Caveyard von Sas-_- (N | Touko) ================================================================================ Kapitel 4: Schattenspiele ------------------------- Toukos Mund fühlte sich an, als hätte sich die Wüste Gobi in ihr ausgebreitet. Tepigs Nase zuckte verwirrt hin und her, wenn er jetzt nicht einmal mehr seiner eigenen Nase trauen konnte, und Touko auch nicht ihren Augen … Toukos zweites Ich kicherte und beugte sich mit einem frechen Grinsen leicht nach vorn, es hielt die Arme hinter dem Rücken verschränkt und musterte Touko und ihren Partner eingehend. Tepig wetzte kurz nach vorn, bremste jedoch genauso abrupt wieder ab. Er traute dem Ganzen nicht, das konnte ja unmöglich Touko sein, die stand schließlich entgeistert neben ihm, aber was war es dann? „Tepig, setz Glut ein!“ Touko hatte ihre Sprache wieder gefunden, was auch immer dieses Etwas war, sie würde es herausfinden! Tepig sprühte Funken aus seinem Rüssel, ein Hitzeschwall wallte zu Touko hinüber und die Luft wurde noch stickiger, als sie es ohnehin schon war. Toukos zweites Ich wich geschickt aus. Es sprang wesentlich höher, als es für einen Menschen möglich wäre, setzte seine Füße gegen die Höhlenwand und machte einen Salto rückwärts. Tepig stand noch völlig verdattert da, Toukos Doppelgänger nutzte diese Gelegenheit und … verschwand! Panisch drehten Touko und Tepig sich in alle Richtungen, aber ihr Doppelgänger blieb verschwunden. Urplötzlich tauchte dieser neben dem verwirrten Floink auf, und verpasste ihm einen harten Schlag. Quiekend flog Tepig vor Toukos Füße, die sich konfus an die Stirn langte und angestrengt blinzelte. Das war alles ein bisschen viel für sie, aber einen Augenblick mal …! Ihr zweites Ich hatte einen Schweif, der direkt über dessen Hintern aus der Hose ragte. Tepig sprang schnaubend auf seine Füße. So einen gemeinen Trick würde er nicht einfach hinnehmen! Erst dieses linke Zobiris und jetzt dieser böse Zwilling. Noch bevor Toukos Doppelgänger entsprechend reagieren konnte, setzte Tepig eine Brandstempel Attacke gegen den Schweif, der aus seiner Hose ragte. Lila und rosa Funken sprühten, Toukos zweites Ich verlor in sekundenschnelle seine Form und verwandelte sich – in der Luft um sich selbst wirbelnd – in einen kleinen, schwarzroten Fuchs, der Tepig ankicherte und dann mit seiner blutroten Pfote auf die Stirn tippte. Tepig stolperte irritiert zurück, so ein Pokémon hatte er noch nie gesehen und da war er nicht der Einzige. Ein ihm nur allzu vertrautes Geräusch drang an sein Ohr. Touko hatte ihre Kamera ausgepackt und machte begeistert Fotos von dem kleinen Fuchs, der sie neugierig musterte. „Könntest du dich noch mal in mich verwandeln, ja?“, quietschte sie mit lächerlich verstellte Stimme, und beugte sich schrecklich breit grinsend zu dem kleinen Fuchs hinunter, der sofort ein paar Schritte zurückwich. Dann sprang es hoch in die Luft, die Funken sprühten erneut und auf einmal standen zwei Floink vor Touko. Ohne zu zögern, fotografierte sie entzückt das Szenario, während Tepig argwöhnisch von seinem Doppelgänger abrückte. Ein Pokémon, das seine Erscheinung wechseln kann, kannte Tepig nur von Ditto, aber so einen Fuchs hatte er noch nie gesehen. Touko packte ihre Kamera wieder weg und holte mit der anderen Hand ihren Pokédex heraus. Die Antwort auf alle ihre Fragen, war nur wenige Mega-Bytes von ihr entfernt. „Zorua: Das Lausefuchs-Pokémon. Es übertölpelt andere, indem es verschiedene Gestalten annimmt. Angeblich tarnt es sich oft als wortkarges Kind. Zorua liebt es, Menschen zu überraschen.