Auf den zweiten Blick von Seira-sempai ================================================================================ Kapitel 70: Gratulationen ------------------------- „Lass und zurückgehen“, sagte Nicholas nach einer Weile, „Die anderen suchen uns sicher schon.“ Er bückte sich und klaubte die Überreste des Cocktailglases auf und warf sie in den Müll. Aber einige Scherben waren so klein, dass sie wohl weggefegt werden mussten. Widerwillig löste Luca sich von ihm und griff nach seinen Krücken. Der Schwarzhaarige hielt ihm die Tür auf, als sie gemeinsam die Küche verließen. „Sieht aus, als hast du ihn gefunden“, wurden sie von René im Flur begrüßt. Nicholas nickte seinem besten Freund zu, ehe er gemeinsam mit Luca zurück ins Wohnzimmer ging. Dort setzten sie sich auf die Couch, auf der sie vorhin schon gesessen hatten. Luca schaute sich im Raum um, doch er konnte weder Julian noch Benni erkennen. Die zwei wahren wohl nach Hause gegangen. Kein Wunder, so wie Nicholas ausgerastet war. Der Blonde konnte sein Glück immer noch nicht fassen. Er war mit Nicholas zusammen. Nie hätte er gedacht, dass es jemals dazu kommen würde. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er kuschelte sich an seinen Freund. Der Schwarzhaarige schmunzelte und legte einen Arm um ihn, zog ihn näher an sich heran. „Sagt mal“, fragte eines der Mädchen, das ebenfalls zu den Gästen gehörte. Luca kannte sie nicht. „Seid ihr zusammen oder so?“ Ein leichter Rotschimmer breitete sich auf den Wangen des Blonden aus und er wich seinem Blick aus. Nicholas dagegen nahm das locker. Er packte den Blonden an der Hüfte und hob ihn auf seinen Schoß. Lucas erschrockenen Aufschrei ignorierte er. „Sieht man doch“, brummte er und schien das Gespräch damit zu beenden. Das Mädchen schaute ihn verdutzt an, ehe es den Rückzug antrat. Langsam wurde Luca wieder ruhiger und begann, die ungewohnte Nähe zu genießen. Er lehnte sich gegen seinen Freund, woraufhin dieser die Arme um ihn schlang. René, der sie bis eben beobachtet hatte, ließ sich breit grinsend neben Nicholas auf die Couch fallen, auf den Platz, auf dem vorhin gesessen hatte. „Gibt es zufällig etwas, was ihr mir mitteilen wollt?" Sein Blick verriet, dass er es bereits wusste, oder zumindest erahnte. „Als ob du das noch nicht wüsstest“, entgegnete Nicholas und zog Luca noch ein Stück näher an sich heran. Renés Grinsen wurde breiter. „Dann ist wohl eine Gratulation angebracht. Hat auch nur drei Monate gedauert. Ich hätte erwartet, dass ihr länger braucht, drei Jahre oder so, vielleicht auch vier.“ Er fing sich eine Kopfnuss von seinem besten Freund. Dazu musste Nicholas Luca kurz loslassen, doch er legte seine Arme schnell wieder um ihn. Inzwischen waren auch die anderen auf sie aufmerksam geworden. Rebecka lächelte Nicholas kurz zu, dann zog sie Luca in eine Umarmung, die für den Blonden so überraschen kam, dass er sich nicht dagegen wehren konnte. „Ihr seid so süß zusammen“, freute sie sich. „René, deine Freundin geht fremd-“ „Nicholas, dein Freund geht fremd!-“, sagten die Zwillinge gleichzeitig. Sie grinsten sich an, bevor sie sich wieder an ihre Freund wandten. Sie zerwühlten das Haar des Blonden, Florian die linke und Fabian die rechte Hälfte. Nicholas richtete es wieder und warf den Zwillingen einen bösen Blick zu, Luca konnte es sehen, weil sie sich in einem der Fenster spiegelten. Je später es wurde, desto wohler fühlte sich Luca auf Nicholas‘ Schoß, denn der Schwarzhaarige ließ ihn nicht mehr los. Im Gegenteil, nach einiger Zeit begann er zuerst, Mit Lucas Haaren zu spielen. Es folgten der Kragen seines Pullovers und der Saum an der Hüfte. Damit konnte Luca noch leben. Auch, als Nicholas‘ Hände unter dem Pullover über seinen Bauch fuhren, unternahm er noch nichts. Erst, als sie begannen, in höhere und tiefere Regionen zu wandern, setzte Luca dem Ganzen ein Ende. Er packte die Hände, zog sie unter dem Pullover hervor, richtete den Pullover und platzierte sie wieder auf die Stelle, an der sie ganz zu Beginn gelegen hatten. Um zu verhindern, dass sie wieder auf Wanderschaft gingen, hielt er sie fest. Der Schwarzhaarige quittierte das mit einem leisen Lachen. Er beugte sich nach vorn und küsste ihn kurz auf den Mund, dann