Auf den zweiten Blick von Seira-sempai ================================================================================ Kapitel 49: Erdbeertorte mit Sahne ---------------------------------- Als Luca am nächsten Morgen erwachte, blickte er in Nicholas‘ grüne Augen. Der Schwarzhaarige lag neben ihm, den Kopf auf den Händen gestützt, und beobachtete ihn. Der Blondhaarige gähnte herzhaft und wischte sich den Schlaf aus den Augen „Du scheinst ein Frühaufsteher zu sein“, flüsterte Nicholas, „Die anderen schlafen noch.“ Luca wusste nicht, ob er erleichtert sein sollte. Sicher hätte es Gerede gegeben, wenn sie sie gesehen hätten. Aber es waren immer noch seine und Nicholas‘ Freunde. Er wollte ihnen nichts verheimlichen. Doch tat er das wirklich. Er war nicht mit Nicholas zusammen, sie waren nach wie vor nur Freunde. Auch sonst hatte sich nichts geändert. Es gab also nichts, was er ihnen erzählen konnte. „Was ich dir heute Nacht gesagt habe“, begann Luca nach einer Weile, „Kannst du es für dich behalten?“ Nicholas nickte. Luca schälte sich aus seiner Decke und begann, sich umzuziehen. Er wollte nicht, dass die anderen seine blauen Flecken sahen. Zum Glück hatte er Wechselklamotten eingepackt, denn er war sich nicht sicher, ob die Klamotten, die er ursprünglich angehabt hatte, inzwischen getrocknet waren. Nur eine zweite Jacke und Schuhe hatte er nicht, aber vielleicht waren die ja inzwischen getrocknet, immerhin hatte Nicholas sie gestern noch auf die Heizung gestellt. Danach legte er sich wieder zu seinem Klassenkameraden auf die Matratze. Der Schwarzhaarige schien verstanden zu haben, warum er sich umgezogen hatte, denn er lächelte verstehend und zog sich jetzt ebenfalls um. Es dauerte, bis die anderen wach wurden und die beiden Freunde verbrachten die Zeit damit, sich leise über belanglose Dinge zu unterhalten. Irgendwann schalteten sie auch den Fernseher ein. Aber so früh liefen da nur ein paar Werbeshows und anderer Mist, der keinen interessierte, also schaltete Nicholas ihn wieder aus. Es war nach Neun, als sich Rebecka regte. Sie gähnte herzhaft und streckte sich, wobei sie gegen ihren Freund stieß und diesen damit weckte. „Morgen“, meinte sie unbesonnen. „Morgen“, antworteten ihr Nicholas und Luca. René brummte etwas Unverständliches. „Wie lange seid ihr eigentlich schon wach?“, fragte Rebecka nach einer Weile. Ihr schien aufgefallen zu sein, dass die beiden ihre Schlafanzüge nicht mehr trugen. „Eine Weile“, meinte Nicholas, „Wir wollten euch nicht wecken.“ „Apropos wecken: Die Zwillinge schlafen noch“, sagte René. Lucas Magen entschied sich, genau in diesem Moment zu knurren. Seine Freunde sahen ihn grinsend an, ehe Nicholas schmunzelte: „Also ich wäre dafür, die beiden Langschläfer aus den Federn zu hauen. So langsam ist mir auch nach Frühstück.“ Gesagt, getan. Er und René schnappten sich von je einem Zwilling die Decke und zogen sie ihnen weg. „Aufstehen!“, rief René gut gelaunt, „Wir haben Hunger!“ Rebecka war inzwischen ins Bad verschwunden, um sich umzuziehen. Eigentlich hätte sie es auch bei ihnen im Zimmer tun können, schmunzelte Luca, denn der einzige, der an Frauenkörper interessiert und auch wach war, war René und der war ihr Freund. „Mir doch egal“, brummte Florian, woraufhin ihm Nicholas auch das Kopfkissen wegnahm. „Du bist ein schrecklicher Gastgeber“, meinte er gespielt erbost, „Deine Gäste einfach hungern zu lassen.“ Fabian schien inzwischen eingesehen zu haben, dass sie ihn nicht weiterschlafen lassen würden. Er kroch aus dem Bett, schlüpfte in seine Hausschuhe und verschwand aus dem Zimmer. Wenig später kam er mit einem Tablett vollgestellt mit Teller, Tassen, Gläsern und Besteck zurück. Seine Mutter musste es vorbereitet haben, denn er war viel zu kurz weg gewesen, um erst alles selber her gesucht zu haben. „Ihr könnt ja schon mal die Matratzen in einer Ecke stapeln, damit wir gleich Platz zum Essen haben.