Romeo von Shunya (Balkonien und Schulhofromanzen) ================================================================================ Kapitel 7: Annäherungsversuche ------------------------------ Ich sitze draußen am Tisch eines Cafés. Mir gegenüber sitzt Leander und vertilgt fleißig einen Erdbeerkuchen. Es ist unser erstes Date. Ich wusste nicht mal, dass Sexfreunde Dates haben?! Wahrscheinlich liegt es auch nur daran, dass wir so eine Art Zweckfreunde durch das Schulprojekt geworden sind und auch, weil Leander an mir interessiert ist. Mir soll es recht sein. Ich mag Leander und wenn wir auch mal Zeit außerhalb der Schule verbringen ist das auch klasse. Wobei ich auch nichts dagegen habe, meine Nachmittage mit ihm im Bett zu verbringen. Wenn man erst mal auf Geschmack kommt, ist die ganze Sache gar nicht mal so übel. „Was ist eigentlich mit deiner Mutter? Ich habe sie nie gesehen!“, stellt Leander mit vollem Mund fest. Ich sehe zu ihm und nippe an meiner Cola. „Meine Eltern sind geschieden und da meine Mutter drogenabhängig ist, will ich nichts mit ihr zu tun haben.“ Leander sieht mich überrascht an. „Das ist ja heftig!“ Ich zucke mit den Schultern. „Heftig ist es, wenn sie sich einen Schuss setzt und dich in der Badewanne vergisst. Ich hatte Glück, dass mein Vater an dem Tag zu hause war.“ Leander sieht mich mit großen Augen an. „Ich rede nicht gerne über sie...“ Ich wende den Blick ab. Verständnisvoll berührt Leander mich an den Händen, die das Colaglas fest umgreifen. „Sorry, das wusste ich nicht.“ „Deine Eltern sind auch nie da.“ Ich sehe zu Leander, der nur die Augenbrauen hochzieht. „Ja, sie sind beide arbeitstätig. Mein Vater arbeitet in einer Druckerei und meine Mutter ist Buchhändlerin.“ „Deswegen wirkst du so erwachsen. Du musst dich um alles selber kümmern!“, entfährt es mir erstaunt. Leander lacht und schüttelt den Kopf. „An was denkst du denn jetzt wieder? Wie kommst du darauf, dass ich erwachsen bin?“ Verlegen kratze ich mich am Nacken. „Na ja, weil du eben so ruhig und erfahren bist und dich ganz anders ausdrückst. Du wirkst eben sehr erwachsen auf mich.“ Leander grinst breit und beugt sich vor. Anzüglich leckt er seine Gabel ab. „So, so... Weil ich mehr Erfahrung habe als du?“ Ich senke hastig den Blick auf meine Cola, als ich spüre, wie ich rot anlaufe. „Na ja, irgendwie...“ Die richtigen Worte wollen mir einfach nicht in den Sinn kommen. „Schade, dass wir jetzt nicht alleine sind. Ich würde jetzt zu gerne ein paar versaute Dinge mit dir anstellen!“, meint Leander wehmütig und isst weiter von seinem Kuchen. Ich sehe beschämt auf und als Leander mir zuzwinkert, klopft mein Herz einen Takt schneller. Das heißt also im Grunde genommen, dass er wirklich Sex mit mir will. Verdammt! Seit er und ich da was am Laufen haben, muss ich ständig nur an das eine denken! Ist das normal? Na ja, immerhin stecke ich auch mitten in der Pubertät, da spielen die Hormone nun mal nach ihren eigenen Regeln. Ich sehe auf meinen Arm und wünschte, er wäre endlich wieder in nutzbarem Zustand, aber da muss ich wohl noch eine ganze Weile warten. Seufzend lasse ich meinen Blick über die Passanten schweifen, die geschäftig an uns vorüber gehen. Ja, ich will auch endlich Sex haben wie jeder andere auch, aber will ich es wirklich mit Leander? Ich weiß, dass ich es mir mit einer ganz bestimmten Person wünsche, aber dass kann ich mir wohl wirklich aus dem Kopf schlagen. Ich und Marius? Nur in meinen Träumen... Das Schulprojekt ist auch so gut wie fertig und ich habe keine Ahnung, wie ich dann noch in Kontakt mit Marius bleiben soll. Was kann ich nur machen?! Ich sehe zu Leander, der sich zufrieden mit vollem Bauch im Stuhl zurücklehnt und mich ansieht. „Wollen wir noch irgendwo hingehen?