Auf den zweiten Blick von Seira-sempai ================================================================================ Kapitel 12: Thomas' Rache ------------------------- „Du wolltest doch nicht etwa petzen?", erklang Thomas' Stimme an seinem Ohr. Luca wurde durch den Gang zurück zur inzwischen leeren Kabine gezerrt. Erst als sie in den Duschkabinen waren, wurde sein Mund wieder freigegeben, allerdings nur ganz kurz. Luca hatte kaum nach Luft geschnappt, da wurde ihm ein Stück Stoff zwischen die Lippen gedrückt und hinter seinem Kopf zusammengebunden. Jetzt konnte er nicht einmal mehr um Hilfe schreien. „Weißt du, was Montag passiert ist, nachdem du abgehauen bist?", schimpfte Thomas, „Neumann hat uns die Schuld dafür gegeben und wir durften bis halb Fünf nachsitzen. Und das nur wegen dir, weil du kleiner Schisser abhauen musstest!" Luca schluckte. Das klang nicht gut. Jan und Martin zerrten ihn unter eine der Duschen, wo sie seine Hände mit einem dünnen Seil über dem Kopf an den Duschkopf fesselten. Danach wurden seine Füße zusammengebunden. „Jetzt zeige ich dir, was wir mit Petzen machen, du miese kleine Schwuchtel. Und diesmal ist keiner da, der dich retten kann. Du wirst dir n och wünschen, niemals geboren worden zu sein." Grinsend zog Thomas eine Schere aus seiner Hosentasche und begann, Lucas Klamotten zu zerschneiden. „Wer weiß", meinte Martin, „Vielleicht gefällt es ihm ja sogar. Soll ja Schwuchteln geben, die sich darauf aufgeilen, von anderen Männern nackt gesehen zu werden." Luca wollte schreien, treten, nach ihnen schlagen, doch die Fesseln hielten ihn an seinem Platz und durch den Knebel brachte er keinen vernünftigen Ton heraus. Ihm standen die Tränen in den Augen. Wäre er doch nur nicht hergekommen! Seine Trainingsjacke fiel auf den Boden und das T-Shirt folgte wenig später. „Wow, wer hat dich denn so zugerichtet?", spottete Jan, „Da ist uns wohl jemand zuvorgekommen." Die anderen beiden lachten. Luca konnte sich nicht länger zurückhalten und begann, hemmungslos zu weinen, was seine Mitschüler nur noch mehr anstachelte. Ihm wurden die Schuhe ausgezogen und die Hose vom Körper geschnitten, am Ende hatte er nichts mehr an. Jan und Martin holten ebenfalls ihre Scheren und schnitten Lucas Klamotten in kleine Fetzen. Danach zerstörten sie seine restlichen Sachen, zerrissen Hefte und Schulbücher und warfen sein Handy so oft auf den Boden, teilweise sprangen sie sogar darauf herum, bis das Display splitterte. Mit Entsetzen beobachtete Luca, wie sie seine Kleidung zerstörten. Er wusste, selbst wenn es ihm irgendwie gelang, sich zu befreien, müsste er nackt heimfahren. „Das wird dir eine Lehre sein!", drohte Thomas, ehe er Lucas zerstörte Sachen in der gesamten Umkleide verteilte. „Weißt du, was das Beste ist?", flötete Jan Martin lachte. „Bis heute Abend hat keiner mehr hier Unterricht. Du hast also ganz viel Zeit über dein Verhalten nachzudenken." „Ja, denk darüber nach, du kleine Missgeburt", spottete Thomas. Jan drehte die Dusche auf und kaltes Wasser lief auf Luca herab. Erschrocken zuckte der Blonde zusammen. Es dauerte nicht lange, da fing er an, vor Kälte zu zittern. Doch das schien die drei nicht zu interessieren. Munter dekorierten sie weiter due Umkleide. Als sie damit fertig waren, packten sie ihre Sachen und gingen. Thomas kehrte noch einmal um. Zuerst hatte Luca gehofft, er würde vielleicht das Wasser wieder abdrehen, doch Thomas zog sein Handy aus der Hosentasche und schon zwei Fotos von Luca. Danach verschwand er. Luca hörte noch, wie die Tür zur Umkleide abgeschlossen wurde. Wenig später ging das Licht aus. Luca blieb allein, zitternd vor Kälte unter dem kalten Wasserstrahl zurück. Er wusste, er musste das Wasser abdrehen, bevor er endgültig ausgekühlt war, doch das war gar nicht so einfach. Nach einigem Strecken und Verdrehen gelang es ihm eine gefühlte Ewigkeit später endlich, doch er hörte nicht auf zu frieren. Zeit verging, ohne das sich etwas tat. Inzwischen hatten sich Lucas Augen an die Dunkelheit gewöhnt und er konnte ein paar Umrisse erkennen. Auch hatte er aufgehört zu weinen. Wie hatte er nur so blöd sein können. Er hätte wissen müssen , dass so etwas passieren würde, immerhin hatte es bis jetzt noch keinen Tag gegeben, an dem Thomas und dessen