Auf den zweiten Blick von Seira-sempai ================================================================================ Kapitel 97: Gute Neuigkeiten ---------------------------- Erst das Vibrieren seines Handys riss Luca aus seinem Schlaf. Zuerst wusste er nicht, was ihn geweckt hatte. Außerdem verwirrte es ihn, dass er sich auf einmal in der Schule befand. Dementsprechend irritiert war sein Blick als er sich im Zimmer umsah. „Dein Handy“, sagte Nicholas, nachdem er den Blon-den eine Weile beobachtet hatte. Immer noch etwas schlaftrunken fischte Luca das Gerät aus seiner Hosentasche und schaute auf das Display. Zuerst konnte er nichts feststellen, bis ihm auffiel, dass er eine neue Nachricht hatte. Also öffnete er diese und begann zu lesen: Der Katze geht es gut. Wir können sie heute Nachmittag abholen. Erleichtert atmete Luca aus. Er spürte fast schon, wie ihm der Stein vom Herzen fiel und ein leichtes Lächeln bildete sich auf seinem Gesicht. „Gute Neuigkeiten?“, fragte Nicholas ihn. Luca nickte. Allerdings wollte er nicht weiter darauf eingehen, weswegen er das Handy abschaltete, in seinen Rucksack stopfte und sich wieder an seinen Freund lehnte. Es dauerte nicht lange, da war er wie-der eingeschlafen. „Tschüss“, verabschiedete Luca sich an der Bushalte-stelle von Nicholas. Sein Freund hatte, genau wie René, noch Fahrschule, weswegen er in die entgegengesetzte Richtung musste. „Bis heute Abend.“ Nicholas beugte sich zu ihm he-runter und hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. „Bis heute Abend“, erwiderte Luca. Er hatte seinen Freunden nichts von dem Kätzchen erzählt, auch nicht Nicholas. Es war nicht so, dass er es ihnen absichtlich verschwieg, es hatte nur keine weitere Gelegenheit gegeben, in der er es hätte erwähnen können und als er die Nachricht von seinem Vater erhalten hatte, war er noch zu müde gewesen. „Ist dir nicht gut?“, fragte Thomas, der neben ihm an der Haltestelle stand. Der Blonde schüttelte den Kopf. „Bin nur müde.“ „Ach so“, meinte Thomas. Luca war froh, dass sein Klassenkamerad sich mit sei-ner Antwort zufrieden gab und nicht weiter nachbohrte. Er wollte seinen Klassenkameraden nicht anlügen müssen, aber von dem Kätzchen wollte er auch nicht erzählen. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. „Ich habe in zwei Wochen einen Job als Model bei deinem Vater“, meinte Thomas beiläufig als sie in den Bus einstiegen. Dann schnitt er eine Grimasse. „Eigentlich soll ich mich eher umschauen, ob mir irgendwas auffällt, weil in letzter Zeit wohl ein paar von den Models abgelehnt haben, für ihn zu arbeiten. Und da ich mich damit schon auskenne war ich wohl der richtige für diesen Job.“ Der Blonde wusste nicht recht, was er darauf erwidern sollte, weswegen er sich für eine Frage entschied, mit der er wenig falsch machen konnte: „Du modelst?“ „Jo“, sagte sein Gesprächspartner grinsend, „nicht so oft, weil ich noch keine achtzehn bin und noch zur Schule gehe, aber ich hatte schon den einen oder anderen Auftrag.“ Luca beschloss, bei dem Thema zu bleiben, so konnte Thomas ihm keine unangenehmen Fragen stellen. „Macht es Spaß?“ Thomas nickte. „Ja. Sonst würde ich es schließlich nicht machen. Außerdem wird es nicht schlecht bezahlt und ich kann mir so mein Taschengeld aufbessern.“ „Klingt interessant“, meinte Luca. „Willst du es auch mal versuchen?“, fragte Thomas. Der Blonde schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass da etwas für mich ist.“ Er dachte an die Narben an seinen Handgelenken. Momentan fiel es nicht auf, dass er nur lange Sachen trug. Hoffentlich waren sie bis zum Sommer so weit verblasst, dass man sie nicht mehr sah. Er wollte nicht, dass die anderen davon erfuhren. Gemeinsam mit Thomas stieg er an der inzwischen gewohnten Haltestelle aus. Sein Klassenkamerad begleitete ihn noch ein Stück, schließlich wohnte er in der Nähe, ehe sie sich verabschiedeten. „Bis Morgen“, rief sein Klassenkamerad und hob zum Abschied noch einmal die Hand. „Tschüss“, erwiderte Luca. Dann setzte er seinen Weg fort. Bis zum Haus waren es nur noch wenige Meter. Er staunte nicht schlecht, als er das Auto seines Vaters in der Einfahrt stehen sah. Normalerweise, bis auf wenige Ausnahmen, arbeitete Peter bis kurz vor dem Abendessen. Der Siebzehnjährige hatte das Grundstück noch nicht betreten, da hörte er schon die Stimme seines Vaters. Er fand den Mann am Gartenzaun, wo er sich gerade mit dem Nachbarn unterhielt. Luca wusste, es ging ihn wahrscheinlich nichts an, trotzdem lauschte er dem Gespräch der beiden. „Da bin ich aber froh“, hörte er den Nachbarn sagen, „Es hätte weitaus schlimmer ausgehen können.