“, will er wissen. Ich verziehe meinen Mund zu einer Schnute. „Keine Ahnung... Ich weiß nicht wohin wir gehen sollten.“ „Kino? Spazieren?“, schlägt Leander vor. Ach ja, wir haben ja ein Date. Habe ich vollkommen vergessen in den letzten Minuten. Schuldbewusst blicke ich Leander an. „Tut mir leid. Ich hatte noch nie ein Date. Ich weiß nicht, wie so was abläuft...“ „Wenn du dich nicht wohl fühlst, können wir auch was anderes machen. Ich möchte, dass du Spaß hast, egal was wir heute machen.“ Ich versuche mich an einem Lächeln, doch so richtig gelingen will es mir dann doch nicht. Wieso sitze ich hier mit Leander? Was versuchen wir uns hier vorzumachen? Wir besorgen es uns gegenseitig und verbringen Zeit zusammen. Leander mag mich, aber ich mag ihn nicht so, wie er mich. Zumindest denke ich das. Macht das hier überhaupt Sinn? Wieso mache ich mir überhaupt über solche Dinge Gedanken? Ich bin jung! Ich sollte mein Leben voll auskosten und Spaß haben! „Lass uns in den Comicladen gehen!“, schlage ich vor und stehe auf. Leander nickt. Wir legen das Geld hin und verziehen uns. Sehr weit kommen wir dann aber doch nicht. Leander hat einen Sexshop entdeckt und besieht sich das Schild, welches draußen steht und einladend auf einen neuen Schwulenporno hinweist. „Was soll das? Wir kommen da eh nicht rein!“, murre ich leise und sehe mich um, weil ich das Gefühl nicht loswerde von allen Seiten angestarrt zu werden. „Vielleicht finden wir ja ein bisschen Spielzeug?“, neckt Leander mich grinsend. „Für dich vielleicht, aber ich lasse mir nichts in den Arsch schieben!“, brumme ich gereizt und will endlich weiter gehen. Leander seufzt und lässt sich von mir mitschleifen. „So könnten wir dich aber ein bisschen vorbereiten. Du weißt schon, mit diesen Kugeln oder einem Dildo.“ Entsetzt sehe ich Leander an. „Halt bloß die Klappe!“ Leander lacht und klopft mir munter auf die Schulter. „Keine Sorge, das war nur ein Scherz!“ Das hoffe ich doch mal! Im Moment bin ich mir gerade nicht so sicher, ob er es nicht doch ernst gemeint hat?! Ich erblicke den Comicladen und steuere ihn zielstrebig an, als ich plötzlich in jemanden hineinlaufe. Ich kann gerade noch so eben mein Gleichgewicht halten und sehe die Person verwirrt an, die einfach so in mich hineingelaufen ist oder bin ich es gewesen? Wie klein doch die Welt ist und wie sehr ich wünschte, sie wäre doch bitte ein ganzes Stück größer! Lisa schaut mich wütend an. „Du? Kannst du nicht aufpassen? Schau gefälligst nach vorne, wenn du irgendwo hinläufst! Idiot!“, meckert sie auch noch sofort drauf los. Leander kommt zu uns, doch Lisa beachtet ihn gar nicht weiter. Ich fahre mir mit der Hand über den Nacken. „Sorry, ich war in Gedanken...“ „Pah! Das soll ich dir abkaufen? Du hast nur einfach nicht aufgepasst, weil du das nie tust!“ Ich sehe auf das aufgebrachte Mädchen herunter und weiß nicht, was ich erwidern soll und ehrlich gesagt, habe ich auch keinen Bock da drauf mich weiter mit ihr abgeben zu müssen. Seufzend wende ich mich ab und will gerade weitergehen, als sie mich unsanft am Arm packt und zurück hält. „Wo willst du hin?! Das war doch eben keine Entschuldigung! Das hast du nur so dahin gesagt!