Das Lied der Schlacht von ShiZaki ================================================================================ Kapitel 7: Lichtende Reihen II ------------------------------ Eine kleine Gruppe Anbu stand direkt vor Minato, alle knieten sie auf dem Boden und hörten ihm zu. „Der Ausgang eurer Mission ist ausschlaggebend für den Fortbestand Konohas und womöglich für den Rest der Welt.“ Ein Anbu meldete sich zu Wort: „A-aber was, wenn wir es nicht schaffen, Hokage sama?“ „... vielleicht ist das die letzte Möglichkeit für uns, diesen Krieg zu gewinnen... Wer weiß, was dann sein wird, wenn es uns nicht gelingt, dieses Unterfangen erfolgreich abzuschließen... Ich vermag nicht, es mir vorzustellen...“, sagte Minato ernst, doch in seiner Stimme ertönte der bittere Nachgeschmack kommender dunkler Zeiten. „Nun denn...“, sagte er, wieder seine Gedanken beisammen, zu den Anbu. „Euer Auftrag ist kompliziert... sind noch Fragen?“ Allgemein bedrücktes Schweigen breitete sich aus. Dann hob Minato den Arm und entsandte die kleine Spezialeinheit in eine ungewisse Zukunft. Naruto war bereits mit Chiko unterwegs zum Trainingsfeld. Minato hatte Naruto am Tag zuvor darum gebeten, Chiko zu trainieren, damit er eine größere Chance hatte, im Krieg fliehen zu können. Chiko war noch viel zu jung, um zu verstehen, was eigentlich passierte. Und so willigte Naruto ein und entschied sich dazu, Chiko zu unterrichten, so gut es eben ging. „Du, Bruder?“ „Ja, Chiko?“ „Müssen du und Papa sterben?“ „...“ „Nii chan?“ „... ich...“ Naruto versuchte zu lächeln, doch es war schwierig. Er durfte Chiko nicht die Wahrheit sagen... eine Wahrheit, die zu grausam und furchtbar ist, als dass ein nicht mal zehn Jahre alter Junge wie Chiko damit belastet werden sollte, wo die Situation an sich schon belastend genug war. „...Es wird alles gut werden, Chiko. Mach dir keine Sorgen.“, log Naruto und auch Chikos Augen leuchteten wieder etwas mehr. Und kaum, da sie das Feld erreicht hatten, begann ihr Training. Sorgen... Sie schienen berechtigt zu sein, doch trübten sie die notwendige klare Sicht auf die Tatsachen. Auch Kushina war besorgt. Durch ihre Rolle als zweifache Mutter hatte Minato sich dagegen gewehrt, sie in den Kampf ziehen zu lassen. Es sei wichtig, dass sie sich um Chiko kümmert, sagte er. Kushina dachte an seine Worte zurück. Sie klangen blechern wie aus einem Lautsprecher im Park, laut … und doch unglaublich fern und irreal. Ihr Blick wanderte von der aschfahlen Erde hinauf zum Horizont, wo das Glitzern des fernöstlichen Meeres wie der Schimmer einer längst vergessenen, aber dennoch friedvollen Zeit die Wolken erhellten. Weiter aus Westen wehte der Geruch verlorener Schlachten im Winde vorbei... All die Schreie, all das Blut, all die Klagelieder, deren bodenlose Trauer der Wind mit sich trug... Der Himmel über Konoha wurde von tief grauen Regenwolken verhangen und es war nur eine Frage der Zeit bis der kommende Regen auch den letzten Funken Hoffnung ertränken würde. Blitzschnell liefen die Anbu über die Baumwipfel hinweg, als sei es ebenerdiges Grasland. Ihr Auftrag war klar: Den Jūbi ablenken und zeitgleich versuchen, einen Teil des Akatsukiheeres zu meucheln. Ihre Hoffnung auf eine sichere Rückkehr schwand stetig mit jedem gesetzten Schritt, der sie von Konoha entfernte, sofern überhaupt etwas wie Hoffnung bestehen konnte. Ihre Quellen sagten, der Jūbi befände sich in der Nähe des zweiten Hauptlagers. Abgesehen von den zwei Hauptlagern, in welchen jeweils etwa 8.000 Ninja waren, gab es noch drei Hilfstruppenlager, zwei an den äußeren Seiten mit nochmals etwa 2.000 Mann, und eines zwischen den Hauptlagern, nochmals