Auf den zweiten Blick von Seira-sempai ================================================================================ Kapitel 89: Ein etwas anderer Weihnachtsbaum -------------------------------------------- Wenige Tage später waren Luca und Nicholas bei Rebecka zum Kekse backen eingeladen, da ihre Eltern den Tag bei Bekannten verbrachten und Rebecka die Erlaubnis be-kommen hatte, die Küche zu verwenden. René und die Zwillinge würden ebenfalls dort sein. Das Geld für die Zutaten teilten sie unter sich auf. Rebecka war einkaufen gewesen und hatte Mehl, Zucker, Eier, Butter und alles, was man sonst noch so brauchte, gekauft. Lust hatte Luca eigentlich keine dazu, aber er wollte auch nicht absagen, weswegen er einfach mitging. Außerdem würde es ihm guttun, aus dem Haus zu kom-men. Seit sein Vater ihn und Nicholas erwischt hatte, schaute der Mann ihn mit diesem seltsamen Blick an, den Luca nicht deuten konnte. Die Geschenke hatten sie bereits ausgetauscht. René und Rebecka hatten ihm und Nicholas einen Bowlinggutschein geschenkt, den er aber erst einlösen konnte, wenn sein Bein wieder verheilt war. Die zwei schienen sich wirklich Gedanken gemacht zu haben, was sie ihm schenken konnten. Auch wenn der Gutschein vielleicht nicht besonders persönlich war, hatte Luca sich sehr darüber gefreut. Aber er hätte sich wohl über alles gefreut, schließlich hatte er noch nie ein richtiges Weihnachtsgeschenk bekommen. Von dem Zwillingen hatte er eine Kette mit einem halben Herz als Anhänger bekommen, von dem Nicholas die zweite Hälfte besaß und dazu ein paar Feuerwerkskörper, die sein Vater argwöhnisch beäugt hatte, schließlich waren sie erst ab 18 zugelassen. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass er sie zwar anzünden durfte, aber nur unter Aufsicht Erwachsener. Vorhin hatte Nicholas Luca abgeholt, da der Blonde nicht wusste, wo seine Mitschülerin wohnte. Der Schwarzhaarige dagegen war schon mehrfach bei ihr gewesen, weswegen er den Weg mühelos fand. „Kommt rein!“ René öffnete ihnen die Tür und schon im Flur konnte Luca hören, wie Rebecka sich wieder mit den Zwillingen stritt. Sie waren also die letzten. Als sie am Wohnzimmer vorbeiliefen, fiel Lucas Blick kurz auf den bunt geschmückten Weihnachtsbaum. Kugeln aller Rot- und Goldtöne hingen an ihm, und verliehen ihm ein festliches Aussehen. In der Küche standen bereits alle Zutaten bereit und Rebecka hatte begonnen, den Teig anzurühren. Im Radio liefen Weihnachtslieder. „Na endlich“, grüßte Florian, der die Kleidung seines Bru-ders trug, sie freudig, „Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr.“ Rebecka holte mit dem Nudelholz nach ihm aus. „Die zwei sind pünktlich. Ich kann auch nichts dafür, wenn ihr eine Stunde zu früh kommt!“ Fabian streckte ihr die Zunge raus, kommentierte ihre Aussage aber nicht weiter. Stattdessen riss er unauffällig ein Stück von dem inzwischen fertigen Teig ab und steckte es sich in den Mund. „Wenn du zu viel davon isst, wird dir noch schlecht“, er-mahnte René ihn. Doch sein Grinsen im Gesicht verriet, dass er sich keine wirkliche Sorgen machte. Rebecka rollte den Teig mithilfe des Nudelholzes aus und die Freund begannen, mit den entsprechenden Ausstechformen kleine Figuren daraus zu stecken und sie auf ein Backblech zu legen. Am Anfang lief es noch recht gut, die Zwillinge quatschten fröhlich und naschten ab und an von dem Teig. Aber nach den vierten Blech schienen sie langsam die Geduld zu verlieren. Zuerst klauten sie sich gegenseitig die Ausstechformen, dann bewarfen sie sich mit Teig. Als Florian dann etwas später das Mehl über seinem Bruder ausschüttete und sich dabei auch selbst bekleckerte, wurde es Rebecka zu viel. „Raus“, schrie das Mädchen und deutete auf die sich hin-ter ihr befindenden Balkontür. Als die Zwillinge nicht re-agierten, riss sie dir Tür aus und schob sie hindurch. „Und jetzt macht euch sauber!“ Danach schloss sie die Tür wie-der und sperrte die beiden Chaoten somit aus. Sofort klopfte Fabian gegen die Tür. „Lass uns rein! Es ist kalt“, rief er. Rebecka ignorierte ihn einfach, während dich auf Renès Gesicht ein Grinsen bildete. „Ich wäre dafür, die beiden noch eine Weile draußen zu lassen.