„Wahre“ Liebe von Little-Cherry ================================================================================ Kapitel 1: „Wahre“ Liebe ------------------------ „Wahre“ Liebe   Gelangweilt drehte ich meinen Füller zwischen meinen Fingern. Seit einer Stunde saß ich nun hier, doch war meinem Blatt genauso voll wie vorher. Nur die Aufgabenstellung stand in großen, feinen Lettern auf meinem linierten Blatt. Erneut las ich mir die Aufgabe, die mein Lehrer, Herr Kakashi Hatake, unserer Klasse gestellt hatte, durch. „Schreiben Sie einen Aufsatz zum Thema ‚wahre‘ Liebe!“, stand dort.   Wahre Liebe…   Hätte ich diese Aufgabe vor einem halben Jahr gestellt bekommen, hätte ich sofort gewusst, was ich schreiben sollte. Aber heute?   Früher habe ich nie an die wahre Liebe geglaubt. Wie denn auch? Meine Mutter starb bei der Geburt meines jüngsten Bruders. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade mal drei Jahre alt. Ein halbes Jahr später brachte sich mein Vater um, er hatte den Tod meiner Mutter einfach nicht verkraftet und sich schließlich umgebracht. Meine Brüder und ich wurden ins Heim gesteckt. Dort lernten wir schnell, dass wir ganz auf uns alleine gestellt sein würden. Wir erfuhren nie was Liebe war, schließlich wurden wir im Heim sehr schlecht behandelt, während die anderen Kinder aus unserer persönlichen Hölle geholt wurden und in eine Familie kamen, wo sie geliebt und akzeptiert wurden.   Es schmerzte zu sehen, wie die anderen aus dieser Hölle geholt wurden, während wir weiterhin in ihr versauern mussten. Es schmerzte zu sehen, wie die anderen Kinder von ihren Müttern zur Schule gebracht wurden, wie sich ihre Mütter an ihre Schützlinge klammerten und sie am liebsten niemals mehr loslassen wollten. Ich hasste diese Kinder. Ich hasste sie und ihre Eltern. Ich hasste meinen Vater, weil er uns allein gelassen hatte. Ich hasste die ganze Welt, weil ich mir in ihr einfach nur fehl am Platz vorkam.   Um mich vor diesen Schmerzen zu schützen, baute ich eine eiserne Mauer um mein Herz. Ich verlor den Glauben an die Liebe. Was blieb, waren der Hass und die Einsamkeit, die sich wiederum in Hass wandelte. Ich war zwar nie wirklich alleine, schließlich gab es in diesem Heim viele andere Kinder wie mich, doch fühlte ich mich immer einsam. Auch meine Brüder waren nie bei mir. Wir drei lebten für uns, jeder ganz alleine in seiner eigenen Welt.   Wahre Liebe…   Für lange Zeit konnte ich meine Mauer aufrechterhalten. Ich hielt Abstand zu den anderen Kindern, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, da sie mich so oder so gemieden hatten. Warum hatte ich nie erfahren, doch war es mir eigentlich egal, schließlich wollte ich niemanden bei mir haben. Ich wollte weiter in meiner kleinen einsamen Welt leben. So gab es niemanden, der meine Mauer durchbrechen konnte, bis ich auf die High School kam, denn dort begann sich alles zu ändern.   Das erste Mal in meinem Leben gab es Menschen, die sich für mich interessierten. Nein, sie interessierten sich nicht nur für mich, sie waren ganz besessen von dem Gedanken mich als ihre Freundin zu haben. Die erste von ihren war Ino Yamanake. Es schien ihr völlig egal zu sein, dass die anderen Kinder mich alle mieden und dass ich eigentlich nichts von ihr oder ihren Freunden wissen wollte. Sie nervte und verfolgte mich so lange, bis ich nachgab und mit ihr einen Abend verbrachte. Ich dachte mir, dass eine Freundin, sofern wir Freundinnen werden würden, niemals meine gut errichtete und seit Jahren gehütete Mauer durchbrechen konnte, doch blieb es nicht bei dieser einen Freundin. Ino hatte viele gute Freundinnen aber auch Freunde, die mich alle herzlich in ihren Kreis mit aufnahmen. Mit dem einen oder anderen geriet ich zwar immer wieder mal an einander, doch verstanden wir uns eigentlich alle wirklich gut und verbrachten viel Zeit zusammen.   