Gang ihn in Ruhe gelassen hatten. Wenn er doch nur geschwänzt hätte. Dann würde er jetzt irgendwo durch die Stadt laufen und das schöne Wetter genießen. Aber nein, er hatte ja unbedingt mit Neumann reden müssen! Jetzt hatte er den Mist. Jetzt war er nackt und geknebelt in einer Duschkabine festgebunden und konnte nur darauf hoffen, dass ihn schnell jemand befreite. Aber es kam keiner. Luca hörte weder Stimmen, noch Schritte im Gang. Alles war still. Martin hatte anscheinend recht gehabt, mit seiner Aussage, dass erst am Abend wieder jemand vorbeikommen würde. Luca wollte sich gar nicht vorstellen, wie diese Personen reagierten, wenn sie ihn so vorfanden. Wie lange er hier wohl schon stand? Langsam begannen seine Arme zu krampfen. Er war es nicht gewohnt, sie für längere Zeit so zu halten. Eine Weile versuchte er, die Hände von dem Seil zu befreien, doch er merkte schnell, dass er sich damit nur die Gelenke wund scheuerte. Als der Schmerz zu groß wurde, gab er auf und ließ sich kraftlos gegen die Wand sinken. Er konnte nichts anderes tun, als zu warten. Wie lange, wusste er nicht. Er wusste ja nicht einmal, wie viel Zeit bereits vergangen war. In der Turnhalle gab es kein Klingelzeichen und die Finsternis, die ihn umgab, nahm ihm jegliches Zeitgefühl. Auf die Hilfe der Lehrer, die seine Abwesenheit sicher bereits bemerkt hatten, brauchte er nicht zu hoffen. Von ihnen würde keiner nach ihm suchen. Thomas und dessen Gang hatte ihn vor ihren Augen fertiggemacht und keiner hatte eingegriffen. Warum sollten sie es also jetzt tun? Hätte er gestern Abend doch nur diese Tabletten geschluckt! Warum hatte er gezögert? Ach ja, wegen Neumann. Luca konnte es nicht fassen. Er hatte doch tatsächlich geglaubt, dass ein Lehrer ihm helfen würde. Vielleicht war das hier ja die Strafe für seine Dummheit. Die Schmerzen in seinen Armen wurden immer schlimmer, bis er sie letztendlich entspannte und in den Seilen hängen ließ. Jetzt brannten zwar seine Handgelenke, aber die Schmerzen waren erträglicher. Auch gefühlte Stunden später hatte sein Körper sich noch nicht wieder aufgewärmt. Er zitterte zwar nicht mehr so stark, wie am Anfang, fror aber immer noch. Morgen war er sicher wieder krank, dabei war er doch erst wieder gesund geworden. Das Leben war ungerecht. Was hatte Luca getan, um das zu verdienen. Er hatte doch nur versucht, seiner Mutter ein guter Sohn zu sein. Jedenfalls bis er begriff, dass sie ihn nicht wollte. Danach war er ihr aus dem Weg gegangen. Erneut liefen ihm Tränen über das Gesicht. Leise schluchzte Luca. Warum ausgerechnet er? Hätten sich Thomas und dessen Freunde kein anderes Opfer suchen können. Ihm ging es auch ohne die vier schon schlecht genug! Mussten sie ihm zusätzlich das Leben zur Hölle machen? Konnte er nicht wenigstens in der Schule seine Ruhe haben, wenn er zu Hause schon mehrmals die Woche verprügelt wurde? Was hatte er an sich, dass die Leute ihn hassten? Es konnte nicht daran liegen, dass er schwul war, denn er war auch in der Grundschule nicht anders behandelt wurden. Außerdem wussten weder Jochen noch seine Mutter, dass er auf Kerle stand. Trotzdem verprügelte ihn Jochen. Es musste also etwas anderes sein. Aber was? Lag es an seinem Aussehen? Seinem Verhalten? Luca fuhr zusammen, als er glaubte, Schritte zu hören. Zuerst glaubte er, es sich eingebildet zu haben, doch die Schritte wurden lauter. Vor der Tür zur Umkleide stoppten sie. Ein Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt und mehrfach gedreht. Die Tür wurde geöffnet. Fast gleichzeitig ging das Licht ein. Luca wurde so sehr geblendet, dass er die Augen zusammenkniff und erst einmal nur horchte. Es folgten weitere Schritte. Die Person, die die Umkleide betreten hatte, war allein, das hörte Luca. Allerdings hörte er auch, dass die Person zielstrebig auf die Duschen zulief. Wieder begann Luca, zu zittern. Diesmal allerdings nicht vor Kälte, sondern aus Angst. Was würde mit ihm passieren, nachdem man ihn gefunden hatte? Auf einmal stoppten die Schritte. Die Person keuchte erschrocken auf. Luca traute sich nicht, die Person anzublicken, weshalb er seine Augen geschlossen ließ. „Scheiße!", rief eine Luca sehr bekannte Stimme. Schnelle Schritte näherten sich ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)