Dezembernacht von Gezeitenmond (Rainy Days) ================================================================================ Kapitel 1: Dezembernacht ------------------------ Regen. Für viele ein Ärgernis, doch für die Frau am Fenster hatte Regen eine andere Bedeutung. Regen wusch weg. Dinge die nicht dorthin gehörten wo sie lagen. Und oftmals wünschte sie sich , dass der regen sie genauso wegspühlte, wie den Unrat von der Straße. Fort von dem Ort, an den sie nicht gehörte. Sachte berührten ihre Fingerspitzen die Scheibe des Fensters. Fuhren die Spuren der Tropfen nach und spürten die Kälte des Glases. Langsam schloss sie die Augen und atmete durch. Denn so sehr sie es sich auch wünschte, Celessia konnte ihrem Schicksal nicht entrinnen. Sanft legte sie eine Hand auf den gewölbten Bauch, schickte stumm ein Gebet zum Himmel. Ein Gebet das es ein Junge würde dem sie in wenigen Tagen das Leben schenken würde. Denn nur ein Junge würde die Akzeptanz des Vaters bekommen. Ein Erbe. Ein Stammhalter. Etwas anderes wollte der Mann nicht, den sie geheiratet hatte. Als verträumtes junges Mädchen hatte sie ihn zuerst kennengelernt. Wie jung und naiv sie doch gewesen war. Wie hoffnungsvoll sie in die Zukunft geschaut hatte. Das ein Grafensohn aus Russland sie ausgewählt hatte, Tochter eines österreichischen Barons. Alexi Gregroriew Graf Jasinsky. Ebenso blond wie sie, mit wunderbaren grünbraunen Augen, stark, athletisch. Gekauft. Es war alles reine Ehepolitik der Eltern gewesen, die sie in diese lieblose Ehe gedrängt hatte. Und heute? Nach 2 quälenden Jahren war Celessia endlich guter Hoffnung. All ihre Träume waren fort. Plötzlich durchzuckte sie ein heftiger Schmerz, die Luft wurde ihr fast aus den Lungen gedrückt, und da war es…die Nässe…es begann. Die 20jährige schrie um Hilfe, Bedienstete eilten herbei, und-auch Alexi, der kreidebleich geworden war. Er war sofort bei seiner Frau und trug sie in das schon vor Tagen eingerichtete Gebährzimmer. Wäre er doch nur immer so zärtlich wie jetzt gerade. Alexi strich ihr die Haare aus dem Gesicht, er redete ihr gut zu. Mit riesigen braunen Augen schaute Celessia hoch zu dem Mann, der der Vater ihres Kindes war. Sie versank wieder in seinen Augen, fühlte Hoffnung, dass alles jetzt besser würde. Dass er sie doch liebte, wie sie es sich wünschte. Eine neue Wehe zerriss sie fast innerlich. Nahezu ein Jahr später stand sie wieder dort oben am Fenster, und beobachtete de regen der die Scheibe herunter rann. Ihr Leben dachte sie. Was hatte sie vom leben erwartet- wie bitter wurde sie enttäuscht. Das Kind in ihren Armen schlief friedlich, gluckste ab und zu. Voller Zärtlichkeit sah sie auf das kleine Gesichtchen herab, das sie ohne Schmerzen lieben durfte. Denn es hatte sich nichts geändert. Alexi liebte seinen Sohn Alexander zwar, aber für seine Frau fand er nur noch kühle Höflichkeit- ihre Pflicht war getan. Er war nur solange zärtlich und besorgt gewesen bis sein Sohn auf der Welt war, sein ganzer Stolz. Von da an war sie unwichtig und durfte Leben wie es gefiel solange sie sich um den Sohn kümmerte. Alexi nahm sich seine geliebten, ohne Celessia das selbe zuzubilligen. Die Worte ihrer Mutter hallten immer noch in ihren Ohren. Einer Frau stand es nicht an zu klagen. Nicht in diesen Kreisen. Was hätte sie doch dafür gegeben nicht in diesen Kreisen zu leben. Einfach leben zu können wie andere Frauen. Liebe erfahren. Dafür würde sie sogar auf die Magie verzichten. Für immer. Seufzend wandte sie sich vom Fenster ab. Bald würde sie den kleinen Jungen stillen und ins Bettchen legen, und wieder die halbe Nacht daneben sitzen. Doch vorher musste sie noch hinab in die Bibliothek, denn jeden Abend wollte Alexi seinen Sohn sehen. Für Alexi war der Tag mieserabel verlaufen, denn wieder war einer seiner engsten Freunde getötet worden. Er wusste das der Orden der Equilibritas Draconis seinem Zirkel auf den Fersen war. Von 13 Magiern waren bereits 3 tot und nur der Himmel wusste wer der nächste war. Wie ein wildes Tier in Gefangenschaft lief er nun in der Bibliothek auf und ab, überlegte, murmelte, verwarf Ideen und Pläne des Problems Herr zu werden. Dieser verfluchte Orden! Verräter allesamt! Soviel er wusste handelte es sich bei den Jägern um Schwarzmagier die sich erdreisteten zu richten, wer Böses tat und wer nicht. Natürlich benutzte er seine Macht, wozu sonst hatte er die dunkelsten Geheimnisse studiert? Er hatte dutzende von Speichelleckern die sein Lied pfiffen- weil er es so wollte. Seine Karriere war geprägt von geistiger Beherrschung und Schlimmerem. Es gehörte dazu. Das Klopfen an der Zimmertür hätte