Caveyard von Sas-_- (N | Touko) ================================================================================ Kapitel 7: Blitzkrieg Bop ------------------------- „Zapplardin: Das Stromfisch-Pokémon. Es besitzt ein Organ, mit dem es im Notfall Elektrizität erzeugen kann. Allein erzeugt es nur wenig Strom, tritt es jedoch geschlossen im Schwarm auf, so gleicht seine Kraft der eines Blitzes.“ Schweigend blickte Touko von ihrem Pokédex zu dem riesigen Schwarm von Zapplardin auf, der sich direkt vor ihr befand. Unzählige fischartige Wesen glitten lautlos durch die Luft, lediglich das elektrische Knistern war zu hören. Die Leiber dieser Pokémon waren schneeweiß, durchzogen von leuchtenden gelben Linien. An ihren Köpfen saßen Augen, pechschwarzen Murmeln gleich, und ihre Münder ähnelten roten Sternen. Ihre einzige Flosse zog sich über ihren Rücken und über den Bauch und schloss am Schwanzende zusammen. Durch die Elektrizität, die ihre Körper erzeugten, schwebten sie in der Luft, als schwämmen diese fischartigen Pokémon durch ein Meer statt durch einen staubtrockenen Tunnel. „Dein Dingsda hat ganz recht, zusammen können Zapplardin gefährlich werden, fühlen sie sich bedroht, werden sie uns augenblicklich mit Elektroattacken angreifen und ich schätze…“ „Du musst nicht alles im Detail ausführen, ich bin durchaus in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen!“, murrte Touko, doch eigentlich hörte sie N gar nicht richtig zu. Der Anblick frei schwebender Fische war sicherlich einzigartig und diese aufeinander abgestimmten Bewegungen, die die Zapplardin vollführten, fesselte Toukos Aufmerksamkeit voll und ganz. Plötzlich löste sich einer der Fische aus der Gruppe und kam neugierig auf sie zu geschwommen; oder geflogen, je nach dem. Touko hielt angespannt ihren Atem an, als das Zapplardin gemächlich auf sie zusteuerte und in der Luft leichte Kurven zog. Kurz bevor es bei ihr ankam, umgab ein violettes Schillern das Pokémon. „Zorua!“, rief Touko empört aus, als aus dem Fisch ein Lausefuchs wurde, der kichernd an ihr vorbeiwetzte und zu N zurückkehrte, der es auf seine Schulter springen lies. „Diese Schwärme sieht man nicht alle Tage, man kann sich wirklich glücklich schätzen, wenn…“, begann N, als er von einem Geräusch unterbrochen wurde. Klick. Klick. „Was zum?!“ Verlegen ließ Touko ihre Kamera sinken und zuckte mit ihren Schultern. „Du sagtest doch selbst, dass man diese Gelegenheit nur alle Jubeljahre bekommt, da wollte ich…“ „Und du behauptest, du könntest im Kontext denken! Dass ich nicht lache!“, fauchte N, Tepig quietschte laut in Toukos Armen und zappelte heftiger denn je. Das statische Knistern war in ein elektrisierendes Rauschen übergegangen und das ungute Gefühl, das sich bei Touko schon wie selbstverständlich einstellte, ließ sie schaudernd aufblicken. Tepig strampelte, was das Zeug hielt. Dank der Schnappschüsse seiner unverbesserlichen Trainerin, registrierte der Schwarm Zapplardin ihre Anwesenheit nun als Gefahr. Das grelle Leuchten ihrer sonst weißen Leiber und das anschwellende statische Rauschen, verriet nicht nur Tepig, dass sich die Stromfisch-Pokémon auf einen elektrisierenden Angriff vorbereiteten. „Ich bin noch nie so viel gerannt, noch nie! Und weißt du was?! Ich hab das Gefühl, dass das an dir liegt!“, brüllte N, während er und Touko einfach drauflos stoben, Hauptsache raus aus der Gefahrenzone; denn um sie herum wurden bereits heißgeladene Blitze an die Höhlenwände geschleudert, welche knirschend Gestein heraussprengten. „Wieso denn an mir!“, keuchte Touko aufgebracht, dicht hinter N. Vermutlich sah sie genauso wenig wie Tepig, der größtenteils seine Augen zukneifen musste. Das elektrische Licht war schmerzhaft hell. „Wieso? Soll ich wirklich anfangen, aufzuzählen, was du alles verdaddelt hast?“ „Ich hab nur Fotos gemacht!