“ „Oh, du bist also ein Zorua! So siehst du also aus“, freute sich Touko und ging ganz langsam auf das Floink zu, von dem sie glaubte, es sei Zorua. Doch als Tepig die Schnauze rümpfte und mit den Ohren in Zoruas Richtung wackelte, schlich Touko prompt in die andere Richtung weiter. Zorua beobachtete das Schauspiel mit amüsierter Mine und keckert vergnügt in sich hinein. „Tepig, vielleicht haben wir kein Zobiris bekommen, aber ein Zorua fangen wir auf jeden Fall!“ Tepig wandte sich kampfbereit seinem feixenden Zwilling zu. Der streckte ihm die Zunge heraus, macht auf dem Absatz kehrt und huschte in einen abzweigenden Tunnel. Tepig schoss dem flinken Pokémon ohne zu zögern hinter her, der laut knirschende Sand hinter ihm verriet Tepig, dass Touko sich ebenfalls an die Fersen des Zorua geheftet hatte. „Wenn wir nahe genug dran sind, dann setz Glut ein!“ Doch sie kamen nicht nahe genug ran. Zorua war wahnsinnig gut zu Fuß. Tepig war keine lahme Schnecke, aber immer wieder verlor es den schwarzen Fuchs in der um sich greifenden Finsternis der Höhle aus den Augen. Hier schwebten zu wenig elektrische Steine herum, als dass man ausmachen konnte, wohin man trat. Touko wäre beinahe zweimal gestürzt, der Boden war übersät mit Steinen und Mulden. Als sie ein zweites Mal stürzte, hatte sie Tepig nur knapp verfehlt. Entrüstet aufgrunzend, funkelte er sie zornig an. Zorua verschwand um eine weitere Biegung, und mit ihm Tepig. Touko keuchte bereits. Das Atmen fiel ihr Schritt für Schritt schwerer, aber ihr Partner sauste immer weiter voraus. Ihr T-Shirt klebte bald schweißgetränkt an ihrem Oberkörper, ihre Haare sahen wahrscheinlich alles andere als ansehnlich aus, und über ihre neuen Turnschuhe mochte Touko gar nicht nachdenken. Als sie schließlich im Feuereifer gegen eine Stalagtite rannte, blieb sie fluchend stehen, trat ins Nichts und verlor dabei fast das Gleichgewicht. Tepigs trabte unbeirrt weiter, und obwohl sie laut nach ihrem Partner rief, entfernten sich seine Schritte immer weiter von ihr. Schon bald stand sie allein da, die warme, muffige Dunkelheit hüllte sie ein, wie eine warme Decke. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an das schaurige Glühen einiger weniger Steine, die traurig durch die Luft schwebten wie verirrte Seelen in ewiger Finsternis. Das Einzige, was Touko vernahm, war ihr keuchender Atem und ihre unsicheren Schritte. Ihr Herz pochte schmerzhaft gegen ihre Rippen und obwohl es so stickig war, fror sie etwas. „Tepig?“ „Tepig?“ „Tepig?“ „Tepig …?“ Das Echo, das ihr antwortete, klang ängstlich und erschöpft. Touko fuhr sich seufzend durch ihre zerzausten Haare und versuchte, sich zu beruhigen. Das hier ist nur eine Höhle, mag Tepig vorerst verschwunden sein, seine Spürnase würde ihn zurück zu ihr leiten, da war Touko sich absolut sicher. Außerdem besaß sie weit mehr als nur ein einziges Pokémon! Es gab also gar keinen Grund, sich ins Hemd zu machen und dennoch … Touko konnte das unbehagliche Grummeln in ihrem Magen nicht völlig zum Schweigen bringen. Ihre Finger zitterten leicht, als sie über den kühlen Fels der Höhlenwand glitten, kleine Sprünge, glatte Risse und faustgroße Mulden im Stein erfühlten und ihr langsam, aber stetig den Weg wiesen, während sie sich mit ihren abgelaufenen Schuhen vorantastete. Wie lange sie sich so vorangetastet hatte, konnte Touko im Nachhinein nicht mehr sagen. Vielleicht 15 Minuten, vielleicht eine halbe Stunde … Ihr Herz setzte einen kurzen Augenblick aus, als sie etwas in der Dunkelheit rascheln hörte. Schritte näherten sich ihr, Schritte von Füßen, weitaus größer als die von Tepig und sie kamen direkt auf Touko zu. Ihr Puls schnellte in die Höhle und ihre Finger tasteten hastig nach den Pokébällen. Sie zitterten so sehr, dass sie den ersten Pokéball, den sie zu fassen bekam fallen