Das Haus Telcontar von DreamerInHeaven ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Mein Prinz!“ Mit einem unguten Gefühl im Magen ließ Eldarion sein Schwert sinken und sah dem Boten dabei zu, wie er ein paar mal nach Luft schnappte. Ihm entging währenddessen nicht, dass der Blick des Mannes abgehetzt über den Übungsplatz huschte und das er es scheinbar vermied, ihn direkt anzusehen. „Euer Gnaden werden von der Königin gebeten, unverzüglich in die Gemächer des Königs zu kommen.“ Euer Gnaden? Ohne Zeit mit Fragen zu verschwenden nickte Eldarion knapp, ließ sich vom Waffenmeister sein Schwert abnehmen und folgte dem aufgelösten jungen Mann durch die verwinkelten Gassen des inneren Ringes. Die Bürger machten hastig platz und verneigten sich, sobald sie ihn näher kommen sahen, doch er nickte ihnen nur schnell zu. „Hat die Königin dir gesagt, warum sie nach mir schicken lässt?“ Der Bote schüttelte hastig den Kopf und Eldarion ließ es fürs Erste dabei bewenden. Seine Gedanken rasten. Sein Vater war die vergangenen Wochen ungewöhnlich kränklich gewesen und das seine Mutter ihn nun in sein Gemach rufen ließ sorgte dafür, dass Eldarion das Gefühl hatte, ein kalter, harter Klumpen würde sich in seinem Magen bilden. Ging es seinem Vater schlechter? Hatte jemand seinen Großvater informiert? Und was, bei den Valar, sollte er tun, wenn...? Er wagte es nicht, diesen Gedankengang zu Ende zu führen und nickte stattdessen den Wachen am Schlosseingang flüchtig zu und zwang sich zu einem neutralen Gesichtsausdruck. Das war etwas, was er schon früh von seinem Vater gelernt hatte – so schwer es manchmal auch fallen mochte, als Kronprinz stand er dem Volk gegenüber in der Pflicht und eine dieser Pflichten war es, nach außen hin immer sowohl ruhig als auch selbstsicher aufzutreten. „Wurden meine Schwestern informiert?“ „Ihre Majestät ließ ebenfalls nach Prinzessin Melién schicken, Prinzessin Lúthiel ist bei ihrer Tanzlehrerin und Prinzessin Béleth schläft gerade, Euer Gnaden.“ Eldarion nickte leicht und unterdrückte trotz seiner Sorge ein Schmunzeln, als er sich vorstellte wie die 12-Jährige Lúthiel sich durch ihre Tanzstunde quälte und vermutlich nur froh war, dass ihre ältere Schwester gerade nicht zusah, um sie zurechtzuweisen, wenn sie etwas falsch machte. „Ich finde den Rest des Weges allein, danke.“ Mit einem freundlichen Nicken verabschiedete Eldarion den Boten, der sich hastig verbeugte und und die nächste Ecke verschwand. Der Prinz beschleunigte seinen Schritt und eilte die nächste Treppe hinauf, das leise Klacken seiner Schritte hallte in der, für diese Zeit beunruhigend leeren, Halle wieder und sorgten dafür, dass er sich noch ein wenig beklemmter fühlte als ohnehin schon. „Eldarion!“ Als er die Stimme seiner Schwester hörte, blieb er stehen und wandte sich halb zu ihr um, um auf sie zu warten. In dem dunkelroten Kleid und mit dem langen, offenen Haar sah sie ihrer Mutter von weitem ähnlicher denn je. Erst wenn sie direkt vor einem stand konnte man sehen, dass Meliéns Gesichtszüge um einiges härter waren als die ihrer Mutter; ihre Lippen waren schmaler und ihre Wangenpartie war schärfer geschnitten. Wie immer konnte man dem Gesicht der 15-Jährigen auf den ersten Blick nicht ansehen, was sie dachte und fühlte, doch Eldarion wusste es besser. Meliéns Blick waren auf einen Punkt zwischen seinen Augenbrauen fixiert und ihre Finger waren so fest miteinander verschränkt, dass es beinahe schmerzhaft aussah. Eldarion hob die Hand und berührte sie sachte am Oberarm, was sie kurz zum Lächeln brachte, bevor er sich umdrehte und die Tür zum Schlafgemach seiner Eltern öffnete. Arwen erhob sich, sobald ihre Kinder den Raum betraten und küsste beide flüchtig auf die Wange, bevor sie den Zeigefinger auf die Lippen legte und ihnen bedeutete, leise zu sein und sie noch ein Stück weiter weg vom Bett führte. „Er schläft...aber es geht ihm noch immer schlecht...