The Place Beyond The Fire von Elvea (Dank dir bin ich stärker denn je) ================================================================================ Kapitel 9: Lautes Wiedersehen und stummer Abschied -------------------------------------------------- „Das kann doch mal vorkommen. Du bist auch nur ein Mensch.“ „Ja.“ „Außerdem geht es ihm doch wieder halbwegs gut.“ „Ja.“ „Er hatte es verdient.“ „Ja.“ Besorgt tupfte Nala eine Schnittwunde an Kakashis Schläfe ab, die ihm Azu blind um sich schlagend zugefügt hatte. Ihr Retter wirkte seitdem völlig neben der Spur. Nachdem derjenige, an den sie nie wieder denken wollte, sein Bewusstsein wiedererlangt und seine Beine in die Hand genommen hatte, schien Kakashi zwischen ihr und allen anderen eine unsichtbare Mauer hochgezogen haben. Er ließ sich, nachdem er sich für ihren Geschmack viel zu schnell aus ihrer Umarmung gelöst hatte, widerstandslos von ihr in eins der Badezimmer führen, in dem sie Verbandszeug aufbewahrte, doch verlor dabei nicht viele Worte. Obwohl ihr selbst der Schock noch tief in den Knochen saß und widersprüchliche Gefühle in ihr kämpften, konnte sie nicht anders als die Stille mit Geplapper füllen. Zärtlichkeit lag in ihrem Blick, als sie ein Stück zurückwich, um den Schnitt zu begutachten. „Jetzt kann es sich jedenfalls nicht mehr entzünden“, stellte sie zufrieden fest und warf den Tupfer in den Abfalleimer. Kakashi erwiderte nichts. In seinem sichtbaren Auge war jegliches Feuer, was zuvor darin gelodert hatte, erloschen. Nala beschlich das leise Gefühl, dass er nichts von dem, was sie von sich gegeben hatte, in irgendeiner Form zur Kenntnis nehmen konnte oder wollte. Mit den Händen in den Hüften bezog sie direkt vor seinem Gesicht Stellung und fragte laut: „Woher hast du das Sharingan?“. Beinahe unmerklich huschte ein schmerzhafter Ausdruck über sein Gesicht, als er zur Seite sah. „Das ist eine lange Geschichte“, wehrte er ab. Entschlossen hockte sie sich ihm gegenüber auf den Badewannenrand und schlug betont abwartend die Beine übereinander. Kakashi seufzte tief und erzählte ihr von dem, was seine Vergangenheit, seine Gegenwart und seine Zukunft so sehr prägte. Nämlich seine tiefen Freundschaft zu Rin und Obito, sein Respekt vor seinem Meister Minato und das schlechte Gewissen, das auch heute noch an ihm klebte wie eine zweite Haut. Stumm hörte Nala ihm zu, die Ohren gespitzt, um kein einziges Wort zu verpassen. Nur hin und wieder schlug sie die Hände vor den Mund oder knabberte an ihren Fingernägeln. „Mir sagst du also, ich solle mich nicht von der Trauer gefangen nehmen lassen, aber du selbst darfst das, oder wie soll ich das verstehen?“, meinte sie schließlich bitter, nachdem er geendet hatte. „Du bist ein junges Mädchen und ich ein erwachsener Mann. Darin besteht ein Unterschied.“ Er versuchte sich an einem Lächeln, was jedoch kläglich misslang. „Ein junges Mädchen?“, wiederholte Nala zornig. „Ich führe ein ganzes Land, da kannst du mich nicht mehr so bezeichnen!“ „Das war überhaupt nicht abwertend gemeint“, versuchte der Ninja sie zu beschwichtigen. „Damit wollte ich nur sagen, dass du noch so viel vor dir hast und noch so viel erleben wirst.“ „Und du etwa nicht?“ Die Königin bohrte ihm den Zeigefinger in die Brust. „Tu bitte nicht so, als wäre dein Leben schon halb vorbei. Im Grunde unterscheidet sich das, was wir erlebt haben, in ihrem Einfluss nicht groß voneinander. Wir beide haben Verluste erlitten und können an diesem oder jenen Punkt ansetzen, uns Vorwürfe deswegen zu machen. Du solltest lieber anfangen, deine eigenen Ratschläge zu befolgen!“, fuhr sie fort, ohne von ihm abzulassen. Eine Weile erwiderte er ihren empörten Blick, schien jedoch durch sie durchzusehen, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders. „Die Rolle des Lehrers ist mir auf den Leib geschneidert. Für einen Lehrer ist es normal, Ratschläge zu verteilen. Ob er sie selbst befolgt, ist etwas ganz anderes.“ Schnaubend wandte sich Nala zum Gehen. „Ich dachte immer, dass ich keinen Lehrer nötig hätte. Aber gerade du hast mir beigebracht, dass jeder immer gleichzeitig Lehrer und Schüler ist. Das muss dann wohl auch für dich gelten!“ Fast wäre sie in ihre Zofe hineingerannt, die vor der Tür auf sie gewartet hatte. Trotz all der Wut, die in ihr kochte, rang sich Nala ein Lächeln ab. „Du hast ihm verraten, dass Azu gekommen ist, habe ich Recht?“. Sie glaubte nicht an Zufälle, und tatsächlich nickte das Dienstmädchen langsam. „Kaum war dieser Mann aufgetaucht, bin ich zum Gästezimmer geeilt, um Kakashi Hatake um Hilfe zu bitten. Mir kam dieser Azu nicht ganz koscher vor.