ließ. Fluchend bückte sie sich danach und ihr Blick fiel auf zwei große Turnschuhe, die direkt vor ihr standen. Schreiend wich sie zurück, fiel auf den Hintern und robbte sich panisch rückwärts, dabei schnitt sie sich die rechte Hand an einem scharfkantigen Stein auf, aber der Schmerz drang kaum merklich zu ihr durch. Touko nahm es so nebensächlich war, wie einen Luftzug. Ein Mann stand vor ihr, größer als sie, mit Sicherheit älter als sie und alles, was sie erkennen konnte waren seine stechend grünen Augen, die wie Smaragde in der Finsternis glühten. Er bückte sich, griff nach Toukos Pokéball und richtete sich, den Ball in der Handfläche wiegend, wieder auf. Touko sprang linkisch zurück auf ihre Füße, schnappte sich den nächsten Ball an ihrem Gürtel und hielt ihn wie eine Waffe vor sich gereckt. „Ich warne Sie, ich habe ein Elfun und keine Scheu, es zu benutzen!!“, kreischte sie mit einer Stimme, für die sie sich abgrundtief schämte. Der Mann trat lässig auf sie zu. Auf seinem Gesicht lag ein schelmisches Grinsen, als er Touko ihren Pokéball entgegenhielt. Misstrauisch stand sie da, taxierte den jungen Mann noch einmal von oben bis unten, schließlich machte sie einen Satz nach vorn, grabschte nach ihrem Pokéball und zog sich wieder zurück. Der Fremde ging rückwärts und bedeutete Touko, ihm zu folgen, Touko zögerte. Wer war er und warum gab er nicht einen Ton von sich? Kein „Hallo“ kein „Hier hast du deinen Pokéball wieder“ nichts. Sie schluckte schwer, steckte die beiden Pokébälle zurück an ihren Gürtel und lief dem seltsamen, stummen Mann mit einem Sicherheitsabstand hinter her, bevor sich seine Konturen endgültig in der Dunkelheit verlieren konnten. Die Luft wurde allmählich kühler und der Tunnel langsam heller, da mehr und mehr Steine ihren Weg kreuzten. Umso mehr Licht durch die Höhle strömte, umso mehr konnte Touko den Mann vor sich erkennen. Er trug ein weißes Hemd, hatte lange, waldgrüne Haare, die er sich zu einem Zopf gebunden hatte und trug eine schwarzweiße Cap auf dem Kopf. Seine braune Hose schienen manchmal unnatürlich konturlos. Touko blinzelte angestrengt; etwas stimmte nicht mit diesem Mann. Irgendetwas war anders … Jetzt verstand sie! Jetzt wusste sie, was nicht stimmte! Ruckartig blieb Touko stehen. Ihre Arme fest um ihren Oberkörper geschlungen, starrte sie ihren verschwiegenen Begleiter mit kribbelndem Unbehagen an. Kein Wunder, dass er so schweigsam war. Zorua können nicht sprechen. Keckernd drehte sich das Pokémon in Menschengestalt um, die Fratze des Mannes sprach Hohn und Spott. Touko schluckte schwer und ihr Blick wanderte zu dem pechschwarzen Schweif, der aus seiner Hose ragte. „Wo ist Tepig?!“, fragte sie. Ihre Stimme klang heißer und verbraucht. „Hier“, antwortete jemand leise hinter Touko. Wollte sie sich umdrehen? Ihre Hände wanderten zurück zu ihrem Gürtel und ihre rechte Handfläche schmerzte unangenehm, als sie ihre Hand um einen Pokéball schloss, während aus dem Mund der Fratze ihres Gegenübers spitze Fangzähne wuchsen. „Ich habe keine Angst vor dir!“ Der Schweif – der eben noch aus der Hose ragte – verschwand und die Hände des Mannes verwandelten sich in nachtschwarze Pranken, besetzt mit blutroten Klauen. Das Gesicht zog sich in die Länge, eine Wolfsschnauze, bewährt mit dolchartigen Zähnen kam zum Vorschein. Die Cap verschwand, das waldgrüne Haar färbte sich gräulich rot. Die Hose verschwamm endgültig und zwei kräftige Beine schälten sich heraus. Die Turnschuhe zerflossen, zwei Tatzen mit scharfen Krallen gruben sich in die Erde, und aus dem Maul dieses Wesens grollte ein bedrohliches Knurren. „Ich habe keine Angst …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)