dabei aber viele kleine und große Schrammen, doch das war ihr egal. Sie nahm den Schmerz noch nicht einmal wahr. Tepig knuffte Touko noch einmal in die Seite und drängte sie hektisch weiterzugehen, das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Kaum, dass Touko wieder auf den Beinen war, gab sie ihrem Floink einen hitzigen Befehl, um die nervigen Fleknoil zu vertreiben, bevor sie zu einem Angriff übergehen konnten. „Setz Glut ein, schnell!“ Sofort stoben tausende Funken aus Tepigs Rüssel und sausten, paarungsbereiter Glühwürmchen gleich in die Luft. Sie brannten sich in die Felle und Flügel der Fleknoil, brachten sie zum Trudeln und einige sogar zum Absturz, und Touko glaubte sich schon siegessicher. Was sie allerdings nicht bedacht hatte, war die altertümliche Brücke, deren Schwachstelle nicht nur das Gewicht ihrer Passanten beinhaltete, sondern auch dessen Resistenzlosigkeit Feuer gegenüber. Mehr und mehr Planken brannten unter Toukos entsetztem Blick weg. Das wenige Feuer, welches Tepig von sich gegeben hatte, reichte völlig aus, um das verdorrte Holz in Flammen aufgehen zu lassen. „Zugegeben, ich hatte schon bessere Ideen, oder?“, fragte Touko bedrückt ihr erschrockenes Floink. Knirschend gab die Brücke schließlich ihren Geist auf und Touko verlor wortwörtlich den Boden unter ihren Füßen. Schreiend stürzte sie mit ihrem quiekenden Floink in die gähnende Leere des tödlichen Abgrunds. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)