“ Tepig legte seine Ohren an. Mal abgesehen von dem Gestein und den Stromschlägen, die ihnen nun um die Köpfe flogen, musste er sich nicht auch noch das unnötige Gezanke der beiden anhören. Es krachte und schepperte so laut, dass die beiden sich vermutlich gar nicht mehr gegenseitig verstanden, Tepig schloss nun vollends seine Augen. Im Moment musste er sich einfach auf seine Trainerin verlassen, doch es fühlte sich wie Verrat an, denn eigentlich sollte er derjenige sein, der sie schützte und nicht umgekehrt. Toukos Körper schüttelte sich plötzlich, verwirrt riss Tepig seine Augen wieder auf und musste feststellen, dass er in einer hohen Geschwindigkeit auf den Boden zuraste; daraus schloss er, dass Touko gestolpert sein musste, und wenn er nicht zerquetscht werden wollte … Mit seinen Füßen um sich tretend, befreite er sich schließlich aus Toukos lockerer Umarmung, landete schnaufend auf dem steinigen Grund und trabte davon. Er wollte ja nicht von Touko geplättet werden. „Tepig!“, rief Touko, die kurz darauf ächzend auf dem Boden aufschlug. Eine Lichtsalve nach der anderen jagte durch die Höhle und tauchte diese in ein Licht, dass einen glauben ließ, man habe unzählige Sonnen um sich. Durch dieses immens helle Licht geblendet, tastete Touko rufend über den Boden. Ihre Hände suchten scheinbar vergeblich nach ihrem Partner, der sich jetzt zu ihr umdrehte, jedoch selbst kaum die Augen offen halten konnte. „Du wirst wohl nicht ohne sie gehen, oder?“, fragte N, der neben Tepig in die Hocke gegangen war und sich seine Cap tief in die Stirn zog. Grunzend schüttelte Tepig verneinend seinen Kopf. „Ich verstehe. Ich gebe zu, ich hätte sie auch nicht zurückgelassen, auch wenn sie ein einziges Ärgernis ist.“ Mit diesen Worten richtete N sich gebückt auf, und das ungleiche Paar von Schwein und junger Mann bahnte sich, die Arme schützend vor ihren Gesichtern, den Weg zur blinden und brüllenden Touko. „Wir sind schon da!“ Es krachte und ein großer Brocken Gestein löste sich aus eine der Höhlenwände und fiel krachend vor Ns Füße. „Fast da…“ Die Zapplardin schwirrten bösartig summend um sie herum wie ein wild gewordener Schwarm Honweisel. Aus ihren Körpern schlugen unzählige Blitze, die N und Tepig nur knapp verfehlten, und über Touko schien höchstselbst der Herrgott seine schützende Hand zu halten. Blindlings taumelte sie durch die Höhle, die Arme weit von sich gestreckt und orientierungslos. Dennoch traf sie weder Gestein noch Strom; das nahm Tepig doch schon sehr ein Wunder. „Jetzt sind wir da!“ N packte Touko am Arm und zerrte sie hinter sich her, in diesem Augenblick entschied sich eines der Zapplardin offensichtlich zu einem Frontalangriff. Ein schneeweißes, Blitze schleuderndes Geschoss preschte ungebremst nach vorn, direkt auf Touko zu. Tepig wandte sich seinem Gegner zu und machte sich bereit, eine Glutattacke abzufeuern, jedoch kamen zwei blutrote Klauen ihm zuvor. Direkt neben dem herannahenden Zapplardin befand sich noch eines, aber im nächsten Augenblick war es kein Zapplardin mehr, sondern Ns Zoroark, welches nun mit einem gezielten Schlag das Zapplardin aus seiner Bahn warf. Dieses klatschte nun zischelnd gegen eine der Wände und landete kraftlos auf dem Boden. Tepig schnaubte wütend, zugleich war es dankbar für die überraschende Hilfe. Zoroark zwinkerte ihm nur Zähne bleckend zu, bevor es sich an Ns Seite postierte und gemeinsam mit Zorua Spukbälle abfeuerten. Scheinbar stimmten die Analyse des Pokédexes und der von N überein. Gemeinsam waren diese Zapplardin ein harter Brocken, wurde jedoch ein Einzelnes von einem Spukball getroffen, so ging es sofort kampflos zu Boden und zuckte nur noch Ekel erregend wie ein Fisch auf dem Trockenen. Tepig feuerte eine Glutattacke nach der anderen ab, aber für jedes zu Boden gegangenes Zapplardin, schienen sich drei neue einzufinden, um weiterzukämpfen. „Sie verteidigen ihr Territorium, vermute ich!