“, erklärte sie leise und warf einen besorgten Blick zurück auf ihren schlafenden Gatten, ehe sie sich wieder ihren Kinder zuwandte. „Heute kam ein Brief von eurem Großvater. Ich habe ihm geschrieben und von...“ Sie atmete tief ein und fuhr sich flüchtig mit den Fingerspitzen über die Schläfen, bevor sie fortfuhr, „...und von der Situation eures Vaters erzählt.“ Sie zögerte, bevor sie den Bediensteten mit einer Handbewegung bedeutete, sie allein zu lassen. In dieser Zeit warf Eldarion einen schnellen, besorgten Blick zu seinem Vater, der sich, abgesehen von dem kaum merklichen heben und senken seiner Brust, nicht zu rühren schien. „Kann Großvater ihm helfen?“, fragte er, unwillkürlich die Stimme senkend, als wäre sein Vater weniger in Gefahr, wenn er es nur nicht laut aussprach. Arwen zuckte mit den Schultern und auch sie wirkte mit einem mal so müde, dass Eldarion den kindlichen Drang verspürte, sie zu umarmen und ihr zu sagen, dass alles wieder gut werden würde. „Deshalb habe ich nach euch schicken lassen. Euer Vater und ich werden so bald wie möglich mit einer kleinen Eskorte nach Imladris aufbrechen.“ So bald wie möglich. Solange euer Vater noch nicht zu schwach ist, um zu reisen. „Eldarion, mein Liebling. Du weißt, was von dir erwartet wird.“ Der Prinz spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich und sich tonnenschwer in seine Beine zu verlagern schien. Wenn seine Eltern beide nach Imladris reisen würden, bedeutete das... Er nickte steif. Arwen lächelte ihre einzigen Sohn mit einer so traurigen Zärtlichkeit an, dass er am liebsten geweint hätte, doch alles was er herausbrachte war ein ruhiges „Ja, Mutter.“. Nun wandte sie sich an Melién und diese straffte unwillkürlich die Schultern. „Eldarion hat noch keine Ehefrau, also wirst du die Aufgaben der Königin übernehmen, solange ich mit eurem Vater fort bin. Kümmere dich um eure Schwestern und unterstütze deinen Bruder, wo du nur kannst.“ Melién nickte, wie ihr Bruder zuvor, und Arwen blickte ihre ältesten Kinder liebevoll an, „Ihr müsst jetzt stark sein. Eure Familie und euer Volk braucht euch.“ „Natürlich, Mutter.“ Seine Schwester war schneller gewesen als er, also nickte er nur stumm. Ein Teil von ihm hatte immer noch nicht vollends begriffen, was er gerade gehört hatte. Seine Eltern würden mehrere Mondläufe fort sein. Er würde seinen Vater auf dem Thron vertreten. Er würde Kronprinz sein. Kronprinz. Er atmete langsam ein und aus und sah dann noch einmal zu seinem schlafenden Vater hinüber. Es herrschte Frieden in Gondor und Arnor; seit dem Ringkrieg hatte es keine größeren Auseinandersetzungen mehr gegeben, weder bei ihnen noch in den befreundetet Nationen. Die Beziehungen zu den Reichen der Elben und Zwerge waren besser denn je und mit Rohan verband sie eine tiefe Freundschaft und Orküberfälle und ähnliches hatte es schon seit Jahren nicht mehr gegeben; allgemein wurde davon ausgegangen, dass sie ausgestorben waren. Der junge Prinz entspannte sich ein wenig. Wovor fürchtete er sich eigentlich? Die außenpolitischen Beziehungen waren stark und gefestigt, Krieg stand nicht bevor und das bisschen Innenpolitik würde er sicher tragen können. Dass sein Vater ihn für diesen Gedankengang als kindisch und kurzsichtig bezeichnet hätte wurde ihm erst sehr viel später klar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)