Yorukage von SezunaChan (~Die Schule der Magie~) ================================================================================ Kapitel 4: Gespräche -------------------- Kapitel 4: Gespräche ~Irgendwo in einem Wald~ Der Wind fauchte durch die Nacht wie ein verärgertes Weib und riss Blätter von den Bäumen, um mit ihnen zu spielen. Dichte Wolken verschluckten fast das gesamte Licht der Umgebung und ließen den Wald gleich noch unheimlicher wirken. Die knochigen Äste der Bäume streckten sich dem dunklen Himmel entgegen, an dem so gut wie nie die Sonne zu sehen war. Die Wolken waren keine Seltenheit für diese Region. Der Wald lag fast immer in Dunkelheit, oder dem Zwielicht, wenn es die Sonne doch einmal schaffte sich an den dichten Wolken vorbei zu drängen. Und am Ende diesem Wald dort wo eine große Klippe gegen die Wellen des Meeres ankämpfte, erhob sich eine riesige Burg, gehauen aus dunklem Stein, die sich den schwarzen Wolken entgegen streckte. Ein großgewachsener Mann mit schwarzem Irokesenschnitt, der sich in seinem Nacken zu einem Flechtzopf zusammenfand, schritt majestätisch durch einen kleinen, abgedunkelten Raum. Das einzige Licht, dass diesen Raum erhellte kam von einem Spiegel, doch noch war alles ruhig. Seine Schritte waren elegant und leise, als er über die schweren, roten Teppiche schritt und sein schwarzer Ledermantel manchmal hinter ihn aufwallte. Draußen war das Heulen des Windes zu hören, doch die Temperaturen lagen bei über 30 Grad und selbst der Wind konnte die Umgebung nicht abkühlen. Das perfekte Wetter, doch es hob seine Stimmung nicht, wie es sonst der Fall war. Noch immer konnte er es nicht glauben, dass ihm dieses Miststück entkommen war. Er wusste nicht, wie sie es angestellt hatte, doch sie war plötzlich einfach weg gewesen. Und dabei hatte er sich solche Mühe gegeben das gesamte Dorf und damit alle ihre Fluchtmöglichkeiten, unter Wasser zu setzen. Normalerweise konnte er die Magie spüren und ihr folgen. Konnte selbst die winzigsten Atemzüge und klopfenden Herzen hören, doch bei ihr schien er von einem hellen Licht geblendet. Was unmöglich war, würde er doch niemals Licht in seinem Leben sehen. Caido Giranegro war der Herrscher dieser Burg und ein Prajapâti. Damit gehörte er einer Rasse an, die von Geburt an blind war. Seine Augen besaßen eine weiße Pupille und eine graue Iris, doch eigentlich waren sie nur Schmuck. Dafür waren seine anderen Sinne unschlagbar. Außerdem entwickelte er gerade die Fähigkeit in den Geist anderer einzudringen und diese so zu manipulieren. Diese Fähigkeit befand sich noch im werden, doch sie war sehr nützlich und er hatte unendlich lange Zeit diese zu perfektionieren. Denn seine Rasse war nicht einfach nur unsterblich, sondern auch fast unbesiegbar. Caido spürte das Pulsieren der Macht und wusste, dass SIE anwesend war. Doch anstatt ihr zu zeigen, dass er ihre Anwesenheit bemerkt hatte, drehte er ihr weiterhin den Rücken zu, bis sie schließlich das Wort erhob. „Du hast sie entkommen lassen“, stellte sie fast beiläufig mit einer singsangartigen Stimme fest, die normalerweise jeden in ihrer Umgebung magisch anzog, doch Caido schnaubte nur verächtlich. „Dafür sind ihre Eltern tot“, wand er ein. Die Stimme aus dem Spiegel schwieg für einen kurzen Moment. „Aber ich brauche das Mädchen. Wenn möglich lebend“, erklärte sie weiter und auch ein wenig verärgert. Das