“, rief N über das Chaos hinweg. „Hmmm…“, brummte Touko schwankend. „Wir müssen aus diesem Gebiet hier raus, wir schaffen das ohnehin nicht, das sind einfach zu viele und es kommen immer mehr!“ „Hmmm…“ „Versuch jetzt ja nicht hilfreich zu sein!“ „Hmmm…“ In Toukos Kopf schwirrte es. Seit sie gestürzt war, hatte sie abscheuliche Kopfschmerzen, vielleicht war sie ja von einem der Blitze getroffen worden, aber sie fühlte sich schrecklich betäubt. Ihre Glieder kribbelten und vor ihren Augen tanzten Sterne und Funken. N nahm Touko nur am Rande wahr, ihr einziger Gedanke galt nur ihrem Freund Tepig, von dem sie inständig hoffte, dass er bei ihr war. Sie war nicht in der Lage, sich nach ihm umzusehen, geschweige denn, nach ihm zu suchen. „Tepig…“, kam es endlich gequält aus ihr heraus. Trotz des Höllenlärms schien N sie verstanden zu haben. „Mach dir mal keine Sorge, wir lassen niemanden zurück, Tepig ist hier!“ Touko senkte resignierend ihre Lider, aber die Dunkelheit wollte sich nicht einstelltem. Die Lichtblitze waren so hell, dass Touko die einzelnen Äderchen ihrer Augenlider erkennen konnte. Die Luft war stickig und so dicht von der elektrischen Ladung und dem aufgewirbeltem Staub aus Gestein, dass man sie schneiden könnte. Das Atmen fiel nicht nur Touko schwer, auch die Lungen von N, Tepig und den beiden Unlichtfüchsen füllten sich mit Staub und ließen sie Husten, bis ihnen die Tränen in die Augen stiegen. Stöhnend senkte Touko ihren Kopf, ihre Beine fühlten sich taub an, dennoch bewegten sie sich praktisch ohne ihr zutun, und sie liefen und liefen und liefen. „Wie fühlst du dich?“ Murmelnd rollte Touko sich zur Seite, ihre letzten Erinnerungen bestanden aus kreischendem Lärm, der einem die Ohren bluten ließen und Licht, so hell, dass man das Gefühl hatte, es wolle einem die Augen aus dem Kopf brennen. Jetzt war es ruhig, ruhig und dunkel und wenn es nach Touko ginge, dann wäre es das nun die nächsten 24 Stunden. Schlafen, Ruhe, ausatmen, ohne hektisch einatmen zu müssen. „Touko? Dein rechter Arm weißt leichte Verbrennungen auf, ein Blitz muss dich gestreift haben. Glücklicherweise hat er dich nicht getroffen“, sprach N leise (und natürlich dennoch schnell), während seine kühlen, jedoch leicht verschwitzten Hände ihren Arm sanft umfassten, damit er sich ihre Wunde näher ansehen konnte. Tepig jaulte besorgt und drückte sich gegen Touko, ihre Hand strich sachte über seinen bebenden Rücken. Alles wird gut. „Jetzt haben wir schon zwei Verletzte, und wo der Höhlenausgang ist, weiß wohl nur Arceus“, seufzte N leise und lehnte sich neben Touko gegen die raue Höhlenwand. Eine Weile herrschte einstimmiges Schweigen, lediglich Tepig tappte mal hier hin und mal dorthin, aber selbst Zorua blieb verschwiegen neben N liegen, obwohl es sonst munter umher zu flitzten pflegte. Es fühlte sich an wie eine Sackgasse. Die Orientierung hatten sie ja schon lange verloren; Touko schon ab dem Punkt, als sie die Höhle betreten hatte und N, als sie alle Hals über Kopf in einen Fluss gestürzt waren. Touko war eingeschlafen, murmelnd zuckte sie im Schlaf und runzelte die Stirn. N verzichtete darauf, sie aufzuwecken. Wozu auch, um ihr zu sagen, dass sie nicht wussten, wohin genau sie jetzt gehen sollten? Außerdem schien der Blitzschlag sie mehr geschwächt zu haben, als er angenommen hatte. Touko brauchte dringend Ruhe und auch Zorua und Zoroark waren am Ende ihrer Kräfte angelangt. Müdigkeit stellte sich nun auch bei dem jungen Mann ein, doch einschlafen durfte er keinesfalls. Die Pokémon hier waren alle unberechenbar und übellaunig, und seine neue Mitstreiterin hatte offensichtlich ein Händchen dafür, jedes Lebewesen zum Feind zu bekehren. „Du willst nach einem Ausgang suchen?“ Tepig hatte sich vor N postiert und blickte entschlossen zu ihm auf. „Du bist nicht in der Lage, nach einem Ausgang zu suchen. Du bist selbst schwer verletzt, wieso willst du dich für einen Menschen, der dich nur benutzt, so aufopfern und … Was lässt dich glauben, dass sie dein Freund ist?