“ „Eigentlich wollte ich mit Ihnen über etwas anderes sprechen“, sagte Peter. Der Nachbar nickte, woraufhin Peter fortfuhr: „Mein Sohn hängt ziemlich an der Katze, deshalb wollte ich fragen, ob es möglich ist, sie Ihnen abzukaufen.“ Luca erstarrte. Für einen Augenblick glaubte er, sich verhört zu haben. „Der Junge kann den Kleinen umsonst bekommen“, antwortete der Nachbar, „Ich habe es ihm schon an-geboten, aber er hat sich nicht dazu geäußert.“ „Sind Sie sicher?“ Peter klang verwundert. Der Nachbar lachte. „Für die anderen Kätzchen hab ich auch nichts verlangt. Ich hab Ihren Sohn gesehen, wie er mit dem Kleinen umgeht. Ein besseres Zuhause könnte ich mir nicht für ihn wünschen.“ Dem alten Mann schien bemerkt zu haben, dass Luca ihnen zuhörte, denn er schaute ihn an und lächelte. Peter folgte seinen Blick. Er schien überrascht, Luca zu sehen. „So war das nicht geplant“, sagte er halb ernst halb im Scherz, „Eigentlich sollte es eine Überraschung werden.“ „Sorry“, murmelte der Siebzehnjährige. Peter winkte ab. „Nicht so schlimm. Aber da du jetzt Bescheid weißt, kannst du mich begleiten und die Sachen für deine Katze selbst aussuchen.“ Dem hatte Luca nichts beizufügen, weswegen er seine Schulsachen schnell im Flur neben der Haustür abstellte und mit seinem Vater ins Auto stieg. Hoffentlich fuhren sie nicht wieder in so einen noblen Laden, wie den, wo er seine Schlafzimmermöbel her hatte. Denn auch, wenn er es Peter nicht sagte, war er immer noch der Meinung, dass es auch einfache Möbel getan hätten. So war das Erste, was Luca nach der viertelstündigen Fahrt tat, auf das nächstbeste Preisschild zu schauen, bevor er erleichtert ausatmete. Natürlich hatte er gewartet, bis sein Vater den Einkaufswagen holte, damit der Mann nichts davon mitbekam. Wie es schien, hatte Peter sich diesmal für einen normalen Laden entschieden. Aber vielleicht gab es auch kein Geschäft, das Luxusartikel für Tiere führte in der Nähe. Peter erkundigte sich kurz an der Kasse, wo er die gewünschten Artikel fand und ließ sich von der jungen Verkäuferin den Weg erklären. Dann schob er den Wagen auf direktem Weg durch das Geschäft, bis er vor dem gewünschten Regal stand. Zuerst lud er das Katzenfutter ein, wobei er da einfach drei Kisten von verschiedenen Marken aus dem Regal nahm. Luca widmete sich inzwischen dem Spielzeug. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sein Vater den Wagen zuerst mit Futter, dann mit Näpfen belud. Es folgten eine Transportbox, ein Katzenklo und zwei Säcke Streu. Erst als er vor den Kratzbäumen stand, fragte er seinen Sohn nach der Meinung. „Welchen möchtest du?“ Nachdem Luca dich die verschiedenen Modelle ange-schaut und die Preise verglichen hatte, entschied er sich für einen weißen, der aufgebaut bis fast an die Decke ging. Er glaubte, gelesen zu haben, dass Katzen gern an hohen Plätzen schliefen. Peter lud den gewünschten Baum auf den Wagen. Sie würden ihn zu Hause noch aufbauen müssen, aber so ließ er sich einfacher transportieren. In voller Länge hätte er niemals in den Kofferraum gepasst. Luca kam der Gedanke, dass Hans doch den Kratzbaum aufbauen könnte, sozusagen als Rache dafür, dass er das Kätzchen auf die Straße gejagt hatte. Aber da er den Mann momentan nicht in seinem Zimmer haben wollte, fiel das wohl aus. Zum Schluss ging Peter noch zum Spielzeug und nahm ein paar aus dem Regal. Dann schob er den Wagen zurück zur Kasse. Irgendwie kam es Luca vor, als hätten sie Zeitdruck. Aber da sein Vater nichts gesagt hatte, schwieg er auch und beobachtete, wie Peter einen der Verkäufer ansprach, der ihnen darauf beim verladen der Ware ins Auto half. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)