wiederum verärgerte Caido. „Wir hatten eine Abmachung. Ich habe genau das getan, was du wolltest, nun erfülle deinen Teil unseres Handels“, sagte er aufgebracht, auch wenn seine Stimme sich dabei kaum in der Lautstärke veränderte, hörte man seinen Unmut. Das ließ ihn gleich noch unheimlicher wirken, denn er strahlte auch ohne schlechte Laune eine sehr gefährliche, düstere Aura aus. Er konnte nicht sehen, wie die Frau im Spiegel böse lächelte, ehe sie resigniert seufzte. „Ich brauche das Mädchen, um meinem Gefängnis zu entkommen, ohne sie kann ich dir nicht helfen. Ohne sie bin ich zu schwach“, erklärte sie mit einer leicht weinerlichen Stimme und wartete auf eine Reaktion. Caido stand nur da und bewegte sich nicht. Sein Gesicht bar jeder Emotion. Wollte sie ihn verschaukeln? Er hasste es, wenn man ihn belog. Wahrscheinlich konnte sie überhaupt nicht, was sie ihm versprochen hatte. „Ich glaube nicht mehr daran, dass du wirklich kannst, was du vorgibst. Also werde ich dir nicht weiter helfen“, sagte er und die Frau verzog das Gesicht. Wenn sie so stark war, wie sie sagte, sollte sie doch stark genug sein ihrem Gefängnis zu entkommen. Warum dann das Mädchen? Er hatte nicht vor nach ihrer Pfeife zu tanzen, nur weil sie vielleicht konnte nach was er sich sehnte. Die Frau schien wenig begeistert. Einen so guten Mann zu verlieren war nicht gut. Das musste sie verhindern. Auch wenn er dieses Mal versagt hatte, so war er doch einer ihrer stärksten Verbündeten unter den Geschöpfen dieser Welt. „Du glaubst mir also nicht? Möchtest du eine Kostprobe?“ Nun zeigte Caidos Gesicht doch ein wenig Emotionen. Allerdings schien er sich nicht sicher, ob er verwirrt, oder verärgert sein sollte. „Was meinst du damit Weib?“, fragte er aufgebracht. Unbewusst hatte er sich ihrer Stimme nun doch zugedreht, so dass sie in der Lage war sein Gesicht und seine Gesten zu sehen. Caido war dafür bekannt keinerlei Emotionen zu zeigen, dennoch schien diese Frau in ihm lesen zu können, wie in einem offenen Buch. Die Frau lachte leise und melodisch. „Komm her“, sagte sie mit einer Stimme, die Caido wie warmer Sirup umfing. Schnell schüttelte er dieses Gefühl ab. Niemand sollte so viel Macht über ihn haben. Doch er konnte nicht zurück schlagen. Kam gegen den Spiegel einfach nicht an, der ein undurchdringliches Schild und gleichzeitig ein Gefängnis darzustellen schien. Caido trat auf den Spiegel zu, bis er die Gegenwart der Frau so deutlich spürte, dass er sich sicher war, dass seine Finger das Spiegelglas berühren würden, sobald er sie ein kleines Stück anhob. „Wehe du spielst mit mir“, drohte er, doch die Frau reagierte nicht darauf. Sie hob lediglich die Hand und legte sie auf den Spiegel. In der Höhe seiner Stirn. Caido bekam davon nichts mit. Das einzige, das er spürte, war die plötzliche Aufwallung von Macht und einen stechenden Schmerz hinter seinen Augen. Er zischte verärgert, doch nicht etwa auf Grund der Schmerzen, sondern dass eine Fremde es wagte sie ihm zu zufügen. Das war nur ihm gestattet. Dann plötzlich begann seine Umgebung sich zu verändern. Die einheitliche Dunkelheit begann heller zu werden und Caido starrte planlos in der Gegend umher. Da war etwas. Der Übergang von Hell zu Dunkel. Umrisse? Umrisse die immer deutlicher wurden, bis er einen kleinen Schein einer Flamme erkennen konnte. Der Kamin. Caido hielt die Luft an und