“ Fünf Minuten später hatten sich die Zwillinge dann von dem Mehr befreit und Rebecka ließ sie wieder in die Kü-che. Inzwischen waren die Plätzchen im Ofen, weswegen René begann, etwas aufzuräumen. Die Zwillinge verzogen sich ins Wohnzimmer, was viel-leicht auch besser so war. Sie hätten die anderen sonst nur an ihrer Arbeit gehindert. Auch zum Verzieren der Kekse kamen sie nicht mehr zu-rück. Es holte sie aber auch keiner. Luca konnte sich schon denken, warum, und dazu musste er kein Hellseher sein. Die beiden hätten den bunten Zuckerguss nämlich nicht nur auf den Keksen verteilt, wo er hingehörte sondern in der ganzen Küche und die Schokostreusel ebenfalls. Nachdem alle Plätzchen verziert waren, half Luca Rebecka noch, Tisch und Schränke abzuwischen und das benutzte Geschirr abzuwaschen, da nicht alles in den Geschirrspüler durfte. Nicholas ließ sich auf einen der Stühle fallen und beobachtete seinen Freund beim Arbeiten. René tat es ihm gleich. „Schön macht ihr das“, sagte er, als sie etwa die Hälfte geschafft hatten. Rebecka warf ihm einen bösen Blick zu, erwiderte aber nichts. Luca schaute zu Nicholas, der ihn leicht anlächelte, wie als wolle er ihn provozieren. Das ließ der Blonde sich nicht zweimal sagen. Er zog seinen Freund aus dem Stuhl an das Waschbecken und drückte ihm ein Wischtuch in die Hand. „Abtrocknen“, befahl er beinahe schon und hielt ihm ein Backblech hin. Der Schwarzhaarige brummte etwas Unverständliches, kam der Aufforderung aber nach. „Wenigstens bin ich jetzt nicht mehr der einzige Pantoffelheld“, neckte René seinen besten Freund, woraufhin dieser das Wischtuch nach ihm warf. René fing es gekonnt auf. „Und womit willst du jetzt ab-trocknen?“, fragte er mit einem breiten Grinsen. Daraufhin entriss Nicholas ihm das Wischtuch wieder. „Du könntest auch mit helfen“, ermahnte Rebecka ihren Freund, woraufhin René sich gespielt schwerfällig erhob. Zu viert dauerte es nicht lange, dann war die Küche wie-der sauber. Rebecka seufzte erschöpft und lief ins Wohnzimmer, wohl um den Zwillingen mitzuteilen, dass sie jetzt fertig waren. Weit kam sie allerdings nicht. In der Tür blieb sie stehen, schaute für einen Augenblick verdutzt in den Raum, ehe sie anfing, zu toben: „Ich glaub, ich spinne!“ Sofort eilte René zu ihr. Nicholas und Luca folgten ihm. Es dauerte nicht lange, da hatte der Blonde entdeckt, was seine Klassenkameradin so aufgeregt hatte. Die schönen, bunten Kugeln waren vom Weihnachtsbaum verschwun-den. Stattdessen hingen mehrere Dutzend Kondome, glücklicherweise alle noch originalverpackt, am Baum. Nicholas lachte und auch auf Lucas Gesicht bildete sich ein Lächeln, obwohl er das Ganze etwas peinlich fand. René schlenderte auf den Baum zu und betrachtete die kleinen Verpackungen. „Die sind noch gut“, meinte er, nahm eine Packung und deutete auf die Stelle, an der die Zwillinge mit Klebeband einen Faden befestigt hatten. „Typisch Mann“, seufzte Rebecka, „Nur das Eine im Kopf!“ „Wäre doch Verschwendung, sie nicht zu verwenden“, verteidigte René sich. Rebecka wandte sich an die Zwillinge. „Ihr bringt das jetzt sofort wieder in Ordnung. Wenn meine Eltern das se-hen…“ „Ist doch nicht weiter schlimm“, meinte Florian, „Sie wis-sen schließlich, dass du mit René Sex hast.“ „Das ist noch lange kein Grund, Kondome an den Weih-nachtsbaum zu hängen!“ „Sag bloß, du magst euer Weihnachtsgeschenk nicht.“ Fabian täuschte Traurigkeit vor und fuhr sich mit den Hän-den über die Augen, fast so als würde er weinen. Da war er mit der Kette und den Feuerwerkskörpern ja noch gut weggekommen, stellte Luca fest, wagte aber nicht, es auszusprechen. Die Zwillinge könnten das sonst als Herausforderung betrachten und das wollte er vermeiden. „Hängt es einfach wieder ab, Jungs. Ok?“, bat Rebecka Florian und Fabian. Die Beiden schauten sich kurz an, hoben synchron die Schultern und machten sich zu Lucas Überraschung tat-sächlich daran, den Baum wieder in seine Ursprungszu-stand zu versetzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)