Nie hätte ich gedacht, dass ich dadurch, dass ich eine Freundin fand und ihrer Clique beitrat, auch wieder meinen Brüdern näher kommen würde. Doch, da auch diese zu Inos Freundeskreis gehörten, kamen wir uns wieder näher, unternahmen mehr und näherten uns wieder mehr an. Wir wuchsen wieder zu einer richtigen Familie zusammen. Durch die Freundschaft mit Ino bekam ich meine alte Familie wieder, doch gewann ich auch gleichzeitig eine noch viel größere Familie dazu. Mein Glaube an die Liebe wuchs von Zeit zu Zeit mehr, weil sie mir endlich nach all den Jahren wieder geschenkt wurde. Doch gab es auch diese eine Liebe?   Wahre Liebe…   Ich hatte viele Freunde gehabt und mit dem einen oder anderen war ich auch zusammen gewesen, doch glaubte ich nie wirklich an die wahre Liebe. Für mich war das nur eine Illusion und Wunschdenken von kleinen naiven Mädchen. Ich war immer der Meinung, dass es keine wahre Liebe gab und hätte den Mädels nicht nur einmal gerne den Hals umgedreht, als sie davon sprachen. Für mich gab es sie nicht!   Wahre Liebe…   Aber was ist wahre Liebe überhaupt? Diese Frage hatte ich mir gestellt, als Ino und Sakura mal wieder darüber philosophiert hatten. Gab es überhaupt eine Definition für die wahre Liebe? Ich fragte meine Freundinnen, doch beschrieben sie alle sie als etwas ganz anderes. Jede von  ihnen hatte eine andere Definition. Aus Neugier befragte ich schließlich das Internet, doch fand ich dort nur ein Gedicht über die Erklärung der Liebe.   Erklär mir Liebe- Ein Wort, das so viel bedeutet. Ein Wort, das jedermann sagt und doch anders meint Erklär mir Liebe- Wie ich sie gebrauche, was sie heißt und was sie sagt. Erklär mir Liebe- Gibt es eine Erklärung für Liebe? Weißt du wie man sie erklärt? Erklär mir Liebe!   Wie das lyrische Ich in dem Gedicht auch, begann ich darüber nachzudenken, ob es für die wahre Liebe eine Erklärung gab. Vielleicht war sie aber auch nur ein Gefühl, das jeder zu einer anderen Zeit spürt und auch anders beschreibt, doch immer mit demselben Namen betitelt. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass es sie gar nicht gab und einfach nur ein Hirngespinst dieser ganzen naiven Mädchen war. Für mich existierte sie einfach nicht.   Wahre Liebe…   Auch wenn ich mit meiner Meinung eigentlich immer alleine war und für verrückt erklärt wurde, hielt ich an ihr fest. Warum sollte ich sie auch ändern, wenn ich ihr noch nie begegnet war? Ich hatte auch noch nie einen Geist gesehen, weshalb ich auch nicht an diese Geschöpfe der Nacht glaubte. Wieso sollte es da mit der wahren Liebe anders sein? Ich bin ein rational denkender Mensch. Ich glaubte nur an das, was ich auch sehen konnte.   Wahre Liebe…   Vor zwei Jahren kam ein neuer Junge in unsere Klasse. In ihm fand ich einen Gleichgesinnten. Sein Name war Shikamaru Nara. Auch wenn wir uns wegen irgendwelcher Kleinigkeiten oft stritten, verstanden wir uns eigentlich sehr gut. Vor allen, wenn unsere Freunde sich wieder über Liebe unterhielten, waren wir beide einer Meinung, was sonst eher selten vorkam. Wir beide glaubten nicht an die große und einzig wahre Liebe. Für uns ist, war und blieb sie einfach nur Wunschdenken.   