starrte in die Flamme. Ergötzte sich an dem Farbenspiel aus rot und gelb und dem Licht der Flamme. Doch dann verschwamm das Bild. Wurde plötzlich wieder dunkler und schließlich schwarz. Die Macht um ihn herum schwellte ab. „Wenn du mir das Mädchen bringst, werde ich endlich frei sein und dann wird dieser Zauber auch von Dauer sein“, sagte die Frau mit erschöpfter Stimme und Caido stand noch immer in Mitten des Raumes. „Ich werde sie dir bringen“, sagte er und die Gefühle des Moments hielten ihn noch immer Gefangen. War dieser Lichtschein real gewesen? Hatte er es mit seinen eigenen Augen gesehen? War das wirklich möglich? Oder war es nur irgendein Trick? „Sie ist an einen Ort, der selbst für dich schwer zu finden und zu erreichen sein wird", erklärte die Spiegelfrau und in ihrer Stimme lag eine gewisse Vorfreude. „Ich habe Mittel und Wege“, sagte Caido ein wenig abwesend und spürte, wie die Aura der Frau sich langsam zurückzog. Sie ging immer, ohne eine Wort zu sagen. Caido schwor sich, dass er dieses Mädchen finden würde. Selbst, wenn sie ins Innere der Sonne geflüchtet war. Das war den Aufwand wert. ~Yorukage-Hauptgebäude-Aschura~ Nachdem Aschura Sezuna in ihre Räumlichkeiten hatte bringen lassen, begab sie sich auf den Weg durch die Flure der Türme. Die Schule besaß insgesamt fünf von ihnen. Sezuna hatte den mittleren Turm bezogen und Aschura war nun auf den Weg zu den Südwestlichen Turm, indem jemand wohnte, der ihr von Nutzen sein könnte und dessen Hilfe sie nun benötigte. Nqisizz Levia’turak war ein Leviatan mit einem großen Harem und damit einem großen Einfluss auf der Schule. Das war es, was Aschura wollte. Jemand mit genug Einfluss für diese Aufgabe, den man nicht sofort zu Aschura zurückverfolgen konnte. Außerdem betrieb sie schon lange mit dem Leviatan eine Art Partnerschaft, die sich besonders in kleinen Deals zeigte. Ihr Verhältnis war ein wenig kompliziert, da Aschura auch nicht ganz offen zeigen konnte, was sie war. Das würde nur mehr Probleme mit sich bringen, als lösen. Aschura kam vor besagtem Turm an und ohne dass sie klopfen musste, wurde ihr die Tür geöffnet. Wahrscheinlich war Nqisizz bereits aufgefallen, dass sich Aschura in den Gängen der Türme herum trieb und auf seine Tür zugesteuert war. Oder aber er hatte den Machtsturm gespürt, der selbst die Resonanz der Schule ins Wanken gebracht hatte. Noch immer hatte sie diese nicht wieder vollständig unter ihrer Kontrolle. Das war ärgerlich, aber jetzt musste sie sich auf etwas anderes konzentrieren und versuchen ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Schwäche war etwas, dass sie sich nicht erlauben konnte. Der Leviatan hatte überall seine Augen und Ohren. Daher war sich Aschura auch sicher, dass er wusste, dass sie Sezuna gerade eben in ihr Zimmer hatte bringen lassen. Die junge Frau, welche die Tür öffnete, war eine Sirene mit langen sandfarbenem Haar und einer schlanken Figur. Sie neigte leicht den Kopf und ließ Aschura eintreten. Diese machte zwei Schritte in den Raum, ehe sie ihren schwarzen Schulmantel auszog. Sofort war die junge Frau wieder bei ihr, um ihr den Mantel ab zu nehmen. „Nqisizz erwartet dich bereits“, erklärte die Frau mit leiser Stimme und wies auf einen Raum. Das hier alles sehr viel größer war, als normalerweise schien Aschura nicht zu stören. Sie schien es nicht einmal zu bemerken und das obwohl sogar die