“ „Tut mir leid!“, erwidere ich gleichgültig. Lisa hebt die Hand und will mir gerade eine Ohrfeige verpassen, als Leander eingreift und sie festhält. „Was soll der Scheiß! Deswegen musst du ihn nicht gleich schlagen!“ Lisa bläst die Wangen auf und gibt einen ungnädigen Laut von sich, ehe sie sich von Leander losreißt, auf dem Absatz kehrt macht und ohne ein weiteres Wort die Biege macht. Wir sehen ihr hinterher. Leander schüttelt verständnislos den Kopf. „Was ist denn in die gefahren?“ Ich zucke mit den Schultern. „Sie konnte mich noch nie leiden, dabei habe ich ihr nicht mal was getan...“ Leander legt einen Arm um meine Schultern. Ich sehe zu ihm auf und lasse mich von ihm in den Laden bugsieren. Die Ablenkung nehme ich dankbar an. Leander und ich gehen zielstrebig zu den neusten Comicausgaben und schauen, ob es ein paar neue Schätze gibt. Während ich mich so durch die Regale wühle, vergesse ich alles um mich herum, all meine Sorgen und gehe vollkommen in meiner Tätigkeit auf. Ich will gerade nach einem Heft greifen, als scheinbar jemand dasselbe vor hat wie ich. Unsere Hände berühren sich und erschrocken ziehe ich hastig meine Hand zurück. Ich sehe auf und blicke in Vincents Augen. „Hey!“, meint dieser fröhlich. „Wa-was machst du denn hier?“, frage ich ihn überrascht. Was stimmt nur nicht mit dieser Stadt? Wieso laufe ich heute dauernd Leuten über den Weg, die ich kenne? Ob ich dann auch noch das Glück habe und Marius sehe? „Ich schätze mal dasselbe wie du!“, meint er lachend und reicht mir das Heft. „Hier, du hast es zuerst gesehen.“ Ich lächele und lege den Kopf schief. „Danke.“ Vincent stöbert weiter und während ich ihn beobachte, merke ich wie ich gerne mehr über ihn erfahren würde. Er ist zwar ziemlich kindisch, aber irgendwie ist das auch süß und ich muss zugeben, ich habe mir mal vorgestellt, wie es wäre Vincent zu küssen. Er sieht immerhin ziemlich gut aus und stylt sich auch entsprechend. Na ja, bei dem Gedanken ist es dann auch geblieben. Ich würde Vincent lieber als Kumpel haben, als fest mit ihm zusammen zu sein. Ich bin schon gespannt mit welchem Mädchen er mal zusammen kommen wird oder hat er schon eine Freundin? Vincent sieht zu mir und grinst. „Was ist? Habe ich was im Gesicht?“ Ich schüttele hastig den Kopf. Leander kommt zu uns und lächelt als er Vincent entdeckt. „Du auch hier?“ Vincent lacht und wuschelt mir durch die Haare. „Romeo und ich sind mehr oder weniger ineinander gelaufen!“ Ich brumme, weil es mir nicht gerade gefällt, dass Vincent mir die Haare durchwuschelt, die ich heute morgen mühsam in Form gebracht habe. Morgens sehe ich immer aus wie ein kleiner Löwe, weil alles durcheinander ist. Ich ziehe Vincents Hand aus meinen Haaren, den das nicht weiter stört. Er widmet sich wieder den Comics und stöbert in den Regalen. „Sollen wir gehen?“, fragt Leander. Gerade als ich nicken will, hebt Vincent den Kopf. „Was macht ihr noch?“, will er neugierig wissen. „Bei mir oder Leander abhängen...“, erwidere ich vage. „Cool, kann ich mitkommen?“, fragt Vincent fröhlich. Leander sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Tja, mit rumfummeln wird das heute wohl nichts mehr. „Klar, wieso nicht?