“, hakte N nach, als Tepig einwarf, dass Touko für ihn keineswegs irgendein Mensch war. Nachdenklich nickte N und strich sich über sein Kinn. „Das, was du sagst erinnert mich an ihn. Seine Pokémon behaupteten das gleiche“, dachte N laut nach. Er war sich so sicher, diesen gewissen Jemand hier finden zu können. „Ich kann dich nicht davon abhalten, alle Entscheidungen liegen bei dir, du bist frei. Auch wenn ich nur das beste für dich…“ Tepig kehrte N seinen verletzten Rücken zu und lief von dannen. Nur wenige elektrische Steine spendeten hier Licht, gerade so viel, dass man noch erkennen konnte, wo die nächsten Höhlenausgänge lagen. Mit seinem Rüssel dicht über dem sandigen Höhlenboden, trabte Tepig los. „Immer der Nase nach.“ „Hmm? Was’s los?“, nuschelte Touko. N seufzte. „Nichts ist los, alles fest.“ Tepig war sich sicher, etwas gerochen zu haben, das ihnen weiterhelfen konnte, musste! Es roch nach etwas Frischem, vielleicht nach frischer Luft, aber es könnte auch eine seichte Spur von Jemandem sein, der einst hier entlang gegangen war. Es war die einzig brauchbare Spur, die Tepigs Rüssel hatte einfangen können. Den Weg zurück würde er leicht finden, das war ihm noch nie schwer gefallen. Er konnte nur hoffen, dass sein Weg nicht allzu lange dauerte, wer wusste schon wie groß diese Höhle war. Mal wurde es so dunkel, so dass Tepig sich Stück für Stück entlang tasten musste, mal war es angenehm hell. Licht, das die schwebenden Steine stumm spendeten und für das Tepig oft dankbar war. Bei jedem Geräusch zuckte er gewarnt zusammen, verharrte in der Position in der er sich befand und wartete ab. Er hielt den Atem an und spitzte die Ohren, jedoch stellte sich bis jetzt jedes Geräusch als falschen Alarm heraus. Der verwundete und müde Körper des Floink war angespannt bis zum geht nicht mehr, Tepigs Muskeln schmerzten bei jeder Bewegung. Die Wunde pochte und das Wasser, das seine Haut berührt hatte, brannte immer noch gut nach. Egal, er musste unbedingt den Ausgang dieser Höhle finden, koste es, was es wolle! Es kam Tepig wie Stunden vor, in denen sich Finsternis mit mildem Licht abwechselte. Tatsächlich war er gerade mal 15 Minuten unterwegs gewesen, als seine Nase einen relativ frischen Geruch einfing. Sofort stellten sich seine Ohren auf und sein Herzschlag schnellte in die Höhe. Der Geruch hatte etwas Vertrautes an sich, es erinnerte Tepig unwillkürlich an Touko, aber warum? Je schneller er der Spur folgte, umso intensiver wurde der Geruch. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er nahe dran war. Die Zeit zog sich nicht mehr wie Honig, sie flog dahin wie ein Wadribie durch die Sommerlüfte. Tepig hatte neuen Mut geschöpft und wollte sich diesen auch nicht mehr nehmen lassen. „Du hast es ja ganz schön eilig.“ Das Floink erstarrte mitten in seiner Bewegung. Sein Rüssel zuckte erschrocken, scheinbar war er unvorsichtig geworden und seinem Ziel direkt vor die Füße gelaufen. „Siehst übel zugerichtet aus, mein Freund. Wohin des Wegs?“ Tepig blinzelte, als er zu der Person aufblickte, die ihn völlig ungezwungen angesprochen hatte und traute seinen Augen kaum. Dieses Gesicht erinnert ihn an…! „Was soll das heißen, Tepig sucht den Höhlenausgang?! Er ist verletzt, warum hast du ihn gehen lassen!?“, brüllte Touko außer sich und tobte im Sitzen. Sie warf ihre Arme in die Luft und strampelte dazu hysterisch – geradezu rhythmisch – mit ihren Füßen. Wäre die Situation nicht so ernst, würde selbst N dieses Schauspiel erheiternd finden. „Er hat seine eigenen Entscheidungen getroffen“, antwortete N gefasst. „Er war doch gar nicht in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen und das in seinem Zustand! Ich werd jetzt meinen Freund suchen!“ „So weit ich das sehe, bist du in deinem Zustand nicht in der Lage, deine eigenen Entscheidungen zu treffen.“ „Halt du bloß die Klappe!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)