Eingangstür schon für jemanden erbaut wurden war, der mindestens vier Meter hoch sein musste. Aschura nickte ihr dankend zu und lief auf besagten Raum zu. Die Tür war ebenfalls riesig, hatte aber eine kleine Tür für normal große Besucher wie sie. Diese Tür wurde ihr geöffnet und Aschura betrat das Innere des Raumes. Er war viel größer als die Räume der anderen Schüler, was auch sinnvoll war, denn Nqisizz war über vier Meter groß und brauchte daher seinen Platz. Der Mittelpunkt des Raumes war ein großer Kamin, indem ein Feuer prasselte und vor dem zwei riesige Sessel standen. In einen davon saß Nqisizz. Er erhob sich, als er hörte, wie Aschura langsam auf ihn zukam. Das Mädchen blickte zu ihm auf. Nqisizz war vier Meter groß und wirkte fast menschlich. Sein Kopf hatte zwar etwas Echsenartiges und graugrüne Schuppen, aber der Schuppenkamm auf seinem Kopf wirkte fast wie Haare. Seine Augen waren geschlitzt und hatten einen goldgelben Schein, der ihn reptilienhafter wirken ließ. Sein Körper war zwar mit grau-grünen Schuppen bedeckt, wirkte aber wie ein menschlicher, gut durchtrainierter Oberkörper. Lediglich seine krallenbesetzten Hände und Füße zerrissen das Bild eines Menschen wieder. Das Auffälligste an ihm war das Hundehalsband mit seiner Namensmarke, das seinen Hals zierte. Da er kein Oberteil trug und damit seine Muskeln zur Schau stellte, war auch das Tattoo auf seinen Schuppen gut zu erkennen. Aschura wusste, dass es in der Sprache der Leviatanim verfasst war, doch sie hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was es bedeutete. Nqisizz Schweif lag ruhig am Boden, als er auf Aschura zu trat und ihr einen Arm reichte. „Guten Abend Liebes“, sagte er, während er sie zu einem Sessel geleitet, wie es sich einer Königin gegenüber gehörte. Da sie jedoch im Vergleich zu ihm so klein war, hob er sie eher in die Richtung des Sessels. Nqisizz Hand war groß genug, um Aschura darin fast vollständig zu verbergen. „Was führt dich heute zu so später Stunde zu mir?“ Er ahnte schon, weshalb die junge Königin hier aufgetaucht war, dennoch sagte er nichts. Ihm war der Machtsturm nicht entgangen und er hatte sich sofort kundig gemacht. Dementsprechend wusste er auch, dass Aschura darin verwickelt gewesen war. Suchte sie Schutz? Unwahrscheinlich, aber was machte sie dann bei ihm? Nqisizz war sich bewusst, dass es untypisch für Aschura war, ihn zu dieser Zeit auf zu suchen. Normalerweise war jetzt die Zeit in der sie mit den Oberhäuptern zu Abend aß. Dass sie hier war, sagte ihm, dass etwas vorgefallen war, was sie nicht länger aufschieben konnte. Aschura ließ sich elegant auf dem Sessel nieder und strich ihr violettes Kleid zurecht, das für sie so typisch war. Nqisizz konnte sich nicht daran erinnern, ob er sie jemals in einem anderen Kleid gesehen hatte. Auf Bildern, doch nicht hier auf der Schule. Für eine Königin wirkte sie sehr schlicht gekleidet. Auch er setzte sich und beobachtete, wie Aschura nach einer riesigen Peperoni griff, die er immer am Abend aß. Sie biss hinein und kaute langsam, während sie Nqisizz dabei zusah, wie er sie stumm musterte. Er wartete noch immer auf eine Antwort. Er war schon gespannt, was sie hier wollte. Aschura blieb eine lange Zeit lang stumm, ehe sie dann doch ein Gespräch begann. Für sie auch wieder sehr untypisch, da es wirkte, als wolle sie sich einfach nur mit ihm unterhalten. „Ist dir aufgefallen, dass eine neue Schülerin auf die Schule gekommen ist?