“ Voller Dankbarkeit drückte sie die Hände ihrer Untergebenen und wollte gerade ihren Weg fortsetzen, da tauchte ihr maskierter Helfer hinter ihr auf. „Warte, Nala. Denk daran, dein Vater wartet auf dich“, erinnerte er sie, während er sich an den Türrahmen lehnte. „Lass das mal meine Sorge sein“, giftete die Angesprochene zurück. Erst nach ein paar Metern, die sie mit staksigen Schritten zurückgelegt hatte, hielt sie noch einmal inne. „Ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du mich gerettet hast. Wirklich. Aber sehr wütend bin ich jetzt darüber, dass du dich so verhältst, als würdest du es bereuen oder zumindest dich selbst dafür zu verurteilen, endlich mal Leidenschaft gezeigt zu haben. Außerdem tust du offenbar immer alles für andere und gibst vor, als sei alles in Ordnung, dabei lässt du dich völlig außer Acht und gibst nicht zu, wenn es in dir drinnen ganz anders aussieht. Das nenne ich einfach nur unehrlich!“ Mit diesen Worten stürmte sie davon und ließ einen verdutzen Kakashi zurück, der jedoch keine Anstalten machte, sie noch einmal zurückzuhalten. Die Nacht ergriff vom Land Besitz, als sich zwei wesentliche Dinge ereigneten, die für die Zukunft von Kakashi und Nala von Bedeutung sein würden. Während die Eulen auf der Jagd heisere Schreie ertönen ließen und sich auf hoppelnde Mäuse stürzten, führten die Königin und ihr leiblicher Vater ein langes Gespräch mitten im größten Bambushain der Umgebung. Es wäre untertrieben zu sagen, dass es schwierig ablief, aber zum Schluss kamen sie zu einer lockeren Einigung, die beinhaltete, sich auf jeden Fall wiederzusehen. Wie beinahe schon vorhersehbar schaffte Nala es nicht, das Ganze ohne Zornestränen hinter sich zu bringen, doch Hiroshi nahm die Vorwürfe an, ohne sich zu verteidigen. Er wusste, dass seine Tochter mit allem Recht hatte und wollte sie nicht mit billigen Ausreden abspeisen. Er bat sie lediglich um Verzeihung. Zur gleichen Zeit hielt sich Kakashi in Sicht-, aber nicht in Hörweite auf. Vater und Tochter waren viel zu vertieft in das, was sie zu besprechen hatten, als dass sie ihn bemerken konnten. Schließlich griff Hiroshi liebevoll nach Nalas Händen, als der Mond schon hoch am Himmel stand, und das zweite wichtige Ereignis in dieser Nacht nahm seinen Lauf. Kakashi trat den Rückweg an, ohne sich Nala noch einmal zu stellen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer schmerzhaften Maske, als er an die Worte dachte, die ihm die Zofe mitgegeben hatte, doch das hinderte ihn nicht an seiner Flucht aus Kusagakure. „Nala ist Ihnen völlig verfallen, Kakashi“, sagte die Frau, die sich schon um die Königin gekümmert hatte, als Rike noch am Leben war. Überrascht drehte sich der Einwohner Konohas um, denn er hatte nicht gehört, dass sie ihm gefolgt war. „Sie dürfen sie nicht allein lassen.“ „Doch“, setzte er ihr entgegen, während er einen Blick auf das Abendrot warf, das den Vorhof des Palastes in grelles Licht tauchte. Die aufgeheizte Luft hatte sich endlich abgekühlt und man konnte wieder freier atmen. „Ich muss sie sogar allein lassen. Sie ist die Königin dieses Landes und muss für ihr Volk da sein. Wenn es ihr einmal nicht gut geht, bist du für sie da und ab jetzt sogar ihr Vater, wenn die beiden sich einig werden.“ „Sie liebt Sie“, sagte das Dienstmädchen laut, ohne auf ihn einzugehen und sich die Mühe zu machen, ihren vorwurfsvollen Unterton zu unterdrücken. „Sie ist jung“, wiederholte er mechanisch. „Sie wird darüber hinwegkommen.“ „Und was ist, wenn nicht? Ich glaube, Sie unterschätzen ihre Gefühle. Seitdem Sie nach Konohagakure zurückgekehrt waren, weinte sie nachts stundenlang, ohne sich den Grund dafür erklären zu können oder ihn wahrhaben zu wollen. Jedem außer ihr ist klar, dass es die Liebe ist, die sie leiden lässt.“ Nervös fuhr sie sich durch ihr am Ansatz schon leicht ergrautes Haar. Normalerweise traute sie sich nicht, auf solch eine Art und Weise mit jemandem wie Kakashi Hatake zu reden, aber für das Wohl ihrer Herrin würde sie alles tun. „Empfinden Sie denn gar nichts für Nala?“, schob sie leicht panisch hinterher, als er nicht antwortete. Erst dann wandte Kakashi leicht den Kopf und im Licht der untergehenden Sonne konnte sie sein trauriges Lächeln sehen. „Genau deswegen muss ich gehen. Es ist das Beste für uns beide. Ich bitte Sie, meine Aufgabe zu übernehmen und sie zu trösten.“ Kaum war diese letzte Anweisung ausgesprochen worden, verschwand er so schnell, dass die Zofe die Bewegung nicht einmal wahrnehmen konnte. Ihr Herz zog sich schmerzhaft bei dem Gedanken zusammen, wie sie Nala Kakashis Flucht beibringen sollte. Sie redete sich ein, dass ihre tränenden Augen davon kamen, dass sie geblendet wurde, doch tief im Inneren wusste sie, dass das nicht stimmte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)