er fast nicht gehört, so tief waren seine Gedanken. Düster war der Blick, der seine Frau beim Eintreten streifte. Da trat ein wunderbarer blonder Engel ein. Doch ein Engel passte nicht zu seinem Dämon. Celessia war schön und liebenswert, doch konnte er mit diesem reinen Wesen nichts anfangen, denn niemals würde sie gutheißen was er tat und wie er die Welt verbog das sie für ihn tanzte wenn er Laune hatte. Niemals würde er mit dieser Frau das teilen , was er jeden Tag aufs neue genoss- die Macht die Schwachen zu nutzen. Aber er brachte es auch nicht fertig diesen Engel zu verderben, besonders jetzt nicht, da sie seinen Sohn geboren hatte. Er erwies ihr Höflichkeit und das war schon mehr als seine Freunde ihren Frauen angedeihen ließen. Sie konnte sich glücklich schätzen, doch das war sie nicht. Lächelnd nahm er ihr den Sohn aus dem Arm und schaute sanft in das Gesichtchen, rosig und friedlich im Schlaf. Alexi lächelte, was sehr selten war und seiner Frau umso mehr ins Herz schnitt. Wie gern hätte sie ihn geküsst. Alexi hob den Kopf, als er den großen schweren Türklopfer hörte. Besuch war nicht angekündigt, und sofort verengten sich seine Brauen. War es einer der Freunde? War etwas passiert? Unruhe befiehl Alexi, dass er zum ersten mal seid Jahren wieder ihren Blick suchte. Ihr wirklich in die Augen sah. „Nimm den Kleinen und geh nach oben. Jetzt“ „Alexi, was ist…“ „Still jetzt. Geh einfach nach oben und bring unseren Sohn ins Bett“ Verwirrt starrte sie ihn an. Unser Sohn? Ein Kuss auf die Stirn? Celessia war naiv, aber nicht dumm. Alexi war plötzlich angespannt, und beunruhigt. Hatte es etwas mit seinen seltsamen Freunden zu tun? Sie vermutete schon lange das sie schwarze Magie betrieben, und das Alexi es vor ihr geheim hielt, und vor einigen Tagen hatte sie den beweis gefunden. Doch nun nahm sie den Sohn wieder auf und befolgte das was er ihr gesagt hatte. Irgendetwas trieb sie dazu gerade jetzt zu gehorchen auch wenn tausend Fragen brannten. Gerade jetzt öffnete der Kleine die Augen und blickte seinen Vater an, lachte leise. Doch seine Mutter kam den Anordnungen nach und ging nach oben. Alexi war auf alles gefasst als er die Treppe hinunter in die Eingangshalle ging. Er öffnete die Tür und sah sich einem bekannten Gesicht gegenüber. „Arleus Night? Was führt dich her?“ Sofort war Alexi misstrauisch, denn Night hatte er schon seid der Schulzeit nicht mehr gesehen. Der Mann war ebenso Blond wie er, doch trug er das Haar gewellt bis zu den Schultern und hatte gnadenlose kalte Augen. Groß und breitschultrig, triefnass in einem ledernen Kutschermantel gekleidet. „Das weißt du Jasinski.“ Mehr sagte Arleus nicht, denn er sah das Erkennen in den Augen seines Feindes. Wieviele unschuldige hatte dieser Mistkerl versklavt oder getötet? Zu viele, und wenn er nicht so arrogant geworden wäre hätten ihn die Jäger wohl nie gestellt. Es war nur ein Augenblick. Ein kurzer Augenblick in dem Arleus erneut getötet hatte. Es war schon der dritte Mensch in dieser Dezembernacht, aber es musste sein. Jasinski stand diesem verdammten Zirkel vor der seid einiger Zeit auch Menschen opferte, und nun schlug er der Schlange den Kopf ab. Es war schmerzlos. Anders als das, was der Mann seinen Opfern zugestand. Doch Arleus war nicht wie er. Arleus Sirean Night war ein Mann von Ehre, und wenn der Kerl nicht so perplex gewesen wäre, er hätte sich durchaus noch verteidigen können. So sackte er nur tot mit einem dumpfen ton auf dem Parkett der Halle zusammen. Der Jäger wollte gerade verschwinden, da hörte er das Knarzen der Treppe und schoss herum, bereit nochmals den tödlichen Fluch zu schicken. Doch da oben an der Treppe stand eine Frau, die ein kleines Kind auf dem Arm hatte, das schlief. Ihre Augen starrten voller Schrecken auf den leblosen Körper ihres Mannes. Dann trafen sich ihre Blicke. „Komm“, war alles was Arleus sagte. Er konnte diese Frau nicht einfach hier allein lassen, denn wer wusste was sie mit alldem zu tun hatte? Und Unschuldige töten, das tat er nie. Es reichte das ein weiteres Kind ohne Vater aufwachsen musste. Warum auch immer, Celessia tat einen Schritt vor dem Anderen, die Treppe hinab bis sie diesem Mann gegenüber stand. Sie konnte nicht sprechen in diesem Moment, der sich ewig hinzuziehen schien. Warum? Ihr Verstand wusste es. Ihr Herz ahnte, das ihr Mann schreckliches getan hatte. Und nun? Der Mann reichte ihr die Hand, und wenn sie diese ergriff würde sie nie wieder zurück können. Eine einzige Träne weinte sie. Dann ergriff sie seine Hand und die Welt verschwamm vor ihren Augen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)