“, fragt sie, auch wenn die Frage überflüssig war. Natürlich wusste Nqisizz davon. Wäre es anders gewesen, wäre Aschura gar nicht hier. Doch sie wollte das Thema vorsichtig anschneiden und nicht zu viel verraten. Es war besser, wenn er einig Dinge nicht wusste. Allerdings würde es schwer werden Nqisizz die Informationen so darzubieten, dass sie ihm genug, aber nicht zu viel verriet und er auch nicht dahinter kam, was Aschura ihm verschwieg. Nqisizz blickte sie ruhig an und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Als wäre mir dieses Detail entgangen“, erklärte er und wirkte dabei ein wenig spöttisch. Normalerweise konnte er Aschura damit immer ärgern, doch heute war sie so in Gedanken, dass sie gar nicht darauf einging und es wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hatte. „Dann ist dir der Machtsturm doch sicher auch aufgefallen“, bemerkte Aschura und wirkte so abwesend, dass Nqisizz die Augenbrauen zusammenzog und sich fragte, ob das dieselbe Aschura war, die er kannte. Normalerweise kam sie sofort auf den Punkt. Heute aber schien sie vorsichtig zu sein. So als würde sie versuchen Dinge zu verbergen, die sie gar nicht verbergen konnte. „Es war nicht zu übersehen“, antwortete Nqisizz und wartete darauf, wie Aschura weiter reagieren würde. Es machte ihn seltsamer Weise Spaß mit ihr zu reden. Das tat es schon immer, auch wenn er diese Aschura hier noch ein wenig amüsanter fand. Diese nahm das Glas mit dem Blutwein an, dass eine von Nqisizz Dienerinnen brachte und nippte leicht daran. Ihre Hände begannen das Glas hin und her zu drehen, während sie in das Kaminfeuer starrte. Ihre Aura war unstet und verriet Nqisizz sehr viel über Aschuras momentanen Gemütszustand. Das er es an ihrer Aura überhaupt erkennen konnte, war merkwürdig. Aschura war sonst immer sehr sorgfältig darauf bedacht nichts zu verraten. Heute allerdings schien ihr Kopf voll mit anderen Dingen, welche die normalen verdrängten. Nach einer gefühlten Ewigkeit begann sie wieder zu sprechen: „Was weißt du über das neue Mädchen?“, fragte sie und blickte abwartend zu Nqisizz auf. Dieser wusste, dass er nicht wirklich viel über das Mädchen wusste. Nur Dinge, die Aschura mit Sicherheit auch wusste, denn immerhin war sie die Königin, welche Zugriff auf die meisten Informationen des Direktors und der Oberhäupter hatte. Um das Gespräch am Laufen zu halten, antwortete er dennoch: „Sie kommt von der Erde und der Direktor hat sie aufgenommen. Außerdem scheint sie jeder Königin hier den Krieg zu erklären“, fügte er hinzu und hoffte das Gespräch so in die Richtung zu lenken, die ihn interessierte. Er würde schon gern wissen, warum dieses Mädchen solches Chaos stiftete. Vielleicht wusste es Aschura, vielleicht aber auch nicht. Er würde es sehen. Aschuras Gesicht zeigte kurz etwas, dass Verwirrung gleich kam und dass verwirrte Nqisizz. Hatte er etwas falsch gedeutet, oder warum war sie plötzlich verwirrt? Oder waren ihre Gedanken so weit abgedriftet, dass sie mit dem plötzlichen Themawechsel nicht klar kam? Manchmal konnte er sie einfach nicht einschätzen. Sie war schon sehr alt und erfahren und dennoch verhielt sie sich manchmal wie ein kleines Kind. Naiv und voller Tatendrang, ohne darüber nach zu denken, was ihr Tun vielleicht für Auswirkungen hatte. Allerdings