ließ er seinen Kopf gegen Luca sinken, so dass seine Stirn im Nacken des Blonden lag und sein Pony ihn kitzelte. Kurz verspannte sich Luca, doch er gewöhnte sich schnell daran. Es war nicht viel anders, als wenn Nicholas ihn streichelte und das hatte er schon oft getan und Luca hatte es jedes Mal genossen. Später brachte Nicholas ihn nach Hause. Da Julian und Benni sich nicht mehr hatten blicken lassen, nahmen sie den Linienverkehr. In die Richtung, in der der Blonde jetzt wohnte, fuhren mehr Busse, auch noch mitten in der Nacht. Er brauchte nur etwas Hilfe beim Einsteigen, weil die Stufen sehr hoch war. Der Busfahrer musterte sie argwöhnisch, als sie ihm ihre Monatskarten unter sie Nase hielten, doch er war freundlich genug, zu warten, bis Luca sich gesetzt hatte. Aber vielleicht lag das auch an dem Blick, mit dem der Schwarzhaarige ihn betrachtete. Während der Fahrt, hielt Nicholas die Krücken, damit sie nicht umfielen, in einer Hand. Die andere hatte er um Lucas Schulter geschlungen. „Irgendwie ist es nicht viel anders, wie sonst auch“, stellte Luca irgendwann fest, „Bis auf das Küssen und so haben wir den Rest schon mehr oder weniger gemacht.“ Nicholas antwortete nicht, sondern zog ihn nur näher an sich heran und küsste ihn auf die Stirn, an die Stelle, an der die Haare begannen. Er brauchte nichts sagen, Luca verstand ihn auch ohne Worte. Gemeinsam stiegen sie an der nächsten Haltestelle aus. Zum Haus von Lucas Vater war es noch ein kurzer Fußmarsch, der sich durch die Tatsache, dass Luca mit den Krücken nicht so schnell laufen konnte und den Schnell in die Länge zog. Es war weit nach Mitternacht, als sie endlich das Grundstück erreichten. Aber im Wohnzimmer brannte noch Licht, also waren Nina und Peter wohl noch nicht zu Bett gegangen. Ob sie auf ihn warteten? Es war doch schon so spät und sein Vater hatte ihm extra einen Schlüssel gegeben, damit er immer ins Haus konnte. Trotzdem freute sich Luca darüber, obwohl es eigentlich völlig unnötig war. zum ersten Mal, seit er denken konnte, blieb jemand wach und wartete auf ihn. „Wir sehen uns“, verabschiedete Nicholas, nachdem er den Blonden bis zur Haustür gebracht und für ihn aufgeschlossen hatte, und wandte sich zum Gehen. Luca sah ihm hinterher. Er zögerte kurz, dann griff er nach dem Arm des Schwarzhaarigen. Seine Krücken fielen ihm aus der Hand, als er sich zu ihm beugte, weswegen er sich an Nicholas‘ Armen festhielt, um nicht umzufallen. Erst, als er sicher auf seinem ungebrochenen Bein stand, schlang er dem sichtbar verwirrten Nicholas die Arme um den Hals. Der Schwarzhaarige verstand, was er wollte und kam ihm ein Stück entgegen. Ihre Lippen hatten sich kaum getroffen, da vertiefte Nicholas den Kuss schon. Luca ging mit. Er vertraute dem Schwarzhaarigen. Er wusste, Nicholas würde ihm nicht wehtun. Aus dem einen Kuss wurden mehrere. Nicholas wollte gar nicht mehr von ihm ablassen, was Luca nicht im Geringsten störte. Er mochte es, seinen Freund zu küssen. Erst als im Flur das Licht anging und Schritte an den Wänden entlanghallten, lösten sie sich schwer atmend wieder voneinander. Nicholas reichte Luca seine Krücken. Das war es auch, was Nina und Peter sahen, als sie die beiden erreichten. „Bis nächste Woche“, verabschiedete sich Nicholas, „Ich bring dir wieder die Hausaufgaben vorbei.“ „Danke, das ist nett von dir“, antwortete Luca. Irgendwie fühlte sich diese Aussage plötzlich sehr reserviert an. Der Schwarzhaarige schien das ähnlich zu sehen, denn er schnaubte: „Ich bin dein Freund! Natürlich bring ich dir die Sachen vorbei!“ Der Blonde musste schmunzeln. Ihm war die Zweideutigkeit dieser Aussage nicht entgangen. Trotzdem wollt er den Abschied nicht unnötig in die Länge ziehen, weswegen er einfach nur „tschüss“, sagte. Nicholas hob noch einmal die Hand, dann verließ er das Haus und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Luca wandte sich an seinen Vater und dessen Freundin, die ihn freundlich begrüßten. „Na, wie war die Party?“, fragte Peter. Ob er wusste, dass sein Sohn schwul war und seit wenigen Stunden einen festen Freund hatte? Besser, er brachte es ihm schonend bei, dachte sich Luca, und nicht mehr heute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)