“ Ich ringe mir ein Lächeln ab. Vincent nickt zufrieden und so gehen wir zur Kasse um zu zahlen, bevor wir den Laden verlassen. Leander wirft mir einen kurzen enttäuschten Blick zu. Bin ich jetzt etwa schuld? Hätte ich Vincent sagen sollen, dass Leander und ich lieber alleine wichsen wollen, als ihn dabei zu haben? Mürrisch wende ich den Blick ab. „Zu wem gehen wir denn jetzt?“, fragt Vincent und verstaut seine Hefte in einer Plastiktüte. Leander und ich sehen uns unentschlossen an. „Sollen wir zu mir gehen?“ Wir schauen synchron zu Vincent, der einfach vorgeht und so folgen Leander und ich ihm neugierig, denn bei Vincent war noch keiner von uns. Vincent schließt die Haustür auf und als wir eintreten kommt uns sofort seine Mutter im Flur entgegen. Sie ist kleiner als wir, wirkt nett und hat hübsche braune Locken. „Oh, du hast Freunde mitgebracht? Soll ich euch noch etwas hochbringen? Ich habe Kekse gemacht!“ „Kekse!“ Drei Schleckermäuler starren Vincents Mutter an und würden am liebsten sofort über die Kekse herfallen. Sie lacht amüsiert und scheucht uns mit einem Handtuch die Treppe hinauf. Als Vincent seine Zimmertür öffnet, staune ich nicht schlecht. Ein typisches Jugendzimmer mit Bett, Schrank und Schreibtisch. An sich nichts besonderes, aber seine Wände hat Vincent mit coolen Graffiti besprüht und die andere Hälfte des Raumes sieht aus wie in einem Fitnessstudio. Wenn ich ehrlich bin, würde ich Vincent zu gerne das Hemd vom Leib reißen und schauen, ob er wirklich so viele Muskeln hat, wenn all die Geräte hier im Zimmer stehen. „Wow!“, murmelt Leander und besieht sich den Hometrainer. Probehalber greife ich nach den Hanteln. Scheiße, sind die Dinger schwer! Und damit trainiert Vincent? Er wirkt gar nicht so. Obwohl, ich hätte ihm auch nicht zugetraut, dass er Klavier spielt und doch nimmt Vincent Unterricht. Vincent setzt sich aufs Bett und packt seine neuen Errungenschaften aus. Ehrfürchtig besieht er sie sich ausgiebig und schaut nach, ob sie auch wirklich in Ordnung sind. Lächelnd setze ich mich zu Vincent auf sein Bett. Verdammt, ist das gemütlich! Wenn auch nicht so groß wie Leanders Bett. Seufzend lege ich mich hin und könnte glatt einschlafen. Leider benutzt Vincent mich als Ablage für seine Hefte. Grummelnd öffne ich die Augen und sehe zu ihm auf. Ein Heft nach dem anderen drapiert er sorgfältig auf meinem Bauch und meinem Schoß. Wenn ich mich jetzt bewege und eines davon herunter fällt, bringt er mich um. Aber so was von! Leander streckt mir die Zunge heraus und spielt an den Einstellungen am Hometrainer herum. „Ich gehe kurz aufs Klo!“ Vincent steht auf und verlässt das Zimmer. Empört sehe ich ihm nach. „Hey und was ist mit mir?!“, rufe ich ihm nach. Vincent lacht und schließt die Tür hinter sich. Leander kommt zu mir und setzt sich neben mich auf das Bett. Ich sehe zu ihm auf, direkt in seine dunklen Augen. „Wie geht es deinem Arm?“, fragt er. Ich hebe träge die Hand. „Ganz okay.“ Leander nickt und sieht sich im Zimmer um. Eine Weile warten wir. Leander sieht wieder zu mir und beugt sich dann zu mir herunter. Seine weichen Lippen bedecken meinen Mund und pressen sich hungrig an meine Lippen. Ich schließe die Augen, genieße den Kuss und öffne erwartungsvoll meinen Mund. Gerade als Leander mir die Zungen in den Mund schiebt, öffnet sich schwungvoll die Tür. „Was macht ihr da?“, vernehme ich Vincents verständnislose Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)