bildete sich schließlich auf ihren Lippen ein Lächeln, das sowohl warmherzig, als auch berechnend zu sein schien. Nqisizz war es ein Rätsel, wie man so lächeln konnte. „Nicht ganz. Aber ja, viele werden es als Kriegserklärung auffassen“, sagte sie und nahm dann noch einen Schluck, ehe sie wieder begann das Glas in den Händen zu drehen. Ihre goldenen Augen hatten etwas Nachdenkliches. Nqisizz lehnte sich abwartend zurück. Er wusste sie würde weiter reden, wenn er es nicht tat und im Moment wusste er nicht, was er sagen sollte, um die Antworten zu bekommen, die er wollte. Er würde sie nur dazu bringen das Thema zu wechseln, so wie sie es immer tat, wenn sie der Meinung war, er würde zu viel erfahren. Aschura schien ihn diesen Gefallen aber nicht zu tun, denn sie starrte fast fünf Minuten lang in die Flamme des Kamins, ehe sie laut auf seufzte. „Ich habe dir ein Angebot zu machen“, erklärte sie schließlich und Nqisizz legte die Finger zusammen. Darauf hatte er schon gewartet. Jetzt wurde es interessant. „Das dachte ich mir schon“, erwiderte er und wartete auf nähere Informationen. Aschura zog aus ihrem Kleid einen Schlüssel hervor. Er war golden und trug einen Rubin als Verzierung. „Das ist der Schlüssel für die verbotene Bibliothek“, erkläre sie und hielt besagten Schlüssel Nqisizz direkt unter die Nase. Dieser blickte den Schlüssel verwundert an. Er wusste das Aschura, neben den Oberhäuptern, eine derjenigen war, welche die Schlüssel verwahrten. Und er wusste auch, dass der Teil der Bibliothek, der als verbotene Bibliothek bezeichnet wurde, Bücher enthielt, die sehr mächtige Zauber verbargen. Was auch immer Aschura von ihm wollte schien einiges wert zu sein, wenn sie mit diesem Schlüssel dafür zahlte. „Wenn der Preis den erwarteten Aufwand gerecht wird, gehe ich davon aus, dass du dieses Mädchen los werden willst“, sprach er seine Vermutung aus und sah verwundert zu, wie Aschura schneeweiß im Gesicht wurde. „Nein“, rief sie entsetzt. Sie sprang förmlich auf und das Glas wurde zwischen ihren Händen zerdrückt, ehe sie Nqisizz kalt und böse anfunkelte. Sie schien nicht einmal zu bemerken dass der Blutwein über ihre Finger auf den Boden tropfte. Diese Reaktion ließ Nqisizz nachdenklich werden und er hob beruhigend die Hände. Erst, als sie sich wieder gesetzt hatte und etwas ruhiger schien, sprach weiter. „Was dann?“, fragte er vorsichtig. Die Heftigkeit ihrer Reaktion hatte ihn vorsichtig werden lassen. Warum würde Aschura so reagieren? Es wäre nicht das erste Mal, dass er eine potentielle Gegnerin in ihrem Auftrag von der Schule beförderte. Allerdings hatte sie reagiert, als hätte er sie angegriffen und dabei hatte er nur eine Vermutung geäußert. Eine Äußerung, die Nqisizz in Aschuras Augen zu einem Feind gemacht hatte. Eine sehr heftige und gefährliche Reaktion. Wie würde Aschura dann erst auf echte Feinde reagieren? „Ich möchte, dass du auf sie aufpasst“, erklärte Aschura ruhig, aber in ihren Augen lauerte noch immer etwas sehr gefährliches. Nqisizz blickte sie nun noch skeptischer an. „Du möchtest also, dass ich auf ein Mädchen aufpasse, dass dir den Krieg erklärt hat?“, fragte er nach, weil er sich tatsächlich nicht sicher war, ob sie das ernst meinte. Doch in ihrem Blick war nur zu erkennen, dass sie es durchaus ernst meinte, auch wenn es selbst für ihre Verhältnisse ziemlich seltsam klang. „Genau“, stimmte sie nickend zu. „Und dafür bekommst du von mir den Schlüssel für die verbotene Bibliothek.