Aber gerade weil wir uns so gut verstanden – die Streitigkeiten natürlich ausgeschlossen, wobei auch diese ganz lustig sein konnte -, verbrachten wir viel Zeit zusammen. Oft trafen wir uns einfach nur, um ein bisschen zu zocken oder Musik zu hören, während wir ein paar Bierchen tranken. Zusammen mit Shikamaru verflog die Zeit wie im Flug…   Wahre Liebe…   Zu diesem Zeitpunkt schon versuchten mich meine Freunde und meine Brüder zu ärgern. Immer wieder sagten sie, dass wir süß zusammen aussahen und ein wundervolles Paar abgeben würden oder sie behaupteten, dass ich mich in Shikamaru verliebt hatte, doch ignorierte ich sie einfach. Natürlich hatte ich bemerkt, dass sich etwas zwischen Shikamaru und mir entwickelte und ich eigentlich Gefühle für ihn entwickelt hatte, aber das wollte ich nicht wahr habe. Ich versuchte meine Gefühle zu unterdrücken, weil sie alles zwischen uns verändern würden und genau das wollte ich nicht! Ich fühlte mich bei Shikamaru wohler und geborgener denn je. Dieses Gefühl konnte und wollte ich einfach nicht verlieren, denn ich wusste genau, dass ich daran sicher zerbrechen würde. Aber auch wenn ich mir meiner Gefühle bewusst war und mich langsam immer mehr in ihn verliebte, glaubte ich noch nicht an sie.   Wahre Liebe…   Natürlich schaffte ich es nicht meine Gefühle zu unterdrücken, im Gegenteil: Sie wurden von Tag zu Tag immer stärker, jedes Mal, wenn ich ihn sah. Ich schaffte es einfach nicht mehr meine Gefühle, welche schon so lange in meinem inneren schlummerten zu unterdrücken, weshalb ich sie einfach zu ließ, immerhin hatte ich mich auch schon vorher in den ein oder anderen Jungen verliebt und es war nichts passiert, doch war es dieses Mal ein gewaltiger Fehler. Kaum hatte ich meine Barrikaden niedergelegt, stürmte er meine gebrochene Mauer und eroberte im nu mein Herz. Er war der erste, der es geschafft hatte meine Mauer zu durchbrechen seit ich sie vor fünf Jahren so mühevoll um mein Herz errichtete hatte. Mittlerweile war ich siebzehn Jahre alt. Zwölf Jahre lange hatte ich meine Mauer aufrechterhalten können, auch wenn sie hier und da ein paar Risse bekommen hatte. Nie, wirklich nie, hatte es jemand bis zu meinem Herzen geschafft. Außer IHM!   ER war, ohne dass er es überhaupt wusste, bis zu meinem Herzen vorgedrungen und hatte es dann im Sturm erobert. Dies ermöglichte mir einen ganz neuen Blick auf meine Gefühle. Ich spürte Sachen, die ich noch nie zuvor gespürt hatte. Noch nie hatte ich diese Gefühle so intensiv gespürt wie zu diesem Zeitpunkt. Immer wenn wir zusammen waren, kamen die Gefühle wieder in mir hoch. In diesen Momenten erinnerte ich mich wieder an das, was meine Freunde mir über die wahre Liebe erzählt hatten und irgendwie stimmten meine Gefühle mit dem, was sie gesagt hatte überein. So langsam glaubte ich, dass es sie vielleicht wirklich gab und nicht nur ein Hirngespinst war.   Wahre Liebe…   Hatte ich mich wirklich so sehr in Shikamaru verliebt, dass man von wahrer Liebe sprechen konnte? Wenn ich so recht darüber nachdachte… Ich liebte Shikamaru wirklich sehr, mehr als all diejenigen vor ihm und ich spürte auch, dass es anders war. Ich hatte plötzlich Gefühle in mir, die mich an die Zeit vor vierzehn Jahren erinnerten. Ich wusste endlich wieder wie es sich anfühlte zu lieben und geliebt zu werden. Wenn ich also so recht darüber nachdachte, liebte ich Shikamaru wirklich so sehr, dass man von wahrer Liebe sprechen konnte. Ja, ich glaubte an das Hirngespinst der wahren Liebe! Irgendwie zumindest… Schließlich konnte ich sie mittlerweile sogar selbst spüren, aber das würde mein Geheimnis bleiben!   Zufrieden mit mir selbst setzte ich den letzten Punkt. Noch einmal legte sich mein Blick auf die geschriebenen Zeilen, wobei ich zu schmunzeln begann. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viele Zeilen zustanden bringen würde, doch nun war es geschafft. Mein Aufsatz war fertig! Lächelnd klappte ich meinen Bloch zu und erhob mich von meinem Stuhl, um zu meinem Schatz, Shikamaru Nara, der mich sicher schon sehnsüchtig erwartete, zu gehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)