mit etwa 3.000 Mann. Im Vergleich dazu: Konoha besaß, selbst mit Unterstützung aus den verbliebenen Dörfern vielleicht 15.000 Männer und Frauen, ja sogar noch Jugendliche, die mit der Gewissheit, so oder so zu sterben, lieber im Krieg sterben und so vielleicht eine Wendung erzielen. Auch Naruto war einer dieser Jugendlichen, die kämpfen wollten, koste es, was es wolle. Die Anbu waren auf dem Weg zum Hilfstruppenlager an der linken Flanke des Gegners, um dort einen Angriff durch ein paar gezielt gesetzte Sprengköpfe zu inszenieren und so den Jūbi vom Hauptlager der rechten Flanke abzulenken. Somit teilten sich die Anbu auf. Zwei der insgesamt elf Anbu Einheiten sollten sich um die Sprengköpfe kümmern, die anderen neun machten sich auf den Weg ins rechte Hauptlager, das erste Hauptlager, in welchem laut den Quellen nur Wenige der Zwangssöldner sein sollten, weswegen es einfacher sei, möglichst viele der freiwilligen Akatsuki Sympathisanten zu beseitigen, ohne Unschuldige einen unverdienten Tod erleiden lassen zu müssen. Auch Minato war sich der Gefahr bewusst, dass es unschuldige Opfer geben wird. Sie als Kollateralschäden anzusehen wäre unmenschlich, und doch entsprach es den Tatsachen. Egal wie wir es nennen, es ist unumgänglich, dass die Gefahr, unschuldige Menschen zu töten, besteht, weswegen eine Schönredung keinem weiter hilft, dachte Minato. Selbstverständlich sind es Kollateralschäden, die auftreten könnten. Um Akatsuki aufzuhalten, müssen Leute sterben, ob nun unschuldig oder für das Gute an der Sache beteiligt... Ganz ohne Verluste kann dieser Krieg nicht sein, dachte Minato nach und war sich sicher, dass viele Verluste immer noch besser wären, als der vollständige Verlust des Krieges und somit die Überlebenden möglicherweise einer lebenslangen Sklaverei auszusetzen. „Es ist Krieg, egal wie du es dir auch ausmalst...“, sagte Jiraiya, als er mit Minato im Restaurant saß und diskutierte. „Du hast recht, aber wie könnte ich es mit meinem Gewissen vereinbaren, unschuldige Opfer bewusst sterben zu lassen, ja sogar auf Auftrag hin ermorden zu lassen, nur um die wirklich Schuldigen bestrafen zu können?“ Jiraiya schaute hinüber zum Tisch, an welchem eine kleine Gruppe Frauen saßen, welche aufgeregt tuschelten. „Ich kann es dir nicht sagen. Ich würde mir an deiner Stelle vermutlich die selbe Frage stellen, doch auch ich würde kaum eine Antwort finden.“ Minato blickte unzufrieden zu Boden. „Sag mir, Jiraiya... wie kann ich, sollten wir diesen Krieg überstehen, einfach weitermachen? Wo sollte ich anknüpfen, wenn Clanvorsteher zu Grabe getragen werden, Mütter um den Verlust ihrer Kinder trauern und eine unfüllbare Leere in der Mitte unserer Seele entstanden ist, um mit all dem fertig werden zu können? Was soll ich dann noch machen?“ Jiraiya schüttelte den Kopf. „Ich denke, du kannst nichts tun... Nichts kann den Verlust eines Menschen ausgleichen, absolut nichts... Weder Geld, noch Alkohol, noch irgendwas anderes... Es wird immer eine Narbe geben, solange du lebst... Und das muss dir bewusst sein... Das einzige, was du machen kannst, ist es zu akzeptieren. Nicht akzeptieren, dass vielleicht Naruto von den Akatsukis hingerichtet worden wäre, sondern akzeptieren, dass du machtlos bist, die Zeit zurück zu drehen, alles zu richten, zu korrigieren, bis alle wieder glücklich sind. Niemand kann das.“ Minato zuckte merklich zusammen, als Jiraiya von Narutos Hinrichtung sprach und versuchte es sich nicht vor Augen zu führen. „Du hast recht, wie immer... Wirst du mir beistehen, solltest du noch leben?“ Jiraiya nickte. „Jederzeit, Minato...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)