“ Das ließen Nicholas und René sich nicht zweimal sagen. Die Matratzen flogen samt Decken und Kissen auf Florians Bett und begruben den Zwilling unter sich. Dann rückten die beiden den Couchtisch wieder an seinen gewöhnlichen Platz. Luca schnappte sich das Tablett und begann, den Tisch zu decken. Alles passte nicht darauf, dazu war der Tisch etwas zu klein, also schnappte er sich noch Florians Nachttischschränkchen, was fast die gleiche Höhe hatte. René schien das gleiche gedacht zu haben, denn wenig später stand ein zweites baugleiches Nachttischschränkchen neben dem ersten. „Jetzt müsste es gehen, oder?“ Fabian kam mit einem zweiten Tablett, auf dem eine große Erdbeertorte, eine Schüssel Sahne, ein Teller mit Zuckerkuchen und ein Teller Kekse standen. Sofort nahm ihm Luca das Tablett ab und verstaute den Inhalt auf dem Tisch. Er musste etwas schlichten und am Ende stand die Sahne auf den Keksen, aber es ging. Inzwischen war auch Rebecka wieder da. Sie ließ sich neben ihren Freund am Couchtisch auf den Boden fallen. Als Fabian zum dritten Mal wiederkam, trug er die Getränke: Eine Kanne Kaffee, einen Pack Milch, Den Krug eines Wasserkochers, Kakaopulver und eine Dose mit Teebeuteln und Zuckerwürfeln. Das alles balancierte er irgendwie bis zum Tisch, wo es ihm die anderen abnahmen. „Wie essen ohne dich“, rief er seinem Zwillingsbruder zu. Florian brummte etwas, bequemte sich dann aber doch aus dem Bett und setzte sich mit an den Tisch. Rebecka teilte die Torte aus und lud jedem, außer sich, einen ordentlichen Löffel Sahne dazu. „Viel zu viele Kalorien“, meinte sie dann, als ihr Freund ihr auch von der Sahen auftun wollte. Die Gruppe begann, zu Essen. Als Luca einen Löffel mit Sahne in den Mund nahm und genüsslich lächelte, mussten die anderen lachen. „Wenn du nur was süßes hast“, neckte ihn Fabian. Daraufhin steckte Luca ihm die Zunge heraus und lud sich noch einen zweiten Löffel Sahne auf den Teller, den er langsam löffelte. Die Torte aß er natürlich auch, mit sehr viel Sahne. Rebecka lachte. „Ich kann ihn verstehen. Wenn ich könnte, würde ich auch die Sahne pur essen…“ „Frauen und ihre Gewichtsprobleme“, schmatzte René mit vollem Mund und musste sich im nächsten Augenblick vor der Hand seiner Freundin ducken. Nicholas, der gerade sein drittes Stück Torte hinter schlang, nickte zustimmend. Darauf schnaubte Rebecka nur. „Im Gegensatz zu euch zwei Idioten mache ich auch nicht mehrmals die Woche Kampfsport. René geht zweimal die Woche zum Kickboxen und du machst außerdem noch Karate dazu. Ist schon klar, dass du mehr futtern musst.“ „Kickboxen ist nur eine Nebenbeschäftigung“, verteidigte sich der Schwarzhaarige, „Karate mache ich professionell.“ Luca entschloss sich, dazu lieber nichts zu sagen. Nicholas musste ein wirklich viel beschäftigter Junge sein. Viermal die Woche Kampfsport und dann noch das ganze Training, was dazu kam und die Turniere. Wie schaffte er das alles nur? Der Blondhaarige glaubte nicht, dass er die nötige Ausdauer dazu gehabt hätte. Lächelnd schob er sich einen Löffel Erdbeertorte mit ganz viel Sahne in den Mund. Er liebte dieses süße Zeug. Dann rührte er sich ein neues Glas Kakao an. Wer weiß, wann er den nächsten haben würde. Deswegen aß er auch mehr als er unter normalen Umständen tun würde. Er war noch immer recht dünn vom Essensentzug in den Herbstferien und brauchte alle Kalorien die er bekommen konnte. Außerdem war so sichergestellt, dass er keinen allzugroßen Hunger hatte, wenn er heute Abend schlafen ging. „Wir wollen heute Nachmittag ins Kino und danach noch zu McDonald's, eine Kleinigkeit essen“, meinte Rebecka, die inzwischen wieder bestens gelaunt war, „Du kommst doch mit?“ Luca schüttelte den Kopf. Das konnte er sich nicht leisten, so sehr er es sich auch wünschte und von seinen Freunden wollte er es nicht bezahlt haben, da käme er sich vor, wie ein Schmarotzer. „Ich habe schon etwas anderes vor“, sagte er deshalb. Und das war nicht einmal gelogen. „Und das wäre?“, wollte Nicholas wissen. Der Blondhaarige zwang sich, ruhig zu bleiben, als er antwortete: „Ich habe herausgefunden, wo mein Vater wohnt und möchte ihn besuchen. Falls er zu Hause ist…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)