“ „Warum willst du, dass ich auf sie Acht gebe?“, fragte er nach, weil er das Gefühl hatte irgendwas entging ihm und das mochte er überhaupt nicht. Für ihn ergab das Alles keinen Sinn. Er wusste nicht, was Aschura plante und warum dieses Mädchen so wichtig war, dass sie sicher ging, dass ihr auch nichts geschah. Er kannte Aschura schon lange genug, um zu wissen, dass er bald herausfinden würde, warum sie unbedingt wollte, dass er Babysitter spielte. Der Preis war gut und darum würde er auch annehmen, auch wenn sie ihm wahrscheinlich nicht erklärte warum. „Das braucht dich nicht zu interessieren“, ging sie ihn kalt an und damit war geklärt, dass für Nqisizz dieses Thema tabu war. Irgendwas hatte sie zu verbergen und er würde es herausfinden. Egal wie lange es dauerte. „Machst du es, oder nicht?“, fragte sie nach und hatte etwas Lauerndes in ihrem Blick. Nqisizz zuckte mit den Schultern. „Was kann daran schon so schwer sein, auf ein kleines Kätzchen Acht zu geben“, sagte er und klang dabei schon ein wenig spöttisch. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Aufgabe dem Preis gerecht wurde, aber das war ihm auch reichlich egal. Auf Aschuras Lippen bildete sich ein fieses grinsen. „Glaub mir. Es wird alles, nur nicht einfach“, erklärte sie mit ruhiger, aber auch leicht belustigter Stimme und hielt ihm schließlich den Schlüssel hin. Nqisizz nahm den Schlüssel entgegen und war verwundert, dass er seine Bezahlung bereits jetzt erhielt, doch er ahnte noch nicht, dass der Zutritt zu dieser Bibliothek die einzige Möglichkeit war um einige Dinge aufzuhalten, die geschehen würden. „Und was tust du, wenn ich meinen Teil der Abmachung nicht einhalte?“, fragte er skeptisch. Er wollte wissen was sie sich dabei dachte. Aschura hatte immer noch einen Ersatzplan parat. Das wusste er mittlerweile. Die Blonde lächelte die riesige Echse freundlich an. „Dann sage ich Allan, dass du derjenige warst, der seinen Schlüssel entwendet hat“, damit erhob sie sich und ließ Nqisizz selbst die Konsequenzen berechnen. Sie griff nach einer weiteren Peperoni, welche aus Nqisizz Territorium stammten und biss hinein. „Die Dinger sind echt lecker“, bemerkte sie leise, während sie sich schon wieder bereit machte zu gehen. „Du könntest mehr davon haben, wenn du auch mal vorbei kommst, ohne etwas zu wollen“, erklärte Nqisizz und erhob sich ebenfalls, um die junge Frau zur Tür zu begleiten. „Unsere Rasse macht einige leckere Dinge.“ Aschura gab einen Laut von sich, der an ein Schnurren erinnert. „Ich denke darüber nach“, sagte sie und aß das letzte Stückchen, ehe Nqisizz ihr den Mantel hinhielt, damit sie sich anziehen konnte. Ein Abendessen wäre vielleicht keine so schlechte Idee. Aschura war noch völlig in Gedanken, als sie das Zimmer verließ. Nqisizz sah ihr nach und riss ein wenig die Augen auf, als Aschura genau mit einem seiner Diener kollidierte, der gerade Abendessen auftischen wollte. Aschura quietschte auf und landete fluchend auf ihrem Hintern. Nqisizz verzog seine Lippen zu einem Lächeln. Das ähnelte Aschura doch schon mehr. Das war das kleine tollpatschige Mädchen, das er kennen gelernt hatte, bevor er herausgefunden hatte, dass sie eine Königin war. Lächelnd erinnerte er sich daran zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)